MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität

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MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität
mFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen
für barrierefreie Mobilität
Bericht zum mFUND-Fachaustausch Barrierefrei mobil, 2. Oktober 2019

                                                      Das Thema „Barrierefreiheit“ wird immer wichti-
                                                      ger und die Digitalisierung ermöglicht, den An-
                                                      spruch an eine inklusive Gesellschaft auf tech-
                                                      nischer Ebene besser umzusetzen. Insbesonde-
                                                      re im Bereich des Öffentlichen Verkehrs (ÖPNV)
                                                      sind Maßnahmen und Lösungen zur Barriere-
                                                      freiheit besonders dringlich. Hier gibt es auch
                                                      hohe Erwartungen an Entwicklungsprojekte aus
                                                      dem mFUND-Förderprogramm. Beim mFUND-
  mFUND-Fachaustausch Barrierefrei mobil              Fachaustausch im BMVI diskutierten die Projek-
                                                      te ihre Lösungen sowie mögliche Schritte zur
  Am 2. Oktober 2019 veranstaltete die mFUND-         Erstellung eines Bedarfsdatenkatalogs für (kom-
  Begleitforschung des WIK den mFUND-Fach-            munale) Barrierefreiheit.
  austausch „Barrierefrei mobil“. 30 Personen, dar-
  unter Expert*innen aus acht mFUND-Projekten
  und zwei Projekten des Nationalen Radver-           Die folgenden vier mFUND-Projekte wurden auf
  kehrsplans, die durch das Bundesministerium         dem Fachaustausch vorgestellt:
  für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ge-
  fördert werden, nahmen an dem Fachaustausch         � Elevate Delta – Aufzugsdaten branchenüber-
  teil, der im BMVI in Berlin stattfand.                greifend verfügbar machen,
  Über den mFUND-Fachaustausch
                                                      � OpenData2Guide – Generierung von kontextba-
  Die mFUND-Begleitforschung des WIK bietet
                                                        sierten Wayfinding-Hinweisen für Blinde anhand
  den Projekten mit der Veranstaltungsreihe
                                                        von offenen Gebäude-/Verkehrsdaten und
  mFUND-Fachaustausch die Möglichkeit zur Ver-          Smartphone-Tiefenerkennung,
  netzung und zum Austausch innerhalb der
  mFUND-Community zu verschiedenen Fachthe-           � Per Pedes Routing – Verbesserung der Alltags-
  men. Die Veranstaltungen des mFUND-Fach-              mobilität älterer und mobilitätseingeschränkter
  austausches richten sich an alle mFUND-Pro-           Personen durch Einsatz von Crowdsourcing-
  jekte und stehen darüber hinaus einer interes-        Ansätzen,
  sierten Fachöffentlichkeit offen.
  Informationen und aktuelle Termine:                 � OPENER – Offene Web-Plattform zur Mitarbeit
  mfund.wik.org                                         bei der Erfassung von Haltestelleninformationen
                                                        zur Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr.

Mai 2020 		             			                                 Eine Veröffentlichung der mFUND-Begleitforschung des WIK
MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität
2   Barrierefreie Mobilität

    Zwei der beteiligten Projekte wurde aus dem Natio-            len Erlebnisraums Rhein-Neckar, MobiDig – Mobili-
    nalen Radverkehrsplan gefördert:                              tät digital Hochfranken, SIM3S – Smart Inclusive
                                                                  Multi-Modal Mobility Service – Abbau von Barrieren
    � Emissionsfrei mobil: Beförderung von Menschen               und Diskriminierungshürden im Alltag, und ProTrain
      mit Mobilitätseinschränkung auf Großveranstal-              – Komfort- und Wirtschaftlichkeitssteigerung im Bahn-
      tungen am Beispiel des Evangelischen Kirchen-               Regionalverkehr durch verknüpfte Prognosedaten.
      tags,
                                                                  Zu Beginn wurde das Projekt Hürdenlos Navi aus
    � Pedelec statt Auto – aber sicher: Erstellung u.a.
                                                                  Heidelberg vorgestellt. Das Land Baden-Württem-
      einer E-Dreirad-Datenbank, Durchführung von
                                                                  berg fördert das beispielhafte Projekt, welches vom
      Fahrtrainings.
                                                                  Bundesbehindertenbeauftragten im Rahmen seiner
    An der regen Diskussion beteiligten sich weitere              Veranstaltungsreihe „Alle dabei – gemeinsam unter-
    mFUND-Projekte wie XPress – Konzeption einer öf-              wegs“ gewürdigt wurde. Künftig könnte Hürdenlos
    fentlichen Point-of-Interest-Infrastruktur für multimo-       Navi als Vorbild für umfassende barrierefreie Rou-
    dale Mobilitätsanwendungen am Beispiel des digita-            tenplanung in anderen Kommunen dienen.

                                                                                                             Open Data
                                                                                                             Bereitstellung
                                                                                                             heute

    Anwendung aus kommunaler Sicht mit der App “Hür-              Wie können Anwendungsfälle helfen, Open Data in
    denlos Navi”, Christian Scholl, Projektleitung, OB-Referat    Deutschland zu stärken? Oliver Rack, OB-Referat Stadt
    Stadt Heidelberg                                              Heidelberg, Open Government Netzwerk im Rahmen des
                                                                  Open Government Partnership der Bundesregierung
    Die Stadt Heidelberg steht mit ihrem Schwerpunkt, barrie-
    refreie Mobilität zu ermöglichen als Vorbildkommune da.       Die großen Chancen der Umsetzung von Open Data Pro-
    Ziel des seit 2017 fortgeführten Projekts ist es, eine bes-   jekten wie Hürdenlos Navi in Heidelberg liegen in der Fort-
    sere Wegeführung im Stadtgebiet über mobile Endgeräte         entwicklung des WWW von einem Hypertext-Medium aus
    zu schaffen und so die Verbesserung der gesellschaftli-       unstrukturieren Informationen zu einem Medium, das den
    chen Teilhabe zu ermöglichen. Neu erhobene Messdaten          Zugang zu strukturierten „Hyperdata“ ermöglicht. Daten-
    stehen als Open Data zur Verfügung, damit Synergien zu        bestände sollen jedem ohne die Hürde einer finanziellen
    anderen Projekten genutzt werden können und eine bes-         Gegenleistung zur freien Nutzung offen stehen. Dies soll
    sere Übertragbarkeit auf andere Kommunen gewährlei-           Innovation und intersektorale Co-Kreation ermöglichen,
    stet ist. Durch die kontinuierliche Einbindung der Interes-   Wirtschaft fördern sowie Transparenz gewährleisten. Da-
    senvertretungen und von engagierten Bürgerinnen und           tenbestände sind häufig über Ressorts und Organisationen
    Bürgern mit Behinderungen werden eingehende Tests er-         verteilt, werden meist proprietär und isoliert voneinander
    möglicht.                                                     gespeichert und verwaltet. Zurzeit fehlt ein Überblick über
                                                                  Möglichkeiten und Verfügbarkeit der Datenbestände und
    In einem nächsten Schritt ergänzen die Entwickler die         das Wissen über Standards, Aufbereitung und Übertrag-
    App um eine Sprachein- und ausgabe-Funktion und er-           barkeit von Daten sowie Kontexte in politische Hand-
    gänzen die Anwendung um eine zusätzliche App-Version          lungsfelder hinein. Vor allem fehlt es auch an Strategien
    in einfacher Sprache (Projekt „Mobil-AtLaS“)                  zur systematischen Erschließung von Daten.
    Weitere Informationen unter digitales.heidelberg.de           Weitere Informationen unter Open Government Netzwerk
                                                                  Deutschland oder Twitter @oliverrack

    Mai 2020 		                			                                       Eine Veröffentlichung der mFUND-Begleitforschung des WIK
MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität
Barrierefreie Mobilität                                                                                                        3

                           Ein Sensor meldet, ob                                               OpenData2Guide –
                           ein Aufzug jetzt gerade                                             Erprobung der
                           funktioniert oder nicht                                             Bluetooth Beacons

Elevate Delta. Vorher wissen, ob der Aufzug kommt,           OpenData2Guide, Johannes Britsch, contagt GmbH
Holger Dieterich, Sozialhelden e.V.

Elevate Delta leistet mit seiner Entwicklung einen Beitrag   Eine Machbarkeitsprüfung einer mobilen akustischen Ori-
zum Disability Mainstreaming: ALLE Daten zur Barriere-       entierungsunterstützung im Nahverkehr für Blinde und
freiheit sollte es ÜBERALL geben. Elevate Delta ergänzt      Sehbehinderte hat sich das mFUND-Projekt OpenData-
die Informationen der App Wheelmap.org um die Funkti-        2Guide zur Aufgabe gemacht. Das Team entwickelte ein
onsfähigkeit von Aufzügen und Fahrtreppen. Live-Infor-       Konzept für ein anwendergerechtes System inklusive Da-
mationen von Aufzügen und Fahrtreppen im öffentlichen        tenschutz. In dem Vorhaben wird eine entsprechende
Raum sollen erschlossen, standardisiert und über eine        „Hinweisgeber“-Plattform konzipiert und deren generelle
technische Daten-Schnittstelle zur Verfügung gestellt wer-   Umsetzbarkeit in einem „Living Lab“ erprobt. Es wurde
den. So werden Endnutzer*innen Auskünfte zum Be-             analysiert, inwiefern die Tiefenerkennung moderner
triebsstatus von Aufzügen und Fahrtreppen in Bahnhöfen,      Smartphones genutzt werden kann, um die Position des
Bürogebäuden, Einkaufszentren und weiteren Orten des         Nutzers in Relation zu seiner Umgebung zu schätzen und
alltäglichen Lebens ermöglicht und können in bestehende      die Hinweise positionsgenau auszulösen. Es ist ein Proto-
Anwendungen, z.B. in die Online-Karte Wheelmap.org,          typ entstanden mit iOS als Hauptplattform und einer
integriert werden. Dafür ist zunächst die Schaffung eines    Sprach-Ein/Ausgabe. Die Nutzer können Audiobotschaf-
entsprechenden Standards notwendig, der auf einem be-        ten erhalten, zum Beispiel „Vor dir steht Linie 5“ oder „Du
reits verwendeten Datenstandard aufbaut. Das Ziel be-        befindest dich auf dem Bahnsteig. Der Aufzug ist mittig
steht daher in der Erweiterung der sogenannten „Stan-        auf dem Bahnsteig.“ Das Feedback von beteiligten Stake-
dard General Transit Feed Specifications (GTFS)“, in die     holdern und Testpersonen hat dazu beigetragen, ein Ge-
die Spezifikationen zu Aufzugsdaten aufgenommen wer-         schäftsmodell für das akustische Orientierungs-Tool zu
den sollen.                                                  entwerfen.

Weitere Informationen unter projekt-elevate.de oder          Weitere Informationen unter contagt GmbH oder unter
unter mfund.de/projekte                                      mfund.de/projekte

Die Teilnehmer*innen diskutierten die vorgestellten          sung von Barrieren bei Haltestellen. Die Herausfor-
Forschungs- und Entwicklungsansätze, Erfolgsfakto-           derung besteht hier darin, auch an wenig frequen-
ren und Herausforderungen der Projekte und erörter-          tierten Orten ausreichend viele Personen zum Mit-
ten die möglichen Schritte zur Erstellung eines Be-          machen beim Erfassen von Daten zu motivieren.
darfsdatenkatalogs für (kommunale) Barrierefreiheit.
                                                             Barrierefreiheit ist kein Nischenthema mehr
Barrierefreie Mobilität ist die Herausforderung
für inklusive Verkehrsangebote                               Das statistische Bundesamt erwartet, dass die Ein-
                                                             wohnerzahl in Deutschland von 83 Millionen noch
Open Data ist der Schlüssel zu mehr Komfort im               fünf Jahre lang steigen wird. Ab 2040 wird trotz Ge-
ÖPNV. Die Vorteile inklusiver Mobilität für Kommu-           burtenzunahme und Zuzug ein Rückgang einsetzen.
nen liegen auf der Hand. Mobilitätsprojekte sind ge-         Daraus ergibt sich ein höheres Durchschnittsalter.
fordert, aus weiteren Quellen Daten hoher Qualität           Insbesondere die Zahl der über 80-jährigen wird stei-
und Validität zu erheben und als offene Daten zur            gen. Aufgrund dieses demographischen Wandels ist
Verfügung zu stellen. Erst dann werden Tür-zu-Tür            Barrierefreiheit kein Nischenthema mehr. Das Ko-
Navigationshilfen echten Mehrwert in Stadt und               operationsnetzwerk aller Bundesländer DELFI
Land bieten. Die mFUND-Projekte greifen dazu auf             (Durchgängige ELektronische FahrgastInformation)
eigene Datenerhebungen mittels Sensoren zurück               hat einen organisatorischen und technischen Stan-
sowie auf Crowdsourcing, zum Beispiel zur Erfas-             dard entwickelt, an dem sich viele Entwickler bereits

Mai 2020 		               			                                       Eine Veröffentlichung der mFUND-Begleitforschung des WIK
MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität
4   Barrierefreie Mobilität

    orientieren. Einen Meilenstein in der Entwicklung hat          allem im ÖPNV umzusetzen, an Dringlichkeit. Kom-
    das Projekt Wheelmap.org gesetzt, das mit einer App            fort und Zugänglichkeit für alle, unabhängig von spe-
    per Crowdsourcing voll, teilweise oder nicht rollstuhl-        ziellen Bedürfnissen und eingeschränkter Mobilität,
    gerechte Orte kontinuierlich erfasst und markiert.             werden immer wichtiger. Auch temporäre Probleme
    Bisher sind 993.779 Orte in 32 Sprachen enthalten.             durch Gepäck, Kinderwagen, Krankheit oder Verlet-
    Das aus eigenfinanzierten Mitteln entwickelte Projekt          zungen spielen hier eine Rolle. Der Gesetzgeber
    basiert auf der Open Street Map, einer freien Weltkar-         hat mit der Änderung des Personenbeförderungs-
    te, und wird wie diese von vielen Menschen genutzt.            gesetzes die Grundlage gelegt. Bis zum Jahr 2022
                                                                   müssen die Infrastruktur des ÖPNV und die Fahr-
    Rechtliche Rahmenbedingungen drängen die                       zeuge gemäß § 8 Abs. 3 Satz 3 PBefG in Deutsch-
    Kommunen zur Umsetzung bis 2022                                land barrierefrei sein. Die unterschiedlichen
                                                                   mFUND-Projekte können hier einen wesentlichen
    Angesichts des demographischen Wandels gewinnt                 Beitrag leisten. Allerdings wurde in der Diskussion
    das Ziel, barrierefreie Mobilität in Kommunen und vor          deutlich, dass nicht nur bei den Haltestellen und

    Leitfaden Emissionsfrei mobil                                                                               Foto: Luzia Jung / VCD

    Emissionsfrei mobil – Beförderung von Menschen mit             Pedelec statt Auto – aber sicher, Rainer Hauck, VCD
    Mobilitätseinschränkung auf Großveranstaltungen
    am Beispiel des Kirchentags, Christof Hertel, Denise           Teil des VCD-Projekts Pedelec statt Auto – aber sicher!
    Rauschenbach, Evangelischer Kirchentag e.V.                    ist eine E-Dreirad-Datenbank. Das Projekt wurde vom
                                                                   Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
    Als Vorreiter in der Durchführung von barrierefreien Veran-    (BMVI) aus Mitteln des Nationalen Radverkehrsplans ge-
    staltungen hat der Kirchentag mit dem Projekt Emissions-       fördert. Unter https://e-radfahren.vcd.org/e-dreiraeder/e-
    frei mobil einen Fahrradverleih über alle Veranstaltungsorte   dreirad-datenbank finden Nutzer einen umfassenden und
    des Kirchentages angeboten. Der „Tandemverleih für Blin-       herstellerübergreifenden Überblick über das Angebot und
    de“ wurde von mehr als 600 Personen genutzt.Die Bahn-          die Modellvielfalt. Interessierte – ob mit oder ohne kör-
    hofsmission führte über 80 Rikscha-Fahrten im Schlossgar-      perliche Einschränkung – können gezielt Modelle nach
    ten durch. Die Johanniter boten in Ergänzung zu ihrem          verschiedenen Kategorien wie Preis, Sitzhöhe oder zu-
    motorisierten Fahrdienst einen Fahrdienst mit Rikschas und     lässiges Gesamtgewicht filtern. Das Angebot beschränkt
    Rikschas für Menschen mit Rollstuhl im Neckarpark an.          sich dabei bewusst auf zwei Dreirad-Typen: bequeme
                                                                   Komfort-Dreiräder sowie klassische "Reha-Dreiräder".
    Eine Ausstellung von verschiedenen Fahrrädern für Men-
    schen mit Behinderung wurde sehr gut angenommen. In            Motivation für das Projekt waren der anhaltende Pedelec-
    einem Leitfaden werden die Erfahrungen weitergeben. Es         Boom bei gleichzeitig hohen Unfallzahlen, insbesondere
    zeigt sich, dass eine fahrradfreundliche Veranstaltung         bei Älteren. Der VCD hat zur Erhöhung der Verkehrssi-
    nicht beim herkömmlichen Zweirad halt machen muss.             cherheit von Pedelec-Nutzer*innen durch Informationen
    Bisher ist die (bereits bestehende) Vielfalt an unterschied-   und Aktionen sowie durch Pedelec-Kurse entscheidend
    lichen Fahrradtypen nur einem Fachpublikum bekannt.            beigetragen.
    Die Broschüre bietet einen guten Überblick, wie entspre-
    chende Angebote zum Beispiel für Veranstaltungen ent-          Weitere Informationen unter VCD E-Radfahren
    wickelt und organisiert werden können.

    Weitere Informationen:
    Projektvideo https://vimeo.com/150764251 oder
    Emissionsfrei Mobil

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MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität
Barrierefreie Mobilität                                                                                                          5

                                                                Die OPENER Plattform

Per Pedes Routing, Prof. Dr. Christian Haas, HS Fresenius      OPENER, Dr.-Ing. Julia Richter, TU Chemnitz

Per Pedes Routing möchte Personen mit Mobilitätsein-           Das Projekt OPENER unterstützt durch Datenerfassung
schränkungen dabei unterstützen, alltägliche Wege besser       an Haltestellen den Abbau von Barrieren und die Etablie-
bewältigen zu können. Hierfür wurden einerseits Software-      rung durchgängig barrierefreier Reiseketten. Erfasst wer-
lösungen entwickelt, die ein Barriere-sensitives Fußweg-       den DELFI-Attribute wie Bordsteinhöhe, Bahnsteigbreite,
Routing ermöglichen und dabei das individuelle Leistungs-      Bodenbelag Bodenindikatoren, öffentliche Toiletten und
profil des Nutzers berücksichtigen. Als Basis für das Rou-     Art der Anzeigetafeln. Die entwickelte OPENER-Software
ting wurde ferner eine Smartphone-App entwickelt, die          steht unter einer Open Source Lizenz frei zur Verfügung.
eine automatisierte Identifikation und Klassifikation von      Die Lizenz der zu erhebenden Daten wird derzeitig mit
Fußweg-Barrieren erlaubt und durch Verfolgung eines            dem DELFI-Verein abgestimmt. Das Projektteam leistet
Crowdsourcing Ansatzes eine sehr engmaschige Gewin-            auch Community-Arbeit in Open Street Map (OSM). Es
nung von Barriere-Informationen ermöglicht. Das System         findet eine Überführung der Steige und DELFI-Attribute in
zur Barriere-Identifikation wurde als mobile App entwickelt    OSM-Tags statt. Wichtig ist die künftige Anbindung an be-
und nutzt Sensorinformationen des Smartphones und Mu-          stehende Verauskunftungssysteme, die Verbünde nutzen
stererkennungsverfahren zur Identifikation und Klassifikati-   und Abstimmung mit Verbünden und Integration in deren
on. Mit rund 50 älteren Testpersonen wurde die App im          Verauskunftungssysteme. Die Datenerfassung erfolgt
Alltag erprobt und die Algorithmen kontinuierlich weiterent-   durch Crowdsourcing, um eine möglichst große Vielzahl
wickelt.                                                       von Personen an der Umsetzung der Barrierefreiheit zu
                                                               beteiligen. Eine freie Verfügbarkeit der Daten wird unter
Das Projekt Per Pedes Routing hat konkrete Anwendun-           anderem durch die Anbindung an die mCLOUD ermög-
gen hervorgebracht, die der Bewältigung des Alltages von       licht.
mobilitätseingeschränkten Personen zugutekommen.
                                                               Weitere Informationen unter OPENER Plattform oder
Weitere Informationen unter Per Pedes Routing oder             unter mfund.de/projekte
unter mfund.de/projekte

Wegen Nachholbedarf besteht, sondern auch bei                  gute Übersicht, die einen Anhaltspunkt geben könn-
den Fahrzeugen, die etwa in Bezug auf die Anzahl               te, fehlt zurzeit, wie die Diskussion im Fachaustausch
und Ausstattung der Sitzplätze (Höhe der Sitze, Hal-           zeigte. Ein solcher Musterdatenkatalog gibt Projek-
tegriffe) noch nicht ausreichend barrierefrei sind.            ten, die Barrierefreiheit voranbringen wollen, Orien-
                                                               tierung bei der Planung. Sie könnten mit einem Kata-
Musterdatenkatalog als Orientierungshilfe                      log in Erfahrung bringen, welche Daten in Kommu-
                                                               nen bereits als Open Data veröffentlicht sind und
Zurzeit herrscht wenig Klarheit darüber, welche Da-            welche Daten für die speziellen Herausforderungen
ten für die Umsetzung von Barrierefreiheit in Kom-             von Barrierefreiheit noch erhoben werden müssen.
munen als offene Daten flächendeckend zur Verfü-               Dadurch kann ein Musterdatenkatalog auch eine In-
gung stehen oder zur Verfügung stehen sollten. Eine            itialzündung für weitere Umsetzungsprojekte sein.

Mai 2020 		                			                                        Eine Veröffentlichung der mFUND-Begleitforschung des WIK
MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität
6   Barrierefreie Mobilität

    Auf dem Fachaustausch wurden erste Ansätze für                      keit von Bussen und Bahnen. Neben der Höhe von
    einen Musterdatenkatalog erörtert und auf verschie-                 Bürgersteigen sind auch Informationen zu deren Sei-
    dene Bedarfe abgestimmt (Bewegungseinschrän-                        tenneigung von hoher Relevanz.
    kung, Einschränkungen im Bereich Sehen bzw. Hö-
    ren). Die Erfahrungen und die Expertise der                         Daten über die Betriebsfähigkeit von Aufzügen wer-
    Teilnehmer*innen wurden dazu genutzt, folgende                      den für alle Aufzüge aller Fahrstuhlbetreiber benötigt
    Fragen zu diskutieren:                                              – und dies in Echtzeit. Viele Städte haben keinen
                                                                        Zugriff auf Daten von öffentlichen Flächen wie Uni-
    1. Welche Datengruppen nutzen Sie bereits und                       versitäten und Kliniken. Dieser Zugriff wird dringend
       welche Datengruppen würden Sie gerne nutzen?                     benötigt.

    2. Welche Datenquellen nutzen Sie bereits und
                                                                        DELFI ist eine oft verwendete Datenquelle bei der
       welche benötigten Datenquellen sind bisher
                                                                        Projektumsetzung. Hier besteht der Bedarf an einer
       noch nicht zugänglich?
                                                                        offenen Lizenz. Des Weiteren besteht Bedarf an
    3. Auf die Expertise von welchen Akteuren greifen                   Kundendaten zur Sensorik, zum Beispiel Information
       Sie bereits zurück und auf wessen Expertise                      zum Standort von WLANs und Kameras. Auch Daten
       würden Sie gerne zurückgreifen?                                  aus Ampeln („Wie viele Menschen überqueren die
                                                                        Straße?“) wären hilfreich. Als weitere benötigte Da-
    Diese Fragen erörterten die Teilnehmer*innen für die                tenquellen werden Grundrisse von öffentlichen Ge-
    Zielgruppen sehgeschädigte Menschen, hörbehin-                      bäuden genannt. Unterstützung wird aus Sicht der
    derte Menschen und körperbehinderte Menschen.                       Teilnehmer*innen insbesondere benötigt in Bezug
    Der Fokus in der Diskussionsrunde lag auf dem zu-                   auf Gesetze, die dazu verpflichten, barrierefrei zu
    sätzlichen Bedarf: Beispielsweise sind Daten zur                    bauen, begleitende Förderprogramme zur Steige-
    Größe von Aufstellflächen in Bussen und Bahnen oft                  rung der Barrierefreiheit im Rahmen der Novelle des
    nicht vorhanden, was für Reisende mit Rollstühlen                   Personenbeförderungsgesetzes 2022 sowie der Ver-
    oder Rollatoren die Reiseplanung deutlich erschwert.                pflichtung großer Datenlieferanten, die in Deutsch-
    Dies gilt auch für Informationen über die Absenkbar-                land geschäftlich tätig sind, ihre Daten zu teilen.

    Impressum
    WIK Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH
    Rhöndorfer Str. 68
    53604 Bad Honnef
    Deutschland
    Tel.:    +49 2224 9225-0
    Fax:     +49 2224 9225-63
    eMail:   info(at)wik.org
    www.wik.org

    Geschäftsführerin und Direktorin      Dr. Cara Schwarz-Schilling
    Vorsitzende des Aufsichtsrates        Dr. Daniela Brönstrup
    Handelsregister 			                   Amtsgericht Siegburg, HRB 7225
    Steuer Nr. 			                        222/5751/0722
    Umsatzsteueridentifikations Nr.       DE 123 383 795

      Im Rahmen der Forschungsinitiative mFUND fördert das BMVI seit 2016 Forschungs- und
      Entwicklungsprojekte rund um digitale datenbasierte Anwendungen für die Mobilität 4.0.
      Mehr Informationen unter www.bmvi.de/mfund

      Die mFUND-Begleitforschung des WIK unterstützt die effiziente und effektive Umsetzung des
      Förderprogramms. Mehr Informationen unter mfund.wik.org und @WIKnews

    Mai 2020 		                  			                                            Eine Veröffentlichung der mFUND-Begleitforschung des WIK
MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität MFUND-Projekte schaffen Datengrundlagen für barrierefreie Mobilität
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