Mal eben 05| 06|2021 Gemeindebrief der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Karlsruhe - EFG Karlsruhe
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05 | 06 | 2021 Gemeindebrief der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Karlsruhe Baptisten mal eben Thema: Corona — ausgebremst oder entschleunigt, belastet oder befreit 2 Aktueller Impuls: Für die Stummen und das Recht aller Schwachen 5 Christi Himmelfahrt und Pfingsten 6 Corona — ausgebremst oder entschleunigt, belastet oder befreit 18 Veranstaltungskalender Mai / Juni 30 Zukunftsprozess unserer Gemeinde 31 Open Doors Tage kommen in dein Wohnzimmer 32 Kindertreff in Coronazeiten — was geht, wenn nichts geht?! 33 Internetgottesdienste 33 Vorschau 2021 33 Lieblingslied 34 Impressum 35 Geburtstage / Familienanzeigen / Pinnwand
Aktueller Impuls Für die Stummen und das Recht aller Schwachen viele Türen öffnen, die dem Normal- Öffne Deinen Mund für den Stummen, bürger und erst recht den Armen und für das Recht aller Schwachen! Fremden verschlossen bleiben. (Sprüche 31,8) Vielfach ist der Einsatz für einen Mitmenschen davon abhängig, was er In diesem Losungstext für den Monat einem selbst nützt oder ob man gar Mai ermahnt eine Mutter ihren Sohn, einen persönlichen Profit machen kann. seinen Mund aufzumachen und sich für Oft ist es aber auch mangelnder Mut, das Recht der Schwachen einzusetzen. Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit, Dieser Sohn ist nicht irgendjemand, die uns davon abhält, für das Recht der sondern der König von Massa, also kein Schwachen zu kämpfen. Kind, sondern ein einflussreicher Mann. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Derjenige, der dies rückhaltlos und Mann an der Spitze eines Volkes oder ohne Rücksicht auf persönliche Verluste eines Betriebes sich auch für die Schwa- immer getan hat, ist Jesus Christus, chen, Rechtlosen und somit Unbedeu- auch in gewissem Sinne ein König, der tenden einsetzt. Vielmehr erfahren wir aber immer seine Macht für Kranke, auch heute noch in unserer Demokratie, Schwache und Hilfesuchende einge- dass Beziehungen, Geld und Macht setzt hat und der am Ende sogar sein Foto: pixabay.com 2
Aktueller Impuls Leben für die Menschen gegeben hat. Ja, können wir sagen, er war ja Gottes Sohn, diese innere Größe und Selbst- losigkeit können wir nie erreichen. Es gibt aber auch andere Menschen, die dies gelebt haben und einige davon ha- ben dies auch mit ihrem Leben bezahlt. „Tu deinen Mund auf für die Stum- men“ — unter diesem Motto stand Dietrich Bonhoeffers Leben im Wider- stand gegen das nationalsozialistische Foto: Lotz Regime. Schon im Jahr 1934 schrieb er an einen Kollegen: „Es muss auch endlich mit der theologisch begründe- Diktator, sondern wir leben in einer ten Zurückhaltung gegenüber dem Tun Demokratie. Dies bedeutet, nicht der des Staates gebrochen werden — es ist König regiert, sondern das Volk. Des- ja doch alles nur Angst. Tu den Mund wegen müssen wir diesen Ratschlag an auf für die Stummen — wer weiß denn einen König direkt auf uns anwenden. das heute noch in der Kirche, dass dies Hier geht es zum Beispiel um die Ver- die mindeste Forderung der Bibel in antwortung unserer Wahlstimme bis solchen Zeiten ist?“ zu unserem persönlichen Einsatz, denn so gering ist unsere Möglichkeit der Drei Jahre später wiederholte er diese Einflussnahme und unseres Handelns Forderung nochmals: „Verweigert die nicht. Es ist auch nicht so, dass ja alles Welt Gerechtigkeit, so wird der Christ keinen Wert hat, wie man Gott sei Dank Barmherzigkeit üben, hüllt sich die Welt auch sieht. Auch kleinere Schritte brin- in Lüge, so wird er seinen Mund für die gen uns ans Ziel, es ist nur mit manchen Stummen auftun und für die Wahrheit Hürden verbunden und dauert etwas Zeugnis geben. Um des Bruders willen, länger. Die Stimme erheben muss auch sei er Jude oder Grieche, Knecht oder nicht immer laut und spektakulär sein, Freier, stark oder schwach, edel oder auch leise Mahner werden gehört, unedel, wird er auf alle Gemeinschaft wenn sie wirklich etwas Bedeutendes der Welt verzichten; denn er dient der zu sagen haben. Manchmal läuft uns Gemeinschaft des Leibes Christi.“ die Not direkt über den Weg, wie es der barmherzige Samariter erlebte und wir Die politischen Verhältnisse haben sich schauen einfach weg, weil uns andere seit damals geändert. In Deutschland Dinge wichtiger sind oder weil wir mei- herrscht kein König mehr und auch kein nen, für so etwas keine Zeit zu haben. 3
Aktueller Impuls Vor allem werden wir auch aufgefordert, Diese hat uns Gott unter anderem in hinzusehen, was unser Leben erhält. den Zehn Geboten gegeben. Sie sind die Es sind zuallererst die Schöpfungsord- Elementarregeln für das Leben mitei- nungen, die Leben ermöglichen. Wir nander in jeder Gesellschaftsordnung. bemerken heute, wo der Mensch sich Sie sind und bleiben die Grundregeln anschickt, angeblich nur geringfügig die unseres Zusammenlebens, egal, ob man Schöpfungsordnungen eigennützig zu in unserem Sinne glaubt oder nicht oder korrigieren oder direkter gesagt zu miss- ob man Einheimischer oder Fremder ist. achten, wohin solch ein Treiben führt. Häufiger auftretende Extremwetter- Als der reiche Jüngling Jesus nachfol- ereignisse wie Dürre und Überschwem- gen will, nennt dieser nur zwei Bedin- mungen, Klimaveränderung und die gungen: Halte die Gebote und gib, was Ausbreitung der Wüstenlandschaften in du hast, den Armen. Leider scheiterte Asien und Afrika sind die Folge. Schwei- der ehrlich gemeinte Versuch eines gen wir dazu mit dem Hinweis: „Haupt- aufrichtig Suchenden am zweiten Teil sache, mir geht es dabei wirtschaftlich der Forderung. gut“? Oder erheben wir unsere Stimme und handeln in dem uns möglichen Wo bin ich gefordert? Wo gibt es Rahmen? Menschen, die übersehen werden? Für welche Menschen soll ich mich einset- Doch unser Leben ist nicht nur von den zen? Ich denke, da müssen wir nicht Schöpfungsordnungen abhängig, son- lange suchen. Probleme gibt es mehr als dern auch von bestimmten Regeln des genug, gerade jetzt, wo viele vereinsa- zwischenmenschlichen Verhaltens. men, in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, Familien, die an ihre Grenzen gestoßen sind und vieles mehr. Wenn wir die Augen nicht verschlie- ßen und uns nicht vollkommen in uns selbst zurückziehen, sondern weiterhin Anteil an dieser Welt nehmen, zeigt uns Gott, wo wir uns persönlich einsetzen können. Wir können die Welt damit sicher nicht retten, das kann nur Jesus, aber wir Foto: Christian Lundbeck können dazu beitragen, sie ein Stück menschlicher zu machen. Ulrich Rimmler 4
Feiertage Christi Himmelfahrt Biblische Grundlage des Festes ist neben dem Markus- und dem Lukas- evangelium die Apostelgeschichte im Neuen Testament. Dort steht, dass der nach seiner Kreu- zigung vom Tod auferstandene Jesus Foto: Neetz Christus vor den Augen seiner Jünger „aufgehoben“ wurde (Apostelgeschich- te 1,9): „Eine Wolke nahm ihn auf und auferstandene Christus „bei Gott ist“. entzog ihn ihren Blicken.“ Dies ist auch Himmelfahrt wird so auch als Symbol ein bevorzugtes Motiv in der Kunst. der Wandlung und spirituellen Ent- Himmelfahrt wird allerdings in der The- wicklung der Persönlichkeit gedeutet. ologie kaum noch wörtlich als wirkliche Theologen verweisen zur Erläuterung Reise verstanden. Der Himmel ist dem- auf den englischen Sprachraum, wo es nach kein geografischer Ort, sondern für das deutsche Wort Himmel zwei Be- der Herrschaftsbereich Gottes. Wenn es griffe gibt: „sky“ (profan) und „heaven“ im Glaubensbekenntnis heißt: „aufge- (religiös). fahren in den Himmel“, bedeutet dies nach christlichem Verständnis, dass der www.gemeindebrief.de 5
Corona Thema: Corona — ausgebremst oder entschleunigt, belastet oder befreit Ein Jahr Corona-Pandemie Seit über 14 Monaten beschäftigt uns nun das Thema Corona. Als Schüler Foto: (c) Gerd Altmann auf pixabay habe ich schon allerlei Schutzmaß- nahmen mitgemacht, insbesondere in Bezug auf den Unterricht. Wir hatten Homeschooling mit Auf- gaben, die wir über eine schuleigene Cloud (zu Beginn sogar noch via E-Mail) bereitgestellt bekommen haben. Auch direkter Unterricht war durch das Nut- Momentan stecken wir im Wechselun- zen von Online-Anwendungen zu Hause terricht, das heißt Online- und Präsenz- möglich. Im Normalfall wurde eine unterricht finden im wöchentlichen Hybrid-Lösung (eine Kombination aus Wechsel statt. Von der größeren Anzahl schriftlich zu erledigenden Aufgaben an Unterrichtsformen hat mir eine be- und Online-Unterricht) gefunden. sonders gut gefallen: Die Hybrid-Lösung Zwischenzeitlich, als es das Infektions- des Online-Unterrichts. Man darf länger geschehen zuließ (und darüber hinaus), schlafen, da der Schulweg wegfällt und hatten wir auch Präsenzunterricht — man im Unterricht frühstücken kann. mit verschiedenen Abstufungen der Darüber hinaus kann man in Gruppen- Maskenpflicht. konferenzen mit Freunden und Mit- schülern telefonieren, während man seine Aufgaben erledigt — und manch- mal auch während des Unterrichts. Dies hat für mich sogar dazu geführt, dass ich mit mehr Personen „Kontakt“ hatte als in der Schule, da man durch die Gruppentelefonate seine persön- lichen Freundesgruppen erweitern konnte. Auch zeitlich ist alles etwas angenehmer: Es gibt zwar feste Zeiten für Online-Unterricht, wodurch eine 6
Corona gewisse Ordnung entsteht, doch be- kommt man auch Aufgaben, die man im eigenen Tempo erledigen kann. Jetzt bin ich allerdings nicht nur Schü- Foto: (c) Conny Jahn ler, sondern auch Jugendlicher in dieser Zeit. Einfach ist das natürlich nicht. Man kann sich schlecht mit mehreren Freunden treffen, um zusammen Essen- oder ins Kino zu gehen. Vielleicht trifft man sich nicht einmal alleine mit einem joggen zu gehen oder einen Workout zu Freund, aus Angst ihn oder (indirekt) machen. jemanden in seinem Umfeld anzu- stecken. Da mir physische Begegnungen Das Gemeindeleben ist wahrscheinlich aber nicht so wichtig sind, kann ich das, was sich für mich am stärksten vieles auch online erledigen. Man kann geändert hat. Die Online-Gottesdienste z. B. (Video-)Anrufe tätigen, während finde ich (v. a. auch in Bezug auf die man über Streaming-Dienste zusam- Technik dahinter) echt gut, obwohl ich men eine Serie schaut oder zusammen nicht regelmäßig dabei bin. Die Jugend Computerspiele spielt. Man kann aber trifft sich ebenfalls online. Leider kann auch einfach nur reden. ich immer weniger daran teilnehmen, denn ich brauche mittlerweile mehr Zeit Da man immer nur zu Hause sitzt und zum Lernen (Klausuren werden in der keine körperlich aktiven Schulwege Oberstufe in jedem Fall geschrieben). zurückzulegen hat, fällt es mir in die- ser Zeit leichter, die Motivation zum Alles in allem komme ich mit der Pan- Sportmachen zu finden — sei es um demie aber gut zurecht. Da mir der Fernunterricht besser als der Präsenz- unterricht gefällt, ist die Situation für mich insgesamt ganz okay. Jedoch kann ich hier längst nicht für alle, wahr- scheinlich nicht einmal für die Mehrheit sprechen. Von dem, was ich außerhalb meines Dunstkreises so wahrgenom- men habe, sehen andere Jugendliche Foto: (c) Conny Jahn die Pandemie und ihre Maßnahmen in einem ganz anderen Licht. Christian S. 7
Corona Der Thomashof in Zeiten der Pandemie Es war wie ein Donnerschlag! in unzähligen stressigen Situationen erlebt, wie er mich mit seinen Augen Freitagvormittag, 13. März 2020, wir geleitet hat, wie er mir immer wieder waren wieder mit Hochdruck damit die nötige Kraft und Konzentration für beschäftigt, ein voll ausgebuchtes schnelle, strategische Entscheidungen Wochenende zu bewältigen. Die Zim- gegeben hat, die notwendig waren, um mer mussten bis zum Eintreffen der den Schaden in dieser wirtschaftlichen neuen Gäste rechtzeitig sauber sein, Katastrophe möglichst gering zu halten. die Essensvorbereitungen liefen auf Noch ist der Sturm nicht vorbei, aber Hochtouren, in der Rezeption war ein wir haben Jesus im Boot und ihm ver- Betrieb wie an der Börse, alles lief wie trauen wir. Wie er uns durch den Sturm am Schnürchen, ein eingespieltes Team, bringt, ist seine Sache, aber am Ende gesunde und effiziente Betriebsamkeit. werden wir sicher am Ufer ankommen Dann die erste kurzfristige Stornierung. und dann haben wir wieder festen Man sprach schon eine Weile von Co- Boden unter den Füßen. rona in China, aber wir hier im Westen sind da zuversichtlich, uns kann das Heinz Reichel in diesem Ausmaß nicht treffen. Dann (Geschäftsführer der Tagungsstätte die zweite und dritte Stornierung, bis Thomashof, einem mennonitischen zum Mittagessen war klar — es wird Tagungszentrum in Karlsruhe, mit 128 niemand kommen! Betten, 17.000 Übernachtungen im Jahr und 25 Mitarbeitern) Es war und ist immer noch eine un- wirklich scheinende Situation, wenn ich durch unser leeres Haus gehe, da, wo es in den letzten Jahre zu bestimm- ten Zeiten zuging wie abends auf dem Karlsruher Weihnachtsmarkt. Wie mitten aus dem Leben gerissen. An diesem Freitag im März 2020, als ich immer wieder gefragt wurde: „Chef, was sollen wir nun tun, wie geht’s jetzt weiter?“ da ging es mir wie den Foto: (c) Lehmann Jüngern im Sturm auf dem See Ge- nezareth. Auch ich habe zu Jesus um Hilfe gerufen. Und ich habe seither 8
Corona (Fast) alles anders Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt? Beruflich ging alles seine normalen Wege, so dass ein Großteil des Alltags festgelegt war. Die Begegnung mit den Arbeitskolle- gen wusste man mehr zu schätzen als Foto: (c) Schultheis sonst! Viel mehr (auch wohltuende) Ruhe in der Freizeit! Was habt ihr erlebt? Was ist euch schwer gefallen? Intensive Gespräche am Telefon, auf Zum Beispiel die harten Corona- Spaziergängen. Einschränkungen einzuhalten (nicht Schöne Campingurlaube in Deutsch- nur) bei der Beerdigung eines nahen land! Angehörigen! Besorgte Zeiten, wenn von positiven Keine Umarmungen, kein lieber Hände- Testergebnissen im Verwandten- oder druck, wenige Menschen! Bekanntenkreis die Rede war. Fast alle Bekannten blieben außen vor, die liebend gern zur Beerdigung gekom- Was hat euch gefehlt? men wären! Die Gemeinschaft mit Freunden und Verwandten hat mir sehr gefehlt! Wie hat euch das fehlende Gemeinde- Besonders das Gemeindeleben, der leben bewegt? Austausch vor Ort! Die Gottesdienste sind eine besondere Spontane Besuche bei anderen oder Wohltat am Sonntag, mit vertrauten auch das Bewirten von Gästen zu Gesichtern, guten Predigten und Musik! Hause! Aber wirklich vor Ort zu sein, spontane Die regelmäßigen Chorstunden, die Gespräche, Austausch, sich zu sehen,... Gemeinschaft, das Singen! all das fehlt sehr! Es macht sehr traurig! Was habt ihr neu entdeckt? Um so mehr weiß man Treffen im Mehr Telefonate zu führen mit Men- Freien mit einzelnen lieben Freunden schen, die alleine leben. zu schätzen. Sei es ein Spaziergang oder Zeit nehmen für Spiele! ein Glühweinabend auf der Terrasse im Urlaub in Deutschland (wenn über- Dezember. haupt möglich) an wunderschönen Plätzen! Verena N. 9
Corona Wunder mitten in der Traurigkeit Ein Ehepaar, beide um die fünfzig, lag einem Gottesdienst, einem Kranken- im Krankenhaus mit der Covid-Erkran- haus, auf der Straße, während der Arbeit kung. Jeden Tag schickte der Mann einfach mal ganz bewusst innezuhalten seiner Frau, die in einem anderen Zim- und mitzufühlen — mit denen, die es mer untergebracht war, ein Stückchen meiner Meinung nach in dieser Zeit am Gebäck aus seiner Verpflegung — einen schwersten haben. Ich denke aber auch kleinen Gruß, weil man einander nicht an viele Wunder, die wir als Gemeinde besuchen konnte. Eines Tages saß der und als Familie erlebt haben. Es ist ein Mann auf seinem Bett mit Tränen in den großes Wunder, dass in unserer Gemein- Augen. Auf dem Nachttisch der unbe- de, soviel ich weiß, niemand an Corona rührte Kuchen. erkrankt ist. Unseren Gottesdienst gibt es mit wenigen Ausnahmen schon ein Diese Geschichte passierte in Russland Jahr lang online und live — es ist eine oder auch in Italien, in Brasilien, den USA enorme Leistung von vielen Mitarbeiten- oder bei uns in Deutschland? Wie viele den! Neulich habe ich von Freunden aus waren das? Wie viele werden es noch Krefeld gehört, wie froh sie sind, dass es sein... Das ist es, was mich richtig traurig dort auch eine Online-Übertragung des macht, wenn ich an die vergangenen Gottesdienstes gibt — seit einem Monat! zwölf Monate denke. Mit vielen verschie- Wie gut haben wir es. denen Beschränkungen, mit der Masken- pflicht, mit geschlossenen Schulen kann Ein vielfaches Wunder ist, dass unsere ich umgehen, weil ich weiß, warum es so drei großen Kinder im vergangenen Jahr ist. Das Elend konkreter Menschen, die alle gute Berufsabschlüsse machen konn- einsam gestorben sind oder ihre Näch- ten und dass jeder eine eigene Wohnung sten verloren haben, ohne diese ein letz- gefunden hat, nicht weit vom Elternhaus tes Mal gesehen zu haben, macht mich entfernt und zu fairen Preisen. Wenn sprachlos. Gott sei Dank kann ich beten. man bedenkt, wie schwierig die Woh- nungssituation gerade für junge Leute in Schon lange hat mir ein gemeinsames Karlsruhe ist, kann man nur staunen, wie Zeichen der Verbundenheit mit den schnell die Umzüge möglich waren! Opfern dieser Pandemie gefehlt. Ich bin sehr dankbar, dass unser Bundespräsi- Wirklich sehr fehlt mir die Nähe zwi- dent zu einem landesweiten Gedenktag schen den Mitmenschen, die früher so am 18. April aufgerufen hat. Jetzt, wo ich selbstverständlich war: Händeschütteln diese Zeilen schreibe, liegt dieses Datum bei Begrüßung oder beim Abschied, noch in der Zukunft. Ich hoffe, dass es einander in den Arm nehmen — vor an dem Tag wirklich möglich wird, in Freude oder zum Trost. Als Familie haben 10
Corona wir das Privileg, diese Nähe auch weiter Fehlen: Schule und Freunde zu praktizieren. Ich hoffe und glaube daran, dass wir es eines Tages in der Ge- Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt? meinde, Verwandtschaft, unter Freun- Wir haben öfters zusammen gegessen den, Kollegen und Nachbarn wieder tun und mehr zusammen gespielt, aber auch können — und es richtig feiern werden! mehr Computer gespielt. Elena H. Was hat euch gefehlt? Der geplante Ablauf für die Schule hat mir gefehlt und die Freunde treffen wie Fehlen: Klassenkameraden wahrscheinlich allen anderen auch. Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt? Was habt ihr neu entdeckt? Eigentlich habe ich in dieser Zeit gar Jetzt in der Lockdown-Zeit habe ich nicht anders gelebt. Nur habe ich mich, (wieder) angefangen BMX zu fahren. in meiner Freizeit, mit keinen Freunden mehr getroffen. Was ist euch schwer gefallen? Was ich schwer fand war, sich im Home- Was hat euch gefehlt? schooling auf die Aufgaben zu konzen- Mir haben am meisten die Kontakte trieren und wenn es in Meetings techni- mit den anderen Schülern aus meiner sche Hänger gab, normal mitzukommen. Klasse gefehlt und der Sport. Wie hat euch das fehlende Gemeinde- Was ist euch schwer gefallen? leben bewegt? Anfangs ist mir der Fernunterricht ziem- Das Gemeindeleben hat sich bei mir lich schwer gefallen und dass man sich eigentlich gar nicht verändert, nur das nicht bei den Aufgaben ablenken lässt. ich GU online hatte. Auch, weil man die ganze Zeit zuhause mit der Familie war, ist es mir schwerge- Niels T. fallen, nicht mehr zu streiten als sonst. Wie hat euch das fehlende Gemeinde- leben bewegt? Es war komisch, die ganzen Leute nicht jede Woche zu treffen und auch in der Foto: (c) Conny Jahn Jugend nicht mehr zusammen spielen und essen zu können. Julian T. 11
Corona Auf das Wesentliche konzentrieren Die vergangenen zwölf Monate habe Die Selbstverständlichkeiten sind auf- ich sehr widersprüchlich erlebt. gehoben. Was mich positiv und kreativ herausfordert, ist das plötzliche Aus- Natürlich sind die Einschränkungen be- bleiben von Routine. Ich habe Stimmen lastend. Keine Frage. Andererseits habe und Kraftquellen entdeckt, die lange ich mich selbst immer öfter bei dem verschollen waren. Gedanken ertappt, dass mir dieses Re- duzierte auch gut tut. Mich auf Wesent- Ich weiß nicht, ob das nachvollziehbar liches zu konzentrieren, mich und mein ist, was ich hier schreibe. Für mich liegt Sein zu hinterfragen und mir dabei das begründet in einer Haltung, der ich bewusst werden zu dürfen, wofür ich mich jeden Tag neu stellen muss: dankbar sein darf. Statt innerlich gegen Dankbarkeit, Zuversicht, Gelassenheit. die uns auferlegten Einschränkungen zu Ein kleiner Text zum Jahresbeginn „wüten“, dürfen wir Hoffnung und Licht drückt das für mich aus: in eine Welt tragen, die dies meines Erachtens dringend benötigt. ein weiterer wetter-trüber Tag man möchte alle Lichter einschalten um der grauen Stimmung etwas entgegenzusetzen Foto: (c) Jaro Moravek in meinem Inneren ist es hell das Herz ist Blick vom Balkon während der Aus- ruhig gangssperre schlägt gelassen ich beginne Ich vermisse vieles, darf jedoch erle- mich mit meinen Morgen ben, wie manches Selbstverständliche anzufreunden plötzlich sichtbar wird. Diese „Tren- nung“ hat mich vielen Menschen viel Die Routine ist unterbrochen und ich näher gebracht, als ich dies jemals erhasche einen Blick in ein anderes zuvor war. Und wiederum von anderen Kapitel. Das Erkennen der Zerbrechlich- entfernt. Es ist wie eine Zäsur. keit des Jetzt lässt Dankbarkeit in mir 12
Corona Beengt Foto: (c) Jaro Moravek Das vergangene Jahr war für uns sehr beengt. In der Erwartung, dass ich für mein Masterstudium nach Erlangen ziehen würde, hatten wir eine 1-Zim- Lichtblick im Frühling 2021 mer-Wohnung angemietet, in der Michael allein wohnen sollte. wachsen. Und auch die Möglichkeiten des Morgen erahnen. Ich schaue nicht Aufgrund von Corona bin ich aber in den Abgrund der Vergänglichkeit, nie nach Erlangen gezogen und nun sondern in die leuchtenden Augen eines studieren und arbeiten wir beide in der neuen, kreativen Werdens. Ich darf kleinen Wohnung. Gleichzeitig sind wir der werden, der ich gedacht bin. Das sehr dankbar, dass wir Studium und Geheimnis der Schöpfung wird erst mit Arbeit haben, die uns beiden viel Spaß dem letzten Atemzug abgeschlossen. machen und dass wir uns weiterhin gut Der Schöpfer ist immer noch am Werk. verstehen. Dankbarkeit, Zuversicht, Gelassenheit. Das Gemeindeleben fehlt uns und wir freuen uns immer auf die Sonntage, Jaro M. an denen wir am Gottesdienst mitwir- ken, weil wir so wenigstens ein paar Geschwister sehen können. Sarah und Michael S. Foto: (c) Jaro Moravek Foto: (c) Jochen Enderle Frühherbst Italien 2020 13
Corona Ein Jahr Corona-Pandemie: Ausgebremst oder entschleunigt? Im Coronajahr 2020 haben wir uns fanden wir sehr gut, allerdings konnten auf die Geburt von unserem Sohn wir nach langem Überlegen daran lei- Kilian vorbereitet. Während der der nicht teilnehmen. Uns selbst hätte Schwangerschaft von Lisa haben wir es nicht viel ausgemacht, draußen eine die Einschränkungen stark gespürt. Zeit lang zu verweilen, für Kilian wäre An Umstandsmode zu kommen war es allerdings etwas viel geworden. So- schwer. Online war vieles ausverkauft mit konnte auch dieses Ereignis für uns und durch die geschlossenen Läden nicht stattfinden. Generell war es auch war es kaum möglich, auf normalem bei Familienfesten (Ostern und Weih- Wege etwas zu bekommen. nachten) schwer, eine Lösung zu finden, mit der jeder zufrieden sein konnte. Im Wie viele andere auch hat uns Kurz- großen Kreis feiern ging nicht oder nur arbeit und Homeoffice erreicht. Neben mit schlechtem Gewissen und Kompro- Gehaltseinbußen hatte uns dies aber missen. auch mehr Freizeit eingebracht. Auch hatte Philipp weitere Sorgen, zum Die Online-Gottesdienste haben da- Beispiel bei der Geburt dabei sein zu gegen einen guten Ausgleich geschaf- können. Einerseits durch die Kontakt- fen. So war es insbesondere für Lisa beschränkungen und andererseits, möglich, während der letzten Zeit der weil Philipp in der Zeit eine Erkältung Schwangerschaft und im Wochenbett hatte, die ihm den Zutritt zum Kreißsaal daran teilzunehmen, ohne die Strapa- verwehrt hätte. zen, aus dem Haus gehen zu müssen. Für uns war das Kerzenziehen 2019 ein Kurz nach der Geburt von unserem großes Ereignis. Lisa hat sich Urlaub ge- Sohn Kilian haben wir nicht viel von der nommen und an vielen Schichten mit- Pandemie und den Einschränkungen gearbeitet. Philipp konnte es auf Grund mitbekommen, weil wir mit uns selbst eines Jobwechsels Mitte des Jahres nur beschäftigt waren. Uns ist es also sogar zu einer Schicht schaffen. Uns beiden zugute gekommen, dass es empfoh- hat es allerdings viel Spaß gemacht. Die- len war, Besuche einzuschränken und ses Ereignis und alle damit verbundenen möglichst wenig Kontakt zu haben. So Emotionen sind leider ausgefallen. hatten wir am Anfang viel Familienzeit und auch im Krankenhaus Ruhe für uns. Die Lösung für den Weihnachtsgottes- Ansonsten haben wir in dieser Zeit und dienst — draußen und in Schichten — auch jetzt noch sehr zurückgezogen 14
Corona gelebt. Im April 2020 wollten wir für spazieren. Und wir haben Freunde und drei Wochen nach Japan, der letzte Familie, die nicht in Karlsruhe leben, Urlaub zu zweit. Als die Airline den Flug durch regelmäßige Online-Treffen sogar gecancelt hatte und Japan schwere häufiger gesehen als normal — was Einreisebestimmungen auferlegt hatte, sehr erfrischend war. mussten wir diese Reise schweren Herzens stornieren. Das hat uns sehr Nach über einem Jahr können wir das traurig gestimmt. Fazit ziehen, dass die Einschränkungen in 2020 durch die Pandemie uns Viele Aktivitäten — die letzten Jahre teilweise zugute gekommen sind. Mit waren wir oft an zwei Wochenenden im dem Beginn von 2021 fühlen wir uns Jahr mit Studienfreunden in verschie- allerdings zunehmend eingeschränkt denen Hauptstädten von Europa — und müde. konnten wir nicht wahrnehmen. Dafür Wir würden gerne wieder mehr raus haben wir uns eine eigene „Bubble“ und Kilian die Welt zeigen. Er ist jetzt aufgemacht, mit Personen, mit denen alt genug, um auch andere Aktivitäten wir uns ausschließlich treffen. Wir zu machen. haben noch mehr Zeit als ohnehin mit der Familie verbracht und waren viel Philipp und Lisa G. Sommerwege Barfuß durchs taunasse Gras gehen. Einmal mit leeren Taschen reisen. Schlendern durch Fußgängerzone und Park. Neben einem Kind von Wunder zu Wunder laufen. Hinter die nächste Kurve schauen. Das Land der Träume betreten. Tina Willms Grafik: (c) Pfeffer 15
Corona Neue Gewohnheiten Anfang März 2020 besuchten Uli und ich noch die damals aktuelle Ausstel- lung im Burda-Museum in Baden- Baden und ich feierte noch meinen Geburtstag in etwas größerer Runde an einem Donnerstagnachmittag im Gemeindehaus. Am darauffolgenden Sonntag gab es den ersten Online- Gottesdienst. Im ersten Lockdown haben wir neue Gewohnheiten angefangen, weil alte Ge- wohnheiten nicht mehr möglich waren, etwa tägliche größere Spaziergänge. Im Frühjahr beginne ich normalerweise mit Fensterputzen und Gardinenwa- schen und ich versuche das möglichst schnell zu erledigen, damit ich wieder Zeit für angenehmere Dinge habe. Letz- tes Jahr habe ich mir dafür mehr Zeit Foto: (c) Renate Rimmler gelassen und das war ganz angenehm. Bei einem Einkauf auf unserem Wo- chenmarkt hatte ich mit Verwunderung beobachtet, dass viele Menschen ganz Blühender Ginster interessiert die Auslagen des Blumen- standes betrachtet haben ohne zu kaufen, bis ich nach einer Weile gemerkt habe, dass das die Warteschlange für den Einlass in den dm-Markt war. Foto: (c) Renate Rimmler Als die Tage länger und das Wetter schö- ner wurde, haben wir Wanderungen und Radtouren nur in der näheren 16
Corona Umgebung unternommen, teils zu zweit Tasse Kaffee und die beiläufigen Begeg- und auch in kleineren oder größeren nungen fehlen mir doch sehr. Gruppen. Wir habe dabei viele uns un- Noch bis November haben wir uns mit bekannte Ecken entdeckt. Immer wieder unserem Hauskreis getroffen, doch jetzt waren wir erstaunt, wie schön die Land- schon fast ein halbes Jahr nicht mehr. schaft um uns herum ist. Kaum ist man Das fehlt mir. wenige Kilometer aus der Stadt heraus, erlebt man schon eine andere Welt. Neu entdeckt habe ich das Briefe schrei- ben. Das tue ich fast lieber als telefonie- Die erzwungene Pause von vielen Akti- ren. Manchmal schreibe ich aber auch vitäten habe ich als sehr entspannend einen Brief und telefoniere später mit erlebt. Ich hatte den Eindruck, dass mein dem Adressaten. So kann ich besser Leben jetzt langsamer verläuft. Deutlich zuhören und muss nichts mehr von mir spürbar wurde eine neue Rücksichtnah- erzählen. me aufeinander. Abstände wurden fast selbstverständlich eingehalten und das Ich wünsche mir sehr, dass diese lang- Gedrängel an den Supermarktkassen samere Gangart des Lebens erhalten entfiel vollständig. Das ist bis heute so bleibt und auch wir als Gemeinde nicht geblieben und ich hoffe, es etabliert sich wieder unter Termin- und Aktivitäts- als neue Etikette. Trotzdem habe ich es druck geraten. genossen, als die Geschäfte wieder ge- öffnet hatten, in die Stadt zum Bummeln Renate Rimmler zu gehen. Überrascht hat mich, wie gut die Online-Gottesdienste nach anfänglichen Schwierigkeiten gestaltet wurden und ich habe relativ selten Gottesdienste anderer Gemeinden angesehen. Die Nachmittage auf der Terrasse un- seres Gemeindehauses und die Abend- gottesdienste habe ich sehr genossen und ich sehnte mich danach, dass es endlich mit den Präsenzgottesdiensten wieder anfängt. Doch die neuen Prä- Foto: (c) Renate Rimmler senzgottesdienste hatten einen anderen Charakter. Man durfte nicht mitsingen und sollte nach Ende des Gottesdienstes möglichst bald nach Hause gehen. Die 17
Gemeindekalender Mai Predigt / Moderation 01 Sa 1. Mai Feiertag 02 So 10:30 Gottesdienst online DK / RB 03 Mo 04 Di 05 Mi 06 Do 19:00 Abendgottesdienst 07 Fr ab 09:00 Fortbildungsveranstaltung OHIO e.V. 08 Sa 09 So 10:30 Gottesdienst online TS / NN Muttertag 10 Mo 20:00 Online-Treffen der Gemeinde zum Zukunftsprozess 11 Di 20:00 Vorstandssitzung OHIO e.V. (online) 12 Mi 13 Do Christi Himmelfahrt 19:00 Abendgottesdienst 14 Fr 15 Sa 16 So 10:30 Gottesdienst online HK / SS 17 Mo 18 Di 18:30 Ältestenrat 19 Mi 20:00 Jahresmitgliederversammlung OHIO e.V. (online) 20 Do 19:00 Abendgottesdienst 21 Fr 22 Sa Beginn der Pfingstferien 23 So 10:30 Gottesdienst online HK / EM Pfingsten 24 Mo Pfingstmontag 25 Di 26 Mi 20:00 Online-Treffen der Gemeinde zum Zukunftsprozess (falls möglich, in Präsenz) 27 Do 19:00 Abendgottesdienst 28 Fr 29 Sa ab 15:00 Workshop für unsere iranischen Geschwister mit Amir Paryari 30 So 10:30 Gottesdienst online HK / JE ab 12:30 Gottesdienst mit Amir Paryari 31 Mo Terminänderungen und zusätzliche Termine erscheinen zeitnah auf www.efg-karlsruhe.de. Für alle Termine gilt zur Zeit: Unter Vorbehalt! Außerordentliche Termine bitte weitergeben an termine@efg-karlsruhe.de. 18
Gemeindekalender Juni Predigt / Moderation 01 Di 20:00 Online-Treffen der Gemeinde zum Zukunftsprozess (falls möglich, in Präsenz) 02 Mi 03 Do Fronleichnam 19:00 Abendgottesdienst 04 Fr 05 Sa 06 So 10:30 Gottesdienst online HK / MS Ende der Pfingstferien 07 Mo 08 Di 09 Mi 10 Do 19:00 Abendgottesdienst 11 Fr 11.06 bis 13.06. Wochenende der Jugend (unter Vorbehalt) 12 Sa 13 So 10:30 Gottesdienst online HK / RB 14 Mo 15 Di 18:30 Ältestenrat 16 Mi 20:00 Vorstandssitzung OHIO e.V. (online) 17 Do 19:00 Abendgottesdienst 18 Fr 19 Sa 20 So 10:30 Gottesdienst online HK / MM Redaktionsschluss für mal eben Juli / August / September 21 Mo Sommeranfang 22 Di 19:30 Treffen der Diakonatsleiter 23 Mi 20:00 Kommunikationsworkshop OHIO e.V. (online) 24 Do 19:00 Abendgottesdienst 25 Fr 26 Sa 27 So 10:30 Gottesdienst online TS / RW Jahresgemeindeversammlung 2. Teil 28 Mo 29 Di 30 Mi HK Hans Kolthoff RB Rainer Bräutigam MM Manuela Moravek RW Renate Wittmann TS Thomas Singer JE Jochen Enderle MS Michael Syring DK Daria Kraft EM Eckard Marchel SS Sarah Syring 19
Corona Wie ein Statist in einem Science Fiction Film Letztes Jahr im Frühling während des frankreich Anfang September — stor- ersten Lockdowns habe ich mich ge- niert. Zu beiden Zielen wären unsere fühlt wie ein Statist in einem Science Kinder mitgekommen. Ob wir das noch Fiction Film. Beim Einkaufen kamen nachholen können? Vielleicht wird es einem lauter Maskierte entgegen. Auf Corona irgendwann wieder zulassen, dem Weg zur Arbeit waren die Straßen aber ob unsere Kinder dann noch mit- wie leergefegt. Die Fahrt war ange- kommen wollen? nehm, weil man gut vorankam, aber auch gespenstisch. Alle Familienmit- Neu entdeckt habe ich digitale Veran- glieder waren mehr zuhause, d. h. der staltungen, wie den Gottesdienst oder Nahrungsbedarf schoss sprunghaft in das Weihnachtskonzert von Christina die Höhe. Ich war ständig am Einkau- Brudereck, und digitale Kommunika- fen, Einkäufe verräumen, Kochen, tion, Zoom-Meeting, Webex-Meeting, Küche aufräumen. Es stellte sich die Jitsi-Meeting, GoToMeeting. In diesem Frage, wie viel Nudeln und Tomatenso- Bereich habe ich meine Kompetenzen ße braucht man im Katastrophenfall? stark ausgebaut. Gerade das digitale Und die tägliche Frage: Was koche ich Kirchenkaffee hat mir geholfen, mich heute? weiterhin mit der Gemeinde verbunden zu fühlen. Auch im privaten Rahmen Lockdown — Ausgangssperre. Um dem war und bin ich froh über diese Mög- Gefühl des Eingesperrtseins etwas zu lichkeiten. Aber seit Dezember 2020 entgehen, entdeckten wir die nähere merke ich immer mehr, dass diese Umgebung. Die Flugplatzrunde wurde Formate den persönlichen Kontakt schnell eintönig und so erforschten wir den Kraichgau und das Dreieck Karls- ruhe – Pforzheim – Rastatt bei unseren wochenendlichen Spaziergängen. Wald, Wiesen, Weinberge — wunderschön. Im Sommer konnte man dann sogar noch einkehren. Im Sommer haben wir auch spontan noch kleinere Reisen in Deutschland unternommen. Das Bedürfnis „raus- Foto: (c) Schultheis zukommen“ war groß. Die geplanten und gebuchten Urlaubsreisen fielen allerdings aus. Paris an Ostern und Süd- 20
Corona nicht ersetzen können. Da freut man einsamer als 2019 gedacht, aber wir sich, wenn immerhin jemand an der können uns nicht beschweren. Uns Tür klingelt und man direkt ein paar geht es gut und wir sind versorgt und Worte wechseln kann. Vereinzelt finden gesegnet. ja auch Begegnungen statt. Mit einer Person / einem Haushalt darf man sich Was habt ihr in dieser Zeit erlebt? immerhin treffen. Aber immer flüstert Schwer zu sagen. Jasmin hat sich rasant der kleine Mann im Ohr: „Ist das nicht entwickelt und wir müssen mithalten. zu gefährlich? Und wenn sich jetzt Da bleibt nicht viel Zeit, über gestern jemand ansteckt?“ nachzudenken. Ja, ich fühle mich entschleunigt. Es Was hat euch gefehlt? macht sich schon bemerkbar, dass Andere Leute, andere Familien, andere wir kaum noch Termine haben. Aber Kinder, ein Tapetenwechsel und mit vor allem fühle ich mich mittlerweile anderen Leuten singen. ausgebremst — mir reicht's. Und ich bin genervt. Jeden Tag beherrschen die Was habt ihr neu entdeckt? Corona-Zahlen die Nachrichten. Es gibt Die Spielplätze in Karlsruhe sind richtig soviele Experten und noch mehr Mei- cool. Das eigene Arbeitszimmer ist echt nungen, wie man die Infektionszahlen praktisch. eindämmen kann. Jeder weiß es besser, aber keiner hat wirklich die Lösung. Was ist euch schwergefallen? Ich warte auf den Fortschritt der Imp- Viele Kontakte zu pflegen, wenn man fungen — und hoffe, dass dann alles sich nicht persönlich und spontan tref- wieder besser wird. fen kann. Silke S. Wie hat euch das fehlende Gemeinde- leben bewegt? Wir finden es super, dass die Gemeinde so viel Arbeit in die Online-Gottes- Trotz allem gesegnet dienste steckt. Trotzdem fehlen uns der direkte Kontakt mit den anderen Ge- Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt? meindemitgliedern sehr, das gemein- Trotz Corona waren wir immer einer same Singen und einfach das Gemein- mehr als noch davor. Wir haben das degefühl. Andererseits rückt so der erste Mal als kleine Familie gelebt und Schwerpunkt auf die eigene, geistige unsere eigenen Routinen entwickelt, Entwicklung. da Arbeit und Studium fast normal weitergingen. Insgesamt war die Zeit Irina und Karim B. 21
Corona Ausgebremst. Dankbar. Wie weiter? Weil es sehr vielen so geht, will ich Erkenntnis, wenn ich sie nicht mit ande- nicht reden von fehlenden Besuchen ren teilen kann?“ und Umarmungen durch Kinder und Enkel. Aber allgemein sei dazu festge- Ja, das Beten ist mehr geworden, d. h. stellt: Im Rückblick sind die fehlenden vor allem die Fürbitten, weil die Pro- Treffen und Gespräche mit Menschen bleme der Menschen nah und fern in das am meisten Vermisste. solchen Zeiten stärker bewusst werden. Doch sehr fehlt der gelöste Dank und Es hat Auswirkungen auf die eigene Lobpreis mitten in der Gemeinde. Das Psyche. Depressive Phasen waren mehr und ebenso das Abendmahl funktio- und optimistische mit Freude weniger nieren nicht richtig im bequemen als sonst. Der Elan des Anfangs, sich mit Sessel vor dem Bildschirm. Trotzdem vielen Dingen zu beschäftigen, sank. bin ich dankbar: für die Möglichkeiten Wofür mache ich alles? Nur für mich? von ZOOM-Treffen und YouTube-Got- Wie viel mehr könnte ich mit ande- tesdiensten und vor allem, dass meine ren zusammen und besser tun! Ihre ganze Familie bisher ohne Ansteckung Teilnahme und Rückmeldungen fehlen. blieb. Telefon und Video sind kein vollwer- tiger Ersatz für persönliche Nähe. Ich arbeite in Landau mit bei Treffen, die auf der Basis von Evangelischer Alli- Schlimm ist für mich besonders das anz und ACK stattfinden. Im September fehlende gemeinsame Singen. Weil ich konnten wir nach einem halben Jahr beim Online-Gottesdienst merkte, dass mal wieder einen Seminartag durch- meine Stimme begann, Probleme zu führen. Die ca. 50 Teilnehmerinnen und machen, ließ ich mich ein auf Chor- Teilnehmer aus verschiedenen Kirchen Übungen, die Profis im Netz anbieten. und Gemeinden äußerten durchweg Die Begeisterung sank schnell, weil man ihre Freude darüber, sich wieder bei den Liedern zwar die eigene Stim- gemeinsam über ihre Erfahrungen im me lernt, aber den Gesamtklang des Glauben auszutauschen und gestärkt zu Chores dabei nicht hört, sondern nur werden. Sie brauchten das, um weiter die Klavierbegleitung. Doch man muss für Jesus tätig zu sein. Das bestätigte was für die Stimme tun. mich in meiner Frage an Gott, was er damit bezweckt, dass seine Kinder in Die Beschäftigung mit dem Wort Gottes der Hinwendung zum Nächsten und habe ich schon immer gern gemacht. in der Missionierung so eingeschränkt Es ist nicht mehr geworden. Dazu kam werden. Müssen wir auf neue Möglich- die Frage: „Was nützt das Anhäufen von keiten und Wege in kommenden Situ- 22
Corona Herr, dein Wille geschehe ationen vorbereitet werden? Unsere Unsere Goldene Hochzeit hatten wir Aufgabe bleibt doch bestehen. Das war im Kreise unserer kleinen Familie in auch bei Paulus so, obwohl er für seine Teheran 2019 mit Kaffee und Kuchen Behinderung die Antwort erhielt: „Mei- gefeiert. Wir wollten in Deutschland ne Gnade genügt dir, denn meine Kraft dann ein Jahr später das Fest in etwas kommt in Schwachheit zur Vollendung.“ größerem Rahmen nachholen. Doch (2. Kor. 12,9). dann kam Corona. Trotz Impfungen werden wir lernen So war es 2020 wieder ein kleines Kaf- müssen, weiter mit dem Virus um- feetrinken, gemeinsam aber mit Ab- zugehen, privat und öffentlich. Wie? stand auf oberer und unterer Terrasse. Antworten werden wir gemeinsam Dieses Jahr ist für mich jetzt schon klar, mit Hilfe des Heiligen Geistes finden. dass unser Hochzeitstag nicht wirklich Deshalb bin ich auch gespannt, was der etwas Besonderes sein wird, weil es für Zukunftsprozess unserer Gemeinde an mich immer heißt : „Herr, dein Wille Konsequenzen aufzeigen wird. geschehe". Dieter L. Marliese K. Foto: (c) Khazei 23
Corona Langweilig Die Coronazeit war und ist für mich hat einige Male geprobt — diejenigen, am ehesten langweilig. Zum Glück die zur Probe kamen, hatten wenig kann ich so etwas sagen, da in meinem Angst vor Covid. Musikalisch habe ich Familien- und Freundeskreis niemand an einigen Corona-Aktionen teilge- schwer an Covid erkrankt ist. Das Letz- nommen. Auf unserem Balkon war te, was vor dem Lockdown stattfand, ich leider die Einzige in der Nachbar- war ein sehr gelungenes Familien- schaft, die gefiedelt hat und ich habe treffen in Norddeutschland und der bei einem Online-Orchester mitge- Weltgebetstag in Leopoldshafen. spielt. Auf YouTube bin ich viel un- terwegs, sehe mir Gottesdienste und Beruflich bin ich seit meiner Zeit in Konzerte an und habe zehn Lektionen Norddeutschland nicht weitergekom- Jiddisch absolviert. men: Ich hatte noch einen Vorschlag zur Zusammenarbeit per E-Mail an Schön war, dass uns die Reisebeschrän- eine Praxis geschickt, aber nie etwas kung auch unseren Sohn zuhause be- daraufhin gehört. Dass meine weiteren schert hat. Er verbrachte ein Urlaubs- Bewerbungen wegen des Lockdowns semester bei uns und wollte eigentlich erfolglos blieben, denke ich eher nicht. sechs Monate herumreisen. Außerdem bekam ich immerhin drei Monate länger Arbeitslosengeld. Ich habe seit einem Jahr ein neues Ach ja, das Seniorenorchester Karlsruhe Smartphone und damit die Möglich- Foto: (c) Hella Weidemann 24
Corona keiten von dessen Kamera ausgelotet. Mehr Arbeit Sehr stolz bin ich darauf, dass ich damit am 20. Juli den Kometen Neowise „ein- Als Schulleiterin an einer Grundschule fangen“ konnte. haben meine Aufgaben pandemiebe- dingt ziemlich zugenommen. In den Online Gottesdiensten vermisse ich am meisten das Abendmahl. Auch Im Moment organisiere ich die Notbe- wenn dieses sich nicht gut digital ein- treuung der kommenden Woche. Die nehmen lässt, sollte man es vielleicht Corona-Schnelltests für die Schüle- trotzdem öfter zum zeitgleichen Feiern rinnen und Schüler habe ich über den anbieten. Die Begegnungen im Kirchen- Förderverein beschaffen müssen, da das kaffee vermisse ich zwar auch, aber Land nicht zeitgerecht liefert. Die Vertei- das virtuelle Treffen ist kein schlechter lung der Tests an die Familien findet am Ersatz, insbesondere da man sich mit Sonntagvormittag (für Montag) statt. Geschwistern unterhält, mit denen man sonst nicht spricht, weil sie teil- Dann müssen noch die Materialpakete weise einfach nicht in Präsenz in die für das Fernlernen nächste Woche und Ohiostraße kommen können. den Wechselunterricht erstellt und Sehr schade finde ich auch, dass unser verteilt werden und noch die Testpflicht Hauskreis im weiteren Verlauf nicht für Woche 16 umgesetzt werden. virtuell stattfand. Auf der anderen Seite habe ich wieder virtuellen Kontakt zu Ich unterstütze die Kolleginnen bei den Geschwistern in Heide und dem Fragen zu Moodle oder BigBlueButton, dortigen Hauskreis. konfiguriere virtuelle Klassenräume nach den Wünschen der Kolleginnen, Dass Gemeindegesang unter Coronabe- beantworte unzählige Mails verunsi- dingungen nicht gestattet ist, empfinde cherter Eltern oder reagiere diploma- ich als sehr starke Einschränkung. Da tisch auf unrealistische Forderungen müsste ich mir jedes Mal die Zunge realitätsferner Eltern. abbeißen! Diese Dinge bestimmen seit einem Jahr Da die Inzidenz aktuell so hoch ist und mein Denken. Gerade befinden wir uns trotz aller Maßnahmen irgendwie kein wiedermal in einer pandemiebedingten Ende abzusehen ist, schätze ich die Umbruchphase, neue Vorgaben des virtuellen Gemeinde-Veranstaltungen Kultusministeriums müssen umgesetzt umso mehr und vermeide weiterhin werden. Viel Zeit für angenehmere Präsenztreffen. Dinge bleiben da nicht. Hella W. Kirsten K. 25
Corona Ein Jahr Corona-Pandemie Um es gleich mal voraus zu schicken, Schulterlänge erreicht, bevor es mit dies wird ein „Jammern auf hohem Ni- dem Friseurtermin geklappt hat. Got- veau“, wie ich es zu sagen pflege. Denn tesdienst geht nicht persönlich, aber es gibt wirklich keine Gründe, warum ich freue mich jeden Sonntag auf die das letzte Jahr für mich persönlich so Online-Übertragung. OHIO-Vorstands- besonders schwierig gewesen wäre. sitzungen laufen online schon fast nor- mal — und man spart die Anfahrtszeit. Wir in der Familie sind alle gesund und Und eine dreistündige Gemeindever- haben auch keine Existenzängste zu sammlung online — geht doch. erleiden. Da kenne ich im Bekannten- kreis Personen, die schwere persön- Die Pandemie ist auch eine große liche Verluste zu beklagen haben. Ich Chance, nicht einfach so weiterzuma- bin fast geneigt, Psalm 127 zu zitieren chen. Ich hoffe sehr, dass unser Leben „Den Seinen gibt's der HERR im Schlaf“, nach der Pandemie nicht wieder in den denn diesen glücklichen Umstand habe alten Trott zurückfällt, sondern dass wir ich nicht durch eigene Anstrengungen Verhaltensweisen und neue Umgangs- erreicht, sondern durch das Wohlwol- formen, da wo sie uns helfen, weiter- len und die Gnade unseres Herrn Jesu. pflegen. Technische Möglichkeiten dort nutzen, wo sie uns Vorteile bringen, Auch ich könnte natürlich viele Dinge jetzt da wir mit dem Umgang dieser anführen, die ich für das letzte Jahr neuen Technologien zwangsweise so geplant hatte, aber nicht habe umset- vertraut geworden sind. zen können. Oder eine Reihe schöner Gewohnheiten, auf die ich verzichten Aber zum Schluss, um ganz ehrlich zu musste. Ja, natürlich fehlen mir als sein, da gibt es doch etwas für mich leidenschaftlicher Kneipengänger die Schwieriges. Vielleicht geht es dem Gespräche an der Theke oder als ge- einen oder anderen ähnlich. Mir fällt wohnt Vielreisender die Abwechslung es schwer, mich beim Online-Gottes- von anderen Menschen, Städten und dienst zu konzentrieren. Da sind die Ländern. Aber was bringt das? Ablenkmöglichkeiten vielfältig und Bei mir überwiegt die Dankbarkeit, plötzlich verdaddelt man seine Zeit mit wie normal mein Leben in den letzten anderen Dingen als dem Gottesdienst. zwölf Monaten doch weitestgehend Deswegen — und nicht nur deswegen verlaufen ist. Neue Joggingschuhe kann — sehne ich mich nach dem Präsenz- ich eben nicht wie üblich im Sportfach- gottesdienst. geschäft kaufen, sondern da geht man zum Real, und die Haare hatten schon Matthias G. 26
Corona Begegnungsmensch Alltag auf den Kopf gestellt AUSGEBREMST Corona hat für uns als Familie den mal diesen, mal jenen grüßen, kurz Alltag immer wieder auf den Kopf ge- plaudern. Ich stelle fest, dass ich ein stellt. Und gleichzeitig passt es genau Begegnungsmensch bin, online Begeg- in unsere aktuelle Familiensituation: nung mag ich nur fürs „Geschäftliche“. Wir sind dankbar für die Familienzeit, mehr Zeit in der Schwangerschaft Arbeitsverbot/Quarantäne oder Krank- zusammen und dann unseren Neu- heit sind für mich als Selbstständige mit zuwachs alle gemeinsam wachsen zu direkten finanziellen Einbußen verbun- sehen. den. Auch deshalb bin ich jeden Tag dankbar, an dem ich gesund bin und Mein Mann im Homeoffice verschafft arbeiten kann. mir viel Unterstützung und mehr Frei- heit. So sind wir weder ausgebremst ENTSCHLEUNIGT noch entschleunigt. Weniger Treffen, Termine und To-Do‘s in der Ohiostraße sparen mir viel Fahr- Die Prioritäten haben sich verschoben, zeit. Ich habe Raum in mir für Träume das, womit wir unsere Zeit verbringen und Sehnsuchtsgedanken über meine (dürfen). Denn beruflich geht es im Gemeinde. gleichen Tempo weiter, wenn nicht gar etwas schneller. Inspirierend und berührend sind für mich kurze Haustür-Kontakte oder Die Kinderbetreuung an die neue sich Telefonate mit einsamen, kranken Men- ständig ändernde Situation anzupassen schen. Dafür finde ich mehr Zeit. kostet Energie. Doch haben sich neue Rituale mit den Großeltern etabliert. Karin L.-R. Wir vermissen die Besuche von Freunden und das Planen von Freizeit- Aktivitäten. Und auch wenn ich die Flexibilität der Online-Gottesdienste sehr zu schätzen weiß, vermisse ich die Gottesdienste und die Gespräche rund- herum. Umso mehr genieße ich daher Foto: (c) Peter Thümmel die besondere Gemeinschaft, wenn ich am Gottesdienst beteiligt bin. Jenna v. H. 27
Corona Vermisst: Möglichkeit zu persönlicher Begegnung Wie habt ihr in dieser Zeit gelebt? Highlights waren für mich, dass sowohl Im Frühlingslockdown 2020 und wieder meine Tante wie auch meine Mutter und seit November 2020 lebte und lebe ich meine Schwiegereltern zwischenzeitlich ziemlich zurückgezogen und arbeite geimpft sind. im Home-Office. Eine Woche Fahrrad- urlaub im Mai an der Schlei und ein Was hat euch gefehlt? kurzer Sommerurlaub in Kirchzarten Am meisten fehlt mir die Möglichkeit waren schön und erholsam, und eine zu persönlicher Begegnung und Aus- willkommene Unterbrechung. Ohne tausch, privat wie auch beruflich. Ge- Corona hätte ich den Schwarzwald viel- schlossene Restaurants und Läden und leicht nie zum Urlaubsgebiet erkoren, verwaiste Innenstädte bedrücken mich. geplant war eigentlich ein Urlaub in der Provence. Jetzt wollen wir — wenn Was habt ihr neu entdeckt? möglich — wieder hinfahren... Von Februar 2020 bis Januar 2021 habe ich eine Weiterbildung zum Business- Coach gemacht, unfreiwillig teilweise auch virtuell. Ich konnte feststellen, dass sowas auch im Online-Modus gut funktioniert. Meine ersten Coachings habe ich dann hauptsächlich virtuell gemacht, auch das funktioniert ziemlich Foto: (c) Jaro Moravek gut. Außerdem habe ich neue Facetten und Kompetenzen bei meinen Mitarbei- terinnen entdeckt, die ohne hauptsäch- lich virtuelle Zusammenarbeit vielleicht Erholung in Kirchzarten 2020 verborgen geblieben wären. Was habt ihr erlebt? Was ist euch schwer gefallen? Meine Schwiegereltern sind 2020 voll Die sogenannte „zweite Welle“ im ins digitale Zeitalter durchgestartet, Herbst 2020 hat sich für mich wie eine statt persönlicher Treffen verbinden wir Niederlage angefühlt, und ich habe eini- uns nun über Skype. Sie sind dadurch ge Zeit gebraucht, um mich zu berappeln. richtig aufgelebt! Ende September ist mein Onkel verstorben, und ich begleite Wie hat euch das fehlende Gemeinde- meine alleinstehende Tante seitdem in- leben bewegt? tensiver, für sie ist die Trauerzeit durch Einerseits freue ich mich, dass wir als Corona zusätzlich erschwert. Echte Gemeinde den Umstieg auf virtuelle 28
Corona det. Doch andererseits war ich so weni- ger abgelenkt und ich konnte mich ganz in Ruhe anderen Themen widmen. Für mich ist es momentan nicht die Zeit, viel am kulturellen Leben teilzuneh- men. Daher habe ich das wahrschein- lich weniger vermisst als Andere. Aber private Treffen sind mir wichtig. Da fällt es mir schwer, dass das nur sehr einge- schränkt möglich ist und dass sonst so erfreuliche beiläufige Aufeinandertref- Foto: (c) Jaro Moravek fen häufig so gehemmt sind. Und natürlich schmerzt es, seinem Kind zu erklären, dass es Abstand halten Balkonien im Lockdown 2020 soll. Beruflich musste ich weniger reisen — das war praktisch, doch fehlt Formate so gut geschafft haben und mir die Schweiz, wo ich arbeite, sehr. uns immer noch weiter verbessern. Es Kinderbetreuung und Arbeit parallel zu ist schön zu sehen, wie viele Menschen stemmen, war herausfordernd und oft sich sonntagmorgens „zuschalten“ und hatte ich das Gefühl, keinem der beiden mitfeiern. Andererseits ist es schade, gerecht zu werden. Die Notbetreuung dass unsere wunderbaren Räumlich- hat glücklicherweise einiges aufgefan- keiten im Gemeindezentrum nur sehr gen. eingeschränkt genutzt werden können. Über die OHIO-Kindertagespflege habe Manuela M. ich viel Zeit im Gemeindehaus verlebt. Die ungenutzten Räume konnte ich unter Berücksichtigung von Schutzmaß- Neuanfang unter nahmen fürs Homeoffice nutzen. Das erschwerten Bedingungen habe ich als große Chance erlebt und gleichzeitig fühlte es sich seltsam an, Mein letztes Jahr war nicht nur durch die Gemeinde plötzlich in so einem ver- die Pandemie, sondern auch durch den änderten Setting zu erleben — die lee- Umzug hierher geprägt. Ein Neuanfang ren Räume, aber auch Veränderungen unter erschwerten Bedingungen also. hin zu einem virtuellen Gemeinderaum waren sehr eindrücklich. Gerne hätte ich mehr neue Kontakte geknüpft und die Region weiter erkun- Deborah L. 29
Veranstaltungen Ihr seid eingeladen, den Zukunftsprozess unserer Gemeinde mit zu gestalten Erinnert ihr euch noch daran, als wir Im zweiten Schritt, den wir auf unserem es gewagt haben zu bauen, als das letzten Diakonatsleitertreffen am 20. neue Gebäude Formen annahm und April vereinbart haben, möchten wir wir begonnen haben zu träumen: mit allen in der Gemeinde ins Gespräch von einem Haus der Begegnung und kommen. Für diesen zweiten Schritt Gemeinschaft, einem Ort, in dem sind vier Treffen vorgesehen. Für diese Senioren, Familien, Kinder und Ju- Treffen haben wir drei Fragen vorbe- gendliche sich wohl fühlen und ein reitet: Zuhause finden, einem Ort, in dem 1. Wo brennt dein Herz? Gäste, Freunde und Hausgenossen 2. Wo siehst du die Gemeinde in 2026? willkommen sind, in dem man auspro- 3. Was ist dir geistlich wichtig? bieren kann, was in einem steckt und gemeinsam im Glauben stark werden Diese Fragen sollen in Kleingruppen und wachsen kann? diskutiert werden. Dabei wird an jedem der vier Termine an den gleichen Fra- Wie sehen unsere Träume heute aus? gen gearbeitet. Dadurch ist die Aus- Wo sehen wir unsere Gemeinde in der gangslage bei jedem Termin gleich. Wer Zukunft? Wo liegen unsere Aufträge in an einem oder mehreren der Termine der Stadt, im Land und in der Welt? nicht teilnehmen kann, hat damit trotz- Das und noch vieles mehr wollen wir dem die Möglichkeit, sich mit seinen gemeinsam in einem neuen Licht be- Ideen einzubringen. trachten. Und das braucht uns alle! Folgende Termine stehen zur Verfü- Die Gemeindeversammlung vom gung: 26. März liegt schon fast vier Wochen Montag, 30.4., 20:00 Uhr hinter uns. An diesem Abend haben Zoom-Meeting wir euch darüber informiert, dass die Montag, 10.5., 20:00 Uhr erste Phase unseres Zukunftsprozesses Zoom-Meeting inzwischen abgeschlossen ist. Hier ging Mittwoch, 26.5., 20:00 Uhr es vor allem darum, Fragen zu stellen falls möglich, Treffen im Gemeindehaus und Fragen zu beantworten. Ganz Dienstag, 1.6., 20:00 Uhr herzlichen Dank für die vielen Rückmel- falls möglich, Treffen im Gemeindehaus dungen und Nachfragen, die wir per Mail, telefonisch, in unseren Online- Gerne würden wir im Voraus wissen, Meetings erhalten haben. mit wie vielen Teilnehmern an den je- 30
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