Mitteilungen der Varnhagen Gesellschaft e. V. No. 43 (2019)

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M itte ilu n ge n der Va r nh age n G es el ls ch a ft e. V . N o. 4 3 (2 0 19 )
Rahel Varnhagens Tagebücher und Aufzeichnungen                   Ein Rezensent des Deutschlandfunks, Volkmar Mühl-
Die seit Jahren erwarteten Tagebücher und Aufzeich-           eis, erkennt in Rahels Tagebüchern Anklänge zu späte-
nungen Rahels, nach Manuskripten in der Biblioteka            ren philosophischen Thesen Hannah Arendts (z.B. »Na-
Jagiellońska in Krakau hg. von Ursula Isselstein, sind        talität« und »vita activa« als Grundbedingungen mensch-
nun erschienen! Sie bilden den Band IV der Edition            licher Existenz). Zugleich verweist er auf Rahel Varnha-
Rahel Levin Varnhagen (abgekürzt ERLV), die neuer-            gens Zeitkritik, ihre brillanten Wortschöpfungen (wie
dings nicht mehr bei C. H. Beck erscheint, sondern im         »Witzschlag« oder »Scheinschreiben«) und eine »Fülle
Wallstein-Verlag, Göttingen (1064 Seiten, 98,– €).            entwaffnend frecher Bemerkungen, die sich in ihren
  Den Teil A des Buchs bilden 14 von A bis N betitelte        Notizen finden«. Die Sendung vom 28.4.2019 ist im
Hefte; Teil B enthält lose Blätter (teils undatiert) mit      Internet unter www.dlf.de nachzuhören und -lesen.
Exzerpten, Aphorismen, »tagebuchähnliche Hefte und               Bei datierbaren Einträgen lohnt es sich, Varnhagens
Konvolute«, vier Jahrgänge eines Briefverzeichnisses,         Schriften heranzuziehen, insbesondere sein Tagebuch
Briefentwürfe, Vorlesungsmitschriften und mündliche           1819–1830 (Blätter aus der preußischen Geschichte). So
Äußerungen (aufgezeichnet von ihren Freunden Mar-             wird verständlicher, weshalb Rahel (25.2.1828) so ent-
witz, Brinkmann und Varnhagen). Ein nützliches Ver-           setzt auf die französischen Wahlen vom November 1827
zeichnis der mit »Rahel«-Etikett beklebten Bücher der         reagierte (BpG IV, 344) – obwohl die Liberalen siegten.
Bibliothek Varnhagen in der Staatsbibliothek zu Berlin        Auch manches Scherzwort, wie das über den Auktiona-
beschließt den Band. Im Gegensatz zu Briefen, die in          tor Hans v. Seydlitz-Korcibok und den schauspielernden
den ersten drei Bänden der Edition erschienen, waren          Generals-Enkel Karl Friedrich v. Zieten, steht hier (BpG
diese Notizhefte nicht zur Veröffentlichung geschrieben,      III, 117) und hätte in die Drucknachweise gehört! Doch
sondern ein Selbstgespräch. Keine leichte Lektüre und         suchte Isselstein den Zugang zu Rahel schon früh nur
nahezu unverständlich ohne erläuternden Kommentar,            über die als historisches Werk verfehlte Lebensgeschich-
den zuerst Karl August Varnhagen von Ense mit der             te einer deutschen Jüdin aus der Romantik von Hannah
Auflösung zahlreicher Namenskürzel, Datierungen, Kor-         Arendt, die Karl Augusts Wirken für Rahel missverstan-
rektur von Fehlschreibungen u. a. leistete (jetzt im An-      den und vollständig verdammt hatte. »Abgesehen von
merkungsteil mit »V.« abgekürzt aufzusuchen).                 Arendt gab es damals in Deutschland nicht viel be-
  Ein labyrinthisches Lese-Bergwerk mit Silberadern,          deutendes« (S. 941), lautet ihre Begründung. Mit dieser
Salzkristallen und unverhofften Edelsteinfunden: Die          Verabsolutierung wurden von der Edition Rahel Levin
Herausgeberin hat Rahels Handschrift mit Sachkenntnis         Varnhagen andere Forschungsleistungen seit 1900 igno-
und Akribie entziffert und im Kommentar sogar ver-            riert: Editionen (Weldler-Steinberg, Badt-Strauß), Dis-
merkt, welche Tilgungen ihrer Meinung nach von Varn-          sertationen (Dragutin P. Subotič, Charlotte Albarus), kri-
hagen und welche von Rahel selbst stammen.                    tische Akademikerinnen (Lore Feist, Käte Hamburger),
  Etwa bei der pikanten Notiz S. 56 (6.4.1809) über »die      die in Bd. 10 der blauen Rahel-Bibliothek (1983 hg. v.
abgefeimtesten Männer« und ihre »Roheit [...] in der          Konrad Feilchenfeldt, Rahel E. Steiner, Uwe Schwei-
Liebe« – sie soll laut Varnhagens Einfügung nur Berich-       kert) bibliographiert und teils dokumentiert waren.
te Pauline Wiesels und Karoline v. Humboldts resümie-            Manche Gedichte, die hier im Kommentar als »unge-
ren, nicht Rahels Erfahrung. Sie habe ihre Zustimmung         druckt« vermerkt sind, hatte allerdings Irina Hund im
bekräftigt, indem sie über eine Streichung, die laut Issel-   Almanach der Varnhagen Gesellschaft 1 (2000) bereits
stein durch Varnhagen geschah, mit eigener Handschrift        veröffentlicht. An einer Stelle, wo sie »Zensuren« und
neue Formulierungen setzte. Auch bei gelesenen Büchern        »Redigierung« durch Karl August Varnhagen erörtert
glaubt die Herausgeberin bestimmen zu können, ob Ra-          (S. 993 ff.), meint Isselstein, er habe aus Ärger Goethes
hel oder Karl August Rahels verblassende Bleistift-           Lob für Rahel unterdrückt: Der schrieb es seiner Schwie-
Anstriche nachträglich mit Tintenfeder nachgezogen hat.       gertochter Ottilie, die es Rahel mitteilte, aber Varnhagen
Endlich lässt sich feststellen, wie ein weitverbreiteter      um Jahrzehnte überlebte und den Druck hätte autorisie-
Rahel-Sinnspruch (zu finden auf Lesezeichen, Postkar-         ren müssen! Das Ehepaar habe, so Isselstein, 1824 ein
ten, Papierservietten) im Original lautet (14.10.1810, S.     1815 gedrucktes Heft des Schweizerischen Museums
78, Nr. 53): »Einen fürcherlichen Morgen verlebt, im          nach Weimar gesandt. Es handelte sich jedoch um eine
Bette noch. ›Was machen Sie?‹ ›Nichts. Ich laße das           »Reihefolge abschriftlicher Brief- und Gedenkblätter«,
Leben auf mich regnen.‹« Er stand als Zitat bei Hannah        ein Manuskript, das Ottilie dem ›Vater‹ vorlegen und
Arendt, nicht in Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre       unbedingt zurücksenden sollte: wohl eine Vorversion vom
Freunde, dessen sog. dritte Auflage Barbara Hahn (mit Um-     Buch des Andenkens. Nachzulesen im Almanach der
datierungen und Änderung der Reihenfolge) nach dem            Varnhagen Gesellschaft 3 (2015), S. 222, wo der Be-
Krakauer Manuskript bei Wallstein 2011 ediert hatte.          gleitbrief gedruckt ist.
43 (2019)
Neue Veröffentlichungen unserer Mitglieder                       unser Mitglied Andreas Rumler, das die Deutsche
Als Gottfried Keller Bd. 9 der Varnhagenschen Ta-                Welle 1988 produziert hat. Für Nr. 60 der ALG-
gebücher entschärfen sollte, hätte er wegen Napo-                Umschau schilderte er Schopenhauer in Goethes
leon III. leichtes Spiel gehabt, »ich brauchte nur               Weimar. – In der Basiliskenpresse Marburg gab
das unzähligemal vorkommende Wörtchen Schuft                     Rolf Stolz 2019 den Essayband Generation 1968 –
zu streichen« (an L. Assing, 5.12.1866). Bei Kohlham-            Nachgeburt von 1933? Dem Andenken der Freun-
mer (Stuttgart 2019) erschien nun von Klaus Dei-                 de und Genossen aus alten Zeiten heraus.
net, der eine abgewogenere politische Bilanz zieht,              ...weitere interessante Neuerscheinungen
die Studie Napoleon III. Frankreichs Weg in die                  Von Annette Wolf, Doktorandin am Leibniz-Institut
Moderne. – Auf der Webseite www.germanistik.uni-                 für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dub-
muenchen.de des germanistischen Instituts nahm                   now, erschien auf dem Institutsblog Mimeo der
Konrad Feilchenfeldt Abschied von dem am 18.                     Aufsatz: Humanismus als Ideal und Wirklichkeit.
Januar verstorbenen bedeutenden Germanisten                      Käte Hamburger deutet das Vermächtnis Rahel
und Romantikforscher Prof. Wolfgang Frühwald,                    Varnhagens. Dabei bezieht sich die Autorin auf
der u.a. Präsident der DFG und der Alexander-von-                einen Brief Hannah Arendts von 21.6.1971 und
Humboldt-Stiftung war. Für eine Literaturgeschichte              auf den Rahel-Gedenkaufsatz Hamburgers in der
Münchens (2019 bei F. Pustet in Regensburg)                      Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung Jg. 9,
schrieb Feilchenfeldt den Abschnitt Clemens                      1.3.1933, S. 65 ff. (http://mimeo.dubnow.de) – Noch
Brentanos Münchner Jahre. – Ein Theaterstück                     in diesem Jahr soll bei de Gruyter ein Sammelband
über Anita Augspurg, Neunzehn Eins Neunzehn                      zur Jahrestagung kleiner werden des Graduierten-
Neunzehn von F. Thomas Gatter, uraufgeführt                      kollegs »Kleine Formen« erscheinen. Juliane Vo-
2018, wurde im April 2019 in der Regie von                       gel knüpfte in ihrem Scherenschnitt-Vortrag »Die
Susanne Baum beim Deutschen Juristinnenbund in                   bevorzugte grammatische Äußerungsform des
Hamburg aufgeführt, mit Birgit Scheibe in der                    Ausschneidens ist das Diminutiv« an K. A. Varnha-
Hauptrolle. – Von Nikolaus Gatter steht ein Ge-                  gens Vom Ausschneiden in Cottas Morgenblatt von
dicht in Versnetze_zwölf, hg. v. Axel Kutsch, Ralf               1814 an. – Der missachtete Mann einer berühmten
Liebe: Weilerswist 2019. – Gabriele Haefs ent-                   Frau wird zu seinem 200. Todestag (1.10.) geehrt:
deckte 111 Gründe, Wales zu lieben. Eine Liebeser-               unser Mitglied Hazel Rosenstrauch widmete dem
klärung an das schönste Land der Welt; sie erschien              Bankier Simon Veit (erster Ehemann von Dorothea
bei Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2019; ein                  Schlegel geb. Brendel Mendelssohn) eine Biogra-
gleichlautend formuliertes Bekenntnis (beide Länder              phie im personaverlag, Tannhäuserring 41, 68199
erheben Anspruch auf den Titel) sprach sie ebenda                Mannheim. – In Bd. 61 (2018), S. 307–318 der
für Norwegen aus, und nannte 111 + 11 Gründe! –                  Studia niemcoznawcze (Studien zur Deutschkun-
Einem Privatdruck über den Umgang mit Annette                    de) schrieb Joanna Szczukiewicz über Briefe als
Kolbs Briefen, den 2018 unser Tutzinger Mitglied,                Medium der Freundschaft bei Alexander von Hum-
Autographenhändler Eberhard Köstler veröffent-                   boldt und Varnhagen von Ense. – Peter Sprengel
lichte, gab Walter Hettche den Titel »Ja sagn’S,                 erörtert im Hebbel-Jb. 74 (2019), S. 70–75 die Fra-
Herr Bibliothekar, was woll’n’S denn mit all dem Pa-             ge Seit wann gibt es Tragik? Rahel von Varnhagen
pier?«. Über eine gute Bekannte Varnhagens (»an-                 auf dem Weg zu Hebbel. – Kleine Texte von Hel-
genehm, voll Verstand und Sinn«, Tb VI, 425) schrieb             mina von Chézy versammelt In Deo Consilium.
er im Jb. des Adalbert-Stifter-Instituts Oberösterreich          Hg. von Bernd Kemper und Maria-Verena Leist-
25 (2018) »Wir erwarten Stifter.« Betty Paoli lädt zur           ner, mit Scherenschnitten von Elke Sieg. Das 180-
Soiree, und für das Hebbel-Jb. 73 (2018) rezensier-              Seiten-Bändchen brachte der Anthea-Verlag, Ber-
te er Bd. 1 der Tagebücher Hebbels. – Gemeinsam                  lin, der in gleicher Aufmachung schon den Bericht
mit Tiziana Corda gab Jörg Petzel den Tagungs-                   Kant in seinen letzten Lebensjahren und Goethes
band E.T.A. Hoffmanns Stadter-                                                        Reise der Söhne Megaprazons
kundungen und Stadtlandschaf-                                                         druckte. Auf diese und andere
ten (Königshausen & Neumann,                                                          Bücher der Reihe Rara Avis
Würzburg 2018) heraus und ist                                                         räumt der Verleger Detlef Stein,
darin mit einem für unsere                                                            der mit Aktivitäten im Lessing-
Thematik       hochinteressanten                                                      haus (Nicolaiviertel) an die Sa-
Aufsatz vertreten: Antijüdische                                                       lonkultur um 1800 erinnert, Mit-
Affekte oder vermeintlicher An-                                                       gliedern unseres Vereins einen
tijudaismus in E.T.A. Hoffmanns                                                       Preisnachlass von 20 % ein. –
späten Almanach-Erzählungen.                                                          Schüler des Rahel-Varnhagen-
– Hörspiele nach Fontane-                                                             Kollegs in Hagen, an dem un-
Romanen legte der DAV-Audio                                                           ser Verein im Winter 1997 ge-
Verlag zum Fontane-Jahr 2019                                                          gründet wurde, bereiten einen
als 12-CD-Paket vor – darunter                                                        Band vor, der 2019 erscheinen
eins nach dem Roman Frau                                                              soll: Tatort Hohenlimburg. Das
Jenny Treibel von Theodor Fon-               Merchandising eines Rahel-Spruchs:       Progrom 1938 und die Zerstö-
tane in der Bearbeitung durch                Mousepad, Briefpapier, Brillentücher...  rung der jüdischen Gemeinde.
43 (2019)
Termine: empfehlenswerte Veranstaltungen                 1. September, 14.00
26. Juni, 19.00                                          Dorothee Nolte: Auf den Spuren Wilhelm von
Anne Bohnenkamp-Renken / Thorsten Valk: Goe-             Humboldts in Berlin-Mitte. Teilnahmegeb. 8 €. Ver-
the und die Romantik. Ein Gespräch. Beiprogramm          anst.: Mendelssohn-Gesellschaft. Treffpunkt: Schil-
zur Goethe-Ausstellung, Veranstalter: Goethe-Ge-         ler-Denkmal auf dem Gendarmenmarkt, Berlin.
sellschaft Bonn, Eintritt 7 € / erm. 5 €, Ort: Bundes-   5. September, 13.30
kunsthalle, 53113 Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4.         Auf den Spuren Alexander von Humboldts in Ber-
27. Juni                                                 lin-Mitte. Veranstalter: Berlin-Brandenburgische
Christian Liedtke: Überall und nirgends. Vortrag         Akademie der Wissenschaften und Mendelssohn
unseres Mitglieds über Heinrich Heines Denkmäler.        Gesellschaft, Teilnahmegebühr 8 €. Treffpunkt:
Eintritt frei. Veranst. / Ort: Goethe-Gesellschaft       Markgrafenstraße / Ecke Jägerstraße, Berlin-Mitte.
Essen, ›Heldenbar‹ des Grillo-Theaters, Theater-         12. bis 14. September
platz 11, 45127 Essen.                                   Ausstellung: 3 Tage original: Die Amerikanischen
29. Juni, 19.00                                          Reisetagebücher Alexander v. Humboldts im Rah-
Martin Dinges: Bettina von Arnim und die Medizin.        men des Digitalisierungsprojekts der Uni Potsdam
Veranstalter / Ort: Marburger Haus der Romantik,         mit der Jagiellonen-Bibliothek, Krakau. 9.00–21.00,
Markt 16, 35037 Marburg.                                 Staatsbibliothek, Potsdamer Str. 33, 10785 Berlin.
10. Juli, 19.45
                                                         ...bis 15. September
Gerhard Sauder: Goethes Darstellung seiner Kind-         Ausstellung: Goethe – Verwandlung der Welt und
heit und Jugend in Dichtung und Wahrheit. Eintritt:      Goethes Gärten. Veranstalter (mit Klassik Stiftung
5 €. Goethe-Gesellschaft / Ort: Literaturhaus (Ken-      Weimar, Freies Deutsches Hochstift. Frankfurt a.
nedyhaus), Kasinostr. 3, 64239 Darmstadt.                M., Goethe-Museum Düsseldorf, Casa di Goethe,
18. Juli, 11.00
                                                         Rom) und Ort wie 26.6.
Teestunde Salon K. »...und immer und immer von           17. September, 18.00
Italien sprechen...«. Fanny Hensels Italienisches        Markus Schwering: Goethe aus der Sicht von Marx
Tagebuch und späte Briefe. Mit Blanche Kommerell         und Engels. Eintritt frei. Veranstalter: Goethe-
und Studenten der Universität Witten-Herdecke.           Gesellschaft Weimar, Ort: Goethe- und Schiller-
Eintritt frei. Veranstalter / Ort: Mendelssohn-          Archiv, Jenaer Str. 1, 99425 Weimar.
Remise, Jägerstr. 51, 10117 Berlin-Mitte, Anmel-         19. September, 19.00
dung und Information: Tel. 030-817047-26.                Eberhard Weber: Albert Schweitzers Verhältnis zu
...bis 4. August                                         Goethe. Eintritt frei. Veranst.: Albert-Schweitzer-
Ausstellung: Unausstehlich und reizend zugleich:         Zentrum, Ort: Freies deutsches Hochstift, Großer
Die Brandenburger. Von der Erfindung einer kollek-       Hirschgraben 23-25, 60311 Frankfurt a. M.
tiven Mentalität in Literatur und bildender Kunst. Di-   21. September, 20.00
So 10–12.30, 13.00–17.30. Veranstalter / Ort: Kurt       Sommervögel. Inszenierung des Lebens der Maria
Tucholsky Literaturmuseum, Schloss Rheinsberg.           Sibylla Merian in Wort, Bild und Ton. Mit unserem
22. August, 19.00                                        Mitglied Viktoria Meienberg, Waltraut Biester und
Dorothee Nolte und Ingo Schwarz: Ein Abend mit           Angelika Schmidt. Veranstalter / Ort: dieKate. kunst
Wilhelm und Alexander von Humboldt. Eintritt 18 €.       raum volksdorf, Eulenkrugstr. 60, 22359 Hamburg.
Veranstalter / Ort: wie 18.7.                            27. September ..bis 29. September
30. August (Eröffnung 18.00)... ...bis 24. November      »Nichts soll meine Schritte fesseln«. Frauenbriefe
Ausstellung: Romantik in Hessen – Eine Zeitreise.        der Romantik, u. a. über Rahel Varnhagen. Mit
Mit Vortrag von Yoshiku Noguchi: Die japanischen         Carola Opitz-Wiemers, Kerstin Hensel, Sabine Pe-
Besucher bei Jacob Grimm 1862 in Berlin. Veranst.        ters. Evangelische Akad. Meißen, Kurs-Nr. 19.307,
/ Ort: Marburger Haus der Romantik (wie 29. 6.).         Freiheit 16, 01662 Meißen, Tel. 03521 4706-0.
28. August, 16.00–17.30                                  29. September, 18.00
Emst Osterkamp: Marienbader Bergschluchten. Goe-         »Wir Schwestern drei, wir Schönen.« Taubengrau,
thes Elegie und ihr Zusammenhang mit Faust II.           sturmzerzaust und weltberühmt: die Brontë-
Veranstalter: Goethe-Gesellschaft Köln; zur Aus-         Schwestern. Von und mit unserem Mitglied Viktoria
stellung der Bundeskunsthalle Bonn (wie 26. 6.).         Meienburg und Christa Krings. Hamburger VHS,
28. August, 19.30                                        Waitzstr. 31, 22607 Hamburg, Tel. 0208905910
Frank Holl: Alexander von Humboldt: Mein vielbe-         1. Oktober, 19.30
wegtes Leben. 250 Jahre Alexander von Humboldt in        »Simon Veit, der mißachtete Mann einer großen
Reinickendorf. Eintritt: 5 € / 3 €, Veranst./Ort: Hum-   Frau.« Buchvorstellung und Vortrag der Autorin,
boldt-Bibliothek, Karolinenstr. 19, 13507 Berlin.        unseres Mitglieds Hazel Rosenstrauch zum 200.
30. August, 19.00                                        Todestag des Bankiers und Schwiegersohns von
Humboldts Russland-Reise – zweihundert Jahre             Moses Mendelssohn, von dem sich Dorothea zu-
später. Podiumsdiskussion, u. a. mit Christian           gunsten Friedrich Schlegels trenne. Eintritt frei.
Suckow, Kerstin Aranda. Veranst. / Ort: Humboldt-Uni-    Veranstalter / Ort: Mendelssohn-Remise, Jägerstr.
versität Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin.       51, 10117 Berlin-Mitte, Anm. Tel. 030-817047-26.
43 (2019)
10. Oktober Neueröffnung der Dauerausstellung           28. November, 17.00
Berliner Salon. Humboldt – Schinkel – Knoblauch.        Mary Anne Salmond: Kosmos: verwobene Welten.
Veranst. / Ort: Museum Knoblauchhaus / Stiftung         Vortrag zum Alexander-von-Humboldt-Jahr. Veran-
Stadtmuseum Berlin, Poststr. 23, 10178 Berlin.          stalter / Ort: Humboldt-Universität (wie 30.8.).
10. Oktober, 19.30                                      3. Dezember, 19.00
Wolfgang Pollert: Der Ilmenauer Bergbau unter der       Wolfgang Bunzel: »Durchdrungen vom Geist seiner
Leitung Goethes. Eintritt frei. Veranstalter / Ort:     Kunst« Bettina von Arnims Einsatz für Carl Ble-
Goethe-Gesellschaft Essen (wie 27. 6.).                 chen. Veranst./ Ort: Freies dt. Hochstift (wie 19. 9.).
15. Oktober, 18.00                                      11. Dezember, 19.30
Michael Knoche: »Tumult im feurigen Gemüte«.            Michael Schmidt: Das Leben als Kopie. Theodor
Goethe und Friedrich Nicolai im Wortgefecht. Ein-       Fontanes Roman L’Adultera. Veranstalter: Goethe-
tritt frei. Goethe-Gesellschaft Weimar (wie 19.2.).     Gesellschaft Rosenheim, Ort. Künstlerhof am Lud-
2. November, 14.00 ...bis 3. November                   wigsplatz, Rosenheim.
bitte vormerken: Jahresversammlung der Varnha-          13. Dezember, 19.30
gen Gesellschaft. Ort: Heine-Haus, Elbchaussee          Elisabeth von Thadden: Beschleunigung und Na-
31, 22765 Hamburg. Anschließend Lesung aus              turlangsamkeit. Goethes Zeitbewusstsein. Veran-
Briefen und Tagebüchern zum Thema Kurbäder              stalter: Goethe-Gesellschaft Köln, Ort: Forum / Kul-
mit Gabriele Schneider, Renate Sternagel, Angeli-       turquartier der VHS im Rautenstrauch-Joest-
ka Oppenheimer (angefragt), Nikolaus Gatter.            Museum, Cäcilienstr. 29–33, Köln.
3. November, 11.30 ebenda (bei freiem Eintritt für      27. März 2020 ...bis 4. Oktober 2020
Mitglieder der Varnhagen Gesellschaft): Buchvor-        Ausstellung: Historische Urteilskraft. Hannah
stellung mit Eckard Wallmann: Helgoland – eine          Arendt und das 20. Jahrhundert. Veranstalter / Ort:
deutsche Kulturgeschichte.                              Deutsches Historisches Museum (wie 22.11).
5. November, 19.00                                      Die Varnhagen Gesellschaft e. V.
Michael Knoche: Tumult in feurigem Gemüte. Goe-         Vorstand:
the und Nicolai im Wortgefecht. Eintritt 4.00. Ver-     Dr. Nikolaus Gatter, Köln (1. Vorsitzender)
anstalter/Ort: Freies deutsches Hochstift (wie 19.9.)   Dr. Gabriele Schneider, Mettmann (2. Vorsitzende)
6. November (Uhrzeit wird noch bekannt gegeben)         Karin Laakes, Bocholt (Schatzmeisterin)
Ein Denkmal in Bewegung. Soll die Heine-Statue          Sigrun Hopfensperger, Osnabrück (Schriftführerin)
von Louis Hasselriis nach Stationen in Rom, Korfu,      Kornelia Löhrer, Köln (Schriftführerin)
Berlin, Hamburg, Marseille und Toulon wieder nach       Schirmherrin / Ehrenmitglieder
Hamburg zurückkehren? Diskussionsveranstaltung          Prof. Carola Stern †
mit Benedikt Erenz, Christian Quadflieg sowie un-       Dr. Herrad von Lamprecht, Heidelberg
seren Mitgliedern Beate Borowka-Clausberg und           Neue Mitglieder
Christian Liedtke, der den Einführungsvortrag hält.     Jutta Zöllner-Rumler, Elsdorf
Veranstalter/Ort: Heine-Haus, Hamburg (wie 2.11.).
14. November, 19.00                                     ...wir trauern...
Uwe Hentschel: »Nun mag die Zeit des Bewahrens,         um unsere Mitglieder Ursula Püschel (1930–2018), die
wenn auch zu spät, eintreten.« (Autographen-)           bekannte Bettina-von-Arnim-Forscherin und -Editorin,
                                                        und den Verleger Michael Becker (1949–2019), der die
Sammeln als Leidenschaft. Vertretung des Landes         Greno-Ausgabe Journal einer Revolution von K. A. Varn-
Thüringen beim Bund, Mohrenstr. 67, 10117 Berlin.       hagen kommentiert hat – beide waren seit 1997 bei uns.
14. November, 20.00
»Wir Schwestern drei, wir Schönen.« Taubengrau,                 Varnhagen Gesellschaft e. V.
sturmzerzaust und weltberühmt: die Brontë-                          Hausweiler Straße 2
Schwestern. Von und mit unserem Mitglied Viktoria                      D-50968 Köln
Meienburg und Christa Krings. Veranstalter / Ort:                 Tel. 0221/16 81 27 18
Kunstklinik-Kulturzentrum Eppendorf, Martinistr. 44,            http://www.varnhagen.info
20251 Hamburg, Telefon: 040 48 15 48.
19. November, 18.00                                     Zahlungsmodalitäten für Mitgliedsbeiträge:
Alice Staškovà: »doch immer der König unserer Li-       Die Schatzmeisterin bittet unsere Mitglieder freund-
teratur«. Heinrich Heines Goethe. Eintritt frei. Ver-   lich darum, falls noch nicht geschehen, die Jahres-
anst.: Goethe-Gesellschaft Weimar (wie 17.9.).          beiträge von 24 € / 12 € (für Studierende mit Vorla-
21. November, 19.30                                     ge eines Ausweises für 2019 ff.) von sich aus zu
Hans Ulrich Foertsch: Johanna Sebus – Tod am Nie-       überweisen oder einen Dauerauftrag zu erteilen.
derrhein. Goethe-Gesellschaft Essen (wie 27.6.).        Vielen Dank! Hier unser Spendenkonto bei der
22. November ...bis 19. April 2020                      Postbank Dortmund:
Ausstellung: Wilhelm und Alexander von Humboldt.        IBAN: DE69 4401 0046 0811 2024 61
Öffnungszeiten 10.00 bis 18.00, Veranstalter / Ort:     BIC: PBNKDEFF
Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden         Spenden/Beiträge sind steuerabzugsfähig, bis
2, 10117 Berlin, Info: Tel. 30 20304-750/-751.          200 € genügt der Bankbeleg (Quittung auf Wunsch)
43 (2019)        Bilder aus dem Vereinsleben...

                                                                 Unsere Exkursion (18.5.) in die große Goethe-
                                                                 Ausstellung der Bundeskunsthalle Bonn mit 15
                                                                 Teilnehmern nutzte der Vorstand für eine infor-
                                                                 melle Sitzung beim Cafébesuch (links oben)
                                                                 Eine aus Weimar, Frankfurt a. M. und Düssel-
                                                                 dorf reichbestückte Ausstellung bot sich dar:
                                                                 rechts oben: Catharina Elisabeth, Goethes Mutter
                                                                 Mitte: Geschirr mit ›Werther‹-Motiven, um 1772
                                                                 unten rechts: Abguß vom Gesicht des lebenden Dich-
                                                                 ters (eine Totenmaske lehnte Joh. W. v. Goethe ab!)
                                                                 ...wir gratulieren:
                                                                 Am Elisabeth-Gymnasium in Halle wurden Eh-
                                                                 renurkunden und Buchgeschenke der Varnhagen
                                                                 Gesellschaft an Antonia Wohlrab und Rebekka
                                                                 Ziemer überreicht; sie erreichten mit Abiturauf-
unten: Bei einer Weinprobe am 4.5.2019 im Nassauer Hof           sätzen im Fach Deutsch auf Grundkurs- bzw.
von Bad Ems, zu der Simone Langer von „Le Vi Arte“               Leistungskursniveau jeweils die Höchstpunkt-
einlud, berichtete unser Vorsitzender von Varnhagens Kur-        zahl (15). – Glückwünsche an Dieter Kuhn und
aufenthalt mit Charlotte Wynn im Sommer 1836: Blick von          Hildegard d’Ornano zu runden Geburtstagen!
den Kolonnaden, wo er die spätere Kaiserin Augusta traf.
Im Kunst-Salon der Lyrikerin Konstanze Petersmann
                                                                                                           (Düssekldorf) wurden mehrmals
                                                                                                           Ergebnisse unserer Vereinsarbeit vorgestellt.

                                                                                                                                                   - , . r!.l,lllilll,i

                                                    NDES KU

                  ... als Ort der lnspiration, des kulturel-               Bücherfreunden gut bekannt, zitierte      Prof. Dr. Jürgen Egyptien aus Aachen
                  len Freiraums, der weiblichen Kultur                     Heinrich Heine gern und gut auf Düs-      kommentierte ein Werk von Hans Le-
                  und der §,emeinsam erlebten lnter^                       seldorfer Platt.                          bert; Prof. Dr. Volkmar Hansen sprach
                  nationalität.                                            lm Laufe der Jahre kamen Gäste            dazu. Angereist aus Dresden las der
                                                                           aus anderen Städten und Ländern:          Übersetzter Peter Gehrisch. Die Groß-
                  Schon in der Antike wurde der Salon                      unter anderem der Honorarkonsul           n   ichte des berü h mten Suprematlsm us-
                  durch Aspasia von Milet aktuell und                      der Österreichischen Republik, Hajo       Künstlers Kasimir Malewitsch übergab
                  erlangte in der Zeit der Romantik in                     Riesenbeck; Dr. Nikolaus Gatter als       der Salonni6re Gedichte des Künstlers
                  Paris, Berlin, Wien, aber auch in St.                    erster Vorsitzender der Varnhagen Ge-     zur Rezitation im Salon. Der Künstler Qi
                  Petersburg und Weimar bedeutende                         sellschaft reiste aus Köln an; Schrift-   Yang, der im Kulturbahnhof Eller aus-
                  Berühmtheit. ln unserem Jahrhundert                      steller und Asienkenner Dr. Wulf Noll     stellte, erzählte vom Leben seiner El-
                  scheint dieses Phänomen wieder zu                        war von Anfang an dabei; ebenso die       tern in Deutschland; ein Kunstmärchen
                  erwachen.                                                Kunstpädagogin Cordula Steinhoff,         rezitierte Edith Steinfartz im Mai-Salon
                                                                           die 20L8 in Venedig zur Triennale         2Ot9; an diesem Nachmittag las                       Dr.
                 Mein Salon ist geprägt durch das An-                      ausstellte; Goethe Museums-Direktor       Henning Heske seine betont naturwis-
                 liegen, jedem Gast seine Wertigkeit                       Prof. Dr. Christoph Wingertszahn un-      senschaftliche Lyrik vor.
                                               -
                 zu vermitteln und eine gegensei-                          terhielt sich angeregt über Goethe mit    Demnächst wird Prof. Ralf Escher, be-
                 tig geschenkte Zeit zu erleben. Die                       dem aus Berlin angereisten Botschaf-      kanntester Graphiker Deutschlands,
                 Grundpfeiler des Salons setzte ich vor                    ter der Vereinigten Arabischen Emirate    im Salon seine römischen und venezi-
                 13 Jahren in unserer Rhein-Metropole                      S.E. AliAbdullah AlAhmed, der in ara-     anischen Motive präsentieren, und der
                 durch Stadt-berühmte Gäste, die mit                       bischer Sprache Gedichte rezitierte.      beka  n nteste Sinologe Deutsch la nds,
                  Heinrich Heine verbunden waren.                          Musikalisch bereicherten die Salon-       Prof. Dr. Wolfgang Kubin aus Bonn, mit
                 Unter anderem war das der erste Vor-                      Nachmittage Direktor Dr. Armin Koch       einem kulturhistorischen Vortrag über
                 sitzende des Freundeskreis Heinrich                       von der Forschungsstelle Robert-          sein jahrelanges Schaffen in China in-
                         , Heine, Dozent für kunst-                        Schumann, Cellist und Komponist           formieren. Zum gemelnsamen Gedan-
                                      !   fristorische Kulturbeiträse,     Max Maxelon und Konzertflötist Klaus-     kenaustausch trägtjedes Mal eine ent-
                                      i    Karl-Heinz Theisen, den         Peter Riemer.                             spannende Pause mit Erfrischungen
                                      |, ich als Kulturbotschafter         Prof. Dr. Hartwig Frankenberg locker-     bei, während der sich die Gäste näher
                                      i einlud. Wulf Metzmacher            te mit pointierten Sprachäußerungen       kennen lernen.

          oS*o                         . präsentierte mit rheini-
                                          §t scnem Charme und Zy-
                                                                           die Beiträge auf; Künstler Dimitry
                                                                           Dymshyts, Ehrenbürger von Maryland        Allen genannten und nicht genannten
 .a
  o          ,olrsrslNil'/,,,              1 linder historische Beiträ-    - seine Bilder hängen in Galerien der     Persönllchkeiten, die gern in meinen
 sG                      Pd'1ilanil       & ge; uom Heine-lnstitut         Ukraine und den USA - stellte im Mai-     Salon als Kultur-Gast gekommen sind
 .o           tunsßnit
                                           §   las Or. Karin Füllner Ge-   Salon 201-9 aus;Galeristin Dr. Brigitte   und das Programm auf ihre Weise be-
 s!
 E                                         § Oicrrte von Heine und         Splettstößer im ,Alten Rathaus' Kaarst    reicherten, danke ich auf diesem Wege
  =
  ö
                                            § Düsseldorfer Mundart-        ist oft zu Gast; Hannes Heil, Kunststu-   von ganzem Herzen, insbesondere we-
  o                                         I Spezialistin Monika          dent der Düsseldorfer Kunstakade-         gen ihres hochherzigen Verzichts auf
 ro                                         ! Voss, auch bei den           mie, zeigte und erklärte seine Malerei.   Honorare!

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                                                                                                                                     I   ,*":t*:.
43 (2019)
Aus der Vereinspost – und weitere Nachrichten        Tagungsvorhaben der E.T.A.Hoffmann-Gesellschaft
Des 200. Geburtstages von Ottilie Assing             Mit der Generaldirektorin der Bamberger Staats-
am 11.2.2019 nahm sich eine studentische Ar-         bibliothek Bettina Wagner hat die E.T.A.-Hoff-
beitsgruppe an. Ihre Webseite Hamburgische           mann-Gesellschaft eine neue Präsidentin, der wir
Geschichten enthält einen (teils von uns bebil-      zum Amt gratulieren! Ihr Stellvertreter, unser Mit-
derten) Artikel Zwei Schwestern aus Hamburg,         glied Jörg Petzel, machte uns den reizvollen Vor-
den Florian Tropp kenntnisreich verfasst hat.        schlag, 2022 eine gemeinsame Tagung in der Stabi
Er geht auf das mitunter schwierige Verhältnis       durchzuführen. Ihr Thema führt in das Jahr 1822
von Ottilie und Ludmilla Assing ein, erwähnt ihr     zurück, in die Zeit der Zensur und Demagogenver-
politisches Engagement in den jeweiligen Gast-       folgung, als Hoffmanns (auch) politisches Märchen
ländern und besonders Ottilies Eintreten für die     Meister Floh nur verstümmelt erscheinen durfte. Zu
Befreiung der afroamerikanischen Sklaven:            gedenken wäre des 200. Todestages des Dichters.
https://hamburgische-geschichten.userblogs.uni-      »So muß ich viele Neigungswege unbetreten lassen, ich
hamburg.de/zwei-schwestern-aus-hamburg/              habe nicht einmal Tiecks Phantasus gelesen, noch weni-
                                                     ger Hoffmann, den ich wohl persönlich kenne, aber aus
Dass sich Karl August Varnhagen für seine            seinen Schriften nicht, und, ich gesteh es, in diesen doch
amerikanische Nichte stets eingesetzt hat, wird      nicht viel überraschender denken kann, als er mir per-
in den Biographien Ottilie Assings meist igno-       sönlich war.« Varnhagen an Rosa Maria Assing, 31.3.1817
riert. Kurz vor seinem Tod (10.10.1858) suchte       Nach unserem Tagungs- und Ausstellungsvorha-
er einen Verlag für sie. Auf einer Reise im Sep-     ben in Krakau 2021 böte sich so die Chance, auch
tember wollte er Heines Verleger in Hamburg          in Berlin an Rahels 250. Geburtstag zu erinnern...
für die Autobiographie Sclaverey und Freiheit
von Frederick Douglass gewinnen, wie aus dem         ›Karlchen‹-Zitate in Rahels Briefen frei erfunden?
Manuskript der Tagesblätter (Tbl) hervorgeht,        Die sog. ›duale Ausbildung‹ in Deutschland und
nicht aus den gedruckten Tagebüchern (Tb).           das Ingenieurdiplom genießen weltweit einen
                                                     guten Ruf. Die Idee der Fach- und Gewerbe-
»Bei Hrn Julius Campe vergebens angesprochen, er     schulen, einer staatlichen technischen Ausbil-
ist noch auf Helgoland.« (Tb XIV, 388, 20.9.1858)    dung, geht auf den preußischen Ministerialbe-
– »Brief an Hrn Julius Campe, dem ich das von        amten Christian Wilhelm Peter Beuth (1782–
Ottilie übersetzte Buch antrage.« (Tbl, 21.9.1858)   1851) zurück. In der Dokumentation zur christ-
Erst 1860 ließ ein Freund der Schwestern, Ge-        lich-deutschen Tischgesellschaft, die Stefan
org Schirges, Sclaverey und Freiheit drucken.        Niehaus 2003 insb. aus Quellen in der Samm-
Annegret Heinls Doppelporträt Hannah Arendt/         lung Varnhagen in Krakau herausgab, findet
Rahel Varnhagen ist nun als Video zu sehen:          sich eine rabiate judenfeindliche Rede Beuths;
https://vimeo.com/334483744                          er war Mitglied in diesem 1811 von Arnim und
                                                     Brentano gegründeten Verein, der keine Frau-
Unser einstiges Mitglied Wolfgang Bunzel hat         en und Juden zuließ. Dieser Rede wegen de-
die Korrespondenz Bettina von Arnims mit             battiert die Beuth Hochschule für Technik in
Julius Döring veröffentlicht. Zur Identifizierung    Berlin derzeit, ob sie ihren Namen ändern soll.
einer am 6.6.1839 von Bettina erwähnten »Al-         In Kleve wurde eine Plakette am Geburtshaus
exandrine«, die nach Briefen an Varnhagen            Beuths entfernt. – Einer der Initiatoren der Um-
auch diesem und Henriette Solmar bekannt             benennung stellte uns Ende Januar 2019 eine
war, suchte Bunzel unseren Rat. Manches              Anfrage betreffs Mitgliedschaft Varnhagens in
spricht dafür, dass es sich um Maria Luise           dieser Tischgesellschaft: »Bekannt ist ja«, hieß
Alexandrina von Weimar handelt – die Toch-           es in der e-Mail, »dass Varnhagen in keiner der
ter der Maria Pawlowna war an den Hohen-             Listen der deutschen Tischgesellschaft auf-
zollernprinzen Karl verheiratet. Wiederholt hat      taucht und damit nicht Mitglied gewesen sein
die Großherzogin von Weimar Varnhagen (und           dürfte, dass aber andererseits Rahel sich in
vielleicht auch Bettina?) gebeten, sich um ihre      mehreren Briefen darüber beklagt, dass ›Karl-
Tochter zu kümmern, sie zu besuchen, war sie         chen dort hin geht‹.« – Wir geben gern Aus-
doch vom kultivierten Musenhof in den Mili-          kunft, doch erwarten wir bei Anfragen dieser
tärstaat Preußen umgezogen. – Das Buch er-           Art, dass mit offenen Karten gespielt wird. Da-
schien in der ›Anderen Bibliothek‹ unter dem         her wollten wir genauer wissen: Wann und an
Titel Letzte Liebe – Das unbekannte Briefbuch.       wen gingen Rahels Briefe, aus welchem mag
Ob unsere Anregung aufgenommen wurde?                das wörtlich angeführte Zitat stammen? Auf
Jobst Thürauf teilte uns mit: »Am 13.4.2019          Rückfrage wurden uns zwar präzise Angaben
konnten wir das Adelbert-von-Chamisso-Mu-            in Aussicht gestellt, aber wir hörten nie wieder
seum eröffnen: klein, aber fein!« Immerhin sind      davon! Nach bisherigem Stand nahm Karl Au-
es fünf Räume des Musenhofes. Er findet sich         gust Varnhagen von Ense genau einmal an ei-
in Kunersdorf-Oderbruch bei Wriezen, wo              nem Mittagessen der Tischgesellschaft teil,
1813 der Peter Schlemihl entstanden ist, ge-         vermutlich, weil ihn Johann Benjamin Erhard
öffnet bis Oktober Fr 14–18, Sa/So 11–18 h.          mitnahm (BpG I, 177 f., 2.8.1820; vgl. VG-Almanach
Wir wünschen Glückauf und viele Besucher!            III, 482). Dies begründet keine ›Mitgliedschaft‹.
43 (2019)
 Dore, Mine, Karoline, Ganz- und Baumann                              Wenn Varnhagen verreiste, hütete Karolines Tante aus
 – Bediente im Varnhagen-Haushalt Mauerstraße 36 –                 Zehdenick      namens Weg(e)ner (Tbl, 5.6., 14.7.1856) die
Das Vorhaben, bei möglichst allen in Varnhagens Ta-                Wohnung.       Eigentlich  hätte Karoline Hübner nach Varn-
gesblättern Erwähnten korrekte Namen, Geburts- und                 hagens   Tod    am 10.10.1858     – er vermachte ihr wohl eine
Sterbejahre zu nennen, bereitet Schwierigkeiten bei An-            Rente   –  › Ludmillas  Dore  ‹ werden    sollen (Tbl, 8.2.1856).
gehörigen der untersten Stände. Rahels langjährige                 Doch    es   kam  anders:   Nach   einer  »Wuthscene«, die der
Aufwärterin Dorothea Marie Neuendorf (1785–1856),                  Nachlassverwalter      Georg    Ernst Reimer     schlichten muss-
als ›Dore‹ bekannt, erkankte schwer und wurde monate-              te (Ludmilla     Assing : Tageblätter,  25.10.1858),   zog sie um
lang von Varnhagen gepflegt. Als sie verstorben war,               in  die Dresdenerstr.     9 zu  ihrer  › Nichte ‹ (Cousine?),  der
erwarb er Grabstellen für sie und ihre Schwester und gab           verwitweten      Torfhändlerin    Hanna     Wilhelmine     Lehm-
die Todesanzeige auf. Rahel’s Dore lautete eine Inschrift          berg geb. Wegener. Auf dem Höhepunkt des Skandals
auf dem Dreifaltigkeitskirchhof. Die Zeitgenossen amü-             um Alexander von Humboldts Briefe an Varnhagen
sierten sich darüber: Auf Varnhagens Grabstein müsse               zitierten konservative Zeitungen Karoline als anonyme
demnach wohl Rahel’s Doren’s Dienstherr stehen!                    Kronzeugin gegen die Herausgeberin. Der Sterbeeintrag
 Tief betrauerte er die Rahel so nahe stehende Person              nennt sie Ernährerin für »7 minorenne Geschwisterkin-
und bewahrte in seiner Sammlung ihre Daguerreotypie,               der«. Sie starb 20.5.1867, 8.00 früh, an der Wassersucht.
die heute verschollen ist. Die Lebensdaten von Dores                  Unbekannt sind Lebensdaten und Vornamen des Kut-
jüngerer Schwester Karoline (1797–1867) fehlten bisher.            schers   Baumann (1785–nach 1848) geblieben, seit ca.
                                                                   1820 im Dienst der Varnhagens, zuerst in einem Brief
»Diese Beziehungen mit Zehdenik ist [!] auch eine                  Rahels an Fanny Casper (8.8.1824) erwähnt. Seinen
Erbschaft von Rahel, ihre Mutter war dort gebo-                    Dienstherrn begleitete er 1829 zur diplomatischen Mis-
ren, – und der Verkehr mit dem kleinen Ort und das                 sion nach Kassel und Bonn und später in die Kurbäder,
Gedeihen der hiesigen Übersiedler von dort, Dorens                 wo er sich um den Hund Bello kümmerte. 1831 war
und Karolinens, der Menges, Göpel, Wegener, ge-                    Baumann verheiratet, eine Tochter Mathilde zeigte sich
reicht mir zur wahren Befriedigung.« (Tbl, 17.5.1854)              am Weihnachtstag 1841 zufrieden mit der Bescherung.
  Ein Glück, dass es Klaus Euhausen gibt, der ein Orts-            Inzwischen war ihr Vater aber „ein Trunkenbold gewor-
familienbuch Badingen (bei Zehdenick) 1739–1900 er-                den und nicht mehr ehrlich« (Tbl, 25.12.1841), und ein
stellt hat (auch für Mildenberg und andere Orte Bran-              halbes Jahr später sah sich Varnhagen gezwungen, ihn
denburgs). Darin sind Tauf- und Sterberegister der Ein-            zu entlassen (an Ottilie und Ludmilla, 1.8.1842). Einen
wohner transkribiert und mit Querverweisen versehen.               Bittbrief Baumanns beantwortete Varnhagen mit einem
Varnhagen-Kommentatoren sei die Webseite des Heimat-               offenbar ansehnlichen Geldbetrag (Tbl, 10.10.1848).
forschers www.euhausen-klaus.de/badingen empfohlen; das               Nach 1858 blieben eine Johanna (zuerst 1855 erw.)
Buch kostet 45 €. Mit Herrn Euhausens Hilfe und weite-             und Karl Gottlob Ganzmann (1810–1868) im Haus.
ren genealogischen Quellen konnten wir einige Ange-                Als Nachfolger Baumanns war eigentlich Carl Fried-
stellte aus dem Haushalt in der Mauerstraße ermitteln!             rich Borchert (1815–nach 1851) aus Zehdenick vorge-
  Während Dore seit dem 11.10.1811 in Rahels Diens-                sehen (seine Mutter war eine geborene Hübner), aber
ten war, kam Karoline Charlotte Neuendorf erst 1819                ungeeignet. So wurde Ganzmann, »ein flinker Bedien-
(Rückkehr der Varnhagens nach Berlin) als Köchin in                ter« (V.s Brief an die Nichten 15.6.1842) eingestellt.
den Haushalt. Die Töchter des Zehdenicker Ackerbür-                1849 wohnte er in einem anderen Wahlbezirk als Varn-
gers Martin Friedrich Neuendorf und einer geb. Wegner              hagen. Mit der Schwester seines Mitbewerbers Borchert,
waren am 16.1.1785 (Dore) und 13.9.1797 (Karoline)                 Caroline Wilhelmine Charlotte (1824–1866), genannt
geboren. Ende Januar 1831 heiratete Karoline in Zehde-             ›Mine‹, hatte Ganzmann 1854 einen Sohn Karl Wilhelm.
nick den Stadtmusikus Christian Friedrich Hübner                   Sie heirateten erst 6.4.1858; im Mai 1861 kam Gustav
(1802–1840), Sohn eines gleichnamigen Tagelöhners zu               Benjamin zur Welt. Mutmaßlich war Mine mit jener
Badingen. Fünf Briefe Rahels an die Braut, mit kurzen              Wilhelmine Borchardt verwandt, die in Rahels Brief v.
Postskripten Dores (der das Schreiben schwerfiel), einer           9.12.1830 (Buch des Andenkens III, 467) vorkommt und
an Hübner sind erhalten. 1838 zog das Ehepaar nach                 1856 zu Dores Begräbnis erschien. 1862 war Ganzmann
Charlottenburg, wo sie in der Brauhausstr. 2 wohnten.              mit Ludmilla nach Italien gereist; in Berlin löste er ihren
  Zwei Jahre später war Karoline ver-                                                   Haushalt auf und besorgte den illega-
witwet; Mitte März 1840 kehrte sie in                                                   len Versand Varnhagenscher Tage-
die Mauerstraße zurück, wo sie mit ih-                                                  bücher. – Neu verheiratet, schrieb Ganz-
rer Schwester die Wirtschaft führte.                                                    mann im Dezember 1867 nach Flo-
Die Assing-Schwestern aus Hamburg                                                       renz, er „mechte gerne alle Montag bei
(ab Oktober 1842) vertrugen sich nicht                                                  Freulein den Tee serwiren das ich
wirklich gut mit den beiden ältlichen                                                   doch etwas für meinen Lohn tähte, so
Dienerinnen: Man wetteiferte um die                                                     aber thue ich garnichts“. Nach seinem
Gunst des Onkels und stritt darum,                                                      Tod unterstützte Ludmilla Assing die
wer das hautfreundliche Regentonnen-                                                    Ausbildung der Ganzmann-Söhne. Die
wasser benutzen durfte. Später über-        Rahels Brief & Siegel nach Zedenik          Witwe Heinrietta (sie hieß ab ca. 1874
wand sich Ludmilla und beteiligte sich                                                  in zweiter Ehe Mad. Bauer) informier-
mit an der Pflege Dores, die am 4.2.                                                    te sie über den Zustand der Grabstätte
1856 in Varnhagens Armen entschlief.                                                    des Ehepaars Varnhagen in Berlin.
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