MOFAM - MOBILE MEDIEN IN DER FAMILIE
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MoFam – Mobile Medien in der Familie MoFam – Mobile Medien in der Familie Zwischen Bibi Blocksberg und Alexa Medienbiographische Erfahrungen von Eltern und ihr Einfluss auf die Medienerziehung Zweiter Bericht der Teilstudie „Mobile Medien und Internet im Kindesalter – Fokus Familie" im Rahmen von MoFam – Mobile Medien in der Familie Senta Pfaff-Rüdiger, Andreas Oberlinner, Susanne Eggert A
BERICHT Zwischen Bibi Blocksberg und Alexa Medienbiographische Erfahrungen von Eltern und ihr Einfluss auf die Medienerziehung MoFam – Mobile Medien in der Familie Gefördert durch Zweiter Bericht der Teilstudie Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS). „Mobile Medien und Internet im Kindesalter – Fokus Familie" C
INHALTSVERZEICHNIS Zusammenfassung ........................................................................................... 01 7 Einfluss der Medienbiographie auf die Medienerziehung ............................ 42 1 Einführung ......................................................................................... 05 7.1 Haltungen gegenüber digitalen Medien .......................................... 42 7.2 Haltungen zur Medienerziehung .................................................... 45 2 Forschungsstand Medienbiographien ..................................................... 07 7.3 Regeln setzen ........................................................................... 48 2.1 Medienbiographie als identitätsstiftende Medienerinnerungen ........... 07 7.4 Alternativen anbieten .................................................................. 50 2.2 Medienbiographie als subjektive Erfahrung von Mediengeneration ..... 08 7.5. Anschlusskommunikation ............................................................ 51 2.3 Medienbiographie und Medienerziehung ........................................ 10 7.6 Zwischenfazit ............................................................................ 53 3 Erkenntnisinteresse und methodisches Vorgehen ..................................... 12 8 Fazit: Medienbiographische Erinnerungen als Grundlage einer 3.1 Anlage des Familien-Medien-Monitorings und Samplebildung ........... 12 kindorientierten Medienerziehung ........................................................... 54 3.2 Erhebungsinstrumente und Durchführung ....................................... 13 9 Anhang ............................................................................................. 56 4 Mediennutzung der Eltern in ihrer Kindheit ................................................ 16 10 Literatur ............................................................................................. 57 4.1 Mediengeräte und Medienrepertoire .............................................. 16 4.2 Medien auf dem Lebensweg ........................................................ 20 4.3 Medien in sozialen Situationen ..................................................... 22 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 4.4 Emotionale Erfahrungen mit Medien .............................................. 23 4.5 Die Medienheld*innen der Eltern .................................................. 25 Abbildung 1: Zusammensetzung des Samples nach Kriterien ............................ 13 4.6 Zwischenfazit ............................................................................ 27 Abbildung 2: Entwicklungen auf dem Gebiet der Medientechnik ........................ 15 Abbildung 3: Zusammensetzung des Samples nach 5 Medienerziehung der Eltern in ihrer Kindheit ............................................ 28 soziodemographischen Merkmalen ............................................................... 56 5.1 Haltung der Eltern ...................................................................... 28 5.2 Regeln setzen ........................................................................... 29 5.3 Alternativen anbieten .................................................................. 32 MoFam – Mobile Medien in der Familie 5.4 Anschlusskommunikation ............................................................ 33 5.4 Zwischenfazit ............................................................................ 34 6 Einfluss der Medienbiographie auf das Medienhandeln der Kinder .............. 36 6.1 Übernahme von Ritualen aus der Kindheit ...................................... 36 6.2 Einfluss der Medienbiographie auf das Medienrepertoire .................. 38 6.3 Zwischenfazit ............................................................................ 41 E
ZUSAMMENFASSUNG Mit der Studie „MoFam – Mobile Medien an deutete sich an, dass die medienbio- in der Familie“ wird das Aufwachsen von graphischen Erinnerungen der Eltern einen Kindern von der Geburt an bis zum Alter Einfluss auf ihre Einstellungen und Haltun- von zehn Jahren mit digitalen und mobilen gen zur Bedeutung von Medien im Alltag Medien und dem Internet in den unterschied- ihrer Kinder haben. Haltung und Einstellung lichen Alters- und Entwicklungsphasen zu Medien im Alltagserleben von Kindern untersucht. Um einen umfassenden Einblick schlagen sich in der Medienerziehung der zu erhalten und Unterstützungsbedarfe der Eltern nieder. Um den hierfür zentralen Erziehenden sowohl in der Familie als auch Faktor der elterlichen Medienbiographien in institutionellen Kontexten eruieren zu näher zu beleuchten, wurde der Schwer- können, ist die Studie modular aufgebaut punkt in der vierten Erhebungswelle auf und wird in mehreren Teilstudien durch- die biographischen Erinnerungen der Eltern geführt. Das Familien-Medien-Monitoring an Medien und Medienerziehung in ihrer Zusammenfassung (FaMeMo), das dem vorliegenden Bericht Kindheit gelegt. Darüber hinaus wurden zugrunde liegt, nimmt die Medienaneignung die Eltern nach ihrer Selbsteinschätzung von Kindern im Kontext der Familie und die hinsichtlich der Bedeutung ihrer erinnerten damit verknüpften medienerzieherischen Erfahrungen für ihre eigene Medienerzie- Anforderungen an die Eltern in den Blick. hung heute gefragt. In der Zusammenschau mit den Ergeb- TEILSTUDIE nissen der Teilstudien zu pädagogischen Es zeigte sich, dass alle Eltern Erinnerun- Fachkräften in Kindertageseinrichtungen gen an ihre Kindheit und Jugend haben, können gezielte Maßnahmen für Eltern die mit Medien verknüpft sind. Besonders und pädagogische Fachkräfte entwickelt gut erinnern sie sich an soziale Situatio- werden, um Kinder im häuslichen Umfeld nen mit der Familie oder der Peergroup, in wie auch in institutionellen Kontexten in denen Mediennutzung eine zentrale Rolle kooperativer Weise bestmöglich auf dem spielte: gemeinsame Fernsehnutzung mit MoFam – Mobile Medien in der Familie Weg zu einer souveränen Alltagsbewälti- der ganzen Familie, Mutproben in Form gung in einer mediatisierten und digitali- der Rezeption eines Horrorfilms im Kreis sierten Lebenswelt zu begleiten und zu der Freund*innen, die (heimliche) Nutzung unterstützen. nicht altersentsprechender Filme mit älteren Geschwistern oder Cousins bzw. Cousinen, Ziel des Familien-Medien-Monitorings ist gemeinsames Spielen aller Nachbarskinder es, die Aneignungsweisen digitaler und an der einzigen Konsole im Dorf … Insbe- mobiler Medien und des Internets von sondere diejenigen Eltern, die vor allem Kindern in den ersten Lebensjahren im auf positive Erfahrungen zurückblicken, Gesamtkontext des sie umgebenden in denen sie Medien in genussvoller oder Medienensembles zu erfassen und zu kreativer Weise in Gebrauch genommen verstehen. Dafür wurden im Rahmen einer hatten und die sich darüber hinaus an 01 Langzeitstudie Familien mit jungen Kindern wenig Regeln erinnern, sind offen für die in einem Zeitraum von dreieinhalb Jahren medienbezogenen Bedürfnisse ihrer Kinder. in sechs Befragungswellen in jeweils ca. Sie gestehen diesen heute entsprechende halbjährlichem Abstand befragt. Von Anfang eigene Erfahrungen zu und versuchen zum
Teil Settings zu schaffen, die dies ermög- Insgesamt konnte bestätigt werden, dass lichen. Eltern, deren Mediennutzung in der die medienbiographischen Erinnerungen Kindheit in ihrer Erinnerung stark regu- der Eltern sich in ihren Einstellungen und liert war, sind auch als Eltern eher darauf Haltungen zur Bedeutung von Medien im bedacht, Regeln für die Mediennutzung Kindesalter sowie in ihrer Medienerziehung ihrer Kinder aufzustellen, mit denen sie wiederfinden. Darüber hinaus zeigte sich das Ziel verfolgen, die Rolle der Medien aber auch, dass die medienerzieherischen im Alltag möglichst gering zu halten. Sie Prämissen und Alltagspraktiken sich in stellen ihren Kindern nur ausgewählte vielen Fällen an den eigenen Kindheitser- Medienangebote zur Verfügung, die sie aus fahrungen und damit am Vorbild der Eltern ihrer eigenen Kindheit kennen und schätzen orientieren. Die individuellen Bedürfnisse oder zumindest als bedenkenlos einstufen. der Kinder spielen dabei zum Teil nur eine geringe Rolle. Aus medienpädagogischer Bezogen auf die medienerzieherischen Akti- Perspektive lässt sich daraus die Notwen- vitäten wurde deutlich, dass diese heute digkeit einer Sensibilisierung der Eltern für insgesamt ausgeprägter sind als in der die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kinder Zusammenfassung Kindheit der Eltern. In der Erinnerung der im Zusammenhang mit Medien ableiten, Eltern gab es früher weniger Regeln. Dabei um diese so bei der Entwicklung eines handelte es sich vor allem um zeitliche selbstbestimmten kompetenten Medien- Regeln, die entweder am Tagesablauf der umgangs zu unterstützen. Familie oder am Fernsehprogramm orientiert waren. Aus diesem ging eindeutig her vor, TEILSTUDIE in welchem Zeitraum für Kinder geeignete Sendungen ausgestrahlt wurden, deren Rezeption, den Kindern erlaubt war. Implizit war damit auch geregelt, welche Inhalte sie nutzen durften. Durch das nicht-lineare Fernsehen über verschiedene Endgeräte ist diese Struktur heute aufgelöst. Dazu kommt MoFam – Mobile Medien in der Familie eine unüberschaubare Vielfalt an Angebo- ten im Internet, die jederzeit verfügbar sind und dank der starken Verbreitung mobiler Geräte ortsunabhängig genutzt werden können. Diese Entwicklungen erfordern differenziertere Regelungen und schließen beispielsweise auch die Kommunikation über Angebote und Nutzungsweisen ein, die es in den Kindheitserinnerungen der Eltern nur selten gab. 03
1 EINFÜHRUNG Welche Bedeutung haben Medien in Fami- In den Inter views mit den Eltern themati- lien mit Kindern in den ersten Lebensjah- sierten diese von Anfang an immer wieder ren bis zum Grundschulalter? W ie eignen Situationen aus ihrer eigenen Kindheit, um sich die Kinder in den unterschiedlichen ihr medienerzieherisches Handeln oder ihre Alters- und Entwicklungsstadien digitale Wahrnehmung der Medienaneignung ihrer und mobile Medien an? Mit welchen Her- Kinder zu erklären und zu begründen. Es ausforderungen sind gleichzeitig die Eltern war offensichtlich, dass die Erinnerungen in ihrer Medienerziehung konfrontiert? Wo an eigene Erfahrungen in die Haltungen der suchen und finden sie Lösungen und bei Eltern zu Medien insgesamt, aber auch zur welchen Fragen und Themen brauchen sie Bedeutung von Medien im Kindesalter und professionelle Unterstützung? Dies sind damit verbunden in ihre medienerzieheri- die zentralen Fragen der Teilstudie Famili- sche Haltung einflossen. Eine tiefergehende en-Medien-Monitoring, die im Rahmen des Untersuchung dieser Zusammenhänge Projekts „MoFam – Mobile Medien in der schien lohnenswert und so wurde in der 1 Einführung Familie“ durchgeführt wird. Die Ergebnisse vierten Erhebungswelle, die im Herbst 2018 der Langzeitstudie werden im Frühjahr durchgeführt wurde, der Schwerpunkt auf 2021 vorliegen. Im Laufe der vierjährigen die Medienbiographien der Eltern gelegt. Projektzeit wurden erste Ergebnisse zu Dabei wurde zum einen Wert darauf gelegt, TEILSTUDIE bestimmten Themen vorgestellt und ver- mit den Eltern gemeinsam Erinnerungen öffentlicht. So erschien 2018 ein erster freizulegen. Zum anderen wurden die Eltern Teilbericht, der sich mit der Bedeutung von gebeten darüber zu reflektieren, inwiefern Medien in ritualisierten Settings beschäftigt sie selbst einen Einfluss ihrer kindlichen (vgl. Oberlinner et al. 2018). Im Dezember Erfahrungen mit Medien auf ihre heutige 2019 wurden auf der Jahreskonferenz des Einstellung und Haltung zu Medien und Forums Privatheit „Aufwachsen in über- (ihren) Kindern herstellen können. wachten Umgebungen – W ie lässt sich MoFam – Mobile Medien in der Familie Datenschutz in Schule und Kinderzimmer Nachfolgend wird zunächst dargestellt, umsetzen?“ unter dem Titel „Gebe ich jetzt welche Erkenntnisse aus wissenschaftli- meine Daten preis oder nicht? Privatheit cher Perspektive zu Medienbiographien und und Datenschutz in der frühen Kindheit” deren Bedeutung für die eigene Identität Ergebnisse zur Frage des elterlichen sowie die Zugehörigkeit zu einer bestimm- Umgangs mit den Daten ihrer Kinder und ten Generation vorliegen und wie diese deren Recht auf Privatheit in Verbindung in die Entwicklung von Einstellungen und mit digitalen Medien und dem Internet Haltungen einfließen. Im Anschluss daran vorgestellt. Ein Tagungsband mit einem wird die zentrale Forschungsfrage vorge- entsprechenden Fachartikel ist in Vorbe- stellt und das methodische Vorgehen wird reitung und soll noch 2020 erscheinen. erläutert. Die Darstellung der Ergebnisse Der vorliegende Bericht setzt sich mit dem nimmt in einem ersten Schritt die Erin- 05 Einfluss der biographischen Erfahrungen nerungen der Eltern an ihre Mediennut- der Eltern im Kontext von Medien auf ihre zung im Kindesalter und die ihnen zuteil Medienerziehung auseinander. gewordene Medienerziehung in den Blick.
Anschließend wird darauf fokussiert, wel- Medienerziehung niederschlägt. Die zen- chen Einfluss die medienbiographischen tralen Punkte werden abschließend noch 2 FORSCHUNGSSTAND MEDIENBIOGRAPHIEN Erinnerungen der Eltern, die diese ihren einmal zusammengefasst und das darin Kindern explizit oder implizit vermitteln, liegende Potenzial für die Unterstützung von Medienerziehung wird von einer Reihe an ohne „Abwertungen“ auf die medialen auf das Medienhandeln der Kinder haben Eltern in ihrer Medienerziehung schluss- Faktoren beeinflusst (vgl. z. B. Wagner/ Bedürfnisse von Kindern und Jugendli- und wie sich ihre Medienbiographie in der folgernd dargestellt. Gebel/Lampert 2013; Kammerl/Kramer chen eingehen zu können (Biermann 2014, 2016). Ein Faktor, der bislang wenig S. 134). Beide Aspekte wurden bislang Beachtung gefunden hat, ist die Medien- nicht auf Medienerziehung bezogen. biographie der Eltern und damit die Frage, inwiefern sowohl das eigene Medienhan- Was bedeutet nun aber Medienbiographie? deln in der Kindheit als auch die selbst Zum einen geht es darum, „die Bedeu- erfahrene Medienerziehung Eltern in ihrem tung von Medien in den unterschiedlichen medienerzieherischen Handeln beeinflusst. Abschnitten des Lebenslaufs darzustellen“ Dies erscheint umso erstaunlicher, da in der und damit insbesondere auch auf genera- medienbiographischen Forschung Medien- tionsspezifische Aspekte einzugehen (Auf- biographie als Methode genutzt wird, enanger 2006, S. 518). Auf der anderen 2 Forschungsstand Medienbiographien um herauszufinden, welchen Stellenwert Seite wird früheres Medienhandeln rekon- Medien in früheren Lebensabschnitten hat- struiert, um späteres Medienhandeln zu ten und wie dies wiederum das spätere verstehen (ebd.). Es geht also sowohl um Medienhandeln beeinflusst (Aufenanger die identitätsstiftende Medienerinnerung 2006, S. 518). Darüber hinaus gilt es im als auch um soziale generationsstiftende Kontext der pädagogischen Arbeit mit Medienerfahrungen. Beide Punkte sollen Kindern als hilfreich, über die eigenen im Folgenden ausgeführt und auf Medien- TEILSTUDIE kindlichen oder jugendlichen Mediener- erziehung bezogen werden. fahrungen zu reflektieren, um offen und MoFam – Mobile Medien in der Familie 2.1 MEDIENBIOGRAPHIE als IDENTITÄTSSTIFTENDE MEDIENERINNERUNGEN Der medienbiographische Ansatz beschreibt oftmals der bewussten Erinnerung nicht einen lebensweltlichen Ansatz, der das leicht zugänglich. Die Selbstverständlich- Medienhandeln auf Lebenssituationen keit der Mediennutzung verhindert, dass bezieht. Im biographischen Sinne wird die langfristigen Veränderungen des Alltags dabei ein Ereignis erst durch die Erinne- durch (elektronische) Medien wahrgenom- rung identitätsstiftend (Berezan et al. 2018, men und reflektiert werden. Im Sinne von S. 455). Dies gelingt umso leichter, wenn Ritualen und Präferenzen, zum Beispiel es sich um ein einschneidendes Ereig- Lieblingssendungen oder -genres (vgl. 07 nis oder um (Lebens-)Umbrüche handelt. Biermann 2014, S. 129), tauchen Medien Medienerfahrungen sind im Gegensatz dazu in Biographien aber dennoch als Strukturen „im realen Lebensvollzug allgegenwärtig“ auf, die für alltägliches Handeln bedeutsam (Biermann 2014, S. 128) und deshalb waren und deshalb erinnert werden.
Bedürfnisse und Motivationen werden sel- Erlebnisse mit Inhalten haben dabei einen Mediengeneration teilen" (S. 86). Jede W ie die Unterscheidung zeigt, kann der tener erinnert (Aufenanger 2006, S. 521), stärkeren identitätsstiftenden Einfluss als Generation ist damit auf eine bestimmte Erstkontakt mit einem Medium für eine ebenso wie sich emotionale Bindungen Gegenstände. Die Forschung zu Medien- Medienumgebung bezogen und eignet sich Mediengeneration entscheidend sein (vgl. an Medien aus biographischer Sicht oft- generationen hat aber gezeigt, dass auch diese in Bezug zu den eigenen Lebenser- Naab/Schwarzenegger 2017, S. 95), also: mals relativieren (ebd., S. 522). Finden die Einführung neuer Medientechnologien fahrungen an (ebd., S. 107). Habe ich mir digitale Medien als Senior*in, sich dennoch Spuren von Bedürfnissen und deren Aneignung (beispielsweise den zu Beginn des Berufslebens oder als Kind und Emotionen in den erzählten Medien- ersten Farbfernseher zu nutzen oder das Hepp und Kolleg*innen unterscheiden angeeignet? Als 'Digital Natives' gelten biographien, dann kann davon ausgegan- erste eigene Handy in den Händen halten dabei drei Mediengenerationen: dabei diejenigen, die bereits mit digitalen gen werden, dass diese identitätsstiftend zu können) einschneidend sein kann (vgl. Medien aufgewachsen sind und deshalb waren und sind und heute einen bedeu- Naab/Schwarzenegger 2017), weshalb 1. Die massenmediale Generation, die eine andere Souveränität im Umgang mit tenden Einfluss auf das medienerzieheri- auch die Erinnerung an Technologien und mit Radio, Kino, Print und Brief auf- diesen Medien aufweisen (ebd., S. 95f.). sche Handeln haben. Mayrberger (2005) Geräte einbezogen werden sollte. Begreift gewachsen ist, später das Fernsehen Für die massenmediale Generation und spricht im Kontext von medienpädagogi- man wie Aufenanger (2006) den Medienum- kennengelernt hat und erst im spä- auch noch in der Kindheit der sekundären scher Kompetenz von einer „Sensibilität für gang (mit den Geräten) als Zusammenspiel teren Alter mit digitalen Medien kon- digitalen Generation war es dagegen Medienthemen und Medienerlebnisse der zwischen Erleben und Handeln (S. 519), frontiert wurde (Hepp et al. 2017, S. selbstverständlich, dass Medien – durch Kinder“ (S. 97), die bei Eltern, die sich an lassen sich die Erinnerungen dahingehend 88f.). Dieser Generation lassen sich Sendezeiten – den Alltag oder als Geräte – 2 Forschungsstand Medienbiographien eigene Bedürfnisse bei der Mediennutzung unterscheiden, ob sie ein emotionales oder vermutlich die meisten Großeltern der beispielsweise der Fernseher als Familien- in der Kindheit erinnern, umso höher sein soziales Medienerlebnis beschreiben und Studie zuordnen. Berezan und Kol- treffpunkt – auch die häusliche Umgebung und sich in der Medienerziehung in einer ob dabei selbstbestimmt und aktiv oder leg*innen (2018) beschreiben sie auch strukturiert haben (vgl. Bolin 2019, S. 27). stärkeren Kindorientierung ausdrücken eher passiv gehandelt wurde. Aus diesen als „Be“-Generation mit einem starken Kinder der digitalen Generation machen mit dürfte. Berezan und Kolleg*innen (2018) Erfahrungen mit Medien (in der Kindheit) Fokus auf Kompetenz und persönlicher mobilen Geräten heute andere Erfahrungen. unterscheiden darüber hinaus zwischen entstehen Haltungen gegenüber Medien, Entwicklung sowie als Generation, die Innerhalb jeder Mediengeneration gibt es Erfahrungen wie dem gemeinsamen Com- die das (weitere) Medienhandeln – auch sich mit neuen Technologien unwohl jedoch „typische Sedimentierungen von TEILSTUDIE puterspielen und den Medien als materiellen in der Medienerziehung anleiten. fühlt (S. 460). Mediatisierungserfahrungen“ (Hepp et al. Gegenständen (S. 455). Erfahrungen oder 2. Die sekundäre digitale Generation, die 2017, S. 107). Die jeweils individuellen noch mit Fernsehen, Radio, Print und Mediatisierungserfahrungen werden Teil dem Festnetztelefon groß geworden ihrer subjektiven Medienbiographie. Für ist, sich die digitalen Medien aber im die Betrachtung der Eltern ist interessant, Verlauf des Berufslebens angeeignet dass Erfahrungen einer Alterskohorte sich 2.2 MEDIENBIOGRAPHIE als SUBJEKTIVE MoFam – Mobile Medien in der Familie hat (Hepp et al. 2017, S. 89). Hierunter unterscheiden können, wenn die Eltern bei- ERFAHRUNG von MEDIENGENERATION dürften die meisten der untersuchten spielsweise in unterschiedlichen Medien- Eltern fallen. Berezan und Kolleg*innen und politischen Systemen (z. B. West- und (2018) heben bei dieser Generation Ostdeutschland) aufgewachsen sind. Die Medienerfahrungen beeinflussen aber nicht Medienerzieher*innen der Eltern mit ein- das Autonomie-Bedürfnis her vor und vorhandene Medienumgebung zu einem nur die subjektive Medienbiographie, sie bezogen, dann sind es sogar drei Medien- beschreiben sie als „Me“-Generation (historischen) Zeitpunkt muss dabei nicht gehen auch als sedimentierte und geteilte generationen. Hepp und Kolleg*innen (S. 460). dem von der Familie ausgewählten und soziale, kulturelle und technische Erfah- (2017) verstehen unter einer Mediengene- 3. Die digitale Mediengeneration, die nach damit den Kindern zugänglichen Medie- rungen in eine Mediengeneration ein. Für ration „die Verdichtung einer Altersgruppe der Einführung der digitalen Medien nensemble entsprechen. Die Entschei- diese Studie entscheidend ist, dass Eltern oder mehrerer Altersgruppen von Men- aufgewachsen ist und für die digitale dung für Letzteres wird von den Eltern und Kinder unterschiedlichen Medienge- schen (...), die in ihrer Medienaneignung Medien selbstverständlich sind (Hepp getroffen und den Kindern zur Verfügung nerationen angehören und deshalb unter- einen spezifischen Erfahrungsraum von et al. 2017, S. 89). Hierunter lassen gestellt (Kammerl/Kramer 2016, S. 22). 09 schiedliche Erfahrungen mit den Medien Mediatisierung sowie ein generationel- sich die Kinder dieser Studie zuordnen. So kann es beispielsweise sein, dass ein (in unterschiedlichen Lebensabschnitten) les, sich auf die eigene Medienbiografie machen. Werden auch die Großeltern als stützendes Selbstverständnis als eine
Elternteil – obwohl altersgemäß sogar der Einflussfaktoren auf die praktizierte Medien- (Bildung, Familienzeit) in den digitalen 4. Eine weitere Strategie besteht darin, digitalen Generation zugehörig – ohne erziehung zu beschäftigen (Naab/Schwar- Medien sehen, aber auch Risiken wie Sucht Alternativen anzubieten, den Kindern Fernsehgerät oder Computerzugang auf- zenegger 2017, S. 103) und macht deut- oder gewalthaltige Medieninhalte wahrneh- dabei immer wieder aufzuzeigen, dass gewachsen ist. Die Beschäftigung mit lich, dass auch die Medienbiographie hier men. Sie nutzen oft gemeinsam mit ihren mit anderen Aktivitäten wie dem Spielen Mediengenerationen spricht – wie das ein Faktor ist (Aufenanger 2006, S. 518). Kindern digitale Medien, sprechen mit den im Freien ähnliche Bedürfnisse befrie- Beispiel zeigt – dafür, sich mit kontextuellen Kindern über Medien und fördern deren digt werden können (ebd., S. 321 f.). Medienkompetenz (S. 277). Im Gegensatz dazu nutzen Eltern, die einen permissiven Die erfahrene Medienerziehung lässt sich oder Laissez-Faire-Erziehungsstil haben, durch die veränderte Medienumgebung digitale Medien ebenso häufig, sehen aber nicht eins zu eins auf die Medienerziehung 2.3 MEDIENBIOGRAPHIE und MEDIENERZIEHUNG nur Vorteile und setzen digitale Medien häu- der eigenen Kinder übertragen. Nichts- fig auch als Babysitter ein (ebd.). In beiden destotrotz hat sie einen Einfluss auf die Die Forschung zu Medienerziehung fokus- während der letzte Punkt vor allem auch Fällen ist das Spektrum an eingesetzten eigene Haltung gegenüber digitalen Medien siert in den letzten Jahren immer stärker auf die unterschiedlichen Medienumgebun- Medienerziehungsstrategien deutlich größer und damit auch auf die Medienerziehung. auf die digitalen Praktiken der Eltern sowie gen der beiden Generationen aufmerksam als beim Fernsehen und kann nach Jiow Studien haben hier gezeigt, dass Eltern ihre Haltungen zu digitalen Technologien macht. Schließlich stehen den Kindern und Kolleg*innen (2017) in vier Bereiche durch ihr Vorleben des eigenen Medien- 2 Forschungsstand Medienbiographien (Brito et al. 2017, S. 273) und damit auf heute andere Medien zur Verfügung als eingeteilt werden: verhaltens, das Setzen von Regeln und die zwei Bereiche, die – anders als soziode- den Eltern damals. Entscheidend ist in der Förderung von Kompetenzen einen Einfluss mographische Faktoren – von der eigenen Medienerziehung nach Eggert und Kolle- 1. Das Gatekeeping betrifft den Zugang auf das spätere Medienhandeln der Kinder Medienbiographie beeinflusst werden. In ginnen (2013) inwiefern sich die Eltern in zu digitalen Medien, alle zeitlichen im Erwachsenenalter haben können (vgl. Bezug auf die heutige Medienerziehung ist ihrer Medienerziehung am Kind orientieren und inhaltlichen Regeln, die Notwen- Notten/Kraaykamp/Konig, 2012; Kammerl/ dabei sowohl das eigene Medienhandeln in und welches Aktivitätslevel ihr medienerzie- digkeit, Grenzen zu setzen und/oder Kramer 2016). Zudem wird vermutet, dass der Kindheit als auch die erfahrene Medien- herisches Handeln beschreibt (S. 141 ff.). den Zugang (auch technisch) zu regeln Eltern, die bereits früh selbst Zugang zu TEILSTUDIE erziehung durch die eigenen Eltern von Damit werden Ansätze beschrieben, die, (S. 315 ff.) digitalen Medien hatten und deshalb zu Interesse. Letzteres wird in der Familienfor- die sich auch aus der Medienbiographie 2. Bei den diskursiven Strategien geht den Digital Natives zählen würden, in ihrer schung unter „intergenerational transmis- ergeben können. es um Anschlusskommunikation über Medienerziehung permissiver sind (Brito sion“ diskutiert. Hier geht es darum, dass Inhalte, Sucht, Kontakt- und Konsum- et al. 2017, S. 271). Nach Livingstone sich Eltern in ihrem Verhalten den eigenen Während in Bezug auf das Fernsehen lange risiken (ebd., S. 317 ff.). und Kolleg*innen (2017) spielt allerdings Kindern gegenüber ähnlich verhalten, wie zwischen aktiver restriktiver Medienerzie- 3. Investigative Strategien beinhalten, sich die Medienkompetenz, die die Eltern (in MoFam – Mobile Medien in der Familie sie es selbst in ihrer Kindheit erlebt haben hung und Co-Viewing unterschieden wurde Informationen zu beschaffen, selbst ihrer Medienbiographie) ausgebildet haben (de Carli et al. 2018, S. 48). Unterschieden (und sich dies auch auf die Medienerzie- (neue) Kompetenzen zu erwerben, den und das Level an Medienkompetenz, das wird hier nach Erziehungsstilen (autoritär, hung in der Kindheit der Eltern beziehen Medienumgang der Kinder zu überwa- sie den Kindern zuschreiben, eine noch demokratisch permissiv und laissez-faire) lassen würde), haben neuere Studien chen oder gemeinsam zu spielen und größere Rolle. und es wird versucht, diese Stile auch gezeigt, dass diese Einteilung auf digitale dabei neue Erfahrungen zu machen auf die Interneterziehung zu übertragen. Medien bezogen nicht mehr haltbar ist und (ebd., S. 319 ff.). Welche erzieherischen Wege die Eltern in entweder in eine Unterscheidung in rest- der Medienerziehung einschlagen hängt riktive und aktivierende Medienerziehung davon ab, wie sie (1) Medienerziehung (Livingstone et al. 2017, S. 98) oder in und ihre damit verknüpften Aufgaben eine Unterscheidung nach Erziehungssti- wahrnehmen, (2) welche Ansprüche und len (Brito et al. 2017) münden müsste. Haltungen sie dabei gegenüber Medien Brito und Kolleg*innen (2017) haben hier 11 haben und (3) welche Medien ihre Kinder beispielsweise festgestellt, dass Eltern, tatsächlich nutzen (Eggert 2019, S. 111). die einen demokratischen Erziehungsstil Die ersten beiden Punkte werden dabei von pflegen, selbstbewusste Nutzer*innen digi- der eigenen Medienbiographie beeinflusst, taler Medien sind, die sehr viele Vorteile
3 ERKENNTNISINTERESSE und METHODISCHES KRITERIUM ALTER START STAND VORGEHEN 2017 2017 2018 1 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4-5 Jahre Anzahl der Fokuskinder 6 3 6 5 20 17 Geschlecht Fokuskind (m/w) 2/4 2/1 3/3 2/3 9/11 9/8 Infrastruktureller 4/2 0/3 3/3 3/2 10/10 8/9 3.1 ANLAGE des FAMILIEN-MEDIEN-MONITORINGS Bezugsraum (Stadt/Land) 2 und SAMPLEBILDUNG Bildungshintergrund Eltern (höher/niedriger) 3/3 2/1 2/4 3/2 10/10 9/8 Abbildung 1: Zusammensetzung des Samples nach Kriterien (Stand Medienbiographie-Erhebung) Das Familien-Medien-Monitoring (FaMeMo) Die Auswahl der Familien erfolgte nach fragt nach der Bedeutung digitaler und einer Quotenstichprobe (Akremi 2014, mobiler Medien in Familien mit Kindern im S. 273). Die Kriterien waren dabei eine Kleinkind- bis frühen Grundschulalter, wie ausgewogene Verteilung nach dem 3.2 ERHEBUNGSINSTRUMENTE und 3 Erkenntnisinteresse und methodisches Vorgehen sich Kinder diese Medien im Gesamtkontext Geschlecht der Kinder, dem Alter der der sie umgebenden Medienwelt aneignen Fokuskinder, den infrastrukturellen Rah- DURCHFÜHRUNG und wie Eltern sie dabei begleiten. Die menbedingungen der Haushalte (städti- Langzeitstudie ist als Panelstudie ange- sche Kontexte, ländliche Räume) sowie legt und begleitet 20 Familien bayernweit der formalen Bildung der Eltern, erhoben Das FaMeMo umfasst zu zu jedem Erhe- S. 125), eruiert werden, in welcher Form von 2017 bis 2020 in sechs Erhebungen. über die Ausbildungshintergründe der bungszeitpunkt ein gleichbleibendes die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse aus Zentral ist die kontinuierliche Erfassung Eltern (vgl. Abb. 1; Abb. 3 im Anhang). Mit Instrumentarium, das gegebenenfalls mit ihrer Kindheit die Eltern in ihrem heutigen der sich verändernden Mediennutzung und dieser Zusammenstellung sollen vielfältige Blick auf den thematischen Schwerpunkt Handeln beeinflussen. TEILSTUDIE Begleitung durch die Eltern in den Familien. Perspektiven auf das Forschungsfeld der Erhebungswelle erweitert wird. Für Zudem wurden unterschiedliche Schwer- ermöglicht werden. Von den 20 Familien die Frage nach Einflussfaktoren für die Die forschungsleitende Frage war dabei: punktthemen gesetzt, um vertiefende Ein- des Samples zu Beginn der Studie pau- Medienerziehung in den Familien deutete blicke in Bereiche mit besonderer Relevanz sierte eine Familie die vierte Erhebung und sich bereits in den ersten drei Erhebungen Welche Schlüsse ziehen Mütter und Väter für den Untersuchungsgegenstand zu zwei Familien waren nicht mehr Teil des an, dass die eigene Medienbiographie der aktiv bezüglich ihrer Medienerziehung aus erlangen. In der vierten Erhebung war das Panels, so dass an der vierten Erhebung Eltern für den aktuellen Medienumgang den eigenen Medienerfahrungen und wel- MoFam – Mobile Medien in der Familie Schwerpunktthema die Medienbiographie 17 Familien teilnahmen. Diese Panelmor- und die Erziehungsvorstellungen in ihrer che Hinweise finden sich darin bezogen der befragten Eltern. talität wurde in der Zusammenstellung des Familie eine wichtige Rolle spielen könnte. auf Haltungen und medienerzieherisches Samples einkalkuliert (vgl. Stein 2014, Entsprechend wurde die Medienbiographie Handeln? Dafür wurde der Leitfaden mit S. 144). der Eltern zum Schwerpunktthema in der vorgefertigten Kartensets ergänzt, um einen vierten Erhebung. Durch die Erforschung Anreiz für die Beantwortung der Fragen zu der Medienbiographien der Eltern soll schaffen und die Eltern in ihren Erinnerun- neben der Klärung, inwiefern „Medien an gen zu unterstützen. der Konstruktion von individuellen Bio- graphien beteiligt sind“ (Biermann 2014, 13 1 Zum Zeitpunkt der vierten Erhebung, in deren Kontext die Medienbiographie abgefragt wurde, waren die Kinder eineinhalb Jahre älter. 2 Unter dem Bezugsraum Land werden ländliche Räume und Kleinstädte gefasst, der Bezugsraum Stadt meint mittlere und große Städte.
Die Kartensets umfassten insgesamt sechs etwas bewusst übernommen oder anders dem autobiographischen Erinnern besteht Die Leitfadeninter views fanden meist bei Kategorien: gemacht wird und welche Gedanken sich darin, dass davon ausgegangen werden den Familien zu Hause statt und dauerten die Eltern dazu machen. kann, „dass das autobiographische Erin- 60 bis 90 Minuten. Die Gespräche wurden • Lieblinge: Gibt es Erinnerungen an nern erst mit sieben oder acht Jahren ein- von geschulten Interviewer*innen geführt. positive Erlebnisse in Verbindung mit Für die Interviews wurde vorab der Wunsch setzt“ (Biermann 2014, S. 131) und sich die Dabei war es notwendig, auf die jeweils Medien aus der eigenen Kindheit? An an die Eltern herangetragen, wenn möglich Eltern meist eher an Medienerlebnisse oder aktuelle Situation der Familien Rücksicht zu welche Mediengeräte und -inhalte aus mit beiden Elternteilen sprechen zu können. -erfahrungen erinnern, die sie in der späten nehmen und flexibel mit den Interviewsitu- ihrer Kindheit können sich die Eltern Dies war in sechs der teilnehmenden Fami- Kindheit oder Jugend gemacht haben und ationen in Bezug auf Gesprächsdynamiken, erinnern, welche waren ihre „Lieb- lien möglich, in den anderen Befragungen dies nicht direkt mit den Medienerfahrungen die Dauer der Gespräche, unterschiedliche lings“-Sendungen oder -Geräte? war jeweils ein Elternteil anwesend, in neun ihrer meist jüngeren Kinder direkt verglei- Konstellationen in der Erhebungssituation • Miteinander: Gemeinsame Medien- Familien die Mütter und in zwei Familien chen können. Die geschilderten Einflüsse und Ähnliches umzugehen. Dies musste in erfahrungen in der Familie und mit die Väter. auf die Antworten der Eltern waren bei der besonderer Weise reflektiert und kontex- Freund*innen. Auswertung zu berücksichtigen. Da es im tualisiert werden. Die Inter views wurden • Regeln: An welche Regeln erinnern Bei der besonderen Thematik, dass Erinne- Bericht zentral um die Übernahme und die vollständig transkribiert, anonymisiert und sich die Eltern aus ihren Familien? W ie rungen abgefragt werden, die schon länger Reflexion des aktuellen Handelns in der anschließend mithilfe von MAXQDA codiert. 3 Erkenntnisinteresse und methodisches Vorgehen fanden sie die Regeln damals und wie zurückliegen, muss bedacht werden, dass Medienerziehung und der Haltung der Eltern Die Auswertung fand dabei deduktiv the- denken sie über diese Regeln heute im es keinen Anspruch auf Vollständigkeit geht und darum, welche biographischen oriegeleitet und induktiv aus dem Mate- Rückblick? Welche Rolle spielen diese geben kann. Die Fragekarten sollten hier Einflüsse eine Rolle spielen, versprach rial heraus statt (vgl. Meyen et al. 2019). Regeln aktuell? eine zusätzliche Erinnerungsstütze darstel- die gewählte Methode für die Erforschung Codierte Aussagen wurden anschließend • Poster an meiner Wand: In dieser Kate- len, anhand derer die Fragen quasi auf dem der Einflussfaktoren auf die Fragestellung im Hinblick auf Fragestellungen paraphra- gorie geht es um Vorbilder und Helden Tisch liegen und zum Nachdenken anregen. wichtige Erkenntnisse. siert und interpretiert, unter Einbezug aller aus der Kindheit, um Marken und das Es ist davon auszugehen, dass besonders dokumentierter Materialien. Besondere an bestimmten Figuren oder Geschichten bewusst sind, die häufiger TEILSTUDIE auch Werte, die mit diesen in Verbin- in Familien wiederholt oder aufgefrischt dung stehen. wurden, also Geschichten, „that have been • Gefühle: Erinnerungen an bestimmte rehearsed as an anecdote within a family“ Gefühle, die die Eltern mit Medien in (Bolin 2019, S. 33). Auch war zu erwarten, ihrer Kindheit in Verbindung bringen, dass in der Inter viewsituation bestimmte negative Gefühle, Angst oder Alpträume Narrative von Eltern erzeugt werden: „In an MoFam – Mobile Medien in der Familie oder positive Gefühle, worüber haben interview situation, if you are asked to tell a sie gelacht und welche Bedeutung story of your media memories, most people hatten Medien für die Gefühlswelt aus would, if only to please the inter viewer, heutiger Sicht. respond with a more or less elaborated • Medien als Wegbegleiter: Spielten narrative.” (ebd., S. 31). Die Möglichkeit Medien in Schule, Ausbildung oder bestimmter erwünschter Narrative, aber Beruf eine Rolle und inwiefern hatten auch mögliche bestimmte Neigungen in sie eine Bedeutung für den weiteren den Antworten müssen für die Forschung Lebensweg? zu Medienbiographien besonders berück- sichtigt werden, denn „retrospective data Zu allen Fragekategorien wurde jeweils die […] is sometimes found to be less appro- heutige Sicht abgefragt: Gemeinsamkeiten priate because of possible memory bias.“ 15 zur aktuellen Situation in ihren Familien, wie (Notten/Kraaykamp/Konig 2012, S. 701) das mit dem eigenen Kind erlebt wird, ob Eine weitere Problematik im Umgang mit
Erinnerungen in der Kindheit dar und die explizitem Kinderfernsehen wie Super RTL. 4 MEDIENNUTZUNG der ELTERN in IHRER KINDHEIT Erinnerungen sind für die meisten Eltern Viele Familien hatten dagegen nur Zugriff noch so präsent, dass sie auf Anhieb viele auf die öffentlich-rechtlichen Programme Wenngleich alle Eltern des Samples Kinder In der Betrachtung der Medienbiographie Lieblingssendungen oder Figuren nennen und damit auf drei oder vier Sender. Eltern, im frühen Kindesalter oder aber im Kinder- der Eltern wird zunächst der Blick darauf sowie detaillierte Beschreibungen von die nicht in Deutschland, sondern etwa in gartenalter haben, ist die Altersspanne der gerichtet, an welche Geräte und mit die- ritualisierter Nutzung oder besonderen Ostereuropa aufwuchsen, erzählen, dass Mütter und Väter doch recht groß und lag sen verbundenes Medienhandeln sie sich Erlebnissen machen können. sie nur auf sehr wenige Sender zugreifen zum ersten Erhebungszeitpunkt zwischen erinnern. Zentral ist dabei die Erinnerung konnten und diese kaum Kindersendun- 27 Jahren und 42 Jahren. Das Alter bzw. daran, welche Geräte den Eltern am wich- Unterschiede zwischen den Erfahrungen gen ausstrahlten. Eine andere Erinnerung der Zeitraum, in dem die Eltern ihre Kind- tigsten, welche Medieninhalte ihre liebsten gibt es insbesondere was die Auswahl an hat Frau Färber, die in einem südeuropä- heit erlebt haben, schlägt sich insofern waren und welche Bedeutung Medien in Fernsehsendern anbelangt (vgl. Abb. 1). ischen Land ihre Kindheit verbrachte. In auch in ihren biographischen Erinnerungen der Rückschau für ihren beruflichen Wer- Einige Familien hatten Zugang zum kom- ihrer Familie lief der Fernseher den ganzen nieder, als die Medienlandschaft Anfang degang hatten. Anschließend stehen die pletten Angebot der öffentlich-rechtlichen Tag, teilweise sogar parallel dazu noch der 1980er-Jahre noch eine andere war Medien und ihre Einbettung in die Familie und privaten Sender, darunter Sender mit das Radio. als in den 90ern. Ein weiterer Unterschied sowie im Zusammensein mit der Peer- der Eltern in ihrer Kindheit lässt sich auf die Herkunft der Eltern bzw. group mit Blick auf ihre soziale Relevanz 4 Mediennutzung den Ort, an dem sie als Kinder gelebt im Fokus. Der Betrachtung von mit Medien 1997 1982/83 „Netflix“ wird gegründet haben, zurückführen. So beschränkte sich verbundenen Emotionen aus der Kindheit Pay TV wird eingeführt die Mediennutzung einer Mutter, die aus und der Bedeutung der Medien für ihre 1995 1983/84 SuperRTL geht 2007 der ehemaligen Sowjetunion stammt, auch Gefühlsregulierung folgt der Stellenwert Das erste Mobiltelefon der Welt auf Sendung Das erste iPhone und „DynTAC 8000x“ von Motorola kommt der Amazon Kindle angebotsbedingt auf eine begrenzte Zeit von Medien als Orientierungsquelle und in für fast 4000$ auf den Markt kommen auf den Markt 1996 abends, zu der sie ferngesehen hat, wäh- diesem Zusammenhang die Bedeutung der Das erste 1986 Smartphone 2008 rend ein Vater, der zur gleichen Zeit in Medienheld*innen, an die sich die Eltern Privat-Kommerzielle Fernseh- „Nokia 9000 Das erste Android- TEILSTUDIE programme werden als verfassungs- Communicator“ Smartphone erscheint Süddeutschland aufgewachsen ist, ver- erinnern. gültig anerkannt. Somit entsteht kommt auf als Alternative das duale Rundfunksystem den Markt zum iPhone schiedene Medien nach eigener Aussage exzessiv genutzt hat. 1989 Das „World W ide 1994 1998 1979 1984 Web“ wird entwi- Erstes Der erste Der erste Walkman Der erste portable ckelt und verschafft Nachrichten- MP3-Player 2010 „Walkman TPS-L2“ CD-Spieler „Discman so dem Internet magazin „MPMan F10“ Das erste von Sony kommt D-50“ kommt auf den Durchbruch als (Der Spiegel) von Saehan iPad MoFam – Mobile Medien in der Familie auf den Markt den Markt Massenmedium geht online wird eingeführt erscheint 4.1 MEDIENGERÄTE und MEDIENREPERTOIRE 1980 1985 1990 1995 2010 Audiovisuelle Medien in der Kindheit: Fernsehen. Die Erinnerungen sind zum Teil Abbildung 2: Entwicklungen auf dem Gebiet der Medientechnik Der Fernseher als das zentrale Familien- mit der Einschränkung der Programmvielfalt Quelle: Eigene Darstellung (nach Breuning/van Eimeren 2015) medium oder der Verfügbarkeit, Reglementierungen Alle Eltern berichten in ihren Erinnerun- oder den Haltungen ihrer eigenen Eltern gen von Erfahrungen und Erlebnissen im verbunden (vgl. Kap. 7). Häufig wird Besonders auffällig ist die große Vielfalt an umfassen unter anderem folgende Sendun- Zusammenhang mit Medien vom Fern- Fernsehen aber auch mit gemeinsamen Fernsehsendungen, an die die befragten gen: Käpt’n Blaubär, Gummibärenbande, seher als dem zentralen Mediengerät in Erlebnissen, sozialen Situationen oder Eltern sich spontan erinnern. Zum einen Kickers, Dragonball, Li-La-Launebär, Die ihren Familien. In allen Familien gab es gemeinsamer Familienzeit in Verbindung liegt das an der beschriebenen Alters- Sendung mit der Maus, Kinder-Wurlitzer, in der Kindheit zunächst zumindest ein gebracht (vgl. Kap. 4.3). Ebenso spielen spanne innerhalb des Samples, es zeigt Die Schlümpfe, Alice im Wunderland, Tom 17 Fernsehgerät, das im Wohnzimmer stand im Zusammenhang mit dem Fernsehen in aber auch das Spektrum des in den 80er und Jerry, Pumuckl, Speedy Gonzalez, Der und der gesamten Familie zugänglich war. den Erinnerungen vieler Eltern bestimmte und 90er Jahren vorhandenen Angebots Rosarote Panther. Auch Tierserien wie Die Eltern des Samples verbinden vielfäl- Emotionen eine Rolle (vgl. Kap. 4.4). Der an Kinderprogramm. Die genannten Lieb- Flipper, Lassie oder Fur y standen hoch tige Erinnerungen an diese Zeit mit dem Fernseher stellt einen wichtigen Anker zu lingssendungen aus der Kindheit der Eltern im Kurs oder Hauptsache „irgendwas mit
Pferden“ (Frau Flacher, EH4, Sohn, 3 Jahre). Maus oder Löwenzahn sehen. Wenn sie nicht immer gefiel. Weitere Serien, an die mithalten konnte, sei „der Kleine“ gewesen. Für einige Eltern sind Familienshows prä- aber krank war, durfte sie den ganzen Tag sich die befragten Eltern erinnern, waren Insgesamt sind viele der Erinnerungen der sente Erinnerungen, so erinnert sich Herr fernsehen. Auch andere Eltern berichten California Clan oder Star Trek, aber auch Eltern an ihre späte Kindheit oder Jugend Walter an Samstagabende, an denen Ver- von besonderen Situationen, in denen der die James Bond-Filmreihe oder Filme mit geprägt vom Zugang zu Sendungen, die für stehen Sie Spaß? oder Wetten, dass…? Fernseher eine größere Rolle einnahm. So Bud Spencer und Terence Hill. Dass mit sie nicht geeignet waren. An diese erinnern mit der Familie angesehen wurden. Die erzählt Herr Schäfer, dass er zwar in seiner zunehmendem Alter der Medienkonsum der sie sich besonders intensiv. aus anderen Kulturen stammenden Eltern Kindheit nicht viel Zeit vor dem Fernseher Befragten anstieg, lag beispielsweise bei erinnern sich an andere Lieblingssendun- verbrachte, wenn es aber im Winter dunkel Frau Berger daran, dass ihre Eltern sehr viel Eigene Geräte als wichtige Medien- gen. So berichtet Frau Berger, dass sie in war „… und man nicht mehr um die Uhrzeit arbeiten mussten und sie selbst deshalb erfahrung in der späteren Kindheit und ihrer Kindheit am liebsten osteuropäische draußen spielen konnte, sind wir eigentlich viel Zeit vor dem Fernseher verbrachte. Jugend Märchenfilme gesehen habe, es insgesamt schon immer davor gesessen. Da durften Für die meisten Eltern waren die wichtigsten aber wenig Angebote für Kinder gab: wir auch eigentlich immer schauen. Das Viele Eltern berichten davon, dass sie über Medien diejenigen, die sie selbst besitzen war so ein fest abgegrenzter Zeitraum.“ das Fernsehen mit für sie ungeeigneten durften. Einige bekamen ab einem Alter „Wir hatten echt wenig zur Auswahl, weil (EH4, Sohn, 4,5 Jahre) Manche erinnern Inhalten in Kontakt gekommen seien. Frau von etwa zwölf Jahren einen eigenen Fern- wir hatten nur drei Fernsehkanäle und sich außerdem an die Rezeption von Sport- Ritter sah Sendungen wie Der kleine Vam- seher. Schon früher aber war der Besitz der Eltern in ihrer Kindheit immer um halb neun kam eine Gute- sendungen. Frau Flacher wie auch Herr und pir, von denen sie Alpträume bekommen von Kassettenspielern, Walkman oder 4 Mediennutzung nachtgeschichte, so wie Sandmännchen Frau Brandt erzählen, dass sie als Kinder habe. Herr Bogner erinnert sich, dass er als einem eigenen Gameboy von besonderer in der DDR, so ähnlich. Viertelstunde Sportsendungen, insbesondere Fußball Kind „Erwachsenensachen“ (EH4, Tochter, Bedeutung. Später kamen dann eigene hat es nur gedauert. Genau. Und oder W intersport ansehen durften. 5,5 Jahre) mitschauen durfte wie Aktenzei- Computer dazu. danach mussten wir schlafen gehen. chen XY, Derrick, Der Alte oder Ein Fall für [...] Und einmal pro Woche, samstags, Fer nsehen in der späteren Kindheit: Zwei. Herr Grün berichtet von Horrorfilmen Besonders stolz war Frau Baumer auf ihren gab es einen Märchenfilm. Also dar- Identitätsarbeit und Grenzüberschrei- wie Der weiße Hai oder Tanz der Teufel, die ersten Walkman, den sie sich von ihrem auf haben wir immer gewartet. Genau. tung er sich sehr gerne angeschaut habe. Die eigenen Geld auf dem Flohmarkt gekauft TEILSTUDIE Und sonntags oder in den Ferien lie- Für manche Eltern begann das Fernse- Rolle von älteren Geschwistern thematisiert hatte. Sie fand ihn so schön, dass sie ihn fen Kinderfilme, auch vormittags, ein hen erst mit dem Eintritt ins Schulalter an Herr Bogner, der feststellt, dass es mit nicht oft genutzt habe: Film. Die haben wir alle geliebt, also Bedeutung zu gewinnen. Als Frau Grün älteren Geschwistern häufiger passierte, so schöne Kinderfilme. Ja, deswegen in die Grundschule kam, wollte sie unbe- dass nicht altersgemäße Sendungen ange- „Ich habe ihn gar nicht oft hergenom- haben wir alles angeguckt, weil es, es dingt die Sesamstraße sehen, um in der sehen wurden, bei denen die Jüngeren men. Aber ich hatte ihn und es war gab nur das." (Frau Berger, EH4, Sohn, Peergroup mitreden zu können. Sie hatte „dann immer Schiss hatte[n]“: mir wichtig, dass ich ihn hatte. Das MoFam – Mobile Medien in der Familie 2,5 Jahre) ihre Mutter deshalb angefleht, die Sendung weiß ich noch. Aber ich habe ihn nicht sehen zu dürfen. Die Sesamstraße blieb „Mein Bruder hat mich auch immer oft ausgepackt, weil er so schön war. Nur vereinzelt spielte bei den inter view- lange ihre Lieblingssendung, dazu kamen geärgert, der wollte mich auch immer Von Sony. Ein richtig schöner weißer. ten Eltern das Fernsehen in der Kindheit dann später Filme wie Manta Manta oder gruseln. Wenn meine Eltern nicht da Damals schon stylisch.“ (Frau Baumer, kaum eine Rolle. So berichtet Frau Unger, Serien wie Pippi Langstrumpf. Auch bei waren und er aufgepasst hat, dann war EH4, Sohn. 4,5 Jahre) dass sie lediglich mit ihrer Großmutter Frau Ritter, die zunächst nur ab und zu Die immer Horrorfilmabend, halt heimlich. die Schwarzwaldklinik angesehen habe, Sendung mit der Maus oder Löwenzahn Aber das verbinde ich auch bis heute Hier wird besonders deutlich, wie wichtig ansonsten sei Fernsehen aber nicht sehen durfte (s. o.), kamen im Laufe ihrer mit meinem Bruder und das nehme ich es für viele Eltern war, als Kind ein eigenes wichtig gewesen. In ihrer Kindheit waren Kindheit neue Lieblingssendungen wie ihm auch übel (lacht). Ich habe heute Mediengerät zu besitzen. Entsprechend Medien generell nicht sehr präsent. Als Sissi, Nesthäckchen oder Weihnachtsse- noch Angst in Kellern.“ (Herr Bogner, hatten auch die eigenen Kassetten eine einziger in der Befragung gab Herr Ritter rien dazu. Mit 13/14 Jahren hatte sie dann EH4, Tochter, 5,5 Jahre) besondere Bedeutung. Sie wurden für an, dass er als Kind gar keinen Zugang zu einen eigenen Fernseher in ihrem Zimmer. das Abspielen von Hörspielen und Musik 19 einem Fernseher hatte. Seine Frau stellt Für andere Eltern waren im späteren Kin- Als konkrete Titel nennt er Poltergeist verwendet und sie wurden mit Musik fest, dass sie in ihrer Kindheit nur wenig desalter Krimiserien besonders reizvoll wie oder Der Exorzist und spricht von einer Art aus dem Radio bespielt oder getauscht. ferngesehen habe, nur gelegentlich durfte Hart aber Herzlich oder Seifenopern wie Wettbewerb im Freundeskreis, wer welche Beliebt waren vor allem die Hörspiele sie Sendungen wie Die Sendung mit der Falcon Crest, auch wenn das ihren Eltern Horrorfilme schon gesehen habe. Wer nicht von Bibi Blocksberg, Bibi und Tina,
Benjamin Blümchen, TKKG oder Die drei Neben Kassettenrekorder und Walkman gelernt, Word und das Internet zu nutzen Medien nicht mehr reiner Konsum waren: Fragezeichen. Beinahe alle Eltern hatten in hatten viele der befragten Eltern einen eige- und sich eine eigene Mailadresse anzule- "[V]on daher war das, gerade in der Uni- ihrer Kindheit einen Walkman oder Kasset- nen Gameboy, den „man damals einfach gen: „Du hast Tastschreiben gehabt und versität, wollte ich sowas auch nutzen, tenrekorder, vereinzelt auch eine eigene Ste- haben musste.“ (Herr Bogner, EH4, Tochter, du hast in Word etwas gelernt und du hast um diese Möglichkeiten einfach zu haben, reoanlage oder einen Schallplattenspieler. 5,5 Jahre) Frau Beckmann war in ihrem noch mitgekriegt, wie du ins Internet gehst selber dann Medien zu gestalten." (ebd.) Frau Baumer bekam den Plattenspieler Dorf das erste Kind, das einen Gameboy oder deine eigene Emailadresse anlegst, Für ihn sei es immer ein „Kinderwunsch“ ihres Vaters und durfte seine LPs mitnutzen. und eine Super Nintendo Konsole hatte. aber das war es dann auch schon.“ (Frau gewesen: „Filme auf die Kinoleinwand zu Viele Eltern können sich noch an ihre erste Im Winter kamen dann die Kinder aus dem Beckmann, EH4, Sohn, 6 Jahre) Mittlerweile bringen, das war ein absoluter Traum.“ Kassette oder auch Schallplatte erinnern. Dorf zu ihr nach Hause und spielten der spielen Medien in ihrem Beruf eine wichtige (ebd.) Einen technischeren Beruf wählte Musik hatte eine sehr große Bedeutung und Reihe nach damit. Sie erinnert sich beson- Rolle, um mit Kunden zu kommunizieren Herr Brandt. Das Ausprobieren mit seinem stand ebenso wie das eigene Mediengerät ders an Spiele wie Super Mario, Super und den Internetauftritt des eigenen Unter- eigenen Computer in der Jugend habe ihm dafür, eine eigene Identität zu entwickeln Mario Kart oder Super Mario World. Neben nehmens zu pflegen. Ähnlich erinnert sich sehr geholfen, sich technisches W issen und im Freundeskreis dazuzugehören. Das dem Gameboy und dem Super Nintendo Frau Walter an das Fach EDV in der Aus- anzueignen. Frau Färber erinnert sich an Radio wurde dagegen von den Befragten hatten auch Spielecomputer wie der C64 bildung und dass sie ihre Hausaufgaben Informatikunterricht ohne Computer, sie nie als wichtiges Mediengerät genannt. oder ein Amiga 500 für einige Eltern einen ab und an tippen musste. Auch Frau Unger habe aus Büchern gelernt, Computer habe der Eltern in ihrer Kindheit Frau Berger erklärt, das Radio sei nie so hohen Stellenwert. Generell war für viele erzählt, sie sei erst mit 17 im Rahmen ihrer sie eher als „Schreibmaschine“ genutzt 4 Mediennutzung wichtig gewesen. Lediglich im W inter saß ab dem Jugendalter dann der Computer Ausbildung mit einem Computer in Kontakt (EH4, Tochter, 2 Jahre). Andere Eltern die Familie jeden Morgen ab sieben Uhr vor sehr wichtig. Im Gegensatz zum Kasset- gekommen, ihr Mann habe nicht einmal in hatten bereits in der Schule Informatik. dem Radio, um sich darüber zu informieren, tenrekorder und dem Fernseher hatte nur der Ausbildung einen Computer gehabt. Herr Schäfer erzählt, er habe eine Program- ob die Schule wegen Kälte geschlossen etwa die Hälfte der Eltern im Laufe ihrer miersprache gelernt. Er hat zwar nicht das war. In vielen Familien war das Radio ein Jugend einen eigenen Computer. Mit dem Bei anderen Elternteilen war der Compu- Gefühl, dass Medien seinen Lebensweg Nebenbeimedium, das im Hintergrund lief. Computer wurden LAN-Partys organisiert ter schon in der Schule und Ausbildung direkt beeinflusst hätten, ist aber der Mei- Es hatte jedoch keinen Identifikationswert. und vor allem Videospiele gespielt, unter sehr wichtig. Sowohl Väter als auch Mütter nung, dass er in seiner Jugend eine starke TEILSTUDIE Einige Eltern erwähnen später hinzugekom- anderem Bubble Bobble, Vermeer, „Bal- berichten, dass ihre Medienaffinität ihnen Medienaffinität hatte und „süchtig“ gewesen mene CD-Sammlungen, denen sie aber lerspiele“ (Herr Lindmüller, EH4, Tochter, auch im Beruf einen Weg eröffnete. Herr sei nach Computerspielen, deshalb habe er nicht dieselbe Bedeutung zuschrieben wie 4 Jahre) oder „ein Spiel, bei dem man Bogner entwickelte bereits als Kind die seine berufliche Zukunft nicht zufällig in der den Kassetten. Dies hängt auch mit einer einen Ball hin und her bewegen muss“ Liebe zu Film und Fernsehen, hatte in der Informatik gefunden. (Herr Schäfer, EH4, so beschriebenen besonderen haptischen (Frau Färber, EH4, Tochter, 2 Jahre). Herr Jugend eine „exzessive“ Fernsehphase Sohn, 4,5 Jahre) Er erzählt auch, dass er Erfahrung des Mediums zusammen. Schäfer erzählt, dass er „süchtig“ nach und arbeitete später eine Zeitlang in der bereits vor dem Studium das Programmie- MoFam – Mobile Medien in der Familie Videospielen gewesen sei, er habe exzes- Filmproduktion (EH4, Tochter, 5,5 Jahre). ren ausprobieren konnte. Aus dem Studium siv Counterstrike gespielt, was er heute Dabei spielten an seiner Schule Medien nimmt Herr Schäfer eine Sensibilität für als vergeudete Zeit ansieht (EH4, Sohn, kaum eine Rolle. Aber Herr Bogner hatte das Thema Datenschutz mit. Auch bei Frau 4,5 Jahre). früh einen eigenen Computer bekommen, Ritter hat sich ihre Medienaffinität in der zu dem Zeitpunkt, als das Internet immer beruflichen Karriere niedergeschlagen. Sie schneller wurde und „richtig angefangen hat im Alter von zwölf Jahren bereits erste hat zu funktionieren“ (Herr Bogner, EH4, journalistische Artikel geschrieben. Medien Tochter, 5,5 Jahre). Er empfand diese haben auch für sie schon immer eine große 4.2 MEDIEN auf dem LEBENSWEG Entwicklung als „Befreiung“, dass es die Rolle gespielt. Möglichkeit gab, sich darzustellen und Neben ihrer Bedeutung in der Freizeit von ihnen sind Medien mittlerweile nicht spielen Medien oft auch eine Rolle im mehr verzichtbar, während sie in der Schule 21 Zusammenhang mit der Schule oder für die keine große Rolle spielten. Frau Beckmann Berufswahl. Die befragten Eltern berichten erzählt, in der Schule seien Medien nie sehr unterschiedlich über die Bedeutung wichtig gewesen. Außer einem Maschinen- von Medien in ihrem Werdegang. Für einige schreibkurs, den sie hatte, habe sie noch
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