Manual Studienerfolg internationaler Studierender: Reflexions- und Monitoringinstrumente - Hochschulrektorenkonferenz

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Manual Studienerfolg internationaler Studierender: Reflexions- und Monitoringinstrumente - Hochschulrektorenkonferenz
Manual
Studienerfolg internationaler Studierender:
Reflexions- und Monitoringinstrumente
Prozessbeschreibungen aus deutschen Hochschulen
Manual Studienerfolg internationaler Studierender: Reflexions- und Monitoringinstrumente - Hochschulrektorenkonferenz
HRK-EXPERTISE Internationalisierung
Das Projekt HRK-EXPERTISE Internationalisierung unterstützt die deutschen Hochschulen bei der qualitäts-
geleiteten Erarbeitung, Umsetzung und Weiterentwicklung ihrer institutionellen Internationalisierung.
Die Beratungs- und Vernetzungsinstrumente des Projekts nehmen zentrale Themenbereiche der Internatio-
nalisierung in Governance, Studium und Lehre, Forschung und Verwaltung in den Blick. Das Projekt wird
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Im Fokus des Projekts stehen drei Ziele:

                                                           Themencluster
1        trategische Internationalisierung:
        S
        Begleitung und Beratung einzelner                  • Mainstreaming der Internationalisierung
        Hochschulen bei der systematischen
                                                           • Internationale Sichtbarkeit
        Erarbeitung, Umsetzung und Weiter-
        entwicklung institutioneller Internatio-           • Internationaler Campus und Willkommenskultur
        nalisierungsstrategien                             • Internationalisierung und Capacity Building
                                                           • International Classroom und kulturelle Diversität
2	Nachhaltige Verankerung der
                                                               der Studierendenschaft
        Internationali­sierung: punktuelle
        und passgenaue Unterstützung bei der               • Internationalisierung und Digitalisierung
        Vertiefung von Internationalisierungs-             • Internationalisierung von Forschung und
        themen sowie in allen Phasen der Im-                   ­wissenschaftlichem Nachwuchs
        plementierung konkreter Internationali-
        sierungsmaßnahmen                                  • Internationalität und kulturelle Diversität des
                                                               Hochschulpersonals
3	Dissemination: Identifizierung und                      • Internationale Mobilität von Studierenden,
        Weitergabe von Beispielen guter Praxis,                ­Lehrenden und Verwaltungspersonal
        Wissens- und Erfahrungsaustausch                   • Lokale und regionale Vernetzung in der
        sowie Vernetzung und Kooperation                       ­Internationalisierung
        innerhalb des gesamten Hochschul­
        systems
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Angebotsportfolio

        Audit                                                Audit kompakt
        analysiert das internationale Profil der Hochschu-   richtet sich als passgenaues Audit-Angebot an
        le und gibt konkrete Handlungsempfehlungen zu        kleinere Hochschulen (
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HRK-EXPERTISE-Manuals
Die HRK-EXPERTISE-Manuals beschreiben fachlich fokussiert und beispielhaft Prozesse zur
­Bearbeitung von zentralen Internationalisierungsthemen an deutschen Hochschulen. Sie stellen
 verschiedene Vorgehensweisen und Arbeitsprozesse zur Erreichung konkreter Internationalisie-
 rungsziele vor und bieten Einblick in mögliche Formen der Gestaltung, einzelne Umsetzungs-
 schritte sowie damit verbundene Herausforderungen und Erfolgsfaktoren. So tragen die HRK-­
 EXPERTISE-Manuals dazu bei, Internationalisierungsprozesse nachhaltig und effektiv zu gestalten.

Studienerfolg internationaler Studierender: Reflexions- und Monitoringinstrumente
Während die Zahl internationaler Degree-Seeking-Studierender an deutschen Hochschulen konti-
nuierlich steigt, sind die Studienabbruchquoten bei dieser Studierendengruppe besonders hoch.
Viele Hochschulen entwickeln Maßnahmen, die die Abbruchquote reduzieren und den Studiener-
folg internationaler Studierender nachhaltig fördern sollen. Lösungsansätze sind dabei zum einen
Instrumente, die internationale Studierende bei der Selbstreflexion des eigenen Studiums unter-
stützen, und zum anderen Monitoringtools, die Hochschulen eine engmaschige Begleitung des
Studienverlaufs erlauben.

Das HRK-EXPERTISE-Manual zeigt Möglichkeiten auf, wie mithilfe von Reflexion und Monitoring
der Studienerfolg internationaler Studierender sowohl fachspezifisch als auch hochschulweit geför-
dert werden kann. Die ausgewählten Beispiele legen dar, wie verschiedene deutsche Hochschulen
innovative, bedarfs- und zielgruppenorientierte Reflexions- und Monitoringinstrumente implemen-
tiert haben, um erfolgskritische Faktoren des Studienverlaufs zu identifizieren und passgenaue
Förderinstrumente strategisch reflektiert, qualitätsgeleitet und nachhaltig zu entwickeln.

Konkret skizzieren die zehn Beiträge zunächst die Motivation für die Entscheidung zugunsten der
spezifischen Aktivität zur Sicherung des Studienerfolgs internationaler Studierender. Im Anschluss
beschreiben sie einzelne Arbeitsschritte und das Zusammenwirken verschiedener hochschulischer
Akteure im Rahmen der Entwicklung und Umsetzung der Aktivität. Diskutiert werden Aspekte wie
Ressourcenbedarf, Zuständigkeiten und Kommunikation sowie Steuerungsmechanismen und Qua-
litätssicherung. Dabei identifizieren die Beiträge Erfolgsfaktoren und mögliche Hürden, um andere
Hochschulen dabei zu unterstützen, Prozesse zur Förderung des Studienerfolgs internationaler
Studierender nachhaltig umzusetzen, zu verbessern und deren Qualität zu sichern.
Manual Studienerfolg internationaler Studierender: Reflexions- und Monitoringinstrumente - Hochschulrektorenkonferenz
Manual
Studienerfolg internationaler Studierender:
Reflexions- und Monitoringinstrumente
Prozessbeschreibungen aus deutschen Hochschulen
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Inhalt

Universität zu Köln | Deutsch-Einstufungsverfahren im Studienstart International ���������������������������������������������������������������������� 4

Leuphana Universität Lüneburg | Studiengangspezifisches Feedbacksystem und Mentoringprogramm ������������ 8

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg | Qualitätsmanagementinitiative QUALIMAN �������������������������������������������� 12

Universität Mannheim | Frühwarnsystem Projekt ErStiMA – Erfolgreich Studieren in Mannheim ����������������������� 16

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm |
Peer-Netzwerk internationaler Studienbegleitender ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 20

Hochschule Reutlingen | Onlinebefragung im Projekt smaRT – study MINT at Reutlingen University ��������������� 24

Universität Stuttgart | Interkulturelles Mentoringprogramm ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 28

                                                                                                                                                                                                              3
Sprachliche Kompetenz präzise ermitteln
Ein dreistufiges Deutsch-Einstufungsverfahren dient an der Universität zu Köln nicht nur zur
­Ermittlung der Sprachkompetenz internationaler Studierender. Dabei werden auch Reflexionsan­
 lässe gegeben, individuelle Betreuungsbedarfe erkannt und Wertschätzung kommuniziert.

                                                            Studienstart International (SI) ist an der Universität zu Köln
                                                            eine obligatorische, eng betreute Studieneingangsphase
    Die Aktivität auf einen Blick                           im grundständigen Studium für alle Studierenden aus dem
    Name der Aktivität: Deutsch-Einstufungsverfahren        Nicht-EU-Ausland. SI erstreckt sich über ein Semester und
    im Studienstart International                           soll internationalen Student_innen den Studieneinstieg
                                                            erleichtern und dadurch mit dazu beitragen, die Abbruch-
    Typ der Aktivität: fächerübergreifendes Monitoring-
                                                            quote zu reduzieren.
    und Reflexionstool
    Verantwortliche Einheit(en): Dezernat Internationales   Ein Element von SI ist ein dreistufiges Deutsch-Einstufungs­
    (International Office)
                                                            verfahren, das alle Studierenden zu Beginn des Studien-
    Zielgruppe: Studierende aus dem Nicht-EU-Ausland        halbjahres durchlaufen. Dieses Monitoring- und Reflexi-
    im 1. (grundständigen) Semester                         onsinstrument beinhaltet die Teilnahme an einem Online-
    Reichweite: bis zu 100 Studierende im WS und bis zu     spracheinstufungstest (onSET bzw. Einstufungstest des
    50 Studierende im SS                                    Lehrbereichs Deutsch als Fremdsprache), ein auf der
    Zeitpunkt der Etablierung: 2019                         Grundlage der dort erreichten Ergebnisse basierendes
                                                            ­Gespräch sowie eine kurze schriftliche Ausarbeitung. Die
    Finanzierungsquelle: zum größten Teil Haushaltsmittel
                                                             Ergebnisse dienen der Auswahl passender Deutschkurse
    Website: www.si.uni-koeln.de                             und der Identifizierung des individuellen Betreuungs­
                                                             bedarfs.

                                                            Selbstreflexion zur Verbesserung der
                                                            Sprachkompetenz
                                                            Vor der Einführung des dreistufigen Deutsch-Einstufungs-
                                                            verfahrens im Sommersemester 2019 wurde die Einteilung
                                                            der Studienanfänger_innen mit variierenden Deutsch-
                                                            kenntnissen auf die angebotenen Kurse lediglich über ei-
                                                            nen C-Test und eine Aufgabe zum Hörverstehen festge-
                                                            legt. Studierende, die sich dabei nicht korrekt eingestuft
                                                            fühlten, reagierten häufig mit Unmut und Frustration.

4
Universität zu Köln | Deutsch-Einstufungsverfahren im Studienstart International

Mithilfe des neuen Systems ist das Sprachniveau nunmehr
in allen Kompetenzfeldern überprüfbar. Anhand der dar-
aus resultierenden Ergebnisse können bei einem persönli-
chen zehnminütigen Gespräch, bei dem sich die Studieren-
den zu Beginn geleitet von Fragen u. a. zur Wohnungssi-
tuation, zu sozialen Kontakten und zum alltäglichen
Deutschsprechanteil vorstellen, Betreuungs- und Unter-
stützungsbedarfe präzise ermittelt und kompetenzbezoge-
ne Kursangebote entsprechend ausgewählt werden. Die                          Anzahl Studierende: 49.000
Gespräche geben den Student_innen zudem die Möglich-                         Anteil internationale Studierende: 10 %
keit, durch Selbstreflexion eigene Stärken und Schwächen                     Anteil internationale Degree-Seeking-Studierende: 6,37 %
zu erkennen und so planmäßig eine Verbesserung der
eigenen Sprachkompetenz erarbeiten zu können.

Ergänzende Interessen                                                 für die Evaluierung von SI zuständigen Mitarbeiterin um-
Die Idee für das Einstufungsverfahren ergab sich aus den              fangreiche Semestereingangsbefragungen durchgeführt,
sich gegenseitig ergänzenden Wünschen der Studierenden                die sich zeitlich aber schwer mit den Terminen der Studie-
und des Dezernats Internationales: Die internationalen                renden vereinbaren ließen.
Student_innen wollten im Rahmen von SI eine passgenau-
ere Einteilung in Deutschkurse, das Dezernat hingegen                 Die Initiative zur Umsetzung ging von der Leiterin des
Fragen im Hinblick auf Betreuungsaspekte in das Gespräch              Sachgebiets Studienstart International aus, Britta Schlüter
integrieren. In der Vergangenheit wurden dafür von einer              de Castro, die auch bei der Konzipierung mitwirkte.

                                    Ablauf Studienstart International vor Semesterbeginn

         fakultätsspezifische Einführungsveranstaltung                                 Deutsch-Einstufungsverfahren

           •   Kennenlernen                                                     •    Onlinespracheinstufungstest (40 Min.)
           •   Vorstellung des Semesterverlaufs                                 •    Gespräch (10 Min.)
           •   Klärung von Fragen                                               •    schriftliche Ausarbeitung (10 Min.)

                                            Auswahl passender Deutschkurse im Rahmen der
                                        Stundenplangestaltung + individuelle Betreuungsangebote

                                                                                                                                                5
HRK-EXPERTISE-Manual | Studienerfolg internationaler Studierender: Reflexions- und Monitoringinstrumente

„Dabei waren wir zu dritt: eine Kollegin aus dem Sachge-                     Dieses Gespräch, bei dem das Ergebnis des Onlinetests zu
biet, die für die Betreuung Studierender zuständig ist, ein                  einer ersten Einschätzung des Sprachniveaus dient, wird
Kollege aus dem Lehrbereich Deutsch als Fremdsprache                         von der Leiterin des Sachgebiets SI sowie der DaF-Lehr-
(DaF), der an der Erstellung eines Gesprächsleitfadens mit-                  kraft gemeinsam durchgeführt; beide verfügen über Ex-
wirkte, und ich.“ Beide Bereiche sind im Dezernat Interna-                   pertise im Aufbau von Einstufungs- und Betreuungsstruk-
tionales verortet, wobei die DaF-Lehrkraft eine Schnittstel-                 turen. Während die DAF-Lehrkraft den Fokus auf die Ein-
lenfunktion zwischen der Abteilung Internationale Studie-                    schätzung der Sprachkompetenz legt, konzentriert sich die
rende und dem DaF-Lehrbereich ausübt, was den                                Leiterin des Sachgebiets SI besonders auf die Betreuungs-
Austausch über Bedarfe der Studierenden vereinfachte.                        perspektive – damit ergänzen sich die beiden optimal.
Die Implementierungsphase dauerte daher nur wenige
Wochen.                                                                      Komplexer werdende Fragen zur präziseren
                                                                             Ermittlung der Sprachniveaus
Ermittlung von Sprachkompetenz und                                           Ein wesentlicher Aspekt des Gesprächs besteht darin, dass
Betreuungsbedarf                                                             die Studierenden über ihr eigenes Sprachniveau nachden-
Als Grundlage des Gesprächsleitfadens dienten Einstu-                        ken und dabei ihre Schwächen und ihren Verbesserungs-
fungsgespräche, die im Rahmen der studienvorbereiteten                       bedarf identifizieren, denn „nur das, was selbstreflexiv als
Maßnahmen für Studieninteressierte mit Fluchthinter-                         Mangel bewusst und anerkannt wird, kann auch verbes-
grund geführt worden waren. Die darauf aufbauende Ent-                       sert werden“, konstatiert Schlüter de Castro. Dazu dienen
wicklung bzw. Auswahl geeigneter Fragen zur Ermittlung                       den Interviewenden sorgfältig ausgewählte sowie immer
des Deutschniveaus entsprechend dem Gemeinsamen                              komplexer werdende Fragen, deren Schwierigkeitsgrade
Europäischen Referenzrahmen (GER) zählte zu den Aufga-                       sich am GER orientieren. Obwohl diese Sequenz des Ge-
ben der DaF-Lehrkraft. „Nach dem ersten Einsatz des Ge-                      sprächs nur wenige Minuten dauert, können dabei ent-
sprächsleitfadens im Sommersemester 2019 wurden noch                         scheidende Erkenntnisse über die Hör- und die mündliche
einmal Fragen optimiert, und zwar solche, die sich auf                       Sprachkompetenz der Studierenden gewonnen werden.
Betreuungsaspekte bezogen“, erklärt Schlüter de Castro.
                                                                             Um zusätzlich Auskunft über die schriftlichen Ausdrucks-
Vor Vorlesungsbeginn werden die Studierenden fakultäts-                      fertigkeiten der Studierenden zu erlangen, bekommen sie
weise zu einstündigen Einführungsveranstaltungen einge-                      im Anschluss an das Gespräch eine Textaufgabe, die sie
laden. Dabei lernen sie die Mitarbeitenden des Sachge-                       innerhalb von zehn Minuten bearbeiten müssen. Dafür
biets Studienstart International, die Ansprechpersonen an                    werden möglichst allgemeine und aktuelle Themen hinzu-
den Fakultäten und ihre zukünftigen Kommiliton_innen                         gezogen, zu denen die Student_innen Stellung beziehen
kennen. Im Anschluss daran findet mit dem von einer                          sollen. Die schriftliche Ausarbeitung wird von der
SI-Mitarbeiterin sowie studentischen Hilfskräften durchge-                   DaF-Lehrkraft vorbereitet und korrigiert.
führten Onlinespracheinstufungstest der erste Teil des
Deutsch-Einstufungsverfahrens statt. Am Ende folgt die                       Neben dem Zusammentragen aller Ergebnisse erfolgt die
Terminvereinbarung für das Gespräch.                                         Einteilung in die Deutschkurse nach bestmöglicher Berück-
                                                                             sichtigung der Kurswünsche der Studierenden sowie deren
                                                                             zeitlicher Verfügbarkeit entsprechend ihren individuellen

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Universität zu Köln | Deutsch-Einstufungsverfahren im Studienstart International

                                                                  Perspektiven für eine Weiterentwicklung
                                                                  Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Verfahren sind aus-
   Nur das, was selbstreflexiv als Mangel                        gesprochen positiv. Die Passgenauigkeit bei der Zuordnung
   bewusst und anerkannt wird, kann auch                          konnte zum einen erhöht werden. Zum anderen fühlen
                                                                  sich die Studierenden durch das Interesse an ihrer individu-
   verbessert werden.                                             ellen Geschichte wertgeschätzt und „mitgenommen“. Dar-
                                                                  aus wiederum resultiert eine wachsende Motivation.
   Britta Schlüter de Castro
                                                                  Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen ist die Abfrage der
                                                                  Deutschkenntnisse und des Betreuungsbedarfs über den
                                                                  Studienstart hinaus geplant. So könnten Deutschkurse z. B.
Stundenplänen. Anschließend werden die Ergebnisse an              analog des jeweiligen Studienverlaufs anlässlich von Prü-
die Studierenden kommuniziert und gegebenenfalls Ände-            fungen empfohlen und in Form von Orientierungswork-
rungen vorgenommen.                                               shops mit Studierenden des dritten und fünften Semesters
                                                                  durchgeführt werden. Darüber hinaus wird kontinuierlich
Eine wichtige Erfahrung: mit Pilotgruppe starten                  an der Optimierung des Kursangebots im Hinblick auf
Für die problemlose und zügige Implementierung des                Fachsprache und Prüfungsformate gearbeitet. So ist für
Deutsch-Einstufungsverfahrens an der Universität zu Köln          Britta Schlüter de Castro die langfristige Betreuung interna-
waren mehrere Faktoren ausschlaggebend: die Mitarbeit             tionaler Studierender ein Schlüssel zu deren Studienerfolg:
der DaF-Lehrkraft, die vorhandenen Erfahrungen in der             „Es ist wichtig, die sprachlichen Fähigkeiten nicht nur zum
Organisation und Durchführung studienvorbereitender               Studieneinstieg zu ermitteln. Eine dauerhafte, auf die Her-
Maßnahmen für Studierende mit Fluchthintergrund sowie             ausforderungen des jeweiligen Studienabschnitts bezogene
die organisatorische Leistung aller Mitarbeitenden im             Betreuung erhöht in jeder Phase die Motivation.“
Sachgebiet.

Erschwert wurde der Prozess hingegen durch die höhere
Belastung zum Beginn des Wintersemesters sowie die
kurze Taktung der Gespräche, die eine dauerhaft hohe
Konzentration und vorausschauende Planung erfordern.
Dabei haben sich auch Verbesserungsbedarfe herausge-
stellt, z. B. in Bezug auf die Weitergabe der Antworten
bzw. Daten zwecks Betreuungsbedarf, aber ebenso bei der
Auswahl von Fragen für den Gesprächsleitfaden. Bei der                  Kontakt
Einführung eines vergleichbaren Einstufungsverfahrens
                                                                        Britta Schlüter de Castro
empfiehlt es sich auf jeden Fall, mit einer Pilotgruppe von
                                                                        Leitung Sachgebiet Studienstart International
wenigen Studierenden zu starten.
                                                                        b.schlueter-de-castro@verw.uni-koeln.de

                                                                                                                                            7
Interview

Reflektiertes Vorgehen für mehr Internationalität
Zur strategischen, an den Bedarfen von internationalen Studierenden ausgerichteten Entwicklung
eines neuen englischsprachigen Bachelorkurses hat die Leuphana Universität Lüneburg ein
­integriertes System von Feedbackgesprächen und Mentoringformaten implementiert.

                                                             Im Interview: Prof. Dr. Matthias Barth (Studienprogramm­
                                                             verantwortlicher für den Major Global Environmental and
    Die Aktivität auf einen Blick                            Sustainability Studies) und Maike Eisenberg (Studien­
    Name der Aktivität: Studiengangspezifisches Feed-        dekanat Nachhaltigkeit)
    backsystem und Mentoringprogramm im BA Global
    Environmental and Sustainability Studies                 Im Zuge der Entwicklung eines neuen englischsprachigen
                                                             Bachelorkurses haben Sie ein systematisches Feedback­
    Typ der Aktivität: studiengangspezifisches Monito-
    ring- und Reflexionstool                                 system und Mentoringprogramm als Monitoring- und
                                                             Reflexionsinstrumente zur Begleitung internationaler
    Verantwortliche Einheit(en): Fakultät Nachhaltigkeit
                                                             Studierender eingeführt. Wie sieht das aus?
    Zielgruppe: internationale Studierende des Bachelor-          Matthias Barth: Mit Beginn des Studiengangs im
    studiengangs Global Environmental and Sustainability     Wintersemester 2018/19 haben wir ein Monitoringtool in
    Studies                                                  Form von Feedbackgesprächen etabliert. An diesen am
    Reichweite: bislang 15 internationale Studierende aus    Semesterende stattfindenden Aussprachen nehmen die
    3 Kohorten des zum WS 2018/19 gestarteten Studien-       gesamte Studierendenkohorte, ich als Studienprogramm-
    gangs                                                    verantwortlicher, die Referentin für Qualitätsmanagement,
    Zeitpunkt der Etablierung: WS 2018/19 (Feedbackge-       Maike Eisenberg aus dem Studiendekanat sowie – bei den
    spräche), WS 2019/20 (Peer-Mentoring), SS 2020           ersten Terminen – eine Referentin aus dem Lehrservice
    (Lehrenden-Mentoring)                                    teil. Die Gespräche ergänzen die Qualitätszirkel, das sind
    Befristung/Laufzeit der Aktivität: Feedbackgespräche     einmal im Jahr stattfindende Treffen, auf denen Programm­
    mindestens 1. Kohorte des Studiengangs (WS               verantwortliche, Studierende und Lehrende gemeinsam
    2018/19 bis SS 2021); Peer- und Lehrenden-Mento-         Bedingungen und Herausforderungen eines Studien­
    ring: Pilot für 2. Kohorte; Ziel ist Verstetigung        programms diskutieren sowie Maßnahmen zur Qualitäts-
    Finanzierungsquelle: Qualitätspakt Lehre (Pilotphase);   entwicklung vereinbaren.
    Weiterführung zunächst aus Fakultätsmitteln geplant           Leicht zeitversetzt, aber von Anfang an mitgedacht
    Website: www.leuphana.de/college/bachelor/global-­       bei der Konzeptionierung haben wir außerdem ein syste-
    environmental-and-sustainability-studies.html            matisches Mentoring zur Reflexion realisiert: im Winterse-
                                                             mester 2019/20 ein Peer-Mentoring durch Studierende
                                                             höherer Semester und im Sommersemester 2020 ein Leh-

8
Leuphana Universität Lüneburg | Studiengangspezifisches Feedbacksystem und Mentoringprogramm

renden-Mentoring durch fachlich und akademisch erfahre-
ne Lehrpersonen der Fakultät.

Welche Rolle kommt den beiden Instrumenten mit Blick
auf die internationalen Studierenden zu, deren Anzahl
laut Internationalisierungsstrategie der Leuphana ja
steigen soll?
                                                                        Anzahl Studierende: 9.900
    Maike Eisenberg: Die Feedbackgespräche erlauben
                                                                        Anteil internationale Studierende: 7,5 %
uns, schnell zu erkennen, welche Hürden es speziell für die
                                                                        Anteil internationale Degree-Seeking-Studierende: 6 %
internationalen Studierenden gibt, und im Austausch mit
Lehrenden und der Verwaltung umgehend Verbesserungs-
maßnahmen zu ergreifen. Die beiden Mentoringformate
ermöglichen es indes, die Studierenden auf verschiedenen
Ebenen individuell zu begleiten, das heißt gezielt mit Blick       Von wem ging die Initiative für die beiden Instrumente
auf ihre je unterschiedlichen Lehr- und Lernkulturen. Im           aus?
als Gruppentreffen abgehaltenen Peer-Mentoring stehen                  Barth: Bereits in der Frühphase der Entwicklung des
beispielsweise Fragen zur Studienorganisation im Vorder-          Studiengangs – im Rahmen des internen Prüfverfahrens
grund, im Lehrenden-Mentoring Themen aus dem Feld                 zur Akkreditierung des Studienprogramms – hat der Pro-
der Berufs- oder Karriereorientierung.                            grammbeirat des Major Global Environmental and Sustain-
    Unterstützt wird die Reflexion der Studierenden über          ability Studies uns Ende November 2018 empfohlen,
ihre Lernstandsentwicklung mit einem eigens entwickelten          ­Reflexions- und Monitoringinstrumente einzusetzen, um
Kompetenzraster. In diesem Dokument, das im Rahmen                 besonders den internationalen Studierenden mehr Orien-
des Lehrenden-Mentorings zur Vorbereitung der Gesprä-              tierungshilfe zu geben, ihre Bedarfe zu erfassen und ein
che dient und diese strukturiert, geht es um allgemeine            systematisches Feedbacksystem zu etablieren. Die Ent-
akademische Fähigkeiten, fachbezogenes Wissen und                  scheidung für solch ein systematisches Feedbacksystem
Schlüsselkompetenzen für Nachhaltigkeit.                           und Mentoringprogramm, flankiert von einem Kompe-
                                                                   tenzraster, fiel dann auf dem Entwicklungsgespräch Mitte
                                                                   März 2019, an dem unter anderem Vertreterinnen und
                                                                   Vertreter des Präsidiums, des Dekanats und der Stabsstelle
   Die Feedbackgespräche erlauben uns,                            für Qualitätsentwicklung sowie ich als Studienprogramm-
                                                                   verantwortlicher teilnahmen.
   zu erkennen, welche Hürden es gibt,
   und umgehend Verbesserungsmaßnahmen                            Wie gestaltete sich der Entwicklungsprozess?
                                                                       Barth: Unsere Kollegin vom Qualitätsmanagement,
   zu ergreifen.                                                  Maike Eisenberg und ich haben bei der Einführung des
                                                                  Kurses intensiv zusammengearbeitet, sodass man von
   Maike Eisenberg                                                ­einem Gemeinschaftsprojekt sprechen kann. Zusätzlich
                                                                   ins Boot geholt haben wir die Kollegin vom Leuphana

                                                                                                                                      9
HRK-EXPERTISE-Manual | Studienerfolg internationaler Studierender: Reflexions- und Monitoringinstrumente

Lehrservice, einer zentralen Einheit der Universität. Dabei                  Welche Anreize haben Sie gesetzt, um Lehrende für das
haben alle Beteiligten ihre je spezifischen Perspektiven und                 Mentoring zu gewinnen?
Kompetenzen eingebracht. Bei der Referentin für Quali-                           Eisenberg: Wir mussten, um ehrlich zu sein, unsere
tätsmanagement war das beispielsweise unter anderem                          Dozentinnen und Dozenten überhaupt nicht extra motivie-
ihre langjährige Erfahrung bei der Lehrentwicklung, bei                      ren. Es war vielmehr so, dass wir einen viel stärkeren Rück-
der Referentin aus dem Lehrservice ihre Expertise im                         lauf erhielten als ursprünglich erwartet. Der Anreiz für die
­Bereich Evaluation.                                                         Lehrenden liegt wohl darin, dass es zu einem direkten und
                                                                             strukturierten Austausch mit den internationalen Studie-
Wie lange haben Sie für die Entwicklung der Instrumente                      renden kommt, von dem Sie ebenfalls profitieren können.
gebraucht?
     Eisenberg: Für die Feedbackgespräche waren ein Vor-                     Gibt es einschlägige Schulungsmaßnahmen für die
lauf von wenigen Wochen und drei Abstimmungstreffen                          Peer-Mentorinnen und -Mentoren?
nötig. Das ging so schnell, da es mit diesem Tool langjähri-                     Eisenberg: Ja, und das ist auch zentral für die Quali-
ge Erfahrungen an der Leuphana gibt – jedoch bisher auf                      tätssicherung. Die Schulung umfasst eine Einführung in
der Ebene von Lehrveranstaltungen und nicht ganzen Stu-                      das Konzept des Mentorings wie auch in ihre Rolle.
dienprogrammen. Das erste Gespräch konnte bereits in                         ­Zudem werden sie mit der Programmstruktur vertraut ge-
der letzten Vorlesungswoche des ersten Semesters, das                         macht und erhalten einen Verhaltenskodex, den sie als
heißt Ende Januar 2019, mit der ersten Kohorte durchge-                       Grundlage für ihre Arbeit mit den Mentees nutzen kön-
führt werden.                                                                 nen. Ebenso werden andere Beratungsangebote der Leu-
     Die Konzeptionierung der Mentoringformate war zeit-                      phana vorgestellt, an die bei Bedarf verwiesen werden
aufwendiger, da es als fachspezifisches Mentoring mit                         kann, zum Beispiel Workshops der Studienberatung zum
Reflexion von studienspezifischen Kompetenzen angelegt                        Umgang mit Stress und Prüfungsangst.
ist. Beim Peer-Mentoring hatten wir einen Vorlauf von
circa einem halben Jahr, das Lehrenden-Mentoring starte-                     Ist es aufgrund der ersten Evaluierungen und Erfahrungen
te bewusst zeitversetzt erst am Ende des zweiten Semes-                      schon zu Anpassungen des Monitoringkonzepts
ters und damit nach rund zwölf Monaten.                                      gekommen?
                                                                                 Barth: Trotz grundsätzlich sehr positiver Rückmeldun-
                                                                             gen – sowohl von den Studierenden als auch von den

1.-3. Semester: Peer-Mentoring
ca. 4 Monate vor
Semesterbeginn        1. Semesterwoche       2. Semesterwoche         ab 3. Semesterwoche     nach jedem Semester   Ende des 2. Semesters

Akquise der           Schulung der           Kick-off-Treffen         Start der               Evaluation mit den    Evaluation mit den
Peer-Mentor_innen     Peer-Mentor_innen      inkl. Gruppenfindung     Gruppentreffen          Peer-Mentor_innen     Mentees

10
Leuphana Universität Lüneburg | Studiengangspezifisches Feedbacksystem und Mentoringprogramm

Peers – haben wir vereinzelt Maßnahmen adaptiert. So                      und -Mentoren fungiert. Als weiteren relevanten Faktor
haben wir zum Beispiel die Stundenzahl der als studenti-                  sehen wir eine klare Kommunikation der Formate sowohl
sche Hilfskräfte beschäftigten Peer-Mentorinnen und                       an die Studierenden als auch fakultätsintern an die Leh-
-Mentoren reduziert, da der Zeitaufwand weniger hoch als                  renden. Schließlich ist zu beachten, dass die Einführung
ursprünglich erwartet war.                                                und Koordination zeitintensiv ist und personelle wie finan-
                                                                          zielle Ressourcen bindet. Insgesamt aber – das können wir
Was sollten Kolleginnen und Kollegen beachten, wenn Sie                   aufgrund der Erfahrungen sagen – lohnt sich der ­Aufwand.
Reflexionsgespräche einführen möchten?
    Eisenberg: Sinnvollerweise finden die Gespräche am
Semesterende statt, da zu dieser Zeit die Erinnerungen der
Studierenden an das Semester noch frisch sind. Allerdings
steht dann auch die Prüfungsphase an oder bevor, und
deshalb kann es eine Herausforderung sein, eine größere
Anzahl von Studentinnen und Studenten zu einem Termin
zusammenzubekommen. Ratsam ist es deshalb, bereits zu
Beginn Erstsemester-Studierende persönlich und direkt
anzusprechen. Die Einladung zu den Reflexionsgesprächen                        Kontakt
kommt dann von Personen, die man bereits kennt; so ha-                         Prof. Dr. Matthias Barth
ben wir das gehandhabt.                                                        Studienprogrammverantwortlicher
                                                                               für den Major Global Environmental
Und was gilt es bei der Entwicklung der Monitoring­                            and Sustainability Studies
instrumente zu berücksichtigen?                                                barth@leuphana.de
    Eisenberg: Als maßgeblich für die Pilotphase des
Peer-Mentorings erachten wir die umfassende Schulung
                                                                               Maike Eisenberg
sowie die enge Begleitung der Peer-Mentorinnen und                             Studiendekanat Nachhaltigkeit
-Mentoren. Ebenfalls wichtig ist die enge Abstimmung mit
                                                                               eisenberg@leuphana.de
einer studentischen Hilfskraft, die als Schnittstelle zwi-
schen dem Studiendekanat und den Peer-Mentorinnen

2.-6. Semester: Lehrenden-Mentoring
                                                                                                                     nach Abschluss
Semesterbeginn     1. Semesterhälfte   Semestermitte       Semesterende                    4. und 5./6. Semester     des 1. Durchgangs

Akquise und        Bewerbung und       Kick-off-Treffen    Mentoringgespräch und           Durchführung              Evaluation
Vorbereitung der   Auswahl der         der Mentees         Unterzeichnung der Mentoring-   von zwei weiteren
Lehrenden          5 Studierenden                          vereinbarung zwischen           Gesprächen
                                                           Lehrenden und Mentees

                                                                                                                                            11
QUALIMAN identifiziert Grundlagen des Studienerfolgs
Abweichende Studienleistungen internationaler und deutscher Studierender der gleichen
Masterstudiengänge veranlassten die Fakultät für Informatik der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg, den Ursachen im Rahmen einer Qualitätsmanagementinitiative auf den Grund
zu gehen.

                                                            Die Qualitätsmanagementinitiative QUALIMAN der Fakul-
                                                            tät für Informatik (FIN) an der Otto-von-Guericke-Universi-
     Die Aktivität auf einen Blick                          tät Magdeburg (OVGU) zielt auf die Verbesserung des
     Name der Aktivität: Qualitätsmanagementinitiative      Studienerfolgs in zwei internationalen Studiengängen.
     QUALIMAN                                               Dabei werden zur Ermittlung der Einflussfaktoren für den
                                                            Studienerfolg und zur Identifizierung von erfolgsrelevan-
     Typ der Aktivität: studiengangspezifisches
                                                            ten Vorkenntnissen quantitative Data-Science-Methoden
     Monitoringtool
                                                            angewandt.
     Verantwortliche Einheit(en): Fakultät für Informatik
     Zielgruppe: Studierende der internationalen            QUALIMAN ist zwischen 2016 und 2020 in bislang vier
     Studiengänge Master Digital Engineering und Master     Iterationen mit kontinuierlichen Anpassungen an sich än-
     Data and Knowledge Engineering                         dernde Bedarfe zum Einsatz gekommen. Dabei werden die
     Reichweite: ca. 400 Studierende                        Variablen identifiziert, die Einfluss auf die Leistungen inter-
     Zeitpunkt der Etablierung: 2016                        nationaler Studierender im Studienverlauf und bei der Be-
                                                            notung ihrer Abschlüsse haben. Diese Variablen wurden
     Befristung/Laufzeit der Aktivität: 4 Projekte,
                                                            im Wesentlichen aus der Grundgesamtheit der Studieren-
     Dauer jeweils 1 Jahr (2016-2020)
                                                            den beider internationaler Studiengänge gewonnen. Gut
     Finanzierungsquelle: Hochschulpakt Sachsen-Anhalt      95 Prozent von ihnen sprechen kein Deutsch. Auch die
                                                            Module des Studiums werden bis auf wenige Ausnahmen
                                                            komplett auf Englisch angeboten.

                                                            Die gewonnenen Erkenntnisse wurden bereits für Erweite-
                                                            rungen des Lehrangebots im Bereich Schlüsselkompeten-
                                                            zen und Grundlage der Informatik genutzt. Zudem be-
                                                            gründeten die ermittelten Daten die Veränderung der
                                                            ­Zulassungsbedingungen, u. a. durch Anhebung des Sprach-
                                                             niveaus und die Einführung eines Eignungsfeststellungs-
                                                             verfahrens.

12
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg | Qualitätsmanagementinitiative QUALIMAN

Datenanalyse liefert Erkenntnisse zu
­Studien­verläufen
 Seit 2015 verzeichnet die FIN einen starken Anstieg Stu-
 dierender in ihren beiden internationalen Masterstudien-
 gängen. Dabei zeigte sich, dass bei den von deutschen
 und internationalen Student_innen belegten Lehrveran-
 staltungen die Leistungen der Letzteren erkennbar niedri-
                                                                         Anzahl Studierende: 13.797
 ger waren. Gleichermaßen waren innerhalb der Gruppe
                                                                         Anteil internationale Studierende: 25,1 %
 internationaler Studierender deutliche Leistungsdifferen-
                                                                         Anteil internationale Degree-Seeking-Studierende: 22,2 %
 zen festzustellen. Als Grund wurden Mängel an fachrele-
 vanten Vorkenntnissen und Kompetenzen, aber ebenso
 Defizite im Bereich von Schlüssel- und Methodenfähigkei-
 ten vermutet.
                                                                   Unterstützt wurde das Projekt zudem von einer Vielzahl
Um dies zu verifizieren, hat die FIN 2016 die Qualitätsma-         weiterer Akteure innerhalb der FIN. Von Anfang an erfolg-
nagementinitiative QUALIMAN gestartet, deren Ziel die              te eine Beratung durch die Datenschutzbeauftragte zu
Gewinnung von Erkenntnissen zu Studienverläufen und                Aspekten der Freigabe von Daten, die später durch das
Studiendauer sowie den bestimmenden Einflussfaktoren               Prüfungsamt bereitgestellt wurden. Die Studienkommis­
für Studienleistungen war. Aus den ermittelten Merkmalen           sion für internationale Studiengänge war prozessbegleitend
konnten Handlungsempfehlungen abgeleitet und für Cur-              aktiv sowie gemeinsam mit dem Prüfungsausschuss für
ricula und Zulassungsverfahren genutzt werden, um so die           Ordnungsänderungen verantwortlich. Die Evaluator_innen
Studiengänge langfristig zu sichern und damit zur Interna-         der Studiengangsbewerbungen sowie die Mentor_innen
tionalisierung der Hochschule beizutragen.                         der internationalen Studierenden waren in beratender
                                                                   Funktion in den Prozess eingebunden und nicht zuletzt
Nach nur vier Monaten an den Start                                 leisteten Studierende beider Studiengänge ihren Beitrag
QUALIMAN ist als Initiative aus der Fakultät für Informatik        durch ihre Teilnahme an den Befragungen. Als Akteure
heraus entstanden. „Von der ersten Idee bis zum Projekt-           außerhalb der Fakultät für Informatik beteiligten sich das
start vergingen dabei nur vier Monate. Das gelang uns
dank der von Anfang an tatkräftigen Unterstützung ver-
schiedener Akteure unserer Fakultät“, erinnert sich Prof.
Dr. Myra Spiliopoulou, die als Verantwortliche für Data
Science im Studiengang Data and Knowledge Engineering
                                                                        Der schnelle Projektstart gelang uns
das Konzept zusammen mit der Koordinatorin Internatio-                  dank der tatkräftigen Unterstützung
nales der FIN, Dr. Claudia Krull, entwickelt hat. Die Zielset-
zung der Datenermittlung erfolgte in Zusammenarbeit mit                 verschiedener Akteure unserer Fakultät.
dem Dekanat, durch das auch die Qualitätskontrolle und
die Finanzierung erfolgte.                                              Prof. Dr. Myra Spiliopoulou

                                                                                                                                      13
HRK-EXPERTISE-Manual | Studienerfolg internationaler Studierender: Reflexions- und Monitoringinstrumente

Admissions Office durch die Bereitstellung von Datenma-                      Position für die wissenschaftliche Mitarbeiterin auf eine
terial zu Bewerbungen sowie der Lehrstuhl Hochschulfor-                      ganze Stelle aufgestockt, da das Projekt um eine Analyse
schung und Professionalisierung der Akademischen Lehre                       von internationalen Studierenden in den deutschsprachi-
bei der Erstellung von Befragungen.                                          gen Bachelorstudiengängen erweitert wurde.

Zusätzlich hat die FIN Mittel zur Verfügung gestellt, die                    Innerhalb der vier Iterationen variierten die jeweiligen Be-
neben denen aus dem Hochschulpakt des Landes Sachsen-­                       arbeitungsfelder der Qualitätsmanagementinitiative. In
Anhalt die jährliche Projektfinanzierung sichern. Dadurch                    QUALIMAN 1 schlossen diese z. B. die Erfassung von Be-
werden die Kosten abgedeckt, die für den Personaleinsatz                     werbungs- und Leistungsdaten durch Abfragen im Prü-
bei der Konzipierung der Analysen, die zusammen mit den                      fungsamt und Befragungen der Studierenden, die Daten-
Projektleiterinnen erfolgt, der Datenerfassung, der Soft-                    analyse und Identifikation von Faktoren, die die Studien-
wareentwicklung sowie für Befragungen und Berichter-                         leistung beeinflussen, sowie die Erarbeitung von Leitlinien
stattung anfallen.                                                           zur Identifikation von Defiziten neuer Studierender ein.

Datenschutz von Anfang an                                                    Mit QUALIMAN 2 und 3 kamen weitere Bearbeitungsfel-
Ein wesentlicher Aspekt war von Beginn an die Gewähr-                        der wie die Definition von Studienerfolgskriterien und die
leistung datenschutzrechtlicher Grundlagen. Neben der                        Erarbeitung von Handlungsempfehlungen hinzu; und
Einbeziehung der Datenschutzbeauftragten wurde dies                          QUALIMAN 4 rundete das Spektrum u. a. durch Befragun-
durch die ausschließliche Verwendung pseudonymisierter                       gen zu Vorkenntnissen der Studienanfänger_innen sowie
Daten erreicht. Das heißt, bei den vom Prüfungsamt be-                       die Spezifikation der Studiengeschwindigkeit als zusätzli-
reitgestellten Datensätzen wurden die persönlichen Merk-                     ches Studienerfolgskriterium ab.
male herausgenommen, um keine Rückschlüsse auf einzel-
ne Personen zu ermöglichen.                                                  Erkenntnisse und ihre Konsequenzen
                                                                             Anhand der bisherigen Ergebnisse wurde festgestellt, dass
„Ergänzend dazu haben wir in allen statistischen Daten                       ein hohes Sprachniveau ebenso wie eine informatiknahe
nur zu Gruppen von mindestens fünf Personen erhoben“,                        Berufserfahrung einen positiven Einfluss auf den Studie-
konkretisiert Claudia Krull. „Damit konnte verhindert wer-                   nerfolg haben. Daraus resultierte eine Änderung der Zulas-
den, dass ein Ergebnis auch pseudonymisiert den Rück-                        sungskriterien: Seit März 2017 ist zum Nachweis für die
schluss auf Einzelne zuließ, wenn die- oder derjenige bei-                   Beherrschung der englischen Sprache das Niveau von B2
spielsweise aus einem Land kam, das nur einmal bei uns                       auf C1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens
vertreten ist.“                                                              erhöht worden. Ab Sommersemester 2020 gilt zudem ein
                                                                             erweitertes Zulassungsverfahren, das u. a. auch Berufser-
Ein Projekt in einjährigen Einsatzperioden                                   fahrung berücksichtigt.
Die personelle Ausstattung für das Projekt umfasste an-
fänglich je eine halbe Stelle für eine wissenschaftliche Mit-                Die Qualitätssicherung wurde durch die Berichterstattung
arbeitende und zwei Stellen für wissenschaftliche Hilfskräf-                 an Dekanat, Professorium und Fakultätsrat der FIN, aber
te im Umfang von 40 Stunden pro Monat. In der vierten                        auch mittels Absprachen zur Realisierung von Handlungs-
Periode (September 2019 bis Dezember 2020) wurde die                         empfehlungen in Organen der FIN sowie in der zentralen

14
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg | Qualitätsmanagementinitiative QUALIMAN

Studienkommission der OVGU gewährleistet. Alle Zwi-             gerung zwischen Einführung von Änderungen und Aus-
schenergebnisse dienten als Voraussetzung der Finanzie-         wirkungen, da manche Maßnahmen erst im Studienver-
rung der nächsten Iteration.                                    lauf Wirkung zeigen.

Studienerfolg multidimensional definieren                       „Die Analysen, wie wir sie durchgeführt haben“, hebt
Maßgeblich für die erfolgreiche Implementierung waren           Professorin Spiliopoulou abschließend hervor, „können
die Unterstützung durch das Dekanat und die Fakultät            auf jeden Fall auch in anderen Studiengängen sinnvoll
sowie die Zusammenarbeit mit studierendennah arbeiten-          sein. Und einige Erkenntnisse, die wir gewonnen haben,
den Initiativen wie Support Internationals@FIN, ein             sind sicherlich woanders gleichfalls anwendbar. Notwen-
­Projekt, das zur besseren Integration internationaler          dig ist nur Expertise in Datenanalyse, die bei einem Pro-
 ­Studierender in das deutsche Bildungssystem dient. Die        jekt in einer anderen Hochschule vorab gesichert werden
  Einbeziehung von internationalen Student_innen und            sollte.“
  Mitarbei­tenden in das Projekt und eine offene Kommuni-
  kation der Ziele, der Ergebnisse und Verbesserungen u. a.
  auf der Website wurden ebenfalls allgemein gut ange-
  nommen.

   Es empfiehlt sich, den Begriff Studienerfolg
   multidimensional zu definieren.
   Claudia Krull

                                                                      Kontakt
Bei einer Adaption des Projekts empfiehlt es sich, so                 Prof. Dr. Myra Spiliopoulou
Claudia Krull, „den Begriff Studienerfolg multidimensio-              Studiengangsverantwortliche für
nal zu definieren, bei der Gestaltung von Maßnahmen                   Data Science Master Data &
auf Kulturaspekte zu achten und interkulturell erfahrene              Knowledge Engineering
Akteure sowie Studierende aus den entsprechenden Stu-                 myra@ovgu.de
diengängen einzubeziehen“. Aus Lehrendensicht ist eine
breite Quellenbasis und die Expertise in Data Science zu
                                                                      Dr.-Ing. Claudia Krull
sichern, da die Fragestellungen sich nicht durch rudimen-             Koordinatorin Internationales der
täre Statistiken beantworten lassen. Denn bei der Erhe-               Fakultät für Informatik
bung ergeben sich zahlreiche Herausforderungen, z. B.                 claudia@isg.cs.ovgu.de
durch die Diversität der Daten aus verschiedenen Quellen
und deren Zusammenführung sowie durch die Zeitverzö-

                                                                                                                                   15
Frühwarnsystem erhöht den Studienerfolg
Potenzielle Studienabbrecher_innen und kritische Studienverläufe werden an der Universität
Mannheim durch ein Frühwarnsystem identifiziert. Durch spezifische Beratungsangebote und
­Gespräche wird dabei nicht zuletzt der Studienerfolg internationaler Studierender gefördert.

                                                              Die Gruppe der internationalen Studierenden hat mit Blick
                                                              auf die Vergleichsgruppe von Bildungsinländer_innen in
     Die Aktivität auf einen Blick                            Deutschland häufig eine schlechtere Erfolgsquote. Um
     Name der Aktivität: Frühwarnsystem Projekt ErStiMA       dem entgegenzuwirken, baute die Universität Mannheim
     – Erfolgreich Studieren in Mannheim                      (UM) als Teil ihrer Internationalisierungsstrategie für inter-
                                                              nationale Studierende ein hochschulinternes Monitoring­
     Typ der Aktivität: fachübergreifendes Monitoringtool
                                                              system auf, das im Projekt Erfolgreich Studieren in Mann-
     Verantwortliche Einheit(en): Koordinationsstelle         heim (ErStiMA) auf alle Student_innen übertragen wurde.
     Studieninformationen und International Office            Zentraler Bestandteil von ErStiMA ist ein universitätsweites
     Zielgruppe: internationale Degree-Seeking-Studierende    Frühwarnsystem, mit dessen Hilfe kritische Studienverläufe
     Reichweite: alle internationalen Degree-Seeking-­        rechtzeitig identifiziert und potenzielle Studienabbrecher_
     Studierenden mindestens einmal im Studienverlauf         innen rechtzeitig beraten werden können. In Zusammen-
                                                              arbeit mit den Fakultäten nutzt das Akademische Aus-
     Zeitpunkt der Etablierung: 2017
                                                              landsamt (AA) das Instrument, um zielgenau den Studie-
     Befristung/Laufzeit der Aktivität: zzt. bis Ende 2020;   nerfolg internationaler Studierender zu fördern.
     Verstetigung angestrebt
     Finanzierungsquelle: Projekt i2 – International im       Die Kommunikation mit der Zielgruppe erfolgt in soge-
     Quadrat im Rahmen des Bund-Länder-Programms              nannten Wellen, wobei zunächst die Hemmschwelle zur
     für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität         Nutzung von Beratungsangeboten gesenkt und im weite-
     in der Lehre; Fonds Erfolgreich Studieren in             ren Studienverlauf in konkreten Bedarfssituationen eine
     Baden-Württemberg
                                                              Beratung angeboten bzw. zu einer solchen eingeladen
     Website: www.uni-mannheim.de/universitaet/einrich-       wird. Bei den Gesprächen werden die Problemlagen der
     tungen/koordinationsstelle-fuer-studieninformatio-       Studierenden erörtert sowie Lösungsmöglichkeiten veran-
     nen/erfolgreich-studieren-in-mannheim                    schaulicht und besprochen.

                                                              Den Studienerfolg aller Studierenden fördern
                                                              Unabhängig vom Geschlecht, von der ethnischen und so-
                                                              zialen Herkunft oder der besonderen Lebenssituation will
                                                              die UM möglichst viele ihrer Student_innen zu einem Stu-

16
Universität Mannheim | Frühwarnsystem Projekt ErStiMA – Erfolgreich Studieren in Mannheim

dienabschluss führen. Zu diesem Zweck sollte das bereits
vorhandene Beratungs- und Unterstützungsangebot aus-
gebaut und weiterentwickelt werden.

Das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und
Kunst Baden-Württemberg geförderte Projekt ErStiMA
basiert dann auch auf Elementen und Erfahrungen, die das
                                                                         Anzahl Studierende: 12.000
AA bei einem Vorläuferprojekt gemacht hatte, bei dem in
                                                                         Anteil internationale Studierende: 15 %
der Zielgruppe der internationalen Studierenden kritische
                                                                         Anteil internationale Degree-Seeking-Studierende: 9 %
Studienverläufe und potenzielle Studienabbrecher_innen
rechtzeitig identifiziert und Beratungen angeboten bzw.
durchgeführt wurden. Aufgrund der positiven Erfahrungen
sollte das Konzept hochschulweit für alle Studierenden
etabliert, aber nicht zuletzt internationale Studierende als       mester weniger als 40 ECTS erreicht oder den Kurs Funda-
besondere Gruppe im Blick behalten werden.                         mentals of Computer Science nicht bestanden hat“. Mehr-
                                                                   mals im Jahr werden so potenziell kritische Studienverläu-
Zielgerichtete Zusammenarbeit vieler Akteure                       fe identifiziert und nach einer Prüfung der Kontakt zu den
Zahlreiche Elemente des aktuellen Systems hatte das AA             jeweiligen Studierenden aufgebaut. Dabei werden Bil-
bereits seit 2014 vorgehalten. Zielgruppe waren Studie-            dungsinländer_innen durch das Studiengangsmanage-
rende englischsprachiger Masterstudiengänge, die bei               ment bzw. die Prüfungsausschüsse kontaktiert und inter-
einem kritischen Studienverlauf zum Gespräch eingeladen            nationale Vollzeitstudierende durch das AA.
wurden. Im Rahmen von ErStiMA wurde dann ab 2016
über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten das AA-Pro-             Ein wesentlicher Aspekt dieser Aufteilung ist der bereits
jekt weiterentwickelt und schließlich 2017 universitätsweit        bestehende Kontakt des AA zu internationalen Studie-
ausgerollt. Koordiniert vom ErStiMA-Projektteam, haben             renden, die einen Abschluss anstreben, und die generell
dabei Akteure aus den Verwaltungsbereichen Qualitäts-              enge Bindung zu dieser Gruppe, die u. a. auch aus der
management, der Koordinationsstelle Studieninformatio-             interkulturellen Expertise der Mitarbeiter_innen resultiert.
nen und dem AA sowie den Fakultäten (Studiengangsma-               Die infrage kommenden Personen werden zunächst in
nagement und Prüfungsausschüsse) kooperiert und studi-             einem automatisierten Prozess ermittelt, worauf das AA
engangspezifische Kriterien der Frühwarnung erarbeitet.            die Notwendigkeit einer Beratung prüft und im Bedarfs-
Entstanden ist so ein hochschulweites digital-quantitatives        fall eine Information verschickt. „Hilfreich ist, dass ich
Monitoringtool mit studiengangspezifischer Indikatorik             die Studierenden kenne. Es erleichtert die Einschätzung
und direkter, integrierter Verbindung zu weiterführender           über deren jeweiligen weiteren Studienverlauf“, erklärt
Beratung.                                                          Solrun Graham-Parker.

Als abbruchgefährdet kennzeichnet die Projektkoordinato-           Vier Wellen
rin im AA, Solrun Graham-Parker, „wer zum Beispiel im              Die Kontaktaufnahme erfolgt vom AA per E-Mail im
Master Wirtschaftsinformatik nach dem zweiten Fachse-              ­Rahmen mehrerer „Wellen“. Dabei werden zunächst alle

                                                                                                                                        17
HRK-EXPERTISE-Manual | Studienerfolg internationaler Studierender: Reflexions- und Monitoringinstrumente

Studierenden nach Ablauf des ersten Fachsemesters durch                      Von der Identifizierung bis zum Beratungsgespräch verge-
nicht problembezogene „Eisbrecher“-Angebote angespro-                        hen – je nach Semesterzeit und zeitlicher Verfügbarkeit –
chen und so die Hemmschwelle zur Nutzung des Bera-                           drei bis sechs Wochen. Bei den Gesprächen werden die
tungsangebots verringert. In der zweiten Welle erhalten                      individuellen Problemlagen der Studierenden erörtert sowie
diejenigen Student_innen, die nach Ablauf des zweiten                        Lösungsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote veran-
Fachsemesters studiengangspezifisch als abbruchgefähr-                       schaulicht und besprochen. Für die internationalen Vollzeit-
det eingestuft sind bzw. kritische Studienverläufe aufzei-                   studierenden gibt es beispielsweise das Patenprogramm,
gen, das Angebot einer Beratung oder eine direkte Einla-                     Deutschkurse, interkulturelle Trainings und Coachings, aber
dung, um die weitere Studienplanung zu besprechen. Im                        auch Hilfe bei (aufenthalts-)rechtlichen Themen. Bei fachli-
akademischen Jahr 2018/19 wurden z. B. 50 Fälle identifi-                    chen Problemen und Fragen wird an die jeweils zuständige
ziert, davon war aber nur in 29 Fällen eine Kontaktaufnah-                   Stelle innerhalb der Universität verwiesen.
me und in lediglich 14 Fällen eine persönliche Beratung im
AA notwendig.                                                                Begleitende qualitätssichernde Maßnahmen
                                                                             Das Frühwarnsystem wird einmal im Semester evaluiert.
In der dritten Welle werden schließlich die Studierenden                     Dazu finden u. a. regelmäßige Feedbacktreffen statt, an
angeschrieben, die ihre Regelstudienzeit überschreiten                       denen unter Federführung der Koordinationsstelle Studien-
(nach Ablauf des sechsten Fachsemesters im Bachelor                          informationen das Studiengangsmanagement an den Fakul-
bzw. des vierten Fachsemesters im Master). Nach Errei-                       täten und die Projektverantwortlichen im AA teilnehmen.
chen der maximalen Studiendauer (im neunten Fachse-
mester im Bachelor bzw. siebten Fachsemester im Master)                      Bei diesen Treffen werden die Kriterien des Programms
folgen die E-Mails der vierten und letzten Welle.                            kritisch reflektiert und gegebenenfalls angepasst; dies be-
                                                                             traf z. B. die zu erreichende Mindestzahl an ECTS-Punkten

Koordinierte Ansprache

                                                                                                              Beginn des letzten
                                              Ende der                             Ende der
     2. Fachsemester                                                                                       Semesters der maximalen
                                         Orientierungsphase                     Regelstudienzeit
                                                                                                                 Studienzeit

    allgemeine Infomail
                                       Mail: Beratungsangebot                Mail: Beratungsangebot           Mail: Beratungs­auf-
    an alle Studierenden
                                          zum verzögerten                        zum Ablauf der            forderung zur maximalen
     zu Beratungs- und
                                            Studienverlauf                      Regelstudienzeit                  Studienzeit
  Informationsangeboten

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Universität Mannheim | Frühwarnsystem Projekt ErStiMA – Erfolgreich Studieren in Mannheim

im Zuge der zweiten Welle. Weitere Elemente der Quali-
tätssicherung sind die Erfassung und Auswertung von
Beratungsgesprächen und die Vorher-nachher-Messungen
                                                                     Durch den frühen Kontakt ist es in
bereits vorhandener Studierendendaten, beispielsweise im             vielen Fällen möglich, einen schwierigen
Hinblick auf Abbruch-, Schwund- und Absolventenquote.
Daneben werden Befragungen, z. B. nach der Exmatrikula-              Verlauf oder Abbruch des Studiums
tion, analysiert und zur Evaluierung genutzt.
                                                                     zu vermeiden.
Durch die Projektförderungen konnten in den beratenden
                                                                      Solrun Graham-Parker
Abteilungen die notwendigen Personalstellen geschaffen
werden. Im AA ist dies eine Stelle mit Fokus auf Betreuung
und Beratung, die über die ursprüngliche Laufzeit des an
der UM mit Mitteln des Qualitätspakts Lehre durchgeführ-         verbundenen erhöhten Beratungs- und Betreuungsauf-
ten Projekts i2 – International im Quadrat hinaus verlän-        wand zu einem späteren Zeitpunkt zu reduzieren.“
gert wird. Auch in der Koordinationsstelle Studieninforma-
tionen wird die Fortsetzung der durch den Fonds Erfolg-          So können insbesondere im AA von Beginn an Unterstüt-
reich Studieren in Baden-Württemberg finanzierten Stelle         zungsangebote aufgezeigt, Fragen geklärt und dauerhafte
angestrebt.                                                      Bindungen zu Studierenden aufgebaut werden. Das
                                                                 Frühwarnsystem hilft somit nicht nur den abbruchgefähr-
Akzeptanz sichern                                                deten Studierenden, sondern allen an ihrer Betreuung
Ein Erfolgsfaktor für das Frühwarnsystem ist die gute Zu-        beteiligten universitären Einheiten – und nicht zuletzt der
sammenarbeit zwischen dem AA, den Fakultäten (Studien-           Universität als Institution bei der Erfüllung ihrer Internatio-
gangsmanagement und Prüfungsausschüssen) sowie den               nalisierungsstrategie.
Studienbüros. Die Einbindung aller relevanten Stellen bei
der Konzeption sichert die Akzeptanz und damit die Durch-
führung. Die positiven Erfahrungen des AA mit den bereits
früher eingesetzten Instrumenten machten es einfacher, für
den Aufbau einer universitätsweiten Lösung zu werben
und theoretisch alle Studierende der UM einzubinden.

Eine Herausforderung stellte zunächst „die durch den ge-
stiegenen Beratungsaufwand entstandene Mehrbelastung                   Kontakt
für die Fakultäten, das AA und die Studienbüros dar“, wie
                                                                       Solrun Graham-Parker
Graham-Parker festhält. „Durch den frühen Kontakt zu                   Projektkoordination im Akademischen Auslandsamt und
internationalen Studierenden ist es aber in vielen Fällen              Beraterin für internationale Vollzeitstudierende
möglich, einen schwierigen Verlauf oder gar unfreiwilligen
                                                                       graham-parker@uni-mannheim.de
Abbruch des Studiums zu vermeiden und somit den damit

                                                                                                                                      19
Peer-Netzwerk mit vielfältigem Nutzen
Die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm hat ein Projekt für die Vernetzung und
­Entwicklung überfachlicher Kompetenzen auf Augenhöhe eingeführt. Ein Gewinn nicht nur für
 ­internationale Studierende – auch dafür tätige studentische Hilfskräfte profitieren davon.

                                                             Das Peer-Netzwerk internationaler Studienbegleitender
                                                             unterstützt und begleitet an der Technischen Hochschule
     Die Aktivität auf einen Blick                           Nürnberg Georg Simon Ohm (TH Nürnberg) internationale
     Name der Aktivität: Peer-Netzwerk internationaler       Studierende deutschsprachiger Studiengänge durch Ver-
     Studienbegleitender                                     netzungs- und Beziehungsarbeit – unbürokratisch und auf
                                                             Augenhöhe. Pro Semester sind es im Schnitt zehn bis
     Typ der Aktivität: fachübergreifendes Reflexionstool
                                                             zwölf studentische Hilfskräfte (SHKs), die den regulären
     Verantwortliche Einheit(en): International Office       internationalen Studierenden (RIS) ihres Fachbereichs als
     Zielgruppe: alle regulären internationalen Studieren-   Peers bei fachlichen Anliegen, der Studienorganisation
     den in deutschsprachigen Studiengängen                  und mit sozialen und kulturellen Angeboten zum Kennen-
     Reichweite: ca. 300 Studierende pro Semester            lernen und Vernetzen sowie bei der Reflexion und Weiter-
                                                             entwicklung der eigenen Kompetenzen zur Seite stehen.
     Zeitpunkt der Etablierung: 2015
                                                             Die beratenden Hilfskräfte selbst werden fachlich und me-
     Befristung/Laufzeit der Aktivität: Dezember 2020        thodisch begleitet sowie systematisch für ihre Aufgabe
     (Ende der BMBF-Förderung)                               qualifiziert.
     Finanzierungsquelle: Qualitätspakt Lehre des BMBF;
     Förderprogramm Studienerfolg ausländischer Voll­        Die Peers lernen sich häufig bei Orientierungswochen ken-
     studierender erhöhen des Bayerischen Staatsministe-     nen und halten dann je nach Thema und Bedarf den Kon-
     riums für Wissenschaft und Kunst                        takt. Kleine Informationsanfragen werden meist online
     Website: www.th-nuernberg.de/intstud                    geklärt, zudem finden Treffen mit systematischer Unter-
                                                             stützung bei der Lernorganisation oder der Erledigung stu-
                                                             dienrelevanter Aufgaben statt. Das Interesse der RIS entwi-
                                                             ckelt sich dynamisch; bis zu 300 Studierende nehmen pro
                                                             Studienhalbjahr das Angebot des Peer-Netzwerks an.

                                                             Peer-Netzwerk als Schnittstelle zu regulären
                                                             internationalen Studierenden
                                                             Internationale Studierende, so die Erfahrung an der TH
                                                             Nürnberg, sind einerseits häufig beziehungsorientierter,

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