Mobilität als Dienstleistung erspart teuren Autobesitz - VCÖ
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factsheet Mobilität als Dienstleistung erspart teuren Autobesitz 2020-04 Verkehr aktuell Mobilität ohne Autobesitz. Was heute noch eine Ausnahme ist, wird in Zukunft die Regel Österreichische sein. Nicht Pkw sondern Mobilitätsangebote als Dienstleistung werden gekauft. Das Konzept Post AG „Mobility as a Service“ wird in Skandinavien bereits erfolgreich umgesetzt. SP 02Z030781 N Die privaten Pkw sind im Schnitt nur eine Stunde „Mobility as a Service“: Nutzen statt besitzen am Tag im Einsatz, 23 Stunden pro Tag sind sie Im digitalen Zeitalter bedeutet individuelle Mobili- „Stehzeuge“. Die mehr als eine Million Zweit- und tät, aus einer Vielzahl verschiedener Möglichkeiten Drittautos in Österreich sind im Schnitt überhaupt von Transportmitteln flexibel wählen zu können, nur eine halbe Stunde täglich in Betrieb. Gleichzei- ohne vom Besitz eines Autos abhängig zu sein. Das tig sind nie mehr als zehn Prozent der Autos unter- Konzept von „Mobility as a Service“ (MaaS) bezeich- wegs. Das Potenzial für Sharing-Angebote ist groß. net eine digitale Plattform (App), die Nutzerinnen Der große Platzbedarf der Pkw sorgt vor allem in und Nutzer einfachen Zugang zu vorhandenen Städten für Probleme. Werden die 715.000 Pkw mit Mobilitätsangeboten wie etwa Sharing-Services gibt. Wiener Kennzeichen nebeneinander gestellt, benö- Zusätzliche Funktionen umfassen Echtzeit-Verkehrs- tigen sie eine Fläche von rund elf Quadratkilo- informationen, Online-Ticketing oder Reiseplanung. metern, was der gemeinsamen Fläche der Wiener Wichtig ist, die rechtlich-regulatorischen Rahmenbe- Bezirke vier bis neun entspricht. dingungen für „Mobility as a Service“ zu schaffen.
2 Mobilitätspaket statt Autobesitz wirkt Mobilität als Dienstleistung durch Eine weitere Variante von „Mobility as a Service“ sind Abo-Modelle, bei denen meist zwischen unter- Digitalisierung stufenweise integrieren vertragliche vertragliche schiedlichen Mobilitätspaketen gewählt werden Mobilitätspakete Mobilitätspakete kann, ähnlich wie bei Mobilfunk-Tarifen. Für ge- buchte Routen werden Credits je nach benutztem Bezahlung Bezahlung Transportmittel vom jeweiligen Paket abgezogen. Einzelstrecken Einzelstrecken Ein Beispiel ist das multimodale Mobilitätsangebot von UbiGo in Stockholm. Das Angebot inkludiert gebündelte gebündelte SBB Abo- Abo- SBBGreen GreenGlass Glass die unbegrenzte Nutzung des Öffentlichen Verkehrs Information Information Ticket Ticket Pakete Pakete sowie Pakete für Carsharing, Mietautos, Taxi und getrennte getrennte Bikesharing. Bestellung und Abrechnung erfolgen Angebote Angebote via Smartphone-App. Der Account kann innerhalb eines Haushalts geteilt werden. In der Testphase in Quelle: UbiGo 2017100 Grafik: VCÖ 2020 P&R P&R HH HH Göteborg halbierte sich die Autonutzung der Teil- nehmenden. Gleichzeitig stieg die Zufriedenheit mit ihrer Mobilität von 19 auf 51 Prozent. Stufe Stufe00 Stufe Stufe11 Stufe Stufe22 Stufe Stufe33 z.B. z.B.quando quando z.B. z.B.AnachB AnachB z.B. z.B.Wegfinder Wegfinderz.B. z.B.UbiGo UbiGo Individuell und vielfältig mobil sein Digitalisierung unterstützt die zunehmende Ent- kopplung individueller Mobilität vom privaten Be- „Mobility as a Service“ MaaS-Konzepte folgen demvertragliche vertragliche Leitprinzip „Nutzen sitz eines Fahrzeugs. Das bereits heute öffentlich hat die stufenweise statt Besitzen“. Anstelle des Mobilitätspakete Mobilitätspakete Transportmittels steht zugängliche Mobilitätsangebot wird durch die Be- Integration und Kombi- Bezahlung Bezahlung nation unterschiedlicher die Dienstleistung Mobilität im Zentrum des Ange- reitstellung von Fahrzeugen im Rahmen der Sharing Mobilitätsangebote zum von von bots. Das Geburtsland von „Mobility as a Service“ Economy ergänzt. In Städten soll „Mobility as a Ziel. Einzelstrecken Einzelstrecken ist Finnland, wo im Jahr 2015 in Helsinki mit „Whim“ Service“ den Zugang – von der Information über gebündelte gebündelte das erste MaaS-Angebot entstand. Das Suchen, Bu- Buchungund Bezahlung – zu bestehenden Mobil chen und Bezahlen intermodaler Information Information Wegketten SBB SBBGreen GreenGlass Glasssoll be- itätsangeboten so einfach wie möglich machen. In quem möglich sein, wobei sowohl Einzelfahrten den Regionen ist es wichtig, Angebote für die letzte getrennte getrennte gebucht, als auch bestehende Zeitkarten gespeichert Meile zu schaffen. Nachfrageorientierte Angebote, Angebote Angebote Für unter 30-Jährige und automatisch kombiniert werden können. In wie Gemeindebusse, Anrufsammeltaxis oder ist die Nutzung von Mobilität-Apps selbst- Österreich ist dies etwa über die Apps „wegfinder“, Sharingdienste sind zu integrieren. verständlich. „AnachB“ oder „WienMobil“ möglich. Rechtlich-regulatorischen Rahmen schaffen Durch „Mobility as a Service“ kommt es zu ver- Für junge Erwachsene ist die Nutzung stärkten Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Mobilitätsangeboten. Dafür ist ein rechtlich- von Mobilität-Apps selbstverständlich regulatorischer Rahmen nötig, etwa für die Bereit- Nutzung per Smartphone-App stellung von Daten, die Digitalisierung der Infra- Integrationsstufen Integrationsstufen„Mobility „MobilityasasaaService“: Service“: Gesamtbevölkerung strukturen oder Regelungen für die Nutzung des öf- 85 % 14 bis 29 Jahre fentlichen Raums durch private Unternehmen. Durch integriertes Mobilitätsmanagement und die Verknüpfung mit Echtzeitdaten kann das Potenzial Quelle: Integral, VCÖ 2020 Grafik: VCÖ 2020 56 % 55 % von Mobilitätsdienstleistungen besser ausgeschöpft werden. Die Öffentliche Hand hat einen Rahmen zu 28 % schaffen, der sicherstellt, dass die Angebote die de- 23 % mokratisch beschlossenen Zielsetzungen für Umwelt 11 % und Verkehr unterstützen. Die Bedeutung von Fahrplan- oder Kauf von Tickets für Buchung Fahrzeuge Routen-Abfrage Öffentlichen Verkehr (Car- und Bikesharing, E-Scooter) „MaaS“ spiegelt sich in Österreich auch im aktuellen Regierungsprogramm wider. Die Bundesregierung
3 möchte eine „Shared Mobility Strategy“ erstellen und multimodale digitale Mobilitätsplattformen als Jeder 4. unter 30-Jährige nutzt Carsharing frei zugänglichen „öffentlichen Raum“ absichern, der für alle unter fairen Bedingungen offen sein soll. Gesamtbevölkerung 17 bis 29 Jahre Bereitschaft für Sharing-Mobility steigt Nur ein Zehntel der Autofahrenden in Österreich hat bereits stationsbasiertes oder free-floating Car- sharing genutzt, wie eine vom VCÖ beauftragte re- 25 % präsentative Umfrage des Instituts Integral zeigt. 23 % Aber die Unterschiede je nach Altersgruppe sind 20 % groß. Während nur zwei Prozent der über 60-Jäh- rigen Carsharing-Erfahrung haben, sind es bei den Quelle: Integral, VCÖ 2020 Grafik: VCÖ 2020 unter 30-Jährigen bereits 23 Prozent. 42 Prozent der unter 30-Jährigen gehen davon aus, dass sie in 10 % 9% den kommenden zwölf Monaten Carsharing nut- 7% zen werden. Ein Carsharing-Angebot an Bahnhö- fen wäre nur für sieben Prozent der über 60-Jähri- Stationsbasiertes Freefloating Internet-Plattform gen Fahrgäste nützlich, aber für 21 Prozent der un- Carsharing Carsharing (privat zu privat) ter 30-Jährigen. Bereits 20 Prozent der 20- bis 29-jährigen Autofahrenden rechnen damit, dass sie im Jahr 2025 kein eigenes Auto mehr haben werden. tagswege häufiger. Betriebliches Mobilitätsmanage- „Nutzen statt besitzen“ ment ist sehr wirksam, um Mobilitätsroutinen auf- ist ein Leitprinzip von „Mobility as a Service“. Fast alle Jugendlichen und jungen zubrechen. Positive Anreize („Pull-Faktoren“) ha- Erwachsenen nutzen Mobilität-Apps ben eine deutlich stärkere Wirkung, wenn sie Hand Neben dem veränderten Zugang zu Mobilität brin- in Hand gehen mit Maßnahmen, wie Reduktion des gen junge Menschen eine weitere wichtige Voraus- Parkplatzangebots oder höheren Preisen für das Au- setzung für „Mobility as a Service“ mit. Fast alle ver- tofahren („Push-Faktoren“). Untersuchungen zei- Mehr junge als ältere wenden bereits Mobilität-Apps. 56 Prozent der Be- gen, dass bei Wechsel von Wohnort oder Arbeitsort Autofahrende rechnen damit, dass sie bereits völkerung haben bereits Routen oder Fahrpläne die Bereitschaft, das Mobilitätsverhalten zu verän- im Jahr 2025 kein Auto mittels App gesucht, bei den unter 30-Jährigen sind dern, am größten ist. mehr besitzen werden. es mit 85 Prozent deutlich mehr. Tickets für den Öffentlichen Verkehr haben via App 28 Prozent ge- kauft, bei den unter 30-Jährigen sind es mit 55 Pro- Jeder 6. Autofahrende rechnet damit, zent doppelt so viele. Auch bei der Buchung von im Jahr 2025 kein Auto mehr zu besitzen Fahrzeugen (Carsharing, Leihräder oder E-Scooter) via App ist der Anteil der unter 30-Jährigen mit 23 14 % 17 % 20 % Prozent doppelt so hoch wie der Durchschnitt. Mobilitätsverhalten ist veränderbar 30 bis 69 Jahre Alle Autofahrenden 20 – 29 Jahre 95 Prozent unserer Alltagswege sind Routinewege. Besitze im Jahr 2025 kein Auto mehr – Gruppe: Autofahrende Routinierte Verhaltensmuster sind ohne signifikante Umbrüche oder starke Anreize nur schwer zu ver- Quelle: Integral, VCÖ 2020 Grafik: VCÖ 2020 23 % ändern. Wird bei häufigen Wegen, etwa zur Arbeit, 21 % das Auto verwendet, dann überträgt sich dieses Ver- 17 % 14 % halten auch auf andere Alltagswege. Die Forschung spricht von der „Gewohnheitsverallgemeinerung“. Aber das gilt auch umgekehrt. Wer sich daran ge- Periphere Zentrale Großstädte Wien wöhnt mit Öffentlichem Verkehr oder Fahrrad zur Bezirke Bezirke (ohne Wien) Arbeit zu fahren, nutzt diese auch für andere All-
4 Ära der Privat-Pkw geht zu Ende Anstatt zu sinken, sind in Österreich im Jahr 2019 Netz an Mobilitätsstationen errichten die CO2-Emissionen des Verkehrs zum fünften Mal Multimodale Mobilitätshubs bündeln unterschied- infolge gestiegen. Fast zwei Drittel der Emissionen liche Angebote an einem Ort und erleichtern den verursacht der Personenverkehr. Österreich kann Wechsel zwischen Verkehrsmitteln. An Mobilitäts- seine im Jahr 2018 beschlossenen Klimaziele nur er- stationen, wie es sie beispielsweise bereits in Wien, reichen, wenn weniger Auto gefahren wird. Graz und Linz gibt, werden Carsharing und „Mobility as a Service“ kann mithelfen, das Mobili- Bikesharing, Ladestationen für E-Fahrzeuge, Infor- tätsverhalten zu ändern. Eine wichtige Vorausset- mationsangebote sowie Schnittstellen zum Öffentli- zung, damit „Mobility as a Service“ von der Bevöl- chen Verkehr räumlich und digital verbunden. Mit kerung gut angenommen wird, ist ein dichtes öf- „Mobility as a Service“ wird die individuelle Freiheit fentliches Verkehrsnetz mit häufigen Verbindungen der Verkehrsmittelwahl erhöht, ohne ein Fahrzeug sowie die Verfügbarkeit von On-Demand-Angebo- besitzen zu müssen. Der Bedarf an die Angebote ist ten. Ländliche Regionen brauchen mehr flexible vielseitig und in der Region ein anderer als in der Mobilitätsangebote wie Anrufsammeltaxis. Diese Stadt und im Stadt-Umland. Wichtig ist, dass es ös- nachfragebasierten Angebote sind in das Angebot terreichweit einheitliche Schnittstellen und Stan- der Verkehrsverbünde zu integrieren, wie das bei- dards gibt, die eine Gesamtintegration der verschie- spielsweise beim IST-mobil im Bezirk Korneuburg denen Angebote ermöglichen. der Fall ist oder bei den Anrufsammeltaxis Defreg- Quellen: Integral / VCÖ: Repräsentative Umfrage: Wie multimodal mobil ist Österreich, Wien 2019; gental und Pustertal im Verkehrsverbund Tirol. ITS Austria, MaaS made in Austria, Wien 2019; VCÖ-Bericht, Mobility as a Service. Status Quo und Erfolgsfaktoren, Wien 2020. VCÖ-Empfehlungen Rahmenbedingungen für Mobilitätsdienste verbessern Michael Schwendinger, • Sicheren Rechtsrahmen für neue Mobilitätsangebote schaffen. VCÖ ‑ Mobilität mit Zukunft: • Durch gesetzliche Vorgaben die Sharing-Angebote so steuern, „Nutzen statt besitzen ist das Prin- zip der zukünftigen Mobilität. Die dass sie die politischen Zielsetzungen im Bereich Umwelt und Ära des Pkw im Privatbesitz wird Verkehr unterstützen. abgelöst von Mobilitätsdienstlei- • Öffentlichen Verkehr und Sharing-Angebote koordiniert ausbauen, stungen, die individuelle Mobilität ermöglichen, ohne vom Besitz eines bei Bahnhöfen E-Carsharing und Mobilitätsstationen umsetzen. Fahrzeugs abhängig zu sein. Das • Mit multimodalen Mobilitätsdienstleistungen die Zugänglichkeit Rückgrat von „Mobility as a Ser- der vorhandenen Angebote erhöhen und zu individuellen Paketen vice“ ist der Öffentliche Verkehr.“ bündeln. • Gemeinwohlorientierte Mobilitätsdienstleistungen absichern durch Privilegierung und Klarstellung im Gelegenheitsverkehrsgesetz oder der Gewerbeordnung. • Stationsbasiertes Carsharing durch Schaffung einer geeigneten Rechts- Ihre Spende macht den VCÖ-Einsatz möglich. Danke! grundlage in der Straßenverkehrsordnung fördern. Spenden-Konto: Öffentlich zugängliche Mobilitätsangebote vernetzen Erste Bank. IBAN: • Sharing-Angebote mit dem Öffentlichen Verkehr zu einem Gesamtsystem AT11 2011 1822 5341 2200 BIC: GIBAATWWXXX öffentlich zugänglicher Mobilitätsangebote vernetzen. • Radleihsysteme in größeren Städten einrichten, bestehende ausbauen. • Öffentlichen Linienverkehr mit Sharing, Sammeltaxi oder Ortsbus ergänzen. • Mikro-ÖV langfristig finanzieren und in den Verkehrsverbund integrieren. 05328 Verkehr aktuell 2020-04 Österreichische Post AG SP02Z030781 N; Verlagspostamt 1050 Wien; Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: VCÖ, 1050 Wien Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: VCÖ, 1050 Wien, ZVR-Zahl 674059554. Impressum: VCÖ, Bräuhausgasse 7-9, 1050 Wien, T +43-(0)1-893 26 97, E vcoe@vcoe.at, www.vcoe.at Fotos: Seite 1: Fluidtime, Seite 4: VCÖ/Rita Newman
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