Monitoring-Kurzbericht 2020 - Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg - Ministerium für Umwelt, Klima ...

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Monitoring-Kurzbericht 2020 - Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg - Ministerium für Umwelt, Klima ...
Monitoring-Kurzbericht 2020
   Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg
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Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir haben uns im Jahr 2013 per Gesetz das Ziel gegeben, bis 2020 die
Treibhausgasemissionen des Landes um mindestens 25 Prozent gegenüber
1990 zu reduzieren.

Der vorliegende sechste Monitoring-Kurzbericht enthält neben den offiziellen Daten zur
Emissionsentwicklung im Land 2019 erstmals auch Daten aus einer Nahzeitprognose des
Statistischen Landesamts zur Emissionsentwicklung 2020, die klar darauf hindeuten, dass
wir unser Klimaschutzziel 2020 für Baden-Württemberg erreicht haben. Laut dieser Prog-
nose haben die Emissionen 2020 gegenüber 1990 sogar um fast 27 Prozent abgenommen.

Wenn wir auf den aktuellen Bericht des Weltklimarats sowie auf erste Schätzungen zur
Emissionsentwicklung 2021 blicken, dann wird aber deutlich, dass wir uns auf diesem
Erfolg nicht ausruhen dürfen. In den kommenden Jahren müssen wir beim Klimaschutz
noch besser werden. Es muss uns gelingen, den Hebel bei der Emissionsentwicklung
dauerhaft umzulegen und strukturell weniger Treibhausgase auszustoßen. Hierzu müssen
alle Sektoren einen Beitrag leisten.

Mit dem novellierten Klimaschutzgesetz haben wir im Lichte der Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichts zum Bundes-Klimaschutzgesetz deshalb die Zielsetzung für
das Land nach oben geschraubt: Wir streben eine Reduktion der Emissionen um min-
destens 65 Prozent bis 2030 sowie Netto-Treibhausgasneutralität in Baden-Württemberg
bis zum Jahr 2040 an. Mit der Photovoltaikpflicht für alle Neubauten und bei grundle-
genden Dachsanierungen sowie der Vorgabe eines Flächenziels für die Regionalplanung
in Höhe von mindestens zwei Prozent für die Nutzung von Windenergie und Photo-
voltaik auf Freiflächen haben wir bereits erste Maßnahmen verankert. Wir haben außer-
dem einen Klima-Sachverständigenrat mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
eingerichtet, die uns auf dem Weg zur Klimaneutralität mit ihrer Expertise fundiert
unterstützen und begleiten werden.

Es ist klar, dass eine Emissionsreduktion im Land um mindestens 65 Prozent bis 2030
Beiträge aller Sektoren erfordert. Wie sich die erforderliche Emissionsminderung auf die
verschiedenen Sektoren verteilt, wird aktuell im Rahmen eines Forschungsvorhabens er-
mittelt. Auf dieser Grundlage werden wir das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept
weiterentwickeln.

Thekla Walker MdL
Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
des Landes Baden-Württemberg
                                                                                           3
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MONITORING-KURZBERICHT 2020

Inhalt
VORWORT                                                                        3
INHALTSVERZEICHNIS                                                             5
ZUSAMMENFASSUNG                                                                6

1	E NTWICKLUNG DER TREIBHAUSGASEMISSIONEN IN
 BADEN-WÜRTTEMBERG 2019		                                                      8
  1.1 Überblick                                                                8
  1.2 Energiebedingte Treibhausgasemissionen                                  13
  1.3 Nicht energiebedingte Treibhausgasemissionen                            27

2 SCHÄTZUNG DER ENTWICKLUNG DER TREIBHAUSGASEMISSIONEN
 IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2020                                                    31

LITERATURVERZEICHNIS                                                          34

ABBILDUNGSVERZEICHNIS                                                         37

TABELLENVERZEICHNIS                                                           38

                                                                                   5
MONITORING-KURZBERICHT 2020

           Zusammenfassung

           Baden-Württemberg war eines der ersten Bundes-       Laut Schätzung des Statistischen Landesamts be-
           länder, das sich mit einem eigenen Landesklima-      laufen sich die Emissionen in Baden-Württemberg
           schutzgesetz verbindliche Ziele für die Reduktion    im Jahr 2020 auf knapp 65,2 Millionen Tonnen
           der Treibhausgasemissionen gesetzt hat. Das Kli-     CO2-Äquivalente. Damit fiele der Treibhausgasaus-
           maschutzgesetz Baden-Württemberg von 2013 sah        stoß um 6,2 Millionen Tonnen beziehungsweise
           eine Minderung der Treibhausgas­emissionen bis       8,7 Prozent niedriger aus als im Jahr 2019. Insgesamt
           2020 um mindestens 25 Prozent (22,3 Millionen        haben die Emissionen im Vergleich zu 1990 um
           Tonnen CO2-Äquivalente) vor. Bis 2050 wurde eine     26,8 Prozent abgenommen. Damit würde das Lan-
           Minderung um 90 Prozent angestrebt (jeweils ge-      des-Klimaschutzziel 2020, das eine Reduktion um
           genüber 1990).                                       mindestens 25 Prozent vorsah, erreicht. Allerdings
                                                                hätte die Minderung ohne Corona-Effekte lediglich
           Die Treibhausgasemissionen betrugen in Baden-        23,5 Prozent betragen.
           Württemberg 2019 etwa 72,2 Millionen Tonnen
           CO2-Äquivalente. Dies war der mit Abstand nied-      Inzwischen wurden mit der im Oktober 2021 vom
           rigste Wert seit 1990. Der Ausstoß lag 2019 um 19    Landtag beschlossenen Novelle des Klimaschutz-
           Prozent unter dem Wert von 1990 und 4 Prozent        gesetzes neue Klimaschutzziele festgelegt: Das Land
           unter dem Vorjahresniveau.                           strebt bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgase
                                                                um mindestens 65 Prozent (gegenüber 1990) sowie
           Auch im Jahr 2019 stammte der größte Anteil der      die Netto-Treibhausgasneutralität 2040 an.
           Treibhausgasemissionen aus dem Verkehrsbereich
           (knapp 33 Prozent), gefolgt von den privaten Haus-   Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, bedarf
           halten (17 Prozent), der Stromerzeugung (16 Pro-     es weiterer Anstrengungen auf allen Ebenen. Im
           zent) und der Industrie (12 Prozent).                Land sind durch die im novellierten Klimaschutz-
                                                                gesetz formulierten Anforderungen (u. a. Pflichten
           Der Emissionsrückgang 2019 verteilt sich nicht       zur Installation von Photovoltaikanlagen, Landes-
           gleichmäßig über die Sektoren, sondern geht in       flächenziel) sowie das Sofortprogramm für Klima-
           erster Linie auf Emissionsminderungen im Bereich     schutz und Energiewende bereits wichtige Maß-
           der Energiewirtschaft zurück. Somit haben die        nahmen auf den Weg gebracht worden. Darüber
           energiebedingten Treibhausgasemissionen wesent-      hinaus hängt die Klimapolitik des Landes auch
           lichen Anteil am Reduktionserfolg. Zentraler Grund   weiterhin von den auf EU- und Bundesebene
           hierfür ist der Rückgang der Kohleverstromung, die   gesetzten Rahmenbedingungen ab.
           durch deutlich höhere Emissionshandelspreise,
           niedrige Marktpreise für Erdgas sowie den höheren    Die Europäische Union hat sich mit dem Ende Juli
           Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeu-      2021 in Kraft getretenen Europäischen Klimaschutz-
           gung verursacht wurde.                               gesetz eine Reduktion der Treibhausgasemissionen

6
MONITORING-KURZBERICHT 2020

um 55 Prozent bis 2030 sowie die Klimaneutrali-       den steigenden Gaspreis wieder profitable Kohle-
tät spätestens 2050 zum Ziel gesetzt. Wesentliches    verstromung in Verbindung mit strukturellen De-
Instrument zur Zielerreichung sind die Maßnah-        fiziten, insbesondere dem schleppenden Ausbau
men im Rahmen des „Fit for 55“-Pakets, wie etwa       der Erneuerbaren Energien, sind die wesentlichen
die Weiterentwicklung des EU-Emissionshandels         Ursachen. Der aktuelle Projektionsbericht der
und der Erneuerbare-Energien-Richtlinie sowie         Bundesregierung geht davon aus, dass bis 2030,
neue Maßnahmen (u. a. CO 2-Ausgleichsmecha-           wenn nicht weitere Maßnahmen ergriffen werden,
nismus, separater Emissionshandel für die Sekto-      lediglich eine Emissionsreduktion um 49 Prozent
ren Gebäude und Verkehr). In diesem Zusam-            (angestrebt 65 Prozent) sowie bis 2040 um 67
menhang sind in den kommenden Monaten                 Prozent (angestrebt 88 Prozent) erreicht werden.
weitere wichtige Weichenstellungen zu erwarten.       Vor diesem Hintergrund wird es in den nächsten
                                                      Monaten sehr spannend sein zu sehen, welche
Die Bundesrepublik Deutschland hat das nationa-       zusätzlichen Maßnahmen die neue Bundesregie-
le Klimaschutzziel 2020 (Emissionsreduktion um        rung auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität
40 Prozent ggü. 1990) insgesamt erreicht. Der         ergreifen wird und ob und in welcher Form das
Gebäudesektor verfehlte jedoch das gesetzte Ziel.     Bundes-Klimaschutzgesetz erneut aktualisiert wer-
Entsprechend war für diesen Sektor ein Nachsteu-      den muss.
ern gemäß § 8 des Bundes-Klimaschutzgesetzes
erforderlich. Eine erste Abschätzung des Thinktanks   Weitere Informationen zu den Themenbereichen
Agora Energiewende für die Emissionsentwicklung       Klima und Energie sind den Berichten des Um-
2021 deutet daraufhin, dass der Rückgang der          weltministeriums zum Ausbau der Erneuerbaren
Emissionen nur eine vorübergehende Entwicklung        Energien in Baden-Württemberg 2020 [1], zum
war und 2021 mit einem deutlichen Anstieg der         Monitoring der Energiewende in Baden-Württem-
Emissionen zu rechnen ist. Wirtschaftliche Nach-      berg, Statusbericht 2020 [2] sowie dem Statusbericht
holeffekte, die kühle Witterung sowie die durch       Kommunaler Klimaschutz 2020 [3] zu entnehmen.

                                                                                                              7
MONITORING-KURZBERICHT 2020

           1 Entwicklung der Treibhausgas­
           emissionen in Baden-Württemberg 2019

           Im Klimaschutzgesetz hat sich Baden-Württemberg       Wert der Zielkorridore. Die zusammenfassende
           2013 das Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen     Darstellung der Treibhausgasemissionen insgesamt
           um 25 Prozent bis zum Jahr 2020 und um 90 Pro-        (Kapitel 1.1) sowie der energiebedingten Treib-
           zent bis zum Jahr 2050 zu reduzieren. Die Zielwer-    hausgasemissionen (Kapitel 1.2) bezieht sich jedoch
           te beziehen sich jeweils auf das Jahr 1990, dem       auf das in § 4 KSG BW genannte Minderungsziel
           national sowie international gebräuchlichen Be-       von 25 Prozent. Die methodische Vorgehensweise
           zugsjahr für die Klimapolitik. Mit Blick auf die im   sowie die Datengrundlagen zur Berechnung von
           Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg in § 4 ver-       Treibhausgasemissionen sind in [5] beschrieben.
           ankerten Klimaschutzziele wird in den folgenden
           Abschnitten die Entwicklung der Treibhausgas­         1.1 ÜBERBLICK
           emissionen von 1990 bis zum Jahr 2019 dargestellt.    Die Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg
           Alle Angaben zu Treibhausgasen und Energiebilanz      betrugen 2019 etwa 72,2 Millionen Tonnen
           für 2019 beruhen dabei auf vorläufigen Berech-        CO2-Äquivalente. Dies war der mit Abstand nied-
           nungen.                                               rigste Wert seit 1990. Der Ausstoß lag 2019 um
                                                                 19 Prozent unter dem Wert von 1990 und 4 Prozent
           Für die Minderungsziele wurden im sogenannten         unter dem Vorjahresniveau. Schon im zweiten Jahr
           Energieszenario Baden-Württemberg 2050 [4],           in Folge sind die Emissionen deutlich gesunken.
           ausgehend von einer spezifischen Analyse der          Zwischen 2017 und 2019 wurde eine Reduktion
           möglichen Treibhausgasminderung der einzelnen         von 7 Millionen Tonnen erreicht. Das war ein
           Sektoren, sektorscharfe Minderungsziele definiert.    kräftiger Schritt in Richtung Klimazielerreichung
           Wenn alle Sektoren das in der Szenarioanalyse         2020.
           identifizierte Einsparpotenzial bis zum Jahr 2020
           vollständig umsetzen würden, könnte die Gesamt-       Gemessen in CO2-Äquivalenten setzen sich die
           minderung der Treibhausgasemissionen 29 Prozent       Treibhausgasemissionen im Land aus fast 91 Prozent
           erreichen [4]. Würden jedoch alle Sektorziele nur     Kohlendioxid (CO2), 5,6 Prozent Methan (CH4)
           am unteren Rand des Korridors erfüllt, wäre die       und 3,4 Prozent Lachgas (N2O) zusammen. Ge-
           erzielte Gesamteinsparung zur Erreichung des          genüber 2018 gingen die Emissionen von Kohlen-
           Minderungsziels von 25 Prozent nicht ausreichend.     dioxid um circa 4,2 Prozent zurück. Die Emissionen
           Daher orientiert sich die folgende Analyse der        von Methan sanken um 2,9 Prozent, die von Lach-
           sektorspezifischen Entwicklung jeweils am oberen      gas stiegen um 0,2 Prozent.

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MONITORING-KURZBERICHT 2020

             120

             100                            92,1
                         89,1                                  86,5                87,5
                    80                                                                                77,8                  75,2 72,2
                                                                                                                                   66,8
 Mio. t CO2-Äq./a

                    60

                    40
                                Minderungspfad bis 2020 nach IEKK:
                                –25 % ggü. 1990 gemäß IEKK            –22,3 Mio. t CO2-Äq./a
                                –11,1 % ggü. 2018                     –8,4 Mio. t CO2-Äq./a
                    20
                                –7,5 % ggü. 2019 (vorläufig)          –5 Mio. t CO2-Äq./a

                    0
                         1990
                         1991
                         1992
                         1993
                         1994
                         1995
                         1996
                         1997
                         1998
                         1999
                         2000
                         2001
                         2002
                         2003
                         2004
                         2005
                         2006
                         2007
                         2008
                         2009
                         2010
                         2011
                         2012
                         2013
                         2014
                         2015
                         2016
                         2017
                         2018
                         2019
                         2020
                                                    THG energiebedingt            THG nicht energiebedingt

Abbildung 1: Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg von 1990 bis 2020
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [6]

Auch im Jahr 2019 stammte mit Abstand der Groß-                                     Stromerzeugung mit 16 Prozent. Die Industrie
teil der Treibhausgasemissionen aus dem Ver-                                        verursachte 2019 insgesamt knapp 12 Prozent der
kehrsbereich (knapp 33 Prozent) gefolgt von den                                     gesamten Treibhausgasemissionen in Baden-Würt-
privaten Haushalten mit 17 Prozent und von der                                      temberg (siehe auch Abbildung 2).

                                                       Fernwärme
                                                       und übrige Sonstige
                                      Industrie                    1%
                                  (prozessbedingt)  Umwandlungs-
                                         4%             prozesse
                                       Abfall- und          7%
                                    Abwasserwirtschaft
                                           1%
                                                                          Stromerzeugung
                                      Landwirtschaft                           16 %
                                           6%

                                                                                          Private Haushalte
                                                                                                17 %
                                                                Verkehr
                                                                 33 %
                                                                                               GHD
                                                                                                7%

                                                                                                   Industrie
                                                                                               (energiebedingt)
                                                                                                     8%

Abbildung 2: Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg nach Sektoren im Jahr 2019
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [6]

                                                                                                                                                9
MONITORING-KURZBERICHT 2020

            Tabelle 1 und Abbildung 3 geben die energiebedingten Kohlendioxidemissionen und nicht
            energiebedingten Treibhausgasemissionen der jeweiligen Sektoren wieder.

              25
                                                                                                                                  23,3
                                                          Energiebedingte                                                  21,0
              20                                             Emissionen                                                                           1990
                     17,5                                   [Mio. t CO2/a]
                                                                                                                                           15,7   2010
              15                     14,4
                                                13,7                                                                                              2018
                                  11,3                    11,8
                                                                 10,0                              10,6
                                                                                                                                                  2019
              10
                                                                         7,0                                                                      Ziel
                                                                                      5,4                      5,8
                                                                                                                                                  2020
               5                                                                                                     4,2
                                                                                            3,6

               0
                             ng                         lt e                     el,                            t)                    hr
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                                                      a
                                                                            a nd n                        d ing                 rke
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                                                                                                    ieb
                                                                                                        e                     Ve
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                                                                         e                  e
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                                                                                     tri
                                                                Die             d us
                                                                             In

              25
                                                Nicht energiebedingte
                                                      Emissionen
              20                                   [Mio. t CO2-Äq./a]                                                                             1990

                                                                                                                                                  2010
              15
                                                                                                                                                  2018

                                                                                                                                                  2019
              10
                                                                                                                                                  Ziel
                            5,8                                                                                                                   2020
               5                          4,4          4,4
                                                3,8
                                                                                3,0          3,0
                                                                                                   2,3
                                                                  0,8 0,4
               0
                                    aft                          aft                               t)
                              s   ch                d     sch                       ie    ing
                          irt                 l - un wirt                      u str sbed
                        dw                 fal ser                         Ind ozes
                     Lan                 Ab was                              (pr
                                          Ab

            Abbildung 3: Entwicklung der energiebedingten und nicht energiebedingten Treibhausgas­
            emissionen einzelner Sektoren in Baden-Württemberg sowie Zielwerte für das Jahr 2020
            Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [6] und [14]

10
MONITORING-KURZBERICHT 2020

Die spürbare Emissionsabnahme war 2019 aller-        Emissionen um 10,4 Prozent an. Dieser Emissions-
dings nicht in allen Sektoren festzustellen. Der     anstieg hängt vor allem mit dem deutlich gestiege-
wesentliche Beitrag zur Emissionsminderung 2019      nen Heizölabsatz in Folge niedriger Heizölpreise
kam von der Energiewirtschaft1. Die Reduktions-      zusammen. Daneben hat auch im Vergleich zum
erfolge konnten somit überwiegend bei der Ent-       Vorjahr etwas kühlere Witterung zu einer Emissi-
wicklung der energiebedingten Emissionen ver-        onssteigerung beigetragen.
bucht werden (Abbildung 1).
                                                     Die energiebedingten Emissionen der Industrie
ENERGIEBEDINGTE EMISSIONEN                           gingen gegenüber dem Vorjahr um fast 2,6 Prozent
Die energiebedingten Treibhausgasemissionen          zurück. Für diese Entwicklung war insbesondere
summierten sich 2019 auf 64 Millionen Tonnen         ein konjunkturell bedingter Rückgang des Ener-
CO2-Äquivalente. Sie lagen damit um 2,7 Millionen    gieverbrauchs in der Industrie verantwortlich.
Tonnen (4,1 Prozent) niedriger als im Vorjahr.
Dieser Rückgang geht zum Großteil auf den Um-        Sorgenkind bleibt weiterhin der Verkehrssektor.
wandlungssektor (Strom- und Wärmeerzeugung)          Denn der Verkehrssektor ist der einzige Sektor in
zurück. Dort sanken die Emissionen im Vergleich      Baden-Württemberg, der seine Treibhausgasemis-
zum Vorjahr massiv um 25 Prozent. Damit hat der      sionen seit 1990 nicht senken konnte. Gegenüber
Sektor Stromerzeugung, als einziger Sektor, seine    1990 nahmen die verkehrsbedingten Treibhaus-
Klimaziele schon im Jahr 2019 erreicht. Die we-      gase sogar um 11 Prozent zu. Im Vergleich zum
sentlichen Gründe dafür waren in erster Linie die    Vorjahr war nur eine leichte Emissionszunahme
deutlich höheren Emissionshandelspreise, niedrige    (+0,6 Prozent) zu verzeichnen. Der Großteil dieses
Marktpreise für Erdgas und nicht zuletzt der wach-   Anstiegs geht auf den Güterverkehr zurück.
sende Anteil erneuerbarer Energien. Diese drei
Effekte haben im Jahr 2019 zur Verdrängung emis-     NICHT ENERGIEBEDINGTE EMISSIONEN
sionsintensiver Erzeugung aus Steinkohle geführt.    Die nicht energiebedingten Emissionen betrugen
Erstmals im Jahr 2019 überholten die Erneuerbaren    2019 8,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Im
deutlich die Kohle. Gut ein Drittel des gesamten     Vergleich zu 2018 sanken sie um fast 2,8 Prozent.
Bruttostroms (31 Prozent) in Baden-Württemberg       Insbesondere die konjunkturbedingten Rückgänge
wurde aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt.       der prozessbedingten CO2-Emissionen der Indus-
Steinkohle kam nur noch auf einen Anteil von 20,5    trie (0,1 Millionen Tonnen bzw. –2,6 Prozent) sowie
Prozent am Strommix Baden-Württembergs.              die rückläufigen Methanemissionen aus Deponien
                                                     im Sektor Abfall- und Abwasserwirtschaft (0,1
Der Emissionsrückgang in der Energiewirtschaft       Millionen Tonnen bzw. 18 Prozent) haben zur
wurde allerdings teilweise durch einen starken       Reduktion der nicht energiebedingten Treibhaus-
Anstieg der CO2-Emissionen in den Sektoren           gasemissionen beigetragen. Die landwirtschaftlichen
Private Haushalte sowie Gewerbe, Handel, Dienst-     Emissionen sind gegenüber dem Vorjahr nur ge-
leistungen und übrige Verbraucher (GHD) wieder       ringfügig zurückgegangen (–0,8 Prozent).
kompensiert. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die

1
    Strom- und Wärmeerzeugung.
                                                                                                             11
MONITORING-KURZBERICHT 2020

                      Tabelle 1: Sektorale Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg sowie Zielwerte 2020 nach IEKK
                      Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [6] und [14]

                                                                                                                                       Ziel 2
                                                                                     1990      2010      2017      2018      2019      2020

                        Energiebedingte Treibhausgasemissionen
                        Stromerzeugung                                                17,5      14,7     16,0      15,7      11,3      14,4
                        Private Haushalte                                             13,7      14,1      11,6     10,6      11,8      10,0
                        Gewerbe, Handel, Dienstleistungen                              7,0       4,2       5,3       5,0      5,4        3,6
                        Industrie (energiebedingt)                                    10,6       6,6       6,1       6,0      5,8        4,2
                        Verkehr                                                       21,0     20,9      23,8      23,1      23,3      15,7
                        Fernwärme und übrige Umwandlungsprozesse                       4,5       7,4       6,4       5,1       5,1         –
                        Summe (energiebedingt) [Millionen t CO 2 ]
                                                  3
                                                                                      74,3      67,8     69,2      65,5      62,7
                        Energiegewinnung und-verteilung [Millionen t                   0,7       0,5       0,5      0,5       0,5          –
                        CO 2 -Äquivalente] 4

                        Summe (energiebedingt) 5                                      75,6   69,041     70,48      66,7      64,0
                        [Millionen t CO 2 -Äquivalente]

                        Nicht energiebedingte Treibhausgasemissionen
                        Landwirtschaft                                                 5,8       4,7       4,6      4,4       4,4        3,8
                        Abfall- und Abwasserwirtschaft                                 4,4       1,4       1,1      0,9       0,8        0,4
                        Industrie (prozessbedingt)                                     3,0       2,6       3,0       3,1      3,0        2,3
                        Produktanwendung                                               0,2       0,1       0,1       0,1      0,0          –

                        Summe (nicht energiebedingt)                                  13,5       8,7       8,8      8,5       8,2
                        [Millionen t CO 2 -Äquivalente]

                        Gesamt-Treibhausgasemissionen                                 89,1      77,8     79,2      75,2      72,2      66,8
                        [Millionen t CO 2 -Äquivalente]

                      Aus Tabelle 1 wird ersichtlich, dass insbesondere            Entwicklung der Stromerzeugung aus Steinkohle,
                      in den Sektoren Verkehr und Gebäude (Private                 dem vollständigen Kernenergieausstieg bis Ende
                      Haushalte und GHD) deutliche Einsparungen                    2022 sowie weiteren Einsparungen in der Land-
                      erforderlich sind, um die Ziele für 2020 zu errei-           wirtschaft eine herausragende Bedeutung zu.
                      chen. Darüber hinaus kommt der zukünftigen

     2
       Der obere Wert des jeweiligen Zielkorridors. Aufteilung Private Haushalte und Gewerbe, Handel, Dienstleistungen auf Basis aktualisier-
     ter Daten [6]. Für die Emissionen der übrigen Energiewirtschaft, die Emissionen aus der Energiegewinnung und -verteilung und für den
     Bereich Produktanwendung besteht kein Zielwert.
     3
       Nur CO 2 -Emissionen.
     4
       Nur CH 4 -Emissionen.
     5
       Summe der Treibhausgasemissionen (CO 2 , CH 4 , N 2 O) inklusive Methan- und Lachgasemissionen aus Verbrennungsprozessen in den
     oben aufgeführten Verbrauchssektoren sowie inklusive Emissionen aus Energiegewinnung und -verteilung. Summenbildung der
12   Einzelwerte der Tabelle aus Platzgründen nicht möglich.
MONITORING-KURZBERICHT 2020

1.2 ENERGIEBEDINGTE                                        nungsbedingten Treibhausgasausstoß des Sektors
TREIBHAUSGASEMISSIONEN                                     „Diffuse Emissionen aus der Energiegewinnung
In diesem Kapitel wird die Entwicklung der ener-           und -verteilung“ (Kapitel 1.2.3). Da diese jedoch
giebedingten Treibhausgasemissionen in Baden-              weniger als ein Prozent der energiebedingten Treib-
Württemberg dargestellt und analysiert. Der Anteil         hausgasemissionen ausmachen, werden im Folgen-
der energiebedingten Treibhausgasemissionen an             den verbrennungsbedingte Treibhausgasemissionen
den gesamten Treibhausgasemissionen in Baden-              als energiebedingte Emissionen aufgeführt. In den
Württemberg lag 2019 bei circa 89 Prozent (Abbil-          folgenden sektorspezifischen Ausführungen (ab
dung 4). Mit knapp 98 Prozent dominiert dabei              Kapitel 1.2.2) sind daher ausschließlich die ener-
Kohlenstoffdioxid. Die energiebedingten Emissi-            giebedingten CO2-Emissionen (ohne Methan und
onen umfassen neben den verbrennungsbedingten              Lachgas) dargestellt.
Emissionen (Kapitel 1.2.1) auch den nicht verbren-

                                       Nicht energiebedingt
                                          (CH4, N2O, CO2)

   Nicht
   energiebedingt

                        Diffus (CH4)                Verbrennungsbedingt (CH4, N2O)

   Energiebedingt                                    Verbrennungsbedingt
                                                          (CO2)

                    0             10          20          30          40          50         60          70

                                                   Mio. t CO2-Äq.

Abbildung 4: Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg 2019
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [6] und [14]

1.2.1 ENTWICKLUNG DER ENERGIEBE-                           nung werden ausschließlich Emissionen aus der
DINGTEN TREIBHAUSGASEMISSIONEN                             Verbrennung fossiler Energieträger (zum Beispiel
Der überwiegende Teil des Treibhausgasausstoßes            Kohle, Mineralöle, Erdgas) einbezogen, nicht jedoch
ist auf die Verbrennung von Brennstoffen für die           Emissionen aus der Verbrennung von erneuerbaren
Stromerzeugung oder Wärmebereitstellung und                (biogenen)Energieträgern wie fester Biomasse,
auf die Verbrennung von Kraftstoffen zu Transport-         Biogas, Deponiegas oder biogenen Abfällen. Bio-
zwecken zurückzuführen. Wesentliche Grundlage              gene Energieträger werden CO2-neutral bilanziert.
für die Berechnung der energiebedingten Treib-             In die Berechnung des Methan- und Lachgasaus-
hausgasemissionen für Baden-Württemberg bildet             stoßes werden neben den fossilen hingegen auch
die Energiebilanz des Landes. In die CO2-Berech-           die erneuerbaren Energieträger einbezogen.

                                                                                                                     13
MONITORING-KURZBERICHT 2020

                                90
                                80 75,0               78,6                                       77,7
                                                                           74,9
                                70                                                                             68,5                  66,3
                                                                                                                                            63,5
                                60                                                                                                             60
             Mio. t CO2-Äq./a

                                50
                                40
                                          Minderungspfad bis 2020 zur Erfüllung der Anforderungen des
                                30
                                          KSG
                                          –20,0 % ggü. 1990                       –15,0 Mio. t CO2-Äq.
                                20
                                          –9,5 % ggü. 2018                        –6,3 Mio. t CO2-Äq.
                                10        –5,6 % ggü. 2019 (vorläufig)            –3,6 Mio. t CO2-Äq.

                                 0
                                     1990
                                     1991
                                     1992
                                     1993
                                     1994
                                     1995
                                     1996
                                     1997
                                     1998
                                     1999
                                     2000
                                     2001
                                     2002
                                     2003
                                     2004
                                     2005
                                     2006
                                     2007
                                     2008
                                     2009
                                     2010
                                     2011
                                     2012
                                     2013
                                     2014
                                     2015
                                     2016
                                     2017
                                     2018
                                     2019
                                     2020
                                                                             N2O          CH 4           CO2

            Abbildung 5: Entwicklung der energiebedingten Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg
            von 1990 bis 2020 nach Art der Gase (nur verbrennungsbedingt, ohne Emissionen des Sektors
            „Diffuse Emissionen aus der Energiegewinnung und -verteilung“)
            Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [6]

            Im Jahr 2019 wurden in Baden-Württemberg                                             giebedingten Treibhausgasausstoßes um 15,2 Pro-
            energiebedingt insgesamt ca. 63,5 Millionen Ton-                                     zent (11,4 Millionen Tonnen) gegenüber 1990
            nen Treibhausgase emittiert. Gegenüber dem                                           erreicht werden. In den folgenden Abschnitten
            Vorjahr haben sie damit um 2,7 Millionen Tonnen                                      werden die sektoralen Entwicklungen dargestellt
            (–4,1 Prozent) abgenommen (Abbildung 5). Bis                                         sowie die wesentlichen Einflussfaktoren aufge-
            zum Jahr 2019 konnte eine Minderung des ener-                                        zeigt.

14
MONITORING-KURZBERICHT 2020

1.2.2 ENTWICKLUNG DES                                                   Die Struktur ist insofern entscheidend, als sich die
ENDENERGIEVERBRAUCHS UND                                                spezifischen Emissionen je nach Energieträger
DESSEN CO 2 -EMISSIONEN NACH                                            deutlich unterscheiden. So weist beispielweise
SEKTOREN                                                                Erdgas mit 56 Tonnen CO2/TJ nur knapp zwei
CO2-Emissionen entstehen beim Einsatz von Brenn-                        Drittel der spezifischen Emissionen von Steinkoh-
stoffen zur Stromerzeugung und der gekoppelten                          le (knapp 94 Tonnen CO2/TJ) auf, während erneu-
oder ungekoppelten Bereitstellung von Fernwärme                         erbare Energieträger und Kernenergie als CO2-frei
sowie dem Einsatz von Brenn- und Kraftstoffen in                        beziehungsweise im Fall von Biomasse als CO2-
den Sektoren Industrie, Private Haushalte, Gewer-                       neutral bilanziert werden.
be, Handel und Dienstleistungen sowie Verkehr.
Der Ausstoß ist damit direkt mit dem Energiever-
brauch und der Energieträgerstruktur verknüpft.

         350
                                                                        313
         300                    292                 295                                296                            294
                                                                                                       285      286
               271
                                                                                                                        249
         250

         200
 TWh/a

         150
                     Minderungspfad nach Energieszenario
                     Baden-Württemberg 2050 bis 2020
         100                       !!"#$%&
                     –13,0 % ggü. 2018             –37,3 TWh
                     –15,3 % ggü. 2019 (vorläufig) –45,0 TWh

         50

          0
               1990
               1991
               1992
               1993
               1994
               1995
               1996
               1997
               1998
               1999
               2000
               2001
               2002
               2003
               2004
               2005
               2006
               2007
               2008
               2009
               2010
               2011
               2012
               2013
               2014
               2015
               2016
               2017
               2018
               2019
               2020

           Stein- und Braunkohle           Mineralöle          Erdgas   Strom    Fernwärme      Sonstige     Erneuerbare

Abbildung 6: Entwicklung des Endenergieverbrauchs nach Energieträgern in Baden-Württem-
berg im Zeitraum von 1990 bis 2020. Unter „Sonstige“ werden zum Beispiel Abfälle oder Ölschie-
fer zusammengefasst StatistischesLandesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [7]

Gemäß § 9 KSG BW ist im Rahmen des Monitorings                          7,7 Terawattstunden (2,7 Prozent) höher als im
zur Bewertung der Zielerreichung die Quellen­                           Vorjahr. Knapp die Hälfte (48,2 Prozent) davon
bilanz6 heranzuziehen (Kapitel 1.2.4).                                  verbrauchten private Haushalte, der Sektor GHD
                                                                        und sonstige Kleinverbraucher.
In Baden-Württemberg lag der Endenergieverbrauch
2019 bei circa 294 Terawattstunden und damit um

6
  Die Bilanzierung der CO 2 -Emissionen nach dem Prinzip der Quellenbilanz bezieht sich auf die aus dem direkten Einsatz fossiler Energie-
träger auf einem bestimmten Territorium entstandenen CO 2 -Emissionen.                                                                       15
MONITORING-KURZBERICHT 2020

                     Der Anteil des Verkehrssektors am Endenergiever-           Im Vergleich zum Vorjahr 2018 ist der Verbrauch
                     brauch lag bei einem Drittel (31,4 Prozent). Die           von Stein- und Braunkohle (–11,3 Prozent) beson-
                     übrigen 20,4 Prozent gehen auf den Industriesektor7        ders stark gesunken. Gegenüber 2018 nahm auch
                     zurück. Der Endenergieverbrauch 2019 war nur im            der Verbrauch an sonstigen Energieträgern (–7,6
                     Industriesektor rückläufig (–3,1 Prozent). Im Sektor       Prozent) ab. Verbrauchszuwächse zeigten sich da-
                     Private Haushalte sowie im Sektor GHD und                  gegen bei den übrigen Energieträgern. So nahm
                     sonstige Kleinverbraucher stieg der Endenergiever-         der Verbrauch an Mineralölen um 5,2 Prozent und
                     brauch deutlich um 6,6 Prozent an. Dagegen war             der Erdgasverbrauch um 1,2 Prozent zu. Auch die
                     im Verkehr nur ein moderater Anstieg von 0,8               Fernwärmenutzung ist gegenüber 2018 um rund
                     Prozent zu verzeichnen. Diese Entwicklungen sind           4,5 Prozent, der Stromverbrauch nur leicht um
                     vor allem auf drei Faktoren zurückzuführen: schwä-         circa 0,4 Prozent gestiegen. Langfristig betrachtet
                     chere Konjunktur, gesunkene Energiepreise sowie            ist der Anteil der fossilen Energieträger am End­
                     die gegenüber dem Vorjahr etwas kühlere Witte-             energieverbrauch zwischen 1990 und 2019 von 76,1
                     rung. Dabei wirkte sich verbrauchsmindernd der             Prozent (206,5 Terawattstunden) auf 65,4 Prozent
                     konjunkturelle Abschwung, der vor allem das                (192,4 Terawattstunden) gesunken.
                     produzierende Gewerbe traf aus. Der Zuwachs des
                     preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) in            Seit 2003 nimmt die Nutzung der erneuerbaren
                     Baden-Württemberg betrug 0,1 Prozent und stag-             Energien in Baden-Württemberg kontinuierlich zu.
                     nierte damit nahezu (2018: +2,3) [9]. Insbesondere         Der Bruttoendenergieverbrauch8 aus erneuerbaren
                     der Absatz an leichtem Heizöl nahm erheblich zu            Energien lag im Jahr 2019 bei 46,8 Terawattstunden.
                     (+21,9 Prozent), was jedoch vor allem auf eine             Das waren 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 40
                     Aufstockung der Heizölbestände in privaten Haus-           Prozent ist der Anteil erneuerbarer Energien 2019
                     halten zurückzuführen sein dürfte und weniger              beim Strom am höchsten, beim Verkehr mit 4,8
                     auf einen tatsächlich so starken Verbrauchsanstieg.        Prozent am niedrigsten. Der Anteil erneuerbarer
                     Die Bevölkerungsentwicklung zeigte im Vergleich            Energien am Endenergieverbrauch für Wärme und
                     zum Vorjahr eher eine moderat verbrauchsstei-              Kälte lag 2019 bei 15,3 Prozent.
                     gernde Wirkung (2019: +0,3 Prozent, 2018: +0,4
                     Prozent) [8].

     7
      Betriebe im verarbeitenden Gewerbe, im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden.
     8
      Der Bruttoendenergieverbrauch setzt sich gemäß der Richtlinie 2009/28/EG zusammen aus dem Endenergieverbrauch gemäß der
     Energiebilanz, dem in der Energiewirtschaft für die Erzeugung von Wärme und Strom anfallenden Eigenverbrauch sowie den bei der
     Verteilung und Übertragung auftretenden Transport- und Leitungsverlusten. In Baden-Württemberg liegt der Bruttoendenergieverbrauch
16   durchschnittlich rund zwei bis drei Prozent über dem Niveau des Endenergieverbrauchs.
MONITORING-KURZBERICHT 2020

1.2.2.1 STROMERZEUGUNG UND                                                          Im Folgenden wie auch in Abbildung 7 werden
ÜBRIGER UMWANDLUNGSSEKTOR                                                           ausschließlich die CO2-Emissionen der Stromer-
Die CO2-Emissionen im Umwandlungssektor ent-                                        zeugung dargestellt, die Gesamtsumme der Emis-
stehen bei der Verbrennung von fossilen Energie-                                    sionen (Tabelle 1) enthält auch die Emissionen aus
trägern und Abfallstoffen (ohne biogenen Anteil).                                   dem übrigen Umwandlungssektor.
Emissionen im Umwandlungssektor sind der Strom-
und Fernwärmeerzeugung und dem Energiever-
brauch im Umwandlungsbereich9 zuzuordnen.

                   20                                                              19,0
                   18 17,5
                                         16,6
                   16                                        15,4                                                            15,7
                                                                                                   14,7                             14,4
                   14

                   12                                                                                                          11,3
    Mio. t CO2/a

                   10
                   8

                   6         Minderungspfad bis 2020 nach IEKK:
                             –15,0 bis –18,0 % ggü. 1990 gemäß IEKK   –2,6 bis –3,2 Mio. t CO2
                   4         –8,2 % ggü. 2018                         –1,3 Mio. t CO2
                             +27 % ggü. 2019 (vorläufig)              +3,1 Mio. t CO2
                   2         oa

                   0
                        1990
                        1991
                        1992
                        1993
                        1994
                        1995
                        1996
                        1997
                        1998
                        1999
                        2000
                        2001
                        2002
                        2003
                        2004
                        2005
                        2006
                        2007
                        2008
                        2009
                        2010
                        2011
                        2012
                        2013
                        2014
                        2015
                        2016
                        2017
                        2018
                        2019
                        2020

Abbildung 7: Entwicklung der CO 2 -Emissionen der Stromerzeugung (Kraftwerke der allgemeinen
Versorgung und Industriekraftwerke) in Baden-Württemberg im Zeitraum von 1990 bis 2020
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [14]

Insgesamt entfielen 2019 in Baden-Württemberg mit                                   ternativen geboten. Die Reform des europäischen
rund 11,3 Millionen Tonnen etwa 18 Prozent der                                      Emissionshandels zeigt nun Wirkung. Seit Mitte
energiebedingten CO2-Emissionen auf die Stromer-                                    2017 sind die CO2-Preise stark angestiegen. Während
zeugung. Im Jahr 2019 gingen die CO2-Emissionen                                     sie 2017 noch bei etwa 5,8 Euro/Tonne CO2 lagen,
aus der Stromerzeugung um knapp 28 Prozent (–4,3                                    haben sie sich bis Ende 2018 auf fast 14,8 Euro/
Millionen Tonnen) erheblich zurück und sanken                                       Tonne CO2 nahezu verdreifacht. Zum Jahresende
damit auf ein historisches Tief (Tabelle 2). Damit                                  2019 lag der CO2-Preis bereits bei rund 25 Euro pro
hat der Stromerzeugungssektor bisher als einziger                                   Tonne. Die gestiegenen CO2-Preise in Kombination
Sektor den im Klimaschutzgesetz festgelegten Ziel-                                  mit günstigen Marktpreisen für Gas stellten den
wert für die CO2-Reduktion bis 2020 erreicht bzw.                                   Betrieb der emissionsintensiven Kohlekraftwerke als
sogar um 3,1 Millionen Tonnen übertroffen. Der                                      unwirtschaftlich dar. Damit hat sich die Struktur der
Hauptgrund für diese Entwicklung war die deutliche                                  Stromerzeugung zugunsten der emissionsärmeren
Abnahme der Steinkohleemissionen. Das anhaltend                                     Gaskraftwerke bzw. Erneuerbaren verschoben. Da-
niedrige Preisniveau hatte bisher kaum Anreize zur                                  rüber hinaus ging die Stromerzeugung im Land
Investition und zum Betrieb klimaverträglicher Al-                                  gegenüber 2018 um 8 Prozent zurück.

9
 Weitere Informationen zur Sektorabgrenzung unter Energiebilanzen. Link zu Energiebilanzen: https://www.lak-energiebilanzen.de/              17
energiebilanzen/.
MONITORING-KURZBERICHT 2020

                        Tabelle 2: Entwicklung der CO2 -Emissionen im Sektor Stromerzeugung in Baden-Württemberg 2019
                        Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [14]

                         Sektor            CO 2 -Emis-      Anteil an        Veränderung   Veränderung Sektorziel        Minderungs-
                                           sionen 2019      energie-         ggü. 1990     zum Vorjahr    2020 ggü.      beitrag 2020
                                           [Mio. t CO 2 ]   bedingten        [Prozent]     2018 [Prozent] 1990 [Prozent] ggü. 2019
                                                            CO 2 -Emissio-                                               [Prozent]
                                                            nen [Prozent]

                         Stromerzeugung          11,3            18,1           –35,4          –27,7       –15 bis –18   Sektorziel be-
                                                                                                                         reits erreicht

                        Die Beiträge der einzelnen Energieträger an der           zum Vorjahr haben sie nur geringfügig zugenommen
                        Stromerzeugung entwickelten sich dabei unter-             (+0,6 Prozent). Die weiteren CO2-Emissionen des
                        schiedlich. Auch im Jahr 2019 wurde mehr Strom            Umwandlungssektors neben der Strom- und Fern-
                        als im Vorjahr aus erneuerbaren Energiequellen            wärmeerzeugung, wie zum Beispiel aus dem
                        erzeugt (+4,1 Prozent). Diese kamen zusammen              Energieverbrauch im Umwandlungssektor (Mi-
                        auf einen Anteil von 31,0 Prozent an der Brutto-          neralölverarbeitung) sowie durch Fackel- und
                        stromerzeugung [20]. Damit standen die erneuer-           Leitungsverluste, beliefen sich im Jahr 2019 auf
                        baren Energien 2019 erstmals an zweiter Position          2,6 Millionen Tonnen CO 2. Somit lagen die
                        im baden-württembergischen Strommix. Die Kern-            Gesamtemissionen im Umwandlungssektor 2019
                        kraftwerke erzeugten 2019 insgesamt 1,5 Prozent           mit 16,5 Millionen Tonnen CO2 deutlich unter
                        mehr Strom im Vergleich zu 2018. Damit erreichte          dem Vorjahresniveau von 20,8 Millionen Tonnen
                        die Kernenergie einen Anteil von 36,8 Prozent an          CO2 (–21 Prozent).
                        der Bruttostromerzeugung im Land. Auch der
                        Erdgaseinsatz stieg gegenüber 2018 um 5,7 Prozent.        Im Jahr 2019 verursachten die im Rahmen des
                        Erheblich zurückgegangen ist hingegen der Brenn-          Europäischen Emissionshandelssystems (ETS) emis-
                        stoffeinsatz aus Steinkohlekraftwerken. Im Jahr 2019      sionshandelspflichtigen Feuerungsanlagen6 mit
                        erzeugten diese rund ein Drittel weniger Strom als        rund 12,4 Millionen Tonnen knapp 19,5 Prozent
                        im Vorjahr (–33,5 Prozent). Steinkohle kam damit          der gesamten energiebedingten CO2-Emissionen
                        nur noch auf einen Anteil von 20,5 Prozent am             in Baden-Württemberg (Abbildung 8). Die Emis-
                        Strommix Baden-Württembergs.                              sionen der emissionshandelspflichtigen Raffinerien,
                                                                                  die 2019 circa 4,2 Prozent der energiebedingten
                        Der Emissionsfaktor des Strommix in Baden-Würt-           CO2-Emissionen ausmachten, haben gegenüber
                        temberg im Jahr 2019 zeigt das mit etwa 230 Gramm         2018 nur leicht um 1,2 Prozent abgenommen.
                        (g) CO2 pro Kilowattstunde (kWh) (2018: 293 g             Demgegenüber sind die Emissionen emissionshan-
                        CO2/kWh) im Bundesvergleich (2019: 408 g CO2/             delspflichtiger Feuerungsanlagen10 erheblich, näm-
                        kWh; 2018: 471 g CO2/kWh) niedrige Niveau der             lich um 27,2 Prozent, zurückgegangen. Wie aus
                        spezifischen Emissionen der Stromerzeugung [10].          Abbildung 8 zu sehen ist, wurde der festgelegte
                        Primär ist dies auf den immer noch hohen Anteil           Zielpfad der Emissionen der emissionshandels-
                        der Kernenergie an der Stromerzeugung zurück-             pflichtigen Anlagen in Baden-Württemberg im Jahr
                        zuführen.                                                 2019 erstmals seit dem Beginn des EU-ETS im Jahr
                                                                                  2005 im Verlauf der dritten Handelsperiode erreicht
                        Die CO2-Emissionen aus der Fernwärmeerzeugung             und sogar noch deutlich unterschritten.
                        lagen 2019 bei 2,6 Millionen Tonnen. Im Vergleich

18   10
          Anlagen mit Feuerungswärmeleistung von mehr als 20 Megawatt.
MONITORING-KURZBERICHT 2020

                30

                     25,3 25,1
                25                 24,2
                                                                              23,3
                                          22,4
                                                                       20,7          20,6 21,0 20,6
                                                  19,7 20,3 19,6                                    19,9 19,7
                20
                                                                                                                               16,7
                15                                                                                                      15,0
 Mio. t CO2/a

                10

                5

                0
                     2005

                            2006

                                   2007

                                           2008

                                                  2009

                                                         2010

                                                                2011

                                                                       2012

                                                                              2013

                                                                                     2014

                                                                                            2015

                                                                                                   2016

                                                                                                          2017

                                                                                                                 2018

                                                                                                                        2019

                                                                                                                               2020
                                      Feuerungsanlagen                               Mineralölraffinerien

Abbildung 8: Entwicklung der CO 2 -Emissionen der Feuerungsanlagen (Strom-, Fernwärme- und
Prozesswärmeerzeugung) und Mineralölraffinerien im Rahmen des ETS in Baden-Württemberg
von 2005 bis 2020
Darstellung auf Basis von Daten aus [11]

Ursächlich dafür waren, wie schon im vorherigen                           Die Treibhausgasemissionen der Haushalte sind
Abschnitt dargestellt, die im Vergleich zum Vorjahr                       vor allem durch den Energieverbrauch für die
höheren CO2-Preise, niedrige Beschaffungspreise                           Raumwärme bestimmt und unterliegen somit
für Erdgas sowie der wachsende Ausbau der erneu-                          relativ starken witterungsbedingten jährlichen
erbaren Energien. Weitere Informationen zur Re-                           Schwankungen. Im Jahr 2019 verursachte der
duktionswirkung des ETS in Baden-Württemberg                              Sektor Private Haushalte mit 11,8 Millionen Ton-
sind dem Monitoring-Bericht 2017 [12] zu entneh-                          nen CO2 rund 19 Prozent der energiebedingten
men.                                                                      CO2-Emissionen in Baden-Württemberg. Nach
                                                                          dem deutlichen Rückgang 2018 (–8,7 Prozent)
1.2.2.2 PRIVATE HAUSHALTE                                                 stiegen die Emissionen im Sektor Private Haus-
Abbildung 9 zeigt die Entwicklung der CO2-Emis-                           halte im Jahr 2019 stark an. Im Vergleich zum
sionen im Sektor Private Haushalte. In diesem                             Vorjahr hat der Ausstoß um 1,2 Millionen Tonnen
Abschnitt werden entsprechend der Quellenbilanz                           CO2 beziehungsweise um 11 Prozent zugenommen
nur die direkten Emissionen (Emissionen am Ort                            (Tabelle 3). Witterungsbereinigt sind die CO2-Emis-
ihrer Entstehung) aus der Bereitstellung von Warm-                        sionen um 6,5 Prozent gestiegen.
wasser und Raumwärme dargestellt. Die indirekten
Emissionen aus der Strom- und Fernwärmeerzeu-
gung sind dem Umwandlungssektor zugerechnet
und in Abschnitt 1.2.2.1 aufgeführt.

                                                                                                                                        19
MONITORING-KURZBERICHT 2020

                             20
                             18                                                   17,0
                                          16,4                16,0
                             16
                                                                                                      14,1
                             14 13,7
                             12                                                                                        11,6 11,8
                                                                                                                          10,6 10,0
             Mio. t CO2 /a

                             10
                                       Minderungspfad bis 2020 nach IEKK:
                              8        –20 bis –28 % gegenüber 1990 gemäß IEKK –2,8 bis –3,9 Mio. t CO2/a
                                       Minderungspfad auf Basis aktualisierter Aufteilung:
                              6        –27,0 % gegenüber 1990                      –3,7 Mio. t CO2/a
                                       –6,1 % gegenüber 2018                       –0,6 Mio. t CO2/a
                                                                                                     !"#
                              4        –15,4 % gegenüber 2019 (vorläufig)          –1,8 Mio. t CO2/a

                              2
                              0
                                  1990
                                  1991
                                  1992
                                  1993
                                  1994
                                  1995
                                  1996
                                  1997
                                  1998
                                  1999
                                  2000
                                  2001
                                  2002
                                  2003
                                  2004
                                  2005
                                  2006
                                  2007
                                  2008
                                  2009
                                  2010
                                  2011
                                  2012
                                  2013
                                  2014
                                  2015
                                  2016
                                  2017
                                                                                                                           2018
                                                                                                                           2019
                                                                                                                           2020
            Abbildung 9: Entwicklung der CO 2 -Emissionen der privaten Haushalte in Baden-Württemberg
            von 1990 bis 2020
            Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [6] und [14]

            Der wesentliche Grund für die Emissionszunahme                          weniger Einfluss auf die Emissionszunahme als im
            war der gegenüber 2018 deutlich gestiegene Heiz­                        Jahr zuvor (+0,3 Prozent).
            ölabsatz (+21,9 Prozent) in Folge niedriger Heizöl-
            preise. Die durchschnittlichen Verbraucherpreise                        Langfristig betrachtet sind in diesem Sektor jedoch
            für Heizöl nahmen 2019 um fast 2,6 Prozent von                          Fortschritte bei der Energieeffizienz zu erkennen.
            69,4 Euro/100 Liter auf 67,6 Euro/100 Liter ab [13].                    Der witterungsbereinigte Energieverbrauch zur
            Diese Preisentwicklung dürfte in Haushalten zum                         Raumwärme- und Warmwasserbereitung je Quad-
            Aufbau der Tankbestände geführt haben. Somit                            ratmeter Wohnfläche ist seit 1990 von 63 Gigajou-
            sind bei diesen Interpretationen immer auch Ef-                         le pro 100 Quadratmeter auf 54 Gigajoule pro 100
            fekte der Lagerhaltung des Heizöls zu beachten,                         Quadratmeter zurückgegangen [19]. Allerdings
            so dass Schlüsse über den tatsächlichen Energie-                        haben der Bevölkerungsanstieg, der Trend zu mehr
            verbrauch sowie über die Wirksamkeit von Ener-                          Ein- und Zwei-Personen-Haushalten sowie die
            giesparmaßnahmen frühestens anhand der Ergeb-                           steigende Wohnfläche pro Einwohner diesen Rück-
            nisse des darauffolgenden Jahres gezogen werden                         gang weitgehend kompensiert. Die Menschen in
            können.                                                                 Baden-Württemberg wohnen häufiger in Ein-Per-
                                                                                    sonen-Haushalten (+37 Prozent ggü. 1990). In den
            Erdgas ist neben Heizöl der meistverwendete                             letzten zehn Jahren ist die Wohnfläche je Einwoh-
            Brennstoff in privaten Haushalten. Der Erdgasver-                       ner um fast 4 Prozent gestiegen, zwischen 1990
            brauch privater Haushalte stieg gegenüber dem                           und 2019 um rund 28 Prozent. Auch die Energie-
            Vorjahr um 3,9 Prozent. Der Fernwärmeverbrauch                          preise stellen hier einen wesentlichen Einflussfak-
            nahm 2019 um 6,2 Prozent zu. Neben den niedri-                          tor dar. Die aus klimapolitischer Sicht immer noch
            gen Brennstoffpreisen hatte auch die Witterung                          vergleichsweise geringen Brennstoffpreise bieten
            einen Einfluss auf die gesamte Emissionszunahme                         den Letztverbrauchern keine ausreichenden An-
            2019. Nach dem außergewöhnlich warmen Jahr                              reize für notwendige Investitionen in emissionsar-
            2018 war das Jahr 2019 wieder etwas kühler. Da-                         me Heizanlagen und die energetische Gebäudes-
            gegen hatte die Bevölkerungsentwicklung 2019                            anierung.

20
MONITORING-KURZBERICHT 2020

Tabelle 3: Entwicklung der CO2 -Emissionen im Sektor Private Haushalte in Baden-Württemberg 2019
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [14]

 Sektor                          CO 2 -Emis-        Anteil an           Veränderung       Veränderung Sektorziel          Minderungs-
                                 sionen 2019        energie-            ggü. 1990         zum Vorjahr    2020 ggü.        beitrag 2020
                                 [Mio. t CO 2 ]     bedingten           [Prozent]         2018 [Prozent] 1990 [Pro-       ggü. 2019
                                                    CO 2 -Emissio-                                       zent] 11         [Prozent]
                                                    nen [Prozent]

 Private Haushalte                     11,8               18,8                  –13,7         +11,1           –27                15,4

1.2.2.3 GEWERBE, HANDEL,                                                          der energiebedingten CO2-Emissionen in Ba-
DIENSTLEISTUNGEN                                                                  den-Württemberg aus (Tabelle 4). Gegenüber 2018
Die Treibhausgasemissionen des Sektors Gewerbe,                                   haben die Emissionen in diesem Sektor um 8,7
Handel, Dienstleistungen (GHD) sind ebenfalls in                                  Prozent zugenommen. Die im Vergleich zum Vor-
erster Linie durch den Heizenergieverbrauch bedingt.                              jahr etwas kühlere Witterung und vor allem der
Die Emissionen aus dem Strom- und Fernwärme-                                      stark gestiegene Heizölverbrauch ließen die
verbrauch werden in Kapitel 1.2.2.1 betrachtet.                                   CO2-Emissionen des Sektors GHD 2019 spürbar
                                                                                  ansteigen. Witterungsbereinigt sind die Emissionen
Der Kohlendioxidausstoß des Sektors Gewerbe,                                      im Sektor GHD um 6,8 Prozent gestiegen.
Handel, Dienstleistungen lag im Jahr 2019 bei 5,4
Millionen Tonnen CO2 und machte 8,6 Prozent

                9

                8
                    7,0
                7                      6,5
                6                                           5,7                                                       !    !
                                                                                  5,5                                                5,4
                                                                                                                               5,0
                5
 Mio. t CO2/a

                                                                                                 4,2
                4                                                                                                                          3,6
                          Minderungspfad bis 2020 nach IEKK:
                3         –35,0 bis –40,0 % ggü. 1990 gemäß IEKK
                          –2,5 bis –2,8 Mio. t CO2
                          Minderungspfad auf Basis aktualisierter Aufteilung:
                2         –49 % ggü. 1990                –3,4 Mio. t CO2
                          –27,7 % ggü. 2018              –1,4 Mio. t CO2
                1         –33,5 % ggü. 2019 (vorläufig)  –1,8 Mio. t CO2

                0
                    1990
                    1991
                    1992
                    1993
                    1994
                    1995
                    1996
                    1997
                    1998
                    1999
                    2000
                    2001
                    2002
                    2003
                    2004
                    2005
                    2006
                    2007
                    2008
                    2009
                    2010
                    2011
                    2012
                    2013
                    2014
                    2015
                    2016
                    2017
                    2018
                    2019
                    2020

Abbildung 10: Entwicklung der CO 2 -Emissionen des Sektors Gewerbe, Handel, Dienstleistungen
(GHD) in Baden-Württemberg von 1990 bis 2020
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [6] und [14]

11
   Im IEKK ist ein Sektorziel von –20 Prozent bis –28 Prozent festgehalten. Dieses basiert auf der Aufteilung der Emissionen der Haushal-
te und von Gewerbe, Handel und Dienstleistungen entsprechend den Schätzungen im Energieszenario Baden-Württemberg 2050.
Aufgrund der neuen Datenbasis wurden die Sektorziele angepasst. Das Gesamtminderungsziel der beiden Sektoren zusammengefasst
bleibt unverändert (siehe dazu auch [12]).                                                                                                       21
MONITORING-KURZBERICHT 2020

                      Gegenüber dem Referenzjahr 1990 konnten die                                      ne Energieeffizienzmaßnahmen um 23 Prozent
                      CO2-Emissionen im Sektor „Gewerbe, Handel,                                       verringert werden.
                      Dienstleistungen“ insbesondere durch verschiede-

                      Tabelle 4: Entwicklung der CO 2 -Emissionen im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen in
                      Baden-Württemberg 2019
                      Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [14]

                       Sektor                            CO 2 -Emissio-     Anteil an         Veränderung           Veränderung Sektorziel      Minderungs-
                                                         nen 2019           energie-          ggü. 1990             zum Vorjahr    2020 ggü.    beitrag 2020
                                                         [Mio. t CO 2 ]     bedingten         [Prozent]             2018 [Prozent] 1990 [Pro-   ggü. 2019
                                                                            CO 2 -Emissio-                                         zent] 12     [Prozent]
                                                                            nen [Prozent]

                       Gewerbe, Handel,                         5,4               8,6               –23,4               +8,7            –49         33,5
                       Dienstleistungen

                      1.2.2.4 INDUSTRIE                                                                träger entstehen, werden hier auch die prozessbe-
                      Der Sektor Industrie umfasst die Emissionen im                                   dingten CO2-Emissionen der Industrie dargestellt.
                      verarbeitenden Gewerbe und im Bereich „Bergbau                                   Prozessbedingte CO2-Emissionen werden bei che-
                      und Gewinnung von Steinen und Erden“. Emissi-                                    mischen Reaktionen bestimmter industrieller Her-
                      onen aus Energiegewinnungs- und Umwandlungs-                                     stellungsprozesse durch nicht energetische Um-
                      bereichen wie zum Beispiel aus Industriekraftwer-                                wandlungsverfahren (zum Beispiel Freisetzung von
                      ken oder Raffinerien sind im Abschnitt 1.2.2.1                                   Kohlendioxid bei der Entsäuerung des Kalksteins
                      aufgeführt. Neben den energiebedingten CO2-Emis-                                 in der Zementindustrie) freigesetzt.
                      sionen, die durch Umwandlung fossiler Energie-

                                       12
                                            10,6
                                       10                       9,8

                                       8                                           7,8
                                                                                                        7,4
                                                                                                                            6,6
                        Mio. t CO2/a

                                                                                                                                                   6,0 5,8
                                       6

                                                                                                                                                             4,2
                                       4
                                                   Minderungspfad bis 2020 nach IEKK:
                                                   –55 bis –60 % ggü. 1990 gemäß IEKK    –5,8 bis –6,4 Mio. t CO2
                                                   –29,0 % ggü. 2018                     –1,7 Mio. t CO2
                                       2           –27,0 % ggü. 2019 (vorläufig)         –1,6 Mio. t CO2

                                       0
                                            1990
                                            1991
                                            1992
                                            1993
                                            1994
                                            1995
                                            1996
                                            1997
                                            1998
                                            1999
                                            2000
                                            2001
                                            2002
                                            2003
                                            2004
                                            2005
                                            2006
                                            2007
                                            2008
                                            2009
                                            2010
                                            2011
                                            2012
                                            2013
                                            2014
                                            2015
                                            2016
                                            2017
                                            2018
                                            2019
                                            2020

                      Abbildung 11: Entwicklung der energiebedingten CO 2 -Emissionen im Industriesektor in
                      Baden-Württemberg von 1990 bis 2020
                      Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [14]

      Im IEKK ist ein Sektorziel von –35 Prozent bis –40 Prozent festgehalten. Dies basiert auf der Aufteilung der Emissionen der Haushalte
     12

     und von Gewerbe, Handel und Dienstleistungen entsprechend den Schätzungen im Energieszenario Baden-Württemberg 2050.
22   Aufgrund der neuen Datenbasis wurden die Sektorziele angepasst (siehe dazu auch [12]).
MONITORING-KURZBERICHT 2020

Die energiebedingten CO2-Emissionen in der In-                              hängt primär mit den konjunkturbedingten Pro-
dustrie zeigen seit 1990 eine abnehmende Entwick-                           duktionsrückgängen zusammen.
lung auf. Im Vergleich zu anderen energiebeding-
ten Treibhausgasemissionen haben die Emissionen                             Im Jahr 2019 lagen die prozessbedingten CO2-Emis-
im Industriesektor in Baden-Württemberg seit 1990                           sionen (Abbildung 12) mit 3 Millionen Tonnen
mit Abstand die größten Minderungen erzielt.                                CO2 leicht unter dem Emissionsniveau von 1990.
Durch kontinuierliche Effizienzsteigerung und                               Gegenüber dem Vorjahr sind die prozessbedingten
Brennstoffsubstitution konnten gegenüber 1990                               Emissionen um 2,6 Prozent gesunken, was im We-
mehr als 45 Prozent der energiebedingten CO2-Emis-                          sentlichen mit dem gesunkenen Produktionsvolumen
sionen reduziert werden (Abbildung 11). Die                                 im Industriezweig „Herstellung, Verarbeitung von
CO2-Emissionen der Industrie gingen im zweiten                              Glas, Keramik, keramischen Baumaterialien“, insbe-
Jahr in Folge zurück. Gegenüber 2018 haben die                              sondere in der Kalk- und Zementindustrie, zusam-
Emissionen um 2,8 Prozent abgenommen. Die                                   menhängt.
Emissionsabnahme gegenüber dem Vorjahr 2018

                4

                    3,0                                                                                            3,1 3,0
                3                     2,9                                                                 2,9
                                                          2,6                              2,6
                                                                            2,3                                              2,3
 Mio. t CO2/a

                2

                1         Minderungspfad bis 2020 nach IEKK:
                          –23,0 % ggü. 1990 gemäß IEKK –0,69 Mio. t CO2
                          –24,5 % ggü. 2018              –0,75 Mio. t CO2
                          –22,5 % ggü. 2019 (vorläufig)  –0,67 Mio. t CO2

                0
                    1990
                    1991
                    1992
                    1993
                    1994
                    1995
                    1996
                    1997
                    1998
                    1999
                    2000
                    2001
                    2002
                    2003
                    2004
                    2005
                    2006
                    2007
                    2008
                    2009
                    2010
                    2011
                    2012
                    2013
                    2014
                    2015
                    2016
                    2017
                    2018
                    2019
                    2020

Abbildung 12: Entwicklung der prozessbedingten CO 2 -Emissionen in Baden-Württemberg von
1990 bis 2020
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [14]

                                                                                                                                   23
MONITORING-KURZBERICHT 2020

            Tabelle 5: Entwicklung der energiebedingten CO 2 -Emissionen im Sektor Industrie
            in Baden-Württemberg 2019
            Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [14]

             Sektor                       CO 2 -Emis-          Anteil an          Veränderung           Veränderung Sektorziel        Minderungs-
                                          sionen 2019          energie-           ggü. 1990             zum Vorjahr    2020 ggü.      beitrag 2020
                                          [Mio. t CO 2 ]       bedingten          [Prozent]             2018 [Prozent] 1990 [Prozent] ggü. 2019
                                                               CO 2 -Emissio-                                                         [Prozent]
                                                               nen [Prozent]

             Industrie                           5,8                    9,3             –45,2                    –2,8         –55 bis 60            27,0
             (energiebedingt)

            Ein Teil der Industriebetriebe unterliegt dem Eu-                             Wie aus Abbildung 13 hervorgeht, konnten die im
            ropäischen Emissionshandelssystem (ETS) und ist                               Rahmen des ETS erfassten Emissionen aus dem
            daher zur Emissionsminderung beziehungsweise                                  Industriesektor in Baden-Württemberg gegenüber
            zum Nachweis der notwendigen Emissionszerti-                                  dem Niveau von 2005, dem Jahr der Einführung
            fikate verpflichtet. Dazu gehören besonders ener-                             des ETS, nicht gemindert werden. In Teilen ist dies
            gieintensive Industrieprozesse ebenso wie beson-                              auf den Anstieg der prozessbedingten Emissionen
            ders emissionsbehaftete Prozesse wie die                                      (Abbildung 12) zurückzuführen. Im Jahr 2019
            Herstellung von Zementklinker und Glas, bei                                   sanken die Emissionen der energieintensiven In-
            denen vor allem prozessbedingte Emissionen an-                                dustrie erstmals spürbar um 5,4 Prozent. Die Emis-
            fallen. Somit werden im Rahmen des ETS beide                                  sionen waren 2019 in allen Industriebranchen
            Emissionspfade der Industrie gleichermaßen ad-                                rückläufig.
            ressiert.

                            7

                            6                                                                             5,7                     5,8      5,7
                                                                                 5,5            5,6                 5,5    5,5
                                                                         5,2            5,2                                                       5,4
                                5,0    5,1    5,1      5,1                                                                                                 4,6
                            5                                    4,5
                            4
             Mio. t CO2/a

                            3

                            2

                            1

                            0
                                2005

                                       2006

                                               2007

                                                       2008

                                                                 2009

                                                                          2010

                                                                                 2011

                                                                                        2012

                                                                                                 2013

                                                                                                          2014

                                                                                                                    2015

                                                                                                                           2016

                                                                                                                                  2017

                                                                                                                                           2018

                                                                                                                                                  2019

                                                                                                                                                           2020

                                                              Industrieanlagen                 Neue Tätigkeiten nach TEHG ab 2013

            Abbildung 13: Entwicklung der im Rahmen des ETS adressierten CO 2 -Emissionen der Industrie
            (energie- und prozessbedingte Emissionen) in Baden-Württemberg von 2005 bis 2020
            Darstellung auf Basis von Daten aus [11]

24
MONITORING-KURZBERICHT 2020

1.2.2.5 VERKEHR                                                                         über 1990 senken. Dass dies ein ambitioniertes
Der Verkehrssektor, der mittlerweile 37 Prozent                                         Ziel ist, wird daran deutlich, dass die zentralen
der Kohlendioxidemissionen im Land verursacht,                                          Kenngrößen Jahresfahrleistung und Kohlendio-
soll seinen Beitrag am Treibhausgasausstoß bis                                          xidausstoß seit 1990 um 26 Prozent beziehungs-
zum Jahr 2020 um mindestens 20 Prozent gegen-                                           weise 11 Prozent gestiegen sind.

Tabelle 6: Entwicklung der energiebedingten CO 2 -Emissionen im Verkehrssektor in
Baden-Württemberg 2019
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [14]

     Sektor                             CO 2 -Emis-        Anteil an           Veränderung          Veränderung Sektorziel        Minderungs-
                                        sionen 2019        energie-            ggü. 1990            zum Vorjahr    2020 ggü.      beitrag 2020
                                        [Mio. t CO 2 ]     bedingten           [Prozent]            2018 [Prozent] 1990 [Prozent] ggü. 2019
                                                           CO 2 -Emissio-                                                         [Prozent]
                                                           nen [Prozent]

     Verkehr                                  23,3               37,1                +10,9              +0,6        –20 bis 25        32,4

                    30

                    25                                            24,2
                                              23,4                                                                         23,0     23,1 23,3
                         21,0                                                           21,8
                                                                                                           20,9
                    20
                                                                                                                                             15,7
     Mio. t CO2/a

                    15

                    10          Minderungspfad bis 2020 nach IEKK:
                                –20,0 bis –25,0 % ggü. 1990 gemäß IEKK   –4,2 bis –5,2 Mio. t CO2
                                –32,0 % ggü. 2018                        –7,4 Mio. t CO2
                    5           –32,4 % ggü. 2019 (vorläufig)            –7,5 Mio. t CO2 o. t CO2-Äq.

                    0
                            1991
                            1992
                            1993
                            1994
                            1995
                            1996
                            1997
                            1998
                            1999
                            2000
                            2001
                            2002
                            2003
                            2004
                            2005
                            2006
                            2007
                            2008
                            2009
                            2010
                            2011
                            2012
                            2013
                            2014
                            2015
                            2016
                            2017
                            2018
                            2019
                            2020

                                                           Straßenverkehr             Sonstiger Verkehr

Abbildung 14: Entwicklung der CO 2 -Emissionen13 des Verkehrs in Baden-Württemberg von 1990
bis 2020
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [14]

Gegenüber dem Vorjahr 2018 sind die verkehrsbe-                                         Im Vergleich zum Vorjahr sind die CO2-Emissionen
dingten Emissionen nur leicht gestiegen (+0,6 Pro-                                      des Straßenverkehrs nahezu konstant geblieben (+0,5
zent). Hier werden gemäß der Quellenbilanz alle                                         Prozent). Dagegen stiegen die Emissionen im sons-
Emissionen zusammengefasst, die aus dem Einsatz                                         tigen Verkehr um 1,4 Prozent, was weitgehend auf
von Kraftstoffen für die Mobilität resultieren. Dazu                                    die Emissionszunahme im Flugverkehr zurückzu-
zählt der Straßengüterverkehr ebenso wie der kraft-                                     führen war (Abbildung 14).
stoffbasierte Personenverkehr und der sonstige Ver-
kehr14. Der größte Anteil der Verkehrsemissionen
entfällt mit ca. 93 Prozent auf den Straßenverkehr.

13
   In den „Amtlichen Mineralöldaten“ des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hat im Jahr 2018 eine Veränderung
in der statistischen Darstellung stattgefunden. Damit sind die amtlichen Kraftstoffwerte für 2018 mit den früheren Jahren nur bedingt
vergleichbar.
14
   Sonstiger Verkehr umfasst Schienen-, Luftverkehr (nur nationaler Anteil, das heißt nur die gewerblichen innerdeutschen Flüge, die in             25
Baden-Württemberg starten), Binnenschifffahrt und Off-Road-Verkehr (landwirtschaftliche Zugmaschinen, Baumaschinen, militärischer
Verkehr, Garten/Hobby).
MONITORING-KURZBERICHT 2020

                            25

                            20

                            15
             Mio. t CO2/a

                            10

                             5

                             0
                                  1991
                                         1992
                                                1993
                                                       1994
                                                              1995
                                                                     1996
                                                                            1997
                                                                                   1998
                                                                                          1999
                                                                                                 2000
                                                                                                        2001
                                                                                                               2002
                                                                                                                      2003
                                                                                                                             2004
                                                                                                                                    2005
                                                                                                                                           2006
                                                                                                                                                  2007
                                                                                                                                                         2008
                                                                                                                                                                2009
                                                                                                                                                                       2010
                                                                                                                                                                              2011
                                                                                                                                                                                     2012
                                                                                                                                                                                            2013
                                                                                                                                                                                                   2014
                                                                                                                                                                                                          2015
                                                                                                                                                                                                                 2016
                                                                                                                                                                                                                        2017
                                                                                                                                                                                                                               2018
                                                                                                                                                                                                                                      2019
                            Diesel-Pkw          Otto-Pkw                    Busse und Krafträder                               Schwere Nutzfahrzeuge                                    Leichte Nutzfahrzeuge

            Abbildung 15: Entwicklung der CO 2 -Emissionen des Straßenverkehrs in Baden-Württemberg von
            1990 bis 2019
            Statistisches Landesamt Baden-Württemberg auf Basis von Daten aus [7] und [14]

            Der Straßenverkehr in Baden-Württemberg hat auch                                                                   ren Nutzfahrzeuge 2019 nur leicht zugenommen
            im Jahr 2019 weiter zugenommen und erreichte mit                                                                   (+0,7 Prozent). Hingegen war in der Kategorie leich-
            95,3 Milliarden Kilometer einen neuen Höchststand.                                                                 te Nutzfahrzeuge (Kfz
MONITORING-KURZBERICHT 2020

1.2.3 EMISSIONEN AUS DER ENERGIE-                        1.3 NICHT ENERGIEBEDINGTE
GEWINNUNG UND -VERTEILUNG                                TREIBHAUSGASEMISSIONEN
Die Emissionen aus der Energiegewinnung und              Die nicht energiebedingten Treibhausgasemis-
-verteilung sind hauptsächlich Methanemissionen,         sionen spielen im Vergleich zu den energiebe-
die durch den Austritt von Erdgas beispielsweise         dingten Treibhausgasemissionen in der Mengen-
durch Leckagen in den Verteilstrukturen verursacht       betrachtung eine untergeordnete Rolle. Im Jahr
werden. Der Anteil dieses Sektors an den Gesamt­         2019 lag der Anteil der nicht energiebedingten
emissionen 2019 ist mit 0,7 Prozent gering. Zwischen     Treibhausgas­emissionen an den Gesamtemissi-
1990 und 2019 konnte der sektorale Treibhausga-          onen in Baden-Württemberg bei 11,4 Prozent.
sausstoß um 29,3 Prozent reduziert werden. Ge-
genüber 2018 haben sich die Emissionen kaum              Zu den nicht energiebedingten Treibhausgase-
verändert. Da Verteilstrukturen nie völlig verlustfrei   missionen zählen neben dem Ausstoß aus der
betrieben werden können, andererseits aber auch          Landwirtschaft sowie der Abfall- und Kreislauf-
einer entsprechenden Überwachung unterliegen,            wirtschaft auch die produkt- und prozessbeding-
sind wesentliche Veränderungen der Emissionsmen-         ten Emissionen (zum Beispiel bei der Anwen-
ge in diesem Sektor nicht zu erwarten. Im IEKK von       dung von Narkosemitteln oder Emissionen aus
2014 wurde daher auf ein Sektorziel verzichtet.          industriellen oder chemischen Prozessen). Für
                                                         diese Bereiche werden im IEKK keine Sektor-
1.2.4 WICHTIGE ASPEKTE BEI VERUR-                        ziele definiert.
SACHERBEZOGENER BETRACHTUNG
GEMÄSS § 9 ABS. 2 S. 2 KSG BW                            1.3.1 LANDWIRTSCHAFT
Gemäß den Vorgaben des Klimaschutzgesetzes               Die wesentlichen Emissionsquellen in der Land-
werden im Rahmen des Monitorings die Emissio-            wirtschaft sind die Methan- und Lachgasemissio-
nen betrachtet, die in Baden-Württemberg entste-         nen aus der mineralischen und organischen Stick-
hen. Diese Vorgehensweise anhand der sogenann-           stoffdüngung, der Fermentation bei der tierischen
ten Quellenbilanz ermöglicht die Erfassung aller         Verdauung sowie aus dem Wirtschaftsdüngerma-
relevanten Sektoren im Land und entspricht inter-        nagement.
national anerkannten Standards. Gleichwohl fordert
das Klimaschutzgesetz im Rahmen des Monitorings          Im Jahr 2019 hat der Sektor Landwirtschaft rund
zusätzlich auch die Betrachtung wichtiger verursa-       4,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente emittiert
cherbezogener Aspekte.                                   und war damit für 6 Prozent der gesamten Treib-
                                                         hausgasemissionen in Baden-Württemberg ver-
Die verursacherbezogene Betrachtung berücksich-          antwortlich (Abbildung 16). Im Vergleich zum
tigt zusätzlich die durch das Stromaustauschsaldo        Vorjahr haben die Treibhausgasemissionen nur
sowie den Fernwärmebezug aus angrenzenden                leicht abgenommen (–0,8 Prozent). Die Emissi-
Bundesländern und dem Ausland entstehenden               onsabnahme war vor allem in den Bereichen
CO2-Emissionen. Diese insgesamt durch den End­           Bodenbearbeitung (–1,3 Prozent) und Wirt-
energieverbrauch in Baden-Württemberg verur-             schaftsdüngemanagement (–1,2 Prozent) zu ver-
sachten CO2-Emissionen belaufen sich für 2019            zeichnen. Dabei waren insbesondere die aus der
auf 77,6 Millionen Tonnen CO2 und sind damit             Stickstoffdüngung resultierenden Lachgasemis-
mehr als die nach Quellenbilanz ausgewiesene             sionen rückläufig. Die seit Juni 2017 novellierte
Emissionsmenge von 65,7 Millionen Tonnen CO2.            Düngeverordnung [18] hat zu einer Reduktion
Dies erklärt sich dadurch, dass Baden-Württemberg        des Düngemitteleinsatzes geführt. So wurden
mehr Strom und Fernwärme verbraucht als im               im Vergleich zum Vorjahr 5,3 Prozent weniger
Land erzeugt werden. Weitere Informationen über          Stickstoff-Mineraldünger ausgebracht [17]. Im
die verursacherbezogene Betrachtung sind unter           Gegensatz zum Lachgasausstoß hat der überwie-
[16] zu finden.                                          gend aus der Tierhaltung stammende Methan-
                                                         ausstoß gegenüber 2018 kaum abgenommen                 27
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