Kinder und Smartphones: Wer hat wen im Griff? - KKH
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Inhalt Vorwort 3 Forschung aktuell: Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen 4 Ein eigener Blick 6 So tickt die Generation Online 7 Smartphone über alles 7 Zwischen Daddeln und Informieren 10 Chancen und Risiken digitaler Medien für Kinder und Jugendliche 14 Digitale Familie 19 Informationen zur Erhebung 23 Fazit 24 Projekt Max & Min@ 26 Quellen 27 2
Liebe Leserin, lieber Leser, unser Alltag ist heute ohne digitale Angebote kaum noch vorstellbar. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Begriffe wie WLAN, Streaming und Smart Home nur dem Fachpublikum etwas sag- ten. Mittlerweile hat sich das Internet mit seinen scheinbar unendlichen Möglichkeiten quer durch alle Bevölkerungsschichten den Weg gebahnt. Während vor zwei Jahrzehnten in Deutschland gerade einmal vier Millionen Menschen das Inter- net nutzten, sind es heute mehr als 62 Millionen. Ganz gleich, ob man dieser Entwicklung das Etikett „technischer Wandel“ oder doch lieber dramatischer „digitale Revolution“ anheften mag – es dürfte kein Zweifel bestehen, dass wir mittendrin in einem ge- waltigen Veränderungsprozess stecken. Ein wesent- licher Aspekt dieses Prozesses ist die Tatsache, dass Informationen, Unterhaltungsangebote und Kom- munikation unabhängig von Ort und Zeit immer einfacher verfügbar sind. An diesem Punkt setzen viele, zum Teil emotional aufgeladene Debatten über die Nutzung neuer Medien an. Häufig verläuft dabei die Konfrontati- Familien rund um das Thema Smartphone und Co. onslinie zwischen den Generationen. Die jugend- erfahren. Darauf bauen wir Aktivitäten im Bereich liche Faszination für die oft so grelle und flüchtig der Prävention auf, etwa unser neues Programm anmutende digitale Welt stößt bei der Generation Max & Min@, welches bei einer gesunden Medien- 40plus nicht selten auf Skepsis oder gar Ablehnung – nutzung junger Menschen behilflich sein möchte. ein Muster übrigens, das mit wechselnden Inhalten auch in den vergangenen Jahrzehnten fortwährend Insofern liefern wir mit diesem Report zur Medien zu beobachten war. Um es nicht bei einem Kultur nutzung von Kindern und Jugendlichen einen Bei- kampf zwischen „alter“ und „neuer“ Welt zu belas- trag zu einem Thema, dessen Bedeutung in den sen, ist eine Versachlichung der Debatte nötig. Ins- nächsten Jahren weiterhin deutlich zunehmen besondere deshalb, weil der erwähnte Umbruch wird. Auswirkungen auf unsere Gesellschaft insgesamt, aber auch auf jeden Einzelnen hat. Wir als Krankenkasse interessieren uns in diesem Zusammenhang sehr dafür, wie Kinder und Jugend- liche sowie deren Eltern mit den Herausforderun- gen der digitalen Welt umgehen. In einer repräsen- Dr. Wolfgang Matz tativen Umfrage im Oktober 2017 haben wir viel Vorsitzender des Vorstandes über die Wünsche, Hoffnungen und Ängste von KKH Kaufmännische Krankenkasse 3
Forschung aktuell: Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen Die Medien haben einen hohen Stellenwert in unserer heutigen Gesellschaft. Sie sind in fast allen Bereichen des privaten, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens gegenwärtig. Bei Kindern und Jugendlichen spielen vor allem die digitalen Medien1 eine große Rolle. Dies zeigen unter anderem die beiden für die Bundesrepublik Deutschland repräsentativen Studien KIM (Kindheit, Internet, Medien) und JIM (Jugend, Information, (Multi)-Media) des medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest. Laut der KIM-Studie Bei Betrachtung der Entwicklung der Mediennut- nutzen 77 Prozent zung der Kinder und Jugendlichen über die Jahre der 6- bis 13-Jährigen fällt auf, dass diese stetig zunimmt. Im Jahr 2008 den Computer oder belief sich der Anteil der Internetnutzer unter den Laptop, 67 Prozent das 6- bis 13-Jährigen noch auf 59 Prozent. Nun sind es Handy oder Smart- bereits 66 Prozent (Feierabend u. a., 2017a). Auch phone und 66 Prozent bei den Jugendlichen zeigt sich eine deutliche Zu- das Internet. Bei der nahme der Bedeutung der digitalen Medien. Der Abfrage, für welche Anteil der Smartphone-Besitzer stieg hier von Themen sie sich aus 47 Prozent in 2012 auf 95 Prozent in 2016 eindeutig Katja Kiefer, Gesundheits- 17 vorgegebenen The- an (Feierabend u. a., 2017b). pädagogin M.A. menkategorien sehr interessieren, steht Durch diese zunehmende Alltagsrelevanz der digi- die Kategorie Handy/Smartphone (37,5 Prozent) talen Medien stellt sich die Frage, welche Auswir- nach Freunde/Freundschaft (63 Prozent) an zweiter kungen dies auf die Entwicklung der Kinder und Stelle. Bezüglich des Geschlechts zeigen sich dabei Jugendlichen sowie auf das Familienleben hat. Fest keine bedeutenden Unterschiede (Feierabend, Plan- steht, dass die Mediennutzung sowohl Chancen als kenhorn & Rathgeb, 2017a). auch Risiken birgt. Als Chance können die digitalen Medien für Kinder und Jugendliche bei der Bewälti- Mit zunehmendem Alter steigt das Interesse an den gung von Entwicklungsaufgaben betrachtet wer- digitalen Medien. Die Internetnutzung beispiels- den. So können die digitalen Medien beispielsweise weise liegt bei den 6- bis 7-Jährigen bei 35 Prozent, dabei helfen, über soziale Online-Netzwerke und bei den 10- bis 11-Jährigen bei 79 Prozent und bei Messenger-Dienste (z. B. Facebook, WhatsApp) den 12- bis 13-Jährigen bei 94 Prozent. Ab circa Kontakt zu Gleichaltrigen aufzubauen und auf- zehn Jahren und mit dem Wechsel auf eine wei- rechtzuerhalten. Des Weiteren ermöglichen sowohl terführende Schule gewinnen Handy/Smartphone soziale Netzwerke als auch Onlinespiele verschie- und Internet an Alltagsrelevanz (Feierabend u. a., dene Formen der Selbstdarstellung. In sozialen 2017a). Unter den 12- bis 19-Jährigen nutzen bereits Netzwerken erfolgt dies häufig in Form von Fotos 92 Prozent täglich das Handy/Smartphone und und Kommentaren, bei Onlinespielen können 87 Prozent täglich das Internet. Auch hier zeigen verschiedene Identitäten in Form von „Avataren“ sich keine nennenswerten Unterschiede zwischen ausprobiert werden (Borg-Laufs, 2013). Jungen und Mädchen (Feierabend u. a., 2017b). Die Nutzungsdauer steigt ebenso mit dem Alter. Die 6- Risiken der Mediennutzung können Familienkon- bis 7-Jährigen nutzen das Internet täglich 15 Minu- flikte, problematische Inhalte, Cyber-Mobbing und ten, die 10- bis 11-Jährigen 43 Minuten (Feierabend verschiedene gesundheitliche Auswirkungen auf- u. a., 2017a) und die 13- bis 14-Jährigen bereits grund hoher Nutzungszeiten und -frequenzen dar- 142 Minuten. Die meiste Zeit verbringen die 16- bis stellen. Hierzu gibt es verschiedene Untersuchungen. 17-Jährigen mit durchschnittlich 235 Minuten pro Tag im Netz (Feierabend u. a., 2017b). 1 Als digitale Medien werden z. B. Mobiltelefone, E-Books, Tablets bezeichnet. 4
Laut der KIM-Studie nutzen 77 Prozent der 6- bis 13-Jährigen den Computer oder Laptop, 67 Prozent das Handy oder Smart- phone und 66 Prozent das Internet. Zum einen zeigen diverse Studien, dass es in eini- BMI2 aufweisen (Riedel, Büsching, Brand, 2017) und gen Familien regelmäßig zu Konflikten aufgrund vermehrt an starkem Übergewicht erkranken (KiGGS der Medien kommt. Bei der KIM-Studie 2016 stim- Study Group u. a., 2014; Robert Koch Institut, 2014). men die Haupterzieher zu, dass Smartphone (37 Pro- zent), Internet (35 Prozent), Computer (30 Prozent), Weitere Zusammenhänge gibt es zwischen einer aber auch TV/Video/DVD (31 Prozent) für Streit in intensiven Mediennutzung und Entwicklungsstö- der Familie sorgen (Feierabend u. a., 2015). Glei- rungen der Kinder und Jugendlichen, zum Beispiel chermaßen berichten 52,3 Prozent der Familien Sprachentwicklungsstörungen, motorischer Hyper- laut einer Erhebung der Landesanstalt für Medien aktivität sowie Konzentrationsschwäche (Riedel, Nordrhein-Westfalen (LfM) von regelmäßigen Büsching, Brand, 2017). Konflikten aufgrund von Medien (Wagner, Gebel, Lampert, 2013). Ein zusätzliches erhebliches Risiko besteht darin, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Medien- Zum anderen geben unter den 6- bis 13-Jährigen nutzung nicht mehr regulieren können. Bei einer elf Prozent an, bereits mit problematischen Inhal- deutschlandweiten Studie berichteten 16,1 Prozent ten, welche für sie unangenehm bzw. ungeeignet der 13- bis 14-Jährigen, dass sie Probleme haben, waren oder die ihnen Angst gemacht haben, kon- ihre eigene Internetnutzung zu kontrollieren frontiert worden zu sein (Feierabend u. a., 2015). (Riedel, Büsching, Brand, 2017). Außerdem gelten derzeit 7,1 Prozent der 12- bis 17-jährigen Mädchen Ebenso berichten bei den 13- bis 19-Jährigen 34 Pro- als internet- bzw. computerspielabhängig, bei den zent der Befragten, schon einmal mitbekommen gleichaltrigen Jungen sind es 4,5 Prozent (Orth, zu haben, dass jemand im Bekanntenkreis über das 2017). Auch hier gilt es zu beachten, dass diese Per- Internet „fertiggemacht“ wurde. Weitere acht Pro- sonen viele Begleiterkrankungen aufweisen kön- zent wurden bereits selbst „fertiggemacht“ (Feier- nen. Dazu gehören vor allem depressive Störungen, abend u. a., 2015). Mobbing über digitale Medien Angsterkrankungen, Aufmerksamkeitsdefizit- und (Cyber-Mobbing) kann für Betroffene gravierende Hyperaktivitätsstörungen (ADHS3) sowie Persön- Folgen haben. Dazu gehören vielfältige Symptome lichkeitsstörungen (Mößle, T. u. a., 2014). Ergänzend wie Kopf- und Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, zeigen sich häufig noch weitere Symptome wie Konzentrationsprobleme, Wut, Angst und Schlaf- schlechte Schulleistungen (Anderson, Dill, 2000), störungen (Fileccia, 2012, Katzer, 2016). Diese kön- geringe Schlafenszeiten, Probleme mit dem Bewe- nen bis zum Suizid führen (Fileccia, 2012). gungsapparat, erhöhte Gewaltakzeptanz, allge- mein geringe soziale Kompetenzen (Choo, Gentile Zusätzlich gibt es Hinweise auf einen Zusammen- & Sim, 2010), geringe Lebenszufriedenheit (Kam- hang zwischen der Mediennutzung von Kindern merl u. a., 2012) und Adipositas (Lampert, Sygusch, und Jugendlichen und ihrer körperlichen Aktivität, & Schlack, 2007). ihrem Essverhalten und ihrem Körpergewicht. Es wird angenommen, dass Jugendliche mit einem 2 Der BMI (Body Mass Index) ist eine Maßzahl zur Bewertung des Körpergewichtes in Relation zur Körpergröße. Durch diese Zahl regelmäßigen intensiven Medienkonsum häufiger kann eingeschätzt werden, ob eine Person unter-, normal- oder unter Bewegungsmangel leiden (KiGGS Study Group übergewichtig ist. u. a., 2014; Robert Koch Institut, 2014), mehr Süßig- 3 ADHS äußert sich durch Probleme mit der Aufmerksamkeit, keiten und süße Getränke verzehren, einen erhöhten Impulsivität und Selbstregulation. 5
Ein eigener Blick Der aktuelle Forschungsstand zeigt auf: Mediennutzung unter Kindern und Jugendli chen kann in einem Zusammenhang mit gesundheitlichen Risiken stehen oder zu Konflikten in den Familien führen. Mit dem vorliegenden Report möchte die KKH einen eigenen Blick auf dieses Thema werfen. Im Fokus stehen dabei die Sichtweisen und Mei- Außerdem bietet die KKH mit dem Schulprojekt nungen der Eltern. Dazu wurde im Oktober 2017 „Max und Min@“ ein Projekt zur Förderung der eine Gruppe von 1.005 Eltern zum Mediennut- Medienkompetenz von Kindern an. Informationen zungsverhalten ihrer Kinder befragt. Wie stufen finden Sie im Anschluss an die Befragungsergeb- die befragten Eltern die Mediennutzung ihrer nisse. Die KKH steht mit ihren Experten und Ange- Kinder ein? Welche Rolle spielen sie beim Thema boten bundesweit zur Verfügung. Mediennutzung in der Erziehung? Ziel des vorlie- genden Reports ist es, nicht nur Antworten auf diese und viele weitere Fragen zu erhalten. Die KKH möchte darüber hinaus Tipps und Hilfestellungen zum Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen geben. Unter den 12- bis 19-Jährigen nutzen bereits 92 Prozent täglich das Handy/Smartphone und 87 Prozent täglich das Internet. 6
So tickt die Generation Online Smartphone über alles Entwicklung ist ein Anzeichen für den Medienwan- del weg vom Fernseher hin zum Smartphone, der Der Begriff „Medien“ ist weit gefasst. Daher lohnt bereits in vollem Gang ist. sich zunächst einmal ein Blick darauf, welche einzel- nen Medien welchem Nutzungsverhalten bei Kin- TV und Smartphone auf der dern und Jugendlichen unterliegen. Unangefochte- Beliebtheitsskala ganz oben ner Spitzenreiter bei der Frage „Wie häufig nutzt Ihr Kind folgende Medien?“ ist – wenig überraschend – Die Zahlen der vorliegenden Studie untermauern der Fernseher. Sieben von zehn Kindern schauen das: Am zweithäufigsten nutzen demnach die häufig oder sehr häufig in die Röhre. Praktisch alle 6- bis 18-Jährigen das Smartphone. Zwar gibt es befragten Eltern geben an, ihr Kind nutze zumin- hier im Gegensatz zum TV mit zwölf Prozent eine – dest ab und zu den Fernseher (s. Abb. 2). Umge- wenn auch verhältnismäßig kleine – Gruppe, die das kehrt gehört auch zur Wahrheit, dass das lineare Smartphone nie zur Hand nimmt. Aber ansonsten Fernsehen bei Kindern und Jugendlichen auf dem ist der Anteil derjenigen, die den Alleskönner für die absteigenden Ast zu sein scheint. Nach Statistiken Hosentasche sehr häufig oder häufig nutzen, mit der Arbeitsgemeinschaft Videoforschung und der 67 Prozent fast genauso groß wie der der jungen Gesellschaft für Konsumforschung hat jedenfalls Fernsehzuschauer mit der entsprechenden Nut- die Verweildauer der 3- bis 13-Jährigen von täg- zungshäufigkeit (s. ebd.). Noch deutlicher wird der lich 163 Minuten im Jahr 2011 auf 145 Minuten im Siegeszug des Smartphones bei der Betrachtung Jahr 2017 abgenommen, während sie im selben einzelner Altersgruppen: Von den 11- bis 14-Jährigen Zeitraum bei Erwachsenen gestiegen ist. Diese nutzen 82 Prozent das Smartphone häufig oder Wie häufig nutzt Ihr Kind folgende Medien? Fernseher Smartphone 73 % 51 % 43 % 43 % 39 % 33 % 31 % 25 % 24 % 20 % 17 % 14 % 6-10 Jahre 11-14 Jahre 15-18 Jahre 6-10 Jahre 11-14 Jahre 15-18 Jahre sehr häufig häufig sehr häufig häufig N = 1005 Abbildung 1 Minimale Abweichungen vom Gesamtwert 100 Prozent sind durch Rundungen zu erklären. 7
sehr häufig, das Fernsehprogramm nur 76 Prozent. sich Mädchen und Jungen in der Nutzungsdauer Bei den 15- bis 18-Jährigen vergrößert sich dieser der einzelnen Medien größtenteils wenig unter- Abstand weiter auf 93 zu 63 Prozent zugunsten des scheiden. Lediglich der PC und mit noch größerem Smartphones (s. Abb. 1). Abstand die Spielekonsole werden deutlich häufiger von Jungen genutzt. Alle weiteren abgefragten Medien fallen hinter Fernseher und Smartphone deutlich zurück: Gerade Eltern sind gut im Bilde einmal rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen nutzt jeweils häufig oder sehr häufig PC, Tablet, Die Mehrheit der befragten Eltern ist davon über- Spielekonsole oder Radio; einen DVD-Player oder zeugt zu wissen, wie ihr Kind Medien nutzt bezie- einen eBook-Reader verwenden lediglich elf bzw. hungsweise mit diesen umgeht. Das geben 75 Pro- acht Prozent häufig oder sehr häufig (s. Abb. 2). zent an. Erwartungsgemäß nimmt diese Quote mit Angesichts dieser Erkenntnisse fokussiert diese Stu- zunehmendem Alter des Kindes ab: von 84 Prozent die im weiteren Verlauf neben dem breiten Medien- bei Eltern von 6- bis 10-Jährigen über 74 Prozent bei spektrum immer wieder auch einzelne Aspekte Eltern von 11- bis 14-Jährigen bis zu 63 Prozent bei speziell der Smartphone-Nutzung. Geschlechter- Eltern von 15- bis 18-Jährigen (s. Abb. 3). spezifisch sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen Fernseher Smartphone PC Tablet 45 % 42 % 28 % 27 % 27 % 24 % 22 % 23 % 24 % 22 % 20 % 18 % 16 % 14 % 13 % 12 % 11 % 8% 6% 1% Spielekonsole Radio DVD-Player eBook-Reader 71 % 32 % 33 % 32 % 28 % 26 % 25 % 19 % 20 % 21 % 19 % 15 % 13 % 12 % 9% Folie 10 9% 8% 5% 2% 3% sehr häufig häufig gelegentlich selten nie N = 1005 Abbildung 2 8
Kenntnis der Eltern über die Mediennutzung des Kindes nach Alter Gesamt 37 % 38 % 19 % 4% 2% 6-10 Jahre 52 % 32 % 11 % 3% 2% 11-14 Jahre 30 % 44 % 21 % 3% 2% 15-18 Jahre 26 % 37 % 28 % 6% 3% Ich weiß genau, welche Medien mein Kind nutzt. Ich bin mir nicht sicher, welche Medien mein Kind nutzt. N = 1002 Abbildung 3 Gespräch Expertin Katja Kiefer im Wie erfolgt der Einstieg in die mobile und Die Mehrheit der Eltern sorgt sich um die richti- digitale Welt im Idealfall? ge Dosis an Medienkonsum. Gibt es Richtwerte für die verschiedenen Altersklassen? Ein Kind sollte erst dann an Medien heran- geführt werden, wenn es selbst Interesse Eine konkrete Zeitangabe für die ideale Dauer zeigt. Wichtig ist dabei, dass Eltern ihr Kind der Mediennutzung für Kinder in einem be- bei den ersten Erfahrungen im Umgang stimmten Alter zu nennen, ist schwierig. Denn mit Medien begleiten und über das Erlebte für das eine Kind ist eine Stunde okay, für das sprechen. So erfahren Eltern, ab welcher andere können bereits 30 Minuten zu viel sein. Dauer und bei welchen Inhalten ihr Kind überfordert wird. Eltern sollten beobachten, wie ihr Kind auf Medien reagiert, ob es dadurch beispielsweise gereizt oder verängstigt ist oder schlecht schläft. Aus solchen Verhaltensweisen können Eltern individuell ableiten, welche Dosis an Medienkonsum die richtige für ihr Kind ist. 9
Zwischen Daddeln und Informieren grund, größtenteils jedoch maximal für eine Stunde am Tag. Mit zunehmendem Alter und damit auch Die alleinige Betrachtung der genutzten Medien in zunehmender Nutzung entsprechender Geräte groben quantitativen Kategorien lässt noch keine steigt der Anteil derjenigen, die auf diesen Wegen Rückschlüsse darauf zu, welche Inhalte konsumiert, kommunizieren: Unter den 15- bis 18-Jährigen sind welche Ziele verfolgt werden oder in welchem dies 97 Prozent, 69 Prozent davon mindestens eine Maße Kommunikation Bestandteil der Mediennut- Stunde täglich, und fast jeder vierte Jugendliche in zung ist. Hierfür ist eine genauere Analyse nötig. diesem Alter kommuniziert täglich mehr als drei In dieser Befragung sind daher Eltern auch dazu Stunden über soziale Netzwerke, Messenger und befragt worden, zu welchem Zweck ihr Kind digita- ähnliche Angebote (s. Abb. 5). le Medien in welchem Zeitraum täglich nutzt. Ein ähnliches Bild zeichnet sich für die Kategorie Unterhaltungsfaktor steht hoch im Kurs Unterhaltung ab. Lediglich Information/Bildung werden über alle Altersklassen hinweg recht gleich- Demnach erfüllen digitale Medien am häufigsten mäßig genutzt beziehungsweise zu einem großen den Zweck, Kinder und Jugendliche zu unterhalten. Teil eben nicht genutzt. Am ehesten suchen noch Das gaben 90 Prozent der Eltern an. Für Kommu- die 11- bis 14-Jährigen mit einer Quote von 66 Pro- nikation nutzen 79 Prozent der Kinder digitale zent nach Informationen in der digitalen Welt; bei Medien. Die dritte Kategorie Information/Bildung den Jüngeren und Älteren sind dies einige Prozent- kommt nur auf 63 Prozent (s. Abb. 4). punkte weniger (s. ebd.). Die weitverbreitete Annahme, Mädchen würden Kinder nutzen Medien auch zur digitale Medien länger zur Kommunikation ver- Realitätsflucht wenden als Jungen, wird auch in dieser Befragung bestätigt: Während 45 Prozent der Mädchen via Hinter offensichtlichen Funktionen, welche digitale Smartphone und Co. mindestens eine Stunde täg- Medien für Kinder und Jugendliche erfüllen können, lich kommunizieren, sind dies bei den Jungen nur existieren diverse individuelle Motive und Bedürf- 36 Prozent. Darüber hinaus sind allerdings zwischen nisse, die den Griff zum Smartphone und anderen den Geschlechtern keine signifikanten Unterschiede digitalen Medien auslösen können. In der Umfra- in Sachen Mediennutzung und -dauer auszumachen. ge wurde abgefragt, ob Eltern denken, dass sich ihr Kind durch die Nutzung von digitalen Medien Medienzweck wandelt sich mit dem Alter vor allem von anderen Dingen ablenken möchte. Hierbei hat jedes dritte Elternteil die Einschätzung Jedes zweite Kind im Grundschulalter nutzt digitale vertreten, das sei gelegentlich oder häufig der Fall. Medien nicht zur Kommunikation, stattdessen steht Umgekehrt beobachtet die Hälfte der Eltern diese für 81 Prozent der Unterhaltungsaspekt im Vorder- Form der Realitätsflucht überhaupt nicht bei ihrem Zweck und Dauer der Mediennutzung 46 % 46 % 38 % 38 % 35 % 29 % 22 % 14 % 12 % 9% 10 % 3% Unterhaltung Information/Bildung Kommunikation über 3 Std. tgl. 1-3 Std. tgl. unter 1 Std. tgl. nie N = 1002 Abbildung 4 10
Zweck und Dauer der Mediennutzung nach Alter des Kindes Unterhaltung 56 % 46 % 44 % 41 % 36 % 22 % 19 % 16 % 8% 5% 3% 3% 6-10 Jahre 11-14 Jahre 15-18 Jahre Information/Bildung 50 % 48 % 40 % 41 % 38 % 33 % 18 % 13 % 11 % 1% 3% 3% 6-10 Jahre 11-14 Jahre 15-18 Jahre Kommunikation 51 % 50 % 46 % 36 % 31 % 28 % 23 % 11 % 11 % 8% 1% 2% 6-10 Jahre 11-14 Jahre 15-18 Jahre über 3 Std. tgl. 1-3 Std. tgl. unter 1 Std. tgl. nie N = 1002 Abbildung 5 11
Kind. Tendenziell neigen Jungen eher dazu, digitale Kinder wissen sich Medien zur Ablenkung zu nutzen (s. Abb. 7). Zwi- vor Medien selbst zu schützen schen den Altersgruppen sind nur geringfügige Unterschiede in dieser Hinsicht zu beobachten. Unabhängig davon scheint bei vielen Kindern durch- aus auch die Fähigkeit zur Selbstregulierung zu be- Regeln zur Nutzungsdauer von stehen. So gaben 68 Prozent der befragten Eltern Smartphone und Co. auf Platz 1 an, dass sich ihr Kind mindestens gelegentlich selbst- ständig von Medien abwendet. Darunter sind 24 Pro- Für die überwiegende Mehrheit der Eltern gilt: Bei zent, deren Kind dies sogar häufig tut (s. Abb. 6). der Mediennutzung ihrer Kinder gibt es Regeln. Dieser Selbstschutz ist in allen Altersgruppen ähn- 28 Prozent geben an, dass dies bei ihnen nicht der lich stark ausgeprägt; bei Mädchen etwas stärker Fall sei. Die knappe Hälfte der Befragten sieht in als bei Jungen. der zeitlichen Beschränkung des Medienkonsums ein probates Mittel. Gut jedes dritte Elternteil Selbstschutz kontrolliert die Inhalte, die der Nachwuchs zu sehen bekommt. Technische Lösungen wie Kin Kind wendet sich selbstständig von dersicherungen oder das (temporäre) Abschalten Medien ab des WLANs kommen nur bei jedem Fünften bezie- hungsweise jedem Zehnten und damit deutlich seltener zum Einsatz. 19 % 24 % Wenig überraschend ist die Tatsache, dass die Kontrolle durch die Eltern mit fortschreitendem Alter des Kindes deutlich nachlässt. Während für 14 % 93 Prozent der Kinder im Grundschulalter Regeln zur Mediennutzung existieren, ist dies bei 11- bis 14-Jährigen in 81 Prozent und bei 15- bis 18-Jährigen 44 % nur noch in 41 Prozent der Fall. Wie im Gesamter- gebnis wird auch in jeder Altersklasse für sich am häufigsten auf die zeitliche Beschränkung geachtet (s. Abb. 8). häufig gelegentlich selten nein N = 1002 Abbildung 6 Realitätsflucht nach Geschlecht des Kindes Junge Mädchen 8% 7% 25 % 47 % 30 % 56 % 13 % 16 % häufig gelegentlich häufig gelegentlich selten nein N = 522 selten nein N = 480 Abbildung 7 12
Regeln zur Mediennutzung nach Alter des Kindes Zeitliche Beschränkung 64 % 51 % 21 % Eltern kontrollieren 48 % die Inhalte 37 % 1% Nutzung nur, wenn ein 33 % Elternteil anwesend ist 11 % 3% Kindersicherung 31 % 23 % 8% WLAN abschalten 13 % 12 % 7% Es gibt keine Regeln 7% 19 % 59 % Sonstiges 2% 2% 4% 6-10 Jahre 11-14 Jahre 15-18 Jahre Mehrfachantwort möglich N = 1002 Abbildung 8 Gespräch Expertin Katja Kiefer im Welche Inhalte sind aus pädagogischer Sicht Wie schaffen es Eltern, dass klare Regeln für für Kinder und Jugendliche geeignet? die Mediennutzung gelten und diese auch eingehalten werden? Geeignete Medieninhalte insbesondere für Kinder Ideal ist es, wenn bereits vor der Anschaffung óó sind leicht zu bedienen, der Geräte gemeinsam mit dem Kind Regeln für óó sind frei von kinder- und jugendgefährden- die Nutzung aufgestellt werden, sprich darüber, den Inhalten (Gewalt u. a.), welche Medien und welche Medieninhalte óó fragen keine persönlichen Daten ab, wann und wie lange genutzt werden dürfen. óó bieten Dritten keine Möglichkeit, mit Kin- Diese Regeln sind klar und für alle verständlich dern Kontakt aufzunehmen, zu formulieren. Daneben sind auch Konsequen- óó sind frei von Werbung (z. B. Spiele), zen festzulegen, falls Regeln nicht eingehalten óó verlinken nur auf kindgerechte Webseiten. werden. All das kann in einem Medienvertrag festgehalten werden, der von allen unterzeich- net wird. Wird das Kind älter, sind die Regeln anzupassen. 13
Chancen und Risiken digitaler den Schlüsselqualifikationen, fördert strukturiertes Medien für Kinder und Jugendliche Denken, Problemlösen und Strategieentwicklung und damit nicht zuletzt entscheidende Fähigkei- ‚Digital Natives‘ werden sie genannt: Kinder und ten für die berufliche Zukunft. Der überzeugte Jugendliche, die von klein auf mit digitalen Techno Blick auf all die positiven Effekte digitaler Medien logien aufgewachsen und in deren Nutzung geübt für ihre Kinder ist vor allem bei den Vätern aus- sind. Dieser Begriff spiegelt wider, dass digitale geprägt. Sie sind zu 62 Prozent von deren Nutzen Medien aus den Lebenswelten von Kindern und überzeugt. Mütter liegen mit 49 Prozent deutlich Jugendlichen heute nicht mehr wegzudenken darunter (s. Abb. 9). Umgekehrt beurteilen 23 Pro- sind. Kein Wunder, dass sich die Generation Z, wie zent der Befragten die Tatsache, dass Medien den sie auch bezeichnet wird, ein Leben ohne digitale Alltag ihres Kindes durchdringen, kritisch. Für sie Medien kaum vorstellen kann. Umso erfreulicher ist überwiegen damit einhergehende Risiken wie zu es, dass mehr als die Hälfte der Eltern die Nutzung häufige Mediennutzung oder auch die Gefahr des digitaler Medien für ihre Kinder als echte Chance Missbrauchs privater Daten ihres Nachwuchses. Die sehen. Sie sind überzeugt davon, dass Smartphone, kritische Sicht auf Medien findet sich bei Müttern Tablet und Co. hilfreich dabei sind, Lernprozesse an- wie Vätern nahezu gleich häufig (s. ebd.). zuregen, technische Kenntnisse nebst kommunika- tiven und kreativen Fähigkeiten zu entwickeln, die Damit Kinder von den Vorzügen weltweiter Kom- Meinungsbildung voranzutreiben, zur Identitäts- munikationsmöglichkeiten profitieren, ist es ent- findung beizutragen und auch soziale Kontakte zu scheidend, dass vor allem ihre Eltern sie auf dem Gleichaltrigen über Social Media zu pflegen. Weg hin zu kompetenten Mediennutzern von klein auf an die Hand nehmen und begleiten. Das braucht Väter sind mehr vom Nutzen nicht nur Zeit. Entscheidend ist die Vorbildfunktion digitaler Medien überzeugt der Eltern, die im Idealfall über nötige Kenntnisse verfügen und in ihrem Nutzungsverhalten bezüg- Der Umgang mit Medien zählt für Heranwachsende lich digitaler Medien mit gutem Beispiel vorangehen. inzwischen wie Lesen, Rechnen und Schreiben zu Bewertung digitaler Medien nach Geschlecht der Eltern Männlich Weiblich 17 % 28 % 49 % 21 % 62 % 23 % Chance Risiko Chance Risiko N = 445 Weiß nicht genau/keine Angabe N = 560 Weiß nicht genau/keine Angabe Abbildung 9 14
Offen oder kritisch? Haltung von Eltern Vertrauen in den Erwerb technischen zu Medien auch eine Frage des Alters Know-hows durch Medien ist hoch Ob Eltern eher Chancen oder Risiken für ihre Kinder Den höchsten Gewinn für die Entwicklung ihres mit digitalen Medien verbinden, ist wesentlich auch Kindes durch den Umgang mit digitalen Medien eine Frage ihres Alters. Laut Studienergebnissen schreiben Mütter und Väter dem Erwerb techni- überwiegen vor allem für junge Eltern bis 25 Jahre scher Kenntnisse zu (65 Prozent). An Position 2 mit die Chancen (63 Prozent) (s. Abb. 10). Das überrascht immerhin 56 Prozent steht der Nutzen als Informa- kaum, gehören sie doch zur Generation Y (1980 bis tions- und Bildungsportal. 1999 geboren), die in die digitale Welt hineinge- wachsen ist. Im Mittelfeld bewegen sich die Vorzüge, dass ver- netztes, strukturiertes Denken gefördert wird sowie Sogar 58 Prozent der Elterngeneration 45 plus sehen soziale Kontakte ausgebaut und gepflegt werden deutlich die Vorzüge digitaler Medien im Alltag ihrer können. Ferner kann Kreativität durch mediales Kinder. Unter den 25- bis 44-Jährigen trifft das nur Gestalten und Experimentieren entwickelt werden, für 52 Prozent der befragten Mütter und Väter zu. beispielsweise durch das Platzieren von eigenen Dies spiegelt sich auch in ihrer Risikoeinschätzung Beiträgen in Blogs, Foren sowie Newsgroups oder mit über dem Durchschnitt liegenden 26 Prozent das Gestalten von Audio- und Videodateien in Form wider (s. ebd.). von Pod- bzw. Vodcasts. Der Stärkung des Selbstbewusstseins sowie der Kri- tikfähigkeit durch Medien schreiben Eltern dagegen eher geringen Einfluss auf die Entwicklung ihrer Kinder zu. Bewertung digitaler Medien nach Alter der Eltern 63 % 58 % 52 % 25 % 26 % 23 % 23 % 19 % 13 % jünger als 25 Jahre 25-44 Jahre 45 Jahre und älter Chance Risiko Weiß nicht genau/keine Angabe N = 1005 Abbildung 10 15
Allerdings differieren die Meinungen über die ver- Für die über 45-jährigen Befragten und damit dieje- schiedenen Pluspunkte digitaler Medien für Kinder nigen, die nicht mit digitalen Medien groß gewor- auch hier je nach Alter der Eltern. Für Mütter und den sind, stehen die Chancen des Erwerbs techni- Väter bis 25 Jahre stehen die Chancen als Info- und scher Kenntnisse ganz oben auf der Skala. Auch der Bildungsportal an Position 1. Zudem schreiben sie Förderung medialen, vernetzten Denkens sprechen der Stärkung der Kritikfähigkeit durch Medien im sie überdurchschnittlich hohes Potenzial zu (s. ebd.). Vergleich zu älteren Eltern mehr als doppelt so hohes Potenzial zu (s. Abb. 11). Eltern zwischen 25 und 44 Jahren stufen die Chan- cen von Medien als Mittel für soziale Kontakte zu Meinung zu Chancen digitaler Medien nach Alter der Eltern Technische 63 % Kenntnisse 63 % 68 % Info -und 69 % Bildungsportal 52 % 62 % Förderung medialen/ 44 % vernetzten Denkens 41 % 52 % Kontaktpflege zu 56 % Freunden und 35 % Bekannten 47 % Kreativität durch 50 % mediales Gestalten 33 % und Experimentieren 44 % Stärkung des 13 % Selbstbewusstseins 16 % 19 % Stärkung der 44 % Kritikfähigkeit 16 % 15 % Sonstiges 6% 7% 6% jünger als 25 Jahre 25-44 Jahre 45 Jahre und älter Mehrfachantwort möglich N = 1001 Abbildung 11 16
Freunden und Bekannten sowie für kreatives und Informationen und damit von Kommunikation experimentelles Gestalten am geringsten ein. Die bringt aber auch ständige Erreichbarkeit mit sich, Top-Chance liegt für sie – wie für Eltern ab 45 – im Beschleunigung, den Missbrauch privater Daten Gewinn technischer Kenntnisse (s. Abb. 11). oder auch neue Formen der Kriminalität. Keine Frage daher, dass Eltern auch Sorgen umtreiben, Im Umgang mit Medien können Kinder und Jugend- wenn sie an den Medienkonsum ihres Kindes denken. liche wichtige Schlüsselkompetenzen zur Teilhabe an der Gesellschaft sowie auch für ihre berufliche Entwicklung erwerben. Die Digitalisierung von Meinung zu Risiken digitaler Medien nach Alter der Eltern Weniger 51 % Bewegung 56 % 58 % Kontakt mit miss- 45 % liebigen Inhalten 42 % 38 % Neue Sucht 36 % 39 % 43 % Weniger 32 % Familienleben 32 % 32 % Schlechtere 25 % Konzentration 34 % 28 % Mobbing 33 % 24 % 24 % Weniger soziale 33 % Kontakte 32 % 34 % Förderung von 10 % Kriminalität 16 % 10 % Sonstiges 10 % 7% 8% jünger als 25 Jahre 25-44 Jahre 45 Jahre und älter Mehrfachantwort möglich N = 700 Abbildung 12 17
Sorge vor Bewegungsmangel durch ihr Kind via Smartphone schon einmal Opfer von Medienkonsum bei Eltern ausgeprägt Mobbing geworden sei. Dies setzt allerdings voraus, dass sich ein Kind den Erziehungsberechtigten dazu Risiko Nummer 1 für mehr als die Hälfte aller Eltern – auch anvertraut hat. gleich welchen Alters: zu wenig Bewegung durch starke Mediennutzung. Bei den Eltern 45 plus be- Anders als bei der Einschätzung der Chancen digi- fürchten das sogar rund drei von fünf Befragten taler Medien für Kinder und Jugendliche gehen (s. Abb. 12). die Meinungen der verschiedenen Elternjahrgänge hinsichtlich der Risiken nur zum Teil auseinander. So Mehr als jedes dritte Elternteil stuft den Kontakt halten jüngere Befragte bis 25 Jahre den Kontakt mit missliebigen Inhalten als riskant ein und fürch- mit missliebigen Inhalten sowie die Gefahr von tet zudem, dass die Nutzung von Smartphone, PC Mobbing für ein höheres Risiko als ältere. Bei den oder Tablet zur Sucht wird. 25- bis 44-Jährigen wird schlechtere Konzentration am kritischsten eingestuft. Bei den über 45-Jährigen Sorge vor Mobbing ist die Sorge vor einer Sucht höher als bei jünge- ren Eltern. In einem Punkt sind sich ein Drittel der Die Sorge, dass das eigene Kind per Medien gemobbt Eltern verschiedenen Alters einig: dass übermäßige wird, teilt jeder vierte Befragte. Acht Prozent der Mediennutzung die gemeinsame Zeit in der Familie befragten Eltern geben in der Umfrage an, dass schmälert (s. ebd.). Gespräch Expertin Katja Kiefer im Wie sieht die ideale Begleitung durch Eltern im sein. Denn eines ist entscheidend: die Gemein- Umgang ihrer Kinder mit Medien aus? samkeit. Zunächst sollten Eltern den Fokus auf sich Gemeinsam Medien zu nutzen, birgt eine drei selbst richten, sich fragen, wie sie mit Medi- fache Chance für Eltern: über die Medieninhal- en umgehen und auch, ob sie durch Medien te informiert zu sein, mit denen sich ihr Kind manchmal von ihren Kindern abgelenkt sind. beschäftigt, die eigene Beziehung zum Kind zu Zentral ist ihre Haltung zu Medien: Sehen sie intensivieren und das Kind durch Gespräche mehr Vor- oder mehr Nachteile im Umgang mit beispielsweise über Medieninhalte, Wirkungen PC, Tablet und Handy? Kinder ahmen gern Ver- und Gefühle, über Licht- und Schattenseiten haltensweisen von Erwachsenen nach. Daher gezielt im Umgang mit Medien zu stärken. sollten Eltern auch in der Mediennutzung ein gutes Vorbild für ihr Kind sein. Kinder akzeptie- Ebenfalls wichtig: der Umgang mit persön- ren Regeln im täglichen Umgang mit Medien lichen Daten im Netz. Worauf sollten Eltern eher, wenn diese auch für ihre Eltern gelten. achten? Wie fit sollten Eltern im Umgang mit Medien Kinder sollten darüber aufgeklärt werden, dass sein, um den Nachwuchs richtig anzuleiten? sie mit persönlichen Daten wie Name, Telefon- nummer und Adresse sensibel umgehen müs- Eltern müssen zwar nicht den vollen techni- sen und auch persönliche Daten von Freunden schen Durchblick haben, aber sie sollten ein nicht ohne deren Erlaubnis an Dritte weiterge- Grundwissen über Chancen und Risiken der ben dürfen. Ihnen ist klarzumachen, dass das Medien besitzen und ihre Kinder darüber infor- Internet nie vergisst. Sie sollten informiert sein mieren. Denn Kindern fehlt oft das Bewusstsein über Downloads und die Gefahr versteckter für Risiken und Folgen des eigenen Medienhan- Kosten. Auch über Bild- und Urheberrechte delns. Eltern sollten außerdem steter Ansprech- einschließlich der Folgen von Datenmissbrauch partner in Fragen rund um Medien sein und ist auf jeden Fall aufzuklären. ihren Kindern das Gefühl geben, nicht allein zu 18
Digitale Familie Digitale Medien als Auslöser für einen Streit zwischen Eltern und Kindern Der kontinuierliche Anstieg eigener Geräte, Inter- netzugänge und Onlinezeiten spiegelt die veränder- te Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen wider, die heute nahezu immer und überall mit dem Netz verbunden sind. Das birgt in vielen Fami- 4% lien Konfliktpotenzial. Nur gut jeder fünfte befragte 22 % 12 % Erwachsene gibt an, dass der Medienkonsum seines Kindes noch nie Grund für einen Streit gewesen sei. Für die deutliche Mehrheit (78 Prozent) ist das jedoch der Fall (s. Abb. 13). 28 % In vier von fünf Familien löst 34 % Mediennutzung Streit aus Sieben von zehn Müttern und Vätern ist die Nut- zungsdauer deutlich zu hoch, was regelmäßig zu Auseinandersetzungen führt. Auf Platz 2 der Ursa- sehr häufig häufig gelegentlich chen für Streitereien zwischen den Generationen selten nie N = 1005 rangiert die Tatsache, dass die Schulaufgaben wegen Smartphone, PC und Tablet vernachlässigt werden Abbildung 13 (s. Abb. 14). Mögliche Gründe, wieso Medien Auslöser Eine weitere Sorge der Eltern, die mit intensiver für Streit sein können Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen einhergeht: das Vernachlässigen sozialer Kontakte. So gibt jeder fünfte Befragte an, dass es mit dem Nutzungsdauer 70 % Nachwuchs wegen des Verzichts auf Treffen mit Freunden zugunsten des Abtauchens in digitale Vernachlässigung Welten schon mal zu Auseinandersetzungen kommt – von Schulaufgaben 46 % und das, obwohl Computer oder Smartphone viel Raum für Kommunikation mit Mitschülern und Freunden bieten (s. ebd.). Art der Nutzung 25 % In einem Viertel der Haushalte mit Kindern und Verzicht auf Treffen Jugendlichen gibt es Zoff wegen der Art der Medi- 20 % mit Freunden ennutzung, zum Beispiel wenn während gemeinsa- mer Mahlzeiten gesurft oder gespielt wird (s. ebd.). Andere Gründe 5% Mehrfachantwort möglich N = 752 Das erste eigene Smartphone: Keine Frage ob, sondern ab wann Abbildung 14 Gleich vorweg: Fast alle Eltern sind der Meinung, Erstes eigenes Smartphone dass ihr Kind ein eigenes Smartphone besitzen sollte (98 Prozent). In der Frage „ab welchem Alter“ Gar kein Smartphone 2% scheiden sich die Geister. Für 59 Prozent der Befrag- bekommen ten liegt das ideale Alter zwischen 6 und 13 Jahren. unter 6 Jahre 1% 38 Prozent und damit mehr als jedem Dritten ist das zu früh. Sie plädieren dafür, dass ihr Kind erst ab dem 14. Lebensjahr im Besitz eines Smartphones ab 6 - 13 Jahre 59 % sein sollte (s. Abb. 15 ). ab 14 Jahre 38 % Fakt ist, dass ein deutlicher ‚Verjüngungsprozess‘ N = 1005 bei der Nutzung digitaler Medien zu verzeichnen Abbildung 15 19
Wie Kinder lernen, verantwortungsvoll mit dem Smartphone umzugehen Durch die Eltern 86 % Durch die Schule 30 % Durch ältere Kinder/ 21 % Geschwister Learning by Doing 21 % Durch digitale Angebote 17 % Durch außerschulische 10 % Angebote Sonstiges 1% Mehrfachantwort möglich N = 1001 Abbildung 16 ist, besitzen inzwischen doch auch immer mehr bei sich. Knapp ein Drittel schreibt der Schule eine Grundschulkinder ein eigenes Smartphone. So hat entscheidende Rolle bei der Medienbildung von sich laut KIM-Studien der Anteil der 8- bis 9-jähri- Kindern zu (s. Abb. 16). gen Smartphonebesitzer zwischen 2014 und 2016 verdoppelt. Jeder fünfte Umfrageteilnehmer setzt auf ältere Geschwister oder Freunde, die Kinder auf dem Weg Medienbildung ist vor allem in die digitale Welt unterstützen. Ebenso hoch ist Sache der Eltern der Anteil der Eltern, die den Faktor ‚Learning by Doing‘ als entscheidend für ihr Kind einstufen, sich Damit die Chancen digitaler Medien genutzt und zu einem verantwortungsvollen Mediennutzer zu deren Risiken minimiert werden, bedarf es der akti- entwickeln (s. ebd.). ven Förderung der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen. Die Hauptverantwortung dafür Die Lernangebote außerschulischer Einrichtungen sehen 86 Prozent der Mütter und Väter eindeutig wie zum Beispiel Kinder- und Jugendzentren hält Einstellung der Eltern zur Entwicklung neuer Medien Ein verantwortungsvoller Umgang 45 % mit dem Smartphone ist auch für Kinder wünschenswert Bin gelassen, da neue 21 % Entwicklungen immer zunächst kritisch gesehen werden Sorgt für mehr Flüchtigkeit und 14 % schlechte Konzentration Die Möglichkeiten von Smartphones 11 % übersteigen deutlich die Risiken Geht zu schnell/Überfordert mich 9% N = 1005 Abbildung 17 20
jeder Zehnte für einen wesentlichen Ort zur Ver- oder während des Surfens ungewollt Einkäufe mittlung von Medienkompetenz (s. Abb. 16). tätigen. Die Möglichkeiten, die digitale Technologi- en eröffnen, sind unerschöpflich. Da den Durchblick Kompetent mit Medien umzugehen, zu behalten, ist schwer. Dabei ist der Wunsch der ist Eltern am wichtigsten Eltern nach Informationen dazu hoch, wie sie ihr Kind – bereits ab dem frühen Kindesalter – bei der Der Einzug digitaler Medien in die Kinder- und Nutzung digitaler Medien fördern und schützen Jugendzimmer ist für Eltern eine echte Herausforde- können. rung. Dabei sind Smartphones – wie die Befragung zeigt – unter Heranwachsenden das mit Abstand So wünscht sich die Hälfte der Mütter und Väter beliebteste Gerät, um ins Netz zu gehen. Einen Unterstützung in Fragen rund um Gefahren und verantwortungsvollen und maßvollen Umgang Risiken im Netz. Weitere 43 Prozent haben Informa- ihres Kindes damit wünscht sich fast die Hälfte der tionsbedarf zu Kinderschutz-Lösungen beispielswei- Mütter und Väter (s. Abb. 17). se für die PC-Nutzung und fast ebenso viele zu kind- gerechten Internetseiten und Apps. Immerhin ein Ein Fünftel sieht den Entwicklungen durch die Digi- Drittel hat Interesse an aktuellen Medieninhalten, talisierung und den damit einhergehenden Mög- die für ihre Kinder relevant sein könnten (s. Abb. 18). lichkeiten und Gefahren für ihre Kinder gelassen entgegen. Lediglich jeden siebten Umfrageteilneh- Laut Umfrage haben für Eltern bei der Frage nach mer treibt die Sorge vor schlechter Konzentration der bevorzugten Informationsquelle Online-Portale und mehr Flüchtigkeit ihres Nachwuchses durch und Internetseiten mit 60 Prozent die Nase vorn, Medieneinflüsse um. Jedem Elften geht der digitale gefolgt von Elternabenden mit 45 Prozent (s. Abb. 19). Fortschritt zu schnell oder führt bei Eltern dazu, dass sie sich überfordert fühlen (s. ebd.). Von der Möglichkeit, regionale Beratungsstellen zu nutzen, um Tipps für die Mediennutzung ihrer Kin- Informationsbedarf bei Eltern ist hoch der zu erhalten, würde etwa ein Viertel der befrag- ten Eltern Gebrauch machen. An Seminaren und Schnell können Kinder auf die falschen Internetsei- Workshops wäre jeder Fünfte bereit teilzunehmen ten gelangen, zu viel Privates im Netz preisgeben (s. ebd.). Bedarf an Unterstützung bei Mediennutzung Interesse an Beratungsangeboten Infos zu Gefahren 51 % Online-Portale/ 60 % und Risiken im Netz Internetseiten Maßnahmen zum 43 % Elternabende 45 % Schutz des Kindes Kindgerechte Inter- 41 % Regionale 24 % netseiten und Apps Beratungsstellen Info über für Kinder 32 % Seminare und 20 % relevante/aktuelle Workshops Medieninhalte Sonstiges 3% Telefonische 13 % Beratung Sonstiges 5% Mehrfachantwort möglich N = 1005 Mehrfachantwort möglich N = 997 Abbildung 18 Abbildung 19 21
Eltern sind Pausen wichtig Ohnmächtig fühlen sich Eltern mitunter darin, stark zu bleiben und nicht nachzugeben, wenn ihre Kin Einigkeit unter den befragten Müttern und Vätern der digitale Medien nutzen. Gut ein Viertel gibt herrscht vor allem darin, dass Pausen bei der Nut- nach eigener Aussage oft nach. 44 Prozent gelingt zung digitaler Medien für ihr Kind wesentlich sind. es mal mehr, mal weniger gut, nicht einzuknicken. Dies ist vier von fünf Befragten wichtig, mehr als Voll und ganz gelingt dies dagegen nach eigener der Hälfte davon äußerst wichtig. Lediglich zwei Einschätzung immerhin fast acht Prozent der be- Prozent halten nichts von zeitlichen Einschränkun- fragten Eltern (s. ebd.). gen (s. Abb. 20). Fast 74 Prozent der Umfrageteilnehmer teilen die Ansicht, dass digitale Medien heutzutage aus dem Leben nicht wegzudenken sind. Nahezu zwei Drittel stört sich sehr am extremen Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen, während das für jeden Elften kein Grund zur Sorge zu sein scheint (s. ebd.). Mediennutzung von Kindern Ich gebe oft nach, wenn 6% es um die Nutzung 22 % digitaler Medien geht. 44 % 20 % 8% Mir ist wichtig, dass 52 % mein Kind Pausen bei 29 % der Nutzung digitaler 17 % Medien einlegt. 2% Eine extreme Nutzung 34 % von digitalen Medien bei 28 % Kindern und Jugend- 29 % lichen stört mich sehr. 7% 2% Ohne digitale Medien 34 % geht es heutzutage 40 % nicht. 23 % 3% 1% stimme voll und ganz zu stimme eher zu teils, teils stimme eher weniger zu stimme gar nicht zu N = 1005 Abbildung 20 22
Gespräch Expertin Katja Kiefer im Gibt es das richtige Alter für das erste eigene eigenes Versagen zu deuten, sondern ein klares Smartphone? Zeichen der bewussten Verantwortung für das eigene Kind. Ab welchem Alter ein Kind ein eigenes Smart- phone besitzen sollte, hängt von dessen Regionale Beratungsstellen sind beispielswei- individuellem Entwicklungsstand und seinen se online zu finden über den Fachverband für Fähigkeiten und Fertigkeiten ab. Sind Eltern Medienabhängigkeit e.V. unter davon überzeugt, dass ihr Kind über Vor- und www.fv-medienabhaengigkeit.de. Nachteile von Medien und deren Funktionen gut informiert ist und verantwortungsvoll Wie können Eltern ihren Nachwuchs vor unge- damit umgeht, indem es beispielsweise keine eigneten Inhalten in Medien schützen? privaten Daten im Netz preisgibt, ist der Zeit- punkt richtig. Ich empfehle, unbedingt Kindersuchmaschinen, Filter- und Jugendschutzprogramme auf dem Wo finden Eltern Hilfe, wenn sie Fragen zur Computer, Tablet oder dem Smartphone einzu- Mediennutzung ihrer Kinder haben? richten. Sie tragen dazu bei, die Konfrontation mit nicht kindgerechten Inhalten zu verringern. Fühlen sich Eltern hilflos, weil der Umgang mit Diese können jedoch keinen vollständigen Medien bei ihrem Kind aus dem Ruder geraten Schutz bieten, sondern dürfen nur als Unter- ist, gemeinsam aufgestellte Regeln nicht einge- stützung bei der Medienerziehung gesehen halten und Konsequenzen nicht befolgt wer- werden. Anleitungen hierzu finden Interessierte den, sollten Eltern Rat bei Fachleuten suchen. beispielsweise auf den Internetseiten Hilfe zu suchen und anzunehmen, ist nicht als www.internet-abc.de oder www.klicksafe.de. Informationen zur Erhebung Die Ergebnisse des vorliegenden Gesundheitsreports und sechs Prozent sind 55 Jahre und älter. Die Kinder der KKH Kaufmännische Krankenkasse beruhen der befragten Eltern sind zu 36 Prozent zwischen auf einer Online-Befragung, die im Oktober 2017 sechs und zehn Jahre alt, zu jeweils 32 Prozent zwi- bundesweit durchgeführt wurde. Hierfür wurden schen elf und 14 sowie zwischen 15 und 18 Jahre alt. 1.005 Eltern mit mindestens einem Kind im Alter von sechs bis 18 Jahren im Haushalt zum Medien- Bildungsabschluss und berufliche Situation: nutzungsverhalten ihres Nachwuchses befragt. Die 55 Prozent der Befragten haben eine Lehre oder Altersgruppe der Kinder von sechs bis zehn Jahren Berufsausbildung im dualen System absolviert. wurde zu 36 Prozent, die der 11- bis 14-jährigen 19 Prozent haben ein Studium abgeschlossen. sowie 15- bis 18-jährigen Kinder und Jugendlichen Über einen Fachschulabschluss bzw. einen Meister zu jeweils 32 Prozent berücksichtigt. Die Befragung verfügen zwölf Prozent. Elf Prozent haben (noch) ist repräsentativ für Eltern in Deutschland und keinen beruflichen Bildungsabschluss. Vier Prozent wurde unter Berücksichtigung verschiedener sozio- machten hierzu keine Angaben. 55 Prozent der demografischer Parameter durchgeführt. Umfrageteilnehmer sind in Vollzeit, 25 Prozent in Teilzeit und 13 Prozente aktuell nicht berufstätig. Geschlecht: Die verbleibenden Prozente entfallen auf Befragte Das Verhältnis der befragten Mütter und Väter liegt in Elternzeit, Rentner sowie Personen ohne Angabe. bei 56 zu 44 Prozent. 48 Prozent der Kinder der Befragten sind Mädchen, 53 Prozent sind Jungen. Weitere soziodemografische Parameter: 67 Prozent der befragten Eltern leben gemeinsam Alter: mit (Ehe-)Partner/in, 33 Prozent sind alleinerziehend. 14 Prozent der befragten Eltern sind unter 35 Jahre Ferner wurden die Größe des Haushalts sowie das alt, 44 Prozent zählen zur Gruppe der 35- bis 44-Jäh- Haushaltsnettoeinkommen bei der Datenanalyse rigen, 35 Prozent sind zwischen 45 und 54 Jahre alt, berücksichtigt. 23
Fazit Hochauflösende Bildschirme, die 16 Millionen Farben darstellen können – digitale Medien sind aus dem Alltag längst nicht mehr wegzudenken und üben auch gene- rationenübergreifend eine große Faszination auf ihre Nutzer aus. Dabei wird ein Schwarz-Weiß-Denken dieser Entwicklung weder wörtlich noch im übertragenen Sinn gerecht. Vielmehr stehen den zweifellos vorhandenen Risiken auch zahlreiche Chancen gegenüber. Die repräsentative Befragung der KKH von 1.005 der Kultusministerkonferenz ist hier ein erster Eltern über die Mediennutzung ihrer Kinder unter- Schritt, dem aber noch viele weitere folgen müssen. mauert diese Sicht: 55 Prozent der Teilnehmer sehen in der Integration digitaler Medien in den Doch natürlich treiben Eltern auch Sorgen um, Alltag ihres Kindes eher eine Chance, 23 Prozent wenn sie an den Medienkonsum ihres Kindes den- eher ein Risiko. Ein knappes Viertel hat sich dazu ken. Die Befürchtung, dass dadurch die Bewegung noch keine Meinung gebildet. leidet, äußern 56 Prozent der befragten Eltern. 41 Prozent haben Angst davor, ihr Nachwuchs Zwei Drittel der Eltern erhoffen sich, dass ihre Kin- könne auf diesem Weg mit missliebigen Inhalten der mithilfe digitaler Medien technische Kenntnis- konfrontiert werden. 38 Prozent sorgen sich vor se erlangen sowie verbessern. Mehr als die Hälfte einer neuen Sucht. Zudem sieht jeder Dritte die sieht in Informations- und Bildungsangeboten eine Gefahr von weniger sozialen Kontakten, die sich Chance. Allerdings ist gerade in letztgenanntem jedoch beim Blick auf die Antworten einer anderen Bereich noch Luft nach oben: 38 Prozent der Kinder Frage relativieren müsste: Fast acht von zehn Kin- nutzen Medien nach Einschätzung ihrer Eltern dern nutzen Medien nämlich auch zu Kommunika- gar nicht für Information und Bildung, und nur tionszwecken. Eine Diskrepanz zwischen Ängsten 17 Prozent tun dies täglich mehr als eine Stunde. In und Realität zeigt sich auch beim Thema Mobbing: diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie Hiervor sorgt sich zwar im Zusammenhang mit und wann private Nutzungsgewohnheiten in ange- dem Konsum digitaler Medien jeder vierte Befragte. messenem Umfang auch Einzug in den Schulalltag Die tatsächliche Zahl derer, die angeben, ihr Kind halten. Die Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ hätte – zumindest via Smartphone – schon Mob- bing-Erfahrung, liegt dagegen bei acht Prozent – vorausgesetzt, die Kinder haben sich ihren Eltern zuvor anvertraut und die Fälle sind tatsächlich bekannt. Wie bereits im Vorwort erwähnt, nimmt das Smartphone unter Kindern und Jugendlichen bei der Mediennutzung eine dominierende Rolle ein. So stellt sich für die heutige Elterngeneration auch nicht mehr die Frage, ob ihr Kind ein Smartphone haben sollte – 98 Prozent bejahen dies –, sondern vielmehr die Frage, ab welchem Alter: Die Mehrheit ist der Ansicht, zwischen sechs und 13 Jahren sei der richtige Zeitpunkt für das erste eigene Smart- phone. Immerhin 38 Prozent meinen, Heranwach- sende sollten erst ab 14 Jahren ein eigenes Smart- phone besitzen. 24
Streit kommt in den besten Familien vor – das gilt Darüber hinaus ist das Vermitteln von Medien- auch bei der Nutzung digitaler Medien: In über drei kompetenz auch für die KKH ein Handlungsfeld – Vierteln aller Familien kommt es in diesem Zusam- unter dem Aspekt der Prävention: In diese Rich- menhang mindestens ab und zu einmal zu Mei- tung zielt das Schulprojekt Max & Min@, das die nungsverschiedenheiten: Am häufigsten stört die KKH gemeinsam mit Medienpädagogen ihres befragten Eltern dabei die Nutzungsdauer, gefolgt Kooperationspartners Villa Schöpflin – Zentrum für von der Vernachlässigung von Schulaufgaben. Das Suchtprävention durchführt. Die Erkenntnis, dass ändert für viele nichts daran, dass ein verantwor- es sich hierbei um einen wichtigen Bereich handelt, tungsvoller Umgang mit dem Smartphone auch hat sich bei den allermeisten Eltern mittlerweile für Kinder wünschenswert ist. Diese Ansicht vertritt durchgesetzt: Drei Viertel von ihnen sind der Mei- knapp die Hälfte aller Befragungsteilnehmer. nung, dass es ohne digitale Medien bei Kindern und Jugendlichen heutzutage nicht mehr geht. Die Dem souveränen Umgang mit digitalen Medien Frage lautet nicht mehr ob, sondern wie digitale wird in Zukunft eine immer größere Bedeutung Medien genutzt werden. zukommen. Entsprechend wird sich Medienkom- petenz zu einer ebenso wichtigen Kulturtechnik entwickeln müssen wie Lesen, Rechnen und Schrei- Tipp ben. Sie schützt unter anderem vor exzessivem Medienkonsum, der mit erheblichen Risiken für In der Broschüre „Unsere Familie und Medien“ die Gesundheit insbesondere von Kindern und finden Eltern eine Orientierungshilfe, mit der Jugendlichen einhergehen kann – von Angsterkran- sie überprüfen können, ob sich die Medien- kungen und ADHS über depressive Störungen bis nutzung ihres Kindes noch in einem gesun- hin zu Erkrankungen am Bewegungsapparat und den Rahmen bewegt. Herausgegeben hat Fettleibigkeit. Laut Befragung sehen sich Eltern sie die Villa Schöpflin gGmbH – Zentrum für hier zuvorderst selbst in der Pflicht: 86 Prozent Suchtprävention, zu bestellen unter geben an, dass Kinder einen verantwortungsvollen www.villa-schoepflin.de (auch in Russisch Umgang mit dem Smartphone vor allem durch die und Arabisch erhältlich). Eltern lernen sollten. 25
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