Meningokokken und Pneumokokken - Impfupdate - Michael Kundi Medizinische Universität Wien - infektiologie.co.at
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Streptococcus pneumoniae Quelle: Sanofi Pasteur • Meist bekapselte Diplokokken • Besiedeln den Nasopharynx • >40 Serogruppen • >95 Serotypen • Infektionsquelle: meist symptomlose Träger • Bedeutendste Infektionsquelle für Erwachsene: Kinder < 5a 3
Pneumokokken Verwandschaft 852 Gene analysiert 51389 SNPs 13 monophyletische Sequenzcluster 1 polyphyletischer Aus Chaguza et al. eBio 9/2016 4
Nicht-invasive und invasive PE Infektiöses Aerosol Nasopharynx Elimination Aspiration Trägertum Lokale Vermehrung Konjunk- Alveolarraum tivitis Pneumonie Otitis media Sinusitis Pleura Perikard Blut Empyem Perikarditis Sepsis Peritonitis Arthritis Meningitis 5
Pneumokokkenerkrankung Wirtsfaktoren Erregerfaktoren • Unreifes Immunsystem • Kapseltyp und Genotyp • Immunseneszenz • H2O2 • Immundefekte • Adhesine (z.B. CbpA) • Funktionelle/anatomische • Pneumolysin Asplenie • Hyaluronidase, Neuraminidase • Chronische Krankheiten • Polyamintransporter • Cochlea-Implantat (Immunevasion) • Schädeltrauma • IgA Proteasen (z.B.PspK) • Rauchen/Alkohol • AB Resistenz 6
Pneumokokken-Erkrankungen im Kindesalter < 5 a Inzidenz/100.000 Meningitis ~4-10 ~10-20 Sepsis ~80-100 Pneumonie Otitis media ~7000-9000 7
Impfstoffe gegen Pneumokokken Impfstoff VT PCV7 (Prevenar ®) 4, 6B, 9V, 14, 18C, 19F, 23F PCV10 (Synflorix®) 4, 6B, 9V, 14, 18C, 19F, 23F, 1, 5, 7F PCV13 (Prevenar 13®) 4, 6B, 9V, 14, 18C, 19F, 23F, 1, 5, 7F, 3, 6A, 19A 4, 6B, 9V, 14, 18C, 19F, 23F, 1, 5, 7F, 3, 19A PPV23 (Pneumovax 23®) 2, 8, 9N, 10A, 11A, 12F, 15B, 17F, 20, 22F, 33F 11
Vier Gruppen für Impfung Gruppe Beschreibung Säuglinge und Kleinkinder Impfung gemäß kostenfreiem Kinderimpfprogramm Gesunde Personen Ab dem 60. Lebensjahr einmalig sequenzielle Impfung PNCPPV23 Personen mit erhöhtem Rauchen, Alkoholabusus, Hypertonie, Risiko Atherosklerose, subchronische Bronchitis und andere Umstände, die schwere Erkrankung bedingen können Personen mit hohem Risiko Personen mit Indikation gemäß Liste im Impfplan: z.B. Asplenie, Properdindefekte, Cochlea-Implantat, vor immunsuppressiver Therapie, nephrotisches Syndrom
Impfschemata (vereinfacht) Personengruppe Primärimpfung Nachfolgeimpfungen Säuglinge und Im 1.Lj: PNC 0/2 Mo/7–9 Mo nach 2. Dosis Keine Kleinkinder Im 2.Lj: PNC 0/2 Mo 3.-5. Lj: Synflorix: 0/2 Mo Prevenar: 1 Impfung Gesunde 5. bis 60. Lj: Keine Keine Personen Ab 60. Lj: PNC 1 Jahr PPV23 Personen mit Ab 51.Lj: PNC 1 Jahr PPV23 6 Jahre nach letzter erhöhtem Risiko PPV23: PNC 1 Jahr PPV23 Personen mit PNC 8 Wochen PPV23 Alle 6 Jahre: PNC 8 hohem Risiko Wochen PPV23
Serotyp-Replacement In den ersten Jahren nach Einführung der PNC7 Impfung gingen die Fälle invasiver Pneumokokken-Erkrankungen stark zurück. 5 Jahre später zeigte sich, dass 19A mehr als doppelt so häufig auftrat, wie vor der Impfära. Dieses als Replacement bezeichnete Phänomen, kann auch teilweise nach Einführung der PNC10 und PNC13 Impfung beobachtet werden. Die epidemiologische Lage muss bei der Impfstoffwahl und –Entwicklung berücksichtigt werden.
Probleme der Impfstoffentwicklung • Bei mehr als 95 Kapseltypen ist es unmöglich einen Impfstoff zu entwickeln, der Schutz gegen alle diese Typen auf Basis der Kapselantigene bietet – Bisherige Lösung: Schutz gegen die epidemiologisch bedeutsamsten Multivalente PNCs • Problem: Replacement und Escape-Mutanten • Problem: Pharmaindustrie kann nicht rasch genug Impfstoffvarianten entwickeln – Mittelfristige Lösung: Behörden fassen Pneumokokkenvaccine wie Influenzavaccine auf mit verkürztem Zulassungsverfahren
Probleme der Impfstoffentwicklung • Pneumokokken sind genetisch hoch variabel und auch unbekapselte Stämme haben sich als virulent erwiesen – Neue Lösungen: Schutz durch AK gegen hoch- konservierte Virulenzantigene • Ganzzell Impfstoffe mit unbekapselten Pneumokokken (psaA) • Protein-Subunit Impfstoffe • Hybridvaccine Solche Impfstoffe seit bereits 7 bis 20 Jahre in Entwicklung. Keine Ende abzusehen!
Impfupdate MENINGOKOKKEN
Neisseria meningitidis • Auslöser epidemischer und sporadischer Meningitis • Infektion durch Hygiene-in-practice.de Kolonisierte • 12 Serogruppen • 6 IMD Gruppen (A,B,C,W,X,Y) Infectionsbiologie.ch
Infektion – Besiedelung -Invasion • Primär Invasive Meningokokken können rasch die Blutbahn erreichen • Während der Besiedlung kommt es • durch horizontalen Gentransfer • Rekombination • Pase-shift • Hypermutabilität • zu phänotypischen Veränderungen, die zur Invasion führen können aus Caugant & Brynildsrud Nature 2020
Genetische Diversität Klonale Komplexe (cc) von N.meningitidis gemäß Multilocus Sequence Typing aus Caugant & Brynildsrud Nature 2020
Meningokokken-Erkrankungen • Invasive Meningokokken-Erkrankungen (IMD) – Meningitis – Sepsis sekundärer Organbefall • Sonstige – Uretritis – Gastroenteritis (MenW, hohe Letalität)
Sequelae • Hoher Anteil (10-25%) • Autoamputation • Großflächige Narbenbildung • Taubheit, Hörverlust • Chronischer Schmerz
Träger 30 25 Träger von N.meningitidis 20 15 10 5 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Alter
Impfstoffe Serogruppe(n) Impfstoffe A, C, W, Y Menveo (ab 2 Jahre) Konjugatvaccine Nimenrix (ab 6 Wochen) Konjugatvaccine B Bexsero (ab 2 Monate) 4-Komponenten- Impfstoff (NadA, NHBP, fHbp, Membranvesikel) Trumemba (ab 10 Jahre) 2 fHbp C (monovalent) Menjugate (ab 2 Monate) Konjugatvaccine NeisVac C (ab 2 Monate) Konjugatvaccine
Impfschemata (vereinfacht) Serogruppe(n) Empfehlung Impfschema B Kinder und Jugendliche, Bexsero: Impfung möglichst ab 2.Lm, 2-5. Lm: 0/1/2 Mo + 6 Mo nach letzter Impfung (Alter 12-15 Mo) Nachhol-Impfung bis 18.Lj 6-11. Lm: 0/2 Mo + 2 Mo nach letzter Impfung im 2.Lj bei Personen mit Indikation 12-23. Lm: 0/1 Mo + 12-23 Mo mach 2.Dosis >2 Lj: 0/1 Mo Trumemba: ab 10. Lj: 0/6 Mo C Für Kleinkinder bevorzugt Neisvac C: (monovalent) zwischen dem 13. bis 15. Lm 2-4.Lm: 0/8 Wo + 12-13.Lm 5-12.Lm: 0/>6 Mo Menjugate: 2-12.Lm: 0/8 Wo + >6 Mo nach letzter Impfung (im 2.Lj) A, C, W, Y Vom vollendeten 10. bis zum 10-13.Lj: 1 Dosis vollendeten 13. Lj im Auffrischung bei Indikation kostenfreien Impfprogramm Für Reisende in Endemiegebiete Für Personen mit Indikationen
Epidemiologische Trends
Zukünftige Herausforderungen • Auch bei Menigokokken-Erkrankungen zeichnen sich Erfolge der Impfprogramme ab • Die hohe genetische Diversität führt jedoch zu Problemen hinsichtlich der Wirksamkeit von Impfprogrammen • Derzeit zeichnet sich eine Änderung der Verteilung der Serogruppen ab • Darauf müssen Impfprogramme reagieren
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