Mehr als nur 189 Sprachen ohne Platz in der Syntaxtheorie - Hubert Haider Berlin, 12. 2. 2018 - Uni Salzburg

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Mehr als nur 189 Sprachen ohne Platz in der Syntaxtheorie - Hubert Haider Berlin, 12. 2. 2018 - Uni Salzburg
Mehr als nur 189 Sprachen ohne Platz in der
                   Syntaxtheorie

                     Hubert Haider
      FB Linguistik & Centre for Neurocognitive Research
                        Univ. Salzburg

        Berlin, 12. 2. 2018
Mehr als nur 189 Sprachen ohne Platz in der Syntaxtheorie - Hubert Haider Berlin, 12. 2. 2018 - Uni Salzburg
Worauf bezieht sich die Zahl im krausen Titel?

                                             WALS sample:     http://wals.info/chapter/81

In dieser Kategorie müssten korrekterweise alle Sprachen angeführt sein, die keine
syntaktisch restringierte Wortstellung aufweisen. De facto ist es im WALS aber eine
Restkategorie für alle Sprachen, die sich nicht in die übrigen 6 einordnen lassen.
Dazu werden – wegen ungünstig gewählter Kriterien – auch germanische OV
Sprachen gezählt (Deutsch, Friesisch, Niederländisch), aber unter den slawischen
Sprachen seltsamerweise nur Weißrussisch.
Worum es geht
i.   Der Systemraum für syntaktische Strukturierung wird in den
     gängigen Syntaxmodellen zu eng angesetzt, weil sie sich zu
     sehr an zu wenigen, benachbarten SVO-Sprachen orientieren.
ii. Infolgedessen wirken nicht-SVO Sprachen ausnahmshaft. Sie
    werden mit fragwürdigen Zusatzannahmen als Abarten von
    SVO Sprachen in das jeweilige SVO-Modell hineingezwängt und
    führen zum Verlust von prädiktiver Kraft.
iii. Die adäquate Modellierung ist eine, aus der zwanglos und mit
     prädiktiver Kraft folgt, wie und worin sich Sprachen des
     jeweiligen syntaktischen Typs von einander unterscheiden.
iv. Die ‚anderen‘ Sprachen sind, neben SOV und VSO,
    • variabel kopf-positionierende                (z.B. slawische Sprachen)
    • nicht-kategoriale      (z.B. Salish- oder viele australische Sprachen)
Syntaktisches Profil von SVO vs. SOV und anderen

a. [S [V O]] base order                  yes   no    yes & no

b. obligatory preverbal subject (EPP)    yes   no        yes

c. in-situ wh-subject restriction        yes   no        yes

d. adverbial wh-in-situ restriction      yes   no        yes

e. complex left-adjoined adjuncts        no    yes       ???

f. rigid argumental word order           yes   no    scrambling

g. rigid relative order of auxiliaries   yes   no      roll up

h. extraction out of pre-VP phrases      no    yes       no
Obligatorische VP-externe strukturelle Subjektsposition – „            “

• In SOV Sprachen gibt es keine Subjektsexpletiva in subjektlosen Sätzen.
• In VSO Sprachen gibt es keine Subjektsexpletiva in subjektlosen Sätzen.

☞ Ad-hoc Zusatzannahme: ‘EM P T Y EX P L E T IV E S ‘
     Eklatant falsche Prädiktion für SVO pro-drop Sprachen:
a.    Il a été dormi dans ce lit.
b.    Il a beaucoup été fumé dans cette salle.
c.* [null expl] È stato dormito bene in questo letto.
d.* [null expl] È stato tossito per il fumo.
e.     Z'è stà parlà de ti.         (Veneto: łéngua vèneta)
Obligatorische VP-externe strukturelle Subjektsposition – „                                     “

Thráinsson (2007:382). The syntax of Icelandic. Cambridge University Press.

f. Eg haldi, at *(tað) hava ikki verið mýs í baðikarinum.          (Faröisch)
g. Ég held, að ?(það) hafi ekki verið mýs í baðkerinu.            (Isländisch)
   I think that there have not been mice in bathtubDef
h. Jón segir að það hafi verið rakað sig.              Eythórsson & Ingason & Sigruðsson
   Jon says that expl has been shaved himself
• “The subject gap in sentences of this kind cannot be left open (Faroese infor-
  mants reject this, some speakers of Icelandic are more likely than others to
  accept this).”
• “This kind of subject gap can be ‘filled’ (or ‘neutralized’) by an overt
  expletive, by fronting a head and by fronting a maximal projection.”
  Haider, H. 2017. In the absence of a subject. In C. Mayr & E. Williams (eds.) Festschrift für Martin
  Prinzhorn (wlg Ausgabe Nr. 82). 87-98. Wien: Institut für Sprachwissenschaft.
Obligatorische VP-externe strukturelle Subjektsposition – „   “

Mit það : 6.050

Ohne það :    2
*                in-situ

• Wh-Subjekt in-situ: Keine derartige Restriktion in SOV Sprachen
a. Es ist unklar, wen was gestört/gerettet/getötet hat.
b. “Wie lange muss man warten, bis was wirkt.“
c. *It is unclear who what has bothered/saved/killed.
d. *How long do we have to wait until what is taking effect?
    NOW Corpus (5,5 Milliarden): 0 Fragesätze mit „until what“ oder “until who“

☞ Ungenügende Begründung: Superiority.
Chomsky (1981:236-237) hat selbst darauf hingewiesen, dass (e.) eine ungram-
matische Struktur ergibt: „Syntactic movement is not a crucial element of this
effect, and furthermore the presence of the complementizer is immaterial.“
e.* I don‘t remember who believes (that) who read the book.
f. Ich habe keine Ahnung, wer glaubt, dass sich wer dafür interessiert habe.
Higher-order                             in-situ

a. He has very carefully sliced the cake.
b.*Who has how sliced the cake?
c.*Who has sliced the cake how?

☞ Grammatische Ursache?                  (Haider 2013: 140).

d. Wer würde die Torte wie aufteilen?
e. Es interessierte ihn nicht, wer die Torte wie aufteilen würde.
f. Es interessierte ihn nicht, wie wer die Torte aufteilen würde.

Haider 2013. Symmetry breaking in syntax. Cambridge University Press.
*Head-final-constraint for

     ‚Head-final constraint‘ bei Adjunkten linksköpfiger Phrasen

a. He has very skillfully sliced the turkey.
b.*He has more skillfully than a chef sliced the turkey.
c.*a more skillful than a chef apprentice

d. Er hat die Pute sehr sorgfältig aufgeschnitten.
e. Er hat die Pute viel sorgfältiger als ein Profi aufgeschnitten.
f.* ein so geschickter wie ein Profi Lehrling
Die Ungrammatikalität von (b.) in SVO ist – nebenbei erwähnt – auch völlig in-
kompatibel mit der Annahme, dass präverbale Adverbiale im Spec von funktio-
nalen Adv-Köpfen stünden. Specs haben keine derartige Einschränkung.

H. Haider (in press). The Left-Left Constraint – a structural constraint on adjuncts. Ulrike Freywald
& Horst Simon (eds.) "Headedness and/or Grammatical Anarchy?" Berlin: Language Science Press.
*         serialization of arguments in                               phrases
                         Isländisch (Dehé 2004)
a. Hann gaf konunginum ambáttina. – * Hann gaf ambáttina konunginum.
   Er     gab König-DEF-DAT Zofe-DEF-ACC
b. Þau sýndu foreldrunum krakkana. – * Þau sýndu krakkana foreldrunum.
   Sie zeigten Eltern-DEF-DAT Kinder-DEF-ACC

   Deutsch: kopf-finale VP, kopf-initiale NP
c. warum mit solchen Daten jemand Syntaktiker konfrontiert
d. warum jemand mit solchen Daten Syntaktiker konfrontiert
e. warum Syntaktiker jemand mit solchen Daten konfrontiert
f. das Konfrontieren eines Syntaktikers mit solchen Daten
g.*das Konfrontieren mit solchen Daten eines Syntaktikers
h.??das Konfrontieren mit solchen Daten von Syntaktikern

Dehé, Nicole 2004. On the order of objects in Icelandic double object constructions. UCL Working Papers
in Linguistics 16:85–108.
*         relative order of (quasi-)                        in SVO
a. They would have had to settle the issue long ago.
b. Man würde die Sache längst haben erledigen müssen.
c.   dass man die Sache längst erledigen müssen hätte                     (umgspr. Ostösterr.)
d.   dass man die Sache längst erledigen hätte müssen.                    (südl. Standardd.)
e.   dass man die Sache längst hätte erledigen müssen.                    (nördl. Standardd.)
f.   dass man die Sache hätte längst erledigen müssen.
g.   dass man die Sache endlich erledigen müssen wird
g.   dass man die Sache endlich erledigen wird müssen
i.   dass man die Sache endlich wird erledigen müssen
j.   dass man die Sache wird endlich erledigen müssen
     Thomas Mann – Buddenbrooks
k. dass er für ihn nicht hatte die Firma am Leben halten wollen
   Angela Merkel – ARD Interview 20.11.17
l. auf einem Pfad, auf dem wir hätten eine Einigung erreichen können
Haider (2010). The syntax of German. Cambridge Univ. Press. p. 286-292.
*              out of           phrases in SVO

   Robustes Resultat aus mind. zwei Jahrzehnten Forschung in G&B
a.*Whati would [eating ei] be fun today?
b.*Whati will [to admit ei in public] be easier someday?
c.*Whati do people in the Andes think [that [Spec [killing ei]j [brings bad luck]]]?
d.*Whoi was [a portrait of ei ] removed?
e.*And whati do you think [that [Spec [committed ei]j [he has ej]]]?

Extraktion aus Infinitivsätzen – aus Subjekt, oder aus Satz vor einem Subjekt
f. Weni hätte [ei interviewen zu dürfen] dich mehr gefreut, Trump oder Putin?
g. Weni hat denn [ei davon abzuhalten] keinerSubj gewagt, sie oder ihn?
h.*Weni sagte sie, [ei davon abzuhalten] habe keiner gewagt.

Warum werden diese Fakten persistent ignoriert? – Weil Niederländisch keine
Gegenstücke bietet, da dort Infinitivsätze im Mittelfeld unzulässig sind?
Sind slawische Sprachen tatsächlich                  -Sprachen?

a. S-V-O as an acceptable order                þ            no         þ

b. obligatory preverbal subject (EPP)          yes          no         no

c. subject wh-in-situ restriction              yes          no         no

d. adverbial wh-in-situ restriction            yes          no         no

e. left-adjoined adjuncts                    constr.    unconstr.   unconstr.

f. rigid argumental word order                 yes          no         no

g. rigid relative order of auxiliaries         yes          no         no

Hubert Haider & Luka Szucsich 2018         (downloadable)
Slavic languages – "SVO" languages without SVO qualities?
Ein Beispiel – Head-final constraint

                            A prediction stunningly confirmed
a. V prošlom godu [gorazdo bol’še čem Igor] vyigrala tol’ko Maša                        Russian
   in previous year [much more than Igor] won only Mary
   ‘Last year, only Mary has much more won than Igor.’

b. ?W zeszłym roku [dużo więcej niż Jarek] pracowała tylko Roza                         Polish
    in last year [much more than Jarek] worked only Roza

c. Prošle godine je [mnogo više od Želimira] radila samo Branka                         B/C/S
   last year has [much more than Želimir] worked only Branka

   Für die Details des Nachweises aller aufgezählten Eigenschaften konsultieren Sie bitte:
   Hubert Haider & Luka Szucsich 2018. Slavic languages – "SVO" languages without SVO qualities?
   Luka Szucsich & Hubert Haider 2015. Freie Wortstellung in slavischen Sprachen und die VO/OV-
     Unter-scheidung. In E. Dieser (ed.) Linguistische Beiträge zur Slavistik: XX. JungslavistInnen-
     Treffen in Würzburg, 22.-24. September 2011. p. 94-124. München: Verlag Otto Sagner.
                                                                                (beides downloadbar)
Und was sind die slawischen Sprachen dann ?

ü Slawische Sprachen sind nicht SVO.
ü Slawische Sprachen sind nicht SOV.

Was slawische Sprachen mit OV-Sprachen gemeinsam haben,
ist die Abwesenheit jener syntaktischen Restriktionen, die typ-
isch sind für kopf-initiale Strukturen.

Welchen Typs sind sie dann ?
Und was sind die slawischen Sprachen dann ?

ü Slawische Sprachen sind nicht SVO.
ü Slawische Sprachen sind nicht SOV.

Was slawische Sprachen mit OV-Sprachen gemeinsam haben,
ist die Abwesenheit jener syntaktischen Restriktionen, die typ-
isch sind für kopf-initiale Strukturen.

Welchen Typs sind sie dann ?
Slawische Sprachen gehören zu den ganz vielen Sprachen, in denen Phrasen-
köpfe variabel positionierbar sind, weil die Lizenzierungsrichtung der Köpfe
nicht direktional beschränkt ist.
Slawische Sprachen als                     kopfpositionierend

a. S-V-O as an acceptable order                   þ            no            þ

b. obligatory preverbal subject (EPP)             yes          no            no

c. subject wh-in-situ restriction                 yes          no            no

d. adverbial wh-in-situ restriction               yes          no            no

e. left-adjoined adjuncts                      adjacent     unconstr.    unconstr.

f. rigid argumental word order                    yes          no            no

g. rigid relative order of auxiliaries            yes          no            no

•   Subjekt VP-intern, wie in OV. Daher keine strukturellen Subj.- Obj. Asymmetrien.
•   Alle Argumente in der Direktionalitätsdomäne des Kopfes, wie in OV
•   Daher Scrambling in der Direktionalitätsdomäne, wie in OV
•   Linksadjunktion = Adjunktion in der Direktionalitätsdomäne, wie in OV
•   Auxiliare sind ambidirektional, so wie die Vollverben
Struktur komplexer Phrasen –

1. Phrasen sind endozentrisch: Kopf in der tiefsten Position
2. Phrasen projizieren rechtsverzweigend, d.h. [... [... [...]]]
3. Zu integrierende Phrasen sind direktional lizensiert: {⇽, ⇾}

a. kopf-final:   [X ⇽[Y ⇽[Z ⇽ V° ]]]VP
Struktur komplexer Phrasen

1. Phrasen sind endozentrisch: Kopf in der tiefsten Position
2. Phrasen projizieren rechtsverzweigend, d.h. [... [... [...]]]
3. Zu integrierende Phrasen sind direktional lizensiert: {⇽, ⇾}

a. kopf-final:     [X ⇽[Y ⇽[Z ⇽ V° ]]]VP
b. kopf-initial:       [ Y [ V°⇾ Z ]VP
Struktur komplexer Phrasen

1. Phrasen sind endozentrisch: Kopf in der tiefsten Position
2. Phrasen projizieren rechtsverzweigend, d.h. [... [... [...]]]
3. Zu integrierende Phrasen sind direktional lizensiert: {⇽, ⇾}

a. kopf-final:     [X ⇽[Y ⇽[Z ⇽ V° ]]]VP
b. kopf-initial:       [ Y [ V°⇾ Z ]]VP
Struktur komplexer Phrasen

1. Phrasen sind endozentrisch: Kopf in der tiefsten Position
2. Phrasen projizieren rechtsverzweigend, d.h. [... [... [...]]]
3. Zu integrierende Phrasen sind direktional lizensiert: {⇽, ⇾}

a. kopf-final:   [X ⇽[Y ⇽[Z ⇽ V° ]]]VP
b. kopf-initial: V°⇾[ Y [ V°⇾ Z ]]VP
Struktur komplexer Phrasen

1. Phrasen sind endozentrisch: Kopf in der tiefsten Position
2. Phrasen projizieren rechtsverzweigend, d.h. [... [... [...]]]
3. Zu integrierende Phrasen sind direktional lizensiert: {⇽, ⇾}

a. kopf-final:   [X ⇽[Y ⇽[Z ⇽ V° ]]]VP
b. kopf-initial: [ V°⇾[ Y [ -- ⇾ Z ]]]VP

                    ‚little v‘
Struktur komplexer kopf-initialer Phrasen

1. Phrasen sind endozentrisch: Kopf in der tiefsten Position
2. Phrasen projizieren rechtsverzweigend, d.h. [... [... [...]]]
3. Zu integrierende Phrasen sind direktional lizensiert: {⇽, ⇾}

a. kopf-final:   [X ⇽[Y ⇽[Z ⇽ V° ]]]VP
b. kopf-initial (SVO):
                 [X [ V°⇾ [Y [ -- ⇾ Z ]]]]VP

                         ‚little v‘
Struktur komplexer kopf-initialer Phrasen

1. Phrasen sind endozentrisch: Kopf in der tiefsten Position
2. Phrasen projizieren rechtsverzweigend, d.h. [... [... [...]]]
3. Zu integrierende Phrasen sind direktional lizensiert: {⇽, ⇾}

a. kopf-final:   [X ⇽[Y ⇽[Z ⇽ V° ]]]VP
b. kopf-initial (SVO):
       [X [F°⇾ [-- [ V°⇾ [Y [ -- ⇾ Z ]]]]VP]]

        ☝
        EPP              ‚little v‘
Struktur komplexer kopf-initialer Phrasen

                                           The microcephaly mystery resolved
                                       • Wozu “little v“?
                                       • Wenn little v, dann auch little n.

                                       a. [Aushändigeni der Waffen –i an die Polizei]

                                       •   Die entscheidende Frage:
                                           Woraus erklärt sich der Bedarf an ‘little
                                           heads‘ in kopf-initialen Phrasen?

Dass es in komplexen, kopf-initialen Phrasen – nicht aber in kopf-finalen – mehr als eine
Kopfposition geben muss, folgt ausschließlich aus den Aufbauprinzipen von Strukturen.
Deshalb muss man nicht erst ein Leerelement mit inhärenten Eigenschaften stipulieren,
und schon gar nicht auf kopf-finale Strukturen generalisieren.

Haider 1992. Branching and Discharge. Arbeitspapiere des SFB 340, Nr. 23. Univ. Stuttgart.
Struktur komplexer kopf-initialer Phrasen

         Was noch fehlt –                   positionierbarer Kopf
1. Phrasen sind endozentrisch = Kopf in der tiefsten Position
2. Phrasen projizieren rechtsverzweigend, d.h. [... [... [...]]]
3. Zu integrierende Phrasen sind direktional lizensiert: {⇽, ⇾, ⇿}

4. Wenn der Wert für die Direktionalität ambidirektional = nicht-restringiert ist,
   dann ist der Kopf variabel positionierbar: [ .... ⇽ V° ⇾ ....]
a. [X ⇽[Y ⇽[Z ⇽ V° ]]]                                    wie in OV
b. [X ⇽[Y ⇽[V°⇾ Z ]]]
c. [X ⇽ V° ⇾[Y ⇽[-- ⇾ Z ]]]                               wie in SVO
d. [V°⇾[X ⇽ [-- ⇾[Y ⇽[-- ⇾ Z ]]]                          wie in VSO

Das ist die Situation in slawischen Sprachen:
s. polnische Beispiel auf der nächsten Folie
Struktur komplexer kopf-initialer Phrasen

b. (że) Marek Ewie kwiaty ¬dał.                              SOV-gleiche Abfolge
   (dass) MarekNom EvaDat BlumenAcc gab
c. (że) Marek Ewie ¬dał®kwiaty.                              Typ-3-only Abfolge
a. (że) Marek ¬dał®Ewie kwiaty.                              SVO-gleiche Abfolge
d. (że) dał® Marek Ewie kwiaty.                              VSO-gleiche Abfolge

Leszkowicz, Joanna 2015. Scrambling im Polnischen als A-bar-Bewegung. In Elena
Dieser (ed.) Linguistische Beiträge zur Slavistik: XX. JungslavistInnen-Treffen in Würz-
burg, 22.-24. September 2011. p. 117-133. München: Verlag Otto Sagner.
Die Kopfpositionierung in einer Phrase

    Insgesamt: Es gibt einen Phrasentyp mehr als bisher angenommen
        Parameter der Kopfpositionierung: Direktionalität der Lizensierung { ⇾, ⇽; ⇿}
Ø   [... ⇽k°⇾ ...]               ambidirektional:   variabel
Ø   [...... ⇽k°]                 regressiv:         kopf-final
Ø   [k°⇾ ......]                 progressiv:        kopf-initial

 Lexikalische Phrasen
Ø [... k°...] KP                 variabel
Ø [...... k°] KP                 kopf-final
Ø   [k° ......] KP               kopf-initial

       Funktionale Phrasen (ohne lexikalischen funktionalen Kopf)
Ø   [(Spec) [F° XP]]

        cross-categorically uniform vs. categorically differentiating, e.g. Deutsch:
    V°, A°: ⇽        N°, P°: ⇾
Die Kopfpositionierung in einer Phrase

    Phrasen haben Köpfe und diese determinieren die Phrasenkategorie.
    § Was, wenn Köpfe kategorial nicht unterschieden sind?
    § Dann gibt es keine kategorial selegierbaren Phrasen!

    Lexikalische Kategorien = (morpho-)syntaktische Äquivalenzklassen
Ø kategorial differenziertes System: {V°, N°; A°, P°}
Ø kategorial nicht differenziertes System: Prädikate

    Sprachen ohne distinkte lexikalische Kategorien verfügen nur über
    Prädikate und verwenden Pronomina als Individuenkonstanten.
Die Existenz kategorial distinkter Phrasen erfordert die Existenz kategorial
distinkter Phrasenköpfe, d.h. es braucht eine Grammatik mit lexikalischen
Kategorien.
Ein Beispiel für nicht-kategorial: Salish Sprachen

Salish languages                                   (südwestl. Kanada, nordwestl. USA)

Seth Cable‘s „simplifying caricature“ (= seinen eigenen Worte):
„Salish languages are as close to 1st order predicate logic as natural languages
get.“
„In Straits Salish, lexical roots do not appear independently; they are always in-
flected for their arguments, and cannot themselves serve as arguments. As a
result, any open-class root appears as the lexical head of its own clause.
Complex utterances are composed of multiple clauses, with coindexing of pro-
nominal arguments across main and adjoined clauses; no lexical item is gover-
ned by another.”                                (Jelinek & Demers 1994; p. 698)

Cable, Seth 2008. Configurationality and the Salish language. Ms. U.Mass at Amherst.
Cable, Seth 2008. Lexical Categories in the Salish and Wakashan languages. Ms. U.Mass at Amherst.
Jelinek, Eloise, and Richard Demers. 1994. Predicates and pronominal arguments in Straits Salish.
Language 70: 697–736.
Von der VP zum Satz

                                    Satzstruktur-Typologie
     ------------------------------------------------------
Ø kategorial nicht differenziert & relational                 = non-configurational
   ------------------------------------------------------
   relational & kategorial
ØC° [... ⇽V°⇾ ...]                     variabel               = Typ 3
ØC° [...... ⇽V°]                       final                  = SOV
ØC° [V°⇾ ......]                       initial                = VSO
   ------------------------------------------------------
     (relational &) kategorial & positionell
Ø C° [Sub-i [F° ⇾[--i [V°⇾ ...]                               = [S[VO]]
     ------------------------------------------------------
     „relational“: Die Argumente von Köpfen werden über morphologisch
      signalisierte Rektions- und Kongruenzrelationen identifiziert.
Kognitive Evolution der Phrasenstruktur-Systeme

relational           nicht-kategorial           deklarativ
                   (‚non-konfigurational‘)
                               ⬇
               kategorial, non-direktional
                               ⬇
                         direktional
                    (kopf-initial vs. -final)
                               ⬇
strukturell
                         positionell            prozedural
                            = SVO
Abschließende Frage für heute:

  Noch Sprachen ohne Platz in der
           Syntaxtheorie?
Wenn nicht, sind wir fertig für heute.

           Danke Mitdenken !
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