MORGENSTERN TRIO 5. Kammerkonzert - PROGRAMM - Duisburger Philharmoniker
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Generalmusikdirektor Axel Kober PROGRAMM 5. Kammerkonzert MORGENSTERN TRIO So 19. Januar 2020, 19.00 Uhr Philharmonie Mercatorhalle Morgenstern Trio: Catherine Klipfel Klavier Stefan Hempel Violine Emanuel Wehse Violoncello Gefördert vom Kulturpartner
Duisburger Kammerkonzerte Lebendige Tradition Sonntag, 19. Januar 2020, 19.00 Uhr Philharmonie Mercatorhalle Morgenstern Trio: Kunst und Musik kennen keinen Stillstand, sondern Catherine Klipfel Klavier erfordern die Lebendigkeit und die ständige kreati- Stefan Hempel Violine ve Auseinandersetzung. Das Klaviertrio beispielsweise ist zwar eine recht junge Gattung, aber auch hier sind Emanuel Wehse Violoncello Wandel und Veränderungen zu erkennen. Das Klavier- triospiel erfreute sich im ausgehenden 18. Jahrhundert Programm zunächst bei den ambitionierten Amateuren großer Beliebtheit, und erst bei Joseph Haydn gewann das Ludwig van Beethoven (1770-1827) Klaviertrio klassischen Rang. Aber schon nach weni- Klaviertrio Es-Dur op. 70 Nr. 2 (1808) gen Jahren drang Ludwig van Beethoven in ungeahn- I. Poco sostenuto – Allegro ma non troppo te Ausdruckstiefen vor, außerdem war bei ihm eine bis II. Allegretto dahin ungekannte Gleichberechtigung der Instrumente III. Allegretto ma non troppo gelungen. Beethovens Klaviertrio Es-Dur op. 70 Nr. IV. Finale. Allegro 2 steht zwar im Schatten des zeitgleich entstandenen „Geistertrios“, doch fand dieses Werk von Anfang an den Thomas Blomenkamp (geb. 1955) Beifall der Kenner. – In der zweiten Hälfte des 19. Jahr- Klaviertrio (2019) hunderts setzte Johannes Brahms den Weg der Klas- I. Prelude – II. Prestissimo – siker fort. Unbeeinflusst von den Programmmusikern III. Pavane – IV. Precipitato Franz Liszt und Richard Wagner legte er absolute Wer- – Uraufführung – ke vor, in denen er seinen eigenen strengen Vorgaben folgte. Das Klaviertrio C-Dur op. 87 vermag diesbezüg- Gefördert vom lich die höchsten künstlerischen Ansprüche zu erfüllen. – Auffallend sind die enormen Wandlungen des 20. und des 21. Jahrhunderts. Wenn im Duisburger Kammer- Pause konzert die Uraufführung eines Klaviertrios des Gegen- wartskomponisten Thomas Blomenkamp zu erleben ist, Johannes Brahms (1833-1897) so scheinen die Neuerungen gewaltig. Beispielsweise Klaviertrio C-Dur op. 87 (1880-82) wird die herkömmliche Satzfolge aufgegeben, höchst I. Allegro originelle klangliche Effekte kommen zum Einsatz, und II. Andante con moto bisweilen lässt eine überaus komplizierte Rhythmik auf- III. Scherzo. Presto – Poco meno presto –Presto merken. Aber selbst wenn die Musik in ungeahnte Aus- IV. Finale. Allegro giocoso drucksbereiche vordringt, geht der Bezug zur Tradition nicht vollständig verloren, wenn Thomas Blomenkamp „Konzertführer live“ mit Jonas Zerweck um 18.15 Uhr im zwischendurch an den Klassiker Ludwig van Beethoven „Tagungsraum 6“ des Kongresszentrums im CityPalais. und sein „Erzherzog-Trio“ sowie an den modernen Klas- Das Konzert endet um ca. 21.00 Uhr. siker Dmitri Schostakowitsch erinnert. 2 3
Ludwig van Beethoven Klaviertrio Es-Dur op. 70 Nr. 2 Im ausgehenden 19. Jahrhundert war das Streich- quartett die angesehenste kammermusikalische Gat- tung, denn bei einheitlichem Klangkolorit ließ sich das Ideal eines strengen vierstimmigen Satzes verwirklichen. Abseits der Königsdisziplin des Streichquartetts hatten es Werke in anderen kammermusikalischen Besetzun- gen schwer. Beim Klaviertrio kam es lange Zeit nicht auf die Gleichberechtigung von Klavier, Violine und Vio- loncello an, denn gewöhnlich dominierte der Part des Tasteninstruments. Dafür bot diese gemischte Beset- zung vielfältige klangliche Möglichkeiten. Ein Pionier auf dem Gebiet des Klaviertrios war Joseph Haydn. Als Haydn sich mit dem Klaviertrio zu beschäftigen begann, verdoppelte die Violine gewöhnlich die rechte Hand der Klavierstimme oder spielte hierzu in harmonischem In- tervallabstand wie Terz oder Sexte, während das Violon- cello engstens an den Klavierbass gebunden war. Weil das Klavier als Liebhaberinstrument galt, mussten die Anforderungen entsprechend reduziert werden. Schon bei Joseph Haydn erlebte das Klaviertrio eine enorme Ludwig van Beethoven, Porträt von Karl Jäger Entwicklung, denn während die frühen Trios spielerisch, formale Disposition auf. Die Werke sind der viersätzi- locker und klangsinnlich wirken, verbinden die späten gen sinfonischen Form verpflichtet, ein Menuett- oder Beiträge spielerischen Elan mit Ausdruckstiefe. Es war Scherzosatz wurde aufgenommen. – Mehr als zehn jedoch Ludwig van Beethoven, der das Ansehen des Jahre vergingen, bis der jüngste Wiener Klassiker sich Klaviertrios auf eine ganz neue Stufe hob. Von den drei erneut mit der Gattung Klaviertrio beschäftigte. 1808 frühen Trios op. 1 über die beiden Trios op. 70 bis zum legte Beethoven ein auf den ersten Blick merkwürdiges ausladenden „Erzherzog-Trio“ op. 97 aus dem Jahr 1811 Opus vor. Das Opus 70 besteht – für die damalige Zeit legte er bedeutende Werke vor, die hohe Anforderun- sehr ungewöhnlich – lediglich aus zwei Werken, von de- gen an die Interpreten richten und zum Kernbestand nen das erste zur Dreisätzigkeit zurückkehrt, während des Repertoires gehören. das zweite die erwarteten vier Sätze bietet. In jeder Be- Bereits 1795 ließ Ludwig van Beethoven die drei Tri- ziehung unkonventioneller ist jedoch das Trio D-Dur os op. 1 veröffentlichen. Im Unterschied zu den Werken op. 70 Nr. 1, das den Beinamen „Geistertrio“ erhielt und seines Lehrers Joseph Haydn fällt sogleich die größere – zu Unrecht übrigens – vielfach als das bedeutendere 4 5
eine sinfonische Disposition denken, doch gerade die- se Vermutung wäre falsch. Vielmehr ist die Gleichbe- rechtigung der Instrumente auf bemerkenswerte Weise verwirklicht, außerdem verzichtet der erste Satz auf die übliche Kontrastwirkung und ist mehr auf Ausgleich angelegt. Die Komposition beginnt mit einer langsa- men Einleitung. Diese Einleitung ist aber nicht wie eine festliche Generaleröffnung angelegt, sondern beginnt dezent und lässt bei imitatorischer Stimmführung ein ruhiges Motiv zunächst vom Violoncello, dann von der Der Schriftsteller Violine und zuletzt vom Tasteninstrument vorstellen E.T.A. Hoffmann sah in – dies eine Reihenfolge, die erst bei Ludwig van Beet- seiner Kritik die beiden Klaviertrios op. 70 von hoven möglich wurde. Der schnelle Hauptteil besticht Ludwig van Beethoven durch seine organische Geschlossenheit und berührt als gleichwertig an. sogar einen tänzerisch beschwingten Seitengedanken. angesehen wurde. Gewidmet sind die beiden Trios der Wer sich die Mühe macht und den Satz einer genaueren Gräfin Marie Erdödy, und diese Widmung beweist, dass Betrachtung unterzieht, erkennt sogar, dass Motive aus Beethoven seine adligen Gönner mit sehr anspruchs- der langsamen Einleitung aufgegriffen werden. Es gibt vollen Werken konfrontierte. Der Musikschriftsteller Anlehnungen an die allerersten Takte einschließlich der Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) war Zeuge, imitatorischen Stimmführung, bis Beethoven kurz vor wie der Komponist mit dem Geiger Ignaz Schuppanzigh Schluss des Satzes eine verkürzte Wiederkehr der lang- und dem Cellisten Joseph Linke die beiden Werke „ganz samen Einleitung einschaltet. meisterhaft“ und „ganz begeistert“ im Salon der Gräfin Der zweite Satz bietet Variationen über zwei The- vortrug. 1813 nannte der Schriftsteller, Musiker und Ju- men. Während das C-Dur-Thema schwebenden und rist E.T.A. Hoffmann (1776-1822) Beethoven wie schon leichten Charakter besitzt, trägt der c-Moll-Abschnitt zuvor bei der fünften Sinfonie c-Moll op. 67 einen robuste Züge. Der Satz ist beherrscht von ständigen „romantischen Komponisten“. In E.T.A. Hoffmanns be- Dur-Moll-Wechseln, und es ist bezeichnend, dass Beet- rühmter Rezension, in der beide Werke als gleichrangig hoven die Themen durch den individuellen Gebrauch angesehen werden, heißt es: „Auch diese beyden herrli- der Instrumente auf stets neue Weise beleuchtet. Und chen Trios beweisen aufs Neue, wie B. den romantischen einen besonderen Überraschungseffekt gestattet sich Geist der Musik tief im Gemüthe trägt und mit welch hoher der Komponist, wenn er am Ende des Satzes eine Auf- Genialität, mit welcher Besonnenheit er damit seine Werke lösung des Materials herbeiführt. belebt. Jeden wahren Fortepianospieler muss es entzücken Dem beschaulichen dritten Satz hat Ludwig van und begeistern, wenn ein neues Werk des Meisters er- Beethoven ursprünglich die Bezeichnung „Menuett“ scheint, der selbst Virtuos auf dem Fortepiano ist und also geben wollen, später begnügte er sich mit der Tempo- mit tiefer Kenntnis dessen, was ausführbar und wirkungsvoll bezeichnung „Allegretto ma non troppo“. Während der ist, so wie mit sichtlicher Vorliebe dafür schreibt.“ Hauptteil lyrischen Charakter besitzt, setzt das Trio Im Gegensatz zum „Geistertrio“ D-Dur op. 70 Nr. markantere Akzente. – Nach einem auffallend introver- 1 hat das Trio Es-Dur op. 70 Nr. 2 vier Sätze. Man tierten Satz ist das Finale des Klaviertrios Es-Dur op. 70 könnte deshalb an eine konventionellere Anlage und an Nr. 2 beherrscht von unbändiger Spielfreude. 6 7
Thomas Blomenkamp Klaviertrio – Uraufführung – Der Name des bei Düsseldorf lebenden Gegenwarts- komponisten Thomas Blomenkamp ist auch in Duisburg gut bekannt. Im Rahmen der Philharmonischen Kon- zerte der Stadt Duisburg wurden am 29. Oktober 2014 unter der Leitung von Rüdiger Bohn Blomenkamps „Va- riationen über einen Ländler von Franz Schubert“ uraufge- Der Komponist Thomas Blomenkamp führt. Am 23. Januar 2011 spielte das Rivinius Klavier- quartett in der Mercatorhalle erstmals die drei Stücke berücksichtigt die verschiedensten Gattungen vom für Klavierquartett „Toccata, Tombeau und Torso“. Aber Solostück bis zum Musiktheater. Die Oper „Der Idiot“ schon 1994 wurde Thomas Blomenkamp gemeinsam nach dem Roman von Fjodor Dostojewskij entstand als mit seinem Lehrer Jürg Baur (1918-2010) mit dem Mu- Auftrag zum fünfzig jährigen Bestehen der Vereinigten sikpreis der Stadt Duisburg ausgezeichnet. Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach, die Thomas Blomenkamp wurde 1955 in Düsseldorf Uraufführung im Jahr 2001 machte den Komponisten in geboren und ist seit 1982 freischaffend als Komponist ganz Deutschland bekannt. Orchesterwerke schrieb er und als Pianist tätig. Sein Klavierstudium bei Herbert für das Folkwang-Kammerorchester Essen, die Nord- Drechsel und David Levine an der Robert Schumann westdeutsche Philharmonie, die Deutsche Radio Phil- Hochschule Düsseldorf schloss er mit dem Konzert- harmonie Saarbrücken Kaiserslautern, die Düsseldorfer examen ab, das Abschlussdiplom im Fach Komposition Symphoniker und die Duisburger Philharmoniker. En- erwarb er bei Jürg Baur an der Kölner Musikhochschu- semblestücke schrieb er für das Cherubini-Quartett, le. Thomas Blomenkamp besuchte Meisterkurse bei das Berliner Saxophonquartett, das Philharmonisches den Pianisten Ditta Pasztory-Bartók, Rudolf Buchbin- Oktett Berlin und das Rivinius Klavierquartett. Chor- der und Andor Foldes, kammermusikalische Studien werke entstanden für die Dommusik am Freiburger führten ihn zu Sandor Végh, Rainer Kussmaul, William Münster, die Rheinische Kantorei und für ChorWerk Pleeth und dem Amadeus-Quartett. Blomenkamp er- Ruhr. Blomenkamps Kompositionen waren bei inter- hielt den Förderpreis des Landes NRW für junge Künst- nationalen Festivals sowie in bedeutenden Konzertsä- ler. Er war Preisträger beim internationalen Kompositi- len wie dem Bonner Beethovenhaus, der Düsseldorfer onswettbewerb in Budapest, bei dem György Ligeti den Tonhalle, der Duisburger Mercatorhalle, der Bremer Juryvorsitz hatte. Weitere Preise und Auszeichnungen Glocke, der Stuttgarter Liederhalle, dem Leipziger begleiten seinen künstlerischen Weg. Gewandhaus und der Berliner Philharmonie zu hören. Thomas Blomenkamps Werkverzeichnis zählt in- Aufführungen erfolgten ebenso in vielen europäischen zwischen annähernd einhundert Kompositionen und Ländern, in Japan und in den USA. 8 9
Zu Thomas Blomenkamps jüngsten Kompositionen Johannes Brahms gehört das 2018 und 2019 entstandene viersätzige Kla- Klaviertrio C-Dur op. 87 viertrio, das nun durch das junge Morgenstern Trio in der Duisburger Mercatorhalle seine Uraufführung erlebt. Für die Uraufführungen verfasste Thomas Blomenkamp die folgenden Ausführungen: „Schon lange hatte ich den Wunsch, ein Klaviertrio zu schreiben. Zunächst entstanden jedoch 2009 für das Rivinius Klavierquartett ‚Toccata, Johannes Brahms komponierte insgesamt drei Trios Tombeau und Torso für Klavierquartett’ (Uraufführung für Klavier, Violine und Violoncello. Bei einem weiteren am 23. Januar 2011 in der Duisburger Mercatorhalle) so- Trio in A-Dur konnte die Autorschaft niemals geklärt wie 2010 ‚Animato, Adagio und Agitato für Klavierquin- werden, und auch zwei weitere Werke in gleicher Beset- tett’, geschrieben für ‚mein’ Lambertus-Klavierquintett zungsgröße – das Trio für Violine, Horn und Klavier Es- mit befreundeten Mitgliedern der Düsseldorfer Sympho- Dur op. 40 aus dem Jahr 1865 und das Trio für Klarinet- niker (Franziska Früh, Cristian Suvaiala, Ralf Buchkremer te, Violoncello und Klavier aus dem Jahr 1891 – bleiben und Nikolaus Trieb). an dieser Stelle unberücksichtigt. Und so liegt der selt- Als ich im Mai 2017 in Kempen das Morgenstern Trio same Fall vor, dass das Trio H-Dur op. 8 die Reihe der hörte und kennen lernte, vereinbarten wir eine Zusammen- Klaviertrios umrahmt: Brahms ließ mit diesem an Melo- arbeit, die vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft dien überquellenden Werk bereits 1854 im Alter von 21 NRW gefördert wurde, indem es die Auftragserteilung Jahren aufhorchen, doch er war unzufrieden mit der äu- durch die Duisburger Philharmoniker ermöglichte. Meiner ßeren Gestalt und nahm 1889 – nach dreieinhalb Jahr- Vorliebe für Titel mit Alliteration in dieser Klavierkammer- zehnten! – eine Überarbeitung vor. „Mit welcher Kinde- musik-Serie folgend, wählte ich die vier Satzüberschriften rei ich schöne Sommertage verbrachte, rätst Du nicht. Ich Prelude, Prestissimo, Pavane und Precipitato. habe mein H-Dur-Trio noch einmal geschrieben und kann In dem Klaviertrio verlangen zwei ruhige Sätze (Prelu- es op. 108 statt op. 8 nennen. So wüst wird es nicht mehr de und Pavane) und zwei rasende Sätze (Prestissimo und sein wie früher – ob aber besser?“, informierte er Clara Precipitato) den Ausführenden in puncto Tempo, Zusam- Schumann, und seinen Freund Julius Otto Grimm frag- menspiel, asymmmetrische Taktarten usw. einiges ab. Das te er: „Kennst Du etwa noch ein H-Dur-Trio aus unserer Finale, ein kopfüber voran stürzender Satz, ist ein wah- Jugendzeit, und wärst Du nicht begierig, es jetzt zu hören, rer Parforceritt für die Musiker – rastlos, atemlos, ohne da ich ihm – (keine Perücke aufgesetzt!) aber die Haare ein Pausen für die Spieler. In diesem Satz taucht ein kleiner wenig gekämmt und geordnet…“ Ausschnitt aus dem Beethovenschen ‚Erzherzog-Trio’ auf, Viele Jahre hat sich Johannes Brahms danach nicht auch Dmitri Schostakowitsch ist mit seinen tönenden Ini- mehr mit Kompositionen für Klavier, Violine und Vio- tialen kurz anwesend.“ loncello beschäftigt. Das Trio C-Dur op. 87 wurde 1882 vollendet, das Trio c-Moll op. 101 lag 1886 vor. In der Zwischenzeit hatte Johannes Brahms die dritte und die vierte Sinfonie geschrieben, weshalb die beiden Klavier- trios op. 87 und op. 101 diese Orchesterwerke umge- ben. Das Trio C-Dur op. 87 hat eine eigenartige Ent- stehungsgeschichte. Im Jahr 1880 entwarf Johannes 10 11
Brahms die Kopfsätze von zwei Klaviertrios – einem Trio in C-Dur und einem Trio in Es-Dur. Wie es die Gewohn- heit des Komponisten war, bat er bereits seine Freunde um ein Urteil. Obwohl Clara Schumann und Theodor Billroth dem Es-Dur-Satz den Vorzug gaben, folgte Brahms diesmal der Empfehlung nicht. Er vernichtete den Es-Dur-Satz, und auch mit der Ausarbeitung des C-Dur-Trios ließ er sich Zeit. Die drei fehlenden Sätze schrieb er erst 1882 während des Sommeraufenthalts in Bad Ischl. Zu dieser Zeit beschäftigte er sich mit dem Streichquintett F-Dur op. 88 als weiterem kammer- musikalischen Werk. Clara Schumanns Beurteilung des Klaviertrios C-Dur op. 87 fiel diesmal positiver aus. Am 1. August 1882 schrieb sie dem Komponisten: „Welch ein prachtvolles Werk ist das wieder! Wie vieles entzückt mich darin, und wie sehnsüchtig bin ich, es ordentlich zu hören. Jeder Satz ist mir lieb, wie herrlich die Durchfüh- rungen, wie blättert sich da immer ein Motiv aus dem an- dern. – Wie reizend ist das Scherzo, dann das Andante mit dem anmutigen Thema, das eigentümlich klingen muß in der Lage der doppelten Oktaven, ganz volkstümlich! Wie frisch der letzte Satz und so interessant in seinen kunstvol- len Kombinationen!“ Nach ersten privaten Aufführungen fand die offizielle Uraufführung des Klaviertrios C-Dur op. 87 am 29. Dezember 1882 in Frankfurt am Main Johannes Brahms, Fotografie von Fritz Luckhardt, Wien, um 1885 statt. Der Komponist gestaltete selbst den Klavierpart, neben Brahms wirkten der Geiger Hugo Heermann und im Kopfsatz, bei dem das erste Thema von den beiden der Cellist Valentin Müller mit. Allerdings tadelte Cla- Streichinstrumenten in Oktaven vorgetragen wird, ra Schumann das Klavierspiel des Komponisten: „Leider während das zweite Thema zunächst dem Klavier anver- nur spielt Brahms immer schrecklicher – es ist nichts mehr traut ist. Der Satz kennt keine Wiederholungen, dem als ein Schlagen, Stoßen Grabbeln!“, und sie fragte sich: Komponisten gelingt es, bei den verschiedenen Statio- „Wer bemüht sich nun, dem Clavier einen edlen Klang ab- nen das thematische Material stets neu zu beleuchten. zugewinnen, wer macht es sich zur Aufgabe, den Intentio- Der Entwicklungsprozess wird bis in die Coda des Satzes nen des Componisten gerecht zu werden? Wer charakteri- fortgesetzt. Auf diese Weise ist der Kopfsatz des Kla- siert? Wo ist die Pietät, die Compositionen getreu so giebt, viertrios C-Dur op. 87 beherrscht von Vorwärtsdrang wie sie gedacht sind?“ und Energie. Das Klaviertrio C-Dur op. 87 steht an der Schwelle Demgegenüber bildet der zweite Satz, „Andante con zu Johannes Brahms’ Spätstil. Es ist eine reife Kompo- moto“ überschrieben, einen wirklichen Ruhepunkt. Es sition, die durch die Strenge der Komposition besticht handelt sich um einen introvertierten Variationensatz und jede Beliebigkeit meidet. Das zeigt sich bereits in der Tonart a-Moll, dem Thema schließen sich fünf 12 13
Variationen an. Das Thema besitzt bei melancholischem Charakter eine ungarische Färbung. Den volkstümli- chen Charakter des Themas hatte bereits Clara Schu- mann erkannt. Aus dem Kopfsatz ist die Tendenz der Oktavführung der Streichinstrumente übernommen. Premiere Foto: Andreas Endermann Insgesamt ist die Rollenverteilung ausgeglichen, denn Theater Duisburg Sa 01.02.2020 während in der ersten, dritten und fünften Variation die Streicherstimmen hervortreten, dominiert das Klavier in der zweiten und der vierten Variation. Und auch die Aufhellung nach A-Dur hat der Komponist in der vier- ten Variation berücksichtigt. Der dritte Satz ist ein sehr schnelles Scherzo in der Tonart c-Moll. Die Rahmenteile haben gespenstisch- dämonischen Charakter und können sich nur selten aus dem untersten Lautstärkebereich lösen. Ein edler me- lodischer Charakter spricht dagegen aus dem Mittelteil des Satzes. Das Finale in der Tonart C-Dur korrespondiert mit dem Kopfsatz des Trios, es weist dabei aber nicht die dort zu beobachtende Strenge der Verarbeitung auf, Sylvia Hamvasi, Gustavo De Gennaro sondern gibt sich launiger und robuster. Michael Tegethoff ROMÉO ET Charles Gounod JULIETTE operamrhein.de 14
Die Mitwirkenden des Konzerts Einen der größten Wortkomponisten und Sprach- magier der deutschen Lyrik hat das Morgenstern Trio als Paten gewählt. An der Essener Folkwang Hochschule fanden sich die Mitglieder des Ensembles noch in Stu- dentenzeiten zusammen. Auszeichnungen beim Wiener Haydn-Wettbewerb und beim ARD-Wettbewerb in München machten das junge Trio rasch überregional bekannt, ebenso die Aufnahme in die begehrte Bun- desauswahl Konzerte Junger Künstler des Deutschen Musikrates. 2009/2010 gastierten die drei Instrumen- Dekoriert mit den höchsten Preisen und Auszeich- talisten auf Einladung der European Hall Organisation nungen (Wien, Melbourne, ARD, KLRITA), ist das als „Rising Stars“ in den bedeutendsten Konzerthäusern Morgenstern Trio auf den wichtigsten Podien der Welt Europas. zu Hause. Dazu zählen die Carnegie Hall in New York, Publikum und Presse feiern das Morgenstern Trio das Kennedy Center in Washington, der Wiener Mu- für höchsten kammermusikalischen und technischen sikverein, das Wiener Konzerthaus, die Essener Philhar- Anspruch: Seine lange gereiften Interpretationen faszi- monie, die Kölner Philharmonie, die Berliner Philhar- nieren in der Ausarbeitung feinster Nuancen. Vor allem monie, das Concertgebouw Amsterdam und andere. aber die unüberhörbare Lust am gemeinsamen Aus- Enge Freunde des Ensembles wissen jedoch, dass druck, die immer spürbare Neugier, die Unmittelbarkeit die größte Morgensternstunden sie nicht selten in den der Spielfreude dieser Gruppe ziehen die Zuhörer in ih- kleinsten Sälen dieser Welt erwarten: Kammermusik ren Bann. eben... Im Klaviertrio verbinden sich – wie in wohl keiner an- deren Gattung – sinfonische Dichte und Wucht mit der Durchhörbarkeit und Intimität eines Solorezitals. Diese reizvollen Gegensätze in einem homogenen Gesamt- klang auszubalancieren, ist die große Herausforderung beim Klaviertriospiel. Durch eine ebenso gewissenhafte wie kreative Beschäftigung mit dem Repertoire über viele Jahre gelingt es den drei Musikern des Morgen- stern Trios auf beeindruckende Weise, dieses Ideal dar- zustellen. 16 17
Sonntag, 26. Januar 2020, 19.00 Uhr Mittwoch, 12. Februar 2020, 20.00 Uhr Lehmbruck Museum Donnerstag, 13. Februar 2020, 20.00 Uhr Philharmonie Mercatorhalle BLÄSER-BALLADEN 6. Philharmonisches Konzert 2019/2020 Franca Cornils Flöte Benjamin Shwartz Dirigent Carl-Sönje Montag Fagott Christian Poltéra Violoncello Volker Krafft Klavier Foto: Neda Navaee Gaetano Donizetti Antonín Dvořák Trio für Flöte, Fagott und Klavier „Die Waldtaube“, Sinfonische Dichtung op. 110 Henri Dutilleux Robert Schumann Sarabande et Cortège für Fagott und Klavier Konzert für Violoncello und Orchester Ludwig van Beethoven a-Moll op. 129 Trio für Klavier, Flöte und Fagott G-Dur WoO 37 Antonín Dvořák Jan Koetsier Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 Trio für Flöte, Fagott und Klavier op. 81 Frank Martin Ermöglicht durch die Peter Klöckner- Ballade für Flöte und Klavier Stiftung Pietro Morlacchi / Antonio Torriani „Konzertführer live“ mit Martin Fratz Trio für Flöte, Fagott und Klavier um 19.00 Uhr in der Philharmonie Mercatorhalle 18 19
Freitag, 21. Februar 2020, 20.00 Uhr Donnerstag, 27. Februar 2020, 20.00 Uhr Philharmonie Mercatorhalle Lehmbruck Museum RUSSISCHE SEXTETTE BEAT#03: Roots & Visions Anna Malikova Klavier Repercussion: – Artist in Residence – Veith Kloeters, Simon Bernstein, Rafael Sars, Florian Geldsetzer und Matthias Bruns Violine Johannes Wippermann Schlagzeug Mathias Feger Viola Anja Schröder Violoncello Frank Dupree Klavier Francesco Savignano Kontrabass Foto: Daniel Häker Foto: Kurt Steinhausen Gemeinsam mit dem international gefragten Sergej Ljapunow Pianisten und Arrangeur Frank Dupree erforschen Sextett b-Moll op. 63 die vier Multipercussionisten wieder neue mu- Michail Glinka sikalische Dimensionen – von Klassikern der Schlag- Sextett Es-Dur zeugliteratur bis hin zu brandneuen Kompositionen, unter anderem von den Künstlern selbst. Dabei wagt Repercussion einen Blick in die Zukunft sowie zurück auf die eigenen Wurzeln. Mit freundlicher Unterstützung der Das Projekt „Artist in Residence“ wird gefördert von Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker.e.V. 20 21
Herausgegeben von: Stadt Duisburg · Der Oberbürgermeister Sören Link Dezernat für Familie, Bildung und Kultur, Arbeit und Soziales · Dezernent der Stadt Duisburg Thomas Krützberg Duisburger Philharmoniker Intendant Prof. Dr. Alfred Wendel Neckarstr. 1 Foto: Jessica Alice Hath 47051 Duisburg Tel. 0203 | 283 62 - 123 philharmoniker@stadt-duisburg.de www.duisburger-philharmoniker.de Text & Layout: Michael Tegethoff Konzertkartenverkauf Theaterkasse Duisburg So 2. Februar 2020, 11.00 Uhr Opernplatz (Neckarstr. 1), 47051 Duisburg Tel. 0203 | 283 62 - 100 (Karten) Theater Duisburg, Opernfoyer Tel. 0203 | 283 62 - 110 (Abos) Fax 0203 | 283 62 - 210 ZAUBER DER OPERETTE karten@theater-duisburg.de abo@theater-duisburg.de Mo - Fr 10:00 - 18:30 Uhr 3. Profile-Konzert Sa 10:00 - 18:00 Uhr Heidi Elisabeth Meier Sopran Ibrahim Yesilay Tenor Mercator Ensemble: Matthias Bruns Violine Eva Maria Klose Viola Hanno Fellermann Kontrabass Aus rechtlichen Gründen sind Bild- und Tonaufnahmen während des Konzertes nicht gestattet. Andreas Reinhard Klarinette Wolfgang Wiechert Klavier Die Programmhefte der Kammerkonzerte finden Sie bereits fünf Tage vor dem Konzert unter www.duisburger-philharmoniker.de im Internet. 22
Foto: cecopato photograpy 6. Kammerkonzert ALEXANDER LONQUICH So 16. Februar 2020, 19.00 Uhr Philharmonie Mercatorhalle Alexander Lonquich Klavier 1. Teil Von Strawinsky bis Carl Philipp Emanuel Bach 2. Teil Ludwig van Beethoven 33. Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli Ermöglicht durch die Peter Klöckner- Stiftung
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