Medizintechnik in Kroatien - Zielmarktanalyse - iXPOS
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Impressum Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit 11019 Berlin www.bmwi.de Text und Redaktion DREBERIS GmbH Heinrich-Zille Straße 2 01219 Dresden www.dreberis.com redaktionelle Bearbeitung Dr. Markus Reichel Monika Kordic Maria Donner Amra Salkić Gestaltung und Produktion DREBERIS GmbH Das Bundesministerium für Wirtschaft und Stand Energie ist mit dem audit berufundfamilie® 20.01.2017 für seine familienfreundliche Personalpolitik ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von Druck der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative 20.01.2017 der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Bildnachweis Pixabay Die Studie wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms 2017 für das Projekt Geschäftsanbahnung für deutsche Unternehmen und Dienstleister im Bereich moderne Technologien, Produkte und Dienstleistungen für Rationalisierungen im Gesundheitssektor (Geschäftsanbahnung, Kroatien) erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
1 Inhalt Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis 1. Zusammenfassung ........................................................................................................................................... 3 2. Landesüberblick .............................................................................................................................................. 5 2.1 Basisfakten......................................................................................................................................................... 5 2.2 Geographie und Bevölkerung ............................................................................................................................ 6 2.3 Politisches System ............................................................................................................................................. 7 2.4 Soziale Situation und Arbeitsmarkt ................................................................................................................... 8 2.5 Wirtschaftliche Situation ................................................................................................................................... 9 2.6 Investitionsklima ............................................................................................................................................. 11 2.7 Außenhandel ................................................................................................................................................... 12 3. Das kroatische Gesundheitswesen ................................................................................................................ 14 3.1 Überblick über das Gesundheitswesen ............................................................................................................ 14 3.2 Entwicklung von Telemedizin ......................................................................................................................... 18 3.3 Fokus Medizintechnik...................................................................................................................................... 19 3.4 Ausschreibungen.............................................................................................................................................. 21 3.5 Rolle von EU-Fördergeldern............................................................................................................................ 21 4. Überblick über das Krankenversicherungssystem ..................................................................................... 24 4.1 Staatliches Versicherungssystem ..................................................................................................................... 24 4.2 Privates Versicherungssystem ......................................................................................................................... 27 5. Krankenhäuser .............................................................................................................................................. 29 5.1 Öffentliche Krankenhäuser und ihre Aufgaben ............................................................................................... 29 5.2 Private Krankenhäuser und ihre Aufgaben ...................................................................................................... 31 5.3 Geplante Investitionsprojekte .......................................................................................................................... 31 6. Die lokale Industrie ....................................................................................................................................... 33 6.1 Kroatische Hersteller von Medizintechnik.......................................................................................................... 33 6.2 Kroatische Lieferanten und Händler ................................................................................................................... 34 6.3 Überblick über Verbände der Medizintechnikhersteller ..................................................................................... 35 7. Rechtlicher Rahmen ...................................................................................................................................... 36 8. Registrierung und Import von Medizintechnik .......................................................................................... 38 9. SWOT-Analyse .............................................................................................................................................. 42 10. Empfehlungen für den Markteintritt/ Geschäftspraktische Hinweise ...................................................... 44 11. Kontakte ......................................................................................................................................................... 46 11.1 Öffentliche und Private Krankenhäuser ............................................................................................................ 46 11.2 Organisationen .................................................................................................................................................. 50 11.3 Messen, Konferenzen, Medien ......................................................................................................................... 52 12. Quellenverzeichnis ......................................................................................................................................... 54
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Kroatien in Europa .................................................................................................................................... 6 Abbildung 2: Bevölkerungspyramide Kroatiens ............................................................................................................. 6 Abbildung 3: Arbeitslosenquoten im Vergleich .............................................................................................................. 8 Abbildung 4: Arbeitskosten in der Privatwirtschaft je geleisteter Stunde in EUR (Stand 2015)..................................... 9 Abbildung 5: Entwicklung des kroatischen BIP 2006-2016 ......................................................................................... 10 Abbildung 6: Zusammensetzung des BIP nach Wirtschaftssektoren in % 2015 ........................................................... 10 Abbildung 7: Gesundheitsausgaben aus öffentlichen Quellen als Anteil (%) der gesamten Gesundheitsausgaben ...... 15 Abbildung 8: Vergleich des European Health Consumer Index 2015 ........................................................................... 15 Abbildung 9: Geographische Verteilung ausgewählter Krankenhäuser in Kroatien ..................................................... 16 Abbildung 10: Erstellung elektronischer Rezepte in Europa ......................................................................................... 17 Abbildung 11:Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte in Kroatien (in 1.000 EUR) .................................. 20 Abbildung 12: Anbieter mit Marktanteile im Bereich Lebensversicherung .................................................................. 28 Abbildung 13: Anbieter mit Marktanteil im Bereich Sonstige Versicherung ................................................................ 28 Abbildung 14: Aufteilung öffentlicher Krankenhäuser in Kroatien .............................................................................. 29 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Außenhandel Kroatiens 2013-2015 ...............................................................................................................12 Tabelle 2: Statistische Daten zu Krankenhausaufenthalten 2015 ...................................................................................16 Tabelle 3: Öffentlicher Teilnahmewettbewerb im Rahmen der europäischen Kohäsionspolitik ...................................23 Tabelle 4: Struktur der Versicherungsnehmer 2015 .......................................................................................................24 Tabelle 5: Zugehörigkeit öffentlicher Gesundheitseinrichtungen .................................................................................29 Tabelle 6: Gesamtzahl der Besuche primärmedizinischer Einrichtungen 2015 ............................................................ 30 Tabelle 7: Die größten Hersteller der kroatischen Medizintechnikbranche 2015 ..........................................................33 Tabelle 8: Die größten Einzelhändler der kroatischen Medizintechnikbranche 2015 ................................................... 34
MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 3 1. Zusammenfassung Kroatien ist mit 4,3 Millionen Einwohnern ein kleines Land im südlichen Europa. 2013 trat Kroatien der EU bei und ist bestrebt, das Gesundheitssystem auf den europäischen Standard zu bringen. Dafür hat die Regierung mehrere Projekte wie die Nationale Strategie zur Weiterentwicklung der Gesundheitsfürsorge 2012-2020 auf den Weg gebracht. Für die Modernisierung der Infrastruktur und den Ausbau des Gesundheitssystems sowie weitere Entwicklungsprojekte im Rahmen der Angleichung an die EU stehen dem Land insgesamt Fördermittel von 10,7 Mrd. EUR zur Verfügung. Investitionenspotential ist vor allem in der gesundheitlichen Infrastruktur gegeben, da regional große Unterschiede in der Zugänglichkeit und Qualität der Gesundheitsversorgung bestehen. Im Zuge dessen wurden bereits umfangreiche Reformanstrengungen unternommen, die unter anderem auch das Finanzierungssystem des Gesundheitswesens betreffen. Denn sowohl die hohe Staatsverschuldung als auch die hohe Verschuldung der kroatischen Krankenkasse Hrvatski zavod za zdravstveno osiguranje (HZZO) stellen ein Risiko für die Entwicklung des Sektors dar. Nach dem European Health Consumer Index (EHCI) 2015, der die Leistungen der Gesundheitssysteme in 35 europäischen Ländern vergleicht, liegt das kroatische Gesundheitssystem auf Platz 16. Das EHCI analysiert 48 Indikatoren, darunter das Recht der Patienten auf Informationen, Verfügbarkeit medizinischer Leistungen, Behandlungsergebnisse, Wartelisten, Prävention, Medikamentenkonsum und deren Verfügbarkeit. Kroatien hat seine Position im Vergleich zum Vorjahr um sieben Plätze verbessert. 1 Trotz der vergleichsweise niedrigen Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit (letzverfügbare OECD-Angaben 2012: 1.133 EUR nach Kaufkraftparitäten; EU-Durchschnitt 2.193 EUR), gilt das kroatische Gesundheitssystem als fortschrittlich. Dies ist unter anderem einem gut ausgebauten Netzwerk an öffentlichen Gesundheitseinrichtungen, nationaler Präventionsprogramme und dem Fortschritt in eHealth-Anwendungen zu verdanken. Es gibt 72 öffentliche Krankenhäuser mit einer dem europäischen Durchschnitt entsprechenden Anzahl an Krankenhausbetten. Allerdings besteht mitunter eine veraltete Infrastruktur, ein zunehmender Mangel an Fachkräften und ein Investitionsstau bei der Modernisierung der Ausstattung ist zu beobachten. Das Resultat sind unter anderem lange Wartelisten für medizinische Untersuchungen. Auch die Gesundheitsindikatoren haben sich über die Jahre nach dem Unabhängigkeitskrieg 1995 positiv entwickelt. Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 77 Jahren liegt das Land nur leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Positive Trends sind auch im Hinblick auf die Sterblichkeitsraten durch Herzkrankheiten, Herzinfarkte oder Verstopfung von Blutgefäßen und die Kindersterblichkeit zu beobachten. Diese Entwicklungen haben, ähnlich wie in anderen europäischen Ländern, einen demographischen Wandel zur Folge. Die Bevölkerung im Rentenalter nimmt einen wachsenden Anteil in der Gesellschaft ein und erhöht somit die Nachfrage nach Leistungen der Gesundheitsfürsorge. Das kroatische Gesundheitswesen beruht bedingt durch niedrige Löhne und Gehälter auf einer Kombination der beitragsfinanzierten Sozialversicherung nach Bismarck und dem steuerfinanzierten Beveridge-Modell. In Kroatien sind alle Bürger und Ausländer mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung bei der kroatischen staatlichen Krankenkasse HZZO versichert. Seit den letzten Jahren entwickelt sich zunehmend ein Markt aus zusätzlichen und ergänzenden Krankenversicherungen, die relativ kostengünstig die gesetzliche Krankversicherung ergänzen sollen. Während die Zusatzversicherung eine qualitativ hochwertigere Gesundheitsversorgung mit Zugang zu erweiterten Leistungen ermöglicht, kommt die ergänzende Versicherung für Kosten auf, die nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung getragen werden. Hinzu kommen die private Gesundheitsversicherung für Bürger, die von der allgemeinen Versicherungspflicht ausgenommen sind. Der Bedarf an neuen medizintechnischen Produkten in Kroatien wird steigen, sowohl durch die Anpassung der Einrichtungen an höhere Standards, das Aufblühen des Gesundheitstourismus als auch durch den demographischen Wandel. Kleinere Beschaffungen werden in der Regel von den Einrichtungen selbst durchgeführt. Für kostenintensivere Anschaffungen werden Ausschreibungen vom kroatischen Gesundheitsministerium veröffentlicht. Besonders im Bereich der Medizintechnik fehlen innovative Unternehmen, sodass neue Geräte zum Ausbau oder zur Modernisierung von Einrichtungen zum Großteil importiert werden müssen. Bisher liegt die Importrate von medizinischen Geräten bei 92 % und belief sich 2014 auf 210 Mio. US-Dollar (ca. 197 Mio. EUR). Im Vergleich zum 1 Embassy of Finland in Zagreb (2016).
4 MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE Vorjahr entsprach dies einer Steigerung von 6 %. Sowohl im Bereich der Medizintechnik als auch in der Pharmaindustrie ist ein positiver Wachstumstrend zu erkennen. Für deutsche Unternehmen stellt die Gesundheitswirtschaft gute Marktpotentiale in Aussicht, aber auch aus weiteren Gründen ist der Markteintritt in Kroatien lukrativ. Neben einer modernen, wachsenden Infrastruktur und einem gut ausgebauten Transportnetz bietet das Land eine stabile wirtschaftliche Lage mit einer stabilen Währung. Ausländische Investoren werden nach kroatischem Recht wie nationale Unternehmer behandelt und es bestehen keine Einschränkungen bei Kapitaltransfers oder Gewinnaufteilungen. Aber auch die kroatische Bevölkerung ist offen für Innovationen und spricht etwa zu 50 % Englisch, mitunter auch Deutsch. Ferner bietet das Land einen guten Ausgangspunkt für Geschäftstätigkeiten in anderen Ländern des ehemaligen Jugoslawiens. Einige Herausforderungen beim Markteintritt bleiben für deutsche Unternehmen trotz marktwirtschaftlicher Verbesserungen jedoch bestehen. So ist laut World Bank der bürokratische Aufwand verhältnismäßig hoch, das juristische System sehr langsam und es herrscht Intransparenz in der Steuerverwaltung. Dennoch plant die aktuelle Regierung, die seit Herbst 2016 im Amt ist, viele gesetzliche und administrative Maßnahmen, um diese Hürden zu senken und auch EU-Fördergelder effizienter einzusetzen.2 2 Export.gov (2016).
MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 5 2. Landesüberblick 2.1 Basisfakten3 Ländername: Republik Kroatien/Republika Hrvatska Klima: Lange, warme (manchmal feucht-heiße) Sommer und (außer an der Küste) kalte Winter, Frühling und Herbst wenig ausgeprägt Hauptstadt: Zagreb, etwa 793.000 Einwohner (einschließlich Vororte circa 1 Million) Bevölkerung (Stand 2015): 4.225.316 Millionen4, Tendenz abnehmend: circa 90% Kroaten; 4,4% Serben; 5% sonstige Landessprache: Kroatisch, in Gebieten mit starken ethnischen Minderheiten zusätzlich im amtlichen Gebrauch Serbisch, Italienisch, Ungarisch Religionen / Kirchen: 86% römisch-katholisch, 4% serbisch-orthodox, 1% muslimisch, 0,3% evangelisch, 0,01% jüdisch Nationalfeiertag: 25. Juni, Tag der Unabhängigkeitserklärung Unabhängigkeit: Unabhängigkeitserklärung am 25.06.1991 Staats- und Regierungsform: Parlamentarische Demokratie Staatsoberhaupt: Präsidentin der Republik Kroatien Kolinda Grabar-Kitarović (Amtsantritt: 19.02.2015), Vertreter des Staatsoberhaupts: Präsident des Parlaments Božo Petrov Regierungschef : Andrej Plenković (Amtsantritt: 19.10.2016) Außenminister: Davor Ivo Stier (Amtsantritt: 20.10.2016) Parlament: "Hrvatski sabor", Präsident Božo Petrov; Einkammerparlament mit Verhältniswahlrecht und 5%-Klausel, letzte Wahl: 11.09.2016 151 Abgeordnete, davon 8 für nationale Minderheiten und 3 für Auslandskroaten Zusammensetzung des Parlaments: 36,56% (61 Parlamentssitze) nationalkonservative HDZ 33,47% (54 Sitze) Sozialdemokraten SDP 9,84% (13 Sitze) Reformpartei MOST Bruttoinlandsprodukt nominal: 2015: 2015: 334,2 Mrd. HRK (ca. 44 Mrd. EUR) Pro-Kopf-BIP in Euro: 2015: 79.179 HRK (ca. 10.365 EUR) Landeswährung: 7,640 HRK = 1 EUR (Jahresdurchschnitt 2015) 3 Auswärtiges Amt (2016) Länderinformationen Kroatien – Innenpolitik. 4 Europäische Union (2016).
6 MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 2.2 Geographie und Bevölkerung Mit einer Fläche von 56.594 km2 ist Kroatien ein kleines Land in der Übergangszone von Mittel- bzw. Osteuropa zu Südeuropa. Umgeben von Ungarn im Norden, Serbien im Nordosten, Bosnien Herzegowina im Osten, Montenegro im Südosten und Slowenien im Nordwesten wird Kroatien geografisch der Balkanhalbinsel zugeordnet. Kroatien verfügt über ein gutes Infrastrukturnetz, welches zunehmend erweitert wird, und ist über dem Land-, Wasser- und Luftweg sehr gut erreichbar. Gleichzeitig bietet das Land interessante Nachbarmärkte. Abbildung 1: Kroatien in Europa Quelle: Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1425609. Das Land ist in drei landschaftliche Bereiche eingeteilt: Die pannonische Tiefebene im Nordosten, die dinarische Gebirgsregion im mittleren Teil des Landes und die adriatische Küstenregion im Westen. Hinzu kommt eine Vielzahl von teils dauerhaft bewohnten Inseln. In Kroatien leben ca. 4,2 Millionen Menschen (48,2% Männer und 51,8% Frauen). Neben der kroatischen Bevölkerung gibt es 22 nationale Minderheiten, wie z. B. Serben, Slowenen, Bosnier, Ungarn, Italiener und andere. Die Bevölkerungsdichte liegt bei 74,2 Einwohnern/ km2 und befindet sich weit unter dem europäischen Durchschnitt. Laut dem letzten Zensus im Jahr 2011 stellt die Altersgruppe von 25-54 Jahren mit 40,75 % den größten Anteil der Bevölkerung dar. Das Durchschnittsalter beträgt 41,7 Jahre. 5 Alterstruktur Kroatiens 18,81% 14,22% 0-14 Jahre 15-24 Jahre 11,40% 25-54 Jahre 14,83% 55-64 Jahre 65 Jahre und älter 40,75% Abbildung 2: Bevölkerungspyramide Kroatiens Quelle: Eigene Darstellung nach CIA (2016). 5 CIA (2016).
MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 7 Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in Kroatien bei 77 Jahren. Frauen werden im Schnitt etwa 80 Jahre alt, Männer hingegen nur 74 Jahre (Stand 2014).6 Innerhalb der letzten 30 Jahre hat sich die Lebenserwartung abgesehen von einem schwachen Rückgang 1995 als Folge des Unabhängigkeitskrieges jedoch kontinuierlich erhöht und lag damit geringfügig über der Lebenserwartung der Slowakei (76 Jahre) und Ungarn (75 Jahre), aber unter der von Deutschland (80 Jahre). Ähnliche Trends sind bei der Betrachtung der Sterblichkeitsrate zu erkennen, wo die Anzahl der Todesfälle, bezogen auf 1000 Personen innerhalb eines Jahres, betrachtet wird. Insgesamt nimmt diese Rate in Kroatien deutlich ab, allerdings stellt die Sterblichkeitsrate der Männer mit ca. 140 von 1.000 Personen eine der höchsten Europas dar. Die Rate der Frauen mit ca. 60 von 1.000 Personen ist hingegen eine der niedrigsten. Ähnlich dem demographischen Wandel vieler europäischer Staaten ist auch Kroatien mit einem Bevölkerungsrückgang und gleichzeitig einem Zuwachs des Anteils der älteren Bevölkerungsgruppe konfrontiert. Diese Faktoren stellen das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Im Hinblick auf den Gesundheitssektor sind die Lebensgewohnheiten der Kroaten von besonderem Interesse. So sind der Konsum von Alkohol und Tabak, eine ungesunde Ernährungsweise sowie der Rückgang körperlicher Betätigung weit verbreitet, was darin resultiert, dass sowohl mehr als die Hälfte der Männer und Frauen übergewichtig ist. Die Verbreitungsrate von Adipositas liegt bei Erwachsenen bei 25,6 %.7 Dabei ist ein sozio-ökonomisches Gefälle in der Gesellschaft zu erkennen. Sowohl die geographische Lage als auch gut ausgebildete Fachkräfte machen den kroatischen Markt für deutsche Unternehmen attraktiv. So hatten 2015 30,9 % der 30 - 34- Jährigen einen Hochschulabschluss in Kroatien, der Anteil liegt in Deutschland mit 32,3 % nur unwesentlich höher. Es gibt eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Universitäten, Fachhochschulen und Colleges, die auch international vernetzt sind. Auf Grund der schlechten Arbeits- und Forschungsbedingungen wandern jedoch viele Akademiker ins Ausland ab.8 Außerdem lernen ca. 30 % der kroatischen Schüler Deutsch als Fremdsprache. 2.3 Politisches System In der Verfassung von 1990 wird die Republik Kroatien (Republika Hrvatska) als Staat des kroatischen Volkes und der nationalen Minderheiten definiert. Durch eine Verfassungsreform 2000/2001 ist das ursprünglich präsidial-demokratische System zu einer parlamentarischen Demokratie umgewandelt worden, welches auf dem Grundsatz der Gewaltenteilung sowie umfangreichen Grundrechten und –freiheiten beruht.9 Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der direkt vom Volk gewählte Präsident. Seit Februar 2015 hat Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic das Amt für 5 Jahre inne. Die Regierung als ausführendes Staatsorgan besteht aus dem Premierminister Andrej Plenkovic sowie den Vizepremiers und Ministern. Das Parlament als legislative Gewalt hat 150 Abgeordnete in einem Ein-Kammer-System; die zweite Kammer, welche für die Vertretung der Regionen, auch Gespanschafte oder Komitate genannt, eingesetzt wurde, ist im Zuge der Reform abgeschafft worden. Die Abgeordneten werden durch ein Verhältniswahlrecht ermittelt, wobei eine 5 %-Klausel je Wahlkreis gilt. Die judikative Gewalt ist in ihrer Ausübung unabhängig, allerdings nehmen die Gerichtsprozesse viel Zeit in Anspruch. So ziehen sich bspw. Zivilrechtsverfahren im Durchschnitt bis zu 10 Jahre hin. Dies kann mitunter auf mangelnde Rechtssicherheit und Fälle von Korruption zurückgeführt werden. Das höchste Gericht ist der oberste Gerichtshof, es folgen untere Instanzen für allgemeine, straf-, handels- und verwaltungsgerichtliche Rechtswege. Im Bereich des Verfassungsrechts übt das Verfassungsgericht die rechtssprechende Gewalt aus. Die kommunale Selbstverwaltung ist rechtlich gesichert und wird immer konsequenter umgesetzt. So werden seit 2009 Gespane (Bezirksvorsteher), Kommunalparlamente und Bürgermeister direkt gewählt. Auf der oberen Verwaltungsebene befinden sich 20 Bezirke sowie die Verwaltungseinheit der Hauptstadt Zagreb. Auf der unteren Ebene sind 127 Städte und 429 Gemeinden vertreten. 6 Statista (2016). 7 CIA (2016). 8 Auswärtiges Amt (2016) Länderinformationen Kroatien – Kultur- und Bildungspolitik. 9 Ibid.
8 MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE Seit dem 1. Juli 2013 ist Kroatien Mitgliedsstaat in der Europäischen Union. Im Rahmen dieses Beitritts wurden zahlreiche Strukturreformen durchgeführt, z. B. im Gesundheitswesen und Rentensystem sowie dem System Staatlicher Beihilfen. Die Privatisierung staatlichen Besitzes wurde ebenso vorangetrieben. Die Fortführung dieser Reformen, die innere Modernisierung und die Integration der euro-atlantischen Strukturen zählen zu den Kernzielen der Politik. Dazu gehört auch der effiziente Einsatz von Mitteln aus EU-Fonds zur Investition in die Infrastruktur, das Gesundheitswesen und die Landwirtschaft. Im nächsten Schritt strebt das Land den Status eines vollwertigen Schengenmitglieds an. Auf die Unabhängigkeitserklärung Kroatiens am 25.06.1991 und den Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens folgte von 1991 bis 1995 der Kroatienkrieg. Die Kriegsfolgen sind auch heute noch in der Wirtschaft und Politik des Landes zu spüren. Insbesondere bereits vor dem Krieg wirtschaftlich unterentwickelte Gebiete im Osten des Landes befinden sich noch immer im Prozess des Wiederaufbaus. Zeichen dafür sind eine schlechtere wirtschaftliche Situation als in westlichen Gebieten, mangelnde Infrastruktur und nach wie vor ein hohes Aufkommen an Landminen. 2.4 Soziale Situation und Arbeitsmarkt Der Großteil der Bevölkerung lebt im nördlichen Teil des Landes, wobei etwa ein Viertel der Kroaten in der Hauptstadt Zagreb oder ihrer näheren Umgebung lebt. 2015 betrug der Anteil der Bevölkerung in urbanen Gebieten 59 %, was einer jährlichen Steigerung von 0,11 % innerhalb der letzten 5 Jahre entspricht.10 In den größeren Städten, insbesondere in Zagreb, ist die Infrastruktur gut ausgebaut. Dank EU-Fördermitteln und regem Tourismus zählt der Verkehrs- und Infrastruktursektor zu den am stärksten wachsenden Bereichen der kroatischen Wirtschaft, bspw. ist das Autobahnnetz eines der innovatisten Verkehrsnetze Europas. Aber auch weitere Infrastrukturprojekte wie die Konstruktion oder der Ausbau von Tunneln, Brücken, Häfen und Umweltprojekten spielt eine große Rolle. Die hohe Arbeitslosenquote von 16,3 % (Stand 2015) geht mit einer der niedrigsten Beschäftigungsraten der EU einher. Im Vergleich der Arbeitslosenquoten wird deutlich, dass Kroatien seit 2010 einen deutlichen Zuwachs verzeichnet und sich weit über dem EU- Durchschnitt befindet. Seit Ende 2015 ist ein positiver Trend zu erkennen, so dass für 2016 eine Arbeitslosenquote von 15,5 % und im Folgejahr von 14,7 % geschätzt werden. Abbildung 3: Arbeitslosenquoten im Vergleich Quelle: Google Public Data (2016). 10 CIA (2016).
MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 9 Trotz abnehmender Tendenz besteht eine überaus hohe Jugendarbeitslosigkeit von ca. 43 % (Stand 2015).11 Damit befindet sich Kroatien im Ranking der weltweiten Arbeitslosigkeit der Central Intelligence Agency bei der Altersgruppe 15-24 Jahre auf dem 9. Platz. In diesem Vergleich sind auch weitere ehemalige jugoslawische Länder wie Bosnien Herzegowina (Platz 1), der Kosovo (Platz 2), Mazedonien (Platz 4) und Serbien (Platz 7) vertreten. Die meisten der Arbeitssuchenden sind gut ausgebildet und qualifiziert. Zur Abwanderung der Fachkräfte trägt neben der hohen Arbeitslosenquote auch die wesentlich niedrigere Bezahlung als in westeuropäischen Ländern bei. Die Arbeitskosten in Kroatien betragen mit durchschnittlich 9,50 € pro Stunde etwa 37 % des europäischen Durchschnitts. Dabei gibt es jedoch wesentliche regionale und branchenspezifische Unterschiede. Abbildung 4: Arbeitskosten in der Privatwirtschaft je geleisteter Stunde in EUR (Stand 2015) Quelle: Destatis (2016). 2.5 Wirtschaftliche Situation Der Unabhängigkeitskrieg und dessen Folgen haben auch die Wirtschaft Kroatiens geprägt. In der Nachkriegsphase wurde das Wirtschaftswachstum durch den Wiederaufbau des Landes beschleunigt, blieb jedoch nicht stabil, wodurch Kroatien Ende der 90er Jahre eine Rezession erlebte. Nach einer Phase des positiven Wirtschaftswachstums in den 2000er Jahren ist auch Kroatien stark von der Weltwirtschaftskrise 2008/ 2009 betroffen gewesen und erholte sich nur langsam. Durch die Konjunkturabschwächung wurden viele Sparmaßnahmen, z. B. auch im Gesundheitswesen vorgenommen. Während im Zeitraum 2000 – 2009 die Ausgaben für das Gesundheitswesen um 3,5 % pro Jahr stiegen, wurden diese von 2009 bis 2012 um jährlich 3,6 % gesenkt. Aktuell werden die Ausgaben auf ca. 8% des BIP geschätzt.12 11 Auswärtiges Amt (2016) Länderinformationen Kroatien – Wirtschaftspolitik. 12 GTAI (2016) Wirtschaftstrends zur Jahresmitte 2016.
10 MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 6,00% 5,15% 4,79% 4,00% 2,05% 1,65% 1,90% 2,00% 0,00% -0,28% -0,36% -2,00% -1,06% -1,70% -2,19% -4,00% -6,00% -8,00% -7,38% 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Abbildung 5: Entwicklung des kroatischen BIP 2006-2016 Quelle: Eigene Darstellung nach Statista (2016). 2015 ist seit sechs Jahren erstmals ein positives Wachstum zu verzeichnen, so dass ein BIP von 43,7 Mrd. EUR erwirtschaftet wurde. Das Pro-Kopf-Einkommen belief sich auf ca.10.365 EUR. Das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2016 erreichte eine Steigerung von 2,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum und lag damit sogar über dem EU-Durchschnitt von 1,8 %. Dieser positive Trend setzt sich laut Prognosen von Germany Trade and Invest fort, so wird das BIP-Wachstum 2017 auf 2,1 % geschätzt.13 Treibende Kräfte waren unter anderem der Tourismus, das produzierende Gewerbe und der private Konsum. Letzterer nahm 2015 erstmals seit drei Jahren wieder zu und erholt sich damit nun langsam. Zusammensetzung des BIP 2015 Bergbau Industrie 17,80% 26% Handel, Reparaturen, Transport, Lagerung ITK 12,30% Bauwesen 8,60% Land-, Forst-, u. Fischereiwirtschaft 18,20% Finanzen und Versicherungen 5,60% Immobilien 3,60% Sonstige 4,20% 3,70% Abbildung 6: Zusammensetzung des BIP nach Wirtschaftssektoren in % 2015 Quelle: Eigene Darstellung nach GTAI (2016) Wirtschaftsdaten kompakt. Den wichtigsten Wirtschaftssektor bilden die Dienstleistungen mit einem Anteil von 70 % an der Gesamtwertschöpfung Kroatiens. Insbesondere der Fremdenverkehr, welcher ca. 20 % des BIP generiert, gewinnt zunehmend an Bedeutung. So besuchten 2015 13 GTAI (2016) Wirtschaftstrends Jahresmitte 2016 – Kroatien.
MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 11 14,3 Mio. Touristen das Land, was einer Steigerung von 9,3% zum Vorjahr entspricht. 14 Aber auch die verarbeitende Industrie, dominiert von der Nahrungsmittelindustrie, der Verlags- und Druckindustrie, der Produktion nichtmetallischer Mineralprodukte, der chemischen Industrie sowie der Herstellung von Metallprodukten, konnte um 2,7 % im Vergleich zum Vorjahr wachsen. Der Markt für Medizintechnik ist dabei ebenfalls um 2,7 % im Vergleich zum Vorjahr gewachsen und soll diesen Trend laut der Marktforschungsfirma Espicom bis 2019 beibehalten.15 Trotz einem allmählich steigenden Wirtschaftswachstum wird die kroatische Wirtschft von einer sehr hohen Staatsverschuldung belastet. Diese stieg seit 2007 kontinuierlich an und lag 2015 bei einem Anteil von 86,7 % des BIP. Für 2016 ist mit einem weiteren Anstieg bis zu 89 % zu rechnen.16 Infolge spezifischer Empfehlungen der EU-Kommission wurden Reformen zur Flexibiliseriung des Arbeitsmarktes und im Hinblick auf die Privatisierung öffentlicher Unternehmen auf den Weg gebracht, um das Haushaltsdefizit zu regulieren. Bisher blieben diese Maßnahmen jedoch ohne Erfolg. 2.6 Investitionsklima Das Investitionsklima in Kroatien verbessert sich stetig, so wurde das Land im Vergleich der Durchführbarkeit von Geschäftsaktivitäten (Ease of Doing Business Ranking der World Bank) 2016 auf Platz 40 von 189 Ländern eingestuft. 17 Im Ranking der Internationalen Wettbewerbsfähigkeit des World Economic Forum für das Jahr 2015 erreichte Kroatien Platz 74 von 138 und stieg damit um drei Plätze im Vergleich zum Vorjahr.18 Die Rating-Agenturen S&P und Fitch stufen die Bonität des Landes kurzfristig mit B bzw. langfristig mit BB ein, womit Kroatien zwar deutlich hinter den am besten bewerteten skandinavischen Ländern und Deutschland liegt, jedoch besser als Ungarn oder Portugal eingestuft wird. Die kroatische Währung Kuna ist eng an den Euro gebunden und ist sowohl binnenwirtschaftlich als auch im Verhältnis zum Euro stabil. Die durchschnittliche Inflationsrate liegt 2015 bei -0,3%.19 In der Periode des wirtschaftlichen Wachstums von 2005-2008 stiegen auch die ausländischen Direktinvestitionen stark an, die Finanzkrise 2008/2009 schwächte diese Entwicklung jedoch ab. Nach 2010 ist ein positiver Trend zu erkennen, welcher sich weiter fortsetzen soll. Nach Einschätzung der Europäischen Kommission soll der Beitrag von Investitionen zum Wirtschaftswachstum 2017 zunehmen. Momentan belaufen sich die ausländischen Direktinvestitionen auf 83,2 Mio. EUR für die zweite Hälfte des Jahres 2016.20 Die Länder mit dem größten Anteil daran sind Österreich (21,8 %), die Niederlande (20,1 %), Deutschland (8,5 %) und Ungarn (7,4 %).21 Präferierte Bereiche sind dabei die Finanzwirtschaft bzw. Banken, Immobilienwirtschaft, Telekommunikation, Petrochemie sowie das Hotel- und Gastgewerbe. Die Regierung hat die Bedeutung ausländischer Investitionen erkannt und plant zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Investitionsklimas, wie z. B. Steuersenkungen, Reduzierung der bürokratischen Prozesse und die Schaffung weiterer Investitionsanreize.22 Bisherige Errungenschaften sind u.a. die gleiche Rechtsstellung von Kroaten und Ausländern, geringe Verwaltungskosten für Unternehmen und verbesserte Gesetze zum Schutz des Geistigen Eigentums.23 Dabei kann die Regierung auf Fördermittel aus Vorbeitrittshilfen (2007-2013) und neuen Strukturhilfen (2014-2020) der EU zurückgreifen. Die sog. neuen Strukturhilfen stellen dem Land insgesamt 10,7 Mrd. EUR zur Verfügung, wovon 8,4 Mrd. EUR aus dem Kohäsionsfonds und ca. 2,0 Mrd. EUR für die Entwicklung der Landwirtschaft sowie ländlicher Gebiete zur Verfügung stehen. Ein großer Anteil dieser Gelder soll in die Stärkung kleiner und mittelständiger Unternehmen (KMU), den Ausbau von Informations- und 14 Auswärtiges Amt (2016) Länderinformationen Kroatien – Wirtschaftspolitik. 15 GTAI (2016) Wirtschaftstrends Jahresmitte 2016 – Kroatien. 16 Statista (2016). 17 World Bank (2016). 18 World Economic Forum (2016). 19 GTAI (2016) Wirtschaftsdaten kompakt. 20 Trading Economics 2016 21 GTAI (2016) Wirtschaftsdaten kompakt. 22 Auswärtiges Amt (2016) Länderinformationen Kroatien – Wirtschaftspolitik. 23 Croatian Agency for Investment and Competitiveness (2016).
12 MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE Kommunikationstechnologie sowie Infrastruktur und die Verbesserung von Forschung und Innovation fließen. 24 Weitere Investitionsanreize könnten der Verkauf staatlicher Anteile an öffentlichen Unternehmen bzw. deren Privatisierung bringen. Zahlreiche früher als strategisch wichtig eingestufte Unternehmen sollen privatisiert werden, darunter bspw. die Fluggesellschaft Croatia Airlines, der Adria-Hafen Rijeka und das Unternehmen Petrokemija aus der chemischen Industrie. 25 Neben einem unausgeglichenen Staatshaushalt, hoher Verschuldung und schwacher Rechts- und Verwaltungssysteme leidet Kroatien an einem Imageproblem. Dies liegt zum einen am wirtschaftlichen Rückschlag durch den Unabhängigkeitskrieg und zum anderen daran, dass das Land eher für Tourismus als für Investitionsmöglichkeiten bekannt ist. Eine weitere Herausforderung für Investoren besteht in einer ausgeprägten Bürokratie. Gründe für ein Investitionsvorhaben in Kroatien sind hingegen, wie bereits angedeutet, niedrige Betriebskosten für Unternehmen und zugleich sehr gut ausgebildete und mehrsprachige Arbeitskräfte. Weiterhin wird die Infrastruktur durch Investitionen in Transport- und Energienetzwerke sowie Telekommunikationstechnologien kontinuierlich erweitert. Hinzu kommen 14 Sonderwirtschaftszonen in Zagreb-Jankomir, Buje, Krapina-Zagorje, Osijek, Ribnik, Slavonski Brod, Split-Dalmatien, Kukuljanovo, Varazdin und Vukovar sowie die Häfen in Ploče, Pula, Split und Rijeka.26 Diese sollen mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen und weiteren Steuervergünstigungen, z. B. Umsatzsteuerreduzierung bis zu 50%, weitere Investoren anlocken. 2.7 Außenhandel Der kroatische Außenhandel konnte 2015 ein immenses Wachstum vorweisen und erreichte damit einen neuen Rekordstand. Sowohl Einfuhren (+8,2 %) als auch Ausfuhren (+11,9 %) sind überdurchschnittlich angestiegen. Das Handelsbilanzdefizit von ca. 7 Mrd. EUR bleibt jedoch nach wie vor hoch. Neue Rekorde erreichte ebenfalls der Warenaustausch zwischen Kroatien und Deutschland. Hingegen brach der Handel mit Russland stark ein. Außenhandel in 2013 Prozentuale 2014 Prozentuale 2015 Prozentuale Veränderung zum Veränderung zum Veränderung zum Mrd. EUR Vorjahr Vorjahr Vorjahr Einfuhr 16,6 2,3 17,2 3,5 18,6 8,2 Ausfuhr 9,5 -1,0 10,4 9,4 11,7 11,9 Saldo -7,1 -6,7 -6,9 Tabelle 1: Außenhandel Kroatiens 2013-2015 Quelle: GTAI (2016) Wirtschaftsdaten kompakt. Die Außenhandelsquote lag 2015 bei 68,6 % des BIP. Insbesondere der Export von Waren und Dienstleistungen ist wichtiger Bestandteil des Wirtschaftswachstums und macht 26,5 % des BIP aus. Nahezu Dreiviertel des Außenhandels werden mit Mitgliedsstaaten der Europäischen Union abgewickelt, wobei Hauptabnehmerländer Italien (13, 4 %), Slowenien (12, 3 %) und Deutschland (11, 3 %) sind.27 Weitere wichtige Exportpartner sind Österreich, Ungarn und Bosnien-Herzegowina. Zu den Hauptausfuhrgütern Kroatiens zählen raffinierte Erdölprodukte, Pharmaprodukte, chemische Erzeugnisse, Nahrungsmittel, Maschinen sowie Textilien und Bekleidung. Die Importquote hingegen liegt mit 46,6 % deutlich höher als die Exportquote, was in einem Handelsbilanzdefizit resultiert. Die Hauptlieferländer gleichen den Hauptabnehmerländern. Die drei wichtigsten Handelspartner sind Deutschland (15,5 %), Italien (13,2 %), Slowenien (10,7 %), gefolgt von Österreich, Ungarn, den Niederlanden und Polen. Dabei werden besonders chemische 24 GTAI (2016) Kroatien - EU-Förderung 2014 bis 2020. 25 GTAI (2016) Wirtschaftstrends zur Jahresmitte 2016. 26 Dresdner Bank (2006). 27 GTAI (2016) Wirtschaftsdaten kompakt.
MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 13 Erzeugnisse, Nahrungsmittel, Erdöl und Maschinen importiert. 28 Mit dem Beitritt Kroatiens zur EU wurde auch das kroatische Zollgebiet integriert, d. h. das Waren kroatischen Ursprungs sind nun Ursprungswaren der EU. Es gilt der freie Warenverkehr, wodurch Gemeinschaftswaren im zollrechtlich freien EU-Verkehr ohne Zollkontrollen und –dokumente zirkulieren können. 28 GTAI (2016) Wirtschaftsdaten kompakt.
14 MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 3. Das kroatische Gesundheitswesen 3.1 Überblick über das Gesundheitswesen Entsprechend dem Gesetz für Gesundheitspflege29 erfolgt die Gesundheitsfürsorge der Bevölkerung Kroatiens nach den Grundsätzen der Universalität, Kontinuität und Verfügbarkeit. Das Gesundheitswesen soll einen integralen Ansatz in der primären Gesundheitsversorgung und einen spezialisierten Ansatz in der Fachberatung und Krankenhausbetreuung bieten. Die Institutionen des Gesundheitswesens werden in Abstimmung mit einem vom Minister geschaffenen Gesundheitsnetz eingerichtet, welches die Standpunkte der kroatischen Krankenkasse HZZO, des Kroatischen Instituts für öffentliche Gesundheit und der zuständigen Kammern berücksichtigt. Diese können jedoch auch unabhängig vom geplanten Versorgungsnetzwerk gegründet werden, sollten jedoch mit den rechtlichen Besonderheiten des Gesundheitswesens einhergehen. Die Kontrolle des Sektors obliegt dem kroatische Gesundheitsministerium. Dies beinhaltet die Umsetzung des Gesetzes des Gesundheitswesens, die Planung von Haushaltsausgaben, die Überwachung des Gesundheitszustandes und der gesundheitlichen Bedürfnisse der Bevölkerung, die Ausbildung der Mitarbeiter im Gesundheitswesen und die Überwachung der Reformen des Gesundheitssystems in Kroatien. Weiterhin ist das Ministerium für die Erstellung und Umsetzung der nationalen Gesundheitsstrategie 2012 - 2020 verantwortlich.30 Die Finanzierung des Gesundheitswesens wird durch die Krankenversicherung HZZO, die Landesregierung und die Stadt Zagreb sowie die Nutzer, die die Kosten nach den Sonderregelungen für die erbrachten Leistungen zahlen, getragen. Dabei wird eine Kombination aus zwei Modellen genutzt: Das beitragsbasierte Bismarck-Modell und das steuerbasierte Beveridge-Modell. Momentan liegt die Mehrwertsteuer für bestimmte Arzneimittel, chirurgische Implantate und medizinische Geräte bzw. Hilfsgüter zur privaten Nutzung bei 5 %. Im Rahmen einer großen Steuerreform soll die Mehrwertsteuer, die generell 25 % beträgt, für die oben genannten Bereiche auf 12 % angehoben werden. Die Ausgaben für Gesundheitsversorgung nehmen tendenziell zu, so wurden 2012 15,13 % des Staatshaushalts für Leistungen der Gesundheitsversorgung ausgegeben. Dies entsprach einem Anteil von 5,49 % am BIP. 2014 lag der Anteil bereits bei 7,8 % und beläuft sich aktuell auf ca. 8 %.31 Dabei werden 5 % des BIP für Medizintechnik ausgegeben.32 Dennoch sind die Aufwendungen im kroatischen Gesundheitswesen deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Nach den letzten verfügbaren OECD-Angaben aus dem Jahr 2012 beliefen sich die Pro-Kopf-Ausgaben in Kroatien auf 1.133 EUR, der EU-Durchschnitt lag jedoch bei 2.193 EUR. Die Steigerung der Ausgaben hängt zum einen mit den allgemein steigenden Kosten für die Gesundheitsversorgung, zum anderen mit den höheren Ausgaben für Medikamente zusammen. 33 Die mit Abstand größte Kostenposition bildet die medizinische Grundversorgung (2015: 401.986.430 EUR), gefolgt von der medizinischen Notversorgung inkl. Krankentransport (2015: 99.691.840 EUR) und häuslicher Pflege (17.829.415 EUR). Die Gesamtkosten der Gesundheitsversorgung werden aktuell zu 82 % vom Staat gedeckt, was verglichen mit den EU-Ländern eine hohe Rate ist. Das zeigt, dass das Gesundheitswesen eine hohe Priorität innerhalb der politischen Agenda inne hat. 34 Dennoch sind auch die privaten Zuzahlungen zu Leistungen im Gesundheitswesen gestiegen. Ein starkes Wachstum konnte ebenso bei den freiwilligen Zusatzkrankenversicherungen erkannt werden, welche in Kapitel. 4.2 genauer beschrieben werden. 29 Amtsblatt 150/08, 71/10, 139/10, 22/11, 84/11, 154/11, 12/12, 35/12, 70/12, 144/12, 82 / 13, 159/13, 22/14, 154/14 30 HZZO (o. J.) Croatian Health Care System. 31 CIA (2016). 32 Embassy of Finland in Zagreb (2016). 33 HZZO (2016). 34 Croatia Health System Review 2014, S. 53.
MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 15 90 82,32 82,52 79,82 78,18 80 76,28 73,56 70 61,15 59,72 60 50 40 30 20 10 0 Deutschland Kroatien Niederlande Großbritanien Spanien Italien Montenegro Serbien Abbildung 7: Gesundheitsausgaben aus öffentlichen Quellen als Anteil (%) der gesamten Gesundheitsausgaben (Stand 2012) Quelle: Croatia Health System Review 2014, S. 57. Nach dem European Health Consumer Index (EHCI) 2015, der die Leistungen der Gesundheitssysteme in 35 europäischen Ländern vergleicht, liegt das kroatische Gesundheitssystem auf Platz 16. Das EHCI analysiert 48 Indikatoren, darunter das Recht der Patienten auf Informationen, Verfügbarkeit medizinischer Leistungen, Behandlungsergebnisse, Wartelisten, Prävention, Drogenkonsum und deren Verfügbarkeit. Kroatien hat seine Position im Vergleich zum Vorjahr um sieben Plätze verbessert. 35 Trotz der eher niedrigen Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit gilt das kroatische Gesundheitssystem als sehr fortschrittlich. Der Standard der Gesundheitsversorgung in Kroatien ist insgesamt zufriedenstellend, mit einer besseren Zugänglichkeit zu Gesundheitseinrichtungen in den großen Städten. Das Spektrum der Gesundheitsversorgung in abgelegenen Gebieten und Inseln ist weniger umfangreich, aber immer noch akzeptabel. 1000 916 900 828 800 707 736 695 667 700 600 554 484 500 400 300 200 100 0 Deutschland Kroatien Niederlande Großbritanien Spanien Italien Montenegro Serbien Abbildung 8: Vergleich des European Health Consumer Index 2015 Quelle: Health Consumer Power House (2015). Insgesamt gibt es in Kroatien 49 öffentliche Gesundheitscenter, 22 allgemeine Krankenhäuser, 12 Kliniken, 40 Spezialkrankenhäuser und 363 Polikliniken.36 Der Großteil der Krankenhäuser und Krankenhausbetten befindet sich auf dem Festland, vor allem in der Stadt Zagreb. Im südlichen Teil des Landes ist eine deutliche geringere Dichte zu erkennen. 35 Health Consumer Power House (2015). 36 Embassy of Finland in Zagreb (2016).
16 MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE Abbildung 9: Geographische Verteilung ausgewählter Krankenhäuser in Kroatien Quelle: Croatia Health System Review 2014, S. 110. In der nachfolgenden Tabelle werden einige Leistungsindikatoren kroatischer Krankenhäuser im Vergleich zu Deutschland aufgezeigt. Indikatoren Kroatien Deutschland Rate der Krankenhausaufenthalte je 1000 Einwohner 17,46 23,75 Stationäre Krankenhausaufenthalte 676.470 19.239.574 Ärzte je 1000 Einwohner (Stand 2010) 2,6 3,5 Krankenhausbetten je 1000 Einwohner 5,9 6,1 Auslastung der Krankenhausbetten 75 % 77,5% Durchschnitt der Krankenhaustage pro Patient 8,56 Tage 7,3 Tage Tabelle 2: Statistische Daten zu Krankenhausaufenthalten 2015 Quelle: Croatia Health System Review 2014; Destatis (2015); Lexas (2010). Die Zahl der Krankenhausbetten hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Von 2009 bis 2014 ist die Zahl der Betten je 1000 Einwohner von 5,4 auf 5,9 gewachsen.37 Ein positiver Trend ist auch bei der Anzahl der Ärzte je 1.000 Einwohner zu erkennen, so betrug die Anzahl 1999 1,8 Ärzte und liegt 2011 immerhin schon bei 2,84. Dennoch befindet sich Kroatien damit unter dem europäischen Durchschnitt von 3,4 Ärzten. 2014 praktizierten insgesamt 13.302 Ärzte in Kroatien, unter denen jedoch der Anteil der 65-74-Jährigen stetig zu nimmt. Die wahrgenommenen Engpässe sind besonders in ländlichen Gegenden zu spüren, aber auch in Großstädten gibt es lange Wartelisten bei Fachbehandlungen. Weiterhin arbeiten die Pflegeheime und Betreuungseinrichtungen für ältere Menschen an den Kapazitätshöchstgrenzen und in der psychatrischen Pflege mangelt es an Fachkräften. 38 Hinzu kommt, dass aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen viele Fachkräfte ins Ausland abwandern. Leider gibt es keine systematische 37 CIA (2016). 38 Croatia Health System Review 2014, S. 87.
MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE 17 Überwachung oder Berichterstattung über die Migrationstrends im Gesundheitssektor. Die wichtigsten Zielländer der in Kroatien geschulten Gesundheitsfachkräfte sind Slowenien, Italien (besonders Krankenschwestern), andere westeuropäische Länder und die Vereinigten Staaten. Im Gegenzug kommen jedoch auch Ärzte aus den Nachbarländern wie Bosnien Herzegowina und Serbien nach Kroatien. Im Zuge des EU-Beitritts erhofft sich Kroatien, dass die Zahl der internationalen Studierenden aus Ländern mit weniger entwickelter medizinischer Ausbildung ins Land kommen und bleiben. Trotz Modernisierungsbedarf hinsichtlich der Infrastruktur nimmt die Nutzung von Informationstechnologien im Gesundheitssektor stetig zu. Bereits 2001 begann Kroatien mit der Entwicklung eines elektronischen Informationssystem im Gesundheitswesen, welches die einzelnen Systeme der Gesundheitseinrichtungen, der Krankenkasse und öffentlichen Gesundheitseinrichtungen verbinden soll. Dadurch wird ein Datenaustausch in Echtzeit ermöglicht. 39 Ein gutes Beispiel für die bisherige Entwicklung konnte im Rahmen der Erhebungen des European Health Consumer Index festgestellt werden: Kroatien ist zusammen mit den nordeuropäischen Ländern führend in der Ausstellung von e-Verschreibungen. Aber auch bei der Online-Buchung von Behandlungsterminen ist Kroatien sehr gut entwickelt. Zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung bis 2020 stehen Kroatien 150 Mio. EUR aus Fördermitteln der EU zur Verfügung, welche unter anderem den Ausbau von E-Health-Systemen unterstützen sollen. Abbildung 10: Erstellung elektronischer Rezepte in Europa40 Quelle: Health Consumer Power House (2015), S. 82. Kroatien gilt im pharmazeutischen Bereich als Zentrum der Region mit einem starken Schwerpunkt auf F & E-Aktivitäten, auch wenn es noch viel Raum für Entwicklungen gibt. Der Sektor ist sehr gut entwickelt und die Produktion entspricht 4 % der gesamten verarbeitenden Industrie des Landes. Neben den mehr als 40 internationalen Unternehmen (Sandoz, Novo Nordisk, PharmaSwiss, Novartis, Pfizer usw.) sind Belupo41, Pliva42 (heute Teil der Teva-Gruppe) und Jadran Galenski Laboratorij 43 wichtige nationale 39 Ibid. 40 Die Frage in der Erhebung lautet: "Können die Patienten Ihres Landes Medikamente aus einer Apotheke mit einer elektronisch gesendeten Verschreibung abholen? [Dies ist bekannt als "e-Rezept", es wird kein schriftliches Rezept ausgestellt.] " 1. Ja, diese Möglichkeit ist weit verbreitet. 2. Die Möglichkeit besteht, wird jedoch nur von wenigen fortschrittlichen Ärzten/ Krankenhäusern angeboten. 3. Nein/ Es ist sehr selten. 41 Belupo d.d. (2016). 42 Pliva d.d. (2016).
18 MEDIZINTECHNIK IN KROATIEN - ZIELMARKTANALYSE Unternehmen. Alle spezialisieren sich in erster Linie auf Generika. Die pharmazeutischen Unternehmen zählen zu den größten Exporteuren Kroatiens (z. B. 80% der Produkte von Pliva werden zum Großteil in die USA exportiert). 44 Nur Arzneimittel, die von der Agentur für Arzneimittel und Medizinprodukte Kroatien (HALMED) oder der Europäischen Kommission zugelassen wurden, können auf dem Markt vertrieben werden. Der Online-Verkauf von Medikamenten ist in Kroatien nicht erlaubt. Die HALMED ist eine juristische Person mit öffentlicher Gewalt auf der Grundlage der einschlägigen Gesetze.45 Nach dem kroatischen Arzneimittelgesetz, das die EU-Richtlinien umsetzt, werden die Wirksamkeit, die Qualität und die Sicherheit von Arzneimitteln gewährleistet sowie Verfahren für Forschung, Marketing, Herstellung, Klassifizierung, Vertrieb, Pharmakovigilanz, Qualitätskontrolle, Werbung, Marktversorgung und Überwachung im Hinblick auf Medikamente, Forschungsmedikamente, Wirkstoffe und Heilmittel eingerichtet. Auch für Radionuklidgeneratoren, Radionuklidsets, Radiopharmaka, Radionuklidvorstufen und industriell hergestellte Radiopharmazeutika ist die Beantragung der Marktzulassung erforderlich. Heute gibt es über 1.000 Apotheken in Kroatien. Die Mehrheit, d.h. 63 %, befinden sich im Privatbesitz, 23% in Staatsbesitz und 14 % im privaten Pachtverhältnis. Atlantic Grupa besitzt die größte private Kette von Apotheken im Land: Farmacia. 46 Vom Arzt verschriebene Arzneimittel sowie chirurgische Implantate haben einen Mehrwertsteuersatz von 5%, während der normale Mehrwertsteuersatz von 25 % für alle anderen medizinischen Geräte und Apparate festgesetzt ist. 3.2 Entwicklung von Telemedizin Die Strategie e-Kroatien 2020 des Verwaltungsministeriums soll die Qualität öffentlicher Dienstleistungen für die Bürger verbesseren und gleichzeitig erhebliche finanzielle Einsparungen ermöglichen. 47 Ein Schwerpunkt ist die Computerisierung der Gesundheitsversorgung sowie die Vernetzung der verschiedenen medizinischen Einrichtungen zur zentralen Speicherung und Nutzung der Informationen des Gesundheitssystems im Central Health Care Information System (CEZIH). Zum Programm gehört darüber hinaus auch die Weiterentwicklung von Telemedizin. Telemedizin zählt nicht zu den eigentlichen medizinischen Disziplinen, sondern stellt ein Mittel zur medizinischen Versorgungen über größere Distanzen dar. Es handelt sich um ein System, welches den Prozess der medizinischen Versorgung durch einen effizienten Informationsaustausch unterstützt. Dieser ermöglicht vielerlei Tätigkeiten in der Gesundheitsversorgung und umfasst Ausbildung, Verwaltung und Behandlung von Patienten durch medizinisches Personal. Eine Haupteigenschaft der Telemedizin ist die Überbrückung der räumlichen Entfernung zwischen den in den Versorgungsprozess involvierten Personen, wie z. B. Patient und Arzt im Rahmen einer Telediagnose oder –therapie oder mehreren Medizinern im Rahmen einer Telebesprechung. Projekte in der Telemedizin erstrecken sich über verschiedene medizinische Spezialgebiete, wie z. B. klinische, präventive oder organisatorische Anwendungen. Die Einführung der Telemedizin in Kroatien hat dank vieler Forscher in dieser Richtung frühzeitig begonnen. Wo zuerst eher wissenschaftliches Interesse den Fortschritt antrieb, ist schnell die praktische Anwendung in den Vordergrund gerückt. Ein Beispiel dafür ist die Einrichtung eines Netzwerks in der neurochirurgischen Klinik in Zagreb durch das Gesundheitsministerium. Es handelt sich um ein Teleradiologiesystem, welches über ein Telekommunikationssystem 33 Computertomographen, Aniographiegeräte und Magnetresonanzgeräte in insgesamt 27 Standorten und 18 Krankenhäusern verbindet. 10 weitere neurochirurgische Einrichtungen in Zagreb, Osijek, Slavonski, Brod, Rijeka, Pula, Split und Zadar wurden inzwischen in das System aufgenommen. Dieses System ermöglicht nicht nur einen schnellen Informationsaustausch und eine umfassende Datengrundlage zur Interpretation von Diagnosen, sondern auch die adäquate Verteilung der Patienten und interaktive Kommunikation. Bei der Speicherung der Patientendaten wird ebenso wie bisher auf den Datenschutz geachtet. 43 Jadran galenski laboratorij d.d. (2016). 44 Embassy of Finland in Zagreb (2016). 45 HALMED (2016). 46 Ljekarne Farmacia (2016). 47 Kroatisches Verwaltungsministerium (2015), S. 1.
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