Gesundheitspolitik 2020 - BERICHT DES STAATSRATES AN DEN GROSSEN RAT ZUR

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Gesundheitspolitik 2020 - BERICHT DES STAATSRATES AN DEN GROSSEN RAT ZUR
BERICHT DES STAATSRATES AN DEN GROSSEN RAT ZUR

Gesundheitspolitik
2020

Sitten, März 2021
Gesundheitspolitik 2020 - BERICHT DES STAATSRATES AN DEN GROSSEN RAT ZUR
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

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Gesundheitspolitik 2020 - BERICHT DES STAATSRATES AN DEN GROSSEN RAT ZUR
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

Inhaltsverzeichnis

1     COVID-19 Pandemie .............................................................................................................5
    1.1       Epidemiologische Entwicklung ..................................................................................... 5
    1.1       Chronologie der Entscheidungen von Bund und Kantonen ......................................... 6
    1.2       Aufgaben der Gesundheitsbehörden ........................................................................... 9
    1.3       Spitäler unter Druck .................................................................................................... 10
    1.4       Alters- und Pflegeheime an der Front ........................................................................ 11
    1.5       Finanzielle Auswirkungen........................................................................................... 11
    1.6       Impfungen .................................................................................................................. 12
2     Allgemeines ......................................................................................................................... 13
    2.1       Gesundheitsgesetz..................................................................................................... 13
    2.2       Ombudsstelle für das Gesundheitswesen und die sozialen Institutionen .................. 14
    2.3       Elektronisches Patientendossier ................................................................................ 14
3     Gesundheitsförderung und Prävention ............................................................................... 16
    3.1       Arbeit und Gesundheit................................................................................................ 16
    3.2       Gesundheitszustand der Bevölkerung ....................................................................... 16
    3.3       Darmkrebs-Screening ................................................................................................ 17
4     Notfalldienste und Rettungswesen ..................................................................................... 18
    4.1       Organisation des sanitätsdienstlichen Rettungswesens ............................................ 18
    4.2       Telefonischer medizinischer Bereitschaftsdienst ....................................................... 18
5     Spitäler und Kliniken ........................................................................................................... 20
    5.1       Spitalplanung .............................................................................................................. 20
    5.2       Psychische Gesundheit .............................................................................................. 20
    5.3       Spital Wallis ................................................................................................................ 21
    5.4       Spital Riviera-Chablais Waadt-Wallis ......................................................................... 22
    5.5       Ausserkantonale Hospitalisationen ............................................................................ 23
6     Langzeitpflege ..................................................................................................................... 24
    6.1       Planung der Langzeitpflege ....................................................................................... 24
    6.2       Alters- und Pflegeheime ............................................................................................. 24
    6.3       Pflege und Hilfe zu Hause .......................................................................................... 25
    6.4       Tagesstrukturen ......................................................................................................... 26
    6.5       Unterstützung für betreuende Angehörige und Freiwillige ......................................... 26
7     Krankenversicherung .......................................................................................................... 27
    7.1       Kosten zu Lasten der obligatorischen Krankenversicherung ..................................... 27
    7.2       Krankenkassenprämien.............................................................................................. 27
    7.3       Individuelle Prämienverbilligung ................................................................................. 28
8     Schlussfolgerungen ............................................................................................................ 29

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Gesundheitspolitik 2020 - BERICHT DES STAATSRATES AN DEN GROSSEN RAT ZUR
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

Der Staatsrat des Kantons Wallis

an den Grossen Rat des Kantons Wallis

Sehr geehrter Herr Präsident,
Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete

Wir haben die Ehre, Ihnen den Bericht mit der Zusammenfassung der gesundheitspolitischen
Geschehnisse im Jahr 2020 vorzustellen. Dieser Bericht wird Ihnen gemäss Artikel 7 Absatz 8
des Gesundheitsgesetzes vom 12. März 2020 vorgelegt, der den Staatsrat dazu verpflichtet,
dem Grossen Rat jährlich einen schriftlichen Bericht über seine Gesundheitspolitik vorzulegen.

Das Jahr 2020 wird als ein besonderes Jahr in Erinnerung bleiben. Nach den ersten Anzeichen
für die Entdeckung eines neuen Coronavirus in China ahnten die wenigsten, dass das Jahr auf
globaler Ebene komplett auf den Kopf gestellt werden wird.

Die Pandemie COVID-19 belastete die gesamte Gesellschaft: Die Schweizer Bevölkerung
musste ab dem 16. März zu Hause bleiben lernen, ihre Bewegungen und Kontakte einzuschrän-
ken; Schülerinnen und Schüler entdeckten das Fernstudium; Unternehmen setzten ihre Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter im Home Office ein - mit den damit verbundenen technologischen
und logistischen Herausforderungen; der öffentliche Verkehr wurde von Fahrgästen entleert;
nicht lebensnotwendige Geschäfte, Cafés und Restaurants schlossen auf unbestimmte Zeit ihre
Türen; das kulturelle und gesellschaftliche Leben kam zum Erliegen; Grenzen wurden geschlos-
sen; die Wirtschaft wurde zur Zeitlupenwirtschaft.

Auch wenn die Schweiz und die Kantone Pandemiepläne verabschiedet haben, die Massnah-
men für solche Situationen vorsehen, setzte die Bewältigung einer Epidemie dieses Ausmasses
alle Beteiligten unter Druck und erforderte ein hohes Mass an Flexibilität und Reaktionsfähigkeit
auf allen Ebenen. Niemand war wirklich auf diese noch nie dagewesene Situation vorbereitet.

Mitten in der Gesundheitskrise hat das Gesundheitswesen im Februar Massnahmen ergriffen,
um die Patientinnen und Patienten vor dem Risiko einer Infektion mit COVID-19 zu schützen und
einen Zustrom neuer Patienten zu bewältigen. Die Versorgungskette wurde so organisiert, dass
Personen, die sich nachweislich oder vermutlich mit dem neuen Coronavirus infiziert haben zu
isolieren und die notwendige Schutzausrüstung zu bestellen - und das vor dem Hintergrund einer
weltweiten Knappheit. Nach einem Bundesbeschluss verschoben die Spitäler ihre medizinisch
nicht dringend angezeigten Operationen, um die COVID-19 Patienten zu versorgen. Im Wallis,
wie auch in anderen Kantonen, wurden einige Privatkliniken requiriert, um die Spitalkapazität zu
erhöhen. Nach einem Beschluss des Staatsrats verzichteten medizinische und soziale Einrich-
tungen auf Besuche im Freien, um zu verhindern, dass das Virus in diese besonders gefährdete
Bevölkerungsgruppe gelangt.

In diesem Krisenjahr konnte die Regierung auf das verantwortungsvolle Verhalten der Bevölke-
rung zählen. Sie ist dankbar für die gemeinsamen Anstrengungen und die Solidaritätsbekundun-
gen in dieser besonderen Zeit. Jeder hat auf seiner Ebene an der Bewältigung der Krise mitge-
wirkt.

Für die Gesundheitsbehörden wurde das Jahr 2020 auch zum Jahr der finanziellen Krise des
Spitales von Rennaz. Das Akutspital, das im Herbst 2019 die ersten Patientinnen und Patienten
aufgenommen hat, geriet Anfang 2020 in grosse finanzielle Schwierigkeiten, die ein Eingreifen
der Kantone Waadt und Wallis erforderten. Diese Episode sowie eine Zusammenfassung der
anderen Aktivitäten und Ereignisse des Gesundheitsjahres 2020 werden in diesem Bericht dar-
gestellt, wobei der Fortschritt mehrerer Dossiers aufgrund der Pandemie verlangsamt oder aus-
gesetzt wurde.

Zur besseren Lesbarkeit sind alle Bezeichnungen von Person, Status oder Funktion
gleichermassen an Frauen und Männer gerichtet.

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Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

1 COVID-19 Pandemie

1.1 Epidemiologische Entwicklung
Am 8. Januar 2020 meldete die Weltge-           den positiven Fällen vertreten. Besonders
sundheitsorganisation (WHO) das Auftreten       betroffen waren Alters- und Pflegeheime
einer neuen Form des Coronavirus in China,      (APH).
SARS-COV-2. Das Virus verbreitete sich
schnell in der ganzen Welt. Der erste Fall in   Anzahl neuer COVID-19-Fälle und kumu-
der Schweiz wurde am 25. Februar im Tes-        lierte Fälle, Wallis, 2020 (Quelle: BAG)
sin entdeckt. Drei Tage später wurde im
Wallis die erste Person positiv auf COVID-
19 getestet.

Der Staatsrat berief am 4. März das kanto-
nale Führungsorgan ein, um den Kantons-
arzt bei der Bewältigung der Gesund-
heitskrise zu unterstützen. Danach wurden
auf Bundes- und Kantonsebene eine Mass-
nahme nach der anderen ergriffen, um die
Epidemie einzudämmen: Veranstaltungs-           Am 21. Oktober wurden vom Staatsrat neue
verbote, Schliessung von Schulen, Restau-       restriktive Massnahmen verkündet, um die
rants, Geschäften und Unterhaltungs- und        Ausbreitung des Virus einzudämmen: Ver-
Freizeitangeboten. Die Schweiz wachte am        bot von Versammlungen und Demonstratio-
16. März mit einem teilweisen Lockdown          nen von mehr als 10 Personen, Schliessung
auf.                                            von Unterhaltungs- und Freizeiteinrichtun-
                                                gen (Museen, Kinos, Theater, Bibliotheken,
Nach der ersten Welle bot der Sommer eine
Atempause. In dieser Phase basierte die         Schwimmbäder und öffentliche Bäder, Bow-
                                                ling usw.), Verbot von Kontaktsportarten,
Strategie zur Eindämmung der Pandemie
auf der Erkennung positiver Fälle, deren Iso-   Schliessung von Bars und Diskotheken,
                                                Schliessung von Restaurants um 22 Uhr
lierung und der Quarantäne enger Kontakt-
personen. Es wurden Testzentren einge-          und Besuchsverbote in Spitälern und Alters-
                                                und Pflegeheimen.
richtet und das Contact Tracing wurde ver-
stärkt, das heisst die Rückverfolgung von       Zwei Wochen später verschärfte der Staats-
Personen, die in engem Kontakt mit einer        rat seine Massnahmen und schloss die Res-
positiv getesteten Person gestanden sind.       taurants. Das Wallis war der erste Schwei-
Eine Kommunikationskampagne wurde ge-           zer Kanton, der im Herbst solche Massnah-
startet, die die Bevölkerung an die Verhal-     men ergreift. Die meisten anderen Kantone
tensregeln erinnert (Hände waschen, Maske       der Westschweiz, die ebenfalls einen deutli-
tragen, in die Armbeuge husten, Abstand         chen Anstieg der Fallzahlen verzeichnen,
halten).                                        übernahmen diese Massnahmen. Der Bun-
                                                desrat verhängte am 18. Dezember die
Diese Massnahmen konnten eine zweite            Schliessung von Restaurants in der ganzen
Welle nicht verhindern, die im Oktober im       Schweiz.
Kanton Wallis, den am stärksten betroffene
Kanton der Schweiz, besonders virulent          Die DGW und die kantonale Fachstelle für
war. Innerhalb von drei Wochen stieg die        übertragbare Krankheiten (Zentralinstitut
durchschnittliche Anzahl positiver Fälle pro    der Spitäler) unterstützten den Staatsrat aus
Tag von etwa 20 auf mehr als 600. Am            epidemiologischer Sicht bei der Bewältigung
höchsten Punkt wurden fast 900 Fälle pro        der Pandemie und erstellten Gesundheits-
Tag gezählt. Im Vergleich zur Epidemie-         statistiken. Die Abbildungen in Anhang 1 ge-
welle im März waren Menschen im Alter von       ben einen weiteren Einblick in die Entwick-
60 Jahren und älter doppelt so häufig unter     lung der Pandemie

                                                                                        5/52
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Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

1.1 Chronologie der Entscheidungen von Bund und Kantonen

              Schweiz                                           Wallis

25. Februar   Erster positiver Fall im Tessin
28. Februar                                                     Erster positiver Fall im Wallis
9. März                                                         E-DGSK zur Schliessung der Tagesstruk-
                                                                turen
13. März      BRB zur Schliessung von Schulen, nicht le-        SRB Besuchsverbot in Alters- und Pflege-
              bensnotwendigen Geschäften und Restau-            heimen und Spitälern
              rants, Versammlungsverbot von mehr als 100
              Personen und Mobilisierung der Armee
18. März                                                        SRE Kliniken Valère, CIC Saxon und Spi-
                                                                tex-Mitarbeitende werden requiriert
23. März                                                        SRE zur Schaffung einer Führungsgruppe
                                                                für das Walliser Gesundheitswesen in der
                                                                Dienststelle für Gesundheitswesen
16. April     BRB zur Wiederaufnahme persönlicher
              Dienstleistungen (Coiffeur, Physiotherapie,
              Kosmetik usw.) und zur Wiederaufnahme des
              normalen Betriebs in Spitälern, Kliniken und
              Arztpraxen
29 April      BRB ab dem 11. Mai den Unterricht in den ob-
              ligatorischen Schulen wieder aufzunehmen,
              Geschäfte, Märkte und Museen wieder zu öff-
              nen und die sportlichen Aktivitäten wieder auf-
              zunehmen
4. Mai                                                          SRE zur Aufhebung der Requisition der
                                                                Kliniken
8. Mai        BRB zur Wiedereröffnung von Gastronomie-
              betrieben (1. Stufe)
20. Mai                                                         SRR zum Plan die Kapazitäten der Spitä-
                                                                ler für COVID-Patienten und Notfälle auf-
                                                                zustocken
27. Mai       BRB ab dem 6. Juni Versammlungen im öf-
              fentlichen Raum von bis zu 30 Personen und
              Demonstrationen von bis zu 300 Personen zu
              genehmigen, die Wiederaufnahme des Unter-
              richts in den nachobligatorischen Schulen, die
              Öffnung von Restaurants (2. Stufe), Bars, Dis-
              kotheken und Orten der Unterhaltung und
              Freizeit
2. Juni                                                         SRE Wiedereröffnung Tagesstrukturen
19. Juni      BRB ab dem 22. Juni die Verbote für Ver-
              sammlungen auf öffentlichen Plätzen, von
              Demonstrationen mit mehr als 300 Personen
              und die Einschränkungen in Gastronomiebe-
              trieben aufzuheben
1. Juli       BRB schreibt das Tragen von Masken in öf-
              fentlichen Verkehrsmitteln vor und führt Qua-
              rantäne für Personen ein, die aus einem Land
              oder Gebiet mit hohem Infektionsrisiko kom-
              men

                                                                                                   6/52
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Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

Juli 15                                                      SRE die Anzahl der Kunden in Nachtclubs
                                                             zu begrenzen und Contact Tracing zu ver-
                                                             langen
26. August                                                   SRE schreibt das Tragen von Masken in
                                                             Geschäften vor
15. Oktober                                                  SRE schreibt das Tragen von Masken in
                                                             allen geschlossenen, der Öffentlichkeit
                                                             zugänglichen Räumen mit Ausnahme der
                                                             obligatorischen Schule vor, das Tragen
                                                             von Masken und deren Kennzeichnung
                                                             bei allen öffentlichen und privaten Veran-
                                                             staltungen mit mehr als 50 Personen und
                                                             erlaubt den Konsum von Speisen und Ge-
                                                             tränken in Restaurants und Bars nur im
                                                             Sitzen in einem Abstand von 1.5 Metern
18. Oktober   BRB in Restaurants nur im Sitzen zu essen,
              Versammlungen von mehr als 15 Personen
              zu verbieten und das Tragen von Masken in
              geschlossenen, der Öffentlichkeit zugängli-
              chen Räumen anzuordnen
21. Oktober                                                  SRE das Tragen von Masken an ge-
                                                             schlossenen Arbeitsplätzen anzuordnen,
                                                             Versammlungen und Demonstrationen
                                                             von mehr als 10 Personen in öffentlichen
                                                             und privaten Räumen zu verbieten, den
                                                             Besuch von Spitälern und Rettungsdiens-
                                                             ten auszusetzen (vorbehaltlich von Härte-
                                                             fällen), die Schliessung von Bars,
                                                             Nachtclubs und Diskotheken anzuordnen,
                                                             die Anzahl der Gäste in öffentlichen Ein-
                                                             richtungen auf 4 pro Tisch zu beschrän-
                                                             ken und eine Sperrstunde um 22.00 Uhr
                                                             festzulegen, Fernunterricht für tertiäre
                                                             Schulen anzuordnen und Unterhaltungs-
                                                             und Freizeitstätte zu schliessen
28. Oktober   BRB Schliessung von Diskotheken und
              Nachtclubs, Einführung einer Sperrstunde für
              Bars und Restaurants um 23.00 Uhr, Verbot
              öffentlicher Veranstaltungen mit mehr als 50
              Personen und privater Veranstaltungen mit
              mehr als 10 Personen, Verbot von Frontalun-
              terricht für Universitäten
30. Oktober                                                  SRE dem Gesundheitsdepartement die
                                                             Befugnis zu übertragen, Gesundheitsein-
                                                             richtungen und medizinisches Fachperso-
                                                             nal einzuziehen und medizinisch nicht an-
                                                             gezeigte Untersuchungen und Behand-
                                                             lungen zu begrenzen oder auszusetzen
30. Oktober                                                  SRE bittet den Bund um militärische Mittel
                                                             zur Unterstützung der kantonalen Ge-
                                                             sundheitsbehörden
3. November                                                  E-DGSK einen Teil der privaten Gesund-
                                                             heitseinrichtungen zu requirieren und me-
                                                             dizinisch nicht dringend angezeigte Spital-
                                                             aktivitäten zu reduzieren oder einzustel-
                                                             len.
4. November                                                  SRE schliesst Restaurationsbetriebe

                                                                                                  7/52
Gesundheitspolitik 2020 - BERICHT DES STAATSRATES AN DEN GROSSEN RAT ZUR
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

 6. November                                                   E-DGSK Stufe 3 des Plans zur Aufsto-
                                                               ckung der Kapazitäten (grössere Ein-
                                                               schränkung der medizinisch nicht drin-
                                                               gend angezeigten Eingriffe).
 19. Novem-                                                    SRE verbietet Versammlungen und De-
 ber                                                           monstrationen von mehr als 10 Personen
                                                               im öffentlichen und privaten Raum,
                                                               schliesst Unterhaltungs- und Freizeitstätte
                                                               und verbietet Kontaktsportarten
 2. Dezember                                                   SRE für Anerkennungsaktion für alle Pfle-
                                                               gekräfte
 3. Dezember                                                   SRE genehmigt Versammlungen im öf-
                                                               fentlichen Raum bis zu 15 Personen, Vor-
                                                               führungen bis zu 50 Personen, private
                                                               Veranstaltungen bis zu 10 Personen, Öff-
                                                               nung der Restaurants bis 23.00 Uhr, mit
                                                               sitzendem Verzehr und max. 4 Kund/in-
                                                               nen pro Tisch
 11. Dezem-     BRB mit Sperrstunde für Restaurants, Bars,     SRE soll die Öffnungszeiten von Restau-
 ber            Geschäfte, Märkte, Museen, Bibliotheken,       rants, Geschäften, Kultureinrichtungen
                Sport- und Freizeiteinrichtungen um 19.00      und Sporteinrichtungen bis 22.00 Uhr ver-
                Uhr und öffentliche Veranstaltungen zu ver-    längern
                bieten
 16. Dezem-                                                    Definition von kritischen Schwellenwerten
 ber                                                           für die Erteilung von kantonalen Skige-
                                                               bietskonzessionen durch SRB
 18. Dezem-     BRB, Restaurants, Kultur-, Sport- und Frei-    SRE zur Genehmigung der Öffnung von
 ber            zeiteinrichtungen zu schliessen und den Ein-   Restaurants, Geschäften, Kultur- und
                satz von Schnelltests auch auf Menschen        Sporteinrichtungen bis 22.00 Uhr (ge-
                ohne Symptome auszuweiten                      mäss Art. 7 der COVID-19-Verordnung)
 20. Dezem-                                                    Erster Fall einer neuen Virusvariante im
 ber                                                           Wallis entdeckt
 21. Dezem-     BRB verbietet die Einreise von Personen aus
 ber            Grossbritannien und Südafrika in die
                Schweiz. Rückwirkende Quarantäne für Per-
                sonen, die seit dem 14. Dezember aus diesen
                Ländern eingereist sind.
 23. Dezem-                                                    SRE das kantonale Konzept zur Durch-
 ber                                                           führung der Impfung gegen COVID-19 zu
                                                               genehmigen. Erhalt von 3’900 Dosen
                                                               Impfstoff im Zentralinstitut der Spitäler
 28. Dezem-                                                    Impfung der ersten Personen im Spital
 ber                                                           Wallis

BRB: Bundesratsbeschluss
SRE: Staatsratsentscheid Kanton Wallis
E-DGSK: Entscheid des Departements für Gesundheit, Soziales und Kultur

                                                                                                    8/52
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Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

1.2 Aufgaben der Gesundheitsbehörden
Bereits im Februar mitten in die Gesund-         die Versorgung der Gesundheitseinrichtun-
heitskrise geworfen, mobilisierten das De-       gen mit Schutzausrüstungen (Masken, Kit-
partement für Gesundheit, Soziales und Kul-      tel). Es wurden über eine Million Masken
tur und der Dienststelle für Gesundheitswe-      verteilt. Bei der Lonza wurde Händedesin-
sen all ihre Ressourcen mit dem Ziel, die Be-    fektionsmittel (hydroalkoholisches Gel) be-
völkerung zu schützen und die Gesund-            stellt. Zur Verstärkung des Gesundheitswe-
heitsversorgung sicherzustellen. Eine inten-     sens wurde Reservepersonal gesucht.
sive Koordination mit den Leistungserbrin-
gern des Gesundheitswesens war im Gange          Sobald sich die Lage auf dem Markt für
(Spitäler, Kliniken, kantonale Abteilung für     Schutzausrüstung entspannte, legte die
übertragbare Krankheiten, das Zentralinsti-      DGW eine Reserve von zehn Millionen OP-
tut der Spitäler, Rettungsdienste, Alters- und   Masken zurück, um eventuelle Engpässe
Pflegeheime, Spitex, niedergelassene Ärzte       abzudecken.
usw.).
                                                 Information und Kommunikation
Screening, Isolierung und Quarantäne
                                                 Die Kantonale Walliser Rettungsorganisa-
Der Staatsrat hat den Umgang mit Isolie-         tion (KWRO), die über ein Callcenter ver-
rung und Quarantäne bei Epidemien per            fügt, war zu Beginn der Pandemie für die
Verordnung an die kantonale Einheit für          kantonale Coronavirus-Hotline zuständig.
übertragbare Krankheiten delegiert. Nach-        Diese Hotline wurde innerhalb von zwei Ta-
dem das Contact Tracing, das Gesundheits-        gen eingerichtet. Die KWRO beantwortete
förderung Wallis gewährleistet hat, im März      auch Fragen zu Veranstaltungen und
aufgrund der Anzahl Neuansteckungen              Schutzkonzepten im wirtschaftlichen, sozia-
kurzfristig gestoppt werden musste, wurden       len und kulturellen Bereich.
es im Mai wieder aufgenommen und beglei-
                                                 Die Hotline wurde zu Beginn des Sommers
teten die erste Dekontamination. Die Einheit
                                                 von Gesundheitsförderung Wallis übernom-
für übertragbare Krankheiten und Gesund-
                                                 men, die auch zuständig war für die Quaran-
heitsförderung Wallis arbeiteten eng zusam-
                                                 tänepflicht für Reisende aus Risikogebieten.
men, um positive Fälle zu isolieren und de-
ren enge Kontaktpersonen unter Quaran-           Im Auftrag der Dienststelle für Gesundheits-
täne zu stellen. Diese Strategie der Eindäm-     wesen war Gesundheitsförderung Wallis
mung der Epidemie war bis zum Herbst und         auch für die Entwicklung einer Sensibilisie-
dem plötzlichen Auftreten der zweiten Welle      rungskampagne verantwortlich. Mit Emp-
erfolgreich.                                     fehlungen und Tipps, die im Internet und in
                                                 sozialen Medien verbreitet wurden, zielte
Nach wochenlanger stabiler Lage über-
                                                 diese Kampagne darauf ab, die Ausbreitung
raschte das Ausmass und die Abruptheit der
                                                 des Virus zu begrenzen und den Alltag für
zweiten Welle alle. Das Contact-Tracing-
                                                 die Bevölkerung zu erleichtern.
Team war nicht mehr in der Lage, jede posi-
tive Person einzeln zu kontaktieren und eine
Liste der Kontakte zu erstellen, die unter
Quarantäne gestellt werden müssen. Es
wurde rasch ein SMS-Warnsystem einge-
richtet, um Personen gezielt über ihre Isola-
tions- oder Quarantänepflicht zu informie-
ren. Der Personalbestand wurde aufge-
stockt.
Ausrüstung und Reservepersonal                   Eine zweite Kommunikationskampagne zur
                                                 Sensibilisierung für Schutzmassnahmen
Im Frühling bemühte sich die Dienststelle für    wurde im September gestartet und lief bis
Gesundheitswesen mit Unterstützung des           Dezember. Dazu gab es ein Video für sozi-
Zentralinstituts der Spitäler (ZIS) vor dem      ale Medien, das die Aussagen von Wallise-
Hintergrund der weltweiten Knappheit, um         rinnen und Wallisern zeigte, die von COVID-
                                                 19 betroffen waren. Das Mitte November auf
                                                                                         9/52
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Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

der Facebook-Seite von Gesundheitsförde-        Psychische Gesundheit
rung Wallis ausgestrahlte Video erreichte in-
nerhalb weniger Tage 65’000 Personen im         Die aus der Gesundheitskrise resultieren-
französischsprachigen Teil des Wallis und       den Unsicherheiten stellen die Bezugs-
85’000 im Oberwallis.                           punkte, Gewohnheiten, Ressourcen und so-
                                                zialen Interaktionen der Bevölkerung auf die
                                                Probe. Um die Bevölkerung in diesem unge-
                                                wöhnlichen Kontext zu unterstützen, beauf-
                                                tragte das Gesundheitsdepartement Spital
                                                Wallis und die KWRO, eine kantonale
                                                PsyCovid19 -Stelle einzurichten, um Men-
                                                schen in Not zu helfen. Die Stelle steht der
                                                Bevölkerung, Patientinnen und Patienten
                                                und Gesundheitsfachleute ab Ende März
Das ganze Jahr über informierte die Dienst-     2020 zur Verfügung. Dieser kostenlose
stelle für Gesundheitswesen die Bevölke-        Dienst bietet allgemeine Unterstützung für
rung regelmässig über Medienmitteilungen,       die Bevölkerung, in Zusammenarbeit mit be-
                                                stehenden Vereinen und Institutionen im
Zeitungsanzeigen, Radiospots und auf der
Website des Kantons Wallis. Ausserdem           Wallis. Im Oberwallis wurde vom Psychiat-
beantwortete sie zahlreiche Medienanfra-        riezentrum Oberwallis eine Telefon-Helpline
gen. Die Ansprechpartner im Gesundheits-        PsyCovid19 eingerichtet.
wesen wurden per E-Mail oder in Videokon-       Gleichzeitig stellt santéspsy.ch (interkanto-
ferenzen über die Massnahmen informiert.        nales Projekt der lateinischsprachigen Kan-
Zusätzliche Ressourcen                          tone) die Rubrik "Psychische Gesundheit &
                                                Covid-19" auf seiner Website zur Verfü-
Am 31. Dezember 2020 waren noch 52 zu-          gung. Angesprochen werden Themen wie:
sätzliche VZÄ beschäftigt, d. h. 80 Perso-      psychische Gesundheit pflegen, Ängste be-
nen, um die zusätzliche Arbeitsbelastung        sänftigen, sich informieren, sich beschäfti-
durch den Umgang mit der Pandemie aufzu-        gen, Solidarität zeigen, arbeiten und zum ei-
fangen. Diese Personen arbeiteten bei der       genen Körper Sorge tragen. Für jedes die-
kantonalen Hotline, dem Contact Tracing,        ser Themen werden praktische Informatio-
der Informationsgruppe info-COVID, der          nen und Ratschläge angeboten, zusammen
kantonalen Einheit für übertragbare Krank-      mit Ressourcen für Familien, Senior/innen
heiten zu epidemiologischen Fragen, Erar-       und isolierte und/oder gefährdete Personen.
beitung von Statistiken, Durchführung von       Diese Botschaften und Ressourcen werden
Kontrollen, der Materialverwaltung und den      vom Verein ciao.ch für junge Menschen an-
Impfungen mitarbeiten.                          gepasst.

1.3 Spitäler unter Druck
Die Aussetzung der medizinisch nicht drin-      Während des Sommers holten die Spitäler
genden angezeigten Spitaleingriffe wurde        gewisse Eingriffe nach, die im Frühjahr ver-
im März auf nationaler Ebene beschlossen,       schoben wurden. Sie bereiteten sich in Zu-
um Kapazitäten für die Versorgung von CO-       sammenarbeit mit der DGW auf die Bewälti-
VID-19-Patienten freizumachen. Im Wallis        gung einer zweiten Pandemiewelle vor.
wurden die Kliniken Valère und das CIC in       Diese setzte im Oktober abrupt ein und
Saxon requiriert. Am Eingang zu den Not-        zwang die Spitäler erneut dazu, medizinisch
fallaufnahmen in Visp, Sion und Martigny        nicht dringend angezeigte Operationen ein-
wurden vorgelagerte Sanitätsposten einge-       zustellen.
richtet, um sicherzustellen, dass COVID-19-
                                                Zur Unterstützung des Spital Wallis und des
Patienten getrennt von anderen Patienten
                                                Spital Riviera-Chablais, insbesondere der
behandelt werden.
                                                Intensivstationen, wurden private Einrich-
                                                tungen requiriert. Einige Patienten wurden

                                                                                       10/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

in Rehabilitationskliniken verlegt, um zu-       Ende März/Anfang April, nach dem Höhe-
sätzliche Betten im Spital freizumachen. Ei-     punkt der ersten Welle, wurden mehr als
nige Personen wurden in anderen Kantonen         150 Walliserinnen und Wallisern wegen CO-
hospitalisiert, da im Wallis die erforderliche   VID-19 ins Spital eingeliefert, davon 28 auf
Intensivpflege nicht verfügbar war. Während      die Intensivstation. Während der zweiten
der beiden Epidemiewellen wurden die Ar-         Welle stieg diese Zahl Anfang November
mee und der Zivilschutz als Verstärkung hin-     auf 344 Spitalaufenthalte, darunter 37 auf
zugezogen.                                       der Intensivstation.
Anzahl der Spitalaufenthalte COVID-19,           Die Spitäler erleben ein paradoxes Jahr
Wallis, 2020 (Quelle: DGW)                       2020, in dem ein Teil der Einrichtung voll
                                                 ausgelastet ist, insbesondere die Intensiv-
                                                 pflege und Überwachungsabteilungen, wäh-
                                                 rend der Rest unterbelegt ist.

1.4 Alters- und Pflegeheime an der Front
Der Staatsrat beschloss am 13. März ein          Anzahl der neuen COVID-19-Todesfälle und
mehrwöchiges Besuchsverbot in Alters-            kumulierte Todesfälle, Wallis, 2020 (Quelle:
und Pflegeheimen und Spitälern. Tages-           BAG)
strukturen wurden vorübergehend ge-
schlossen, um die Ausbreitung des Virus
zu verhindern.
Die DGW erstellte Richtlinien zur Unter-
stützung von Langzeitpflegeeinrichtun-
gen im Kampf gegen die Pandemie und
stellte ihnen Reservepersonal zur Verfü-
gung. Während des Sommers erstellte
die DGW einen Massnahmenplan für
Ausbrüche. Im Jahr 2020 wurden 50 %
der Todesfälle aufgrund von COVID-19 in
Alters- und Pflegeheimen erfasst.

1.5 Finanzielle Auswirkungen
Die Gesundheitsinstitutionen haben im Jahr       Parallel dazu wurde der Normalbetrieb der
2020 grosse Anstrengungen unternommen,           Gesundheitsinstitutionen beeinträchtigt. Die
um die COVID-19-Patienten zu behandeln           medizinisch nicht dringend angezeigten Be-
und gleichzeitig weiterhin eine qualitativ       handlungen in den Spitälern und Kliniken
hochstehende Versorgung für die Bevölke-         wurden während den Epidemiewellen redu-
rung sicherzustellen. Sie haben namentlich       ziert oder sogar eingestellt. Die Privatklini-
zusätzliches Personal eingestellt und zu-        ken wurden als Verstärkung hinzugezogen,
sätzliche   Schutzausrüstung     (Masken,        um das Spital Wallis zu unterstützen. In
Handschuhe, Kittel, Desinfektionsmittel) an-     manchen Alters- und Pflegeheimen (APH)
geschafft.

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Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

waren unter anderem wegen den Todesfäl-          Pflegeheime (APH) und andere Gesund-
len und des vorübergehenden Aufnahme-            heitseinrichtungen bestimmt.
stopps die Betten unterbelegt.
                                                 Ein Teil der zu Lasten des Kantons gehen-
Die grossen Anstrengungen, die die Ge-           den 61 Millionen Franken, nämlich 30.7 Mil-
sundheitseinrichtungen unternehmen, hat-         lionen Franken, kann aus dem Restbudget
ten ihren Preis, den sie nicht allein tragen     der Dienststelle für Gesundheitswesen ge-
können. Der Staatsrat hat deshalb im Ja-         deckt werden. Die Budgetüberschreitung
nuar 2021 beschlossen, eine ausserordent-        von CHF 30.2 Mio. wird dem Parlament im
liche finanzielle Unterstützung von 64 Millio-   Rahmen der Rechnung 2020 vorgelegt. Sie
nen Franken zu gewähren, um einen Teil           kommt zu zusätzlich zu den 7.5 Millionen,
der durch die Gesundheitskrise verursach-        die der Dienststelle für Gesundheitswesen
ten Verluste zu kompensieren, wovon 61           schon zugesprochen wurden. Zur Erinne-
Millionen vom Kanton und 3.2 Millionen von       rung: Der Bundesrat und die Krankenversi-
den Gemeinden getragen werden. Dieser            cherer sind nicht auf eine Entschädigung
Betrag ist für Spitäler, Kliniken, Alters- und   der Gesundheitseinrichtungen eingetreten.

1.6 Impfungen
Der erste Impfstoff gegen COVID-19 wurde         Rund 3’900 Dosen wurden noch vor Weih-
am 19. Dezember von Swissmedic zugelas-          nachten ins Wallis geliefert, so dass noch
sen. Es handelt sich um Comirnaty ® von          2020 die ersten Personen in den geriatri-
Pfizer/BioNTech.                                 schen Abteilungen von Spital Wallis geimpft
                                                 werden können. Anfang Januar 2021 wird
Der Staatsrat hat am 23. Dezember das
                                                 die Impfung in den Alters- und Pflegeheimen
kantonale Konzept für die Durchführung
                                                 und in Arztpraxen verabreicht, danach in
COVID-19-Impfung genehmigt. In Überein-
                                                 Impfzentren und Apotheken.
stimmung mit der Bundesstrategie ist ge-
plant, die Bevölkerung nach einer Prioritä-
tenliste zu impfen. Zur ersten Prioritäts-
gruppe gehören Menschen über 75 Jahre
und Menschen mit erhöhtem Risiko, im Falle
einer COVID-19-Infektion Komplikationen
zu entwickeln.

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2 Allgemeines

2.1 Gesundheitsgesetz
Gesundheitsgesetz                               Dieser Text zielt darauf ab, Patienten und/o-
                                                der Bewohnern am Ende ihres Lebens die
Das neue Gesundheitsgesetz wurde am 12.         Möglichkeit zu geben, Palliativversorgung
März 2020 vom Grossen Rat verabschiedet         sowie Hilfe bei der Selbsttötung in gerechter
und trat am 1. Januar 2021 in Kraft. Es passt   Weise im gesamten Kanton in Anspruch zu
die Walliser Gesundheitsgesetzgebung an         nehmen, in Übereinstimmung mit den
die Entwicklung des Bundesrechts an und         Grundrechten des Menschen. Diese Vor-
verbessert die Bestimmungen über die Pati-      lage wird im Jahr 2021 im Grossen Rat be-
entenrechte, die Versorgungsqualität und        handelt.
die Aufsicht über die Gesundheitsberufe.
Ausserdem werden die Kompetenzen be-            Praktikums- und Ausbildungsgesetz
stimmter Gesundheitsberufe wie Pflege-
fachfrau/mann präzisiert.                       Das Gesetz über die Bereitstellung von
                                                Praktikums- und Ausbildungsplätzen für
Darüber hinaus führt das Gesetz nach dem        nicht-universitäre Gesundheitsfachberufe
Vorbild anderer französischsprachiger Kan-      wurde am 17. Juni 2020 vom Parlament ver-
tone ein System zur Regulierung medizi-         abschiedet und wird auf das Schuljahr 2021-
nisch-technischer Grossgeräte ein. Ziel ist     2022 in Kraft treten, mit einer Übergangs-
es, Überkapazitäten zu vermeiden, die un-       phase, in der sich die Einrichtungen darauf
erwünschte Effekten mit sich bringen, wie z.    einstellen können. Dadurch können mehr
B. unnötige und potenziell schädliche Unter-    Gesundheitsfachleute im Wallis ausgebildet
suchungen, Mangel an qualifiziertem Perso-      werden.
nal aufgrund der Verteilung auf viele Stand-
orte und eine Erhöhung der von der gesetz-      Das Gesetz sieht vor, dass der Kanton jähr-
lichen Krankenversicherung zu tragenden         lich festlegt, wie viele Praktikums- und Aus-
Kosten.                                         bildungsplätze jede Gesundheitseinrichtung
                                                (Spitäler, Alters- und Pflegeheime, Spitex,
Gesetz über die Begleitung am Lebens-           Rettungsdienste) zur Verfügung stellen
ende                                            muss. Die Gesundheitseinrichtungen wer-
                                                den für die Betreuung von Praktikantinnen
Der Grosse Rat hat beschlossen, die Best-       und Praktikanten und Auszubildenden fi-
immungen zur Suizidbeihilfe zurückzuzie-        nanziell entschädigt. Einrichtungen, die
hen und in einem separaten Gesetz vorzu-        nicht genügend Plätze zur Verfügung stel-
legen, um die Verabschiedung und das In-        len, müssen eine Ausgleichszahlung leis-
krafttreten des Gesundheitsgesetzes nicht       ten.
zu blockieren.
                                                Diese Regelungen gelten zunächst für
Der Entwurf des Gesetzes über die Beglei-       Pflege- und Betreuungsberufe (Pflegefach-
tung am Lebensende befasst sich mit den         frau/mann, Fachangestellte/r Gesundheit,
Grundrechten kranker und/oder älterer Men-      Assistent/in Gesundheit und Soziales, Fach-
schen am Lebensende und den medizini-           mann/-frau Betreuung,) sowie auf die Physi-
schen, ethischen und rechtlichen Grundsät-      otherapeuten/-innen und Rettungssanitä-
zen für die Palliativversorgung und die Pra-    ter/innen angewendet. Sie können bei Be-
xis der Sterbehilfe im Kanton. Es setzt den     darf auf andere ausseruniversitäre Gesund-
rechtlichen Rahmen für die kantonale Um-        heitsberufe ausgedehnt werden. Die medizi-
setzung der nationalen Palliativstrategie       nischen Berufe (Arzt, Zahnarzt, Chiroprakti-
und für die Durchführung der Suizidbeihilfe     ker, Apotheker) gehören nicht zum Anwen-
in den öffentlich finanzierten Gesundheits-     dungsbereich und haben schon entspre-
und Sozialeinrichtungen des Kantons.            chende gesetzliche Grundlagen.

                                                                                       13/52
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2.2 Ombudsstelle für das Gesundheitswesen und die sozialen
    Institutionen
Im Jahr 2020 fungierte die Ombudsstelle für     Zivilrechtliche Haftung einer medizini-        34
das Gesundheitswesen und die sozialen           schen Fachkraft nach einem medizini-
Institutionen weiterhin als Anlaufstelle und    schen Eingriff oder unangemessenem
Informationsquelle für Patienten und Ange-      Verhalten
                                                Patientenbetreuung in einem Spital/einer       19
hörige der Gesundheitsberufe. Sie leitet an
                                                Klinik
den richtigen Ansprechpartner weiter und
                                                Verhalten eines Patienten                      1
bietet bei Bedarf eine Mediation an. Mitar-
                                                Patientenbetreuung in einem Alters- und        13
beiterinnen und Mitarbeiter von Institutionen
                                                Pflegeheim
können Zwischenfälle anonym melden,
                                                Patientenbetreuung in einer spezialisierten     6
ohne um ihren Arbeitsplatz fürchten zu müs-     Einrichtung
sen. Auf der Website www.ombudsman-             Probleme mit Patientendossier (beispiels-       9
vs.ch stehen Vorlagen zur Verfügung und         weise Zugang)
am Dienstagnachmittag und Donnerstag-           Auskünfte      für   Mitarbeitende     von      6
morgen wird ein telefonischer Bereitschafts-    Gesundheits- oder Sozialeinrichtungen
dienst angeboten.                               (insbesondere Arbeitsrecht)
                                                Streitfälle mit KESB (Kindes- und               5
Im Jahr 2020 wurde die Ombudsstelle 145-        Erwachsenenschutzbehörden)
mal kontaktiert, die überwiegende Mehrheit      Verweigerung des Versicherungsschutzes         25
davon von Patienten oder Angehörigen. Da-       oder Ähnliches
von wurden fünf anonym eingereicht. Die         Coronavirus                                     2
Beschwerden, Berichte und Anfragen betra-       Andere                                         20
fen die folgenden Bereiche                      Abgelehnte Anträge, da kein Bezug zum           5
                                                Gesundheitsrecht

2.3 Elektronisches Patientendossier
Die für April 2020 geplante Einführung des      derzeit in Vorbereitung und wird 2022 dem
elektronischen Patientendossiers (EPD) in       Parlament vorgelegt.
der Schweiz konnte erst Ende des Jahres
mit der Zertifizierung von zwei der rund ein    Die Entwicklung des elektronischen Patien-
Dutzend Gemeinden beginnen. Diese Ver-          tendossiers wurde im Jahr 2020 fortgesetzt.
schiebung ist auf Verzögerungen in den Zer-     Der Dienst Transfer, der die elektronische
tifizierungsverfahren zurückzuführen, die ih-   Übertragung medizinischer Dokumente zwi-
rerseits auf späte Änderungen der Zulas-        schen Fachleuten des Gesundheitswesens
sungskriterien auf Bundesebene zurückzu-        ermöglicht und seit Oktober 2019 zwischen
führen sind.                                    dem Spital Wallis und zahlreichen niederge-
                                                lassenen Ärzten im Einsatz ist, wurde auf
Grundsätzlich wird die Bevölkerung des          neue Gesundheitspartner ausgeweitet. Im
Kantons Wallis in der zweiten Hälfte des        Jahr 2021 wird es auf den Kanton Waadt
Jahres 2021 über die CARA-Plattform in der      ausgeweitet. Dieser Dienst verzeichnet der-
Westschweiz Zugang zum EPD haben, die           zeit etwa 7’500 Übertragungen pro Monat.
als Basis für digitale Gesundheitsdienste
dient. Die Plattform wird von der               Darüber hinaus hat CARA einen Vertrag mit
Schweizerischen Post betrieben, dem             SwissSign, einem auf digitalen Datenschutz
Technologiepartner des interkantonalen          spezialisierten Unternehmen, zum Erwerb
Verbands CARA, der 5 Kantone umfasst            eines elektronischen Identifizierungsdiens-
(Freiburg, Genf, Jura, Wallis und Waadt).       tes (e-ID) unterzeichnet. Dieses entschei-
Eine gemeinsame Rechtsgrundlage ist             dende Element der EPD-Sicherheit ermög-
                                                licht den Patienten einen eindeutigen Zugriff
                                                auf ihre Gesundheitsinformationen. Es ist im
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Kanton Jura bereits im Einsatz und wird ab     tal Riviera-Chablais und den Apotheken ge-
2021 im Wallis eingesetzt.                     plant, um interessierte Personen bei der Er-
                                               stellung ihres Dossiers zu unterstützen. In
Sobald das elektronische Patientendossier      einer zweiten Phase werden auch andere
für die Bevölkerung zugänglich ist, ist eine   Gesundheitspartner dazu beitragen, die An-
Zusammenarbeit mit dem Spital Wallis, Spi-     meldung im EPD zu erleichtern.

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3 Gesundheitsförderung und Prävention

3.1 Arbeit und Gesundheit
Zum ersten Mal in der Schweiz macht ein           nischen oder physikalisch-chemischen Be-
Kanton eine Bestandsaufnahme über den             lastungen ausgesetzt. Diese Exposition ist
Gesundheitszustand der Arbeitnehmerin-            höher als bei den Erwerbstätigen auf ge-
nen und Arbeitsnehmern und die Belastun-          samtschweizerischer Ebene (46 %). 50 Pro-
gen, denen sie ausgesetzt sind. Der Bericht       zent der Erwerbstätigen im Wallis sind min-
des Walliser Gesundheitsobservatoriums            destens drei Arten von psychosozialen Be-
(WGO), Arbeit und Gesundheit im Wallis,           lastungen ausgesetzt (Schweiz: 49 %), wo-
wurde im Auftrag des Departements für Ge-         bei sich kein nennenswerter Unterschied
sundheit, Soziales und Kultur erstellt. Sie er-   zwischen den Berufskategorien feststellen
möglicht ein besseres Verständnis der Be-         lässt. Ein Fünftel der erwerbstätigen Bevöl-
lastungen, denen die Erwerbstätigen im            kerung ist von Stress betroffen.
Wallis ausgesetzt sind und ermöglicht die
Anpassung von Massnahmen in den Berei-            Die Fachkräfte in Land- und Forstwirtschaft
chen Gesundheitsförderung, Prävention am          und in den Handwerks- und verwandten Be-
Arbeitsplatz und Aufsicht.                        rufen sind am stärksten mechanischen und
                                                  physikalisch-chemischen Belastungen, häu-
Aus dem WGO-Bericht geht hervor, dass             fig aber auch psychosozialen Risiken aus-
sich die überwiegende Mehrheit der Erwerb-        gesetzt. Im Vergleich zu den Erwerbstätigen
stätigen im Wallis in einem guten oder sehr       aus den anderen Berufskategorien beurtei-
guten Gesundheitszustand befindet (91 %);         len sie ihren Gesundheitszustand auch häu-
Dieser Anteil ist bei den Fachkräften in          figer als weniger gut. Folglich müssen die
Land- und Forstwirtschaft, in den Hand-           Präventionsprogramme und die betriebliche
werks- und verwandten Berufen sowie bei           Gesundheitsförderung also weiterhin auf
den Hilfsarbeitskräften etwas tiefer (85 %).      diese Berufskategorie ausgerichtet werden.
Rund jede siebte erwerbstätige Person im
Wallis findet, dass die Arbeit ihre Gesund-       Zwischen 2002 und 2016 hat die Berufsun-
heit negativ beeinträchtigt; jede fünfte hat      fallrate im Wallis von 113 Unfällen pro 1000
das Gefühl, bei der Arbeit emotional er-          Vollzeitäquivalente (VZÄ) auf 89 Unfälle ab-
schöpft zu sein, was eine der Komponenten         genommen. Trotzdem liegt diese Rate noch
von Burn-out ist.                                 immer über den Schweizer Zahlen (62 Un-
                                                  fälle pro 1'000 VZÄ). Diese positive Entwick-
Mehr als jede zweite erwerbstätige Person         lung widerspiegelt das Engagement ver-
im Wallis (56 %) ist mindestens drei mecha-       schiedener Institutionen im Wallis, die in der
                                                  Prävention tätig sind.

3.2 Gesundheitszustand der Bevölkerung
Der WGO-Bericht "Der Gesundheitszustand           Sowohl im Wallis als auch in der Schweiz ist
der Walliser Bevölkerung 2020" zeigt, dass        die Lebenserwartung bei der Geburt seit
sich die grosse Mehrheit der erwachsenen          den 1950er-Jahren regelmässig um zwei bis
Walliser Bevölkerung in einem guten oder          drei Monate pro Jahr angestiegen. 2018 lag
sehr guten Gesundheitszustand befindet            die Lebenserwartung der Frauen im Wallis
(89% der Männer; 83 % der Frauen), wobei          bei 85.6 Jahren (CH: 85.4) und jene der
dieser Anteil mit dem Alter abnimmt. Auch         Männer bei 81.1 Jahren (CH: 81.7). Dieser
die überwiegende Mehrheit der Schulkinder         Anstieg zieht eine Alterung der Bevölkerung
im Alter von 11 bis 15 Jahren schätzt sich        nach sich. Der Anteil der Seniorinnen und
selbst als gesund oder sehr gesund ein            Senioren, d.h. der 65-Jährigen und Älteren,
(89 % der Mädchen; 92 % der Jungen).              lag 2018 bei 20 Prozent und dürfte bis 2025
                                                                                          16/52
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auf 25 Prozent steigen. Diese Alterung         Walliser und jede zehnte Walliserin an, mit-
zeichnet sich durch ein vermehrtes Auftre-     telschwere oder schwere depressive Symp-
ten chronischer Krankheiten wie Herz-Kreis-    tome zu haben.
lauf-Krankheiten, Diabetes, Krebs, Atem-
wegs- und Demenzerkrankungen aus.              Im Wallis, wie auch in der Schweiz, gibt es
                                               je nach sozioökonomischem Status deutli-
Einige Indikatoren sind eher besorgniserre-    che Unterschiede im Gesundheitszustand.
gend. Im Wallis rauchen 24 % der Frauen        So sind Rauchen und Übergewicht häufiger
und 30% der Männer (CH: 23 % bzw. 31 %).       und die Lebenserwartung ist kürzer bei Per-
In der Schweiz sind fast 15 % der Todesfälle   sonen mit einer Grundausbildung im Ver-
auf das Rauchen zurückzuführen, was im         gleich zu Personen mit einem höheren Bil-
Wallis 400-450 Todesfällen pro Jahr ent-       dungsniveau.
sprechen würde. Fast 7% der Männer (CH:
5%) und 7% der Frauen (CH: 4 %) geben          Diese Indikatoren weisen auf fünf wichtige
an, einen chronischen Alkoholkonsum zu         Themen der öffentlichen Gesundheit für die
haben, der als risikoreich eingestuft wird.    kommenden Jahre auf: Förderung der Ge-
Der Anteil adipöser Personen ist von 6% im     sundheit von Senioren, Förderung der Ge-
Jahr 1992 (CH: 5 %) auf 12 % im Jahr 2017      sundheit in den ersten Lebensjahren und in
(CH: 11 %) gestiegen. Im Jahr 2017 gaben       der Kindheit, Abbau sozialer Ungleichhei-
5 % der Bevölkerung an, eine Diabetes-Di-      ten, ein multisektoraler Ansatz zur Gesund-
agnose zu haben, verglichen mit 2 % im         heitsförderung und Stärkung der Gesund-
Jahr 1997. Depressionen und Angstzu-           heitsaufsicht.
stände sind in der Bevölkerung weit verbrei-
tet. Im Jahr 2017 gab fast jeder zwanzigste

3.3 Darmkrebs-Screening
Das Departement für Gesundheit, Soziales       Behandlung als im fortgeschrittenen Sta-
und Kultur hat Gesundheitsförderung Wallis     dium und hat gute Heilungschancen.
beauftragt, ein kantonales Programm zur
Darmkrebsvorsorge einzurichten. Dick-          Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde
darmkrebs ist die dritthäufigste Krebsart im   das Screening-Programm im Herbst auf ei-
Wallis und in der Schweiz. Jedes Jahr sind     ner Teilbasis gestartet, um die Ärzteschaft
mehr als 150 Walliser davon betroffen und      nicht zu überfordern. Der gewählte Scree-
etwa 70 Todesfälle sind die Folge.             ning-Test ist nicht sehr einschränkend, kann
                                               zu Hause durchgeführt werden und wird
Dickdarmkrebs schreitet in der Regel über      ohne Selbstbehalt erstattet. Es soll einen
einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren voran,     grossen Teil der betroffenen Bevölkerung
ohne Symptome zu verursachen. Die Krank-       dazu bewegen, sich dem kantonalen Pro-
heit befindet am Entdeckungszeitpunkt oft      gramm anzuschliessen. Langfristig wird an-
schon in einem fortgeschrittenen Stadium.      gestrebt, die Sterblichkeitsrate durch Darm-
Das Ziel der Früherkennung ist es, Krebs in    krebs zu halbieren, d.h. 1 von 100 Personen
einem frühen Stadium zu diagnostizieren -      statt 2 von 100.
bevor Symptome auftreten. Wird der Darm-
krebs zu diesem Zeitpunkt erkannt, erfordert   Das Wallis ist nach Waadt, Genf, Jura-
er eine weniger intensive und belastende       Neuchâtel und Uri der fünfte Kanton, der ein
                                               solches Programm einrichtet.

                                                                                     17/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

4 Notfalldienste und Rettungswesen

4.1 Organisation des sanitätsdienstlichen Rettungswesens
Ambulanzplanung                                 Rettungsplanung eingereicht. Das Departe-
                                                ment hat den Antrag daraufhin abgelehnt,
Das Monitoring der Ambulanzplanung hat
                                                da der Bedarf gedeckt war und die von den
gezeigt, dass die Ambulanzen in zwei Regi-
                                                beiden beauftragten Unternehmen zur Ver-
onen des Kantons verstärkt werden müs-
                                                fügung gestellten Mittel mehr als ausrei-
sen. Auf Beschluss des Staatsrates wurde
                                                chend waren. Darüber hinaus erfüllt Héli-Al-
für den Bereich Leukerbad – Westlich Raron
                                                pes SA nicht die Anforderungen an medizi-
- Lötschental eine neue Ambulanz tagsüber
                                                nisches sowie sanitätsdienstliches Personal
in Betrieb genommen und die Ambulanz
                                                und verfügt nicht über die erforderliche Er-
Entremont ist nun 24 Stunden am Tag im
                                                fahrung und die Fachkenntnisse im Bereich
Einsatz (vorher nur 12 Stunden).
                                                der Hochgebirgsrettung.
Die vom Staatsrat beschlossene Erweite-
                                                Der Fall wurde dann durch Héli-Alpes SA
rung des Dispositivs wird es ermöglichen,
                                                vor das Bundesgericht gebracht, das die Be-
die derzeit zu hohen Einsatzfristen in diesen
                                                schwerde mit Urteil vom 21. August 2020
beiden Regionen zu reduzieren. Andere Re-
                                                teilweise zugelassen hat. In Anwendung der
gionen haben ebenfalls hohe Einsatzzeiten,
                                                kantonalen Gesetzgebung über die Organi-
aber das Volumen der Einsätze ist nicht
                                                sation des sanitätsdienstlichen Rettungswe-
ausreichend, um dort einen Rettungsdienst
                                                sens wird der Fall zur Ausschreibung an das
zu installieren.
                                                Gesundheitsdepartement zurückverwiesen.
Helikoptergestützte Rettung                     Dieser Vorgang wird etwa zwei Jahre dau-
                                                ern. In der Zwischenzeit verbleiben die Man-
Seit 2003 ist die Helikopterrettung im Wallis   date bei den beiden aktuellen Unternehmen.
der Air Zermatt und Air-Glaciers anvertraut.    Das Urteil bestätigt, dass das Gesetz über
Héli-Alpes SA hat im September 2018 beim        das öffentliche Beschaffungswesen nicht
Gesundheitsdepartement einen Antrag für         anwendbar ist und stellt fest, dass der Kan-
den Erhalt einer Betriebsbewilligung für ei-    ton die Leistungsanbieter abgestimmt auf
nen Rettungsdienst und die Aufnahme in die      die Walliser Gegebenheiten und Bedürf-
                                                nisse frei wählen kann.

4.2 Telefonischer medizinischer Bereitschaftsdienst
Der medizinische Bereitschaftsdienst wurde      027). Seit dem 1.Juli 2020 wird die medizi-
im Jahr 2007 ins Leben gerufen. Die Ärztin-     nische Beratung unter der Rufnummer 0900
nen und Ärzte (nachts, an Wochenenden           144 033 rund um die Uhr von Pflegefachper-
und Feiertagen) und Notarzt-Disponenten         sonen und Ärztinnen und Ärzten des tele-
der 144er-Zentrale (tagsüber) haben knapp       medizinischen Beratungszentrums Medi24
24’000 Anrufe pro Jahr geregelt. Die            übernommen.
Schwierigkeiten genügend Nachwuchs zu
finden, haben das System an seine Grenzen       Dank dieser neuen Zusammenarbeit ist die-
gebracht.                                       ser Service nun wie bisher in Französisch
                                                und Deutsch, aber auch in Englisch und Ita-
Diese Situation hat die Dienststelle für Ge-    lienisch verfügbar, was ein zusätzlicher Vor-
sundheitswesen, die Kantonale Walliser          teil für die Tourismusbranche des Kantons
Rettungsorganisation und die Walliser Ärz-      und seine Gäste ist. Der Preis beträgt CHF
tegesellschaft dazu veranlasst, eine Aus-       2.00 pro Minute, maximal CHF 30.50 pro
weitung der Zusammenarbeit mit Medi24 zu        Anruf. Dieser Tarif ist identisch mit derjeni-
erwägen, basierend auf den Erfahrungen          gen der pädiatrischen Hotline.
der pädiatrischen Telefonlinie (0900 144
                                                                                        18/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

Medi24 beantwortete zwischen Juli und De-    der pädiatrischen Hotline liessen sich fast
zember 2020 fast 10’900 Anrufe für die me-   6’000 Eltern von Medi24 beraten.
dizinische Beratung von Erwachsenen. Bei

                                                                                   19/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

5 Spitäler und Kliniken

5.1 Spitalplanung
Nach der Revision des Bundesgesetzes            den Anstieg des Bedarfs an stationärer Re-
über die Krankenversicherung (KVG) im           habilitationsversorgung. Auch die Entwick-
Jahr 2007 trat am 1. Januar 2015 die neue       lung der ambulanten Versorgung spielt eine
Spitalplanung für alle Versorgungsbereiche      wichtige Rolle.
(Akutsomatik, Rehabilitation, Palliative Care
und Psychiatrie) in Kraft.                      In Gesprächen mit Fachleuten wurde die
                                                Notwendigkeit hervorgehoben, den Um-
Im selben Jahr richtete der Kanton ein Mo-      gang mit geriatrischen Patientinnen und Pa-
nitoring ein, um zu beurteilen, ob der Bedarf   tienten von dem mit Erwachsenen ohne
an Spitalversorgung für die kantonale Bevöl-    Komorbidität, Gebrechlichkeit und Instabili-
kerung gedeckt ist und um Über- oder Un-        tät zu unterscheiden. Dies ist in den Progno-
terkapazitäten zu vermeiden. Dieses Moni-       sen berücksichtigt. Diese Ergebnisse ver-
toring hat gezeigt, dass die Entwicklung der    deutlichen auch die Notwendigkeit vorgela-
geriatrischen multidisziplinären Rehabilita-    gerter Anpassungen, die die Patienten-
tion und der spezialisierten Rehabilitation     ströme in der Akutphase verbessern, damit
nicht den Planungsszenarien folgt.              der Patient "zur richtigen Zeit am richtigen
                                                Ort" versorgt werden kann. Auch für Patien-
Aus diesem Grund hat der Kanton beschlos-       ten mit geringem Rehabilitationspotenzial
sen, die Ermittlung des Rehabilitationsbe-      müssen geeignetere Lösungen gefunden
darfs zu überprüfen. Der demografische          werden.
Wandel, insbesondere die Alterung der Be-
völkerung, hat einen grossen Einfluss auf

5.2 Psychische Gesundheit
Kantonale Strategie                             kerung zur Pflege ihrer psychischen Ge-
                                                sundheit erhöhen sollen. Die Strategie sieht
Über alle Altersgruppen gesehen sind jedes      auch die Dezentralisierung der psychiatri-
Jahr fast 20% der Bevölkerung von mittel-       schen Versorgung vor, um eine patienten-
schweren bis schweren psychischen Leiden        nahe Versorgung anbieten zu können. Die
betroffen. Lange Zeit beruhte die psychiatri-   bereits eingeleitete Verlagerung in die am-
sche Versorgung auf der Loslösung des Pa-       bulante psychiatrische Versorgung wird es
tienten aus seinem Umfeld und ist heute         auch ermöglichen, die Zahl der Spitalbetten
stärker auf ambulante Unterstützung vor Ort     zu reduzieren und den öffentlichen sowie
angelehnt. Die Erneuerung der Spitalinfra-      privaten ambulanten Sektor zu stärken.
strukturen des Spital Wallis bietet dem Kan-
ton die Gelegenheit, seine Strategie im Be-     Richtlinien für die Spitalpsychiatrie
reich der psychischen Gesundheit zu über-
denken.                                         Auf der Grundlage der Empfehlungen der
                                                Experten, hat das Gesundheitsdepartement
Die kantonale Strategie, die mit Unterstüt-     im Juni 2020 die Richtlinien für die Spi-
zung eines externen Beratungsbüros entwi-       talpsychiatrie vorgestellt. Sie sehen vor: die
ckelt wurde, basiert auf zwei Pfeilern, wobei   Verteilung der psychiatrischen Dienste über
der erste auf die patientennahe Versorgung      den ganzen Kanton, damit Ressourcen mit
und der zweite auf ein koordiniertes, be-       spezialisierten Spitalangeboten gebündelt
darfsorientiertes Angebot ausgerichtet ist.     werden (wie Notfall, Psychiatrie-Psychothe-
Sie legt grossen Wert auf Massnahmen zur        rapie-Zentren und Pädiatrie) zu bündeln und
Förderung der psychischen Gesundheit und        so den Fachpersonalmangel zu bewältigen.
Prävention, insbesondere durch Informati-       Es wird auch eine bessere Integration der
onskampagnen, die die Fähigkeit der Bevöl-      stationären psychiatrischen Versorgung

                                                                                        20/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020

durch ambulante und patientennahe Versor-      bersession 2020 beschlossen, die vorge-
gung ermöglichen. Die vorgeschlagene           stellten Optionen zu evaluieren und die
Strategie fusste auf der Aufteilung der Psy-   Überlegungen zur Organisation der Spi-
chiatriebetten auf verschiedene Standorte,     talpsychiatrie mit einem neutralen externen
die heute für das französischsprachige Wal-    Experten weiterzuführen. Die Ansprechpart-
lis am Standort Malévoz konzentriert sind.     ner im Gesundheitswesen und die lokalen
                                               Behörden werden in den Prozess miteinbe-
Es wurde im Anschluss an die Interventio-      zogen.
nen und Debatten anlässlich der Septem-

5.3 Spital Wallis
Erweiterung von Brig und Sion                  Walliser Zentrum für Pneumologie

Die Baubewilligung für die Erweiterung des     Die Spitalaktivitäten der Walliser Lungenkli-
Spitals in Brig wurde im Dezember 2020 er-     nik (CVP) wurden im März 2020 auf die an-
teilt. Gegen diese Bewilligung wurden je-      deren Standorte des Spital Wallis (Sierre,
doch Einsprachen eingelegt. Die Arbeiten       Sion, Martigny) übertragen und das Ge-
werden so schnell wie möglich mit dem Bau      bäude wurde formell an den Kanton übertra-
der Tiefgarage und des Anbaus beginnen.        gen.
Sie werden bis mindestens 2026 andauern.
                                               Das Gebäude wird während der Aus- und
Das Spital Brig wird über eine moderne         Umbauarbeiten des APH Le Christ-Roi in
Behandlungsinfrastruktur     mit    sechs      Lens vorübergehend als Alters- und Pflege-
Operationssälen sowie über grössere            heim genutzt. Die Umnutzung wird vom
Flächen für die ambulante Versorgung und       Kanton koordiniert und von den Gemeinden
eine höhere Aufnahmekapazität verfügen;        Crans-Montana, Lens und Icogne finanziert.
statt der heutigen 140 Betten wird es neu      Das APH in Lens wird diese Infrastruktur ab
320 Betten, darunter 48 Psychiatriebetten,     Frühjahr 2021 nutzen.
anbieten. Die zusätzlichen Betten ergeben
sich vor allem aus dem Transfer der 150        Darüber hinaus soll eine im Dezember 2019
Betten des Spitals von Visp.                   vom Staatsrat eingesetzte Arbeitsgruppe
                                               Vorschläge für die zukünftige Verwendung
Nach dem Umbau wird das Spital von Sitten      der Lungenklinik in Montana formulieren.
über eine Aufnahmekapazität von 400            Dieses Dossier hat sich aufgrund der Bewäl-
Betten (aktuell 257) und einen Bereich für     tigung der Pandemie verzögert, aber erste
die ambulante Versorgung verfügen. Diese       Vorschläge für eine Umnutzung werden von
höhere Bettenzahl im Spital von Sitten wird    dieser Arbeitsgruppe diskutiert.
bedeuten, dass die Bettenzahlen der
anderen Spitäler des Spitalzentrums des        Erneuerung Verwaltungsrat
französischsprachigen Wallis je nach ihren
                                               Der Staatsrat hat Pascal Strupler, bis Ende
aktuellen und künftigen Aufgaben reduziert
                                               2020 Direktor des Bundesamts für Gesund-
werden. Im Erweiterungsbau werden 14
                                               heit, ab 1. März 2021 zum Nachfolger von
Operationssäle, die Akutpflege und die
                                               Dominique Arlettaz als Präsident des Ver-
Intermediate Care, die Radiologie sowie die
                                               waltungsrats des Spitals Wallis ernannt.
Zentralapotheke untergebracht.
                                               Am 23. Oktober 2019 verlängerte der
Die Ausbauarbeiten am Standort Sitten
                                               Staatsrat die Mandate der Mitglieder des
haben im zweiten Halbjahr 2020 mit dem
                                               Verwaltungsrats des Spitals Wallis bis zum
Abbruch des ehemaligen Personalhauses
                                               31. Dezember 2023, mit Ausnahme von Do-
und den Vorbereitungsarbeiten begonnen
                                               minique Arlettaz, der bei seiner Ernennung
und dauern noch bis 2025. Danach wird bis
                                               im Jahr 2015 angekündigt hatte, dass er das
2027 noch ein Teil des jetzigen Gebäudes
                                               Spital Wallis im Laufe des Jahres 2021 ver-
umgebaut.
                                               lassen würde.

                                                                                      21/52
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