MOSAIC DIE EIS-EXPEDITION - DAS - NORD24
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MOSAiC DIE EIS-EXPEDITION
DAS
HINTERGRUND- FORSCHUNG
MAGAZIN DER EIN JAHR ARKTIS
ROUTE
DAS CAMP
DIE AWI-
DIREKTORIN
DER CHEF
DER KAPITÄN
Foto Hoppmann/AWI
Seite 2 MOSAiC – Ein Jahr im Eis Sonderthema
Editorial
MOSAiC
Ein Jahr im Eis
Einmal im Leben: Wenn man mit
den Expeditionsteilnehmern von
MOSAiC spricht, schwingt dieser
Gedanke bei vielen mit. Es ist die
größte Arktis-Expedition aller Zei- Im Anflug: Die Hubschrauber übernehmen bei der Expedition viele wichtige Aufgaben. Foto Hendricks/AWI
ten. So schnell wird sich eine sol-
Sie haben Großes vor
che Forschungsreise mit Sicherheit
nicht wiederholen. Der personelle,
logistische und finanzielle Auf-
wand ist enorm und der Erfolgs-
druck hoch. Ich ziehe vor allen den
Hut, die die Verantwortung tragen. Die größte Arktis-Expedition aller Zeiten – Die „Polarstern“ driftet mit dem Eis
Ohne die „Eis-Erfahrung“ des Al-
fred-Wegener-Instituts in Bremer- VON STEFAN VETTER und Besatzungsmitglieder sich schneller. Forscher rech- den vornehmlich in den
haven wäre die XXL-Mission wohl Bei klirrender Kälte fernab je- werden sich während der Ex- neten dort bis zum Ende des Sommermonaten gewonnen.
nicht möglich gewesen. Die Arktis der Zivilisation auf einer Eis- pedition an Bord abwech- Jahrhunderts mit einem Tem- Mit MOSAiC soll nun auch
verändert sich im Klimawandel scholle sitzen – für die aller- seln. das Klimageschehen im ark-
dramatisch, und das trifft uns alle. meisten Menschen ist das si- Vier Eisbrecher aus Russ- » Die Arktis ist das Epi- tischen Winter umfassend
Die Ergebnisse von MOSAiC sollen cher eine Horrorvorstellung. land, Schweden und China zentrum der globalen beleuchtet werden.
helfen, die Folgen genauer abzu-
schätzen. Davon lesen Sie auf den
Professor Markus Rex be-
kommt leuchtende Augen,
sollen den Personalaus-
tausch sicherstellen und die
Klimaerwärmung. « Dazu wird rund um die
„Polarstern“ auf der mindes-
nächsten Seiten und vielleicht spü- wenn er darüber spricht. „Wir „Polarstern“ mit Treibstoff tens 1,5 Meter dicken Eis-
ren Sie zwischen den Zeilen die haben Großes vor“, sagte der versorgen. Denn auch wenn scholle ein kilometerweites
Faszination von Forschern, Techni- Koordinator der größten Ark- die Maschinen abgestellt Netzwerk von Messstationen
kern und Besatzungsmitgliedern tis-Expedition aller Zeiten. Er sind, muss das Schiff beheizt entstehen, in denen kleine
der „Polarstern“, bei MOSAiC da- schwärmt bis heute und mit und die Elektronik am Lau- Forschergruppen arbeiten,
bei zu sein. Ich habe sie gespürt. ihm viele andere Polarforscher. fen gehalten werden. Und um Ozean, Eis und Atmo-
weil von Februar bis Juni sphäre sowie das arktische
Foto: Hartmann
Ursel Kikker Unter der Leitung des Al- selbst Eisbrecher nicht mehr Leben im Winter zu erkun-
fred-Wegener-Instituts (AWI) durchkommen, braucht es den.
mit Sitz in Bremerhaven auf dem Eis eine Landebahn Mit den gewonnenen In-
wird der deutsche For- für Versorgungsflugzeuge. Markus Rex, Koordinator der formationen können Klima-
Impressum schungseisbrecher „Polar- Rund 140 Millionen Euro größten Arktis-Expedition modelle verbessert und ver-
stern“ am 20. September kostet die Mission. Zum lässlichere Prognosen zur
MOSAiC – Ein Jahr im Eis Richtung Sibirische See aus- größten Teil werden diese peraturanstieg zwischen 5 Erderwärmung gegeben wer-
laufen, um dann eingefroren Mittel vom Bundesfor- und 15 Grad. Dabei sei die den. „Wir brauchen diese
Eine Sonderausgabe der im Eis durch das Nordpolar- schungsministerium getra- Arktis „die Wetterküche für Daten dringend, um die Aus-
NORDSEE-ZEITUNG meer zu driften. Die Wissen- gen. Doch wozu der Mega- unsere Breiten“, so Rex. wirkungen des weltweiten
schaftler erhoffen sich davon Aufwand? „Die Arktis ist das Im Winter ist das Eis ein- Klimawandels genauer zu
Auflage: 35 000 Exemplare bahnbrechende Erkenntnisse Epizentrum der globalen Kli- fach zu dick, um die zentrale verstehen“, betonte Bundes-
über den Klimawandel. Ein maerwärmung“, erläuterte Arktis zu erreichen. Die bis- forschungsministerin Anja
Verlag: ganzes Jahr wird das Schiff Rex. Kein Erdteil erwärme herigen Erkenntnisse wur- Karliczek (CDU).
NORDSEE-ZEITUNG GmbH unterwegs sein, auch im
Hafenstraße 140 Winter.
27576 Bremerhaven Historisches Vorbild der
Mission ist die Expedition
Druck: des norwegischen Polarfor- Rund 140
Druckzentrum Nordsee der schers Fridtjof Nansen, der Millionen
NORDSEE-ZEITUNG GmbH vor 126 Jahren mit seinem Euro kostet
Am Grollhamm 4 hölzernen Segelschiff „Fram“ MOSAiC.
27574 Bremerhaven aufbrach, um mit Hilfe des Das ist die
Eises den geografischen Abkürzung
Anzeigen: Nordpol zu erreichen. Ob- für „The
NORDSEE-ZEITUNG – Jan Rathjen wohl er dieses Ziel verfehlte, Multidisci-
gilt seine Expedition bis heu- plinary drif-
Redaktion: te als die mutigste und er- ting Obser-
Chefredakteur: Christoph Linne folgreichste in der Geschich- vatory for
Mitglied der Chefredaktion: te der Polarforschung. the Study of
Oliver Riemann Die Neuauflage ist wahr- Arctic Cli-
Redaktion: Ursel Kikker lich ein Projekt der Superla- mate“.
tive: 19 Nationen sind daran
E-Mail: beteiligt, wissenschaftlich
bremerhaven@nordsee-zeitung.de wie finanziell. 600 Forscher
Sonderthema MOSAiC – Ein Jahr im Eis Seite 3
Prof. Dr. Antje Boetius: Die AWI-Direktorin über Ziele und Gefahren von MOSAiC
„Die Expedition ist keine Busreise
mit Fahrplan“
Professor Dr. Antje Boetius (52) ist von ganzem Herzen Meeresfor- Wirken unseres Vizedirektors Dr.
Uwe Nixdorf, der in allen relevanten
scherin. Seit Herbst 2017 ist sie Direktorin des renommierten Alfred- Gremien für polare Infrastruktur
Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung vertreten ist, werden solche Expedi-
(AWI), mit Sitz in Bremerhaven. Wie wichtig die MOSAiC-Expedition tionen erst möglich.
für das Verständnis des Klimageschehens auf der Erde ist und warum
Wie halten Sie sich über den Fort-
sie gerne mitgefahren wäre, erzählt die mehrfach ausgezeichnete gang der Expedition auf dem Laufen-
Wissenschaftlerin im Gespräch mit Ursel Kikker. den? Bekommen Sie als AWI-Di-
rektorin einen Spezialbericht?
Nein, ich werde das mitle-
Sind Sie neidisch auf die Teilnehmer gen des Lebens, der sen, was wir von den Ex-
der MOSAiC-Expedition? Ich wäre Stoffflüsse. Wir wollen peditionsleitern bekom-
liebend gern mitgefahren; das ist so unsere Klimamodelle men. Ich habe mir vor-
eine wichtige, aufregende Expediti- so verbessern, dass die genommen, meine Neu-
on. Aber ich freue mich nun einfach, Arktis und der arkti- gierde zu bremsen.
als Direktorin diese große Mission sche Winter gut be- Wir wollen die Fahrt-
unterstützen zu können. Seit 2011 schrieben sind. Un- leiter, nicht dauernd
wird daran gearbeitet. Ich war gera- sere Fragen sind: belästigen. Im Falle
de auf einer Reise in den USA, wo Wie erklärt sich die von Gefahren oder
wir viel mit Raumfahrtexperten ge- immer schnellere Problemen gibt es
sprochen haben, wie sie Missionen Veränderung der den direkten Aus-
planen. So eine internationale Po- Arktis, wo hängt sie tausch. Es muss je-
larforschungsexpedition in den ark- mit dem Klimawan- dem klar sein: Eine
tischen Winter geht auch in Rich- del und dem CO2 Expedition ist keine
tung ,Entdeckung fremder Planet‘. zusammen und wie Busreise mit Fahrplan
wirkt das auf unser – diese schon gar nicht.
Haben die Raumfahrtexperten denn Wetter? Wir haben eine Art Mis-
von dem Vorhaben gehört? Auf je- sion-Control-Room beim
den Fall. Die Raumfahrt interessiert In diesem Jahr gab AWI, wo wir schnell über Tele-
sich ja auch für Planeten, die eisbe- es erschütternde Bil- fon oder Skype eine Verbin-
deckt sind, dort wäre Leben mög- der aus arktischen dung herstellen können.
lich. Uns eint das Bewusstsein, wie Ländern. Stichwort:
wichtig die großen bemannten Expe- Die Arktis brennt. Was Ihr Herz liegt an so vielen
ditionen für das Fortkommen der geht Ihnen durch den Kopf, Themen in der Meeresfor-
Menschheit sind in Bezug auf die wenn Sie diese Aufnah- schung, vor allem aber an
Fragen: Wo kommt das Leben her? men sehen? An manchen der Tiefsee. Was können
Wie funktioniert es? Was sind die Tagen ballen sich die wir da von der Expedition
Grenzen des Lebens und was ma- Nachrichten in meinem erwarten? Wir fokussieren
chen wir Menschen mit unseren Pla- Büro. Da lese ich in uns im Standardpro-
neten? Wir arbeiten da eng in der den Berichten der For- gramm von MOSAiC
Erdsystembeobachtung zusammen. scher, die Gletscher- auf die Meeresoberflä-
schmelze hat sich be- che und den Aus-
Der Aufwand für MOSAiC ist enorm, schleunigt, der Per- tausch zwischen At-
die Kosten laufen auf 140 Millionen mafrost-Boden taut mosphäre, Eis und
Euro hinaus. Warum ist es so wichtig, schneller auf, das Foto Horvath/AWI Ozean. Die Idee,
mit dem Forschungsschiff „Polar- Meereis ist schnel- auch Tiefseekame-
stern“ im Winter in der zentralen ler weg als wir ge- ras zu nutzen,
Arktis zu sein? Die Polarregionen dacht haben, es tauchen andere Le- onen aufgebaut sind. Unsere Meer- mussten wir aufgeben, weil es wahn-
spielen eine Schlüsselrolle in unse- bewesen auf. Dann denke ich im eiskarten schaue ich inzwischen fast sinnig schwierig ist, ein Eisloch auf-
rem Klimasystem. Als weiße Schil- Stillen: Haben wir Menschen es jetzt jeden Tag an. zuhalten und unser Moonpool von
de, die Sonnenstrahlung reflektie- wirklich schon versaut? Wie kom- der „Polarstern“ ist zu klein – dafür
ren, helfen sie, das Klima zu regulie- men wir aus den Problemen raus? Ohne die große internationale Zu- brauchen wir ein neues Schiff. Aber
ren. Nun verändert sich die Arktis Ist das Zwei-Grad-Ziel überhaupt sammenarbeit wäre diese XXL-Expe- wir haben neue, tolle Geräte wie
immer schneller. Wir wissen nicht noch zu erreichen? Die Entwick- dition nicht möglich. Auch USA, China mobile Untereisroboter, mit denen
genug über den Winter, der ja das lung unserer und anderer Beobach- und Russland sind dabei, die sich auf wir schauen können, welche Tiere
Meereis wieder aufbauen soll. Aber tungen ist beängstigend. Die Polar- anderer Ebene – sagen wir – nicht ge- auch im Winter unter dem Eis leben.
wir haben keine Beobachtungsstati- regionen verändern sich noch rade lieben. Ist es ein Wunder, dass
onen jenseits von 80 Grad Nord, schneller, als wir Wissenschaftler ge- Sie alle unter einen Hut bekommen Welche Lebewesen könnten das sein?
nicht mal eine Wetterstation. Nur dacht haben. Das bewegt mich alles haben? Wir sind in der guten Situati- Wenn sich das Schiff nicht mehr be-
wenn ein Schiff dort unterwegs ist zusammen sehr. on, dass wir in diesen Zeiten der po- wegt, wenn es dunkel wird, können
oder unsere autonomen Bojen dort litischen Spannungen in der Wissen- keine Algen wachsen. Wir erwarten,
driften, haben wir mal Daten. Müssen Ihre Kollegen deshalb Angst schaft noch sehr gut zusammenar- dass direkt unter dem Eis in etwa ei-
Manchmal melden die Bojen, dass haben, das richtige Eis zu finden, an beiten können. Das freut uns alle, es nem Meter Wassersäule ganz beson-
es im Winter Plusgrade am Nordpol dem die „Polarstern“ festmachen ist aber trotzdem nicht einfach. Bei dere, geleeartige Lebensformen an-
gibt – wir müssen wissen, was das kann? Wir laufen tatsächlich in ein dieser Mission ist die Logistik sehr zutreffen sind, kleine Quallen zum
bedeutet. Da ist eine riesige Wis- größeres Meereisminimum hinein. aufwendig, doch sie ist die Speziali- Beispiel oder durchsichtige Krebs-
senslücke in Bezug auf Wetterphä- Ich bin erst beruhigt, wenn das tät des AWI. Durch die langjährige chen. Wir werden viel über das Le-
nomene zu bestimmen, Veränderun- Schiff eingefroren ist, die Messstati- Erfahrung unserer Logistik und das ben im und unter dem Eis lernen.
Seite 4 MOSAiC – Ein Jahr im Eis Sonderthema
Das Forschungscamp
Neben der Polarstern entsteht auf einer mindestens 1,5 Meter dicken Eisscholle ein Forschungscamp. Es ist
verbunden mit einem kilometerweiten Netz von Messstationen, um Ozean, Eis und Atmosphäre sowie das
arktische Leben im Winter zu erforschen. Während der Expedition sind auch Forschungsflugzeuge im Einsatz und
mehrere Satellitenmissionen sorgen für eine arktisweite Abdeckung der Beobachtungen.
700
2500
Kilometer wird die Polarstern insgesamt
Terabyte hat der Massenspeicher auf der Polarstern, um
die Daten der Wissenschaftler zu speichern. Die Daten
kommen aus 4000 Metern Meerestiefe, direkt vom Eis oder
aus 35 000 Metern Höhe aus der Atmosphäre.
800
Meter lang sind die Leinen, Drähte
während der MOSAiC-Expedition oder Kabel auf dem Arbeitsdeck der
absolvieren. 7 Kilometer pro Tag wird sie Polarstern. Die Polarstern selbst ist fast
140 Mio.
durchschnittlich eingefroren driften. 118 Meter lang.
150
Tage Polarnacht hat ein
Euro Budget ist für die Expedition zur Verfügung gestellt, die
reinen Betriebskosten liegen bei rund 200 000 Euro täglich.
-45
Grad Celsius werden im Winter
arktischer Winter, keine Sonne. als Tiefstwert erwartet.
6 1100
Meter muss die Landebahn für die Versorgungsflugzeuge 600
Personen werden mindestens als auf dem Meereis mindestens lang sein. Wissenschaftler, Techniker und
„Eisbärwache“ eingestellt, um für die Besatzungsmitglieder aus insgesamt 19
Sicherheit der Wissenschaftler zu sorgen. Nationen sind an der Expedition beteiligt.
Sonderthema MOSAiC – Ein Jahr im Eis Seite 5
Der Leiter des Mammutprojekts
Professor Markus Rex freut sich „wahnsinnig“ auf den 20. September – Jahrelange Vorbereitung
VON URSEL KIKKER nen bis in 50 Kilometer Ent-
20. September. Auf diesen Ter- fernung. Mögliche Driftrou-
min freut sich Professor Markus ten wurden sehr sorgfältig
Rex „wahnsinnig“. Dann soll analysiert. Am Ende wollen
die „Polarstern“ aufbrechen, sie nördlich der Framstraße
und dann geht sie endlich los, zwischen Grönland und
die wissenschaftliche Arbeit. Spitzbergen herauskommen.
Der Chef der Atmosphärenphy- Die Position, an der sich die
sik am Alfred-Wegener-Institut „Polarstern“ einfrieren lässt,
(AWI) leitet die größte Arktis- will gut gewählt sein. „Fridt-
Expedition, die die Welt bisher jof Nansen musste warten,
gesehen hat. Das ist nichts für bis er im Atlantik wieder
schwache Nerven. vom Eis ausgespuckt wur-
de“, sagt Rex, „wir haben ei-
Rex erbat sich einen Tag Be- nen Eisbrecher. Im Sommer
denkzeit, als ihm die Koordi- sind wir in der Lage, das Eis
nation des Mammutprojek- zu durchbrechen. Ende Sep-
tes angetragen wurde. „Ich tember 2020 schalten wir un-
bin nicht der Typ, der solche sere Maschinen wieder ein,
Dinge sofort entscheidet“,
sagt Rex über Rex. Doch im
Grunde wusste er, dass er Ja
» Wir füllen einen wei-
ßen Fleck auf der Land-
sagen würde. Zu oft hatte er
mit dem Ideengeber, seinem
karte der Klimafor-
Vorgänger Professor Klaus schung. «
Dethloff, über das fantasti- Markus Rex, Expeditionsleiter
sche Vorhaben diskutiert. Zu
wichtig ist diese Expedition werden uns langsam aus dem
für die Klimaforschung. Eis freirütteln und zurück
Für den Wissenschaftler Professor Markus Rex muss gerade am Anfang der Expedition wichtige Entscheidungen treffen. nach Bremerhaven fahren.“
sind die Veränderungen im Unter anderem die Position, an der sich die „Polarstern“ einfrieren lässt. Foto Scheschonka Für Rex gehören die Polar-
Klimasystem der Erde eine gebiete „zu den faszinie-
der ganz großen Herausfor- Ökosystem. Klimamodelle Monaten mit MOSAiC be- werden. „Wir werden einigen rendsten Regionen der Welt“.
derungen. Das treibt ihn an. bergen deshalb große Unsi- schäftigt. Mit ihm arbeiten Aufwand haben, eine ausrei- Für seine Frau und die Söh-
„Die Arktis verändert sich cherheiten. Daher wollen die hunderte Menschen an der chend große und stabile Eis- ne hat er gerade keine Zeit.
dramatisch. Sie erwärmt sich Wissenschaftler mit der Drift Vorbereitung, auch von den scholle zu finden“, prophe- Andererseits bereichere das,
viel schneller als der Rest der dorthin, wo das Eis im Win- Projektpartnern. „Die gewal- zeit er. Um die „Polarstern“ was der Vater zu erzählen
Welt“, betont Rex. Dabei ter für Eisbrecher zu dick ist. tige Erfahrung., die das Al- wird ein großes Eiscamp auf- hat, auch ihr Leben, meint
spielt sie eine wichtige Rolle Rex: „Wir füllen einen wei- fred-Wegener-Institut mit Po- gebaut, wo verschiedene er. Bilder der Familie wird er
für das Welt- Klima. Das Pro- ßen Fleck auf der Landkarte larexpeditionen hat, erlaubt Forschergruppen arbeiten. bei MOSAiC im Gepäck ha-
blem sei, dass die Arktis ge- der Klimaforschung. Deshalb uns überhaupt, das zu ma- „Ein Radius von 500 Metern ben. „Und das Geburtstags-
nau die Region sei, „die wir lohnt sich der Aufwand.“ chen“, sagt der Potsdamer. um das Schiff herum wird geschenk meiner Frau, die
am schlechtesten verstehen“. Gefühlte 24 Stunden am Der Expeditionsleiter wird voll sein“, beschreibt Rex, weltbeste Stirnlampe, damit
Vor allem für den Winter Tag war der sympathische den ersten Fahrtabschnitt „die Karte dafür sieht aus ich auch in den langen Mo-
fehlen die Daten für das Expeditionschef, der sein leiten, später einen zweiten. wie Downtown Manhattan.“ naten der Polarnacht immer
komplexe Wechselspiel aus Büro am AWI-Standort in Am Anfang müssen wichtige Dazu kommt ein Netz von ein verlässliches Licht dabei
Atmosphäre, Eis, Ozean und Potsdam hat, in den letzten Entscheidungen getroffen kleineren Forschungsstatio- habe und zurückfinde.“
Die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts und Forscher aus aller Welt leisten mit ihrer Arbeit auf dem
FS POLARSTERN einen wichtigen Beitrag zur Polar- und Meeresforschung – dabei dürfen wir sie seit über 20 Jahren unterstützen.
Die etwa 14 Monate andauernde Driftexpedition MOSAiC stellt auch uns vor neue Herausforderungen, auf die wir uns freuen.
Voller Stolz sind wir Teil dieses einzigartigen Experiments.
Den teilnehmenden Wissenschaftlern aus aller Welt sowie unserer Besatzung wünschen wir eine erfolgreiche, spannende Reise
und eine gesunde Heimkehr.
Seite 6 MOSAiC – Ein Jahr im Eis Sonderthema
Das wache Auge
der Expedition
Bjela König Foto Hartmann
VON URSEL KIKKER haben müssen. Ständig wird
Bjela König hat die Kälteschutzanzüge selbst in Spitzbergen ge- einer Eisbärenwache schie-
Wir wünschen eine erfolgreiche Überwinterung! testet und stieg dafür sogar in den eiskalten Königsfjord. Sollteben und ein Gewehr bei sich
ein Kollege auf dem Eis verunglücken und gar ins Wasser fallen, haben. König hat Nacht-
Innovative soll seine Expeditionskleidung ihm bis zur Rettung überleben hel-sichtgeräte getestet, um die
System- und fen. Bjela König ist bei der MOSAiC-Expedition für die Sicherheitgroßen Raubtiere auch in der
Informations zuständig. Eine Riesenverantwortung, ja, aber auch ein Job, von Polarnacht auszumachen,
Technologien dem die Bremerhavenerin geträumt hat. dazu Stolperfallen, die ein
www.isitec.de
akustisches Signal auslösen,
Wissenschaftlich-technische Systeme „Ich freue mich sehr, Teil legen sprechen Rettungsket- sollte eines der großen Raub-
System- und Elektronikentwicklung dieses Projekts zu sein. Eine ten ab, klären Versorgungs- tiere doch unbemerkt be-
solche Chance bekommt fragen, organisieren Trai- drohlich nahe kommen.
Technischer Service
man wohl kein zweites Mal“, nings, schreiben Bedienungs-
iSiTEC GmbH, Bussestr. 27, 27570 Bremerhaven, mail@isitec.de sagt die Mitarbeiterin des Al- anleitungen. „Das Wetter
Zum AWI geschielt
fred-Wegener-Instituts (AWI) nimmt in den Überlegungen Bjela König liebt diese eisige
und strahlt. Eine Expedition einen Riesenraum ein. Wir Welt. „Ich bin Seemann“,
dieser Größe in der zentra- können alles haben: Nebel, sagt die gebürtige Lübecke-
len Arktis hat es noch nie ge- Schnee, Sturm, vielleicht ein rin. Sie hat Nautik studiert
geben. Whiteout, bei dem sich alles und Maritimes Management.
Zwölf Monate arbeiten die aufzulösen scheint und kein Als Kadett hat sie Minenbau-
Expeditionsteilnehmer im Horizont mehr zu sehen ist“, teile in die kanadische Arktis
360 Eis, also auch im arktischen
Winter, mit 150 Tagen Polar-
sagt die AWI-Mitarbeiterin.
Schwer
gebracht. Zuletzt war sie als
einzuschätzen Sicherheitsoffizier an Bord
nacht, Stürmen, Schnee und sind die Menschen. Wie re- des Kreuzfahrtschiffes „Bre-
POLARSTERN eisigen Temperaturen von men“ in Arktis und Antark-
Eine virtuelle Forschungsexpedition
bis zu minus 45 Grad. 600
Wissenschaftler, Techniker
» Man kann nicht alles tis unterwegs. Als sie bei
Bremenports Konzepte zur
bedenken, man muss
und Besatzungsmitglieder Nachhaltigkeit des Hafens
sind dabei, aufgeteilt auf
das Sicherheitskonzept ausarbeitete, hat sie zum
sechs Abschnitte. laufend überprüfen. « AWI geschielt. Seefahrt für
„Dieses Projekt ist für Bjela König, bei der MOSAiC- die Forschung – das wär´s.
uns alle eine Premiere. Das Expedition zuständig für die Als sie dann die Stellenan-
hat es noch nie gegeben“, Sicherheit zeige gelesen hatte, dachte
sagt Bjela König. Mit best- sie: „Die haben mein Leben
möglicher Vorbereitung wol- agiert jemand, wenn er in kopiert.“ Seit Mai 2018 ar-
len die Verantwortlichen Stress gerät oder etwas nicht beitet sie für „MOSAiC“.
beim AWI mögliche Gefah- klappt? Was macht die mo- Wahrscheinlich wird Bjela
17.05.2019 – 31.03.2020 ren für Mensch und Umwelt natelange Polarnacht mit König im ersten Abschnitt
Eine Virtual-Reality-Ausstellung zu minimieren. Monatelang ihm? Auch über solche Fra- dieser XXL-Mission mitfah-
www.dsm.museum/polarstern hat Bjela König deshalb für gen müssen sich Bjela König ren und prüfen, was wie
eine Gefährdungsbeurteilung und ihre Kollegen Gedanken nachjustiert werden muss:
alle möglichen Szenarien machen. Für manche Expe- „Man kann nicht alles be-
durchgespielt: von Zahn- ditionsteilnehmer wird es die denken, man muss das Si-
In Kooperation mit schmerzen über Verletzun- erste Arktis-Begegnung sein. cherheitskonzept laufend
gen beim Eisbohren bis hin Auf Spitzbergen hat sie überprüfen.“ Was wird dieser
zur Evakuierung der Scholle. mit Kollegen auch anderes sympathische Seemann auf
© AWI / Mario Hoppmann
Das Expeditionshandbuch Equipment ausprobiert, das jeden Fall mit an Bord neh-
ist lang. König und ihre Kol- die Teams auf dem Eis dabei men? „Meine Ukulele.“
Sonderthema MOSAiC – Ein Jahr im Eis Seite 7
Das ist auch für den
Kapitän Neuland
Stefan Schwarze fährt seit 29 Jahren auf der „Polarstern“
VON URSEL KIKKER holt, wurden neue Spiele
Die „Polarstern“ ist die zweite Heimat von Stefan Schwarze. Seit eingepackt und besondere
29 Jahren fährt er auf dem Forschungseisbrecher, seit 2005 als Events geplant. MOSAiC
Kapitän. Einmal in die Antarktis, einmal in die Arktis, das ist das bringt auch neue psychologi-
normale Jahrespensum. Viele Abläufe kehren wieder. Doch bald sche Erfahrung mit sich, weil
ist nichts mehr normal. Dann lässt sich die „Polarstern“ einfrie- die Beteiligten mit dem
ren und mit dem Eis in der Arktis verdriften. Ein Jahr lang. Das Schiff so lange im Eis festsit-
hat auch ein so erfahrener Mann wie Schwarze noch nie erlebt. zen, fernab der Zivilisation.
Beim Expeditionsstart
Kein Wunder, dass ihn dieser altes Eis brauchen sie. Denn wird Schwarze den Kopf mit
Einsatz besonders reizt. „All die Eisscholle muss groß und seinem russischen Kollegen
meine Erfahrungen, die ich stabil sein, mit einem Durch- von der „Akademik Fedo-
in den Jahren gesammelt ha- messer von mehreren Kilo- rov“ zusammenstecken und
be, werden auf einmal abge- metern und mindestens ein- die Eislage studieren. Die
rufen. Wie die Expedition einhalb Metern Mächtigkeit. „Akademik Fedorov“ wird
letztlich läuft, das wissen wir Sogar eine Eislandebahn für die „Polarstern“ am Anfang
jetzt noch nicht.“ Der Kapi- Flugzeuge muss darauf Platz begleiten. Sein größter
tän der Reederei Laeisz fährt haben. Wunsch für das ungewöhnli-
die erste Hälfte von „MO- Die „Polarstern“ ist sozu- che Unternehmen: „Dass
SAiC“, sein Kollege Thomas sagen die Basis für die ge- kein Unfall passiert“, sagt
Wunderlich die zweite. Gibt samte Expedition. Ist die Schwarze, „und das die Ex- Kapitän Stefan Schwarze lässt auf die „Polarstern“ nichts kom-
es etwas, was nun bei diesem „Polarstern“ angedockt und pedition ein Erfolg wird.“ men: Sie ist ein exzellenter Eisbrecher, sagt er. Foto Hartmann
langen Törn ausgepackt,
ins Nordpo- » Ich werde die Eis-
larmeer auf scholle mit aussuchen,
wird es für
Schwarze
keinen Fall und die
fehlen darf?
an der die ‚Polarstern‘ Crew dar-
„Meine festmacht. « um gehen,
Pfeife“, sagt Stefan Schwarze, Kapitän der das Schiff
Schwarze. „Polarstern“ für eine Art
Bereits zu Winter-
Beginn wird Schwarzes gan- schlaf zu präparieren. „Das
ze Erfahrung gefragt sein. hatten wir noch nie, wir sind
„Ich werde die Eisscholle mit ja sonst immer irgendwie ge-
aussuchen, an der die ‚Polar- fahren und haben uns be-
stern‘ festmacht“, sagt der wegt“, sagt der Kapitän, der
Leipziger, „ich bin gespannt, schon fünfmal am Nordpol
ob wir eine passende fin- gewesen ist.
den.“ Kein Ort ändert sich so Auf die 37 Jahre alte „Po-
dramatisch im Klimawandel larstern“ lässt er nichts kom-
wie die Arktis. Das mehrjäh- men. Sie sei ein exzellenter
rige Eis verschwindet, aber Eisbrecher und unglaublich
eisgängig, sagt er. Beim Drif-
ten muss es einen gewissen
Eisdruck abhalten, „und das
kann ‚Polarstern‘“. Das
Schlimmste an Bord wäre
ein Brand, sagt Schwarze.
„Bei einem Feuer würde
praktisch unsere Überlebens-
zelle vernichtet.“ Er wird
verstärkt Kontrollgänge an-
ordnen. Überwachung, ad-
ministrative Aufgaben, die
Kommunikation mit dem
Fahrtleiter — das zählt
Schwarz als Hauptaufgaben
eines Kapitäns auf.
Während die Wissen-
schaftler jede mögliche Mi-
nute auf dem Eis für ihre 1982 – 2019
Forschung nutzen, sieht es
für die Besatzung etwas an-
ders aus. „Ihr fehlt die Arbeit
70x BEI UNS IN GUTEN HÄNDEN
an Deck“, sagt Schwarze
über die Zeit der Eisdrift.
Deshalb müssen sich die
Seit 2005 ist Stefan Schwarze Verantwortlichen bei ihren
Kapitän auf der „Polarstern“. Vorbereitungen überlegen,
Er ist regelmäßig in Arktis und wie sie alle bei Laune halten. Lloyd Werft Bremerhaven GmbH
– wie hier 2007 – Antarktis Nicht ohne Grund wurde
unterwegs. Foto Scheschonka der Sportraum an Bord über-
Seite 8 MOSAiC – Ein Jahr im Eis Seite 9
Seite 10 MOSAiC – Ein Jahr im Eis Sonderthema
Teilhabe.
„Wir werden nicht
baumann.
verhungern“
Dienstleistung
Auftragsfertigung
Eigenproduktion
Gastronomie Küchenchef Sven Schnieder hat viel Proviant gebunkert
EWW - slicher
äs
ein verl
VON JANET BINDER
Mecklenburger Weg 42
a r tner. 27578 Bremerhaven Mit Extremen kennt sich Sven
P T 0471 689-0 · E-Mail: info@eww.de Schnieder aus. Der 52 Jahre al-
te Koch aus Langen bei Bremer-
haven hat schon 14 Monate in
der Antarktis in der Küche der
Neumayer-Station III gearbei-
tet. Auch mit dem Forschungs-
schiff „Polarstern“ war er
schon im Südpolarmeer unter-
wegs und hat die Crew mit
Elektrotechnik | Netzwerktechnik | Systemtechnik
Qualifizierter
Innungsfachbetrieb Schnitzel oder Lamm gestärkt.
Nun steht Schnieder vor einer
Kück GmbH
neuen Herausforderung: Am 20.
Helmut-Neynaber-Straße 23
September wird er als Küchen-
27612 Loxstedt
chef mit an Bord sein, wenn die
Tel. (0 47 44) 92 91 0 „Polarstern“ von Norwegen
mail@kueck-gmbh.de aus startet, um sich ein Jahr für
www.kueck-gmbh.de die „MOSAiC“-Expedition in
der Arktis einfrieren zu lassen.
„Man muss Lust darauf ha-
ben, auch auf die Kälte“, sagt Die Küche auf der „Polarstern“ ist das Revier von Sven Schnie-
stuermer-bremerhaven.de der Koch. Und die hat er: der. Zehn Monate will der Langener an Bord des Schiffes sein.
Wir wünschen „Der Job ist interessanter als Er hat einen der wichtigsten Jobs an Bord. Foto Assanimoghaddam
jeder andere, den ich bisher
der Expedition machen durfte.“ Schnieder sein. Da ist es gut, dass ihn ihm ist es wichtig, dass sich
viel Erfolg! hat schon auf einem Kreuz- in der Küche ein Bäcker un- die Crew wohlfühlt. „Keiner
Alles von Miele. fahrtschiff angeheuert, in ei- terstützt und täglich Bröt- soll etwas vermissen“, sagt
nem Bremer Hotel gekocht, chen und Kuchen backt. er. Deshalb nimmt er auch
bei einem Caterer in Bremer- „Die Leute wollen Kohlen- Wünsche entgegen: „Hoch
0471- 800 9 111 haven, in einem Kult-Restau- hydrate.“ im Kurs steht Hausmanns-
Langener Landstr. 267 b · Bremerhaven
rant auf Sylt und in der Sven Schnieder plant, kost, die zu Hause gar nicht
Schweiz. Seit dem 11. Au- zehn Monate auf dem Schiff gegessen wird: Eisbein zum
gust ist er mit der „Polar- zu sein. Zweimal wird er Beispiel.“
stern“ unterwegs, kocht für zwischendurch für ein paar Auch die Grillabende auf
Forscher und die Besatzung Wochen von Bord gehen, dem Arbeitsdeck seien be-
auf der Überfahrt von Bre- das erste Mal Ende des Jah- liebt. „Das kann sich am An-
merhaven nach Norwegen. res. Dann wird er mit dem fang keiner vorstellen: bei bis
BEDACHUNGEN und HOLZBAU Hinter ihm liegen Wochen Eisbrecher, der neuen Provi- zu minus 45 Grad draußen
der Planung: 14 000 Eier, ant bringt, zurück nach Nor- zu grillen“, sagt Schnieder.
Johannesstraße 19 · 27570 Bremerhaven
1400 Liter Milch, eine Tonne wegen fahren. Da nicht gesi- Mit der entsprechenden
Telefon 04 71-3 80 55 · Fax 04 71-3 30 47
Kartoffeln und 150 Gläser chert ist, dass das Versor- Kleidung sei das aber kein
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Nuss-Nougat-Creme hat er gungsschiff vor Weihnachten Problem. Jeder lege sich
eingelagert – um nur ein paar ankommen wird, wollte selbst das auf den Grill, was
Viel Erfolg, kommt alle Dinge zu nennen. Alles, was
bis zum „MOSAiC“-Start
Schnieder eigentlich Speku-
latius und Dominosteine ein-
er essen möchte: Fleisch, ve-
getarische Würstchen oder
gesund wieder. von der aktuellen Crew ver-
zehrt wird, muss er in Trom-
lagern. „Die habe ich aber im
August nicht bekommen“,
Ananas.
Auch etwas anderes hat er
sø neu anliefern lassen. sagt der Koch betrübt. Denn bei seinen bisherigen Expedi-
Auf dem Schiff sind auch tionen im Eis beobachtet:
zwei volle Notfallcontainer. „Die ersten zwei Wochen
LOXSTEDTER KÜHLTECHNIK GMBH „Mit dem Inhalt kann die halten sich die Leute noch
Rudolf-Diesel-Straße 13 Mannschaft zwei Monate an die normalen Essenszei-
27612 Loxstedt überleben, falls der Nach-
schub ausbleibt“, so Schnie-
ten. Dann gewöhnen sie sich
daran, dass rund um die Uhr
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der. Denn die Planung sieht was Leckeres rumsteht.“ Die
www.lokue.de vor, dass die „Polarstern“ in meisten Kollegen gingen mit
der zentralen Arktis alle zwei mehr Gewicht von Bord als
Monate von einem Eisbre- sie gekommen seien. Um
cher oder einem Flugzeug dem entgegenzuwirken, gebe
versorgt wird. Sollte das mal es auf der „Polarstern“ eine
nicht klappen, muss Schnie- Tradition: Jeden Sonntag
der auf die Reserven zurück- trifft sich der „Wiegeclub“ im
greifen. „Wir werden nicht „Blauen Salon“, um die Ki-
verhungern“, versichert er. los auf der Waage zu kont-
Die größte Herausforde- rollieren. Wer Pfunde loswer-
Ihr Kundendienst in der Nähe! rung für ihn ist eine andere: den will, kann sich an Bord
„Ich muss die Leute in der Sven Schnieder hat auch schon im Schwimmbad oder Fit-
Dunkelheit bei Laune hal- 14 Monate auf der Neumayer- nessraum verausgaben. „Der
Große Beek 2 • 27607 Geestland ten.“ Denn ab Ende Oktober Station III in der Antarktis wurde extra noch mal aufge-
Tel.: 04743 34453-0 • E-Mail: kneifel@ewetel.net wird es für Monate dunkel gekocht. Foto AWI rüstet“, sagt Schnieder.
Sonderthema MOSAiC – Ein Jahr im Eis Seite 11
Flüge der rustikalen Art
Public Viewing
› Am 20. September bricht
Forschungsflugzeuge „Polar 5 und 6“ unterstützen die Kollegen bei MOSAiC die „Polarstern“ im norwegi-
schen Tromsø zur MOSAiC-Ex-
VON URSEL KIKKER pedition auf. Anlässlich dieses
Bei der Arktis-Expedition MO- besonderen Ereignisses laden
SAiC wird eine Landebahn aufs das Alfred-Wegener-Institut
Eis gebaut. Wenn die Eisver- (AWI) und das Deutsche Schiff-
hältnisse zu schwierig werden, fahrtsmuseum (DSM) ein, die
müssen Flugzeuge Crewwech- Sonderausstellung „360° Po-
sel und Versorgung der „Polar- larstern – Eine virtuelle For-
stern“ übernehmen. Die Lande- schungsexpedition“ im DSM zu
bahn nutzen Wissenschaftler besuchen.
des Alfred-Wegener-Instituts
(AWI), um ihre Kollegen aus der › Freuen Sie sich auf ein Pub-
Luft mit einer Flugkampagne zu lic Viewing zur Farewell-Veran-
unterstützen. Kein Job für zarte staltung, interessante Pro-
Gemüter. grammbeiträge vor Ort und die
Virtual Reality-Ausstellung
An die Annehmlichkeiten ei- über das Leben und Forschen
nes smarten Verkehrsfliegers an Bord am Freitag, 20. Sep-
ist in den Forschungsflug- tember 2019, 17 Uhr im DSM
zeugen „Polar 5“ und „Polar (Scharounbau).
6“ sowieso nicht zu denken.
Die eigens für Eiseinsätze › Ihre Anmeldung können Sie
umgebauten Transporter bis Montag, 16. September, per
vom Typ Basler BT-67 sind – E-Mail an polarstern@dsm.mu-
sagen wir – robust. Sie zu Die AWI-Flugzeuge „Polar 5“ und „Polar 6“ werden neben den Messflügen zur „Polarstern“ seum oder telefonisch unter
fliegen, ist für die Piloten an- auch weitere Flüge zwischen Spitzbergen, Grönland und Kanada absolvieren. Foto Waltenberg/AWI 0471-48 20 70.
strengender als eine normale
Maschine. Der einzig warme köpfige Team befindet sich
Platz ist im Cockpit. Wissen- im norwegischen Longyear-
schaftler und Techniker sit- byen. Sie könnten aber auch
zen in einer nahezu nackten von zwei anderen Flughäfen
Kabine, vollgestellt mit tech- starten, von Station Nord auf Systemlieferant und Servicepartner für
nischem Equipment und Ma- Nord-Ost-Grönland und von Schifffahrt und Werften,
der kanadischen Basis Alert. On-/Offshore,
» Normalerweise dau- Die größten Chancen haben
sie sich für Station Nord aus-
Industrie, Baugewerbe und Handwerk
ert ein Messflug fünf
bis sechs Stunden. «
gerechnet. Von dort sind es
knapp 1000 Kilometer bis ISO 9001 - ISO 14001
ISO 50001 - ISO 22000
zur „Polarstern“. „Wir kön- OHSAS 18001
BUREAU VERITAS
nen hinfliegen, müssen dann Certification
aber tanken“, sagt Herber.
Weiterfliegen? Umkehren?
Hin und zurück ohne Tank-
Foto Scheschonka
Everything a ship needs.
stopp ist für „Polar 5“ oder
„Polar 6“ nicht möglich und
ein Verbleib auf der Eis-
scholle nicht vorgesehen.
Dr. Andreas Herber Deshalb werden sie jeden
Morgen bibbern, ob das Wet-
terial. „Wir müssen mit Au- ter passt. Deshalb werden
ßentemperaturen von minus sich die Piloten am „Point of
30 Grad Celsius rechnen“, no Return“ jedes Mal fragen,
sagt Dr. Andreas Herber, ob sie weiterfliegen oder um-
„hinten im Flugzeug sind es kehren sollen. Herber: „Auf
zwei, drei Grad.“ Die Mess- der Eisscholle können sich
flüge gehen über Stunden, es die Bedingungen immer dra-
ist kalt, laut und ruckelig. matisch ändern.“ Sicherheit
Der AWI-Atmosphärenfor- ist das oberste Gebot.
scher hat seit dem Jahr 2000 Neun bis zehn Stunden
bei seinen Flugkampagnen werden sie unterwegs sein,
schon einiges erlebt. „Aber allerhöchstens 14 Stunden.
das hier hat noch nie jemand „Normalerweise dauert ein
gemacht. Es ist ein Abenteu- Messflug fünf bis sechs Stun-
er mit vielen Unsicherhei- den“, sagt Herber. Der Leiter
ten“, sagt Herber über MO-
SAiC. Im Frühjahr 2020 wer-
der Flugkampagne bei MO-
SAiC hat sehr erfahrene Pi- Wir wünschen der Polarstern-
den die Flugzeuge zum ers-
ten Mal zur „Polarstern“
loten von der kanadischen
Betreiberfirma Kenn Borek Expedition viel Erfolg und
starten. Insgesamt vier Mess-
kampagnen sind geplant, die
Air an seiner Seite. Sie ent-
scheiden, was geht und was
bedanken uns für die langjährige
erste ab 12. März 2020 – laut
Plan zumindest. „Wir brau-
nicht. Jeder Teilnehmer muss
seine Flugtauglichkeit nach-
gute Zusammenarbeit!
chen sehr stabile Wetterbe- weisen und ein knallhartes
dingungen, sonst geht gar Überlebenstraining bestehen.
nichts“, sagt Herber. Herber: „Es gehört schon
Die Basis für das rund 40- viel Enthusiasmus dazu.“Seite 12 MOSAiC – Ein Jahr im Eis Sonderthema
Gesichter und Geschichten: Arbeiten, Forschen, Wachen
Leben und Arbeiten: Das Forschungsschiff „Polarstern“ ist die Basis für die große MOSAiC-Expedition. Von dort
schwärmen die Wissenschaftler für ihre Untersuchungen aufs Eis aus. Sie werden im Laufe der Expedition auch
Polarnacht und Dunkelheit erleben. Foto Hendricks/AWI
Auf Beutezug: Eiskerne lie-
fern wichtige Informationen.
Doch zum Ende der Expedition
wird die Eisfläche tauen. Die
Forscher machen sich einen
genauen Plan, wie sie ihr Eis-
camp aufbauen, damit sie
möglichst lange Proben neh-
men können. Foto Hoppmann/AWI
Konzentration: Immer, wenn draußen auf dem Eis gearbeitet wird, ist eine Eis-
bärenwache erforderlich. Einige Mitarbeiter sind speziell dafür im Einsatz, außer-
dem müssen die einzelnen Forscherteams bei Bedarf Eisbärenwachen abstellen.
Nur im äußersten Notfall wird geschossen. Foto Schiller/AWI
Schatzhüter: Antonia Immerz und ihre Kollegen kümmern sich Generalprobe: Die Forscher haben ihre Technik – hier ein Un-
unter anderem darum, dass die gewonnenen Daten von der Ex- terwasserfahrzeug – speziell vorbereitet. Die Herausforderung
pedition sicher im Alfred-Wegener-Institut (AWI) ankommen. sei, diese komplexen Geräte das ganze Jahr über trotz der zum
Die Speicherkapazitäten an Bord und an Land wurden aufge- Teil widrigen Bedingungen am Laufen zu halten, sagen die
rüstet. Foto Scheschonka AWI-Mitarbeiter. Foto AWISonderthema MOSAiC – Ein Jahr im Eis Seite 13
Genuss und Gefahr: Polarlichter, Auspacken, Überleben
Auspacken: Rund um im Eis liegende die „Polarstern“ wird ein großes Forschungscamp aufgebaut. Damit alle Gruppe erfolg-
reich arbeiten können, muss der Aufbau geschickt geplant sein. Der russische Eisbrecher „Akademik Fedorov“, der die „Polar-
stern“ am Anfang begleitet und Material für die Expedition bunkert, bringt in einem Abstand von bis zu 50 Kilometern ein Netz-
werk von Beobachtungsstationen auf dem Eis aus. Foto Schön/AWI
Flugtraining: Auch Hubschrauberpiloten ha-
ben für die MOSAiC-Expedition trainiert wie
hier in Emden. Sie übten das Aufnehmen und
Absetzen schwerer Lasten. Foto Jaspersen
Polarlichter: Vielleicht haben die Expeditions-
teilnehmer Glück und können atemberaubende
Polarlichter über dem zentralen Arktischen
Ozean beobachten. Foto Hendricks/AWI
Überleben: Sicherheitsverant-
wortliche für die Expedition
haben auf Spitzbergen die
Ausrüstung getestet. Auch die
Anzüge, die das Überleben bei
einem Sturz ins eiskalte Was-
ser sichern, wurden auspro-
biert. Foto Guesnon/AWI
In der Eisschule: Bei den Vorbereitungskursen Kein Zuckerschlecken: Gerade im Winter, wenn die Wissen-
in Finnland und auf Spitzbergen haben die Ex- schaftler aufs Eis gehen und die Zusammenhänge von Atmo-
peditionsteilnehmer den Umgang mit einer sphäre, Meereis, Ozean und Ökosystem erforschen, wird es rich-
einheitlichen Probennahme und den Umgang tig kalt. Mit Temperaturen von bis zu minus 45 Grad müssen die
mit den Geräten trainiert. Foto AWI Expeditionsteilnehmer rechnen. Foto Hendricks/AWISeite 14 MOSAiC – Ein Jahr im Eis Sonderthema
Graeser ist ein
Wiederholungstäter
Wissenschaftstechniker des AWI ist das Leben im Eis gewohnt
VON URSEL KIKKER und andere Feiertage wird
Irgendwo in der Zentralen Arktis auf einer Eisscholle zu arbeiten, Graeser im Nordpolarmeer
bei klirrender Kälte und Polarnacht – Jürgen Graeser weiß, wie es erleben. Ein Jackett ist auf je-
sich anfühlt. Der Wissenschaftstechniker vom Alfred-Wegener-In- den Fall im Gepäck.
stitut (AWI) war der erste Deutsche, der an einer russischen Der Wissenschaftstechni-
Drift-Expedition teilnehmen durfte. Bald lässt er sich wieder mit ker arbeitet in der Atmos-
dem Eis treiben – und freut sich darauf. phärenforschung. Die Ar-
beitsgruppe aus Potsdam
Ein Vollbad. Das war Grae- ser über MOSAiC. Die „Po- wird unter anderem mehr-
sers größter Wunsch nach larstern“ ist die Basis für die mals am Tag Wetterballone
seiner Landung. Von Sep- Teilnehmer. Die Wissen- aufsteigen lassen und zudem
tember 2007 bis April 2008 schaftler werden sich von einmal pro Woche Ozonmes-
war der AWI-Mitarbeiter von dort jeden Tag aufs Eis zu sungen bis in 30 Kilometer
der Forschungsstelle Pots- den umliegenden For- Höhe vornehmen. Graeser
dam mit der russischen schungsstationen begeben. selbst wird vor allem im Der Herr der Ballone: Jürgen Graeser wird häufig seine Wetter-
Drift-Expedition NP 35 in Bei NP 35 hat das Team Hangarzelt auf dem Eis bei ballone aufsteigen lassen. Foto Graeser
der Zentralen Arktis unter- auf dem Eis gelebt und gear- „Miss Piggy“ anzutreffen
wegs, bis ihn ein Flugzeug beitet. Es wohnte in kleinen, sein. Die Schweine-Dame ben seiner Hütte das Eis bis
abholte. Seine 20 russischen
Kollegen wollten eigentlich
einfachen Hütten. „Die An-
zahl der Teilnehmer war sehr
aus der Muppet-Show ist
Namensgeberin für einen
auf zehn Meter aufriss. Der
61-Jährige ist gespannt, wie Driftstationen
ein ganzes Jahr auf der Eis- übersichtlich. Jetzt sind wir Fesselballon, der verschiede- die Eisverhältnisse in die-
scholle bleiben, doch sie rund 50 Wissenschaftler pro ne Messungen in der Atmo- sem Jahr sein werden. › NP 35 – dieses Kürzel steht für
mussten ein paar Monate Fahrtabschnitt“, so Graeser. sphäre ermöglicht. Die Vorbereitungskurse Nordpol 35. Die Eisdriftstation,
später evakuiert werden. Das Macht 300 Teilnehmer plus „Das Hauptproblem wird hat er hinter sich, darunter die 2007 und 2008 über Mona-
Eis war gefährlich ge- die gleiche Anzahl Crewmit- sein, ein passendes Eisstück ein Schießtraining wegen te der Arbeitsplatz des AWI-
schrumpft. glieder. Nicht alle haben Po- zu finden. Wir haben schon der Eisbären. Die haben NP Wissenschaftstechnikers Jürgen
Eine Badewanne kann larerfahrung. damals sehr lange dafür ge- 35 regelmäßig „besucht“. Graeser war, war bereits die
selbst die „Polarstern“ nicht Der Mann aus Fürstenwal- braucht“, sagt Graeser. Er Graeser: „Eisbären sind 35., die von Russland einge-
bieten, dafür eine Zwei- de in Brandenburg gehört zu hat bei NP 35 erlebt, wie ne- sehr neugierig.“ richtet wurde.
Mann-Kabine mit Nasszelle denen, die am längsten für
und – anders als bei NP 35 – MOSAiC unterwegs sind. Er › Die erste Eisdriftstation
und täglich warmes Wasser. macht gleich vier der sechs machte sich im Mai 1937 in
„Das wird eine komplett an- Fahrtabschnitte mit. Weih- » Eisbären sind sehr der Nähe des Nordpols auf den
dere Expedition“, sagt Grae- nachten, Silvester, Neujahr neugierig. « Weg. Sie trieb 274 Tage rund
2500 Kilometer weit in die
Jürgen Graeser, Grönlandsee hinaus. Der Zwei-
www.kleingedrucktes.de Wissenschaftstechniker te Weltkrieg unterbrach diese
des AWI Art der „mobilen“ Polarfor-
schung. Erst im Jahre 1950
WIR VERBINDEN machten die Russen weiter.
ihre Druckdaten...
› Rekordhalter ist NP 22,
mit hochwertigem die neun Jahre existierte und
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Die Eisdriftstationen nutzten,
auf Papier, Banner, Folien etc.
wie jetzt auch die „Polarstern“
bei MOSAiC, die sogenannte
Transpolardrift von Sibirien
nach Grönland. Mehrere Eis-
driftstationen mussten wegen
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Eisbruchs evakuiert werden.
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Auf den Spuren Fridtjof Nansens
Der norwegische Polarforscher ließ sich mit der„Fram“vor 126 Jahren im arktischen Eis einfrieren
VON URSEL KIKKER Kilometer vom Nordpol ent-
Die „MOSAiC“-Expedition hat fernt. Noch nie war ein
einen berühmten Vorläufer. Vor Mensch weiter nach Norden
über 125 Jahren, am 24. Juni vorgedrungen. Doch die bei-
1893, brach der Norweger den Männer müssen umkeh-
Fridtjof Nansen (1861–1930) zu ren, die Bedingungen ma-
der ersten Mission dieser Art chen ein Weitergehen un-
auf. Er ließ sich mit dem For- möglich.
schungsschiff „Fram“ im arkti-
schen Eis einfrieren. Der Wis- Unglaubliches Glück
senschaftler wollte mit Hilfe Die Eisdrift hat die „Fram“
der natürlichen Eisdrift den längst fortgetragen. Nansen
geografischen Nordpol errei- und Johansen schlagen sich
chen. zum Franz-Joseph-Land
durch, wo sie überwintern
Die Arktis fasziniert Nansen: müssen. Im Mai 1896 ziehen
„Diese ganze unbekannte sie nach Süden und haben
Welt zog meine junge Seele unglaubliches Glück: Sie
zu sich hin und lockte.“ Er treffen auf den britischen Po-
studiert in Oslo Zoologie, als larforscher Frederick George
die Zeitungen 1884 von Jackson. Sein Schiff bringt
Wrackteilen berichten, die Nansen und Johansen am
vor der Südwestküste Grön- 13. August 1896 nach Vardø
lands aufgetaucht sind. in Norwegen. Eine Woche
Sie stammen von der „Jea- später trifft auch die „Fram“
nette“, die 1881 nördlich der ein. Das Eis hatte sie in wei-
Beringstraße vom Packeis Der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen vor seinem im meterdicken Packeis eingeschlos- tem Bogen um Franz-Jo-
zermalmt worden war – 2900 senen Forschungsschiff, der „Fram“. Foto dpa-Archiv seph-Land und Spitzbergen
Seemeilen entfernt von der getragen.
Fundstelle. Die Idee ist da: schiff bauen, die „Fram“. Herbst ist die „Fram“ in der bricht er gemeinsam mit Selbst wenn Nansen den
Nansen will die Eisdrift nut- Zwei Jahre soll die Expediti- Nähe der Neusibirischen In- Hjalmar Johansen auf. 660 Nordpol nicht erreichte, so
zen und sich huckepack vom on dauern. Am 24. Juni 1893 seln eingefroren. Kilometer trennen sie vom konnte er unter anderem zei-
Eis über den Nordpol bis sticht sie mit 13 Mann Besat- Doch die Driftfahrt ver- Pol. Es wird eine Tortur. gen, dass es in der Nordpo-
zum Nordatlantik tragen las- zung und Proviant für fünf läuft anders als gehofft. Es Das Eis driftet nach Sü- larregion kein Land gibt,
sen. Jahre in See, Kurs Nordos- geht mehr nach Westen als den, entgegen ihrer Marsch- sondern ein vereistes Meer.
Der Polarforscher – durch ten. Bei der ersten Eispres- nach Norden. Nansen fasst richtung. Am 8. April 1895 Seine Mission gilt als eine
seine Grönland-Querung be- sung stürzen alle an Deck. einen mutigen Entschluss: Er erreichen sie dennoch 86 der mutigsten und erfolg-
rühmt geworden – lässt ein Das ganze Schiff erzittert, will zu Fuß den Pol errei- Grad, 14 Minuten nördlicher reichsten in der Geschichte
eistaugliches Expeditions- die Schollen krachen. Im chen. Am 14. März 1895 Breite. Sie sind nur noch 368 der Polarforschung.
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Expedition unter
@MOSAiCArctic
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt
mit der Arktis-Expedition ein Forschungsvorhaben der Super-
lative: ein Jahr eingefroren im Eis – ein Jahr lang Wissenschaft
am Limit. Auf die Ergebnisse sind wir schon jetzt gespannt: Sie
werden die Klimaforschung stärken und uns zeigen, was zu tun ist.
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