MOZART SERENADES BERLINER BAROCK SOLISTEN REINHARD GOEBEL - hänssler - Chandos Records

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MOZART SERENADES BERLINER BAROCK SOLISTEN REINHARD GOEBEL - hänssler - Chandos Records
hänssler
                         CL ASSIC

MOZART SERENADES
  BERLINER BAROCK SOLISTEN
       REINHARD GOEBEL
WOLFGANG AMADEUS MOZART
                                                                                                                                                                             Als im Dezember 1812 der französische Geiger         geiles Aufbauschen und dauerndes Nachdudeln
                                                                                                                                                                             Pierre Rode (1774 – 1830) erstmalig nach Wien        bittere Realität im strengsten Indikativ geworden
                                                                                                                                        (1756 – 1791)                        kam, schrieb Beethoven für dessen Auftritt vor       ist: Kitsch und Karikatur. Zur öffentlichen Meinung
                                                                                                                                                                             den „Assoziierten Cavaliers“ im Palais Lobkowitz     erstarrt und im Feuilleton mit den immer gleichen
                                                                                                                                                                             die Violinsonate op. 96, die mit dem Erzherzog       Worthülsen „spannend, neu, interessant“, nie aber
„Serenata Notturna“                                                                  „Eine kleine Nachtmusik“                                                                Rudolph am Klavier ihre Premiere erlebte: Men-       dem langweiligen „richtig“ befeuerwerkt, türmen
Serenade für Streicher und Pauken                                                    Serenade für Streicher                                                                  schenfreund und Völker-Verständiger Beethoven        sich insonderheit Vivaldis „Jahreszeiten“ und Bee-
D-Dur KV 239                                                                         G-Dur KV 525                                                                            zog es vor, schmollend zu Hause zu bleiben, ver-     thoven-Zyklen en masse – es ist zwar längst al-
1. I Marcia: Maestoso . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3:42             inkl. eines Menuetts vor der Romanze                                                    mutlich um nicht einem berühmten Kollegen            les gesagt, nur noch nicht von Jedem – auf den
2. II Menuetto/Trio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  4:06            von Thomas Attwood, korrigiert und                                                      die Hand reichen zu müssen. Im Großen Redou-         Reste-Rampen. Sie katalogmäßig zu erfassen,
3. III Rondeau: Allegretto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4:32                ergänzt von W. A. Mozart 1791                                                           ten-Saal, in dem wenig später das öffentliche        hat man längst als Sisyphus-Arbeit erkannt und
                                                                                     7. Allegro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7:48     Debut stattfand, spielte Rode hingegen eigene        aufgegeben: Bielefeld kennt man jetzt nur noch
„Adagio & Allegro für eine Orgelwalze                                                8. Menuetto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  2:30           Werke. Während sich der Korrespondent der AMZ        vom Durch – und Dranvorbeifahren.
in einer Spieluhr“                                                                   9. Romance: Andante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  3:23                     zurückhaltend gut über Rodes Technik äußert,         Seit den 1970ern gehören Albinonis nicht exis-
f-moll KV 594                                                                        10. Menuetto: Allegretto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2:18                   dann aber loslegt, „dagegen mangelt ihm das,         tentes „Adagio“ (die nachkomponierte Film-Musik
bearbeitet für Streicher von Oskar Jockel                                            11. Rondo: Allegro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  5:40              was alle Herzen elektrisiert und hinreisst, Feuer    zu einem Entkleidungs-Epos mit Brigitte Bardot),
                                                                                                                                                                             und jene Annehmlichkeit, die sich weiter nicht       „Canon & Gique“ von Pachelbel im Schnecken-
4. Adagio / Allegro / Adagio  . . . . . . . . . . . . . . 10:18                                                                                                              beschreiben läßt, jener Zauber, der Alles entzückt
                                                                                     Gesamtspielzeit:  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 51'29                                                        tempo, ein banales Menuet von Boccherini, die
                                                                                                                                                                             und begeistert“, wurde der ebenfalls anwesende       total verrannte Badinerie aus der h-moll-Suite
„Adagio & Fuge“ für Streicher                                                                                                                                                Geiger-Komponist Louis Spohr deutlicher und          BWV 1067 von Bach und – habe ich was verges-
c-moll KV 546                                                                                                                                                                beschrieb die Ursache der Wirkung: „Durch die        sen ? – natürlich Mozarts „Kleine Nachtmusik“
5. Adagio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2:47                                                                                           ewige Wiederholung derselben und immer der-          KV 525 in diesen Kanon der interpretatorischen
6. Fuga: Allegro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4:18                                                                                                selben Compositionen hatte sich in den Vortrag       Spitzenleistungen. Dicht dabei liegt ´türlich auch
                                                                                                                                                                             nach und nach eine Manier eingeschlichen, die        der Mittelsatz aus Bachs Konzert für zwei Violinen:
                                                                                                                                                                             nun nahe an Karrikatur grenzte“.                     ein einziger großer langer nicht enden wollender
                                                                                                                                                                             Wohl kaum könnte man charmanter ausdrücken,          dauerdurchvibrierter Schluchzer aus Karamell! Ob
                                                                                                                                                                             was weiland jedem „Repertoire-Stück“ auf kurz        Casals diesen Satz meinte, als er sagte: „je schöner
                                                                                                                                                                             oder lang hätte blühen können (man beachte           man einen Bach spielt, umso langsamer kann man
                                                                                                                                                                             den doppelten Konjunktiv irrealis), heute nun aber   ihn spielen“? Ganz sicher kann man auch Samuel
                                                                                                                                                                             unter Zuhilfenahme der „Medien“, durch Vermark-      Barbers „Adagio for strings“ noch eine Spur lang-
                                                                                                                                                                             tung, Vermassung und Verrieselung, sensations-       samer, also noch „musikalischer“ darbieten ...

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Der Verlust sowie das willkürliche Verdrehen der          Ausgaben stützen. „Glaube keiner Ausgabe, die        gonnenen „Verzeichnüß aller meiner Werke“ den         rücksichtigt, so daß man Mittelsätze in Sinfonien
Werte und die darauf basierende flache Verdum-            du nicht selbst verfälscht hast“. Ein Herausgeber    Eintrag vom 10. August 1787 studiert:                 des 18. Jahrhunderts, die heute ohne Wiederho-
mung der Hörer ist die logische Folge jener „In-          mag bestimmte Gründe dafür haben, einen Tat-         „Eine kleine Nacht Musick, bestehend in einem         lungen auf locker acht Minuten ausgewalzt sind,
terpretations“-Usance des „Durchreichens“ von             bestand so oder anders (sehr schön: „in moderner     Allegro, Menuett und Trio. – Romance. Menuett         wie auch elf Minuten dauernde Chorsätze von
vermeintlichen Ideen: „Ich höre mir verschiedene          Notation“) darzustellen, aber der reproduzierende    und Trio, und Finale. – 2 Violini, Viola e Baßi.“     Bach, getrost als „im falschen Tempo dargeboten“
Aufnahmen eines Werkes an und nehme aus je-               Musiker ist nicht verpflichtet, ihm in seinen An-                                                          aussortieren sollte.
                                                                                                               Wie fast alle Serenaden Mozarts hatte also auch
der, was mir am besten gefällt“, dieses nun kein          sichten zu folgen – vor allem dann nicht, wenn                                                             Mozarts „Nachtmusick“ nun hat zwei Alla-Bre-
                                                                                                               die Nachtmusik KV 525 zwei Menuette, von denen
Witz, sondern Äußerung einer Geigerin in einem            sie belegbar falsch sind. Merke: Wann immer sich                                                           ve-Sätze: Das finale Allegro sowie den Andante
                                                                                                               das erste aber schon im erst sehr spät 1827 er-
Print-Medium der späten 1990er. Auch nicht be-            der durchschnittliche Musikwissenschaftler zu                                                              überschriebenen Mittelsatz „Romance“, deren
                                                                                                               folgten Erstdruck verschwunden war. Vermutlich
sonders originell ist Herrn Furtwänglers „Musik,          Themen der Praxis äußert, so ist höchste Vorsicht                                                          Tempi im ungefähren Verhältnis 1:2 stehen. Leider
                                                                                                               hat man – sicher nicht Mozart selbst – das erste
die deutscheste der Künste“ – Antwort : „Wenn             geboten, egal ob es sich um Doppel-Punktierung,                                                            gerät im musikalischen Volksmund der Final-Satz
                                                                                                               Menuett herausgenommen, um das Werk als vier-
ich gefragt werde, warum ich bestimmte Werke              Position von dynamischen Zeichen, Doppelschlä-                                                             zur wilden Jagd (da fliegt halt hier und dort auch
                                                                                                               sätziges Quartett in Solo-Besetzung spielbar zu
des 18. und 19. Jahrhunderts wieder und wieder            ge, Vorschläge oder Appoggiaturen von oben                                                                 mal jemand raus, egal, Schwamm drüber), die in
                                                                                                               machen, denn eine heitere fünfsätzige Serenade
aufführe, kann ich im Grunde nur eines antworten:         oder unten auch handelt.                                                                                   breiten Vierteln gespielte Romance hingegen zum
                                                                                                               für chorisch besetztes Streicher-Ripieno (deshalb
Weil ich ... nicht in erster Linie als neugieriger Wan-   Vor der Klärung und der Erörterung zeitgenössi-                                                            Durchhänger, dessen Tempo im Mittelteil „habi-
                                                                                                               „Baßi“ im Werkverzeichnis und „Violoncello e Con-
derer durch die Literatur oder als wissenschaftlich       scher Rezeptionen (wo und wann ist das Stück                                                               tuell“, aber ohne Proportion (also ohne Sinn und
                                                                                                               tra-Basso“ in der autographen Partitur) gehörte
Interessierter, sondern als Liebhaber musiziere.“         von wie vielen Musikern aufgeführt worden, wer                                                             Verstand) verändert wird, weil das musikalische
                                                                                                               wirklich nicht zu den Desideraten der Romantik.
Nun ja, wie sagte Spohr „durch die ewige Wie-             von den Zeitgenossen hat sich wann zu diesem                                                               Angebot des c-moll-Mittelteils dann doch zu dürf-
derholung ...“ und wir ergänzen: wird das Ergebnis                                                             In der vorliegenden Aufnahme haben wir an
                                                          oder vergleichbaren Werken geäußert?) ist das                                                              tig wird. Dieses Accellerando (und natürlich auch
nicht notwendigerweise besser, sondern gerinnt                                                                 die Stelle des unweigerlich verlorenen Satzes
                                                          musiktheoretische Umfeld des Werkes zu erkun-                                                              das bei der Rückkehr in den Dur-Teil fällige Rallen-
meistens doch zur Karikatur.                                                                                   ein G-Dur-Menuett des Mozart-Schülers Tho-
                                                          den: Je weiter man in die Geschichte vordringt,                                                            tando: eigentlich auch immer eine Katastrophe,
                                                                                                               mas Attwood (1765 – 1838) gesetzt, welches als
Eine neuerliche Arbeit an diesen übel zugerichte-         umso unklarer ist die Sprache. Man ist bisweilen                                                           jeder weiß es!) steht nicht in Mozarts Autograph!
                                                                                                               Übungs-Aufgabe von Attwood geliefert dann aber
ten musikalischen Ohrwürmern (franz. „Chevaux             gezwungen, mit Hypothesen und Analogien zu                                                                 Man kann bestens mit den durchgehenden An-
                                                                                                               doch von Mozart wesentlich ergänzt bzw. verän-
de bataille“ – nicht vergessen: von toten Pferden         arbeiten. Hinsichtlich des 18. Jahrhunderts aber                                                           dante-Halben leben.
                                                                                                               dert wurde. Der verlorene Satz könnte auch in C-Dur
sollte man absteigen !) beginnt mit dem äußerst           befindet man sich doch auf sehr sicherem Boden                                                             Wie ernst Mozart jedoch die Finessen von
                                                                                                               gestanden haben, aber aus Symmetrie-Gründen
schmerzhaften Prozess, sich sämtliche Hörerfah-           der Erkenntnisse: Vielfach völlig anderen, als sie                                                         Takt-Vorzeichnungen und Tempoworten waren,
                                                                                                               wird er wohl kaum länger als die 8+8 / 8+8 Takte
rung im wahrsten Sinne des Wortes „aus dem Kopf           uns der musikalische Volksmund glauben ma-                                                                 entnimmt man einem Schreiben an den Vater
                                                                                                               des erhaltenen Menuetto Secondo gewesen sein.
zu schlagen“ und ohne Netz und doppelten Boden            chen wollte.                                                                                               vom 7. Juni 1783, in dem es heißt: „Clementi ist
ganz von vorne – „from scratch“ – zu beginnen.                                                                 Überhaupt wurde die Zeitdauer der einzelnen
                                                          Eine erste Überraschung erlebt der solcherart                                                              ein Ciarlattano wie alle Wälsche. Er schreibt auf
                                                                                                               Sätze bereits bei der Planung eines Werkes durch
Dazu gehört ganz zuerst der Blick in die Origi-           extensiv arbeitende Dramaturg bereits, wenn er                                                             eine Sonate Presto auch wohl Prestißimo und alla
                                                                                                               den Komponisten mit Tempo und Taktzahl be-
nal-Quellen, auf die sich auch die modernen               im Faksimile von Mozarts im Februar 1784 be-                                                               Breve – und spielt sie Allegro im 4/4 tackt.“
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Wenig später ging es mit einem anderen Haupt-            seinem Leben und unter seiner Direction sie also       der großen mit Märschen eingeleiteten Freiluft-Se-     dieses ohne gegründeten warum“...)
darsteller noch einmal um das gleiche Thema:             nehmen liess, ist mir unbekannt: es möchte aber in-    renaden „Haffner“ und „Posthorn“ besetzt. Denkbar      Am 20 April 1782 schrieb Mozart seinem Vater
„Gestern war ich so glücklich den Hr: Freyhold ein       teressant seyn, von Einem, der die Zauberflöte unter   ist das Werk als klanglicher Überraschungs-Angriff     „Baron van suiten zu dem ich alle Sonntage gehe,
Concert von seiner eigenen scomposition spiellen         Mozarts eigner Leitung aufführen gehört, nähere        auf nichtsahnende Gäste in der Residenz am sehr        hat mir alle Werke des händls und Sebastian Bach
zu hören. – in seinen spiell fand ich wenig, und         Auskunft hierüber in diesen Blättern zu erhalten.“     späten Abend ... oder war es doch klein als Dop-       (nachdem ich sie ihm durchgespielt) nach hau-
vermisste viel; (...) beÿm Adagio war ich froh daß es    Wenig später traf eine Antwort ein „Ref. Kann sich     pelquartett besetzt das Zeichen zum Aufbruch für       se gegeben.“ Und in der Tat muß er diese Werke
sehr kurz war; – das Adagio hat er auch beÿ ihnen        nicht nur ganz genau an Mozarts Direction erin-        die Gäste bei der Feier des eigenen Geburtstages       genau studiert haben, verarbeitete er doch in der
geblasen – denn, von anfang konnten sich die             nern, sondern hat auch mehrere Mitglieder des          am 27. Januar 1776?                                    c-moll-Fuge KV 426 Fragmente des Thema Regium
accompagnierenden nicht darein finden, weil das          Theaterorchesters, welche unter des verklärten         Zusammen mit „Adagio & Fuge c-moll KV 426/546“         aus Bachs „Musikalischem Opfer“. Auch in anderen
stück in vierviertlstackt geschrieben war, und er es     Meisters Anführung mitspielten, darüber zu Rathe       ist auf der vorliegenden CD somit der gesamte Be-      heute weitgehend unbekannten Einzelstücken und
im Alla Breve bließ – und, da ich dann mit eigner        gezogen, und kann daher nicht umhin, Hrn. W.´s         stand von Wolfgang Amadés Original-Kompositio-         Fragmenten aus den Wiener Jahren trifft man auf
hand Alla Breve dazu schrieb, er mir gestund, daß        Ansicht vollkommen zu bestätigen... (dann weiter       nen für chorisch, also mehrfach besetzte Streicher     Schritt und Tritt alte Bekannte aus der Bach-Familie.
Papa in Salzburg auch darüber gezankt hätte.“            über das Terzett „Soll ich Dich Theurer“): Die meis-   erfasst: „ein kurzes Adagio“ 1788 nachkomponiert       1788-1790 hingegen – Mozart hat auch diese Ar-
Es wundert kaum, daß „Papa in Salzburg auch              ten Directoren halten sich an das Wort, Andante,       „zu einer fuge welche ich schon lange für 2 klaviere   beiten in sein „Verzeichnüß“ eingetragen – stürzte
darüber gezankt“ hatte, war Leopold doch der             und vergessen, dass der Meister den Allabreve-Takt     geschrieben habe“, also zur bereits 1783 kompo-        er sich für den Baron dann in die Bearbeitung der
profundeste Connaisseur sämtlicher Musiktheo-            vorzeichnete. Man denke sich die Aufschrift Allegro    nierten und von einem ungenannten Bearbeiter           Händel-Werke „Acis & Galathea“, „Alexanderfest“,
rien mit Rückblick sogar bis ins 17. Jahrhundert,        moderato, im Viervierteltakt, und alles gewinnt ein    für den Druck wenig streicher-idiomatisch adap-        „Cäcilienode“ und „Messias“. Als er dann gegen
der selbst den krudesten Ideen auch des Herrn            anderes Leben.(.....) Wer meine Meynung zu bezwei-     tierten Fuge.                                          Ende 1790 im Auftrag des gemeinsamen Logen-
Abbé Vogler aus Mannheim noch auf den Grund              feln sich berechtigt glaubt, der mache den Versuch,    Mozarts plötzlich auflodernde Fugen-Begeisterung       bruders Deym eine Memorialmusik für den Ge-
zu gehen versuchte, sie auf jeden Fall ohne Berüh-       und überzeuge sich. (AMZ 1815, Sp.571/572).            war die Folge der schon kurz nach dem berühm-          neral Laudon (1717-1790) komponieren mußte,
rungsängste kennenzulernen wünschte.                     In der Popularität weit hinter der Kleinen Nacht-      ten Rauswurf mit Fußtritt im April 1781 in Wien        schlüpfte er vollends in die Rolle des Barock-Kom-
Um die gleiche Sache, nämlich um Takt und Tempo,         musik rangiert die 1776 in Salzburg entstandene        geschlossenen Freundschaft mit dem Baron von           ponisten, begann das Adagio mit dem chroma-
ging es in einer Diskussion 1815, diesmal exempli-       Serenata Notturna. Der Anlass der bemerkenswert        Swieten, der als österreichischer Botschafter in       tischen Lamento-Bass, dem Trauer-Emblem in
fiziert an der Arie „Ach ich fühl´s, es ist verschwun-   kurzen Komposition ist unbekannt, aber der bon-        Berlin nicht nur Werke Carl Philipp Emanuel Bachs,     f-moll, der Trauertonart schlechthin, und wech-
den“ aus der Zauberflöte und ausgetragen in der          mot – wie auch der „indoor“-Charakter sind klar        sondern vor allem solche von Johann Sebastian          selte dann zu einem Allegro mit unverkennbarer
„Allgemeinen Musikalischen Zeitung“: Der Mannhei-        erkennbar, wurden doch in Salzburg generell weder      Bach und Georg Friedrich Händel kennen gelernt         Händel-F-Dur-Attitude. Wie hatte er im Februar
mer Kapellmeister Gottfried Weber (nicht verwandt        Pauken noch Violoncelli zu Märschen durch die          hatte und diese nun in seinen Privat-Konzerten dem     1778 vollmundig an den Vater geschrieben: “… ich
mit Constanzes Sippe und Carl Maria von ...) hatte in    Straßen getragen. In der Tat gehört der obligate       opiniös-selbstverliebten Wiener Publikum nahezu-       kann so ziemlich, wie sie wissen, alle art und styl
Sp.247 folgende Frage gestellt „ ... überall wird die-   Kontrabass des Solo-Quartetts zur ambulanten           bringen versuchte. (Keine Bange: die Berliner waren    vom Compositions annehmen und nachahmen“...
ses Andante im allerlangsamsten Andante-Tempo            Straßenmusik, Violoncelli aber wurden nur im Sit-      keinen Deut besser und rächten sich, indem sie         oh yes, he can!
genommen, und fast Adagio. Ob Mozart selbst bey          zen gespielt und waren auch nicht im Orchester         Haydn „60 Klaffter tief in die Erde schlagen, und      Reinhard Goebel, Salzburg, Ostern 2021
6                                                                                                                                                                                                                         7
Die Berliner Barock Solisten wurden 1995             Zu den Gästen des Ensembles zählten bzw. zählen
                                                                   von Rainer Kussmaul, Raimar Orlovsky, weiteren       so namhafte Sängerinnen und Sänger wie Christi-
                                                                   Mitgliedern der Berliner Philharmoniker sowie        ne Schäfer, Anna Prohaska, Dorothea Röschmann,
                                                                   führenden Musikern der Alte-Musik-Szene mit          Christiane Oelze, Sandrine Piau, Sybilla Rubens,
                                                                   dem Ziel gegründet, die Musik des 17. und 18.        Bernarda Fink, Genia Kühmeier, Thomas Quasthoff,
                                                                   Jahrhunderts mit modernen Instrumenten auf           Mark Padmore und Michael Schade; Bläsersolis-
                                                                   künstlerisch höchstem Niveau aufzuführen. Die        ten wie etwa Emmanuel Pahud, Jacques Zoon,
                                                                   bewusste Entscheidung für das Spiel auf mo-          Albrecht Mayer, Jonathan Kelly, Maurice Steger,
                                                                   dernen oder modernisierten alten Instrumenten        Michala Petri, Radek Baborák und Reinhold Fried-
    Roberto Gonzalez-Monjas      Violine (solo) / Konzertmeister   steht dabei der Annäherung an eine „historische“     rich, die Cembalisten/Pianisten Andreas Staier,
            Kotowa Machida       Violine                           Aufführungspraxis keinesfalls entgegen. Art und      Christine Schornsheim und Kristian Bezuidenhout
                                                                   Größe der Besetzung variieren mit Rücksicht auf      sowie der „Jahrhundertgeiger“ Frank Peter Zim-
               Zoltan Almasi
                                                                   die Werke der jeweiligen Konzertprogramme.           mermann.
               Hande Küden
                                                                   Mit Rainer Kussmaul (1946-2017) hatte das Ensem-     Als Moderatoren bzw. Sprecher fungierten Chris-
                                                                   ble seit seiner Gründung bis ins Jahr 2010 hinein    tian Ehring (heute-show) sowie die Schauspieler
               Dorian Xhoxhi     Violine (solo)
                                                                   einen besonders auf dem Gebiet der Barockmu-         Burghard Klaußner und Armin Müller-Stahl.
           Anna Luisa Mehlin     Violine                           sik international erfahrenen Solisten als künstle-   Im Dezember 2014 traten die Barock Solisten
             Raimar Orlovsky                                       rischen Leiter.                                      erstmals unter der Leitung eines Dirigenten auf:
         Cornelia Gartemann                                        Seit 2010 legten die Berliner Barock Solisten die    Zum Ausklang des CPhE Bach Jahres wurden
                                                                   künstlerische Leitung von Projekt zu Projekt in      Sinfonien und Konzerte unter der Leitung von
              Walter Küssner     Viola (solo)                      unterschiedliche Hände: So sind Bernhard Forck,      Reinhard Goebel im Großen Saal der Berliner Phil-
                                                                   Daniel Gaede, Frank Peter Zimmermann, Gottfried      harmonie gespielt. Das Konzert wurde von SONY
             Julia Gartemann
                                                                   von der Goltz, Daniel Hope, Daishin Kashimoto,       mitgeschnitten und erschien im November 2015
                                                                   Willi Zimmermann und Daniel Sepec bereits an         als „live-CD“.
         Kristin von der Goltz   Violoncello
                                                                   der Spitze des Ensembles aufgetreten.                Im Herbst 2017 kamen die sechs Brandenburgi-
                  Joan Bachs
                                                                   Einen Schwerpunkt bildet dabei das Engagement        schen Konzerte von JS Bach unter der Leitung von
                                                                   für zu Unrecht vergessene Werke – insbesondere       Reinhard Goebel und unter Mitwirkung namhafter
                 Ulrich Wolff    Violone (solo)
                                                                   Georg Phillipp Telemanns – sowie für Kompositi-      Solisten wie z.B. Reinhold Friedrich, Radek Baborak
                                                                   onen unbekannter alter Meister.                      sowie Nils Mönkemeyer als Studio-Produktion
              Rainer Seegers     Pauken (nur KV 239)
                                                                                                                        hinzu, ebenso bei SONY-Classics erschienen, die

8                                                                                                                                                                        9
als „Einspielung des Jahres“ mit dem „Opus-Klas-                                                               Seit Mai 2018 ist er der künstlerische Leiter der       In den kommenden Saisons gastiert er unter an-
sik-Preis 2018“ ausgezeichnet wurde.                                                                           Berliner Barock Solisten, mit denen ihn eine lange      derem beim WDR und HR Sinfonieorchester, bei
Fachpresse und das internationale Publikum nah-                                                                künstlerische Zusammenarbeit verbindet. Die ge-         der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken,
men diese Neu-Produktion der „Brandenburgi-                                                                    meinsame Neuaufnahme der Brandenburgischen              beim Stuttgarter Kammerorchester, beim Bud-
schen“ so überschwänglich auf, dass die Barock                                                                 Konzerte für Sony Classical (2017) mit den Berliner     apest Festival Orchestra, bei der Tschechischen
Solisten im Anschluss an eine fulminante Euro-                                                                 Barock Solisten wurde von der Presse gefeiert.          Philharmonie Prag, beim Stavanger Symphony
pa-Tournee Reinhard Goebel im Mai 2018 zu ihrem                                                                Eleonore Büning dazu im SWR2: Sie ist eben so           Orchestra, bei der Tapiola Sinfonietta und beim
neuen künstlerischen Leiter ernannten.                                                                         romantisch, wie die legendäre Erstaufnahme,             Scottish Chamber Orchestra.
                                                                                                               ebenso lustvoll, stürmisch, funkelnd, rauschend.
Dokumentiert ist das Wirken des Ensembles durch
                                                                                                               Ist noch radikaler in der Tempogebung, aber total
weitere zahlreiche CD-Aufnahmen, deren Außer-
                                                                                                               undogmatisch, was all die alten Gretchenfragen
ordentlichkeit auch die Fachkritik erkennen durfte.
                                                                                                               von Besetzung und Stimmung angeht. Und geht
So erhielten die Berliner Barock Solisten für ihre      Reinhard Goebel                                        dabei ein hübsches Stück weiter in der Phrasie-
Einspielung zahlreiche weitere Auszeichnungen,
                                                        „ Ich sehe die Zukunft der Orchestermusik des Barock   rung, im Schönklang, in der Transparenz des Zu-
u.a. 2005 auch den Grammy Award.
                                                        in den Händen moderner Ensembles – der Fetisch         sammenspiels und der Ausdeutung der Klangre-
Im Mai 2019 wurde den Barock Solisten der Inter-        „Originalinstrument“ hat ausgedient, nicht aber der    den.“ Die Aufnahme wurde mit dem Opus Klassik
national Classical Music Award 2019 für eine Einspie-   profund gebildete Fachmann, der ein Orchester in die   2018 in der Kategorie „Konzerteinspielung Musik
lung mit Bachs Violinkonzerten mit Frank-Peter          Tiefendimensionen der Kompositionen führt. Denn        bis inklusive 18. Jahrhundert“ ausgezeichnet.
Zimmermann verliehen                                    nicht das Instrument macht die Musik, sondern der      Reinhard Goebel war Gründer und 33 Jahre lang
Das Ensemble arbeitete mit allen großen Labels          Kopf!“ Reinhard Goebel                                 Leiter der legendären Musica Antiqua Köln. Mit
(EMI, Deutsche Grammophon, SONY) zusammen;               Als „Ikone der Alten Musik“ verehrt ihn die Süd-      seiner Fähigkeit, als Dirigent auf einzigartige Art
neuerdings sind die Barock Solisten mit dem Label       deutsche Zeitung und als „Erleuchtung in einem         und Weise die Leidenschaft für Musik mit einer
Hänssler-Classics eng verbunden.                        Meer von Mittelmäßigkeit“ pries ihn die New York       akribischen Quellenkenntnis zu amalgamieren,
www.berlinerbarocksolisten.de                           Times. Reinhard Goebel ist auf das Repertoire des      inspiriert, fesselt und polarisiert er die zeitgenös-
                                                        17. und 18. Jahrhunderts spezialisiert und ist als     sische Orchesterlandschaft. Auf die Interviewfra-
                                                        Vermittler der historischen Aufführungspraxis an       ge, ob zu viel Wissen der Musik schaden könne,
                                                        moderne Symphonie – und Kammerorchester                antwortete er: „Das kann nicht sein, das Wissen ist
                                                        sowie Alte Musik Ensembles und als unversieg-          doch die Quelle der Inspiration! Das ist atembe-
                                                        bare Quelle für Repertoireschätze ein weltweit         raubend. [...] Das Wissen kann berauschen. Und
                                                        gefragter Spezialist.                                  das Mehr-Wissen berauscht noch mehr.“ (VAN
                                                                                                               Magazin, 2.3.2016).

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WOLFGANG AMADEUS MOZART
                                                                                                                                                                                          When in December 1812 the French violinist Pierre      promotion and constant repetition has become
                                                                                                                                                                                          Rode (1774–1830) first visited Vienna, Beethov-        grim reality in the most present-indicative sense:
                                                                                                                                                (1756 – 1791)                             en wrote a work for Rode’s appearance before           kitsch and caricature. Long the darlings of public
                                                                                                                                                                                          the “Associated Cavaliers” in the Palais Lobkow-       opinion and lauded in the arts sections with the
                                                                                                                                                                                          itz, his Violin Sonata op. 96, which received its      inevitable “exciting, new, interesting”, never with
“Serenata Notturna”                                                                  “Eine kleine Nachtmusik”                                                                             premiere with Archduke Rudolph at the clavier:         the boring “right”, it is now in particular the case
Serenade for strings and timpani                                                     Serenade for strings in G major K525                                                                 Beethoven, lover of humanity and advocate of           that Vivaldi’s “Four Seasons” and Beethoven cycles
in D major K239                                                                      including a Minuet before the Romance by                                                             peace among all nations, chose to stay at home         pile up en masse – it has all long since been said,
1. I Marcia: Maestoso . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3:42             Thomas Attwood, corrected and enlarged by                                                            and sulk, presumably so as not to have to offer        just not by everybody yet – on the “reduced to
2. II Menuetto/Trio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  4:06            W. A. Mozart 1791                                                                                    his hand to a famous colleague. In the Great Hall      clear” racks. The task of effectively cataloguing
3. III Rondeau: Allegretto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4:32                7. Allegro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7:48                  of the Redoute, in which the public debut took         them has long since been recognized and aban-
                                                                                     8. Menuetto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  2:30                        place a little later, Rode for his part played works   doned as a labour of Sisyphus: everyone knows
Adagio & Allegro for a mechanical organ                                              9. Romance: Andante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  3:23                                  of his own. Whereas the correspondent of the           where it is but no-one wants to go there.
in a performing clock in F minor                                                     10. Menuetto: Allegretto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2:18                                “Allgemeine Musikalische Zeitung” spoke in cau-        Since the 1970s we have been regaled with Albi-
arranged for strings by Oskar Jockel                                                 11. Rondo: Allegro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  5:40                           tiously favourable terms of Rode’s technique, only     noni’s non-existent “Adagio” (the retrofitted film
                                                                                                                                                                                          to add, “on the other hand he lacks that which         music to a disrobing episode with Brigitte Bardot),
4. Adagio / Allegro / Adagio  . . . . . . . . . . . . . . 10:18                                                                                                                           electrifies and enraptures all hearts, fire and that
                                                                                     Total time:  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 51:29                                                          “Canon & Gique” by Pachelbel at a snail’s pace, a
                                                                                                                                                                                          pleasure which cannot be further described, that       banal Minuet by Boccherini, the totally-over-the-
Adagio & Fugue for strings in C minor K546                                                                                                                                                magic which charms and delights,” the violinist        top Badinerie from the B minor Suite BWV 1067 by
5. Adagio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2:47                                                                                                        and composer Louis Spohr, who was also present,        Bach and – is there anything I’ve forgotten ? – of
6. Fuga: Allegro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4:18                                                                                                             expressed himself more clearly and described the       course! Mozart’s “Kleine Nachtmusik” K525 in this
                                                                                                                                                                                          cause of the effect: “Through eternal Repetition       hit parade of imposing interpretative achieve-
                                                                                                                                                                                          of the same and ever the same Compositions the         ments. Close behind, needless to say, the middle
                                                                                                                                                                                          Recital had increasingly slipped into a Manner that    movement of Bach’s Concerto for two violins: one
                                                                                                                                                                                          bordered hard on Carricature”.                         single great long cavalcade of throbbing sighs,
                                                                                                                                                                                          One could scarcely express more charmingly what        soft-centred every one! Was Casals thinking of
                                                                                                                                                                                          back then could have been the fate of each and         this movement when he said: “the prettier you
                                                                                                                                                                                          every “repertoire piece” sooner or later (note the     play a piece by Bach, the slower you can play it”?
                                                                                                                                                                                          past unfulfilled construction), what today with        No doubt about it, you can take Samuel Barber’s
                                                                                                                                                                                          the aid of the “media”, with marketing, mass dis-      “Adagio for strings” just a touch slower too, play
                                                                                                                                                                                          semination and infiltration, sensation-hungry          it even more “musically” ...

14                                                                                                                                                                                                                                                                                                15
The loss of values, along with their arbitrary dis-      reasons for representing a state of affairs this way    and Finale. – 2 Violini, Viola e Bassi.”                  Mozart’s “Nacht Musick” has two alla breve
tortion and the resultant dumbing-down of the            or that (to put it nicely: “in modern notation”), but   Like almost all Mozart’s Serenades, then, his Na-         movements: The final Allegro and the central
audience, is the logical consequence of this “in-        the musician engaged in the act of re-creation is       chtmusik K525 had two minuets, of which the first         “Romance” headed Andante, whose tempos are
terpretative” practice of “passing on” presumed          not obliged to follow his views – particularly not      had already vanished by the time the first print-         in the approximate relationship 1:2. Unfortunately,
ideas: “I listen to various recordings of a work and     when they are demonstrably false. Please note:          ed edition appeared as late as 1827. Presumably           the musical consensus has tended to turn the fi-
select from each what suits me best,” not a joke         Utmost caution is required when the average             someone – certainly not Mozart himself – took             nale into a wild gallop (with one or two trampled
but the view of a violinist, or at least the way her     musicologist gives an opinion on questions of           out the first minuet in order to make the work            underfoot in the process, never mind, can’t be
view was represented in print in the late 1990s.         practice, be it a question of double-dotting, po-       playable as a four-part quartet in solo formation:        helped), whereas the Romance played in steady
Another not very original opinion is Herr “Music,        sition of dynamic markings, turns, grace-notes or       after all, a cheerful five-part Serenade for a choir of   quavers goes into a trough, its tempo changed
the most German of the arts” Furtwängler’s an-           appoggiaturas from above or below.                      strings ripieno (hence “Bassi” in the work catalogue      in the middle “habitually” but disproportionately
swer: “When I am asked why I play particular 18th        Before determining and debating contemporary            and “Violoncello e Contra-Basso” in the autograph         (so unreasonably and without making sense), be-
– and 19th-century works over and over again, in         response to the work (where and when was it             score) was not at all what the Romantics were             cause the musical content of the C minor middle
essence I can only respond: Because I ... do not         performed and how many musicians were there,            looking for.                                              passage is then too slight. This accelerando (and
primarily make music as an inquisitive wanderer          which contemporaries expressed themselves                                                                         the resultant rallentando, of course, on the return
                                                                                                                 The present recording replaces the irredeemably
through the literature or in the interests of science,   about this or comparable works and when did                                                                       to the major key: always a disaster, actually, as
                                                                                                                 lost movement with a G major Minuet by Mozart
but as a lover of music.” Now, as you will recall        they do so?) it is necessary to investigate the                                                                   everyone knows!) is not in Mozart’s autograph. It
                                                                                                                 pupil Thomas Attwood (1765–1838), which was
Spohr saying “Through eternal Repetition ...” and        music theory underpinning the work: the fur-                                                                      is easy enough to live with the continuous halves
                                                                                                                 handed in as an exercise by Attwood and then
we might add: the result is not necessarily better,      ther back into history one goes, the vaguer the                                                                   of the Andante.
                                                                                                                 substantially enlarged or altered by Mozart him-
it mostly descends into caricature.                      language. One is sometimes compelled to work                                                                      How seriously Mozart took the finer points of bar
                                                                                                                 self. The lost movement might have been in C
A new approach to these shabbily treated musical         on the basis of hypotheses and analogies. Where         major, but on grounds of symmetry can hardly              markings and tempos is evident from a letter to
hit tunes (or warhorses – chevaux de bataille – do       the 18th century is concerned, nevertheless, one        have been longer than the 8+8 / 8+8 bars of the           his father dated June 7, 1783, in which he writes:
stop flogging a dead horse!) starts with the ex-         finds oneself on remarkably solid ground. Albeit        surviving Menuetto Secondo.                               “Clementi is a Ciarlattano like all Foreigners. He
tremely painful process of literally “putting out of     quite different terrain from what widely held views                                                               writes at the head of a Sonata Presto and even
                                                                                                                 The length of the individual movements was de-
one’s head” the entire experience of ever having         about music would have us believe.                                                                                Prestissimo and alla Breve – and plays it Allegro
                                                                                                                 termined by tempo indications and number of
heard the work and beginning from the begin-             An early surprise for the researcher engaging in                                                                  in 4/4 time.”
                                                                                                                 bars at the point when the composer was plan-
ning – “from scratch” – with no safety-nets and          this kind of extensive investigation is when he                                                                   A little later he returns to the subject in relation
                                                                                                                 ning a work, so that we can confidently dismiss
no reservations.                                         consults the facsimile of Mozart’s “Catalog of all                                                                to another exponent: “Yesterday I was so lucky as
                                                                                                                 middle movements in 18th-century symphonies
The very first thing to do is to take a look at the      my Works” begun in February 1784 and studies            spun out these days to a good eight minutes               to hear [the flautist] Hr: Freyhold play a Concert of
original sources, on which the modern editions           the entry for August 10, 1787:                          without repetitions, or eleven-minute-long choral         his own scomposition. – in his playing I found little,
depend. “Believe no edition that you have not fal-       “A little Night Musick, consisting in an Allegro,       movements by Bach, as “performed at the wrong             and missed much; (...) as for the Adagio I was glad
sified yourself”, eh? An editor may have particular      Minuet and Trio. – Romance. Minuet and Trio,            speed”.                                                   that it was very short; – the Adagio he has blown
16                                                                                                                                                                                                                            17
for you too – for, from the start the accompagny-         Can not only recall Mozart’s Direction quite pre-        own birthday on January 27, 1776?                       C minor Fugue K426. Other old friends from the
ing players could not find their way, because the         cisely, but have consulted several members of            Complete with the Adagio & Fugue in C minor             Bach family cross one’s path in various other now
piece was written in four-four time, and he blew it       the Theatre Orchestra, who played under the in-          K426/546, then, the present CD thus contains the        largely unknown pieces and fragments of the Vi-
Alla Breve – and, as I then wrote Alla Breve to it with   struction of the late Maestro, and can do no other       sum of Wolfgang Amadé’s original compositions           ennese years.
my own hand, he confessed to me that Papa in              than fully to confirm Hrn. W.’s view... (then to the     for string choirs, that is, works scored for multiple   Between 1788 and 1790 on the other hand – Mo-
Salzburg would have found fault with it himself.”         Terzett “Soll ich Dich Theurer”:) Most Directors         strings: “a short Adagio” of 1788 to complement         zart having included these works in his “Catalog”
It is no wonder that “Papa in Salzburg would have         take Andante literally, and forget, that the Maes-       “a fugue which I long ago wrote for 2 claviers”,        – the composer threw himself into the adaptation
found fault with it”, given that Leopold was one          tro indicated the Allabreve bar length. One has          in other words for the fugue composed in 1783           for the Baron of Handel’s Acis & Galathea, Alex-
of the best-informed students of all theories of          only to imagine the marking Allegro moderato,            and adapted for printing by an unknown hand             ander’s Feast, Ode for St. Cecilia’s Day and Messiah.
music as far back as the 17th century, a man who          in 4/4 time, and everything is given a different life.   unfamiliar with the string idiom.                       When towards the end of 1790 he composed mu-
even attempted to plumb the crudest ideas of              (.....) Whoever believes himself entitled to doubt                                                               sic in memory of General Laudon (1717–1790) for
                                                                                                                   Mozart’s sudden rash of enthusiasm for the fugue
such a theorist as the Abbé Vogler of Mannheim,           my opinion should make the attempt, and be                                                                       his lodge brother Joseph Deym, he completely
                                                                                                                   was the consequence of his friendship in Vien-
wishing in any event to understand them without           convinced.” (AMZ 1815, col. 571/572).                                                                            retreated into the role of the Baroque composer,
                                                                                                                   na, shortly after the famous kicking-out in April
fear of being misled by them.                             Far behind Eine kleine Nachtmusik in popularity          1781, with Baron von Swieten, who as Austrian           began the Adagio with the chromatic lamento
Time and tempo were again the subject of a de-            comes the Serenata notturna composed in 1776             ambassador in Berlin was familiar not only with         bass, the emblem of mourning in F minor, the
bate in 1815, this time exemplified by the aria “Ach      in Salzburg. It is not known what prompted the           the works of Carl Philipp Emanuel Bach but above        characteristic funeral key, and then switched to
ich fühl’s, es ist verschwunden” from The Magic           composition of this surprisingly short work, but its     all with those by his father Johann Sebastian and       an F major Allegro with an unmistakable Hande-
Flute and pursued in the “Allgemeine Musikalis-           bon-mot mood and “indoor” character are clear-           by George Frideric Handel, having attempted in          lian attitude. As he had pompously written to his
che Zeitung”. Mannheim Kapellmeister Gottfried            ly recognizable, given that neither kettledrums          his private concerts to familiarize the opinionated     father in February 1778: “... I can pretty well, as you
Weber (no relation of Constanze’s family or Carl          nor cellos were carried on marches through the           and self-satisfied Viennese audiences with them.        know, take on and imitate all manner and styl of
Maria von W.) had posed the question in col. 247          streets of Salzburg. As a matter of fact the obbliga-    (Don’t worry: the Berliners were no better and          Compositions”... oh yes, he can!
“ ... everywhere this Andante is taken at the very        to double-bass of the solo quartet is a feature of       took their revenge by burying Haydn “60 foot                         Reinhard Goebel, Salzburg, Easter 2021
slowest Andante tempo, almost Adagio. Whether             street processions, whereas cellos are played sit-       deep in the earth, and that without any why or          Translation: Janet and Michael Berridge, Berlin
Mozart himself during his lifetime and under his          ting down and so were not required for the great         wherefore”...)
direction accepted this, I do not know: it would be       open-air orchestral serenades introduced with
                                                                                                                   On April 20, 1782, Mozart wrote to his father “Baron
interesting, however, to obtain from one who had          marches, the “Haffner” and “Posthorn” Serenades.
                                                                                                                   van suiten to whom I go every Sunday, has given
heard the Magic Flute performed under Mozart’s            The work is conceivably intended as an orches-
                                                                                                                   me all the Works of handel and Sebastian Bach
own instruction, to obtain more exact information         trated surprise attack on unsuspecting guests in
                                                                                                                   (after I had played them through to him) to take
thereon in this periodical.”                              the Residence at a very late hour ... or was it, as a
                                                                                                                   home.” And indeed he must have studied them
                                                          lightly-scored double quartet, the sign for guests
Not long afterwards an answer appeared: “Ref.                                                                      closely, for he worked fragments of the Thema
                                                          to depart after the celebration of the composer’s
                                                                                                                   Regium from Bach’s “Musical Offering” into his
18                                                                                                                                                                                                                             19
Die Berlin Baroque Soloists ensemble was             Andreas Staier, Christine Schornsheim and Kristian      trade press. The musicians are the recipients of      endless fount of knowledge about gems of the
founded in 1995 by Rainer Kussmaul, Raimar           Bezuidenhout, as well as once-in-a-lifetime violin-     numerous music awards over the years, including       repertoire, he is a worldrenowned specialist. In
Orlovsky, and other members of the Berlin Phil-      ist Frank Peter Zimmermann. Prominent German            a Grammy in 2005.                                     May 2018 he was named artistic director of the
harmonic, alongside early music specialists. Their   TV celebrities and actors such as Christian Ehring,     In May 2019 the Baroque Soloists received the         Berliner Barock Solisten with whom he pursued
aim was to present high-level performances of        Burghart Klaussner and Armin Müller-Stahl have          International Classical Music Award 2019 for their    an intensive artistic collaboration for years. Their
early music on modern instruments. This con-         joined them for concerts as presenters or narra-        recording of Bach’s Violin Concertos together with    new recording of the Brandenburg Concertos for
cept does not contradict the idea of historical      tors too. In December 2014, the Berlin Baroque          Frank-Peter Zimmermann.                               Sony Classical (2017) was acclaimed by the press.
performance practice. The size of the ensemble       Soloists gave their first performance with a con-                                                             Eleonore Büning, on SWR2 radio: ‘It’s as romantic
                                                                                                             In the past, the group has worked with various
varies according to the requirements of each pro-    ductor, in which early music specialist Reinhard                                                              as the legendary first recording, just as sensual,
                                                                                                             record labels, including EMI, Deutsche Grammo-
gramme. Rainer Kussmaul (1946-2017), with his        Goebel directed a C.P.E. Bach Jubilee Concert at                                                              stormy, sparkling, resounding. It’s more radical in
                                                                                                             phon and SONY; they now work closely with the
established international experience and great       the Berlin Philharmonie featuring symphonies                                                                  its tempi, but totally undogmatic as to the old big
                                                                                                             music label Hänssler Classics.
expertise in Baroque music, led the ensemble         and concertos by Bach’s famous son. The concert                                                               questions of instrumentation and tuning. And it
until 2010. Since then, the Berlin Baroque Solo-     was recorded by Sony and released in November           www.berlinerbarocksolisten.de                         goes a good deal further in phrasing, timbre, the
ists have appointed leaders according to each        2015 as a live CD.                                                                                            transparency of the musical interplay and the in-
individual project: Bernhard Forck, Daniel Gaede,    In autumn 2017 their next recording for Sony                                                                  terpretation of the tonal language.’ The recording
Frank Peter Zimmermann, Gottfried von der Goltz,     Classics, this time in a studio, featured J.S. Bach’s                                                         was awarded with the Opus Klassik 2018. Reinhard
Daniel Hope, Daishin Kashimoto, Willi Zimmer-                                                                Reinhard Goebel                                       Goebel was the founder of the legendary Musica
                                                     Brandenburg Concertos, once again conducted
mann and Daniel Sepec are among those who            by Reinhard Goebel, together with well known            “I see the future of Baroque orchestral music in      Antiqua Köln, whom he directed for 33 years. As
have appeared at the head of the ensemble over       soloists such as Reinhold Friedrich, Radek Baborák      the hands of modern ensembles – the fetish of         a conductor, his unique way of amalgamating
the past decade. The group focuses on unjustly       and Nils Mönkemeyer. They were rewarded with            the ‘original instrument’ has had its day, but not    passion for music with meticulous musicological
forgotten masterpieces, especially those by Georg    the 2018 Opus Klassik prize in the category “Re-        the profoundly trained professional who guides        knowledge, inspires, captivates and polarises to-
Philipp Telemann and lesser known composers.         cording of the Year”.                                   an orchestra into the deeper dimensions of the        day’s orchestral scene. When asked in interview
The ensemble performs with renowned singers                                                                  composition. For it isn’t the instrument that makes   whether too much knowledge might be harmful
                                                     The critical and international audience response
such as Christine Schäfer, Anna Prohaska, Doro-                                                              the music, but the head!” Reinhard Goebel             to music, he answers, ‘That’s not possible. Knowl-
                                                     to this new recording of the Brandenburg Concer-
thea Röschmann, Christiane Oelze, Sandrine Piau,                                                             The Süddeutsche Zeitung reveres him as an             edge is the source of all inspiration! It’s staggering.
                                                     tos was so euphoric that on a subsequent – highly
Sybilla Rubens, Bernarda Fink, Genia Kühmeier,                                                               ’icon of early music’, and the New York Times         [...] Knowledge intoxicates, and more knowledge
                                                     successful – tour of Europe, the Baroque Soloists
Thomas Quasthoff, Mark Padmore and Michael                                                                   applauds him as a ’light in a sea of mediocrity’.     is yet more intoxicating.’ (VAN magazine, 2.3.2016).
                                                     appointed Reinhard Goebel in May 2018 as their
Schade; wind soloists such as Emmanuel Pahud,                                                                Reinhard Goebel specialises in the repertoire of      In forthcoming seasons, he is looking forward to
                                                     new Artistic Director.
Jacques Zoon, Albrecht Mayer, Jonathan Kelly,                                                                the 17th and 18th centuries; As an expounder of       musical encounters with the Budapest Festival
Maurice Steger, Michala Petri, Radek Baborák, and    The ensemble’s work is well documented on nu-                                                                 Orchestra, the Czech Philharmonic Orchestra,
                                                                                                             period performance practice for both early mu-
Reinhold Friedrich; harpsichordists and pianists     merous CD recordings, all highly acclaimed by the                                                             the Scottish Chamber Orchestra, the Stavanger
                                                                                                             sic ensembles and modern orchestras, and as an

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Symphony Orchestra, the German Radio Sympho-           at the Augsburg Mozart Festival in 2007 – a prize
ny Orchestras in Frankfurt, Cologne, Munich and        he had already received for several recordings
Saarbrücken as well as several tours with Berliner     with Musica Antiqua Köln. In spring 2010 he was
Barock Solisten, among others. Reinhard Goebel         presented once again with the Diapason d’Or           Also available
has worked with orchestras such as Berlin Phil-        for the newly-edited Deutsche Grammophon
harmonic, Dresden Staatskappelle, Konzerthau-          recording “Le Parnasse Francais” with Musica An-
sorchester Berlin, the Deutsche Kammerphilhar-         tiqua Köln, whose original recording from 1978
monie Bremen, the Berliner Barock Solisten, the        had already won him the same award. Reinhard
German Radio Symhony Orchestras in Frankfurt,          Goebel is the recipient of the Bach-Medaille of
Cologne, Hanover, Munich, Leipzig and Saar-            the City of Leipzig, which was awarded to him in
brücken, the Academy of Ancient Music as well          2017 among other things for his pioneering and
as the Taipei, Melbourne and Sydney Symphony           ’irrepressible exploration of the repertoire beyond
Orchestras. He is principal guest conductor of the     the established names’. Lübeck honoured Rein-
Bavarian Chamber Philharmonic in Augsburg, and         hard Goebel in 1984 with the Buxtehude Prize, as
in 2010 succeeded Nicolaus Harnoncourt as pro-         did Magdeburg in 2002 with the Telemann Prize.
fessor at the Salzburg Mozarteum. CD recordings        As early as 1980 he won the Siemens Förderpreis,
featuring Reinhard Goebel can be found on all the      and in 1997 the Nordrhein-Westfalen state award,
great labels: Deutsche Harmonia Mundi, Deutsche        presented in person by the future German presi-
Grammophon, Sony BMG and Oehms Classics.               dent, Johannes Rau. In April 2007 the IMA award
In February 2008 Reinhard Goebel, along with           was conferred on him in London, and in 2015 the
Korean violinist Yura Lee and the Bavarian Cham-       BBC Music Magazine chose him to appear on their
ber Philharmonic, was awarded the distinguished        list of the 20 best violinists of all time.
Diapason d’Or for his “Mozart in Paris” CD, released
                                                                                                             HC19031          HC19081

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Projektidee & Management Berliner Barock Solisten:
                            Raimar Orlovsky
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         January 25 -28, 2021, Philharmonie Berlin, Kammermusiksaal
                    Recording Producer: Günter Hänssler
                       Sound Engineer: Wolfram Nehls
Medizinische Betreuung, Covid-19-Testungen: Dr. med. Andreas von Criegern
          Einführungstext / Programme Notes: Reinhard Goebel
         Übersetzung / Translation: Janet & Michael Berridge, Berlin
                       Photos: Irène Zandel, Hannover
                         Graphic Arts: SPIESZDESIGN
                      ℗ & © 2021 by Profil Medien GmbH
                             D - 73765 Neuhausen
                            info@haensslerprofil.de
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                                   HC21013

                                    hänssler
                                   CL ASSIC

          Wir danken Frau Prof. Dr. med. Dr. h.c. Birgit Arabin (Berlin)
           und der Clara Angela Foundation für die Unterstützung
                 zur Realisierung dieses Aufnahmeprojektes.
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