KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig

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KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
KSP West 2009

Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen
Präzisierung und Erweiterung 2009
                                                         KSP WEST 2009

                                                                         1
KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
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    KSP WEST 2009
KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
Vorwort

Der Leipziger Westen befindet sich in einem schnellen        20 Mio. Euro für Projekte der drei Programmschwer-
Wandel. Wurde er vor fünf Jahren noch als „Geheim-          punkte Wirtschaft und Beschäftigung, Stadträumliche
tipp“ gehandelt, wird er heute von vielen Leipzigern        Qualitäten sowie Soziale Qualitäten zur Verfügung.
und Besuchern bereits als aufstrebender Stadtteil
angesehen. Dies ist richtig, trotzdem gibt es noch eine     Der Einsatz dieser finanziellen Mittel und der inte-
Reihe von Herausforderungen, da sich die ökonomi-           grierte Ansatz des Programms, insbesondere aber die
schen, sozialen und demographischen Auswirkungen            Schaffung vielfältiger Beteiligungsmöglichkeiten mit
der Wiedervereinigung verbunden mit baulichen,              einer Vernetzung von privaten, öffentlichen und zivil-
strukturellen und sozialen Defiziten teilweise noch im       gesellschaftlichen Akteuren, führte zu einer spürbaren
Stadtbild widerspiegeln.                                    Entwicklungsdynamik im Stadtteil. Das zeigt sich ne-
                                                            ben kontinuierlich steigenden Einwohnerzahlen, vor
Schon in den 1990er Jahren wurden im Leipziger              allem der jüngerer Bewohner, insbesondere im außer-
Westen die ersten Aufwertungsmaßnahmen, wie die             ordentlich hohen Anteil kultur- und kreativwirtschaftli-
Revitalisierung des Karl-Heine-Kanals begonnen und          cher Unternehmen und Akteure.
im Rahmen der Teilnahme an der EXPO 2000 weitere
Projekte, z. B. der Stadtteilpark Plagwitz, das Busi-       Nicht alle gestellten Ziele konnten bislang umgesetzt
ness Innovation Center und eine Reihe von privaten          werden und dennoch sind die schon erreichten Ergeb-
Projekten umgesetzt. Der Erfolg der Entwicklung ist         nisse in Anbetracht der vielfältigen Herausforderungen
allgemein anerkannt. So wurde die Stadt Leipzig im          bemerkenswert. In vielen Teilräumen konnten positive-
Jahr 2009 für die Entwicklung des Quartiers an der          re Entwicklungen verzeichnet werden, als ursprünglich
Weißen Elster und am Karl-Heine-Kanal mit dem               angenommen wurde. Zur Präzisierung der bleibenden
Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und       Herausforderungen war eine Aktualisierung des KSP
Baukultur des Bundesministeriums für Verkehr, Bau           erforderlich. Mit der Entwicklung des Lindenauer Ha-
und Stadtentwicklung im Rahmen des Wettbewerbs              fens kommt ein weiteres bedeutendes Projekt für die
„Stadt bauen. Stadt leben“ in der Kategorie „Städte         zukünftige Stadtentwicklung der Stadt Leipzig hinzu,
besser gestalten“ ausgezeichnet. Gleichwohl bildet der      das es hierbei zu berücksichtigen gilt. Die Entwicklung
Leipziger Westen neben dem Leipziger Osten noch             in den westlichen Stadtteilen und die Bewerbung der
immer einen der Schwerpunkte der Stadterneuerung            Stadt Leipzig für die neue Förderperiode 2007 bis
und des Stadtumbau. Dieser neue KSP West 2009               2013 des Europäischen Fonds für Regionale Entwick-
stellt die konzeptionelle Grundlage für die weiteren        lung sind weitere Gründe den 2004 beschlossenen
Schritte des Stadtumbaus dar.                               KSP West bereits nach vergleichsweise kurzer Zeit zu
                                                            präzisieren und zu ergänzen.
Im Jahr 2004 wurde für den Leipziger Westen ein er-
ster konzeptioneller Stadtteilplan, der Konzeptionelle      Diese Broschüre aus der Reihe „Beiträge zur Stadt-
Stadtteilplan Leipziger Westen (KSP West), aufge-           entwicklung“ soll eine Grundlage für das Handeln der
stellt. Der Plan verfolgte das Ziel, die in dem Stadtteil   privaten und kommunalen Akteure in diesem Stadtteil
vorhandenen Potenziale und Chancen zu nutzen, um            sein, damit die Entwicklung im Leipziger Westen wei-
Stärken auszubauen und Schwächen zu mindern. Er             ter so erfolgreich voranschreitet.
bildete die Grundlage für die Umsetzung von Sanie-
rungs- und Stadterneuerungsprojekten. Diese wur-
                                                                                                                       KSP WEST 2009

den im Wesentlichen durch die Teilnahme der Stadt
Leipzig an der Europäischen Gemeinschaftsinitiative
URBAN II ermöglicht, da die Projekte damit aus dem
Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung finan-
ziert werden konnten. Im Programmgebiet URBAN II
standen für die Jahre 2001 bis 2006 Zuschüsse und           Martin zur Nedden
kommunale Eigenanteile in einer Höhe von insgesamt          Stadtbaurat

                                                                                                                                       3
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    KSP WEST 2009
KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
Inhalt

1. Die Überarbeitung des Konzeptionellen Stadtteilplans für den Leipziger Westen
   (KSP West 2009)                                                                  6

2. Entwicklungstendenzen und aktuelle Rahmenbedingungen in der Stadt Leipzig       12

3. Planungsraum, Erweiterungsbereiche und Rahmenbedingungen
   des KSP West 2009                                                               14
   3.1 Der Planungsraum und die Erweiterungsbereiche des KSP West                  14
   3.2 Rahmenbedingungen im KSP-Gebiet                                             19

4. Entwicklungsschwerpunkte                                                        22
   4.1 Zentren (Stadtteil- und Nahversorgungszentren, Nahversorgungslagen)         22
   4.2 Gewerbe                                                                     24
   4.3 Kultur und Kreativwirtschaft                                                25
   4.4 Individueller Wohnungsneubau mit geringer Dichte                            26
   4.5 Einrichtungen des Gemeinbedarfs                                             27
   4.6 Schwerpunkt Verkehr/Infrastrukturentwicklung                                27

5. Vorschläge für Einzelmaßnahmen                                                  28
   A    Nachhaltige Konsolidierung und Entwicklung wichtiger
        Hauptverkehrsstraßen                                                       28
   B    Infrastrukturmaßnahmen                                                     28
   C    Standortfaktor Karl-Heine-Kanal                                            29
   D    Brachflächen- und Gebäuderevitalisierung                                    29
   E    Kulturstrategie Leipziger Westen                                           32
   F    Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung                                   32
   G    Qualifizierung und Verbesserung grüner Infrastruktur                        33
   H    Soziale Integration und Beratung                                           35
   I    Klimaschutz/erneuerbare Energien                                           35

6. Städtebauliche Neuordnungsbereiche                                              36
   LH    Lindenauer Hafen                                                          36
   PB    Plagwitzer Bahnhof                                                        38

7. Förderinstrumente und Fördergebietskulisse                                      40
   7.1 Bereits ausgelaufene Programme                                              40
   7.2 Derzeit laufende Programme                                                  40
   7.3 Geplante Programmteilnahme                                                  40

8. Steuerungs- und Handlungsinstrumente                                            41

Anhang     (5 Pläne im Format A3)
Anlage 1   Transformationsplan
Anlage 2   Maßnahmenplan
Anlage 3   Fördergebietskulisse

Anlage A Vertiefungsbereich Gewerbegebiet Plagwitz (Kurzfassung)
Anlage B Untersuchungsgebiet Plagwitzer Bahnhof
                                                                                        KSP WEST 2009

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KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
Die Überarbeitung des Konzeptionellen Stadtteilplans für den
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                    Aufgabenstellung für die Präzisierung und                 Teilen des Plangebietes muss, verglichen mit anderen
                    Erweiterung des KSP West 2009                             Stadtteilen, weiterhin von einer hohen Problemintensi-
                                                                              tät sozialer und städtebaulicher Art ausgegangen wer-
                    Anlass der Präzisierung und Erweiterung des Konzep-       den. Damit bleibt der Leipziger Westen auch in den
                    tionellen Stadtteilplanes Leipziger Westen von 2004       kommenden Jahren ein Schwerpunktraum für inte-
                    (KSP West 2004) ist die Bewerbung der Stadt Leipzig       grierte Stadtteilentwicklung mit einer entsprechenden
                    für die neue Förderperiode 2007 bis 2013 des Europä-      Konzentration des Mitteleinsatzes. Neben einigen teil-
                    ischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die        räumlichen Präzisierungen sind die bisherigen Hand-
                    bisher bereits erreichten Teilziele und kleinräumigen     lungsschwerpunkte weiterhin gültig. Einen besonderen
                    Veränderungen im Gültigkeitsbereich des KSP West          Schwerpunkt setzen SEKo und KSP West 2009 auf
                    2004 erforderten bereits nach drei Jahren eine Präzi-     die integrierte Magistralenentwicklung.
                    sierung und Anpassung der zur Umsetzung vorgese-
                    henen Einzelmaßnahmen und eine Fortschreibung der         Inhaltlich wird auf Maßnahmen für die weitere Sta-
                    Entwicklungsziele.                                        bilisierung und Konsolidierung des Stadtraumes im
                                                                              Leipziger Westen mit dem Ziel einer nachhaltigen
                    Die noch immer hohe Konzentration von städtebau-          Stadtentwicklung orientiert. Zur Umsetzung werden
                    lichen Mängeln und vor allem die soziodemographi-         Einzelmaßnahmen vorgeschlagen, die zu Verbesse-
                    schen Problemlagen im Leipziger Westen zeigen,            rungen in den Bereichen
                    dass weiterhin besonderer Handlungsbedarf besteht.
                    Auch wenn es in den zurückliegenden Jahren bereits        •   Hauptstraßen- und Zentrenentwicklung
                    gelungen ist, positive wirtschaftliche, soziokulturelle   •   Brachflächen- und Gebäuderevitalisierung
                    und stadträumliche Entwicklungen in Gang zu setzen,       •   Infrastruktur
                    so sind diese Ergebnisse in Anbetracht der Problem-       •   Freiraumgestaltung
                    fülle noch längst nicht ausreichend. Zum einen konn-      •   Kultur
                    ten einige der im KSP West 2004 enthaltenen Ziele         •   Kreativwirtschaft
                    noch nicht oder nicht vollständig umgesetzt werden,       •   Neue Wohneigentumsformen
                    zum anderen haben einzelne Teilräume andere Ent-          •   Soziokulturelle Netze
                    wicklungen genommen, als erwartet wurde. Es ist da-       •   Forschung und Entwicklung sowie
                    her erforderlich, Inhalte und Ziele des KSP West 2004     •   Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung
                    zu überdenken und an die jüngsten Entwicklungen
                    anzupassen sowie die zugrunde liegenden Daten zu          führen sollen.
                    aktualisieren.
                                                                              Dazu werden die im KSP West 2004 vorgeschlagenen
                                                                              Aktionsfelder mit den darin enthaltenen Einzelmaß-
                                                                              nahmen hinsichtlich des erreichten Umsetzungsstan-
                                                                              des untersucht und soweit präzisiert und ergänzt, dass
                                                                              diese den heterogenen und kleinteiligen Eigentümer-
                                                                              und Nutzerstrukturen und deren unterschiedlicher Ent-
                                                                              wicklungsdynamik gerecht werden. Gleichzeitig wer-
                                                                              den neue Projektideen und Aktivitäten für das KSP-
                                                                              Gebiet entwickelt und als Planziele aufgenommen.

                                                                              Der KSP West 2009 stellt somit ebenso wie der bereits
                                                                              2001/2002 für den Leipziger Osten entwickelte KSP
                                                                              eine Präzisierung der langfristigen Entwicklungsvisi-
                                                                              onen für die Stadtteilstruktur dar, aus welcher kurz-
                                                                              fristige Handlungsschwerpunkte für eine effektive
                                                                              räumliche bzw. maßnahmenbezogene Mittelbündelung
                    Die Erarbeitung des KSP West 2009 erfolgte in einem       abgeleitet werden können.
                    abgestimmten Prozess parallel zur Erarbeitung des
    KSP WEST 2009

                    gesamtstädtischen Integrierten Stadtentwicklungs-         Die Präzisierung und Erweiterung des KSP West von
                    konzeptes Leipzig 2020 (SEKo). Die Aussagen der           2009 wurde zudem in zwei wesentlichen Teilbereichen
                    Fachkonzepte des SEKo, insbesondere des Fachkon-          detaillierter ausgearbeitet. Es handelt sich um
                    zeptes Wohnen stehen mit den teilräumlichen Zielstel-     • den Vertiefungsbereich Gewerbegebiet Plagwitz
                    lungen des KSP West 2009 in Übereinstimmung. Trotz           (Anlage A) und
                    der positiven Entwicklung mit weiter fortschreitender     • das städtebauliche Untersuchungsgebiet Güter-
                    Sanierungstätigkeit und Einwohnergewinnen in weiten          bahnhof Plagwitz (Anlage B).

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KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
Grundlagen des KSP West                                      bogen, Kopfbereich Plagwitzer Bahnhof in Verbin-
                                                             dung mit Entwicklung Güterbahnhof, Gewerbege-
Neben dem Stadtentwicklungsplan Wohnungsbau                  biet Plagwitz mit Gleisgrünzug
und Stadterneuerung (STEP Wohnen) ist das parallel         • Fortsetzung der Stabilisierung des Wohnungs-
zum vorliegenden KSP West 2009 erarbeitete gesamt-           marktes durch bedarfsgerechte Entwicklung
städtische Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2020         des Wohnungsangebotes, punktueller Rückbau,
(SEKo) eine wesentliche Planungsgrundlage.                   Eigentumsbildung (Förderung der Ansiedlung von
                                                             Stadthäusern) und Umfeldaufwertung
Im SEKo, Teil Stadtentwicklungsstrategie ist der Leipzi-   • Erhalt und Sicherung städtebaulich prägender und
ger Westen als Schwerpunktraum für integrierte Stadt-        denkmalpflegerisch wichtiger Gebäude
teilentwicklung und als fachübergreifender Schwer-         • Städtebauliche und funktionale Qualifizierung
punktraum der Stadtentwicklung dargestellt.                  wichtiger Magistralen und Quartiere im Gebiet

                                                           •   Handlungspriorität aufgrund großräumiger Wirkung
                                                                      •
                                                                      • Zentrum/erweitertes Zentrum
                                                                      •
                                                                      • Südost
                                                                      •
                                                                      • Nordraum
                                                                      •
                                                                      • Gewässerverbund mit Auwald und
                                                                      • Seenlandschaft

                                                           •   Handlungspriorität aufgrund teilräumlicher Wirkung
                                                                         •
                                                                         • Leipziger Osten/Leipziger Westen/
                                                                         • Grünau/Schönefeld
                                                                         •
                                                                         • Magistralen

                                                           •   Vernetzung von Stadträumen
                                                                     •
                                                                     • Städtebau und Funktion
                                                                     •
                                                                     • Freiraum und Wege

Fachübergreifende Schwerpunkträume der Stadtentwicklung
(Karte: SEKo/Planausschnitt)

Die Handlungsansätze für den Leipziger Westen sind         Handlungsfeld Freiraum und Umwelt
dort wie folgt beschrieben:                                • Weiterentwicklung des Blauen Bandes vom Elster-
                                                             Saale-Kanal über den Karl-Heine-Kanal zur Weißen
Handlungsfeld Wirtschaft und Beschäftigung                   Elster
• Förderung der Entwicklung des internationalen            • Weitere Entwicklung und Vernetzung der Freiräu-
  Gründer- und Innovationszentrums Leipzig West              me, Wohnumfeldaufwertung durch Zwischenbegrü-
  (Schaffung und Unterstützung von Netzwerken,               nung, grüne Wege, Brachflächenrevitalisierung
  Standortmarketing, lokale Wirtschaftsförderung)          • Entwicklung des Gleisgrünzuges Plagwitzer Bahn-
• Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft mit Kon-       hof
  zentration auf das Umfeld der Karl-Heine-Straße          • Maßnahmen zur Lärmminderung an den Hauptver-
• Stärkung des Kulturtourismus                               kehrsstraßen
• Ansiedlungspolitik mit den Schwerpunkten Gewer-
  begebiet Plagwitz und Geschäftsstraßen                   Weitere inhaltliche Schwerpunkte liegen u. a. im Be-
• Qualifizierung der Beschäftigungsförderungsstrate-        reich des Klimaschutzes/erneuerbarer Energien und
  gie in Kopplung mit Förderung für kleine und mitt-       der Umsetzung vorhandener städtischer Richtlinien
  lere Unternehmen (KMU-Förderung); teilräumliche          und formeller Planungen, wie z. B. dem Luftreinhal-
  Schwerpunktsetzung bzgl. stadtteilbezogener              teplan der Stadt Leipzig oder dem Klimaschutzpro-
                                                                                                                    KSP WEST 2009

  Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung                 gramm der Stadt Leipzig.

Handlungsfeld Stadtbild/Stadtfunktion                      Handlungsfeld Soziales, Bildung und Kultur
• Städtebauliche und funktionale Stärkung der Stadt-       • Stärkung und Stabilisierung vorhandener kultureller
  teilzentren                                                Standorte und Initiativen
• Entwicklungs- und städtebauliche Neuordnungsbe-          • Entwicklung von Standorten zu integrierten Bil-
  reiche: Lindenauer Hafen, Josephstraße, Aurelien-          dungszentren und Ausbau von Kitas/Schulen als

                                                                                                                                    7
KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
Lindenauer Hafen, Blick von Nordwesten

                      Familienzentren                                        seiner Problemkonzentration zu einem der drei
                    • Bauliche Maßnahmen an Infrastruktureinrichtungen       Schwerpunktgebiete des Stadtumbaus. Der KSP West
                    • Erweiterung des Kita-Netzes in den zentralen Berei-    2004 definierte hierfür die Ziele, Aktionsräume und
                      chen des Leipziger Westens und Präzisierung des        Einzelmaßnahmen. Auf dieser Grundlage und unter-
                      Schulstandortes in Kleinzschocher                      stützt durch verschiedene Förderprogramme konnten
                    • Fortsetzung/Ausbau der gezielten Unterstützung für     z. B. im Rahmen des europäischen Förderprogramms
                      soziale Träger                                         URBAN II schon eine Vielzahl von Projekten ange-
                    • Ausbau der mobilen Jugendarbeit/Drogenpräven-          schoben und umgesetzt werden. In den 1990er Jahren
                      tion und -hilfe                                        begann eine Umkehrung der negativen demographi-
                    • Verbesserung der Spiel- und Sportangebote              schen Entwicklung im Leipziger Westen. Die Einwoh-
                    • Ausbau von Schulsozialarbeit und Implementierung       nerzuwächse in den letzten Jahren sind ein Beleg
                      von Beratungsleistungen im Kontext mit Erzie-          dafür, dass abgestimmtes und konzentriertes Handeln
                      hungsberatung                                          mittelfristig Impulse geben und Entwicklungen auslö-
                                                                             sen kann, die zu positiven strukturellen Veränderun-
                    Die generellen und kleinräumigen Zielaussagen der        gen in einem Stadtgebiet führen und negative Entwick-
                    einzelnen Fachkonzepte des SEKo, insbesondere            lungen gestoppt oder umgekehrt werden können.
                    die des Fachkonzeptes Wohnen, flossen in die Präzi-
                    sierung und Fortschreibung des KSP West 2009 ein.        Der KSP West 2004 stellte in seinem räumlichen Gel-
                    Relevant sind hierbei insbesondere die Handlungsfel-     tungsbereich eine Konkretisierung und Ergänzung des
                    der zur Stabilisierung benachteiligter Altbauquartiere   im Oktober 2000 vom Stadtrat beschlossenen Stadt-
                    und die integrierte Magistralenentwicklung. Im KSP       entwicklungsplans Wohnungsbau und Stadterneue-
                    West 2009 wurde aufgrund der Zielaussagen im SEKo        rung (STEP Wohnen) für den Leipziger Westen dar.
                    (Fachkonzept Wohnen) zur Weiterentwicklung des Alt-
                    baubestandes auf Aussagen zur Reduzierung des Ge-
                    bäudebestandes weitestgehend verzichtet. Bezüglich
                    der Magistralenentwicklung besteht Handlungsbedarf
                    für die Georg-Schwarz-Straße, die Lützner Straße,
    KSP WEST 2009

                    die Merseburger Straße, die Karl-Heine-Straße, die
                    Zschochersche Straße und die Dieskaustraße.

                    Die Erarbeitung des KSP West im Jahr 2004 ging mit
                    einer Prämissenänderung in der Leipziger Stadtent-
                    wicklungspolitik einher. Der Leipziger Westen wurde
                    nun neben dem Leipziger Osten und Grünau aufgrund

8
KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
Der STEP Wohnen trifft vorrangig Aussagen zur              Planerische Einordnung der vorliegenden
Entwicklung des vorhandenen Wohnungsbestandes              Präzisierung und Erweiterung
und beinhaltet die Teilpläne Stadterneuerung, Woh-
nungsbau und Großwohnsiedlungen. Im Februar 2006           Die Grundlage der vorliegenden Fassung des KSP
wurde der Teilplan Stadterneuerung mit Blick auf die       West 2009 bildet der von einer ressortübergreifenden
zwischen 1900 und 1960 entstandenen Wohnanlagen            Projektgruppe 2003 erarbeitete und 2004 beschlos-
fortgeschrieben.                                           sene Konzeptionelle Stadtteilplan für den Leipziger
                                                           Westen (KSP West 2004). Die 2008 begonnene Präzi-
Der KSP West 2009 nimmt Bezug auf die im STEP              sierung der Planaussagen wurde erforderlich, da sich
Wohnen für das Aktionsfeld Gründerzeit-/Altbauge-          in einigen Teilräumen des KSP West 2004 durch die
biete definierte Strategie, welche eine Verbesserung        umgesetzten Stadtentwicklungsmaßnahmen die klein-
der Wettbewerbsfähigkeit der innerstädtischen und          räumigen Situationen bereits positiv verändert haben.
infrastrukturell gut erschlossenen Standorte durch         Andererseits sollen bisher noch wenig berücksichtigte
kleinteilige Entwicklungsmaßnahmen beinhaltet. Die         Problemfelder und Defizite einzelner Teilräume zukünf-
Maßnahmen zielen auf Verbesserungen des Wohnum-            tig eine noch stärkere Berücksichtigung finden. Auch
feldes und die Erlebbarkeit des Stadtraumes ab, um         aus diesem Grund ist eine räumliche Erweiterung des
die angestrebte langfristige Konsolidierung des Woh-       bisherigen Geltungsbereiches erfolgt. Insbesondere
nungsmarktes durch Aufwertung und Stabilisierung           die Randbereiche des Plangebietes von 2004 sollen
parallel zum teilweisen Rückbau von Wohnquartieren         stärker einbezogen werden, um deren Vernetzung mit
und Umkehrung der negativen demographischen Ent-           den angrenzenden Stadträumen zu verbessern.
wicklungen der 1990er Jahre zu erreichen.

                                                       •      Konsolidierte Gebiete

                                                                     • Konsolidiert
                                                                     •
                                                                     • Konsolidiert,
                                                                     • jedoch Handlungsbedarf absehbar

                                                       •      Konsolidierungswürdige Gebiete

                                                                     • Erhaltungspriorität
                                                                     • (insbesondere Magistrale)
                                                                     •
                                                                     • Bestandskonsolidierung
                                                                     • (inkl. Anpassung)
                                                                     •
                                                                     • Konsolidierungswürdig,
                                                                     • jedoch ohne Handlungspriorität

                                                       •      Umstrukturierungsgebiete
                                                                     • Umstrukturierung mit Priorität
                                                                     • (kurz- bis mittelfristig)
                                                                     •
                                                                     • Umstrukturierung ohne Priorität
                                                                     • (langfristig)

Fachkonzept Wohnen/kleinräumige Zielaussagen
(Karte: SEKo/Planausschnitt)

Die Aussagen zur gewerblichen Entwicklung im Unter-
suchungsgebiet basieren im Wesentlichen auf den
Inhalten des Stadtentwicklungsplans Gewerbliche
Bauflächen (2005). Weitere Grundlagen für die Prä-
zisierung und Fortschreibung des KSP West sind der
Stadtentwicklungsplan Zentren (2009) mit Aussagen
zur Entwicklung der zentralen Versorgungsbereiche,
der Stadtentwicklungsplan Verkehr und Öffentlicher
                                                                                                                   KSP WEST 2009

Raum (2003) sowie der Nahverkehrsplan der Stadt
Leipzig (2007) mit dessen Aussagen zu Planungen im
Straßennetz, den Angeboten des Öffentlichen Nahver-
kehrs, der Entwicklung des Fußgänger- und Radver-
kehrs sowie der Gestaltung des öffentlichen Raumes.

                                                                                                                                   9
KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
KSP WEST 2009

                 Umgriff des Gebietes KSP West 2009

10
Teilpläne des Konzeptionellen Stadtteilplanes
Leipziger Westen 2009

Diese Pläne beinhalten die neu hinzugekommenen             Maßnahmenplan (Anlage 2)
Gebiete und dokumentieren die Veränderungen in der         Im Maßnahmenplan werden für die kurz- bis mittelfri-
Zielsetzung des KSP West 2009. Einzelmaßnahmen,            stigen Handlungsschwerpunkte der Stadtentwicklung
die bereits im Aktionsfelderplan des KSP West 2004         (bisher als Aktionsfelder bezeichnet) strategische Prio-
aufgeführt waren, aber noch nicht umgesetzt werden         ritäten gesetzt (z. B. Brachenrevitalisierung, Infrastruk-
konnten, wurden präzisiert. Die Projekte, die auch         tur, Kulturstrategie, Grünstruktur), welche in konkret
weiterhin Bestandteil des Verwaltungshandelns sein         umzusetzende Einzelmaßnahmen aufgeschlüsselt
sollen, wurden an die neuen Förderschwerpunkte             werden. Maßnahmen mit besonders hoher Ausstrah-
angepasst, um auch bisher noch nicht genutzte Po-          lungskraft sollten als Initialmaßnahmen kurzfristig um-
tenziale ausschöpfen zu können. Zusätzlich wird die        gesetzt werden.
ab 2007 zur Verfügung stehende Fördergebietskulisse
dargestellt. Einzelmaßnahmen aus dem KSP West              Plan Fördergebietskulisse (Anlage 3)
2004, denen aktuell keine Priorität mehr beigemessen       Der Plan Fördergebietskulisse enthält die Darstellung
wird bzw. deren Umsetzung bereits weitestgehend            der räumlichen Gültigkeitsbereiche der verschiedenen
abgeschlossen ist, wurden nicht mehr berücksichtigt.       bereits ausgewiesenen bzw. geplanten zukünftigen
                                                           Programmfördergebiete (z. B. Sanierungsgebiete,
Transformationsplan (Anlage 1)                             Stadtumbau Ost u. a.).
Der Transformationsplan stellt ein flächendeckendes
Szenario der langfristigen Entwicklungsperspektive         Vertiefungsbereiche (Anlage A und B)
bis zum Jahr 2020 dar. Anhand erstrebenswerter und         Für das Gewerbegebiet Plagwitz und das Gelände des
visionärer Entwicklungen im Stadtraum bildet er einen      Plagwitzer Bahnhofs wurde im Rahmen der Erarbei-
Orientierungsrahmen für das Verwaltungshandeln             tung des KSP West 2009 eine vertiefende Betrachtung
der nächsten Jahre. In Abwägung heute erkennbarer          erforderlich. Beide Gebiete sind für die künftige Ent-
Handlungsspielräume werden anhand der Bevölke-             wicklung im Leipziger Westen von großer Bedeutung.
rungsentwicklung und der Zielsetzungen des SEKo            Unter dem Titel Vertiefungsbereich Gewerbegebiet
Leipzig 2020 die Entwicklungsziele für den Umgang          Plagwitz (Kurzfassung) und Untersuchungsgebiet
mit der Bebauung verortet (z. B. Kontinuität/Stabilisie-   Plagwitzer Bahnhof sind die Pläne einzeln als Anlage
rung, Reduzierung, Neubebauung).                           A und B in der Broschüre enthalten.

                                                                                                                        KSP WEST 2009

                                                                                                                         11
Entwicklungstendenzen und aktuelle Rahmenbedingungen
2                in der Stadt Leipzig

                 Bevölkerungsentwicklung in Leipzig                                                                                                                          Anteil bis 2020 deutlich erhöhen wird. Insgesamt stellt
                 Rückgang und aktuelle Stabilisierung bzw. leichter                                                                                                          sich die Entwicklung der Altersstruktur der Leipziger
                 Anstieg der Gesamtbevölkerung                                                                                                                               Bevölkerung auch 2007 uneinheitlich dar und ent-
                                                                                                                                                                             sprach in den Altersgruppen der Unter-20-Jährigen
                 Nachdem die Einwohnerzahl Leipzigs im Jahr 1930                                                                                                             sowie der 20- bis 40-Jährigen (mit - 0,3 bzw. + 0,2
                 mit ca. 718.000 Einwohnern ihren Höhepunkt erreicht                                                                                                         Prozentpunkten) dem langjährigen Trend. Der Anteil
                 hatte, setzte im Zuge des Zweiten Weltkrieges durch                                                                                                         der 40- bis 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung
                 Evakuierung, Flucht, Deportationen und Luftangriffe                                                                                                         stieg ebenfalls an (um 0,2 %). Demgegenüber sank
                 ein deutlicher Rückgang ein. Nach den kriegsbeding-                                                                                                         2007 der Anteil der über 60-Jährigen, entgegen der
                 ten Bevölkerungsverlusten (ca. 20 % der Bevölkerung)                                                                                                        Entwicklung bis 2004, erneut leicht auf nunmehr 27,5
                 folgte nach 1945 bis in die 1950er Jahre ein erneuter                                                                                                       Prozent.
                 Anstieg der Leipziger Einwohnerzahl. Unter den Vor-
                 zeichen fehlender Prosperität der Städte setzte ab den                                                                                                      Wohnungsmarktsituation in Leipzig
                 1960er Jahren ein erneuter Rückgang der Einwohner-                                                                                                          Angebotsentwicklung geprägt vom baulichen Er-
                 zahl ein, welcher sich insbesondere nach der Öffnung                                                                                                        haltungszustand und Differenzierung des Wohnfor-
                 der Grenzen und der Deindustrialisierung Anfang der                                                                                                         menangebotes; Nachfrageentwicklung geprägt von
                 1990er Jahre verstärkte. Die Bevölkerungsentwick-                                                                                                           fortschreitender stadträumlicher Lagedifferenzierung,
                 lung war daher in Leipzig bis 1998 vor allem durch                                                                                                          Entwicklung der Haushaltsgrößen und räumlicher Kon-
                 den Geburtenrückgang und ein daraus resultierendes                                                                                                          zentration sozialer Problemlagen
                 Geburtendefizit (negative natürliche Bevölkerungsent-
                 wicklung) einerseits sowie starke Abwanderungsver-                                                                                                          Die gesamtstädtische Wohnungsmarktsituation ist
                 luste nach Westdeutschland und ins Umland anderer-                                                                                                          einerseits vom baulichen Erhaltungszustand (Sanie-
                 seits gekennzeichnet. Die Einwohnerzahl sank unter                                                                                                          rungstätigkeit/Umbau oder Umnutzung/Aufgabe von
                 die Halb-Millionen-Grenze und erreichte 1998 mit ca.                                                                                                        Wohngebäuden) geprägt, der sich auf das Gesamtan-
                 437.000 Einwohnern einen Tiefststand. Dieser negati-                                                                                                        gebot an städtischem Wohnraum auswirkt. Anderer-
                 ve Gesamttrend der Bevölkerungsentwicklung kehrte                                                                                                           seits sind v. a. durch innerstädtische Wanderungen
                 sich nach der kommunalen Gemeindegebietsreform                                                                                                              bedingte kleinräumige Differenzierungsprozesse nach
                 von 1999 und zunehmenden Wanderungsgewinnen                                                                                                                 Lagegunst und Entwicklung des Umfeldes zu beob-
                 in einen seit 2001 anhaltenden leichten Anstieg um.                                                                                                         achten. Die Zahl der Baufertigstellungen hat sich in
                 Mitte 2008 lebten 511.676 Einwohner im Stadtgebiet                                                                                                          2007 gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent auf 782
                 (Monitoringbericht 2008).                                                                                                                                   Wohnungen verringert und markiert damit seit Mitte
                                                                                                                                                                             der 1990er Jahre einen Tiefststand, der sowohl für die
                                                                                                                                                                             Ein- und Zweifamilienhäuser als auch die Mehrfamili-
                 Einwohner                                       Einwohnerentwicklung 1990 bis 2007
                 570.000                                                                                                                                                     enhäuser zutrifft. Die Zahl der Wohnungsabgänge ver-
                 550.000
                                                                                                                                                                             ringerte sich dabei deutlich um 25 Prozent auf 1.556,
                 530.000
                                                                                                                                                                             überstieg aber dennoch die Zahl der fertig gestellten
                 510.000
                                                                                                                                                                             Wohnungen um etwa das Doppelte, so dass sich der
                                                                                                                                                                             Wohnungsbestand auf insgesamt 319.223 Wohnun-
                 490.000

                                                                                                                                                                             gen weiter reduziert hat (Monitoringbericht 2008).
                 470.000

                 450.000
                             1990     1991     1992     1993     1994     1995     1996     1997      1998   1999   2000   2001   2002   2003   2004   2005   2006    2007

                 Datenquelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt für Statistik und Wahlen Leipzig                                                           SEKo Leipzig

                 Für die zukünftige Entwicklung bis 2027 (lt. Bevöl-
                 kerungsvorausschätzung 2007) geht die (mittlere)
                 Hauptvariante von 533.000 Einwohnern aus. Das
                 noch immer bestehende Geburtendefizit konnte durch
                 positive Wanderungssalden seit 1999, insbesondere
                 durch Wanderungsgewinne bei der Altersklasse der
                 bis 30-Jährigen (v. a. Studenten) mehr als ausgegli-
 KSP WEST 2009

                 chen und die Bevölkerungszahl der Stadt stabilisiert
                 werden. Allerdings hat sich der Anteil der unter 20-
                 Jährigen an der Gesamtbevölkerung durch den Rück-
                 gang der Geburtenzahlen stark vermindert. Der Anteil
                 sank von 19,9 Prozent im Jahr 1994 auf 14,5 Prozent
                 im Jahr 2007 (Ortsteilkatalog 2008). Es kann derzeit
                 aber davon ausgegangen werden, dass sich dieser

12
Eine wesentliche Rolle für die Wohnraumnachfrage           Der Leerstand in Wohngebäuden hat sich nach dem
spielt die künftige Entwicklung der Bevölkerungszah-       Höchststand im Jahr 2000 zwar deutlich verringert, ist
len (siehe S. 12) und der Haushaltsgrößen (Personen        jedoch mit stadtweit geschätzten 13 Prozent (2007)
pro Haushalt). Die prognostizierte Entwicklung geht        noch immer hoch. Die Zahl der leerstehenden Woh-
in allen drei Varianten von einem Anstieg der Zahl der     nungen in Leipzig lag Ende 2007 bei etwa 43.000
Haushalte von 307.900 (Stand 2007, Monitoringbe-           Wohneinheiten (WE), davon ca. 32.000 WE im Altbau-
richt 2008) auf 312.700 (untere Variante) oder bis zu      bestand (Baualter bis 1948), ca. 9.500 WE im Bestand
320.200 (obere Variante) im Jahr 2012 aus (Bevöl-          der Jahre 1949 bis 1990 und etwa 1.500 WE innerhalb
kerungsvorausschätzung 2007 für die Stadt Leipzig).        der nach 1991 errichteten Gebäude (Monitoringbe-
Derzeit kann insbesondere von einer erhöhten Nach-         richt 2008). Dabei steht im Leipziger Westen der Orts-
frage nach kleinen, mietpreisgünstigen und hochwerti-      teil Großzschocher mit einem Leerstand von weniger
gen, innenstadtnahen Wohnungen ausgegangen                 als 10 Prozent den Ortsteilen mit 20 bis 30 Prozent

werden. Neben konsolidierten, stark nachgefragten          Leerstand (Lindenau, Altlindenau, Neulindenau und
Wohnlagen (innenstadt- und auwaldnahe Bereiche,            Plagwitz) gegenüber (Monitoringbericht 2008).
wie Schleußig, Gohlis-Süd, Waldstraßenviertel, Süd-
vorstadt) finden sich Lagen mit einer hohen räumli-         Auf der anderen Seite steht die erfolgreiche Sanierung
chen Konzentration von städtebaulichen Mängeln und         und Stabilisierung einiger Stadtquartiere, z. B. Schleu-
sozialen Problemlagen (z. B. im Leipziger Norden,          ßig im Leipziger Westen oder das Waldstraßenviertel
Osten und Westen). Zusätzlich gibt es Bereiche mit         und die Südvorstadt in anderen Teilen des Stadtgebie-
großen Entwicklungspotenzialen (z. B. Plagwitz), wel-      tes, obwohl auch in diesen Gebieten in Teilbereichen
che bereits teilweise genutzt werden, aber aufgrund        noch Problemlagen bestehen.
der zahlreichen noch bestehenden Defizite einer wei-
teren Förderung bedürfen.

Städtebauliche Entwicklung in Leipzig
Sanierungsfortschritt und Stabilisierung einerseits,
Bereiche mit Leerstandskonzentration, Gebäudever-
fall, ungenutzten Brachflächen andererseits

Die städtebauliche Entwicklung im Gebiet der Stadt
Leipzig ist einerseits von einer fortschreitenden Sanie-
rungstätigkeit in den sich konsolidierenden Wohnge-
bieten, insbesondere entlang des Auwaldes geprägt,
andererseits bestehen nach wie vor Problembereiche,
in welchen sich Leerstand, Gebäudeverfall und unge-
nutzte Brachflächen konzentrieren. Häufig treten diese
Probleme in städtischen Randlagen, Solitärlagen oder
deindustrialisierten Bereichen auf, jedoch auch in
den Lagen beiderseits stark befahrener Straßen. Die
                                                                                                                      KSP WEST 2009

meist infrastrukturell gut erschlossenen Brachflächen
im Stadtgebiet können an geeigneten Standorten als
Entwicklungspotenziale für städtebauliche Aufwertung
gesehen werden, wodurch sich hohe Rückbau- oder
Neuerschließungskosten vermeiden lassen.

                                                                                                                      13
Planungsraum, Erweiterungsbereiche und Rahmenbedingungen
3                des KSP West 2009

                 3.1 Der Planungsraum und die                              sich zur größten Baumwollspinnerei Europas entwi-
                 Erweiterungsbereiche des KSP West                         ckelte. 1938 begann der Bau des Kanalhafens.

                 Lage und Größe des Plangebietes in der Stadt              Infrastrukturelle Anbindung des Gebietes
                 Leipzig                                                   Der Bereich des KSP West 2009 ist aufgrund seiner
                 Der Planungsraum befindet sich im Westen des Leip-         zentrumsnahen Lage gut an die städtischen Infrastruk-
                 ziger Stadtgebietes zwischen den östlich und nördlich     turen angeschlossen. S-Bahn- und Regionalbahn-
                 davon gelegenen Bereichen des Leipziger Auwaldes          anbindung, mehrere Straßenbahnlinien in Ost-West-
                 sowie den Stadtteilen Leutzsch, Böhlitz-Ehrenberg         Richtung, eine Strecke in Nord-Süd-Richtung sowie
                 (im Norden), Grünau (im Westen) und Großzschocher         ergänzende Buslinien bilden das Rückgrat des öffent-
                 (im Süden). Das aktuelle Plangebiet setzt sich aus        lichen Verkehrsnetzes. Drei Hauptverkehrsstraßen in
                 dem Plangebiet von 2004 mit einer Größe von ca. 435       Richtung Stadtzentrum und mehrere Straßen in Nord-
                 ha (inkl. Gewerbegebiet Plagwitz) und den vor allem       Süd-Richtung nehmen sowohl Teile des überörtlichen
                 westlich und nördlich daran angrenzenden Erwei-           Durchgangsverkehrs auf, als auch Verteilerfunktionen
                 terungsgebieten mit einer Größe von ca. 290 ha zu-        wahr. Anbindungen ans Fernstraßennetz existieren
                 sammen. Die Gesamtfläche beträgt ca. 725 ha.               über die Autobahnzubringer Merseburger Landstraße
                                                                           (B 181) zur BAB 9 Berlin − München, und die Brünner
                 Stadtgeschichtliche Bedeutung des Gebietes                Straße/Schönauer Straße über die neue S 46 zur BAB
                 Bereits mit dem 1854 begonnenen Ankauf von                38 in Richtung Göttingen bzw. Dresden sowie die B 87
                 Grundstücken zur Ansiedlung von Industrieunterneh-        in Richtung Weißenfels.
                 men bewies der Rechtsanwalt Dr. Karl Heine, dass
                 innovatives Handeln die Entwicklung entscheidend          Nach wie vor gibt es im Gebiet jedoch infrastrukturelle
                 beeinflussen kann. Durch die parallel dazu betriebe-       Defizite. Im Bereich des ÖPNV stellen die niedrige
                 ne infrastrukturelle Anbindung erfolgte in der zweiten    Taktfrequenz auf der Karl-Heine-Straße sowie die
                 Hälfte des 19. Jahrhunderts eine rasante Entwicklung      nicht ausgebauten Haltepunkte der Bahn ein Problem
                 des westlich des Auwalds gelegenen Raumes um die          dar, der Fuß- und Radverkehr findet gerade in den
                 Dörfer Plagwitz und Lindenau (heute zum Westen des        Hauptverkehrsstraßen nur mangelhafte Bedingungen
                 Leipziger Stadtgebiets gehörig) zu einem industriellen    vor und das straßenunabhängige Wegesystem ist
                 Schwerpunktgebiet. 1856 bis 1864 erfolgte der Bau         noch lückenhaft. Das Straßensystem im Plangebiet
                 des ersten Teilstücks des Karl-Heine-Kanals, eines        hat besonders in den Hauptverkehrsstraßen funktio-
                 von der Weißen Elster bis zur Saale projektierten         nale Mängel mit einem erheblichen Instandhaltungs-
                 Schifffahrtsweges. Ein weiterer Abschnitt entstand in     defizit. Im Nebennetz behindert der teilweise noch
                 den Jahren 1890 bis 1898. 1873 wurde der Plagwitzer       schlechte Straßenzustand die Entwicklung anliegen-
                 Bahnhof an der Strecke Leipzig − Zeitz eröffnet. Seine    der Grundstücke.
                 37 Gleisanschlüsse für Fabriken ermöglichten die An-
                 siedlung zahlreicher Unternehmen und deren Anbin-         Stärken und Schwächen des Gebietes
                 dung ans thüringische und sächsische Eisenbahnnetz.       Der Planungsraum ist durch ein Nebeneinander von
                 Die bereits 1872 eröffnete Pferdebahnlinie verband        schwachen und relativ stabilen Bereichen mit einer
                 Plagwitz über Lindenau mit Leipzig, weitere Strecken      sehr unterschiedlichen Dynamik in der Entwicklung ge-
                 folgten. Ab 1896 fuhr die Straßenbahn elektrisch. Die     kennzeichnet. Eine starke funktionale Durchmischung
                 umliegenden Bereiche entwickelten sich in der Folge       von Wohnen, Gewerbe sowie sozialen und kulturellen
                 vorrangig zu mit industrieller und gewerblicher Nut-      Nutzungen ist charakteristisch für den Leipziger We-
                 zung durchsetzten Arbeiterwohnquartieren. In einigen      sten. Die Weiterentwicklung dieser urbanen Mischung
                 Randlagen, z. B. in Nähe des Auwalds, entstanden          stellt ein erhebliches Potenzial des Gebietes dar.
                 auch Villenviertel. Neben Plagwitz entwickelte sich
                 ab 1870 auch Lindenau zunehmend zu einem Gebiet
                 mit zahlreichen Gewerbe- und Industriebetrieben und
                 vielen Beschäftigten. Die Eingemeindung der Orte
                 westlich des Auwalds ins Leipziger Stadtgebiet be-
                 gann 1891 mit Lindenau, Plagwitz und Kleinzschocher,
 KSP WEST 2009

                 Leutzsch folgte 1922. Parallel dazu erfolgte die Anlage
                 von Straßen für die künftige Bebauung mit Wohnhäu-
                 sern und Gewerbe- bzw. Industriebauten. Zahlreiche
                 Blöcke wurden mit Mietswohnhäusern im Stil der
                 Gründerzeit bebaut. Bis 1925 wuchs z. B. die Bevöl-
                 kerung Lindenaus auf 63.000 Einwohner. 1884 wurde
                 die Leipziger Baumwollspinnerei gegründet, die

14
Stadtteilpark Plagwitz, Blick von Osten
                                                           geprägt sind. Besonders hoch ist die Problemkonzen-
Die bis in die 1980er Jahre intensiv industriell gepräg-   tration im Einzugsbereich der Hauptverkehrsstraßen,
ten und gleichzeitig als dicht besiedelte Wohnquartiere    insbesondere der Lützner Straße, der Georg-Schwarz-
genutzten Ortsteile des Leipziger Westens wiesen           Straße und der Dieskaustraße. In diesen Bereichen
aufgrund mangelhafter Instandhaltung zunehmende            sind Sanierungsmaßnahmen an privaten Wohnge-
Verschleißerscheinungen auf. Trotz reger Sanierungs-       bäuden erst punktuell durchgeführt worden. Darüber
tätigkeit in den 1990er Jahren beschleunigte sich          hinaus befinden sich im Gebiet durch die Aufgabe von
dieser Prozess wegen der Aufgabe vieler Industriebe-       Nutzungen zahlreiche Brachflächen, die negativ auf
triebe und des zunehmend schlechten Zustands vieler        ihre Umgebung wirken, die jedoch gleichzeitig Poten-
Wohngebäude weiter. Infolgedessen verstärkte sich          zialräume für die zukünftige Entwicklung sind.
die Abwanderung der Wohnbevölkerung. Die in Teilbe-
reichen des Gebietes erreichten Sanierungsfortschritte     Der Leipziger Westen ist im besonderen Maße vom
bei Gebäuden und im öffentlichen Raum haben durch          hohen Wohnungsleerstand betroffen. Während in der
ihre positive Ausstrahlung räumlich begrenzte Aufwer-      Gesamtstadt rund 13 Prozent der Wohnungen leer
tungen des Stadtraumes und einen Wiederanstieg der         stehen, sind im KSP-Gebiet trotz Zuzug in den letzten
Wohnbevölkerung bewirkt. Dennoch bestehen in vie-          Jahren noch ca. ein Drittel der Wohnungen ohne Mie-
len anderen Teilbereichen nach wie vor erhebliche          ter. Ähnlich hohe Leerstandszahlen sind im Bereich
städtebauliche Defizite, die vor allem durch den hohen      der Gewerberäume festzustellen.
Versiegelungsgrad und den deutlichen Mangel an
Grün- und Freiflächen sowie einen großen baulichen          Der hohe und zunehmende Anteil wirtschaftlich und
Nachholbedarf an Gebäuden und Infrastrukturen              sozial schwacher Haushalte ist eines der Kernpro-
                                                           bleme des Leipziger Westens. Es überlagern sich
                                                           zunehmend verschiedenste soziale Benachteiligungs-
                                                           faktoren, wie hohe (Langzeit-)Arbeitslosigkeit, niedri-
                                                           ges Haushaltseinkommen und eine hohe Quote von
                                                           Transferleistungsempfängern. Die Bündelung sozialer
                                                           Benachteiligungen im Leipziger Westen wirkt sich in
                                                                                                                     KSP WEST 2009

                                                           einzelnen Bereichen bereits negativ auf die Aufent-
                                                           haltsqualitäten im öffentlichen Raum aus. Insgesamt
                                                           droht bei einer Fortschreibung der sozialproblema-
                                                           tischen Entwicklung eine Verfestigung der Stigmati-
                                                           sierung bestimmter Teile des Leipziger Westens als
                                                           Gebiete sozialen Abstiegs, die die teilweisen positiven
                                                           Entwicklungen in anderen Bereichen konterkarieren.

                                                                                                                     15
Die Erweiterungsbereiche des KSP West 2009               Duncker-Viertels)
                 In den letzten Jahren haben sich neue Handlungs-         Das westlich der S-Bahn zwischen Demmeringstraße
                 schwerpunkte eröffnet, welche die Gebietsgrenzen         und Saarländer Straße/Spinnereistraße gelegene
                 des KSP West 2004 überschreiten. Projekte, die auch      Wohnviertel soll durch verbesserte Infrastruktur, Be-
                 über den Leipziger Westen hinaus stadtweite Bedeu-       grünung und neue Stadthäuser attraktiver werden.
                 tung haben, sollen daher in das vorliegende Entwick-
                 lungskonzept integriert werden. Dies beinhaltet z. B.    C Gewerbegebiet Saarländer Straße und Spin-
                 die Entwicklung des Lindenauer Hafens und des Ge-        nereigelände (zwischen Brünner Straße, Lützner
                 ländes der Baumwollspinnerei, die Entwicklung des        Straße, Saarländer Straße/Spinnereistraße, Bahnge-
                 Plagwitzer Bahnhofsareals und eine bessere Verknüp-      lände Plagwitz und Antonienstraße)
                 fung des Stadtteils Grünau mit den Stadtteilen Linde-    Das großflächige, teilweise untergenutzte Gewerbe-
                 nau und Plagwitz. Aus diesen Gründen wird neben der      areal soll durch Aufwertung des Wege- und Straßen-

                 Baumwollspinnerei, Blick von Norden

                 Überarbeitung des KSP von 2004 auch eine Erwei-          netzes besser erschlossen und beiderseits in den
                 terung des Untersuchungsgebietes vorgenommen. Die        Stadtraum eingebunden werden. Hierfür kann die
                 Erweiterungsareale stellen Entwicklungsbereiche dar,     Ausstrahlung des bereits neu belebten Geländes der
                 welche durch ihre Einbeziehung ins KSP-Gebiet bes-       Baumwollspinnerei Impulse geben.
                 ser mit den angrenzenden Stadtgebieten Grünau-Ost/
                 Schönau (im Westen), Leutzsch (im Nordwesten) und        D Bereich südliche Diezmannstraße (Ostseite der
                 Stadionareal/westliche Vorstadt (im Osten) verbunden     Diezmannstraße)
                 werden sollen. Die einzelnen Standorte sollen dabei      Der derzeit untergenutzte Gewerbestreifen westlich
                 besser miteinander vernetzt werden und in ihrer jewei-   der Plagwitzer Bahnanlagen entlang der südlichen
                 ligen Funktion bezogen auf die Gesamtstadt gestärkt      Diezmannstraße bietet Revitalisierungschancen. Nach
                 werden.                                                  der Neutrassierung der Bahnanlagen ist die sinnvolle
                                                                          Nachnutzung der frei werdenden Flächen zu klären.
                 Die Erweiterung umfasst folgende Bereiche                Zu beachten ist hierbei vor allem die Funktion der
                                                                          Fläche als Teil der stadtklimatisch bedeutsamen Venti-
                 A Lindenauer Hafen (Hafenareal zwischen Lyoner           lationsbahn.
 KSP WEST 2009

                 Straße, Plautstraße, Schönauer Lachen und Lützner
                 Straße)                                                  E Kleingartenpark West (beiderseits der Bahntrasse
                 Das teilweise brachliegende ungenutzte Hafenareal        zwischen Lützner Straße und Merseburger Straße)
                 soll für neue Funktionen entwickelt werden.              Die wohngebietsnahen Kleingartenanlagen werden
                                                                          durch Neugestaltung der Eingangsbereiche und öffent-
                 B Südliches Neulindenau (Wohnquartier und Gewer-         lich nutzbarer Flächen, Begrünung und Verbesserung
                 bestreifen beiderseits der Lützner Straße, Teile des     des Wegenetzes zum Kleingartenpark West fortent-

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wickelt und verbessern so die Erholungsangebote für     Auwaldgürtel besser miteinander verzahnt werden.
die Anwohner.                                           Insbesondere durch die Anlage neuer Waldflächen soll
                                                        die Verbindung zwischen nördlichem und südlichem
F Leutzsch/Georg-Schwarz-Straße                         Auwald gestärkt werden.
Die Bereiche in Leutzsch beiderseits der Georg-
Schwarz-Straße zwischen Franz-Flemming-Straße/          H Umfeld Gut Kleinzschocher
Philipp-Reis-Straße (Nordwest), Prießnitzstraße (Süd-   An diesem Standort soll eine städtebauliche Aufwer-
ost), Heimteichstraße und William-Zipperer-Straße       tung erfolgen. Dabei soll die begonnene Gestaltung
(Nordost) sollen insbesondere durch die Revitalisie-    des Eingangsbereiches zum Volkspark Kleinzschocher
rung des Hauptstraßenzugs Georg-Schwarz-Straße          fortgeführt werden, ein neuer Stadthausstandort soll
attraktiver werden.                                     dazu beitragen.

G Cottaweg
Im Bereich um das Kleinmessegelände zwischen
Erich-Köhn-Straße und Cottaweg sollen durch Gestal-
tung der Eingangsbereiche, Begrünung und neue           Karte: Begrenzung des KSP-Gebietes 2004 (grau) und
Wegeverbindungen der Stadtteil Lindenau und der         Erweiterungsbereiche 2009 A bis H (farbig)

                                                                                                               KSP WEST 2009

   KSP-Gebiet/Erweiterungsbereiche

                                                                                                               17
Städtebauliche Neuordnungsbereiche                         neuer Grünverbindungen, die verbesserte infrastruk-
                                                                            turelle Einbindung in die angrenzenden Areale und die
                 Für die beiden großflächigen Neuordnungsbereiche            Aufwertung der erhaltenswerten Bereiche ist Voraus-
                 Bahngelände Plagwitz und das neu hinzugekommene            setzung für eine perspektivische Entwicklung mit einer
                 Areal Lindenauer Hafen werden Entwicklungsperspek-         teilweisen Neubebauung geeigneter Flächen.
                 tiven präzisiert bzw. entwickelt.
                                                                            Gelände Plagwitzer Bahnhof (PB)
                 Gelände Lindenauer Hafen (LH)                              In diesem großflächigen Neuordnungsbereich entsteht
                 Das Gebiet beiderseits des Hafenbeckens bedarf             durch die Aufgabe der Bahnnutzung auf weiten Teilen
                 wegen der Gewässerverbindung zwischen Karl-Heine-          des Areals die Chance einer schrittweisen Revitalisie-
                 Kanal und Lindenauer Hafen einer Aufwertung. Eine          rung. Durch die Schaffung eines großflächigen
                 bessere Integration in den Stadtraum soll durch den        extensiv gestalteten und genutzten GleisGrünZuges
                 Ausbau des verbindenden Wegenetzes und die Nach-
                 nutzung brachgefallener Areale mit Nutzungen für           Karte: Der Plan zeigt die Neuordnungsbereiche und Vertie-
                 Freizeit/Tourismus, Gastronomie und Neues Wohnen           fungsbereiche des KSP West 2009. Das sind Lindenauer
                 erreicht werden. In geeigneten Bereichen kann auch         Hafen (LH), Plagwitzer Bahnhof (PB) sowie Gewerbegebiet
                 eine gewerbliche Entwicklung erfolgen. Die Schaffung       Plagwitz (GP).

                                                             PB, Anlage A
                                                                                            GP, Anlage B
 KSP WEST 2009

                   Neuordnungsbereiche/Vertiefungsbereiche

18
(geplantes Projekt „Urbaner Wald“) entstehen neue        Die Entwicklung des Durchschnittsalters in den einzel-
Qualitäten für die umliegenden Quartiere. Eine bes-      nen Ortsteilen ist ebenfalls durch ungleiche Tendenzen
sere Vernetzung mit den angrenzenden Bereichen           gekennzeichnet. Während es sich in den Ortsteilen
(Kleinzschocher, Plagwitz, Spinnereigelände, Grünau-     Altlindenau und Lindenau (Durchschnittsalter 2007
Ost) durch Aufbau eines Wegenetzes für Fußgänger         unter 40 Jahre) zwischen 2000 und 2007 etwas ver-
und Radfahrer soll das neue Grünflächenangebot er-        ringerte, stieg es in den Ortsteilen Kleinzschocher und
leb- und nutzbar machen. Gleichzeitig können durch       Plagwitz kaum, im Ortsteil Leutzsch leicht (+ 1 Jahr)
eine maßvolle bauliche Entwicklung im Eingangsbe-        und in Neulindenau stark an (+ 2 Jahre).
reich um den Bahnhof Plagwitz, entlang der Ladestra-
ße neue Angebote für gewerbliche Flächennachfrage        Der Anteil der Arbeitslosen lag 2007 im KSP-Gebiet
und für individuellen Wohnungsbau geschaffen wer-        mit 13,1 Prozent in Plagwitz und 13,7 Prozent in
den.                                                     Leutzsch sowie mit 16,7 Prozent in Neulindenau
                                                         unterhalb des gesamtstädtischen Durchschnitts von
Vertiefungsbereiche                                      17,4 Prozent. In den übrigen Stadtteilen lag die Ar-
                                                         beitslosenquote mit bis zu 19 Prozent oberhalb des
Für zwei Bereiche des Betrachtungsraumes wurde           gesamtstädtischen Durchschnitts. Der Anteil von ALG
im Rahmen der Erarbeitung des KSP West 2009 eine         II und Sozialgeldempfängern war 2007 im gesamten
vertiefende Bearbeitung erforderlich. Hierbei handelt    KSP-Gebiet mit ca. 20 bis zu 40 Prozent überdurch-
es sich um das Gewerbegebiet Plagwitz und das Ge-        schnittlich hoch (Monitoringbericht 2008 und Ortsteil-
lände des Plagwitzer Bahnhofs. Beide Gebiete sind        katalog 2008).
für die künftige Entwicklung im Leipziger Westen von
großer Bedeutung.                                        Städtebauliche Entwicklung
                                                         Die in Teilbereichen des Plangebietes bereits erreichte
Eine intensivere Auseinandersetzung war im Falle des     Sanierung des Gebäudebestandes und des öffentli-
Gewerbegebietes Plagwitz erforderlich, da auf dieser     chen Raumes haben durch ihre positive Ausstrahlung
abgestimmten Grundlage die im Gebiet geplanten In-       eine kleinräumige Aufwertungen des Stadtraumes im
vestitionen vorbereitet werden sollen. Für den Bereich   Leipziger Westen bewirkt. In weiten Bereichen des
des Plagwitzer Bahnhofs war die städtebauliche Un-       KSP-Gebietes fehlen diese positiven Impulse jedoch
tersuchung durchgeführt worden, um Entwicklungsop-       noch oder sind erst in Ansätzen erkennbar. Als Poten-
tionen für die Flächen herauszuarbeiten und auf dieser   ziale für eine weitere positive Entwicklung können der
abgestimmten Grundlage die anstehenden Verhand-          Karl-Heine-Kanal und die Lage der Stadtquartiere in
lungen über den beabsichtigten Grundstückserwerb         der Nähe des Auwaldes bzw. der Grünanlagen Schö-
mit der Deutschen Bahn AG führen zu können. In den       nauer Park, Schönauer Lachen und Küchenholz ange-
Plänen Anlage A und Anlage B sind die Ergebnisse         sehen werden.
für die beiden Vertiefungsbereiche in gekürzter Form
dargestellt.                                             Das Europäische Programm URBAN II (2001 bis
                                                         2006) bewirkte im Leipziger Westen positive Entwick-
                                                         lungen. Die Stadt und ihre Entwicklung sind das Motto
3.2 Rahmenbedingungen im KSP-Gebiet                      der Gemeinschaftsinitiative URBAN des Europäischen

Bevölkerungsentwicklung
Nach erheblichen Bevölkerungsverlusten für den Leip-
ziger Westen in den 1990er Jahren ist die Einwohner-
entwicklung im Gebiet des KSP West 2009 in den letz-
ten Jahren durch eine Stabilisierung bzw. einen leich-
ten Anstieg der Einwohnerzahlen geprägt, die sich vor
allem aus Wanderungsgewinnen ergibt. Die Bevölke-
rungsentwicklung reichte in den Jahren 2000 bis 2007
von einer ausgeglichenen Bilanz (+ 5 Einwohner) für
den Ortsteil Leutzsch, über leichte Zuwächse in Neu-
lindenau und Kleinzschocher (+ 5 %), stärkere Gewin-
ne für die Ortsteile Lindenau und Altlindenau (+ 12 %)
bis zu sehr starken Gewinnen in Plagwitz (+ 30 %).
Auch im Jahr 2007 setze sich insgesamt der positive
Trend der letzen Jahre fort (Ortsteilkatalog 2008 und
Monitoringbericht 2008). Für die künftige Entwicklung
                                                                                                                   KSP WEST 2009

bis 2012 wird für die Ortsteile Plagwitz, Lindenau und
Altlindenau ein Zuwachs von mehr als sechs Prozent
prognostiziert, für die Ortsteile Leutzsch und Klein-
zschocher immerhin noch ein Bevölkerungsplus von
zwei bis unter sechs Prozent.

                                                                                                                   19
Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Aus Mitteln     und der von Plattenbauten geprägten Großwohnsied-
                 des Förderprogramms konnten u. a. der Bau und die       lung Leipzig-Grünau. Die im STEP Wohnen, in der
                 Gestaltung von 56.500 m² neuen öffentlichen Grünflä-     Fortschreibung des Teilplanes Stadterneuerung, Teil
                 chen und 2.680 m neuen Geh- und Radwegen sowie          Wohnanlagen der 20er, 30er und 50er Jahre von 2006
                 die Entwicklung von neun Stadthausstandorten reali-     beschriebenen Bestände in Neulindenau weisen noch
                 siert werden.                                           teilweise hohe Leerstände (21 % in sanierten, 54 % in
                                                                         teilsanierten und 91 % in unsanierten Beständen) auf.
                                                                         Derzeit wird durch die Leipziger Wohnungsbaugesell-
                                                                         schaft (LWB) ein Entwicklungskonzept realisiert, wel-
                                                                         ches sowohl Abbruch als auch Modernisierungen und
                                                                         Grundrissveränderungen vorsieht.

                                                                         Wohnungsmarktsituation
                                                                         Zwischen 2000 und 2007 hat sich die Anzahl der
                                                                         Wohneinheiten (WE) in den Ortsteilen im Bereich des
                                                                         KSP West unterschiedlich entwickelt. Die Verände-
                                                                         rungen reichen (unter Berücksichtigung von Neubau
                                                                         und Rückbau) von leichten Zuwächsen in Plagwitz,
                                                                         über Stagnation in Neulindenau, Altlindenau und
                                                                         Leutzsch bis hin zu Bestandsrückgängen in Lindenau
                                                                         und Kleinzschocher (Monitoringbericht 2008). Bei
                                                                         der absoluten Zahl der Wohnungsabgänge wiesen
                                                                         im gleichen Zeitraum im KSP-Gebiet die Ortsteile
                                                                         Plagwitz, Lindenau, Kleinzschocher und Altlindenau
                                                                         höhere Werte auf, in Leutzsch und Neulindenau hin-
                                                                         gegen war dieser Wert gering. Noch immer sind in
                                                                         fast allen Teilbereichen hohe Leerstände anzutreffen.
                                                                         Die Leerstandsquote lag 2006 mit Ausnahme des
                                                                         Ortsteils Leutzsch zwischen 20 und 30 Prozent. Im
                                                                         Ortsteil Leutzsch lag der Wert mit 10 bis 20 Prozent
                 Dennoch bestehen in vielen Teilbereichen des Plan-      etwas günstiger. Kleinräumig bestehen dennoch
                 gebietes noch erhebliche städtebauliche Defizite z. B.   große Unterschiede in Abhängigkeit von Lagegunst,
                 durch eine unklare Raumaufteilung, bauliche Mängel      Sanierungszustand und Vermietern (Monitoringbericht
                 an Gebäuden durch ausstehende Sanierungen sowie         2008). Auch hinsichtlich der Zahl der Umzüge wie-
                 unattraktive Straßenraumgestaltung und fehlende         sen die im KSP-Gebiet gelegenen Ortsteile deutlich
                 Wegeverbindungen. Des Weiteren weist das Gebiet         Unterschiede auf. Während 2007 in Neulindenau der
                 durch die Aufgabe von Nutzungen großflächige Brach-      Anteil der Umzüge innerhalb Leipzigs zwischen 6 und
                 bereiche auf, deren künftige städtebauliche Funktion,   10 Prozent lag, waren es in den Ortsteilen Plagwitz,
                 Nutzung und Gestaltung noch ungeklärt ist. Einer        Kleinzschocher und Leutzsch 10 bis 14 Prozent und in
                 zukunftsfähigen Weiterentwicklung bedürfen auch die     den Ortsteilen Lindenau und Altlindenau über 14 Pro-
                 noch nicht aufgewerteten Übergangsbereiche zwi-         zent (Monitoringbericht 2008).
                 schen den Altbaubeständen des Leipziger Westens
                 (Gründerzeitliche Bebauung in den Ortsteilen Plag-      Gewerbeflächenangebot
                 witz/Lindenau, Wohnanlagen in Neulindenau), den         Im Zielplan des STEP Gewerbliche Bauflächen sind
                 teilweise schlecht erschlossenen und mindergenutzten    für den Bereich des KSP West 2009 vier Gebiete in
                 Gewerbeflächen Brünner Straße/Spinnereistraße            unterschiedlichen Kategorien ausgewiesen. Als kon-
                                                                         solidiert bezeichnete Gebiete sind nicht vertreten. Das
                                                                         Gebiet Plagwitz-Nord (16,9 ha um die nördliche Gie-
                                                                         ßerstraße, davon 5 ha Flächenreserven) wird als Re-
                                                                         vitalisierungsgebiet mit Entwicklungspriorität benannt.
                                                                         Als Revitalisierungsgebiete mit Sicherung der gewerb-
                                                                         lichen Nutzung werden die Gebiete Saarländer Straße
                                                                         (49,1 ha zwischen Brünner Straße, Spinnereistraße
                                                                         und Antonienstraße, davon 10,1 ha Flächenreserven),
                                                                         Plagwitz-Süd (38,4 ha Gewerbegebiet um die Mark-
 KSP WEST 2009

                                                                         ranstädter Straße, davon 11,9 ha Flächenreserven)
                                                                         und Angerstraße (3,4 ha und 1,5 ha Flächenreserven)
                                                                         ausgewiesen. Das Gebiet an der Diezmannstraße
                                                                         (10,1 ha, davon 5,8 ha Flächenreserven) wird als An-
                                                                         passungsgebiet eingestuft. Völlig neue Entwicklungs-
                                                                         flächen für gewerbliche Nutzung sind im KSP-Gebiet
                                                                         nicht vorgesehen.

20
Gebietskategorien
                                                            Bestandsgebiete

                                                                       Konsolidiert
                                                                        Stärkung durch Vermarktung 

                                                                       Revitalisierung mit Priorität
                                                                        Gezielte Entwicklung
                                                                       industriell-gewerbliche Nutzung 

                                                                       Revitalisierung
                                                                        Sicherung gewerblicher Nutzung 

                                                                       Anpassung
                                                                        Entwicklung über Marktprozesse 

                                                             Entwicklungsflächen

                                                                       Entwicklungsflächen

                                                                       Vorrang für großflächige
                                                                       Ansiedlungen (> 10 ha)

Zielplan STEP Gewerbliche Bauflächen
(Karte: STEP/Planausschnitt)

Zentren
Der STEP Zentren definiert im KSP-Gebiet fünf zen-         wicklung in dem Bereich am Adler. An anderer Stelle,
trale Versorgungsbereiche der Kategorie C und D           im Bereich des Stadtteilzentrum Lindenauer Markt,
sowie zwei Nahversorgungslagen. Die bisherige Ent-        hängt die weitere Perspektive wesentlich davon ab, ob
wicklung der Zentrenbereiche ist insgesamt als recht      der geplante Bau des Stadtteilzentrums zur Realisie-
unterschiedlich zu beschreiben. Neben Standorten          rung kommt. Die Voraussetzungen zur Umsetzung des
mit Stabilisierungstendenzen (z. B. Zschochersche         Vorhabens sind gegeben.
Straße) und Zentren, welche durch den Neubau von
Handelseinrichtungen aufgewertet wurden (Stadtteil-
zentrum Leutzsch), stehen andere Zentrenbereiche
weiterhin unter erheblichem Konkurrenzdruck, der u.
a. von einer wachsenden Zahl an Discountern in nicht
integrierten Lagen ausgeht. So stagniert z. B. die Ent-

STEP Zentren (Karte: SEKo/Planausschnitt)

                                                             Räumliche Handlungsschwerpunkte

                                                                       Priorität fachübergreifender Zentrenentwicklung

                                                             Zentrenkategorien

                                                                      A-Zentrum
                                                                      City mit Hauptbahnhof Promenaden

                                                                      B-Zentrum
                                                                      Stuttgarter Allee/Allee Center, Paunsdorf Center

                                                                      C-Zentrum
                                                                      (Stadtteilzentren)

                                                                      D-Zentrum
                                                                      (Nahversorgungszentren)
                                                                                                                         KSP WEST 2009

                                                                      Nahversorgungslage

                                                                                                                         21
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