MITTEILUNGEN JOHANNI 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
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Liebe Leserinnen, liebe Leser! Johanni – die Sonne hat den höchsten Punkt im Jahreslauf erreicht und wir erleben die größtmögliche Ausdehnung des Lichts. Innerseelisch stehen wir vor der Aufforderung des Täufers „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“. Der Gesamtorganismus Erde wartet darauf, dass wir in unserem bewussten Erleben wieder mit ihm zusammenwachsen, uns mit ihm als Ganzes erleben. In dieser geistigen Weitung ließe sich der enggeführte Selbst- bezug überwinden. Im Sinne von „weniger ist mehr“ würde hier der Verlust zum Gewinn. Die Erde rechnet mit den Herzenskräften der Menschen, es liegt an uns. In diesem Span- nungsbogen beginnt die Sommerzeit. Im Bewusstsein der besonderen Kräfte der Johanni-Zeit mit der Sommersonnenwende möchten wir Sie mit diesem Heft anschließen an das Leben rund um die Anthroposophi- sche Gesellschaft und Bewegung. Wir wollen damit nicht darüber hinwegsehen, dass wir „Wir Menschen der Gegenwart brauchen INHALT viele Monate der Lähmung hinter uns haben, in denen die Rudolf-Steiner-Häuser und das das rechte Gehör …“ – Ein Michael-Fest 4 Goetheanum geschlossen, Arbeits- und Hochschulgruppen abgesagt und das kulturelle Leben weitgehend zum Erliegen gekommen waren. Der lang geplante große Kongress Öffentlichkeitsarbeit in Zeiten von Corona 6 hätte jetzt gerade in dieser Zeit in Bochum stattfinden sollen – zurück bleibt zunächst ein Verantwortung – Wie geht das? 9 Vakuum. Wir blicken auf eine lange Zeit, in der der Begriff „Begegnung“ nur geistig zu Individualisieren und bewegen war, vor allem auf der Ebene der Selbstbesinnung. Zusammenhang bilden 10 So berichten wir nun in diesem Heft über die Bemühungen eines Entwicklungsverständ- Weiter so wie bisher? 14 nisses der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft; daneben finden Sie Berichte von Was lebt in unseren Arbeitszentren? 18 jungen Menschen, die Verantwortung für Anthroposophie und gesellschaftliche Gestal- Räume – Raum schaffen – Zwischenräume tung übernehmen wollen; wir werfen einen kritischen Blick auf die Schnittstelle Anthro- Begegnung – Gestaltung – Impulse 27 posophie in der Öffentlichkeit; die Vertreter der Arbeitszentren berichten von den regio- „Freude in Prozessen“ 28 nalen Herausforderungen, Entwicklungen und Initiativen; und schließlich möchten wir Sie zu einem Michael-Fest im Herbst nach München einladen. Mit der Hoffnung, dass Internationales Bodensee Kunstfestival „Stil und Geist“ 30 über die nächsten Monate wieder neues Leben aus unseren anthroposophischen Bemü- hungen entstehen wird, wünschen wir Ihnen eine gute Sommerzeit. Für die Redaktion, Monika Elbert Impressum: ›Mitteilungen‹ der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland e. V., Titelbild: Tafelzeichnung von Rudolf Steiner zur Johanni-Imagination, Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart Redaktion: Arbeitskollegium der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland e. V. die zu den Mysterien der Höhe, der Tiefe und der Mitte führt. Verantwortlich: Monika Elbert, Tel. 0171-7980610, anthroposophie@mercurial.de Grafische Gestaltung: Sabine Gasser • Gestaltung, Hamburg Adressverwaltung: leserservice@mercurial.de Versand mit der Vierteljahrsschrift „Anthroposophie“ an alle Mitglieder Digital auf der Internetseite der AGiD unter „Publikationen“ 2 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 3
Folgendes Programm mit Die Deutsche Landesgesellschaft lädt ein vielen künstlerischen Elementen erwartet Sie: Michael-Fest „Wir Menschen der Gegenwart brauchen Freitag bis Sonntag, 1. bis 3. Oktober 2021 das rechte Gehör …“ – Ein Michael-Fest in der Rudolf-Steiner-Schule München-Schwabing Aus welcher seelisch-geistigen Kraft lässt sich Gedanken bitte schriftlich mit, es genügt ein ein Michael-Fest in angemessener Weise fei- Satz. Er wird die Grundlage für die vertiefende ern? Die Frage nach Michael als Zeitgeist, als Arbeit im Austausch bilden. Denn die vielen Geist der Freiheit, als Lehrer der Bewusstseins- mitgebrachten Gedanken wollen wir an den seelenbildung ist eine anspruchsvolle und wird, drei Tagen in einem sozialkünstlerischen Pro- wenn ich sie stelle, sofort konkret: Sie meint zess bewegen, verbinden und weiterführen. Freitag Sonntag mich; ich werde erblickt. Wir sind gemeint, 17.00 – 18.30 Uhr 09.30 – 11.00 Uhr wir wollen es wagen und laden Sie herzlich ein, Wir sind gespannt, ob es gelingt aus der Kraft Einstimmung mit einer Üb-Werkstatt für alle, Michael-Qualitäten in der Welt: Beiträge im Oktober nach München zu kommen, um der Geistesgegenwart und Improvisation Hör- die sich auf den kommenden gemeinsamen von Gästen aus Italien, Österreich und den gemeinsam eine Michael-Festesstimmung zu Räume zu erschließen, die etwas Neues eröff- Prozess einstimmen möchten Niederlanden erzeugen. Für die Vorbereitungsgruppe waren nen, Neues zum Erklingen bringen. Viele en- hierfür blickleitend die Worte Rudolf Steiners: gagierte Beteiligte werden in den Üb-Gruppen 19.30 – 21.00 Uhr 11.30 – 13.00 Uhr „Wir Menschen der Gegenwart brauchen das dafür Möglichkeiten schaffen: Georg Schuman, Tagungseröffnung: Begrüßung, Kunst, Abrundung mit Blick in die Zukunft: Was rechte Gehör für des Geistes Morgenruf, den Kazuhiko Yoshida, Petra Ziebig, Alexander Austausch in Kleingruppen und im Plenum, will weitergetragen werden? Morgenruf des Michael. Geist-Erkenntnis will Schaumann, Musikgruppe „Steinlicht“, Jörg Begegnung der Seele erschließen dies wahre Morgenruf- Schöllhorn, Thomas Leins, Klaudia Saro, Damit ist der äußere Rahmen beschrieben, Hören.“ Anke Steinmetz und weitere. Samstag der innere ist weiter noch in Bewegung. Wir Der Samstag dient der Erarbeitung von Bei- informieren Sie gerne auf Anfrage oder bei Wie kommen wir aus diesem Bewusstsein in Bringen Sie den Mut mit, sich einzulassen, und trägen zur Michael-Festesstimmung zunächst Anmeldung darüber. eine Festesstimmung, die Michael würdig ist? lassen wir uns voneinander überraschen! Der im Plenum und dann in Gruppen, die in der Mit verschiedenen Üb- und Improvisationsele- Höhepunkt wird das eigentliche Michael-Fest Abendveranstaltung ihren Ausdruck finden menten wird es jedem Teilnehmer ermöglicht am Samstagabend sein, das von Freitagnach- sollen. Die vorgesehenen Zeiten dafür sind: Bitte melden Sie sich an bis 17. Sept. 2021: sein sich einzubringen. Nicht die Wiedergabe mittag an gemeinsam vorbereitet wird. Abrun- info@anthroposophische-gesellschaft.org, 09.30 – 13.00 Uhr von Erarbeitetem steht im Mittelpunkt. Das dend haben wir für den Sonntag eingeladen: Tel. 0711-16 43 122, Fax – 130, Plenum und Gruppenarbeit Situativ-Prozesshafte wird hier das prägende Stefano Gasperi (angefragt), Rik ten Cate und Landessekretariat, Fr. Miriam Hernandez, und verbindende Element sein. Für die Teil- Wolfgang Tomaschitz, die drei Generalsekre- 15.00 – 18.30 Uhr Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart nahme möchten wir voraussetzen, dass Sie vor- täre der Landesgesellschaften von Italien, Hol- künstlerische Gruppen bereitend mit der Frage umgehen: Was ist mir land und Österreich. Mit ihnen wollen wir den 19.30 – 21.30 Uhr Einladende Initiativträger: Monika Elbert, ein wichtiger Michael-Gedanke, was ein wich- Blick in den europäischen Raum weiten und Michael-Fest Michael Schmock, Barbara Messmer, tiges michaelisches Element? Auf was möchten hören, wo und wie in diesen Ländern michae- Florian Zebhauser, Anke Steinmetz, Sie hinweisen? Bringen Sie diesen Michael- lische Kraft wahrnehmbar ist. Marcus Gerhardts, Emi Yoshida 4 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 5
Zusammengefasst von Michael Schmock Wolfgang Müller, Journalist, im Gespräch mit dem Öffentlichkeitsarbeit in Zeiten von Corona ständlichen Form erklärt werden können. Man müsse akzeptieren, dass für Außenstehende Arbeitskollegium Im Gespräch mit dem Journalisten Wolfgang Müller manches („Kuhhörner eingraben“) zunächst kurios klingt. So müsste darum gerungen wer- den, den anthroposophischen Blick auf den Menschen und die Natur verständlich und in Dass wir uns als AGiD in Zeiten von Corona vermehrt um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern seiner Logik plausibel zu machen. Vor allem: müssen, ist mehrfach beschrieben worden. Inzwischen sind einige Initiativen entstanden, wie Anthroposophie sei nicht für die Anthropo- die gemeinsam abgestimmte „Krisenkommunikation“ mit zahlreichen anthroposophischen sophen, sondern für die Welt da, so Wolfgang Verbänden und die Homepage „anthroposophie-gegen-rassimus.de“. Im „Blätterwald“ der Müller. Wenn dieser Zug in die Sache hinein- Medien sind uns auch einzelne Artikel aufgefallen, die in sachlicher, konstruktiver Art die An- komme, werde sich alles Mögliche von selbst Wolfgang Müller wurde 1957 in Heidel- throposophie behandeln. So auch die von Wolfgang Müller. Das hat uns dazu bewogen, den begradigen. berg geboren und wuchs in Speyer am Rhein auf. 1976 Abitur am Gymnasium Journalisten aus Hamburg am 14. April in den Vorstand der AGiD einzuladen, auch wenn das am Kaiserdom. Seinen Zivildienst absol- nur per Zoom möglich war. Wir wollten ihn und seinen Hintergrund besser kennenlernen, ihn Dann sprachen wir umfassender über die An- vierte er in einer therapeutischen Wohn- fragen, wie er die mediale Wirkung der Anthroposophie gegenwärtig einschätzt und wie er auf throposophie-Kritik. Der Journalist sieht hier gemeinschaft für ehemalige Psychiatrie- die Kritikpunkte blickt. In dem 1,5-stündigen Gespräch entstanden Gesichtspunkte, die hier verschiedene Kategorien. Eine erste würde er Patienten. Anschließend Studium der Geschichte und Germanistik in Heidel- stichwortartig wiedergegeben werden sollen. als „Verspotten“ beschreiben. Die Inhalte und berg und Hamburg. 1988/89 Volontariat die Methoden werden verunglimpft. Meistens beim NDR. Anschließend, bis 2020, Re- Zunächst ging es um die Fragen rund um den Flagge zu zeigen und nicht nur die „Gegner“ ohne dezidierte Sachkenntnis, einfach weil sie dakteur, zunächst in der Wissenschafts- Rassismusvorwurf. Hier sei es wichtig - so schreiben zu lassen. Anthroposophen müssten bestimmten Menschen nicht ins „Weltbild“ redaktion, später als Fachredakteur für Zeitgeschichte. 2007 veröffentlichte er Wolfgang Müller - sich nicht stumm zu stel- „an Deck“ gehen. Eine erste Maßnahme wäre passen. Da könne man kaum Argumente fin- das Buch „Inseln der Zukunft. Mensch- len und die Vorwürfe „über sich ergehen“ zu schon, an den entsprechenden Stellen Leser- den, diesen Spott zu widerlegen. Eine andere liche Entwicklung in Zeiten der Globali- lassen. Es gehe darum, valide Antworten zu briefe und Kommentare zu schreiben, dies Form zeige sich in der Haltung, Anthroposo- sierung“ (Arbor Verlag). Jetzt freie publi- zistische Tätigkeit. finden. Im Einzelfall könnte man aus seiner möglichst kurz und prägnant, sodass die Ver- phie einfach nicht ernst zu nehmen, für rück- Sicht einräumen, dass es bei Steiner Passagen öffentlichungschancen steigen. Das wäre ein ständig und vormodern zu halten. Dann noch gibt, die problematisch sind. Entscheidend sei Anfang, der langfristig seine Wirkung zeigen eine weitere, eher psychologische Kategorie, aber, deutlich zu machen, dass die Vorwürfe würde. die etwas schwieriger ist: Wolfgang Müller be- letztlich marginale Aspekte betreffen, dass die obachtet bei manchen Kritikern eine Art „pro- Anthroposophie in ihrem Kern und Wesen Ein weiterer Gesichtspunkt bezog sich auf gressiven Selbstbeweis“, der sich am geeigneten völlig anders, freiheitlich und human orien- den „Esoterik-Vorwurf“. Müller sieht diesbe- Gegenüber (hier: der angeblich rassistischen tiert ist. Diese Einordnungen müssten An- züglich die Anthroposophie noch lange nicht Anthroposophie) der eigenen Fortschrittlich- throposophen leisten können. Zum Beispiel: gesellschaftlich angekommen. Die Anthropo- keit versichern möchte. Nach dieser Lesart ge- Warum war Steiner bezüglich des Zionismus sophie sei im öffentlichen Diskurs noch eine hört Anthroposophie nicht in die aufgeklärte skeptisch? Er wendete sich damals aus guten Randerscheinung, ihre eigentliche Perspektive Gesellschaft, sie sei „anti-aufklärerisch“ und Gründen gegen einen ethisch-religiös definier- würde kaum sichtbar. Hinter der anthropo- „von Gestern“. Auch hier gilt es, die in Wahr- ten Nationalstaat, das hatte nichts mit Anti- sophischen Esoterik verberge sich aber etwas, heit viel tieferen emanzipatorischen Potenziale semitismus zu tun! Hier ginge es auch darum, was mehr sei, das müsse in einer heute ver- der Anthroposophie transparent zu machen. 6 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 7
Matthias Niedermann Wie sehen Sie die öffentlichen Reaktionen der Anthroposophen in der Corona-Zeit? Wo Als Zukunftsperspektive beschrieb Müller noch eine weitere Denkmöglichkeit: Es Verantwortung – Wie geht das? haben wir Verbesserungspotenzial? So lau- braucht insbesondere „starke Köpfe“ aus der Arbeitstreffen mit jungen Menschen teten unsere letzten, dezidierten Fragen an Anthroposophie, sagte er, markante Stimmen, Wolfgang Müller. Seiner Ansicht nach zeigte die intellektuell ernst genommen werden. In sich die offizielle Anthroposophie (der Ver- den nächsten fünf bis zehn Jahren müssten sich Textarbeit – insbesondere mit Rudolf Steiners fahrungen, die mit einer Suche beginnen, zu bände zum Beispiel) recht konform mit den Personen finden lassen, die öffentlich relevante Vorträgen – ist eine schwere Kost! Doch nur einer Initiative oder einem Projekt führen, um öffentlichen Maßnahmen. Dann gebe es einen Positionen artikulieren können. Man müsste so lange, bis der Gedanke, der in den Druck- mit einem neuen Initial – einem Ausgangs- anderen Strang verschiedenster Mitglieder und diese Menschen auch entsprechend stützen buchstaben eingemeißelt ist, sich im eigenen punkt – zu enden. So etwa berichtete Justyna Einzelaktivisten, die relativ kritiklos ins Inter- und im Sinne der gemeinsamen Sache „auf- Denken zeigt und seine erste Kontur gewinnt. Wojciechowska von der Entstehung und der net abgedriftet seien. Was hier wie dort fehlte: bauen“. Es reiche nicht, dass vieles nur „gut Wenn dieser im Gespräch bearbeitet wird, zu Arbeitsweise der Gruppe „b-the-change“ auf das Bestreben, eine eigene, anthroposophische gemeint“ in Erscheinung tritt, wenn es nicht glühen beginnt, seine eigene Wärme, Dynamik dem „campusA Stuttgart“, wo sie und ihre 12 Perspektive deutlich zu machen. Nicht nur in „gut gemacht“ sei. In Zeitschriften etwa gehe und Lebendigkeit entfaltet, treten der Text, die Freunde nicht nur Projekte, sondern einen ge- dem Sinn, dass beispielsweise die Bedeutung es auch darum, Autoren mit Format zu finden Schrift und das Gelesene in den Hintergrund meinsamen geistigen Bezugspunkt suchen und der menschlichen Abwehrkräfte deutlich wird und zu pflegen. Wenn jemand zum Beispiel ein und setzen den Blick frei – für die Menschen. entwickeln. Mischka Kaiser erzählte vom Wal- (was auch die Schulmedizin weiß), sondern in Buch rezensiert und nur den Inhalt wiedergibt, Unser Text für das letzte Treffen war: „Die Er- dorf-Festival 2019: Wie alles mit einem von einer grundsätzlicheren Weise. Das verlange reicht das nicht, das innere Profil der Sache kenntnis-Aufgabe der akademischen Jugend“ Pferden gezogenen Planwagen begann, sich aber mehr als die (richtige) Aussage, dass Vi- muss deutlich werden. Mit mehr Systematik (in GA 217a). Wie sah diese Aufgabe für die dieses hereinziehende Bild mit der Lebens- ren allgemein zum Leben gehören. Man müsse und mehr Willen daran arbeiten, das wäre eine jungen Menschen aus, die Rudolf Steiner vor realität Schloss Hamborns verband, helfende auch – so schwierig das sei – zu klären versu- mögliche Perspektive. Zusammengefasst: Die sich hatte, und wie zeigt sie sich heute? Was Menschen dazukamen und damit das Wal- chen, wo Viren eine spezifische Problematik anthroposophische Bewegung müsste man- geschieht, wenn Menschen nur darin geschult dorf-Festival und seine über 1.000 Menschen erzeugen, auf die Antworten gefunden werden ches Sektiererische, was noch da ist, ablegen werden, ihre Kognition zu entwickeln, das beschenkt wurden. Die Textarbeit und die Ini- müssen. und sich kraftvoll der Welt zuwenden. Seelische aber, das Gefühl und der Wille, sich tiativkraft sind polare Zugänge, die sich gegen- nicht entwickeln können? Wozu die daraus re- seitig ergänzen und verstärken. Im Zwischen- Michael Schmock, Mitglied des Arbeitskollegiums und Generalsekretär der Landesgesellschaft. sultierende „seelische Beklemmung“ oder die feld entstehen die Fähigkeit und der Wille zur „seelische Atemnot“ führen, erleben wir heute Verantwortung. Seit Sommer 2020 treffen wir täglich. Werden diese Empfindungen verleug- uns regelmäßig. Ausgangsfragen sind bisher: net, abstrahiert oder gar verdrängt, entsteht Was entsteht, wenn junge Menschen für die daraus kein individueller Wille, sich mit den Weiterentwicklung der Anthroposophie Ver- Wurzelfragen des Lebens auseinanderzuset- antwortung übernehmen? Entsteht etwas Neu- © Foto: Sebastian Knust A rb zen. Der Wille bleibt bei sich, es entsteht keine es? Noch stehen wir am Anfang, die Richtung eits treff persönliche Suche, die zu neuen Erkenntnissen und die Arbeitsform sind noch nicht ganz klar. en m it ju nge führen kann. Denn die umgebende Welt vol- Wir bleiben aber am Ball und weitere Treffen nM en s c he n ler Farben, Töne und Dinge, sie wartet darauf, sind in Vorbereitung. entdeckt zu werden – individuell, existenziell Matthias Niedermann, Assistenz des Vorstands der und als wahr anerkannt! Im zweiten Teil un- Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland seres Gesprächs ging es um individuelle Er- 8 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 9
Michael Schmock Individualisieren und Zusammenhang bilden Ein Arbeitstreffen mit Hochschulverantwortlichen in Stuttgart Das geplante Kolloquium am Samstag, den • Die Hochschule braucht eine Neugestal- 20. März 2021 in Dornach zu „Gegenwartsfra- tung, die auch zu neuen Verabredungen gen der Freien Hochschule und ihrer 1. Klasse“ führt (zum Beispiel der Weg zum Lektor- musste Corona-bedingt ausfallen. Daraus ent- bzw. Vermittlersein). Dabei ist es wichtig, stand eine Verabredung der Mitwirkenden und dass das Gewordene geachtet wird und dass © Monika Elbert Mitgestalter des Kolloquiums am gleichen Tag es hier um eine geistige Gestaltbildung geht. (als Ausweichoption) in Stuttgart. Mit dabei Eigentlich müsste das mindestens im euro- waren: Claus-Peter Röh, Johannes Kühl und päischen Kontext besprochen werden. Oliver Conrad aus Dornach sowie Herbert Heinz Friedrich, Martin Schlüter, Antje Putz- • Die Vermittlerfrage ist ein zentrales Thema, ke, Monika Elbert, Michael Schmock, Wolf- auch angesichts der vielen vermittlerfreien gang Kilthau, Matthias Bölts, Michael Fischer Gruppen. So stellt sich auch die Frage nach aus Deutschland. Ziele des Treffens waren ein Nachwuchs und Weiterbildung von Ver- • Es gibt in Deutschland immer mehr Men- • Wie werden die „frei gebildeten und un- ausführlicher Austausch zu den Gegenwarts- mittlern. schengruppen, die eine eigene Arbeits- und gebundenen Gruppen“ anerkannt? Wie fragen der Hochschule und die Entwicklung Üb-Methode im Umgang mit den Mantren entsteht ein wirklicher Zusammenhang? von möglichen nächsten Schritten auf dem • Anthroposophie wird vielfältig lebendig. Im entwickeln. So zum Beispiel in einer „Jungen Braucht es nicht den Duktus einer offenen Felde der Hochschulgestaltung. medizinischen Leben, in den praktischen Hochschulgruppe“ mit ca. 15 Studentinnen Willkommenshaltung statt skeptischer Dis- Arbeitsfeldern. Es geht um Zusammenarbeit und Studenten in Stuttgart. Hier werden tanz, unabhängig von der „blauen Karte“? Um in das Thema einzusteigen, schilderten mit geistiger Verantwortung. Ist Hochschu- Fragen bewegt in Bezug auf die gegenwär- Martin Schlüter und Heinz Friedrich eini- le dann ein „Meditationsverein“? Was ist der tigen Hochschulformen. Wenn der Zu- • Es geht um die Stärkung der Verschieden- ge Motive zum tieferen Verständnis und zur Kern der Hochschulqualität? sammenhang mit der Hochschule gewollt heit. Die Schwelle ist immer individuell. Begegnung mit dem „Hüter der Schwelle“. wird, wie entsteht dieser menschlich-geisti- Wie können wir hier im Sinne neuer Gestal- Im Anschluss folgten Schilderungen aller Be- • Der Berufsimpuls der Sozialtherapie bei- ge Zusammenhang? Ist eine solche Gruppe tungen Perspektiven schaffen? teiligten zu der Frage: Was ist für mich die spielsweise: Hier geht es darum, die Anth- Teil der Hochschule? Gelten einzelne Mit- Kernfrage zur Gegenwartssituation der Freien roposophie ins Leben zu bringen. Es sind arbeitende ohne „blaue Karte“ dennoch als • Einerseits liegen alle Texte offen. Alles ist in- Hochschule? Wo sehe ich ein Problem bzw. aber kaum noch Anthroposophen da, die Mitglied der Hochschule? Wie entsteht aus dividuell in jederart Formen möglich. Jede eine Aufgabenstellung? Die Voten dazu seien das tragen könnten. Selbst wenn dies nicht den berechtigten Individualisierungsformen Gruppe kann so arbeiten, wie sie es ausge- hier andeutend wiedergegeben, ohne Anspruch das Entscheidende ist, stellt sich die Frage: von verschiedenen Gruppierungen der Zu- stalten will. Woraus entsteht der Zusam- auf Vollständigkeit: Wie kommt der Geist der Hochschule in das sammenhalt der Hochschule? menhang mit der Hochschule? Wie können jeweilige praktische Arbeitsfeld? die Bedingungen transparenter werden? 10 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 11
• Hochschule ist eine übergeordnete Gemein- um ein einfühlendes Sprechen und Hören. meditativen Lebens im „privaten Sinne“ • Das Thema „Individualisierung und Mitte- schaft, die sich durch viele Jahrzehnte ent- Dann wird zum Beispiel die Stunde gelesen führt. Wenn der Zusammenhang mit der Bilden“ sollte in weiteren Kolloquien be- wickelt hat. Einem ehrlichen, offenen Blick und zum Abschluss die dritte „Tafel“ ge- Hochschule als Ganzes gesucht wird und wegt werden. Hier scheint ein Schlüssel zur auf die Entwicklung und die Geschichte sprochen. Hier führen das „innere Gelöbnis“ mit einem Vermittler abgesprochen wird, Verständigung über eine Zukunfts-Hoch- der Hochschule sind wir bislang gerne aus und das inhaltliche Verstehen des Hüters zu kann durch ein bewusstes Mittragen der schulentwicklung zu liegen. Als zweites dem Weg gegangen. Hier wirken verschie- der Kraft der geistigen Verbundenheit. Verantwortung eine Verstärkung der Hoch- Thema sind die vertiefende Arbeit an der Be- dene Strömungen und Menschenschicksale. schule und damit der anthroposophischen deutung des Hüters der Schwelle sowie die Diese Geschichte ist auch behaftet mit einer • Wie entsteht aus Differenzierung Zusam- Bewegung entstehen. Dieses „Informations- „karmische Doppelgänger-Entwicklung“ Doppelgänger-Kraft. Ohne Hüter-Begeg- menhang und daraus eine neue Mitte? Auch blatt“ soll weiter ausgearbeitet werden. der Hochschule selbst herausgestellt worden. nung gibt es keine Entwicklung! Nach den mit den ungebundenen Gruppierungen? Die Themen sollten als Aufgabenstellungen benannten Differenzierungen muss man Vielleicht braucht es hierfür neue Räume. • Es bräuchte ein deutliches „Statement“ der im Bewusstsein bleiben. sagen: Der Schlüssel zur Hochschule liegt Neue Räume, die von der Institution Hoch- Hochschulverantwortlichen zu dem Thema, nicht nur im Goetheanum, sondern außer in schule auch gewollt werden. auch auf weiteren Kolloquien und Hoch- • Das wegen Corona ausgefallene Kolloqui- den Sektionen vor allem auch in den Herzen schultagungen. um in Dornach zu diesen Entwicklungsfra- der Schwestern und Brüder, die an diesen Das Gespräch vertiefte sich an diesen Themen, gen der Hochschule sollte möglichst noch in Inhalten zusammenarbeiten. Der Zusam- vor allem an der Individualisierung und der • Es bräuchte (mindestens im deutschspra- diesem Jahr nachgeholt werden. menhang entsteht durch eine existenzielle Mittebildung. Dabei wurde deutlich, dass hier chigen Raum) ein Hochschulorgan (Platt- Verbindung mit dem Karma der Anthropo- viele Unsicherheiten und Unklarheiten liegen. form?), in dem die aktuellen Fragestellungen • Perspektivisch besteht die Möglichkeit, dass sophischen Gesellschaft und mit dem Hüter Hier müssten ein neues Bild, neue „Räume“ sowie die Einladungen und Berichte zu den im Frühjahr 2022 wieder eine deutschland- der Schwelle. Es ist eine offene, transparen- eröffnet werden, die den Willen zur Zusam- verschiedenen Hochschulbemühungen ein- weite Hochschultagung in Stuttgart statt- te, geistig-geschwisterliche Verbindung. Die menarbeit im seelisch-geistigen Raum deutlich bezogen und auch besprochen werden. Ein finden könnte. Dazu müsste sich erst ein Mitte bildet sich durch die Begegnung mit machen. solches Blatt ist bereits durch private Initiati- Verantwortungskreis finden. dem Gesellschafts-Hüter. Daraus entsteht ve von Elisabeth Wutte und Günter Röschert eine Verpflichtung, ein „Gelöbnis“. Die Zum Ende des Gespräches wurde auf Perspek- entstanden. Es wäre wichtig, dass von Seiten So weit einige Notizen aus dem Gespräch in Hauptaufgabe heute besteht in einer strö- tiven geschaut, die in diesem Sinne die Hoch- der Deutschen Landesgesellschaft diese In- Stuttgart. Zusammenfassend kann man sagen, mungsübergreifenden geistigen Forschung. schule in ihren Entwicklungspotenzialen sicht- itiative aufgegriffen und ausgestaltet wird. dass es ein inhaltlich tiefes, aber auch sachlich bar, erkennbar und erlebbar machen können. Es geht um ein Organ, in dem man durch konkretes Gespräch gewesen ist, das auch neue • Am Beispiel einer Hochschulgruppe am Bo- Dazu wurden ganz unterschiedliche Schritte Selbstreflexion auf die Entwicklungsfelder Perspektiven eröffnet. densee wurde geschildert, wie verschiedene angesprochen, die hier in verkürzter Form zu- der Hochschule schauen kann. Michael Schmock, Mitglied des Arbeitskollegiums „Üb-Elemente“ die Arbeit in der Gruppe sammengefasst werden: und Generalsekretär der Landesgesellschaft vertiefen können. Durch gemeinsame eu- • Der konkrete Schritt des Hamburger Hoch- rythmische Übungen, durch den Blick in • Die Hochschulleitung entwirft gegenwär- schulkolloquiums in der Zusammenarbeit die Natur und Landschaft, durch ein Hör- tig eine Neubeschreibung der Hochschule. mit „Freien Gruppen“ und ihrer Arbeits- erlebnis der Mantren, das auch ein innerli- Einleitend wird hier beschrieben, dass sich methodik soll im Herbst dieses Jahres eine ches Hören beinhaltet. Dabei geht es nicht gegenwärtig die Hochschularbeit in viel- Fortsetzung und Vertiefung finden. Geplant um lautgewaltige, dramatisierende, offen- fältige Formen individualisiert und für ver- ist der 12. bis 13. November 2021. barungsschwangere Darbietungen, sondern schiedene Gruppen zu einer Vertiefung des 12 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. 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Angelika Sandtmann Weiter so wie bisher? Als vor fast anderthalb Jahren ein Pandemiege- schehen einsetzte und mit ihm ein gesellschaft- licher Ausnahmezustand ausgelöst wurde, hat wohl niemand geahnt, dass dieser bis heute anhalten und welche immensen Folgen er mit sich bringen würde. Das Geschehen traf die Menschen in aller Welt je nach Standort und konkreter Lebenssituation höchst unterschied- lich. Neben schwerem Leid durch Hunger, Krankheit, Tod, Existenznöten und Isolation gab es durchaus auch befreiende Erfahrungen wie die Erleichterung, aus dem festen Korsett des Alltags unversehens herauszukommen und Zeit zur Besinnung zu haben. Die „geschenk- te“ Zeit des ersten Lockdowns nutzten nicht wenige Menschen, um die Schönheit ihrer näheren Umgebung zu erkunden, die sie so noch gar nicht oder lange nicht mehr beach- tet hatten. Staunend wurde der ungewöhnlich klare, blaue Himmel im Frühjahr 2020 wahr- genommen – ein sichtbares Zeichen für die drastische Reduktion des Flugverkehrs. Was die mahnenden Appelle der Naturschützer bis- her nicht auszurichten vermochten, nun auf einmal ging es! Viele Menschen empfanden die eingetretene Johannes im Museum Schnütgen Köln Situation als einen deutlichen Weckruf, die bisherige Lebensweise grundlegend verändern zu müssen. Stimmen wurden laut, dass ein Zusammenhang bestehe zwischen der leichte- ren Übertragbarkeit der Viren vom Tier zum 14 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 15
Menschen und dem und Weinsäufer, den Freund der Zöllner und die uns gegenseitig befeuern kann, wie auch Rückgang der Arten- Sünder.“ (Lk 7, 33–34). Jesus vergleicht sie mit immer die konkrete äußere Situation gerade vielfalt sowie weiteren launischen Kindern, die auf dem Marktplatz sein mag. Im biblischen Bild gesprochen: Wer menschengemachten sitzen und verlangen, dass die anderen stets Johannes und Jesus nach gewohnten Maßstä- Umw e lt pr oble me n . nach ihrer Pfeife tanzen. ben und überlieferter Weisheit beurteilt, wie es Das johanneische „Än- die Pharisäer und Schriftgelehrten taten, wird dert euren Sinn“ lag in Was in der gegenwärtigen angespannten Lage das Außergewöhnliche und Zukünftige von der Luft. ungemein schwerfällt, aber mehr denn je för- ihnen nie bemerken. derlich wäre, ist Unbefangenheit den anderen Diese Stimmung ist nach Menschen, aber auch sich selbst gegenüber. Johannes der Täufer, von dem Jesus bezeugt: meiner Wahrnehmung Was wäre, wenn ich mir bewusst vornähme, „Größer als Johannes ist keiner unter den von mittlerweile weitgehend meine Wünsche wie von außen ruhig anzu- Frauen Geborenen“ (Lk 7, 28a), verwies stets verflogen. Allseits steht schauen? Was sind vielleicht nur Gewohn- auf den nach ihm Kommenden, der nicht mit nun der Wunsch im Vorder- heiten, die ich auch ablegen könnte? Worin Wasser, sondern in heiligem Geiste und im grund, den vermissten Zu- verbirgt sich das, was mir wirklich wichtig Feuer taufen werde. Johannes hat sich nicht stand „davor“ wiederzuerlan- ist? Taucht durch die Erfahrungen in der auf seiner Größe ausgeruht, ein „Weiter so gen: „Wann kann ich endlich Zeit der Einschränkungen sogar viel klarer wie bisher“ gab es für ihn nicht. In Goethes wieder …?“ Schuldzuweisungen auf, worauf es mir ankommt? Oder wenn ich Gedicht „Selige Sehnsucht“ aus dem Westöst- nehmen überhand, wer einen da- erst einmal ohne vorgefasste Vorstellung und lichen Divan lebt viel von dieser Johannistim- ran hindere. Die Menschheit wird Wertung aufmerksam wahrnehme, wie sich mung. in „Gute“ und „Böse“ eingeteilt z. B. verschiedene Begegnungsarten von der Angelika Sandtmann, Simmern, Mitglied des Arbeits- – je nach Einschätzung der Lage Qualität her unterscheiden? Lässt sich durch kollegiums der Anthroposophischen Gesellschaft in mit umgekehrtem Vorzeichen. Mir meine Aktivität diese Qualität beeinflussen? Deutschland. scheint, dass wir weitgehend in einem Kann ich mein Urteil zunächst zurückhal- Zwangsfolgern gefangen sind. Entspre- ten, wenn mir jemand eine Ansicht mitteilt, chend den Grundannahmen versucht die mir sehr abwegig scheint? Vielleicht habe man Andersdenkende mit „objektiven“ ich mich noch nicht genügend darauf einge- Zahlendaten davon zu überzeugen, dass sich lassen und die Gesichtspunkte sowie das An- die eigene Ansicht bestätigt. Das erinnert an liegen, die damit verbunden sind, noch nicht die Einstellung der Pharisäer und Gesetzesleh- verstanden. Womöglich kommen wir nach „Verbrennen musst du dich wollen rer gegenüber Johannes dem Täufer und Jesus einer Weile zu etwas Neuem, das keiner bis- in deiner eignen Flamme: Christus. Keiner von beiden konnte es ihnen her bedacht hat. Weiterführend wird es, wenn wie wolltest du neu werden, recht machen: „Denn Johannes der Täufer ist wir uns als Menschen begegnen, die offen um wenn du nicht erst Asche gekommen, aß kein Brot und trank keinen eine Gestaltung ringen, und nicht als Vertre- geworden bist!“ Wein, und ihr sprecht: Er hat einen Dämon in ter von festen Positionen. An dem Wie meiner sich. Der Menschensohn ist gekommen, er isst Haltung zum anderen wird sich letztlich ent- Friedrich Nietzsche und trinkt, und ihr sprecht: Seht den Fresser scheiden, ob eine zuwendende Nähe entsteht, (Werk: Also sprach Zarathustra) 16 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 17
Vertreter*innen der Arbeitszentren Was lebt in unseren Arbeitszentren? lange geplante Renovierung unseres Euryth- mie-Übraumes inklusive Einbau eines Holz- und Mitglieder in diesen Krisenzeiten erfreu- licherweise angestiegen ist. Dafür sind wir schwingbodens zu realisieren. Finanziell war herzlich dankbar. Viele schätzen es, doch noch dies trotz Einbußen bei den Raumnutzungs- einen analogen maskenfreien Ort der geistes- und Veranstaltungserlösen möglich, weil die wissenschaftlichen Arbeit zu haben. wählt. Dabei wurden die beiden bisherigen Spendenbereitschaft unserer Berliner Freunde Armin Grassert, Berlin ARBEITSZENTRUM BERLIN Geschäftsführer mit deutlichem Votum in ihrem Amt und ihrem Arbeitsstil bestätigt. Der neu gewählte IK hat umgehend seine Ar- kreises in Kiel geplant. Auf diesen Besuch Das Jahr 2020 begann in Berlin sehr positiv: beit aufgenommen und arbeitet seither wieder ARBEITSZENTRUM NORD hatten wir mit viel Vorfreude geblickt, um das Die Bühne unseres großen Saals im Rudolf wertschätzend und konstruktiv zusammen. So Umfeld unserer neuen Kollegin kennenzuler- Steiner Haus bekam einen neuen Holzfuß- wurden etliche neue Veranstaltungsformate nen und weil aus Schleswig-Holstein schon im boden und neue Vorhänge, die rechtzeitig im entwickelt und insbesondere die Förderung Vorfeld ein reges Interesse an einem Austausch Februar zur Aufführung des vierten Mysteri- der Eurythmie intensiviert. Dies fand seinen signalisiert wurde. Auch ein weiteres geplantes endramas der Weimarer Spielergruppe fachge- Höhepunkt in einer „Langen Nacht der Eu- Mit viel Liebe und Engagement hatte Klaus Treffen im April in Hamburg konnte nicht recht montiert waren und so dem Hause einen rythmie“, an der Ende Oktober im Rahmen Landmark die Stelle des Geschäftsführers aus- stattfinden. So steht das AZ-Nord jetzt nach neuen Glanz verliehen. einer dreistündigen Aufführung 19 Euryth- gefüllt und Brücken zwischen Menschen, aber dieser langen Pause und den großen inneren mistinnen/Eurythmisten bzw. Ensembles auch zwischen Zweigen und Gruppen gebaut. Veränderungen wirklich vor der Aufgabe einer Von Mitte März bis Mitte Mai fanden dann einen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen Sein Tod im Januar 2021 hat für das Arbeits- Neufindung. zwangsverordnet keine Veranstaltungen vor darboten. Ebenfalls im Oktober war das Ru- zentrum Nord einen großen Einschnitt bedeu- Publikum statt, unser Rudolf Steiner Haus dolf Steiner Haus Versammlungsort für das tet. Die letzten drei Jahre hatte das Kollegium Das AZ-Nord hat sich vorrangig den Aus- als geisteswissenschaftliche Arbeitsstätte blieb von der Freien Bildungsstiftung veranstaltete vertrauensvoll Hand in Hand arbeiten können. tausch im Bereich der Zweig- und Gruppen- aber für die individuelle Arbeit durchgehend und viel beachtete Kolloquium zur Aufarbei- Noch im September 2020 ist das ganze Kolle- arbeit zur Aufgabe gemacht. Diese Arbeit geöffnet. Damit verbunden musste unsere tung der Corona-Krise. Ein ganzes Wochenen- gium mit großer Zustimmung bei den Wah- erstreckt sich über fünf Bundesländer: nörd- Jahresmitgliederversammlung in den Juni de wurde versucht, sich diesem Phänomen aus len bestätigt worden. Darüber hinaus durften liches Niedersachsen, Schleswig-Holstein, verschoben werden. Sie wurde mit Spannung geisteswissenschaftlicher Sichtweise zu nähern, wir uns über die Vergrößerung des Kollegiums Hamburg, Bremen und westliches Mecklen- erwartet, weil sich erstmalig seit 14 Jahren und es wurde viel Positives über diese Veran- durch Michaela Beate Ulfers aus Kiel freuen. burg-Vorpommern. Das Veranstaltungswesen für die Ämter der Geschäftsführung und der staltung berichtet. Leider konnte Klaus Landmark sehr bald nach liegt eher bei den Zweigen selber, in Hamburg Hausverantwortung mehrere Kandidatinnen/ dieser Wahl sein Amt nur noch vom Kranken- vor allem beim Rudolf Steiner Haus Hamburg Kandidaten beworben hatten und die Ent- Ab November wurde dann die öffentliche Vor- lager aus führen und musste es schließlich Mit- und dem Zweig am Rudolf Steiner Haus, wo es scheidungen gemäß unseres Statutes von den trags- und Aufführungstätigkeit zwangsweise te Januar ganz niederlegen. immer wieder zu schöner Zusammenarbeit mit Mitgliedern per Wahl zu treffen waren. Da wieder lahmgelegt. Lediglich unsere tradi- dem AZ-Nord kommt. In diesem Jahr ist vor dies auch per Briefwahl möglich war, wurden tionelle Weihnachtsfeier konnte am 25.12. als Alle Treffen seit dieser Wahl mussten leider allem die Beuys-Ausstellung mit Vortragsrei- die neuen Mitglieder des Initiativen-Kreises weltanschaulich-kultische Veranstaltung noch Corona-bedingt abgesagt werden. Zunächst he zu erwähnen, die Rudolf Steiner Haus und (IK), darunter die neue Schatzmeisterin, mit gemeinsam begangen werden. Die ruhige Zeit im November, dann verschoben auf Februar AZ-Nord mit großer Öffentlichkeitswirksam- einer größeren Wahlbeteiligung als sonst ge- zwischen den Jahren wurde genutzt, um die war ein Treffen des Norddeutschen Arbeits- keit gemeinsam veranstalten. 18 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 19
Ein neuer hoffnungsvoller Impuls ist der Ver- Verhältnis stehen diese Glieder zueinander? Thomas Kracht gehörte seit 1979 zu den Mit- Mit dem Ausscheiden dieser beiden Kollegen such einer Zusammenarbeit auf dem Felde der Was sind zeitgemäße Arbeits- und Forschungs- wirkenden im AZ, ab 1988 zum Vorstand. Er geht eine Ära des Arbeitszentrums zu Ende. Allgemeinen Anthroposophischen Sektion. formate? Wie können diese sich heute in freier arbeitete eher still und zurückhaltend, aber Doch lassen die ersten Sitzungen mit den zwei Auch hierbei stellen sich den Beteiligten ganz und konstruktiver Weise finden und befruch- kontinuierlich und zuverlässig mit. Nicht zu- neuen Kollegen Hans Georg Klein aus Heidel- grundsätzliche Fragen: Wie unterscheiden sich ten? Das sind heiß und innig diskutierte The- letzt im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit berg und Roland Krieg aus Darmstadt, sowie die Aufgaben der Anthroposophischen Gesell- men, bei denen hoffnungsvoll und tatenkräftig und den Erfahrungen im Hardenberg Institut der Eurythmie-Dozentin Margarete Koko- schaft, der Freien Hochschule für Geisteswis- der Wille zur Gestaltung neuer Zukunftsfor- für Kulturwissenschaften in Heidelberg, das er cinski aus Mannheim als Gastteilnehmerin, senschaft und der Allgemeinen Anthroposo- men aufleuchtet. mitbegründet und mitgeprägt hat, brachte er auf eine fruchtbare Weiterarbeit hoffen. Zu phischen Sektion voneinander und in welchem Anke Steinmetz, Lilienthal bei Bremen im AZ bei allem eine suchende und forschen- den beiden neuen Kollegen siehe die „Mittei- de Gesinnung ein. Seine langjährige Übung lungen“ des AZ Nr. 30 auf der Website. Wie- in Erkenntnisgesprächen ließ ihn sehr oft die dergewählt wurden Alfons Geis (Mannheim/ Textarbeit am Werk Rudolf Steiners einleiten Stuttgart), Jörg Schöllhorn (Landau) und Bar- fördert. Auf der Jahresversammlung des AZ und führen und dabei das Verständnis voran- bara Messmer (Frankfurt). ARBEITSZENTRUM konnte er sein Vorhaben vorstellen und zu- bringen. Insbesondere die Begriffe des Den- FRANKFURT AM MAIN gleich auf die Brisanz der Geschichtsforschung kens und des Verstehens wurde er nicht müde Was sonst noch interessieren könnte hinweisen, da wir Gegenwartsprobleme ohne zu differenzieren und zu unterscheiden. Kenntnis der Vergangenheit nie lösen werden. Die überregionalen Arbeitskreise trafen sich Ferner untersucht Kristin Lumme mit einem Uwe Battenberg kam Ende der 1980er Jahre in seit März 2020 kaum, der Frauenrat begann Team die Wirkung auf Kinder und Heran- den Zweigvertreterkreis und fiel sofort durch 2021 mit Video-Sitzungen. Es gibt jetzt einen Forschung und Austausch wachsende, wenn Märchen als Puppenspiel/ seine nonkonforme Erscheinung und origi- Flyer des Frauenrats, der auf der Website des Die Ankündigung des vierten Forschertags für Theater oder als davon erstellter Film gezeigt nellen Beiträge auf. Seit 1993 gehörte er dem AZ zu finden ist. Zur Ausstellung „Friedens- den 23. Januar 2021 fand so viel Resonanz wie werden. Das Projekt entstand angesichts der Vorstand des Arbeitszentrums an. Nach hand- impulse von Frauen“ konnte im Juni 2020 ein noch nie: Dr. med. Dörte Hilgard (Herdecke) derzeitigen Zunahme von Video-Unterricht werklicher Grundausbildung und Praxis arbei- Vortrag über Käthe Kollwitz‘ Umgang mit wollte von ihrer Forschung zu Kinder-Dia- an Waldorfschulen und geht der drängenden tete er viele Jahre in der Lebensgemeinschaft Lebens- und Todeskräften stattfinden. Tref- betes berichten und Prof. Dr. Edwin Hübner Frage nach, was das Medium Film bewirkt. Sassen. Seit 1993 war er neben seiner Arbeit fen des Kollegiums und seines Beratungskrei- (Frankfurt) zum Thema „Inmitten selbstän- Hierfür wurde ebenfalls eine größere Summe als Künstler auch als Dozent für Malerei und ses waren immer wieder möglich; die Gruppe dig operierender digitaler Geräte – wer ist der bereitgestellt. Zeichnung tätig. Ab 2012 erlebte und gestal- gibt sich Aufgaben aus der Wahrnehmung Mensch?“ Doch leider musste der Forschungs- tete er als Professor an der Alanus-Hochschule der AZ-Regionen und pflegt einen nützlichen tag Corona-bedingt wieder abgesagt werden Zur Jahresversammlung: den Umschwung von einer Kunst-Hochschu- Austausch der Zweige untereinander. Ferner und wurde um ein Jahr auf Januar 2022 ver- Abschied und Neuwahlen le zur akkreditierten Universität mit all seinen konnten stattfinden ein schöner Studientag schoben. Licht- und Schattenseiten mit. Er bereicherte mit dem Zweig Saarbrücken, Treffen der Klas- Die Jahresversammlung am 20. März 2021 das AZ durch intuitive Anregungen sowie et- senvermittler sowie eine Michaeli-Feier aus si- Die Forschung hingegen geht trotz Corona fand in einem sehr kleinen Rahmen statt, was liche Vorträge und Referate zu dem Kunstim- tuativ gestalteten und vorbereiteten Beiträgen weiter: Der Historiker Andre Bartoniczek aus vor allem für den Vorstandswechsel bedauer- puls Rudolf Steiners, dessen Verständnis und in Frankfurt. Mannheim wird vom Arbeitszentrum für sein lich war. Thomas Kracht und Uwe Battenberg seiner zeitgenössischen Wirksamkeit. Barbara Messmer, Frankfurt am Main Projekt „Das Motiv des ‚Dritten Weges‘ in der schieden etwas unspektakulär aus, wobei sie deutschen Wende- und Nachwendezeit“ ge- anderes verdient hätten. 20 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 21
ARBEITSZENTRUM Der Mülheimer Zweig bietet mithilfe von als Lehrerin ein neues Betätigungsfeld gefun- dern uns immer wieder zu neuen Sichtweisen NORDRHEIN-WESTFALEN Zoom eine Arbeit über die Leitsätze an. An den hat. auf. So bleiben wir eine offene und lernende dieser Arbeit nehmen auch Menschen aus den Gesellschaft und leben mit der Hoffnung, dass Nachbarzweigen teil. Sie sind dankbar, dass Die sich stets wandelnden Herausforderungen die unmittelbaren menschlichen Begegnungen es auf diese Weise möglich ist, in einen Aus- machen das Leben bunt und vielfältig und for- bald wieder vermehrt stattfinden können. Die Einschränkungen, die uns durch die Pan- tausch zu kommen. In Wuppertal fand ein Klaudia Saro, Essen demie auferlegt wurden, haben uns in NRW Treffen von Mitgliedern statt, die ein regio- vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Wir nales Zweigtreffen für NRW planen, das am versuchten, so gut es ging und wie es die Ver- 28.8.21 in der Waldorfschule in Hagen statt- ten kann. In besonderer Weise sind wir aktuell ordnungen zuließen unsere Aufgaben zu er- finden wird. Anlässlich von 100 Jahren Joseph ARBEITSZENTRUM HANNOVER vor die Aufgabe gestellt, im Sozialen zu üben, greifen. Hatten wir nach den Sommerferien Beuys sind vier Veranstaltungen in verschiede- gegebenenfalls auch, ohne den Menschen per- noch einen gut besuchten Thementag „Coro- nen Städten in NRW geplant. Genaueres dazu sönlich zu begegnen. Das könnte analog zu na, was lernen wir aus der Krise“, so mussten erfahren Sie per Mail an fakt21.kulturgemein- den Stufen des Kultus geschehen: wir unsere Jahrestagung auf Grund der Ver- schaft@googlemail.com ordnungen absagen. Dachten wir am Anfang, Wir schauen auf ein gedämpftes Jahr zurück: Offenbarung – staunendes Wahrnehmen der dass es nur eine kurze Episode wäre, mussten Bei den monatlichen Treffen des Arbeitskol- Wenig kontinuierliche Zweigarbeit und nur spirituellen Ideen, wir dann doch feststellen, dass wir für unsere legiums bewegte uns die Frage nach dem Zu- wenige Veranstaltungen konnten stattfinden. Opferung – Toleranz und Verehrung des Arbeit neue Wege finden mussten, wenn sie gang zur ätherischen Welt. Durch Übungen Dabei wurde manches mit Phantasie und Denkens des Anderen, nicht ganz im Sande verlaufen sollte. und Gespräche versuchen wir uns dem Thema Geist möglich gemacht: die stille Arbeit zum zu nähern. Eine weitere Frage drängt sich uns verabredeten Zeitpunkt und Inhalt zuhause, Wandlung – sich in Einklang versetzen mit Die digitalen Medien boten jetzt eine Möglich- auf: Wie verhalten wir uns in Zeiten verstärk- das Treffen in der Christengemeinschaft und dem Denken des Anderen, keit, sowohl Zweigabende als auch Thementa- ter Diffamierung? Hier sind wir aufgefordert, in Räumen anderer Organisationen. Auch den Kommunion – Ergebenheit und Vereinigung ge zu gestalten. Obwohl einige Mitglieder den die Ursachen zu erkennen und Stellung zu be- Telefonzweig, den wir im April 2020 initiiert im Geiste. neuen Medien gegenüber skeptisch waren, er- ziehen. haben, gibt es noch, mit wachsender Teilneh- freuten sich andere daran, wieder eine anthro- merzahl, hoher Gesprächsqualität und auch posophische Arbeit mit anderen Menschen zu Das Kollegium hat durch den plötzlichen Tod immer mit der Frage: Was geht in diesem Oder im Sinne des Mottos der Sozialethik: teilen. Der Thementag „Ökologie des Bewusst- von Volker Schlickum am 6.1.21 ein Mitglied „technischen Medium“ nicht, was geht und wo seins“, zu dem wir zehn Vertreter aus Kultur, verloren. Im Rückblick auf die gemeinsamen ist bloßes Hören vielleicht sogar ein Vorzug? Heilsam ist nur, Landwirtschaft, Politik und Phänomenologie Erfahrungen mit ihm stand seine „unbändige wenn im Spiegel der Menschenseele eingeladen hatten, musste in ein Online-Se- Positivität“ im Vordergrund. Michael Jaeger, Die persönlichen Kontakte haben an Bedeu- sich bildet die ganze Gemeinschaft minar verwandelt werden. Verständnis- und der den neuen Schatzmeister Arndt Schür- tung gewonnen, an manchen Orten die Sorgen und in der Gemeinschaft Handlungsperspektiven für eine lebendige mann noch eine Weile begleitet hat, hat sich und das Sorgen füreinander. Es gibt aber auch lebet der Einzelseele Kraft. Erde wurden von 100 Menschen aus Deutsch- nun endgültig von uns verabschiedet, indem Kontroversen oder Gräben, die sich auftun, (Rudolf Steiner für Edith Maryon) land, aber auch aus Kanada, der Schweiz und er uns über seinen künstlerischen Übungsweg denn „sich jetzt noch zu treffen, ist doch un- Schweden gesucht. Die Resonanz war so über- berichtet hat, der ihn hoffentlich noch weiter verantwortlich“, „die tragen ja keine Masken“, Thomas Wiehl, Wolfsburg wältigend, dass eine Weiterarbeit gewünscht begleitet. Katja Schulz hat die Arbeit von Me- „die lässt sich impfen“ ... Es gibt vieles, worüber und geplant wird. lanie Hoessel im Sekretariat übernommen, die man sich gegenwärtig sehr gründlich zerstrei- 22 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – JOHANNI 2021 23
Kooperation mit Waldorfschulen der Region Auch für die Zusammenkünfte mit den Zwei- glieder des Leitungskreises die Gruppen und ARBEITSZENTRUM OBERRHEIN einen Online-Vortrag von Dr. Karin Michael gen, Gruppen und sogenannten Einzelmitglie- Zweige der Region. Wir können im kommen- zu dem Thema „Erschöpfung, Vereinsamung, dern suchen wir gerade nach neuen Formen. den Jahr an dieser Stelle hoffentlich erfreuliche Depression – Wege aus der Krise für Kinder In Vorbereitung dazu besuchen einzelne Mit- Entwicklungen schildern! und Jugendliche“ durchgeführt. Im anschlie- Johanna Reimer, Freiburg Zwei polare Strömungen bilden sich wie der- ßenden Podiumsgespräch waren eine Schüle- zeit überall im Leben unseres Arbeitszent- rin, ein Schüler, ein Lehrer und ein Elternteil rums ab. Zum einen wurde das rege Leben beteiligt, um einen Funken Schulgemeinschaft der Anthroposophischen Gesellschaft durch erlebbar zu machen. die äußeren Maßnahmen „zu-gelocked“, zum ARBEITSZENTRUM NÜRNBERG dazu statt. Die Michael-Feier in Nürnberg anderen gab es auf verschiedenen Ebenen viel Besonders viel Bewegung gab es auf der „Ver- umfasste unter anderem eine Aufführung der Bewegung und Bewegendes. Die schmerzliche waltungsebene“. Von sechs Menschen im Eurythmie-Bühne und eine Ausstellungseröff- Entbehrung der regelmäßigen Zusammen- Leitungskreis wurden vier neu gewählt und nung mit Werken von Erich Schötta. arbeit weckte hier und da neue Impulse wie ergänzen die alles überschauende und alles Telefonzweige, Arbeit in Zweier-oder-Dreier- zusammenhaltende Christine Lempelius, die Im vergangenen Jahr konnte der öffentliche So weit als möglich fanden sich die Mitglieder Kleinstgruppen, gem-einsames geistiges Arbei- weiterhin mit großem Einsatz sowohl für die Veranstaltungsbetrieb kurz vor der Sommer- und Freunde in den regelmäßig stattfindenden ten jeder für sich zu gleicher Zeit am gleichen Kontinuität des Leitungskreises als auch für pause und danach bis in den Herbst hinein Arbeitsgruppen, künstlerischen Gruppen und Inhalt mit anschließendem Austausch über Erneuerungsprozesse dasteht. Wir arbeiten en- relativ regulär stattfinden. Einige, besonders sonstigen Kreisen zusammen. Unsere das gan- Mail, Telefon oder sogar handschriftlich. So gagiert zusammen. Außerdem haben wir eine künstlerische Veranstaltungen erfreuten sich ze Arbeitszentrum umfassenden Mitgliederzu- konnte das Zusammengehörigkeitsgefühl so- neue Sekretärin, Carolin Mühlschwein, die der regen Interesses. In Nürnberg zeigte das Fio- sammenkünfte im vergangenen Herbst und im gar als gestärkt erlebt werden. Gleichzeitig gab Anthroposophischen Gesellschaft schon lange na-Ensemble ein festliches Beethoven-Hölder- Februar 2021 mussten leider vertagt werden. es jedoch auch bei uns trennende Wirkungen verbunden ist, so dass sie von innen heraus die lin-Programm. Der Zweig Regensburg konnte Als Alternative zum Austausch in Präsenz wur- des „Spalt-Virus“. Ein inneres Gleichgewicht Prozesse versteht und begleitet, was wir sehr trotz Einschränkungen im Oktober in einem de zum Jahresende ein umfangreicherer Rund- zu finden, gelang nur durch bewusste, innere, schätzen. zentralen öffentlichen Raum einen Vortrag mit brief an alle Mitglieder zusammengestellt. Zu- schwingende Ausgleichsbewegungen, und es Gerald Häfner aus Dornach zu einem aktu- dem wurde auf digitale Formate gewechselt. muss ständig neu errungen werden. Es entstand eine intensive Zusammenarbeit ellen sozialwissenschaftlichen Thema durch- So fand im Rahmen der „Bayreuther Dialoge“ mit der Freiburger Therapeutengemeinschaft, führen. In Würzburg wurde im Herbst eine der Universität Bayreuth eine virtuelle Veran- An manchen Orten kann seit einigen Wochen mit der wir das Rudolf Steiner Haus in Freiburg Zusammenarbeit mit Christof Wiechert zu staltung mit Prof. Dr. Wilfried Sommer statt. in geschlossenen Gruppen wieder gearbeitet umgestalten wollen und auch müssen – wegen Fragen des Karma begonnen. Auch hervorzu- Das in Nürnberg geplante Seminar mit Tatja- werden, was Freude und Dankbarkeit auslöst. des dringend sanierungsbedürftigen Daches heben ist ein mehrfach gezeigtes Programm zu na Pawlowa konnte zumindest in Form eines Das überdeckt nicht die bleibenden Fragen an und der Brandschutzauflagen. Auf einen Spen- Maximilian Woloschin. Hierfür hatte Rosa Videovortrags und Gesprächs zur aktuellen die gegenwärtigen und künftigen Entwicklun- denaufruf hin kamen erfreulich viele Spenden Darian-Stepanoff einige Eurythmisten und Situation in Russland einen Anfang nehmen. gen unserer Gesellschaft. und Darlehen, für die wir von Herzen danken, Künstler versammelt; Wolfram Graf führte in Christine Krüger konnte in 2020 ihr Buch die jedoch bei weitem nicht reichen. Wir arbei- Leben und Werk Woloschins ein. An verschie- „Das Wirken der Engel als Diener des Chris- Die Arbeitsgruppe „Mensch?! Vielfalt Anth- ten weiter an den Finanzierungsmöglichkeiten denen Orten konnten Michael-Feste stattfin- tus“ im Verlag Ch. Möllmann veröffentlichen. roposophie in der Region Freiburg“, die für und hoffen auf eine lebendige Zukunft des den. In Bayreuth fand eine zweitägige Tagung Oliver Dittmar, Bamberg Veranstaltungen verantwortlich ist, hat in Hauses mit neuem Begegnungsraum. 24 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. 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