Mal eben 05| 06|2021 Gemeindebrief der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Karlsruhe - EFG Karlsruhe

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Mal eben 05| 06|2021 Gemeindebrief der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Karlsruhe - EFG Karlsruhe
05 | 06 | 2021
Gemeindebrief der
Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Karlsruhe
Baptisten

mal eben

   Thema: Corona —
   ausgebremst oder entschleunigt,
   belastet oder befreit

2 Aktueller Impuls: Für die Stummen und das Recht aller Schwachen 5 Christi Himmelfahrt und Pfingsten
6 Corona — ausgebremst oder entschleunigt, belastet oder befreit 18 Veranstaltungskalender
Mai / Juni 30 Zukunftsprozess unserer Gemeinde 31 Open Doors Tage kommen in dein Wohnzimmer
32 Kindertreff in Coronazeiten — was geht, wenn nichts geht?! 33 Internetgottesdienste
33 Vorschau 2021 33 Lieblingslied 34 Impressum 35 Geburtstage / Familienanzeigen / Pinnwand
Mal eben 05| 06|2021 Gemeindebrief der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Karlsruhe - EFG Karlsruhe
Aktueller Impuls

Für die Stummen und das Recht aller Schwachen
                                            viele Türen öffnen, die dem Normal-
Öffne Deinen Mund für den Stummen,          bürger und erst recht den Armen und
für das Recht aller Schwachen!              Fremden verschlossen bleiben.
(Sprüche 31,8)
                                            Vielfach ist der Einsatz für einen
                                            Mitmenschen davon abhängig, was er
In diesem Losungstext für den Monat         einem selbst nützt oder ob man gar
Mai ermahnt eine Mutter ihren Sohn,         einen persönlichen Profit machen kann.
seinen Mund aufzumachen und sich für        Oft ist es aber auch mangelnder Mut,
das Recht der Schwachen einzusetzen.        Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit,
Dieser Sohn ist nicht irgendjemand,         die uns davon abhält, für das Recht der
sondern der König von Massa, also kein      Schwachen zu kämpfen.
Kind, sondern ein einflussreicher Mann.
Es ist nicht selbstverständlich, dass ein   Derjenige, der dies rückhaltlos und
Mann an der Spitze eines Volkes oder        ohne Rücksicht auf persönliche Verluste
eines Betriebes sich auch für die Schwa-    immer getan hat, ist Jesus Christus,
chen, Rechtlosen und somit Unbedeu-         auch in gewissem Sinne ein König, der
tenden einsetzt. Vielmehr erfahren wir      aber immer seine Macht für Kranke,
auch heute noch in unserer Demokratie,      Schwache und Hilfesuchende einge-
dass Beziehungen, Geld und Macht            setzt hat und der am Ende sogar sein

                                                                                      Foto: pixabay.com

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Aktueller Impuls

Leben für die Menschen gegeben hat.
Ja, können wir sagen, er war ja Gottes
Sohn, diese innere Größe und Selbst-
losigkeit können wir nie erreichen. Es
gibt aber auch andere Menschen, die
dies gelebt haben und einige davon ha-
ben dies auch mit ihrem Leben bezahlt.

„Tu deinen Mund auf für die Stum-
men“ — unter diesem Motto stand
Dietrich Bonhoeffers Leben im Wider-
stand gegen das nationalsozialistische

                                                                                    Foto: Lotz
Regime. Schon im Jahr 1934 schrieb
er an einen Kollegen: „Es muss auch
endlich mit der theologisch begründe-      Diktator, sondern wir leben in einer
ten Zurückhaltung gegenüber dem Tun        Demokratie. Dies bedeutet, nicht der
des Staates gebrochen werden — es ist      König regiert, sondern das Volk. Des-
ja doch alles nur Angst. Tu den Mund       wegen müssen wir diesen Ratschlag an
auf für die Stummen — wer weiß denn        einen König direkt auf uns anwenden.
das heute noch in der Kirche, dass dies    Hier geht es zum Beispiel um die Ver-
die mindeste Forderung der Bibel in        antwortung unserer Wahlstimme bis
solchen Zeiten ist?“                       zu unserem persönlichen Einsatz, denn
                                           so gering ist unsere Möglichkeit der
Drei Jahre später wiederholte er diese     Einflussnahme und unseres Handelns
Forderung nochmals: „Verweigert die        nicht. Es ist auch nicht so, dass ja alles
Welt Gerechtigkeit, so wird der Christ     keinen Wert hat, wie man Gott sei Dank
Barmherzigkeit üben, hüllt sich die Welt   auch sieht. Auch kleinere Schritte brin-
in Lüge, so wird er seinen Mund für die    gen uns ans Ziel, es ist nur mit manchen
Stummen auftun und für die Wahrheit        Hürden verbunden und dauert etwas
Zeugnis geben. Um des Bruders willen,      länger. Die Stimme erheben muss auch
sei er Jude oder Grieche, Knecht oder      nicht immer laut und spektakulär sein,
Freier, stark oder schwach, edel oder      auch leise Mahner werden gehört,
unedel, wird er auf alle Gemeinschaft      wenn sie wirklich etwas Bedeutendes
der Welt verzichten; denn er dient der     zu sagen haben. Manchmal läuft uns
Gemeinschaft des Leibes Christi.“          die Not direkt über den Weg, wie es der
                                           barmherzige Samariter erlebte und wir
Die politischen Verhältnisse haben sich    schauen einfach weg, weil uns andere
seit damals geändert. In Deutschland       Dinge wichtiger sind oder weil wir mei-
herrscht kein König mehr und auch kein     nen, für so etwas keine Zeit zu haben.

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Aktueller Impuls

                           Vor allem werden wir auch aufgefordert,     Diese hat uns Gott unter anderem in
                           hinzusehen, was unser Leben erhält.         den Zehn Geboten gegeben. Sie sind die
                           Es sind zuallererst die Schöpfungsord-      Elementarregeln für das Leben mitei-
                           nungen, die Leben ermöglichen. Wir          nander in jeder Gesellschaftsordnung.
                           bemerken heute, wo der Mensch sich          Sie sind und bleiben die Grundregeln
                           anschickt, angeblich nur geringfügig die    unseres Zusammenlebens, egal, ob man
                           Schöpfungsordnungen eigennützig zu          in unserem Sinne glaubt oder nicht oder
                           korrigieren oder direkter gesagt zu miss-   ob man Einheimischer oder Fremder ist.
                           achten, wohin solch ein Treiben führt.
                           Häufiger auftretende Extremwetter-          Als der reiche Jüngling Jesus nachfol-
                           ereignisse wie Dürre und Überschwem-        gen will, nennt dieser nur zwei Bedin-
                           mungen, Klimaveränderung und die            gungen: Halte die Gebote und gib, was
                           Ausbreitung der Wüstenlandschaften in       du hast, den Armen. Leider scheiterte
                           Asien und Afrika sind die Folge. Schwei-    der ehrlich gemeinte Versuch eines
                           gen wir dazu mit dem Hinweis: „Haupt-       aufrichtig Suchenden am zweiten Teil
                           sache, mir geht es dabei wirtschaftlich     der Forderung.
                           gut“? Oder erheben wir unsere Stimme
                           und handeln in dem uns möglichen            Wo bin ich gefordert? Wo gibt es
                           Rahmen?                                     Menschen, die übersehen werden? Für
                                                                       welche Menschen soll ich mich einset-
                           Doch unser Leben ist nicht nur von den      zen? Ich denke, da müssen wir nicht
                           Schöpfungsordnungen abhängig, son-          lange suchen. Probleme gibt es mehr als
                           dern auch von bestimmten Regeln des         genug, gerade jetzt, wo viele vereinsa-
                           zwischenmenschlichen Verhaltens.            men, in wirtschaftliche Schwierigkeiten
                                                                       geraten sind, Familien, die an ihre
                                                                       Grenzen gestoßen sind und vieles mehr.
                                                                       Wenn wir die Augen nicht verschlie-
                                                                       ßen und uns nicht vollkommen in uns
                                                                       selbst zurückziehen, sondern weiterhin
                                                                       Anteil an dieser Welt nehmen, zeigt uns
                                                                       Gott, wo wir uns persönlich einsetzen
                                                                       können.

                                                                       Wir können die Welt damit sicher nicht
                                                                       retten, das kann nur Jesus, aber wir
Foto: Christian Lundbeck

                                                                       können dazu beitragen, sie ein Stück
                                                                       menschlicher zu machen.

                                                                       Ulrich Rimmler

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Feiertage

Christi Himmelfahrt
Biblische Grundlage des Festes ist
neben dem Markus- und dem Lukas-
evangelium die Apostelgeschichte im
Neuen Testament.

Dort steht, dass der nach seiner Kreu-
zigung vom Tod auferstandene Jesus

                                                                                      Foto: Neetz
Christus vor den Augen seiner Jünger
„aufgehoben“ wurde (Apostelgeschich-
te 1,9): „Eine Wolke nahm ihn auf und      auferstandene Christus „bei Gott ist“.
entzog ihn ihren Blicken.“ Dies ist auch   Himmelfahrt wird so auch als Symbol
ein bevorzugtes Motiv in der Kunst.        der Wandlung und spirituellen Ent-
Himmelfahrt wird allerdings in der The-    wicklung der Persönlichkeit gedeutet.
ologie kaum noch wörtlich als wirkliche    Theologen verweisen zur Erläuterung
Reise verstanden. Der Himmel ist dem-      auf den englischen Sprachraum, wo es
nach kein geografischer Ort, sondern       für das deutsche Wort Himmel zwei Be-
der Herrschaftsbereich Gottes. Wenn es     griffe gibt: „sky“ (profan) und „heaven“
im Glaubensbekenntnis heißt: „aufge-       (religiös).
fahren in den Himmel“, bedeutet dies
nach christlichem Verständnis, dass der    www.gemeindebrief.de

                                                                                       5
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Corona

    Thema: Corona — ausgebremst oder entschleunigt,
    belastet oder befreit

Ein Jahr Corona-Pandemie
Seit über 14 Monaten beschäftigt uns
nun das Thema Corona. Als Schüler

                                                                                      Foto: (c) Gerd Altmann auf pixabay
habe ich schon allerlei Schutzmaß-
nahmen mitgemacht, insbesondere in
Bezug auf den Unterricht.

Wir hatten Homeschooling mit Auf-
gaben, die wir über eine schuleigene
Cloud (zu Beginn sogar noch via E-Mail)
bereitgestellt bekommen haben. Auch
direkter Unterricht war durch das Nut-     Momentan stecken wir im Wechselun-
zen von Online-Anwendungen zu Hause        terricht, das heißt Online- und Präsenz-
möglich. Im Normalfall wurde eine          unterricht finden im wöchentlichen
Hybrid-Lösung (eine Kombination aus        Wechsel statt. Von der größeren Anzahl
schriftlich zu erledigenden Aufgaben       an Unterrichtsformen hat mir eine be-
und Online-Unterricht) gefunden.           sonders gut gefallen: Die Hybrid-Lösung
Zwischenzeitlich, als es das Infektions-   des Online-Unterrichts. Man darf länger
geschehen zuließ (und darüber hinaus),     schlafen, da der Schulweg wegfällt und
hatten wir auch Präsenzunterricht —        man im Unterricht frühstücken kann.
mit verschiedenen Abstufungen der          Darüber hinaus kann man in Gruppen-
Maskenpflicht.                             konferenzen mit Freunden und Mit-
                                           schülern telefonieren, während man
                                           seine Aufgaben erledigt — und manch-
                                           mal auch während des Unterrichts.
                                           Dies hat für mich sogar dazu geführt,
                                           dass ich mit mehr Personen „Kontakt“
                                           hatte als in der Schule, da man durch
                                           die Gruppentelefonate seine persön-
                                           lichen Freundesgruppen erweitern
                                           konnte. Auch zeitlich ist alles etwas
                                           angenehmer: Es gibt zwar feste Zeiten
                                           für Online-Unterricht, wodurch eine

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Corona

                       gewisse Ordnung entsteht, doch be-
                       kommt man auch Aufgaben, die man
                       im eigenen Tempo erledigen kann.

                       Jetzt bin ich allerdings nicht nur Schü-

                                                                                                               Foto: (c) Conny Jahn
                       ler, sondern auch Jugendlicher in dieser
                       Zeit. Einfach ist das natürlich nicht.
                       Man kann sich schlecht mit mehreren
                       Freunden treffen, um zusammen Essen-
                       oder ins Kino zu gehen. Vielleicht trifft
                       man sich nicht einmal alleine mit einem     joggen zu gehen oder einen Workout zu
                       Freund, aus Angst ihn oder (indirekt)       machen.
                       jemanden in seinem Umfeld anzu-
                       stecken. Da mir physische Begegnungen       Das Gemeindeleben ist wahrscheinlich
                       aber nicht so wichtig sind, kann ich        das, was sich für mich am stärksten
                       vieles auch online erledigen. Man kann      geändert hat. Die Online-Gottesdienste
                       z. B. (Video-)Anrufe tätigen, während       finde ich (v. a. auch in Bezug auf die
                       man über Streaming-Dienste zusam-           Technik dahinter) echt gut, obwohl ich
                       men eine Serie schaut oder zusammen         nicht regelmäßig dabei bin. Die Jugend
                       Computerspiele spielt. Man kann aber        trifft sich ebenfalls online. Leider kann
                       auch einfach nur reden.                     ich immer weniger daran teilnehmen,
                                                                   denn ich brauche mittlerweile mehr Zeit
                       Da man immer nur zu Hause sitzt und         zum Lernen (Klausuren werden in der
                       keine körperlich aktiven Schulwege          Oberstufe in jedem Fall geschrieben).
                       zurückzulegen hat, fällt es mir in die-
                       ser Zeit leichter, die Motivation zum       Alles in allem komme ich mit der Pan-
                       Sportmachen zu finden — sei es um           demie aber gut zurecht. Da mir der
                                                                   Fernunterricht besser als der Präsenz-
                                                                   unterricht gefällt, ist die Situation für
                                                                   mich insgesamt ganz okay. Jedoch kann
                                                                   ich hier längst nicht für alle, wahr-
                                                                   scheinlich nicht einmal für die Mehrheit
                                                                   sprechen. Von dem, was ich außerhalb
                                                                   meines Dunstkreises so wahrgenom-
                                                                   men habe, sehen andere Jugendliche
Foto: (c) Conny Jahn

                                                                   die Pandemie und ihre Maßnahmen in
                                                                   einem ganz anderen Licht.

                                                                   Christian S.

                                                                                                               7
Mal eben 05| 06|2021 Gemeindebrief der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Karlsruhe - EFG Karlsruhe
Corona

Der Thomashof in Zeiten der Pandemie
Es war wie ein Donnerschlag!               in unzähligen stressigen Situationen
                                           erlebt, wie er mich mit seinen Augen
Freitagvormittag, 13. März 2020, wir       geleitet hat, wie er mir immer wieder
waren wieder mit Hochdruck damit           die nötige Kraft und Konzentration für
beschäftigt, ein voll ausgebuchtes         schnelle, strategische Entscheidungen
Wochenende zu bewältigen. Die Zim-         gegeben hat, die notwendig waren, um
mer mussten bis zum Eintreffen der         den Schaden in dieser wirtschaftlichen
neuen Gäste rechtzeitig sauber sein,       Katastrophe möglichst gering zu halten.
die Essensvorbereitungen liefen auf        Noch ist der Sturm nicht vorbei, aber
Hochtouren, in der Rezeption war ein       wir haben Jesus im Boot und ihm ver-
Betrieb wie an der Börse, alles lief wie   trauen wir. Wie er uns durch den Sturm
am Schnürchen, ein eingespieltes Team,     bringt, ist seine Sache, aber am Ende
gesunde und effiziente Betriebsamkeit.     werden wir sicher am Ufer ankommen
Dann die erste kurzfristige Stornierung.   und dann haben wir wieder festen
Man sprach schon eine Weile von Co-        Boden unter den Füßen.
rona in China, aber wir hier im Westen
sind da zuversichtlich, uns kann das       Heinz Reichel
in diesem Ausmaß nicht treffen. Dann       (Geschäftsführer der Tagungsstätte
die zweite und dritte Stornierung, bis     Thomashof, einem mennonitischen
zum Mittagessen war klar — es wird         Tagungszentrum in Karlsruhe, mit 128
niemand kommen!                            Betten, 17.000 Übernachtungen im Jahr
                                           und 25 Mitarbeitern)
Es war und ist immer noch eine un-
wirklich scheinende Situation, wenn
ich durch unser leeres Haus gehe, da,
wo es in den letzten Jahre zu bestimm-
ten Zeiten zuging wie abends auf dem
Karlsruher Weihnachtsmarkt. Wie
mitten aus dem Leben gerissen.

An diesem Freitag im März 2020, als
ich immer wieder gefragt wurde: „Chef,
was sollen wir nun tun, wie geht’s
jetzt weiter?“ da ging es mir wie den
                                                                                     Foto: (c) Lehmann

Jüngern im Sturm auf dem See Ge-
nezareth. Auch ich habe zu Jesus um
Hilfe gerufen. Und ich habe seither

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Mal eben 05| 06|2021 Gemeindebrief der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Karlsruhe - EFG Karlsruhe
Corona

(Fast) alles anders
Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt?
Beruflich ging alles seine normalen
Wege, so dass ein Großteil des Alltags
festgelegt war.
Die Begegnung mit den Arbeitskolle-
gen wusste man mehr zu schätzen als

                                                                                Foto: (c) Schultheis
sonst!
Viel mehr (auch wohltuende) Ruhe in
der Freizeit!

Was habt ihr erlebt?                     Was ist euch schwer gefallen?
Intensive Gespräche am Telefon, auf      Zum Beispiel die harten Corona-
Spaziergängen.                           Einschränkungen einzuhalten (nicht
Schöne Campingurlaube in Deutsch-        nur) bei der Beerdigung eines nahen
land!                                    Angehörigen!
Besorgte Zeiten, wenn von positiven      Keine Umarmungen, kein lieber Hände-
Testergebnissen im Verwandten- oder      druck, wenige Menschen!
Bekanntenkreis die Rede war.             Fast alle Bekannten blieben außen vor,
                                         die liebend gern zur Beerdigung gekom-
Was hat euch gefehlt?                    men wären!
Die Gemeinschaft mit Freunden und
Verwandten hat mir sehr gefehlt!         Wie hat euch das fehlende Gemeinde-
Besonders das Gemeindeleben, der         leben bewegt?
Austausch vor Ort!                       Die Gottesdienste sind eine besondere
Spontane Besuche bei anderen oder        Wohltat am Sonntag, mit vertrauten
auch das Bewirten von Gästen zu          Gesichtern, guten Predigten und Musik!
Hause!                                   Aber wirklich vor Ort zu sein, spontane
Die regelmäßigen Chorstunden, die        Gespräche, Austausch, sich zu sehen,...
Gemeinschaft, das Singen!                all das fehlt sehr!
                                         Es macht sehr traurig!
Was habt ihr neu entdeckt?               Um so mehr weiß man Treffen im
Mehr Telefonate zu führen mit Men-       Freien mit einzelnen lieben Freunden
schen, die alleine leben.                zu schätzen. Sei es ein Spaziergang oder
Zeit nehmen für Spiele!                  ein Glühweinabend auf der Terrasse im
Urlaub in Deutschland (wenn über-        Dezember.
haupt möglich) an wunderschönen
Plätzen!                                 Verena N.

                                                                               9
Mal eben 05| 06|2021 Gemeindebrief der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Karlsruhe - EFG Karlsruhe
Corona

Wunder mitten in der Traurigkeit
Ein Ehepaar, beide um die fünfzig, lag         einem Gottesdienst, einem Kranken-
im Krankenhaus mit der Covid-Erkran-           haus, auf der Straße, während der Arbeit
kung. Jeden Tag schickte der Mann              einfach mal ganz bewusst innezuhalten
seiner Frau, die in einem anderen Zim-         und mitzufühlen — mit denen, die es
mer untergebracht war, ein Stückchen           meiner Meinung nach in dieser Zeit am
Gebäck aus seiner Verpflegung — einen          schwersten haben. Ich denke aber auch
kleinen Gruß, weil man einander nicht          an viele Wunder, die wir als Gemeinde
besuchen konnte. Eines Tages saß der           und als Familie erlebt haben. Es ist ein
Mann auf seinem Bett mit Tränen in den         großes Wunder, dass in unserer Gemein-
Augen. Auf dem Nachttisch der unbe-            de, soviel ich weiß, niemand an Corona
rührte Kuchen.                                 erkrankt ist. Unseren Gottesdienst gibt
                                               es mit wenigen Ausnahmen schon ein
Diese Geschichte passierte in Russland         Jahr lang online und live — es ist eine
oder auch in Italien, in Brasilien, den USA    enorme Leistung von vielen Mitarbeiten-
oder bei uns in Deutschland? Wie viele         den! Neulich habe ich von Freunden aus
waren das? Wie viele werden es noch            Krefeld gehört, wie froh sie sind, dass es
sein... Das ist es, was mich richtig traurig   dort auch eine Online-Übertragung des
macht, wenn ich an die vergangenen             Gottesdienstes gibt — seit einem Monat!
zwölf Monate denke. Mit vielen verschie-       Wie gut haben wir es.
denen Beschränkungen, mit der Masken-
pflicht, mit geschlossenen Schulen kann        Ein vielfaches Wunder ist, dass unsere
ich umgehen, weil ich weiß, warum es so        drei großen Kinder im vergangenen Jahr
ist. Das Elend konkreter Menschen, die         alle gute Berufsabschlüsse machen konn-
einsam gestorben sind oder ihre Näch-          ten und dass jeder eine eigene Wohnung
sten verloren haben, ohne diese ein letz-      gefunden hat, nicht weit vom Elternhaus
tes Mal gesehen zu haben, macht mich           entfernt und zu fairen Preisen. Wenn
sprachlos. Gott sei Dank kann ich beten.       man bedenkt, wie schwierig die Woh-
                                               nungssituation gerade für junge Leute in
Schon lange hat mir ein gemeinsames            Karlsruhe ist, kann man nur staunen, wie
Zeichen der Verbundenheit mit den              schnell die Umzüge möglich waren!
Opfern dieser Pandemie gefehlt. Ich bin
sehr dankbar, dass unser Bundespräsi-          Wirklich sehr fehlt mir die Nähe zwi-
dent zu einem landesweiten Gedenktag           schen den Mitmenschen, die früher so
am 18. April aufgerufen hat. Jetzt, wo ich     selbstverständlich war: Händeschütteln
diese Zeilen schreibe, liegt dieses Datum      bei Begrüßung oder beim Abschied,
noch in der Zukunft. Ich hoffe, dass es        einander in den Arm nehmen — vor
an dem Tag wirklich möglich wird, in           Freude oder zum Trost. Als Familie haben

10
Corona

wir das Privileg, diese Nähe auch weiter    Fehlen: Schule und Freunde
zu praktizieren. Ich hoffe und glaube
daran, dass wir es eines Tages in der Ge-   Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt?
meinde, Verwandtschaft, unter Freun-        Wir haben öfters zusammen gegessen
den, Kollegen und Nachbarn wieder tun       und mehr zusammen gespielt, aber auch
können — und es richtig feiern werden!      mehr Computer gespielt.

Elena H.                                    Was hat euch gefehlt?
                                            Der geplante Ablauf für die Schule hat
                                            mir gefehlt und die Freunde treffen wie
Fehlen: Klassenkameraden                    wahrscheinlich allen anderen auch.

Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt?         Was habt ihr neu entdeckt?
Eigentlich habe ich in dieser Zeit gar      Jetzt in der Lockdown-Zeit habe ich
nicht anders gelebt. Nur habe ich mich,     (wieder) angefangen BMX zu fahren.
in meiner Freizeit, mit keinen Freunden
mehr getroffen.                             Was ist euch schwer gefallen?
                                            Was ich schwer fand war, sich im Home-
Was hat euch gefehlt?                       schooling auf die Aufgaben zu konzen-
Mir haben am meisten die Kontakte           trieren und wenn es in Meetings techni-
mit den anderen Schülern aus meiner         sche Hänger gab, normal mitzukommen.
Klasse gefehlt und der Sport.
                                            Wie hat euch das fehlende Gemeinde-
Was ist euch schwer gefallen?               leben bewegt?
Anfangs ist mir der Fernunterricht ziem-    Das Gemeindeleben hat sich bei mir
lich schwer gefallen und dass man sich      eigentlich gar nicht verändert, nur das
nicht bei den Aufgaben ablenken lässt.      ich GU online hatte.
Auch, weil man die ganze Zeit zuhause
mit der Familie war, ist es mir schwerge-   Niels T.
fallen, nicht mehr zu streiten als sonst.

Wie hat euch das fehlende Gemeinde-
leben bewegt?
Es war komisch, die ganzen Leute nicht
jede Woche zu treffen und auch in der
                                                                                      Foto: (c) Conny Jahn

Jugend nicht mehr zusammen spielen
und essen zu können.

Julian T.

                                                                                  11
Corona

                         Auf das Wesentliche konzentrieren
                         Die vergangenen zwölf Monate habe          Die Selbstverständlichkeiten sind auf-
                         ich sehr widersprüchlich erlebt.           gehoben. Was mich positiv und kreativ
                                                                    herausfordert, ist das plötzliche Aus-
                         Natürlich sind die Einschränkungen be-     bleiben von Routine. Ich habe Stimmen
                         lastend. Keine Frage. Andererseits habe    und Kraftquellen entdeckt, die lange
                         ich mich selbst immer öfter bei dem        verschollen waren.
                         Gedanken ertappt, dass mir dieses Re-
                         duzierte auch gut tut. Mich auf Wesent-    Ich weiß nicht, ob das nachvollziehbar
                         liches zu konzentrieren, mich und mein     ist, was ich hier schreibe. Für mich liegt
                         Sein zu hinterfragen und mir dabei         das begründet in einer Haltung, der ich
                         bewusst werden zu dürfen, wofür ich        mich jeden Tag neu stellen muss:
                         dankbar sein darf. Statt innerlich gegen   Dankbarkeit, Zuversicht, Gelassenheit.
                         die uns auferlegten Einschränkungen zu     Ein kleiner Text zum Jahresbeginn
                         „wüten“, dürfen wir Hoffnung und Licht     drückt das für mich aus:
                         in eine Welt tragen, die dies meines
                         Erachtens dringend benötigt.               ein weiterer
                                                                    wetter-trüber Tag

                                                                    man möchte alle Lichter
                                                                    einschalten
                                                                    um der grauen Stimmung
                                                                    etwas entgegenzusetzen
Foto: (c) Jaro Moravek

                                                                    in meinem Inneren
                                                                    ist es hell

                                                                    das Herz ist
                         Blick vom Balkon während der Aus-          ruhig
                         gangssperre                                schlägt gelassen
                                                                    ich beginne
                         Ich vermisse vieles, darf jedoch erle-     mich mit meinen Morgen
                         ben, wie manches Selbstverständliche       anzufreunden
                         plötzlich sichtbar wird. Diese „Tren-
                         nung“ hat mich vielen Menschen viel        Die Routine ist unterbrochen und ich
                         näher gebracht, als ich dies jemals        erhasche einen Blick in ein anderes
                         zuvor war. Und wiederum von anderen        Kapitel. Das Erkennen der Zerbrechlich-
                         entfernt. Es ist wie eine Zäsur.           keit des Jetzt lässt Dankbarkeit in mir

                         12
Corona

                                                                  Beengt
Foto: (c) Jaro Moravek

                                                                  Das vergangene Jahr war für uns sehr
                                                                  beengt. In der Erwartung, dass ich für
                                                                  mein Masterstudium nach Erlangen
                                                                  ziehen würde, hatten wir eine 1-Zim-
                         Lichtblick im Frühling 2021              mer-Wohnung angemietet, in der
                                                                  Michael allein wohnen sollte.
                         wachsen. Und auch die Möglichkeiten
                         des Morgen erahnen. Ich schaue nicht     Aufgrund von Corona bin ich aber
                         in den Abgrund der Vergänglichkeit,      nie nach Erlangen gezogen und nun
                         sondern in die leuchtenden Augen eines   studieren und arbeiten wir beide in der
                         neuen, kreativen Werdens. Ich darf       kleinen Wohnung. Gleichzeitig sind wir
                         der werden, der ich gedacht bin. Das     sehr dankbar, dass wir Studium und
                         Geheimnis der Schöpfung wird erst mit    Arbeit haben, die uns beiden viel Spaß
                         dem letzten Atemzug abgeschlossen.       machen und dass wir uns weiterhin gut
                         Der Schöpfer ist immer noch am Werk.     verstehen.

                         Dankbarkeit, Zuversicht, Gelassenheit.   Das Gemeindeleben fehlt uns und wir
                                                                  freuen uns immer auf die Sonntage,
                         Jaro M.                                  an denen wir am Gottesdienst mitwir-
                                                                  ken, weil wir so wenigstens ein paar
                                                                  Geschwister sehen können.

                                                                  Sarah und Michael S.
Foto: (c) Jaro Moravek

                                                                                                            Foto: (c) Jochen Enderle

                         Frühherbst Italien 2020

                                                                                                       13
Corona

Ein Jahr Corona-Pandemie:
Ausgebremst oder entschleunigt?

Im Coronajahr 2020 haben wir uns            fanden wir sehr gut, allerdings konnten
auf die Geburt von unserem Sohn             wir nach langem Überlegen daran lei-
Kilian vorbereitet. Während der             der nicht teilnehmen. Uns selbst hätte
Schwangerschaft von Lisa haben wir          es nicht viel ausgemacht, draußen eine
die Einschränkungen stark gespürt.          Zeit lang zu verweilen, für Kilian wäre
An Umstandsmode zu kommen war               es allerdings etwas viel geworden. So-
schwer. Online war vieles ausverkauft       mit konnte auch dieses Ereignis für uns
und durch die geschlossenen Läden           nicht stattfinden. Generell war es auch
war es kaum möglich, auf normalem           bei Familienfesten (Ostern und Weih-
Wege etwas zu bekommen.                     nachten) schwer, eine Lösung zu finden,
                                            mit der jeder zufrieden sein konnte. Im
Wie viele andere auch hat uns Kurz-         großen Kreis feiern ging nicht oder nur
arbeit und Homeoffice erreicht. Neben       mit schlechtem Gewissen und Kompro-
Gehaltseinbußen hatte uns dies aber         missen.
auch mehr Freizeit eingebracht. Auch
hatte Philipp weitere Sorgen, zum           Die Online-Gottesdienste haben da-
Beispiel bei der Geburt dabei sein zu       gegen einen guten Ausgleich geschaf-
können. Einerseits durch die Kontakt-       fen. So war es insbesondere für Lisa
beschränkungen und andererseits,            möglich, während der letzten Zeit der
weil Philipp in der Zeit eine Erkältung     Schwangerschaft und im Wochenbett
hatte, die ihm den Zutritt zum Kreißsaal    daran teilzunehmen, ohne die Strapa-
verwehrt hätte.                             zen, aus dem Haus gehen zu müssen.

Für uns war das Kerzenziehen 2019 ein       Kurz nach der Geburt von unserem
großes Ereignis. Lisa hat sich Urlaub ge-   Sohn Kilian haben wir nicht viel von der
nommen und an vielen Schichten mit-         Pandemie und den Einschränkungen
gearbeitet. Philipp konnte es auf Grund     mitbekommen, weil wir mit uns selbst
eines Jobwechsels Mitte des Jahres nur      beschäftigt waren. Uns ist es also sogar
zu einer Schicht schaffen. Uns beiden       zugute gekommen, dass es empfoh-
hat es allerdings viel Spaß gemacht. Die-   len war, Besuche einzuschränken und
ses Ereignis und alle damit verbundenen     möglichst wenig Kontakt zu haben. So
Emotionen sind leider ausgefallen.          hatten wir am Anfang viel Familienzeit
                                            und auch im Krankenhaus Ruhe für uns.
Die Lösung für den Weihnachtsgottes-        Ansonsten haben wir in dieser Zeit und
dienst — draußen und in Schichten —         auch jetzt noch sehr zurückgezogen

14
Corona

                      gelebt. Im April 2020 wollten wir für        spazieren. Und wir haben Freunde und
                      drei Wochen nach Japan, der letzte           Familie, die nicht in Karlsruhe leben,
                      Urlaub zu zweit. Als die Airline den Flug    durch regelmäßige Online-Treffen sogar
                      gecancelt hatte und Japan schwere            häufiger gesehen als normal — was
                      Einreisebestimmungen auferlegt hatte,        sehr erfrischend war.
                      mussten wir diese Reise schweren
                      Herzens stornieren. Das hat uns sehr         Nach über einem Jahr können wir das
                      traurig gestimmt.                            Fazit ziehen, dass die Einschränkungen
                                                                   in 2020 durch die Pandemie uns
                      Viele Aktivitäten — die letzten Jahre        teilweise zugute gekommen sind. Mit
                      waren wir oft an zwei Wochenenden im         dem Beginn von 2021 fühlen wir uns
                      Jahr mit Studienfreunden in verschie-        allerdings zunehmend eingeschränkt
                      denen Hauptstädten von Europa —              und müde.
                      konnten wir nicht wahrnehmen. Dafür          Wir würden gerne wieder mehr raus
                      haben wir uns eine eigene „Bubble“           und Kilian die Welt zeigen. Er ist jetzt
                      aufgemacht, mit Personen, mit denen          alt genug, um auch andere Aktivitäten
                      wir uns ausschließlich treffen. Wir          zu machen.
                      haben noch mehr Zeit als ohnehin mit
                      der Familie verbracht und waren viel         Philipp und Lisa G.

                                                                  Sommerwege

                                   Barfuß durchs taunasse Gras gehen.
                                   Einmal mit leeren Taschen reisen.
                                   Schlendern durch Fußgängerzone und Park.
                                   Neben einem Kind von Wunder zu Wunder laufen.
                                   Hinter die nächste Kurve schauen.
                                   Das Land der Träume betreten.

                                   Tina Willms
Grafik: (c) Pfeffer

                                                                                                         15
Corona

                           Neue Gewohnheiten
                           Anfang März 2020 besuchten Uli und
                           ich noch die damals aktuelle Ausstel-
                           lung im Burda-Museum in Baden-
                           Baden und ich feierte noch meinen
                           Geburtstag in etwas größerer Runde
                           an einem Donnerstagnachmittag im
                           Gemeindehaus. Am darauffolgenden
                           Sonntag gab es den ersten Online-
                           Gottesdienst.

                           Im ersten Lockdown haben wir neue
                           Gewohnheiten angefangen, weil alte Ge-
                           wohnheiten nicht mehr möglich waren,
                           etwa tägliche größere Spaziergänge.

                           Im Frühjahr beginne ich normalerweise
                           mit Fensterputzen und Gardinenwa-
                           schen und ich versuche das möglichst
                           schnell zu erledigen, damit ich wieder
                           Zeit für angenehmere Dinge habe. Letz-
                           tes Jahr habe ich mir dafür mehr Zeit

                                                                                                               Foto: (c) Renate Rimmler
                           gelassen und das war ganz angenehm.

                           Bei einem Einkauf auf unserem Wo-
                           chenmarkt hatte ich mit Verwunderung
                           beobachtet, dass viele Menschen ganz
                                                                    Blühender Ginster

                                                                    interessiert die Auslagen des Blumen-
                                                                    standes betrachtet haben ohne zu
                                                                    kaufen, bis ich nach einer Weile gemerkt
                                                                    habe, dass das die Warteschlange für
                                                                    den Einlass in den dm-Markt war.
Foto: (c) Renate Rimmler

                                                                    Als die Tage länger und das Wetter schö-
                                                                    ner wurde, haben wir Wanderungen
                                                                    und Radtouren nur in der näheren

                           16
Corona

Umgebung unternommen, teils zu zweit         Tasse Kaffee und die beiläufigen Begeg-
und auch in kleineren oder größeren          nungen fehlen mir doch sehr.
Gruppen. Wir habe dabei viele uns un-        Noch bis November haben wir uns mit
bekannte Ecken entdeckt. Immer wieder        unserem Hauskreis getroffen, doch jetzt
waren wir erstaunt, wie schön die Land-      schon fast ein halbes Jahr nicht mehr.
schaft um uns herum ist. Kaum ist man        Das fehlt mir.
wenige Kilometer aus der Stadt heraus,
erlebt man schon eine andere Welt.           Neu entdeckt habe ich das Briefe schrei-
                                             ben. Das tue ich fast lieber als telefonie-
Die erzwungene Pause von vielen Akti-        ren. Manchmal schreibe ich aber auch
vitäten habe ich als sehr entspannend        einen Brief und telefoniere später mit
erlebt. Ich hatte den Eindruck, dass mein    dem Adressaten. So kann ich besser
Leben jetzt langsamer verläuft. Deutlich     zuhören und muss nichts mehr von mir
spürbar wurde eine neue Rücksichtnah-        erzählen.
me aufeinander. Abstände wurden fast
selbstverständlich eingehalten und das       Ich wünsche mir sehr, dass diese lang-
Gedrängel an den Supermarktkassen            samere Gangart des Lebens erhalten
entfiel vollständig. Das ist bis heute so    bleibt und auch wir als Gemeinde nicht
geblieben und ich hoffe, es etabliert sich   wieder unter Termin- und Aktivitäts-
als neue Etikette. Trotzdem habe ich es      druck geraten.
genossen, als die Geschäfte wieder ge-
öffnet hatten, in die Stadt zum Bummeln      Renate Rimmler
zu gehen.

Überrascht hat mich, wie gut die
Online-Gottesdienste nach anfänglichen
Schwierigkeiten gestaltet wurden und
ich habe relativ selten Gottesdienste
anderer Gemeinden angesehen.
Die Nachmittage auf der Terrasse un-
seres Gemeindehauses und die Abend-
gottesdienste habe ich sehr genossen
und ich sehnte mich danach, dass es
endlich mit den Präsenzgottesdiensten
wieder anfängt. Doch die neuen Prä-
                                                                                           Foto: (c) Renate Rimmler

senzgottesdienste hatten einen anderen
Charakter. Man durfte nicht mitsingen
und sollte nach Ende des Gottesdienstes
möglichst bald nach Hause gehen. Die

                                                                                     17
Gemeindekalender

Mai 		Predigt / Moderation
01 Sa     1. Mai Feiertag
02 So     10:30 Gottesdienst online DK / RB

03   Mo
04   Di
05   Mi
06   Do 19:00 Abendgottesdienst
07   Fr ab 09:00 Fortbildungsveranstaltung OHIO e.V.
08   Sa
09   So 10:30 Gottesdienst online                             TS / NN
        Muttertag
10   Mo 20:00 Online-Treffen der Gemeinde zum Zukunftsprozess
11   Di 20:00 Vorstandssitzung OHIO e.V. (online)
12   Mi
13   Do Christi Himmelfahrt 19:00 Abendgottesdienst
14   Fr
15   Sa
16   So 10:30 Gottesdienst online                             HK / SS

17   Mo
18   Di   18:30 Ältestenrat
19   Mi   20:00 Jahresmitgliederversammlung OHIO e.V. (online)
20   Do   19:00 Abendgottesdienst
21   Fr
22   Sa
      Beginn der Pfingstferien
23   So
      10:30 Gottesdienst online                                            HK / EM
      Pfingsten
24 Mo Pfingstmontag
25 Di
26 Mi 20:00 Online-Treffen der Gemeinde zum Zukunftsprozess (falls möglich, in Präsenz)
27 Do 19:00 Abendgottesdienst
28 Fr
29 Sa ab 15:00 Workshop für unsere iranischen Geschwister mit Amir Paryari
30 So 10:30 Gottesdienst online                                            HK / JE
      ab 12:30 Gottesdienst mit Amir Paryari
31 Mo

Terminänderungen und zusätzliche Termine erscheinen zeitnah auf www.efg-karlsruhe.de.
Für alle Termine gilt zur Zeit: Unter Vorbehalt!
Außerordentliche Termine bitte weitergeben an termine@efg-karlsruhe.de.

18
Gemeindekalender

Juni 		Predigt / Moderation
01   Di   20:00 Online-Treffen der Gemeinde zum Zukunftsprozess (falls möglich, in Präsenz)
02   Mi
03   Do   Fronleichnam 19:00 Abendgottesdienst
04   Fr
05   Sa
06   So   10:30 Gottesdienst online                                     HK / MS
          Ende der Pfingstferien
07   Mo
08   Di
09   Mi
10   Do 19:00 Abendgottesdienst
11   Fr 11.06 bis 13.06. Wochenende der Jugend (unter Vorbehalt)
12   Sa
13   So 10:30 Gottesdienst online                                       HK / RB

14   Mo

15   Di
      18:30 Ältestenrat
16   Mi
      20:00 Vorstandssitzung OHIO e.V. (online)
17   Do
      19:00 Abendgottesdienst
18   Fr

19   Sa

20   So
      10:30 Gottesdienst online                                HK / MM
      Redaktionsschluss für mal eben Juli / August / September
21 Mo Sommeranfang
22 Di 19:30 Treffen der Diakonatsleiter
23 Mi 20:00 Kommunikationsworkshop OHIO e.V. (online)
24 Do 19:00 Abendgottesdienst
25 Fr
26 Sa
27 So 10:30 Gottesdienst online                                TS / RW
      Jahresgemeindeversammlung 2. Teil
28 Mo
29 Di
30 Mi

HK Hans Kolthoff     RB Rainer Bräutigam   MM Manuela Moravek      RW Renate Wittmann
TS Thomas Singer     JE Jochen Enderle     MS Michael Syring
DK Daria Kraft       EM Eckard Marchel     SS Sarah Syring

                                                                                  19
Corona

Wie ein Statist in einem Science Fiction Film
Letztes Jahr im Frühling während des       frankreich Anfang September — stor-
ersten Lockdowns habe ich mich ge-         niert. Zu beiden Zielen wären unsere
fühlt wie ein Statist in einem Science     Kinder mitgekommen. Ob wir das noch
Fiction Film. Beim Einkaufen kamen         nachholen können? Vielleicht wird es
einem lauter Maskierte entgegen. Auf       Corona irgendwann wieder zulassen,
dem Weg zur Arbeit waren die Straßen       aber ob unsere Kinder dann noch mit-
wie leergefegt. Die Fahrt war ange-        kommen wollen?
nehm, weil man gut vorankam, aber
auch gespenstisch. Alle Familienmit-       Neu entdeckt habe ich digitale Veran-
glieder waren mehr zuhause, d. h. der      staltungen, wie den Gottesdienst oder
Nahrungsbedarf schoss sprunghaft in        das Weihnachtskonzert von Christina
die Höhe. Ich war ständig am Einkau-       Brudereck, und digitale Kommunika-
fen, Einkäufe verräumen, Kochen,           tion, Zoom-Meeting, Webex-Meeting,
Küche aufräumen. Es stellte sich die       Jitsi-Meeting, GoToMeeting. In diesem
Frage, wie viel Nudeln und Tomatenso-      Bereich habe ich meine Kompetenzen
ße braucht man im Katastrophenfall?        stark ausgebaut. Gerade das digitale
Und die tägliche Frage: Was koche ich      Kirchenkaffee hat mir geholfen, mich
heute?                                     weiterhin mit der Gemeinde verbunden
                                           zu fühlen. Auch im privaten Rahmen
Lockdown — Ausgangssperre. Um dem          war und bin ich froh über diese Mög-
Gefühl des Eingesperrtseins etwas zu       lichkeiten. Aber seit Dezember 2020
entgehen, entdeckten wir die nähere        merke ich immer mehr, dass diese
Umgebung. Die Flugplatzrunde wurde         Formate den persönlichen Kontakt
schnell eintönig und so erforschten wir
den Kraichgau und das Dreieck Karls-
ruhe – Pforzheim – Rastatt bei unseren
wochenendlichen Spaziergängen. Wald,
Wiesen, Weinberge — wunderschön.
Im Sommer konnte man dann sogar
noch einkehren.

Im Sommer haben wir auch spontan
noch kleinere Reisen in Deutschland
unternommen. Das Bedürfnis „raus-
                                                                                  Foto: (c) Schultheis

zukommen“ war groß. Die geplanten
und gebuchten Urlaubsreisen fielen
allerdings aus. Paris an Ostern und Süd-

20
Corona

nicht ersetzen können. Da freut man       einsamer als 2019 gedacht, aber wir
sich, wenn immerhin jemand an der         können uns nicht beschweren. Uns
Tür klingelt und man direkt ein paar      geht es gut und wir sind versorgt und
Worte wechseln kann. Vereinzelt finden    gesegnet.
ja auch Begegnungen statt. Mit einer
Person / einem Haushalt darf man sich     Was habt ihr in dieser Zeit erlebt?
immerhin treffen. Aber immer flüstert     Schwer zu sagen. Jasmin hat sich rasant
der kleine Mann im Ohr: „Ist das nicht    entwickelt und wir müssen mithalten.
zu gefährlich? Und wenn sich jetzt        Da bleibt nicht viel Zeit, über gestern
jemand ansteckt?“                         nachzudenken.

Ja, ich fühle mich entschleunigt. Es      Was hat euch gefehlt?
macht sich schon bemerkbar, dass          Andere Leute, andere Familien, andere
wir kaum noch Termine haben. Aber         Kinder, ein Tapetenwechsel und mit
vor allem fühle ich mich mittlerweile     anderen Leuten singen.
ausgebremst — mir reicht's. Und ich
bin genervt. Jeden Tag beherrschen die    Was habt ihr neu entdeckt?
Corona-Zahlen die Nachrichten. Es gibt    Die Spielplätze in Karlsruhe sind richtig
soviele Experten und noch mehr Mei-       cool. Das eigene Arbeitszimmer ist echt
nungen, wie man die Infektionszahlen      praktisch.
eindämmen kann. Jeder weiß es besser,
aber keiner hat wirklich die Lösung.      Was ist euch schwergefallen?
Ich warte auf den Fortschritt der Imp-    Viele Kontakte zu pflegen, wenn man
fungen — und hoffe, dass dann alles       sich nicht persönlich und spontan tref-
wieder besser wird.                       fen kann.

Silke S.                                  Wie hat euch das fehlende Gemeinde-
                                          leben bewegt?
                                          Wir finden es super, dass die Gemeinde
                                          so viel Arbeit in die Online-Gottes-
Trotz allem gesegnet                      dienste steckt. Trotzdem fehlen uns der
                                          direkte Kontakt mit den anderen Ge-
Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt?       meindemitgliedern sehr, das gemein-
Trotz Corona waren wir immer einer        same Singen und einfach das Gemein-
mehr als noch davor. Wir haben das        degefühl. Andererseits rückt so der
erste Mal als kleine Familie gelebt und   Schwerpunkt auf die eigene, geistige
unsere eigenen Routinen entwickelt,       Entwicklung.
da Arbeit und Studium fast normal
weitergingen. Insgesamt war die Zeit      Irina und Karim B.

                                                                                  21
Corona

Ausgebremst. Dankbar. Wie weiter?
Weil es sehr vielen so geht, will ich       Erkenntnis, wenn ich sie nicht mit ande-
nicht reden von fehlenden Besuchen          ren teilen kann?“
und Umarmungen durch Kinder und
Enkel. Aber allgemein sei dazu festge-      Ja, das Beten ist mehr geworden, d. h.
stellt: Im Rückblick sind die fehlenden     vor allem die Fürbitten, weil die Pro-
Treffen und Gespräche mit Menschen          bleme der Menschen nah und fern in
das am meisten Vermisste.                   solchen Zeiten stärker bewusst werden.
                                            Doch sehr fehlt der gelöste Dank und
Es hat Auswirkungen auf die eigene          Lobpreis mitten in der Gemeinde. Das
Psyche. Depressive Phasen waren mehr        und ebenso das Abendmahl funktio-
und optimistische mit Freude weniger        nieren nicht richtig im bequemen
als sonst. Der Elan des Anfangs, sich mit   Sessel vor dem Bildschirm. Trotzdem
vielen Dingen zu beschäftigen, sank.        bin ich dankbar: für die Möglichkeiten
Wofür mache ich alles? Nur für mich?        von ZOOM-Treffen und YouTube-Got-
Wie viel mehr könnte ich mit ande-          tesdiensten und vor allem, dass meine
ren zusammen und besser tun! Ihre           ganze Familie bisher ohne Ansteckung
Teilnahme und Rückmeldungen fehlen.         blieb.
Telefon und Video sind kein vollwer-
tiger Ersatz für persönliche Nähe.          Ich arbeite in Landau mit bei Treffen,
                                            die auf der Basis von Evangelischer Alli-
Schlimm ist für mich besonders das          anz und ACK stattfinden. Im September
fehlende gemeinsame Singen. Weil ich        konnten wir nach einem halben Jahr
beim Online-Gottesdienst merkte, dass       mal wieder einen Seminartag durch-
meine Stimme begann, Probleme zu            führen. Die ca. 50 Teilnehmerinnen und
machen, ließ ich mich ein auf Chor-         Teilnehmer aus verschiedenen Kirchen
Übungen, die Profis im Netz anbieten.       und Gemeinden äußerten durchweg
Die Begeisterung sank schnell, weil man     ihre Freude darüber, sich wieder
bei den Liedern zwar die eigene Stim-       gemeinsam über ihre Erfahrungen im
me lernt, aber den Gesamtklang des          Glauben auszutauschen und gestärkt zu
Chores dabei nicht hört, sondern nur        werden. Sie brauchten das, um weiter
die Klavierbegleitung. Doch man muss        für Jesus tätig zu sein. Das bestätigte
was für die Stimme tun.                     mich in meiner Frage an Gott, was er
                                            damit bezweckt, dass seine Kinder in
Die Beschäftigung mit dem Wort Gottes       der Hinwendung zum Nächsten und
habe ich schon immer gern gemacht.          in der Missionierung so eingeschränkt
Es ist nicht mehr geworden. Dazu kam        werden. Müssen wir auf neue Möglich-
die Frage: „Was nützt das Anhäufen von      keiten und Wege in kommenden Situ-

22
Corona

                                                             Herr, dein Wille geschehe
                   ationen vorbereitet werden? Unsere        Unsere Goldene Hochzeit hatten wir
                   Aufgabe bleibt doch bestehen. Das war     im Kreise unserer kleinen Familie in
                   auch bei Paulus so, obwohl er für seine   Teheran 2019 mit Kaffee und Kuchen
                   Behinderung die Antwort erhielt: „Mei-    gefeiert. Wir wollten in Deutschland
                   ne Gnade genügt dir, denn meine Kraft     dann ein Jahr später das Fest in etwas
                   kommt in Schwachheit zur Vollendung.“     größerem Rahmen nachholen. Doch
                   (2. Kor. 12,9).                           dann kam Corona.

                   Trotz Impfungen werden wir lernen         So war es 2020 wieder ein kleines Kaf-
                   müssen, weiter mit dem Virus um-          feetrinken, gemeinsam aber mit Ab-
                   zugehen, privat und öffentlich. Wie?      stand auf oberer und unterer Terrasse.
                   Antworten werden wir gemeinsam            Dieses Jahr ist für mich jetzt schon klar,
                   mit Hilfe des Heiligen Geistes finden.    dass unser Hochzeitstag nicht wirklich
                   Deshalb bin ich auch gespannt, was der    etwas Besonderes sein wird, weil es für
                   Zukunftsprozess unserer Gemeinde an       mich immer heißt : „Herr, dein Wille
                   Konsequenzen aufzeigen wird.              geschehe".

                   Dieter L.                                 Marliese K.
Foto: (c) Khazei

                                                                                                    23
Corona

Langweilig
Die Coronazeit war und ist für mich        hat einige Male geprobt — diejenigen,
am ehesten langweilig. Zum Glück           die zur Probe kamen, hatten wenig
kann ich so etwas sagen, da in meinem      Angst vor Covid. Musikalisch habe ich
Familien- und Freundeskreis niemand        an einigen Corona-Aktionen teilge-
schwer an Covid erkrankt ist. Das Letz-    nommen. Auf unserem Balkon war
te, was vor dem Lockdown stattfand,        ich leider die Einzige in der Nachbar-
war ein sehr gelungenes Familien-          schaft, die gefiedelt hat und ich habe
treffen in Norddeutschland und der         bei einem Online-Orchester mitge-
Weltgebetstag in Leopoldshafen.            spielt. Auf YouTube bin ich viel un-
                                           terwegs, sehe mir Gottesdienste und
Beruflich bin ich seit meiner Zeit in      Konzerte an und habe zehn Lektionen
Norddeutschland nicht weitergekom-         Jiddisch absolviert.
men: Ich hatte noch einen Vorschlag
zur Zusammenarbeit per E-Mail an           Schön war, dass uns die Reisebeschrän-
eine Praxis geschickt, aber nie etwas      kung auch unseren Sohn zuhause be-
daraufhin gehört. Dass meine weiteren      schert hat. Er verbrachte ein Urlaubs-
Bewerbungen wegen des Lockdowns            semester bei uns und wollte eigentlich
erfolglos blieben, denke ich eher nicht.   sechs Monate herumreisen.
Außerdem bekam ich immerhin drei
Monate länger Arbeitslosengeld.            Ich habe seit einem Jahr ein neues
Ach ja, das Seniorenorchester Karlsruhe    Smartphone und damit die Möglich-

                                                                                    Foto: (c) Hella Weidemann

24
Corona

keiten von dessen Kamera ausgelotet.        Mehr Arbeit
Sehr stolz bin ich darauf, dass ich damit
am 20. Juli den Kometen Neowise „ein-       Als Schulleiterin an einer Grundschule
fangen“ konnte.                             haben meine Aufgaben pandemiebe-
                                            dingt ziemlich zugenommen.
In den Online Gottesdiensten vermisse
ich am meisten das Abendmahl. Auch          Im Moment organisiere ich die Notbe-
wenn dieses sich nicht gut digital ein-     treuung der kommenden Woche. Die
nehmen lässt, sollte man es vielleicht      Corona-Schnelltests für die Schüle-
trotzdem öfter zum zeitgleichen Feiern      rinnen und Schüler habe ich über den
anbieten. Die Begegnungen im Kirchen-       Förderverein beschaffen müssen, da das
kaffee vermisse ich zwar auch, aber         Land nicht zeitgerecht liefert. Die Vertei-
das virtuelle Treffen ist kein schlechter   lung der Tests an die Familien findet am
Ersatz, insbesondere da man sich mit        Sonntagvormittag (für Montag) statt.
Geschwistern unterhält, mit denen
man sonst nicht spricht, weil sie teil-     Dann müssen noch die Materialpakete
weise einfach nicht in Präsenz in die       für das Fernlernen nächste Woche und
Ohiostraße kommen können.                   den Wechselunterricht erstellt und
Sehr schade finde ich auch, dass unser      verteilt werden und noch die Testpflicht
Hauskreis im weiteren Verlauf nicht         für Woche 16 umgesetzt werden.
virtuell stattfand. Auf der anderen Seite
habe ich wieder virtuellen Kontakt zu       Ich unterstütze die Kolleginnen bei
den Geschwistern in Heide und dem           Fragen zu Moodle oder BigBlueButton,
dortigen Hauskreis.                         konfiguriere virtuelle Klassenräume
                                            nach den Wünschen der Kolleginnen,
Dass Gemeindegesang unter Coronabe-         beantworte unzählige Mails verunsi-
dingungen nicht gestattet ist, empfinde     cherter Eltern oder reagiere diploma-
ich als sehr starke Einschränkung. Da       tisch auf unrealistische Forderungen
müsste ich mir jedes Mal die Zunge          realitätsferner Eltern.
abbeißen!
                                            Diese Dinge bestimmen seit einem Jahr
Da die Inzidenz aktuell so hoch ist und     mein Denken. Gerade befinden wir uns
trotz aller Maßnahmen irgendwie kein        wiedermal in einer pandemiebedingten
Ende abzusehen ist, schätze ich die         Umbruchphase, neue Vorgaben des
virtuellen Gemeinde-Veranstaltungen         Kultusministeriums müssen umgesetzt
umso mehr und vermeide weiterhin            werden. Viel Zeit für angenehmere
Präsenztreffen.                             Dinge bleiben da nicht.

Hella W.                                    Kirsten K.

                                                                                    25
Corona

Ein Jahr Corona-Pandemie
Um es gleich mal voraus zu schicken,      Schulterlänge erreicht, bevor es mit
dies wird ein „Jammern auf hohem Ni-      dem Friseurtermin geklappt hat. Got-
veau“, wie ich es zu sagen pflege. Denn   tesdienst geht nicht persönlich, aber
es gibt wirklich keine Gründe, warum      ich freue mich jeden Sonntag auf die
das letzte Jahr für mich persönlich so    Online-Übertragung. OHIO-Vorstands-
besonders schwierig gewesen wäre.         sitzungen laufen online schon fast nor-
                                          mal — und man spart die Anfahrtszeit.
Wir in der Familie sind alle gesund und   Und eine dreistündige Gemeindever-
haben auch keine Existenzängste zu        sammlung online — geht doch.
erleiden. Da kenne ich im Bekannten-
kreis Personen, die schwere persön-       Die Pandemie ist auch eine große
liche Verluste zu beklagen haben. Ich     Chance, nicht einfach so weiterzuma-
bin fast geneigt, Psalm 127 zu zitieren   chen. Ich hoffe sehr, dass unser Leben
„Den Seinen gibt's der HERR im Schlaf“,   nach der Pandemie nicht wieder in den
denn diesen glücklichen Umstand habe      alten Trott zurückfällt, sondern dass wir
ich nicht durch eigene Anstrengungen      Verhaltensweisen und neue Umgangs-
erreicht, sondern durch das Wohlwol-      formen, da wo sie uns helfen, weiter-
len und die Gnade unseres Herrn Jesu.     pflegen. Technische Möglichkeiten dort
                                          nutzen, wo sie uns Vorteile bringen,
Auch ich könnte natürlich viele Dinge     jetzt da wir mit dem Umgang dieser
anführen, die ich für das letzte Jahr     neuen Technologien zwangsweise so
geplant hatte, aber nicht habe umset-     vertraut geworden sind.
zen können. Oder eine Reihe schöner
Gewohnheiten, auf die ich verzichten      Aber zum Schluss, um ganz ehrlich zu
musste. Ja, natürlich fehlen mir als      sein, da gibt es doch etwas für mich
leidenschaftlicher Kneipengänger die      Schwieriges. Vielleicht geht es dem
Gespräche an der Theke oder als ge-       einen oder anderen ähnlich. Mir fällt
wohnt Vielreisender die Abwechslung       es schwer, mich beim Online-Gottes-
von anderen Menschen, Städten und         dienst zu konzentrieren. Da sind die
Ländern. Aber was bringt das?             Ablenkmöglichkeiten vielfältig und
Bei mir überwiegt die Dankbarkeit,        plötzlich verdaddelt man seine Zeit mit
wie normal mein Leben in den letzten      anderen Dingen als dem Gottesdienst.
zwölf Monaten doch weitestgehend          Deswegen — und nicht nur deswegen
verlaufen ist. Neue Joggingschuhe kann    — sehne ich mich nach dem Präsenz-
ich eben nicht wie üblich im Sportfach-   gottesdienst.
geschäft kaufen, sondern da geht man
zum Real, und die Haare hatten schon      Matthias G.

26
Corona

                          Begegnungsmensch                            Alltag auf den Kopf gestellt
                          AUSGEBREMST                                 Corona hat für uns als Familie den
                          mal diesen, mal jenen grüßen, kurz          Alltag immer wieder auf den Kopf ge-
                          plaudern. Ich stelle fest, dass ich ein     stellt. Und gleichzeitig passt es genau
                          Begegnungsmensch bin, online Begeg-         in unsere aktuelle Familiensituation:
                          nung mag ich nur fürs „Geschäftliche“.      Wir sind dankbar für die Familienzeit,
                                                                      mehr Zeit in der Schwangerschaft
                          Arbeitsverbot/Quarantäne oder Krank-        zusammen und dann unseren Neu-
                          heit sind für mich als Selbstständige mit   zuwachs alle gemeinsam wachsen zu
                          direkten finanziellen Einbußen verbun-      sehen.
                          den. Auch deshalb bin ich jeden Tag
                          dankbar, an dem ich gesund bin und          Mein Mann im Homeoffice verschafft
                          arbeiten kann.                              mir viel Unterstützung und mehr Frei-
                                                                      heit. So sind wir weder ausgebremst
                          ENTSCHLEUNIGT                               noch entschleunigt.
                          Weniger Treffen, Termine und To-Do‘s
                          in der Ohiostraße sparen mir viel Fahr-     Die Prioritäten haben sich verschoben,
                          zeit. Ich habe Raum in mir für Träume       das, womit wir unsere Zeit verbringen
                          und Sehnsuchtsgedanken über meine           (dürfen). Denn beruflich geht es im
                          Gemeinde.                                   gleichen Tempo weiter, wenn nicht gar
                                                                      etwas schneller.
                          Inspirierend und berührend sind für
                          mich kurze Haustür-Kontakte oder            Die Kinderbetreuung an die neue sich
                          Telefonate mit einsamen, kranken Men-       ständig ändernde Situation anzupassen
                          schen. Dafür finde ich mehr Zeit.           kostet Energie. Doch haben sich neue
                                                                      Rituale mit den Großeltern etabliert.
                          Karin L.-R.
                                                                      Wir vermissen die Besuche von
                                                                      Freunden und das Planen von Freizeit-
                                                                      Aktivitäten. Und auch wenn ich die
                                                                      Flexibilität der Online-Gottesdienste
                                                                      sehr zu schätzen weiß, vermisse ich die
                                                                      Gottesdienste und die Gespräche rund-
                                                                      herum. Umso mehr genieße ich daher
Foto: (c) Peter Thümmel

                                                                      die besondere Gemeinschaft, wenn ich
                                                                      am Gottesdienst beteiligt bin.

                                                                      Jenna v. H.

                                                                                                            27
Corona

                         Vermisst: Möglichkeit zu persönlicher Begegnung
                         Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt?          Highlights waren für mich, dass sowohl
                         Im Frühlingslockdown 2020 und wieder         meine Tante wie auch meine Mutter und
                         seit November 2020 lebte und lebe ich        meine Schwiegereltern zwischenzeitlich
                         ziemlich zurückgezogen und arbeite           geimpft sind.
                         im Home-Office. Eine Woche Fahrrad-
                         urlaub im Mai an der Schlei und ein          Was hat euch gefehlt?
                         kurzer Sommerurlaub in Kirchzarten           Am meisten fehlt mir die Möglichkeit
                         waren schön und erholsam, und eine           zu persönlicher Begegnung und Aus-
                         willkommene Unterbrechung. Ohne              tausch, privat wie auch beruflich. Ge-
                         Corona hätte ich den Schwarzwald viel-       schlossene Restaurants und Läden und
                         leicht nie zum Urlaubsgebiet erkoren,        verwaiste Innenstädte bedrücken mich.
                         geplant war eigentlich ein Urlaub in
                         der Provence. Jetzt wollen wir — wenn        Was habt ihr neu entdeckt?
                         möglich — wieder hinfahren...                Von Februar 2020 bis Januar 2021 habe
                                                                      ich eine Weiterbildung zum Business-
                                                                      Coach gemacht, unfreiwillig teilweise
                                                                      auch virtuell. Ich konnte feststellen,
                                                                      dass sowas auch im Online-Modus gut
                                                                      funktioniert. Meine ersten Coachings
                                                                      habe ich dann hauptsächlich virtuell
                                                                      gemacht, auch das funktioniert ziemlich
Foto: (c) Jaro Moravek

                                                                      gut. Außerdem habe ich neue Facetten
                                                                      und Kompetenzen bei meinen Mitarbei-
                                                                      terinnen entdeckt, die ohne hauptsäch-
                                                                      lich virtuelle Zusammenarbeit vielleicht
                         Erholung in Kirchzarten 2020                 verborgen geblieben wären.

                         Was habt ihr erlebt?                         Was ist euch schwer gefallen?
                         Meine Schwiegereltern sind 2020 voll         Die sogenannte „zweite Welle“ im
                         ins digitale Zeitalter durchgestartet,       Herbst 2020 hat sich für mich wie eine
                         statt persönlicher Treffen verbinden wir     Niederlage angefühlt, und ich habe eini-
                         uns nun über Skype. Sie sind dadurch         ge Zeit gebraucht, um mich zu berappeln.
                         richtig aufgelebt! Ende September ist
                         mein Onkel verstorben, und ich begleite      Wie hat euch das fehlende Gemeinde-
                         meine alleinstehende Tante seitdem in-       leben bewegt?
                         tensiver, für sie ist die Trauerzeit durch   Einerseits freue ich mich, dass wir als
                         Corona zusätzlich erschwert. Echte           Gemeinde den Umstieg auf virtuelle

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Corona

                                                                  det. Doch andererseits war ich so weni-
                                                                  ger abgelenkt und ich konnte mich ganz
                                                                  in Ruhe anderen Themen widmen. Für
                                                                  mich ist es momentan nicht die Zeit,
                                                                  viel am kulturellen Leben teilzuneh-
                                                                  men. Daher habe ich das wahrschein-
                                                                  lich weniger vermisst als Andere. Aber
                                                                  private Treffen sind mir wichtig. Da fällt
                                                                  es mir schwer, dass das nur sehr einge-
                                                                  schränkt möglich ist und dass sonst so
                                                                  erfreuliche beiläufige Aufeinandertref-
Foto: (c) Jaro Moravek

                                                                  fen häufig so gehemmt sind.

                                                                  Und natürlich schmerzt es, seinem Kind
                                                                  zu erklären, dass es Abstand halten
                         Balkonien im Lockdown 2020               soll. Beruflich musste ich weniger
                                                                  reisen — das war praktisch, doch fehlt
                         Formate so gut geschafft haben und       mir die Schweiz, wo ich arbeite, sehr.
                         uns immer noch weiter verbessern. Es     Kinderbetreuung und Arbeit parallel zu
                         ist schön zu sehen, wie viele Menschen   stemmen, war herausfordernd und oft
                         sich sonntagmorgens „zuschalten“ und     hatte ich das Gefühl, keinem der beiden
                         mitfeiern. Andererseits ist es schade,   gerecht zu werden. Die Notbetreuung
                         dass unsere wunderbaren Räumlich-        hat glücklicherweise einiges aufgefan-
                         keiten im Gemeindezentrum nur sehr       gen.
                         eingeschränkt genutzt werden können.
                                                                  Über die OHIO-Kindertagespflege habe
                         Manuela M.                               ich viel Zeit im Gemeindehaus verlebt.
                                                                  Die ungenutzten Räume konnte ich
                                                                  unter Berücksichtigung von Schutzmaß-
                         Neuanfang unter                          nahmen fürs Homeoffice nutzen. Das
                         erschwerten Bedingungen                  habe ich als große Chance erlebt und
                                                                  gleichzeitig fühlte es sich seltsam an,
                         Mein letztes Jahr war nicht nur durch    die Gemeinde plötzlich in so einem ver-
                         die Pandemie, sondern auch durch den     änderten Setting zu erleben — die lee-
                         Umzug hierher geprägt. Ein Neuanfang     ren Räume, aber auch Veränderungen
                         unter erschwerten Bedingungen also.      hin zu einem virtuellen Gemeinderaum
                                                                  waren sehr eindrücklich.
                         Gerne hätte ich mehr neue Kontakte
                         geknüpft und die Region weiter erkun-    Deborah L.

                                                                                                         29
Veranstaltungen

Ihr seid eingeladen, den Zukunftsprozess unserer
Gemeinde mit zu gestalten

Erinnert ihr euch noch daran, als wir     Im zweiten Schritt, den wir auf unserem
es gewagt haben zu bauen, als das         letzten Diakonatsleitertreffen am 20.
neue Gebäude Formen annahm und            April vereinbart haben, möchten wir
wir begonnen haben zu träumen:            mit allen in der Gemeinde ins Gespräch
von einem Haus der Begegnung und          kommen. Für diesen zweiten Schritt
Gemeinschaft, einem Ort, in dem           sind vier Treffen vorgesehen. Für diese
Senioren, Familien, Kinder und Ju-        Treffen haben wir drei Fragen vorbe-
gendliche sich wohl fühlen und ein        reitet:
Zuhause finden, einem Ort, in dem         1. Wo brennt dein Herz?
Gäste, Freunde und Hausgenossen           2. Wo siehst du die Gemeinde in 2026?
willkommen sind, in dem man auspro-       3. Was ist dir geistlich wichtig?
bieren kann, was in einem steckt und
gemeinsam im Glauben stark werden         Diese Fragen sollen in Kleingruppen
und wachsen kann?                         diskutiert werden. Dabei wird an jedem
                                          der vier Termine an den gleichen Fra-
Wie sehen unsere Träume heute aus?        gen gearbeitet. Dadurch ist die Aus-
Wo sehen wir unsere Gemeinde in der       gangslage bei jedem Termin gleich. Wer
Zukunft? Wo liegen unsere Aufträge in     an einem oder mehreren der Termine
der Stadt, im Land und in der Welt?       nicht teilnehmen kann, hat damit trotz-
Das und noch vieles mehr wollen wir       dem die Möglichkeit, sich mit seinen
gemeinsam in einem neuen Licht be-        Ideen einzubringen.
trachten. Und das braucht uns alle!
                                          Folgende Termine stehen zur Verfü-
Die Gemeindeversammlung vom               gung:
26. März liegt schon fast vier Wochen     Montag, 30.4., 20:00 Uhr
hinter uns. An diesem Abend haben         Zoom-Meeting
wir euch darüber informiert, dass die     Montag, 10.5., 20:00 Uhr
erste Phase unseres Zukunftsprozesses     Zoom-Meeting
inzwischen abgeschlossen ist. Hier ging   Mittwoch, 26.5., 20:00 Uhr
es vor allem darum, Fragen zu stellen     falls möglich, Treffen im Gemeindehaus
und Fragen zu beantworten. Ganz           Dienstag, 1.6., 20:00 Uhr
herzlichen Dank für die vielen Rückmel-   falls möglich, Treffen im Gemeindehaus
dungen und Nachfragen, die wir per
Mail, telefonisch, in unseren Online-     Gerne würden wir im Voraus wissen,
Meetings erhalten haben.                  mit wie vielen Teilnehmern an den je-

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