MAIS-BOHNEN-GEMENGE Tagung des Ausschusses Futterkonservierung und Fütterung im Deutschen Maiskomitee e. V. (DMK) am 25. Februar 2021 - Deutsches ...
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MAIS-BOHNEN-GEMENGE Tagung des Ausschusses Futterkonservierung und Fütterung im Deutschen Maiskomitee e. V. (DMK) am 25. Februar 2021
2 » Inhalt « INHALT 3 Bohnenzüchtung zur Optimierung einer langjährigen Partnerschaft E. Zand, A. Zschunke 5 Mehr Leistung durch Züchtung: Mais-Stangenbohnen-Ergebnisse aus 2019 und 2020 Dr. W. L. Leiser 9 Sortenwahl im Mais-Bohnen-Gemengeanbau – Aspekte aus Pflanzenbau und Futterbewertung Dr. K. Aulrich, J. Bussemas, Dr. H. Böhm, Dr. F. Höppner 16 Mais-Mischanbau – Welche Partner bieten sich an? H. Romundt 18 Einfluss des Bohnensaattermins im Gemengeanbau mit Mais Dr. F. Höppner, J. Bussemas, Dr. K. Aulrich, Dr. H. Böhm 23 Einfluss der N-Düngung auf Ertrag, Protein und Rest-Nmin-Werte des Mais-Stangenbohnen-Mischbestandes T.-K. Niehoff 28 Auswirkungen des Mais-Stangenbohnen-Gemengeanbaus auf den Stickstoffhaushalt D. Villwock, Prof. Dr. M. Müller-Lindenlauf 33 Diversifizierung durch Mais-Gemenge – Einflüsse auf Anbau, Ertrag und Qualität V. S. Schulz, C. Schumann, Prof. Dr. M. Müller-Lindenlauf, K. Stolzenburg, S. Weisenburger, Dr. K. Möller 37 Erträge und Gehalte von Mais-Bohnen-Gemischen mit Impressum Stangenbohnen oder Helmbohnen Herausgeber: Deutsches Maiskomitee e. V. (DMK) U. Wyss, D. Martin, A. Zemp Brühler Straße 9 • 53119 Bonn dmk@maiskomitee.de 40 Bestimmung des Rohproteingehalts von Mais-Stangenbohnen- www.maiskomitee.de Layout: AgroConcept GmbH, Bonn Mischungen: Referenzanalytik und NIRS Bildnachweis: landpixel.eu Dr. B. Darnhofer Gedruckt auf Papier mit dem Blauen Engel 45 Einsatz von Mais-Stangenbohnen-Silage in der Milchviehfütterung, Ergebnisse des Silocontrollings Dr. T. Jilg, A. Jilg, M. Ismail, Dr. D. Brugger Stand: Mai 2021
» DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 3 BOHNENZÜCHTUNG ZUR OPTIMIERUNG EINER LANGJÄHRIGEN PARTNERSCHAFT E. Zand, A. Zschunke · Sativa Rheinau AG, Schweiz Zusammenfassung Tab. 1: Unterschiede der Anforderungen an Gartenbohnen Da sich die Eigenschaften von Stangenboh- und an Stangenbohnen für den Mischanbau mit Mais nen für den Mischanbau in wesentlichen Merkmal Gemüse-Anbau Mischanbau mit Mais Anmerkungen Punkten von herkömmlichen Gartenbohnen Korngröße (TKG) 0 200–300 angepasst an den Mais unterscheiden, ist es notwendig, die Zucht- Spätreife ––– +++ 3 bis 4 Wochen später Kälte-/Frosttoleranz 0 +++ Aussaat 3 Wochen früher ziele dementsprechend anzupassen. Einige Geschmack +++ ? dieser Ziele konnten bereits erreicht werden, Fadenbildung ––– 0 andere (wie Verbesserung der Leistung und Phasingehalt 0 ++ für Wiederkäuerfütterung Resistenzen) verfolgt Sativa Rheinau weiter- --- = nicht erwünscht, + = erwünscht, ++ = sehr erwünscht, +++ = unbedingt erforderlich, 0 = nicht relevant hin. 1. Z iele der Bohnenzüchtung für das Korngröße Gemenge mit Mais Alle Zuchtlinien für den Mischanbau besit- Allgemeines Ziel der Arbeit ist, die Leistung zen mittlerweile ein Tausendkorngewicht von des Maises mit den Vorzügen der Stangen- 200–300 g und sind somit an die Korngröße bohne zu kombinieren. Erhöhte Proteinge- des Maises angepasst. halte in der Silage, Stickstofffixierung und eine Steigerung der Biodiversität sollen dabei Reifezeit erreicht werden. Das optimale Reifestadium ergibt sich aus dem Silagezeitpunkt. Im Zuchtgarten wer- Nach der Trennung der Züchtung der beiden den Merkmale wie Wüchsigkeit, Blattmasse Kulturen und der Entwicklung in verschiedene und Hülsenansatz bonitiert. Die Feinabstim- Richtungen sollen diese wieder zusammen- mung erfolgt über die Daten der Leistungs- geführt werden und eine Optimierung für die prüfung (siehe Vortrag Dr. Leiser). Dort stellt Nutzung in der Tierernährung stattfinden. Im sich heraus, ob die Bohne tatsächlich für den Fokus der Züchtungsarbeit steht zurzeit Pha- Mischanbau mit Mais geeignet ist. seolus vulgaris. Bestehende Sorten sind häufig nicht für das Gemenge mit Mais geeignet, da Kältetoleranz bei der Züchtung von Gartenbohnen andere Da es zum üblichen Zeitpunkt der Maisaus- Ziele verfolgt werden. saat noch niedrige Temperaturen haben kann, muss die Bohne unter diesen Bedin- Ein wesentliches Ziel in der Stangenbohnen- gungen geprüft werden. Diese Frühsaatver- züchtung ist die gemeinsame Aussaat mit träglichkeit wird im Feldtest mittels frühem Mais, welche eine bestimmte Korngröße und Aussaattermin und tiefer Ablage erprobt. Je Kältetoleranz der Bohne erfordert. Die Ver- nach Witterung können so Selektionsbedin- einfachung der Aussaat und die Kostener- gungen geschaffen werden. Beispiele bei ei- sparnis sollen vorteilhaft für die Landwirtin- ner Aussaat der F2 jeweils am 20. April: nen und Landwirte sein.
4 » DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « – Frühjahr 2019: äußerst lückenhafter Be- 2. Realisierung der Zuchtziele stand, gute Selektionsmöglichkeit Die Realisierung der Zuchtziele erfolgt durch – Frühjahr 2020: kein Spätfrost, geringe Diffe- eine mehrjährige, mehrstufige Selektion der renzierung Bohnen an der Stange im Zuchtgarten der ‘Sativa Rheinau AG’ und durch eine mehrjäh- Phasingehalt rige, mehrstufige Selektion der Bohnen am Mittels Untersuchungen konnte festgestellt Mais an der Landessaatzuchtanstalt in Ho- werden, dass eine gewisse Variabilität im henheim. Phasingehalt der Zuchtlinien vorhanden ist. Aufgrund dessen wurden Marker für die Die Kreuzung von ausgewählten Eltern erfolgt Detektion entwickelt [1, 2]. Somit kann eine im Gewächshaus in Rheinau. Die entstande- rasche Bestimmung und Selektion auf niedri- nen Kreuzungsprodukte werden als F1 im gen Phasingehalt erfolgen. Winterzuchtgarten kultiviert und kommen als F2 wieder zurück. Auch in den weiteren Jah- Resistenzen ren werden die selektierten Pflanzen jeweils Mit zunehmender Anbaufläche könnte auch in Rheinau und im Winterzuchtgarten ange- der Krankheits- und Schädlingsdruck steigen. baut. Ab der 4. Generation werden die Zucht- Zu möglichen Schadbildern zählen u. a. Boh- linien parallel dazu in einer Leistungsprüfung nenmosaikvirus (BCMV), Brennfleckenkrank- in Kombination am Mais („general mixing heit (Colletotrichum lindemuthianum), Fett- ability“, GMA) der Landessaatzuchtanstalt Ho- fleckenkrankheit (Pseudomonas syringae pv. henheim geprüft. Kandidaten, die auch in der phaseolicola) und Bakterieller Bohnenbrand Mischkultur mit verschiedenen Maissorten (Xanthomonas axonopodis pv. phaseoli) [3]. Um („specific mixing ability“, SMA) überzeugen, Resistenzen in unsere bestehenden Zuchtli- werden vermehrt und können als neue Sorte nien einzubringen, wurden Kreuzungen mit angemeldet werden. Buschbohnen angelegt. Buschbohnen wer- den züchterisch intensiver bearbeitet, da sich die Produktion in einem wesentlich größeren Rahmen als bei Stangenbohnen abspielt. Die Kreuzungsprodukte aus Stangenbohne x Buschbohne ergeben Buschbohnen, Stan- genbohnen und mehrere Zwischenformen. In der 2.-4. Generation werden nur wüchsige Stangenbohnen selektiert. Literaturverzeichnis [1] Starke, M. (2018): Selektion von Stangenbohnensorten (Phaseolus vulgaris L.) für den Mischanbau mit Mais. Göttingen: Diss. Georg-August-Universität Göttingen. [2] Starke, M., Leiser, W. (2019): Markerentwicklung für Bohnenselektion. Vortrag vom 27.03.2019 [3] Bedlan, G. (2012): Gemüsekrankheiten. Herausgeber: Zentralverband der Kleingärtner und Siedler Österreichs, Wien, 370 Seiten
» DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 5 MEHR LEISTUNG DURCH ZÜCHTUNG: MAIS-STANGEN- BOHNEN-ERGEBNISSE AUS 2019 UND 2020 Dr. W. L. Leiser · Landessaatzuchtanstalt, Universität Hohenheim, Stuttgart Zusammenfassung bau mit dem Mais ungeeignet waren, begann Die Ergebnisse aus 2019 und aus 2020 zei- man die Stangenbohne für den Mischanbau gen, dass die Mais-Stangenbohnen-Misch- mit dem Mais züchterisch zu optimieren. Da- kultur inzwischen in der Leistung bis auf we- bei waren sowohl universitäre als auch private nige Prozentpunkte zum Mais im Reinanbau Züchter beteiligt. Bald stellte sich heraus, dass aufgeschlossen hat. Dies wurde durch die der Schlüssel für den Erfolg des Mais-Stangen- Entwicklung neuer ertragsstarker Bohnen- bohnen-Anbausystems in der züchterischen sorten erreicht. Die bisherigen Ergebnisse Verbesserung der Stangenbohne lag. Somit zeigen mehr als deutlich die Überlegenheit wurden die züchterischen Aktivitäten in der der Mischkultur über die Mais-Reinkultur für Stangenbohnen-Züchtung ausgebaut. Durch Rohproteingehalt und z. T. auch für Rohpro- die langjährige finanzielle Unterstützung der teinertrag. AKB Stiftung aus Einbeck, konnte ein Zucht- programm für Stangenbohnen speziell für den Bei einer reduzierten N-Düngung ist der Mischanbau mit Mais bei dem Gemüsezüch- Mischanbau inzwischen deutlich ertragsstär- ter Sativa Rheinau AG aufgezogen werden. ker als der Mais im Reinanbau und liefert Seit 2018 werden die Leistungsprüfungen mit deutlich höhere Proteingehalte und Protei- dem Mais von der Landessaatzuchtanstalt der nerträge. Dieser deutliche Leistungszuwachs Universität Hohenheim („LSA“) durchgeführt unter N-Mangel macht den Mais-Bohnen-Ge- und koordiniert. mengeanbau für den Ökolandbau und bei konventionellem Anbau vor allem in den „ro- Den aktuellen Selektionsprozess von Stan- ten Gebieten“ besonders attraktiv. genbohnen für den Gemengeanbau kann man in fünf Phasen unterteilen. Einleitung 2018 wurde die Mais-Stangenbohnen-Misch- 1. Phase: Kreuzung und Selektion der Boh- kultur gerade mal auf ca. 400 ha angebaut. nen an der Stange. Das waren Probeanbauten von experimen- In dieser Phase werden die Bohnen an der tierfreudigen Landwirten. 2019 waren es Stange selektiert auf die Merkmale Korngrö- dann aber schon 4.000 ha. Und im Jahr 2020 ße, Kühletoleranz, Krankheitsresistenzen, standen von dieser vielversprechenden Blühzeitpunkt, Biomasse, Hülsenansatz und Mischkultur bereits ca. 15.000 ha auf unseren zusätzlich mit einem molekularen Marker auf Äckern. Für 2021 ist mit einem weiteren deut- Phasingehalt. lichen Flächenanstieg zu rechnen. Erfolge der Stangenbohnenzüchtung für die Mischkultur mit dem Mais Als man im Jahr 2012 erkannte, dass die aktu- ellen Garten-Stangenbohnen für den Mischan-
6 » DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 2. Phase: Prüfung der besten Kandidaten aus mindestens 4 Standorten geprüft. Alle Versu- Phase 1 mit einer standfesten Maishybride. che werden mit einem Mais/Bohnen-Verhält- nis von 8 Maispflanzen zu 4 Bohnenpflanzen 3. Phase: Prüfung der besten Kandidaten pro m² angelegt. Die Vergleichsparzellen mit aus Phase 2 mit mehreren standfesten reinem Mais haben 10 Maispflanzen pro m². Maishybriden. In den Prüfungen in Phase 2 und 3 werden 4. Phase: Anmeldung der neuen Bohnen- die Sortenkandidaten in 2-reihigen, 10 m2 sorten zur offiziellen Registrierung durch großen Parzellen mit je 2 Wiederholungen an die Bohnenzüchter. 5. Phase: Vermehrung und Vertrieb. Abb. 1: Relativer Gesamttrockenmasse-Ertrag von Die Vermehrung organisieren die Bohnen- 36 Mais-Bohnen-Kombinationen mit 9 Bohnensorten züchter und der Vertrieb läuft über ver- schiedene Maiszüchtungsfirmen und Saat- guthändler. Gute Erträge und mehr Protein ernten Im Jahr 2019 wurden an 4 Standorten Versu- che durchgeführt, wobei nur zwei Standorte aussagekräftige Daten zu Selektion lieferten. Im „Phase 2-Versuch“, der Prüfung von 82 neuen Bohnengenotypen mit der Maissorte ‚KWS Figaro‘ konnten im Mittel Gesamttro- ckenmasse (GTM)-Erträge von 22 t/ha erreicht werden. Die Mais-Bohnen-Kombinationen Geprüft an 4 Maissorten (MA1–MA4) im Vergleich zu 4 Maishybriden (Mais) im Reinanbau aus dem Jahr 2019 erzielten relative GTM-Erträge zum reinen Mais von 89–96 %. Die Rohproteingehalte der Mais-Bohnen-Mischproben zeigten jedoch eine deutliche Überlegenheit von 102–112 % Abb. 2: Relativer Rohproteingehalt von 36 Mais- relativ zum reinen Mais. Bohnen-Kombinationen mit 9 Bohnensorten Die Ergebnisse aus dem „Phase 3-Versuch“ im Jahr 2019, in welchem die 9 vielverspre- chendsten Bohnenkandidaten aus 2018 mit 4 Maissorten geprüft wurden, bestätigen die Ergebnisse aus dem „Phase 2-Versuch“. Auch hier konnten die Mais-Bohnen-Gemen- ge GTM-Erträge relativ zum reinen Mais von 88–101 % erzielen (Abb. 1). Auch in diesem Versuch waren die Mais-Bohnen-Kombina- tionen dem Mais im Reinanbau im Rohpro- teingehalt deutlich überlegen (Abb. 2). Die beste Mais-Bohnen Kombination erreichte Geprüft an 4 Maissorten (MA1–MA4) im Vergleich zu 4 Maishybriden (Mais) im Reinanbau aus dem Jahr 2019 einen relativen Rohproteingehalt von ca. 115 % und die zwei besten Bohnen erzielten
» DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 7 im Schnitt über 4 Maissorten relative Werte Deutliche Ertrags- und Proteinvorteile von über 110 %. Auch im Rohproteinertrag unter reduzierter N-Düngung übertrafen die Mais-Bohnen-Gemenge den Die Versuche aus dem Jahr 2020 am Stand- Mais in Reinkultur und erzielten im Mittel ort Einbeck unter stark reduzierten N-Be- 103 % relativ zum reinen Mais, was einem dingungen zeigten das volle Potential des Rohproteinertrag von 15,4 dt/ha entspricht. Mais-Stangenbohnen-Anbaus auf und konn- Die besten Kombinationen erzielten Rohpro- ten klare Hinweise für zukünftige Anbaube- teinerträge von 16,1 dt/ha. Das sind höhere dingungen mit voraussichtlich geringeren Proteinerträge als sie Sojabohnen und Wei- N-Gaben bieten. Hier konnten im „Phase zen erreichen. Mehr Leistung durch Züchtung Abb. 3: Gesamttrockenmasse-Erträge von 28 Mais-Bohnen- Im Jahr 2020 wurden im „Phase 2-Versuch“ Kombinationen mit sieben Bohnensorten 92 neue Bohnenkandidaten zusammen mit der Maissorte KWS Figaro geprüft und im „Phase 3-Versuch“ wurden 7 selektierte Boh- nen aus 2019 an 4 Mais-Sorten getestet. Die Versuche standen jeweils an 4 Standorten, wobei drei Standorte ortsüblich gedüngt wurden. Der vierte Standort erhielt nur 65 kg N, inklusive Boden-Nmin bei der Aussaat. Auf- grund eines kühlen Frühjahrs und dann loka- lem Trockenstress konnte im Mittel ein gerin- gerer GTM-Ertrag (18–19 t/ha) über die drei normal gedüngten Standorte im Vergleich zu 2019 erzielt werden. Die relativen GTM-Erträ- Geprüft an 4 Maissorten (MA1-MA4) im Vergleich zu 4 Maishybriden (Mais) im Reinanbau im Jahr 2020 unter reduzierter N-Düngung ge der Mais-Bohnen-Kombinationen im Ver- gleich zum Reinmais schwankten über diese Umwelten zwischen 94 und 99 % im „Phase Abb. 4: Relativer Rohproteingehalt von 28 Mais-Bohnen- 2-Versuch“ und zwischen 94 und 101 % im Kombinationen mit sieben Bohnensorten „Phase 3-Versuch“. Hierdurch wird deutlich, dass die neuen Bohnenkandidaten die relati- ven Leistungen der Mais-Bohnen-Kombinati- onen nochmals im Vergleich zu 2019 steigern konnten, obwohl schwierigere Bedingungen und mehr Stress während der Vegetation vorherrschten. Die Selektion der Stangen- bohnen für den Gemengeanbau zeigt somit schon heute weitere Erfolge und man kann davon ausgehen, dass sich die Leistungen in den nächsten Jahren noch weiter steigern lassen. Geprüft an 4 Maissorten (MA1-MA4) im Vergleich zu 4 Maishybriden (Mais) im Reinanbau im Jahr 2020 unter reduzierter N-Düngung
8 » DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « Abb. 5: Relativer Rohproteinertrag von 28 Mais-Bohnen- wurden sogar noch bessere Ergebnisse der Kombinationen mit sieben Bohnensorten Mais-Bohnen-Kombinationen erzielt. Die bes- te Mais-Bohnen-Kombination erreichte hier einen GTM-Ertrag von 116 % relativ zum Rein- mais-Mittel (Abb. 3), das bedeutete eine Stei- gerung von 16,0 auf 18,6 t/ha GTM. Im Hinblick auf Proteinsteigerungen konnte die beste Mais-Bohnen-Kombination einen Rohproteingehalt von 133 % und einen Roh- proteinertrag von 167 % relativ zum Rein- mais-Mittel erzielen (Abb. 4 und 5). Diese deutlichen Steigerungen hinsichtlich Ertrag, Rohproteingehalt und Rohproteinertrag zei- Geprüft an 4 Maissorten (MA1-MA4) im Vergleich zu 4 Maishybriden (Mais) im Reinanbau im Jahr 2020 unter reduzierter gen, dass unter stark reduzierter N-Düngung N-Düngung der Mais-Stangenbohnen-Anbau dem reinen Mais-Anbau deutlich überlegen ist. Unter die- sen Bedingungen kommt die Fähigkeit der 2-Versuch“ GTM-Erträge von bis zu 114 % re- Bohne, Stickstoff aus der Luft zu binden, dem lativ zum Reinmais erzielt werden. Für Roh- ganzen System zugute und selbst der Mais er- proteingehalt und Rohproteinertrag wurden scheint in einer dunkel-grüneren Farbe, also noch deutlich höhere Steigerungen erzielt, unter besserer N-Versorgung, als wenn er sei- so erreichten die 10 % besten Bohnenlinien ne Partnerin nicht hätte. Rohproteinwerte von 141–145 % und Roh- proteinerträge von 153–163 % relativ zum rei- nen Mais KWS Figaro. Im „Phase 3-Versuch“
» DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 9 SORTENWAHL IM MAIS-BOHNEN- GEMENGEANBAU – ASPEKTE AUS PFLANZENBAU UND FUTTERBEWERTUNG Dr. K. Aulrich, J. Bussemas und Dr. H. Böhm · Johann Heinrich von Thünen-Institut, Institut für Ökologischen Landbau, Westerau, und Dr. F. Höppner · Julius Kühn-Institut, Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde, Braunschweig Zusammenfassung ebenso wie das Anbaujahr. So waren diese in Zur Bewertung des pflanzenbaulichen Poten- den Gemengen mit der Stangenbohne Tarbais tials des Mais-Bohnen-Gemengeanbaus wur- in allen Versuchsjahren am geringsten, wobei den Feldversuche mit verschiedenen Sorten 2018 die geringsten Lektingehalte in den Ge- von Stangen- und Feuerbohnen in den Jahren mengen aller Sorten festgestellt wurden. Die 2015, 2016 und 2018 am ökologisch bewirt- Gemenge mit den buntblühenden und bunte schafteten Standort Trenthorst durchgeführt. Samen ausbildenden Stangenbohnen Cobra Dabei wurden die Bohnen zeitlich verzögert, und Grünes Posthörnchen wiesen in allen d.h. zum Vierblattstadium des Maises, nach Versuchsjahren die höchsten Lektingehalte erfolgter mechanischer Unkrautregulierung, auf. Es konnte festgestellt werden, dass der gelegt. Die Gesamt-Trockenmasseerträge Silierprozess die Lektingehalte deutlich re- zeigten in allen Jahren keine signifikanten duzierte. Die in den Silagen vorkommenden Unterschiede zwischen den Mais-Reinsaa- Gehalte waren so gering, dass sie kein anti- ten und den Mais-Bohnen-Gemengen. Die nutritiv wirksames Potential mehr aufwiesen. Bohnenerträge variierten stark zwischen Die Tanningehalte lagen zwischen 3,5 und den Jahren, wobei bei guter Wasserversor- 6,1 g/ kg und veränderten sich durch die Silie- gung höhere Bohnenerträge erzielt wurden. rung nicht signifikant. Die Differenzierung der Die mittelspäte Stangenbohnensorte Tarbais Pflanzenorgane zeigte, dass in den Samen die zeigte in allen Jahren die höchsten Bohnen höchsten und in den Stängeln die geringsten erträge gefolgt von den spätreifen Sorten Rohproteingehalte zu finden waren. Die Sa- Anellino verde und Grünes Posthörnchen. men der Stangenbohne Cobra wiesen in allen Die Feuerbohnensorten Preisgewinner und Versuchsjahren die höchsten Rohproteinge- Weiße Riesen sowie die mittelfrühe Stan- halte auf. Auch die Blätter und Hülsen zeigten genbohnensorte Cobra wiesen dagegen die oftmals hohe Gehalte an Rohprotein, die bis geringsten Bohnenerträge auf. Die geernte- zu 22 % betrugen. Die Gehalte an sekundären ten Mais-Bohnen-Gemenge erzielten in allen Inhaltsstoffen in den Pflanzenorganen variier- drei Jahren mit zwei Ausnahmen stets höhere ten stark. So wurden in den dunklen Samen Rohproteingehalte als reine Maissilagen. Die der Stangenbohnen Cobra und Grünes Post- jeweils höchsten Rohproteingehalte wurden hörnchen die höchsten Lektingehalte nachge- in den Untersuchungsjahren in den Gemen- wiesen, in den Blättern aller Sorten dagegen gen mit der Stangenbohne Tarbais erreicht, die höchsten Tanningehalte. wobei ein deutlicher Jahreseinfluss festge- stellt wurde. Die Sortenwahl beeinflusste die Gehalte an antinutritiv wirkenden Lektinen
10 » DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 1. Einleitung tetermine variierten stark in Abhängigkeit der Als ein Teilaspekt wurde im interdisziplinären Witterung. Projekt zur „Verbesserung der Protein- und Energieversorgung bei Wiederkäuern und Für die Bestimmung der Ertragsanteile wur- Monogastriern durch Gemengeanbau von de je Parzelle eine Fläche von 1 m2 Mais mit Mais mit Stangen- oder Feuerbohnen“ un- den dazugehörigen Bohnen auf Häckselhöhe tersucht, welche Stangen- bzw. Feuerbohnen (ca. 15 cm) geerntet. Anschließend erfolgte sich hinsichtlich Ertrag und Futterwert beson- die Trennung der Proben in Mais- und Boh- ders für den Gemengeanbau mit Mais eig- nenpflanzen. Zudem wurde eine weitere nen. Hierzu wurden 4 Stangenbohnen- und Trennung der Bohnen in die Pflanzenorga- 2 Feuerbohnensorten im Gemenge mit Mais ne (Blatt inkl. Blattstiel, Stängel, Hülse, Korn) im Vergleich zur Maisreinsaat geprüft. Die vorgenommen. Von allen Proben wurde die Bohnenarten variierten hinsichtlich ihrer Sa- Gesamtfrischmasse von Mais und Bohne er- men- und Blütenfarbe, da in der Literatur ein fasst und eine Bestimmung des Trockensub- Zusammenhang zwischen der Samenfarbe stanzgehaltes nach Trocknung bei 105 °C für und den Gehalten an antinutritiven Pflanzen- 48 h durchgeführt. Anhand der prozentualen inhaltsstoffen beschrieben ist. [1, 2] Anteile von Mais und Bohne und der Parzel- lenerträge wurden schließlich die Mais- und 2. Material und Methoden Bohnenerträge ermittelt. Der Sortenversuch wurde auf dem ökologisch bewirtschafteten Versuchsbetrieb des Insti- Die Parzellenernte in Trenthorst wurde zur tuts als vollständig randomisierte Blockanla- Siloreife in den beiden mittleren Reihen mit ge mit 4 Feldwiederholungen angelegt. Auf- einem Exaktfeldhäcksler (Champion C 1200, grund der schweren Böden und der kurzen Fa. Kemper, Stadtlohn, Deutschland) durch- Vegetationsperiode am Standort wurde die geführt und das Gewicht über eine Wägeein- frühe Silomaissorte Saludo (S 210) eingesetzt. heit mit Rotationsprobenehmer (Cibus TRM, Der Reihenabstand vom Mais betrug 75 cm, Wintersteiger AG, Österreich) erfasst. Unter während die Saattiefe bei ca. 6 cm lag. Der Berücksichtigung des TS-Gehaltes (Trocknung Mais wurde in der Kontrollvariante mit der bei 105 °C für 48 h) wurde der Trockenmas- praxisüblichen Saatdichte von 11 Körnern seertrag ermittelt. Darüber hinaus wurden (Kö)/m², sowie einer reduzierten Saatdich- die Rohprotein- und Stärkeerträge unter Be- te von 8 Kö/m² ausgebracht, wie sie auch in rücksichtigung der Nährstoffgehalte berech- den Gemengevarianten zum Einsatz kam, net. um hier die interspezifische Konkurrenz zu minimieren. Die Bestände wurden zum Zwei Es wurden Silagen der Mais-Reinsaaten blattstadium vom Mais (EC12) gestriegelt und und der Mais-Bohnen-Gemenge im Labor- zum Vierblattstadium (EC14) gehackt. Nach maßstab erstellt. Als Laborsilos dienten Abschluss der Pflegemaßnahmen wurde die 1,5-l-Weckgläser, in welche geerntetes Pro- Aussaat der Bohnen durchgeführt. Dabei benmaterial eingefüllt und mit einem Stopfer wurden die Bohnen in alternierenden Rei- verdichtet wurde. Nach der Befüllung wurden hen mit einem Abstand von 15 cm zum Mais, die Gläser sofort verschlossen und anschlie- in einer Saattiefe von 3–4 cm abgelegt. Die ßend in einer Klimakammer bei 20 °C für 90 Maisaussaat erfolgte standortüblich Anfang Tage gelagert. bis Mitte Mai. Die Bohnenaussaat erfolgte 3–4 Wochen nach der Maisaussaat. Die Ern-
» DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 11 Zur Bestimmung der Trockensubstanz wur- Abb. 1: Bohnen-Ertrag der Mais-Bohnen-Gemenge den ca. 1.000 g für 48 h bei 105 °C getrocknet. im Sortenversuch Für die Bestimmung der Rohnährstoffe wurde das Probenmaterial bei 60 °C für mindestens 48 h getrocknet. Probenmaterial zur Bestim- mung der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe wurde mittels Gefriertrocknung oder scho- nend bei 40 °C für 16 h getrocknet und an- schließend bei Bedarf mit einer Schneidmüh- le (Retsch®, SM2000, Retsch GmbH, Haan, Deutschland) vorvermahlen. Zur Bestimmung der Rohnährstoffe wurde das Probenmaterial mit einer Cylotec-Mühle (Foss®, Cyclotec 1093, Foss Deutschland GmbH) durch ein 1 mm Sieb vermahlen, während Probenmaterial zur Bestimmung der sekundären Pflanzenin- haltsstoffe mit einer Schwingmühle (Retsch®, MM400, Retsch GmbH, Haan, Deutschland) LSMeans ± SEM (SAS 9.4, Proc Mixed, Tukey-Cramer (p < 0,05)): LSMeans ohne gemeinsamen Großbuchstaben kennzeich- vermahlen wurde. nen signifikante Unterschiede zwischen den Varianten, LSMeans ohne gemeinsamen Kleinbuchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Jahren; (AV=Anellino verde, CO=Cobra, GP=Grünes Posthörnchen, TA=Tarbais, PG=Preisgewinner, WR=Weiße Riesen) Die auf 1 mm vermahlenen Proben des Ern- tegutes und der Silagen wurden mittels der Methoden des VDLUFA [4] auf ihre Rohnähr- Wilk-Test- und QQ-Plots überprüft, während stoffgehalte einschließlich Stärke untersucht. die Varianzhomogenität mittels Residu- Die zu den antinutritiven Inhaltsstoffen zäh- en-Diagrammen und dem von Brown-For- lenden Lektine (Phythohaemagglutinine) wur- sythe modifizierten Levene-Test überprüft den mittels eines Sandwich-ELISA [5] gemes- wurde. Paarweise Vergleiche wurden mit sen. Die Analyse der Tannine erfolgte nach dem Tukey-Kramer-Test (α = 0,05) durchge- der Folin-Ciocalteu-Methode [6], die in un- führt, während die Signifikanzbuchstaben mit serem Labor auf Mikrotiterplatten adaptiert dem %mult-Makro generiert wurden [3]. wurde. 3. Ergebnisse und Diskussion Die statistische Auswertung wurde mit SAS Für den Gesamtertrag konnten keine signifi- 9.4 und der Prozedur Mixed durchgeführt. kanten Unterschiede zwischen den Varianten Die Auswertung des Sortenversuchs erfolg- nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu te mittels einfaktorieller ANOVA für die fi- wurden signifikante Unterschiede zwischen xen Faktoren Jahr und Variante, sowie deren den Jahren (p
12 » DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « Abb. 2: Rohproteingehalte der Mais-Reinsaat und der Mais-Bohnen-Gemenge im Sorten- versuch LSMeans ± SEM (SAS 9.4, Proc Mixed, Tukey-Cramer (p < 0,05)): LSMeans ohne gemeinsamen Großbuchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Varianten innerhalb desselben Jahres. LSMeans ohne gemeinsamen Kleinbuchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Jahren innerhalb derselben Variante; (M11), (AV=Anellino verde, CO=Cobra, GP=Grünes Posthörnchen, TA=Tarbais, PG=Preisgewinner, WR=Weiße Riesen) genbohne Tarbais (12,2 dt TM/ha) gefolgt von der höchste XP-Zuwachs mit 1,5 %-Punkten Anellino verde (8,1 dt TM/ha) erfasst (Abb. 1). beobachtet werden konnte. Signifikant geringere Erträge wiesen die Stan- genbohnen Cobra und Grünes Posthörnchen Trotz der Unterschiede in den XP-Gehalten sowie die Feuerbohnen Preisgewinner und konnten keine signifikanten Unterschiede im Weiße Riesen auf. Von den drei Versuchs- Rohprotein-Ertrag zwischen den Varianten jahren wurde der durchschnittlich und sig- ermittelt werden. Dagegen variierte der Roh- nifikant geringste Bohnenertrag aufgrund proteinertrag signifikant zwischen den Jahren extremer Trockenheit im Jahr 2018 mit 2,8 dt mit dem höchsten Wert 12,7 dt XP/ha im Jahr TM/ha erzielt und im Jahr 2015 der signifikant 2015. Im Jahr 2016 lag dieser bei 8,86 dt XP/ höchste (11,6 dt TM/ha). ha und im Jahr 2018 bei 8,14 dt XP/ha. Die Betrachtung der Rohprotein (XP)-Gehalte Von großem Interesse ist im Hinblick auf die (Abb. 2) der Varianten zeigt signifikante Un- Sortenwahl und die damit verbundene Erzie- terschiede zwischen den Jahren. Die höchsten lung möglichst hoher XP-Steigerungen die Gehalte wurden im Jahr 2015 analysiert, die Frage nach der Lokalisierung der XP-Gehalte geringsten im Jahr 2016, sowohl beim Mais in den Pflanzenorganen. Daher wurden diese als auch in den Mais-Bohnen-Gemengen. getrennt in Blatt, Hülse, Samen und Stängel Die Gemenge aller Varianten mit Stangen- bestimmt. Abb. 3 zeigt exemplarisch für das oder Feuerbohnen wiesen signifikant höhere Jahr 2015, dass die höchsten XP-Gehalte in XP-Gehalte auf als Mais in Reinsaat mit Aus- den Samen zu finden sind, was für alle wei- nahme des Gemenges mit der Feuerbohne teren geprüften Jahre bestätigt wurde. Auch Preisgewinner im Jahr 2016. Mit der Sorte Tar- in Blättern und Hülsen wurden jahresabhän- bais wurden in allen drei Jahren die höchsten gig relativ hohe XP-Gehalte analysiert, mit XP-Gehalte erzielt, wobei im Jahr 2015 auch den höchsten Gehalten im Jahr 2015 (Blätter:
» DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 13 Tarbais 21,8 %, Grünes Posthörnchen 20,4 %; 18 g/ kg TS. 2018 wiesen Cobrasamen mit Hülsen: Grünes Posthörnchen 21,4 %, Anelli- 35 g/ kg TS die signifikant höchsten PHA-Ge- no verde 19,3 %). 2016 lagen die XP-Gehalte halte auf, Weiße Riesen mit 28 g/kg TS die der Blätter und Hülsen auf dem niedrigsten zweithöchsten. Die PHA-Gehalte von Blättern, Niveau aller geprüften Jahre mit 12,3 % in Hülsen und Stängeln unterschieden sich nicht Blättern der Cobra bis 8,1 % in Weißen Riesen signifikant und lagen im Bereich von 0,03 bis und bei den Hülsen von 9,8 bei Anellino ver- 0,3 g/kg TS in den geprüften Jahren. de bis 4,5 % bei Tarbais. 2018 wurden in den Blättern Gehalte von 15,5 (Tarbais) bis 17,3 % Für die Einschätzung des antinutritiven Po- (Weiße Riesen) gemessen. In den Hülsen tentials in der Tierfütterung ist jedoch der schwankten die Gehalte von 5,6 % (Weiße Rie- Gehalt an Lektinen in den Mais-Bohnen-Si- sen) bis 8,4 % (Tarbais). Die geringsten XP-Ge- lagen ein wichtiger Faktor. Gleichzeitig sollte halte wurden in allen Jahren in den Stängeln der Effekt der Silierung auf einen möglichen analysiert. Abbau der Lektin-Gehalte untersucht wer- den, sodass die PHA-Gehalte in den Gemen- Die Gehalte an sekundären Pflanzeninhalts- gen vor und nach der Silierung analysiert stoffen in den Pflanzenorganen variierten wurden. Die PHA-Gehalte der nicht silierten stark von Jahr zu Jahr. Die signifikant höchs- Mais-Bohne-Gemenge lagen insgesamt auf ten Lektin-Gehalte (PHA) wurden in den Sa- einem sehr niedrigen Niveau mit den auffäl- men nachgewiesen, wobei die Stangenbohne lig geringsten Gehalten aller Gemenge-Va- Cobra die signifikant höchsten PHA-Gehalte rianten im Jahr 2018 (< 0,1 g/ kg). 2015 wur- mit 66 g/kg TS im Jahr 2015 aufwies, gefolgt den in der Variante Cobra mit 0,47 g/kg TS vom Grünen Posthörnchen mit 28 g/kg TS und 2016 wiederum in der Variante Grünes und Weiße Riesen mit 25 g/kg TS. 2016 wur- Posthörnchen mit 0,44 g/ kg TS die höchsten den mit 25 g/kg TS die signifikant höchsten PHA-Gehalte gemessen. Durch den Silierpro- PHA-Gehalte in den Samen des Grünen Post- zess wurden die Lektine signifikant abgebaut, hörnchen analysiert, gefolgt von Cobra mit so dass in den Silagen deutlich geringere Abb. 3: Rohproteingehalte der Pflanzenorgane der Bohnenvarianten des Sortenversuchs 2015 LSMeans ± SEM (SAS 9.4, Proc Mixed, Tukey-Cramer (p < 0,05)): LSMeans ohne gemeinsamen Großbuchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Varianten innerhalb desselben Pflanzenorgans. LSMeans ohne gemeinsamen Kleinbuchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Organen innerhalb derselben Variante; (AV=Anellino verde, CO=Cobra, GP=Grünes Posthörnchen, TA=Tarbais, PG=Preisgewinner, WR=Weiße Riesen)
14 » DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « PHA-Gehalte gemessen wurden, die in dem lichkeit bei Ferkeln beschrieben [8], die zwi- Bereich von 0,02 bis maximal 0,27 g/ kg TS schen 1 und 2,3 g/ kg kondensierte Tannine variierten. Dieser höchste Wert aller Jahre aus Ackerbohnen aufnahmen. Ein negativer wurde im Jahr 2015 in der Silage mit der Stan- Effekt bei Schweinen ist damit nicht auszu- genbohne Cobra analysiert, der damit durch schließen. Bei Wiederkäuern wiederum könn- die Silierung um 42,5 % gegenüber dem Aus- ten durchaus positive Effekte zu erwarten gangsmaterial reduziert wurde. In den Sila- sein, was im Rahmen dieses Beitrages aber gen des Jahres 2018 lagen die PHA-Gehalte nicht näher betrachtet werden sollte. zwischen 0,01 und 0,09 g/kg TS. Grenzwerte zum Einsatz von Phaseolus-Bohnen bzw. zur 4. Schlussfolgerungen Lektinaufnahme in der Tierfütterung liegen Die Gesamterträge der Mais-Bohnen-Gemen- derzeit nicht vor. Wird anhand des „no-obser- ge lagen in allen drei Untersuchungsjahren ved-adverse-effect level“ (NOAEL), der mit Ex- auf dem ökologisch bewirtschafteten Stand- trakten aus Bohnen bestimmt wurde [7] und ort Trenthorst auf vergleichbarem Niveau zu bei 2.500 mg/Tag/kg Körpergewicht liegt, eine den Maiserträgen in Reinsaat. Die Gemenge Modellrechnung für das Schwein vorgenom- mit der Stangenbohne Tarbais (12,2 dt TM/ men, so wäre die Aufnahme von 250 g PHA ha) und mit Anellino verde (8,1 dt TM/ha) bei einem 100 kg schweren Schwein ohne wiesen dabei die höchsten Bohnenerträge negative Effekte möglich. Auf die höchsten auf, lagen aber mit 8,3 bzw. 5,5 % auf einem festgestellten PHA-Gehalte in Silagen (Cobra relativ niedrigen Niveau. Der höchste Bohn- 2015: 0,27 g/ kg) bezogen, bedeutet das, dass enertrag wurde im Jahr 2015 von der Sorte ein 100 kg schweres Schwein 926 kg dieser Tarbais mit 19,7 dt TM/ha erzielt, was einem Silage aufnehmen könnte, ohne das negative prozentualen Anteil von 13,4 % des Gesam- Effekte festgestellt würden. Die reale Grund- tertrages entspricht. In den Mais-Bohnen-Ge- futteraufnahme beträgt ca. 200 g Silage pro menge-Silagen wurden höhere Rohprotein- Tag. Das bedeutet eine höchste Aufnahme an gehalte als in reinen Maissilagen erzielt. Die Lektinen von 54 mg. Damit kann eine nega- jeweils höchsten Rohproteingehalte wurden tive Wirkung der Mais-Bohnen-Silagen beim in den Gemengen mit der Stangenbohne Schwein ausgeschlossen werden. Tarbais erreicht, wobei ein deutlicher Jahres- einfluss festgestellt wurde. Die Sortenwahl Die Tanningehalte, die in den Mais-Boh- beeinflusste die Gehalte an antinutritiv wir- nen-Gemengen mit 3,5 bis 6,1 g/kg auf einem kenden Lektinen ebenso wie das Anbaujahr. sehr niedrigen Niveau im Vergleich mit Litera- So waren diese in den Gemengen mit der turdaten [2] liegen, wiesen keine gerichteten Stangenbohne Tarbais in allen Versuchsjah- Einflüsse der Sorte oder des Versuchsjahres ren am geringsten, wobei 2018 die geringsten auf. Da Tannine beim Monogastrier vorran- Lektingehalte in den Gemengen aller Sorten gig die Proteinverdaulichkeit herabsetzen [8], festgestellt wurden. Die Gemenge mit den könnten die gefundenen Gehalte durchaus buntblühenden und bunte Samen ausbilden- eine Rolle beim Schwein spielen. Bei einer den Stangenbohnen Cobra und Grünes Post- durchschnittlichen Aufnahme von ca. 200 g hörnchen wiesen in allen Versuchsjahren die dieses Grundfutters pro Tier und Tag könn- höchsten Lektingehalte auf. Es konnte festge- ten zwischen 0,7 und 3 g Tannine von den stellt werden, dass der Silierprozess die Lekt- Schweinen aufgenommen werden, je nach ingehalte deutlich reduziert. Die in den Sila- eingesetzter Bohnensorte. Es wurde eine he- gen vorkommenden Gehalte sind so gering, rabgesetzte scheinbare ileale Proteinverdau- dass sie kein antinutritiv wirksames Potenti-
» DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 15 al mehr aufweisen. Die Tanningehalte lagen andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft zwischen 3,5 und 6,1 g/ kg und veränderten (FKZ 2813 NA 006). sich durch die Silierung nicht signifikant. Ein Einfluss der Tanningehalte der Silagen in der Schweinefütterung kann nicht ausgeschlos- sen werden, ist aber aus den vorliegenden Daten nicht abschließend zu bewerten. In der Fütterung von Rindern sollten die durch Boh- nen erhöhten Tanningehalte in den Silagen eher zu positiven Effekten führen. Die Differenzierung der Pflanzenorgane zeig- te, dass in den Samen die höchsten Rohpro- teingehalte und in den Stängeln die geringsten zu finden sind. Die Samen der Stangenboh- ne Cobra wiesen in allen Versuchsjahren die höchsten Rohproteingehalte auf. Auch die Blätter und Hülsen wiesen hohe Gehalte an Rohprotein auf, die bis zu 22 % betrugen. Die Gehalte an sekundären Inhaltsstoffen in den Pflanzenorganen variierten stark. So wurden in den dunklen Samen der Stangenbohnen Cobra und Grünes Posthörnchen die höchs- ten Lektingehalte nachgewiesen. Danksagung Das Projekt wurde gefördert durch das Bun- desministerium für Ernährung und Land- wirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bun- desprogramms Ökologischer Landbau und Literaturverzeichnis [1] Grant, G., More, L.J., McKenzie, N.H., Stewart, J.C., Pusztai, A. (1983): A survey of the nutritional and haemagglutination properties of legume seeds generally available in the UK. Brit. J. Nutr. 50, 207–214 [2] Shimelis, E.A., Rakshit, S.K. (2005): Antinutritional factors and in vitro protein digestibility of improved haricot bean (Phaseolus vulgaris L.) varieties grown in Ethiopia. Internat. J. Food Sci. Nutr. 56, 377–387 [3] Piepho, H.-P. (2012): A SAS macro for generating letter displays of pairwise mean comparisons. Communications in Biometry and Crop Science 7, 4–13 [4] VDLUFA (2012): Handbuch der Landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik (VDLUFA-Methodenbuch), Bd. III. Die chemische Untersuchung von Futtermitteln, 3. Auflage, Gesamtwerk einschließlich 1.–8. Ergänzungslieferung (1983–2012). VDLU- FA-Verlag, Darmstadt [5] Boniglia, C., Fedele, E., Sanzini, E. (2003): Measurement by ELISA of active lectin in dietary supplements containing kidney bean protein. J. Food Sci. 68, 1283–1286 [6] Makkar, H.P.S., Blümmel, M., Borowy, N.N., Becker, K. (1993): Gravimetric determination of tannins and their correlations with chemical and protein precipitation methods. J. Sci. Food Agric. 61, 161–165 [7] Chokshi, D. (2007): Subchronic oral toxicity of a standardized white kidney bean (Phaseolus vulgaris) extract in rats. Food Chem. Toxicol. 45, 32–40 [8] Jansman, A.J.M., Huisman, J., van der Poel, A.F.B. (1993): Ileal and faecal digestibility in piglets of field beans (Vicia faba L.) varying in tannin content. Anim. Feed Sci. Technol. 42, 83–96
16 » DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « MAIS-MISCHANBAU – WELCHE PARTNER BIETEN SICH AN? H. Romundt · Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Bremervörde Zusammenfassung 2. Versuchsaufbau und Ergebnisse Aus den bisherigen Versuchs- und Praxiser- Voraussetzung für den Anbau von Mais-Misch- fahrungen kann abgeleitet werden, dass der kulturen sind Standorte mit halbwegs gesi- Mais-Mischanbau in vielerlei Hinsicht sehr cherter Wasserversorgung oder mit der Mög- interessante Perspektiven bietet. Eine kom- lichkeit der Beregnung. Flächen mit extremer binierte chemisch-mechanische Unkrautre- Verunkrautung sollten gemieden werden. gulierung ist praxistauglich. Zum Vergleich Den Möglichkeiten der chemischen Unkraut- gelangten Stangenbohnen, Ackerbohnen, Lu- bekämpfung sind beim Mischanbau Grenzen pinen, Erbsen und Sonnenblumen in jeweils gesetzt. Bodenherbizide können aus Verträg- kulturspezifischer Aussaatstärke. Die Auswer- lichkeitsgründen nur im Vorauflauf der Kul- tung erfolgte nach Ertrag und Inhaltsstoffen. turen zur Anwendung gelangen. Die häufig Ein Mehrertrag konnte nicht erzielt werden. notwendige mechanische Nachlage mit einer Ein leichter Anstieg der Inhaltsstoffe war zu Maschinenhacke sichert die Unkrautbekämp- verzeichnen. Eine Vorzüglichkeit der Stan- fung ab. Die einzige im Nachauflauf gegen genbohnen deutet sich an. Die Reifezahl der Gräser und Schadhirsen einsetzbare Alter- Maissorte beeinflusst zusätzlich die Inhalts- native wäre noch das Gräserherbizid „Focus stoffe. Mit zunehmender Reifezahl fallen die Ultra“, welches allerdings nur in Cycloxy- Protein- und Stärkegehalte im Erntegut ab. dim-resistenten Maissorten (DUO-Sorten) zur Die Verbesserung der Futterqualität und die Anwendung kommen darf. Erhöhung der Biodiversität sind wesentliche Zielstellungen. Die Honorierung der zusätz- Die Aussaat der Mischungen ist eine beson- lich erbrachten ökologischen Leistungen dere Herausforderung. Die unterschiedlichen wäre wünschenswert. Die Anerkennung als Kornfraktionen der Kulturen – Korngröße „Ökologische Vorrangfläche“ könnte weitere und Tausendkorngewicht – beeinflussen die Anbauimpulse geben. Ablagegenauigkeit. Eine fast einheitliche Frak- tionierung der Saaten nach Korngröße führ- 1. Einleitung te leider noch zu keinem durchschlagenden Mais-Mischkulturen erfreuen sich zunehmen- Erfolg. der Beliebtheit. Besonders in den klassischen Maisanbauregionen mit hoher Veredlungs- In einem Parzellenversuch wurde die Ertrags- dichte nimmt die Nachfrage zu. Im letzten leistung der einzelnen Mischkulturen über- Jahr standen in Niedersachsen bereits auf prüft. Nach der Standardaussaat von Mais über 8.000 ha Mais-Mischkulturen. Vorran- wurden händisch verschiede Mischkulturen gig gelangten Stangenbohnen als Partner zur und Sorten ausgebracht. Zur Aussaat ge- Aussaat. langten Stangenbohnen, Ackerbohnen, Lu- pinen, Erbsen und Sonnenblumen in jeweils kulturspezifischer Aussaatstärke. So sollte die Ablagegenauigkeit gewährleistet werden.
» DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 17 Zur Auswertung gelangten Ertrags- und Qua- Mais1:–Mais-Mischanbau Abb. Mischanbau (Arten und und – Arten Sorten) Sorten litätsparameter sowie der Blühzeitraum der Standort: Stapel, Aussaat: 29.04.20 einzelnen Kulturen. Ernte: 22.09.20 TM Ertrag rel. % (193 dt/ha) In der Darstellung (Abb. 1) sind einige Grund- rel. % A 100 A 99 BC BC AB A CD C D CD SNK 98 10 95 parameter aufgeführt. Der Trockenmasseer- 100 90 89 81 83 81 abs. % 74 trag konnte allgemein nicht erhöht werden. 80 9,1 9 60 8,8 Das unterschiedliche Abreifeverhalten der 8,3 8,2 8,6 8,4 8,5 8 8,1 40 7,9 Stangenbohnensorten beeinflusste den Er- 7,7 7 20 trag. Bei den spät blühenden Sorten wurden 0 6 signifikante Mindererträge festgestellt. Ein Geoxx + + + + Winter- + + + + + Bl. Lupine Erbse Duo St.-Bohne St.-Bohne St.-Bohne Ackerb. W. Lupine Sonnenbl. besonders starker Ertragsabfall zeigte sich (7 Pfl. /m²) WAV 612 (4 Pfl./m²) Meraviglia (4 Pfl./m²) Blue Lake (4 Pfl./m²) Ackerb. Augusta Avalon (8 Pfl./m²) Frieda (8 Pfl.m²) Boregine (10 Lacross (10 Vellox (3 Pfl./m²) (8 Pfl./m²) Pfl.m²) Pfl.m²) bei der Lupine, der Erbse sowie der Sonnen- blume. Der Rohproteingehalt im Erntegut Mischanbau – Mais / Bohnen (Maissorten konnte nur leicht erhöht werden. Die höchs- - Reifezahl) Abb. 2: Mischanbau – Mais/Bohnen (Maissorten – Reifezahl) ten Werte erzielten die Ackerbohnen und die Sonnenblume. Im Vergleich zum Mais Standort: Stapel Aussaat: 06.05.20 Ernte: 22.09.20 konnte der Rohproteinertrag jedoch nicht TM Ertrag rel. % (191,36 dt/ha) Stärke Ertrag rel. % (40,2 dt/ha) Stärke % erhöht werden. Ein ähnliches Bild zeigte sich rel. % 100 abs. % 96 94 30 auch bei der Stärkeauswertung. Bei der Be- 100 91 79 80 68 urteilung der Inhaltstoffe sind die technisch 21 21 21 23 21 20 60 bedingten Ernteverluste der teilweise über- 40 17 10 reifen Schoten bei Ackerbohnen, Lupine und 20 Erbse zu beachten. Bei der Sonnenblume 0 A B C BC B BC 0 SNK traten zusätzlich Vogelschäden in den reifen Benedictio Benedictio (72%) Tonacja (50%) P7500 (60 %) P7948 (60 %) P8244 (60 %) WAV (28%) Avalon (50%) BG 110 (40 %) BG 110 (40 %) BG 110 (40 %) Körben auf. (8,0 Pfl. /m²) (12 Pfl./m²) (16 Pfl./m²) (12 Pfl./m²) (12 Pfl./m²) (12 Pfl./m²) Reifezahl: S210 S220 S240 Als weitere Versuchsfrage wurde der Ein- fluss der Maissorte auf die Entwicklung der Mischkultur überprüft (Abb. 2). Zur Aussaat gelangten Maissorten mit einer Reifezahl von S 210 bis S 240 jeweils in Kombination mit der gleichen Stangenbohnen-Mischung. Zur Ern- te war der Trockenmasseertrag bei allen drei Varianten gleich. Mit zunehmender Reifezahl fällt jedoch der Trockensubstanzgehalt im Erntegut ab. Parallel dazu sinken die Rohpro- tein- und Stärkegehalte, sowie die Protein- und Stärkeerträge.
18 » DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « EINFLUSS DES BOHNENSAATTERMINS IM GEMENGEANBAU MIT MAIS Dr. F. Höppner · Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde, Julius Kühn-Institut, Braunschweig, und J. Bussemas, Dr. K. Aulrich und Dr. H. Böhm · Thünen-Institut für Ökologischen Landbau, Westerau Zusammenfassung entgegengesetzter Effekt setzte beim Stärke- In allen Untersuchungsjahren war die Pflan- gehalt mit einer Abnahme bis zu 16,5 % ein. zenentwicklung von Mais und Bohne artty- Folglich sanken die Stärkeerträge der Gemen- pisch mit witterungsabhängiger Blütenbil- geprüfglieder (57,4 bis 71,0 dt TM/ha) gegen- dung und Reife. Die Reinsaat M11 erzielte über der Reinsaat mit 86,6 dt/ha signifikant im Mittel der Untersuchungsjahre mit 218,8 stärker ab. dt TM/ha den signifikant höchsten Ertrag, ge- folgt von den Prüfgliedern Reinsaat M8 mit 1. Einleitung 200,7 dt TM/ha und den Mais-Bohnen-Ge- Vor dem Hintergrund, dass eine nachhaltige mengen, von welchen GP Früh mit 184,4 dt Proteinversorgung landwirtschaftlicher Nutz- TM/ha am besten abschnitt. Auf die Höhe der tiere zukünftig verstärkt mit betrieblich oder Gemengeerträge hatten der Bohnensaatter- regional erzeugten Futtermitteln erfolgen min und die Bohnensorte Einfluss. Je früher soll, wurde die Eignung des Gemengeanbaus das Bohnenwachstum einsetzte und je mas- von Mais mit proteinreichen Stangenbohnen senwüchsiger die Bohnensorte war, umso in einem interdisziplinären Forschungspro- geringer fiel der Gesamtertrag aus, allerdings jekt geprüft. Im Rahmen der pflanzlichen Pro- bei höheren trockenmassebezogenen Bohn- duktion des Gemenges war eine Vermutung, enertragsanteilen. Dies betraf dann insbe- dass die Stangenbohnen beim Anbau mit sondere die Prüfglieder TA Früh und TA Früh Mais aufgrund der langsameren Jugendent- Misch, die mit 170,8 dt TM/ha bzw. 163,4 dt wicklung des Maises diesen bei einer syn- TM/ha die signifikant niedrigsten Erträge auf- chronen Aussaat im Wachstum unterdrücken wiesen. Unter dem Gesichtspunkt, möglichst könnten. Somit war das Ziel, unter konventio- hohe Bohnenertragsanteile zu realisieren, nellen Anbaubedingungen zu prüfen, ob hin- schneidet das einreihige Gemenge-Misch- sichtlich einer optimalen Bestandsführung saatverfahren gegenüber dem zweistufigen eine verzögerte Aussaat der Stangenbohnen Saatverfahren mit zum Mais versetzter Boh- im Vergleich zu Mais erforderlich ist. nenreihe vergleichbar ab. In den Mais-Boh- nen-Gemengen lagen im Erntegut die Roh- 2. Material und Methoden proteingehalte gegenüber der Reinsaat Mais In den Jahren 2016 bis 2018 wurden auf dem bis zu 34,8 % höher, wobei die Gemenge mit Versuchsfeld in Braunschweig-Völkenrode höheren Bohnenertragsanteilen in der Regel (anlehmiger Sand, 30–35 Bodenpunkte) in auch höhere Gehaltszuwächse verzeichne- 4-facher Feldwiederholung die Maissorte ten. Dies wirkte sich insgesamt positiv auf die Logo mit den Bohnensorten Tarbais (TA) und Rohproteinerträge der Gemengeprüfglieder Grünes Posthörnchen (GP) in einer randomi- (12,9 bis 13,6 dt TM/ha) aus, auch wenn der sierten Blockanlage angelegt. Die Parzellen Ertrag der Reinsaat Mais mit 14,6 dt TM/ha hatten eine Breite von 3 m und eine Länge nicht immer signifikant am höchsten lag. Ein von 11 m. Zur Entnahme von Pflanzenproben
» DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « 19 gab es zudem einen Handbeerntungsbereich mm und regelmäßig auftretenden Nieder- von 2 m Länge. Die Aussaat beider Gemenge- schlägen sehr feucht. partner erfolgte mit der Maisdrille Multicorn der Fa. Kleine. Die Saatzeitpunkte der Boh- 3. Ergebnisse und Diskussion nen fanden einerseits gemeinsam mit dem Die Keimdauer des Maises betrug im Schnitt üblichen Maissaattermin (Anfang Mai, früh) der Jahre 10 Tage. Bei der Frühsaat war die und andererseits zum 4- bis 5-Blatt-Stadium Keimphase der Bohnen gegenüber dem Mais des Maises (Ende Mai/Anfang Juni, spät) statt. 4 Tage länger. Bei der späteren Zusaat der Jeweils in einer zweiten Überfahrt wurden die Bohnen verkürzte sich deren Keimphase im Bohnen ca. 15 cm im Abstand zur Maisreihe Vergleich zur Frühsaat durchschnittlich um 4 (Abstand: 0,75 m) abgelegt. Zusätzlich wurde Tage. zum frühen Saattermin mit der Bohnensorte Tarbais eine Aussaat beider Gemengepart- Der Mais erreichte im Durchschnitt der Jahre ner in einem Arbeitsgang durchgeführt, d. h. seine Vollblüte (BBCH 65) 74 Tage nach der Mischung der Saat in der gleichen Saatreihe Saat. Bei den Bohnen gab es Unterschiede (Mischanbau). Dazu wurde das angestrebte zwischen den beiden Sorten und Saattermi- Saatmengenverhältnis von Mais und Boh- nen. TA Früh und TA Früh Misch blühten fast ne gut durchmischt in die Drillaggregate ge- zeitgleich mit dem Mais (76 Tage), während geben, letztlich geschah die Verteilung des GP früh mit durchschnittlich 83 Tagen eine Saatgutes beider Pflanzengattungen in der Woche länger für das Erreichen der Vollblü- Reihe dann zufällig. Als Kontrolle diente Mais te brauchte. GP Spät und TA Spät benötigten in Reinsaat mit der praxisüblichen Saatdichte dagegen weniger Tage. Im Durchschnitt der von 11 Körnern (Kö)/m2, sowie einer reduzier- Jahre war es nur für TA Spät mit 76 Tagen ten Saatdichte von 8 Kö/m2. Eine Behandlung (10 Tage früher) ermittelbar, weil GP Spät im zur Unkrautregulierung erfolgte kurz nach der sehr warmtrockenen Jahr 2018 aufgrund von Aussaat. Zur Stickstoffversorgung wurden die Hitzestress alle Blütenknospen abgeworfen Gemengeparzellen gegenüber den Mais-Rein- hatte. So kam es dann auch zu keiner Hül- saaten nur moderat gedüngt, da Bohnen als sen- und Kornbildung. Ebenfalls im Jahr 2018 Leguminose Luftstickstoff binden. Der Be- zeigten alle Bohnen, dass sie deutlich weniger stand wurde nach Bedarf bewässert, die Ern- Tage bis zur Vollblüte benötigten als in den te erfolgte zur Silierreife des Gemenges. Alle exakten Angaben zur Versuchsdurchführung Tab. 1: Versuchsdurchführung mit Behandlungs- können aus der Tab. 1 entnommen werden. maßnahmen Jahr 2016 2017 2018 Die Witterung war in den Versuchsjahren Standort anlehmiger Sand (AZ 30-40) sehr unterschiedlich mit zum Teil deutli- Silomais (S230) Logo (Reinsaat: 11 Kö m-2/Gemenge: 8 Kö m-2 (3–4 cm tief)) Aussaat: 09. Mai 08. Mai 03./04. Mai chen Abweichungen vom langjährigen Mittel Unkrautregulierung: Herbizidgemisch: Stomp (2,8 l/ha) + Spectrum (1,4 l/ha) im Vorauflauf (DWD 1962–2005), welches für die mittlere Tarbais (TA) u. Grünes Posthörnchen (GP) Stangenbohnen Jahrestemperatur 9,1 °C und 617 mm Jahres- 6 Kö m-2, ca. 15 cm neben Mais, 3–4 cm tief frühe Aussaat (T1): 09. Mai 08. Mai 03./04. Mai niederschlag ausweist. In allen Versuchsjah- Mischvariante 09. Mai 08. Mai 03./04. Mai ren war es mit 10,3 °C (2016 und 2017) und (TA Früh Misch) gleiche Reihe mit Mais in einem Arbeitsgang 11,1 °C (2018) immer wärmer. Mit Jahresni- späte Aussaat (T2): 31. Mai 01. Juni 24. Mai ederschlagsmengen von nur 505 mm (2016) N-Düngung Reinsaat: 150 kg/ha N, Gemenge: 100 kg/ha N (Kalkammonsalpeter) und 373 mm (2018) war es teilweise deutlich Beregnung 6x (∑180 mm) – 6x (∑180 mm) Ernte (Siloreife) 21. Sept. 04. Okt. 05. Sept. trockner. Lediglich das Jahr 2017 war mit 825
20 » DMK-Werkstattgespräch: Mais-Bohnen-Gemenge « beiden anderen Jahren. Der Zeitraum des Er- Erträge erzielte mit 218,8 dt/ha die Reinsaat reichens der Vollblüte erstreckte sich im Jahr M11. Davon unterschied sich signifikant die 2018 von Mitte bis Ende Juli, während dieser Reinsaat M8. Alle Gemengesaaten wiesen mit in den anderen beiden Jahren von Ende Juli 163,4 bis 184,4 dt/ha gegenüber beiden Rein- bis Mitte August stattfand. saatprüfgliedern signifikant geringere Gesam- terträge auf, wobei der signifikant geringste Die Wuchshöhe des Maises zur Ernte lag Ertrag bei TA Früh Misch (163,4 dt/ha) auftrat. durchschnittlich bei den Prüfgliedern nicht Der im Gemengeanbau reduzierte Maiser- signifikant zwischen 258 und 273 cm, wobei trag konnte von dem Gemengepartner Boh- der Mais im Gemenge gegenüber der Mais- ne nicht kompensiert werden, welches auch reinsaat um die 10 cm weniger auswies. Sig- andere Untersuchungen ergaben [1,2]. Zwi- nifikante Unterschiede gab es zwischen den schen den Jahren lagen die Erträge mit 183,5 Jahren mit dem längsten Mais von 291 cm im bis 189,7 dt/ha auf einem vergleichbaren Ni- Jahr 2017, gefolgt von 278 cm (2016). Am kür- veau und waren nicht signifikant, welches bei zesten war er mit 231 cm im Jahr 2018. Bei der den unterschiedlichen Witterungsverhältnis- Wuchshöhe der Bohnen ergab sich ein glei- sen wohl auf entsprechende ausgleichende ches Bild auf geringerem Niveau. Sie lag bei Beregnungsgaben zurückzuführen war. den Bohnenprüfgliedern nicht signifikant zwi- schen 216 und 227 cm. Zwischen den Jahren Die im Mittel der Jahre signifikant höchs- war deren Höhe in gleicher Jahresreihenfolge ten Bohnenerträge erzielten die Prüfglieder wie beim Mais signifikant: 254 cm (2017), 208 TA Früh und TA Früh Misch mit 24,9 bzw. cm (2016) und 197 cm (2018). 23,9 dt/ ha. Anschließend folgte GP Früh mit 19,8 dt/ ha, welche sich allerdings nicht signifi- Für den Gesamtertrag wurden im Mittel der kant von TA Spät mit 17,7 dt/ ha unterschied. Jahre zwischen den Prüfgliedern signifikan- Der mit Abstand signifikant geringste Ertrag te Unterschiede beobachtet (Abb. 1). Die im mit 9,5 dt/ ha wurde von GP Spät erlangt. Zum Mittel der Versuchsjahre signifikant höchsten Ertrag trugen die angesetzten Hülsen der Prüfglieder zur Hälfte oder mehr bei. Maximal erzielte TA Früh Misch einen Anteil von 56,4 %. Abb. 1: Gesamtertrag des Mais-Stangenbohnen-Anbaus im Nur der Hülsenanteil von GP Früh fiel mit Saatzeitenversuch 37,3 % deutlich geringer aus. Auch wenn die Bohnenerträge der drei Versuchsjahre nicht signifikant verschieden waren, wies das Jahr 2016 den durchschnittlich höchsten Ertrag mit 22,3 dt/ ha auf. In den Jahren 2017 und 2018 dt/ha lagen die Erträge mit 17,2 und 18,0 dt/ ha nied- riger, aber auf gleicher Höhe. Im Jahr 2016 fiel insbesondere TA Früh mit einer Ertragshöhe von 32,0 dt/ ha auf, welches einem trocken- massebezogenen Ertragsanteil von 19,1 % entsprach. Im Durchschnitt der Jahre gab es bei den Ertragsanteilen der Prüfglieder signi- fikante Unterschiede mit folgendem Ergebnis: 10,7 % B (GP Früh), 14,9 % C (TA Früh), 5,1 % LSMeans ± SEM (SAS 9.4, Proc Mixed, Tukey-Cramer (p < 0,05)): LSMeans ohne gemeinsamen Großbuchstaben kennzeich- nen signifikante Unterschiede zwischen den Prüfgliedern, n.s. = nicht signifikant A (GP spät) 9,8 % B (TA spät) und 15,1 % C (TA
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