Manufaktur 1 Klimaschutz und erneuerbare Energien - MIN

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Manufaktur 1 Klimaschutz und erneuerbare Energien - MIN
SUSTAIN – Ergebnisse des 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress 4. Februar 2019

Manufaktur 1
Klimaschutz und erneuerbare Energien
Zu den wichtigsten Themenfeldern in den Bereichen Klimaschutz und erneuerbare Ener-
gien zählen die Wärme/Kälte- und Stromversorgung sowie der Verkehr. Ein weiterer wichti-
ger Faktor wird zukünftig die Sektorkopplung, also die Vernetzung der Energieverbrauchs-
sektoren (Wärme, Strom und Mobilität) sein.

1. Klimaschutz
    Es braucht einen übergeordneten Masterplan, der auf die Kopplung aller Bereiche
     der Stadtgesellschaft und die Wechselwirkung zwischen ihnen achtet und flexibel auf
     neue Technologien reagieren kann. Als Grundlage für den Masterplan müssen so-
     wohl ein „Energiebedarfsdeckungsplan 2020–2050“ als auch ein Verkehrsentwick-
     lungsplan erarbeitet und öffentlich zugänglich gemacht werden.
   Zwischenziele für den Weg zum Ziel „Klimaneutrales München 2050“ für 2030/2040
    müssen fest verankert werden.
   Nachhaltigkeit & Klimaschutz muss Chefsache werden. Daher braucht es eine Stabs-
    stelle „Klimaschutz“.
   Vermehrte Bürgereinbindung in Entscheidungen zur Steigerung der Akzeptanz.
   Die Stadt soll eine Vorbildfunktion übernehmen, z. B. auf allen städtischen Gebäuden
    Photovoltaik(PV)-Anlagen installieren, die Gebäudesanierung forcieren, höhere Ener-
    giestandards bei eigenen Neubauten erfüllen und damit aktiv werben, um die Bürger
    zur Nachahmung zu animieren.
   Die Stadt soll Bewusstsein schaffen für Klimaschutz, z. B. durch Kampagnen.

2. Erneuerbare Energien

2.1 Wärme
   Die thermische Sanierungsrate des Gebäudebestands muss vervielfacht werden (von
    derzeit 1 %/a auf 2 %/a (Studie Forschungsstelle für Energiewirtschaft - FfE) bzw.
    4 %/a (Studie Ökoinstitut).
   Die Bürgerberatung inkl. Begleitung der Eigentümerversammlungen sollte auf das
    ganze Stadtgebiet ausgeweitet werden. Beteiligung: unabhängige Institutionen, z. B.
    Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS).

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 Ab sofort muss mindestens ein „KfW 40“-Standard bei Neubauten gefordert werden
    (Förderstandard der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
   Höhere KfW-Ziele für 2030, 2040 und 2050 müssen definiert und regelmäßig evalu-
    iert werden.
   Die regulatorischen Rahmenbedingungen der Fernwärme sollten so angepasst
    werden, dass eine Ausweitung des Netzes ermöglicht wird.
   Anhand der Solarpotenzialkarte des Energienutzungsplans sollte der Ausbau der So-
    larthermie mit/ohne Quartierswärmespeicher forciert und gefördert werden.
   Außerhalb von Fernwärmegebieten sollten, wo immer möglich, Quartierskonzepte re-
    alisiert werden, da so Synergien gehoben und größere Einheiten wirtschaftlicher be-
    trieben werden können.
   Es muss eine Strategie für den Umstieg auf eine CO2-neutrale Gasversorgung erstellt
    werden.

2.2 Strom
   Bis 2050 müssen alle fossilen Stromerzeugungsanlagen in München durch CO2-neut-
    rale Quellen ersetzt werden.
   Die Erzeugung von erneuerbarem Strom aus lokalen und regionalen Anlagen soll
    stärker ausgebaut und gefördert werden. Die Solarpotenzialkarte weist, auch für
    München, viele Möglichkeiten aus, die großflächig genutzt werden sollten.
   Die Ziele für 2030, 2040 und 2050 sind zu definieren und ggfs. durch Anreizsysteme
    zur Umstellung auf dezentrale und regionale Stromerzeugungsanlagen nachzujustie-
    ren.
   Da das Kohlekraftwerk Nord nach den Vorgaben des Bürgerentscheids bis Ende
    2022 abgeschaltet werden soll, muss spätestens dann, besser jedoch früher die bis-
    her dort erzeugte Wärmemenge in bestehenden und zusätzlichen Gasheiz(kraft)wer-
    ken mit geringerem CO2-Ausstoß, noch besser aber und spätestens bis 2030 CO2-
    neutral z.B. in Geothermie-Anlagen erzeugt werden.

2.3 Verkehr
Da sich die Manufaktur Mobilität im Detail damit auseinandersetzt, wird aus Sicht der Ma-
nufaktur Energie lediglich folgende Vorgehensweise gefordert:
   Verkehr vermeiden, Verkehr auf CO2-neutrale Verkehrsmittel verlagern und die Aus-
    wirkungen des Verkehrs verringern.

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Manufaktur 2 Verkehr & Mobilität

Gruppe Politik & Dialog

1. Leitbild Mobilität in München und Münchner Verkehrskonzept
München braucht ein verbindliches, vom Stadtrat beschlossenes Mobilitäts-Leitbild. Die-
sem Leitbild sollen alle zukünftigen Entscheidungen, Planungen, Strukturen und Prozesse
folgen.
In dem Leitbild soll u.a. folgendes verankert werden (keine allumfassende Liste!):
     Klares Bekenntnis für eine Strategie der ursächlichen Verkehrsminderung.
    Klares Bekenntnis den Motorisierten Individualverkehr (MIV)/Autoverkehr in der Stadt
     stark zu reduzieren.
    Klares Bekenntnis zur prioritären Behandlung des Umweltverbunds mit allen nötigen
     Konsequenzen. Dies schließt neben dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)
     und Fuß- und Radverkehr auch Sharinglösungen mit ein.
    Öffentlicher Raum ist ein kostbares Gut, der auch real bepreist werden soll.
    Wichtige Planungsprinzipien sollen sein: Flächengerechtigkeit, Gleichberechtigung,
     Gemeinwohl.
    ...
Das Mobilitäts-Leitbild muss langfristig gültig sein und für alle AkteurInnen aus Politik, Ver-
waltung und Wirtschaft gelten.
Das Mobilitäts-Leitbild soll zeitnah beschlossen und wirksam werden. Ggf. können hier Vor-
arbeiten, wie z. B. aus der Inzell Initiative mit dem Leitbild für die Modellstadt 2030 als Vor-
bild dienen.
Dem Leitbild untergeordnet soll ein neues Verkehrskonzept erarbeitet und umgesetzt wer-
den. Hier wurde als eine erste Maßnahme vorschlagen, die Verkehrsreduzierung 2-stufig
anzugehen:
     Stufe 1: Reduzierung des MIVs innerhalb des Altstadtrings
    Stufe 2: Reduzierung des MIVs innerhalb des mittleren Rings

2. Governance und Verankerung der Mobilität in den städtischen Strukturen
    München braucht ein Mobilitätsreferat. In diesem Referat sollen hoheitlich alle Mobili-
     tätsbelange der Stadt gebündelt und gesteuert werden. Insbesondere ist darauf zu
     achten, dass Mobilität und Stadtplanung zusammengeführt werden und auf gar kei-
     nen Fall voneinander getrennt werden.

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 Weitere Stärkung der Bezirksausschüsse (BA) bzgl. Entscheidungen auf lokaler
    Ebene. Die BA sollen entsprechend mit mehr Rechten und Budget ausgestattet wer-
    den.

3. Strategie für die Verknüpfung von Stadt und Umland
München lässt sich nicht länger als Insel betrachten. Zukünftige Planungsprozesse und
Konzepte dürfen nicht mehr an der Stadtgrenze halt machen.
Erste Vorschläge:
    Schaffung eines neuen politischen Stadt-/Umland-Gremiums
   Erarbeitung und Beschluss für Stadt-Umland-übergreifende Konzepte

3.1. Dialog zwischen politischen Parteien, BürgerInnen und Stakeholdern
   In einer zunehmend komplexer werdenden Welt wird der Dialog zwischen den ver-
    schiedenen Stakeholdern zum wichtigsten Erfolgskriterium. Wichtige Grundprinzipien
    hierfür sollen sein:
    • Partizipation
    • Transparenz
    • Inklusion
    • Offenheit
   Stärkung des Dialogs zwischen den verschiedenen Verkehrsanbietern. Insbesondere
    bei Deutscher Bahn, Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH (MVV), Münchner
    Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) und den verschiedenen weiteren Anbietern im Be-
    reich Schienenverkehr wurde ein erheblicher Abstimmungsaufwand konstatiert. Ziel
    soll sein, die Leistungen besser aufeinander abzustimmen und die Nutzung zu ver-
    einfachen. Konkret vorgeschlagen wurden ein „Runder Tisch Bahnverkehr“ beste-
    hend aus Stadtplanung, Regionalplanung, Bahnen und Wirtschaft.
   Der Dialog soll auch aufklärend und informierend alle MünchnerInnen und Münchner
    erreichen. Hierfür braucht es entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen die
    mit entsprechenden Budgets ausgestattet werden müssen.

Gruppe: Umweltverbund
Während der Gruppendiskussion wurden unterschiedliche Ideen vorgeschlagen, um die in
München im Bereich Umweltverbund erkannte Stärken / Erfolge zu nutzen sowie die er-
kannte Schwächen / Defizite auszuräumen (siehe Impulspapier). Die konkreten Ideen las-
sen sie sich in zwei große Kategorien gruppieren:

Förderung des Umweltverbunds
Die Förderung des Umweltverbunds soll vor allem durch infrastrukturelle (auch technische)
und organisatorische Maßnahmen realisiert werden. Tabelle 1 fasst die unterschiedlichen
Ideen zusammen.

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Infrastrukturelle (und technische)   Organisatorische Maßnahmen
                  Maßnahmen
 Fußverkehr         -                                   - Trennung vom Rad und Fuß-
                                                          verkehr verbessern

 Radverkehr        -   Fahrradinfrastruktur ausbauen    - Priorität Fahrradverkehr
                   -   Radl-Vorrangnetz                 - Verkehrssicherheit verbessern
                   -   durchgängige Fahrradwege         - Winterdienst auf Radwegen
                   -   Abstellanlagen
                   -   Angepasste Ampelschaltung für
                       das Fahrradfahren (Grüne
                       Welle für den Radverkehr)

 ÖPNV              -   S-Bahn Südring                   - Priorität Busspuren in München
                   -   Nordring (BMW, Gewerbe)            UND im Umland
                   -   Tramausbau                       - Taktverdichtung (z.B. S-Bahn)
                   -   Mini-E-Busse                     - ÖPNV-Angebot sozialer gestal-
                                                          ten (Preis, Taktung)
                                                        - Bessere Tarifstruktur: vom
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Flächenverteilung „Pro Umweltverbund + alternative Nutzung“
Um diese Maßnahmen zu realisieren, ist es notwendig eine Flächenverteilung im Straßen-
raum „pro Umweltverbund + alternative Nutzung“ zu schaffen. Das heißt z. B. Spuren, die
aktuell für den MIV zu Verfügung stehen, für Busspuren umzuwidmen, oder Parkraum
(Stellplätze im öffentlichen Raum aber auch in Parkhäusern) umzunutzen, z. B. für Logistik-
verteilungspunkte oder Mobilitätsstationen.

Intermodalität und Multimodalität
Auch wichtig ist eine bessere Integration von Verkehrsmitteln des Umweltverbunds durch
eine bessere Verzahnung vom Rad und ÖPNV (z. B. Park&Ride), eine bessere Integration
von Straßen und Schienen (z. B. P+R), aber auch die Bereitstellung von Shared-Mobility (z.
B. Carsharing, Bikesharing, Mitfahrbörsen etc.).
Hierzu wäre es gut, Pilotprojekte (z. B. Civitas ECCENTRIC, Smarter Together,
City2Share) zu replizieren und – wichtig! – zu skalieren.

Push-Maßnahmen
Dabei wurde festgestellt, dass neben Maßnahmen, die den Umweltverbund attraktiver ma-
chen (Pull-Maßnahmen) sollen, auch „Push-Maßnahmen“ umgesetzt werden sollen,, also
Maßnahmen, die den MIV unattraktiver machen. Konkrete Ideen waren:

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Bepreisungsmodelle (z. B. City-Maut), Reduzierung bzw. Umnutzung vom Parkraum, und
autofreie Bereiche (z. B. innerhalb des Altstadtrings).

Verhaltensänderung
Für den Erfolg dieser Kombination von Pull- und Push-Maßnahmen ist es wichtig, Akzep-
tanz bei den BürgerInnen zu schaffen. Das kann z. B. durch Anreize für den Umstieg (z. B.
Prämien für RadfahrerInnen) und aktive Bürgerbeteiligung geschehen. Hierzu es ist wich-
tig, eine Schnittstelle zwischen Bürgern, NGOs, Start-Ups und das Planungsgremium
(siehe unten) zu schaffen.
Eine weitere Idee, um Verhaltensänderung zu schaffen, war, die einschlägigen Multiplikato-
ren für nachhaltige Mobilität zu nutzen.

City-Logistik
In Bereich der City-Logistik wurde vorgeschlagen, die Logistik auf der letzten Meile aufs
Rad (Lastenrad) zu verlagern.

Ein Verkehrskonzept für München und die Region (Umland)
Während die meisten o. g. Ideen sich auf München konzentrieren, wurde auch eine bes-
sere Koordination zwischen der Landeshauptstadt (LH) und der Region mit den Nachbar-
kommunen/Landkreisen für die Planung und Realisierung von verkehrlichen Maßnahmen
angemahnt. Hierzu wurde ein „Verkehrskonzept München-Umland“ vorgeschlagen, in dem
die Verkehrsbeziehungen mitbetrachtet werden sollen.

Kooperationen im Bereich Mobilitätskommunikation (vernetzt denken)
Hierfür es ist notwendig, ein koordiniertes Planungsgremium zu gründen. Das Planungs-
gremium ist durch verschiedene Organisationen in München und in den Umland Vertreter
wie z. B. Deutsche Bahn, MVG, MVV, LH München und Umland Kommunen/Landkreise,
Inzell-Initiative, Europäische Metropolregion München, etc.
Eine Idee dabei war, die unterschiedlichen Akteure zu stärken, z. B. durch ein Mandat oder
Weisungsbefugnis (siehe auch Poltik und Dialog)

Internationale Bau-Ausstellung anstoßen
Eine weitere Idee war, die IBA als Instrument der Stadtplanung und Städtebau zu nutzen,
um neue Ideen und Projekte nach München und die Region zu bringen.

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Manufaktur 3
Nachhaltige Stadtentwicklung und Umwelt, Bodenpolitik,
Wohnen, Miete
An der Manufaktur beteiligten sich rund 40 Personen aus unterschiedlichen Feldern, so
VertreterInnen des Münchner Forums, des Forums Lebenswertes München, des Förder-
vereins Eine-Welt-Haus, der Urbanen Gärten, des Bündnisses München Sozial, der neuen
Wohnungsbaugesellschaften als auch MitarbeiterInnen des Planungs- und des Sozialrefe-
rats sowie des Referats für Gesundheit und Umwelt, WissenschaftlerInnen, Studierende
und interessierte BürgerInnen.
Ausgehend vom Impulspapier bildeten sich drei Arbeitsgruppen zu den Themen:
      Umwelt und Bodenpolitik
      Wohnen und lebenswerte Quartiere
      Nachhaltige Stadt-Wirtschaft und Infrastruktur

1. Ergebnisse der AG „Umwelt und Bodenpolitik“
Die Erhaltung und Schaffung von Grünflächen als Teil der Stadtentwicklung bezieht sich
auf einen bedeutenden Aufgabenbereich der Planung von Flächen außerhalb der bebauten
Fläche. Das Themenfeld der Untergruppe knüpft an folgendem Satz im Impulspapier an:
„…Auf Fläche, sprich Boden, ist aber auch die natürliche Umwelt, die essenzieller Teil einer
Stadt und ihrer Menschen ist, angewiesen. Die Funktionen sind vielfältig, sie reichen über
Fragen der Biodiversität, Luft und Klima, Naherholung bis hin zu Land- und Forstwirt-
schaft.“
Einig war man sich, dass „der wertschätzende Umgang mit der Ressource Boden der
Schlüssel für eine nachhaltige Stadtentwicklung ist.“
Als allgemeiner Handlungsbedarf wurde formuliert: „Eine Balance von Dichte und Freiraum
ist in der Stadt zu erhalten.“

Herausforderungen
Grünflächen erfüllen zahlreiche für die Lebensqualität Münchens äußerst wichtige Funktio-
nen: sie verbessern das Lokalklima, ermöglichen Erholung und sportliche Betätigung, sind
Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, machen das Stadtbild vielfältiger und er-
lebnisreicher.

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Wir sehen folgende Herausforderungen für die Landeshauptstadt (LH) München:
      Zielkonflikte der Schutzgüter: Wie lässt sich z. B. der Zielkonflikt zwischen der Er-
       haltung empfindlicher Arten (Biodiversität) und der Nutzung von Grünflächen für die
       Erholung lösen?
      Bodenversiegelung: Wie kann erreicht werden, dass der Bedarf an zusätzlichem
       Wohnraum mit möglichst wenig Bodenversiegelung verbunden ist?
      Klimaverbesserung und Biodiversität: Wie kann das Stadtklima durch die Auswei-
       sung von Grünflächen verbessert werden?

Erfolge
Wir sehen folgende Erfolge, die bisher in der LH München erreicht wurden:
Die Siedlungsbereiche „Ackermannbogen“ und die Neubebauung der Prinz-Eugen-Kaserne
werden als positive Beispiele gesehen. Die an zahlreichen Stellen in der Stadt angelegten
blütenreichen „Extensiv-Wiesen“, auf denen sich Biodiversität auf kleinen Flächen entwi-
ckeln konnte, werden lobend erwähnt.

Strategische Vorschläge zur Freiflächenplanung
Ideen und konkrete Vorschläge, wie die LH München das Anliegen konzeptionell voranbrin-
gen kann, den Boden (speziell die Grünflächen) zu erhalten und weiterzuentwickeln:

Kommunale Grünflächen-Funktionsplanung
Die sehr verschiedenen Grünflächen in der Stadt sollen nach ihren jeweiligen Funktionen
unterschieden werden (welchen Nutzen sie stiften für Sport, extensive und intensive Erho-
lungsformen, für Biodiversität, für das Stadtbild, Klima, Bodenschutz).

Grünflächenerhaltung
Die im Flächennutzungsplan ausgewiesenen allgemeinen Grünflächen und auch die in der
gültigen Grünanlagensatzung genannten Grünflächen sollen erhalten (nicht versiegelt) wer-
den.

Grünflächenverbund
Vernetzung großer und kleinerer Grünflächen aller Art miteinander über schmale Grünstrei-
fen und Fuß-/Radwege. Das dient mobilen Tierarten und die Bürger können sich gefahrlos
(ohne Straßenüberquerung) erholen.
Die Baumschutzverordnung soll konsequenter umgesetzt werden, z. B. bei der Erweiterung
der U 5.

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Konkrete „mutige Ideen“, die sich von der Stadt kurzfristig umsetzen lassen
      Schulgärten sollen so gestaltet werden, dass Kinder an die Natur herangeführt wer-
       den können (Umweltpädagogik). Es bieten sich dafür Naturgärten, Teiche, Blumen-
       wiesen und ähnliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen an.
      Firmen sollen angehalten werden, Konzepte zu entwickeln, wie sich auf ihren Frei-
       flächen und auch an Gebäuden mehr Biodiversität entwickeln kann. Beim Bau von
       Gebäuden (Fassadenbegrünung, …) lassen sich z. B. Unterschlupf- und Nistgele-
       genheiten für Vögel und Fledermäuse schaffen. Auch die Freiflächen sollen natur-
       näher gestaltet werden.
      Es sollen in der Stadt mehr „Naturerfahrungsräume“ geschaffen werden – eine im
       Bundesnaturschutzgesetz aufgeführte Flächenkategorie, von der bisher in ganz
       München nur eine einzige, in der Lerchenau, existiert. Solche mindestens einen
       Hektar großen wohnungsnahen Natur-Spielräume verbinden Erholung und Bio-
       diversität in idealer Weise. Der spielerische Umgang mit natürlichen Lebensräumen
       (ohne Geräte) fördert Gesundheit und Kreativität der Kinder.
      Die Stadtbäche sollen freigelegt werden. Diese Bäche sind nicht nur Lebensräume
       für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, sondern bereichern auch das Erleben der
       Stadt.
      Der Stadtwald soll in Teilbereichen nicht mehr bewirtschaftet werden, damit sich auf
       solchen Naturwaldparzellen Lebensräume für Arten bilden können, die im bewirt-
       schafteten Wald unterdrückt werden. Solche naturnahen Teilräume erhöhen auch
       den Erlebniswert des stark frequentierten Stadtwaldes.

2. Ergebnisse der AG „Wohnen und lebenswerte Quartiere“
Diese Gruppe bezieht sich auf SDG 11: „Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wider-
standsfähig und nachhaltig gestalten“. Laut Impulspapier ist „in und für München die Be-
grenztheit der Ressource Boden bzw. Fläche die größte Herausforderung, aus der sich un-
ter dem Gesichtspunkt einer nachhaltigen Stadtentwicklung und Daseinsvorsorge drän-
gende Aufgaben ergeben. Als Indikator dafür dienen z. B. die Preise für Wohn- und Gewer-
beimmobilien und die damit verbundenen Mieten.“

Herausforderungen
Das Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen und muss deshalb auch für Personen
mit geringem Einkommen bezahlbar sein, und zwar lebenslang. Aufgabe der Stadt Mün-
chen ist es, einen im umfassenden Sinn verstandenen sozialen Wohnungsbau zu fördern
(„Wohnen für alle“).
Wir sehen im Einzelnen folgende Herausforderungen für die LH München:
      Transparente Entscheidungsverfahren: Der Umgang mit der begrenzten Ressource
       „Fläche“ muss von der Öffentlichkeit Schritt für Schritt nachvollzogen werden

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können. Es muss den Bürgern die Gelegenheit zur rechtzeitigen Mitwirkung gege-
       ben werden (nicht erst nach Vorentscheidungen, die als Prämissen gesetzt wer-
       den).
      Die Stadt steht in Wechselwirkung mit dem Umland und den „peripheren“ Räumen
       – eine Regional- und Landesplanung unter den Aspekten einer nachhaltigen Ent-
       wicklung ist erforderlich.
      Ausbau der Instrumente zur Begrenzung der Mietpreise: z. B. Verschärfung der
       Mietpreisbremse, Abschöpfung der Planungsgewinne, verschärfter Kampf gegen
       Zweckentfremdung.
      Mobilität ohne Auto: Ausbau des erforderlichen Öffentlichen Personennahverkehrs
       (ÖPNV) und des Fußwege- und Radwegenetzes, bevor neue Siedlungen gebaut
       werden (Beispiel Projekt Freiham).

Erfolge und positive Ansätze
      Eine Grundstückspolitik, die einen gebundenen und mietpreisgedeckelten Mietwoh-
       nungs- und Genossenschaftsbau fördert
      Beteiligung der Investoren an öffentlicher Infrastruktur („Sozialgerechte Bodennut-
       zung“)
      Versuch einer ausgeglichenen Mischung der sozialen Schichten: Vermeidung von
       Ghettos für reiche und arme Bevölkerungsteile.
      Steigende Zahl von Nachbarschaftstreffs: Förderung der Gemeinschaftsbildung in
       Stadtvierteln

Vorschläge zur Verbesserung der Wohnsituation
      Schaffung einer inklusiven Stadt (eine Stadt für Alle)
      Anreize zur Teilung von großen Wohnungen in eigenständige Wohneinheiten
      Auflösung beginnender Ghettobildung mit dem Ziel sozialer Mischung
      Stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern: direkte Zuordnung von
       Wohnen und Spielräumen (gefahrlose Erreichbarkeit)
      Mehr Bewegungsfreundlichkeit in Stadtteilen durch Grünflächenverbund
      Förderung von gesundheitsverträglichem Baumaterial (Holz, Ziegel, …)
      Erhaltung und Ausweitung öffentlichen Grüns in den von Verdichtung betroffenen
       Stadtteilen, auch Förderung der privaten Dachbegrünung, Mietergärten etc.
      Schutz gewachsener Baukultur: Denkmal- und Ensembleschutz auch dann, wenn
       Abriss rentabler ist. Strikte Anwendung der dafür möglichen Instrumente, die in
       München bisher nicht oder zu wenig angewendet werden (z. B. Bebauungspläne,
       Gestaltungssatzung).

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3. Ergebnisse der AG „Nachhaltige Stadt – Wirtschaft und Infrastruktur“
Die Arbeitsgruppe bezieht sich auf SDG 9: „Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen,
breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen“.
Das Impulspapier nennt in diesem Zusammenhang den Handlungsbedarf, „die Vernetzung
mit dem Umland zu verbessern, um eine themen- und ressourcenorientierte Regionalpla-
nung zu ermöglichen (Abkehr von institutionalisierten Verfahren)“.

Herausforderungen
Die Regionalplanung ist unter Nachhaltigkeitsaspekten zu überarbeiten. Der regionalen
Vernetzung und Zusammenarbeit kommt besonders unter Nachhaltigkeitskriterien eine
Schlüsselrolle zu. Das wird am S-Bahn-Netz deutlich und an dessen Leistung, einen gro-
ßen Teil der Arbeitspendler aufzunehmen.
Genannt wurden im Einzelnen folgende Herausforderungen:
      Mängel des Öffentlichen Nahverkehrs (Überfüllung, zu geringe Taktdichte): die da-
       mit verbundene Minderung der ÖPNV-Attraktivität hält KfZ-Pendler davon ab, auf
       ÖPNV umzusteigen.
      Die Mobilitätsangebote (S- und U-Bahn, Bus, Fahrrad) sind nicht breit genug und zu
       wenig aufeinander abgestimmt. Im Vergleich ÖPNV und private Kfz-Nutzung
       schneidet der motorisierte Individualverkehr (MIV) zu oft besser ab (Zeitersparnis,
       Kosten, Bequemlichkeit)
      Weniger Straßenbau, dafür mehr Investitionen in den ÖPNV. Solange der ÖPNV
       nicht deutlich mehr ausgebaut ist, ruft zusätzlicher Straßenbau weiteren privaten
       Kfz-Verkehr (MIV) hervor.
      Defizite in der Versorgung mit dem digitalen Netz
      Lücken im Ausbau der Nahwärmenetze

Erfolge
      Expressbusse zwischen Knotenpunkten
      Erste Erfolge in der Umverteilung von Straßenraum: Reduzierung der Fläche für
       MIV zugunsten von Fahrrad- und Fußgängerwegen
      Beteiligung von Bürgern an Energiegenossenschaften, auch zusammen mit Stadt-
       werken
      Mitfahr-Apps helfen, den PKW-Verkehr etwas zu reduzieren

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Strategische Vorschläge für Politik und Verwaltung
      Einrichtung einer Stabstelle Nachhaltigkeit im Direktorium, um Veränderungen dem
       Ziel „Nachhaltigkeit“ referatsübergreifend mehr Nachdruck zu verleihen. Der Stab-
       stelle sollte eine Nachhaltigkeitskommission (Nachhaltigkeitsrat) zugeordnet werden
       („Change Management“).
      Priorität Nachhaltigkeit in Stadtratsbeschlüssen überprüfen: regelmäßige und syste-
       matische Prüfung von Stadtratsentscheidungen im Hinblick auf ihren (positiven, feh-
       lenden oder kontraproduktiven) Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Beispiel: Nachhal-
       tigkeitsprüfung von Stadtratsvorlagen, Stadt Augsburg)
      Wachstum bremsen: Die Anreize zur Ansiedlung von arbeitsplatz- und flächeninten-
       siven Unternehmen sollen entfallen, um das zerstörerische Wachstum Münchens –
       > Wohnungs-nachfrage, Bebauung, Verkehr - zu bremsen (z. B. Erhöhung von Ge-
       werbesteuern, keine zusätzliche Ausweisung von Gewerbegebieten).
      Auch Verbote sollten verstärkt in Erwägung gezogen werden, wenn anders ein
       nachhaltiges Verhalten nicht zu erzielen ist (z. B. Fahrverbote für privaten motori-
       sierten Individualverkehr).

Maßnahmen
      Ausbau des ÖPNV: Nur so lässt sich der motorisierte Individualverkehr reduzieren.
      Internalisierung externer Kosten im Verkehr: Wenn hinreichende ÖPNV-Angebote
       vorhanden sind, können die externalisierten Kosten des motorisierten Individualver-
       kehrs (Lärm, Abgase, Flächenverbrauch) teilweise internalisiert werden, indem die
       innerstädtischen Parkplätze nicht nur reduziert, sondern auch verteuert werden
       (Parkgebühren).
      Energiekonzepte bei Neubaugebieten in städtebaulichen Wettbewerben aufwerten
      Konzept für mehr „Flächengerechtigkeit“: Für wichtige am Markt nicht wettbewerbs-
       fähige Bedürfnisse – gemeinnützige Vorhaben und sozialen Wohnungsbau – sollen
       von der Stadt hinreichende Flächen vorgehalten und preisgünstig zur Verfügung ge-
       stellt werden.
      Nachhaltigkeitskriterien in Bebauungsplänen verankern. Zum Beispiel sollte die Ge-
       nehmigung eines Bebauungsplans davon abhängig gemacht werden, ob der ÖPNV
       hinreichend aufnahmefähig ist, so dass kein zukünftiger Bewohner auf den motori-
       sierten Individualverkehr angewiesen ist.

Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 3                             6/6
SUSTAIN – Ergebnisse des 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress 4. Februar 2019

Manufaktur 4 Nachhaltige Wirtschaft und Arbeitswelt
Ergebnisse des Workshops mit 36 Teilnehmern, Moderatoren: Dr. U. Mössner, Prof. Georg
Zollner, Lara Lütke-Spatz
Unterschiede zum Impulspapier liegen v.a. in der Konzentration auf konkrete Vorschläge
und deren Weiterentwicklung; die Erläuterungen des Impuls-Papiers zu den SDGs 8, 9, 12
gelten weiterhin; ebenso die Darstellung der diesbezüglichen Stärken und Schwächen.
Wie geht`s weiter? Die Teilnehmer waren sehr engagiert dabei. Zwei Drittel haben sich mit
Namen für einen/zwei Folge-Workshops angemeldet. Dies sind die Ergebnisse zu den 3
Themen-Bereichen:

1. Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung
Wie lässt sich in der Boom-Stadt München eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung er-
reichen, die die Ziele der Agenda 2030 einhält – und die Schattenseiten des Wachstums
(hohe Emissionen, explodierende Mieten, Staus, überfüllte Bahnen, soziale Spaltung etc.)
vermeidet?

Vorschlag 1: Ziel-Kriterien für die Landeshauptstadt München (LHM) für nach-
haltiges Wirtschaften in München definieren (in weiterem Workshop vertie-
fen):
      Einvernehmen: Ziele nicht neu erfinden, sondern ableiten aus
       • SDGs 8, 9, 12
       • Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (soweit für Städte passend)
       • Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung
       • Inspiration von anderen Städten
        spezifizieren für München (qualitativ + quantifizierbar)
      Wofür: Als Vorlage für Münchner Nachhaltigkeitsstrategie + Perspektive München
      Überprüfung: durch regelmäßig aktualisierten Nachhaltigkeitsbericht, der auf SDGs
       zu erweitern ist
      Vergabe-Richtlinien der Stadt noch schärfer auf Nachhaltigkeitskriterien ausrichten

Vorschlag 2: Ziel-Kriterien für nachhaltiges Wirtschaften (Unternehmen/
städtische Betriebe)
      Auch bei Unternehmen ist wichtig, dass neben Gewinn-/Finanz-Zielen Zielkriterien
       für nachhaltiges Wirtschaften aufgenommen und intern und möglichst auch extern
       verfolgt werden.

        Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 4                   1/3
   Beispiele Gemeinwohl-Bilanz, CSR, Solidarische Ökonomie: Auch deren Zielkrite-
       rien sind an die SDGs anzupassen.
      Berichtspflicht CSR für börsennotierte Großunternehmen (>500 MA) sollte ggf. auf
       mittlere Unternehmen erweitert und standardisiert werden, u.a. auch den ökologi-
       schen Fußabdruck sowie möglichst auch externe Kosten enthalten und die gesamte
       Wertschöpfungskette (auch im Ausland) erfassen.
      Wichtig wären Anreize für nachhaltig vorbildliche Unternehmen: Bevorzugung bei
       städtischen Vergaben (s. o.), Förderung geeigneter Start-ups, Preis-Vergabe / Aus-
       zeichnungen etc.

2. Kooperative Ansätze
Zusätzlich zu den nachhaltigen Ansätzen, die Unternehmen in eigener Verantwortung ver-
folgen können, war bei den anwesenden Unternehmensvertretern auch eine große Koope-
rationsbereitschaft zu erkennen, um Nachhaltigkeitsansätze gemeinsam mit der Stadt, der
Wissenschaft und NGOs (NGO=non-governmental organization (englisch) - Nichtregie-
rungsorganisation) anzugehen. Zum Beispiel bei folgenden Ansätzen:

Vorschlag 1: „Echte“ Kreislaufwirtschaft (KLW) in München
      SDG 12 fordert wesentliche Reduzierung der Abfallmengen und Erhöhung des Re-
       cyclings – sowie eine Halbierung der Lebensmittelabfälle
      KLW beginnt beim Produkt-Design: dauerhaft, reparierbar, recycelbar
      beispielhaft beim Konzept: cradle to cradle
      Stadt als Drehscheibe von Ressourcen
      Wertstoffhöfe als Tauschbörse
      Online-Plattform für Entsorgung
      gemeinsame Entsorgung / Wiederverarbeitung
      Essen nicht wegwerfen, sondern weiterverwerten
      Einrichtung einer Food Sharing-Plattform
        Experten-Treffen KLW (MIN + AWM), Erarbeiten Maßnahmenkatalog, evtl. Stadt-
       ratshearing im Herbst

Vorschlag 2: Generell: Netzwerk Nachhaltige Wirtschaft München zwischen
Unternehmen, Stadt, Wissenschaft
      Könnte Ansätze von 4.1, 4.2 und 4.3 aufgreifen
      Ggf. könnte Stadt (Referat für Arbeit und Wirtschaft) hierfür als Plattform dienen
      Nachhaltigkeits-Foren, um Ideen aus verschiedenen Bereichen aufzugreifen, Silo-
       Denken aufbrechen
      Firmenwohnungen, Kitas – ggf. in Kooperation
      teilweise auch als „Peer to Peer“ zwischen Unternehmen (Groß, KMU, Start-ups)
       denkbar

        Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 4                   2/3
Vorschlag 3: Mobilität ( ggf. zusammen mit Manufaktur Mobilität)
      Kooperationen zwischen Stadt, Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH
       (MVV), Arbeitgeber, Mobilitätsunternehmen, Taxi
      „All in one“: Mobilität für Personen & Güter gemeinsam denken
      innovative Mobilitätskonzepte für Mitarbeiter
      Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel
      Einsatz Digitalisierung/Plattformen
      Einsatz von Großraum-Taxis/Car-Sharing
      mehr Home-Office, Rush-Hour entzerren

3. „Gute Arbeit“
SDG 8 fordert „menschenwürdige“ Arbeit; in Deutschland hat sich hierfür der Begriff „gute
Arbeit“ eingebürgert. Der DGB hat dafür einen „Index Guter Arbeit“ definiert; auch die Bun-
des-regierung verwendet in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie den Begriff „gute Arbeit“; sie
diente auch als Leitbild im Workshop:

Vorschlag 1: Berücksichtigung der Kriterien für „Gute Arbeit“ im gesamten
Verantwortungsbereich der LHM
      Stadt als Vorbild
      LHM als Arbeitgeber und Gesellschafter
      Kriterien für „gute Arbeit“ (Schwerpunkte im Workshop):
       • Angemessene, auskömmliche Bezahlung – gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit /
       gendergerechte Bezahlung / auskömmliche Bezahlung auch im Care/Pflege-Be-
       reich  Stadt als Vorbild
       • Sichere Arbeit – möglichst keine Befristung  Stadt sollte hier mit gutem Beispiel
       vorangehen; ausreichender Kündigungsschutz
       • Gute Arbeitsbedingungen: Gesundheit, Arbeitsschutz, Flexibilität der Arbeit,
       Home-Working, Vereinbarkeit mit Familie etc.
       • Entwicklungsmöglichkeiten: Aus- und Fortbildung, gerechte Karrierechancen etc.
          Analyse und Vergleich mit bestehenden Verordnungen/Leitlinien
          besteht Anpassungs-Bedarf? Dann so weit wie möglich anpassen.

Vorschlag 2: Wie ließe sich das Prinzip der „guten Arbeit“ auf Unternehmen
in München/Region ausweiten?
      über Vergaben: nur an Unternehmen, die „gute Arbeit“ befolgen
        Vergabe-Richtlinien (was ist durchsetzungsfähig?)
      entsprechende Auflagen bei Neu-Ansiedlungen
      Ruf des Unternehmens an „gute Arbeit“ hängen
      ggf. Bildung einer Stadt/Unternehmens-übergreifenden Arbeitsgruppe „gute Arbeit“,
       inklusive Gewerkschaftsvertreter
      Innovation-Labs für nachhaltige Unternehmenskultur
      ggf. Führungskräftekongress zu „gute Arbeit“ in München

        Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 4                   3/3
SUSTAIN – Ergebnisse des 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress 4. Februar 2019

Manufaktur 5
Ernährung / Landwirtschaft; Gesundheit; Wasser; Konsum
Moderationsteam: Irmtraud Lechner (MAGs), Dr. Eva Franziska Matthies-Wiesler (Allianz Klima-
wandel und Gesundheit, kurzfristig eingesprungen für Dr. Nina Hehn/Klimakom), Teilnehmer-
zahl: 35
Die Kernthesen des Impulspapieres1 wurden kurz vorgestellt und in Bezug auf die vorhandenen
Ressourcen, den Handlungsbedarf und mögliche Lösungswege skizziert. Diese waren in einem
Vortreffen im November 2018 von einem kleinen Kreis von Stakeholdern identifiziert worden:
SDG 2: „Die Ernährungssouveränität muss zur politischen Handlungsmaxime der Stadt werden.“
SDG 3: „Gesundheitsförderliche Optionen für alle Bürger*innen im öffentlichen Raum Münchens
schaffen, unabhängig von der sozialen Lebenslage (Verhaltens- und Verhältnisprävention)
SDG 6: „Trinkwasser als öffentliches Gut dauerhaft vor Privatisierung (und Verschmutzung)
schützen“
SDG 12: „Vorbildhafte Beschaffungs- und Recyclingwege im kommunalen Wettbewerb realisie-
ren.“

Ergänzungen, Veränderungen gegenüber dem Impulspapier
       Aus der Kleingruppenarbeit zu der Frage „Kommentare zu den 4 Kernthesen des Impuls-
        papiers“ ergaben sich folgende Themenschwerpunkte im Sinn von Strategiethemen und
        möglichen Lösungsansätzen2:
       Bildungsbedarf zu SDGs im Allgemeinen (Wissen und Lobbyarbeit) und im Besonderen
        („Ernährung greifbar machen“)
       Aufbau kleinteiliger Strukturen (z. B. in Quartieren), finanzielle Förderung von Akteuren
        auf Mikro-Ebene (Initiativen, Vereine, Genossenschaften)
       Nachfragen zur Kernthese zu SDG 2: Was heißt Ernährungssouveränität, was versteht
        man unter politischer Handlungsmaxime?
       Seelische und körperliche Gesundheit als eine der Wirkungsebenen von Nachhaltigkeit
        in den Blick nehmen (sowohl auf kommunaler Ebene als auch im Sinn von „planetary
        health“)

1 Eingangs wurde auf einen Korrekturbedarf in der Download- und Druckversion des Impulspapieres hin-
gewiesen: Zu SDG 3 muss es richtig heißen „Lösungswege zu Verhältnisprävention und integrierter Ge-
sundheitsförderung“ (anstatt „Lösungswege zu Ernährungssouveränität“, letztere in SDG 2 abgehandelt).
2
  Vor allem aus zeitlichen Gründen befasste sich mindestens eine der vier Kleingruppen ausschließlich mit
SDG 2, dem chronologisch ersten Handlungsfeld des Impulspapiers, so dass auch die folgende Diskus-
sion und Auswertung mit diesem Schwerpunkt geführt wurde.

         Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 5                               1/4
   Nachhaltige Konsum- und Lebensalternativen bezahlbar machen für alle, unter Aus-
       schöpfung gesetzlicher Spielräume und Schaffung gesellschaftlicher Anreize
      Lebensmittelverschwendung als wesentliches Problem in Deutschland (im Länder-
       vergleich)
      SDG-übergreifend denken: nachhaltige Ernährung verzahnt mit Wasserqualität und
       Verkehr
      Ökologische Landwirtschaft nach dem Kosten-Verursacher-Prinzip fördern
      Insgesamt: Bedarf an faktenbasierter Argumentation und Quellenangaben (in Impul-
       spapier in der langen Fassung vorhanden, gerne abrufbar bei i.lechner@mags-
       muenchen.de )

Neue Themen – Bewertung und Gewichtung der Schnittstellen
In der Annäherung an zwei konkrete Vorhaben für eine kommunale Nachhaltigkeitsstrate-
gie wurden folgende Aspekte genannt (und nachträglich geclustert, mit nachträglich einge-
fügten Verweisen auf ähnliche Aspekte in anderen Manufakturen):
Cluster der Stichwortsammlung für konkrete Vorhaben einer Nachhaltigkeitsstrategie für
München

        Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 5
Präsentierte Vorhaben mit erweiterten SDG-Bezügen und dem Fokus
Ernährung/Landwirtschaft/ Hungerbekämpfung
In der knappen Zeit bis zum Kongressplenum wurden in einer teils sehr kontroversen Dis-
kussion zwei Vorhaben als Beispiel für nachhaltige Zielsetzungen bzw. Strategierichtungen
skizziert:

                     Nachhaltigen Konsum attraktiv
                     und
                     bezahlbar machen                      Halbierung des Fleischkon-
  Worum geht es?     Nachhaltig konsumieren ist            sums in München
                     „In“ Flächennutzung („Radies-
                     chen am Stachus“)
                     Struktur in Dialog mit Zivilgesell-
                     schaft
  Beteiligt sind     Stadtverwaltung (referatsüber-        Veterinärsamt, Gewerbeauf-
                     greifend) Zivilgesellschaft (z. B.    sicht, RGU, RBS
                     Urbane Gärten, Netzwerke wie          Schulen, Krankenhäuser, Kanti-
                     MünchnER (Münchner Ernäh-             nen, Mensen
                     rungsrat) Quartiersakteure            MünchnER
  Nächste            Essbare Stadt                         Veggie-Zelt auf der Wies’n
  Schritte (Etap-    Best-Practice-Standards (Stadt-       (2020) Bildungsoffensiven an
  penziele)          viertel bzw. Stadt München)           Schulen und mit Politikern,
                     Aktive Zentren                        Kampagnen Kennzeichnung in
                     Real-Labore                           Supermärkten
                                                           (Tierhaltung)
  Beitrag zu SDGs 2,3,4,11,17                              2,3,4,6,11,17

Weiteres Vorgehen:
In der Kürze der Abschlussrunde meldeten sich namentlich 11 Teilnehmende für eine ak-
tive weitere Mitarbeit in der Manufaktur 5, drei Nachmeldungen erreichten die Moderatorin
am Folgetag. Das Interesse ist groß bei studentischen Teilnehmenden und bei Akteur*in-
nen aus dem Kontext Gesundheit.
Alle Teilnehmenden werden bis Ende Februar 2019 über die Ergebnisdokumentation infor-
miert. Interessierte an nächsten Schritten zu konkreten SDG-Bezügen als Beitrag zu einer
Münchner Nachhaltigkeitsstrategie können sich zu einem „Transformations-Treffen“ anmel-
den, das in Gruppen mit Zuordnung zu einzelnen SDGs oder übergreifend in Vernetzung
mit weiteren Manufakturen angeboten wird. In diesem Treffen können auch die Ergebnisse
der laufenden Evaluierung des Kongresses vorgestellt werden, die den gesundheitlichen
Wirkungen einer Nachhaltigkeitsstrategie besondere Aufmerksamkeit widmet.

         Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 5
Einschätzung zum Prozess und zum Interesse der Teilnehmenden
Die klare Mehrheit der Teilnehmer*innen hatte sich dem Themenfeld SDG 2 „Ernährung
und Landwirtschaft“ zugeordnet; die Reduzierung des SDG 2 auf die kommunale Dimen-
sion wurde kritisiert und eine Erweiterung um den globalen Aspekt „Bekämpfung des Hun-
gers“ empfohlen, um auch für München die globale Verantwortung für eine nachhaltige Er-
nährungsstrategie zu betonen. SDG 12 „Konsum- und Produktionsmuster“ wurde von ca.
25% der Teilnehmenden als ihr Themenfeld bezeichnet, gefolgt von „Gesundheit und
Wohlbefinden für alle“ (SDG 3). SDG 6 „(Trink-)Wasserversorgung“ wurde lediglich von ei-
nem Teilnehmer vertreten.
Gegenüber der Erarbeitung des Impulspapiers war die Gruppe der Teilnehmenden hetero-
gen besetzt; fachlich bzw. wissenschaftlich fundierte Argumente kamen einigen Teilneh-
menden zu kurz. Die klare Dominanz der Diskussion zum Kontext des SDG 2 „Ernährung
…“ zeigte zum einen, dass sich dieses SDG einer breiten Bevölkerung gut für eine kon-
krete kommunale Nachhaltigkeitsstrategie vermitteln lässt und sich sehr viele Anknüp-
fungspunkte nah an den Bürger*innen finden lassen.
In der Argumentationslinie war allerdings SDG „Konsum“ der umfassendere Ausgangs-
punkt für eine „Transformations-Strategie“ (inklusive Wasser-Konsum).
Die gesundheitlichen Wirkungen einer nachhaltigen Stadtentwicklung mit der Umsetzungs-
ebene „Quartier“ wurden explizit nur in Verbindung mit „seelischer Gesundheit“ artikuliert.

        Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 5
SUSTAIN – Ergebnisse des 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress 4. Februar 2019

Manufaktur 6
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Globales Lernen
(GL)
Moderation: Steffi Kreuzinger (Ökoprojekt MobilSpiel e.V.), Raphael Thalhammer (Nord
Süd Forum München e.V.), TN-Zahl: ca. 50 Multiplikator*innen aus verschiedenen Bil-
dungsbereichen. Dokumentation: Raphael Thalhammer, Steffi Kreuzinger, 11.03.2019
Die meisten Teilnehmenden arbeiten schwerpunktmäßig mit Kindern, Jugendlichen und/oder
Erwachsenen, einige wenige haben Geflüchtete als Zielgruppe, explizit z. B. Menschen mit
Behinderungen werden von keiner der anwesenden Bildungsvertreter*innen angesprochen
(dies ergab eine Standogramm-Abfrage zu Beginn des Workshops).

Bildung als Schlüssel zur Transformation
Die Manufaktur war die meist besuchte des Kongresses. Ziel war es, in einem gemeinsamen
Prozess weiter daran zu arbeiten, was es braucht, damit Bildung in der Stadt München ge-
stärkt, in die Breite getragen und verankert werden kann. Bildung im Sinn des SDG 4 zielt auf
einen sozial-ökologischen Wandel der Gesellschaft, Bildung sollte Menschen befähigen, zu
Gestalter*innen von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu werden. Somit ist das SDG 4 ein
Schlüssel für die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit und solidarische Lebens- und Ar-
beitsweisen. In diesem Sinne stehen für uns BNE und GL als sich ergänzende Konzepte die
sich gegenseitig bereichern; langfristig passende Begriffe wären hierfür auch „Bildung für die
Transformation“/“transformative Bildung“. Dass dies nur in einem gemeinsamen Prozess viel-
fältiger Akteur*innen möglich ist, zeigt u. a. das große Interesse an Bildung im Kontext des
MIN Kongresses. Die Manufaktur gab somit Raum für die Beteiligung und Expertise aller teil-
nehmenden Bildungsakteur*innen, um Empfehlungen aus unterschiedlichen Perspektiven
zusammenzutragen. Diese sollen nun eingebracht werden, u. a. in die bestehenden Netz-
werke sowie in den Prozess der Erarbeitung einer BNE-Konzeption der Landeshauptstadt
München (LHM), und Anstoß geben für weitere gemeinsame (bi- und multilaterale) Schritte.
Zur Einleitung der Manufaktur stellten die Moderator*innen gemeinsam mit Teilnehmer*innen
des Vorbereitungstreffens wichtige Eckpunkte für Bildung für nachhaltige Entwicklung und
Globales Lernen (BNE/GL) und deren Umsetzung in München vor.
Grundlage für die Weiterarbeit war das zuvor veröffentlichte und von einer Mehrheit der Teil-
nehmenden zur Kenntnis genommene Impulspapier, das von folgendem Verständnis aus-
geht: BNE/GL in München zu verankern. Die Stadt München steht vor der Herausforderung,
zukunftsfähige Entwicklungen lokal umzusetzen und hat das Potenzial, diesbezüglich eine
Voreiterfunktion einzunehmen. Im Sinne der UN-Agenda 2030 ist Bildung der Schlüssel für
eine sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft und mit dem globalen Nachhaltig-
keitsziel Nr. 4 wird eine „hochwertige Bildung“ gefordert. Voraussetzung dafür ist die

        Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 6                    1/9
Verankerung von BNE/GL in allen Bildungsbereichen. Es gilt, die Münchner Bürger*innen zu
beteiligen und vielfältige Orte für transformatives Lernen durch alle Altersstufen und Bil-
dungsschichten zu schaffen.

BNE/GL betrifft zahlreiche Themen in der Stadt:
      Naturräume kennen- und schützenlernen, nachhaltiges Mobilitätsverhalten fördern,
       die Energiewende beschleunigen, Bewusstsein für biologische, regionale und faire
       Ernährung schaffen, suffizientes Konsumverhalten fördern, sich für soziale Gerech-
       tigkeit, Diversität und Inklusion einsetzen etc.
      berücksichtigt die ökologische, soziale, ökonomische und kulturelle Dimension von
       Nachhaltigkeit
      reflektiert die regionalen und weltweiten ökologischen, ökonomischen, sozialen und
       kulturellen Zusammenhänge von Entwicklung (Agenda 21) und analysiert Entwick-
       lungsfragen und deren Zielkonflikte in politisch-ökonomischen Entscheidungspro-
       zessen
      greift alltagsrelevante Bezüge aus der Lebenswelt der Zielgruppen auf und fördert
       konkrete Handlungsmöglichkeiten vor Ort
      fördert den Perspektivenwechsel durch lokale Aktivitäten mit globalen Bezügen
      setzt auf Partizipation an Gestaltungsprozessen
      lebt durch Methodenvielfalt sowie handlungs- und erlebnisorientiertes Lernen
      zielt auf die Förderung der Gestaltungskompetenzen von Kindern, Jugendlichen, Er-
       wachsenen und Multiplikator*innen.

Akteure und Kooperationen in München
Zahlreiche freie Träger wie Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen, Eine-Welt- und Solidari-
tätsgruppen, Vereine, Verbände, Hochschulen und (Umwelt-)Bildungseinrichtungen setzen
sich seit über 30 Jahren in München für qualitativ hochwertige Bildungsangebote, für Ver-
netzung und Qualifizierung ein und führen seit vielen Jahren Bildungsprojekte zu den ver-
schiedensten Themen der Nachhaltigkeit und des Globalen Lernens durch. Ziel ist es,
durch Bildungsarbeit den Wandel zu einer zukunftsfähigen, nachhaltigen (Stadt-) Gesell-
schaft mit Blick auf globale Herausforderungen zu gestalten. Die Stadt kann so auf eine
Vielzahl bewährter ebenso wie innovativer Projekte und Angebote zurückgreifen. Die Ak-
teurslandschaft im Bereich Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen ist bereits gut ver-
netzt, seit einigen Jahren arbeiten zahlreiche Vereine und Nachhaltigkeitsinitiativen im Rah-
men der Akteursplattform BNE/GL mit Kindern und Jugendlichen kollegial zusammen und
stellen ihre Angebote gemeinsam dar. Im Bereich der Erwachsenenbildung hingegen be-
steht noch kein vergleichbares Netzwerk. Die Förderung von Bildung für nachhaltige Ent-
wicklung und Globalem Lernen an schulischen und außerschulischen Lernorten und deren
Qualifizierung ist somit im Gange – doch bei weitem noch nicht flächendeckend umgesetzt.

        Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 6                     2/9
BNE/GL verstetigen
Dem breit gefächerten Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie Multipli-ka-
tor*innen steht ein Mangel an Verstetigung gegenüber: Noch ist es vom Zufall abhängig, ob
und wie häufig sie an Bildungsangeboten teilnehmen. Leider ist in den meisten Ein-richtun-
gen, die wir in unserer täglichen Arbeit besuchen, von gelebter Nachhaltigkeit oder „flä-
chendeckender Bildung für nachhaltige Entwicklung“ noch nicht viel zu sehen. Zur wir-
kungsvollen Umsetzung bedarf es u.a. einer strukturellen Verankerung von Bildung für
nachhaltige Entwicklung/Globalem Lernen in allen formalen und nichtformalen Bildungs-be-
reichen. Um den ganzheitlichen Ansatz von BNE und GL umsetzen zu können, ist eine re-
flexive Auseinandersetzung mit Welt- und Leitbildern erforderlich, die unter Beteiligung der
Zielgruppen erfolgt.
Nach der Vorstellung der Handlungsbedarfe wurden diese durch die Teilnehmenden er-
gänzt und anschließend in Kleingruppen weiter bearbeitet und konkretisiert:

Handlungsbedarf 1
Reflexion und Verständigung von und zu BNE/GL im gesellschaftspolitischen Kontext:
Welche Werte und Zielvorstellungen liegen unserer Bildungsarbeit zugrunde? Was be-
deutet die Ausrichtung an Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit für die Bildungsarbeit
in der Großstadt München?

Kommentare und Ergänzungen:
      Mut zum “Grau“ – es ist komplex, jede Aktion hat verschiedene Effekte (Apfel aus
       Neuseeland vs. Wasser in Glasflaschen)
      Design Thinking in Kurs-/Angebotskonzepten einbeziehen – damit sich Zielgruppe
       angesprochen fühlt
      JEDER hat seine „guilty pleasures“, es muss nicht jeder 100% perfekter Gutmensch
       sein
      Handlungsbedarfe von Kindern und Jugendlichen entwickeln lassen  Partizipation
      Motivation für Nachhaltigkeit – nicht missionieren
      Was wollen wir vermitteln?  gemeinsame Vision
      Thema versachlichen – weniger „judgement“ gegenüber „Neulingen“ – kein erhobe-
       ner Finger in Angeboten
      Fakteninfo schaffen – wie schlimm ist die Lage wirklich (ohne zu beschuldigen)

Ergebnisse der Kleingruppenarbeit:
      Unsere Basics, Werte und Zielvorstellungen: Toleranz – Empathie – Gerechtigkeit –
       Teilhabe – Genügsamkeit – Neugierde
      widerspricht: „Individualitis“

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   Vision, die Leute anrührt und charismatische Multiplikator*innen, Influencer
      Getöse, Bildzeitung für Nachhaltigkeit
      Nachhaltigkeit muss Mainstream werden
      Verhaltensänderung über Geld, Emotionen

Vorschläge aus der Kleingruppenarbeit:
   Bilder, Geschichten und Narrative für eine positive Zukunft entwickeln und verbreiten
   BNE/GL als Motor für ein zukunftsfähiges München stärken

Handlungsbedarf 2
Diversität fördern: Wie reflektieren wir Machtverhältnisse kritisch? Wie können wir aus un-
serer eigenen lebensweltlichen Perspektive heraus vielfältige und kritische Aspekte sowohl
in Bezug auf Inhalte als auch Zielgruppen umsetzen? Welche gesellschaftlichen Gruppen
und Milieus finden im Nachhaltigkeitsdiskurs bisher kaum oder kein Gehör?

Kommentare und Ergänzungen:
      realistische Vorschläge, wie jeder sich einbringen kann (jede Kleinigkeit an Bemü-
       hung wertschätzen – „man muss nicht gleich vegan werden“) und weg von „was darf
       man heute noch?“
      wie können wir Komplexität vermitteln ohne zu überfordern?
      mit Diaspora-Organisationen kooperieren
      Wohlfahrtsverbände ansprechen/mitdenken  hier besteht schon Kontakt zu diver-
       sen Gruppen
      sich öffnen!  BNE konkretisieren und greifbar/verständlich machen, in den Alltag
       bringen
      Raus aus der (elitären?) Bildungsblase!!
      Natur verbindet uns alle!
In der Kleingruppe wurde ein konkretes Beispiel zu „biologischer Vielfalt“ entwickelt:
1. Insektenoasen auf „EH-DA-Flächen“ (privat oder öffentlich), schnell umsetzbar, sichtbar
und selbstwirksam, langfristig und verankert, unabhängig von Sprache, Bildung, Herkunft,
Alter, bildungsintensiv
2. Kitas, Grundschulen oder andere Gruppen
Kooperation mit städt. Gartenbau (Saatgut, Bodenvorbereitung, Sicherung der Flächen),
fachliche Beratung für „Durchgängigkeit“; Verantwortliche in Gruppen zur Berichterstattung,
Kontinuität

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Weitere Schritte: Gesellschaftliche Diversität und Teilhabe waren wichtige Themen während
des Vorbereitungstreffens; es gilt nun, konkrete Ansätze weiter zu entwickeln und kulturelle,
gesellschaftliche Diversität in Bildungsprozessen und entsprechend zu entwickelnden Struk-
turen mitzudenken und auszubauen.

Handlungsbedarf 3
Lernorte und Anlaufstellen für BNE/GL schaffen: An welchen Orten (Bildungseinrichtungen,
Schulen, Institutionen etc.) erleben Münchner Bürger*innen Nachhaltigkeit und soziale Ge-
rechtigkeit, welche Zugänge für transformatives Lernen im Kontext der sozial-ökologischen
Transformation bieten bestehende Einrichtungen? Über welche Plattformen können sich
Bildungsakteure über BNE/GL-Angebote informieren?

Ergebnisse der Kleingruppenarbeit:
      Ziel: Zentrum in jedem Stadtteil, in dem BNE seine Heimat findet, dafür Synergien
       nutzen
      Umsetzung: Wie? Bestandsaufnahme, was gibt es schon? Kontaktaufnahme zu
       Verantwortlichen: Bereitschaft & Auslastung abklären, Best-Practice-Beispiele, Ver-
       netzung & Austausch: Miteinander der Träger, Akteur*innen, zentrale Ansprechper-
       son
      Akteur*innen/Partner*innen/Ressourcen

Projektvorschlag aus der Kleingruppenarbeit:
     (SDG-)Zentren in jedem Stadtteil mit Ansprechperson, die BNE-Angebote/-Träger/-
      Akteur*innen koordiniert

Handlungsbedarf 4
Nachhaltige Einrichtungen und Beschaffung: Wie setzen Bildungseinrichtungen Nachhaltig-
keitsstrategien um? Wie geht die Stadt München bzgl. ihres Beschaffungswesens mit ihrer
Vorreiterrolle um?

Kommentare und Ergänzungen:
      „Kompass Nachhaltigkeit“ für öffentliche Einrichtungen
      kunststofffreie/ressourcenschonende Beschaffung, z.B. keine Böden aus PVC in
       Schulen und öffentlichen Einrichtungen
      Idee: Schule beschafft Hefte zentral und kauft die nachhaltige Version

Ergebnisse der Kleingruppenarbeit:
      Nachhaltigkeit in allen Bereichen verankern  Vorbildfunktion
      Plastikreduktion, Wasser, Energie, Papier

        Ergebnisse 1. Münchner Nachhaltigkeitskongress | Manufaktur 6                    5/9
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