Mittelfristige Prognose der österreichischen Wirtschaft 2017 2021 - Österreichische Wirtschaft auf Wachstumskurs

Die Seite wird erstellt Jasper Ullrich
 
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                             Wirtschaftsprognose
                               Economic Forecast
                                            Juli 2017

   Mittelfristige Prognose der
  österreichischen Wirtschaft
                    2017 – 2021
Österreichische Wirtschaft auf Wachstumskurs

       SPERRFRIST: Mittwoch, 19. Juli 2017, 10:00 Uhr
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                                                Wirtschaftsprognose
                                                  Economic Forecast
                                                                      Juli 2017

                 Mittelfristige Prognose der
                österreichischen Wirtschaft
                                  2017 – 2021
             Österreichische Wirtschaft auf Wachstumskurs

                                               Die Modellprognosen werden von der
                                                   Arbeitsgruppe Prognose erstellt:

                                                                        Ines Fortin
                                                       Daniela Grozea-Helmenstein
                                                              Jaroslava Hlouskova
                                                                      Helmut Hofer
                                                                   Sebastian Koch
                                                                  Martin G. Kocher
                                                                   Robert M. Kunst
                                                                      Simon Loretz
                                                                     Michael Reiter
                                                                      Edith Skriner
                                                                 Klaus Weyerstraß

                                          Ökonometrisches Forschungsprogramm
                                                des Instituts für Höhere Studien

Institut für Höhere Studien (IHS), Wien
Institute for Advanced Studies, Vienna
Kontakt:

Martin G. Kocher
: +43/1/599 91-125
email: direktion@ihs.ac.at

Helmut Hofer
: +43/1/599 91-251
email: hofer@ihs.ac.at

Klaus Weyerstraß
: +43/1/599 91-233
email: klaus.weyerstrass@ihs.ac.at

Paul Glück
Public Relations
: +43 660 150 5001
email: glueck@paulglueck.com

Das Institut für Höhere Studien – Institute for Advanced Studies (IHS) forscht im Interesse der
Öffentlichkeit   zu      wirtschafts-   und   sozialwissenschaftlichen   Fragen.   Im   Mittelpunkt   stehen
wirtschaftliche Dynamik, Strukturwandel und Nachhaltigkeit, Wohlfahrtsstaat, öffentliche Finanzen und
europäische Integration. Das IHS ist insbesondere für seine vierteljährliche Konjunkturprognose
bekannt, arbeitet aber auch zu anderen wirtschafts- und sozialpolitisch relevanten Themen, wie
Gesundheit, Bildung, und Arbeitsmarkt.
Gegründet wurde das IHS auf Initiative der beiden Exil-Österreicher Paul F. Lazarsfeld und Oskar
Morgenstern mit Mitteln der Ford Foundation. Heute erfolgt die Finanzierung über Subventionen des
Bundesministeriums für Finanzen (BMF), der Österreichischen Nationalbank (OeNB) und sonstiger
Institutionen. Über 40 % des Institutsbudgets wird durch Auftragsforschung erwirtschaftet. Zurzeit
sind ca. 150 MitarbeiterInnen und Studierende am Institut beschäftigt. Die WissenschaftlerInnen
arbeiten fächerübergreifend und lösungsorientiert in Forschungsgruppen zusammen.
Inhalt

1.   EINLEITUNG UND ZUSAMMENFASSUNG                                                                                           1
     Texttabelle: Wichtige Prognoseergebnisse                 ................................................................. 5
     Abbildungen: Wichtige Prognoseergebnisse ......................................................... 6/7/8

2.   PRODUKTIONSPOTENZIAL DER ÖSTERREICHISCHEN WIRTSCHAFT                                                                     9
     Abbildung: Beiträge der Produktionsfaktoren zum Wachstum des Produktionspotenzials 10
     Abbildung: Produktionslücke .................................................................................. 10

3.   DIE INTERNATIONALE KONJUNKTUR                                                                                         11
     Texttabelle: Wirtschaftliche Eckdaten für den Euroraum ............................................ 12
     Texttabelle: Internationale Rahmenbedingungen ...................................................... 21

4.   DIE ÖSTERREICHISCHE AUSSENWIRTSCHAFT                                                                                  22

5.   PERSPEKTIVEN DER INLANDSKONJUNKTUR                                                                                    24
     Abbildung: Sparquote der privaten Haushalte .......................................................... 24
     Abbildung: Lohneinkommensquote und Haushaltssparquote....................................... 25
     Abbildung: Privater Konsum und Investitionen ........................................................ 26
     Abbildung: Inflationsrate: Österreich und Euroraum ................................................ 30
     Abbildung: Struktur des Inflationsdifferenzials zum Euroraum ................................... 31

6.   MONETÄRE PROGNOSE                                                                                                     35
     Texttabelle: Leitzinsen ............................................................................................ 35
     Abbildung: Renditeabstände zehnjähriger Staatsanleihen .......................................... 37

7.   PRODUKTIVITÄTSENTWICKLUNG IN ÖSTERREICH IM
     EUROPÄISCHEN VERGLEICH                                                                                                38

TABELLENANHANG                                                                                                             45
1. Einleitung und Zusam m enfassung

       Österreichische Wirtschaft auf Wachstumskurs
Nach einer längeren Schwächephase ist die österreichische Wirtschaft im Vorjahr auf
einen soliden Wachstumskurs eingeschwenkt. Im Zeitraum 2017 bis 2021 sollte das
Bruttoinlandsprodukt um durchschnittlich 1.7 % pro Jahr zulegen, nach 0.8 % in den
vergangenen fünf Jahren. Das Wachstumstempo entspricht somit annähernd jenem im
Euroraum. Die Inlandsnachfrage wird laut Prognose kräftig expandieren. Ausgehend
von der Belebung des Welthandels sollte auch die Exportnachfrage wieder zulegen. Die
Inflationsrate wird im Durchschnitt voraussichtlich 2 % betragen. Die Arbeitsmarktlage
verbessert sich wegen der guten Konjunktur. Die Beschäftigung dürfte kräftig steigen
und die Arbeitslosigkeit etwas zurückgehen. Mit 8 % am Ende des Prognosezeitraums
bleibt die Arbeitslosenquote gemäß nationaler Definition aber auf einem sehr hohen
Niveau. Aufgrund des vergleichsweise starken Wirtschaftswachstums und der niedrigen
Zinsen verringert sich das Budgetdefizit merklich. Weitere Reformschritte im
öffentlichen Sektor zur Stärkung des langfristigen Wachstumspotenzials der
österreichischen Wirtschaft sind jedoch notwendig.

1. Einleitung und Zusammenfassung
Nach einer längeren Schwächephase expandiert die österreichische Wirtschaft gegenwärtig kräftig.
Der Aufschwung sollte sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen, allerdings mit etwas
geringerem Tempo. Somit erwartet das Institut für den Zeitraum 2017 bis 2021 ein Wachstum des
realen Bruttoinlandsprodukts in Österreich von durchschnittlich 1.7 % pro Jahr. Die mittelfristige
Vorausschau übernimmt traditionell die Werte der Prognose vom Juni für die ersten beiden Jahre
und erweitert den Prognosehorizont um drei Jahre. Nach 2.2 % und 1.7 % in den Jahren 2017 und
2018 sollte die Wachstumsrate im restlichen Prognosezeitraum rund 1.5 % betragen. Mit 1.7 % fällt
das erwartete mittelfristige Wirtschaftswachstum um knapp einen Prozentpunkt höher aus als im
Durchschnitt der vergangen fünf Jahre und entspricht jenem im Euroraum.

Im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise hatte sich das Wachstum des Produktionspotenzials
(Wirtschaftsleistung bei Normalauslastung) auf knapp 1 % verlangsamt. Mit der Belebung der
Investitionen und des technischen Fortschritts sowie der steigenden Bevölkerung erhöhte sich das
Wachstum im Jahr 2016 auf 1 ½ %. Dieses Expansionstempo dürfte im Durchschnitt des
Prognosezeitraums beibehalten werden. Ausgehend von einer negativen Produktionslücke von
1 ½ % im Vorjahr wird sich die Lücke bis zum Ende des Prognosezeitraums voraussichtlich
schließen, da die Wirtschaftsleistung rascher zulegt als das Produktionspotenzial.

Der Prognose liegt die Erwartung einer soliden Expansion der Weltwirtschaft zugrunde. Die US-
Wirtschaft befindet sich auf einem moderaten Wachstumspfad und sollte im Prognosezeitraum ein
durchschnittliches Wachstum von gut 2 % erzielen. Im Euroraum hat sich der Wirtschafts-
aufschwung weiter verfestigt. Nunmehr erwartet das Institut ein durchschnittliches Wachstum von
1 ¾ %. Profitieren sollte die europäische Wirtschaft dabei von einem niedrigeren Ölpreis (54 US-
Dollar je Barrel) und einem Wechselkurs von 1.10 US-Dollar/Euro. In den OECD-Ländern dürfte die
Wirtschaft im Durchschnitt um gut 2 % zulegen. In den Schwellenländern wird die wirtschaftliche
Dynamik im historischen Vergleich moderat ausfallen. So wird für China ein mittelfristiges

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1. Einleitung und Zusam m enfassung

Wachstum von 6 % erwartet, nach durchschnittlich 7 ¼ % in den vergangen fünf Jahren.
Insgesamt ergibt sich somit ein Wachstum der globalen Wirtschaft von 3 ½ %.

Der private Konsum in Österreich hat insbesondere aufgrund der schwachen Entwicklung der
Realeinkommen lange stagniert. Gestützt von der Steuerreform legte der Konsum im Vorjahr um
1.5 % zu. Mit dem Ausklingen der Effekte der Steuerreform dürfte sich die Dynamik etwas
verlangsamen. Gegeben die erwartete stabile Entwicklung der Realeinkommen sollte das
durchschnittliche Wachstum im Prognosezeitraum mit knapp 1 ¼ % deutlich über jenem in den
letzten fünf Jahren liegen (¼ %). Mit 7.4 % erreicht die Sparquote am Ende des Prognose-
zeitraums nahezu wieder das Niveau des Jahres 2015.

Im Vorjahr haben die Bruttoanlageinvestitionen kräftig angezogen. Eine verbesserte Einschätzung
der Wirtschaftsaussichten, die günstige Finanzierungssituation und wohl auch der Bedarf an
Ersatzinvestitionen trieben diese Entwicklung. Im Verlauf des Prognosezeitraums sollte sich die
Wirtschaftsdynamik nur geringfügig abschwächen und die anderen Einflussfaktoren für die
Investitionsentscheidungen vorteilhaft bleiben. Vor diesem Hintergrund erwartet das Institut ein
durchschnittliches Wachstum der Anlageinvestitionen von 2 ¼ % pro Jahr. Die Ausrüstungs-
investitionen dürften dabei um 2 ¾ % pro Jahr zulegen. Mit einer durchschnittlichen Wachstums-
rate von gut 1 ½ % expandieren die Bauinvestitionen merklich stärker als in den vergangenen fünf
Jahren. Hierbei sollte auch die erhöhte Wohnbaunachfrage aufgrund des Zuzugs unterstützend
wirken.

Im Jahresverlauf 2016 hat sich der Welthandel nach einer längeren Schwächephase wieder belebt.
Im Einklang mit den verbesserten Aussichten für die globale Produktion sollte der Welthandel im
Prognosezeitraum wieder stärker expandieren, die Handelsintensität bezogen auf das globale
Wachstum jedoch nicht mehr die Werte von vor der Wirtschaftskrise erreichen. Der schwächere
Außenwert des Euro sowie die Verschiebung hin zu einer stärker investitionsgetriebenen Konjunktur
in den entwickelten Staaten sollten die österreichische Außenwirtschaft stützen. Für den
Prognosezeitraum erwartet das Institut somit ein durchschnittliches Wachstum der Gesamtexporte
von knapp 3 ½ %, wobei die Warenexporte geringfügig stärker zulegen (3 ¾ %). Die zunehmende
Exportdynamik und die stabile Binnennachfrage implizieren ein durchschnittliches Wachstum der
Gesamtimporte von gut 3 %. Von der Außenwirtschaft geht somit im Prognosezeitraum ein leicht
positiver Wachstumsbeitrag (0.3 Prozentpunkte pro Jahr) aus.

Für die Jahre 2017 bis 2021 erwartet das Institut eine durchschnittliche Inflationsrate von 2 %. Das
Institut unterstellt dabei, dass von den internationalen Rohstoff- und Energiepreisen sowie den
Lohnstückkosten keine ausgeprägten preistreibenden Impulse ausgehen. Die Prognose impliziert,
dass das Inflationsdifferenzial zum Durchschnitt des Euroraums bis zum Ende des Prognose-
zeitraums annähernd verschwindet.

Die guten Wirtschaftsaussichten sollten auch zu einer Verbesserung der Arbeitsmarktlage beitragen.
Die langandauernde Konjunkturschwäche und ein äußerst kräftig gestiegenes Arbeitskräfteangebot
haben zu einem historischen Höchststand der Arbeitslosenquote geführt. Im Prognosezeitraum
dürfte die Beschäftigungsnachfrage mit einem durchschnittlichen Wachstum von 1.2 % kräftig
ausfallen. Das Arbeitskräfteangebot wird voraussichtlich weiterhin zunehmen, allerdings auch aus
demografischen Gründen etwas langsamer. Nach 9.1 % im Vorjahr dürfte die Arbeitslosenquote
nach nationaler Definition bis zum Jahr 2021 damit auf 8.0 % fallen. Laut Eurostat-Definition wird

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1. Einleitung und Zusam m enfassung

die Arbeitslosenquote 5.3 % betragen und damit den Wert von 2016 um ¾ Prozentpunkte
unterschreiten. Die wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Senkung der Abgabenlast auf dem Faktor
Arbeit stützen die Beschäftigungsnachfrage.

Die Lage der öffentlichen Haushalte wird von den Folgen der Steuerreform, der guten Konjunktur
und den niedrigen Finanzierungskosten geprägt. Ausgehend von 0.8 % des BIP in diesem Jahr
sollte die gesamtstaatliche Defizitquote bis zum Jahr 2021 auf 0.2 % zurückgehen. Es ist aber
anzumerken, dass die konjunkturelle Dynamik, die günstigen Finanzierungsbedingungen sowie die
hohe Aufkommenselastizität bei der Lohn- und Einkommensteuer wesentliche Faktoren für diese
Budgetentwicklung darstellen. Kostensparende Reformen in der Verwaltung und Reformen zur
Dämpfung der mittelfristigen Kosten der Alterung sollten angegangen werden. Das mittelfristige Ziel
eines strukturellen Budgetdefizits von maximal 0.5 % des BIP dürfte eingehalten werden. Allerdings
sieht das Institut beträchtliche Herausforderungen für die künftige Bundesregierung. Hierbei ist zu
bemerken, dass sowohl die Staatsverschuldung als auch die gesamtwirtschaftliche Abgabenquote
hoch sind. Problematisch ist die Ausgabenstruktur. Erforderlichen zukunftsorientierten öffentlichen
Ausgaben, insbesondere in den Bereichen Bildung, Forschung und Entwicklung, muss stärkere
Priorität zukommen. Reformen zur Hebung der vorhandenen Effizienzpotenziale im öffentlichen
Bereich sind daher unumgänglich. So könnte etwa durch eine anreizkompatiblere Verteilung der
Kompetenzen und eine Beseitigung von Mehrfachzuständigkeiten im Rahmen einer Reform des
Finanzausgleichs die Transparenz erhöht und die Weichen für eine effizientere öffentliche
Verwaltung gestellt werden. Weitere Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftorts Österreich sind
ebenfalls notwendig, da nur so der Sozialstaat langfristig finanziert werden kann. Hierbei sollten
insbesondere Innovationen und der Aufbau von zusätzlichem Humankapital gefördert werden,
sodass das Produktivitätsniveau der österreichischen Wirtschaft gehoben werden kann.

Im Vergleich zur mittelfristigen Prognose vom Juli 2016 haben die Abwärtsrisiken für die
Weltkonjunktur eher abgenommen. Zwar besteht weiterhin erhebliche politische Unsicherheit, diese
scheint jedoch die globale Produktion momentan kaum zu dämpfen. Mittelfristig bleiben die
wirtschaftlichen Folgen des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU das größte
Konjunkturrisiko für Europa. Ein starker Einbruch der britischen Wirtschaft oder deutlich verringerte
Handelsbeziehungen aufgrund eines „harten“ Brexit würden auf die Wirtschaftsleistung im
restlichen Europa drücken. Eine stärker protektionistische Orientierung der US-Handelspolitik und
die zu erwartenden Reaktionen der Handelspartner würden die globale Produktion wohl reduzieren.
Risiken gehen auch von der zukünftigen Ausrichtung der Geldpolitik aus. Der beginnende Ausstieg
aus der expansiven Geldpolitik könnte Anspannungen auf den Finanzmärkten auslösen,
insbesondere in den Schwellenländern. Es ist jedoch zu beachten, dass mit der Dauer der äußerst
expansiven Geldpolitik das Risiko von Fehlallokationen aufgrund von Preisverzerrungen, etwa am
Immobilienmarkt, merklich zunimmt. Das Risiko einer neuerlichen großflächigen Bankenkrise wird
gegenwärtig als gering eingeschätzt, allerdings muss das Problem der notleidenden Kredite in
Südeuropa gelöst werden. Eine Ausweitung der geopolitischen Konflikte im Nahen Osten und in
Nordafrika (IS-Terrorismus und Flüchtlingskrise) könnte die Wirtschaftsstimmung wieder trüben und
wohl auch zu einer Erhöhung der Energiepreise führen. Hingegen würde eine stärkere Expansion
der US-Wirtschaft die globale Nachfrage stützen. Hinsichtlich der heimischen Aufwärtsrisiken könnte
eine aufgrund der verbesserten Unternehmenserwartungen merklich stärkere Investitionstätigkeit
das mittelfristige Wachstumspotenzial steigern.

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1. Einleitung und Zusam m enfassung

In einem Sonderkapitel der Prognose werden die Entwicklung der Arbeitsproduktivität und der
totalen Faktorproduktivität in Österreich sowie ihre Einflussfaktoren analysiert. Die
Arbeitsproduktivität, also die Produktion je Beschäftigten oder je Arbeitsstunde, stellt einen der
wichtigsten Indikatoren der Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft als Ganzes dar. Die totale
Faktorproduktivität gilt als Maß für den technischen Fortschritt. Das Wachstum der
Arbeitsproduktivität und der totalen Faktorproduktivität hat sich in Österreich wie auch in vielen
anderen Industrieländern in den zurückliegenden Jahren verlangsamt. Dazu trug unter anderem die
Investitionsschwäche infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise bei. Eine Wiederbelebung des
Produktivitätswachstums erfordert laufende Reformen mit dem Ziel, Investitionen und
Unternehmensgründungen sowie die Anwendung neuer Technologien zu fördern. Daneben bilden
Investitionen in die Grundlagenforschung sowie die Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen für
Innovationen im Unternehmenssektor Ansatzpunkte für die Wirtschaftspolitik. Die Bildungspolitik
steht vor der Herausforderung, ein adäquates Ausbildungsniveau sicherzustellen.

                                                                                               4
1. Einleitung und Zusam m enfassung

Wichtige Prognoseergebnisse
Durchschnittliche Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent

                                                 2007-2011      2012-2016      2017-2021

  Bruttoinlandsprodukt, real                         1.2             0.8             1.7

  Privater Konsum, real                              1.0             0.3             1.2

  Bruttoinvestitionen insgesamt, real                0.9             0.7             2.5
    Bruttoanlageinvestitionen, real                  0.5             1.3             2.2
      Ausrüstungsinvestitionen, real                 2.7             2.3             2.7
      Bauinvestitionen, real                        .1.7             0.3             1.6

  Inlandsnachfrage, real                             1.0             0.7             1.5

  Exporte i.w.S., real                               2.4             1.9             3.4
     Waren, real (laut VGR)                          2.7             1.5             3.7
     Reiseverkehr, real (laut VGR)                   0.8             1.7             0.7

  Importe i.w.S., real                               2.2             1.9             3.1
     Waren, real (laut VGR)                          2.8             1.3             3.2
      Reiseverkehr, real (laut VGR)                 -2.1            -0.1             0.7

  Unselbständig Aktiv-Beschäftigte                   1.1             1.1             1.2

  Arbeitslosenquote: Nationale Definition*)          6.6             8.2             8.3

  Arbeitslosenquote: Eurostat-Definition*)           4.7             5.5             5.5

  Bruttolohnsumme pro Aktiv-Beschäftigten            2.3             2.0             2.1

  Preisindex des BIP                                 1.8             1.7             1.8

  Verbraucherpreisindex                              2.2             1.6             2.0

  Budgetsaldo Maastricht in % des BIP*)             -3.1            -1.8            -0.6

  3-Monats-Euribor*)                                 2.5             0.1             0.2

  10-Jahres-Rendite öst. Staatsanleihen*)            3.8             1.4             1.3
Quelle: Statistik Austria, eigene Berechnungen
*) absolute Werte

                                                                                              5
1. Einleitung und Zusam m enfassung

                                       WICHTIGE PROGNOSEERGEBNISSE / 1

                                 BIP – Privater Konsum – Bruttoanlageinvestitionen
                                                        real
                      4%
% gegenüber Vorjahr

                      2%

                      0%

                      -2 %
                          2014      2015     2016       2017       2018           2019        2020    2021

                                     BIP       Privater Konsum            Bruttoanlageinvestitionen

                                           Löhne – Preise – Beschäftigung
                      3%
% gegenüber Vorjahr

                      2%

                      1%

                      0%
                        2014        2015     2016      2017        2018          2019         2020    2021
                                            Löhne         Preise          Beschäftigung

                                                                                                             6
1. Einleitung und Zusam m enfassung

                                                WICHTIGE PROGNOSEERGEBNISSE / 2

                                                              Arbeitslosenquote
                      10 %

                                    9%

                                    8%

                                    7%

                                    6%

                                    5%

                                    4%

                                    3%

                                    2%
                                      2014   2015     2016         2017     2018         2019       2020      2021

                                                    Nationale Definition      Eurostat-Definition

                                                    Importe (i.w.S.) – Exporte (i.w.S.)
                                    5%

                                    4%
Veränderung gegenüber dem Vorjahr

                                    4%

                                    3%

                                    3%

                                    2%

                                    2%

                                    1%

                                    1%

                                    0%
                                      2014   2015      2016        2017     2018         2019       2020     2021
                                                                  Importe      Exporte

                                                                                                                     7
Wachstumsbeiträge der realen Endnachfragekomponenten

    5%

                                                                                       Importe
    4%

                                                                                       Exporte
    3%
                                                                                       Statistische Differenz
    2%
                                                                                       Investitionen

    1%
                                                                                       Öffentlicher Konsum

    0%                                                                                 Privater Konsum

    -1 %

    -2 %                                                                               BIP
                                                                                                                WICHTIGE PROGNOSEERGEBNISSE / 3

    -3 %

    -4 %

    -5 %
           2014   2015        2016      2017      2018      2019      2020      2021

8
                                                                                                                                                  1. Einleitung und Zusam m enfassung
2. P roduktionspotenzial

2. Produktionspotenzial der österreichischen
   Wirtschaft
Im Einklang mit der von der Europäischen Kommission verwendeten Methode schätzt das Institut
das österreichische Produktionspotenzial, also das bei normaler Kapazitätsauslastung erreichte
Produktionsniveau, auf Basis einer Produktionsfunktion mit den Einsatzfaktoren trendmäßiges
Arbeitsvolumen, Kapital und Trend des technischen Fortschritts.

Das Arbeitsvolumen berechnet sich aus der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, der
Erwerbsquote, der strukturellen Arbeitslosenquote und der durchschnittlichen Arbeitszeit je
Erwerbstätigen. Bezüglich der Bevölkerungsentwicklung wird auf die Prognose von Statistik Austria
zurückgegriffen. Die Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren steigt demnach im Zeitraum 2017
bis 2021 um knapp ½ % pro Jahr. Dieser Anstieg ist auf den positiven Wanderungssaldo mit dem
Ausland zurückzuführen. Hinsichtlich der trendmäßigen Erwerbsquote, also des Anteils der
Personen im erwerbsfähigen Alter, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wird für den
Prognosezeitraum ein Anstieg um knapp 0.4 Prozentpunkte pro Jahr unterstellt. Hinsichtlich der
strukturellen Arbeitslosenquote geht das Institut von einer Stabilisierung auf dem derzeitigen
Niveau aus. Die durchschnittliche Arbeitszeit je Erwerbstätigen war in den vergangenen Jahren
rückläufig, was insbesondere auf die wachsende Bedeutung der Teilzeitarbeit zurückzuführen ist.
Im Prognosezeitraum sollte sie weiter um etwa ½ % pro Jahr zurückgehen. Aus der beschriebenen
Entwicklung der Komponenten ergibt sich für das trendmäßige Arbeitsvolumen bis zum Jahr 2021
eine jahresdurchschnittliche Zunahme um ½ %.

Aufgrund der Investitionsschwäche als Folge der Großen Rezession hat sich das Wachstum des
Kapitalstocks deutlich abgeschwächt und belief sich im Jahr 2016 auf 1 ½ %. Im Prognosezeitraum
sollte sich das Expansionstempo auf 1 ¾ % pro Jahr beschleunigen. Mit der anziehenden Sach-
kapitalbildung dürfte ein stärkerer technischer Fortschritt einhergehen, denn mit neu installierten
Anlagen sind oft technologische Weiterentwicklungen verbunden. Der technische Fortschritt wuchs
gemäß der hier verwendeten Methode in den Jahren 2012 bis 2016 in Österreich nur um ¼ % pro
Jahr. Mit der kräftigeren Investitionstätigkeit dürfte sich in den kommenden Jahren der
technologische Fortschritt beschleunigen und im Durchschnitt des Prognosezeitraums um ½ %
wachsen.

Aufgrund der Belebung der Investitionen und des technischen Fortschritts sowie der steigenden
Bevölkerung erhöhte sich das Wachstum des Produktionspotenzials im Jahr 2016 von 1 % auf
1 ½ %. Dieses Expansionstempo dürfte im Durchschnitt des Prognosezeitraums beibehalten
werden, nach nur 1 % pro Jahr im zurückliegenden Fünfjahreszeitraum. Wie die Abbildung zeigt,
tragen mittelfristig die Nutzung des Sachkapitalbestands und der technische Fortschritt am meisten
zum Wachstum des Produktionspotenzials bei.

                                                                                                9
2. P roduktionspotenzial

                                             Beiträge
                  der Produktionsfaktoren zum Wachstum des Produktionspotenzials
                                    (Prozentpunkte bzw. Prozent)
   3.0

   2.5

   2.0

   1.5

   1.0

   0.5

   0.0

  -0.5
          1995
                 1996
                        1997
                               1998
                                      1999
                                             2000
                                                    2001
                                                           2002
                                                                  2003
                                                                         2004
                                                                                2005
                                                                                       2006
                                                                                              2007
                                                                                                     2008
                                                                                                            2009
                                                                                                                   2010
                                                                                                                          2011
                                                                                                                                 2012
                                                                                                                                        2013
                                                                                                                                               2014
                                                                                                                                                      2015
                                                                                                                                                             2016
                                                                                                                                                                    2017
                                                                                                                                                                           2018
                                                                                                                                                                                  2019
                                                                                                                                                                                         2020
                                                                                                                                                                                                2021
                           Arbeitsvolumen                            Kapital                   Technischer Fortschritt                                 Produktionspotenzial

Im Jahr 2016 dürfte das Niveau des realen Bruttoinlandsprodukts um 1 ½ % niedriger als das
Produktionspotenzial gewesen sein. Im Durchschnitt des Prognosezeitraums wird die gesamt-
wirtschaftliche Produktion laut dieser Prognose um durchschnittlich 1.7 % steigen, sodass die
Produktionslücke im Jahr 2021 geschlossen sein sollte.

                                                 Produktionslücke
                                   Abweichung des realen Bruttoinlandsprodukts vom
                                  Produktionspotenzial in % des Produktionspotenzials
   2%

   1%

   0%

   -1 %

   -2 %

   -3 %

   -4 %
          1995
                 1996
                        1997
                               1998
                                      1999
                                             2000
                                                    2001
                                                           2002
                                                                  2003
                                                                         2004
                                                                                2005
                                                                                       2006
                                                                                              2007
                                                                                                     2008
                                                                                                            2009
                                                                                                                   2010
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                                                                                                                                 2012
                                                                                                                                        2013
                                                                                                                                               2014
                                                                                                                                                      2015
                                                                                                                                                             2016
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                                                                                                                                                                           2018
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                                                                                                                                                                                         2020
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3. Die internationale Konjunktur

3. Die internationale Konjunktur
Internationale Konjunkturprognosen

In den Jahren 2012 bis 2016 wuchs die Weltwirtschaft um durchschnittlich 3.4 % pro Jahr. Der
Welthandel legte um 1.9 % pro Jahr zu, womit sich die Handelsintensität bezogen auf das globale
Wachstum markant abschwächte. Im Verlauf der vergangenen fünf Jahre fielen die Rohstoffpreise
und die Zinsen gaben nach, trotzdem wurde vergleichsweise wenig investiert. Vor allem in der
Güterverarbeitenden Industrie mangelte es den Unternehmern an Vertrauen. Zusätzlich dämpften
die notwendig gewordenen Budgetkonsolidierungsmaßnamen in den hochverschuldeten Staaten die
globale Nachfrage. So verzeichneten die Industrieländer eine deutliche Verlangsamung der
konjunkturellen Entwicklung, die sich rasch auf die Schwellenländer übertrug. Sinkende
Rohstoffpreise und Währungsabwertungen beeinträchtigten das Wirtschaftswachstum in
Lateinamerika und Russland. In China verlangsamte sich der Wachstumstrend. In den Jahren 2012
und 2013 belastete die Staatsschuldenkrise die Konjunktur im Euroraum. Eine erstarkende
Konsumnachfrage verbesserte jedoch die Wirtschaftsbedingungen in den folgenden Jahren. Der
globale Handel gewann im Jahresverlauf 2016 an Dynamik, die Rohstoffpreise begannen zu steigen
und die Finanzmärkte verzeichneten einen Aufwind. Mit der Brexit-Entscheidung und dem Ausgang
der US-Präsidentenwahl haben die Unsicherheitsfaktoren für die Wirtschaftsentwicklung allerdings
zugenommen.

Seit dem Anfang des Prognosezeitraums verbessert sich die Dynamik in der Güterverarbeitenden
Industrie, womit sich auch der globale Handel verstärkt. Die Konjunktur zieht in nahezu allen
Weltregionen an. In den kommenden Jahren wird sich die höhere Wachstumsdynamik in der
Weltwirtschaft wohl fortsetzen. Die Handelsintegration dürfte jedoch deutlich langsamer
voranschreiten als in den Dekaden zuvor. Die Inflation dürfte moderat bleiben, auch weil sich die
Rohstoffpreise stabilisieren. Die Investitionstätigkeit wird voraussichtlich anziehen. IWF und OECD
fordern die Länder weiterhin zu wachstumsfördernden Maßnahmen auf (Steigerung der
Produktivität, Investitionen in die Infrastruktur, Erhöhung der Erwerbsquote, Abbau von
Hemmnissen für Unternehmen, Senkung der öffentlichen Neuverschuldung). Das Institut erwartet,
dass weltweit gesehen von der Geld- und Fiskalpolitik eher belebende Impulse ausgehen, diese im
Zeitablauf aber geringer werden.

Mittelfristig bleiben wohl die wirtschaftlichen Folgen des Austritts des Vereinigten Königreichs aus
der EU das größte Konjunkturrisiko für Europa. Eine große Unsicherheit für die weltwirtschaftliche
Entwicklung geht noch immer von der Ausrichtung der Wirtschaftspolitik in den USA aus (z.B.
hinsichtlich der Handelspolitik oder der Stabilitätsorientierung der Fiskalpolitik). Der beginnende
Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik vieler Länder könnte zu Spannungen auf den
Finanzmärkten führen, insbesondere in den Schwellenländern. Es ist jedoch auch zu beachten, dass
mit der Dauer der äußerst expansiven Geldpolitik das Risiko von Fehlallokationen aufgrund von
Preisverzerrungen, etwa am Immobilienmarkt, merklich zunimmt. Insgesamt gesehen scheinen
jedoch die Abwärtsrisiken für die Weltkonjunktur eher gesunken zu sein. Die Volatilität an den
Finanzmärkten, die oft als Indikator für wirtschaftliche Unsicherheit herangezogen wird, ist
momentan gering und die Befürchtungen hinsichtlich einer stärker protektionistischen Ausrichtung
der US-Handelspolitik haben eher abgenommen. Es bestehen auch Aufwärtspotenziale. So könnte
eine stärkere Expansion der US-Wirtschaft die globale Nachfrage erhöhen.

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3. Die internationale Konjunktur

Nachdem der Erdölpreis (Brent) im Zeitraum 2012 bis 2016 im Durchschnitt 83.7 US-Dollar pro Fass
ausmachte, wird dieser Prognose ein durchschnittlicher Preis von 54 US-Dollar zugrunde gelegt.
Angesichts einer effizienteren Nutzung sollte die Nachfrage nach Erdöl in den kommenden Jahren
langsamer als in den vergangenen Aufschwungsphasen steigen. Das Institut geht von einem
durchschnittlichen Wechselkurs von 1.10 US-Dollar/Euro aus.

Die Weltwirtschaft dürfte im Prognosezeitraum um durchschnittlich 3.5 % zulegen. Aufgrund der
höheren Dynamik in den Schwellenländern verstärkt sich das Wachstum der globalen Wirtschaft im
Vergleich zu den letzten fünf Jahren. In den Industrieländern dürfte das Wachstum durchschnittlich
2.1 % betragen, nach 1.8 % in den vergangenen fünf Jahren. Die Wirtschaft Asiens (ohne Japan)
wuchs in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 6.8 %. Im Prognosezeitraum dürfte sich
in Asien (ohne Japan) das Wirtschaftswachstum auf durchschnittlich 6.3 % verlangsamen. Zwischen
2012 und 2016 wuchs die Wirtschaft Lateinamerikas im Jahresdurchschnitt um 1.2 %. In den
Jahren 2012 bis 2014 schwächte sich die Konjunktur zunehmend ab. Im Jahr 2016 befand sich die
Region als Ganzes in einer Rezession. In den kommenden Jahren ist jedoch mit einer allmählichen
Verbesserung der Wirtschaftslage zu rechnen. Somit könnte im Prognosezeitraum das
Wirtschaftswachstum in Lateinamerika im Jahresdurchschnitt 2.2 % betragen.

Im Euroraum nahm in den vergangenen fünf Jahren die Wirtschaftsleistung um 0.8 % pro Jahr zu.
In den Jahren 2012 und 2013 belastete die Staatsschuldenkrise die Konjunktur. Die
südeuropäischen Länder litten unter strukturellen Problemen. Die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit
erforderte drastische gesamtwirtschaftliche Anpassungen, die auf die Nachfrage dämpfend wirkten.
Die notwendig gewordenen Budgetkonsolidierungsmaßnahmen belasteten zusätzlich die Nachfrage.
Dass die Gesamtentwicklung im Euroraum nicht noch schwächer ausfiel, ging auf die relativ gute
Verfassung der deutschen Wirtschaft zurück. Im Jahr 2014 setzte im Euroraum ein
konsumgetragener Aufschwung ein, der von steigenden Realeinkommen und besseren
Arbeitsmarktbedingungen begünstigt wurde. Konjunkturbelebende Effekte gingen auch von
niedrigen Rohstoffpreisen, dem Euro-Dollar-Wechselkurs und der expansiven Geldpolitik der EZB
aus.

                       Wirtschaftliche Eckdaten für den Euroraum

                                          2012-2016                       2017-2021

   BIP-Wachstum (%)                          0.8                             1.8
   Arbeitslosenquote (%)                    11.2                             8.7
   Inflation HVPI (%)                        0.9                             1.7
 Quelle: Eurostat, eigene Berechnungen

Das jahresdurchschnittliche Wirtschaftswachstum im Euroraum sollte im Prognosezeitraum 1.8 %
betragen. Am Anfang des Prognosezeitraums erhalten die Exporte von der steigenden Dynamik im
Welthandel und vom Abklingen der wirtschaftlichen Probleme in den Schwellenländern Impulse. Die
Unternehmen profitieren auch von der soliden Inlandsnachfrage. Insgesamt wird dadurch die
Investitionsbereitschaft begünstigt. In den kommenden Jahren werden die leicht expansiv
ausgerichtete Fiskalpolitik und die gute Arbeitsmarktlage den privaten Konsum weiterhin stärken.
Die Inflation könnte unter der Zielvorgabe der EZB bleiben. Die Geldpolitik der EZB bleibt daher
konjunkturstützend ausgerichtet. Sie sollte dazu beitragen, die Kreditversorgung in der Wirtschaft

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3. Die internationale Konjunktur

sicherzustellen und damit die Investitionsbereitschaft zu verbessern. Dazu könnte auch die EU-
Investitionsoffensive ihren Beitrag leisten. Um ein nachhaltiges Wachstum zu erzielen, empfiehlt die
Europäische Kommission den Regierungen der Mitgliedsländer, die öffentlichen Defizite gering zu
halten und die Schuldenlast zu reduzieren. Sie fordert auch, die Arbeitsmärkte flexibler zu gestalten.
Darüber hinaus sollten andere wirtschaftliche Schwachstellen und makroökonomische
Ungleichgewichte bekämpft werden.

Das größte Risiko für die europäische Konjunktur betrifft die wirtschaftlichen Folgen des Austritts
des Vereinigten Königreichs aus der EU. Eine ausgeprägte und langandauernde Rezession im
Vereinigten Königreich hätte merklich negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung der
Haupthandelspartner und insbesondere auf deren Automobilindustrie. Die politischen Risiken in der
EU haben abgenommen. Wirtschaftliche Probleme könnten allerdings von der hohen
Jugendarbeitslosigkeit, der hohen Verschuldung der Unternehmen und dem großen Volumen
notleidender Kredite im Bankensektor ausgehen.

Länderprognosen

Die Wirtschaft der USA ist im Zeitraum 2012 bis 2016 im Jahresdurchschnitt um 2.1 % gewachsen.
Nach der Großen Rezession haben umfangreiche Konjunkturpakete und eine expansive Geldpolitik
die Nachfrage spürbar belebt. Seit Ende 2008 hielt die amerikanische Zentralbank nicht nur die
Leitzinsen auf nahezu Null, sondern verfolgte darüber hinaus eine Politik des Quantitative Easing,
mit dessen Hilfe die langfristigen Zinsen nach unten gedrückt wurden. Dies geschah, um
Investitionen und Konsum anzukurbeln und die Lage am Arbeitsmarkt zu verbessern. Infolgedessen
stieg die Zuversicht der Konsumenten. Der Immobilienmarkt profitierte von den niedrigen Zinsen
und auch die Finanzmärkte verzeichneten einen Aufschwung. Aufgrund der soliden Wirtschaftslage
und der niedrigen Inflation beschloss die Fed im Jahr 2014, das Wertpapierankaufprogramm zu
beenden. Ende 2015 begann die Notenbank den Leitzinssatz anzuheben. Die Aufwertung des US-
Dollar belastete in den Jahren 2015 und 2016 die Leistungsbilanz.

Im Prognosezeitraum sollte das BIP der USA um durchschnittlich 2.1 % zulegen. Zu Beginn des
Prognosezeitraums gehen vom privaten Konsum wesentliche Impulse aus, die Investitionen ziehen
an und die Exporte entwickeln sich etwas dynamischer als in den Vorjahren. In den kommenden
Jahren wird der private Konsum robust bleiben. Die niedrige Arbeitslosigkeit könnte zu kräftigen
Lohnsteigerungen führen. Wachstumsimpulse könnten von Steuersenkungen, Deregulierungen und
Infrastrukturinvestitionen ausgehen. Um den Inflationsdruck einzudämmen, werden die Zinsen im
Prognosezeitraum weiter angehoben. Die öffentliche Verschuldung könnte durch notwendig
gewordene Investitionen in Infrastruktur und Ausbildung mittelfristig steigen. Die negativen Folgen
des Brexit für die US-Wirtschaft werden von der US-Notenbank Fed gegenwärtig als gering
eingeschätzt.

In Japan ist die Wirtschaft in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 1.2 % gewachsen.
Nach der Naturkatastrophe im März 2011, die zu einem scharfen Einschnitt in der konjunkturellen
Entwicklung des Landes führte, haben die Maßnahmen zum Wiederaufbau die Inlandsnachfrage
belebt. Die Krise im Euroraum und politische Auseinandersetzungen mit China belasteten die
Exportwirtschaft. Mit der Yen-Abwertung stabilisierte sich die Lage in der Außenwirtschaft. Die
japanische Notenbank verfolgte in den vergangenen fünf Jahren einen extrem expansiven
geldpolitischen Kurs. Damit sollen der Konsum gestärkt und die Preisentwicklung gestützt werden.

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3. Die internationale Konjunktur

Im Prognosezeitraum dürfte das japanische BIP um durchschnittlich 0.8 % wachsen. Am Anfang
des Prognosezeitraums entwickelt sich die Nachfrage der privaten Haushalte deutlich besser als in
den Vorjahren und auch die Investitionen in Ausrüstungsgüter nehmen beträchtlich zu. Als Folge
der Yen-Abwertung Ende 2016 und des globalen Aufschwungs in der Güterverarbeitenden Industrie
ziehen die Exporte an. In den kommenden Jahren werden fiskalpolitische Maßnahmen und die
Exporte das Wirtschaftswachstum stützen. Wegen der alternden Bevölkerung nimmt der
Arbeitskräftemangel zu. Dies macht Strukturreformen im Unternehmenssektor notwendig, da der
Bevölkerungsrückgang eine Steigerung der Produktivität erfordert. Stimulierungsmaßnahmen
(Infrastrukturprojekte und Finanzierungshilfen für Unternehmen) werden auch weiterhin von der
öffentlichen Hand vorangetrieben. Die japanische Notenbank wird im Prognosezeitraum ihre sehr
expansive Geldpolitik voraussichtlich fortsetzen. Dies soll dazu beitragen, die Kreditvergabe
anzukurbeln und so für Preisauftrieb zu sorgen. Die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer von
8 % auf 10 % wurde bereits mehrfach verschoben und ist gegenwärtig für 2019 vorgesehen.

Die Wirtschaft der Volksrepublik China ist in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich
7.3 % gewachsen. Überkapazitäten und steigende Lohnstückkosten in der Industrie, hohe Schulden
der regionalen Gebietskörperschaften und der Nachfragerückgang am einst boomenden
Immobilienmarkt dämpften das Wirtschaftswachstum. Eine straffere Geldpolitik erhöhte die
Kreditkosten und den Banken wurden Quoten für die Kreditvergabe auferlegt. Der Investitionsboom
begann sich dadurch abzukühlen. Wegen höherer Arbeitskosten und Grundstückspreise verlor die
chinesische Wirtschaft als Standort für ausländische Betriebsansiedelungen an Attraktivität. Im
Kampf gegen die Konjunkturabkühlung beschloss die Regierung im Jahr 2015 ein rund 14 Mrd. Euro
umfassendes Arbeitsmarktprogramm. Damit soll der Wegfall von Arbeitsplätzen im Zuge des
Abbaus von Überkapazitäten in der Stahl- und Kohlebranche abgefedert werden. Wegen der engen
Bindung des Yuan an den US-Dollar hat die starke Aufwertung des US-Dollar eine Verschlechterung
der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft gegenüber Japan und dem
Euroraum mit sich gebracht.

Im Prognosezeitraum wird das BIP-Wachstum im Jahresdurchschnitt voraussichtlich 6.0 %
betragen. Die kontinuierliche Wachstumsabschwächung geht auf die Umsetzung des
Reformprozesses zurück. Kernpunkt ist die angestrebte Umwandlung des chinesischen
Wirtschaftsmodells, weg von einer export- und investitionsgetriebenen Entwicklung hin zu einer
stärker konsumgetriebenen Wirtschaft. Eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung setzt auch die
Umsetzung der geplanten Reformen im Bankenwesen und bei den staatseigenen Unternehmen
voraus. In den kommenden Jahren sollten Steuersenkungen das Einkommen der Haushalte
erhöhen. Die Urbanisierung und die rasche Expansion der Dienstleistungsbranchen werden für
Beschäftigungsmöglichkeiten sorgen und die Arbeitslosigkeit niedrig halten. Der Marktzugang für
ausländische Unternehmen soll erleichtert, der Schutz von geistigem Eigentum gestärkt sowie ein
offenes, transparentes und faires Marktumfeld geschaffen werden. Das Risiko einer harten Landung
besteht, wenn sich das Wachstumsmuster der vergangenen Jahre nicht ändert, denn seit der
Großen Rezession wird die Konjunktur vorwiegend von kreditfinanzierten Investitionen getrieben.

In den Jahren 2012 bis 2016 wuchs die Wirtschaft in Deutschland im Durchschnitt um 1.2 %. Die
konjunkturelle Schwäche in den Jahren 2012 und 2013 ging auf die vergleichsweise sehr schwache
Exportnachfrage und auf sinkende Investitionen zurück. In den darauf folgenden Jahren verstärkte
sich die Konjunktur. Die Erholung des privaten Konsums festigte sich und trug wesentlich zur

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3. Die internationale Konjunktur

Belebung der Binnennachfrage bei. Ab dem Jahr 2014 stützen die ausgezeichnete Lage am
Arbeitsmarkt, steigende Einkommen und die moderate Preisentwicklung den privaten Konsum. Die
Tarifverdienste legten dreimal so stark zu wie die Verbraucherpreise und dies bewirkte einen
markanten Kaufkraftgewinn für die Beschäftigten. Niedrige Hypothekenzinsen und die
Wohnungsnachfrage von Migranten beflügelten den privaten Wohnbau. Im Vergleich dazu
entwickelte sich das Auslandsgeschäft sehr verhalten.

Am Anfang des Prognosezeitraums profitiert die deutsche Wirtschaft von der Belebung der
Weltkonjunktur, dem Bauboom und einer robusten Konsumnachfrage. In den kommenden Jahren
wird die günstige Arbeitsmarktlage weiterhin den privaten Konsum stärken. Niedrige
Hypothekenzinsen sorgen dafür, dass der private Wohnbau weiter zulegen wird. Die
Unternehmensinvestitionen werden sich unter dem Einfluss der zunehmenden Kapazitätsauslastung
und Beschäftigung erhöhen. Angesichts der niedrigen Rohölpreise, des günstigen
Wechselkursverhältnisses zum US-Dollar und einer verstärkten Konjunktur in wichtigen
Abnehmerländern dürfte sich das deutsche Exportwachstum in den kommenden Jahren
beschleunigen. Der Leistungsbilanzüberschuss dürfte hoch bleiben. Die Arbeitslosenquote könnte
wegen der vergangenen Flüchtlingszuwanderung nur noch geringfügig sinken. Die deutsche
Wirtschaft wird im Prognosezeitraum voraussichtlich um 1.7 % pro Jahr zulegen. Die Inflation
dürfte gemäßigt bleiben. Der Budgetüberschuss könnte sich wegen der wachstumsfördernden
Staatsausgaben in den Bereichen Bildung, öffentliche Infrastruktur sowie Unterbringung und
Versorgung von Migranten verringern. Eine geplante Steuerreform soll insbesondere die
Mittelschicht entlasten. Risiken für die Wirtschaftsentwicklung gehen von der Verunsicherung durch
den Brexit und einer protektionistischen Handelspolitik der USA aus.

In den Jahren 2012 bis 2016 ist in Italien die Wirtschaftsleistung um durchschnittlich 0.6 %
zurückgegangen. In den Jahren 2012 und 2013 befand sich die Wirtschaft in einer Rezession. Mit
der Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes stiegen die Finanzierungskosten, was den Abbau
der Staatsschulden und die Kreditaufnahme erschwerte. Wegen der notwendig gewordenen
Konsolidierungsmaßnahmen wurden die öffentlichen Ausgaben gekürzt. Einen starken Einbruch
verzeichnete daher die von öffentlichen Aufträgen abhängige Bauindustrie. Auch in der
Privatwirtschaft sank die Investitionstätigkeit, und zwar wegen der hohen Finanzierungskosten und
der gedämpften Gewinnaussichten. Die Steuersenkungen für Unternehmen und für Personen mit
niedrigen Einkommen zeigten Wirkung. Im Jahr 2014 begann die Wirtschaft wieder zu wachsen. In
den folgenden zwei Jahren haben die Konsumausgaben der privaten Haushalte wesentlich zur
konjunkturellen Entwicklung beigetragen. Dies ging einerseits auf die steigende Beschäftigung
zurück, andererseits führten Lohnerhöhungen zusammen mit leicht sinkenden Verbraucherpreisen
zu einer Verbesserung der Kaufkraft der Haushalte. Auch wurde die Konjunktur vom schwachen
Euro und den niedrigen Rohstoffpreisen begünstigt. Durch das Stimulierungsprogramm der EZB
wurde die Kreditvergabe erleichtert. Zusätzlich stützt der eingeleitete Reformprozess die
Wirtschaftsentwicklung.

Im Prognosezeitraum dürfte die italienische Wirtschaft um durchschnittlich 1.0 % wachsen. Am
Anfang des Prognosezeitraums beleben die wirtschaftliche Erholung des Euroraums und eine
expansive Fiskal- und Geldpolitik die Konjunktur. In den kommenden Jahren sollten die
Konsumausgaben der privaten Haushalte wesentlich zum Wirtschaftswachstum beitragen. Die
Investitionstätigkeit dürfte sich trotz der stützenden öffentlichen Maßnahmen nur verhalten

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3. Die internationale Konjunktur

entwickeln. Sie wird unter anderem durch die hohe Verschuldung und die ungelösten Probleme im
Bankensektor, die die Kreditvergabe erschweren, gehemmt. Auch in den kommenden Jahren wird
die Investitionstätigkeit voraussichtlich nicht anspringen. Die Arbeitslosigkeit wird hoch bleiben. Die
vorrangigen Ziele der Regierung sind auch im Prognosezeitraum die Umsetzung von
Arbeitsmarktreformen (Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit) und die Verbesserung der
Wettbewerbsfähigkeit. Eine Ausrichtung der öffentlichen Ausgabenprioritäten auf die Bereiche
Infrastruktur, Forschung und Armutsbekämpfung sowie eine Fortsetzung der Strukturreformen
sollten das Produktionspotenzial erhöhen. Ein besonderes Risiko für die Wirtschaftsentwicklung geht
von den von notleidenden Krediten belasteten Banken aus.

In Frankreich betrug das Wirtschaftswachstum in den Jahren 2012 bis 2016 im Durchschnitt
0.8 %. Nach einer schwachen Entwicklung im Jahr 2012 verbesserte sich in den folgenden Jahren
zunehmend die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Seit 2013 stabilisiert sich der Arbeitsmarkt. Die
Einkommensentwicklung und die steigende Beschäftigung begannen den privaten Konsum zu
stärken. Die Investitionstätigkeit, insbesondere in der Bauindustrie, litt hingegen unter den
Sparprogrammen der Regierung und unter der hohen Unsicherheit bezüglich der weiteren
Wirtschaftsentwicklung im Euroraum. Nachdem in den vergangenen Jahren Steuererhöhungen die
Binnennachfrage dämpften, gingen 2015 von der Ölpreis- und der Wechselkursentwicklung sowie
vom Stimulierungsprogramm der EZB Impulse aus. Im Jahr 2016 verstärkte sich die
Konsumnachfrage und die Bauinvestitionen begannen zu steigen.

Das französische BIP wird im Prognosezeitraum voraussichtlich um jährlich 1.5 % zulegen. Am
Anfang des Prognosezeitraums verbesserte sich die Inlandsnachfrage. Die sich abschwächende
Teuerung stützt den privaten Konsum. Mit dem Anziehen der globalen Nachfrage sollten sich auch
die Exporte verstärken. In den kommenden Jahren wird die Inlandsnachfrage wesentlich zum
Wachstum beitragen. Steigende Realeinkommen werden eine positive Auswirkung auf den privaten
Konsum haben. Stabile Rohstoffpreise, bessere Abschreibungsmöglichkeiten und die Senkung der
Sozialversicherungsbeiträge sowie der Unternehmenssteuern sollten die Wettbewerbsfähigkeit der
Güterverarbeitenden Industrie sowie des Dienstleistungssektors erhöhen. Die besseren
Gewinnaussichten stimulieren die Ausrüstungsinvestitionen. Auch werden im Prognosezeitraum die
Bauinvestitionen nicht mehr sinken. Falls die geplanten Arbeitsmarktreformen nicht greifen, könnte
jedoch die Arbeitslosigkeit hoch bleiben. Risiken für das Wirtschaftswachstum in den kommenden
Jahren stellen neben dem hohen Leistungsbilanzdefizit Terroranschläge sowie ständig
wiederkehrende Streikwellen dar.

Die Wirtschaftsleistung im Vereinigten Königreich verzeichnete in den vergangenen fünf Jahren
einen Zuwachs um durchschnittlich 2.1 %. Im Jahr 2012 setzte ein Konjunkturaufschwung ein, der
am Immobilienmarkt begann. Der Funding for Lending Scheme, der es Banken und
Immobiliengesellschaften erlaubte, bei der Bank of England günstig Geld auszuborgen, erleichterte
die Aufnahme von Hypothekarkrediten. Diese Maßnahme trug wesentlich dazu bei, dass die
Wirtschaft des Vereinigten Königreichs innerhalb der Industrieländer die stärkste
Wachstumsdynamik erzielte. Im Jahr 2014 wurde die Konjunktur breiter abgestützt. Aufgrund der
geringen Inflation stiegen die Reallöhne, und die wachsende Zuversicht der Unternehmer in den
zukünftigen Geschäftsverlauf belebte die Investitionstätigkeit. In der Außenwirtschaft stiegen die
Dienstleistungsexporte stark an. Die Warenexporte entwickelten sich dagegen nur sehr verhalten,
was primär auf die Nachfrageschwäche im Euroraum zurückging. Aufgrund der guten

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3. Die internationale Konjunktur

konjunkturellen Entwicklung nahm die Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren kontinuierlich ab.
Durch das Votum zugunsten eines Brexit am 23. Juni 2016 trübten sich die Wachstumserwartungen
deutlich ein. Wegen einer Rezessionsgefahr senkte die Bank of England im August 2016 den
Leitzinssatz von 0.5 % auf 0.25 % und die Währungsabwertung verbesserte die
Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Wirtschaft. Ende 2016 setzte in der Güterverarbeitenden
Industrie ein Aufschwung ein.

Im Prognosezeitraum wird sich jedoch das Wirtschaftswachstum auf jährlich 1.4 % abschwächen.
Aufgrund der Abwertung des Pfund verteuern sich am Anfang des Prognosezeitraums die Importe
beträchtlich. Wegen der hohen Produktionskosten sinkt die Investitionsbereitschaft in der Industrie.
Die Nachfrage der privaten Haushalte schwächt sich wegen der stark anziehenden Inflation und
einer geringeren Lohnerhöhung ab. In den kommenden Jahren dürften die Unsicherheiten in Bezug
auf den Brexit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung belasten. Die Nachfrage der privaten
Haushalte und die Investitionstätigkeit sollten gedämpft bleiben. Auch der Abbau der
Arbeitslosigkeit wird voraussichtlich ins Stocken geraten. Dabei dürfte sich die Inflation kaum
abschwächen. Die negativen Folgen des Brexit sollten begrenzt bleiben, falls der Austrittsprozess
zügig voranschreitet und ein „harter“ Brexit vermieden werden kann. Risiken für die zukünftige
Wirtschaftsentwicklung gehen auch von der Zinsentwicklung und der hohen Verschuldung der
Haushalte aus. Die Regierung ist auch gefordert, langfristige Investitionen in die Infrastruktur und
in ausgewählten Wirtschaftszweigen vorzunehmen, um die Produktivität zu steigern. Ein
ausgeglichener Staatshaushalt, der für das Jahr 2020 angestrebt wird, wird immer
unwahrscheinlicher.

In den Jahren 2012 bis 2016 wuchs die Wirtschaft der Schweiz um durchschnittlich 1.4 %. Nach
einer schwachen Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2012 verstärkte sich die Konjunktur, gestützt von
historisch niedrigen Zinsen, fallenden Verbraucherpreisen und einer starken Dynamik im Bausektor.
Dieser Trend hielt bis Ende 2014 an. Dann veränderten sich die außenwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen grundlegend. Nach der Aufhebung des Mindestkurses von 1.20 Franken pro
Euro durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Jänner 2015 und der darauf folgenden
Aufwertung des Schweizer Franken verschlechterten sich die Wachstumsaussichten für die
exportorientierte Wirtschaft. Als Reaktion senkte die SNB das Zielband für den Dreimonats-Libor
auf -1.25 % bis -0.25 %. Zwar beeinträchtigte die Währungsaufwertung die Konkurrenzfähigkeit
der Schweizer Firmen, die aufgehellten Konjunkturperspektiven für Europa und die solide Nachfrage
aus den USA milderten diesen negativen Effekt jedoch. Die Inlandsnachfrage entwickelte sich
robust, denn der private Konsum wurde von der Zuwanderung und der Preisentwicklung gestützt.
In den vergangenen fünf Jahren verschlechterte sich allerdings die Lohnstückkostenposition.

Im Prognosezeitraum dürfte die Schweizerische Wirtschaft um durchschnittlich 1.7 % wachsen. Die
SNB wird voraussichtlich nicht von ihren rekordtiefen Negativzinsen abweichen. Damit will sie den
aus ihrer Sicht deutlich überbewerteten Franken für Anleger weniger attraktiv machen und somit
die Konjunktur ankurbeln. Anders als in den Vorjahren, werden in den kommenden Jahren
wesentliche Impulse von der Inlandsnachfrage ausgehen, die von einem geringen Preisauftrieb,
steigenden Reallöhnen und Negativzinsen profitieren sollte. Dabei dürfe der private Konsum
dynamisch bleiben und die Ausrüstungsinvestitionen könnten sich verstärken, was jedoch auch
höhere Importe mit sich bringen würde. Die Konzentration auf qualitätsorientierte,
wertschöpfungsintensive Branchen mit komparativen Vorteilen sollte die Exportwirtschaft stützen.

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3. Die internationale Konjunktur

Die negativen Effekte einer Währungsaufwertung könnten so besser abgefedert werden. Die KOF
erwartet, dass vom Brexit weder kurz- noch mittelfristig größere Verwerfungen für die Schweizer
Wirtschaft ausgehen werden.

Nach einem BIP-Anstieg um 2.2 % im Durchschnitt der letzten fünf Jahre sollte die
Wirtschaftsleistung in den NMS-6 (mittel- und osteuropäische EU-Mitgliedstaaten, die nicht dem
Euroraum angehören) mittelfristig kräftig zunehmen und im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021
3.2 % betragen. Damit liegt das Wachstumsdifferenzial gegenüber dem Euroraum bei
1.4 Prozentpunkten, und die Konvergenz wird mit moderatem Tempo weiter fortschreiten. Die
steigende Arbeitsproduktivität sowie der zunehmende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und
die damit einhergehende allmähliche Annäherung des Lohnniveaus an den EU-Durchschnitt werden
den Aufholprozess unterstützen. Die Implementierung weiterer Strukturreformen, die Steigerung
der Wettbewerbsfähigkeit und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen sind
dafür wichtige Voraussetzungen.

Niedrige Zinsen, eine moderate Inflation, welche die Kaufkraft der privaten Haushalte stärkt, sowie
die zunehmende Beschäftigung und wachsende Realeinkommen stützen am Anfang der
Prognoseperiode die Konjunktur. Die expansive Konjunkturdynamik fördert den weiteren Abbau der
Arbeitslosigkeit. Eine abnehmende Zahl von Personen im erwerbsfähigen Alter und ein anhaltender
Fachkräftemangel führen zu Lohnsteigerungen. Die von der EU kofinanzierten Infrastrukturprojekte
werden das BIP-Wachstum weiter stützen. Nach einer schwächeren Absorption der Mittel aus dem
EU-Haushalt im heurigen Jahr wird sich die Implementierung neuer Projekte in den Folgejahren
beschleunigen. Die Belebung der Auslandsnachfrage stützt das Exportwachstum. Allerdings dürfte
der Beitrag der Nettoexporte zum BIP-Wachstum durch die steigenden Importe von Konsum- und
Investitionsgütern niedrig bleiben. Im Einklang mit der günstigen Konjunktur in den
Industrieländern dürften die Exporte und die Industrieproduktion zunehmen und neue private
Investitionen anregen.

Der bevorstehende Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU dürfte das Wirtschaftswachstum
in den mittel- und osteuropäischen Mitgliedstaaten in der Prognoseperiode dämpfen. Abhängig von
den Bedingungen des zukünftigen Zugangs des Vereinigten Königreichs zum EU-Binnenmarkt
könnten sich die Exporte dieser Länder in das Vereinigte Königreich und, durch indirekte Effekte, in
die übrige EU abschwächen. Ein niedrigerer Beitrag des Vereinigten Königreichs zum EU-Budget
nach dem EU-Austritt könnte zudem die zur Verfügung stehenden EU-Fördermittel verringern und
somit Investitionen in diesen Ländern bremsen. Eine Einschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit
der Europäer im Vereinigten Königreich könnte die Überweisungen der dort ansässigen
osteuropäischen Arbeitnehmer sinken lassen und somit den privaten Konsum in den
Entsendeländern mindern. Insgesamt gesehen werden die dämpfenden Effekte gegenwärtig aber
als gering eingeschätzt.

Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre ist das BIP in Ungarn um 1.9 % gestiegen. Infolge einer
dynamischen Inlandsnachfrage dürfte das Wirtschaftswachstum in der Prognoseperiode kräftig
bleiben und im Durchschnitt der Periode 2017 bis 2021 3.3 % betragen. Die erweiterten
Kapazitäten in der Automobilindustrie und umfangreiche steuerliche Anreize vor den
Parlamentswahlen im Jahr 2018 werden die Konjunktur zusätzlich stützen.

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