EINE REISE ZU DEN ADIVASI - Unterwegs in Jharkhand, Indien OSTERAKTION
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NR. 01/15 · MÄRZ 2015 · G 10458 HILFE ZUR SELBSTHILFE IN INDIEN UND BANGLADESCH EINE REISE ZU DEN ADIVASI Unterwegs in Jharkhand, Indien OSTERAKTION Schafhalter in Karnataka stärken 10 JAHRE NACH DEM TSUNAMI Nachhaltige Entwicklung dank Ihrer Unterstützung
AKTUELLES Engagierter Einsatz des ZONTA-Clubs Frau – ohne Kaste – ohne „Ein großartiger Beitrag für unsere Ar- kommt indischen Witwen zugute, Rechte? beit ist das!“, freute sich Elvira Greiner deren Männer sich aus existenzieller Einladung zu einem Vortrag von am 27.02. anlässlich eines Schecks über Not und Verzweiflung selbst getö- Jyothi Raj am 27. April 4.000 Euro, den ihr die Präsidentin des tet haben. Elvira Greiner: „Unsere ZONTA-Clubs Bonn-Rheinaue, Dr. Ma- Frauenprojekte bedeuten ganz ge- Sie gelten als Unberührbare – die ria Hohn-Berghorn, überreichte. zielte Hilfe für die einzelne Frau und Dalit in Indien. Keiner Kaste ge- Zusammengekommen war das Geld ihre Familie und gleichzeitig eine hören sie an und sind damit auch durch ein von ZONTA zu deren wichtige humanistische Investition heute noch extremer Diskriminie- zehntem Geburtstag organisiertes Be- in die Entwicklung eines so großen rung und Verfolgung ausgesetzt. nefiz-Konzert. Im ausverkauften Bonner Schwellenlandes. Dass ZONTA uns Besonders betroffen sind die Pantheon sangen die Mitglieder des dabei hilft, als Club berufstätiger Frauen: Entrechtung, Ausbeutung, „Ersten Kölner Barbershop Chors“ und Frauen, der weltweit für Frauenrech- Versklavung, sexualisierte Gewalt des Bonner Quartettes “Klangküsse“ te kämpft, finden wir auch im Sinne - das alles trifft sie in besonders unter dem Titel „Ohrenfrei & klang- globaler Frauensolidarität großartig. extremer Weise. Jyothi Raj und ihr geküsst“ allesamt a capella. 250 Gäste Herzlichen Dank dafür!“ I. Stock Mann M.C. Raj sind beide selbst und die Mitglieder des Clubs feierten - Dalits. Vor 30 Jahren gründeten und taten gleichzeitig Gutes: Das Geld sie die Organisaton „REDS“ und kämpfen gegen diese Diskrimi- nierungen. Die Spiritualität der Dalits beruht auf einem weibli- chen Gottesbild. „Mutter Erde“ ist die höchste spirituelle Kraft. Dar- aus abgeleitet ist auch das Ziel, Frauen gleichberechtigt an allen gesellschaftliche Prozessen zu be- teiligen, eine zentrale Position der REDS-Bewegung. Repräsentantinnen des ZONTA-Clubs überreichen mit Rainer Pause, dem Leiter des Pantheon-Theaters, die großzügige Spende an Rosi Gollmann und Elvira Greiner Gemeinsam mit dem ZONTA-Club Bonn Rheinaue laden wir Sie zu Ihre Meinung ist uns wichtig! einem Vortrag von Jyothi Raj am 27.04. um 19:00 Uhr im Frauen- Im Jahr 2017 feiert die Andheri-Hilfe Damit Sie am besten wissen, was mit museum Bonn (Im Krausfeld 10, ihr 50-jähriges Bestehen. Im Rahmen Ihrer Spende passiert. 53111 Bonn) ein. eines Organisationsentwicklungs-Pro- Ihre Meinung ist uns wichtig. Daher zesses, der von zwei ExpertInnen auf finden Sie in diesem Forum einen diesem Gebiet unterstützt wird, wol- Fragebogen, den Sie bis zum 30. Lesungen von Rosi Gollmann len wir unsere Organisation fit für die April ausgefüllt an uns zurücksen- Zukunft machen. Die Stiftung Umwelt den können. Ebenso können Sie die „Rosi Gollmann“ – so beginnt der und Entwicklung NRW unterstützt die- Umfrage bequem auf unserer Web- lokale Zeitungsbericht über einen sen Prozess. site www.andheri-hilfe.org ausfüllen. Leseabend im Kraichgau – „las Wie können wir unsere Arbeit so Wir bitten Sie herzlich, an unserer aus ihrem Buch ‚Einfach Mensch‘. ausbauen, dass wir auch weiterhin Umfrage teilzunehmen. Fünf Minu- So will die Autorin auch gesehen Menschen in den Armutsgebieten In- ten reichen aus, um den Fragebogen werden: nicht abgehoben, religiös diens und in Bangladesch wirkungsvoll auszufüllen. Unter den Teilnehmern verklärt, sondern als individueller und nachhaltig fördern können? der Umfrage verlosen wir 25 DVDs Mensch, so wie sie jeden anderen Und was wünschen sich unsere Freunde mit aktuellen Dokumentarfilmen zu in seiner Andersartigkeit sehen und Spender? Also Sie? Gerne möch- einigen unserer Projekte. und akzeptieren möchte…“ Weite- ten wir Sie etwas näher kennen lernen, re Autorenlesungen sind für dieses um zu erfahren, wie wir Sie am besten Jahr geplant; teils liegen Orte und über den Fortgang und die Erfolge in Termine noch nicht endgültig fest. unseren Projekten informieren können. Informieren Sie sich auf unserer Website www.andheri-hilfe.org Foto Titelseite: Mutter und Kinder vor einem Haus mit traditioneller Adivasi-Malerei. oder rufen Sie uns einfach an. Fotografiert von Elvira Greiner in Jharkhand, Indien.
BEGRÜSSUNG Liebe Mitglieder und Freunde, wissen Sie, wie man in der Sprache der Kurukh-Urein- Wir haben die Ver- wohner im indischen Bundesstaat Jharkhand „Danke“ antwortung sie zu sagt? Unterwegs in die abgelegenen Walddörfer stellte schützen, so dass ich diese Frage unserem Projektpartner Zypherinus Bax- auch nachfolgende la. Und wissen Sie, was er mir antwortete? „In unserer Generationen hier Sprache haben wir kein Wort für Danke. Jeder gibt selbst- leben können!“ Die verständlich was er hat, trägt bei, was er kann. Es ist ein Adivasi haben noch natürliches Geben und Nehmen. Dafür muss niemand diese enge Bezie- danken.“ Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich hung zur „Mutter habe mich gerade in diesen letzten Wochen, in denen ich Erde“; sie wissen, in den Adivasi-, den Ureinwohnerdörfern im indischen dass ein Überle- Bundesstaat Jharkhand unterwegs war, immer wieder ben auf unserem gefragt: Welche Art von Entwicklung braucht eigentlich Planeten auf Dauer nur möglich ist, wenn sie die natürlichen wer? Welche Entwicklung brauchten die Menschen, die Ressourcen zwar nutzen, aber nie zerstören; wenn sie als Ge- vor gut zehn Jahren von der Katastrophe ihres Lebens meinschaft zusammenarbeiten und jeder einbringt, was sie betroffen waren: vom Tsunami, der alles zerstörte, ihnen oder er einbringen kann. alles nahm? Welche Entwicklung brauchen die Adivasi, Welche Art von Entwicklung wollen diese Menschen? Und die Ureinwohner, die ich in den abgelegenen Dörfern welche Art von Entwicklung wollen wir? besuchte? Und welche Entwicklung brauchen eigent- Hier in diesem FORUM nehmen wir Sie mit auf die Reise lich wir hier in Deutschland, in Europa? Wer kann von in das Tsunami-Gebiet, in die Ureinwohnerdörfer, zu den wem lernen – und was? Mich hat der alte Adivasi-Mann nomadischen Schafhirten. Ich bin sicher, es wird eine berei- beeindruckt, der sagt: „Wir haben die Erde nur geerbt. chernde Reise! Mit herzlichen Grüßen vom gesamten Andheri-Hilfe-Team Elvira Greiner, 1. Vorsitzende 10 Jahre nach dem Tsunami – Hilfe, die wirkt Der 26. Dezember 2004 war der Su- Auch wir erfuhren eine große Wel- pen, in denen sie gemeinsam sparten, per-GAU für die Menschen an der le der Solidarität und erhielten von Schulungen zu Einkommen schaffen- südindischen Küste. Der Tsunami unseren Unterstützern Spenden in den Maßnahmen erhielten und sich erreicht die Küstendörfer und zer- Höhe von rund 2,2 Millionen Euro, dafür einsetzten, die ihnen zustehen- stört ganze Landstreifen. In vierzehn um den Menschen in den betroffenen de Regierungsgelder zu mobilisieren. Ländern am Indischen Ozean ver- Bundesstaaten Tamil Nadu, Andhra 11.570 Kinder wurden in unseren lieren rund 230.000 Menschen ihr Pradesh und Kerala zu helfen. Projekten erreicht. Nach dem erleb- Leben, davon ca. 16.000 Menschen Gemeinsam mit unseren zwölf ten Trauma brauchten sie intensive in Indien. Über 1,7 Millionen Küsten- Partnerorganisationen in der Regi- Begleitung, um wieder zu neuem Le- bewohner werden obdachlos, davon on berieten wir, was zu tun war. 28 bensmut zu finden. Schließlich ca. 650.000 alleine in Indien. Weltweit Wiederaufbauprojekte in 116 Dör- konnten sie alle ihre Schulausbildung solidarisierten sich Menschen mit den fern wurden initiiert. Zunächst ging fortsetzen, viele später sogar eine Betroffenen, sammelten Geld und es darum, die Menschen dort mit dem Universität besuchen. wurden aktiv, um Ihnen neue Hoff- Nötigsten zu versorgen. Längerfristig Die Menschen haben sich nach dem nung zu geben. setzten wir uns in den Dörfern dafür grauenvollen Tsunami mit IHRER Hil- ein, dass die Menschen fe, liebe Andheri-Freunde, ein neues auch nachhaltig Leben aufbauen können. Jeder Euro dazu befähigt wur- wurde eingesetzt! Dafür danken wir den, sich wieder eine Ihnen von Herzen! Lesen Sie mehr Lebensgrundlage auf- dazu auf Seite 6 dieses Forums. zubauen. Besonders B. S. Ollig Dalits, die so genann- ten Unberührbaren, waren im Fokus unse- Das Deutsche rer Projekte, ebenso Zentralinstitut Frauen und Kinder. für soziale 325 Häuser mit sani- Fragen (DZI) tären Anlagen wurden bescheinigt: gebaut. Die Frauen in den Dörfern gründeten Ihre Spende Verzweiflung: Der Tsunami nahm den Menschen alles 1200 Selbsthilfegrup- kommt an!
BERICHTE AUS UNSEREN PROJEKTEN Eine Reise zu den Adivasi in Jharkhand - Ein Bericht von Elvira Greiner Wer braucht welche Art von Fortschritt? Jharkhand Es stimmt, ich habe es bei meiner Reise durch den in- Der indische Bundesstaat Jharkhand wurde erst im dischen Bundesstaat Jharkhand wieder erlebt: Viele der Jahre 2000 gegründet und sollte den Ureinwohnern Adivasi, der Ureinwohner, leben immer noch in einfa- (Adivasi) mehr Rechte im eigenen Land geben. chen Lehmhütten. Viele haben kaum Schulbildung. Viele Jharkhand ist nur wenig größer als Bayern, aber mit ernähren sich immer noch von dem, was die Natur ihnen 33 Millionen Einwohnern doppelt so dicht besiedelt. bietet. Viele arbeiten immer noch gemeinsam auf ihrem Die Adivasi machen heute nur noch gut ein Viertel der Land, statt persönliche Gewinnmaximierung anzustre- Gesamtbevölkerung aus, Tendenz sinkend. Es handelt ben. sich nicht um eine homogene Gruppe, sondern um Doch ich habe mich in diesen Wochen oft gefragt: 32 verschiedene Stämme, alle mit eigener Kultur und Welche Art von Fortschritt brauchen oder wollen diese Sprache. Trotz guter Gesetze und staatlicher Program- Menschen? Und: Brauchen nicht wir, die „zivilisierten, me sind sie – vor allem durch Minen, Stahlwerke und modernen Menschen“ eine Entwicklung, die uns in man- Staudämme – von Vertreibung und Ausbeutung be- cher Hinsicht den Adivasi wieder näher bringt? droht. „Unsere Sprache und unsere Kultur, das sind unsere Wurzeln!“ Zypherinus Baxla, Partner der Andheri-Hilfe: Ich habe in Indien, in Rom und in Bayern studiert. Doch meine Wurzeln in meiner Kultur, im Kurukh- Stamm, sind die wichtigste Basis für mein Leben. Ich will, dass auch unsere Kinder Stärke aus ihrem reichen kulturellen Erbe ziehen. Sie sollen sich nicht minderwertig fühlen, weil sie Adivasi sind – im Gegenteil! Sie brauchen eine Chance zu lernen – wenn sie klein sind auch in unserer Muttersprache. Sie sollen ihre Talente entfalten können. Viel zu oft habe ich meine Leute als Tagelöhner oder als Schuldknechte gesehen. Es ist furchtbar zu wissen, dass oftmals unsere Mädchen nach Haryana verschleppt und dort zwangsverhei- ratet werden – manchmal sogar mit mehreren Männern gleichzeitig. Ich will alles dafür tun, dass heutige und nachfolgende Generationen unser reiches Erbe wertschätzen und Beispiel geben für ein Leben im Einklang mit unserer Mutter Erde! Zypherinus Baxla mit Elvira Greiner und seiner Mutter „Dieses Land ist unser Erbe, für das wir Verantwortung tragen!“ Kalpati Tirki aus Oskya: Vor einigen Jahren haben wir hier noch unser Feld bestellt, wenigstens einmal im Jahr, nach der Regenzeit. Damit – und auch mit dem Korbflechten – konnte meine Familie überleben. Aber der Monsunre- gen wird von Jahr zu Jahr unberechenbarer, die Regenfälle sind oft sintflutartig und reißen immer mehr Erde mit. Wir wollen unser Land schützen, denn es ist unser Erbe, für das wir Verantwortung tragen, damit auch unsere Kinder und Enkel noch davon leben können. Mit Förderung der An- dheri-Hilfe haben wir bereits damit begonnen, die tiefen Erosionsgräben zu verbauen und Bäume zu pflanzen. Wir lernen, wie wir das Wasser des Monsunregens sammeln und dann für die Bewässerung unserer Felder nutzen kön- nen. Das Gleichgewicht der Natur muss wiederhergestellt werden, wollen wir hier in unserer Heimat überleben. Wir Kalpati Tirki möchte, dass auch zukünftige Generationen in ihrer wollen – für uns und für unsere Kinder! Heimat überleben können
BERICHTE AUS UNSEREN PROJEKTEN Gram Sabha – die Dorfversammlung Mahendra, das Dorfoberhaupt von Gangira: Es gibt große Veränderungen hier in unserem Dorf, seit wir das Projekt mit LEADS und Andheri-Hilfe begonnen haben. Nehmen Sie nur unsere Dorfversammlung: Frü- her entschieden nur wir Männer über wichtige Fragen des Dorfes. Jetzt sind auch die Frauen mit dabei. Und das macht einen großen Unterschied. So werden alle Aspekte beleuchtet und wir treffen die Entscheidungen zum Wohle der ganzen Gemeinschaft. Das funktioniert sehr gut, obwohl unsere Dorfgemeinschaft überaus gemischt ist: Hier leben Adivasi und Nicht-Adivasi, Hin- dus, Christen und Animisten. Wir sind stolz auf unsere starke Einheit in Gangira. Und wir arbeiten auch immer selbst an Projekten mit: Als die Regierung z.B. eine feste Zugangsstraße nach Gangira baute, haben wir selbst Erfolge der Dorfversammlung: Wir haben 11.000 Obstbäume ge- sie innerhalb des Dorfes noch weitergebaut. Uns ist es pflanzt und was wir in den Schulungen im Rahmen des Projektes einfach wichtig, dass wir als Dorfgemeinschaft uns mit gelernt haben, nutzen wir intensiv: Wir stellen jetzt Biodünger selbst unseren eigenen Ressourcen einbringen und zeigen, her und haben Gemüsegärten angelegt. So ist die Zahl der unter- ernährten Kinder in unserem Dorf bereits deutlich zurückgegangen. was wir selbst aus eigener Kraft erreichen können. „Wir sind FRAUEN – egal welcher Religion oder Kaste!“ Sachi, Partnerin der Andheri-Hilfe: Wieso ich so sehr mit Frauen und für Frauen kämpfe, fragen Sie? Ganz einfach: Als ich meine dritte Tochter gebar, wurde mir das Leben von meiner Schwiegerfamilie zur Hölle gemacht. Aber ich habe nicht klein beigegeben. Im Gegenteil! Ich habe Frauenselbsthilfegruppen gegründet und wir setzen uns ein für jede Frau, die Gewalt erlebt. Zum Beispiel Peto Devi: Ihr Mann starb bei einem Unfall, sie blieb allein zurück mit ihren vier kleinen Kindern, wurde von ihrem kleinen Stück Land vertrieben. Sachi, die Leiterin unserer Partnerorgani- sation Chotanagpur Sanskritik Sangh Ein Mann aus Ranchi bot an, die sechsjährige Tochter Amita mit in die Stadt zu nehmen, damit sie dort zur Schule ge- hen könne. Als wir von dem Fall hörten, zogen wir sofort Erkundigungen ein: Das kleine Mädchen wurde unter ka- tastrophalen Bedingungen in einem Haushalt zur Arbeit gezwungen! Wir konnten sie befreien, ihrer Mutter zu einer Witwenrente verhelfen. Zurzeit kämpfen wir dafür, dass sie ihr Land wiedererhält. Amita geht jetzt zur Schule! Es macht mich oft wütend zu sehen, wie Frauen misshandelt werden – aber auch stolz zu erleben, was wir als Frauen ge- Die kleine Amita (Bildmitte) wurde gezwungen als Haushaltshilfe meinsam erreichen können! zu arbeiten Adivasi in Jharkhand können uns Vorbild sein in vieler Hinsicht. Gleichzeitig müssen sie gestärkt werden, um sich gegen Diskriminierung, Vertreibung und Ausbeutung wehren zu können. Mehr als 1,7 Millionen Adivasi wurden bereits von ihrem Land vertrieben, hunderttausende fristen ein Leben als Schuldknechte, oft weit von der Heimat entfernt. Niemand kennt die Zahl der Mädchen, die als Hausangestellte missbraucht und eingesperrt sind oder verschleppt und zwangsverheiratet werden. Helfen Sie mit, dass Adivasi in ihrer Heimat überleben und Beispiel geben können für ein Leben, welches heutigen und künftigen Generationen Lebenschancen sichert! Wir danken für Ihre Spende unter dem Stichwort „Adivasi“!
BERICHTE AUS UNSEREN PROJEKTEN Kundrudaku - Neue Hoffnung nach dem Tsunami Kundrudaku nahe der Metropo- Jeevalakshmi aus Kundrudaku le Chennai ist eines der Dörfer, in berichtet: „Der Tsunami hat uns welchen wir nach dem Tsunami tä- alles genommen: das Fischer- tig waren. Gemeinsam mit unserem boot, die Netze, unsere ganze Projektpartner Mr. Devanbu organi- kleine Habe. Wir hatten nichts sierten wir hier Hilfsmaßnahmen für mehr als die Kleider, die wir auf 130 Familien. 65 von diesen Familien, dem Leib trugen. Wir dachten, alle gehörten sie zu den Dalits, den dies ist das Ende. Aber irgendwie so genannten Unberührbaren, hatten musste es ja weitergehen. Die vor der zerstörerischen Flutwelle ih- ersten Treffen mit Mr. Devanbu ren Lebensunterhalt als Inlandsfischer gaben uns vorsichtig Anlass zur verdient. Durch den Tsunami, der Hoffnung. Unsere Kinder erhiel- mit brutaler Kraft ins Land vordrang, ten neue Schulbücher, Hefte und wurden auch ihre Boote, Netze und Stifte. Bald schon wurde provi- anderen Utensilien auf den Flüssen sorisch wieder Unterricht für sie und Seen zerstört. Doch während die organisiert. Das half ihnen, wie- Fischer, die auf dem Meer tätig waren, der ein wenig „Normalität“ zu Familien nehmen die Zukunft in die Hand vielfältige Hilfen erhielten, gerieten erfahren, nicht immer nur an die die Inlandsfischer aus dem Blick. furchtbare Katastrophe zu denken. Wir geht es uns jetzt recht gut. Sie wandten sich an unseren Partner sind so stolz: Unsere älteste Tochter Nach dem Tsunami haben wir in Mr. Devanbu und gründeten unter Nirmala studiert jetzt und die beiden der Zusammenarbeit mit Mr. De- seiner Anleitung eine eigene Koope- Jüngeren sind auf dem besten Weg vanbu gelernt, dass es nicht nur um rative. Sie setzten sich dafür ein, dass zu einem guten Schulabschluss. Für die Entwicklung der einzelnen Fa- ihre Arbeit auch von staatlicher Seite mich selbst war es ein Geschenk, dass milie geht. Gemeinsam mit meiner anerkannt wird und sie so Zugang zu eine Frauenselbsthilfegruppe organi- Frauengruppe setzen wir uns z.B. für den Hilfsprogrammen erhielten, die siert wurde. Da ich bereits Erfahrungen Schülerstipendien und für kosten- zuvor nur den Fischern auf dem Meer als Schneiderin hatte, erhielt ich sehr lose Schülerfahrkarten ein, auch für vorbehalten waren. Boote und Netze schnell einen kleinen Kredit für den saubere sanitäre Anlagen und für ver- waren das Erste, was sie brauchten, Kauf einer Nähmaschine. Damit konn- günstigte Grundnahrungsmittel für um wieder arbeiten zu können. te ich schon bald ein gutes Einkommen ärmste Familien. Aus der Krise wur- Einer der größten Wünsche der für die Familie erarbeiten, denn die de eine Chance: Wir haben gelernt, Menschen war es, in ihrem Dorf ein Nachfrage nach Kleidung war natür- unsere Entwicklung in die eigenen Gemeindehaus aufzubauen, welches lich riesig. Für meinen Mann Mohan Hände zu nehmen!“ bei einer zukünftigen Katastrophe war es schwerer: Schon vor dem Tsu- auch Schutz vor der Flut bieten wür- nami hatte er mit seiner Krabbenzucht de. Das Land stellte die Gemeinde zur nur wenig verdient. Jetzt gab es prak- Verfügung, der Bau konnte dank der tisch keine Krabben mehr. Es war unser „Ich war in der Hölle!“ Spenden aus Deutschland realisiert Glück, dass wir über die Frauengrup- werden. Das Gemeindehaus wird auch pe einen weiteren Kredit beantragen So beschrieb ich vor nunmehr zehn heute noch vielfältig genutzt: Es wer- konnten. So bauten wir uns einen klei- Jahren meine Erlebnisse während den wichtige Schulungen abgehalten nen Laden auf, in dem die Leute alles des Tsunami. Zufällig mit Franz Alt und die Fischerkooperative, die Frau- Wichtige für den täglichen Bedarf kau- auf Filmreise in Indien unterwegs, engruppen und das Kinderparlament fen können. Mohan hat Freude daran, erlebten wir an der Ostküste des treffen sich hier regelmäßig. den Laden zu führen. Wirtschaftlich Landes die unvorstellbare Not un- gezählter Menschen: Ganze Dörfer hatte das Seebeben dem Erdboden gleichgemacht. Die Schlammmassen begruben unge- zählte Menschen. Kinder schrien nach Mutter und Vater. Eltern suchten verzweifelt ihre Kinder unter den Überlebenden. Dazu der Verlust an Hab und Gut, an Obdach und Heimat. Beglückend dann in den Fol- gejahren: Unsere Andheri-Hilfe half gezielt, gemeinsam mit den Betroffenen. So wurde aus Katastrophenhilfe Entwicklungs- zusammenarbeit. Rosi Gollmann Kinder spielen wieder fröhlich Kricket vor den nach dem Tsunami aufgebauten Häusern
NEUIGKEITEN UND ROSI-GOLLMANN-ANDHERI-STIFTUNG Mit NATURSTROM ohne Atom und Kohle Am 11. März 2011 begann die Ka- bieter NATURSTROM, der zu 100% 240 Ökokraftwerke (Solar, Windkraft, tastrophe in Fukushima, bei der sauberen Strom ohne Atom und Biogas, Wasser) hat NATURSTROM mehrere Reaktoren zerstört wurden Kohle liefert. Wir wollten mit diesem seit Gründung bereits errichtet oder und Radioaktivität freigesetzt wur- Wechsel ein Zeichen für Klima- und gefördert. In Bangladesch unterstützt de. Zehntausende Familien mussten Umweltschutz setzen. Unser Stromlie- NATURSTROM unser Projekt „So- evakuiert werden, viele starben und ferant NATURSTROM gehört zu den laranlagen für arme Familien“. Dort die Langzeitfolgen sind heute noch führenden Anbietern von Strom aus konnten durch die Kunden-werben- nicht absehbar! In einigen Ländern, Erneuerbaren Energien. Das Unter- Kunden-Aktion von NATURSTROM wie Deutschland, hat die Katastrophe nehmen wurde 1998 von Umwelt- und bisher über 1300 Solaranlagen für je zum Umdenken geführt und Kern- Ökoenergieverbänden wie dem BUND zwei Familien finanziert werden. kraftwerke sollten stillgelegt werden. und dem NABU in Düsseldorf ge- Die Andheri-Hilfe fördert Viele Bürger nahmen diesen Super- gründet. Durch die Versorgung der in Bangladesch und Indien GAU zum Anlass, ihren Stromanbieter Kunden mit NATURSTROM wurden Ressourcenschutz-Maßnahmen wie zu wechseln, um Strom ohne Atom allein im Jahr 2013 rund 475.500 Ton- Aufforstungen, Solaranlagen, Biogas- und Kohle zu beziehen. nen CO2 vermieden und Investitionen anlagen, Wasser-Management, usw. Die Andheri-Hilfe bezieht bereits von mehreren Millionen Euro in neue - Alle Maßnahmen sollen Mensch und seit 2008 Strom vom Ökostroman- Öko-Kraftwerke ermöglicht. Knapp Natur zugute kommen! G. Witzel Neues von der Rosi-Gollmann-Andheri-Stiftung Es geht um die Zukunft Unsere Stiftung wächst kontinuier- lich. Immer mehr Förderer schließen sich unserer Zielsetzung an, „…damit nicht zu übersehen: Auf Dauer wird Menschlichkeit Zukunft hat“. Folglich nur so die Kontinuität in der zuverläs- wächst das Vermögen, gleichzeitig sigen Arbeit der RGASt gewährleistet aber wachsen auch die Aufgaben für sein. den ehrenamtlichen Vorstand und Einige unserer Stifter, mit denen wir letztendlich auch für mich. Vor allem im Vorfeld diese neue Herausfor- wächst damit die Verantwortung, das derung diskutierten, haben uns zu uns anvertraute Geld effektiv zu ver- diesem Schritt ermutigt. Es gingen walten, damit es gezielt in unseren sogar erste „Spenden“ ein mit der Projekten eingesetzt werden kann. Zweckbestimmung „für Verwaltungs- Unsere Stifter und Förderer wissen aufgaben“. darum. So erreichen uns immer häu- Stiftungsmitarbeiterin Birgit Jendrock Das ist unsere Stiftung! Das sind un- figer besorgte Anfragen nach der sere Förderer: Wir können uns immer Zukunft der RGASt. Da heißt es etwa: RGASt mittragen. Sie wird uns bei den auf SIE verlassen. „Wir bewundern den Einsatz Ihres vielen Verpflichtungen den öffentli- Dafür danke ich von ganzem Herzen Vorstandes und der zusätzlichen chen Instanzen, aber auch den Stiftern im Namen des Vorstandes und des Helfer, die die gesamte Verwaltung gegenüber entlasten. Ziel bleibt die Stiftungsrates als ehrenamtlich und in so vorbildlicher größtmögliche Hilfe für an den Rand Ihre Rosi Gollmann, Vorsitzende der Weise meistern. Aber wie lange ist das gedrängte Menschen in Indien und Rosi-Gollmann-Andheri-Stiftung bei den ständig wachsenden Heraus- Bangladesch. forderungen möglich?“ Oder: „Was Wir sind überzeugt, mit Frau Jen- Sie wollen mehr über die Rosi- kommt auf die Stiftung zu, wenn Ihr drock eine erfahrene Kraft und eine Gollmann-Andheri-Stiftung Alter, liebe Frau Gollmann, und zu engagierte Mitarbeiterin gefunden zu erfahren? erwartende gesundheitliche Beein- haben, die viele der immer komple- Besuchen Sie unsere Homepage trächtigungen Sie zum Reduzieren xer werdenden Verwaltungsaufgaben oder fordern Sie unsere Informa- Ihres Einsatzes zwingen oder Sie eines professionell und effizient überneh- tionen an. Tages ganz ausfallen?“ men kann. Rosi-Gollmann-Andheri-Stiftung Unser Vorstand teilt diese Bedenken, Die Entscheidung ist mir und allen Mackestr. 53, 53119 Bonn weil er die übernommene Verantwor- Vorstandsmitgliedern unserer Stiftung Tel. 0228-92 65 25 36 tung sehr ernst nimmt. der anfallenden Kosten wegen nicht E-Mail: info@rgast.de Darum hier das absolut „NEUE“ von leicht gefallen. Wir waren stolz dar- Homepage: www.rgast.de der Rosi-Gollmann-Andheri-Stif- auf, dass alle Stiftungsgelder gezielt Konto für die Förderung der Stif- tung: Ab 1. April 2015 wird Frau Birgit den Menschen in unseren Projekten tung: Pax-Bank Köln, IBAN: Jendrock als angestellte Teilzeitkraft zugute kamen – ohne großen Verwal- DE07 3706 0193 0028 9410 13, die Verwaltungsaufgaben unserer tungsaufwand. Aber die Realität ist BIC: GENODED1PAX
HELFEN SIE MIT Unser Einsatz für traditionelle Schafhirten lohnt sich ihren Tieren, wa- ren erleichtert. Renuka enga- giert sich auch für den Einsatz von traditionellen Heil- kräutern in der Tierhaltung. Sie sich wiederum als Föderationen in organisierte ein Training für 12 Distrikten im Norden des Bun- ihre Frauengruppe, bei dem die desstaates Karnataka vernetzt haben Frauen angeleitet wurden, fünf und inzwischen sehr erfolgreich z.B. verschiedene Kräuterarznei- gegenüber Regierungsvertretern mittel herzustellen, z.B. gegen ihre Interessen vertreten. Insgesamt Durchfall oder Husten der Tiere. 1061 Gruppen mit fast 15.000 Mit- Die Frauen lernten ganz prak- gliedern konnten bisher aufgebaut tisch, welche lokalen Kräuter werden und jeden Monat kommen sie wie und für welche Krank- neue Gruppen dazu, ermutigt von heiten verwenden können. Sie den Erfolgen der bestehenden Grup- sparen so nicht nur enorme pen. Unser Partner unterstützt sie mit Kosten, sondern können ihre zahlreichen maßgeschneiderten Trai- Tiere ohne Nebenwirkungen ningsprogrammen und einem Team und Medikamentenrückstände von äußerst engagierten lokalen Mit- Schaf- und Ziegenzucht sind die Lebensgrundlage selbst behandeln. arbeitern. B. von Hillebrandt-Jung der Familien Dieses Beispiel illustriert Renuka ist 36 Jahre alt und Mitglied die großen Erfolge der Frauenselbsthilfegruppe Rama- des von uns unterstützten lingeswar. Als deren Vertreterin ist sie Projektes zur Förderung auch in der Frauenföderation aktiv. traditioneller Schafhalter- Ihr Mann Viresh Mantri ist ein tradi- familien. In dem weitläufigen tioneller Schafhirte. Sie haben zwei Projektgebiet leben rund Töchter, 17 und 13 Jahre alt, und ei- 150.000 Familien nomadi- nen neunjährigen Sohn. Renuka hat scher, halb-nomadischer und bereits an einigen Trainings unserer sesshafter Schafhirten, die Partnerorganisation Jana Jagaran teil- aufgrund ihrer Lebensweise genommen. Vor einem Jahr erwarb am Rande der Gesellschaft sie mit einem Bankkredit eigene Zie- stehen und von allgemeinen gen. Mit dem Erlös finanzierte sie die Entwicklungsprozessen aus- Schulausbildung ihrer ältesten Toch- geschlossen werden. Männer ter bis zur 10. Klasse. wie Frauen organisieren sich Begeistert nehmen Frauen an den Fortbildungen über Im letzten Jahr litt ihr Dorf unter aku- in Selbsthilfegruppen, die traditionelle Heilkräuter teil tem Trinkwassermangel. Gemeinsam mit zwei weiteren Frauen aus ihrer Besonders zu Ostern wollen wir unsere Festtagsfreude mit den traditionel- Gruppe suchte sie den Gemeinde- len Schafhirten in Karnatka, Indien, teilen. Eine Fortbildung für 20 Vertreter/ vorsteher auf, der daraufhin für einen -innen der Schafhirtenföderation kostet 139 €, das Monatsgehalt eines lo- Bohrbrunnen und Wasserleitungen kalen Dorfberaters 97 €. für die Dorfbewohner sorgte. Alle im Unterstützen Sie dieses erfolgreiche Projekt mit Ihrer Spende unter Dorf, besonders auch die Männer mit dem Stichwort „Schafhirten“. Impressum Herausgeberin: Andheri-Hilfe Bonn e.V. Der Bezug des Forum ist kostenfrei. Druck: SZ Druck & Verlagsservice Mackestr. 53, 53119 Bonn Sparkasse KölnBonn Urbacher Str. 10, 53842 Troisdorf Telefon: 0228-926525-0 IBAN: DE80 3705 0198 0000 0400 06 Auflage: 11.500 Telefax: 0228-926525-99 BIC: COLSDE 33 Gedruckt auf: info@andheri-hilfe.org Postbank Köln www.andheri-hilfe.org IBAN: DE25 3701 0050 0001 5005 05 V.i.S.d.P.: Elvira Greiner BIC: PBNKDEFF Redaktion: Bibi Sabina Ollig Postbank Köln Sonderkto. Blindenhilfe Fotos & Satz: IBAN: DE74 3701 0050 0013 5005 08 Andheri-Hilfe Bonn e.V. BIC: PBNKDEFF
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