KSP West 2009 - Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 - Stadt Leipzig
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KSP West 2009 Konzeptioneller Stadtteilplan für den Leipziger Westen Präzisierung und Erweiterung 2009 KSP WEST 2009 1
Vorwort Der Leipziger Westen befindet sich in einem schnellen 20 Mio. Euro für Projekte der drei Programmschwer- Wandel. Wurde er vor fünf Jahren noch als „Geheim- punkte Wirtschaft und Beschäftigung, Stadträumliche tipp“ gehandelt, wird er heute von vielen Leipzigern Qualitäten sowie Soziale Qualitäten zur Verfügung. und Besuchern bereits als aufstrebender Stadtteil angesehen. Dies ist richtig, trotzdem gibt es noch eine Der Einsatz dieser finanziellen Mittel und der inte- Reihe von Herausforderungen, da sich die ökonomi- grierte Ansatz des Programms, insbesondere aber die schen, sozialen und demographischen Auswirkungen Schaffung vielfältiger Beteiligungsmöglichkeiten mit der Wiedervereinigung verbunden mit baulichen, einer Vernetzung von privaten, öffentlichen und zivil- strukturellen und sozialen Defiziten teilweise noch im gesellschaftlichen Akteuren, führte zu einer spürbaren Stadtbild widerspiegeln. Entwicklungsdynamik im Stadtteil. Das zeigt sich ne- ben kontinuierlich steigenden Einwohnerzahlen, vor Schon in den 1990er Jahren wurden im Leipziger allem der jüngerer Bewohner, insbesondere im außer- Westen die ersten Aufwertungsmaßnahmen, wie die ordentlich hohen Anteil kultur- und kreativwirtschaftli- Revitalisierung des Karl-Heine-Kanals begonnen und cher Unternehmen und Akteure. im Rahmen der Teilnahme an der EXPO 2000 weitere Projekte, z. B. der Stadtteilpark Plagwitz, das Busi- Nicht alle gestellten Ziele konnten bislang umgesetzt ness Innovation Center und eine Reihe von privaten werden und dennoch sind die schon erreichten Ergeb- Projekten umgesetzt. Der Erfolg der Entwicklung ist nisse in Anbetracht der vielfältigen Herausforderungen allgemein anerkannt. So wurde die Stadt Leipzig im bemerkenswert. In vielen Teilräumen konnten positive- Jahr 2009 für die Entwicklung des Quartiers an der re Entwicklungen verzeichnet werden, als ursprünglich Weißen Elster und am Karl-Heine-Kanal mit dem angenommen wurde. Zur Präzisierung der bleibenden Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Herausforderungen war eine Aktualisierung des KSP Baukultur des Bundesministeriums für Verkehr, Bau erforderlich. Mit der Entwicklung des Lindenauer Ha- und Stadtentwicklung im Rahmen des Wettbewerbs fens kommt ein weiteres bedeutendes Projekt für die „Stadt bauen. Stadt leben“ in der Kategorie „Städte zukünftige Stadtentwicklung der Stadt Leipzig hinzu, besser gestalten“ ausgezeichnet. Gleichwohl bildet der das es hierbei zu berücksichtigen gilt. Die Entwicklung Leipziger Westen neben dem Leipziger Osten noch in den westlichen Stadtteilen und die Bewerbung der immer einen der Schwerpunkte der Stadterneuerung Stadt Leipzig für die neue Förderperiode 2007 bis und des Stadtumbau. Dieser neue KSP West 2009 2013 des Europäischen Fonds für Regionale Entwick- stellt die konzeptionelle Grundlage für die weiteren lung sind weitere Gründe den 2004 beschlossenen Schritte des Stadtumbaus dar. KSP West bereits nach vergleichsweise kurzer Zeit zu präzisieren und zu ergänzen. Im Jahr 2004 wurde für den Leipziger Westen ein er- ster konzeptioneller Stadtteilplan, der Konzeptionelle Diese Broschüre aus der Reihe „Beiträge zur Stadt- Stadtteilplan Leipziger Westen (KSP West), aufge- entwicklung“ soll eine Grundlage für das Handeln der stellt. Der Plan verfolgte das Ziel, die in dem Stadtteil privaten und kommunalen Akteure in diesem Stadtteil vorhandenen Potenziale und Chancen zu nutzen, um sein, damit die Entwicklung im Leipziger Westen wei- Stärken auszubauen und Schwächen zu mindern. Er ter so erfolgreich voranschreitet. bildete die Grundlage für die Umsetzung von Sanie- rungs- und Stadterneuerungsprojekten. Diese wur- KSP WEST 2009 den im Wesentlichen durch die Teilnahme der Stadt Leipzig an der Europäischen Gemeinschaftsinitiative URBAN II ermöglicht, da die Projekte damit aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung finan- ziert werden konnten. Im Programmgebiet URBAN II standen für die Jahre 2001 bis 2006 Zuschüsse und Martin zur Nedden kommunale Eigenanteile in einer Höhe von insgesamt Stadtbaurat 3
Inhalt 1. Die Überarbeitung des Konzeptionellen Stadtteilplans für den Leipziger Westen (KSP West 2009) 6 2. Entwicklungstendenzen und aktuelle Rahmenbedingungen in der Stadt Leipzig 12 3. Planungsraum, Erweiterungsbereiche und Rahmenbedingungen des KSP West 2009 14 3.1 Der Planungsraum und die Erweiterungsbereiche des KSP West 14 3.2 Rahmenbedingungen im KSP-Gebiet 19 4. Entwicklungsschwerpunkte 22 4.1 Zentren (Stadtteil- und Nahversorgungszentren, Nahversorgungslagen) 22 4.2 Gewerbe 24 4.3 Kultur und Kreativwirtschaft 25 4.4 Individueller Wohnungsneubau mit geringer Dichte 26 4.5 Einrichtungen des Gemeinbedarfs 27 4.6 Schwerpunkt Verkehr/Infrastrukturentwicklung 27 5. Vorschläge für Einzelmaßnahmen 28 A Nachhaltige Konsolidierung und Entwicklung wichtiger Hauptverkehrsstraßen 28 B Infrastrukturmaßnahmen 28 C Standortfaktor Karl-Heine-Kanal 29 D Brachflächen- und Gebäuderevitalisierung 29 E Kulturstrategie Leipziger Westen 32 F Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung 32 G Qualifizierung und Verbesserung grüner Infrastruktur 33 H Soziale Integration und Beratung 35 I Klimaschutz/erneuerbare Energien 35 6. Städtebauliche Neuordnungsbereiche 36 LH Lindenauer Hafen 36 PB Plagwitzer Bahnhof 38 7. Förderinstrumente und Fördergebietskulisse 40 7.1 Bereits ausgelaufene Programme 40 7.2 Derzeit laufende Programme 40 7.3 Geplante Programmteilnahme 40 8. Steuerungs- und Handlungsinstrumente 41 Anhang (5 Pläne im Format A3) Anlage 1 Transformationsplan Anlage 2 Maßnahmenplan Anlage 3 Fördergebietskulisse Anlage A Vertiefungsbereich Gewerbegebiet Plagwitz (Kurzfassung) Anlage B Untersuchungsgebiet Plagwitzer Bahnhof KSP WEST 2009 5
Die Überarbeitung des Konzeptionellen Stadtteilplans für den 1 Leipziger Westen (KSP West 2009) Aufgabenstellung für die Präzisierung und Teilen des Plangebietes muss, verglichen mit anderen Erweiterung des KSP West 2009 Stadtteilen, weiterhin von einer hohen Problemintensi- tät sozialer und städtebaulicher Art ausgegangen wer- Anlass der Präzisierung und Erweiterung des Konzep- den. Damit bleibt der Leipziger Westen auch in den tionellen Stadtteilplanes Leipziger Westen von 2004 kommenden Jahren ein Schwerpunktraum für inte- (KSP West 2004) ist die Bewerbung der Stadt Leipzig grierte Stadtteilentwicklung mit einer entsprechenden für die neue Förderperiode 2007 bis 2013 des Europä- Konzentration des Mitteleinsatzes. Neben einigen teil- ischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die räumlichen Präzisierungen sind die bisherigen Hand- bisher bereits erreichten Teilziele und kleinräumigen lungsschwerpunkte weiterhin gültig. Einen besonderen Veränderungen im Gültigkeitsbereich des KSP West Schwerpunkt setzen SEKo und KSP West 2009 auf 2004 erforderten bereits nach drei Jahren eine Präzi- die integrierte Magistralenentwicklung. sierung und Anpassung der zur Umsetzung vorgese- henen Einzelmaßnahmen und eine Fortschreibung der Inhaltlich wird auf Maßnahmen für die weitere Sta- Entwicklungsziele. bilisierung und Konsolidierung des Stadtraumes im Leipziger Westen mit dem Ziel einer nachhaltigen Die noch immer hohe Konzentration von städtebau- Stadtentwicklung orientiert. Zur Umsetzung werden lichen Mängeln und vor allem die soziodemographi- Einzelmaßnahmen vorgeschlagen, die zu Verbesse- schen Problemlagen im Leipziger Westen zeigen, rungen in den Bereichen dass weiterhin besonderer Handlungsbedarf besteht. Auch wenn es in den zurückliegenden Jahren bereits • Hauptstraßen- und Zentrenentwicklung gelungen ist, positive wirtschaftliche, soziokulturelle • Brachflächen- und Gebäuderevitalisierung und stadträumliche Entwicklungen in Gang zu setzen, • Infrastruktur so sind diese Ergebnisse in Anbetracht der Problem- • Freiraumgestaltung fülle noch längst nicht ausreichend. Zum einen konn- • Kultur ten einige der im KSP West 2004 enthaltenen Ziele • Kreativwirtschaft noch nicht oder nicht vollständig umgesetzt werden, • Neue Wohneigentumsformen zum anderen haben einzelne Teilräume andere Ent- • Soziokulturelle Netze wicklungen genommen, als erwartet wurde. Es ist da- • Forschung und Entwicklung sowie her erforderlich, Inhalte und Ziele des KSP West 2004 • Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung zu überdenken und an die jüngsten Entwicklungen anzupassen sowie die zugrunde liegenden Daten zu führen sollen. aktualisieren. Dazu werden die im KSP West 2004 vorgeschlagenen Aktionsfelder mit den darin enthaltenen Einzelmaß- nahmen hinsichtlich des erreichten Umsetzungsstan- des untersucht und soweit präzisiert und ergänzt, dass diese den heterogenen und kleinteiligen Eigentümer- und Nutzerstrukturen und deren unterschiedlicher Ent- wicklungsdynamik gerecht werden. Gleichzeitig wer- den neue Projektideen und Aktivitäten für das KSP- Gebiet entwickelt und als Planziele aufgenommen. Der KSP West 2009 stellt somit ebenso wie der bereits 2001/2002 für den Leipziger Osten entwickelte KSP eine Präzisierung der langfristigen Entwicklungsvisi- onen für die Stadtteilstruktur dar, aus welcher kurz- fristige Handlungsschwerpunkte für eine effektive räumliche bzw. maßnahmenbezogene Mittelbündelung Die Erarbeitung des KSP West 2009 erfolgte in einem abgeleitet werden können. abgestimmten Prozess parallel zur Erarbeitung des KSP WEST 2009 gesamtstädtischen Integrierten Stadtentwicklungs- Die Präzisierung und Erweiterung des KSP West von konzeptes Leipzig 2020 (SEKo). Die Aussagen der 2009 wurde zudem in zwei wesentlichen Teilbereichen Fachkonzepte des SEKo, insbesondere des Fachkon- detaillierter ausgearbeitet. Es handelt sich um zeptes Wohnen stehen mit den teilräumlichen Zielstel- • den Vertiefungsbereich Gewerbegebiet Plagwitz lungen des KSP West 2009 in Übereinstimmung. Trotz (Anlage A) und der positiven Entwicklung mit weiter fortschreitender • das städtebauliche Untersuchungsgebiet Güter- Sanierungstätigkeit und Einwohnergewinnen in weiten bahnhof Plagwitz (Anlage B). 6
Grundlagen des KSP West bogen, Kopfbereich Plagwitzer Bahnhof in Verbin- dung mit Entwicklung Güterbahnhof, Gewerbege- Neben dem Stadtentwicklungsplan Wohnungsbau biet Plagwitz mit Gleisgrünzug und Stadterneuerung (STEP Wohnen) ist das parallel • Fortsetzung der Stabilisierung des Wohnungs- zum vorliegenden KSP West 2009 erarbeitete gesamt- marktes durch bedarfsgerechte Entwicklung städtische Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2020 des Wohnungsangebotes, punktueller Rückbau, (SEKo) eine wesentliche Planungsgrundlage. Eigentumsbildung (Förderung der Ansiedlung von Stadthäusern) und Umfeldaufwertung Im SEKo, Teil Stadtentwicklungsstrategie ist der Leipzi- • Erhalt und Sicherung städtebaulich prägender und ger Westen als Schwerpunktraum für integrierte Stadt- denkmalpflegerisch wichtiger Gebäude teilentwicklung und als fachübergreifender Schwer- • Städtebauliche und funktionale Qualifizierung punktraum der Stadtentwicklung dargestellt. wichtiger Magistralen und Quartiere im Gebiet • Handlungspriorität aufgrund großräumiger Wirkung • • Zentrum/erweitertes Zentrum • • Südost • • Nordraum • • Gewässerverbund mit Auwald und • Seenlandschaft • Handlungspriorität aufgrund teilräumlicher Wirkung • • Leipziger Osten/Leipziger Westen/ • Grünau/Schönefeld • • Magistralen • Vernetzung von Stadträumen • • Städtebau und Funktion • • Freiraum und Wege Fachübergreifende Schwerpunkträume der Stadtentwicklung (Karte: SEKo/Planausschnitt) Die Handlungsansätze für den Leipziger Westen sind Handlungsfeld Freiraum und Umwelt dort wie folgt beschrieben: • Weiterentwicklung des Blauen Bandes vom Elster- Saale-Kanal über den Karl-Heine-Kanal zur Weißen Handlungsfeld Wirtschaft und Beschäftigung Elster • Förderung der Entwicklung des internationalen • Weitere Entwicklung und Vernetzung der Freiräu- Gründer- und Innovationszentrums Leipzig West me, Wohnumfeldaufwertung durch Zwischenbegrü- (Schaffung und Unterstützung von Netzwerken, nung, grüne Wege, Brachflächenrevitalisierung Standortmarketing, lokale Wirtschaftsförderung) • Entwicklung des Gleisgrünzuges Plagwitzer Bahn- • Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft mit Kon- hof zentration auf das Umfeld der Karl-Heine-Straße • Maßnahmen zur Lärmminderung an den Hauptver- • Stärkung des Kulturtourismus kehrsstraßen • Ansiedlungspolitik mit den Schwerpunkten Gewer- begebiet Plagwitz und Geschäftsstraßen Weitere inhaltliche Schwerpunkte liegen u. a. im Be- • Qualifizierung der Beschäftigungsförderungsstrate- reich des Klimaschutzes/erneuerbarer Energien und gie in Kopplung mit Förderung für kleine und mitt- der Umsetzung vorhandener städtischer Richtlinien lere Unternehmen (KMU-Förderung); teilräumliche und formeller Planungen, wie z. B. dem Luftreinhal- Schwerpunktsetzung bzgl. stadtteilbezogener teplan der Stadt Leipzig oder dem Klimaschutzpro- KSP WEST 2009 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung gramm der Stadt Leipzig. Handlungsfeld Stadtbild/Stadtfunktion Handlungsfeld Soziales, Bildung und Kultur • Städtebauliche und funktionale Stärkung der Stadt- • Stärkung und Stabilisierung vorhandener kultureller teilzentren Standorte und Initiativen • Entwicklungs- und städtebauliche Neuordnungsbe- • Entwicklung von Standorten zu integrierten Bil- reiche: Lindenauer Hafen, Josephstraße, Aurelien- dungszentren und Ausbau von Kitas/Schulen als 7
Lindenauer Hafen, Blick von Nordwesten Familienzentren seiner Problemkonzentration zu einem der drei • Bauliche Maßnahmen an Infrastruktureinrichtungen Schwerpunktgebiete des Stadtumbaus. Der KSP West • Erweiterung des Kita-Netzes in den zentralen Berei- 2004 definierte hierfür die Ziele, Aktionsräume und chen des Leipziger Westens und Präzisierung des Einzelmaßnahmen. Auf dieser Grundlage und unter- Schulstandortes in Kleinzschocher stützt durch verschiedene Förderprogramme konnten • Fortsetzung/Ausbau der gezielten Unterstützung für z. B. im Rahmen des europäischen Förderprogramms soziale Träger URBAN II schon eine Vielzahl von Projekten ange- • Ausbau der mobilen Jugendarbeit/Drogenpräven- schoben und umgesetzt werden. In den 1990er Jahren tion und -hilfe begann eine Umkehrung der negativen demographi- • Verbesserung der Spiel- und Sportangebote schen Entwicklung im Leipziger Westen. Die Einwoh- • Ausbau von Schulsozialarbeit und Implementierung nerzuwächse in den letzten Jahren sind ein Beleg von Beratungsleistungen im Kontext mit Erzie- dafür, dass abgestimmtes und konzentriertes Handeln hungsberatung mittelfristig Impulse geben und Entwicklungen auslö- sen kann, die zu positiven strukturellen Veränderun- Die generellen und kleinräumigen Zielaussagen der gen in einem Stadtgebiet führen und negative Entwick- einzelnen Fachkonzepte des SEKo, insbesondere lungen gestoppt oder umgekehrt werden können. die des Fachkonzeptes Wohnen, flossen in die Präzi- sierung und Fortschreibung des KSP West 2009 ein. Der KSP West 2004 stellte in seinem räumlichen Gel- Relevant sind hierbei insbesondere die Handlungsfel- tungsbereich eine Konkretisierung und Ergänzung des der zur Stabilisierung benachteiligter Altbauquartiere im Oktober 2000 vom Stadtrat beschlossenen Stadt- und die integrierte Magistralenentwicklung. Im KSP entwicklungsplans Wohnungsbau und Stadterneue- West 2009 wurde aufgrund der Zielaussagen im SEKo rung (STEP Wohnen) für den Leipziger Westen dar. (Fachkonzept Wohnen) zur Weiterentwicklung des Alt- baubestandes auf Aussagen zur Reduzierung des Ge- bäudebestandes weitestgehend verzichtet. Bezüglich der Magistralenentwicklung besteht Handlungsbedarf für die Georg-Schwarz-Straße, die Lützner Straße, KSP WEST 2009 die Merseburger Straße, die Karl-Heine-Straße, die Zschochersche Straße und die Dieskaustraße. Die Erarbeitung des KSP West im Jahr 2004 ging mit einer Prämissenänderung in der Leipziger Stadtent- wicklungspolitik einher. Der Leipziger Westen wurde nun neben dem Leipziger Osten und Grünau aufgrund 8
Der STEP Wohnen trifft vorrangig Aussagen zur Planerische Einordnung der vorliegenden Entwicklung des vorhandenen Wohnungsbestandes Präzisierung und Erweiterung und beinhaltet die Teilpläne Stadterneuerung, Woh- nungsbau und Großwohnsiedlungen. Im Februar 2006 Die Grundlage der vorliegenden Fassung des KSP wurde der Teilplan Stadterneuerung mit Blick auf die West 2009 bildet der von einer ressortübergreifenden zwischen 1900 und 1960 entstandenen Wohnanlagen Projektgruppe 2003 erarbeitete und 2004 beschlos- fortgeschrieben. sene Konzeptionelle Stadtteilplan für den Leipziger Westen (KSP West 2004). Die 2008 begonnene Präzi- Der KSP West 2009 nimmt Bezug auf die im STEP sierung der Planaussagen wurde erforderlich, da sich Wohnen für das Aktionsfeld Gründerzeit-/Altbauge- in einigen Teilräumen des KSP West 2004 durch die biete definierte Strategie, welche eine Verbesserung umgesetzten Stadtentwicklungsmaßnahmen die klein- der Wettbewerbsfähigkeit der innerstädtischen und räumigen Situationen bereits positiv verändert haben. infrastrukturell gut erschlossenen Standorte durch Andererseits sollen bisher noch wenig berücksichtigte kleinteilige Entwicklungsmaßnahmen beinhaltet. Die Problemfelder und Defizite einzelner Teilräume zukünf- Maßnahmen zielen auf Verbesserungen des Wohnum- tig eine noch stärkere Berücksichtigung finden. Auch feldes und die Erlebbarkeit des Stadtraumes ab, um aus diesem Grund ist eine räumliche Erweiterung des die angestrebte langfristige Konsolidierung des Woh- bisherigen Geltungsbereiches erfolgt. Insbesondere nungsmarktes durch Aufwertung und Stabilisierung die Randbereiche des Plangebietes von 2004 sollen parallel zum teilweisen Rückbau von Wohnquartieren stärker einbezogen werden, um deren Vernetzung mit und Umkehrung der negativen demographischen Ent- den angrenzenden Stadträumen zu verbessern. wicklungen der 1990er Jahre zu erreichen. • Konsolidierte Gebiete • Konsolidiert • • Konsolidiert, • jedoch Handlungsbedarf absehbar • Konsolidierungswürdige Gebiete • Erhaltungspriorität • (insbesondere Magistrale) • • Bestandskonsolidierung • (inkl. Anpassung) • • Konsolidierungswürdig, • jedoch ohne Handlungspriorität • Umstrukturierungsgebiete • Umstrukturierung mit Priorität • (kurz- bis mittelfristig) • • Umstrukturierung ohne Priorität • (langfristig) Fachkonzept Wohnen/kleinräumige Zielaussagen (Karte: SEKo/Planausschnitt) Die Aussagen zur gewerblichen Entwicklung im Unter- suchungsgebiet basieren im Wesentlichen auf den Inhalten des Stadtentwicklungsplans Gewerbliche Bauflächen (2005). Weitere Grundlagen für die Prä- zisierung und Fortschreibung des KSP West sind der Stadtentwicklungsplan Zentren (2009) mit Aussagen zur Entwicklung der zentralen Versorgungsbereiche, der Stadtentwicklungsplan Verkehr und Öffentlicher KSP WEST 2009 Raum (2003) sowie der Nahverkehrsplan der Stadt Leipzig (2007) mit dessen Aussagen zu Planungen im Straßennetz, den Angeboten des Öffentlichen Nahver- kehrs, der Entwicklung des Fußgänger- und Radver- kehrs sowie der Gestaltung des öffentlichen Raumes. 9
Teilpläne des Konzeptionellen Stadtteilplanes Leipziger Westen 2009 Diese Pläne beinhalten die neu hinzugekommenen Maßnahmenplan (Anlage 2) Gebiete und dokumentieren die Veränderungen in der Im Maßnahmenplan werden für die kurz- bis mittelfri- Zielsetzung des KSP West 2009. Einzelmaßnahmen, stigen Handlungsschwerpunkte der Stadtentwicklung die bereits im Aktionsfelderplan des KSP West 2004 (bisher als Aktionsfelder bezeichnet) strategische Prio- aufgeführt waren, aber noch nicht umgesetzt werden ritäten gesetzt (z. B. Brachenrevitalisierung, Infrastruk- konnten, wurden präzisiert. Die Projekte, die auch tur, Kulturstrategie, Grünstruktur), welche in konkret weiterhin Bestandteil des Verwaltungshandelns sein umzusetzende Einzelmaßnahmen aufgeschlüsselt sollen, wurden an die neuen Förderschwerpunkte werden. Maßnahmen mit besonders hoher Ausstrah- angepasst, um auch bisher noch nicht genutzte Po- lungskraft sollten als Initialmaßnahmen kurzfristig um- tenziale ausschöpfen zu können. Zusätzlich wird die gesetzt werden. ab 2007 zur Verfügung stehende Fördergebietskulisse dargestellt. Einzelmaßnahmen aus dem KSP West Plan Fördergebietskulisse (Anlage 3) 2004, denen aktuell keine Priorität mehr beigemessen Der Plan Fördergebietskulisse enthält die Darstellung wird bzw. deren Umsetzung bereits weitestgehend der räumlichen Gültigkeitsbereiche der verschiedenen abgeschlossen ist, wurden nicht mehr berücksichtigt. bereits ausgewiesenen bzw. geplanten zukünftigen Programmfördergebiete (z. B. Sanierungsgebiete, Transformationsplan (Anlage 1) Stadtumbau Ost u. a.). Der Transformationsplan stellt ein flächendeckendes Szenario der langfristigen Entwicklungsperspektive Vertiefungsbereiche (Anlage A und B) bis zum Jahr 2020 dar. Anhand erstrebenswerter und Für das Gewerbegebiet Plagwitz und das Gelände des visionärer Entwicklungen im Stadtraum bildet er einen Plagwitzer Bahnhofs wurde im Rahmen der Erarbei- Orientierungsrahmen für das Verwaltungshandeln tung des KSP West 2009 eine vertiefende Betrachtung der nächsten Jahre. In Abwägung heute erkennbarer erforderlich. Beide Gebiete sind für die künftige Ent- Handlungsspielräume werden anhand der Bevölke- wicklung im Leipziger Westen von großer Bedeutung. rungsentwicklung und der Zielsetzungen des SEKo Unter dem Titel Vertiefungsbereich Gewerbegebiet Leipzig 2020 die Entwicklungsziele für den Umgang Plagwitz (Kurzfassung) und Untersuchungsgebiet mit der Bebauung verortet (z. B. Kontinuität/Stabilisie- Plagwitzer Bahnhof sind die Pläne einzeln als Anlage rung, Reduzierung, Neubebauung). A und B in der Broschüre enthalten. KSP WEST 2009 11
Entwicklungstendenzen und aktuelle Rahmenbedingungen 2 in der Stadt Leipzig Bevölkerungsentwicklung in Leipzig Anteil bis 2020 deutlich erhöhen wird. Insgesamt stellt Rückgang und aktuelle Stabilisierung bzw. leichter sich die Entwicklung der Altersstruktur der Leipziger Anstieg der Gesamtbevölkerung Bevölkerung auch 2007 uneinheitlich dar und ent- sprach in den Altersgruppen der Unter-20-Jährigen Nachdem die Einwohnerzahl Leipzigs im Jahr 1930 sowie der 20- bis 40-Jährigen (mit - 0,3 bzw. + 0,2 mit ca. 718.000 Einwohnern ihren Höhepunkt erreicht Prozentpunkten) dem langjährigen Trend. Der Anteil hatte, setzte im Zuge des Zweiten Weltkrieges durch der 40- bis 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung Evakuierung, Flucht, Deportationen und Luftangriffe stieg ebenfalls an (um 0,2 %). Demgegenüber sank ein deutlicher Rückgang ein. Nach den kriegsbeding- 2007 der Anteil der über 60-Jährigen, entgegen der ten Bevölkerungsverlusten (ca. 20 % der Bevölkerung) Entwicklung bis 2004, erneut leicht auf nunmehr 27,5 folgte nach 1945 bis in die 1950er Jahre ein erneuter Prozent. Anstieg der Leipziger Einwohnerzahl. Unter den Vor- zeichen fehlender Prosperität der Städte setzte ab den Wohnungsmarktsituation in Leipzig 1960er Jahren ein erneuter Rückgang der Einwohner- Angebotsentwicklung geprägt vom baulichen Er- zahl ein, welcher sich insbesondere nach der Öffnung haltungszustand und Differenzierung des Wohnfor- der Grenzen und der Deindustrialisierung Anfang der menangebotes; Nachfrageentwicklung geprägt von 1990er Jahre verstärkte. Die Bevölkerungsentwick- fortschreitender stadträumlicher Lagedifferenzierung, lung war daher in Leipzig bis 1998 vor allem durch Entwicklung der Haushaltsgrößen und räumlicher Kon- den Geburtenrückgang und ein daraus resultierendes zentration sozialer Problemlagen Geburtendefizit (negative natürliche Bevölkerungsent- wicklung) einerseits sowie starke Abwanderungsver- Die gesamtstädtische Wohnungsmarktsituation ist luste nach Westdeutschland und ins Umland anderer- einerseits vom baulichen Erhaltungszustand (Sanie- seits gekennzeichnet. Die Einwohnerzahl sank unter rungstätigkeit/Umbau oder Umnutzung/Aufgabe von die Halb-Millionen-Grenze und erreichte 1998 mit ca. Wohngebäuden) geprägt, der sich auf das Gesamtan- 437.000 Einwohnern einen Tiefststand. Dieser negati- gebot an städtischem Wohnraum auswirkt. Anderer- ve Gesamttrend der Bevölkerungsentwicklung kehrte seits sind v. a. durch innerstädtische Wanderungen sich nach der kommunalen Gemeindegebietsreform bedingte kleinräumige Differenzierungsprozesse nach von 1999 und zunehmenden Wanderungsgewinnen Lagegunst und Entwicklung des Umfeldes zu beob- in einen seit 2001 anhaltenden leichten Anstieg um. achten. Die Zahl der Baufertigstellungen hat sich in Mitte 2008 lebten 511.676 Einwohner im Stadtgebiet 2007 gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent auf 782 (Monitoringbericht 2008). Wohnungen verringert und markiert damit seit Mitte der 1990er Jahre einen Tiefststand, der sowohl für die Ein- und Zweifamilienhäuser als auch die Mehrfamili- Einwohner Einwohnerentwicklung 1990 bis 2007 570.000 enhäuser zutrifft. Die Zahl der Wohnungsabgänge ver- 550.000 ringerte sich dabei deutlich um 25 Prozent auf 1.556, 530.000 überstieg aber dennoch die Zahl der fertig gestellten 510.000 Wohnungen um etwa das Doppelte, so dass sich der Wohnungsbestand auf insgesamt 319.223 Wohnun- 490.000 gen weiter reduziert hat (Monitoringbericht 2008). 470.000 450.000 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Datenquelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt für Statistik und Wahlen Leipzig SEKo Leipzig Für die zukünftige Entwicklung bis 2027 (lt. Bevöl- kerungsvorausschätzung 2007) geht die (mittlere) Hauptvariante von 533.000 Einwohnern aus. Das noch immer bestehende Geburtendefizit konnte durch positive Wanderungssalden seit 1999, insbesondere durch Wanderungsgewinne bei der Altersklasse der bis 30-Jährigen (v. a. Studenten) mehr als ausgegli- KSP WEST 2009 chen und die Bevölkerungszahl der Stadt stabilisiert werden. Allerdings hat sich der Anteil der unter 20- Jährigen an der Gesamtbevölkerung durch den Rück- gang der Geburtenzahlen stark vermindert. Der Anteil sank von 19,9 Prozent im Jahr 1994 auf 14,5 Prozent im Jahr 2007 (Ortsteilkatalog 2008). Es kann derzeit aber davon ausgegangen werden, dass sich dieser 12
Eine wesentliche Rolle für die Wohnraumnachfrage Der Leerstand in Wohngebäuden hat sich nach dem spielt die künftige Entwicklung der Bevölkerungszah- Höchststand im Jahr 2000 zwar deutlich verringert, ist len (siehe S. 12) und der Haushaltsgrößen (Personen jedoch mit stadtweit geschätzten 13 Prozent (2007) pro Haushalt). Die prognostizierte Entwicklung geht noch immer hoch. Die Zahl der leerstehenden Woh- in allen drei Varianten von einem Anstieg der Zahl der nungen in Leipzig lag Ende 2007 bei etwa 43.000 Haushalte von 307.900 (Stand 2007, Monitoringbe- Wohneinheiten (WE), davon ca. 32.000 WE im Altbau- richt 2008) auf 312.700 (untere Variante) oder bis zu bestand (Baualter bis 1948), ca. 9.500 WE im Bestand 320.200 (obere Variante) im Jahr 2012 aus (Bevöl- der Jahre 1949 bis 1990 und etwa 1.500 WE innerhalb kerungsvorausschätzung 2007 für die Stadt Leipzig). der nach 1991 errichteten Gebäude (Monitoringbe- Derzeit kann insbesondere von einer erhöhten Nach- richt 2008). Dabei steht im Leipziger Westen der Orts- frage nach kleinen, mietpreisgünstigen und hochwerti- teil Großzschocher mit einem Leerstand von weniger gen, innenstadtnahen Wohnungen ausgegangen als 10 Prozent den Ortsteilen mit 20 bis 30 Prozent werden. Neben konsolidierten, stark nachgefragten Leerstand (Lindenau, Altlindenau, Neulindenau und Wohnlagen (innenstadt- und auwaldnahe Bereiche, Plagwitz) gegenüber (Monitoringbericht 2008). wie Schleußig, Gohlis-Süd, Waldstraßenviertel, Süd- vorstadt) finden sich Lagen mit einer hohen räumli- Auf der anderen Seite steht die erfolgreiche Sanierung chen Konzentration von städtebaulichen Mängeln und und Stabilisierung einiger Stadtquartiere, z. B. Schleu- sozialen Problemlagen (z. B. im Leipziger Norden, ßig im Leipziger Westen oder das Waldstraßenviertel Osten und Westen). Zusätzlich gibt es Bereiche mit und die Südvorstadt in anderen Teilen des Stadtgebie- großen Entwicklungspotenzialen (z. B. Plagwitz), wel- tes, obwohl auch in diesen Gebieten in Teilbereichen che bereits teilweise genutzt werden, aber aufgrund noch Problemlagen bestehen. der zahlreichen noch bestehenden Defizite einer wei- teren Förderung bedürfen. Städtebauliche Entwicklung in Leipzig Sanierungsfortschritt und Stabilisierung einerseits, Bereiche mit Leerstandskonzentration, Gebäudever- fall, ungenutzten Brachflächen andererseits Die städtebauliche Entwicklung im Gebiet der Stadt Leipzig ist einerseits von einer fortschreitenden Sanie- rungstätigkeit in den sich konsolidierenden Wohnge- bieten, insbesondere entlang des Auwaldes geprägt, andererseits bestehen nach wie vor Problembereiche, in welchen sich Leerstand, Gebäudeverfall und unge- nutzte Brachflächen konzentrieren. Häufig treten diese Probleme in städtischen Randlagen, Solitärlagen oder deindustrialisierten Bereichen auf, jedoch auch in den Lagen beiderseits stark befahrener Straßen. Die KSP WEST 2009 meist infrastrukturell gut erschlossenen Brachflächen im Stadtgebiet können an geeigneten Standorten als Entwicklungspotenziale für städtebauliche Aufwertung gesehen werden, wodurch sich hohe Rückbau- oder Neuerschließungskosten vermeiden lassen. 13
Planungsraum, Erweiterungsbereiche und Rahmenbedingungen 3 des KSP West 2009 3.1 Der Planungsraum und die sich zur größten Baumwollspinnerei Europas entwi- Erweiterungsbereiche des KSP West ckelte. 1938 begann der Bau des Kanalhafens. Lage und Größe des Plangebietes in der Stadt Infrastrukturelle Anbindung des Gebietes Leipzig Der Bereich des KSP West 2009 ist aufgrund seiner Der Planungsraum befindet sich im Westen des Leip- zentrumsnahen Lage gut an die städtischen Infrastruk- ziger Stadtgebietes zwischen den östlich und nördlich turen angeschlossen. S-Bahn- und Regionalbahn- davon gelegenen Bereichen des Leipziger Auwaldes anbindung, mehrere Straßenbahnlinien in Ost-West- sowie den Stadtteilen Leutzsch, Böhlitz-Ehrenberg Richtung, eine Strecke in Nord-Süd-Richtung sowie (im Norden), Grünau (im Westen) und Großzschocher ergänzende Buslinien bilden das Rückgrat des öffent- (im Süden). Das aktuelle Plangebiet setzt sich aus lichen Verkehrsnetzes. Drei Hauptverkehrsstraßen in dem Plangebiet von 2004 mit einer Größe von ca. 435 Richtung Stadtzentrum und mehrere Straßen in Nord- ha (inkl. Gewerbegebiet Plagwitz) und den vor allem Süd-Richtung nehmen sowohl Teile des überörtlichen westlich und nördlich daran angrenzenden Erwei- Durchgangsverkehrs auf, als auch Verteilerfunktionen terungsgebieten mit einer Größe von ca. 290 ha zu- wahr. Anbindungen ans Fernstraßennetz existieren sammen. Die Gesamtfläche beträgt ca. 725 ha. über die Autobahnzubringer Merseburger Landstraße (B 181) zur BAB 9 Berlin − München, und die Brünner Stadtgeschichtliche Bedeutung des Gebietes Straße/Schönauer Straße über die neue S 46 zur BAB Bereits mit dem 1854 begonnenen Ankauf von 38 in Richtung Göttingen bzw. Dresden sowie die B 87 Grundstücken zur Ansiedlung von Industrieunterneh- in Richtung Weißenfels. men bewies der Rechtsanwalt Dr. Karl Heine, dass innovatives Handeln die Entwicklung entscheidend Nach wie vor gibt es im Gebiet jedoch infrastrukturelle beeinflussen kann. Durch die parallel dazu betriebe- Defizite. Im Bereich des ÖPNV stellen die niedrige ne infrastrukturelle Anbindung erfolgte in der zweiten Taktfrequenz auf der Karl-Heine-Straße sowie die Hälfte des 19. Jahrhunderts eine rasante Entwicklung nicht ausgebauten Haltepunkte der Bahn ein Problem des westlich des Auwalds gelegenen Raumes um die dar, der Fuß- und Radverkehr findet gerade in den Dörfer Plagwitz und Lindenau (heute zum Westen des Hauptverkehrsstraßen nur mangelhafte Bedingungen Leipziger Stadtgebiets gehörig) zu einem industriellen vor und das straßenunabhängige Wegesystem ist Schwerpunktgebiet. 1856 bis 1864 erfolgte der Bau noch lückenhaft. Das Straßensystem im Plangebiet des ersten Teilstücks des Karl-Heine-Kanals, eines hat besonders in den Hauptverkehrsstraßen funktio- von der Weißen Elster bis zur Saale projektierten nale Mängel mit einem erheblichen Instandhaltungs- Schifffahrtsweges. Ein weiterer Abschnitt entstand in defizit. Im Nebennetz behindert der teilweise noch den Jahren 1890 bis 1898. 1873 wurde der Plagwitzer schlechte Straßenzustand die Entwicklung anliegen- Bahnhof an der Strecke Leipzig − Zeitz eröffnet. Seine der Grundstücke. 37 Gleisanschlüsse für Fabriken ermöglichten die An- siedlung zahlreicher Unternehmen und deren Anbin- Stärken und Schwächen des Gebietes dung ans thüringische und sächsische Eisenbahnnetz. Der Planungsraum ist durch ein Nebeneinander von Die bereits 1872 eröffnete Pferdebahnlinie verband schwachen und relativ stabilen Bereichen mit einer Plagwitz über Lindenau mit Leipzig, weitere Strecken sehr unterschiedlichen Dynamik in der Entwicklung ge- folgten. Ab 1896 fuhr die Straßenbahn elektrisch. Die kennzeichnet. Eine starke funktionale Durchmischung umliegenden Bereiche entwickelten sich in der Folge von Wohnen, Gewerbe sowie sozialen und kulturellen vorrangig zu mit industrieller und gewerblicher Nut- Nutzungen ist charakteristisch für den Leipziger We- zung durchsetzten Arbeiterwohnquartieren. In einigen sten. Die Weiterentwicklung dieser urbanen Mischung Randlagen, z. B. in Nähe des Auwalds, entstanden stellt ein erhebliches Potenzial des Gebietes dar. auch Villenviertel. Neben Plagwitz entwickelte sich ab 1870 auch Lindenau zunehmend zu einem Gebiet mit zahlreichen Gewerbe- und Industriebetrieben und vielen Beschäftigten. Die Eingemeindung der Orte westlich des Auwalds ins Leipziger Stadtgebiet be- gann 1891 mit Lindenau, Plagwitz und Kleinzschocher, KSP WEST 2009 Leutzsch folgte 1922. Parallel dazu erfolgte die Anlage von Straßen für die künftige Bebauung mit Wohnhäu- sern und Gewerbe- bzw. Industriebauten. Zahlreiche Blöcke wurden mit Mietswohnhäusern im Stil der Gründerzeit bebaut. Bis 1925 wuchs z. B. die Bevöl- kerung Lindenaus auf 63.000 Einwohner. 1884 wurde die Leipziger Baumwollspinnerei gegründet, die 14
Stadtteilpark Plagwitz, Blick von Osten geprägt sind. Besonders hoch ist die Problemkonzen- Die bis in die 1980er Jahre intensiv industriell gepräg- tration im Einzugsbereich der Hauptverkehrsstraßen, ten und gleichzeitig als dicht besiedelte Wohnquartiere insbesondere der Lützner Straße, der Georg-Schwarz- genutzten Ortsteile des Leipziger Westens wiesen Straße und der Dieskaustraße. In diesen Bereichen aufgrund mangelhafter Instandhaltung zunehmende sind Sanierungsmaßnahmen an privaten Wohnge- Verschleißerscheinungen auf. Trotz reger Sanierungs- bäuden erst punktuell durchgeführt worden. Darüber tätigkeit in den 1990er Jahren beschleunigte sich hinaus befinden sich im Gebiet durch die Aufgabe von dieser Prozess wegen der Aufgabe vieler Industriebe- Nutzungen zahlreiche Brachflächen, die negativ auf triebe und des zunehmend schlechten Zustands vieler ihre Umgebung wirken, die jedoch gleichzeitig Poten- Wohngebäude weiter. Infolgedessen verstärkte sich zialräume für die zukünftige Entwicklung sind. die Abwanderung der Wohnbevölkerung. Die in Teilbe- reichen des Gebietes erreichten Sanierungsfortschritte Der Leipziger Westen ist im besonderen Maße vom bei Gebäuden und im öffentlichen Raum haben durch hohen Wohnungsleerstand betroffen. Während in der ihre positive Ausstrahlung räumlich begrenzte Aufwer- Gesamtstadt rund 13 Prozent der Wohnungen leer tungen des Stadtraumes und einen Wiederanstieg der stehen, sind im KSP-Gebiet trotz Zuzug in den letzten Wohnbevölkerung bewirkt. Dennoch bestehen in vie- Jahren noch ca. ein Drittel der Wohnungen ohne Mie- len anderen Teilbereichen nach wie vor erhebliche ter. Ähnlich hohe Leerstandszahlen sind im Bereich städtebauliche Defizite, die vor allem durch den hohen der Gewerberäume festzustellen. Versiegelungsgrad und den deutlichen Mangel an Grün- und Freiflächen sowie einen großen baulichen Der hohe und zunehmende Anteil wirtschaftlich und Nachholbedarf an Gebäuden und Infrastrukturen sozial schwacher Haushalte ist eines der Kernpro- bleme des Leipziger Westens. Es überlagern sich zunehmend verschiedenste soziale Benachteiligungs- faktoren, wie hohe (Langzeit-)Arbeitslosigkeit, niedri- ges Haushaltseinkommen und eine hohe Quote von Transferleistungsempfängern. Die Bündelung sozialer Benachteiligungen im Leipziger Westen wirkt sich in KSP WEST 2009 einzelnen Bereichen bereits negativ auf die Aufent- haltsqualitäten im öffentlichen Raum aus. Insgesamt droht bei einer Fortschreibung der sozialproblema- tischen Entwicklung eine Verfestigung der Stigmati- sierung bestimmter Teile des Leipziger Westens als Gebiete sozialen Abstiegs, die die teilweisen positiven Entwicklungen in anderen Bereichen konterkarieren. 15
Die Erweiterungsbereiche des KSP West 2009 Duncker-Viertels) In den letzten Jahren haben sich neue Handlungs- Das westlich der S-Bahn zwischen Demmeringstraße schwerpunkte eröffnet, welche die Gebietsgrenzen und Saarländer Straße/Spinnereistraße gelegene des KSP West 2004 überschreiten. Projekte, die auch Wohnviertel soll durch verbesserte Infrastruktur, Be- über den Leipziger Westen hinaus stadtweite Bedeu- grünung und neue Stadthäuser attraktiver werden. tung haben, sollen daher in das vorliegende Entwick- lungskonzept integriert werden. Dies beinhaltet z. B. C Gewerbegebiet Saarländer Straße und Spin- die Entwicklung des Lindenauer Hafens und des Ge- nereigelände (zwischen Brünner Straße, Lützner ländes der Baumwollspinnerei, die Entwicklung des Straße, Saarländer Straße/Spinnereistraße, Bahnge- Plagwitzer Bahnhofsareals und eine bessere Verknüp- lände Plagwitz und Antonienstraße) fung des Stadtteils Grünau mit den Stadtteilen Linde- Das großflächige, teilweise untergenutzte Gewerbe- nau und Plagwitz. Aus diesen Gründen wird neben der areal soll durch Aufwertung des Wege- und Straßen- Baumwollspinnerei, Blick von Norden Überarbeitung des KSP von 2004 auch eine Erwei- netzes besser erschlossen und beiderseits in den terung des Untersuchungsgebietes vorgenommen. Die Stadtraum eingebunden werden. Hierfür kann die Erweiterungsareale stellen Entwicklungsbereiche dar, Ausstrahlung des bereits neu belebten Geländes der welche durch ihre Einbeziehung ins KSP-Gebiet bes- Baumwollspinnerei Impulse geben. ser mit den angrenzenden Stadtgebieten Grünau-Ost/ Schönau (im Westen), Leutzsch (im Nordwesten) und D Bereich südliche Diezmannstraße (Ostseite der Stadionareal/westliche Vorstadt (im Osten) verbunden Diezmannstraße) werden sollen. Die einzelnen Standorte sollen dabei Der derzeit untergenutzte Gewerbestreifen westlich besser miteinander vernetzt werden und in ihrer jewei- der Plagwitzer Bahnanlagen entlang der südlichen ligen Funktion bezogen auf die Gesamtstadt gestärkt Diezmannstraße bietet Revitalisierungschancen. Nach werden. der Neutrassierung der Bahnanlagen ist die sinnvolle Nachnutzung der frei werdenden Flächen zu klären. Die Erweiterung umfasst folgende Bereiche Zu beachten ist hierbei vor allem die Funktion der Fläche als Teil der stadtklimatisch bedeutsamen Venti- A Lindenauer Hafen (Hafenareal zwischen Lyoner lationsbahn. KSP WEST 2009 Straße, Plautstraße, Schönauer Lachen und Lützner Straße) E Kleingartenpark West (beiderseits der Bahntrasse Das teilweise brachliegende ungenutzte Hafenareal zwischen Lützner Straße und Merseburger Straße) soll für neue Funktionen entwickelt werden. Die wohngebietsnahen Kleingartenanlagen werden durch Neugestaltung der Eingangsbereiche und öffent- B Südliches Neulindenau (Wohnquartier und Gewer- lich nutzbarer Flächen, Begrünung und Verbesserung bestreifen beiderseits der Lützner Straße, Teile des des Wegenetzes zum Kleingartenpark West fortent- 16
wickelt und verbessern so die Erholungsangebote für Auwaldgürtel besser miteinander verzahnt werden. die Anwohner. Insbesondere durch die Anlage neuer Waldflächen soll die Verbindung zwischen nördlichem und südlichem F Leutzsch/Georg-Schwarz-Straße Auwald gestärkt werden. Die Bereiche in Leutzsch beiderseits der Georg- Schwarz-Straße zwischen Franz-Flemming-Straße/ H Umfeld Gut Kleinzschocher Philipp-Reis-Straße (Nordwest), Prießnitzstraße (Süd- An diesem Standort soll eine städtebauliche Aufwer- ost), Heimteichstraße und William-Zipperer-Straße tung erfolgen. Dabei soll die begonnene Gestaltung (Nordost) sollen insbesondere durch die Revitalisie- des Eingangsbereiches zum Volkspark Kleinzschocher rung des Hauptstraßenzugs Georg-Schwarz-Straße fortgeführt werden, ein neuer Stadthausstandort soll attraktiver werden. dazu beitragen. G Cottaweg Im Bereich um das Kleinmessegelände zwischen Erich-Köhn-Straße und Cottaweg sollen durch Gestal- tung der Eingangsbereiche, Begrünung und neue Karte: Begrenzung des KSP-Gebietes 2004 (grau) und Wegeverbindungen der Stadtteil Lindenau und der Erweiterungsbereiche 2009 A bis H (farbig) KSP WEST 2009 KSP-Gebiet/Erweiterungsbereiche 17
Städtebauliche Neuordnungsbereiche neuer Grünverbindungen, die verbesserte infrastruk- turelle Einbindung in die angrenzenden Areale und die Für die beiden großflächigen Neuordnungsbereiche Aufwertung der erhaltenswerten Bereiche ist Voraus- Bahngelände Plagwitz und das neu hinzugekommene setzung für eine perspektivische Entwicklung mit einer Areal Lindenauer Hafen werden Entwicklungsperspek- teilweisen Neubebauung geeigneter Flächen. tiven präzisiert bzw. entwickelt. Gelände Plagwitzer Bahnhof (PB) Gelände Lindenauer Hafen (LH) In diesem großflächigen Neuordnungsbereich entsteht Das Gebiet beiderseits des Hafenbeckens bedarf durch die Aufgabe der Bahnnutzung auf weiten Teilen wegen der Gewässerverbindung zwischen Karl-Heine- des Areals die Chance einer schrittweisen Revitalisie- Kanal und Lindenauer Hafen einer Aufwertung. Eine rung. Durch die Schaffung eines großflächigen bessere Integration in den Stadtraum soll durch den extensiv gestalteten und genutzten GleisGrünZuges Ausbau des verbindenden Wegenetzes und die Nach- nutzung brachgefallener Areale mit Nutzungen für Karte: Der Plan zeigt die Neuordnungsbereiche und Vertie- Freizeit/Tourismus, Gastronomie und Neues Wohnen fungsbereiche des KSP West 2009. Das sind Lindenauer erreicht werden. In geeigneten Bereichen kann auch Hafen (LH), Plagwitzer Bahnhof (PB) sowie Gewerbegebiet eine gewerbliche Entwicklung erfolgen. Die Schaffung Plagwitz (GP). PB, Anlage A GP, Anlage B KSP WEST 2009 Neuordnungsbereiche/Vertiefungsbereiche 18
(geplantes Projekt „Urbaner Wald“) entstehen neue Die Entwicklung des Durchschnittsalters in den einzel- Qualitäten für die umliegenden Quartiere. Eine bes- nen Ortsteilen ist ebenfalls durch ungleiche Tendenzen sere Vernetzung mit den angrenzenden Bereichen gekennzeichnet. Während es sich in den Ortsteilen (Kleinzschocher, Plagwitz, Spinnereigelände, Grünau- Altlindenau und Lindenau (Durchschnittsalter 2007 Ost) durch Aufbau eines Wegenetzes für Fußgänger unter 40 Jahre) zwischen 2000 und 2007 etwas ver- und Radfahrer soll das neue Grünflächenangebot er- ringerte, stieg es in den Ortsteilen Kleinzschocher und leb- und nutzbar machen. Gleichzeitig können durch Plagwitz kaum, im Ortsteil Leutzsch leicht (+ 1 Jahr) eine maßvolle bauliche Entwicklung im Eingangsbe- und in Neulindenau stark an (+ 2 Jahre). reich um den Bahnhof Plagwitz, entlang der Ladestra- ße neue Angebote für gewerbliche Flächennachfrage Der Anteil der Arbeitslosen lag 2007 im KSP-Gebiet und für individuellen Wohnungsbau geschaffen wer- mit 13,1 Prozent in Plagwitz und 13,7 Prozent in den. Leutzsch sowie mit 16,7 Prozent in Neulindenau unterhalb des gesamtstädtischen Durchschnitts von Vertiefungsbereiche 17,4 Prozent. In den übrigen Stadtteilen lag die Ar- beitslosenquote mit bis zu 19 Prozent oberhalb des Für zwei Bereiche des Betrachtungsraumes wurde gesamtstädtischen Durchschnitts. Der Anteil von ALG im Rahmen der Erarbeitung des KSP West 2009 eine II und Sozialgeldempfängern war 2007 im gesamten vertiefende Bearbeitung erforderlich. Hierbei handelt KSP-Gebiet mit ca. 20 bis zu 40 Prozent überdurch- es sich um das Gewerbegebiet Plagwitz und das Ge- schnittlich hoch (Monitoringbericht 2008 und Ortsteil- lände des Plagwitzer Bahnhofs. Beide Gebiete sind katalog 2008). für die künftige Entwicklung im Leipziger Westen von großer Bedeutung. Städtebauliche Entwicklung Die in Teilbereichen des Plangebietes bereits erreichte Eine intensivere Auseinandersetzung war im Falle des Sanierung des Gebäudebestandes und des öffentli- Gewerbegebietes Plagwitz erforderlich, da auf dieser chen Raumes haben durch ihre positive Ausstrahlung abgestimmten Grundlage die im Gebiet geplanten In- eine kleinräumige Aufwertungen des Stadtraumes im vestitionen vorbereitet werden sollen. Für den Bereich Leipziger Westen bewirkt. In weiten Bereichen des des Plagwitzer Bahnhofs war die städtebauliche Un- KSP-Gebietes fehlen diese positiven Impulse jedoch tersuchung durchgeführt worden, um Entwicklungsop- noch oder sind erst in Ansätzen erkennbar. Als Poten- tionen für die Flächen herauszuarbeiten und auf dieser ziale für eine weitere positive Entwicklung können der abgestimmten Grundlage die anstehenden Verhand- Karl-Heine-Kanal und die Lage der Stadtquartiere in lungen über den beabsichtigten Grundstückserwerb der Nähe des Auwaldes bzw. der Grünanlagen Schö- mit der Deutschen Bahn AG führen zu können. In den nauer Park, Schönauer Lachen und Küchenholz ange- Plänen Anlage A und Anlage B sind die Ergebnisse sehen werden. für die beiden Vertiefungsbereiche in gekürzter Form dargestellt. Das Europäische Programm URBAN II (2001 bis 2006) bewirkte im Leipziger Westen positive Entwick- lungen. Die Stadt und ihre Entwicklung sind das Motto 3.2 Rahmenbedingungen im KSP-Gebiet der Gemeinschaftsinitiative URBAN des Europäischen Bevölkerungsentwicklung Nach erheblichen Bevölkerungsverlusten für den Leip- ziger Westen in den 1990er Jahren ist die Einwohner- entwicklung im Gebiet des KSP West 2009 in den letz- ten Jahren durch eine Stabilisierung bzw. einen leich- ten Anstieg der Einwohnerzahlen geprägt, die sich vor allem aus Wanderungsgewinnen ergibt. Die Bevölke- rungsentwicklung reichte in den Jahren 2000 bis 2007 von einer ausgeglichenen Bilanz (+ 5 Einwohner) für den Ortsteil Leutzsch, über leichte Zuwächse in Neu- lindenau und Kleinzschocher (+ 5 %), stärkere Gewin- ne für die Ortsteile Lindenau und Altlindenau (+ 12 %) bis zu sehr starken Gewinnen in Plagwitz (+ 30 %). Auch im Jahr 2007 setze sich insgesamt der positive Trend der letzen Jahre fort (Ortsteilkatalog 2008 und Monitoringbericht 2008). Für die künftige Entwicklung KSP WEST 2009 bis 2012 wird für die Ortsteile Plagwitz, Lindenau und Altlindenau ein Zuwachs von mehr als sechs Prozent prognostiziert, für die Ortsteile Leutzsch und Klein- zschocher immerhin noch ein Bevölkerungsplus von zwei bis unter sechs Prozent. 19
Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Aus Mitteln und der von Plattenbauten geprägten Großwohnsied- des Förderprogramms konnten u. a. der Bau und die lung Leipzig-Grünau. Die im STEP Wohnen, in der Gestaltung von 56.500 m² neuen öffentlichen Grünflä- Fortschreibung des Teilplanes Stadterneuerung, Teil chen und 2.680 m neuen Geh- und Radwegen sowie Wohnanlagen der 20er, 30er und 50er Jahre von 2006 die Entwicklung von neun Stadthausstandorten reali- beschriebenen Bestände in Neulindenau weisen noch siert werden. teilweise hohe Leerstände (21 % in sanierten, 54 % in teilsanierten und 91 % in unsanierten Beständen) auf. Derzeit wird durch die Leipziger Wohnungsbaugesell- schaft (LWB) ein Entwicklungskonzept realisiert, wel- ches sowohl Abbruch als auch Modernisierungen und Grundrissveränderungen vorsieht. Wohnungsmarktsituation Zwischen 2000 und 2007 hat sich die Anzahl der Wohneinheiten (WE) in den Ortsteilen im Bereich des KSP West unterschiedlich entwickelt. Die Verände- rungen reichen (unter Berücksichtigung von Neubau und Rückbau) von leichten Zuwächsen in Plagwitz, über Stagnation in Neulindenau, Altlindenau und Leutzsch bis hin zu Bestandsrückgängen in Lindenau und Kleinzschocher (Monitoringbericht 2008). Bei der absoluten Zahl der Wohnungsabgänge wiesen im gleichen Zeitraum im KSP-Gebiet die Ortsteile Plagwitz, Lindenau, Kleinzschocher und Altlindenau höhere Werte auf, in Leutzsch und Neulindenau hin- gegen war dieser Wert gering. Noch immer sind in fast allen Teilbereichen hohe Leerstände anzutreffen. Die Leerstandsquote lag 2006 mit Ausnahme des Ortsteils Leutzsch zwischen 20 und 30 Prozent. Im Ortsteil Leutzsch lag der Wert mit 10 bis 20 Prozent Dennoch bestehen in vielen Teilbereichen des Plan- etwas günstiger. Kleinräumig bestehen dennoch gebietes noch erhebliche städtebauliche Defizite z. B. große Unterschiede in Abhängigkeit von Lagegunst, durch eine unklare Raumaufteilung, bauliche Mängel Sanierungszustand und Vermietern (Monitoringbericht an Gebäuden durch ausstehende Sanierungen sowie 2008). Auch hinsichtlich der Zahl der Umzüge wie- unattraktive Straßenraumgestaltung und fehlende sen die im KSP-Gebiet gelegenen Ortsteile deutlich Wegeverbindungen. Des Weiteren weist das Gebiet Unterschiede auf. Während 2007 in Neulindenau der durch die Aufgabe von Nutzungen großflächige Brach- Anteil der Umzüge innerhalb Leipzigs zwischen 6 und bereiche auf, deren künftige städtebauliche Funktion, 10 Prozent lag, waren es in den Ortsteilen Plagwitz, Nutzung und Gestaltung noch ungeklärt ist. Einer Kleinzschocher und Leutzsch 10 bis 14 Prozent und in zukunftsfähigen Weiterentwicklung bedürfen auch die den Ortsteilen Lindenau und Altlindenau über 14 Pro- noch nicht aufgewerteten Übergangsbereiche zwi- zent (Monitoringbericht 2008). schen den Altbaubeständen des Leipziger Westens (Gründerzeitliche Bebauung in den Ortsteilen Plag- Gewerbeflächenangebot witz/Lindenau, Wohnanlagen in Neulindenau), den Im Zielplan des STEP Gewerbliche Bauflächen sind teilweise schlecht erschlossenen und mindergenutzten für den Bereich des KSP West 2009 vier Gebiete in Gewerbeflächen Brünner Straße/Spinnereistraße unterschiedlichen Kategorien ausgewiesen. Als kon- solidiert bezeichnete Gebiete sind nicht vertreten. Das Gebiet Plagwitz-Nord (16,9 ha um die nördliche Gie- ßerstraße, davon 5 ha Flächenreserven) wird als Re- vitalisierungsgebiet mit Entwicklungspriorität benannt. Als Revitalisierungsgebiete mit Sicherung der gewerb- lichen Nutzung werden die Gebiete Saarländer Straße (49,1 ha zwischen Brünner Straße, Spinnereistraße und Antonienstraße, davon 10,1 ha Flächenreserven), Plagwitz-Süd (38,4 ha Gewerbegebiet um die Mark- KSP WEST 2009 ranstädter Straße, davon 11,9 ha Flächenreserven) und Angerstraße (3,4 ha und 1,5 ha Flächenreserven) ausgewiesen. Das Gebiet an der Diezmannstraße (10,1 ha, davon 5,8 ha Flächenreserven) wird als An- passungsgebiet eingestuft. Völlig neue Entwicklungs- flächen für gewerbliche Nutzung sind im KSP-Gebiet nicht vorgesehen. 20
Gebietskategorien Bestandsgebiete Konsolidiert Stärkung durch Vermarktung Revitalisierung mit Priorität Gezielte Entwicklung industriell-gewerbliche Nutzung Revitalisierung Sicherung gewerblicher Nutzung Anpassung Entwicklung über Marktprozesse Entwicklungsflächen Entwicklungsflächen Vorrang für großflächige Ansiedlungen (> 10 ha) Zielplan STEP Gewerbliche Bauflächen (Karte: STEP/Planausschnitt) Zentren Der STEP Zentren definiert im KSP-Gebiet fünf zen- wicklung in dem Bereich am Adler. An anderer Stelle, trale Versorgungsbereiche der Kategorie C und D im Bereich des Stadtteilzentrum Lindenauer Markt, sowie zwei Nahversorgungslagen. Die bisherige Ent- hängt die weitere Perspektive wesentlich davon ab, ob wicklung der Zentrenbereiche ist insgesamt als recht der geplante Bau des Stadtteilzentrums zur Realisie- unterschiedlich zu beschreiben. Neben Standorten rung kommt. Die Voraussetzungen zur Umsetzung des mit Stabilisierungstendenzen (z. B. Zschochersche Vorhabens sind gegeben. Straße) und Zentren, welche durch den Neubau von Handelseinrichtungen aufgewertet wurden (Stadtteil- zentrum Leutzsch), stehen andere Zentrenbereiche weiterhin unter erheblichem Konkurrenzdruck, der u. a. von einer wachsenden Zahl an Discountern in nicht integrierten Lagen ausgeht. So stagniert z. B. die Ent- STEP Zentren (Karte: SEKo/Planausschnitt) Räumliche Handlungsschwerpunkte Priorität fachübergreifender Zentrenentwicklung Zentrenkategorien A-Zentrum City mit Hauptbahnhof Promenaden B-Zentrum Stuttgarter Allee/Allee Center, Paunsdorf Center C-Zentrum (Stadtteilzentren) D-Zentrum (Nahversorgungszentren) KSP WEST 2009 Nahversorgungslage 21
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