Fachtag Festivals Dokumentation - 9. März 2019 - Dokumentation Dokumentation zum ...
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[2] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Danke! Liebe Festival-Macher*innen, hinter uns liegen zwei spannende Fachtage mit inspirierenden Vorträgen, synergiebrin- genden Begegnungen und regen Diskussio- nen rund um das Thema der ökologischen, sozialen und medialen Nachhaltigkeit. Wir haben einen Stein ins Rollen gebracht und einen Auftakt für die Schaffung eines gemeinsamen Festival-Sprachrohrs auf Bundesebene geboten. Wir haben bereits von geplanten Koopera- tionen unter Festival-Macher*innen gehört und freuen uns auf die Entwicklung der vielversprechenden Festival-Plattform. Wir bedanken uns für Eure Impulse und die aktive Teilnahme. Wir freuen uns auf die nächste Ausgabe. Das Musikland Team Dank gilt allen Referent*innen & Teilnehmenden dem Musikland Niedersachsen Team sowie in besonderem Maße Frau Prof. Dr. Gabriela Jaskulla Herrn Ingo Tessmer und Herrn Prof. Dr. Thomas Berger der Fachhochschule des Mittelstands Hannover
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [3] Aktuell Online Festivalkarte Jetzt noch euer Festival eintragen und die Vielfalt der niedersächsischen Festivals online entdecken www.musikfestivals-niedersachsen.de PopMeeting Der Kongress für Popkultur in Niedersachsen 14. und 15. Mai | musa, Göttingen https://popmeeting-nds.de Jahreskonferenz Musikland Niedersachsen 12. November | Kulturzentrum Pavillon, Hannover mehr Informationen bald unter: musikland-niedersachsen.de
[4] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Anmerkung: Die Dokumentation stellt ein Resümee der wichtigsten Inhalte der Vorträge und Diskussionen dar. Sie hat nicht den Anspruch die Sit- zungen wortwörtlich wiederzugeben. Für weitere Nachbereitung stehen die Präsentationen der Refe- rent*innen zum Download zur Verfügung. Alle Teilnehmenden haben den Link per Mail erhalten. Weitere Anfragen an info@musikland-niedersachsen.de Freitag, 8. März 2019 What‘s next? Dokumentation – Inhalte Gegenwart und Zukunft der Festival-Landschaft 6 Podiumsdiskussion mit Fachtag Festival 2019 Axel Ballreich (LiveKomm) Tobias Wolff (int. Händel Festspiele & Mitglied im Deut- schen Bühnenverein) Nachhaltig verändern. Mit diversem LineUp zu mehr Toleranz 10 Best Practice mit Konstantin Udert (DETECT Festival, Funkhaus Berlin Events GmbH // junge norddeutsche philharmonie) Nachhaltig veranstalten. Mehr als eine Worthülse 12 Impuls von Jonas Gudegast (SummerSounds) Nachhaltig auf der sicheren Seite. Der rechtlich richtige Umgang mit Ehrenamtlichen und Kurzfristig Beschäftigten 16 Vortrag von Axel Ballreich (LiveKomm) Nachhaltig sichtbar. Dos and Don‘ts der Medienpräsenz von Festivals 19 Vortrag von Katrin Eisenträger (Institut für Musik HS Osnabrück // Kulturjournalistin) GEMA Neuigkeiten, Änderungen, FAQs 21 mit Axel Ballreich (LiveKomm)
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [5] Samstag, 9. März 2019 Kompetenzen vernetzen, Ressourcen teilen. Was braucht ein Social Network für Festival-Macher*innen? 22 Zukunftswerkstatt mit Jannis Burkardt (Höme // Fuchsbau Festival) Von der Theorie in die Praxis. Nachhaltig veranstalten ganz konkret 26 Workshop mit Jonas Gudegast (SummerSounds) Join the team. Ehrenamtliche Helfer*innen für die Festivalplanung gewinnen Dokumentation – Inhalte Fachtag Festival 2019 30 Vortrag von Katharina Brüntgens (SNNTG Festival) Mission: Zukunft verändern. Das Futur 2 Festival als Laborplatz für nachhaltige Open-Air-Events 32 Vortrag von Björn Hansen (Futur 2 Festival, Morgenwelt GmbH) Diskurs auf dem Dancefloor? Welche politische Verantwortung haben Festival-Veranstalter*innen? 34 Vortrag von Jannis Burkardt (Höme // Fuchsbau Festival) Markus Blanke (Rocken am Brocken // AK Festival Kombinat LiveKomm) Weitere Infos zu nachhaltigem Veranstalten 36
[6] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 What‘s next? Gegenwart und Zukunft der Festival-Landschaft Podiumsdiskusson Die Festivalkultur wächst und differenziert sich immer stärker aus. Mit der LiveKomm, dem Deutschen Bühnenverein und weiteren, vertreten mehrere Bun- desverbände die Interessen der vielfältigen Szene und vernetzen ihre Mitglieder auf Landes-, Bundes und europäischer Ebene. Auf Bundesebene gesprochen, gibt es noch erhebliche Unterschiede in der über- geordneten Repräsentation und strukturellen Organisation der Festivals der Po- pular- und Klassischen Musik. Wir haben mit Axel Ballreich, stellvertretender Vor- sitzender der LiveKomm und Tobias Wolff, Mitglied im Deutschen Bühnenverein Axel Ballreich gesprochen, um zu erfahren was die Institutionen leisten und was die zukünftigen LiveKomm Aufgaben sind. Zu Gast auf dem Podium: Axel Ballreich und Tobias Wolff Moderation: Jasmine Klewinghaus Klewinghaus. Die LiveKomm repräsentiert als Netzwerk mehr als 530 Musikclubs und Festivals in über 100 Städten und Gemeinden und ist somit eine nicht mehr wegzudenken- de Institution der Festival Landschaft. Was sind die Aufgaben der LiveKomm und des Arbeitskreises ‚Festivalkombinat’? Ballreich. Die LiveKomm startete ihre Arbeit 2012. Ihr Ziel ist die politische und soziale Repräsentanz, aber auch die ideelle und finanzielle Unterstützung von Livemu- Tobias Wolff sik-Spielstätten der Popularmusik-Szene. Der Hauptkontaktkreis der LiveKomm Int. Händel-Fest- ist dabei der freien Szene zuzurechnen. spiele Göttingen Ein weiteres Ziel ist daher die Qualifizierung. Die LiveKomm stellt Berater*innen und ein starkes Netzwerk bereit, um hier Wissen weiterzugeben. Mitglieder der LiveKomm können stets an diese herantreten und nach Auskunft/ Unterstützung fragen. Im letzten Jahr erfolgte der Zusammenschluss des Arbeitskreis (AK) Festivals mit dem FestivalKombinat zum ‚AK Festivalkombinat’ innerhalb der LiveKomm. Das FestivalKombinat trumpfte in der Vergangenheit bereits mit vielen Ideen und ei- nem guten Netzwerk auf, hatte aber für ihre Anliegen keine adäquaten Struktu- ren. Die Möglichkeit die Strukturen der LiveKomm hierfür zu nutzen war daher eine WinWin Situation. Die LiveKomm hat dieses Jahr zudem Fördergelder der Initiative Musik erwor- ben, mit dem Ziel, vermehrte Mitgliederakquise zu betreiben, um die politische Schlagkraft des AKs nachhaltig zu erhöhen. Erklärtes Ziel ist es, auf Bundes- als auch Landesebene als Sprachrohr für die freie Festival-Szene zu fungieren und politisch mehr für Festivals bewegen zu können. Es gibt die Hoffnung Ende des Jahres entsprechend weiter zu sein.
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [7] Klewinghaus. Die freien Festivals haben ihr Sprachrohr gefunden und die LiveKomm setzt ihren Auftrag seit einigen Jahren gewissenhaft um. Schaut man auf die Klassik-Szene, muss man feststellen, dass diese auf Bundesebene noch nicht organisiert ist. Es gibt de facto keinen zentralen Ansprechpartner oder Zuständigen und das macht es besonders auf politischer Ebene natürlich schwerer denn je Forderungen Ge- hör zu schaffen und durchzubringen. Ein Austausch zu klassikrelevanten Themen von Festival-Macher*innen für Festival-Macher*innen ist außerdem unglaublich wertvoll und eigentlich unerlässlich. Könntest du uns ein paar Worte zu der jetzigen Organisation der Festival-Sze- ne sowie zu den damit einhergehenden Herausforderungen sagen? Wolff. Die Klassik-Festival-Szene weist im Gegensatz zur freien Szene der Popularmusik noch keine übergeordnete Struktur auf. Es scheitert bereits an der Frage wer die Festivals zu politischen Anlässen repräsentiert. Es gibt bisher keine klaren Man- date für öffentliche Termine. Deutsche Festivals treten vermehrt europäischen Netzwerken wie der REMA (Netzwerk Alte Musik Festivals in Europa) oder der Europäischen Festival Vereini- gung bei, um sich auch auf deutscher Ebene vernetzen zu können. Um dies zu verändern, haben mehrere Akteure einen Stammtisch gegründet, der zunächst einem informellen Austausch dient. Dies ist jedoch bereits mit einem hohen Aufwand verbunden, sodass leider eingestanden werden muss, dass es keine weiteren Energien für neue und weiterführende Netzwerkarbeit neben dem laufendem Betrieb gibt. Das Ergebnis war immerhin eine Sondierung der Frage: Welche Interessenvertre- tungen gibt es überhaupt? Der BDKV (Fusion von VDKD und BDV) ist wichtig, jedoch als Zusammenschluss aller Konzertdirektionen und großen Festivals aus dem Unterhaltungsbereich durch die unterschiedlichen Interessen von Agenturen und Veranstalter*innen nur begrenzt als Netzwerkplattform und Interessenvertretung der Klassik-Fes- tivals geeignet. Die Inhalte sind hierdurch oftmals zu weit vom tatsächlichen Klassikbetrieb entfernt. Der ehemalige BDV wies zudem insgesamt nur begrenzt inhaltliche Arbeit auf, sondern fungierte vornehmlich als ein Zusammenschluss für Rabattierungen und ähnliches. Es gibt im Klassikbereich also eine Doppelvertretung durch BDKV und Deutschen BühnenVerein (DBV) . Das aktuelle Ziel ist es daher, einen Verein zu etablieren, um einen gemeinsame Stimme zu haben. Festivals kommen auf Bundesebene nicht vor, obwohl es eine wirklich reichhaltige Klassikszene bundesweit gibt. In der Netzwerkarbeit steht daher eine Motivation und Verpflichtung der existieren- den Festivals im Fokus, bundesweit Verantwortung zu übernehmen. Der DBV bietet für die int. Händel-Festspiele, als Opernfestival, klarere Anknüp- fungspunkte, da dort ein Netzwerk für Kooperationen im Schauspiel und Opern- bereich vorhanden ist. Es hat sich dabei aber auch gezeigt, dass der DBV die Türen für alle Festivals weit öffnet. Diese Gelegenheit haben auch bereits viele genutzt, aber nicht so viele, wie für die reichhaltige Landschaft repräsentativ wären. Wichtige Anliegen innerhalb des DBV sind KnowledgeSharing (bspw. zu Soft- warelösungen etc.), aber auch Netzwerkarbeit und eine politische Vertretung.
[8] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Der DBV ist von seiner Ausrichtung her ein Arbeitgeberverband – daher gibt es What‘s next? – Gegenwart und Zukunft einen Unterschied zwischen ordentlichen (tarifverhandelnden) und außerordent- lichen Mitgliedern. Abseits davon sind interessengerichtete Arbeitskreise für alle Mitglieder eingerichtet. Momentan arbeitet man an einer Satzungsänderung für die Nennung von Festivals und anderen Interessengruppen. Klewinghaus. Die Notwendigkeit sich in einem Arbeitskreis zu engagieren und ihn hierdurch erstarken zu lassen, ist mehr als offensichtlich und in unseren Augen sehr bedeu- tend. Was hält Festivals vom Eintritt ab und gibt es noch andere Vorteile, die ein Festival mit dem Eintritt in den Bühnenverein erhält? der Festival-Landschaft Wolff. Probleme, die Festivals davon abhalten beizutreten, sind u.a. Gebühren, aber auch vorhandene Strukturen bspw. durch institutionelle Verknüpfung oder Förderung. Es wird weiter daran gearbeitet diese Barrieren abzubauen. Weitere Vorteile durch eine Mitgliedschaft im DBV sind Rechtsberatung, Vertrags- vorlagen, Fortbildungen bspw. zu Urheberrecht, Personal, Datenschutz, ein star- ker Netzwerkgedanke, eine politische Repräsentation (der DBV wird mehr gehört, als ein eigenständiger Stammtisch), eine gut funktionierende Pressestelle inkl. Ausschnittsdienst. Ballreich. Parallel dazu bietet die LiveKomm praktische Vorteile wie einen GEMA-Rabatt und Unterstützung im Kontakt mit der Verwertungsgesellschaft, Einkaufsvorteile, Rechtsberatung (eine Erstberatung ist immer umsonst) aber auch Hilfestellung für Probleme mit Sicherheitskonzepten, Lärmschutzauflagen oder ähnlichem. Klewinghaus. Im Ergebnis zeigt sich, dass es zwar um unterschiedliche Szenen und Inhalte geht – sich aber die Bedarfe im Endeffekt stark ähneln. Läge es nicht nahe, dass die Institutionen auf politischer Ebene gemeinsam agieren, um eine größere Hebel- wirkung in der Politik zu haben? Die Option, Synergien zwischen LiveKomm und DBV zu nutzen, wird von beiden Parteien befürwortet. Axel Ballreich äußert die Möglichkeit gemeinsame Strategi- en zu entwickeln und sich evtl. zweimal im Jahr zusammenzusetzen. Tobias Wolff befürwortet dies und plädiert für die Integration des BDKV.
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [9] Klewinghaus. Das Oberthema dieses Fachtags ist Nachhaltigkeit. Inwiefern fließt Nachhaltig- keit in eure Arbeit mit ein und wie können die Festivals selbst aktiv werden, um Euch auf dem Weg der Umsetzung der Nachhaltigkeit und der Stärkung der Institution selbst zu unterstützen? Ballreich. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein wichtiges Thema aus ethischer sondern auch aus geschäftlicher Sicht. Es gibt nicht nur eine wachsende Zielgruppe für solche Kon- zepte sondern auch immer mehr Forderungen von Seiten der zuständigen Ämter. Das Thema ist außerdem gesamtgesellschaftlich sehr präsent und somit ein guter Hebel für politische Ziele. Wolff. Schließt sich daran an und ergänzt dies um den Wunsch sich der Nachhaltigkeit solcher Fachtreffen wie heute klar zu werden: Politische Positionen können nur so, durch den gemeinsamen Austausch bezogen werden. weiterführende Links der Festival-Landschaft What‘s next? – Gegenwart und Zukunft https://www.livemusikkommission.de/livekomm/schwerpunkte/ http://www.buehnenverein.de/de/verband/ziele-und-aufgaben.html
[10] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Nachhaltig verändern. Mit diversem LineUp zu mehr Toleranz Vortrag // Best Practice DETECT CLASSIC FESTIVAL Klassik ohne Klunker... DETECT ist ein Kreativlabor junger Menschen, die nicht alles so lassen wollen, Konstantin Udert wie es ist: Neugierige, Hinterfragende, Visionäre und Leute, die gute Klassik ohne DETECT Festival // Klunker feiern wollen. junge norddeutsche CLASSIC steht für Solo-Performances, Live-Electronica-Acts, Orchester und die Philharmonie Anerkennung des Bewährten. FESTIVAL heißt ein Wochenende voller Musik, Bands, DJs und Inspiration durch Talks, Workshops und Ausstellungen. Ein Festival mit Klassik, Camping und Dosenbier? Mit kompakter Dramaturgie und diversem Line-Up wird klassische Musik neu in Szene gesetzt. Einleitung Das Team des DETECT versteht sich in erster Linie als Freundeskreis, noch mehr als ein Team. Gemeinsam möchten sie weg von dem Gedanken der Klassik als reproduzierte Exklusivität. Viele Projekte der jungen norddeutschen Philharmonie ähnelten mit Hinblick auf ihre Organisationsstrukturen bereits kleinen Festivals. Daraus entwickelte sich die Frage: „Warum gibt es eigentlich kein Festival mit Dosenbier, Camping und klassischer Musik?“ Prompt war das DETECT geboren. Was heißt überhaupt Diversität und Toleranz im LineUp? Vermutlich etwas erleben, was nicht typisch ist. Eine Toleranz muss inhaltlich ge- lebt werden und ist die Basis von allem. So geht es beim DETECT vor allen Dingen darum Exklusivität abzubauen und sich zu öffnen. Dabei ist der Umgang mit der Musik entscheidend. Udert: „Die Musik finden wir gut, aber wir lehnen den dazugehörigen Habitus ab“. Statt wie in klassischen Kon- zerthäusern zu vermitteln ‚wie man mit der Musik umzugehen hat’, wann man ‚klatschen darf’ und ‚was wie zu verstehen ist’, spricht das DETECT eine Einladung zur Deutungsfreiheit aus und möchte dazu ermutigen Fragen zu stellen. Die Frage zu stellen: „Wo steckt überall Klassik drin und was gibt uns diese Mu- sik?“ ist für alle Zielgruppen und Kontexte relevant. Denn Zeitlosigkeit geht alle etwas an! Das DETECT setzt entsprechend auf 3 Säulen des LineUps: Klassische Klassik Progressive Klassik Nicht-Klassik, die die Frage stellt - Wo liegt die Klassik hierin? Für zukünftige Ausgaben ist auch die Ergänzung um ein nicht-musikalisches LineUp geplant.
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [11] Die ersten zwei Ausgaben fanden in Berlin statt und sprachen ein entsprechen- des Nischenpublikum an. In 2019 öffnet sich das DETECT daher einer weiteren Publikumszielgruppe: Für die neue Ausgabe in Neubrandenburg kooperiert das DETECT mit den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, die sehr etabliert sind, aber in der Altersstruktur ihres Publikums kaum u50-Personen erreichen und be- geistern. Die Herausforderung der Diversität findet sich somit sowohl in der heterogenen Zusammenstellung der Besucher*innen wieder wie auch in der Organisations- struktur: Die schlanken Hierarchien des ‚Etablierten’ treffen auf den Kollektivge- danken der ‚jungen Klassikszene’. Unweigerlich entstehen durch die neuen Strukturen auch Chancen für die etab- lierte Klassikszene und Musiker*innen und Teams aus der freien Szene. Zwangs- weise erfordert dies die Auseinandersetzung mit einem Konzept von Toleranz ge- genüber des Ungewohnten, Unbekannten und anders Arbeitenden. Wenn sich die Klassikszene für freiere Strukturen öffnet, besteht am Ende die Hoffnung nicht nur ein Festival zu etablieren, sondern etwas in der gesamten Veranstalterszene loszutreten, das sich verselbstständigt. Offene Fragerunde Wie ist der Diversitätsbegriff innerhalb des Teams definiert und welche Rege- lungen werden von DETECT getroffen, um Diversität umzusetzen? Udert. Es existieren keine Quoten. Das Thema ist im Team auch noch sehr jung und der Vortrag war eine Zusammenfassung erster Gedanken zu dem Thema. Es gilt auch festzuhalten, dass strenge Diversität in den Anfangsphasen eines Projekts nicht immer mit Effizienz-Gedanken zu vereinen ist. An welches Publikum richtet sich das DETECT und wie wird das Publikum me- dial erreicht? Udert. Die bisherigen Ausgaben hatten ein sehr unterschiedliches Publikum. Von Inter- essierten für Orchestermusik, die evtl. durch die „klassischen“ Konzerte der jnp bereits Kontakt hatten, über Neugierige für jede Form von Avantgarde-Projekten, bis hin zu den Akteuren der jungen Klassikszene, der bisher eine klare Repräsen- tation fehlt. Es muss aber auch festgestellt werden, dass mit den bisherigen Aus- gaben kein klassikfernes Publikum angesprochen wurde. Es ist das erklärte Ziel mit der Bewegung in die Fläche weniger intellektuell zu werden und kein reines Nischenprojekt mehr zu sein. Links https://festspiele-mv.de/festspiele-entdecken/programmschwerpunkte/detail/ theme/detect-classic-festival/ https://www.facebook.com/detectclassic/
[12] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Nachhaltig veranstalten. Mehr als eine Worthülse Vortrag Klimaerwärmung, Plastikinseln im Pazifik, Kohleausstieg, Arbeits- und Gesund- heitsschutz – die öffentlichen Debatten rund um verschiedene Dimensionen der Nachhaltigkeit sind allgegenwärtig. Dabei ist ein nachhaltiges Profil für viele Branchen mittler- weile zu einer Frage des qualifizierten Überlebens geworden. Inwiefern betrifft das Thema nun auch Festivals und deren Management? Welche Steuerungsmöglichkeiten gibt es? Und wo liegen die Potentiale einer nachhalti- gen Festivalausrichtung? Jonas Gudegast SummerSounds Im Vortrag werden diese Fragen aufgegriffen und sowohl erste Antworten, als auch Impulse für die weitere Beschäftigung, sowie Anlaufstellen und Argumente für eine nachhaltige Veranstaltungsausrichtung gegeben. Viele weiterführende Quellen und Informationen finden sich in der Präsentation Einleitung Jonas Gudegast studierte Nachhaltigkeit ist heutzutage ein inflationär genutzter und sehr verschieden nach einem abgeschlos- gedeuteter Begriff. Der Vortrag soll eine Annährung an den Begriff und seine senen Ingenieurstudi- Relevanz für Festivalveranstalter*innen geben. um Kulturmanagement in Bremen, mit Schwer- Was ist Nachhaltigkeit? punkt in der nachhaltigen Organisation von Festivals. Die erste Definition findet sich 1972 im Rahmen einer Konferenz in Stockholm Neben einer Konzertreihe zum Thema Umweltschutz und Klima als erster Impuls. leitete er in der Vergangen- Sustainability wird dort definiert als ein Zustand, der jetzige Bedürfnisse deckt heit verschiedene Bandpro- ebenso wie die gleichgroßen Bedürfnisse folgender Generationen. Bei der Um- jekte und war Vorstands- setzung dieser Prämisse entstehen jedoch schnell Interessenkonflikte und Wi- vorsitzender des Bremer dersprüchlichkeiten. Jazzchors e.V. Somit folgt die Entwicklung der Idee eines nachhaltigen Managements: Wirt- Seit 2017 verantwortet er schaften als Art Umwelten zu erhalten. beim Festival Summer- Die Agenda 2030 wird von fast allen UN Staaten unterzeichnet: Diese definiert Sounds in Bremen den Be- 17 Ziele, die Konsens sind und bis 2030 von allen Kommunen umgesetzt werden reich Nachhaltigkeit. müssen. Im klassischen Modell besitzt Nachhaltigkeit 3 Säulen: Ökologie, Soziales, Öko- nomie. Neue Überlegungen erweitern dies um den Kulturbegriff: Kultur als Frage ‚Wie wollen wir leben? Wie können wir damit umgehen?’ Warum ist Nachhaltigkeit wichtig? Ökologie Die Formel impact = population × affluence × technology (I=PAT) macht deut- lich, dass unser Impact immer weiter wächst und der Earth-Overshoot-Day, an dem alle Ressourcen, die unser Planet in einem Jahr bereitstellt aufgebraucht sind, immer weiter nach vorne rückt. Ressourcenknappheit ist somit ein ernst- haft drohendes Szenario.
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [13] Soziales Themen wie Gesundheitsschutz, Teilhabe und Sicherheit sind essenzielle Be- standteile des friedlichen und guten Zusammenlebens. Ökonomie Vertrauen, Flächen, Rechtssicherheit, Sicherung der Einnahmequellen auch durch Sichtbarkeit, Möglichkeiten neue Förderungen zu erschließen, sind alles begrenzte und schützenswerte Ressourcen mit denen bewusst gewirtschaftet werden muss. Wo ist der Bezug zu den Festivals? Festivals haben eine gesellschaftspolitische Bedeutung und durch ihre zeitliche Begrenztheit immer eine besondere Rolle in der Öffentlichkeit. Es besteht die Möglichkeit, genau diese Rolle zu nutzen. Als Leuchtturm, mit Schrittmacherfunktion und als Impulsgeber. Das Wirken strahlt in alle Richtun- gen, sei es mit Hinblick auf Besucher*innen, Dienstleister*innen oder Kooperati- onspartner*innen durch die großen Netzwerke, die Festivals besitzen. Durch die Periodizität haben Festivals zudem ganz bewusst die Möglichkeit, ein Versuchslabor für neue Ansätze zu sein. Viele Ziele der Agenda 2030 decken sich auch tatsächlich mit den Möglich- keiten, die ein Festival gestalten kann. Dazu kommt, dass die Zielgruppen von Festivals tendenziell eher aufgeschlossen und daher gut für neue Themen zu begeistern sind. Wie lässt sich eine Veranstaltung nachhaltig gestalten? Einige Beispiele: o Energieverbrauch und Ressourcenschonung -> Muss es der Plastikbecher sein? Was ist wirklich nachhaltiger? - Es muss nicht immer die als ‚Alter- native’ beworbene Lösung sein. o Soziale Aspekte? Gemeinsame Beschaffung? o Kommunikationsfläche für andere Projekte nutzen -> Bildungsarbeit leisten (Bildung für nahhaltige Entwicklung) >> Es wird deutlich, dass es zwei Dimensionen gibt: Sowohl das eigene Event wei- terzuentwickeln, als auch gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen Existierende Konzepte zum nachhaltigen Management Es gibt viel Literatur zum allg. Nachhaltigkeitsmanagement, jedoch wenig zu Nachhaltigkeitsmanagement im Kontext der Festivals. Für das operative Ma- nagement sind hingegen einige Leitfäden für Festivalmacher*innen vorhanden (siehe Literaturliste).
[14] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Best Practice FKP Scorpio: Nachhaltig veranstalten. Mehr als eine Worthülse Bei den Großveranstaltungen zeigte sich mit aller Deutlichkeit ein Müllproblem, welches in einem deutlichen Vertrauensverlust für Veranstalter*innen und Ver- anstaltung mündete. Die Veranstaltungen wurden somit zu einem ökonomischen und ökologischen Problem. Statt einer reinen Problemvermeidung entwickel- te FKP Scorpio eine Nachhaltigkeitsstrategie, sodass intern inzwischen mehr Verantwortungsbewusstsein vorherrscht. Eine Veränderung der bestehenden Strukturen war notwendig, die auch die Partner*innen involvierte. Die Herausforderung bestand dabei in der Ausarbeitung einer Kommunikations- strategie, die den Umschwung der Haltung verdeutlichen sollte, aber auch in der Frage danach, wie man auch Besucher*innen mit dieser neuen Haltung erreicht. Unter Ausnutzung der eigenen Marktmacht konnte FKP Scorpio so neue Kon- zepte etablieren – Beispiele s. Folie. Zu den Herausforderungen kommen zudem fundamentale Festival Fragen. die die Gedanken zur Nachhaltigkeit beeinflussen. o Gibt es uns nächstes Jahr noch? o Wer arbeitet weiterhin für das Festival? o Fehlende Datenbasis (bedingt durch deutlich kleinere Netzwerke) Best Practice SummerSounds Müll: Ein Festival mit deutlich komplexeren Organisationsstruktur als das ökono- misch-hierarchische FKP Scorpio, jedoch mit einer ähnlichen Herausforderung: Müll. Lösungsansätze können hier sein: o Die Kooperation mit einer Umweltorganisation für eine Abwaschstraße, die dazu ermutigt Mehrweg-Geschirr zu nutzen und zugleich das Thema kommuniziert. (Siehe Beispiel Abwaschstraße SummerSounds) o Die Erhebung weiterer Festival Nachhaltigkeitsdaten, aus denen ein Nach- haltigkeitsstrategiepapier erarbeitet wird, das sowohl in die Politik als auch an Besucher*innen kommuniziert werden kann. Sowie ganz allgemein: o Die Kooperationen mit Institutionen wie Sounds For Nature, GoGroup, LiveKomm, Fuchs&Hirsch und Co. o Hinzuziehen von Fachliteratur (siehe Literaturliste). Die Erfahrung des SummerSounds zeigt: Das Thema trifft immer weiter auf Reso- nanz. Nichtsdestotrotz bleibt die Herausforderung bestehen: Wie kriegen wir den Müll weg? Der Weg zur nachhaltigen Veranstaltung verlangt viel Arbeit! Es soll aber ausdrücklich dazu ermutigt werden auch mit kleinen Schritten anzufangen. Offene Fragerunde: Anmerkung einer*s Teilnehmenden: Viva Con Agua ist bspw. nicht regional – Marken sind nicht immer automatisch nachhaltig, häufig gibt es Konflikte, bei denen man sich informieren und abwägen muss.
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [15] Anmerkung einer*s Teilnehmenden: Das Konzept der Sommerlichen Musiktage Hitzacker in Kooperation mit Leu- phana Uni ist ebenfalls eine Recherche wert (siehe Literaturliste am Ende der Dokumentation). Frage: Gibt es Zertifikate? Was muss man dafür tun? Gibt es finanzielle Hilfe dafür? Gudegast. Zertifizierung gab es von Sounds for Nature, die Zertifikate sind aller- dings nicht mehr aktuell. Es gibt außerdem eine ISO-Norm, danach ließe sich ebenfalls zertifizieren. Es gibt keine dezidierten Töpfe dafür, sich zertifizieren zu lassen. Über die zu- ständigen Umweltbehörden wäre es unter Umständen möglich. Es gibt hier eine Chance zur Mitgestaltung bei dem Thema der nachhaltigen Veranstaltungen, da der gesamte Bereich neu entsteht. Es sollte der Mut bestehen, auch außerhalb der etablierten Kulturförderung zu suchen. Anmerkung einer*s Teilnehmenden: Zum Thema der Förderung: Aktuell ist man in einer Phase des Brainstorming für Fördermöglichkeiten. Der Input von allen Interessierten und Beteiligten ist not- wendig. Das SummerSounds ist bspw. im Bewerbungsprozess beim Umweltse- nator. Frage: Wie kann man mit Hinblick auf das Marketing mit solch „unbequemen“ Themen umgehen, ohne das Thema mit dem „erhobenen Zeigefinger“ zu kom- munizieren? Gudegast. Der erhobene Zeigefinger führt oft in die Greenwashing- Falle, da jede Imperfektion sofort zur Hybris umgedeutet werden kann. Jonas Gudegast schlägt daher vor, den Prozess nicht als abgeschlossen darzu- stellen, sondern Nachhaltigkeit immer als ein Diskussionsangebot zu etablieren. Die größte Herausforderung liege aber immer in der Kommunikation. Mehr als eine Worthülse Nachhaltig veranstalten. Anmerkung einer*s Teilnehmenden Das Thema ist sehr vielschichtig: Land, Bund, Europa, Kulturämter, Umweltämter. Es gibt eine unglaubliche Informationsvielfalt, aber noch keine festen Informa- tionskanäle. Daher muss man sich auch an neue Tische wagen und braucht Zeit, um in die neuen Strukturen hineinzufinden. Das Thema ‚Nachhaltigkeit und Festivals‘ kommt aber nicht nur langsam auf verschiedene Tische, sondern wir sollten uns das Thema ganz aktiv auf den Tisch ziehen. Die GoGroup und die LiveKomm sind hier als Beratungsstelle immer wichtige Ansprechpartner. Anmerkung: Finanzierung von Nachhaltigkeit. Es lässt sich immer auch Fragen: Wie viel kostet eigentlich der Müll? Damit kann man auch mal in die Selbstana- lyse gehen. Jonas Gudegast führt weiter aus: Eine Umstellung bei Müllfragen ist bspw. sicher noch nicht profitabel möglich, FKP Skorpio schafft es bspw. gerade mal das kostendeckend umzusetzen. Mit Sicherheit wird sich dabei aber viel verändern, wenn immer mehr Leute an diesem Strang ziehen.
[16] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Nachhaltig auf der sicheren Seite. Der rechtlich richtige Umgang mit Ehrenamtlichen und Kurzfristig Beschäftigten Vortrag & offene Fragerunde Ehrenamtlich oder kurzfristig beschäftigt? Helfer*innen mit Getränkegutscheinen und freiem Eintritt entlohnen oder doch den Mindestlohn zahlen müssen? Welche Aufgaben dürfen von wem erledigt werden? Und ab wann spricht man eigentlich von einer Scheinselbstständigkeit? Veranstalter*innen bewegen sich beim Thema der ehrenamtlichen Helfer*innen Axel Ballreich LiveKomm oftmals in einer Grauzone. Was bleibt, ist eine Rechtsunsicherheit, die in unglück- lichen Fällen das Aus bedeuten kann. Axel Ballreich vom Bundesverband der Musikspielstätten LiveKomm bringt Licht ins Dunkel und geht auf weitere wichtige rechtliche Themen ein. Mindestlohn, Scheinselbstständigkeit, Volunteers und Ehrenamtliche: Was Veranstalter*innnen wissen sollten. Mindestlohngesetz o Jede*r Arbeitnehmer*in hat Anspruch auf Mindestlohn o Aufwandsentschädigung, Sachleistungen, Verköstigung, Kostenersatz, vermögenswirksame Leistungen, Trinkgeld, Zuschläge, etc. sind nicht Bestandteil des Mindestlohns! o Der Mindestlohn gilt nicht für: Auszubildende, Personen im Freiwilligen Dienst, Heimarbeiter, Langzeitarbeitslose in den ersten 6 Monaten, Maßnahmen der Arbeitsförderung, Selbstständige, Pflichtpraktika, Orientierungsprak- tika, Ausbildungs- und studienbegleitende Praktika (dauert ein Praktikum länger als 3 Monate gilt die Pflicht zum Mindestlohn ab dem ersten Tag) o Tätigkeiten, mit denen nur anfallende (einfache) Arbeiten im Betrieb erledigt werden, sind nicht als Praktikumsverhältnis, sondern als Arbeitsverhält- nis zu qualifizieren. o Vertragsinhalte müssen verschriftlicht, Lern- und Ausbildungsziele definiert sein o Verstöße des Mindestlohngesetzes: Zuständigkeit liegt bei den Behörden der Zollverwaltung, dabei haben sie Zugriff zu allen Dokumenten, PCs, Befra- gung der Mitarbeitenden etc. > absolutes Auskunftsrecht! o In dem Zusammenhang auch wichtig: Arbeitszeiten! Max. 8 Stunden, in Ausnahmefällen bis 10 Stunden; 12 Stunden sind das absolute Maximum an Stunden, die geleistet werden können und das nur mit triftiger Be- gründung o Bei einer Überprüfung werden alle arbeitenden Personen nach Gehalt und Arbeitszeiten befragt und müssen den Sozialversicherungsausweis vor- weisen können
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [17] Besonderheit Ehrenamt o Ehrenamt ist geschützt und erwünscht, allerdings Besonderheiten: es gibt keine Definition von Ehrenamt im Mindestlohngesetz o Ehrenamt dient nicht der Besserung der wirtschaftlichen Existenz o Ausübung einer ‚Gemeinwohlleistungen‘ > ideelle Tätigkeit o Primär erwerbswirtschaftliche, auf Gewinnerzielung angelegte Zwecksetzung des Unternehmers (auch Verein) schließt eine ehrenamtliche Tätigkeit aus o Handelt es sich um eine Tätigkeit mit gewerblichem Charakter, muss selbst dann der Mindestlohn gezahlt werden, wenn die Tätigkeit in einer ge- meinnützigen Einrichtung absolviert wird Beispiel: Ehrenamtliche dürfen z.B. keinen Ausschank auf einem Festival machen, da es sich dabei um eine wirtschaftliche Tätigkeit handelt FKP Scorpio z.B. hat hohe Strafen für den Einsatz von Volunteers zahlen müssen. o Ehrenamtspauschale auszuzahlen hilft an der Stelle nicht, denn diese kann nur ausgezahlt werden, wenn die Tätigkeit wirklich ehrenamtlich ist. Das kann sie nicht sein, wenn die Veranstaltung, auf der die Person arbeitet, damit Geld erwirtschaftet o Ein Non Profit Festivals zu sein, ändert die Bedingungen nicht, denn es ist nicht vorher absehbar, ob ein Gewinn erzielt wird oder nicht o Verzichtserklärungen funktionieren nicht o Im Rahmen der 3-Monatsregelung könnte man einen Praktikumsvertrag machen, dieser kann aber nur einmalig abgeschlossen werden o § 14 AEntG Haftung des Auftraggebers >> ‚Ein Unternehmer, der einen anderen Unternehmer mit der Erbringung von Werk- oder Dienstleistungen beauftragt, haftet für die Verpflichtun- gen dieses Unternehmers, eines Nachunternehmers oder eines von dem Unternehmer oder einem Nachunternehmer beauftragten Verleihers zur Zahlung des Mindestentgelts an Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen‘ Scheinselbstständigkeit o Situation: Die Personen wird nicht angestellt, sondern stellt ihre Tätigkeit in Rechnung o Person ist scheinselbstständig, wenn sie wie Selbständige behandelt wird, ob wohl die Voraussetzungen eines Arbeitsverhältnisses (abhängige Beschäftigung) erfüllt sind. o Wenn Arbeitszeiten, Tätigkeiten vorgegeben werden, ein* Arbeitgeber*in Anweisungen gibt oder ein*e Mitarbeiter*in des Unternehmens die glei- chen Tätigkeiten ausübt, schließt das jede Form der Selbstständigkeit aus o Kriterien der Selbstständigkeit: - Unternehmerisches Risiko - Pool an Ersatzleistenden >> Problem: In Deutschland müssen Unternehmer*innen keine Sozialabgaben zahlen, anders als bspw. in der Schweiz. Dort macht es keinen Unterschied, ob man Unternehmer*in oder Angestellte*r ist
[18] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 o Betriebsprüfung erfolgt durch die Deutsche Rentenversicherung Nachhaltig auf der sicheren Seite. o Anlass für Betriebsprüfungen der DRV - Statusfeststellungsverfahren - Soweit Firma sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter*innen hat (z.B. festangestelltes Büropersonal) ist die DRV verpflichtet, spätestens im Abstand von grds. 4 Jahren eine Betriebsprüfung durchzuführen. - Anzeige Dritter oder des ‚Selbständigen‘ Mögliche projektbezogene Arbeitsverhältnisse o Befristetes Arbeitsverhältnis o Teilzeitarbeitsverhältnis o Geringfügig Beschäftigte (Mini-Job) o Aushilfsarbeitsverhältnisse o Kurzfristige Beschäftigung (max. 50 Tage im Jahr)
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [19] Nachhaltig sichtbar. Dos and Don‘ts der Medienpräsenz von Festivals Vortrag & Fragerunde “If I was down to my last dollar I would spend it on PR.” Warum sagt Bill Gates so was und weshalb ist es ratsam, Geld und Zeit in professionelle PR zu investieren? Warum sollte man sich früh Gedanken über seine Zielgruppen machen? Weshalb ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Festivalleitung und Öffentlichkeitsarbei- ter*innen eine wichtige Voraussetzung für den Festival-Erfolg? Wie baut man sich Netzwerke von Medienansprechpartner*innen auf und pflegt sie? Weshalb ist die eigene Website eine wertvolle Visitenkarte und auf welchen Kanälen muss man unterwegs sein? Katrin Eisenträger Kulturjournalistin // Institut für Musik, Wer viel Zeit, Mühe, Geld und Enthusiasmus in die Planung eines Festivals steckt, Hochschule Osna- wünscht sich viele Besucher*innen, einen guten Kartenverkauf und ein entspre- brück chendes Medienecho. Dieser Vortrag mit anschließender Fragerunde lieferte einen kurzen Rundumschlag zum Thema Kultur-PR mit einem Fokus auf den Be- reich Presse-/Medienarbeit. Katrin Eisenträger arbeite- te u.a. als Pressesprecherin am Theater für Niedersach- Einführung sen und Leiterin der Öffent- o Journalistisches Handwerk ist eine der Grundlagen für gute PR lichkeitsarbeit am Theater o Gute PR zu machen benötigt Zeit und personelle Ressourcen Osnabrück. Seit 2017 ist sie Beauftragte für Außenkom- > Wichtigkeit muss in gesamtem Team erkannt werden munikation am Institut für Musik der Hochschule Os- nabrück sowie als PR-Frau Ein gutes Briefing ist für gute PR zwingen notwendig und für Festivals tätig. o PR-Leute sollten fest in das Team integriert sein, möglichst viel mitbekommen und frühzeitig über folgende Themen informiert werden: - Was ist der inhaltliche Schwerpunkt? - Welche Highlights gibt es? - Wie sieht das Programm aus? - Wo können Risiken liegen? > Eine Kommunikationsstrategie für Krisensituation kann so im Vorfeld ausgearbeitet werden o Redaktionspläne sind ein wichtiges Planungstool o Zusammenarbeit mit den Medienvertreter*innen: - Bei Ansprechpartner*innen der Medien persönlich vorstellen - Im Vorfeld eruieren, welche Medien welche Zielgruppen haben, welche Themen sie bespielen und an welches Medium ich mit welcher Geschichte herantrete > Zielgruppengenaue Kommunikation Zentrale Frage dabei: Wer sind die Redakteur*innene und wer ist die End-Zielgruppe? > Wichtig für die Entscheidung darüber, welche Medien ich bespiele und welche nicht
[20] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Fragerunde Dos and Dont‘s der Medienpräsenz Wie erreiche ich eine Berichterstattung über mein Festival im Feuilleton, dpa etc.? o Inhaltliche Schwerpunkte identifizieren o Journalist*innen identifizieren, die Experten in diesem Bereich sind o Nach Partnern/Institutionen Ausschau halten, die ähnliche thematische Schwerpunkte haben und in deren PÖ nach Pressekontakten fragen. Das müssen keine Festivals sein, sondern können ganz andere Institutio- nen mit ähnlichen Themen sein Fallen Journalist*innen unter die DSGVO-Regeln zu Mail-Werbung? o Verteiler werden über Jahre gesammelt und häufig von Pressearbeiter*innen Nachhaltig sichtbar. in neue Institutionen mitgenommen > rechtlicher Graubereich! o Journalist*innen sind jedoch in der Regel auf den Erhalt von Informationen angewiesen, daher Verteiler in beidseitigem Interesse > Aber: Sofortige Löschung aus dem Presseverteiler, wenn darum gebeten wird o Versendung natürlich immer nur über BCC Wie sieht das mit Verteilern aus, in denen keine Journaliste*innen sondern po- tentiellen Nutzer*innen des Angebots sind, z.B. Privatpersonen, Institutionen etc.? o Fallen natürlich unter DSGVO, Daten sammeln nicht erlaubt o Möglichkeit des „Austritts“ anbieten, Einverständniserklärungen einholen empfiehlt sich zur Sicherheit o Alle Prozesse sollten dokumentiert werden Besondere Herausforderung von PR im Festivalkontext: Wie gestaltet man die Pressearbeit in der Zeit, in der das Festival nicht stattfindet? Wann beginnt man? o Man sollte alle Publikationsdaten der wichtigen Medien vor Ort kennen und diese bei der eigenen Planung von Deadlines beachten o Sofort nach dem Festival neue Termine veröffentlichen o Website ist die Visitenkarte, muss aktuell und fehlerfrei sein > Im Idealfall sind die Websiteinhalte auch in der Hand der PR o Im Falle einer Spielplankonferenz vorher keine Termine veröffentlichen Bei Festivals ist es schwierig Interviews mit den Künstler*innen, die nur kurz vor Ort sind, zu platzieren. Wie kann man es machen? o Im Vorfeld direkt die Journalisten kontaktieren, die unmittelbar für solche Inhalte verantwortlich sind o Wenn möglich: Aufzeigen, das Interview in größeren, gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang einzubetten o Auch für Stadtblätter interessant, eventuell muss man dafür Geld in die Hand nehmen und als „Gegenleistung“ Anzeigen schalten o Auch lokale Radiosender gut dafür geeignet
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [21] GEMA Neuigkeiten, Änderungen, FAQs Vortrag & Offene Fragerunde Die GEMA wirft für Festivalveranstalter*innen immer wieder Fragen auf: Welcher Tarif ist der Richtige? Was muss ich der GEMA melden? Wie muss es eingereicht werden? Axel Ballreich von der LiveKomm informiert über relevante Änderungen und Neuigkeiten der GEMA für Festivalmacher*innen und steht für Fragen zur Verfügung. Axel Ballreich Neue Vergütungssätze für Konzerte der Unterhaltungsmusik LiveKomm o Bei Konzertbesuchern bis zu 2.000 Personen > 5,75 % o Bei Konzertbesuchern bis zu 15.000 Personen > 7,6 % o Bei Konzertbesuchern über 15.000 Personen > 8,0 % Anrechnung von Sponsoren-Einnahmen Wenn geldwerter Vorteil besteht (Einnahmen durch Werbung und/oder Spon- soring oder öffentliche Förderung sowie hiermit vergleichbare Zuwendungen an den Veranstalter) dann erfolgt ein Aufschlag von 7 % auf die Berechnungs- grundlage der GEMA, d.h. im Fall von Konzerten auf die Kartenumsätze bzw. auf die Künstlervergütungen und Produktionskosten Mengenrabatt o die ersten zehn Konzerte im Jahr > ohne Mengenrabatt o von der 11. bis 30. Veranstaltung > 10 % Nachlass o ab der 31. Veranstaltung > 14,5 % Nachlass Kulturnachlass gibt es nicht mehr, neuer Nachlass für Konzerte im Bereich der musikalischen Nachwuchsarbeit, bei denen nachweislich keine wirtschaftlichen Ziele verfolgt werden und folgende Kriterien erfüllt sind: o Das höchste Eintrittsgeld für die Veranstaltung beträgt EUR 20,00 brutto. o Die maximale Besucherzahl des Konzerts beträgt 300 Personen. o Das Durchschnittsalter aller Bandmitglieder übersteigt nicht 27 Jahre. o Im vorgetragenen Programm ist mindestens 50 % von den Bandmitgliedern selbstverfasstes Repertoire enthalten. Zusätzlich heranzuziehende Quelle: GEMA 01.01.2019: https://www.gema.de/fileadmin/user_upload/Musiknutzer/Tarife/Tarife_AD/ta- rif_u_k.pdf
[22] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Kompetenzen vernetzen, Ressourcen teilen. Was braucht ein Social Network für Festivalmacher*innen Vortrag & Zukunftswerkstatt In diesem Workshop soll produktiv an der Vision einer Plattform für Festivalma- cher*innen gearbeitet werden. Dabei wird die Alltagsrealität der Teilnehmenden fokussiert: Welche Funktionen und Anforderungen gilt es auf solch einer Plattform zu erfül- len, wie können ungewollte Nutzungsbarrieren verhindert werden und wo liegt der Schlüssel zu einem aktiven und produktiven Netzwerk? Jannis Burkardt Höme // Fuchsbau Festival Ziel Entwicklung einer Plattform für Veranstalter*innen und Festivalakteure Ausgangslage Veranstaltungsmarkt folgt zunehmend ökonomischen Mechanismen Jannis Burkardt ist Produk- z.B. Ticket-Schwarzmarkt, Besucher*innen können alles einfordern tionsleiter und Vorstand des Fuchsbau Festivals. Er stu- Beispiel Pangea Festival: dierte Gesellschafts- und Pangea Festival wird zu ABOUT YOU Pangea Festival > Ungleichheit im Markt! Wirtschaftskommunikation Marken kaufen sich ein, bringen großes Budget ein, können anderes Booking an der Universität der Küns- machen, können mehr Geld für Marketing ausgeben te Berlin sowie Zukunfts- > Die Preise am Markt verändern sich! forschung an der Stock- holm University. Unter dem Beispiel Ökoklos: Namen „Höme“ hat er ein Die kleinen Festivals nehmen das Produkt früher wahr als die großen. Die gro- Magazin und zugleich eine ßen Festivals springen später auf, können aber auf Grund ihres größeren Bud- Agentur für Festivalkultur gets investieren, kaufen Firmen auf etc. Dadurch erhalten größere Festivals ein ins Leben gerufen, dessen Vorrecht und die Verfügbarkeit der Ökotoiletten sinkt. Ziel es ist Journalismus neu auszuhandeln und durch Beispiel Eventbrite: innovative Projekte die Fes- Eventbrite Reports, die zwar kostenfrei sind, ABER für die man zahlreiche Fragen tivallandschaft zu berei- beantworten muss chern. > Großkonzern besitzt alle relevanten Daten Entscheidende Frage: Wie können wir das ändern? >> Eigene Plattform für Organisation, Community, Ressourcen und Tools
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [23] Ergebnisse der Workshops in fünf Kleingruppen: 1. Persona einer Plattform-Nutzerin 2. Welche Apps brauchen Veranstalter*innen?
[24] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 3. Kill your platform! Kompetenzen vernetzen, Ressourcen teilen. Deswegen:
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [25] 4. Wer sind die Gruppen von Plattform-Nutzer*innen? 5. Welches sind die Top10 Themen, die Festivalmacher*innen beschäftigen? Ressourcen teilen. Kompetenzen vernetzen,
[26] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Von der Theorie in die Praxis. Nachhaltig veranstalten ganz konkret Vortrag und Interaktion Aufbauend auf dem Impulsvortrag vom Freitag [Nachhaltig veranstalten. Mehr als eine Worthülse] wird in dem Workshop eine vertiefende Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit auf Festivals stattfinden. Ausgehend von den Entwicklungszielen der Agenda 2030 wird eine nachhaltige Veranstaltung definiert. In Kleingruppen werden für Festivals relevante Themen- felder nachhaltiger Veranstaltungsorganisation erarbeitet und diskutiert. Jonas Gudegast SummerSounds Die Teilnehmenden bekommen Impulse zur Übertragung von konkreten Maßnah- men auf das eigene Festival. Ein Schlaglicht auf Finanzierungsquellen und ein Überblick über weitere Angebote rund um das Thema nachhaltiges Festivalma- nagement runden den Workshop ab. Zu Beginn wurden Themen zum Überbegriff ‚Nachhaltigkeit im Festivalkontext‘ gesammelt. Themensammlung aus dem Plenum 1. Müll 2. Energie, alternative Energiequellen 3. Nachwuchs 4. Umgang 5. Audience Development 6. Transport/Transfer/Logikstik 7. Gastro (verpackungsfrei) 8. Barrierefreiheit (intern/extern) 9. Nachhaltige Kommunikation in die Politik, zu Förderer*innen 10. Diversität im LineUp 11. Diversität im Team 12. Kommunikation zu den Besucher*innen, auch Kommunikation der nachhaltigen Maßnahmen 13. Kommunikation mit Stakeholdern, auch „geschädigten“ 14. Regionale Entwicklung Anschließend werden Arbeitsgruppen gebildet und mit jeweils zwei der Themen in eine Erarbeitungsphase geschickt. Auftrag Das Thema mit Inhalt füllen und Bereiche, Aktionen sowie Institutionen erörtern, die hiermit im praxisnahen Zusammenhang stehen.
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [27] ERGEBNISSE der Arbeitsgruppen GASTRO o Handlungsmacht bei Gastroauswahl o Lokale Produkte einkaufen o Mehrweg System einführen o Low Waste bei Lebensmitteln o Ressourcen gemeinsam kalkulieren und teilen - Einkaufsgenossenschaften bilden - Material und Infrastruktur teilen DIVERSITÄT (LineUp und Team) o 1. Schritt: Diverses Team o Konzept für Diversität vor Booking-/Planungsbeginn entwickeln o Diversität – was ist das? Definition? o Kommunikation o Workshops (fürs Team) mit Externen o In Maßen statt Massen BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung Zentral: Infos / Dokumentation / Social Media Kampagnen Vor dem Festival o Benefits o Schulprojekte o Künstler*innen booken, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen o Fragen o Club Flashmobs Während o Workshops o Fahrraddisco o.Ä. o Wettbewerbe für Ideen der Besucher*innen o Daten sammeln -> Umweltreporting o Blaskapelle am Mülleimer, die zu spielen beginnt, wenn Müll eingeworfen wird o Silent Climate Parade Nach o Kommunikation des Erlernten an andere Festivals, ans Publikum etc. TRANSPORT Besucher*innen extern o Mitfahrer*innenbörse o Sonderzüge zur Anreise organisieren o Kooperationen ÖPNV o Radfahrer*innenfreundlich, z.B. Fahrrad-Garderobe o Roller/E-Roller
[28] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Nachhaltig veranstalten ganz konkret TRANSPORT - Fortsetzung Von der Theorie in die Praxis. Interne Dimension o Interne Leihräder/Lastenfahrräder o Bollerwagen o E-Mobilität nutzen o Roller o Entfernungen kombinieren • Zuladungen • Weniger Einzellieferungen Waren / Material o Lokale Anbieter nutzen Künstler*innen o Car-Sharing für Künstler*innen-Transport o Flugverbot o CO2-neutraler Transport > Bäume pflanzen für Acts, die einfliegen müssen Partner: o Andere Festivals o DB o Leihfahrrad Anbieter o Speditionen o Autohäuser o Umweltministerium o Kommunen o Energieversorger für E-Mobilität o ADFC / VCD o Car-Sharing Anbieter MÜLL o Mülltrennung o Müllscouts o Müllreport erstellen o Müllvermeidung durch: - Pfandsysteme - Entsprechende Gastroauswahl - Mehrweggeschirr Stakeholder Management o Kommunikation o Vernetzung & Kooperation > Lobbyarbeit o Leitbild / Ideologie o Fairness o Respekt o Finanzierung
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [29] BARRIEREFREIHEIT & INKLUSION Person diversity in Bezug auf das Publikum: o Sprachliche Barrieren abbauen o Ticketpreis / Ermäßigungen o Plätze und Wege für Rollstuhlfahrer*innen ermöglichen sowie Freikarte für Begleitpersonen (Berücksichtigung im Ticketsystem) o Überwindung geografischer Barrieren Team: o Flache Hierachien o Sprachliche Barrieren abbauen o Einstiegsmöglichkeiten für alle MATERIALEINSATZ o Feste Strukturen nutzen o Überproduktion vermeiden o Fair produziertes Material o Wiederverwendung von: - Merchandising - Deko - Aufbauten o Material-Sharing o Papier reduzieren > mehr digital o Plastik vermeiden o Re-/Upcycling-Workshops KOMMUNIKATION Nachhaltig veranstalten ganz konkret Von der Theorie in die Praxis. Zu Förder*innen & Politik: o Konzept Festival aufschlüsseln o Proaktives Aufeinanderzugehen > eigenes Image prägen o Kontinuität (Vor- und Nachbereitung) o Transparenz o Networking o Vernetzung von Hoch- & Subkultur > in die Politik tragen Zu Besucher*innen: o Nachhaltigkeitskonzept kommunizieren o Feedback- & Ideenstruktur o Anreize setzen o Sensibilisierung NACHWUCHS o Offenheit für Interessierte > aktive Einladung o Offenes Plenum o Aktive Suche nach Projektassistenzen (Teampflege) o Flexible Organisationsstrukturen
[30] Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 Join the team. Ehrenamtliche Helfer*innen für die Festivalplanung gewinnen Vortrag Nachhaltige Teamstruktur? Ein Festival mit 40 Leuten zu organisieren ist schon ziemlich verrückt. Das Fes- tivalwochenende ohne externe Helfer*innen umzusetzen ist trotzdem schlicht unmöglich. Beim Aufbau, während des Festivals und beim Abbau; ohne externe Hilfe wären wir bei SNNTG die letzten Jahre aufgeschmissen gewesen. Ich möchte euch in diesem Seminar einen kleinen Einblick geben, wie wir uns als SNNTGsteam organisieren, aber auch wie wir versuchen Helfer*innen in unsere Katharina Prozesse miteinzubeziehen. Welche Herausforderungen und Chancen bestehen Brüntgens bei einer solchen Teamstruktur? Wie können Menschen Teil von SNNTG werden? SNNTG Festival Wie bereiten wir externe Helfer*innen auf das Festival vor? Wenn du Glücksgefühle bei den Wörtern „Teamstrukturen“ und „Vernetzung“ be- kommst und Snntg dein Lieblingswochentag ist, bist du in diesem Seminar genau richtig. Katharina Brüntgens ist SNNTG e.V. Mitglied des SNNTG e.V. aus Hannover. Letztes Jahr hat o Ziel: Stärkung der kulturellen Vielfalt in Hannover sie ihr Studium „Umwelt- o Erstes SNNTG Festival: 2017 planung“ abgeschlossen. o Auf dem Gelände eines Straßenbahnmuseums In verschiedenen Vereinen > vorhandene Infrastruktur kann genutzt werden setzt sie sich für Nachhal- o Verein gegründet mit 35 Personen, 1 ½ Jahre später 80 Personen tigkeit, Vernetzung und kul- o Jede*r kann dabei sein turelle Vielfalt ein. > niedrigschwelliger Einstieg -> Konsequenz: Eine passende Struktur für diese Anzahl an Mitwirkenden muss entwickelt werden Interne Strukturen o Themen werden in Projektgruppen bearbeitet und werden in der wöchentlichen Plenumssitzung vorgestellt > Plenum kann Veto einlegen • ca. 60 Leute sind in die Organisation aktiv eingebunden:
Musikland Niederaschsen | Dokumentation | Fachtag Festivals 2019 [31] o Zugänge zu ermöglichen, erfordert Strukturen bspw. Etablierung eines Onboarding-Prozesses: 1. Einführungsveranstaltung/-sitzung 2. Email 3. Teilnahme an Sitzungen o. Gruppen 4. (Probe-) Mitgliedschaft (mit eingeschränkten Daten-Zugriff) 5. Aktives Mitglied (mit vollem Daten-Zugriff) o Aktuell kein Mitgliedsbeitrag > verstärkt Niedrigschwelligkeit o ABER: bestehende Fixkosten durch gemietete Räume und Bus > Mitgliedsbeitrag soll zukünftig eingeführt werden o Diskussionsthema: Wer entscheidet, welche Personen in den Verein eintreten dürfen? Wie kann man den Prozess transparent gestalten? - Vorstand/Mitgliederversammlung? > Haftung des Vorstandes berücksichtigen - SNNTG ist nicht besonders hierarchisch > hat Vorteile und Nachteile o „Viele Köche“ als Vorteil > alle können sich einbringen und der Verein profitiert von verschiedenen Denkweisen, Perspektiven und Expertisen o Alle sind fachfremd – hauptsächlich Studierende der Fächer Medizin, Land schafts- und Umweltplanung und auch Lehramt Externe Helfer*innen o Während des Festivals bleiben alle Internen in ihren Rollen > Daher mehr externe Helfer*innen erforderlich o 2018: 120 externe Personen o Aufwandsentschädigung fürs Helfen: Tickets, zukünftig Gimmicks geplant (z.B. Helfer*innenparty) o Beim SNNTG Festival: Aufgaben ohne ‚Verantwortung‘ für Helfer*innen > Anmerkung aus dem Plenum: Überträgt man Verantwortung auf die Helfer*in- nen kann die Motivation gesteigert werden, fest in das Team einzusteigen Nachhaltiges Team-Wachstum o Voraussetzungen: - Übereinstimmung mit den Grundsätzen & Leitlinien - Akzeptanz aller Mitglieder - Transparenz aller Entscheidungen o Gewinn: - Großer Zusammenhalt - Freunde - Breiterer Aufbau des Vereins möglich - Erhalt der Gemeinnützigkeit/ Keine Kommerzialisierung des Festivals durch Generationswechsel o offene Frage: Wie kann man aktiv das Team diverser gestalten? > Perspektive für eine Lösung: Teamklausur mit Zukunftsworkshop geplant
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