Mit Teddy durch Spielzeug-Dresden - Dresdner Seniorenakademie

Die Seite wird erstellt Kai-Uwe Keller
 
WEITER LESEN
Mit Teddy durch Spielzeug-Dresden - Dresdner Seniorenakademie
Mit Teddy durch Spielzeug-Dresden

Eine Sonderausstellung des Stadtmuseums zeigt bis zum 4. März Spielwaren des
20. Jahrhunderts. Im Januar gingen Hörerinnen und Hörer der Seniorenakademie im
Landhaus auf Entdeckertour.

                                                             „Guten Tag, ich bin Teddy’s bear“,
                                                             begrüßt ein brauner Spielzeugbär die
                                                             Frauen und Männer der Dresdner
                                                             Seniorenakademie im Stadtmuseum.
                                                             Der Geselle aus Holzwolle und
                                                             Plüsch stellt sich den Besuchern der
                                                             Sonderausstellung im Stadtmuseum
                                                             vor: 1902 wird er in New York
                                                             geboren.
                                                             Andrea Rudolph, Kuratorin der Spielwaren-Sonder-
                                                             ausstellung im Stadtmuseum, und „Teddy bear“
                                                             begrüßen die Hörerinnen und Hörer der Dresdner
                                                             Seniorenakademie

Seine Existenz und seinen Namen verdankt er
einer Episode mit dem 26. amerikanischen
Präsidenten. Theodore Roosevelt (1901 bis
1909Präsident) weigert sich, bei einem Jagd-
ausflug auf einen an einem Baum angebun-
denen Schwarzbären zu schießen. Die Ge-
schichte verbreitet sich rasch im Land. Ein
Spielzeughersteller in New York wittert ein
einträgliches Geschäft und bringt einen kleinen
Spielzeugbären auf den Markt. Der US-Präsi-
dent hat nichts dagegen, dem neuen Spielzeug
seinen Spitznamen „Teddy’s bear“ zu geben.

             Die Geschichte von Roosevelt und „Teddy bear“

Weil der inzwischen 116-jährige Teddy sich in
der Spielwaren-Geschichte nicht sehr gut
auskennt, bittet er Andrea Rudolph, die Gäste
damit vertraut zu machen. Die Kuratorin der
Sonderausstellung übernimmt das gern und
macht auf die beiden Fotos neben der Teddy-Vitrine aufmerksam. „Zur gleichen Zeit
entwickelt Richard Steiff, der Neffe von Margarete Steiff, in Deutschland
verschiedene Stoffspielzeugtiere“, sagt sie vor den Porträts der beiden. 1903
präsentiert die bekannte Firma ihren beweglichen Teddybären auf der Leipziger
Messe. Ein amerikanischer Kaufmann ist von dem hübschen Kerl begeistert und
ordert einen Großauftrag. Von da an erobern die Teddybären die Kinderzimmer in
aller Welt. Allgegenwärtig sind die Bären auch in der Sonderausstellung. In einem
Schaukasten beispielsweise offenbaren sie die Schritte ihrer Entstehung und
verraten, aus welchem Material sie gefertigt werden. Bären jedes Alters, in allen
Brauntönen und anderen Farben verteilen sich im Ausstellungsraum. Mittendrin
können Besucher-Kinder ihren Liebling aus fünf ausgestellten Teddys küren. Nach
ihrer Wahl liegt der größte Wuschel knapp vor seinem Kameraden im rosa Fell.
Mit Teddy durch Spielzeug-Dresden - Dresdner Seniorenakademie
Dresden ist als Spielzeugstadt wenig bekannt.
                                       Die Ausstellung, die bis Anfang März 2018 zu
                                       sehen ist, beweist das Gegenteil. „In Dresden
                                       wurde im 20. Jahrhundert eine bunte Vielfalt an
                                       Spielzeug hergestellt“, sagt Andrea Rudolph.
                                       Der „Bunte Würfel“ zum Beispiel gehört zu den
                                       beliebten Brettspielen für die ganze Familie.
                                       Hergestellt wird das Spiel in den 1950er Jahren
                                       im damals schon verstaatlichten Verlag Walter
                                       Flechsig in Dresden. Entwickelt hat es die im
                                       Erzgebirge ansässige Grafikerin Marianne
                                       Drechsel. An das Spiel und die lustigen,
                                       farbigen Plaste-Figürchen mit den spitzen
                                       Hütchen erinnern sich die Senioren.

                                       Der bunte Würfel: Das beliebte Brettspiel aus den 1950er Jahren

                                       Andrea Rudolph führt die Rundgangsteilneh-
                                       mer an eine Vitrine mit Modelleisenbahn-
                                       waggons. „Das sind Produkte der Firmen
                                       Schicht und Ehlcke, die von 1947 bis 1970 in
                                       Dresden produzierten“, sagt die Kustodin im
Stadtmuseum. Eine Tafel informiert über die wechselvolle Geschichte der Firmen.
Gerhard Schichts Unternehmen wird 1958 als VEB Modellbahnwagen Dresden
verstaatlicht, Werner Ehlckes Betrieb stellt 1970 die Produktion ein. Bis zur Wende
gehört der Dresdner VEB zu verschiedenen anderen in der Stadt, in Sonneberg und
Oybin. Seit 1990 firmiert es als Privatunternehmen Sachsenmodelle Kiesewetter und
Co. Dresden & Oybin.

Weiter geht’s vorbei an tech-
nischen Modellen für den
Unterricht, an einer Dampf-
maschine und Puppenstube,
an Bauernhof, Handpuppen
und eingehäkelten Mini-
Figuren, die gerade mal vier
Zentimeter messen.
Im Durchblick: Technisches Spielzeug

Die Gruppe stoppt an einer
Vitrine mit Messe-Plakaten.
„Die Spielwaren müssen ja
auch an den Mann gebracht werden“, sagt Andrea Rudolph. So werden Neuheiten
auf der Leipziger Messe seit den 1930er Jahren vor allem im Petershof präsentiert.
Allerdings bemängeln Händler nach Gründung der DDR die geringe internationale
Ausstrahlung der Messe. Als Alternative eröffnet 1950 die erste Nürnberger
Spielwarenmesse. Heute ist sie die weltgrößte Fachmesse für Spielwaren. Dazu
kommt seit 1997 die Modell-Hobby in Leipzig.
Nicht zu vergessen: Seit 1945 veranstaltet Dresden jedes Jahr eine Weihnachts-
Schau - Ende 2017 eben die Sonderausstellung zur Spielzeuggeschichte im
Stadtmuseum. „In der kommenden Weihnachtszeit greifen wir das Thema Märchen
auf“, verrät die Kuratorin.
Mit Teddy durch Spielzeug-Dresden - Dresdner Seniorenakademie
Die Senioren überschreiten die Elbe, die
                                                    symbolisch auf dem Fußboden gemalt ist
                                                    und die Ausstellung in zwei Teile trennt.
                                                    Am anderen Ufer geht es um den
                                                    Spielzeughandel.
                                                    Spielwaren gehören von jeher zum Angebot auf dem
                                                    Striezelmarkt

                                          Damals wie heute gibt es Spielwaren nicht
                                          ausschließlich in Spezialläden. Bekannt
                                          und beliebt ist in Dresden das Kaufhaus
Renner - mit Rolltreppe. Selbstverständlich lockt ein umfangreiches Angebot Eltern
und Kinder in die Spielwarenabteilung.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wirbt B.A. Müller für sich als „Deutschlands
größtes Spielwarenhaus“. „Auf der Prager Straße gelegen, gehörte es zu Dresdens
ersten Adressen, wenn es um Märklin-Eisenbahnen und Anker-Bausteine ging“, sagt
Andrea Rudolph.
Manch ein Senior aus der
Runde hat in den 60er-, 70er-
Jahren im Balli-HO-Spielwaren
am Külz-Ring eingekauft. Die
Vitrine gleicht einem damaligen
Schaufenster mit Brummkreisel,
Puppenschrank, Kindertelefon,
Holzbaukasten, Sandmännchen
und anderem Spielzeug.
Der Spielwarenladen „Balli“ war in den
1960er, 1970er Jahren die Top-Adresse zum
Erfüllen von Kinderwünschen

                                                           Puppendoktor Annett Großmann behandelt kranke
                                                           Puppen und Teddys in ihrer „Praxis“ auf der
                                                           Borsbergstraße

                                            Und wenn in Dresden die Lieblings-
                                            puppe Schaden nimmt, gibt es die
                                            allseits bekannte Adresse: Puppen-
                                            Langner auf der Bürgerstraße. Von
                                            1894 bis 2015 heilten die Mitarbeiter
                                            des Familienunternehmens abgeris-
sene Teddy-Ohren, Löcher in Köpfen aus Porzellan und abgetrennte Puppenarme.
Heute behandelt Puppendoktor Annett Großmann kaputtes Lieblingsspielzeug in
ihrer Praxis auf der Borsbergstraße.

Text und Bilder:                    Gudrun Buhrig
Mit Teddy durch Spielzeug-Dresden - Dresdner Seniorenakademie Mit Teddy durch Spielzeug-Dresden - Dresdner Seniorenakademie Mit Teddy durch Spielzeug-Dresden - Dresdner Seniorenakademie Mit Teddy durch Spielzeug-Dresden - Dresdner Seniorenakademie
Sie können auch lesen