Morphologische und funktionelle Diagnostik der koronaren Herzkrankheit mittels Computertomographie

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Morphologische und funktionelle Diagnostik der koronaren Herzkrankheit mittels Computertomographie
Review articles
Herz
https://doi.org/10.1007/s00059-022-05098-7
Eingegangen: 25. August 2021
                                             Morphologische und funktionelle
Überarbeitet: 5. Dezember 2021
Angenommen: 17. Januar 2022                  Diagnostik der koronaren
© Der/die Autor(en) 2022                     Herzkrankheit mittels
                                             Computertomographie
                                             S. Baumann1 · D. Overhoff2,3 · C. Tesche4 · G. Korosoglou5 · S. Kelle6 · M. Nassar6 ·
                                             S. J. Buss7 · F. Andre8 · M. Renker9 · U. J. Schoepf10 · I. Akin1 · S. Waldeck2 ·
                                             S. O. Schoenberg3 · D. Lossnitzer8,11
                                             1
                                               First Department of Medicine – Cardiology, University Medical Centre Mannheim, Mannheim, Germany
                                             and DZHK (German Centre for Cardiovascular Research), partner site Heidelberg/Mannheim, Mannheim,
                                             Deutschland; 2 Department for Radiology and Neuroradiology, German Federal Armed Forces Central
                                             Hospital Koblenz, Koblenz, Deutschland; 3 Department of Radiology and Nuclear Medicine, University
                                             Medical Centre Mannheim, Faculty of Medicine Mannheim, Heidelberg University, Heidelberg,
                                             Deutschland; 4 Department of Internal Medicine, Cardiology, St. Johannes Hospital, Dortmund,
                                             Deutschland; 5 Department of Cardiology & Vascular Medicine, GRN Hospital Weinheim, Weinheim,
                                             Deutschland; 6 Department of Internal Medicine/Cardiology, German Heart Institute Berlin, Berlin,
                                             Deutschland; 7 The Radiology Center, Sinsheim, Eberbach, Erbach, Walldorf, Heidelberg, Heidelberg,
                                             Deutschland; 8 Department of Cardiology, Angiology and Pneumology, University of Heidelberg,
                                             Heidelberg, Deutschland; 9 Department of Cardiology, Kerckhoff Heart Center, Bad Nauheim,
                                             Deutschland; 10 Division of Cardiovascular Imaging, Department of Radiology and Radiological Science,
                                             Medical University of South Carolina, Charleston, USA; 11 Klinik für Kardiologie, Angiologie und
                                             Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

                                             Zusammenfassung

                                             Die CT(Computertomographie)-Koronarangiographie (cCTA) ist bei Patienten mit
                                             niedriger und mittlerer Vortestwahrscheinlichkeit für eine koronare Herzkrankheit
                                             (KHK) eine sichere Möglichkeit zum nicht-invasiven Ausschluss signifikanter
                                             Koronarstenosen und ermöglicht darüber hinaus auch deren funktionelle und
                                             morphologische Beurteilung. Der Stellenwert der cCTA wurde durch die 2019
                                             publizierte ESC(European Society of Cardiology)-Leitlinie zu Diagnose und
                                             Management des chronischen Koronarsyndroms gestärkt und hat dadurch eine
                                             erhebliche Aufwertung erfahren. Die Bestimmung des Agatston-Scores ist eine klinisch
                                             etablierte Methodik zur Quantifizierung des Koronarkalks und hat Einfluss auf die
                                             Einleitung einer medikamentösen Therapie. Durch Technologien wie die Einführung
                                             der EKG-kontrollierten Dosismodulation und der iterativen Bildrekonstruktion
                                             kann die cCTA mit hoher Bildqualität und niedriger Strahlendosis durchgeführt
                                             werden. Die alleinige anatomische Darstellung von Koronarstenosen wird derzeit
                                             um innovative Techniken wie die myokardiale CT-Perfusion oder CT-FFR (fraktionelle
                                             Flussreserve) erweitert, jedoch ist der klinische Stellenwert dieser Methoden noch
                                             nicht abschließend geklärt. Die cCTA könnte sich zu einem Weichensteller hinsichtlich
                                             der Indikationsstellung für eine invasive Koronardiagnostik/-intervention entwickeln.

                                             Schlüsselwörter
                                             Koronarstenosen · Kalziumscoring · Kardiale Computertomographie · Koronare Herzkrankheit ·
                                             Myokardischämie

                                                                                                                                          Herz   1
Morphologische und funktionelle Diagnostik der koronaren Herzkrankheit mittels Computertomographie
Review articles
Tab. 1 Vortestwahrscheinlichkeit der koronaren Herzkrankheit (KHK). (Adaptiert nach Knuuti           klusivem, nicht-invasivem Ischämietest als
et al. [1])                                                                                          Alternative zur invasiven Koronarangio-
            Typisch               Atypisch              Nichtanginös               Dyspnoea          graphie (Klasse-IIa-Empfehlung) und zum
Alter       M (%)      W (%)      M (%)      W (%)      M (%)          W (%)       M (%)     W (%)   Ausschluss fixierter Stenosen bei V. a. eine
30–39       3          5          4          3          1              1           0         3       vasospastische Angina (Klasse-IC-Empfeh-
40–49       22         10         10         6          3              2           12        3       lung) erwogen werden. Bevorzugt werden
50–59       32         13         17         6          11             3           20        9       sollte die cCTA bei geringer und mittle-
60–69       44         16         26         11         22             6           27        14      rer Vortestwahrscheinlichkeit, bislang feh-
70+         52         27         34         19         24             10          32        12      lender Diagnose einer KHK, dem Wunsch
Die Felder mit fettem Text markieren Patientengruppen, die am meisten von einer nicht-invasiven      nach Informationen über Ausmaß der KHK
Diagnostik profitieren (Vortestwahrscheinlichkeit > 15 %); die Felder mit kursivem Text beinhalten   und Plaquecharakteristika sowie einer zu
Patientengruppen mit einer KHK-Vortestwahrscheinlichkeit von 5–15 %, für welche nicht-invasive       erwartenden guten Bildqualität. Berück-
Diagnostik in Erwägung gezogen werden kann, nachdem die klinische Wahrscheinlichkeit, basierend      sichtigt werden müssen hierbei die lokale
auf Modifikatoren der Vortestwahrscheinlichkeit, evaluiert wurde                                     Verfügbarkeit und Expertise. Eine direk-
a
 Zusätzlich zu den klassischen Diamond- und Forrester-Klassen werden nun auch Patienten mit Dys-
pnoe als primärem Symptom einbezogen                                                                 te invasive Koronarangiographie hingegen
                                                                                                     ist nurmehr bei einer explizit hohen Vor-
                                                                                                     testwahrscheinlichkeit für das Vorliegen
Stellenwert der kardialen                           tinediagnostik gezeigt werden. Vor dem           einer KHK oder typischer, therapierefrak-
Computertomographie                                 Hintergrund dieser und weiterer Studien          tärer Angina bei geringer Belastungsstufe
                                                    sollen im vorliegenden Übersichtsartikel         empfohlen.
Über die vergangenen beiden Jahrzehnte              Indikation und Evidenz für den Einsatz der           Die Leitlinie des National Institute for
hat die koronare Computertomographie-               cCTA beleuchtet werden.                          Health and Care Excellence (NICE) des Ver-
Angiografie (cCTA) eine rasante Entwick-                                                              einigten Königreichs geht über die ESC-
lung durchlaufen. Nach anfänglich rein              Indikationen nach den aktuellen                  Leitlinie hinaus und stellt die cCTA bei neu
wissenschaftlicher Anwendung konnte                 ESC- und NICE-Leitlinien                         aufgetretenem Brustschmerz und suspi-
sich die CT dank des technischen Fort-                                                               zierter KHK als Methode der ersten Wahl
schritts als wichtiger Bestandteil der              Die 2019 publizierte ESC(European Society        den funktionellen Methoden voran. Auch
kardialen Diagnostik etablieren.                    of Cardiology)-Leitlinie zu Diagnose und         auf die Berücksichtigung der Prätestwahr-
    Die cCTA zeichnet sich neben weiteren           Management des chronischen Koronar-              scheinlichkeit für eine KHK wird verzichtet
Indikationen insbesondere für den Ein-              syndroms orientiert sich erstmals an der         [8]. In der Nationalen Versorgungsleitlinie
satz bei Patientinnen und Patienten mit             klinischen Präsentation von Patienten mit        der Bundesrepublik Deutschland hat sich
Verdacht auf das Vorliegen einer korona-            KHK und unterscheidet zwischen dem aku-          die cCTA bei CCS mit einer Vortestwahr-
ren Herzkrankheit (KHK) aus. Die Anwen-             ten (ACS) und dem chronischen (CCS) Ko-          scheinlichkeit von 15–50 % als geeignete
dung bei niedriger bis intermediärer Vor-           ronarsyndrom [1]. Das CCS wird in 6 kli-         diagnostische Methodik etabliert [9].
testwahrscheinlichkeit im elektiven und             nische Szenarien unterteilt, die neben der           Im Jahr 2020 empfahlen die NSTEMI
auch akuten Setting stellt ein Hauptein-            Angina pectoris auch Dyspnoe als Symp-           („non ST elevation myocardial infarction“)-
satzgebiet dieser Untersuchungsmodalität            tom und mehrere Stadien der vermuteten           Leitlinien der ESC die cCTA erstmals als
dar [1, 2]. Gemessen an der invasiven Ko-           oder manifesten KHK berücksichtigt. An-          Alternative zur invasiven Koronarangio-
ronarangiographie erreicht die cCTA eine            hand der Vortestwahrscheinlichkeit wer-          graphie zum Ausschluss eines ACS bei
Sensitivität von 95–99 % bei einem nega-            den Patientengruppen definiert, die von           Patienten mit einer geringen bis mittleren
tiv-prädiktiven Wert von 97–99 % und ist            einer nicht-invasiven Diagnostik profitie-        Vortestwahrscheinlichkeit für eine KHK,
anderen nicht-invasiven Methoden damit              ren können (. Tab. 1).                           normalen Troponinwerten und unauffälli-
mindestens ebenbürtig [3–6]. Die exzel-                 Eine Aufwertung erfuhr die cCTA in die-      gem oder nichtkonklusivem EKG (Klasse-
lente diagnostische Genauigkeit geht auf            sen Leitlinien (. Abb. 1), weil sie erstmals     IA-Empfehlung; [2]). CT-FFR (fraktionierte
eine hohe räumliche Auflösung und eine               bereits bei asymptomatischen Hochrisi-           Flussreserve) hatte hierbei noch keine
insgesamt deutlich verbesserte Bildquali-           kopatienten im Kontext mit funktioneller         Berücksichtigung gefunden.
tät moderner CT-Systeme zurück. Parallel            Bildgebung im Sinne der Risikoevaluation             Nicht empfohlen hingegen wird die
hierzu ließ sich eine drastische Verringe-          empfohlen wird (Klasse-IIB Empfehlung).          cCTA für Follow-up-Untersuchungen, da
rung der Strahlendosis erreichen [7].                   Für symptomatische Patienten, bei de-        in der klinischen Routine derzeit nur be-
    In der vielbeachteten SCOT-HEART-Stu-           nen eine obstruktive KHK durch eine al-          grenzt Aussagen zur hämodynamischen
die konnte erstmalig eine geringere Rate            leinige klinische Beurteilung nicht sicher       Relevanz von Koronarstenosen getroffen
des kombinierten Endpunkts aus Herzin-              ausgeschlossen werden kann, wurde die            werden können. Die sehr umfangreichen
farktrate und Gesamtmortalität durch ziel-          cCTA als initialer Test ebenfalls erstmals       Leitlinien der Society of Cardiovascular
gerichtete Therapiesteuerung mittels cCTA           gleichwertig mit der nicht-invasiven Ischä-      Computed Tomography (SCCT) bieten
bei Patientinnen und Patienten mit stabi-           mietestung (Klasse-IB-Empfehlung) emp-           eine noch umfassendere und detaillierte-
ler Angina pectoris im Vergleich zur Rou-           fohlen. Zudem kann die cCTA bei nicht kon-

2   Herz
Morphologische und funktionelle Diagnostik der koronaren Herzkrankheit mittels Computertomographie
Empfehlungen                                                                                       Klassea   Levelb
     Nicht-invasive funktionelle Bildgebung zur Darstellung einer Myokardischämiec oder die
     Koronar-CTA werden als initiale diagnostische Methode einer KHK für symptomatische
     Patienten empfohlen, bei welchen eine obstruktive KHK durch eine klinische Untersuchung             I        B
     nicht ausgeschlossen werden kann.                                                                                          Abb. 1 9 Anwendung von
     Die Auswahl der initialen, nicht-invasiven diagnostischen Methode sollte sich an der                                       diagnostischer Bildgebung
     klinischen Wahrscheinlichkeit einer KHK, der lokalen Expertise, der Verfügbarkeit der                                      bei der initialen Diagnostik
     Methoden und zusätzlichen Patientencharakteristikad orientieren, welche das Ergebnis der            I        C             von symptomatischen
     Methode beeinflussen.                                                                                                      Patienten mit Verdacht auf
     Funktionelle Bildgebung einer Myokardischämie wird empfohlen, wenn die Koronar-CTA eine                                    koronare Herzkrankheit
     Stenose unklarer hämodynamischer Relevanz zeigt oder keine Diagnose zulässt.                        I        B             (KHK). CT Computertomo-
                                                                                                                                graphie, CTA Computer-
     Die invasive Koronarangiographie bietet eine Alternative zur KHK-Diagnostik für Patienten mit                              tomographie-Angiogra-
     einer hohen klinischen KHK-Wahrscheinlichkeit, schwerwiegenden, pharmazeutisch
     therapierefraktären Symptomen oder typischer Angina pectoris bei geringer Anstrengung und                                  phie. aKlasse der Empfeh-
     einer klinischen Evaluation, welche auf ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Events hindeutet.                             lung; bLevel der Evidenz;
     Invasive funktionelle Messungen müssen zugänglich sein und sollten in der Evaluation des
                                                                                                         I        B             c
                                                                                                                                  Stressechokardiographie,
     Stenosegrades vor Revaskularisation Anwendung finden, ausgenommen sind höchstgradige
     Stenosen (>90% des Gefäßdurchmessers stenosiert).
                                                                                                                                Stressmagnetresonanz-
                                                                                                                                tomographie, SPECT
     Die invasive Koronarangiographie mit der Möglichkeit einer invasiven funktionellen Messung,                                („single photon emission
     sollte als Bestätigung der Diagnose einer KHK bei Patienten mit unklarer Diagnose oder                                     computed tomogra-
     nicht-invasiver Diagnostik in Betracht gezogen werden.
                                                                                                        IIa       B
                                                                                                                                phie“) oder Positronen-
     Die Koronar-CTA stellt eine Alternative zur invasiven Koronarangiographie dar, wenn eine                                   emissionstomographie;
                                                                                                                                d
     andere, nicht-invasive diagnostische Methode keine Diagnose zulässt oder ein unklares
                                                                                                        IIa       C               Patientencharakteristika,
     Ergebnis liefert.                                                                                                          welche Belastungsfähig-
     Die Koronar-CTA wird nicht empfohlen beiausgeprägter Kalzifikation der Koronar-arterien,                                   keit, Wahrscheinlichkeit
     irregulärer Herzfrequenz, signifikanter Adipositas, Unfähigkeit des Befolgens von Atem-                                    einer guten Bildqualität, er-
     kommandos oder anderen Umständen, welche die Bildqualität deutlich vermindern könnten.             III       C             wartete Strahlenexposition
                                                                                                                                und Risiken oder Kontrain-
     Der Grad der Kalzifikation der Koronararterien in der CT wird nicht als diagnostisches Kriterium
     zur Identifikation von Patienten mit einer obstruktiven KHK empfohlen.
                                                                                                        III       C             dikationen beeinflussen.
                                                                                                                                (Adaptiert nach Knuuti et
                                                                                                                                al. [1])

                                                                                                                 Die heute am weitesten verbreitete Me-
                                                                                                              thode ist die prospektive EKG-Triggerung,
                                                                                                              bei der zu einer a priori festgelegten Herz-
                                                                                                              zyklusphase die Aufnahme des Herzvolu-
                                                                                                              mens erfolgt. Da nur bei wenigen CT-Scan-
                                                                                                              nern mit entsprechend großer Detektor-
                                                                                                              breite die Abdeckung des gesamten kar-
                                                                                                              dialen Volumens in einer Teil- oder Voll-
                                                                                                              rotation erfolgen kann, werden zumeist
                                                                                                              mehrere sich direkt anschließende Auf-
                                                                                                              nahmen sequenziell entlang der z-Achse
                                                                                                              akquiriert, die in der Nachverarbeitung zu-
                                                                                                              sammengefügt werden („step and shoot“).
                                                                                                                 Die Akquisition des CT-Datensatzes bei
                                                                                                              der prospektiven EKG-Triggerung erfolgt
Abb. 2 8 a 3-D-CT(dreidimensionale Computertomographie; „cinematic rendering“)-Darstellung des                üblicherweise in der Enddiastole. Eine
Herzens; b kurvenfömige multiplanare Reformatierung („curved MPR“) der rechten Koronararterie mit             Darstellung der Koronararterien in der
Darstellung multipler kalzifizierter Plaques (Pfeile)                                                          Phase der isovolumetrischen Relaxation
                                                                                                              der Systole ist Sonderfällen wie Vorhofflim-
re Beschreibung der Durchführung und                    einen mit der nativen CT zur Darstellung              mern, erhöhten Herzfrequenzen und der
Befundung von cCTA an [10].                             und Quantifizierung des Koronarkalks                   TAVI(„transcatheter aortic valve implanta-
                                                        (Agatston-Score [Kalziumscoring]) und                 tion“)-Planung vorbehalten [11–13].
Bildakquisition in der kardialen                        zum anderen mit der kontrastmittelge-                    Die zweite Möglichkeit der Akquisition
Computertomographie                                     stützten cCTA (. Abb. 2). Die Akquisition             der cCTA ist das retrospektive EKG-Gating.
                                                        der kardialen cCTA erfolgt EKG-gesteuert.             Hierbei wird das Herzvolumen durch eine
Die Analyse der Koronararterien kann mit 2              Hierzu gibt es 3 Möglichkeiten, die unter-            Spiralabtastung für den gesamten Herzzy-
sich ergänzenden Techniken erfolgen: zum                schiedliche Vor- und Nachteile bieten.                klus erfasst und dem EKG nach dem CT-

                                                                                                                                                    Herz   3
Morphologische und funktionelle Diagnostik der koronaren Herzkrankheit mittels Computertomographie
Review articles
 Tab. 2 Graduierung des CAD-RADS™ (Coronary Artery Disease Reporting and Data System): Aus           als 130 Hounsfield-Einheiten („Hounsfield
 der Graduierung ergeben sich Empfehlungen zur weiterführenden Diagnostik [16]                       units“ [HU]) eingeschlossen, die mindes-
 CAD-RADS 0                Keine sichtbare Stenose (0 %)                                             tens 1 mm2 umfassen. Je nach maxima-
 CAD-RADS 1                Minimale Stenose (1–24 %)                                                 ler HU-Dichte der Plaque wird ein Wert
 CAD-RADS 2                Milde Stenose (25–49 %)                                                   von 1 bis 4 vergeben, der mit der jeweili-
 CAD-RADS 3                Moderate Stenose (50–69 %)                                                gen kalzifizierten Fläche multipliziert wird.
 CAD-RADS 4                Schwere Stenose (70–99 %)                                                 Die Gesamtsumme aller Plaques des Koro-
 CAD-RADS 5                Totaler Gefäßverschluss (100 %)                                           narbaums ergibt den Agatston-Score. Der
                                                                                                     Score spiegelt somit nicht die eigentliche
                                                                                                     Masse oder das Volumen der kalzifizier-
    Tab. 3 Einleitung einer Statintherapie in Abhängigkeit vom Kalziumscore [20]
                                                                                                     ten Areale wider, hat sich aber entge-
    Kalziumscore       Therapie
                                                                                                     gen den beiden genannten Werten in der
    0                  Keine Statintherapie und erneute Reevaluation in 5 bis 10 Jahren, solange
                                                                                                     klinischen Risikostratifizierung (. Tab. 3)
                       keine anderen Risikofaktoren (Diabetes mellitus, positive Familienanamnese,
                       Nikotinabusus) vorliegen                                                      durchgesetzt (. Abb. 3). Neuere Akquisiti-
    1–99               Einleitung einer Statintherapie bei Patienten älter als 55 Jahre              onsmethoden erlauben durch Abweichun-
    > 100 oder über    Einleitung einer Statintherapie
                                                                                                     gen von der ursprünglichen Konvention zu
    der 75. Perzentile                                                                               niedrigeren Röhrenspannungen (kV) so-
                                                                                                     wie Kombination mit einer High-pitch-Spi-
                                                                                                     rale eine Reduktion der Strahlendosis bei
Scan retrospektiv zugeordnet. Der große              ner niedrigen rhythmischen Herzfrequenz         guter Korrelation zur ursprünglichen Agat-
Vorteil dieser Methode ist ihre Robustheit,          vorbehalten ist.                                ston-Methode [18, 19].
da der gesamte Herzzyklus zur Beurtei-                   Festzuhalten ist, dass es über alle
lung der Koronararterien herangezogen                Methoden der cCTA-Akquisition hin-              Hochrisikoplaques und CT-
werden kann. Des Weiteren können zu-                 weg im letzten Jahrzehnt zu deutli-             Koronarangiographie als
sätzliche Informationen wie Herzvolumi-              chen Dosisreduktionen gekommen ist,             prognostische Langzeitparameter
na, Wandbewegung des Myokards sowie                  wie die PROTECTION-VI-Studie zeigen
die funktionelle Darstellung der Herzklap-           konnte. Gemittelt liegt das Dosislängen-        Die cCTA stellt durch den Einsatz zu-
pen ausgewertet werden. Der Nachteil des             produkt einer cCTA hier bei 195 mGy*cm,         sätzlicher Softwareapplikationen und die
retrospektiven EKG-Gatings ist die höhere            was je nach angewendetem Konver-                Kombination aus funktioneller und mor-
Strahlendosis der Untersuchung im Ver-               sionsfaktor 2,7 mSv (Konversionsfaktor:         phologischer Plaquequantifizierung einen
gleich zur prospektiven Aufnahmetechnik.             0,014 mSv/mGy*cm) oder 5,1 mSv (Kon-            enormen Fortschritt in der Beurteilung
In den letzten Jahren konnte durch neue              versionsfaktor: 0,026 mSv/mGy*cm) ent-          der Plaquekomposition und der hämody-
Detektorgenerationen und hierdurch er-               spricht [7]. Jedoch ist es mit aktuellen CT-    namischen Relevanz von Koronarläsionen
möglichte Niedrig-kV-Untersuchung neue               Scanner-Generationen bereits möglich,           sowie der Indikationsstellung von in-
Rekonstruktionsalgorithmen (iterative Re-            cCTA-Untersuchungen mit einer Dosis             vasiven Koronarangiographien dar. V. a.
konstruktion) und Modulation des Röh-                von weniger als 1 mSv durchzuführen             durch ihren hohen negativ-prädiktiven
renstroms während der Herzzyklusphasen,              [14].                                           Wert eignet sich die cCTA zum sicheren
also Absenkung des Röhrenstroms in Be-                   Ebenfalls immer mehr an Gewicht ge-         Ausschluss einer obstruktiven bzw. steno-
reichen des Herzzyklus ohne erhöhte dia-             winnt die strukturierte Befundung. In die-      sierenden KHK [21]. Neben der alleinigen
gnostische Wertigkeit, die Strahlenexposi-           sem Zusammenhang sollte zur Beurtei-            konventionellen cCTA mit visueller Beur-
tion signifikant auch für das retrospektive           lung einer cCTA das CAD-RADS™ (Coro-            teilung von Koronarläsionen durch den
EKG-Gating gesenkt werden.                           nary Artery Disease Reporting and Data          Untersucher können zusätzlich Plaque-
    Die dritte Technik zur Darstellung der           System) verwendet werden (. Tab. 2), da         merkmale wie der koronarangiographi-
Koronararterien mittels CT ist die High-             hierdurch eine interdisziplinär einheitliche    sche Index auf Poiseuille-Basis (Läsions-
pitch-Spirale, bei der mittels sehr schnellen        Sprache der CT-Befundung implementiert          länge/minimaler Lumendurchmesser4),
Tischvorschubs die Darstellung der Koro-             wird [15].                                      die minimale Lumenfläche, der minima-
nararterien als extrem schnelle CTA erfolgt,             Die eingangs erwähnte weitere Technik       le Durchmesser und der Prozentsatz des
mitdem Unterschied des EKG-getriggerten              zur Beurteilung der Koronararterien ist das     aggregierten Plaquevolumens sowie funk-
Starts der Untersuchung im Gegensatz zu              Kalziumscoring, welches nach der Agat-          tionelle Plaquemarker wie der korrigierte
einer regulären CTA. Dem Vorteil der gerin-          ston-Methode erfolgt. Prinzipiell wird ein      Dichtegradient („corrected coronary opa-
gen Strahlendosis dieser Untersuchungs-              nativer CT-Datensatz mit meistens 120 kV        cification“ [CCO]) und der Remodelling-
technik steht der Nachteil der apparativen           in 3 mm Schichtdicke prospektiv EKG-ge-         Index (RI) den Nachweis von hämody-
Verfügbarkeit sowie der verminderten Ro-             triggert oder retrospektiv EKG-synchroni-       namisch signifikanten Koronarstenosen
bustheit der Aufnahmetechnik entgegen,               siert akquiriert [17]. Um den Agatston-         verbessern [22]. Zusätzlich zur bisherigen
sodass dieses Verfahren Patienten mit ei-            Score zu berechnen, werden alle kalzifi-         klassischen anatomischen Stenosegradu-
                                                     zierten Areale mit einer Dichte von mehr        ierung können mithilfe der cCTA und einer

4      Herz
Morphologische und funktionelle Diagnostik der koronaren Herzkrankheit mittels Computertomographie
umgeben von einer dichteangehobenen
                                                                                                             Hülle („napkin ring sign“), werden als
                                                                                                             instabile Hochrisikoplaques eingestuft.
                                                                                                             Des Weiteren gehören Koronarläsionen
                                                                                                             mit einem positiven RI von mehr als 1,1,
                                                                                                             welcher einen reaktiven Umbauvorgang
                                                                                                             in den Koronargefäßen beschreibt, zu
                                                                                                             den vulnerablen Plaques, die mit einem
                                                                                                             vermehrten Auftreten kardiovaskulärer
                                                                                                             Ereignisse assoziiert sind [24, 25]. Die
                                                                                                             Einleitung einer Statintherapie erfolgt in
                                                                                                             Abhängigkeit von Kalziumscore, Alter und
                                                                                                             zusätzlich bestehender kardiovaskulärer
                                                                                                             Risikofaktoren (. Tab. 3; [20]).

                                                                                                             Myokardperfusions-CT
                                                                                                             Die myokardiale CT-Perfusion wurde An-
Abb. 3 8 Darstellung des Agatston-Scores: In der Tabelle (oben) dargestellt die Einzelwerte für die
jeweilige Koronararterie nebst dem Gesamtscore zur Risikostratifizierung. In den axialen Computerto-          fang der 2010er-Jahre als neue Metho-
mographieschnitten (unten) zeigt sich die zur Tabelle korrespondierende kalzifizierte Plaque der LAD          de zur Evaluation einer myokardialen
unmarkiert (links) und markiert (rechts; Pfeile). LM „left main artery“, LAD „left anterior descending       Ischämie eingeführt [26]. Diese Modalität
artery“, CX Ramus circumflexus, RCA rechte Koronararterie                                                     kombiniert die anatomische Darstellung
                                                                                                             der Koronararterien mit Messungen der
                                                                                                             myokardialen Perfusion, um die hämody-
                                                                                                             namische Relevanz von Koronarstenosen
                                                                                                             besser beurteilen zu können. Die CT-
                                                                                                             Perfusion ermöglich hierbei durch die
                                                                                                             Visualisierung einer verminderten oder
                                                                                                             verzögerten Kontrastmittelaufnahme des
                                                                                                             Myokards eine quantitative wie auch qua-
                                                                                                             litative Beurteilung der Myokardperfusi-
                                                                                                             on [27]. Ähnlich der Ischämiediagnostik
                                                                                                             per Stressmagnetresonanztomographie
                                                                                                             wird eine Bildakquisition sowohl unter
                                                                                                             Ruhebedingungen als auch unter phar-
                                                                                                             makologischer Belastung durchgeführt,
                                                                                                             um zwischen fixierter und induzierbarer
                                                                                                             Myokardischämie differenzieren zu kön-
                                                                                                             nen. Die technischen Möglichkeiten der
                                                                                                             Bildakquisition können in statische und
Abb. 4 8 Fallbeispiel für ein falsch-positives Ergebnis in der koronaren Computertomographie-An-
                                                                                                             dynamische Perfusionsbildgebung unter-
giographie (cCTA), 52-jährige Patientin mit einer gemischten Plaque des medialen Ramus interventri-
cularis anterior (RIVA), die sowohl kalzifizierte als auch nichtkalzifizierte Bestandteile enthält: a, b Die   schieden werden. Die statische CT-Perfu-
cCTA zeigt eine 90 %ige Stenose des medialen RIVAin der kurvenfömigen multiplanaren Reforma-                 sion wird unter Zuhilfenahme von CTA-
tierung („curved MPR“). c Die farbkodierte automatisierte Plaquequantifizierung durch die Software            Datensätzen zum Zeitpunkt der höchsten
klassifizierte die Plaquezusammensetzung als gemischt, die sowohl kalzifizierte (gelbe Fläche) als             Kontrastmittelaufnahme anhand eines
auch nichtkalzifizierte Komponenten (grüne Fläche) enthielt. d Trotz der schweren Stenose in der
                                                                                                             „snapshot“ berechnet und erfordert somit
cCTA zeigt die invasive Koronarangiographie (ICA) eine hämodynamisch nichtrelevante Stenose mit
einer iFR („instantaneous wave-free ratio“) von 0,94 (Pfeil)                                                 keine zusätzliche Bildakquisition. Mithilfe
                                                                                                             dieser Technik kann nur eine qualita-
                                                                                                             tive Beurteilung der Myokardperfusion
semiautomatischen Softwareapplikation                  von Koronarläsionen als auch prognosti-               erfolgen, da keine eigentliche Passage
Koronarplaques anhand unterschiedlicher                sche Informationen im Hinblick auf die                des Kontrastmittels durch das Myokard
CT-Dichtewerte der Plaquebestandtei-                   Plaquestabilität liefern. Die sog. Low-               aufgezeichnet wird. Demgegenüber er-
le hinsichtlich ihrer Zusammensetzung                  attenuation-Plaques, bestehend aus ei-                laubt die dynamische CT-Perfusion eine
analysiert werden ([23]; . Abb. 4). Die                nem weichen, lipidreichen Plaquekern mit              reale Beurteilung der Myokardperfusi-
Plaquebeschaffenheit kann sowohl Hin-                   niedrigen CT-Dichte-Werten, sowie „spot-              on, indem nach Kontrastmittelinjektion
weise zur hämodynamischen Relevanz                     ty calcifications“ und weiche Plaques,                 in kurzer Abfolge multiple Bildsequen-

                                                                                                                                                Herz   5
Review articles
                                                                                                        resse für die nicht-invasive hämodynami-
                                                                                                        sche Bewertung von Stenosen bei Patien-
                                                                                                        ten mit KHK wecken (. Abb. 6; [31–33]).
                                                                                                        Schon die ersten Studien zeigen das Po-
                                                                                                        tenzial der CT-FFR im Vergleich zum eta-
                                                                                                        blierten invasiven Goldstandard. Darüber
                                                                                                        hinaus weist diese Technik in den gro-
                                                                                                        ßen multizentrischen Studien eine star-
                                                                                                        ke Korrelation mit der invasiven FFR auf
                                                                                                        [34–36]. Die Studien demonstrieren, dass
                                                                                                        durch die Hinzunahme der CT-FFR im Ver-
                                                                                                        gleich zur alleinigen CT-morphologischen
                                                                                                        Beurteilung von Stenosen die diagnosti-
                                                                                                        sche Genauigkeit hinsichtlich der hämo-
                                                                                                        dynamischen Relevanz von Koronasteno-
                                                                                                        sen signifikant verbessert werden kann.
                                                                                                        Douglas et al. konnten in der veröffent-
                                                                                                        lichten PLATFORM-Studie eine signifikan-
                                                                                                        te Reduktion rein diagnostischer invasiver
                                                                                                        Koronarangiographien durch den voran-
                                                                                                        gestellten Einsatz der CT-FFR in Kombi-
                                                                                                        nation mit der koronaren CT feststellen
                                                                                                        [37]. Zu Beginn basierte die verwende-
                                                                                                        te CT-FFR-Technik noch auf einem Algo-
Abb. 5 8 59-jähriger Patient mit Angina pectoris: Die Computertomographie(CT)-Angiographie zeigt        rithmus, der zur Berechnung der Hämo-
in der multiplanaren, gekrümmten Darstellung (a) und in der dreidimensionalen (3-D) Rekonstruktion      dynamik auf computergestützte flussdy-
mit „cinematic rendering“ (b) eine kalzifizierte Plaque des Ramus circumflexus und der LAD(„left an-      namische Modelle zurückgreifen musste.
terior descending artery“; Pfeile). Die dynamische CT-Perfusion mit der farbkodierten Darstellung des   Als Beispiel ist hier der durch die Food an
myokardialen Blutflusses (c) und des Blutvolumens (d) zeigte eine Minderperfusion der Vorderseiten-
wand des linken Ventrikels (Pfeile)                                                                     DrugAdministration(FDA) im Jahr 2015 zu-
                                                                                                        gelassene CT-FFR-Algorithmus FFRCT von
                                                                                                        HeartFlow Inc. (Redwood City, CA, USA)
zen aufgezeichnet werden [28]. Auf Basis             und routinemäßige Anwendung bislang                zu nennen. Entscheidender Nachteil die-
dieser Bildakquisition lassen sich Zeit-             in westlichen Ländern verhindert, sodass           ses Algorithmus war der große Rechen-
Dichte-Kurven für alle Bereiche des Myo-             diese Bildgebungsmodalität aktuell nur im          aufwand, der nur durch den Datentrans-
kards erstellen, welche eine quantitative            Rahmen von klinischen Studien getestet             fer an externe Rechenzentren zu bewälti-
und semiquantitative Beurteilung der                 wird. Jedoch scheint sich die Methode im           gen war. Abhilfe konnten Weiterentwick-
Myokardperfusion ermöglichen. Da die                 asiatischen Raum zu einem klinisch breit           lungen der CT-FFR-Algorithmen schaffen,
Bildakquise der dynamischen CT-Perfu-                angewandten Test zu entwickeln.                    die eine Berechnung vor Ort ermöglich-
sion keine Beurteilung der Koronarge-                                                                   ten. Außerdem konnte unter Zuhilfenah-
fäße gewährleistet, ist eine zusätzliche             CT-basierte Messung der                            me der künstlichen Intelligenz im Sinne
konventionelle CTA notwendig, was mit                fraktionellen Flussreserve                         eines Machine-Learning-Algorithmus (CT-
einer zusätzlichen Strahlenexposition und                                                               FFRML) die Kalkulationszeit weiter reduziert
Kontrastmittelgabe für den Patienten ver-            Die FFR-Messung ist der Goldstandard zur           und somit bei gleichbleibender diagnos-
bunden ist (. Abb. 5). Die diagnostische             invasiven Bestimmung der hämodynami-               tischer Leistung eine intrahospitale, klini-
Genauigkeit der statischen und der dy-               schen Relevanz von Stenosen in den Herz-           sche Anwendbarkeit ermöglicht werden
namischen CT-Perfusion liegt bei einer               kranzgefäßen. Daneben konnte sich seit             [38]. Erwähnenswert ist, dass die CT-FFR-
Sensitivität von 89 % bzw. 88 % und einer            2018 die iFR („instantaneous wave-free ra-         Algorithmen bislang nur mit der FFR als
Spezifizität von 77 % bzw. 89 % [29]. Die             tio“) mit Verzicht auf die Gabe von Adeno-         Referenzstandard verglichen wurden. Ei-
CT-Perfusion ermöglicht somit eine hohe              sin als eine gleichwertige Klasse-IA-Emp-          ne im Jahr 2019 veröffentlichte klinische
diagnostische Aussagekraft bezüglich ei-             fehlung in den Leitlinien zur myokardia-           Arbeit untersuchte die koronare CT-Tech-
ner myokardialen Ischämie, jedoch noch               len Revaskularisation der ESC etablieren           nik in Kombination mit der CT-FFRML im
zum Preis einer relativ hohen Strahlen-              [30]. In Anlehnung an den invasiven Gold-          Vergleich zur iFR als weiteren invasiven
dosis von etwa 10–12 mSv (dynamische                 standard der FFR-Messung konnte durch              Goldstandard. Hierbei konnte mithilfe der
CT-Perfusion). Dieser Umstand und die                den Fortschritt in der kardialen CT-Technik        auf einem Machine-Learning-Algorithmus
relative Komplexität der Untersuchung                die FFR-Messung, basierend auf der Com-            basierten CT-FFR sowohl auf Ebene der kli-
haben jedoch eine klinische Etablierung              putertomographie (CT-FFR), großes Inte-            nischen Praktikabilität als auch auf Ebene

6    Herz
Abb. 6 8 53-jähriger Patient mit V. a. koronare Herzkrankheit: a Die koronare Computertomographie(CT)-Angiographie zeigt
die koronare Stenose (Stern) mit einer unklaren hämodynamischen Relevanz in der medialen rechten Koronararterie. b Kalku-
lation der CT-FFRML (fraktionelle Flussreserve, gemessen mittels CT, basierend auf dem Machine-Learning-Algorithmus; 0,98;
Cut-off-Wert: ≤ 0,80) für die mediale Stenose (Pfeil) der rechten Koronararterie mit Darstellung des patientenspezifischen
dreidimensionalen farbkodierten Koronargefäßbaums. c Die Messung der iFR („instantaneous wave-free ratio“; 1,00; Cut-
off-Wert: ≤ 0,89) während der invasiven Koronarangiographie konnte eine hämodynamisch relevante Obstruktion ebenfalls
ausschließen

der diagnostischen Genauigkeit zum einen                                                                        beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-
                                                      Korrespondenzadresse                                      men wurden.
eine gute intrahospitale Anwendbarkeit
gezeigt und zum anderen eine hohe diag-             PD Dr. D. Lossnitzer                                        Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges
                                                    Klinik für Kardiologie, Angiologie und                      Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
nostische Genauigkeit im Vergleich zur iFR
                                                    Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg                Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil-
festgestellt werden [39]. Diese funktionelle        Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg,                  dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-
nicht-invasive Bildgebungsmodalität kann            Deutschland                                                 treffende Material nicht unter der genannten Creative
dazu beitragen, dass die koronare CT als            dirk.lossnitzer@med.uni-heidelberg.de                       Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
                                                                                                                nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für
Weichensteller eine entscheidende Rolle                                                                         die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma-
in der Diagnostik der KHK einnimmt [36].                                                                        terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers
                                                                                                                einzuholen.
                                                    Danksagung. Wir danken den Kollegen Frau Gökce
    Fazit für die Praxis                            H. Özdemir und Herrn Markus Hirt für ihre Unterstüt-
                                                                                                                Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
                                                    zung bei der Erstellung der . Abb. 4 und 6.
4    Die koronare Computertomographie-An-                                                                       Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
                                                                                                                licenses/by/4.0/deed.de.
     giographie (cCTA) ist bei geeigneten Pati-     Funding. Open Access funding enabled and organi-
     enten eine sichere Möglichkeit zum Aus-        zed by Projekt DEAL.
     schluss signifikanter Koronarstenosen.                                                                     Literatur
4    Durch neuartige Technologien kann die
     cCTA mit hoher Bildqualität und niedriger
     Strahlendosis durchgeführt werden.             Einhaltung ethischer Richtlinien                            Verwendete Literatur
4    Die Bedeutung der cCTA wird in den ak-
                                                    Interessenkonflikt. C. Tesche erhält Vortraghono-            1. Knuuti J, Wijns W, Saraste A et al (2020)
     tuellen ESC(European Society of Cardio-        rare von Siemens Healthineers und HeartFlow Inc.                2019 ESC Guidelines for the diagnosis and
     logy)-Leitlinien gestärkt und erfährt eine     M. Renker erhält Vortraghonorare von der Firma Ab-              management of chronic coronary syndromes. Eur
     wesentliche Aufwertung.                        bott. U. J. Schoepf erhält institutionelle Unterstützung        Heart J 41(3):407–477. https://doi.org/10.1093/
4    Kalziumscoring ermöglicht eine gute Ri-        für Forschung und/oder persönliche Honorare von                 eurheartj/ehz425
     sikostratifizierung mit positivem Einfluss     Bayer, Bracco, Elucid BioImaging, Guerbet, HeartFlow,        2. Collet JP, Thiele H, Barbato E et al (2020) 2020 ESC
     auf die Einleitung einer medikamentösen        Keya Medical und Siemens Healthineers. S. Baumann,              guidelines for the management of acute coronary
     Therapie.                                      D. Overhoff, G. Korosoglou, S. Kelle, M. Nassar, S. Buss,        syndromes in patients presenting without persis-
4    Innovative Techniken wie die myokardiale       F. Andre, I. Akin, S. Waldeck, S. Schoenberg und D. Loss-       tent ST-segment elevation. Eur Heart J. https://doi.
                                                    nitzer geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.           org/10.1093/eurheartj/ehaa575
     CT-Perfusion oder die CT-FFR (fraktionel-
     le Flussreserve) verbessern die diagnosti-                                                                  3. Budoff MJ, Dowe D, Jollis JG et al (2008) Diagnostic
                                                    Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine                 performance of 64-multidetector row coronary
     sche Genauigkeit, jedoch ist der klinische     Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.                   computed tomographic angiography for evalu-
     Stellenwert noch nicht gänzlich geklärt.       Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort            ation of coronary artery stenosis in individuals
                                                    angegebenen ethischen Richtlinien.                              without known coronary artery disease: results
                                                                                                                    from the prospective multicenter ACCURACY
                                                    Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative             (assessment by coronary computed tomographic
                                                    Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz                  angiography of individuals undergoing invasive
                                                    veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,            coronary angiography) trial. J Am Coll Cardiol
                                                    Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-               52(21):1724–1732. https://doi.org/10.1016/j.jacc.
                                                    chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die              2008.07.031
                                                    ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-          4. Meijboom WB, Meijs MF, Schuijf JD et al (2008)
                                                    mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz              Diagnostic accuracy of 64-slice computed to-
                                                                                                                    mography coronary angiography: a prospective,

                                                                                                                                                              Herz    7
Abstract

      multicenter, multivendor study. J Am Coll Cardiol
      52(25):2135–2144. https://doi.org/10.1016/j.jacc.        Morphological and functional diagnostics of coronary artery disease by
      2008.08.058                                              computed tomography
 5.   Douglas PS, Hoffmann U, Patel MR et al (2015)
      Outcomes of anatomical versus functional testing         Computed tomography coronary angiography (cCTA) is a safe option for the
      for coronary artery disease. N Engl J Med
      372(14):1291–1300. https://doi.org/10.1056/
                                                               noninvasive exclusion of significant coronary stenoses in patients with a low or
      NEJMoa1415516                                            moderate pretest probability for coronary artery disease (CAD). Furthermore, it
 6.   Menke J, Kowalski J (2016) Diagnostic accuracy           also allows functional and morphological assessment of coronary stenoses. The
      and utility of coronary CT angiography with              European Society of Cardiology (ESC) guidelines on the diagnosis and management
      consideration of unevaluable results: a systematic
      review and multivariate Bayesian random-effects
                                                               of chronic coronary syndrome published in 2019 have strengthened the importance
      meta-analysis with intention to diagnose. Eur            of cCTA in this context and for this reason it has experienced a considerable upgrade.
      Radiol 26(2):451–458. https://doi.org/10.1007/           The determination of the Agatston score is a clinically established method for
      s00330-015-3831-z                                        quantifying coronary calcification and influences the initiation of drug treatment. With
 7.   Stocker TJ, Deseive S, Leipsic J et al (2018)
      Reduction in radiation exposure in cardiovascular        technologies, such as the introduction of electrocardiography (ECG)-controlled dose
      computed tomography imaging: results from the            modulation and iterative image reconstruction, cCTA can be performed with high
      PROspective multicenter registry on radiaTion            image quality and low radiation exposure. Anatomic imaging of coronary stenoses
      dose estimates of cardiac CT angIOgraphy iN
                                                               alone is currently being augmented by innovative techniques, such as myocardial
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      1093/eurheartj/ehy546                                    these methods merits further investigation. The cCTA could therefore develop into
 8.   Moss AJ, Williams MC, Newby DE, Nicol ED (2017)          a gatekeeper with respect to the indications for invasive coronary diagnostics and
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                                                            Herz   9
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