Mitgliederbrief 1/2021 - Bürger für das Welterbe Kassel eV
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Mitgliederbrief 1/2021 Ein Blick zurück Erinnerung an den 300.Geburtstag des Landgrafen Friedrich II. von Hessen Kassel Die Wege im Park Wilhelmshöhe erzählen ihren Besuchern viel, sie verweisen auf Zusammenhänge, die sich oft erst dem zweiten Blick erschließen: Angeregt durch Vorschläge für Besucher- wege im Bergpark in einem Konzept der Museumslandschaft, in dem neben „We- ge(n) des Wassers“ auch „Wege der Auf- Liebe Mitglieder, klärung“ beschrieben werden, erinnerte mit diesem ersten Rundbrief 2021 begrü- uns Gisela Wiegand schon im Frühjahr im ßen wir Sie alle sehr herzlich und wün- Vorstand an ein wichtiges Datum, das schen Ihnen, dass Sie mit Zuversicht auf wie kaum ein anderes – abgesehen sicher die ersten Sonnenstrahlen des vor uns lie- vom Datum der Vollendung des Herkules gende Jahres blicken können. durch Landgraf Karl – mit der Geschichte des Bergparks verbunden ist: das Datum In unserem Brief werfen wir zunächst des Geburtstags des „aufgeklärten“ Land- einen Blick zurück auf Ereignisse und Be- grafen Friedrich II. von Hessen-Kassel, das gegnungen, die trotz der bekannten Ein- sich am 14.8.2020 zum 300. Mal jähren schränkungen eine große Resonanz auf sollte. unsere Arbeit hervorgerufen haben. Da- bei lassen wir vor allem Mitglieder und Kooperationspartner unseres Vereins zu Wort kommen. Wir freuen uns über Ihre weitere aktive - gern auch kritische - Un- terstützung! Schließlich hoffen wir, dass wir unsere Veranstaltungsangebote für das 1.Halbjahr auch realisieren können: Treffen wir uns also auch 2021 – wenn möglich – wieder zu Führungen im Freien und Gesprächen „im Offenen“. „Komm ins Offene, Freund!“ Dies bleibt mit den Worten Hölder- lins unsere Ermutigung für Sie und alle Freundinnen und Freunde unserer Gar- tenanlagen im Weltkulturerbe Bergpark- Wilhelmshöhe ! Kürzlich identifiziertes Jugendbildnis Friedrichs (MHK), Genf 1734 Wir kennen ihn alle, diesen Landgrafen, steht doch sein Standbild auf dem Fried- richplatz, dem er auch seinen Namen ge- geben hat, und wissen wir doch: Es war seine Idee, den Bürgern einHaus für Kunst Ihre Brigitte Bergholter und Kultur mitten in die Stadt zu setzen, (Vorsitzende) das Museum Fridericianum. 1
Weniger bekannt ist bis heute manchem dass Friedrich Bildungsimpulse auch in der Einfluss, den Friedrich II. als Vertreter seine Gartenanlagen oben auf dem Weis- der Aufklärung auf die Weiterentwick- senstein hineintrug. lung des Bergparks hin zu seiner heutigen Mit einer „Geburtstagseinladung“ - coro- Gestalt genommen hat, und doch finden nabedingt in kleinem Rahmen - konnten wir im heutigen Weltkulturerbe an vielen wir zunächst das Interesse der Kulturver- Stellen Spuren seiner Einflussnahme. eine wecken, mit denen wir z.T. seit Jah- Die Herausforderung, die sich uns als Ver- ren zusammenarbeiten und die bereit- ein stellte, lautete: willig in Kurzvorträgen die Würdigung Wie präsentieren wir Ihnen, unseren Mit- Friedrichs übernahmen so u.a. Herr Prof. gliedern, diese bis heute im Park sicht- Dr. Peter Gerke (KGKW) und Herr K. Her- baren Spuren und wie beziehen wir in mann Wegner (Geschichtsverein). diesen Prozess auch die Stadtgesellschaft Im Anschluss an eine kleine Feier am 14.8., mit ein, deren Engagement für Schutz die im Ballhaus möglich wurde, gab es und Erhalt der Anlagen unverzichtbar ist. ein erstes Angebot einer Führung durch Schon der erste Schritt in die Öffentlich- den Park auf der Suche nach den „Spuren keit im Juli 2020 mit einer Presseerklä- Friedrichs II.“. Herr Dr.Waitz-von Eschen rung als „Faktencheck“ brachte uns auch (Geschichtsverein) führte Interessierte die erste große Herausforderung: Es wur- zum „Schneckenberg“als Schauplatz na- den „postkoloniale“ Bedenken geäußert: turwissenschaftlicher und geologischer Friedrich sei ein Herrscher, der dunkel- Forschung – angelehnt an sein 2012 er- häutige Menschen in großer Zahl für sich schienenes Buch „Parkwege als Wissens- schuften ließ und der dazu hessische Bau- wege“. Die Botanik als Wissenschaft, ernsöhne rücksichtslos an den englischen dazu die Reform der Landwirtschaft und König verschacherte. Eine Diskussion, die Landschaftserschließung waren zentra- wir mit den „postkolonialen“ Studenten le Anliegen des Landgrafen. Ökonomie der Uni Kassel gern geführt hätten, kam und Wirtschaftlichkeit waren dabei im nicht zustande, da die Studenten trotz 18.Jh. zeitgenössisch wichtige Gesichts- Einladung zweimal nicht zu einem an- punkte. Bereits während seiner Schulzeit gebotenen Gesprächstermin im Park er- in Genf hatte Friedrich II. sich mit diesen schienen. Themen beschäftigt, schon früh wurde er dort auch im Geist der französischen Unbenommen blieb uns das positive Urteil Aufklärung erzogen. Mit dem Bau der Al- der Stadthistoriker, die heute noch von lee hoch zum Weißenstein schuf er spä- Friedrich II. als von einem „Glücksfall“ für ter eine „glänzende“ neue Verbindung Kassel sprechen: zur Stadt, deren Bewohner er in seinen „Es bleibt Friedrichs Verdienst der An- Bildungs- und Aufklärungsprozess mit trieb…(einer) Blütezeit Kassels gewe- hineinnehmen wollte. Auch die immer sen zu sein. Sie wirkte fort... in einem zahlreicheren fremden Besucher sollten bildungsfreudigen Bürgertum…, (das) anschaulich - empfindsam und vernünf- dann im 19.Jh. das kulturelle Leben Kas- tig - weitergebildet werden; dieser „The- sels selbständig bestimmen konnte.“ menpark“ wurde ergänzt durch religiöse (K.H.Wegner) und philosophische Anspielungen. Dabei im Fokus: Antike und fremden Kulturen. Dazu gehören bis heute nicht nur von Ein paar Tage später am 28.8. folgten Friedrich einst inspirierte Bildungsan- die Vereinsmitglieder und andere Gäste stalten wie die Kunstakademie oder die Herrn Dr. Fritz Krappe zu diesen „Klein- Oper, es gehören dazu auch wissenschaft- architekturen“ mit römisch-antikem Be- liche Gesellschaften und zeitgemäße zug, wie u.a. dem Grabmal des Vergil: soziale Einrichtungen. Es fällt dabei auf, Warum muss es gerade Vergil sein? ... 2
wird sich auch Friedrich II. gefragt ha- Für die Veränderung des Parks in einen ben. Was sagt der römische Dichter denn englischen Landschaftsgarten suchte er mir, dem Landgrafen, als verantwortli- einen geeigneten Junggärtner. Friedrich chem Alleinherrscher des 18.Jhs.? Die von hatte durch seinen Aufenthalt (bei seinem Dr. Krappe präsentierte Antwort aus Ver- Schwager) in England andere Anlagen von gils Dichtung lautete: „Du aber, Du Herr- Parks und Lustgärten gesehen, und woll- scher, …gedenke Ordnung zu stiften dem te seinen fürstlichen Landsitz nach dem Frieden!“ neuesten Geschmack völlig anders ge- Eine gärtnerische Inspiration aus dem stalten. Durch freundschaftliche Verbin- eher botanischen Interesse Friedrichs her- dungen (…) wurde ihm D.A. Schwarzkopf aus finden wir noch heute in den fremd- empfohlen, der aus einer Gärtnerdynastie artigen, zunehmend bedrohten Baum- stammte (…) D.A.S. hatte sich durch seine pflanzungen im Park, wie uns in einer gute Schulausbildung und später durch weiteren Führung am 4.9. die Spezialistin mehrere Aufenthalte in fürstlichen Gär- Frau Ruth Weiß auch unter Bezug auf die ten und auch in England großes Wissen von FII. projektierten Rosenanlagen und über Gartenkunst und Forstwirtschaft an- Baumschulen darlegte. geeignet. Auf Grund der sehr guten Refe- Zuletzt konnte die Kunsthistorikerin renzen stellte Friedrich ihn ein. Frau Johanna Wurz ihren Zuhörern ver- Ab Oktober 1766 begann Schwarzkopfs mitteln, wie das von Friedrich errichtete Tätigkeit am Kasseler Hof als Hofgärtner. „Dörfchen“ am Rande des Parks mit sei- Im Einstellungsschreiben hatte Friedrich ner Milchküche und seinem Schafstall II. gefordert: das Landleben idealisiert und sich dabei ,Nicht weniger soll er dafür Sorge tragen, ausgerechnet an China als Ort einer ver- dass von allen befindlichen Bäumen als meintlich idealen Lebensführung orien- Castanien, guten Linden, Ulmen, Ahorn tiert. etc. so denn von sonstigen fremden Bäu- Alle Führungen waren sehr gut besucht – men und Pflanzen, welche das hiesige mit Hygieneplan – und sollen im Sommer Klima nicht zu kalt, hinreichende Planta- 2021 (siehe unten) nach Möglichkeit wie- tionen nicht nur angelegt, sondern dem- derholt werden. (Wie/No) nächst in ordentliche Baumschulen ver- pflanzt und alljährlich continuiert werde.‘ Unser langjähriges Vereinsmitglied Frau Ruth Weiß hat uns dazu ihr Führungs- konzept vom 4.9.20 überlassen, das wir hier – auch der Form nach – in Auszügen abdrucken: Baumschulen und Rosenzüchtungen z.Zt. Friedrichs II. „Im Jan. 1763 zieht Friedrich II. nach Ende des 7jährigen Krieges in Kassel ein. Sein Vater, Wilh. VIII. hatte nur das Nötigste am Bergpark und Schloss getan – nach dem Krieg war die Kaskadenanlage und Führung Ruth Weiß, Foto: BfdW um den Herkules vieles zerstört – nun be- gann Fr.II, ab 1760 Landgraf, mit den Res- Als eines der wirksamsten Mittel zur Stär- taurationsarbeiten im Park, einschl. der kung der Wirtschaft galt schnell wach- Arbeiten am Alten Schloss. sendes Nutz- und Bauholz (schreibt Urte Stobbe..). 1769 wurde eine Baumpflanz- 3
ordnung verfügt. Der Hof brauchte eine auch zahlreich vertreten gewesen sein. Baumschule nicht nur zu eigenen Zwe- Nadelbäume ließen sich aufgrund reicher cken, sondern auch, um von dem Erlös Zapfenbildung am besten vermehren (Be- der Pflanzen das eigene Land zu fördern cker, PPW S.218). und zu stärken. Schwarzkopf hatte den Schwarzkopf säte Zapfensamen in Töpfen Umgang mit nordamerikanischen Pflan- und Kästen aus und beschrieb seine Er- zen, die Anzucht von Bäumen, auch unter fahrungen, ob sie sich gut oder schlecht gärtnerischen Aspekten der Forstwirt- entwickelten. schaft, erlernt. Natürlich auch durch seine Manche Pflanzversuche scheiterten, Aufenthalte in England. aber mit den meisten hatte Schwarzkopf Die Baumschule wurde gleich in seinen Glück. Samen von Bäumen, Pflanzen und ersten Jahren am Kasseler Hof mit Erfolg von Ziersträuchern trafen aus Nordameri- angelegt. Sie befand sich um 1778 hinter ka bereits ab 1767 in Kassel ein. dem heutigen Wirtschaftshof (… bis 1796 hatte sich die Baumschule bis Richtung Ju- Dass Schwarzkopf Eichen und wilde Obst- liusstein erweitert) außerdem im ost-süd- stämme als Pfropfunterlage zieht, ver- lichen Bereich der heutigen Mulangstra- weist auf umfangreiche Veredelungstä- ße (…) anfangs vorwiegend Samen und tigkeiten. Okulation hatte er bei Miller Pflanzen aus Harbke für den Weissenstei- in England gelernt, ganz sicher auch die ner Park. Danach trafen Samen, Pflänz- Rosenvermehrung.(…) linge und Ziersträucher aus Nordamerika Laut ,Verzeichnis ausländischer Bäu- ein. (…) me und Stauden von 1785‘ von Conrad Nadel- und Laubgehölze wurden in der Mönch waren 150 Rosensorten im Be- Baumschule entweder aus Samen oder stand des Lustschlosses Weissenstein. Da- aus Stecklingen gezogen. Nadelbäume von sind mehrere von Schwarzkopfs Ro- gewöhnten sich mit wenigen Ausnahmen sen - Züchtungen dabei. Im Aquarellband besser an die neue Umgebung, als die von Pinhas sind diese Rosen zu sehen. Alle nordamerikanischen Laubbäume. Man kennen die ,Perle von Weissenstein‘, die muss bedenken, dass Mitte des 18. Jhs. ja auch in der Nähe des Fontainenteichs ganz andere Klimaverhältnisse herrsch- gefunden wurde. Sie ist nachweislich in ten als heutzutage: Die Sommer waren verschiedenen Pflanzlisten ab 1783 auf- viel kälter. geführt. Botaniker Conrad Mönch, der als Profes- (…) Nach Abriss der Mühle unter dem sor am Karolinum tätig war, berichtet, Schloss um 1776-1780 entstand im heuti- dass Schwarzkopf seit 1767 (also nach 10 gen Tal der Flora, im ,Elysium‘, eine Ro- Jahren) die ersten amerikanischen Gehöl- senanlage. Hier waren auch Schwarzkopfs ze in den Park gepflanzt hat. Rosenzüchtungen aufgepflanzt. Nach seiner 10-jährigen Tätigkeit listet Ich kann mit H. Becker, dem Gartenhis- Schwarzkopf im Jan. 1776 sein Pflanzen- toriker, der die Tätigkeiten von Schwarz- sortiment (…) Das war ein Bestand von: kopf im Parkpflegewerk ausführlich be- 93.000 unterschiedlichen Bäumen und schrieben hat, sagen: Schwarzkopf hat ,Pflänzlingen‘, dazu kommen noch über die dendrologischen Grundlagen für die ,6.500 blühende Stauden in mehr denn Bepflanzung des Landschaftsgartens ge- 100 Sorten‘, darunter 2.200 Rosen. Die legt, wichtige Erfahrungen in der Kulti- meisten Rosen waren im Rosenboskett vierung nordamerikanischer Bäume und aufgepflanzt, das ich nachher erkläre. Sträucher gesammelt und somit Pionier- Bezüglich der Laubbäume ergab sich ein arbeit geleistet. Nachfolgende Hofgärt- Grundbestand aus Ross- und Esskastanien, ner konnten auf dieser Grundlage weiter Sommer- und Winterlinden, Ulmen und arbeiten.“ Bergahorn. Buchen und Eichen dürften 4
Begeisterte Resonanz auf die und Romantik. Er war beseelt, ja nahe- zu besessen vom Wunsch nach perfekter geführten Spaziergänge auf Schönheit. den Spuren Friedrichs II. Die kreative Umgestaltung des Parks Wir drucken hier den gesamten Text von Frau Dr.Len- durch Friedrich II. mit seinem engagierten kitsch-Gnädinger ab, den sie im Rückblick auf die Füh- Hofgärtner Daniel August Schwarzkopf rungen im Spätsommer für uns verfasst hat. beschrieb Frau Weiß als umsichtiges, na- hezu wissenschaftliches Vorgehen. Alle „Die sommerlichen Spaziergänge im diese Bäume, die groß und wuchtig drei Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel auf den Jahrhunderte überdauerten, wurden da- Spuren des Landgrafen von Hessen-Cas- mals unweit vom Lac und oberhalb der sel Friedrichs II.“ Orangerie in zwei riesigen Baumschulen aus Samen gezogen, dabei auf ihre Kli- Corona drohte in diesem Sommer meinen matauglichkeit getestet. Dort wuchsen Geist zu veröden. Kulturelle Veranstal- 70.000 Setzlinge heran und warteten auf tungen fielen aus. Konnten die Angebote ihre Pflanzung im Park. Sie sollten auch des Welterbevereins zum dreihunderts- kalte Sommer mit Schnee überstehen. ten Geburtstag des Landgrafen Friedrich Heute haben es genau diese kälteresisten- II. (1720 – 1785) funktionieren? Wie wird ten Bäume durch die Klimaerwärmung es sich anfühlen, mit großem Abstand schwer, wie die großen Trockenschäden durch den Park zu laufen in einer Grup- an vielen alten Baumkronen zeigen. Be- pe von 10-14 Menschen? Bekommt man troffen schweifte der Blick der Runde den Vortrag überhaupt akustisch mit? In über die vielen braunen, durch die Som- diesem Sommer nahm ich an drei Spazier- merhitze vor der Zeit gewelkten Baum- gängen teil, die der Weltkulturerbeverein wipfel. organisiert hatte. Geklappt hat alles und Spaß bereitet auch. Behandelt wurden Verblüfft erfuhr ich, dass mein Lieblings- große Themen: ein philosophischer Rund- weg „am Styx entlang durch die elysischen gang (Herr Dr. Krappe), die gärtnerische Felder“ führt. Die imposanten Rhodo- Umgestaltung im Süden es Schlosses (Frau dendronwände, die der steinernen Flora Ruth Weiß) und die Anlage im Dörfchen einen eindrucksvollen Bühnenauftritt im Mulang (Frau Johanna Wurz). Da ich ein Spätfrühling verschaffen, sind dagegen paar Monate später darüber berichte, kaum 100 Jahre alt, somit eine Gestaltung merke ich, dass mir so viele kostbare In- neuerer Zeit. Wie es auch die Roseninsel formationen entschwunden sind. Doch so nie gab. Sie entstand, erzählte Frau diese drei erwanderten Vorträge zogen Weiß, weil man zufällig die Weißenstein- vor meinem inneren Auge Folien ab und rose nach dem Bombenangriff 1942 in der legten dahinter andere Gestaltungen des Nähe des zerstörten Schlosses nicht weit Parks frei. Der Blick auf den Park wurde vom Weißensteinflügel fand. Sie brauch- zu einem Vexierbild, wechselnd, schil- te einen würdigen Ort. Heute wächst die lernd, gar nicht feststehend, sondern im- berühmte Rose dort mitten in dem einzig- mer wieder in Bewegung. Den strengen artigen Rosenmuseum. barocken Schlossgarten seines Vaters ver- Der Schneckenberg oberhalb des Ge- wandelte Friedrich II. mit Phantasie, Lei- wächshauses heißt nicht nur wegen sei- denschaft, unfassbaren Mengen an Geld ner Form so, er beherbergt wirklich ver- und Arbeitskräften in einen englischen steinerte Schnecken und Muscheln, ist in Landschaftsgarten. Dazu entrümpelte er Wahrheit ein eiszeitlicher Geröllhaufen. den Park vom Übermaß griechischer Göt- Seitdem grabe ich mit den Enkelkindern ter, versetzte Berge, legte Seen und Flüsse dort in Maulwurfshügeln. an. Ihn beflügelten Visionen von Bildung 5
Führt die Sybillengrotte in ein lebensge- fährliches, unterirdisches Reich von Berg- werkstollen aus dem Mittelalter? Nie- mand mag das testen. Die 18 bis 12 vor Christus gebaute Cestius-Pyramide guckte sich der Landgraf in Rom ab, belegte Herr Dr. Krabbe anhand von großen Fotos. Sie dokumentiert die romantischen Wünsche der Römer zu Beginn unserer Zeitrech- nung vor 2000 Jahren, wie im alten Ägyp- Porzellanmalerei Mulang, (MHK), Kassel 1785 ten begraben zu werden. Damit ist die Cestiuspyramide ihrerseits eine verklei- Man missverstehe den Landgrafen, wenn nerte Kopie der ägyptischen Pyramiden. man nur eine der beiden darlege. Er sah Das Grabmal des Vergil steht noch heu- den Kontakt mit fremdländischen Men- te an einer Straße nicht weit von Neapel. schen sowohl als entrückende Erfahrung, Vergil gilt als wichtiger Autor der römi- als auch als einen Bildungsauftrag an. schen Antike (70 -19 v. Chr.) Er lieferte Wie erfolgreich er darin war, belegte Frau u.a. den Gründungsmythos Roms und ver- Wurz mit dem Aufstieg einzelner schwar- band ihn literarisch mit der 700 bis 800 zer Männer, die als Berater in Cassel ar- Jahre älteren Ilias und Odyssee von Ho- beiteten und in den hiesigen Adel ein- mer. Das Grabmal des Vergils verkörpert heirateten . Zum größten Wunder jedoch damit ebenfalls eine rückwärtsgewandte gehört für mich seit diesem Sommer der Sehnsucht nach der vergangenen Größe unscheinbar aussehende Baum neben der des klassischen Griechenlands. Pagode, der „Kuchenbaum“. An Tagen Beide antikisierten Denkmale, die Pyra- mit hoher Luftfeuchtigkeit verströmen mide und das Grabmal, wurden für den die Blätter einen intensiven Duft nach Bergpark wesentlich kleiner nachgebaut. Zimt und frisch gebackenem Kuchen. Ge- Sie sollten die Casseler Bewohner bilden, rochen hatte ich diesen Duft schon frü- sie motivieren, sich mit den vergangenen her, aber immer gemutmaßt, die jeweili- Ideen und Idealen auseinanderzusetzen. ge Dame, die mir an dieser Stelle zufällig Das Dorf Mulang steht für eine andere entgegenkam, hätte ihr Parfüm zu reich- Sehnsucht, der nach ländlicher Idylle und lich aufgetragen. Exotik. In letzter Zeit ist die damalige Pra- Was mir von diesen geführten Wanderun- xis, dunkelhäutige Menschen dort Spaßes gen bleibt, ist neben dem Zuwachs an Wis- halber Landwirtschaft betreiben zu las- sen, ein intensives Erleben von Romantik, sen, in Verruf geraten. Diesen Vorwurf Schönheit, des gewollten Abtauchens in griff Frau Wurz im Kontext der komple- eine Kunstwelt, die einen betört, einen xen Symbolik des Dorfes auf. Zitat: erholt, in Bann schlägt, ihre Wirksamkeit noch nach dreihundert Jahren entfaltet. „Die kultivierte Darstellung Chinas stand im Mu- lang angesichts der intellektuellen Ausstattung der Die hochkompetenten Referenten mögen Pagode mit Kulturobjekten zu China, einem Bud- entschuldigen, dass ich ihre profunden dha, Priesterfiguren und einer Scheinbibliothek, in Kenntnisse willkürlich und unsystema- direktem Zusammenhang mit dem süßlichen Duft tisch in mein ganz privates Erleben dieses der Kuchenbäume, dem verspielten Charakter der Parks einbaute. Doch dadurch ist er, dank Gebäude und dem exotisch gekleideten Personal Ihnen, für mich umso schöner geworden. …Letztere Elemente veranschaulichen ein frivoles China-Bild . (...) Die Zurschaustellung des reizvoll Dr. D. Lenkitsch-Gnädinger Anderen, hier in der Gartenkunst, war auch Wis- Mitglied im Verein Bürger für das UNESCO sensrepräsentation, hatte also `zwei Seiten´.“ Welterbe Kassel 6
Eine Zusammenfassung des Diskurses soll hier Frau Dr. Andrea Linnebach vor- behalten sein, die in vielen Mailwechseln engagiert und kundig zur Rettung des öffentlichen Ansehens unseres Parks und seiner Geschichte beigetragen hat. Ihr gilt unser besonderer Dank. Kassel postkolonial und der Bergpark Wilhelmshöhe – Vom „Vetorecht der Quellen“ (von Dr. Andrea. Linnebach) Anlass für diesen Beitrag ist die Web- site der Gruppe „kassel postkolonial“, entstanden nach eigener Aussage in „Kooperation des Fachgebiets Entwick- lungspolitik und Postkoloniale Studien Foto: BfdW der Universität Kassel und der Visuellen Kommunikation der Kunsthochschule Kassel ... Sie dient dazu, Kassel aus post- Engagierte Einmischung kolonialer Perspektive neu zu entdecken, zum kritischen Nachdenken und Aus- Gleichzeitig mit dem wachsenden Interes- tausch einladen [sic!] und unterschiedli- se an der Schönheit und inspirierenden chen Formaten einen Raum zu bieten ...“ Wirkung der Parkanlagen Friedrichs II., (kassel-postkolonial.de). Im Sommer 2020 wie sie Frau Dr.Gnädinger uns vermit- wurde die Gruppe breiteren Kreisen der teln kann, kam es seit Juli 2020 immer Bevölkerung bekannt: Ein Artikel in der wieder zu pauschalen Angriffen des Ak- HNA berichtete über ihre Aktivitäten so- tionsbündnisses „kassel postkolonial“ auf wie einer weiteren Gruppe – und auch die Anlagen im Mulang als vermeintlicher der Bergpark Wilhelmshöhe, illustriert „Orte der Schande“. durch ein Foto des chinesischen Tempels Auf der Seite der „postkolonialen“ Strei- in Mulang, sei ein „Ort der Schande“ und ter äußerten sich Professoren aus Köln ein mögliches Ziel von Aktionen (HNA, und Hamburg , zuletzt am 28.12 20 auch 17. Juli 2020). In Sorge um einen herauf- Prof. Dr.Aram Ziai aus der Uni Kassel in ziehenden „Bildersturm“ im Bergpark der HNA. wandte ich mich sogleich an kassel post- Historische und wissenschaftsgeschicht- kolonial und ihren „Kopf“, Prof. Dr. Aram liche Erwiderungen auch in der Presse Ziai. Denn der Eintrag zum Bergpark auf kamen von Frau Dr. A.Linnebach, Uni Kas- der Website der Gruppe erwies sich als sel, unserem Kooperationspartner und ausgesprochen fehlerhaft und polemisch Kulturpreisträger Herrn Richter, Cour zugespitzt. So wurde behauptet, es habe de Cassel, Herrn Dr. Haferkamp, Medi- eine „Kolonie“ von hierher verschlepp- ziner, und Herrn Dr. Presche (u.a. Mit- ten „etwa 50 Schwarzen Menschen“ ge- glied im Denkmalbeirat der Stadt) . Das geben, die „zur Inszenierung der Vorstel- Gründungsmitglied unseres Vereins, Herr lung eines ‚exotischen‘ Flairs für die Gäste Friedrich Forssman , stellte sich in einem des Parks“ herhalten mussten. Ähnlich äu- Streitgespräch am 28. 12. gegen einsei- ßerte sich Herr Ziai auch in einem Radio- tige Vorwürfe mit dem „Bekenntnis“: Interview vom 15. Juli 2020 (nachzulesen „Ich will den von mir geliebten Bergpark auf www.hr2.de/programm/postkolonia- nicht reinwaschen,aber…“ le-spurensuche-in-hessen-,aram-ziai-100. 7
html): „In der ehemaligen Chinoiserie im einer Milch-Magd, einem Eselsknecht und Bergpark Wilhelmshöhe wollte man ein einem Schäfer. Man weiß Namen, Gehalt, Landleben mit Chinesen darstellen. Aller- Familienstand, Zulagen an Nahrung, Wä- dings hat man keine Chinesen gefunden. sche, Bettzeug, kurzum: eine ganze Men- Stattdessen sind da kurzerhand von hes- ge! Diese Frauen waren auch nicht nach sischen Offizieren verschleppte Schwar- Kassel „verschleppt“ worden, sondern ge- ze aus dem amerikanischen Bürgerkrieg meinsam mit weiteren Frauen und Män- angesiedelt worden. Und die wurden da nern, aus der Sklaverei befreit, mit den quasi ausgestellt als eine Art Menschen- hessischen Truppen aus Amerika hierher zoo.“ Einige dieser Menschen seien nach gelangt. Entsprechend resümierte Maria ihrem Tod von dem Kasseler Anatom So- Diedrichs in ihrem Aufsatz „From Ameri- emmerring seziert worden, „von seiner can Slaves to Hessian Subjects“ (in: Ger- hierarchischen ‚Rassen‘-Vorstellung tief many and the Black Diaspora, New York durchdrungen“, „ohne jegliche Pietät“. 2013) zu den Kasseler „Mohren”: „But in Daher sei der Bergpark ein negativer Ort Cassel they were free, their human status des Kolonialismus. uncontested and affirmed“. Es ginge hier zu weit, alle Fehler der Web- Die überlieferten Quellen belegen ein site oder des Radio-Interviews aufzugrei- für ihre Zeit erstaunliches Maß an Integ- fen. Hier nur zur eklatantesten Fehldar- ration dieser fremdartigen Neubürger in stellung: die der Existenz einer Mulanger die Stadtgesellschaft (bis hin zu zahlrei- „Mohrenkolonie“, in der verschleppte chen Ehen mit Einheimischen). Daher ist Schwarze Menschen zooartig ausgestellt zu schließen, dass man auch für die drei wurden und aus der sich Soemmerring für Frauen eine sinnvolle Betätigung und seine anatomischen Studien quasi bedient Unterkunft suchte, für die sich das neu habe. Der Ursprung dieser Vorstellung fin- entstandene Dörfchen im Bergpark an- det sich in der älteren Soemmerring-Lite- bot. Mit dem sehr kleinen „Mohrenhauß“ ratur. Rudolf Wagner schreibt 1844: „Der (so auf einem Plan im Hessischen Staats- Landgraf hatte eine kleine Negercolonie archiv Marburg von 1785, ich danke Gerd angelegt, deren Dörfchen noch auf Wil- Fenner für den Hinweis) war auf jeden helmshöhe zu sehen ist. Sömmerring war Fall keine zooartige, exotisch-repräsen- so glücklich, hier mehrere Neger beider- tative Aufgabe verbunden, wie dies kas- lei Geschlechts sorgfältig zergliedern und sel postkolonial unterstellt. Wäre dieser mit dem Bau des Europäers vergleichen „Menschenzoo“ eine solche Sensation zu können.“ Seitdem wird diese Ansicht gewesen, wäre dies nicht unbemerkt und unhinterfragt als Tatsache kolportiert unerwähnt geblieben – doch keine einzi- und sie hält sich erstaunlich hartnäckig ge der zahlreichen historischen Text- oder bis in allerneueste, durchaus seriöse histo- Bild-Quellen zeugt davon. So zeigt auch rische Studien – und dies, obwohl sie be- die bekannte zeitgenössische Ansicht Mu- reits 1988 Wolfram Schäfer anhand zahl- langs von J. H. Eisenträger (.s.o.) just aus reicher Quellen widerlegt hatte (Wolfram dem betreffenden Jahr 1785 weit und Schäfer: Von „Kammermohren“, „Moh- breit keine „Mohren“, stattdessen jedoch ren“-Tambouren und „Ost-Indianern“. In: zwei hellhäutige Viehhirten. Wie im Lauf Hessische Blätter für Volks- und Kultur- der Geschichte hier die Vorstellung einer forschung, Bd. 23, 1988, S. 5-79). Schäfer „Mohrenkolonie“ von „etwa 50 Perso- wies nach, dass in Mulang lediglich drei nen“ entstehen konnte, bleibt ein Rät- „Mohrinnen“ gemeinsam mit einem Kind sel. Darüber hinaus ließ sich in keinem lebten, und zwar nur für kurze Zeit, näm- einzigen Fall ein direkter Bezug der drei lich 1784/85. Die Frauen waren hier auch Mohrinnen mit Kind zu Soemmerrings nicht „ausgestellt“, sondern im Gegenteil Sektionen nachweisen. Dass der herausra- angestellt, zusammen mit zwei Kuhhirten, gende Anatom in den Augen von kassel 8
postkolonial gar als „Verbrecher“ (A. Ziai Gleichartigkeit wie Gleichwertigkeit aller im HNA-„Streitgespräch“ mit Friedrich Menschen und Epochen. Als zeitgenössi- Forssman, 28.12.2020) bezeichnet wurde, sche Stimme sei dazu abschließend Ch. C. weil die Anfänge der Rassenlehre der Na- L. Hirschfeld zitiert (Theorie der Garten- zis nun einmal in der Aufklärung lägen, kunst, 5. Bd., Leipzig 1785). Neben den zeugt viel mehr vom eigenen Narrativ der Szenen mit antiken Philosophen, aus den Gruppe samt ihrer moralischen Überheb- „Ritterzeiten“ oder Ägyptens Pyramiden lichkeit. Einer gesicherten historischen hebt er hervor: „Der Türke erblickt hier Faktenbasis entstammt die Aussage je- seine schön gebaute Moschee, und der denfalls nicht. Chinese seine Pagode und sein Dorf.“ Der Historiker Reinhart Koselleck hat den Begriff vom „Vetorecht der Quellen“ ge- Weitere Klärung in der Sache – offen? prägt. Er erscheint mir hier besonders gut zu greifen: Durch kritische Analyse Herr Matthias O.Richter, ein langjähriger der Quellen können historisch unwahre Kooperationspartner und Vorsitzender Aussagen als solche aufgedeckt werden. der Gesellschaft für Hessische Militär- Doch kassel postkolonial ist offenbar und Zivilgeschichte e.V. schreibt uns zu noch nicht einmal in der Lage, historische diesem Thema ergänzend: „ Ab 1784 ka- Quellen aus dem 18. Jahrhundert von men die Regimenter (gemeint sind die späterer (Sekundär-)Literatur zu unter- vom hessischen Landgrafen an den eng- scheiden, wie der Blick auf ihre nun ver- lischen König ausgeliehenen) aus Ame- änderte Website im Januar 2021 zeigt. rika zurück. Und es wurden tatsächlich Und was heute eigentlich jedes Kind im auch dunkelhäutige Jungen als Trommler Geschichtsunterricht lernt (oder zumin- mitgebracht, aber eben nicht als Sklaven dest lernen sollte), dass nämlich Personen – durch ihren Beitritt zur (auf Seiten der und Ereignisse in ihrer jeweiligen Epoche Engländer kämpfenden) Hessischen Ar- zu verstehen sind, geht dieser Gruppe aus mee entkamen sie ja dem Sklavendasein. dem universitären (!) Kontext völlig ab. In Frei waren sie natürlich nicht, kein Soldat erschreckender Unkenntnis historischen konnte einfach die Armee verlassen (…) Rüstzeugs wagt man sich moralisierend- Niemand war damals frei im heutigen Sin- besserwis¬serisch an Urteile über Epochen ne. Auf zeitgenössischen Abbildungen und Personen und verbreitet sogar wider der Hessischen Armee, kann man sehen, besseres Wissen falsche Behauptungen: dass einigen Regimentern dunkelhäutige so habe der Soemmerring-Platz in Kirch- Trommler zugewiesen wurden. Aber eben ditmold 1940, also während der Nazi-Zeit, nicht allen – sondern nur den Prestige-Re- seinen Namen erhalten; dagegen hatte gimentern, wie den Garderegimentern, ich bereits im Dezember 2020 darauf auf- dem Leib Grenadier Regiment etc. merksam gemacht, dass der Platz seit 1925 so heißt – ganz leicht über die Kasseler Wie viele tatsächlich Dienst hatten, bzw. Adressbücher festzustellen. Der nötigen mit aus Amerika kamen, wird man wahr- historischen Aufarbeitung des Kolonialis- scheinlich aufgrund der Quellenlage nicht mus samt seiner heutigen Auswirkungen oder nur unvollständig herausfinden. Ich bis hin zum Alltagsrassismus erweist die gehe von maximal 10 Personen aus. Eine Gruppe mit derartig fehlerhafter Gesin- Militärkapelle des 18. Jahrhunderts (nach nungsprosa einen Bärendienst. frz. Vorbild) bestand aus gänzlich ande- Der Bergpark Wilhelmshöhe steht – un- ren Instrumenten, als das heute der Fall beschadet durch den geschilderten Af- ist: Oboen und Fagotte für die Parade, front – im Sinne seiner Schöpfer und Be- Pfeifen und Trommeln für den tatsächli- wahrer weiterhin für ein humanistisches chen Einsatz – die Trompeten waren nur Menschenbild mit seinem Ideal einer der Kavallerie vorbehalten. In der Regel 9
wurden die dunkelhäutigen Jungen aber Hartleb angeregte und vom Vorsitzen- ausschließlich als Trommler eingesetzt den Prof. Hardy Fischer unter besonderer und ausschließlich bei der Infanterie (…) Mitwirkung von Klaus Beckenbach aufge- Daher kann man abschätzen wie viele es nommene Aktion entwickelte sich schnell wohl gewesen sein mögen. Zu Zeiten des zu einer der vielen Aktivitäten des Vereins Landgrafen Friedrich II. gab es regulär zur Unterstützung der Bewerbung um die 13 Infanterieregimenter, fast alle waren Aufnahme des Bergparks in die Welterbe- auch in Amerika, außer dem 1. Bataillon liste der UNESCO. Garde. Ab 1785 bis in die 1790er Jahre veranlasste Wilhelm IX. dann eine Heeres- reform und legte die bestehenden Regi- menter auf 8 Regimenter zusammen. Cour de Cassel, www.cour-de-cassel.blogspot.de Foto: G.Fenner 2003 konnte niemand ahnen, dass es dann aber nahezu zwei Jahrzehnte bis zur Verwirklichung des Vorhabens dau- ern würde. In diesem Zeitraum wurde in nicht wenigen Sitzungen der „AG Bud- dha“ des Vereins (Brechmacher-Ihnen, Dr. Wiegand, Fenner) mit der Museumsland- schaft Hessen Kassel (Harmssen, Dr. Hoß) über Lösungsmöglichkeiten debattiert. Welterbetag 2019 Foto: Cour des Cassel Über den „Umweg“ der vom Verein mit Spenden, ergiebiger wissenschaftlicher Was lange währt … der neue Buddha Forschung und stetiger Öffentlichkeits- kommt! arbeit unterstützten Innenraumsanierung Gerd Fenner der Pagode (2007) ist es nun inzwischen endlich so weit: eine Kopie der Skulptur Im Juli 2003 veranstalteten die damals ist vollendet und wird bald zu besichtigen noch zuständige Verwaltung der Staatli- sein. chen Schlösser und Gärten Hessen zusam- men mit dem Verein Bürger für das Welt- Der Kasseler Bildhauer Siegfried Böttcher erbe in Mulang ein Fest, in dessen Verlauf fertigte die vom Verein mit beträchlichen um Spenden für die Restaurierung des Mitteln (u.a. mit Hilfe der Fieseler-Stif- in kläglichem Zustand abgestellten Tor- tung) gesponserte Replik. Die Bemalung sos der Buddhaskulptur in der Pagode übernahmen von der Restaurierungsab- gebeten wurde. Die von Frau Anneliese teilung der MHK Barbara Häcker, Chris- 10
tiane Ehrenforth und Dr. Thomas Krämer. (MHK); Fachseminare in Potsdam mussten Das Ergebnis ist eine in Anlehnung an das bisher leider ausfallen. Die Deutsche Stif- Original gestaltete Figur des Buddha, die tung Denkmalschutz wirbt für die Einrich- nun künftig den Platz des stark beschä- tung von Jugendbauhütten bitte lesen Sie digten Torsos in der Pagode einnehmen nach unter: https://www.denkmalschutz. wird. Am UNESCO-Welterbetag am 6. de/denkmale-erleben/jugendbauhuetten. Juni 2021 besteht – hoffentlich! – erstmals html die Möglichkeit, den neuen alten Buddha in seiner Pagode zu besichtigen. Dabei Veranstaltungen 1/2021: sei eines schon verraten: er wird nicht mit dem Kopf nicken, wie es sich früher in das Betrachten Sie bitte die nachfolgenden Gedächtnis und die Herzen vieler Kasseler Angebote unter Corona-Vorbehalt. Zeit- Kinder eingeprägt hatte. nah gehen Ihnen verbindliche Daten und Teilnahmebedingungen zu. Eine Bauhütte für den Herkules? Der Verein stellt zu allen Führungen Ge- Gisela Wiegand sichtsmasken bereit. Diesen Gedanken brachte der ehemali- • 17.3. „Die Kamelienblüte“- Führung mit ge Leiter der Museumslandschaft Hessen Phlipp Hankel im großen Gewächshaus • 22.3. „Literaturspaziergang im Park“ mit And- Kassel Prof. Küster vor einigen Jahren rea C.Ortolano ins Gespräch, als klar war dass die Bau- • 25.3. „Querch durch den Bergpark“- Eine „un- schäden am Herkules viel umfangreicher gewöhnliche“ Führung mit G. Fenner waren als ursprünglich erwartet und die • 8.4. „Die Karlsaue erwacht aus dem Winter- Instandsetzung sich noch über Jahren hin- schlaf“- Führung mit Margret Baller • 22.4./3.8. Mitgliederversammlung (Pavillon ziehen würde. Am 18. Dezember 2020 hat der Christuskirche) die UNESCO die Liste des immateriellen • 26.4. „Der Neue Wasserfall und die Roteichen- Welterbes erweitert. Zusammen mit 34 allee“ mit Dr.Sylvia Schmelzer weiteren Einschreibungen wurde auch • 1.5. „Kammerkonzert im Ballhaus“: Neue das europäische Bauhüttenwesen Teil des Hoffnung auf die Eröffnung der Wasserspiel- saison immateriellen Unesco-Welterbes. Eine • 17.5. „Wo sieht man den Klimawandel?“ im Bauhütte für die andauernden Herkules- Park mit Dr. Siegfried Hoß bauarbeiten ist angedacht. Nominierung • 6.6. Welterbetag: „Der neue Buddha ist da!“ des Bauhüttenwesens für UNESCO-Regis- • 24.6. und später Baumführungen im Bergpark ter Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Wilhelmshöhe mit Eva Karner • 26.6. „Mit den Augen hören“ (Musikalische Immateriellen Kulturerbes Gemeinsame Motive in Schloss Wilhelmsthal)- Führung mit Nominierung durch Frankreich, Deutsch- Silke Renner-Schmittdiel land, Norwegen, Österreich und der • 8.7. Tagesexkursion zum Nationalpark Keller- Schweiz. wald/Edersee (UNESCO-Welterbe in der Re- gion) • 14.7. „Höfische Lustbarkeiten“ – Führung im Seit Jahren gibt es im Bergpark bereits Park Wilhelmsthal mit Dr.Barbara Richarz- eine Jugendbauhütte und diese sehr Riedl verdienstvolle Einrichtung wurde tradi- • 14.8. „Auf den Spuren Friedrichs II.“- Wieder- tionell sowohl vom Museumsverein als holung der Themenführungen zum Geburts- auch von den Bürgern für das Welterbe tag des Landgrafen • 27.8. Empfang anlässlich des 20jährigen Be- unterstützt. Trotz Corona arbeiten seit stehens des Welterbevereins im „Kübelhaus“ August 2020 wieder zwei Absolventen • 12.9. Tag des offenen Denkmals des freiwilligen sozialen Jahres in der Gar- tendenkmalpflege an den Wasser-bau- stellen im Park (Bachläufe, Wasserwege etc.). Betreuung vor Ort: Herr Lipphardt 11
Angedacht: Juli/August: Lesung im Musikpavillon mit Sabine Köttelwesch • „Maria,...die Kron aus Engelland“, die erste Gemahlin Landgraf Friedrichs II. von Hessen-Kassel • „Ich wünsche, mir keinen Zwang an- tun zu müssen“, Philippine von Preu- ßen, die zweite Gemahlin Landgraf Friedrichs II. Rainer von Hessen/Friedrich Forssman: „Kurfürst Wilhelms Schwäche für Ruinen“ Michael Keller: „Das Gartenreich in Wör- litz: Gartendenkmalpflege unter sich än- dernden Rahmenbedingungen“ Bereits in unserem letzten Rundbrief stand das Thema „Klimaveränderungen“ im Mittelpunkt, wir verfolgen dieses The- Fällarbeiten nahe Mulang Foto: Brigitte Bergholter ma auch in diesem Jahr weiter. Wir freuen uns über diese kreativen För- derideen für den Welterbeverein von der Weinhandlung Bremer und der Gold- schmiede „Allegria“: Wir begrüßen herzlich unsere neu- en Mitglieder, die seit Juni 2020 dem Verein beigetreten sind: - Brigitte und Wolfram Bremeier - Irmgard Heusener - Christel und Dr. Günter Neubeck - Hildegard Schröter - Conny Skrzipek - Irmhild und Rolf Wehner - Regitta Ottmar Herkulessekt - Kathrin Bode - Sabine Köttelwesch - Dr. Paul Hornung - Monika Wiebusch - Dr. Gerhard Neumann - Sabine Anselmann-Seydler - Gertrud Block - Youssef Awad Altatari - Xiaou Wei Teufelsbrückenring 12
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