RISIKO (ER)LEBEN 7. Studientage - Komplexe Suchtarbeit - 21.-22.März2022 SteiermarkhofGraz - Caritas Steiermark

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RISIKO (ER)LEBEN 7. Studientage - Komplexe Suchtarbeit - 21.-22.März2022 SteiermarkhofGraz - Caritas Steiermark
7. Studientage - Komplexe Suchtarbeit

                         RISIKO (ER)LEBEN
                         21. - 22. März 2022   Steiermarkhof Graz
Bild: R.R. Willi Arndt
RISIKO (ER)LEBEN 7. Studientage - Komplexe Suchtarbeit - 21.-22.März2022 SteiermarkhofGraz - Caritas Steiermark
Titelbild
R. R. Willi Arndt
                                               Veranstaltungsort
                                               Steiermarkhof Graz
(freischaffender Künstler Graz)                Krottendorferstraße 81
                                               8052 Graz
Impressum
Caritas Diözese Graz-Seckau
Kontaktladen und Streetwork im Drogenbereich   Anmeldung
Orpheumgasse 8, 8020 Graz                      Die Anmeldung zu den Studientagen ist online möglich
Tel +43 316 772238                             unter www.studientage.at
Fax +43 316 772238-19
streetwork@caritas-steiermark.at               Ansprechperson
http://streetwork.caritas-steiermark.at        Harald Ploder
                                               Orpheumgasse 8/I
Organisation und inhaltliche Konzeption        8020 Graz
Christoph Becker                               0676 / 88015 358
Gabriella Dokter
Katja Körndl                                   studientage@caritas-steiermark.at
Shenja Paar
Harald Ploder                                  Tickets
Martina Raiser                                 bis 31.12.2021   190€ (Early Bird)
Roland Urban                                   ab 01.01.2022    230€
Ulf Zeder

2								                                             7. STUDIENTAGE KOMPLEXE SUCHTARBEIT
RISIKO (ER)LEBEN 7. Studientage - Komplexe Suchtarbeit - 21.-22.März2022 SteiermarkhofGraz - Caritas Steiermark
VORWORT
 Sehr geehrte Damen und Herren!                    sondern auch eine Richtung brauchen, in
 Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!              die verändert werden soll. Pragmatisch kann
                                                   hierzu festgehalten werden, dass die Sucht-
 Eine der schönsten Eigenschaften der pro-         hilfe ohnehin eine wissenschafts- und theorie-
 fessionellen Suchthilfe ist wohl, dass sie        geleitete Disziplin ist – oder glücklicherweise
 einem ständigen Wandel unterliegt - weil sie      immer mehr wird. Darüber hinaus erzeugt un-
 einem ständigen Wandel unterliegen muss!          sere tägliche Arbeit mit suchterkrankten Men-
 Konsumierte Substanzen, Konsummuster,             schen ganz von alleine unzählige praktische
 Dynamiken innerhalb sogenannter Szenen            Erfahrungen, die es allenfalls aufzugreifen
 aber auch sozialpolitische Rahmenbedingun-        und ernst zu nehmen gilt.
 gen sind nur ein paar wenige Beispiele für
 sich ständig verändernde Anteile im Leben         Die Studientage – Komplexe Suchtarbeit
 von Substanzgebrauchenden. Nicht ver-             wagen vor diesem Hintergrund und in ge-
 gessen werden darf hier, was jede Kollegin        wohnter Manier den Brückenschlag zwischen
 und jeder Kollege in der Suchthilfe selbst-       aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen,
 verständlich weiß: Es gibt ihn nicht, den typi-   der wegweisenden Praxis und insbesondere
 schen suchterkrankten Menschen. Jedes Ge-         der Frage nach Erkenntnissen für unsere ge-
 genüber in unserer täglichen Arbeit hat eine      meinsame Zukunft. In der 7. Auflage unserer
 einzigartige Biographie, in der sich auch die     Studientage wird der Fokus auf das Leben
 Entstehung einer Suchterkrankung versteckt,       und Erleben von Risiko und riskantem Verhal-
 unterschiedlichste und vielfältigste Ressour-     ten gelegt und dadurch tief in die Lebenswelt
 cen, die zentrale Maxime bei der Erarbeitung      unserer Klientinnen und Klienten eingetaucht.
 von Problemlösungsstrategien sein müssen          Die Perspektiven auf dieses Thema sind min-
 und in vielen Fällen leider auch einen großen     destens so vielfältig wie unser Programm und
 Rucksack voll mit negativen Erfahrungen und       die Vortragenden und Workshopleitenden,
 seelischen Kratzern oder gar Verletzungen.        die sie mit uns gemeinsam zu zwei Tagen In-
 Wer sich ernsthaft mit der Behandlung, Be-        novation, Austausch und vor allem gemeinsa-
 gleitung oder Beratung von suchterkrankten        me Entwicklung der Suchthilfe einladen.
 Menschen befassen möchte, wird die eben
 beschriebenen Voraussetzungen verinnerli-
 chen müssen und damit ganz automatisch            Wir freuen uns auf eine gemeinsame
 verstehen, warum nur dynamische Suchthilfe        produktive und erkenntnisreiche Zeit!
 auch erfolgreiche Suchthilfe sein kann.
                                                   Harald Ploder
 Ein kritischer Geist wird an dieser Stelle den    und das Team von Caritas Kontaktladen
 berechtigten Einwand vorbringen, dass Ver-        und Streetwork im Drogenbereich
 änderungsdynamiken nicht nur einen Antrieb,

21. - 22. MÄRZ 2022                                                                                  3
RISIKO (ER)LEBEN 7. Studientage - Komplexe Suchtarbeit - 21.-22.März2022 SteiermarkhofGraz - Caritas Steiermark
PROGRAMM
            Montag, 21. März 2022
13:00 Uhr   Begrüßung und Einleitung

13:30 Uhr   Impulsreferat Prof. Dr. Heino Stöver
            Harm Reduction - eine übergreifende Methode und Strategie
            - ein Update!

14:30 Uhr   Kaffeepause

15:00 Uhr   Impulsreferat Dr. Ulf Zeder
            Cannabis - die gefährlichste Droge der Welt, oder?

15:30 Uhr   Impulsreferat Mag.a Nadja Springer
            Lebensrealitäten von Kindern aus suchtbelasteten Familien

16:20 Uhr   Kaffeepause

16:40 Uhr   Impulsreferat Eva Nebel, MSc.
            Bindung erleben - professionelle Nähe in der Arbeit mit Menschen mit Suchterkrankungen

17:45 Uhr   Literatischer Abschluss Omar Khir Alanam
            Risiko

18:15 Uhr   Abendessen

4								                                                        7. STUDIENTAGE KOMPLEXE SUCHTARBEIT
M
                   Dienstag, 22. März 2022
       09:00 Uhr   Auftakt

       09:30 Uhr   Workshops Vormittag                     Workshops Vormittag                         Workshops Vormittag

                   WS1: Dr. Heino Stöver                   WS4: Mag.a Nadja Springer                   WS6: MA Dominique Schori
                   Geschlechtersensible Suchtarbeit        We find our mind initially in the mind of   20plus1 Jahre Drug Checking in
                                                           our parents... what we think of oursel-     Zürich
                   WS2: Dr. Charlotte Cordes               ves is born of what we were thought         - Erfahrungen, Herausforderungen
                   Einführung in den Provokativen Ansatz   about by others (Fonagy, 2015)              und Zukunftsvisionen
                   - Humor und Herausforderung in Bera-
                   tung, Coaching und Therapie
                                                           WS5: Mag. Dr. Georg Zepke                   WS7: Caritas Kontaktladen
                   WS3: Dr. Stefan Sinz                    Unsicherheitszonen in Organisationen        Harm Reduction & Safer Use in der
                   Die Ambivalenz von Risikoverhalten -
                                                                                                       Praxis
                   zwischen Vermeidung und Angstlust

       13:00 Uhr   Mittagessen

       14:00 Uhr   Workshops Nachmittag                    Workshops Nachmittag                        Workshops Nachmittag

                   WS1: Dr. Heino Stöver                   WS4: Mag.a Nadja Springer                   WS6: MA Dominique Schori
                   Geschlechtersensible Suchtarbeit        We find our mind initially in the mind of   20plus1 Jahre Drug Checking in
                                                           our parents... what we think of oursel-     Zürich
                   WS2: Dr. Charlotte Cordes               ves is born of what we were thought         - Erfahrungen, Herausforderungen
                   Einführung in den Provokativen Ansatz   about by others (Fonagy, 2015)              und Zukunftsvisionen
                   - Humor und Herausforderung in Bera-
                   tung, Coaching und Therapie             WS5: Mag. Dr. Georg Zepke
                                                           Unsicherheitszonen in Organisationen        WS7: Caritas Kontaktladen
                   WS3: Dr. Stefan Sinz
                                                                                                       Harm Reduction & Safer Use in der
                   Die Ambivalenz von Risikoverhalten -
                   zwischen Vermeidung und Angstlust                                                   Praxis

       17:30 Uhr   Feierlicher Ausklang
                   mit Getränken und Brötchen

    21. - 22. MÄRZ 2022                                                                                                                    5
REFERENTiN
                         Dr. Charlotte Cordes hat Kommunikationswissenschaft, Markt- und Werbespy-
                         chologie und Amerikanistik in München studiert. Sie führt seit Jahren Seminare
                         zum Provokativen Ansatz durch und hält Vorträge zu diesem Thema, macht
                         Einzelcoachings und Improseminare für unterschiedliche Zielgruppen. Sie ist
                         Teil der Institutsleitung des Deutschen Instituts für Provokative Therapie (www.
                         provokativ.com) und hat eine private Coachingpraxis in München.
                         Sie ist Autorin mehrerer Bücher (Mut zur Impro, Sie lachen das schon, Einfüh-
                         rung in den Provokativen Ansatz) und Fachartikel. Ausserdem spielt sie seit
                         1998 aktiv Improvisationstheater (www.lifestories.de) und singt im Chor.
                         Ihre langjährige Erfahrung im Bereich Provokativer Ansatz und Bühne ist sehr
                         wertvoll und ihre Begeisterungsfähigkeit äusserst ansteckend.
                         Sie ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in München.
Dr.in Charlotte Cordes

                         www.evanebel.at
                         Psychotherapeutin Transaktionsanalyse in freier Praxis, Trauma Somatic Ex-
                         periencing nach Peter Levine, DGKP, akademisch geprüfte Pflegepädagogin,
                         Coach, Supervisorin, Lebens- und Sozialberaterin, Dipl. Lernberaterin, Krisen-
                         intervention;

                         Arbeitsschwerpunkt: Psychotherapie, Trauma, Supervision, Fallarbeit, Semina-
                         re, Angehörigenberatung und -coaching

                         Themenschwerpunkt: Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten in der
                         Alterspsychiatrie, Psychiatrie und Menschen mit Beeinträchtigungen
   Eva Nebel, MSc

                         Ich wurde am 13. Mai 1991 in einem Vorort von Damaskus, namens Ost-
                         Ghouta, geboren. Ich wuchs in demselben Ort auf und studierte später in Da-
                         maskus und Latakia.
                         Aufgrund des Krieges musste ich meine Heimat verlassen. Zuerst floh ich in
                         den Libanon dann in die Türkei.
                         Im November 2014, nach zwei Jahren Flucht, kam ich in Österreich an wo
                         ich bis heute lebe. Im Oktober 2017 schaffte ich es auf den dritten Platz bei
                         den Österreichischen Poetry Slam Meisterschaften.
                         Ich schreibe Lyrik und Prosa, meine Texte wurden in Magazinen und im Inter-
                         net veröffentlicht. Die Themen meiner Texte sind Liebe, Exil, Revolution, Flucht,
                         Ausgrenzung, Heimat, Hoffnung und Identität.
                         Mein erstes Buch erschien im März 2018 im edition-a Verlag unter dem Titel
                         „Danke! Wie Österreich meine Heimat wurde.“ Im März 2020 erschien „Auf der
Omar Khir Alanam         Reise im Dazwischen“ bei Edition Thanhäuser. Im August 2020 erscheint in der
                         edition-a „Sisi, Sex und Semmelknödel“.

6								                                                   7. STUDIENTAGE KOMPLEXE SUCHTARBEIT
NNEN
                         Ausbildung zum Pflegefachmann HF, anschliessend Studium der Philosophie,
                         Geschichte und Germanistik in Zürich.
                         Seit rund 10 Jahren in unterschiedlichen Funktionen und Institutionen im
                         Suchtbereich tätig, unter anderem 5 Jahre in einem Zentrum für Heroinge-
                         stützte Behandlung.
                         Von 2017 bis 2020 bei Infodrog für die Koordination und fachliche Unterstüt-
                         zung von schadensmindernden Angeboten in der Schweiz zuständig. Verant-
                         wortlich u.a. für die Entwicklung von nationalen Standards für Drug Checking,
                         dem Monitoring von Konsumverhalten von Freizeitdrogenkonsumierenden in
                         der Schweiz und Leitung von verschiedenen Arbeits- und ExpertInnengrup-
                         pen zu Drug Checking und Freizeitdrogenkonsum.
                         Seit Juli 2020 Leiter von Saferparty Streetwork, dem Drug-Checking-Angebot
 MA Dominique Schori     der Stadt Zürich.

                         Geb. 26.12.1966 in Linz
                         Medizinstudium in Wien
                         Arzt für Allgemeinmedizin
                         Facharzt für Psychiatrie
                         Seit einigen Jahren ärztlicher Leiter der Suchtberatung Obersteiermark in Le-
                         oben
                         Wahlarztpraxis in Leoben
                         Vorher Tätigkeit u.a. in der Forensik (JA Karlau), Konsiliarpsychiatrie (LKH
                         Leoben) und vor allem über viele Jahre in der Sozialpsychiatrie
                         Langjährige Vortrags-, Seminar- und Supervisionstätigkeit
                         Schwerpunkte:
                         politische und gesellschaftliche Aspekte des psychiatrischen Handelns
                         Komorbidität psychiatrische Erkrankungen - Suchterkrankungen
                         Zusammenwirken von Psychotherapie und Psychopharmaka
  Dr.med. Stefan Sinz    Persönlichkeitsstörungen
                         Tiefenpsychologie

                         Mag. Nadja Springer, Klinische- und Gesundheitspsychologin, Psychothera-
                         peutin in freier Praxis (psychoanalytisch orientierte Psychotherapie).

                         Mitarbeiterin im Verein Dialog am Standort Suchtprävention und Früherken-
                         nung mit folgenden Schwerpunkten: schulische Suchtprävention, Kinder aus
                         suchtbelasteten Familien, wissenschaftliches Arbeiten.

                         Teammitglied der Lehrgangsleitung des Weiterbildungslehrgangs „Suchtbe-
                         ratung und Prävention“ an der FH St.Pölten.

  Mag.a Nadja Springer

 21. - 22. MÄRZ 2022                                                                                     7
REFERENTiNNEN

                          Prof. Dr. Heino Stöver ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und seit 2009 Professor
                          am Fachbereich “Soziale Arbeit und Gesundheit” sowie Geschäftsführender
                          Direktor des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt-University of Ap-
                          plied Sciences. Er ist Mitbegründer und Vorstand von akzept e.V. (Bundesver-
                          band für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik).
                          Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in Bereichen der Drogenhilfeangebote, der
                          Drogenpolitik, des gender-/männerspezifischen Drogenkonsums, der Evalua-
                          tionen der Wirksamkeit von Hilfeangeboten, der Entwicklung neuer Interven-
                          tionskonzepten und der Planung von bedarfsgerechten Gesundheitsversor-
                          gungsstrategien. Er ist Träger des Forschungspreises 2017 der Hessischen
                          Hochschulen sowie des Scientific Award 2017 des European Monitoring
                          Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA), sowie des Publikationsprei-
                          ses 2020 der „Stiftung - Forschung - Bildung Frankfurt University of Applied
 Prof. Dr. Heino Stöver   Sciences (FRA-AUS).

                          Dr. Ulf Zeder, Jahrgang 1961. Klinischer Psychologe, Gesundheitspsycholo-
                          ge, Psychotherapeut und Suchtkoordinator der Stadt Graz.

                          Ich bin in Schweden vorsozialisiert und später dann in Österreich komplettiert
                          worden. Neben weitreichenden Interessen in diversen Disziplinen beschäftige
                          ich mich mit „Sachverhalten“ die oft wenig hinterfragt, als selbstverständlich
                          und allgemeingültig betrachtet werden.

     Dr. Ulf Zeder

                          Leiter des „Instituts für systemische Organisationsforschung“ in Wien Unter-
                          nehmensberater, Trainer Organisationswissenschaftler und Verleger, Universi-
                          täts- und FH-Lektor.

                          Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organi-
                          sationsberatung (ÖGGO).

                          Lehrsupervisor (ÖVS).

                          Netzwerkpartner mehrerer Beratungsfirmen.

  Mag. Dr. Georg Zepke

 8								                                                7. STUDIENTAGE KOMPLEXE SUCHTARBEIT
Die Einrichtung Caritas Kontaktladen und Streetwork im
                                   Drogenbereich besteht in ihrer heutigen Form seit 1999.
                                   Über die Jahre stetig gewachsen besteht das Kernteam
                                   heute aus 11 Streetworkern und Streetworkerinnen, die auf
                                   ein umfangreiches Wissen, entstanden aus der jahrelangen
                                   Arbeit im niederschwelligen Suchtbereich zurückgreifen
                                   können. Diese breitgefächerte Expertise ermöglicht einen
                                   kompetenten Umgang und ein professionelles Arbeiten mit
                                   suchtkranken Menschen in Graz.

     Team Caritas Kontaktladen &
     Streetwork im Drogenbereich

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  LEBEN.
  Entsorgungslösungen
  für Graz und
  Graz Umgebung                                                                                                                                        achtzigzehn | Foto: Joel Kernasenko | bezahlte Anzeige
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21. - 22. MÄRZ 2022                                                                                                                                9
VORTRÄGE
                                              Montag, 21. März 2022

                                      Impulsreferat Prof.Dr. Heino Stöver

  Harm Reduction - eine übergreifende Methode und Strategie - ein Update!!
Strategien der Schadensminderung (Harm Reduction) sind zentrale Elemente übergeordneter Public Health -Strategien gewor-
den und haben Eingang in die europäischen und den meisten nationalen Drogenstrategien und Aktionspläne gefunden. Die
WHO, UNAIDS, und UNODC empfehlen ein Paket von Harm Reduction – Interventionen als die Grundlage einer Public Health
- Antwort auf die Herausforderungen des intravenösen Drogenkonsums und damit zusammenhängender Infektionskrankheiten.

Die Übertragung des Konzeptes „Harm Reduction“ auf legale Substanzen respektive Verhaltensweisen ist noch wenig in verhal-
tens-/ bzw. verhältnispräventive Strategien umgesetzt worden. Im Tabakbereich kann der Einsatz von E-Zigaretten beispielsweise
                      als eine harm reduction – Strategie verstanden werden ( „Tobacco Harm Reduction“).

Auch im Rahmen der WHO bestehen Bemühungen, alkoholassoziierte Schäden zu reduzieren, sowie die zunehmende Erkennt-
nis, dass bei Alkoholabhängigkeit Abstinenz nicht das alleinige Therapieziel sein muss. Allerdings sind die harm reduction – Stra-
                                     tegien im Alkoholbereich noch stark unterentwickelt.

Völlig ungeklärt ist noch die Bedeutung von Schadensminderung bei Verhaltenssüchten, wie z.B. Glücksspiel. In diesem Bereich
                        wird eher noch von verantwortungsvollem bzw. kontrolliertem Konsum“ gesprochen.
          Der Vortrag bietet eine aktuelle Übersicht über die Karriere der Harm-Reduction-Strategie und –Bewegung.

                                              Impulsreferat Dr. Ulf Zeder

                      Cannabis – die gefährlichste Droge der Welt, oder?
Cannabis, Knaster, Hanf, Marihuana, Dope. Was unterscheidet Cannabis von legalisierten und regulierten Drogen? Im Vortrag
      wird der Fokus auf die Grundlagen gerichtet, die eine Rechtfertigung des Generalverbots scheinbar ableiten lassen.
Die Prohibition beruht auf Annahmen und Mythen, die bei näherer Betrachtung relativierbar sind und auf Gebrauchs-Konsequen-
zen, die individuell aber höchst verschiedenartig sein können. Das Legalitätsprinzip ist für eine situative und individuelle Beurtei-
              lung eher hinderlich und erschwert die Auseinandersetzung über eine maßgeschneiderte Regulierung.

10								                                                                     7. STUDIENTAGE KOMPLEXE SUCHTARBEIT
Impulsreferat Mag.a Nadja Springer

              „Lebensrealitäten von Kindern aus suchtbelasteten Familien“
 Das Leben vieler substanzabhängiger Eltern ist durch chronische psychosoziale, psychopathologische und sozioökonomische
 Schwierigkeiten gekennzeichnet. Diese Komplexität macht es schwierig den spezifischen Beitrag der Suchterkrankung im Hin-
 blick auf die vorhandenen Ressourcen zur Erfüllung der Elternrolle zu entwirren. Übereinstimmend kommen internationale Studien
 zu dem Resultat, dass die Herausforderung darin besteht, Kindern aus suchtbelasteten Familien frühzeitig adäquate Unterstüt-
 zung anzubieten. Die Autoren sehen einen zentralen Grund für das Scheitern von Angeboten in Schuld- und Schamgefühlen
 der Eltern, die sie daran hindern, sich einzugestehen, dass auch ihre Kinder unter der Situation leiden. Auch Fachleuten der
 Suchthilfe fällt es nicht leicht, Eltern auf die Situation ihrer Kinder anzusprechen. Die Kinder allerdings sind sich in der Regel der
 Drogeneinnahme ihrer Eltern bereits in der frühen Kindheit durchaus bewusst, behalten dieses Wissen jedoch meist für sich. Da-
 durch bleiben diese Kinder, obwohl möglicherweise Unterstützungsbedarf bestünde, lange unsichtbar und damit unerreichbar.
 Ziel des Vortrages ist es, die Lebensrealitäten der suchtbelasteten Familien zu beleuchten und sowohl vorhandene wie auch
                                               wünschenswerte Hilfsangebote zu diskutieren.

                                             Impulsreferat Eva Nebel, MSc.

 Bindung erleben - professionelle Nähe in der Arbeit mit Menschen mit Such-
                               terkrankungen
 Vertrauen, Zutrauen und Bindungsarbeit ist eine Grundlage in der Arbeit mit Menschen mit Suchterkrankungen. Menschen wirk-
 lich zu begegnen, zu versuchen ihre Lebens- und Erlebenswelt ein Stück weit zu verstehen birgt im Besonderen bei Menschen mit
 Suchterkrankungen nicht nur Chancen sondern auch Risiken, sowohl für die Betroffen als auch für die professionell Begleitenden.

 In diesem Referat wird Professionelle Nähe in der Arbeit mit suchterkrankten Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven im
 Hinblick auf Risiko und Chance für die Lebenswelt der Betroffenen wie auch professionell Begleitenden betrachtet und diskutiert
                    im Versuch einer Annährung was professionelle Nähe in der sozialen Arbeit bedeuten kann.

                                    Literarischer Abschluss Omar Khir Alanam

                                                            „Risiko“
   Über das Risiko in verschiedenen Phasen des Lebens. Es ist immer ein Risiko, aber doch ist es in jeder Phase ganz anders.

21. - 22. MÄRZ 2022                                                                                                                  11
WORKSHOP
                                           Dienstag, 22. März 2022

                                            WS1 - Prof. Dr. Heino Stöver

                                    Geschlechtersensible Suchtarbeit
Die Notwendigkeit und die Chancen einer geschlechtersensiblen Suchtarbeit und die damit verbundenen Qualitäts- und Effizi-
      enzaspekte sind in der Fachwelt mittlerweile unumstritten. Trotz dieses Wissens um den Umstand des Nutzens einer
genderspezifischen Suchtarbeit, wird geschlechtsspezifische Suchtarbeit nicht oder nur in geringem Maße angeboten und um-
gesetzt. So werden Themen wie Aggression, Gewaltimpulse, Einsamkeit, Sexualität, Angst, Trauer und Scham häufig tabuisiert.
Vor diesem Hintergrund gehen wir besonders auf den Zusammenhang der Konstruktion von Männlichkeiten und Drogengebrauch
und -abhängigkeit ein. Traditionelle männliche - ebenso wie weibliche - Rollenbilder, nicht benennbare und oft nicht verarbeitete
Ängste, Gewalterlebnisse unter Jungen und Männer, Erfolgsdruck etc. können und werden zu einem nicht unbeträchtlichen Teil
mit dem Konsum psychoaktiver Substanzen kompensiert und (zunächst erfolgreich) bewältigt. Probleme entstehen jedoch wenn
dieses Schema dauerhaft in den männlichen Alltag eingebaut wird, und alternative Bewältigungsformen verkümmern. Drogen
sind jedoch nicht nur als Kompensationsmittel männlichen Alltags, sondern auch als Demonstrationsmittel der Stärke und Aus-
                                           druck von Risikobewältigung zu verstehen.
Das Seminar wird männliche Sozialisation, männliche Verarbeitungsformen und Rollenanforderungen, genderhomogene Sucht-
arbeit (aber auch: Können Frauen mit Männern männerspezifisch arbeiten - geht das?) und viele weitere männerspezifische
                                                      Themen bearbeiten.
Das Seminar basiert auf dem Manual „Männlichkeit und Sucht - Handbuch für die Praxis“ (Stöver, Vosshagen, Bockholdt, Schulte-
                                               Derne, LWL Münster - 3. Auflage).

                                            WS2 - Dr.in Charlotte Cordes

                               Einführung in den Provokaktiven Ansatz
                               Humor und Herausforderung in Beratung, Coaching und Therapie
Der Provokative Ansatz hat sich aus der Provokativen Therapie von Frank Farrelly entwickelt. Er repräsentiert eine energiegelade-
ne Art der Kommunikation in der Beratung (Coaching, Mediation, Therapie, usw.), die im professionellen Kontext eher ungewöhn-
lich ist. Wer Sinn für Humor hat und Lachen bei der Arbeit nicht für eine unnütze oder gar schädliche Zeitverschwendung hält, wird
feststellen, dass provokative Interventionen eine sehr nützliche Bereicherung darstellen und sich in fast jeden Kommunikationsstil
einbauen lassen. Grundlage des Provokativen Ansatzes ist eine hohe Wertschätzung des Gegenübers und die Überzeugung die
Kommunikationspartner (wer auch immer das gerade ist) mündig und stark sind und alle Ressourcen zur Verfügung haben, um
Probleme selbst zu lösen. Die Begegnung erfolgt dabei auf Augenhöhe. Die Kernstücke sind Humor und Herausforderung: Das
Lachen über sich selbst entspannt alle Beteiligten. Die humorvolle Verzerrung und Übertreibung eingefahrener und selbstschädi-
            gender Glaubenssätze und Verhaltensweisen provozieren einen emotional geladenen Widerstand dagegen.

                                                       Schwerpunkte
    •    Kognitiver Rahmen des Provokativen Ansatzes
    •    Selbsterfahrung durch Live Arbeiten der Referentin mit persönlichen Themen der Teilnehmer und Übungen, damit auch
         die Teilnehmer erste eigene Erfahrungen mit dem Provokativen Ansatz erleben können (innere Haltung, eigene Wirkung,
         Menschenbild…).

12								                                                                   7. STUDIENTAGE KOMPLEXE SUCHTARBEIT
PS
                                               WS3 - Dr. med. Stefan Sinz

    Die Ambivalenz von Risikoverhalten - zwischen Vermeidung und Angstlust
  Im gesundheitspolitischen Kontext wird Risikoverhalten als Verhalten definiert, das nachteilige gesundheitliche Folgen nach sich
  ziehen kann. Oft wird nur auf die individuellen Komplikationen (z.B. Verletzungen) fokussiert, seltener werden Gefahren, die über
                                 das Individuum hinausgehen (z.B. Gefährdung anderer) thematisiert.
  Bei der Diskussion über riskantes Verhalten wird meist auf die Vernunftebene hingewiesen und Vermeidung empfohlen, als wäre
                                      der Mensch ein ausschließlich vernunftgetriebenes Wesen...
          V.a. in der Populärkultur zeigt sich aber eine Verherrlichung von risikoaffinen Menschen (z.B. Extrembergsteiger).
  Damit rückt der Begriff „Angstlust“ in den Fokus: Einerseits kann Lust sekundär entstehen nach dem Aushalten, Überstehen des
                                    angstbesetzen, risikoreichen Erlebnisses (z.B. nach Mutproben).
  Andererseits kann auch die Angst selbst als Genuss empfunden werden. So beschreiben Extremsportler ein High-Gefühl im
                                                  Moment der größtmöglichen Gefahr.
                              Risikoverhalten bietet also zwei verschiedene Interpretationsmöglichkeiten.

  Im Workshop soll das Thema möglichst breit und mit eigenen Erfahrungen diskutiert werden. Die Verbindung mit dem Thema
  Sucht soll herausgearbeitet werden, etwa der Probekonsum als Initiationsritus Jugendlicher in einer scheinbar durchregulierten,
  risikominimierenden Erwachsenenwelt. Mechanismen der Entstehung von Lust beim süchtigen Verhalten könnten sein: bioche-
  misch-pharmakologisch, psychodynamisch (narzisstische Komponente), auf Basis einer Besonderheit der Persönlichkeit (disso-
              ziale Komponente), sozial (Peer-group), politisch (Ausdruck des Widerstandes), sexuell (Chemsex) u.a..

                                              WS4 - Mag.a Nadja Springer

  “We find our mind initially in the mind of our parents… what we think of our-
    selves is born of what we were thought about by others” (Fonagy, 2015)
  Durch die Behandlung substituierter Schwangerer und Eltern und der damit verbundenen Kooperation mit der Wiener Kinder- und
  Jugendhilfe sowie anderen involvierten Institutionen wurde der Bedarf an Unterstützung für diese Mütter und in weiterer Folge
  deren Kinder deutlich. Die vom Verein Dialog etablierten Gruppenangebote für Mütter und deren Kinder in den ersten Lebens-
  jahren sowie für Kinder aus suchtbelasteten Familien zwischen 8 und 12 Jahren werden im Rahmen des Workshops vorgestellt.
  Fallbeispiele sollen die Situation der Familien lebendig verdeutlichen. Ambivalenzerfahrungen und Loyalitätskonflikte finden sich
  sowohl bei den Kindern wie auch bei den Eltern. Sie führen nicht selten im Zusammenhang mit Scham- und Schuldgefühlen zu
  Idealisierungs- und zu Entwertungsgedanken und erschweren dadurch sowohl eine stabile Beziehungserfahrung als auch die
  Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit, die im Hinblick auf eine gesunde psychische Entwicklung als wichtige protektive Fak-
                                                         toren anzusehen sind.

 21. - 22. MÄRZ 2022                                                                                                             13
WORKSHOPS
                                            WS5 - Mag. Dr. Georg Zepke

                                 Unsicherheitszonen in Organisationen
 In diesem Workshop wird mit einer systemtheoretischen Perspektive der Frage nachgegangen, wie in Organisationen im Allge-
 meinen und insbesondere Organisationen der Drogenarbeit mit Phänomenen wie Unsicherheit, Risiko und eigenem Suchtaffini-
                                                     täten umgegangen wird.
      •  Wie wirkt sich der Umgang mit der Zielgruppe auf intern Strukturen, aber v.a. auch auf informelle Prozesse und die Or-
         ganisationskultur aus?
      •  Welche impliziten und expliziten Umgangsformen und Praktiken und Rituale kristallisieren sich zur Bearbeitung von
         individuellen und kollektiven Risikopotenzial heraus?
      •  Welche Handlungskonsequenzen lassen sich daraus ableiten?

 Nach einem kompakten Input über ein systemtheoretisches Verständnis von Organisationen und organisationstheoretischen Hy-
 pothesen zum Umgang mit Risiko und Sucht sollen in einer gemeinsamen Spurensuche organisationale Phänomene im Umgang
 mit Unsicherheit, Risiko, aber auch mit Suchtaffinitäten und Genuss identifiziert und diskutiert sowie Anregungen für die prakti-
                                             sche Arbeit daraus abgeleitet werden.

                                            WS6 - MA Dominique Schori

                           20plus1 Jahre Drug Checking in Zürich
                  - Erfahrungen, Herausforderungen und Zukunftsvisionen
 Wie kann die für andere Angebote der Suchthilfe nur schwer erreichbare Gruppe der Freizeitdrogenkonsumierende mit Drug-
 Checking-Angeboten erreicht werden? Welche Ziele werden mit Drug Checking verfolgt? Welchen Beitrag leisten Drug-Che-
 cking-Angebote zur individuellen Risikominimierung für Konsumierende und zur öffentlichen Gesundheit? Und wie kann die
 Akzeptanz dieses noch immer kontrovers diskutierten Ansatzes gesteigert werden? Der Workshop bietet Antworten auf diese
                                                     und weitere Fragen.
 Seit 2001 bietet Saferparty Streetwork mobiles Drug Checking an Partys und Festivals an. 2006 wurde das Angebot um ein
 stationäres Drug Checking, dem Drogeninformationszentrum (DIZ) ergänzt. Mit diesem kombinierten Angebot aus mobilen Inter-
 ventionen im Partysetting und einem stationären Angebot, welches auch Konsumierende anspricht, die nicht in der Partyszene
 verkehren, kann die heterogene Gruppe der Freizeitdrogenkonsumierenden umfassender erreicht werden. Pro Jahr werden über
                                   2000 Substanzanalysen und Kurzberatungen durchgeführt.

                  WS7 - Caritas Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich

                              Harm Reduction & Safer Use in der Praxis
 Harm Reduction und Safer Use Maßnahmen helfen NutzerInnen der Suchthilfe bei der Verbesserung ihrer Lebensqualität und
                                                      retten oft genug Leben.
 Während in den Szenen einerseits viel Wissen zu sichererem Konsum vorhanden ist, halten sich andererseits Mythen und Un-
                                                       wahrheiten hartnäckig.
 ProfessionistInnen in allen Bereichen der Suchthilfe, ob hoch- oder niederschwellig, können und müssen hier als MultiplikatorIn-
       nen fundiertes Wissen vermitteln und so helfen konsuminduzierte Erkrankungen und Überdosierungen zu verringern.
 Mit einer kombinierten Expertise aus wissenschaftlich bewiesenen Fakten und Szenewissen aus der jahrelangen Arbeit mit in-
 travenös konsumierenden, drogenabhängigen Menschen, sollen in diesem Workshop Probleme und Gefahren des Konsums
           unterschiedlicher Substanzen praxisnah betrachtet und schadensminierende Maßnahmen erarbeitet werden.

 14								                                                                   7. STUDIENTAGE KOMPLEXE SUCHTARBEIT
COVID - 19
                Die 7. Studientage - Komplexe Suchtarbeit
                           „RISIKO (ER)LEBEN“
       werden entsprechend den zum Zeitpunkt der Veranstaltung
           gültigen Bestimmungen zur Pandemieeindämmung
                                stattfinden.

21. - 22. MÄRZ 2022                                              15
In Kooperation mit:

       STLP - Steirischer Landesverband für   BÖP - Berufsverband Österreichischer
       Psychotherapie                         PsychologInnen
       Die Studientage sind als Fortbildung   Die Studientage sind als Fortbildung
       im Sinne des Psychotherapiegesetzes    im Sinne des PsychologInnengesetzes
       anerkannt.                             mit 10 Fortbildungseinheiten anerkannt.

Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch:

16								                                    7. STUDIENTAGE KOMPLEXE SUCHTARBEIT
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