Mobilfunkausbau und 5G - Bayerische GemeindeZeitung
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Sonderbeilage 29. April 2021 72. Jahrgang Nr. 9|2021 SONDERBEILAGE EXPERTENRUNDE MOBILFUNKAUSBAU UND 5G Bild: Deutsche Telekom VIRTUELL Mobilfunkausbau und 5G Gemeinsam mit der Onlineplattform Informationszentrum Mobilfunk, die von Telefónica Germany, Telekom Deutschland, Voda- fone und 1&1 Drillisch unterstützt wird, entwickelte die Bayerische GemeindeZeitung im Rahmen des 5. Bayerischen Infrastruk- turForums ein Programm, das sich an der besonderen Position der bayerischen kommunalen Verantwortlichen orientiert. Eine illustre virtuelle Expertenrunde, bestehend aus Hilmar schreibungen zu gehen, um gezielt eine größere Gruppe ins Möhlmann (Telefónica Germany GmbH & Co. OHG), Jennifer Ziel zu bringen, erklärte Aiwanger. Zwar wurde in den ver- Pohl (Deutsche Telekom Technik GmbH), Prof. Dr. rer. pol. gangenen Monaten noch kein Mast mit dem Bayerischen Steffen Hamm (Ostbayerische Technische Hochschule OTH Mobilfunk-Förderprogramm errichtet, jedoch konnten über Amberg-Weiden) und Dr. Rudolf Gulich (LfU/Landesamt für den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Mobilfunkunterneh- Umwelt) erklärte rechtliche und technische Hintergründe, men über 400 Mobilfunksituationen vor Ort optimiert wer- ging auf Anwendungsbeispiele ein und bot Argumentations- den. Der Dank des Staatsministers geht deshalb an die hilfen für Gesundheits- und Umweltfragen. Moderiert wurde Mobilfunkbetreiber, denn hier musste kein Geld des Frei- die Online-Veranstaltung von GZ-Chefredakteurin Constanze staats oder der Kommunen in die Hand genommen werden. von Hassel. „Die Wirtschaft und die Bürger erwarten, dass weiße Flecken gezielt geschlossen werden und wir 5G-Standard erreichen“, „Wir müssen das Beste aus der privatisierten Kommunika- so der Minister. tionslandschaft machen“, betonte Hubert Aiwanger, Bayer- ischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, in seinem Grußwort. Von mehr als 2.000 Gemein- den in Bayern würden Aiwanger zufolge über 900 in förder- Informationsquellen rund um das Thema fähige Situationen kommen und könnten einen Antrag „Mobilfunkausbau und 5G für kommunal stellen. Davon bekundeten bereits rund 600 Gemeinden ihr Entscheidende“ erhalten Sie beim Interesse, rund 250 Gemeinden haben einen Suchkreis und www.informationszentrum-mobilfunk.de. 80 halten mittlerweile einen Förderbescheid in Händen. Weiterführende Links und Ansprechpartner „Da an der Stelle die Dinge allerdings jetzt nicht mehr so rich- bei den Netzbetreibern haben wir hier für Sie tig vorwärts gehen und wir deshalb nachsteuern müssen“, zusammengestellt: habe der Freistaat Überlegungen angestellt, in Sammelaus- www.gemeindezeitung.de/mobilfunkausbau.
Sonderbeilage Bayerische GemeindeZeitung 29. April 2021 Hilmar Möhlmann |Telefónica Germany GmbH & Co. OHG Vom Suchkreis zum Standort Tagen ist eine kommunale Rückmeldung erforderlich, ob das Mitwirkungsangebot grundsätzlich aufgegriffen wird. Inner- halb von 60 Tagen sollten konkrete kommunale Standortvor- schläge folgen. Abweichungen können z.B. wegen der Lage von Sitzungsterminen vereinbart werden. Die Prüfung der kommunalen Vorschläge durch die Netzbetreiber soll inner- halb von 15 Tagen durchgeführt werden. Sie erfolgt vornehm- lich hinsichtlich funktechnischer Eignung und wirtschaftlicher Verhältnismäßigkeit. Eine erneute Konsenssuche ist möglich; auch sind „Runde Tische“ in Großstädten denkbar. Ein guter kommunaler Standortvorschlag liegt innerhalb des Bild: Telefónica Germany Suchkreises und hat zumindest eine Chance auf eine vertrag- liche Sicherung und bauliche Realisierung. Die Bebauung wird ausreichend hoch überragt, aber nicht zu extrem. Zudem be- stehen eine rechtssichere Erschließung für den Zugang und eine räumliche Nähe zu Strom- und Glasfaserleitungen. Hilmar Möhlmann, Senior Referent Mobilfunk und Umwelt, Ansprechpartner für die Kommunen in Bayern, Telefónica Germany Gebremst werden die Ausbauinitiativen der Netzbetreiber GmbH & Co. OHG häufig aufgrund der Rahmenbedingungen, so dass der Aus- bau der Netze nicht so schnell vorankommt wie gewünscht. A Neben hohen Bau- und Frequenzkosten, nicht ausreichen- m Anfang des Prozesses steht die Bedarfsanalyse in den Tiefbau-Kapazitäten sowie Bürgerinitiativen gegen Mo- der Funknetzplanung des jeweiligen Mobilfunkan- bilfunk zählen lange Genehmigungsverfahren zu den bieters. Mögliche Gründe für einen Standortbedarf größten Hindernissen. Zwei Jahre und mehr kann es hierzu- sind Defizite bei der Abdeckung, eine absehbare kapazitive lande von einem Bauantrag bis zur Inbetriebnahme eines bzw. bauliche Überlastung von Bestandsstandorten, sowie Mobilfunkstandorts dauern. Die Gründe hierfür liegen unter Qualitätsprobleme durch Veränderungen in der umgeben- anderem in einem komplizierten Baurecht und in der Über- den Vegetation oder Bebauung. lastung kommunaler Behörden. Zudem führt der enge Woh- nungsmarkt in Ballungsräumen dazu, dass immer mehr Anschließend übersenden die Mobilfunkanbieter einen Dachgeschosse zu Wohnraum werden. Immer öfter müssen Suchkreis an die Kommunen. Dieser ist die Basis für die Ab- Mobilfunkanlagen dafür weichen – und dies, obwohl die stimmung. Er stellt den räumlichen Kompromissspielraum Netzanbieter dringend zusätzliche innerstädtische Dach- für die Position des neuen Standortes dar. Innerhalb von 30 flächen benötigen. Schritte beim Aufbau einer Mobilfunk-Basisstation Funknetz- Prüfung der Standort- Genehmigungs- Standort- Bereit- Installation Netz- Planung Anbindung suche prozess bescheinigung stellung Basisstation integration Standortsuche Kommunale Akquise des Standortes, Hochbau am Standort bereit Standort Abstimmung z. B. durch Infrastruktur- Standort zur Integration kundenwirksam gesellschaft fertiggestellt ins Bestandsnetz in Betrieb Quelle: Informationszentrum Mobilfunk, Stand September 2020 2
Sonderbeilage Bayerische GemeindeZeitung 29. April 2021 Jennifer Pohl | Deutsche Telekom Technik GmbH Mobiles Breitband und 5G – wie geht es weiter in Bayern? F ilme in hoher Qualität streamen, große Datenmengen übertragen, beim autonomen Fahren, im Gesundheits- wesen oder in der Landwirtschaft – das alles soll durch 5G schneller und zuverlässiger funktionieren. Bis das Netz all das flächendeckend hergibt, wird es aber noch eine Weile dauern. Die aktuellen Ausbausschwerpunkte werden durch den wachsenden Datenverkehr der Mobilfunknutzer und die Bild: Deutsche Telekom staatlichen Lizenzbedingungen bestimmt. So sind die Maß- nahmen zur Schließung verbliebender Lücken an Verkehrs- wegen im ländlichen Raum bereits angelaufen. Zudem erfolgt ein Ausbau von 5G auf 3,x GHz (mit Beamformingan- tennen ) in größeren Städten und einzelnen Schwerpunkten des Datenverkehrs. Im ländlichen Raum und kleineren Städ- Jennifer Pohl, Kommunalbeauftragte Mobilfunk Bayern, ten hingegen wird derzeit für den 5G-Ausbau DSS („Dynamik Deutsche Telekom Technik GmbH Geschwindigkeit im Vergleich Latenzzeit in Millisekunden der ländliche Bereich andere (1.000 ms entsprechen 1 s) Anforderungen als der städ- tische Bereich. Daher müs- 2G sen in ländlichen Regionen GSM 2G 3G 4G 5G Frequenzen eingesetzt wer- 3G den, die eine hohe Reichwei- UMTS te haben, allerdings weniger Datendurchsatz. In der Stadt 4G mit zahlreichen Nutzern und LTE einem ohnehin engmaschi- geren Netz haben die Netz- 5G * betreiber die Option, die er- steigerten höheren Frequen- zen bei 3,x GHz sinnvoll ein- Download-Dauer eines HD-Films 6,6 GB Größe zusetzen. Deren Frequenz 3G 4G 4,5G 5G liegt übrigens zwischen den 38 6 50 5 400 - 80 - 10 - 1- Bändern, die bereits von vie- Stunden Minuten Sekunden Sekunden* 500 ms 400 ms 40 ms 10 ms* len Menschen für das heimi- 2004 2011 2014 ab 2019 sche WLAN eingesetzt wird. * in maximaler Ausbaustufe Damit erhalten die Nutzer eine hohe Bandbreite. Quelle: Informationszentrum Mobilfunk, Stand September 2020 Für 5G bestehen die zen- tralen Anwendungsgruppen Spectrum Sharing“, eine 4G/5G-Kombinationslösung) als „ultraschnelles, mobiles Breitband“ (u.a. hohe Geräte- technische Lösung meist bevorzugt. Zwischen 2025 und konnektivität, hohe mobile Datenraten), „Kommunikation 2030 soll dann fast jeder Mobilfunkstandort mit 5G funken. zwischen Maschinen – M2M“ (u.a. E-Health- und Indus- trie-4.0-Anwendungen, Umwelt-Monitoring, intelligente Grundsätzlich bezieht sich der Mobilfunkausbau nicht nur Versorgungsnetze) sowie als „Hoch-Zuverlässigkeitsnetz“ auf den Mobilfunkstandard 5G, auch 4G (LTE) wird weiterhin (u.a. Paketdrohnensteuerung, Smart Manufacturing). Wei- ausgebaut, um dem Bedarf der Nutzer gerecht zu werden. terentwickelt wird die 5G-Netzstruktur künftig durch die 5G ist nicht an hohe Frequenzen über 2,6 GHz gebunden, Nutzung eines erweiterten Frequenzspektrums, den Ein- kann also auf unterschiedlichen Frequenzen eingesetzt wer- satz intelligenter Antennen und den vermehrten Aufbau den. Das macht Sinn, stellt doch aus funktechnischer Sicht von Kleinzellen (Small Cells). 3
Sonderbeilage Bayerische GemeindeZeitung 29. April 2021 Dr. Rudolf Gulich | LfU – Landesamt für Umwelt Mobilfunk – Immissionen – Umwelt H andynutzer wollen möglichst überall Empfang ha- schließlich auf den Bereich der Handynutzung beziehen. Aus ben, gleichzeitig aber wünschen sich die meisten einer Vielzahl an Forschungsprojekten ergibt sich keine be- Bürger, dass die elektromagnetischen Feldstärken lastbare Evidenz, dass unterhalb der Grenzwerte gesundheit- der Mobilfunk-Basisstationen (MBS) möglichst gering sind. liche Risiken bestehen. Die Felder ausgehend von Tatsache ist: Je besser die Funkverbindung zwischen Handy Rundfunksendeanlagen oder von Mobilfunk-Basisstationen und Basisstation ist, desto mehr werden die Sendeleistung liegen deutlich niedriger als diejenigen körpernah betriebe- und damit die Immissionen reduziert. ner Geräte (z.B. Handy beim Telefonieren, Smartpho- ne-Nutzung). Maßgeblich für die Feldstärke, der ein Mensch Beim Mobilfunk (einschließlich BOS-Funk) handelt es sich um ausgesetzt ist, ist die Sendeleistung des eigenen Geräts. eine Zwei-Wege-Kommunikation, d.h. es gibt nicht nur Sen- Gesundheitliche Risiken bei der intensiven Langzeitnutzung deaktivitäten von Basisstationen, sondern auch von Handys. von Mobiltelefonen am Körper sind noch nicht abschließend Standortkonzepte betrachten dagegen ausschließlich die Im- geklärt. Die Reduktion der persönlichen Immissionen und missionen der Basisstationen. Im Gesamtsystem des Mobil- Vorsorge ist in erster Linie durch das eigene Nutzungsverhal- funks führen funktechnisch gute Standorte (am besten in ten möglich. Kombination mit einer dichten Netzabdeckung) zu einer Ver- ringerung der Immissionen sowohl seitens der Basisstationen Hinweis: Im Rahmen des Mobilfunkpaktes Bayern wurde als auch seitens der Handys, weil beide weitgehend über eine u.a. das Förderprogramm zur Erfassung elektromagne- automatische Regelung der Sendeleistung verfügen. tischer Felder (FEE-2-Projekt) aufgelegt. Kommunen erhal- ten dabei Zuschüsse für örtliche Messungen, Berechnungen Die Immissionsminimierung beim Mobilfunk muss die Ge- und Prognosen von Mobilfunkstrahlung. Förderanträge samtheit aus Handys und Basisstationen berücksichtigen, können über die zuständige Bezirksregierung gestellt werden. zumal sich die Restunsicherheiten bezüglich möglicher ge- https://www.lfu.bayern.de/strahlung/emf_messung_ sundheitlich nachteiliger Wirkungen des Mobilfunks aus- bewertung/messstellen/index.htm Prof. Dr. rer. pol. Steffen Hamm | ambulanten als auch stationären Strukturen – im ländlichen Raum umgesetzt werden. Zum Einsatz kommen beispiels- Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) weise elektronische Akten und telemedizinische Verfahren, Amberg-Weiden die eine ortsungebundene Verfügbarkeit der Patientendaten ermöglichen und konkrete Maßnahmen der telemedizini- Das Projekt schen Therapie und Diagnostik (Telekonsil) realisieren. Ange- strebt wird ein virtuelles Versorgungszentrum, komplementär „5G4Healthcare“ zu einem herkömmlichen medizinischen Versorgungszen- trum, das eine permanent verfügbare, hochqualitative und effiziente Versorgung durch Experten ermöglichen soll. 5 G4Healthcare ist eines von sechs Forschungsprojekten, Im Use Case „Häusliche Pflege in Verbindung mit Ambient die im Rahmen des 5G-Innovationsprogramms des Assisted Living (AAL)“ wird zur Optimierung der Logistik um Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infra- den häuslich gepflegten Patienten eine Kommunikations- struktur gefördert werden. An der Schnittstelle von „Rural plattform in Form eines innovativen, mobilen IT-Kollabora- Health“ und „Digital Health“ ergänzt das Projekt komple- tions-Tools errichtet, in der Arzt, Apotheke, Sanitätshaus, mentär das Portfolio des Gesundheits- und Medizintechnik Pflegedienst und Patient/Angehöriger eingebunden sind. Er- Campus Oberpfalz der OTH Amberg-Weiden. gänzt werden soll die Infrastruktur für die involvierten Akteu- re durch den Einsatz von Assistenzlösungen und „smart Unter Führung der Hochschule soll mit 5G4Healthcare eine Devices“ für ein selbstbestimmtes Leben im Alltag sowie Plattform entstehen, auf der in „Living Labs“ (Realumgebun- Automatisierungslösungen in der Pflege und Versorgung der gen) und „Testbeds“ auf Basis der 5G-Technologie digitale Patienten. Das Projekt läuft noch bis Ende 2022. Anwendungen in Szenarien der ländlichen Gesundheitsver- sorgung entwickelt, erprobt und evaluiert werden können. IMPRESSUM Den Startpunkt stellen dabei die beiden ausgewählten Use Cases „Integrierte Versorgung“ und „Homecare“ dar, in de- Sonderdruck der Bayerischen GemeindeZeitung nen anhand beispielhafter Szenarien herausgearbeitet wer- Redaktion: Doris Kirchner Gestaltung: Britta Eriskat den soll, welcher Mehrwert und welche Effekte sich durch Fotos: wie angegeben digitale Lösungen in der Gesundheitsversorgung realisieren Verantwortlich: Constanze von Hassel lassen und welches zusätzliche Potenzial durch die 5G-Tech- Druck: Creo-Druck, Bamberg nologie erschlossen werden kann. Im Use Case „Integrierte Verlag Bayerische Kommunalpresse GmbH, Postfach 825, 82533 Geretsried Versorgung“ soll ein konsequent Digital-Health-gestützter Telefon 08171 / 9307-11, Telefax 08171 / 9307-22 integrierter medizinischer Versorgungsansatz – sowohl mit info@gemeindezeitung.de, www.gemeindezeitung.de
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