Eckart Informationen aus dem Würzburger Rathaus - Ausgabe Februar 2016 - Informationen aus dem Würzburger Rathaus
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Flüchtlingshilfe in Würzburg „W“ WIE WILLKOMMEN. WÜRZBURG. ViSdP: Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Stadt Würzburg | Foto: Daniel Peter
Nicht nur in diesem Jubiläumsjahr: Mwanza lebt in Würzburg! Vor 50 Jahren war Afrika noch fern und EDITORIAL. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 als der Würzburger Stadtrat am 28. Juni _ 50 Jahre Partnerschaft mit Mwanza 1966 der Städtepartnerschaftsvereinba- rung mit Mwanza in Tansania zustimmte, IM BLICK. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 war die Zukunft dieser Verbindung noch _ 50 Jahre Partnerschaft mit Mwanza völlig ungewiss. Als Folge der unter- _ Rezepte zum Nachkochen aus Tansania schiedlichen Verwaltungsstrukturen kam es bereits nach den ersten Jahren zu ANBLICK. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 einem Stillstand in den Beziehungen. _ Ausstellung des Bundes Deutscher Ab Anfang der 1990er änderte dies sich Innenarchitekten jedoch und Mwanza rückte immer näher. _ Bundesverdienstmedaille für Renate Jung Aus der Mitte der Würzburger Stadt- _ Bunt ist meine Lieblingsfarbe gesellschaft heraus formierte sich eine _ Movement PhysiX Gruppe von Sympathisant*innen, die sich bald zum MWANZA e.V. zusammen- AUSBLICK. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 schloss und mit großem Engagement und _ Kindergärten: Würzburg baut viel Kreativität den Menschen in Mwanza Betreuungsplätze aus zuwandte. Ergänzt und unterstützt wurden die Aktivitäten des Partnerschaftsver- _ Stadtgrün verändert sich eins durch die Würzburger Stadtverwaltung und viele andere Institutionen. Die _ Spende an die Stadtbücherei Freude an der Gemeinschaft sprang über – auch die Diözesen Würzburg und _ 10. Würzburger Wirtschaftstage Mbinga sowie die Dekanate Würzburg und Ruvuma in Tansania sind mittlerweile verschwistert. Unsere Städtepartnerschaft ist äußerst lebendig und facettenreich RÜCKBLICK. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 geworden. _ Kulturpreis 2015 _ Neujahrsempfang der Stadt Würzburg Der Würzburger Partnerkaffee e.V. ist ein Beispiel sinnstiftender Zusammen- arbeit, von der Kaffeebauern vor Ort und Kaffeegenießer in Würzburg gleicher- ÜBERBLICK. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 maßen profitieren. Das Missionsärztliche Institut und die Medizinische Fakultät _ Würzburg und Reichenberg trauen sich der Universität Würzburg kooperieren erfolgreich mit dem Bugando Medical _ Jugendbuchwochen in der Stadtbücherei Centre bzw. – College. Die Stadtverwaltungen Würzburg und Mwanza arbeiten _ Menschenrechte in die Rathäuser aktuell im Rahmen des BMZ-Projekts Klimapartnerschaften zusammen. Zentrale _ Die beliebtesten Kindernamen 2015 Bedeutung jedoch hat die Begegnung zwischen den Menschen – insbesondere _ Neuer Service des Bürgerbüros jungen Menschen, sei es in Form von Schulpartnerschaften oder Praktika in der _ Abgeholt dank Abfall-App jeweiligen Partnerstadt. _ Zwei Bürgerwerkstätten _ Hundesteuer nicht vergessen! Wir feiern das runde Jubiläum mit einer Vielzahl an Veranstaltungen in diesem _ Schon gewusst? Jahr. Besonders an dieser Stelle herausheben möchte ich den offiziellen Fest- akt der Stadt Würzburg mit Gästen aus Mwanza und anderen Partnerstädten im Rathaus Würzburg am 2. Juni um 18.30 Uhr. Der gesamte 2. Juni wird im Zeichen der Partnerschaft stehen mit der Eröffnung des Mwanza-Gartens im alten LGS-Gelände, einem Festvortrag und einer Ausstellung mit zeitgenössischer Malerei aus Tansania. Beim Residenzlauf am 24. April werden Läufer aus Mwanza Impressum erwartet und natürlich ist M.W.A.N.Z.A. e.V. beim diesjährigen Africa Festival Herausgeber: Stadt Würzburg mit einem Infostand präsent. Es wird Schulworkshops, Konzerte und Vorträge V.i.S.d.P: Christian Schuchardt Oberbürgermeister geben. Afrikanische Speisen beim Frühling International und das Stadtfest unter Redaktion: FA Presse, Kommunikation und LoB dem Jubiläumsmotto „50 Jahre Würzburg und Mwanza“ schlagen Brücken nach Christian Weiß, Claudia Penning-Lother, Afrika. Wie auch die Bürgerreise nach Tansania im Herbst. Das Ende des Jubi- Georg Wagenbrenner läumsjahres markiert das öffentliche Weihnachtssingen am 18. Dezember mit Gestaltung: Fachbereich WWS Stadtgrafik afrikanischen Liedern auf dem Würzburger Weihnachtsmarkt: Mwanza lebt in Prof. Choon-Hee Bae Würzburg. 50 Jahre Städtepartnerschaft haben uns gut getan. Wir sind stolz auf Druck: Flyeralarm diese besondere Verbindung. Christian Schuchardt Oberbürgermeister
IM BLICK Ein halbes Jahrhundert über den halben Erdball verbunden 2016 steht im Zeichen der Städtepartnerschaft zu Mwanza 2016 bewegen sich – in Sachen Städtepartnerschaft mit Mwanza – tausch schlief schließlich wieder ein. Ein Stadtratsbeschluss von tonnenschwere Dinge. Am 28. Juni steht ein runder Geburtstag 1992 ist schließlich der erneute Weckruf, der die Beziehungen an und ein solches Fest wirft seine Schatten weit voraus. Im langsam wieder auf Touren bringt. Und aus heutiger Sicht kann Sommer kann man auf ein halbes Jahrhundert Partnerschaft man sicher sagen: die beiden Städte haben die zweite Chance mit der zweitgrößten Stadt Tansanias zurückblicken. Perfektes bestens genutzt. Heute hat man für unterschiedlichste Anliegen Sinnbild für die vielen Unternehmungen, die nun in die Detail- bestens vertraute Ansprechpartner vor Ort, Würzburger Müll- planung gehen, ist vielleicht die Baustelle rund um den „Mini- fahrzeuge fahren durch Mwanzas Straßen und in fast jeder Bismarck-Rock“, den das Gartenamt derzeit auf dem Gelände Schule erinnern zum Beispiel auch die Holzbänke an die aktive der Landesgartenschau von 1990 unterhalb der Festung nach- Städtepartnerschaft. bildet. Das Wahrzeichen Mwanzas, eine Formation aus riesigen „Hinkelsteinen“ im Viktoria-See, bekommt nun in Würzburg Michael Stolz, der Vorsitzende von M.W.A.N.Z.A. e.V., stellte bei ein kleines Abbild. Auch das kompakte Modell, das sich zu den der Pressekonferenz eine Verbindung zur aktuellen Flüchtlings- bereits bestehenden Partnerschaftsgärten gesellt, wird noch debatte her. Er sieht die Aktivitäten im Rahmen einer Städte- 60 Tonnen schwer sein. Aber da hat man in der Partnerschaft partnerschaft als einen kleinen, bescheidenen aber durchaus schon ganz andere Dinge bewegt. wirkungsvollen Beitrag, auch um Argumente gegen Flucht zu schaffen: „Wer feststellt, dass in seinem Land etwas vorangeht, Oberbürgermeister Christian Schuchardt stellte nun zusammen dass sich Dinge verbessern, der denkt nicht darüber nach, alles mit Julia May vom Büro Würzburg international und Michael aufzugeben und fortzugehen.“ Zahlreiche gelungene Beispiele Stolz vom Verein M.W.A.N.Z.A e.V. und zahlreichen weiteren für Entwicklungszusammenarbeit, die der Verein über die Jahre Projektpartnern das Veranstaltungsprogramm für 2016 vor. initiierte oder ganz aktuell in Planung hat kamen zur Sprache. Natürlich warf man bei dieser Gelegenheit auch einen Blick Die Bandbreite ist enorm: Einrichtungen für Behinderte, AIDS- zurück auf die Entstehung des freundschaftlichen Bandes im Initiativen, Schulprojekte, Kinderheime, Naturschutz, Erneuer- Jahr 1966. Die Anfänge gehen zurück auf eine Reise des da- bare Energien, Kunst oder Sport. Immer wieder profitierte man maligen Oberbürgermeisters Zimmerer. Dieser hatte nach einer von Spendenbereitschaft oder Förderprogrammen. Manchmal Reise durch Uganda und Tansania die Idee „Mwanza“ mit im muss man aber auch selbst wieder einspringen, wie aktuell in Gepäck und folgte damit einem Aufruf des Deutschen Städte- der Huruma-Schule für behinderte Kinder. Hier ist der bisherige tags, Partnerschaften mit Städten in Entwicklungsländern einzu- Sponsor ausgestiegen und man versucht nun selbst die Gehälter gehen. In wenigen Monaten kam es zum förmlichen Beschluss für Lehrer und Betreuer aufzutreiben, um die erfolgreiche Arbeit des Würzburger Stadtrats und dieser Grundsatzentscheidung für die benachteiligten Kinder fortzusetzen. vom 28. Juni 1966 folgte wiederum ein enormes Medienecho und die erste aktive Phase des Austauschs. Als 1967 die Luft- Oberbürgermeister Schuchardt lobte bei der Pressekonferenz, hansa die Fluglinie von Dar es Salaam nach Frankfurt eröffnete, dass diese „Partnerschaft ohne Konjunktive“, auf derart vielen war erstmals auch eine tansanische Delegation zu Besuch in Feldern Früchte trage. Dies belege nun auch die 52 Seiten Würzburg. starke Jubiläums-Broschüre. Das kleine quadratische Heftchen gestalteten Auszubildende von Vogel Business Media. Projekt- Über die Kontinente und eine Distanz von rund 6000 Kilome- leiter war Dr. Gunther Schunk, der nun auch die Verteilung der tern hinweg Beziehungen zu unterhalten gestaltete sich lange 10.000 kostenlosen Exemplare organisiert. In diesem Heft ist Zeit vor dem World Wide Web dann aber doch schwierig. Als ein Eventkalender für 2016 das Herzstück. Bereits jetzt sind 1973 in Tansania die kommunalen Selbstverwaltungsorgane knapp 40 Veranstaltungen organisiert: Vorträge, Workshops, aufgelöst wurden, fehlten die Ansprechpartner und der Aus- Konzerte und Ausstellungen. Dr. Schunk hofft zudem noch auf 4
einen gewissen Sog-Effekt im Laufe des Jahres. Wenn etwas neu dazu kommt, oder sich doch noch einmal eine Uhrzeit ändern sollte, dann gibt es auf www.mwanza.de die entspre- chenden Updates. Besonders farblich markiert sind in diesem Kalender zwei Termine. Zunächst einmal der 2. Juni: an diesem Tag wird im Würzburger Rathaus der offizielle Festakt begangen. Mit dabei der neugewählte Bürgermeister James M. Bwire aus der Partnerstadt und seine Delegation. An diesem Tag wird bei- spielsweise der eingangs erwähnte „Mwanza-Garten“ eröffnet. Ebenfalls schon einmal besonders vormerken sollten sich alle, die Mwanza selbst einmal erleben wollen, den Zeitraum 28. Oktober bis 6. November, in dieser Herbstwoche findet der Gegenbesuch im Rahmen einer Bürgerreise statt. Weitere Infor- mationen hierzu gibt es bei einem Vorbereitungstreffen mit Julia May am 22. Februar um 17 Uhr im Wappensaal. Die Jubiläums-Broschüre bietet aber weitaus mehr als nur einen Terminkalender. Viele wichtige Meilensteine der Partnerschaft werden kompakt vorgestellt. So beispielsweise auch die Klima- partnerschaft, die Christian Göpfert auf der Pressekonferenz ausführlich vorstellte. Seit 2011 tauschen sich die beiden Städte im Rahm en eines großangelegten Förderprogramms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel aus. In diesen Tagen werden große Photovoltaik- anlagen auf der Radio-Station und dem Krankenhaus in Mwanza installiert. Der Sektor Gesundheit und Medizin ist ebenfalls seit Jahren Leber oder Milz langfristig schwer schädigen. Im Rahmen eines wichtiger Bestandteil des großen Mwanza-Netzwerks. Dr. Pilotprojekts will man die Erkrankung, die heute über 50 % der Andreas Müller und Dr. rer. nat. Christa Kasang von der Mis- Bevölkerung in der HochrisikoRegion Mwanza betreffen dürfte, sionsärztlichen Klinik präsentierten ein Projekt, das es Ober- medizinisch behandeln und Aufklärungs-Kampagnen starten. bürgermeister Schuchardt besonders angetan hat, weil hiermit einer sogenannten „vernachlässigten tropischen Erkrankung“ Zu diesem Projekt und den vielen weiteren bestehenden Koope- mit häufig tödlichem Ausgang der Kampf angesagt wird. Schisto- rationen finden sich vertiefende Informationen in der Broschüre, Control ist ein integriertes Projekt zur Bekämpfung der Schisto- die im Rathaus und anderen städtischen Einrichtungen ausliegt somiasis (früher im Deutschen Bilharziose genannt) in Mwanza. Im Internet sind die Informationen unter www.wuerzburg.de/50- Im Viktoriasee lauert eine Gefahr, die mit bloßem Auge nicht jahre-wuerzburg-mwanza und www.mwanza.de zu finden. sichtbar ist. Winzige Saugwürmer können bei Kontakt mit dem Seewasser durch die menschliche Haut eindringen und Darm, ECKART 2016 | Februar 5
Julia May ist im Rathaus im städti- schen Büro Würzburg International für die Städtepartnerschaften zuständig. Foto: privat 6
Typisches aus Tansania zum Nachkochen Chapati 250 g Weizenmehl 1/8 Liter lauwarmes Wasser und 1/8 Liter Öl 50 g Butter Das Mehl, das lauwarme Wasser, das Öl und die Butter vermischen und kneten, bis ein glatter, elastischer Teig entsteht. Zu einer großen Kugel formen und 30 Minuten ruhen las- sen. Den Teig zu einer großen Platte ausrollen, Stücke vom Teig abzupfen und zu Tennisball großen Kugeln formen. Jede Kugel tellergroß ausrollen und in einer Pfanne in heißem Öl auf jeder Seite zwei Minuten braten. Chapati wird in Tansania traditionell zum Frühstück gegessen. Salat Zutaten für vier Personen 1 große rote Zwiebel 150 g Weißkohl 200 g Tomaten Saft von zwei großen Zitronen 1 EL Koriandergrün gehackt 1 kleine, fein gehackte Chilischote Olivenöl, Salz Zwiebel, Kraut und Tomaten in sehr dünne Scheiben schneiden und in eine Schale geben. Die übrigen Zutaten zu einem Dressing mischen und darüber gießen, 15 Minuten ziehen lassen. Mandazi mit Banane Zutaten für vier Personen 1 Ei 3 sehr reife Bananen 150 ml Milch oder Kokosmilch Mark von 1 Vanilleschote 1-2 TL Zimt 30 g Kokosflocken 1 Prise Salz 4 EL Zucker 1 TL Backpulver Maiskeimöl zum Frittieren Puderzucker zum Bestäuben Alle Zutaten bis auf Öl und Puderzucker mit den zerdrückten Bananen vermischen und mit dem Handrührer gut kneten. 10 Minuten ruhen lassen. Öl in einem hohen Topf auf 175 Grad erhitzen, Teig mit zwei Teelöffeln portionsweise in das Öl gleiten lassen und in etwa vier Minuten goldbraun ausbacken. Abtropfen lassen und in Puderzucker wälzen, warm servieren. ECKART 2016 | Februar 7
Von klassisch bis außergewöhnlich: Innenarchitekten planen und gestalten Räume in Neu- aber auch in bestehenden Bauten. Sie lassen Betonwaben schweben oder altes Gebälk sprechen. Einen Überblick über die Tätigkeitsfelder bietet das aktuelle Handbuch des BDIA, des Bundes Deutscher Innenarchitekten. Zum 30-jährigen Jubiläum des Handbuchs, das lebendige qualitätsvoller Räume widerspiegelt, zeigt die Stadt Würzburg vom 1. bis 22. Februar eine Ausstellung mit 22 von einem Branchengremium ausgewählten, bundesweiten Projekten aus dem BDIA-Handbuch. Ergänzt wird die Ausstellung mit regio- nalen Projekten des Innenarchitekturbüros Thomas Bieber aus Würzburg. Was ist der Fokus von Innenarchitektur? Qualitätsvolle Räume für alle zu schaffen. Dazu werden Raumstrukturen und – pro- portionen sowie funktionale Nutzungseinheiten geschaffen, immer unter Berücksichtigung der Substanz, der ökologischen und ökonomischen, der technischen und konstruktiven Zusam- menhänge. Gute Innenarchitektur ist kreativ, qualitätsvoll und verbindet Innen- und Außenräume, sowohl in Neubauten als auch bei Umbauten, Restaurierungen oder Umnutzungen von bestehenden Gebäuden. Das Berufsbild des Innenarchitekten entwickelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Bis dahin war die Gestaltung von Innenräumen Aufgabe der Künstler, Baumeister und Kunst- handwerker. Der zunehmende Wohlstand des Bürgertums führte jedoch zu höheren ästhetischen Ansprüchen an die Gestaltung des eigenen Wohnumfelds. Thomas Bieber, Vertreter des BDIA Regionalverbandes Unter- franken, holt die Ausstellung des Bundesverbandes des BDIA jedes Jahr nach Würzburg. Nachdem die Regierung von Unter- franken in den letzten beiden Jahren Gastgeber der Ausstellung war, wird sie in diesem Jahr im Würzburger Rathaus gezeigt – in diesem Jahr sogar zum 30-jährigen Jubiläum des BDIA- Handbuchs. Die Ausstellung im Oberen Foyer des Rathauses Würzburg ist zu sehen bis einschließlich 22. Februar zu den Öffnungszeiten des Rathauses Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 14 Uhr. ECKART 2016 | Februar 9
Bundesverdienstmedaille für Renate Jung Unterfrankens bekannteste Fassadenmalerin ausgezeichnet „Hoch soll sie leben, Bilder soll sie malen“, schallte es an diesem Montag aus der Grafeneckart-Stube des Rathauses, als der Würzburger Künstlerin Renate Jung die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus- Hohe Auszeichnung: gehändigt wurde. Oberbürgermeister Oberbürgermeister Christian Christian Schuchardt gratulierte zusam- Schuchardt überreichte der men mit Freunden ihres Malkreises und Künstlerin Renate Jung in Familienangehörigen der bekanntesten der Grafeneckartstube des Fassadenmalerin Unterfrankens: „Sie Würzburger Rathauses bereichern unsere Stadt und verleihen die Verdienstmedaille ihr durch ihre ganz eigene, farbenfrohe des Verdienstordens der Handschrift mehr Charakter“. Jungs Bundesrepublik Deutschland. Ausstellungen feierten nicht nur in der Foto: Georg Wagenbrenner Region große Erfolge, sondern rund um den Globus, so beispielsweise in Japan, China, Südafrika und der Mongolei. Einen Einblick in ihre Kunst gewährt sie regelmäßig bei Tagen des offenen Ateliers. Bei inzwischen über 100 ver- wirklichten Kunst-am-Bau-Werken ist Renate Jung in und um Würzburg all- gegenwärtig. Auch im 1. Stock des Rathauses kann man die Künstlerin entdecken, dort sind ihre Portraits des Altoberbürgermeisters Jürgen Weber und des ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Franz Stadelmayer in der Galerie ausgestellt. Renate Jung studierte ab 1972 Malerei an der Werkkunstschule Würzburg und unter anderem bei Professor Werner Tübke in Leipzig. Ihr breit gefächertes Oeuvre umfasst auch Druckgrafiken oder Bronze-Plastiken. Sie unterrichtet außer- dem als Dozentin für Malerei an der Volkshochschule Würzburg und privat eine große Zahl an Schülerinnen und Schülern. Damit übe sie einen intensiven Einfluss auf das Würzburger Kulturleben aus, würdigte Schuchardt auch ihre Verdienste als Lehrmeisterin. Ebenso scheue sie sich nicht engagiert öffentlich Position zu beziehen, wenn es beispiels- weise um das Würzburger Stadtbild gehe. Text: Mara Röhrig 10
Ausstellung im Museum Kulturspeicher Bunt ist meine Lieblingsfarbe Die Museumspädagogik des Museum im Kulturspeicher präsentiert bis 27. Fe- bruar 2016 in Zusammenarbeit mit vier Realschulen aus Würzburg und Höchberg sowie der Kunstpädagogik der Universität Würzburg die Ausstellung „Bunt ist meine Lieblingsfarbe“. Beteiligt sind SchülerInnen der David-Schuster-Realschule, der Leopold-Sonnemann-Realschule, der Wolffskeel-Realschule und der Jakob-Stoll-Realschule. Die nach einem Zitat des Architekten Walter Gropius benannte Ausstellung stellt Farbe dar, fragt nach, was Farbe ist und versucht alle Facetten von dem, was profan als „Farbe“ bezeichnet wird, wiederzugeben. Den Gemälden des Museums antworten Schüler- und Studen- tenarbeiten. Die Kunstwerke der Ausstellung werden durch „Hands On“ – Stationen ergänzt, an denen der Besucher Kunst interaktiv und selbstständig erleben kann. Die Ausstellung ist zu besichtigen bis 27. Februar zu den üblichen Öffnungszeiten des Kulturspeichers. Zudem gibt es Führungen durch die Ausstel- lung wie auch durch die Abteilung für Konkrete Kunst an den Sonntagen 7., 14. und 21. Februar jeweils um 11.15 Uhr. Weitere Ausstellungen und Termine im Museum Kulturspeicher Die Sammlung Peter C. Ruppert – Konkrete Kunst in Europa nach 1945. Die Städtische Sammlung mit Nachlass Emy Roeder. Faschingsdienstag, 9. Februar Das Museum bleibt geschlossen. Mittwoch, 10. Februar, 12 – 15 Uhr nur mit Anmeldung (www.kulturspeicher.de/Kunstvermittlung oder museumspaedagogik.kulturspeicher@stadt.wuerzburg. de oder Tel. 09 31/3 22 25 – 19) Museumswerkstatt „Bunt ist meine Lieblingsfarbe“ für Kinder ab 6 Jahren, 18 Euro. Donnerstag, 11. Februar, 17 – 19 Uhr Freies Zeichnen, 6 Euro zzgl. Eintritt. Samstag, 13. Februar, 14 – 17 Uhr nur mit Anmeldung, Museumswerkstatt Karnevalstreiben, für Kinder ab 8 Jahren, Kosten 18 Euro. Donnerstag, 18. Februar, 19.30 Uhr Künstlergespräch Wolfram Ullrich Sonntag, 28. Februar, 11.15 Uhr Künstlerinnen und Frauenbildnisse. Ein Spaziergang durch 2 Jahrhunderte Kunstgeschichte. ECKART 2016 | Februar 11
„Movement PhysiX“: die Erfolgsstory Röntgens ganz anschaulich Physik bewegt Physik ist die wissenschaftliche Erforschung der Naturerschei- In ihrer tänzerischen Einlage zeigten sie anhand langatmiger nungen, in ihrem Mittelpunkt stehen Schwerkraft und Bewegungen die Geduld, die auch Wilhelm Conrad Gravitation, Elektromagnetismus, schwache und starke Röntgen bei seiner damaligen Forschungsarbeit aufbringen Kernkraft. Sie befasst sich mit Materie, Energie und deren musste, um am Ende auf seine bahnbrechende Entdeckung Wechselwirkungen in Raum und Zeit. Konkret: Physik steckt zu stoßen. Die genauen Details wie Röntgen die vor allem für hinter den Alltagsdingen. die Medizin bedeutenden Röntgenstrahlen 1895 entdeckte, lieferte anschließend der Physik-Professor Dr. Vladimir Hinkov Warum ist das winterliche Eis glatt, warum explodiert die der Universität Würzburg in einem Vortrag. Dabei stellte er eine Champagnerflasche beim Öffnen, wie erwärmt ein Mikro- Verbindung von Physik zu Breakdance her, denn gute Forscher wellenherd und wie funktioniert Röntgen? Physik bewegt müssten ebenso wie Tänzer eine gute Ausdauer haben, so und liegt Bewegungen im weitesten Sinne zugrunde – was Hinkov. „Diese Ausdauer hatte Röntgen damals“, betonte er. liegt da näher als mit Bewegung auch mal Physik zu erklären? „Movement PhysiX“, ein Projekt der Stadt Würzburg in Röntgen begann Versuche elektrischer Gasentladungen zu Kooperation mit der Universität Würzburg hat dies nun untersuchen. Dazu kaufte er sich passende Experimentier- versucht: Im Rahmen des im vergangenen Jahr gefeierten geräte, um in einer nahezu luftleeren Glasröhre elektrische 120-jährigen Röntgen-Jubiläums wurde den Schülerinnen und Entladungen bei hoher Spannung zu untersuchen. Er dunkelte Schülern des Röntgen-Gymnasiums zu Beginn des neuen Jahres sein Laboratorium ab und umhüllte auch die Röhre mit lichtun- eine Breakdance-Choreografie präsentiert, die genau diese durchlässigem Karton. Überraschenderweise leuchtete dabei Erfolgsstory tänzerisch vermitteln sollte. der Fluoreszenzschirm der Röhre auf. Beim Experimentieren mit dem Leuchtschirm geriet seine Hand zwischen Röhre und Gar nicht so einfach, aber einfach umgesetzt Leuchtschirm: Das war der Moment als er die Knochen seiner Die Entdeckung der Röntgenstrahlen wurde symbolisch in Hand sah und die Geburtsstunde der nach ihm benannten Form eines Rucksacks dargestellt, um welchen die drei Tänzer Strahlen. Diese werden heute nicht nur in der Medizin zum Sebastian, Kevin und Dominik ihre athletischen Fähigkeiten mit Beispiel zur Feststellung von Knochenbrüchen eingesetzt, son- Saltos oder Flickflacks unter Beweis stellten. dern auch bei der Untersuchung von Materialien wie beispiels- weise der Gepäckkontrolle am Flughafen. Am Ende des Vortrags wurde das junge Publikum durch den Personalcoach und Tänzer Sebastian Schick dazu motiviert „für sich selbst aufzustehen“. Er gab ihnen den Rat, genau wie Röntgen, „an Dingen dranzubleiben, die sie interessieren, auch wenn der Umgang mit Neuem sich erst einmal unge- wohnt, komisch oder falsch anfühlen kann“. Das Projekt „Movement PhysiX“ wird von Universität Würzburg, den Fachbereichen WWS und Schule der Stadt Würzburg organisiert. Er richtet sich mit der überraschenden Verbindung von Breakdance und Physik an SchülerInnen ab der neunten Jahrgangsstufe an weiterführenden Schulen im Raum Würzburg. Die Schülerinnen und Schüler sollen damit für die Fächer der Naturwissenschaften und Technik begeistert werden. Und das scheint ganz gut zu funktionieren: Da bereits alle Plätze vergeben sind, sei für diesen Sommer eine große Aufführung in Planung, zu welcher mehrere Schulen kommen können, so Nadine Bernard vom Fachbereich Schule der Stadt Würzburg. Weitere Informationen sowie einen Trailer zu diesem Projekt finden sich unter wuerzburg.de/roentgen und unter physik.uni- wuerzburg.de/en/studieninteressierte/angebot_fuer_schue- ler_und_schulklassen/physikprofschool/. Movement PhysiX: Die Entdeckung der Röntgenstrahlen per Breakdance und in einem Vortrag erklärt. Fotos: Mara Röhrig 12
ECKART 2016 | Februar 13
AUSBLICK Kindergarten, Kindertagesstätte, Kindertagespflege Würzburg baut Angebot von Betreuungsplätzen in 2016 und 2017 weiter aus Tolle Architektur lockt auch immer Christine Amrhein, die Leiterin des städtischen Kinderhauses Bewunderer an: Baumeister und Sonnenblume in Lengfeld, mit einigen der Kleinsten. 140 Kinder Gutachter im Kinderhaus Sonnenblume. werden dort betreut: 24 in der Kinderkrippe, 75 im Kindergarten und 40 in der Schülerbetreuung. Fotos: Claudia Penning-Lother 14
Während Mama und Papa arbeiten wird die kleine Marie liebe- Kulissen, bis die für die Eltern stimmigste Möglichkeit der voll in der Kinderkrippe betreut. Mit ihren zehn Monaten ist sie Unterbringung ihrer Sprösslinge gefunden wurde. So manche eine der jüngsten „Kundinnen“ im Kinderhaus. Frisches Obst Eltern finden dann die für ihr Kind beste Betreuungsform am Vormittag, ein Nachmittagsschläfchen in kuscheligen Betten, auch nicht in einer Kindertagesstätte oder einem Kindergarten Spielen, Basteln oder Toben im Sportraum und Garten: Kinder- sondern bei einer Tagesmutter. gärten und Kindertagesstätten bieten abwechslungsreiche, intensive und individuelle Betreuung und Eltern wissen ihre Um Unschärfen wie Dreifachanmeldungen auszugleichen und Kids gut aufgehoben. Insgesamt bietet die Stadt Würzburg Eltern mehr Sicherheit zu geben, wird ein online gestütztes 4.092 Betreuungsplätze für Kinder von 0 bis 6 Jahren in 68 Kin- Informations- und Vormerksystem „InVo-Sys“ eingerichtet. In dertageseinrichtungen und bei 48 Kindertagespflegepersonen. diesem können Eltern ihre Kinder online vormerken lassen, sich eine KiTa aussuchen und werden, sobald das Kind aufgenommen Dem stehen 5.656 in Würzburg lebende Kinder in diesem Alter wurde, von der Bedarfsliste gestrichen. „Damit erhalten wir gegenüber. Basis dieser Zahl sind die in der Stadt Würzburg im einen exakten Überblick über den Bedarf – aber auch nur, wenn Zeitraum zwischen 1.9.2014 und 31.8.2015 gemeldeten Kin- sich alle Kindertages-Einrichtungen an diesem System betei- der in der Altersgruppe zwischen 0 und 6. „Wir erfüllen den ligen“, so Monika Kraft. Ziel von „InVo-Sys“ ist, alle Zahlen Rechtsanspruch für die 3- bis 6-Jährigen“, erklärt Monika Kraft, und Bedarfe in einer zentralen Anlaufstelle abzugleichen. Die kommissarische Leiterin der Fachabteilung Kindertagesbetreu- Plätze werden in eigener Verantwortung von den Einrichtungen ung. 56,4 % der Würzburger Kinder zwischen 1 und 3 Jahren vergeben. „Wir sind mit der Bedarfsplanung und der Beratung erhalten in Würzburg einen Betreuungsplatz in einer Kinder- auf einem richtigen Weg, aber das neue Online-System wird tagesstätte, Kindertageseinrichtung oder in Kindertagespflege. Klarheit schaffen“, bestätigt Monika Kraft. Im InVo-Sys werden Bei Kindern zwischen 0 und 3 Jahren liegt der Gesamtversor- Eltern bis zu acht Vormerkungen vornehmen, ihre Wünsche zu gungsgrad bei 38,2 %. Zum Vergleich: In Bayern sind Kinder Betreuungszeiten und Aufnahmetermin eingeben können. Der unter drei Jahren lediglich zu 27,5 %, in ganz Deutschland zu Stadt Würzburg werden dann genauere und schnell abrufbare 32,9 % mit Betreuungsplätzen versorgt. Zahlen für eine aussagekräftigere Bedarfsplanung zur Verfü- gung stehen. Wie viele Kinder sind nicht versorgt? Eine einfache Frage, aber schwer zu beantworten. Denn als Aber mit einem attraktiven Angebot steigt die Nachfrage. Es Grundlage für Berechnungen sind die Wartelisten der Kinder- müssen weitere Betreuungsplätze geschaffen werden. Zudem tageseinrichtungen nicht geeignet. Sie bergen aufgrund von werden immer mehr Kinder in Würzburg geboren: Die Geburten- Doppel- oder Dreifachanmeldungen Unsicherheiten. Eltern fra- entwicklung stieg im gesamten Stadtgebiet von 954 in 2013 auf gen natürlich in mehreren Kindertageseinrichtungen an, lassen 1.057 in 2014 und 1.118 in 2015. Besonders viele Kinder wohn- sich auf die Wartelisten setzen, melden sich aber nicht immer ten 2015 in der Altstadt, im Frauenland und in der Sanderau. wieder ab, wenn sie einen Betreuungsplatz gefunden haben. Die höhere Geburtenrate spiegelt sich auch in vermehrten Zwar wird es manches Mal nicht der Wunschkindergarten sein, Nachfragen von Eltern nach Betreuungsplätzen in diesen Stadt- denn Rechtsanspruch bedeutet nicht Anspruch auf einen Platz in bezirken wider. einer ganz bestimmten Kindertageseinrichtung. Doch zufrieden sollen alle Eltern sein. Dafür leisten die Mitarbeiterinnen und Es wird weiter ausgebaut Mitarbeiter in der städtischen Fachabteilung Kindertagesbe- Der Ausbau der KiTas in Würzburg geht stetig voran. 2015 treuung viel Beratungsarbeit. In der Regel sind Eltern jedoch wurden 10 Plätze in Lengfeld, 32 Plätze in der Sanderau und 20 gewappnet und fragen bereits sehr früh nach einem Betreuungs- Plätze im Grombühl geschaffen. 2016 werden im Frauenland platz, häufig sogar schon vor der Geburt des Kindes. Kommen und am Hubland 25 Plätze und in der Zellerau 30 Plätze neu Eltern alleine nicht weiter, steht die städtische Fachabteilung entstehen. Für 2017 sind neue Plätze geplant in der Lindleins- Kindertagesbetreuung helfend zur Seite. Dazu stimmen sich mühle (12), in der Zellerau (24), in Versbach (24), im Frauen- die Fachberatung Kindertageseinrichtung und die Fachbera- land (24 Krippen-, 50 Kindergartenplätze) und der Katholische tung Kindertagespflege mit den Kindergärten und -tagesstätten Kindergarten St. Sebastian wird generalsaniert. ab. Viel Abstimmung und Koordination läuft häufig hinter den ECKART 2016 | Februar ECKART 2016 | 15
Straßenbäume sorgen für städtisches es aber ganz anders aus: Unter dem Platz neuen Bäume optimiert. Dabei hält sich Grün und filtern die Luft. Im Baumkataster laufen zahlreiche Versorgungsleitungen. das Gartenamt an die Vorgaben der For- des städtischen Gartenamtes werden Aufgrund dieser Versorgungsleitungen schungsgesellschaft Landesentwicklung über 40.000 Bäume in den Grünanlagen, konnte nur ein sehr kleines Pflanzquar- Landschaftsbau e.V. So wird zur Verbes- Parks und Straßen von Würzburg geführt. tier mit etwa 2 m³ Pflanzerde geschaffen serung des durchwurzelbaren Raumes werden. Ganz besonders heikel sind versucht eine Baumgrube mit mindestens Davon sind 15.000 Straßenbäume. So unter diesem Aspekt Leitungen für Fern- 12 bis 18 m³ Größe zu schaffen. Dafür nützlich und schön sie für uns Menschen wärme. Sie trocknen den Untergrund wird nach Möglichkeit der Wurzelraum und Tiere sind: Die Stadtbäume selbst weiträumig aus und graben den Bäumen auch in Bereiche von Gehwegen und befinden sich nicht in ihrem natürlichen sozusagen das Wasser ab. Nicht zuletzt Parkplätzen erweitert. Verfüllt wird die Umfeld und sind einer Vielzahl von Stress- ist das der Grund, warum sich die Ahor- Baumgrube mit einem strukturstabilen faktoren ausgesetzt. Zu kleiner Raum für ne nicht mehr entwickeln konnten und Baumsubstrat, das unter befestigten Flä- Wurzeln, Bodenverdichtung, unzurei- jetzt stark geschädigt und im Absterben chen mäßig verdichtet werden kann. Das chender Boden-Luft-Gasaustausch, Tro- begriffen sind. Ihr bisheriger Lebensraum Substrat bietet gute Bedingungen für den ckenstress, hohe Temperaturen, Schad- ist ausgeschöpft und aufgezehrt. Wasser- und Lufthaushalt. Zur besseren stoffemissionen, Salzbelastungen und Wasserversorgung werden besonders an Klimaveränderungen: So viel Stress ver- Gartenamt und Fachbereich Stadtpla- Standorten mit kleiner Baumscheibe Be- trägt selbst der stärkste Baum nicht! nung der Stadt Würzburg haben ver- wässerungswinkel in einer Tiefe von 60 schiedene alternative Baumanordnungen bis 80 cm eingebaut. Durch die Winkel Damit werden die Stadtbäume aber geprüft und festgestellt: Würden alle vier können auch überbaute Bereich mit auch anfälliger für Schadorganismen. Bäume gegen neue ausgetauscht, hätten Wasser versorgt werden. Ebenfalls bei Auch lange Trockenperioden wie im ver- wir bald die gleiche Situation wieder – kleinen, offenen Baumscheiben werden gangenen Jahr wirken sich auf das Laub- eine zu kurze Lebensdauer der Bäume, zusätzlich noch Belüftungsstäbe in be- dach aus. Die Folgen: frühes Abwerfen das Gleiche in „Grün“. Echte Alterna- nachbarte Belagsflächen eingebaut. Für Würzburg stellt die Weichen für Bepflanzungen mit Zukunft Das Stadtgrün verändert sich von Laub, Absterben von Kronenpartien, tiven gibt es nicht, die nicht ebenfalls ein gutes Wurzelwachstum ist ein funk- Absterben des ganzen Baumes. Das die Versorgungsleitungen tangieren, die tionierender Boden-Luft-Gasaustausch städtische Gartenamt beobachtet dies im Nutzung des Platzes unmöglich machen wichtig. Neben diesen technischen Aus- gesamten Stadtgebiet an vielen Standor- oder die Zufahrten für Lieferverkehr und stattungselementen des Baumstandortes ten. So muss leider immer wieder zur Feuerwehr zu stark einschränken oder ist die intensive Betreuung des neuen Säge gegriffen und gegebenenfalls auch auf der Decke der unterirdischen Toilet- Baumstandortes – Wässern, Düngung, gefällt werden. In den Wintermonaten tenanlage oder Brunnenstube stünden. Jungbaumpflege – durch das Gartenamt der letzten zehn Jahre stieg die Anzahl Daher wird im Frühjahr nur noch ein in den ersten fünf Jahren entscheidend für der jährlich zu fällenden Gefahrenbäume wunderschön blühender, repräsentativer den Anwuchserfolg der neuen Bäume. im Stadtgebiet von etwa 60 auf 160 an. Baum am Sternplatz gepflanzt werden – Die veränderten Bedingungen für Aus diesem Grund müssen auch 2016 und zwar an einem optimierten Standort Stadtbäume haben die Bayerische und 2017 leider zahlreiche Bäume aus- zentral in der Platzmitte. Vorgesehen ist Landesanstalt für Wein- und Garten- getauscht werden. eine Paulownia tomentosa, ein Blauglo- bau dazu veranlasst in ihrem Projekt ckenbaum, der große Blätter und schö- „Stadtgrün 2021“ 30 Versuchsbau- Beispiel Sternplatz: ne Blüten hat. Der Blauglockenbaum marten zu testen. Diese Baumarten Blauglocke ersetzt Ahorn stammt übrigens aus Zentral- und West- werden unter anderem hinsichtlich In den 1980ern sah die Gestaltung des china und kann in klimatisch wärmebe- Trockenstress-, Hitzestress- und Frost- Sternplatzes vor, ein Karree aus Ahorn- günstigten Regionen gepflanzt werden. toleranz getestet und sollen lange bäumen und Leuchten neben Spielge- Zeit in den Städten für gute Luft sorgen. räten zu gruppieren. Die Anordnung Was machen wir heute für die Voraussetzung aber auch hier sind erfolgte nach streng gestalterischen Ge- Zukunft besser? um die 12 bis 18 m³ strukturstabiles sichtspunkten. Es entstand ein mit Bäu- Dort wo abgestorbene Bäume gefällt Baumsubstrat, eine ausreichend große men überstellter, auch mikroklimatisch werden, werden die Standorte für die Pflanzgrube. interessanter Platz. Im Untergrund sieht 16
Diese Grafik zeigt den aktuellen Baumbestand. Das ist der Plan: Ein großer Blauglockenbaum in der Mitte des Grafiken: Stadt Würzburg / Pro Stadt Platzes mit ausreichend Grundfläche und in Abstand zu den Versorgungsleitungen im Untergrund. Die Paulownia tomentosa, ein mit solch herrlichen Blüten wird am Der Sternplatz heute mit den vier Ahornbäumen. Unterirdisch verlau- Sternplatz die vier Ahornbäume ersetzen. Foto: Kenpei/Wikipedia fen verschiedene Versorgungsleitungen, hier befindet sich aber auch eine Toilettenanlage: Die Bäume haben daher viel zu wenig Platz und sterben ab. Foto: Stefan Hartung / Stadt Würzburg ECKART 2016 | Februar 17
Bereits seit 2003 unterstützt die Zimonja- Richter-Stiftung die Stadtbücherei Würzburg mit einer jährlichen Spende und ehrenamtli- chem persönlichem Einsatz. Mit der Scheck- übergabe in diesem Jahr zieht sich nun Marianne Erben, Gründungsmitglied und langjährige verdiente Vorsitzende der Stif- tung, aus dem Vorstand zurück. Den Vorsitz übernimmt Barbara Lehrieder. Die Spende von 750 Euro werden die Kin- der- und Jugendbibliothekarinnen der Stadt- bücherei, Angelika Riedel und Liv Heim, ge- zielt für Medien für Geflüchtete einsetzen. „Ob Wimmelbilderbücher, Bilderbücher ohne Text, Bildwörterbücher, Sprachlern- bücher oder Spiele zum Deutschlernen: Das Spektrum an Medien, die zur Lese- und Sprachförderung eingesetzt werden können, ist groß“, erklärt Angelika Riedel, Leiterin der Kinder- und Jugendbibliothek. „Wir stimmen unser Angebot mit Lehrer/ innen der Übergangsklassen und ehren- amtlichen Betreuer/innen von Geflüchteten ab. So können wir gemeinsam die Medien auswählen, die gebraucht werden.“ Spende an die Stadtbücherei Damit Flüchtlinge schneller Deutsch lesen und schreiben lernen Scheckübergabe der Zimonja-Richter-Stiftung an die Stadtbücherei; stehend von links: Barbara Lehrieder (Stiftung), Angelika Riedel (Stadtbücherei), Angelika Czekalla (Stiftung), Helene Deckert-Bau (Stiftung), Anja Flicker (Stadtbücherei), Gabriele Baumgart (Stiftung); vorne von links: Eva Pleticha-Geuder (Stiftung), Marianne Erben (Stiftung) 18
10. 7. bis 1 2 . M är z 2 0 1 6 Vom 7. bis 11. März 2016 finden die 10. Würzburger Wirtschaftstage statt – eine Woche mit Veranstaltungen, Aktionen und Tagen der Offenen Tür bei örtlichen Unter- nehmen. Im vergangenen Jahrzehnt nutzten viele Unternehmen und Institutionen die jährlich stattfindenden Würzburger Wirtschaftstage, um sich erfolgreich zu präsentieren. Orga- nisatorin ist die Würzburg AG. Klaus Wal- ther, einer der Vorstände der gemeinnützige Aktiengesellschaft für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Würzburg, kündigt an: „Auch bei der Jubiläumsausgabe vom 7. bis 11. März 2016 kann mit vielen Infor- mationen zu neuen Produkten, Dienstleis- tungen, Lösungen sowie Berufs- und Ausbil- dungschancen gerechnet werden.“ Das Konzept ist nach seiner Einschätzung mittlerweile wohlbekannt: Die Würzburger Wirtschaftstage sind keine Messe, bei der sich die Unternehmen an einem zentralen Ort mit Ständen präsentieren. Vielmehr öff- nen die Firmen innerhalb der Aktionswoche ihre Türen und laden die interessierte Öffent- lichkeit zu sich ins Unternehmen ein. ECKART 2016 | Februar 19
RÜCKBLICK Seit 50 Jahren gibt es den Würzburger Kulturpreis. Insgesamt 37 Künstlerinnen und Künstler haben den begehrten Preis der Stadt Würzburg erhalten. Darunter Künstler wie die Kammer- sängerin Diana Damrau, der Pianist Bernd Glemser oder der be- kannte Kabarettist Frank-Markus Barwasser. Im Jahr 2015 ging der Kulturpreis der Stadt an Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht, während die Kulturförderpreise an den Fotografen Benjamin Brückner, Pauline Füg und Andy Sauerwein verliehen wurden. Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht wurde 1948 in Würzburg geboren, wo er sein Abitur am Siebold-Gymnasium ablegte. Gumbrecht ist einer der renommiertesten und bekanntesten Literatur- und Geisteswissenschaftler Deutschlands und lehrt und lebt seit vielen Jahren in Stanford/USA. In seinen Veröffent- lichungen bezieht er sich immer wieder auch auf seine fränki- schen Wurzeln und hält bis heute freundschaftliche Verbindun- gen in seine Heimatstadt. 50 Jahre Kulturpreis Stadt Würzburg zeichnete Professor Dr. Hans Ulrich Gumbrecht aus 20
Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Förderpreisträger Benjamin Brückner, Laudator Tilman Hampl und Kulturreferent Muchtar Al Ghusain. Fotos: Christian Weiß Gumbrecht studierte Romanistik, Germanistik, Philosophie und Pauline Füg gibt Poetry Slam-Schreibworkshops, z. B. für das Soziologie in München, Regensburg, Salamanca und Pavia. Theater Ingolstadt und für eine Vielzahl von Schulen. Für das Nach seiner Habilitation 1964 war er Professor in Bochum und Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an der Universität Siegen bis 1989. Seither ist er Professor für hat die Diplom-Psychologin zusammen mit ihrem Kollegen Komparatistik an der Universität Stanford. Zahlreiche Univer- Tobias Heyel unter dem Motto „Toleranz stärken, Kompetenz sitäten haben ihm Ehrendoktorwürden verliehen. Gumbrecht fördern“ ein inklusives Workshopkonzept mit Themenschwer- nahm Gastprofessuren an ausländischen Universitäten wahr, punkt „Migration und interkulturelle Kompetenz“ entwickelt. u.a. am Collège de France in Paris, in Lissabon, Barcelona, In Kooperation mit dem stellwerck-Verlag bietet sie ebenso an Buenos Aires und Montréal. Er ist Mitherausgeber der Grund- Schulen Poetry Slam-Workshops zum Thema „Perspektiven- risse der romanischen Literaturen des Mittelalters, Figurae wechsel – Flucht und Willkommenskultur“ an. 2005 bis 2014 – Readings in Medieval Culture, Writing Scene, und Espaces qualifizierte sie sich mit ihrem Projekt großraumdichten für die Metisses und schreibt regelmäßig für die Frankfurter Allge- jährlichen deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaften. Da- meine Zeitung und für Merkur – Zeitschrift für europäisches mit ist großraumdichten nicht nur das dienstälteste Slam-Team Denken. Der Wissenschaftler ist unter anderem Mitglied der im deutschsprachigen Raum, sondern auch das Slam-Team, das American Academy of Arts and Sciences. Seine Bücher wur- die meisten Teilnahmen an den Meisterschaften verzeichnen den in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien im kann. 2006 und 2007 stand sie im Finale der deutschsprachigen Suhrkamp Verlag das Buch „Nach 1945. Latenz als Ursprung Meisterschaften im Poetry Slam, wo sie 2007 zur besten der Gegenwart.“ Gumbrecht zählt zu den weltweit führenden weiblichen Bühnenpoetin gekürt wurde. 2009 gewinnt groß- Romanisten, Philosophen und Intellektuellen. raumdichten mit der Verfilmung des großraumdichten-Tracks „Spiegel“ den 3Sat-Poetry Clip Wettbewerb, 2010 mit groß- Benjamin Brückner wurde 1983 in Würzburg geboren. Er raumdichten Preisträgerin der Bremer Netzresidenz, 2010 war studierte sieben Jahre Anglistik und Geschichte an der Julius- sie Gewinnerin des Förderpreises der Literaturstiftung Bayern, Maximilians-Universität in Würzburg. Schon während seiner und 2011 erhielt sie den Kulturpreis Bayern. Schulzeit war die Fotografie seine Leidenschaft. Seit 2011 ist er freier Portrait- und Architekturphotograph und wurde unter Andy Sauerwein stammt aus dem unterfränkischen Sulzbach. anderem einem größeren Publikum bekannt durch sein Expe- Nach seinem Abitur auf dem musischen Dalberg-Gymnasium riment „500 faces“, einer Erweiterung der „50 faces“, einem in Aschaffenburg am Main, begann er 2002 sein Lehramtsstu- Projekt, das er 2013 in Kooperation mit dem Kunst im Öffentli- dium an der Universität Würzburg. Während seines Studiums chen Raum e.V. durchführte. Hierzu nahm er in einem mobilen spielte die Musik bereits eine wichtige Rolle in seinem Leben. Studio auf dem Umsonst & Draußen Festival 500 unbekannte Neben ersten Solo-Auftritten am Klavier, fand er zunehmend Leute auf schwarz/weißen Polaroids auf – ganz ohne Maske, Gefallen am Kabarett. Da ihn die Universität mit dem Angebot glücklich, ernst, ausgelassen oder verschwitzt. Eben genau so einer Promotion in Sonderpädagogik nicht von seinem Vorha- wie sie gerade waren. Für die Ausstellung wurden die Bilder ben abhalten konnte sein Hobby zum Beruf zu machen, erfreut gescannt und unretouchiert gezeigt. Ein spannendes Projekt, er seit 2008 sein Publikum als hauptberuflicher Kabarettist und das Menschen in den Vordergrund stellt, mit dem Ziel dass sich Pianist. Menschen begegnen und wieder einmal bewusst wahrnehmen – so wie sie sind. Mit viel Humor und Ironie spricht er aktuelle Themen wie Generation-Smartphone, Nachhaltigkeit und Ernährung an. Zu- Pauline Füg ist Bühnenpoetin und Autorin. 1983 in Leipzig dem ist er als einer der besten Musiker in der Kleinkunst-Szene geboren, aufgewachsen in und um Nürnberg. Nach ihrem bekannt, denn der musikalische Scherzkeks beherrscht nicht nur Studium der Psychologie lebt sie jetzt in Würzburg und in den das Klavier hervorragend, sondern auch Keyboard, Schlagzeug 2. Klasse-Abteilen der Deutschen Bahn. Veröffentlichungen in und Gesang – und das alles parallel! Mit der vierten Auflage Anthologien und Literaturmagazinen. 2009 erschien das Album seines Kabarett-Programms überzeugt er deutschlandweit mit „an grauzonen vorbei“ ihres Elektro-Poesie-Projektes groß- außerordentlichem Witz gemischt mit musikalischer Begabung. raumdichten im Sprechstation-Verlag, 2011 ihr Lyrikband „die abschaffung des ponys“ im stellwerck-Verlag. 2013 erschien der Graphic Novel“ beim Verlag Literaturquickie. ECKART 2016 | Februar 21
Neujahrsempfang der Stadt Würzburg OB Schuchardt: „Nicht Steine machen eine Stadt aus, sondern die Menschen, die sie mit Leben füllen“ Selten war der Ratssaal so gefüllt: Rund 750 Würzbürgerinnen einen sehr guten fünften Platz belegt. Dynamische Entwicklung und Würzburger kamen in diesem Jahr auf Einladung von Ober- zeige sich auch im Bereich des Tourismus. „Kulturelles Erleben bürgermeister Christian Schuchardt zum Neujahrsempfang, der ist ein elementares menschliches Bedürfnis. Vielfalt und Qualität traditionell den Auftakt für das politische Jahr in Würzburg bildet. des Kulturangebots sind mit entscheidend für die Lebensqua- lität einer Kommune.“ Deshalb begrüßte er nachdrücklich, 70 Jahre Frieden – und zugleich etwa 60 Millionen Menschen dass sich der Stadtrat für ein Konzept zur umfassenden Sanie- weltweit auf der Flucht vor Krieg. Mit einem nachdenklichen rung und Erweiterung des Mainfranken-Theaters entschieden Blick auf das vergangene Jahr eröffnete Schuchardt seine viel habe, „auch wenn dies einen finanziellen Kraftakt“ bedeute. beachtete und von häufigem. Die Stadt Würzburg habe im vergangenen Jahr intensiven Dialog mit betroffenen und interessierten Bürgerinnen und In der Rückschau auf 2015 erinnerte Schuchardt ganz besonders Bürgern gesucht. So sei der Kommunale Aktionsplan Integra- an den Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer, die „tatkräftig tion entstanden, aktuell werden der Lärmaktionsplan und der anpacken, um Flüchtlingen die Eingewöhnung in unserer Stadt Luftreinhalteplan fortgeschrieben, im Rahmen des Radwege- zu erleichtern. Sie machen Ernst mit der so oft beschworenen konzepts und für das Mozartareal haben Bürgerworkshops und Solidarität, indem sie Mitmenschlichkeit leben und Würzburg –dialoge stattgefunden. „Wir bemühen uns um Aufklärung und von seiner besten Seite zeigen.“ Die große Anzahl von Flüchtlin- größtmögliche Transparenz, gerade auch vor den Herausforde- gen stelle die Stadt vor große Aufgaben. „Einige der in diesem rungen durch die vielen Flüchtlinge. Denn nicht wenige haben Sommer angekommenen Kinder besuchen bereits eine Kita Zweifel, ob wir diese Herausforderungen bewältigen können.“ und unsere Mitarbeiter bieten spezielle Schulungen im Umgang Und Schuchardt bezog vor den erschreckenden Ereignissen in mit traumatisierten Kindern an.“ Zudem würde mit der Franz- Köln deutlich Stellung: „Eine differenzierte, sachliche Betrach- Oberthür-Schule eine pädagogische Begleitung von Azubis auf tung ist immer notwendig. Es ist völlig egal, wer es ist, der eine die Beine gestellt und Betriebe sollen bei der Einstellung von Straftat begeht, wir müssen sie verhindern und dort, wo es Flüchtlingen besser unterstützt werden. schon zu spät ist, ahnden. Trotz aller Bemühungen in der Flüchtlingskrise: Der demografi- Als eine große Ehre bezeichnete er, dass ein Würzburger zum sche Wandel führe zu einem immer schärfer werdenden Wett- obersten Repräsentanten der deutschen Juden gewählt wurde: bewerb zwischen Kommunen und Regionen und so müsse Dr. Josef Schuster. Eine große Ehre auch für Würzburg, dass der auch in 2016 „alles getan werden, damit wir unsere Finanzkraft Präsident des Zentralrates der Juden, Gastredner beim städti- erhalten und stärken, indem wir uns noch attraktiver machen schen Neujahrsempfang war. für Menschen und Unternehmen.“ Die drei Hochschulen, die Förderung von Unternehmensgründungen, eine schlanke und Humorig blickte dieser auf das vergangene Jahr zurück – durch- effiziente Bürokratie, Unternehmerfreundlichkeit und ein be- aus durch die Brille eines Mannes, der öfter in Berlin zu tun darfsgerechtes Angebot an Gewerbeflächen und Wohnraum hat. So hätte sich eine seine Mitarbeiterinnen über die vielen seien Voraussetzungen. Schnell werde daher auf dem ehemali- vermeintlichen Bäckereien in Würzburg gefreut, bis sie den gen Konversionsgelände gearbeitet: Im Sommer wurden bereits Johanniterbäck betreten habe… Oder wie sie entdeckt habe, mehrere Bebauungspläne auf dem Hubland rechtskräftig, die dass der Brückenschoppen keine Shopping-Mall, aber sehr Neuerschließung ist in vollem Gang, neue Straßen sind in wei- sympathisch sei. „Was für uns so selbstverständlich geworden ten Teilen schon erkennbar. Auch die Landesgartenschau 2018 ist, nehmen andere als ein kleines Juwel wahr“, so Dr. Schus- wird die Attraktivität Würzburgs weiter steigern. Städtebauliche ter. „Wir können in jeder Hinsicht dankbar sein, dass das Jahr Qualität, ein einladendes Entrée in die Stadt, Fortschritte bei 2015 in unserer Region ein weitgehend friedliches Jahr war“, der Sanierung des Hauptbahnhofs: Oberbürgermeister Chris- sagte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland tian Schuchardt dankte hier ganz besonders den Landes- und rückblickend auf die vergangenen Monate – auch wenn 2015 Bundespolitikern für ihren Einsatz. mit dem Anschlag auf die Pariser Satirezeitschrift Charlie Hebdo begann und kurz darauf eine Geiselnahme in einem jüdischen Als einen „Ort der Begegnung“ bezeichnete Schuchardt die Supermarkt stattfand. „Das lässt auch bei uns viele Menschen Fußgängerzone Eichhorn- und Spiegelstraße, denn: „Letztlich bange fragen, wie sicher wir noch sind“, so Dr. Schuster. Trotz- machen nicht die Steine eine Stadt aus, sondern die Menschen, dem habe man sich bisher nicht einschüchtern lassen und müs- die sie mit Leben füllen.“ Mit über 37.000 Studierenden sei Würz- se daran weiterhin festhalten. Denn: „Wir dürfen uns unsere burg eine junge Großstadt mit enormem Wachstumspotenzial freiheitliche Gesellschaft nicht von Terroristen zerstören lassen!“ und habe im jüngsten Dynamikranking der Wirtschaftswoche Stolz ist Dr. Schuster auf die Hilfsbereitschaft der Würzburger, unter 69 kreisfreien Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern die sich im vergangenen Jahr ehrenamtlich in der Betreuung der 22
rund 2400 Flüchtlinge in Würzburg engagiert hatten. „Die Hilfs- bereitschaft der Bürger nahm eine neue Dimension an“, sagte Dr. Schuster. Aber es sei auch allen deutlich geworden, „wenn die Flüchtlingszahlen in der Größenordnung bleiben wie 2015, werden wir an unsere Grenzen stoßen“, so der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland: „Der Staat muss stärker regulieren, sonst könnte auch die Akzeptanz in der Bevölkerung schwinden.“ Dabei stehe man noch vor der Mammutaufgabe der Integration: „Es muss unser Ziel sein, diese Menschen besser in unsere Gesellschaft zu integrieren, als uns das in den zurückliegenden Jahrzehnten mit den Migranten gelungen ist. Parallelgesellschaften, eine Ghettoisierung, gar eine Parallel- justiz – solchen Entwicklungen müssen wir entgegenwirken“, betonte Dr. Schuster. Dabei müsse der Rechtsstaat samt den Werten, auf denen er basiert, verteidigt werden. „Und dieser Rechtsstaat akzeptiert weder Mord, noch Ehrenmord.“ Festredner beim städtischen Neujahrsempfang war Gleichzeitig drückte Dr. Schuster auch die Sorgen der jüdischen Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden. Gemeinde aus, denn in Ländern wie Syrien gelten beispielsweise Fotos: Christian Weiß bestimmte antisemitische Schmähschriften als historische Dokumente während im Schulunterricht auch Landkarten ver- wendet würden, auf denen Israel nicht existiere. „Den Kin- dern wird von klein auf vermittelt, Muslime würden weltweit von Juden unterdrückt“, so der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland: „Warum sollten die Menschen diese Ein- stellungen ablegen, nur weil sie die Grenze nach Deutschland überschreiten?“ Deutschland könne aber durch die Flüchtlinge sehr gewinnen – an Wirtschaftskraft, an kultureller Offenheit, an Toleranz. „Die Willkommenskultur, die sich auch hier in Würzburg etabliert hat, leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“ Der Neujahrsempfang wurde umrahmt von den Musikern der Shaky Foundation. ECKART 2016 | Februar 23
Sie können auch lesen