Gesundheitspolitik 2020 - BERICHT DES STAATSRATES AN DEN GROSSEN RAT ZUR
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Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 Inhaltsverzeichnis 1 COVID-19 Pandemie .............................................................................................................5 1.1 Epidemiologische Entwicklung ..................................................................................... 5 1.1 Chronologie der Entscheidungen von Bund und Kantonen ......................................... 6 1.2 Aufgaben der Gesundheitsbehörden ........................................................................... 9 1.3 Spitäler unter Druck .................................................................................................... 10 1.4 Alters- und Pflegeheime an der Front ........................................................................ 11 1.5 Finanzielle Auswirkungen........................................................................................... 11 1.6 Impfungen .................................................................................................................. 12 2 Allgemeines ......................................................................................................................... 13 2.1 Gesundheitsgesetz..................................................................................................... 13 2.2 Ombudsstelle für das Gesundheitswesen und die sozialen Institutionen .................. 14 2.3 Elektronisches Patientendossier ................................................................................ 14 3 Gesundheitsförderung und Prävention ............................................................................... 16 3.1 Arbeit und Gesundheit................................................................................................ 16 3.2 Gesundheitszustand der Bevölkerung ....................................................................... 16 3.3 Darmkrebs-Screening ................................................................................................ 17 4 Notfalldienste und Rettungswesen ..................................................................................... 18 4.1 Organisation des sanitätsdienstlichen Rettungswesens ............................................ 18 4.2 Telefonischer medizinischer Bereitschaftsdienst ....................................................... 18 5 Spitäler und Kliniken ........................................................................................................... 20 5.1 Spitalplanung .............................................................................................................. 20 5.2 Psychische Gesundheit .............................................................................................. 20 5.3 Spital Wallis ................................................................................................................ 21 5.4 Spital Riviera-Chablais Waadt-Wallis ......................................................................... 22 5.5 Ausserkantonale Hospitalisationen ............................................................................ 23 6 Langzeitpflege ..................................................................................................................... 24 6.1 Planung der Langzeitpflege ....................................................................................... 24 6.2 Alters- und Pflegeheime ............................................................................................. 24 6.3 Pflege und Hilfe zu Hause .......................................................................................... 25 6.4 Tagesstrukturen ......................................................................................................... 26 6.5 Unterstützung für betreuende Angehörige und Freiwillige ......................................... 26 7 Krankenversicherung .......................................................................................................... 27 7.1 Kosten zu Lasten der obligatorischen Krankenversicherung ..................................... 27 7.2 Krankenkassenprämien.............................................................................................. 27 7.3 Individuelle Prämienverbilligung ................................................................................. 28 8 Schlussfolgerungen ............................................................................................................ 29 3/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 Der Staatsrat des Kantons Wallis an den Grossen Rat des Kantons Wallis Sehr geehrter Herr Präsident, Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Wir haben die Ehre, Ihnen den Bericht mit der Zusammenfassung der gesundheitspolitischen Geschehnisse im Jahr 2020 vorzustellen. Dieser Bericht wird Ihnen gemäss Artikel 7 Absatz 8 des Gesundheitsgesetzes vom 12. März 2020 vorgelegt, der den Staatsrat dazu verpflichtet, dem Grossen Rat jährlich einen schriftlichen Bericht über seine Gesundheitspolitik vorzulegen. Das Jahr 2020 wird als ein besonderes Jahr in Erinnerung bleiben. Nach den ersten Anzeichen für die Entdeckung eines neuen Coronavirus in China ahnten die wenigsten, dass das Jahr auf globaler Ebene komplett auf den Kopf gestellt werden wird. Die Pandemie COVID-19 belastete die gesamte Gesellschaft: Die Schweizer Bevölkerung musste ab dem 16. März zu Hause bleiben lernen, ihre Bewegungen und Kontakte einzuschrän- ken; Schülerinnen und Schüler entdeckten das Fernstudium; Unternehmen setzten ihre Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter im Home Office ein - mit den damit verbundenen technologischen und logistischen Herausforderungen; der öffentliche Verkehr wurde von Fahrgästen entleert; nicht lebensnotwendige Geschäfte, Cafés und Restaurants schlossen auf unbestimmte Zeit ihre Türen; das kulturelle und gesellschaftliche Leben kam zum Erliegen; Grenzen wurden geschlos- sen; die Wirtschaft wurde zur Zeitlupenwirtschaft. Auch wenn die Schweiz und die Kantone Pandemiepläne verabschiedet haben, die Massnah- men für solche Situationen vorsehen, setzte die Bewältigung einer Epidemie dieses Ausmasses alle Beteiligten unter Druck und erforderte ein hohes Mass an Flexibilität und Reaktionsfähigkeit auf allen Ebenen. Niemand war wirklich auf diese noch nie dagewesene Situation vorbereitet. Mitten in der Gesundheitskrise hat das Gesundheitswesen im Februar Massnahmen ergriffen, um die Patientinnen und Patienten vor dem Risiko einer Infektion mit COVID-19 zu schützen und einen Zustrom neuer Patienten zu bewältigen. Die Versorgungskette wurde so organisiert, dass Personen, die sich nachweislich oder vermutlich mit dem neuen Coronavirus infiziert haben zu isolieren und die notwendige Schutzausrüstung zu bestellen - und das vor dem Hintergrund einer weltweiten Knappheit. Nach einem Bundesbeschluss verschoben die Spitäler ihre medizinisch nicht dringend angezeigten Operationen, um die COVID-19 Patienten zu versorgen. Im Wallis, wie auch in anderen Kantonen, wurden einige Privatkliniken requiriert, um die Spitalkapazität zu erhöhen. Nach einem Beschluss des Staatsrats verzichteten medizinische und soziale Einrich- tungen auf Besuche im Freien, um zu verhindern, dass das Virus in diese besonders gefährdete Bevölkerungsgruppe gelangt. In diesem Krisenjahr konnte die Regierung auf das verantwortungsvolle Verhalten der Bevölke- rung zählen. Sie ist dankbar für die gemeinsamen Anstrengungen und die Solidaritätsbekundun- gen in dieser besonderen Zeit. Jeder hat auf seiner Ebene an der Bewältigung der Krise mitge- wirkt. Für die Gesundheitsbehörden wurde das Jahr 2020 auch zum Jahr der finanziellen Krise des Spitales von Rennaz. Das Akutspital, das im Herbst 2019 die ersten Patientinnen und Patienten aufgenommen hat, geriet Anfang 2020 in grosse finanzielle Schwierigkeiten, die ein Eingreifen der Kantone Waadt und Wallis erforderten. Diese Episode sowie eine Zusammenfassung der anderen Aktivitäten und Ereignisse des Gesundheitsjahres 2020 werden in diesem Bericht dar- gestellt, wobei der Fortschritt mehrerer Dossiers aufgrund der Pandemie verlangsamt oder aus- gesetzt wurde. Zur besseren Lesbarkeit sind alle Bezeichnungen von Person, Status oder Funktion gleichermassen an Frauen und Männer gerichtet. 4/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 1 COVID-19 Pandemie 1.1 Epidemiologische Entwicklung Am 8. Januar 2020 meldete die Weltge- den positiven Fällen vertreten. Besonders sundheitsorganisation (WHO) das Auftreten betroffen waren Alters- und Pflegeheime einer neuen Form des Coronavirus in China, (APH). SARS-COV-2. Das Virus verbreitete sich schnell in der ganzen Welt. Der erste Fall in Anzahl neuer COVID-19-Fälle und kumu- der Schweiz wurde am 25. Februar im Tes- lierte Fälle, Wallis, 2020 (Quelle: BAG) sin entdeckt. Drei Tage später wurde im Wallis die erste Person positiv auf COVID- 19 getestet. Der Staatsrat berief am 4. März das kanto- nale Führungsorgan ein, um den Kantons- arzt bei der Bewältigung der Gesund- heitskrise zu unterstützen. Danach wurden auf Bundes- und Kantonsebene eine Mass- nahme nach der anderen ergriffen, um die Epidemie einzudämmen: Veranstaltungs- Am 21. Oktober wurden vom Staatsrat neue verbote, Schliessung von Schulen, Restau- restriktive Massnahmen verkündet, um die rants, Geschäften und Unterhaltungs- und Ausbreitung des Virus einzudämmen: Ver- Freizeitangeboten. Die Schweiz wachte am bot von Versammlungen und Demonstratio- 16. März mit einem teilweisen Lockdown nen von mehr als 10 Personen, Schliessung auf. von Unterhaltungs- und Freizeiteinrichtun- gen (Museen, Kinos, Theater, Bibliotheken, Nach der ersten Welle bot der Sommer eine Atempause. In dieser Phase basierte die Schwimmbäder und öffentliche Bäder, Bow- ling usw.), Verbot von Kontaktsportarten, Strategie zur Eindämmung der Pandemie auf der Erkennung positiver Fälle, deren Iso- Schliessung von Bars und Diskotheken, Schliessung von Restaurants um 22 Uhr lierung und der Quarantäne enger Kontakt- personen. Es wurden Testzentren einge- und Besuchsverbote in Spitälern und Alters- und Pflegeheimen. richtet und das Contact Tracing wurde ver- stärkt, das heisst die Rückverfolgung von Zwei Wochen später verschärfte der Staats- Personen, die in engem Kontakt mit einer rat seine Massnahmen und schloss die Res- positiv getesteten Person gestanden sind. taurants. Das Wallis war der erste Schwei- Eine Kommunikationskampagne wurde ge- zer Kanton, der im Herbst solche Massnah- startet, die die Bevölkerung an die Verhal- men ergreift. Die meisten anderen Kantone tensregeln erinnert (Hände waschen, Maske der Westschweiz, die ebenfalls einen deutli- tragen, in die Armbeuge husten, Abstand chen Anstieg der Fallzahlen verzeichnen, halten). übernahmen diese Massnahmen. Der Bun- desrat verhängte am 18. Dezember die Diese Massnahmen konnten eine zweite Schliessung von Restaurants in der ganzen Welle nicht verhindern, die im Oktober im Schweiz. Kanton Wallis, den am stärksten betroffene Kanton der Schweiz, besonders virulent Die DGW und die kantonale Fachstelle für war. Innerhalb von drei Wochen stieg die übertragbare Krankheiten (Zentralinstitut durchschnittliche Anzahl positiver Fälle pro der Spitäler) unterstützten den Staatsrat aus Tag von etwa 20 auf mehr als 600. Am epidemiologischer Sicht bei der Bewältigung höchsten Punkt wurden fast 900 Fälle pro der Pandemie und erstellten Gesundheits- Tag gezählt. Im Vergleich zur Epidemie- statistiken. Die Abbildungen in Anhang 1 ge- welle im März waren Menschen im Alter von ben einen weiteren Einblick in die Entwick- 60 Jahren und älter doppelt so häufig unter lung der Pandemie 5/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 1.1 Chronologie der Entscheidungen von Bund und Kantonen Schweiz Wallis 25. Februar Erster positiver Fall im Tessin 28. Februar Erster positiver Fall im Wallis 9. März E-DGSK zur Schliessung der Tagesstruk- turen 13. März BRB zur Schliessung von Schulen, nicht le- SRB Besuchsverbot in Alters- und Pflege- bensnotwendigen Geschäften und Restau- heimen und Spitälern rants, Versammlungsverbot von mehr als 100 Personen und Mobilisierung der Armee 18. März SRE Kliniken Valère, CIC Saxon und Spi- tex-Mitarbeitende werden requiriert 23. März SRE zur Schaffung einer Führungsgruppe für das Walliser Gesundheitswesen in der Dienststelle für Gesundheitswesen 16. April BRB zur Wiederaufnahme persönlicher Dienstleistungen (Coiffeur, Physiotherapie, Kosmetik usw.) und zur Wiederaufnahme des normalen Betriebs in Spitälern, Kliniken und Arztpraxen 29 April BRB ab dem 11. Mai den Unterricht in den ob- ligatorischen Schulen wieder aufzunehmen, Geschäfte, Märkte und Museen wieder zu öff- nen und die sportlichen Aktivitäten wieder auf- zunehmen 4. Mai SRE zur Aufhebung der Requisition der Kliniken 8. Mai BRB zur Wiedereröffnung von Gastronomie- betrieben (1. Stufe) 20. Mai SRR zum Plan die Kapazitäten der Spitä- ler für COVID-Patienten und Notfälle auf- zustocken 27. Mai BRB ab dem 6. Juni Versammlungen im öf- fentlichen Raum von bis zu 30 Personen und Demonstrationen von bis zu 300 Personen zu genehmigen, die Wiederaufnahme des Unter- richts in den nachobligatorischen Schulen, die Öffnung von Restaurants (2. Stufe), Bars, Dis- kotheken und Orten der Unterhaltung und Freizeit 2. Juni SRE Wiedereröffnung Tagesstrukturen 19. Juni BRB ab dem 22. Juni die Verbote für Ver- sammlungen auf öffentlichen Plätzen, von Demonstrationen mit mehr als 300 Personen und die Einschränkungen in Gastronomiebe- trieben aufzuheben 1. Juli BRB schreibt das Tragen von Masken in öf- fentlichen Verkehrsmitteln vor und führt Qua- rantäne für Personen ein, die aus einem Land oder Gebiet mit hohem Infektionsrisiko kom- men 6/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 Juli 15 SRE die Anzahl der Kunden in Nachtclubs zu begrenzen und Contact Tracing zu ver- langen 26. August SRE schreibt das Tragen von Masken in Geschäften vor 15. Oktober SRE schreibt das Tragen von Masken in allen geschlossenen, der Öffentlichkeit zugänglichen Räumen mit Ausnahme der obligatorischen Schule vor, das Tragen von Masken und deren Kennzeichnung bei allen öffentlichen und privaten Veran- staltungen mit mehr als 50 Personen und erlaubt den Konsum von Speisen und Ge- tränken in Restaurants und Bars nur im Sitzen in einem Abstand von 1.5 Metern 18. Oktober BRB in Restaurants nur im Sitzen zu essen, Versammlungen von mehr als 15 Personen zu verbieten und das Tragen von Masken in geschlossenen, der Öffentlichkeit zugängli- chen Räumen anzuordnen 21. Oktober SRE das Tragen von Masken an ge- schlossenen Arbeitsplätzen anzuordnen, Versammlungen und Demonstrationen von mehr als 10 Personen in öffentlichen und privaten Räumen zu verbieten, den Besuch von Spitälern und Rettungsdiens- ten auszusetzen (vorbehaltlich von Härte- fällen), die Schliessung von Bars, Nachtclubs und Diskotheken anzuordnen, die Anzahl der Gäste in öffentlichen Ein- richtungen auf 4 pro Tisch zu beschrän- ken und eine Sperrstunde um 22.00 Uhr festzulegen, Fernunterricht für tertiäre Schulen anzuordnen und Unterhaltungs- und Freizeitstätte zu schliessen 28. Oktober BRB Schliessung von Diskotheken und Nachtclubs, Einführung einer Sperrstunde für Bars und Restaurants um 23.00 Uhr, Verbot öffentlicher Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen und privater Veranstaltungen mit mehr als 10 Personen, Verbot von Frontalun- terricht für Universitäten 30. Oktober SRE dem Gesundheitsdepartement die Befugnis zu übertragen, Gesundheitsein- richtungen und medizinisches Fachperso- nal einzuziehen und medizinisch nicht an- gezeigte Untersuchungen und Behand- lungen zu begrenzen oder auszusetzen 30. Oktober SRE bittet den Bund um militärische Mittel zur Unterstützung der kantonalen Ge- sundheitsbehörden 3. November E-DGSK einen Teil der privaten Gesund- heitseinrichtungen zu requirieren und me- dizinisch nicht dringend angezeigte Spital- aktivitäten zu reduzieren oder einzustel- len. 4. November SRE schliesst Restaurationsbetriebe 7/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 6. November E-DGSK Stufe 3 des Plans zur Aufsto- ckung der Kapazitäten (grössere Ein- schränkung der medizinisch nicht drin- gend angezeigten Eingriffe). 19. Novem- SRE verbietet Versammlungen und De- ber monstrationen von mehr als 10 Personen im öffentlichen und privaten Raum, schliesst Unterhaltungs- und Freizeitstätte und verbietet Kontaktsportarten 2. Dezember SRE für Anerkennungsaktion für alle Pfle- gekräfte 3. Dezember SRE genehmigt Versammlungen im öf- fentlichen Raum bis zu 15 Personen, Vor- führungen bis zu 50 Personen, private Veranstaltungen bis zu 10 Personen, Öff- nung der Restaurants bis 23.00 Uhr, mit sitzendem Verzehr und max. 4 Kund/in- nen pro Tisch 11. Dezem- BRB mit Sperrstunde für Restaurants, Bars, SRE soll die Öffnungszeiten von Restau- ber Geschäfte, Märkte, Museen, Bibliotheken, rants, Geschäften, Kultureinrichtungen Sport- und Freizeiteinrichtungen um 19.00 und Sporteinrichtungen bis 22.00 Uhr ver- Uhr und öffentliche Veranstaltungen zu ver- längern bieten 16. Dezem- Definition von kritischen Schwellenwerten ber für die Erteilung von kantonalen Skige- bietskonzessionen durch SRB 18. Dezem- BRB, Restaurants, Kultur-, Sport- und Frei- SRE zur Genehmigung der Öffnung von ber zeiteinrichtungen zu schliessen und den Ein- Restaurants, Geschäften, Kultur- und satz von Schnelltests auch auf Menschen Sporteinrichtungen bis 22.00 Uhr (ge- ohne Symptome auszuweiten mäss Art. 7 der COVID-19-Verordnung) 20. Dezem- Erster Fall einer neuen Virusvariante im ber Wallis entdeckt 21. Dezem- BRB verbietet die Einreise von Personen aus ber Grossbritannien und Südafrika in die Schweiz. Rückwirkende Quarantäne für Per- sonen, die seit dem 14. Dezember aus diesen Ländern eingereist sind. 23. Dezem- SRE das kantonale Konzept zur Durch- ber führung der Impfung gegen COVID-19 zu genehmigen. Erhalt von 3’900 Dosen Impfstoff im Zentralinstitut der Spitäler 28. Dezem- Impfung der ersten Personen im Spital ber Wallis BRB: Bundesratsbeschluss SRE: Staatsratsentscheid Kanton Wallis E-DGSK: Entscheid des Departements für Gesundheit, Soziales und Kultur 8/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 1.2 Aufgaben der Gesundheitsbehörden Bereits im Februar mitten in die Gesund- die Versorgung der Gesundheitseinrichtun- heitskrise geworfen, mobilisierten das De- gen mit Schutzausrüstungen (Masken, Kit- partement für Gesundheit, Soziales und Kul- tel). Es wurden über eine Million Masken tur und der Dienststelle für Gesundheitswe- verteilt. Bei der Lonza wurde Händedesin- sen all ihre Ressourcen mit dem Ziel, die Be- fektionsmittel (hydroalkoholisches Gel) be- völkerung zu schützen und die Gesund- stellt. Zur Verstärkung des Gesundheitswe- heitsversorgung sicherzustellen. Eine inten- sens wurde Reservepersonal gesucht. sive Koordination mit den Leistungserbrin- gern des Gesundheitswesens war im Gange Sobald sich die Lage auf dem Markt für (Spitäler, Kliniken, kantonale Abteilung für Schutzausrüstung entspannte, legte die übertragbare Krankheiten, das Zentralinsti- DGW eine Reserve von zehn Millionen OP- tut der Spitäler, Rettungsdienste, Alters- und Masken zurück, um eventuelle Engpässe Pflegeheime, Spitex, niedergelassene Ärzte abzudecken. usw.). Information und Kommunikation Screening, Isolierung und Quarantäne Die Kantonale Walliser Rettungsorganisa- Der Staatsrat hat den Umgang mit Isolie- tion (KWRO), die über ein Callcenter ver- rung und Quarantäne bei Epidemien per fügt, war zu Beginn der Pandemie für die Verordnung an die kantonale Einheit für kantonale Coronavirus-Hotline zuständig. übertragbare Krankheiten delegiert. Nach- Diese Hotline wurde innerhalb von zwei Ta- dem das Contact Tracing, das Gesundheits- gen eingerichtet. Die KWRO beantwortete förderung Wallis gewährleistet hat, im März auch Fragen zu Veranstaltungen und aufgrund der Anzahl Neuansteckungen Schutzkonzepten im wirtschaftlichen, sozia- kurzfristig gestoppt werden musste, wurden len und kulturellen Bereich. es im Mai wieder aufgenommen und beglei- Die Hotline wurde zu Beginn des Sommers teten die erste Dekontamination. Die Einheit von Gesundheitsförderung Wallis übernom- für übertragbare Krankheiten und Gesund- men, die auch zuständig war für die Quaran- heitsförderung Wallis arbeiteten eng zusam- tänepflicht für Reisende aus Risikogebieten. men, um positive Fälle zu isolieren und de- ren enge Kontaktpersonen unter Quaran- Im Auftrag der Dienststelle für Gesundheits- täne zu stellen. Diese Strategie der Eindäm- wesen war Gesundheitsförderung Wallis mung der Epidemie war bis zum Herbst und auch für die Entwicklung einer Sensibilisie- dem plötzlichen Auftreten der zweiten Welle rungskampagne verantwortlich. Mit Emp- erfolgreich. fehlungen und Tipps, die im Internet und in sozialen Medien verbreitet wurden, zielte Nach wochenlanger stabiler Lage über- diese Kampagne darauf ab, die Ausbreitung raschte das Ausmass und die Abruptheit der des Virus zu begrenzen und den Alltag für zweiten Welle alle. Das Contact-Tracing- die Bevölkerung zu erleichtern. Team war nicht mehr in der Lage, jede posi- tive Person einzeln zu kontaktieren und eine Liste der Kontakte zu erstellen, die unter Quarantäne gestellt werden müssen. Es wurde rasch ein SMS-Warnsystem einge- richtet, um Personen gezielt über ihre Isola- tions- oder Quarantänepflicht zu informie- ren. Der Personalbestand wurde aufge- stockt. Ausrüstung und Reservepersonal Eine zweite Kommunikationskampagne zur Sensibilisierung für Schutzmassnahmen Im Frühling bemühte sich die Dienststelle für wurde im September gestartet und lief bis Gesundheitswesen mit Unterstützung des Dezember. Dazu gab es ein Video für sozi- Zentralinstituts der Spitäler (ZIS) vor dem ale Medien, das die Aussagen von Wallise- Hintergrund der weltweiten Knappheit, um rinnen und Wallisern zeigte, die von COVID- 19 betroffen waren. Das Mitte November auf 9/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 der Facebook-Seite von Gesundheitsförde- Psychische Gesundheit rung Wallis ausgestrahlte Video erreichte in- nerhalb weniger Tage 65’000 Personen im Die aus der Gesundheitskrise resultieren- französischsprachigen Teil des Wallis und den Unsicherheiten stellen die Bezugs- 85’000 im Oberwallis. punkte, Gewohnheiten, Ressourcen und so- zialen Interaktionen der Bevölkerung auf die Probe. Um die Bevölkerung in diesem unge- wöhnlichen Kontext zu unterstützen, beauf- tragte das Gesundheitsdepartement Spital Wallis und die KWRO, eine kantonale PsyCovid19 -Stelle einzurichten, um Men- schen in Not zu helfen. Die Stelle steht der Bevölkerung, Patientinnen und Patienten und Gesundheitsfachleute ab Ende März Das ganze Jahr über informierte die Dienst- 2020 zur Verfügung. Dieser kostenlose stelle für Gesundheitswesen die Bevölke- Dienst bietet allgemeine Unterstützung für rung regelmässig über Medienmitteilungen, die Bevölkerung, in Zusammenarbeit mit be- stehenden Vereinen und Institutionen im Zeitungsanzeigen, Radiospots und auf der Website des Kantons Wallis. Ausserdem Wallis. Im Oberwallis wurde vom Psychiat- beantwortete sie zahlreiche Medienanfra- riezentrum Oberwallis eine Telefon-Helpline gen. Die Ansprechpartner im Gesundheits- PsyCovid19 eingerichtet. wesen wurden per E-Mail oder in Videokon- Gleichzeitig stellt santéspsy.ch (interkanto- ferenzen über die Massnahmen informiert. nales Projekt der lateinischsprachigen Kan- Zusätzliche Ressourcen tone) die Rubrik "Psychische Gesundheit & Covid-19" auf seiner Website zur Verfü- Am 31. Dezember 2020 waren noch 52 zu- gung. Angesprochen werden Themen wie: sätzliche VZÄ beschäftigt, d. h. 80 Perso- psychische Gesundheit pflegen, Ängste be- nen, um die zusätzliche Arbeitsbelastung sänftigen, sich informieren, sich beschäfti- durch den Umgang mit der Pandemie aufzu- gen, Solidarität zeigen, arbeiten und zum ei- fangen. Diese Personen arbeiteten bei der genen Körper Sorge tragen. Für jedes die- kantonalen Hotline, dem Contact Tracing, ser Themen werden praktische Informatio- der Informationsgruppe info-COVID, der nen und Ratschläge angeboten, zusammen kantonalen Einheit für übertragbare Krank- mit Ressourcen für Familien, Senior/innen heiten zu epidemiologischen Fragen, Erar- und isolierte und/oder gefährdete Personen. beitung von Statistiken, Durchführung von Diese Botschaften und Ressourcen werden Kontrollen, der Materialverwaltung und den vom Verein ciao.ch für junge Menschen an- Impfungen mitarbeiten. gepasst. 1.3 Spitäler unter Druck Die Aussetzung der medizinisch nicht drin- Während des Sommers holten die Spitäler genden angezeigten Spitaleingriffe wurde gewisse Eingriffe nach, die im Frühjahr ver- im März auf nationaler Ebene beschlossen, schoben wurden. Sie bereiteten sich in Zu- um Kapazitäten für die Versorgung von CO- sammenarbeit mit der DGW auf die Bewälti- VID-19-Patienten freizumachen. Im Wallis gung einer zweiten Pandemiewelle vor. wurden die Kliniken Valère und das CIC in Diese setzte im Oktober abrupt ein und Saxon requiriert. Am Eingang zu den Not- zwang die Spitäler erneut dazu, medizinisch fallaufnahmen in Visp, Sion und Martigny nicht dringend angezeigte Operationen ein- wurden vorgelagerte Sanitätsposten einge- zustellen. richtet, um sicherzustellen, dass COVID-19- Zur Unterstützung des Spital Wallis und des Patienten getrennt von anderen Patienten Spital Riviera-Chablais, insbesondere der behandelt werden. Intensivstationen, wurden private Einrich- tungen requiriert. Einige Patienten wurden 10/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 in Rehabilitationskliniken verlegt, um zu- Ende März/Anfang April, nach dem Höhe- sätzliche Betten im Spital freizumachen. Ei- punkt der ersten Welle, wurden mehr als nige Personen wurden in anderen Kantonen 150 Walliserinnen und Wallisern wegen CO- hospitalisiert, da im Wallis die erforderliche VID-19 ins Spital eingeliefert, davon 28 auf Intensivpflege nicht verfügbar war. Während die Intensivstation. Während der zweiten der beiden Epidemiewellen wurden die Ar- Welle stieg diese Zahl Anfang November mee und der Zivilschutz als Verstärkung hin- auf 344 Spitalaufenthalte, darunter 37 auf zugezogen. der Intensivstation. Anzahl der Spitalaufenthalte COVID-19, Die Spitäler erleben ein paradoxes Jahr Wallis, 2020 (Quelle: DGW) 2020, in dem ein Teil der Einrichtung voll ausgelastet ist, insbesondere die Intensiv- pflege und Überwachungsabteilungen, wäh- rend der Rest unterbelegt ist. 1.4 Alters- und Pflegeheime an der Front Der Staatsrat beschloss am 13. März ein Anzahl der neuen COVID-19-Todesfälle und mehrwöchiges Besuchsverbot in Alters- kumulierte Todesfälle, Wallis, 2020 (Quelle: und Pflegeheimen und Spitälern. Tages- BAG) strukturen wurden vorübergehend ge- schlossen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die DGW erstellte Richtlinien zur Unter- stützung von Langzeitpflegeeinrichtun- gen im Kampf gegen die Pandemie und stellte ihnen Reservepersonal zur Verfü- gung. Während des Sommers erstellte die DGW einen Massnahmenplan für Ausbrüche. Im Jahr 2020 wurden 50 % der Todesfälle aufgrund von COVID-19 in Alters- und Pflegeheimen erfasst. 1.5 Finanzielle Auswirkungen Die Gesundheitsinstitutionen haben im Jahr Parallel dazu wurde der Normalbetrieb der 2020 grosse Anstrengungen unternommen, Gesundheitsinstitutionen beeinträchtigt. Die um die COVID-19-Patienten zu behandeln medizinisch nicht dringend angezeigten Be- und gleichzeitig weiterhin eine qualitativ handlungen in den Spitälern und Kliniken hochstehende Versorgung für die Bevölke- wurden während den Epidemiewellen redu- rung sicherzustellen. Sie haben namentlich ziert oder sogar eingestellt. Die Privatklini- zusätzliches Personal eingestellt und zu- ken wurden als Verstärkung hinzugezogen, sätzliche Schutzausrüstung (Masken, um das Spital Wallis zu unterstützen. In Handschuhe, Kittel, Desinfektionsmittel) an- manchen Alters- und Pflegeheimen (APH) geschafft. 11/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 waren unter anderem wegen den Todesfäl- Pflegeheime (APH) und andere Gesund- len und des vorübergehenden Aufnahme- heitseinrichtungen bestimmt. stopps die Betten unterbelegt. Ein Teil der zu Lasten des Kantons gehen- Die grossen Anstrengungen, die die Ge- den 61 Millionen Franken, nämlich 30.7 Mil- sundheitseinrichtungen unternehmen, hat- lionen Franken, kann aus dem Restbudget ten ihren Preis, den sie nicht allein tragen der Dienststelle für Gesundheitswesen ge- können. Der Staatsrat hat deshalb im Ja- deckt werden. Die Budgetüberschreitung nuar 2021 beschlossen, eine ausserordent- von CHF 30.2 Mio. wird dem Parlament im liche finanzielle Unterstützung von 64 Millio- Rahmen der Rechnung 2020 vorgelegt. Sie nen Franken zu gewähren, um einen Teil kommt zu zusätzlich zu den 7.5 Millionen, der durch die Gesundheitskrise verursach- die der Dienststelle für Gesundheitswesen ten Verluste zu kompensieren, wovon 61 schon zugesprochen wurden. Zur Erinne- Millionen vom Kanton und 3.2 Millionen von rung: Der Bundesrat und die Krankenversi- den Gemeinden getragen werden. Dieser cherer sind nicht auf eine Entschädigung Betrag ist für Spitäler, Kliniken, Alters- und der Gesundheitseinrichtungen eingetreten. 1.6 Impfungen Der erste Impfstoff gegen COVID-19 wurde Rund 3’900 Dosen wurden noch vor Weih- am 19. Dezember von Swissmedic zugelas- nachten ins Wallis geliefert, so dass noch sen. Es handelt sich um Comirnaty ® von 2020 die ersten Personen in den geriatri- Pfizer/BioNTech. schen Abteilungen von Spital Wallis geimpft werden können. Anfang Januar 2021 wird Der Staatsrat hat am 23. Dezember das die Impfung in den Alters- und Pflegeheimen kantonale Konzept für die Durchführung und in Arztpraxen verabreicht, danach in COVID-19-Impfung genehmigt. In Überein- Impfzentren und Apotheken. stimmung mit der Bundesstrategie ist ge- plant, die Bevölkerung nach einer Prioritä- tenliste zu impfen. Zur ersten Prioritäts- gruppe gehören Menschen über 75 Jahre und Menschen mit erhöhtem Risiko, im Falle einer COVID-19-Infektion Komplikationen zu entwickeln. 12/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 2 Allgemeines 2.1 Gesundheitsgesetz Gesundheitsgesetz Dieser Text zielt darauf ab, Patienten und/o- der Bewohnern am Ende ihres Lebens die Das neue Gesundheitsgesetz wurde am 12. Möglichkeit zu geben, Palliativversorgung März 2020 vom Grossen Rat verabschiedet sowie Hilfe bei der Selbsttötung in gerechter und trat am 1. Januar 2021 in Kraft. Es passt Weise im gesamten Kanton in Anspruch zu die Walliser Gesundheitsgesetzgebung an nehmen, in Übereinstimmung mit den die Entwicklung des Bundesrechts an und Grundrechten des Menschen. Diese Vor- verbessert die Bestimmungen über die Pati- lage wird im Jahr 2021 im Grossen Rat be- entenrechte, die Versorgungsqualität und handelt. die Aufsicht über die Gesundheitsberufe. Ausserdem werden die Kompetenzen be- Praktikums- und Ausbildungsgesetz stimmter Gesundheitsberufe wie Pflege- fachfrau/mann präzisiert. Das Gesetz über die Bereitstellung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen für Darüber hinaus führt das Gesetz nach dem nicht-universitäre Gesundheitsfachberufe Vorbild anderer französischsprachiger Kan- wurde am 17. Juni 2020 vom Parlament ver- tone ein System zur Regulierung medizi- abschiedet und wird auf das Schuljahr 2021- nisch-technischer Grossgeräte ein. Ziel ist 2022 in Kraft treten, mit einer Übergangs- es, Überkapazitäten zu vermeiden, die un- phase, in der sich die Einrichtungen darauf erwünschte Effekten mit sich bringen, wie z. einstellen können. Dadurch können mehr B. unnötige und potenziell schädliche Unter- Gesundheitsfachleute im Wallis ausgebildet suchungen, Mangel an qualifiziertem Perso- werden. nal aufgrund der Verteilung auf viele Stand- orte und eine Erhöhung der von der gesetz- Das Gesetz sieht vor, dass der Kanton jähr- lichen Krankenversicherung zu tragenden lich festlegt, wie viele Praktikums- und Aus- Kosten. bildungsplätze jede Gesundheitseinrichtung (Spitäler, Alters- und Pflegeheime, Spitex, Gesetz über die Begleitung am Lebens- Rettungsdienste) zur Verfügung stellen ende muss. Die Gesundheitseinrichtungen wer- den für die Betreuung von Praktikantinnen Der Grosse Rat hat beschlossen, die Best- und Praktikanten und Auszubildenden fi- immungen zur Suizidbeihilfe zurückzuzie- nanziell entschädigt. Einrichtungen, die hen und in einem separaten Gesetz vorzu- nicht genügend Plätze zur Verfügung stel- legen, um die Verabschiedung und das In- len, müssen eine Ausgleichszahlung leis- krafttreten des Gesundheitsgesetzes nicht ten. zu blockieren. Diese Regelungen gelten zunächst für Der Entwurf des Gesetzes über die Beglei- Pflege- und Betreuungsberufe (Pflegefach- tung am Lebensende befasst sich mit den frau/mann, Fachangestellte/r Gesundheit, Grundrechten kranker und/oder älterer Men- Assistent/in Gesundheit und Soziales, Fach- schen am Lebensende und den medizini- mann/-frau Betreuung,) sowie auf die Physi- schen, ethischen und rechtlichen Grundsät- otherapeuten/-innen und Rettungssanitä- zen für die Palliativversorgung und die Pra- ter/innen angewendet. Sie können bei Be- xis der Sterbehilfe im Kanton. Es setzt den darf auf andere ausseruniversitäre Gesund- rechtlichen Rahmen für die kantonale Um- heitsberufe ausgedehnt werden. Die medizi- setzung der nationalen Palliativstrategie nischen Berufe (Arzt, Zahnarzt, Chiroprakti- und für die Durchführung der Suizidbeihilfe ker, Apotheker) gehören nicht zum Anwen- in den öffentlich finanzierten Gesundheits- dungsbereich und haben schon entspre- und Sozialeinrichtungen des Kantons. chende gesetzliche Grundlagen. 13/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 2.2 Ombudsstelle für das Gesundheitswesen und die sozialen Institutionen Im Jahr 2020 fungierte die Ombudsstelle für Zivilrechtliche Haftung einer medizini- 34 das Gesundheitswesen und die sozialen schen Fachkraft nach einem medizini- Institutionen weiterhin als Anlaufstelle und schen Eingriff oder unangemessenem Informationsquelle für Patienten und Ange- Verhalten Patientenbetreuung in einem Spital/einer 19 hörige der Gesundheitsberufe. Sie leitet an Klinik den richtigen Ansprechpartner weiter und Verhalten eines Patienten 1 bietet bei Bedarf eine Mediation an. Mitar- Patientenbetreuung in einem Alters- und 13 beiterinnen und Mitarbeiter von Institutionen Pflegeheim können Zwischenfälle anonym melden, Patientenbetreuung in einer spezialisierten 6 ohne um ihren Arbeitsplatz fürchten zu müs- Einrichtung sen. Auf der Website www.ombudsman- Probleme mit Patientendossier (beispiels- 9 vs.ch stehen Vorlagen zur Verfügung und weise Zugang) am Dienstagnachmittag und Donnerstag- Auskünfte für Mitarbeitende von 6 morgen wird ein telefonischer Bereitschafts- Gesundheits- oder Sozialeinrichtungen dienst angeboten. (insbesondere Arbeitsrecht) Streitfälle mit KESB (Kindes- und 5 Im Jahr 2020 wurde die Ombudsstelle 145- Erwachsenenschutzbehörden) mal kontaktiert, die überwiegende Mehrheit Verweigerung des Versicherungsschutzes 25 davon von Patienten oder Angehörigen. Da- oder Ähnliches von wurden fünf anonym eingereicht. Die Coronavirus 2 Beschwerden, Berichte und Anfragen betra- Andere 20 fen die folgenden Bereiche Abgelehnte Anträge, da kein Bezug zum 5 Gesundheitsrecht 2.3 Elektronisches Patientendossier Die für April 2020 geplante Einführung des derzeit in Vorbereitung und wird 2022 dem elektronischen Patientendossiers (EPD) in Parlament vorgelegt. der Schweiz konnte erst Ende des Jahres mit der Zertifizierung von zwei der rund ein Die Entwicklung des elektronischen Patien- Dutzend Gemeinden beginnen. Diese Ver- tendossiers wurde im Jahr 2020 fortgesetzt. schiebung ist auf Verzögerungen in den Zer- Der Dienst Transfer, der die elektronische tifizierungsverfahren zurückzuführen, die ih- Übertragung medizinischer Dokumente zwi- rerseits auf späte Änderungen der Zulas- schen Fachleuten des Gesundheitswesens sungskriterien auf Bundesebene zurückzu- ermöglicht und seit Oktober 2019 zwischen führen sind. dem Spital Wallis und zahlreichen niederge- lassenen Ärzten im Einsatz ist, wurde auf Grundsätzlich wird die Bevölkerung des neue Gesundheitspartner ausgeweitet. Im Kantons Wallis in der zweiten Hälfte des Jahr 2021 wird es auf den Kanton Waadt Jahres 2021 über die CARA-Plattform in der ausgeweitet. Dieser Dienst verzeichnet der- Westschweiz Zugang zum EPD haben, die zeit etwa 7’500 Übertragungen pro Monat. als Basis für digitale Gesundheitsdienste dient. Die Plattform wird von der Darüber hinaus hat CARA einen Vertrag mit Schweizerischen Post betrieben, dem SwissSign, einem auf digitalen Datenschutz Technologiepartner des interkantonalen spezialisierten Unternehmen, zum Erwerb Verbands CARA, der 5 Kantone umfasst eines elektronischen Identifizierungsdiens- (Freiburg, Genf, Jura, Wallis und Waadt). tes (e-ID) unterzeichnet. Dieses entschei- Eine gemeinsame Rechtsgrundlage ist dende Element der EPD-Sicherheit ermög- licht den Patienten einen eindeutigen Zugriff auf ihre Gesundheitsinformationen. Es ist im 14/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 Kanton Jura bereits im Einsatz und wird ab tal Riviera-Chablais und den Apotheken ge- 2021 im Wallis eingesetzt. plant, um interessierte Personen bei der Er- stellung ihres Dossiers zu unterstützen. In Sobald das elektronische Patientendossier einer zweiten Phase werden auch andere für die Bevölkerung zugänglich ist, ist eine Gesundheitspartner dazu beitragen, die An- Zusammenarbeit mit dem Spital Wallis, Spi- meldung im EPD zu erleichtern. 15/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 3 Gesundheitsförderung und Prävention 3.1 Arbeit und Gesundheit Zum ersten Mal in der Schweiz macht ein nischen oder physikalisch-chemischen Be- Kanton eine Bestandsaufnahme über den lastungen ausgesetzt. Diese Exposition ist Gesundheitszustand der Arbeitnehmerin- höher als bei den Erwerbstätigen auf ge- nen und Arbeitsnehmern und die Belastun- samtschweizerischer Ebene (46 %). 50 Pro- gen, denen sie ausgesetzt sind. Der Bericht zent der Erwerbstätigen im Wallis sind min- des Walliser Gesundheitsobservatoriums destens drei Arten von psychosozialen Be- (WGO), Arbeit und Gesundheit im Wallis, lastungen ausgesetzt (Schweiz: 49 %), wo- wurde im Auftrag des Departements für Ge- bei sich kein nennenswerter Unterschied sundheit, Soziales und Kultur erstellt. Sie er- zwischen den Berufskategorien feststellen möglicht ein besseres Verständnis der Be- lässt. Ein Fünftel der erwerbstätigen Bevöl- lastungen, denen die Erwerbstätigen im kerung ist von Stress betroffen. Wallis ausgesetzt sind und ermöglicht die Anpassung von Massnahmen in den Berei- Die Fachkräfte in Land- und Forstwirtschaft chen Gesundheitsförderung, Prävention am und in den Handwerks- und verwandten Be- Arbeitsplatz und Aufsicht. rufen sind am stärksten mechanischen und physikalisch-chemischen Belastungen, häu- Aus dem WGO-Bericht geht hervor, dass fig aber auch psychosozialen Risiken aus- sich die überwiegende Mehrheit der Erwerb- gesetzt. Im Vergleich zu den Erwerbstätigen stätigen im Wallis in einem guten oder sehr aus den anderen Berufskategorien beurtei- guten Gesundheitszustand befindet (91 %); len sie ihren Gesundheitszustand auch häu- Dieser Anteil ist bei den Fachkräften in figer als weniger gut. Folglich müssen die Land- und Forstwirtschaft, in den Hand- Präventionsprogramme und die betriebliche werks- und verwandten Berufen sowie bei Gesundheitsförderung also weiterhin auf den Hilfsarbeitskräften etwas tiefer (85 %). diese Berufskategorie ausgerichtet werden. Rund jede siebte erwerbstätige Person im Wallis findet, dass die Arbeit ihre Gesund- Zwischen 2002 und 2016 hat die Berufsun- heit negativ beeinträchtigt; jede fünfte hat fallrate im Wallis von 113 Unfällen pro 1000 das Gefühl, bei der Arbeit emotional er- Vollzeitäquivalente (VZÄ) auf 89 Unfälle ab- schöpft zu sein, was eine der Komponenten genommen. Trotzdem liegt diese Rate noch von Burn-out ist. immer über den Schweizer Zahlen (62 Un- fälle pro 1'000 VZÄ). Diese positive Entwick- Mehr als jede zweite erwerbstätige Person lung widerspiegelt das Engagement ver- im Wallis (56 %) ist mindestens drei mecha- schiedener Institutionen im Wallis, die in der Prävention tätig sind. 3.2 Gesundheitszustand der Bevölkerung Der WGO-Bericht "Der Gesundheitszustand Sowohl im Wallis als auch in der Schweiz ist der Walliser Bevölkerung 2020" zeigt, dass die Lebenserwartung bei der Geburt seit sich die grosse Mehrheit der erwachsenen den 1950er-Jahren regelmässig um zwei bis Walliser Bevölkerung in einem guten oder drei Monate pro Jahr angestiegen. 2018 lag sehr guten Gesundheitszustand befindet die Lebenserwartung der Frauen im Wallis (89% der Männer; 83 % der Frauen), wobei bei 85.6 Jahren (CH: 85.4) und jene der dieser Anteil mit dem Alter abnimmt. Auch Männer bei 81.1 Jahren (CH: 81.7). Dieser die überwiegende Mehrheit der Schulkinder Anstieg zieht eine Alterung der Bevölkerung im Alter von 11 bis 15 Jahren schätzt sich nach sich. Der Anteil der Seniorinnen und selbst als gesund oder sehr gesund ein Senioren, d.h. der 65-Jährigen und Älteren, (89 % der Mädchen; 92 % der Jungen). lag 2018 bei 20 Prozent und dürfte bis 2025 16/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 auf 25 Prozent steigen. Diese Alterung Walliser und jede zehnte Walliserin an, mit- zeichnet sich durch ein vermehrtes Auftre- telschwere oder schwere depressive Symp- ten chronischer Krankheiten wie Herz-Kreis- tome zu haben. lauf-Krankheiten, Diabetes, Krebs, Atem- wegs- und Demenzerkrankungen aus. Im Wallis, wie auch in der Schweiz, gibt es je nach sozioökonomischem Status deutli- Einige Indikatoren sind eher besorgniserre- che Unterschiede im Gesundheitszustand. gend. Im Wallis rauchen 24 % der Frauen So sind Rauchen und Übergewicht häufiger und 30% der Männer (CH: 23 % bzw. 31 %). und die Lebenserwartung ist kürzer bei Per- In der Schweiz sind fast 15 % der Todesfälle sonen mit einer Grundausbildung im Ver- auf das Rauchen zurückzuführen, was im gleich zu Personen mit einem höheren Bil- Wallis 400-450 Todesfällen pro Jahr ent- dungsniveau. sprechen würde. Fast 7% der Männer (CH: 5%) und 7% der Frauen (CH: 4 %) geben Diese Indikatoren weisen auf fünf wichtige an, einen chronischen Alkoholkonsum zu Themen der öffentlichen Gesundheit für die haben, der als risikoreich eingestuft wird. kommenden Jahre auf: Förderung der Ge- Der Anteil adipöser Personen ist von 6% im sundheit von Senioren, Förderung der Ge- Jahr 1992 (CH: 5 %) auf 12 % im Jahr 2017 sundheit in den ersten Lebensjahren und in (CH: 11 %) gestiegen. Im Jahr 2017 gaben der Kindheit, Abbau sozialer Ungleichhei- 5 % der Bevölkerung an, eine Diabetes-Di- ten, ein multisektoraler Ansatz zur Gesund- agnose zu haben, verglichen mit 2 % im heitsförderung und Stärkung der Gesund- Jahr 1997. Depressionen und Angstzu- heitsaufsicht. stände sind in der Bevölkerung weit verbrei- tet. Im Jahr 2017 gab fast jeder zwanzigste 3.3 Darmkrebs-Screening Das Departement für Gesundheit, Soziales Behandlung als im fortgeschrittenen Sta- und Kultur hat Gesundheitsförderung Wallis dium und hat gute Heilungschancen. beauftragt, ein kantonales Programm zur Darmkrebsvorsorge einzurichten. Dick- Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde darmkrebs ist die dritthäufigste Krebsart im das Screening-Programm im Herbst auf ei- Wallis und in der Schweiz. Jedes Jahr sind ner Teilbasis gestartet, um die Ärzteschaft mehr als 150 Walliser davon betroffen und nicht zu überfordern. Der gewählte Scree- etwa 70 Todesfälle sind die Folge. ning-Test ist nicht sehr einschränkend, kann zu Hause durchgeführt werden und wird Dickdarmkrebs schreitet in der Regel über ohne Selbstbehalt erstattet. Es soll einen einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren voran, grossen Teil der betroffenen Bevölkerung ohne Symptome zu verursachen. Die Krank- dazu bewegen, sich dem kantonalen Pro- heit befindet am Entdeckungszeitpunkt oft gramm anzuschliessen. Langfristig wird an- schon in einem fortgeschrittenen Stadium. gestrebt, die Sterblichkeitsrate durch Darm- Das Ziel der Früherkennung ist es, Krebs in krebs zu halbieren, d.h. 1 von 100 Personen einem frühen Stadium zu diagnostizieren - statt 2 von 100. bevor Symptome auftreten. Wird der Darm- krebs zu diesem Zeitpunkt erkannt, erfordert Das Wallis ist nach Waadt, Genf, Jura- er eine weniger intensive und belastende Neuchâtel und Uri der fünfte Kanton, der ein solches Programm einrichtet. 17/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 4 Notfalldienste und Rettungswesen 4.1 Organisation des sanitätsdienstlichen Rettungswesens Ambulanzplanung Rettungsplanung eingereicht. Das Departe- ment hat den Antrag daraufhin abgelehnt, Das Monitoring der Ambulanzplanung hat da der Bedarf gedeckt war und die von den gezeigt, dass die Ambulanzen in zwei Regi- beiden beauftragten Unternehmen zur Ver- onen des Kantons verstärkt werden müs- fügung gestellten Mittel mehr als ausrei- sen. Auf Beschluss des Staatsrates wurde chend waren. Darüber hinaus erfüllt Héli-Al- für den Bereich Leukerbad – Westlich Raron pes SA nicht die Anforderungen an medizi- - Lötschental eine neue Ambulanz tagsüber nisches sowie sanitätsdienstliches Personal in Betrieb genommen und die Ambulanz und verfügt nicht über die erforderliche Er- Entremont ist nun 24 Stunden am Tag im fahrung und die Fachkenntnisse im Bereich Einsatz (vorher nur 12 Stunden). der Hochgebirgsrettung. Die vom Staatsrat beschlossene Erweite- Der Fall wurde dann durch Héli-Alpes SA rung des Dispositivs wird es ermöglichen, vor das Bundesgericht gebracht, das die Be- die derzeit zu hohen Einsatzfristen in diesen schwerde mit Urteil vom 21. August 2020 beiden Regionen zu reduzieren. Andere Re- teilweise zugelassen hat. In Anwendung der gionen haben ebenfalls hohe Einsatzzeiten, kantonalen Gesetzgebung über die Organi- aber das Volumen der Einsätze ist nicht sation des sanitätsdienstlichen Rettungswe- ausreichend, um dort einen Rettungsdienst sens wird der Fall zur Ausschreibung an das zu installieren. Gesundheitsdepartement zurückverwiesen. Helikoptergestützte Rettung Dieser Vorgang wird etwa zwei Jahre dau- ern. In der Zwischenzeit verbleiben die Man- Seit 2003 ist die Helikopterrettung im Wallis date bei den beiden aktuellen Unternehmen. der Air Zermatt und Air-Glaciers anvertraut. Das Urteil bestätigt, dass das Gesetz über Héli-Alpes SA hat im September 2018 beim das öffentliche Beschaffungswesen nicht Gesundheitsdepartement einen Antrag für anwendbar ist und stellt fest, dass der Kan- den Erhalt einer Betriebsbewilligung für ei- ton die Leistungsanbieter abgestimmt auf nen Rettungsdienst und die Aufnahme in die die Walliser Gegebenheiten und Bedürf- nisse frei wählen kann. 4.2 Telefonischer medizinischer Bereitschaftsdienst Der medizinische Bereitschaftsdienst wurde 027). Seit dem 1.Juli 2020 wird die medizi- im Jahr 2007 ins Leben gerufen. Die Ärztin- nische Beratung unter der Rufnummer 0900 nen und Ärzte (nachts, an Wochenenden 144 033 rund um die Uhr von Pflegefachper- und Feiertagen) und Notarzt-Disponenten sonen und Ärztinnen und Ärzten des tele- der 144er-Zentrale (tagsüber) haben knapp medizinischen Beratungszentrums Medi24 24’000 Anrufe pro Jahr geregelt. Die übernommen. Schwierigkeiten genügend Nachwuchs zu finden, haben das System an seine Grenzen Dank dieser neuen Zusammenarbeit ist die- gebracht. ser Service nun wie bisher in Französisch und Deutsch, aber auch in Englisch und Ita- Diese Situation hat die Dienststelle für Ge- lienisch verfügbar, was ein zusätzlicher Vor- sundheitswesen, die Kantonale Walliser teil für die Tourismusbranche des Kantons Rettungsorganisation und die Walliser Ärz- und seine Gäste ist. Der Preis beträgt CHF tegesellschaft dazu veranlasst, eine Aus- 2.00 pro Minute, maximal CHF 30.50 pro weitung der Zusammenarbeit mit Medi24 zu Anruf. Dieser Tarif ist identisch mit derjeni- erwägen, basierend auf den Erfahrungen gen der pädiatrischen Hotline. der pädiatrischen Telefonlinie (0900 144 18/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 Medi24 beantwortete zwischen Juli und De- der pädiatrischen Hotline liessen sich fast zember 2020 fast 10’900 Anrufe für die me- 6’000 Eltern von Medi24 beraten. dizinische Beratung von Erwachsenen. Bei 19/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 5 Spitäler und Kliniken 5.1 Spitalplanung Nach der Revision des Bundesgesetzes den Anstieg des Bedarfs an stationärer Re- über die Krankenversicherung (KVG) im habilitationsversorgung. Auch die Entwick- Jahr 2007 trat am 1. Januar 2015 die neue lung der ambulanten Versorgung spielt eine Spitalplanung für alle Versorgungsbereiche wichtige Rolle. (Akutsomatik, Rehabilitation, Palliative Care und Psychiatrie) in Kraft. In Gesprächen mit Fachleuten wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, den Um- Im selben Jahr richtete der Kanton ein Mo- gang mit geriatrischen Patientinnen und Pa- nitoring ein, um zu beurteilen, ob der Bedarf tienten von dem mit Erwachsenen ohne an Spitalversorgung für die kantonale Bevöl- Komorbidität, Gebrechlichkeit und Instabili- kerung gedeckt ist und um Über- oder Un- tät zu unterscheiden. Dies ist in den Progno- terkapazitäten zu vermeiden. Dieses Moni- sen berücksichtigt. Diese Ergebnisse ver- toring hat gezeigt, dass die Entwicklung der deutlichen auch die Notwendigkeit vorgela- geriatrischen multidisziplinären Rehabilita- gerter Anpassungen, die die Patienten- tion und der spezialisierten Rehabilitation ströme in der Akutphase verbessern, damit nicht den Planungsszenarien folgt. der Patient "zur richtigen Zeit am richtigen Ort" versorgt werden kann. Auch für Patien- Aus diesem Grund hat der Kanton beschlos- ten mit geringem Rehabilitationspotenzial sen, die Ermittlung des Rehabilitationsbe- müssen geeignetere Lösungen gefunden darfs zu überprüfen. Der demografische werden. Wandel, insbesondere die Alterung der Be- völkerung, hat einen grossen Einfluss auf 5.2 Psychische Gesundheit Kantonale Strategie kerung zur Pflege ihrer psychischen Ge- sundheit erhöhen sollen. Die Strategie sieht Über alle Altersgruppen gesehen sind jedes auch die Dezentralisierung der psychiatri- Jahr fast 20% der Bevölkerung von mittel- schen Versorgung vor, um eine patienten- schweren bis schweren psychischen Leiden nahe Versorgung anbieten zu können. Die betroffen. Lange Zeit beruhte die psychiatri- bereits eingeleitete Verlagerung in die am- sche Versorgung auf der Loslösung des Pa- bulante psychiatrische Versorgung wird es tienten aus seinem Umfeld und ist heute auch ermöglichen, die Zahl der Spitalbetten stärker auf ambulante Unterstützung vor Ort zu reduzieren und den öffentlichen sowie angelehnt. Die Erneuerung der Spitalinfra- privaten ambulanten Sektor zu stärken. strukturen des Spital Wallis bietet dem Kan- ton die Gelegenheit, seine Strategie im Be- Richtlinien für die Spitalpsychiatrie reich der psychischen Gesundheit zu über- denken. Auf der Grundlage der Empfehlungen der Experten, hat das Gesundheitsdepartement Die kantonale Strategie, die mit Unterstüt- im Juni 2020 die Richtlinien für die Spi- zung eines externen Beratungsbüros entwi- talpsychiatrie vorgestellt. Sie sehen vor: die ckelt wurde, basiert auf zwei Pfeilern, wobei Verteilung der psychiatrischen Dienste über der erste auf die patientennahe Versorgung den ganzen Kanton, damit Ressourcen mit und der zweite auf ein koordiniertes, be- spezialisierten Spitalangeboten gebündelt darfsorientiertes Angebot ausgerichtet ist. werden (wie Notfall, Psychiatrie-Psychothe- Sie legt grossen Wert auf Massnahmen zur rapie-Zentren und Pädiatrie) zu bündeln und Förderung der psychischen Gesundheit und so den Fachpersonalmangel zu bewältigen. Prävention, insbesondere durch Informati- Es wird auch eine bessere Integration der onskampagnen, die die Fähigkeit der Bevöl- stationären psychiatrischen Versorgung 20/52
Bericht zur Gesundheitspolitik 2020 durch ambulante und patientennahe Versor- bersession 2020 beschlossen, die vorge- gung ermöglichen. Die vorgeschlagene stellten Optionen zu evaluieren und die Strategie fusste auf der Aufteilung der Psy- Überlegungen zur Organisation der Spi- chiatriebetten auf verschiedene Standorte, talpsychiatrie mit einem neutralen externen die heute für das französischsprachige Wal- Experten weiterzuführen. Die Ansprechpart- lis am Standort Malévoz konzentriert sind. ner im Gesundheitswesen und die lokalen Behörden werden in den Prozess miteinbe- Es wurde im Anschluss an die Interventio- zogen. nen und Debatten anlässlich der Septem- 5.3 Spital Wallis Erweiterung von Brig und Sion Walliser Zentrum für Pneumologie Die Baubewilligung für die Erweiterung des Die Spitalaktivitäten der Walliser Lungenkli- Spitals in Brig wurde im Dezember 2020 er- nik (CVP) wurden im März 2020 auf die an- teilt. Gegen diese Bewilligung wurden je- deren Standorte des Spital Wallis (Sierre, doch Einsprachen eingelegt. Die Arbeiten Sion, Martigny) übertragen und das Ge- werden so schnell wie möglich mit dem Bau bäude wurde formell an den Kanton übertra- der Tiefgarage und des Anbaus beginnen. gen. Sie werden bis mindestens 2026 andauern. Das Gebäude wird während der Aus- und Das Spital Brig wird über eine moderne Umbauarbeiten des APH Le Christ-Roi in Behandlungsinfrastruktur mit sechs Lens vorübergehend als Alters- und Pflege- Operationssälen sowie über grössere heim genutzt. Die Umnutzung wird vom Flächen für die ambulante Versorgung und Kanton koordiniert und von den Gemeinden eine höhere Aufnahmekapazität verfügen; Crans-Montana, Lens und Icogne finanziert. statt der heutigen 140 Betten wird es neu Das APH in Lens wird diese Infrastruktur ab 320 Betten, darunter 48 Psychiatriebetten, Frühjahr 2021 nutzen. anbieten. Die zusätzlichen Betten ergeben sich vor allem aus dem Transfer der 150 Darüber hinaus soll eine im Dezember 2019 Betten des Spitals von Visp. vom Staatsrat eingesetzte Arbeitsgruppe Vorschläge für die zukünftige Verwendung Nach dem Umbau wird das Spital von Sitten der Lungenklinik in Montana formulieren. über eine Aufnahmekapazität von 400 Dieses Dossier hat sich aufgrund der Bewäl- Betten (aktuell 257) und einen Bereich für tigung der Pandemie verzögert, aber erste die ambulante Versorgung verfügen. Diese Vorschläge für eine Umnutzung werden von höhere Bettenzahl im Spital von Sitten wird dieser Arbeitsgruppe diskutiert. bedeuten, dass die Bettenzahlen der anderen Spitäler des Spitalzentrums des Erneuerung Verwaltungsrat französischsprachigen Wallis je nach ihren Der Staatsrat hat Pascal Strupler, bis Ende aktuellen und künftigen Aufgaben reduziert 2020 Direktor des Bundesamts für Gesund- werden. Im Erweiterungsbau werden 14 heit, ab 1. März 2021 zum Nachfolger von Operationssäle, die Akutpflege und die Dominique Arlettaz als Präsident des Ver- Intermediate Care, die Radiologie sowie die waltungsrats des Spitals Wallis ernannt. Zentralapotheke untergebracht. Am 23. Oktober 2019 verlängerte der Die Ausbauarbeiten am Standort Sitten Staatsrat die Mandate der Mitglieder des haben im zweiten Halbjahr 2020 mit dem Verwaltungsrats des Spitals Wallis bis zum Abbruch des ehemaligen Personalhauses 31. Dezember 2023, mit Ausnahme von Do- und den Vorbereitungsarbeiten begonnen minique Arlettaz, der bei seiner Ernennung und dauern noch bis 2025. Danach wird bis im Jahr 2015 angekündigt hatte, dass er das 2027 noch ein Teil des jetzigen Gebäudes Spital Wallis im Laufe des Jahres 2021 ver- umgebaut. lassen würde. 21/52
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