Marktbericht 2021 Rahmenbedingungen für Wohnimmobilien in Deutschland - bulwiengesa - FOKUS WOHNEN ...
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bulwiengesa Marktbericht 2021 Rahmenbedingungen für Wohnimmobilien in Deutschland Auftraggeber: INDUSTRIA WOHNEN GmbH Theodor-Heuss-Allee 74 60486 Frankfurt/Main Auftrag-Nr.: P2105-7639 Berlin, 04. Juni 2021
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » Wirtschaft erholt sich; stärkerer Klimaschutz fordert die Branche » Impfen, Impfen, Impfen ... Zum ersten Mal seit 2011 wurde zudem laut Statistischem Bundesamt ein Finanzierungsdefizit der staatlichen Haushalte Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 und verzeichnet. Dies lag bei -158,2 Milliarden Euro. weitgehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens war das oberste Ziel die Entwicklung eines Impfstoffes, um so Die zukünftige Wirtschaftsentwicklung ist an die Impfge- wieder zu Normalität zurück zu gelangen. schwindigkeit und die Entwicklung der Corona-Fallzahlen gekoppelt. Die aktuellen Öffnungsschritte geben Anlass zur Mehrere Impfstoffe wurden nunmehr entwickelt und in Hoffnung. bulwiengesa erwartet für das Jahr 2021 eine Erho- Deutschland sind bereits über 37 Mio. einmal und fast 17 Mio. lung der Wirtschaft und einen Anstieg des Bruttoinlandspro- Personen vollständig geimpft. Der Bundesgesundheitsminister duktes um ca. 3,4 % im Vergleich zum Vorjahr. rechnet damit, dass bis zum Sommer etwa die Hälfte der Deutschen die erste Impfung erhalten kann. Zudem sei die Impfbereitschaft im Land hoch. Etwa drei Viertel der Einwoh- » Niedrigzinspolitik besteht weiterhin ner seien laut RKI-Präsident bereit, sich impfen zu lassen. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt weiter- Die steigende Impfquote bei gleichzeitig sinkenden Fallzahlen hin bei 0 %. Angesichts der Corona-Pandemie erfolgten zeigen gute Perspektiven für den weiteren Verlauf des Jahres erhebliche Stützungsmaßnahmen. Im Zuge einer etwas ges- 2021 auf. Risiken bergen jedoch Virusvarianten, welche sich tiegenen Inflation haben die Anleiherenditen ihren Tiefpunkt vor allem bei wieder steigenden Reiseaktivitäten vermehren jedoch verlassen. Der Mangel an renditeträchtigen Geldanla- könnten. Insgesamt ist die Stimmung optimistisch und auch gen besteht weiterhin fort, sodass Immobilienanlagen gefragt die Immobilienbranche atmet wieder auf. bleiben. » Erholung nach Wirtschaftseinbruch erwartet Entwicklung des Zinsniveaus 2008 bis 2025* 4,0 Nach einer Dekade des wirtschaftlichen Wachstums in Deutschland führte die Corona-Krise im ersten Halbjahr 2020 3,5 zu einem historisch einmaligen Einbruch der globalen Kon- 3,0 junktur. Entsprechend der Corona-Wellen mit einhergehen- 2,5 Prozent den Lockerungen im Sommer und erneuten Verschärfungen 2,0 im Herbst entwickelte sich die Wirtschaft. Das 3. Quartal gab 1,5 Anlass zur Hoffnung, im 4. Quartal 2020 wurde die konjunk- 1,0 turelle Erholung wieder gebremst. 0,5 0,0 Der in den Vorjahren gewachsene Dienstleistungsbereich ist -0,5 von der Krise stark betroffen. Besonders der stationäre Han- 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 o © bulwiengesainfografik del, das Gastgewerbe und die Tourismuswirtschaft wurden massiv eingeschränkt und verzeichneten große Einbrüche. 10-Jahres-Anleihen Zinssatz der EZB für Hauptrefinanzierungsgeschäfte* Durch die Unterbrechung globaler Lieferketten hatte das pro- duzierende (ohne Bau) und verarbeitende Gewerbe mit einer Quelle: Eurostat, Deutsche Bundesbank *ab 2021 Prognose der bulwiengesa (Stand April 2021), Jahreswert sinkenden Wirtschaftsleistung zu kämpfen. Die Exportnation Deutschland verzeichnete im Außenhandel, sowohl im Export als auch im Import, starke Rückgänge. Einzig das Baugewerbe Die Banken schauen bei gewerblichen Immobilien deutlich konnte im Krisenjahr seine Wertschöpfung im Vergleich zum intensiver als vor der Corona-Pandemie hin. Hotelinvest- Vorjahr steigern. ments sind faktisch derzeit kaum finanzierbar. Wohnprodukte haben es aufgrund einer anderen Risikoeinschätzung leichter. Im Inland gingen einerseits die privaten Konsumausgaben deutlich zurück. Anderseits stieg die Sparquote privater Haus- Der Anlagedruck führt bei Wohnimmobilien zu immer höhe- halte auf einen Höchststand an. Im Zuge weiterer Lockerun- ren Preisen in Bietergefechten. Die Gefahr steigender Zinsen gen und steigender Impfquote wird ein Anstieg der Konsum- lauert jedoch am Horizont, sodass mittelfristig ein Rückgang ausgaben erwartet. der Verkaufsfaktoren zu erwarten ist. © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 Seite 2
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » Frühlingsgefühle beim Immobilienklima Das Segment Industrie kann das Vorkrisenniveau überbieten und kennt aktuell nur eine Richtung: nach oben. Die Logistik- Infolge der Corona-Krise sackte das Immobilienklima (basie- branche ist der „Gewinner“ der Krise. Der langfristige positive rend auf einer monatlich durchgeführten Befragung, die die Trend insbesondere durch den steigenden E-Commerce hat gefühlte Stimmung in der Immobilienbranche widerspiegelt) sich noch verstärkt. Die Lagerhaltung in der Nähe der Absatz- im April 2020 stark ab. In den Folgemonaten war das Immo- märkte rückt in den Fokus, wobei die Flächenknappheit zu bilienklima volatil und zuletzt ist ein Aufwärtstrend sichtbar. steigenden Preisen und Mieten führt. Das Immobilienklima im Bürosegment brach mit Beginn der Immobilienklima nach Segmenten Krise deutlich ein. Die Diskussion um das Arbeiten im Home- Januar 2009 bis Mai 2021 office und die deutliche Reduzierung benötigter Büroflächen 175 bestimmten den Diskurs lange. Mittlerweile hellt sich die Stimmung im Bürosegment wieder auf. Das Homeoffice hat 150 zwar deutlich an Bedeutung gewonnen, zu einem extremen 125 Einbruch der Büroflächennachfrage ist es nicht gekommen. Indexwert 100 75 » Zukunftsthema Nachhaltigkeit/ESG-Kriterien 50 Ende 2019 wurde der „Green Deal“ verabschiedet, mit der 25 Absicht, dass die EU bis 2050 klimaneutral wird. Der Immobi- o © bulwiengesainfografik 0 liensektor spielt dabei eine große Rolle, da dieser einen sehr 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 hohen CO2-Ausstoß und Rohstoffverbrauch aufweist. Industrie Büro Ein Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Immobilienbran- Handel Wohnen che war die Verabschiedung der EU-Taxonomie in 2020. Die- Quelle: bulwiengesa für Deutsche Hypo ses Instrument soll die Transparenz in Hinblick auf nachhal- tige Wirtschaftstätigkeiten erhöhen. Die jüngsten Zahlen aus dem Mai 2021 geben Anlass zum Optimismus. Erstmals seit Beginn der Krise wurde wieder ein Konkret wurde es am 10. März 2021. Durch die beschlossene Wert über 80-Punkte erzielt, wenngleich dies immer noch Offenlegungsverordnung müssen die ESG-Kriterien der EU deutlich unter dem Vorkrisenwert liegt (Januar 2020: 121- transparent kommuniziert werden. Der Teilaspekt „Environ- Punkte). Im Zuge der Lockerungen und der wachsenden ment“ - also Umwelt - steht zunächst im Fokus, „Social“ und Anzahl geimpfter Personen steigt die Stimmung in der Immo- „Governance“ werden folgen. Ziel ist, dass nachhaltige Pro- bilienbranche aber spürbar. dukte zuverlässiger erkannt werden können. Es zeichnet sich bereits ab, dass die Nachfrage nach ESG-konformen Produk- Besonders das durch die Krise stark gebeutelte Handelsseg- ten und auch deren Preise steigen werden. Gleichzeitig ent- ment profitiert von den Lockerungen und erholte sich zuletzt sprechen nur wenige Immobilienfonds aktuell den Kriterien. prozentual am stärksten. Der Lebensmitteleinzelhandel kam ohnehin durch seine Systemrelevanz im Gegensatz zum Für das Wohnsegment werden vor allem die Themen energe- Highstreet-Einzelhandel deutlich besser durch die Krise. Der tisches Sanieren und nachhaltiges Bauen die Zukunft bestim- Internet- und Versandhandel gewann in den vergangenen men, welche sich wiederum in Preis- und Mietsteigerungen zwölf Monaten weiter an Bedeutung und wird den stationären äußern werden. Vor allem Bestandshalter könnten die neuen Einzelhandel auch in Zukunft fordern. Anforderungen vor große Herausforderungen stellen. Das Wohnklima zeigte sich während der Krise sehr robust. Die Zusammenfassend bleiben Investitionen vor allem in Wohn- Relevanz des Wohnens und die Zahlungsbereitschaft sind ge- immobilien sowohl für private Anleger als auch für institutio- stiegen, so dass es nicht zu Miet- und Preiseinbrüchen kam. nelle Investoren aufgrund niedriger Zinsen attraktiv und Ganz im Gegenteil. Häuser und Grundstücke verzeichneten erweisen sich vor allem in der Krise als sichere Anlageform. deutliche Preissprünge. Verunsicherungen am Markt bestehen Die Herausforderungen durch eine verschärfte Klimapolitik durch mögliche Regulierungen infolge der Bundestagswahl und den demografischen Wandel werden den Wohnungsmarkt (energetischen Anforderungen und Mietpreisdämpfung etc.). jedoch zukünftig stärker beeinflussen. © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 3
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » Arbeitsmarkt zeigt sich robust in Corona-Krise » Betriebe versuchen Arbeitnehmer zu halten + - Der Konjunkturaufschwung der vergangenen Jahre sorgte für einen anhaltenden Job-Boom. Nach Erreichen eines historisch niedrigen Niveaus der Arbeitslosenquote in 2019 stieg diese aufgrund der Corona-Krise auf zuletzt 5,9 % an (Stand: Mai Hamburg 2021). Vom Jobverlust sind besonders Selbständige sowie Bremen geringfügig Beschäftigte betroffen. Die Anzahl der SVP- Beschäftigten sank hingegen nur marginal. Vor allem die Bal- Berlin lungsräume zeigen ein stabiles Beschäftigungswachstum. Hannover Münster Entwicklung der Arbeitslosenquote Dortmund Leipzig 1994 bis Mai 2021 Düsseldorf Dresden Köln 12 Bonn 11 SVP Beschäftigte Veränderung Frankfurt 2015-2020 in % 10 < 0.4 0.4 – 4.7 9 Mannheim Prozent Nürnberg 4.7 – 8.4 8.4 – 12.4 8 Karlsruhe > 12.4 7 Stuttgart Vergleichswerte 6 für Kaufpreise o © bulwiengesainfografik Tsd. Euro/qm Wohnfläche München 5 Objekt4 Whg. 94 97 00 Gesamt 03 06 09 12 15 18 21* Quelle: Bundesagentur für Arbeit, *Stand: Mai 2021 1 Zi. SVP-Beschäftigung 2015 bis 2020 Angebote Immoscout Quelle: bulwiengesa, Datenbasis Bundesagentur für Arbeit 1,5-2 Zi. im Umfeld » Kurzarbeit stabilisiert Arbeitsmarkt 2,5-3 Zi. Die Digitalisierung als eine große Herausforderung des Arbeitsmarktes der vergangenen Jahre wird durch die Corona- 3,5-4 Zi.2020 waren laut des Statistischen Bundesam- Im Jahresmittel Krise beschleunigt, da beispielsweise Homeoffice-Lösungen o © bulwiengesainfografik tes rund 4,5+44,8Zi.Mio. Personen am Arbeitsort Deutschland erzwungen wurden. Abseits der Pandemie bestehen zudem erwerbstätig. Nach Jahren des Wachstums ist erstmals auf- weiterhin Risiken durch globale Krisen, die die deutsche RIWIS grund der Pandemie ein Rückgang zu verzeichnen. Auch im 1. Exportwirtschaft betreffen. Quartal 2021 sank0 die2 Erwerbstätigenzahl 4 6 8 10 12im14 Vergleich 16 18 zum Vorjahresquartal leicht. Trotz dieser leichten Verluste zeigte Quelle: sich derRIWIS, Immoscout deutsche Arbeitsmarkt vergleichsweise robust. » Auswirkungen auf den Immobilienmarkt Der Dienstleistungssektor galt in den Vorjahren als Wachs- Die Pandemie hat zu einer Ausbreitung und stärkeren Akzep- tumssektor. Er ist am stärksten von der Krise betroffen und tanz von Homeoffice geführt. Der klassische Büroarbeitsplatz schrumpft erstmals seit 2003. wird dadurch aber nicht abgelöst. Flexible Arbeitszeitmodelle mit Präsenszeiten im Office gelten als wahrscheinliches Post- Im Vergleich zu den anderen 27 EU-Ländern (-1,7 %) entwi- Covid-Szenario. ckelte sich laut Daten von Eurostat die Erwerbstätigkeit in Deutschland (+0,1 %) im 4. Quartal 2020 besser. Insbesondere Durch die Homeoffice-Nutzung steigt der Flächenanspruch im das Instrument Kurzarbeit und die Milliardenhilfen wirken in Wohnsegment, um einen Arbeitsplatz im privaten Bereich Deutschland stabilisierend. Die Unternehmen versuchen wie einzurichten. Zudem rückt das Umland noch stärker in den in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ihre Beschäf- Fokus und wird attraktiver, wenn Arbeitnehmer nicht mehr tigten weitestgehend zu halten und kompensieren die negati- täglich in die Kernstädte zum Arbeiten pendeln müssen. Im ven wirtschaftlichen Folgen nur zu einem geringen Anteil Mikroapartmentsegment steht allerdings eine vollständige durch einen Beschäftigungsabbau. Erholung noch aus. © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 Seite 4
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » Einwohnerzahl stagniert mangels Zuwanderung aus dem Ausland » Steigende Sterbefälle, weniger Zuzüge in 2020 2016 auf hohem Niveau. 2019 wurden im Mittel 1,54 Kinder je Kaufpreise Eigentumswohnungen Frau geboren. Laut Statistischem Bundesamt hat die Corona- Berlin, Erstbezug, Euro/qm, 2008 bis 2022, ab 2019 Prognose Nach einer ersten Schätzung des Statisches Bundesamtes leb- Krise die Geburtenanzahl nicht signifikant beeinflusst. Im ten Ende 2020 etwa 83,2 Mio. Personen in Deutschland. Damit vergangenen Jahr wurden rund 773.000 Kinder geboren. 15.000 wäre die Einwohnerzahl das erste Mal seit 2011 nicht gestie- gen und stabil geblieben. Ursächlich sind vor allem die stei- genden Sterbefälle sowie die geringere Zuwanderung aus dem Entwicklung der Geburten 10.000 1994 bis 2020 Ausland infolge der Corona-Krise. Aufgrund von Reisebe- schränkungen und wirtschaftlicher Verunsicherung wurden 825 Umzüge verhindert oder verschoben. 5.000 800 775 Anzahl in Tsd. 0 o © bulwiengesainfografik 2008 2013 2018 750 725 Max. Ø Min. 700 o © bulwiengesainfografik Quelle: RIWIS 675 650 Vergleichswerte für Kaufpreise 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 Tsd. Euro/qm Wohnfläche Quelle: Statistisches Bundesamt Objekt Whg. Die Alterung der Bevölkerung setzt sich jedoch fort. Das Gesamt Durchschnittsalter liegt mit aktuell 44,5 Jahren rund fünf Jahre höher als 1990. Die Zuwanderung nach Deutschland 1 Zi. Angebote Immoscout verlangsamt die Alterung zwar, stoppt sie jedoch nicht. 1,5-2 Zi. im Umfeld 2,5-3 Zi. » Demografie beeinflusst Immobilienbranche 3,5-4 Zi. o © bulwiengesainfografik 4,5+ Zi. Der demografische Wandel wird die Wohnungsnachfrage in Deutschland verändern. In Großstädten mit Arbeitsmöglich- RIWIS Berlin keiten sowie Ausbildungsstätten wird die Zahl der Wohnungs- 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 suchenden weiter steigen. Das Umland rückt auch in Folge der Corona-Pandemie weiter in den Fokus. Naturnahes Wohnen, Quelle: RIWIS, Immoscout Einwohnerentwicklung 2016 bis 2019 günstigere Preise und vor allem mehr Fläche locken Städter in Quelle: bulwiengesa, Datenbasis Statistische Landesämter den Speckgürtel. Die Entwicklung der Bevölkerung ist regional sehr ungleich. Die Nachfrage nach den vor der Krise beliebten Mikro-/Busi- Insbesondere die Metropolen und ihr Umland zeigen ein star- nessapartments ist aufgrund geringerer Zuzüge aus dem Aus- kes Wachstum. Ein Ost-West-Gefälle ist weiterhin deutlich zu land sowie weniger Geschäftsreisen zurück gegangen. Erst im erkennen. Zuge weiterer Lockerungen kann eine Erholung eintreten. Der gesellschaftliche Wandel erfordert immer öfter eine fle- » Corona-Krise hat Geburten nicht beeinflusst xiblere Planung von Neubauten. Moderne Haustechnik und smarte Technologien erleichtern die Realisierung dieser Seit 2012 hat sich der langjährige Trend zur Kinderlosigkeit Anforderungen in der Zukunft. Auch die Nachfrage nach seni- infolge eines Wertewandels und zahlreicher politischer För- orengerechten Wohnungen steigt weiter. Hier gewinnen eine dermaßnahmen umgekehrt. In den vergangenen vier Jahren barrierefreie Bauweise und verschiedene Konzepte vom schwanken die Geburtenzahlen nach einem Rekordwert in betreuten Wohnen bis zu Pflegeheimen an Relevanz. © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 Seite 5
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » Wohnungsbedarf vor allem in Metropolregionen » Einpersonenhaushalte als häufigster Haushaltstyp Knappheit bei den Baukapazitäten hinkt die Neubautätigkeit Kaufpreise Eigentumswohnungen dem zusätzlichen Bedarf hinterher, auch wenn 2020 so viel Berlin, Erstbezug, Euro/qm, 2008 bis 2022, ab 2019 Prognose Im Jahr 2019 waren mit 42,3 % die Einpersonenhaushalte der wie zuletzt 2001 gebaut wurde. Besondere die Zahl der Sozial- häufigste Haushaltstyp. Im Vergleich zum Vorjahr ist die An- wohnungen nimmt stetig ab, sodass in diesem Segment starke 15.000 zahl um 1,3 % angewachsen. Die Menge der anderen Haus- politische Anstrengungen in den kommenden Jahren notwen- haltsgrößen mit mehr als einer Person sinkt dagegen weiter. dig werden. 10.000 Gründe hierfür liegen u. a. in der weiterhin alternden Bevöl- Generell ist in den ländlichen Regionen in Mittel- und Ost- kerung, in der immer später stattfindenden Familiengrün- deutschland durch eine sinkende Einwohnerzahl der Woh- dung und in dem Wandel der Lebensstile. Die Faktoren haben nungsbedarf bis 2024 gedeckt, während in den wachsenden 5.000 eine steigende Zahl von Singles zur Folge. Es muss davon aus- Städten der Neubau derzeit stark anzieht. gegangen werden, dass sich diese Prozesse aufgrund demo- grafischer und sozialer Entwicklungen weiter fortsetzen. + 0 o © bulwiengesainfografik - 2008 2013 2018 » Steigender Wohnflächenkonsum Max. Ø Min. Der Wohnflächenkonsum steigt kontinuierlich an und zeigte Hamburg Quelle:eine zuletzt RIWIS leicht höhere Dynamik als zuvor. Zurückzuführen Bremen ist dies auf die wachsende Anzahl der Einpersonenhaushalte, welche pro Kopf mehr Fläche verbrauchen als Mehrpersonen- Berlin Vergleichswerte haushalte. Zudem belegenfür Kaufpreise ältere Haushalte, deren Anteil im Hannover Zuge Tsd.des demografischen Euro/qm Wohnfläche Wandels steigt, häufig viel Wohn- Münster fläche. Zweitwohnsitze, der Boom beim temporären Wohnen und der steigende Objekt Whg. Homeoffice-Anteil stützen diesen Trend. Dortmund Leipzig Düsseldorf Gesamt Köln Dresden Wohnflächenkonsum Bonn 1 Zi. qm Immoscout Wohnungsbedarf 2005 bis 2019 Deckung des 1,5-2 Zi. pro Einwohner im Umfeld Frankfurt zusätzlichen Bedarfs bis 2040 in % 48 2,5-3 Zi. < -25 Angebote Mannheim -25 – 10 46 Nürnberg 10 – 100 3,5-4 Zi. 100 – 250 Ø Wohnfläche in Karlsruhe > 250 o © bulwiengesainfografiko © bulwiengesainfografik 44 4,5+ Zi. Stuttgart RIWIS 42Berlin München 40 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 38 Immoscout Quelle: RIWIS, 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Wohnungsbedarfsprognose 2040 Quelle: bulwiengesa, Datenbasis Statistische Landesämter Deutschland Neue BL* Alte BL » Umland kann hohe Flächennachfrage befriedigen Quelle: Statistische Bundesämter; *ab 2005 Berlin zu Ost Immer mehr kleinere Haushalte und der demografische Wan- del erfordern die Entwicklung neuer Wohnungstypen. » Hoher Wohnungsbedarf in Metropolregionen Gebremst wird aktuelle die Nachfrage nach „Micro-Living“ durch die Corona-Krise. Die Wohnungsbedarfsprognose weist vor allem eine wach- sende Nachfrage in den Metropolregionen aus. Es sind nicht Für Familien wird der Speckgürtel zunehmend interessanter nur in Kernstädten, sondern auch im Umland Baubedarfe vor- und voraussichtlich größer. Insgesamt wird der Wohnflächen- handen. Mangels bezahlbarem Grundstücksangebot und der konsum weiter steigen und durch die Corona-Krise verstärkt. © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 Seite 6
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » Wohn- und Gewerbeindex wächst trotz Krise 16. Jahr in Folge » Wohnungsmarkt mit anhaltendem Wachstum in den Haupteinkaufsstraßen aufweist. Die Flächenreduktion sowie teilweise Standortaufgabe vieler Filialisten, auch durch bulwiengesa ermittelt seit über 40 Jahren den Immobilien- die Corona-Krise und der steigende Anteil des E-Commerce, preisindex für Wohn- und Gewerbeimmobilien. Die Mieten sind starke Einflussfaktoren. sowie Kaufpreise und damit der Index legen seit 16 Jahren zu. Die Steigerungsrate von +3,6 % ist jedoch niedriger als in den Die Büromieten in Citylagen sanken in Folge der Pandemie vergangenen drei Jahren (5,2 bis 6,3 %). das erste Mal seit 2009 um ca. -0,8 %. Shared Office-Anbieter waren die Topzahler der Vorjahre und waren nun mit einem Weiterhin prägend ist der Teilindex Wohnen mit einem An- starken Nachfrageeinbruch in den A- und B-Märkten kon- stieg von +5,0 % (Vorjahr: +5,8 %). Im Vorjahresvergleich frontiert. Große Steigerungen waren bei den Grundstücksprei- schwächen sich die Steigerungsraten etwas ab. Kaufobjekte sen zu beobachten (+4,5 %), welche sich aus einer unverän- sind die Preistreiber. Egal ob Kaufpreise für Reihenhäuser (+ dert hohen Nachfrage bei Logistikimmobilien begründen. 7,5 %), Grundstückspreise für Einfamilienhäuser oder Neu- bau-Eigentumswohnungen (beide +5,8 %), die Kaufpreise steigen weiter. Dagegen ist der Mietanstieg bei Wohnungen » Ausblick im Neubau (+3,4 %) und Bestand (+2,3 %) vergleichsweise moderat. Wohnen: Im Wohnsegment wird bis 2025 von leicht steigenden Mieten Die positiven Preisentwicklungen resultieren auch aus dem und Kaufpreisen ausgegangen. In Ballungsräumen wird sich Nachfrageüberhang trotz steigender Fertigstellungszahlen der Druck in einer weiteren Verlagerung nach außen äußern, und zwei bestimmenden Knappheitsfaktoren: Geringes wo die Preise bereits jetzt schon höhere Steigerungsraten als Grundstücksangebot Vergleichswertesowie knappe Baukapazitäten. Die Miet- für Kaufpreise in der Kernstadt aufweisen. wohnungsmärkte in den Ballungsräumen sind ebenfalls ange- Tsd. Euro/qm Wohnfläche spannt, wobei vor allem bezahlbares Wohnen Mangelware ist. Büromarkt: Objekt Whg. Der Büromarkt ist nach in den Vorjahren permanent gestiegen Lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, rechtliche Marktmieten in eine Seitwärtsbewegung übergegangen, Gesamt Unsicherheiten und die ESG-Anforderungen sorgen zudem für die die kommenden Jahre anhalten wird. offene Fragen1 bei Zi. Projektentwicklern und Investoren. Angebote Immoscout 1,5-2 Zi. Logistik: im Umfeld Eine Tendenz zur Re-Globalisierung und der Wille, mehr 2,5-3 Zi. Gewerbeindex » Ambivalenter Lagerhaltung in der Nähe der Absatzmärkte vorzunehmen, 3,5-4 Zi. führen zu einer steigenden Nachfrage. Wegen des niedrigen Der Index im Gewerbesegment hat nur sehr leicht um 0,7 % Angebots wird von steigenden Miet- und Grundstückspreisen o © bulwiengesainfografik 4,5+ Zi. zugelegt. Gebremst wird das Wachstum durch das Einzelhan- ausgegangen. Das stärkste Wachstum wird in den Top-Logis- delssegment, RIWIS welches das dritte Jahr in Folge sinkende Mieten tikregionen rund um die deutschen A-Städte stattfinden. 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 bulwiengesa-Index für Wohn- und Gewerbeimmobilien Quelle: RIWIS, Immoscout 1990 bis 2020 250 15 % Index 225 12 % Gewerbeimmobilien Veränderungsrate p. a. 200 9% Index 1990 = 100 Index 175 6% Wohnimmobilien 150 3% Veränderungsrate 125 0% Gewerbeimmobilien 100 o © bulwiengesainfografik 75 -3 % Veränderungsrate 50 -6 % Wohnimmobilien 25 -9 % 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 Seite 7
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » Mietendeckel gekippt, neue Regulierungen können aber folgen » Debatten um bezahlbares Wohnen bleiben neue Eingriffe auf die Tagesordnung. Volksbegehren wie Kaufpreise Eigentumswohnungen „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ befeuern die Debatte Berlin, Erstbezug, Euro/qm, 2008 bis 2022, ab 2019 Prognose Auch im Jahr 2020 stiegen trotz der Corona-Krise die Mieten zusätzlich. im Bestand - wenn auch geringer als im Vorjahr - vor allem 15.000 in A-Städten an. Der Neubau wächst, deckt im gesamten Bun- Während Regulierungen einerseits die Mietexplosionen stop- desgebiet aber weiterhin nicht den Bedarf, so dass die Leer- pen sollen, führen andererseits neue Gesetze zu Preissteige- standsquoten erneut sinken. Besonders in den Metropolregio- rungen. Die neuen ESG-Anforderungen und auch das Bau- 10.000 nen sind die Mietwohnungsmärkte angespannt. landmobilisierungsgesetz machen das Bauen und somit das Wohnen in Zukunft teurer. + 5.000 - » Mietanstieg abseits der Metropolen 0 Auf Basis der niedrigeren Mietniveaus in kleineren Städten o © bulwiengesainfografik 2008 2013 Hamburg 2018 erfolgten auch im Jahr 2020 die stärksten Mietanstiege abseits der A-Städte. Nur Stuttgart ist mit einer Veränderung von Bremen Max. Ø Min. mehr als 68 % in den Top 10. Berlin Quelle: RIWIS Hannover Münster Mietentwicklung Wiedervermietung 2011 bis 2020, Top-10-Städte* Dortmund Vergleichswerte für Kaufpreise Düsseldorf Leipzig ø Mietpreis in Euro/qm Veränderung Tsd. Euro/qm Wohnfläche Dresden Köln Bonn 2011 2020 in % Objekt Whg. Ø Miete Bestand Euro/qm 2020 Heilbronn 6,00 10,70 78,3 Augsburg 6,40 10,90 70,3 Frankfurt < 6.3 Gesamt 6.3 – 7.8 Mannheim 7.8 – 9.4 Bamberg 5,70 9,70 70,2 1 Zi. Nürnberg Angebote Immoscout 9.4 – 11.5 > 11.5 Stuttgart 8,60 14,50 68,6 Karlsruhe 1,5-2 Zi. im Umfeld Stuttgart Offenbach (Main) 6,50 10,90 67,7 2,5-3 Zi. Aschaffenburg 6,10 10,00 63,9 München 3,5-4 Zi. Fulda 5,20 8,50 63,5 Wolfsburg 5,60 9,10 62,5 o © bulwiengesainfografik 4,5+ Zi. Ingolstadt 7,50 12,00 60,0 RIWIS Berlin fl |b l Durchschnittliche Bestandsmieten 2020 Bayreuth 5,50 8,80 60,0 Quelle: bulwiengesa 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Quelle: bulwiengesa, *berücksichtigt wurden alle deutschen Städte mit über 100.000 Einwohnern Quelle: RIWIS, Immoscout Medial wird die Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt seit Der demografische Wandel wird die regionalen Disparitäten in Jahren von Schlagworten wie „Wohnungsmarktengpässe“, der zukünftigen Mietentwicklung verschärfen. Viele Städte „Mietpreisbremse“, „Preisanstieg“ und „bezahlbarer Woh- werden weiterhin einen hohen Wohnungsbedarf aufweisen. nungsbau“ beschrieben. Staatliche Eingriffe in den hochregu- Einige D-Städte vor allem in Nordrhein-Westfalen und in den lierten deutschen Wohnungsmarkt haben die Absicht, Miet- neuen Bundesländern werden dagegen Bevölkerungsrück- preisanstiege zu dämpfen und den Wohnungsbau zu fördern. gänge erleiden, die den Preisdruck von den Mieten nehmen. Der Mietendeckel in Berlin, welcher die Mieten in der Haupt- In der gesamten Bundesrepublik werden jedoch die Wohnne- stadt deckeln sollte und auch Möglichkeiten zur Absenkung benkosten durch die CO2-Einpreisung weiter steigen. Mit der von Bestandsmieten bot, wurde im Frühjahr 2021 vom Bun- geplanten Novelle des Klimaschutzgesetzes sollen Vermieter desverfassungsgericht für nichtig erklärt. Für die Immobilien- künftig die Hälfte der Mehrkosten für den seit dem 1. Januar branche vorerst ein Grund zum Aufatmen. Die Freude darüber 2021 geltenden CO2-Preis auf Heizöl und Gas tragen. Dies wird wird voraussichtlich nur kurz anhalten, da im September im Modernisierungen anstoßen, die wiederum preissteigernd auf Bund und in Berlin neu gewählt wird. Sicher kommen dann die Kaltmiete wirken werden. © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 Seite 8
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » ESG-Anforderungen stellen Bestandshalter vor Herausforderungen » Konsolidierung des Marktes setzt sich fort Diese Regelungen widersprechen eigentlich der Notwendig- Kaufpreise Eigentumswohnungen keit, dass die Wohnungsbestände dem demografischen Wan- Berlin, Erstbezug, Euro/qm, 2008 bis 2022, ab 2019 Prognose Im Jahr 2020 wurden trotz der Einschränkung wieder deutlich del und höheren Klimazielen angepasst werden müssen. Es mehr Wohnungsbestandsportfolios gehandelt. Die hohen kann daher erwartet werden, dass der Staat „einspringt“ und 15.000 Preise haben viel Akteure bewogen auch einmal zu verkaufen. die Förderprogramme noch größer werden. Auf der Käuferseite standen erstmal wieder ausländische Vehikel. 10.000 » Großes Interesse an Wohnportfolios Außerdem hat sich die Konsolidierung der Branche fortge- Das Investmentvolumen und die gehandelte Wohnungsanzahl setzt. Adler Real Estate hat mit ADO fusioniert und aktuell 5.000 von Bestands- und Neubautransaktionen mit jeweils mehr als übernimmt die Vonovia die Deutsche Wohnen. Der Deal hat 50 Einheiten ist gestiegen. Projektentwicklungen haben weiter ein Volumen von 18 Mrd. Euro. Dieser Wert ist höher als das einen hohen, wachsenden Stellenwert. Jeder zweite Deal durchschnittliche jährliche Transaktionsvolumen seit 2016. 0 umfasst bereits eine ESG-konforme Nutzungsart, wie eine o © bulwiengesainfografik 2008 Europas größter 2013 2018 Kita, geförderte Wohnungen oder Seniorenapartments. Es entsteht Wohnungskonzern mit ca. 500.000 Wohnungen. Zur Befriedung der aufgeheizten Stim- Max. mung in Berlin sollen Ø 20.000 Wohnungen Min. an die kommunalen Verkaufsvolumen Wohnungsportfolios* Gesellschaften verkauft werden. Im Hinblick auf das geplante 2011 bis 2020 Bürgerbegehren Quelle: RIWIS „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ wird die Deutsche Wohnen durch die Übernahme auch ein wenig aus 450 24,0 der politischen Schusslinie genommen. Anzahl gehandelter Wohnungen in Tsd. 400 21,0 Vergleichswerte für Kaufpreise Investmentvolumen in Mrd. Euro Tsd. Euro/qm Wohnfläche 350 Durchschnittliche Verkaufsvervielfacher 18,0 Mehrfamilienhäuser 300 Objekt Whg. 15,0 2011 bis 2020 Gesamt 250 35 12,0 1 Zi. 200 Angebote Immoscout Verkaufsvervielfacher 30 9,0 1,5-2 Zi. im Umfeld 150 252,5-3 Zi. 6,0 100 203,5-4 Zi. 3,0 50 o © bulwiengesainfografik 15 4,5+ Zi. 0 0,0 o © bulwiengesainfografik RIWIS 10 Berlin 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 o © bulwiengesainfografik 11 12 0 132 144 156 816 1017 12 1814 19 20 16 18 Anzahl gehandelter Wohnungen in Tsd. A-Städte C-Städte Quelle: RIWIS, Immoscout Investmentvolumen in Mrd. Euro B-Städte D-Städte Quelle: bulwiengesa; * mehr als 50 Wohnungen Quelle: bulwiengesa Die Preise für Bestandswohnungen sind gegenüber dem Vor- Die Strategien der großen Bestandshalter differenzieren sich jahr um rund 11 % auf ca. 1.500 Euro/qm gesunken, da viele weiter aus. Während die LEG und die Peach Property weiter Deals in strukturschwachen Gegenden stattfanden. zukaufen, wollen Vonovia und Deutsche Wohnen eher neu bauen. Die größte Käufergruppe waren im vergangenen Jahr die bereits genannten börsennotierten Immobilienaktiengesell- Der stärkere Neubau ist auch eine Folge aus der höheren schaften. Institutionellen Investoren wie Versicherungen oder Regulierung von Bestandsmietverhältnisse. Seit 1.1.2019 kön- Pensionskassen, die über Spezialfonds oder direkt vor allem nen Modernisierungskosten bundesweit nur noch in Höhe von Neubauprojekte erwerben, sind aber weiterhin wichtige 8 % jährlich auf die Mieter umgelegt werden. Zudem gelten Player. für die Umlage von Modernisierungskosten Kappungsgrenzen. © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 Seite 9
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » Neubaumieten steigen trotz Corona-Krise weiter an » Steigende Mieten in Umlandgemeinden » Erschwinglichkeit sinkt Kaufpreise Eigentumswohnungen Berlin, Erstbezug, Euro/qm, 2008 bis 2022, ab 2019 Prognose Der seit über zehn Jahren anhaltende Anstieg der Mietpreise Die sogenannte „Erschwinglichkeit von Wohnraum“ stellt die setzte sich auch im Jahr 2020 fort. In den A-Städten Berlin, Relation von Mieten für eine standardisierte Wohnung (85 15.000 Stuttgart und München stiegen die Neubaumieten um mehr qm, normale Lage- und Ausstattungsqualität) zu den regio- als 50 % im Vergleich zu 2011 am stärksten. Die Gründe liegen nalen Einkommensverhältnissen, dem Haushaltsnettoein- in der geringen Neubautätigkeit und dem anhaltenden Zuzug. kommen, dar. 10.000 + - 5.000 0 o © bulwiengesainfografik Hamburg 2008 2013 2018 Bremen Max. Ø Min. Berlin Hannover Quelle: RIWIS Münster Dortmund Leipzig Vergleichswerte für Kaufpreise Düsseldorf Dresden Köln Tsd. Euro/qm Bonn Wohnfläche Ø Miete Neubau Whg. Euro/qm 2020 Objekt Frankfurt < 6.5 Gesamt 6.5 – 8 8 – 10 Mannheim Nürnberg 1 Zi. 10 – 14 Angebote Immoscout > 14 Karlsruhe 1,5-2 Zi. im Umfeld Stuttgart 2,5-3 Zi. München 3,5-4 Zi. o © bulwiengesainfografik 4,5+ Zi. RIWIS Berlin Durchschnittliche Neubaumieten 2020 Mietbelastung 2020 Quelle: bulwiengesa 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Quelle: bulwiengesa Quelle: RIWIS, Immoscout Der größte Zuwachs entfällt auf Städte abseits der Metropolen. Die Mietpreise steigen im Vergleich zu den Einkommen Die Spitzenreiter mit mehr als 90 % Mietpreisanstieg seit 2011 immer noch schneller. Dies zeigt auch das kontinuierliche sind Magdeburg, Heilbronn, Wolfsburg und Offenbach. Wachstum der Mietbelastung seit 2011. Bezogen auf die sieben A-Städte müssen in Düsseldorf nur 24,6 % des Haushaltsein- In den Umlandgemeinden der A-Städte nimmt die Miet- kommens für die Nettokaltmiete ausgegeben werden, wäh- preisdynamik ebenfalls Fahrt auf. Der Suburbanisierungstrend rend dieser Wert in München bei hohen 33,6 % liegt. Auch im nahm bereits in den vergangenen Jahren zu und wird durch Umland der großen Metropolen muss vergleichsweise viel die Corona-Krise verstärkt. Im Fokus stehen Orte mit einer bezahlt werden. Dieser Trend erklärt auch die stärkeren poli- sehr guten ÖPNV-Anbindung. tischen Eingriffe in den Wohnungsmarkt, die in den kom- menden Jahren noch zunehmen werden. Zusätzlich wirken Grundstücksknappheit, mangelnde Bauka- pazitäten und besonders die energetischen Anforderungen bei In den ländlichen Bereichen Ost- und Mitteldeutschlands liegt Neubauvorhaben preistreibend. Zudem rückt das Thema sozi- die Mietbelastung meist unter 20 %, zumal die stärkere Nach- aler Wohnungsneubau in den Fokus, welcher häufig über die frage nach Eigentum die Mietentwicklung bremst. freifinanzierten Einheiten querfinanziert werden muss. © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 Seite 10
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa »Neubau-Forward-Deals werden vielfältiger » Neubauinvestments stark gesucht » Kaufpreisfaktoren steigen deutlich Kaufpreise Eigentumswohnungen Berlin, Erstbezug, Euro/qm, 2008 bis 2022, ab 2019 Prognose Die Transaktionsanzahl von Neubauprojekten ist im vergan- Die durchschnittlichen Faktoren haben auf das 28-Fache genen Jahr trotz starker Verunsicherung durch die Corona- angezogen, wobei für die Sonderwohnprodukte in der Regel 15.000 Krise und einem faktischen Stillstand über mehrere Monate etwas geringere Vervielfacher gezahlt werden. Die geförderten stabil geblieben. und freifinanzierten Wohnungen werden dagegen immer teu- rer und beeinflussen so die Durchschnittskaufpreisfaktoren. 10.000 Mittlerweile werden auch wieder Aufschläge für Portfolios Verkaufsvolumen bezahlt. Mietwohnungsneubauinvestments* 5.000 2011 bis 2020 Ø Kaufpreis und Verkaufsfaktoren 120 60 Mietwohnungsneubauinvestments* 0 2011 bis 2020 110 55 o © bulwiengesainfografik Ø Investmentvolumen in Mio. Euro 1002008 2013 2018 50 6.750 30 Anzahl gehandelter Projekte 90 45 6.000 28 Ø Faktoren Neubauinvestments Max. Ø Min. 80 40 Kaufpreise in Euro/qm 70 35 5.250 26 Quelle: RIWIS 60 30 50 25 4.500 24 40 Vergleichswerte für Kaufpreise 20 3.750 22 30 Tsd. Euro/qm Wohnfläche 15 20 10 3.000 20 Objekt 10 Whg. 5 0 Gesamt 0 2.250 18 o © bulwiengesainfografik 111 Zi. 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Angebote Immoscout 1.500 16 Anzahl gehandelter Projekte o © bulwiengesainfografik 1,5-2 Zi. 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 im Umfeld Ø Investmentvolumen in Mio. Euro 2,5-3 Zi. Kaufpreise in Euro/qm Quelle: bulwiengesa, * mehr als 50 Wohnungen 3,5-4 Zi. Ø Faktoren Neubauinvestments o © bulwiengesainfografik 4,5+ Zi. Quelle: bulwiengesa, * mehr als 50 Wohnungen Infolge größerer Deals und steigender Preise ist das durch- schnittliche RIWIS Berlin Investmentvolumen auf 48 Mio. wieder gestiegen. Das „klassische“ Neubauinvestment hat aktuell 138 Einheiten Im Zuge der Corona-Pandemie ist der Nachfragedruck auf 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 mit rund 8.000 qm Wohnfläche. Wohnimmobilienprojekte noch mal gestiegen, so dass die Quelle: RIWIS, Immoscout Asset-Klasse als risikoarm eingeschätzt wird. Einige neue Der Trend zur Entwicklung von Quartieren mit mehreren Nut- Wohnfonds, auch speziell mit ESG-Ansätzen, sind aufgelegt zungsarten setzt sich fort. Immer häufiger werden Sozialwoh- worden, so dass der Preisdruck auch im Zuge der sehr niedri- nungen, Kitas und großflächige Einzelhandelsflächen im gen Zinsen und des geringen Angebots aktuell noch einmal Paket mit freifinanzierten Mietwohnungen erworben. Jeder 3. zunehmen wird. Verkauf umfasst mittlerweile geförderte Wohneinheiten. Erste Stand-Alone-Deals nur mit Sozialwohnungen finden statt. Der Nutzungsmix in den Entwicklungen steigt und die Zusammenarbeit zwischen Endinvestor und Projektentwickler » Grundstückspreise wirken besonders preistreibend beginnt immer früher, manchmal schon vor Baurechtschaf- fung. Im Zuge gestiegener Baukosten und explodierender Grund- stückspreise haben die Kaufpreise erneut zugelegt. Sie erhöh- Das Thema „Holzbau“ inklusive der Vorfertigung jenseits der ten sich auf fast 5.500 Euro/qm Wohnfläche im Jahr 2020. Die Baustelle kommt aktuell häufiger zur Sprache. Einige Projekt- oftmals teureren Mikro- und Seniorenapartmentprojekte tra- entwicklung beschäftigen sich damit intensiv. gen dazu bei. © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639 Seite 11
MARKTBERICHT 2021 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR WOHNIMMOBILIEN IN DEUTSCHLAND bulwiengesa » Fazit Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands ist immer noch Der steigende Flächenbedarf sowie weniger Präsenzzeiten im eng mit der Corona-Pandemie verknüpft. Die steigende Impf- Büro begünstigen den Speckgürtelboom, welcher sich in den quote und sinkende Fallzahlen lassen die Stimmung aktuell vergangenen Jahren bereits abzeichnete. Auch Städte in der 2. wieder steigen, so dass eine Erholung der Wirtschaft und der Reihe werden attraktiver, wenn eine sehr gute ÖPNV-Anbin- Immobilienbranche für das laufende Jahr erwartet wird. dung vorhanden ist. Auch der Aufwärtstrend der deutschen Immobilienbranche der Die Corona-Krise hat insgesamt die Relevanz des Wohnens letzten Jahre wurde durch die Corona-Krise eingetrübt, jedoch gestärkt und die Zahlungsbereitschaft ist gestiegen. Die sind die Einflüsse auf die Segmente unterschiedlich. Auswir- Wohnort- und Wohnqualität werden wichtiger. Die Nachfrage kungen auf Wohnungsinvestments und wohnungswirtschaft- nach mehr Fläche, einem Balkon oder Garten nimmt zu. liche Projektentwicklungen sind im Vergleich zu anderen Asset-Klassen kaum vorhanden. Ein wichtiges Thema abseits der Corona-Krise ist die Verab- schiedung der EU-Taxonomie und die beschlossene Offen- Wohnimmobilien sind für institutionelle Anleger aufgrund legungsverordnung der ESG-Kriterien. Energetisches Sanieren niedriger Zinsen und mangelnder Anlagealternativen aktuell und Bauen werden vor diesem Hintergrund stärker an Bedeu- attraktiv und werden immer teurer. Die Angst vor steigenden tung gewinnen und politisch forciert. Konträr dazu wirkt die Zinsen verunsichert jedoch den Wohnungsmarkt. Alternative Absenkung der Modernisierungsumlage. Investments würden dann wieder besser verzinst und der Wohnungsinvestmentmarkt könnte darunter leiden. Positiv für den Wohnungsmarkt war das Kippen des Berliner Mietendeckels. Im Zuge der Bundestags- und Berlinwahlen Langfristig werden weiterhin steigende Mieten und Kaufpreise werden aber neue Regulierungen erwartet. Es kündigt sich erwartet. Bei den Kaufpreisen könnten mittelfristig bei stark bereits das Baulandmobilisierungsgesetz an, wodurch Pla- steigenden Zinsen Seitwärtsbewegungen eintreten. Es ist aber nungsprozesse komplexer sowie langwieriger werden. Regu- von Disparitäten zwischen gefragten und weniger attraktiven lierungen, energetische Ansprüche sowie die Realisierung von Lagen auszugehen. mietpreisgebundenen Einheiten und sozialer Infrastruktur machen „normale“ Wohnungen immer teurer. Der Homeoffice-Arbeitsplatz hat durch die Corona-Krise an Bedeutung gewonnen. Flexible Arbeitsmodelle mit partiellen Der wichtigste langfristige Einflussfaktor auf den deutschen Homeoffice-Lösung gelten als wahrscheinliches Post-Covid Wohnimmobilienmarkt bleibt jedoch der demografische Wan- Szenario. Die Einrichtung eines Arbeitsplatzes im Privaten del. Dieser wird die Wohnungsnachfrage nachhaltig verän- wird dadurch ein Zukunftsthema in der Wohnraumgestaltung. dern. Hier muss zwischen Ost und West sowie Stadt und Land differenziert werden, da sich die Entwicklungen in den einzel- nen Regionen unterschiedlich auswirken. Urheberrechtlicher Hinweis Vervielfältigungen, Veröffentlichungen und Weitergabe von Inhalten an Dritte in jeglicher Form sind grundsätzlich nur mit vorheriger schriftli- Die in diesem Gutachten vorgelegten Ermittlungen und Berechnungen cher Genehmigung der bulwiengesa AG und nur mit Angabe der Origi- sowie die durchgeführten Recherchen wurden nach bestem Wissen und nalquelle gestattet. Ausgenommen ist die Verwendung des Gutachtens mit der nötigen Sorgfalt auf der Grundlage vorhandener oder in der oder Teile davon für Vermarktungsprospekte, hier ist ausnahmslos die Bearbeitungszeit zugänglicher Quellen erarbeitet. vorherige schriftliche Einwilligung der bulwiengesa AG einzuholen. Eine Gewähr für die sachliche Richtigkeit wird nur für selbst ermittelte Interpretiert und bewertet werden die Ergebnisse vor dem Hintergrund und erstellte Informationen und Daten im Rahmen der üblichen Sorg- der Erfahrungen der bulwiengesa AG in ihrer deutschland- und europa- faltspflicht übernommen. Eine Gewähr für die sachliche Richtigkeit für weiten Forschungs- und Beratungstätigkeit. Daten und Sachverhalte aus dritter Hand wird nicht übernommen. Berlin, 4. Juni 2021 Die Ausfertigungen dieses Gutachtens bleiben bis zur vollständigen Bezahlung des vereinbarten Honorars unser Eigentum. Das Gutachten bulwiengesa AG ist urheberrechtlich geschützt und bei der bulwiengesa AG registriert. Wallstraße 61 Alleine der Auftraggeber ist berechtigt, das Gutachten oder Auszüge 10179 Berlin davon (diese jedoch nur mit Quellenangabe) für die gemäß Angebot/ Tel. +49 30 27 87 68-0 Auftrag vereinbarte Zweckbestimmung weiterzugeben. Fax +49 30 27 87 68-68 www.bulwiengesa.de © bulwiengesa AG 2021 – P2105-7639
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