NACHHALTIGKEIT IN DER DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-ZUSAMMENARBEIT - Meta-Evaluierung 2018

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NACHHALTIGKEIT IN DER DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-ZUSAMMENARBEIT - Meta-Evaluierung 2018
NACHHALTIGKEIT IN DER
DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-
ZUSAMMENARBEIT
Meta-Evaluierung
2018
NACHHALTIGKEIT IN DER DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-ZUSAMMENARBEIT - Meta-Evaluierung 2018
Die vorliegende Meta-Evaluierung „Nachhaltigkeit in der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit“ ist Teil des DEval-Themenschwerpunktes
Nachhaltigkeit. Die Meta-Evaluierung wird durch eine begleitende
Evaluierungssynthese ergänzt. Im Rahmen eines integrierten Evaluierungs-
designs basieren beide Berichte auf einer gemeinsamen Datengrundlage
und haben komplementäre Ziele.

                  Meta-Evaluierung                    Evaluierungssynthese

 Inhalte          Auseinandersetzung mit der          Analyse der Einflussfaktoren auf
                  Evaluierungspraxis zur Nachhal-     die Nachhaltigkeitsbewertung von
                  tigkeit von Vorhaben der deut-      Vorhaben
                  schen Entwicklungszusammenar-
                  beit (EZ)                           Auseinandersetzung mit der
                                                      Bewertung von Nachhaltigkeit
                  Rekonstruktion des bisherigen       deutscher EZ-Vorhaben
                  Verständnisses von Nachhaltigkeit
                  in der deutschen EZ und Abgleich    Herausstellen von Ansatzpunkten
                  mit dem modernen Verständnis        zur Erhöhung der Nachhaltigkeit
                  der Agenda 2030 für nachhaltige     deutscher EZ-Vorhaben
                  Entwicklung
                                                      Unterstützung der strategischen
                  Unterstützung der Ausgestaltung     und operativen Ausrichtung der
                  einer Agenda-2030-konformen         deutschen EZ auf die Anforderun-
                  Evaluierungspraxis                  gen der Agenda 2030 für nachhal-
                                                      tige Entwicklung

 Methoden         Systematische Qualitätsanalyse      Multivariate Regressionsanalysen
                  und quantitative Inhaltsanalyse

 Datengrundlage   Evaluierungsberichte von Vorhaben der deutschen EZ und
                  Sekundärdaten

 Integriertes     Die Ergebnisse der quantitativen Inhaltsanalyse der Meta-Evaluierung
 Design           wurden als erklärende Variablen in die Regressionsanalysen der
                  Evaluierungssynthese einbezogen.

                  Die Ergebnisse der Qualitätsanalyse der Meta-Evaluierung wurden
                  als Gewichtungsfaktor für die Aussagekraft der Beobachtungen in die
                  Regressionsanalysen der Evaluierungssynthese einbezogen.
NACHHALTIGKEIT IN DER DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-ZUSAMMENARBEIT - Meta-Evaluierung 2018
NACHHALTIGKEIT IN DER
DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-
ZUSAMMENARBEIT
Meta-Evaluierung
2018
NACHHALTIGKEIT IN DER DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-ZUSAMMENARBEIT - Meta-Evaluierung 2018
Impressum

Herausgeber
Deutsches Evaluierungsinstitut der
Entwicklungszusammenarbeit (DEval)
Fritz-Schäffer-Straße 26
53113 Bonn, Deutschland

Tel: +49 (0)228 33 69 07-0
E-Mail: info@DEval.org
www.DEval.org

Verfasst von
Dr. Martin Noltze
Dr. Michael Euler
Ida Verspohl

Verantwortlich
Prof. Dr. Jörg Faust (bis Juni 2016)
Dr. Sven Harten (ab Juni 2016)

Gestaltung
MedienMélange: Kommunikation!, Hamburg
www.medienmelange.de

Lektorat
Silvia Richter, mediamondi, Berlin
www.mediamondi.de

Bildnachweis
Gui Yongnian/123rf.com (Cover), Olaf Speier/Alamy Stock
Foto (Kap. 1), dbimages/Alamy Stock Foto (Kap. 2 + 3),
Dzianis Apolka/Alamy Stock Foto (Kap. 4), imageBROKER/
Alamy Stock Foto (Kap. 5), Riccardo Lennart Niels Mayer/
123rf.com (Kap. 6), Oleksandr Roslyak/123rf.com (Kap. 7)     Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammen­
                                                             arbeit (DEval) ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche
Bibliografische Angabe                                       Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mandatiert, Maß-
Noltze, M., M. Euler und I. Verspohl (2018),                 nahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unab-
Meta-Evaluierung von Nachhaltigkeit in der deutschen         hängig und nachvollziehbar zu analysieren und zu bewerten.
Entwicklungszusammenarbeit, Deutsches Evaluierungsinstitut
der Entwicklungszusammenarbeit (DEval), Bonn.                Mit seinen Evaluierungen trägt das Institut dazu bei,
                                                             die Entscheidungsgrundlage für eine wirksame Gestaltung
Druck                                                        des Politikfeldes zu verbessern und die Transparenz zu
Bonifatius,                                                  den Ergebnissen zu erhöhen.
Paderborn
                                                             Der vorliegende Bericht ist auch auf der DEval-Website als
© Deutsches Evaluierungsinstitut der                         pdf-Download verfügbar unter:
Entwicklungszusammenarbeit (DEval), Januar 2018              www.DEval.org/de/evaluierungsberichte.html

ISBN 978-3-96126-067-6 (gebundene Ausgabe)                   Anfragen nach einer gebundenen Ausgabe richten Sie bitte an:
ISBN 978-3-96126-068-3 (PDF)                                 info@DEval.org
NACHHALTIGKEIT IN DER DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-ZUSAMMENARBEIT - Meta-Evaluierung 2018
Danksagung

Das Evaluierungsteam wurde bei seiner Arbeit von zahlreichen     Dr. Kerstin Guffler und Solveig Gleser sowie unserem Instituts-
Personen und Organisationen unterstützt. Für die wertvolle       leiter Prof. Dr. Jörg Faust für ihre vielen Anregungen und Kom-
Unterstützung möchten wir uns an dieser Stelle recht herzlich    mentare. Zudem danken wir Thomas Wencker für seine kriti-
bedanken.                                                        sche Perspektive und die konstruktiven Vorschläge. Darüber
                                                                 hinaus bedanken wir uns bei Cornelia Michaels-Lampo und
Zentral für das Gelingen der vorliegenden Meta-Evaluierung       unserer Verwaltung für die administrative Unterstützung der
und der begleitenden Evaluierungssynthese war zunächst die       Evaluierungstätigkeit. Besonderer Dank gilt auch der Öffent-
Unterstützung der Referenzgruppe. Besonderer Dank gilt hier-     lichkeitsarbeit des DEval sowie der Lektorin dieses Berichts.
bei den beteiligten Referaten des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), dem        Ferner bedanken wir uns bei Jana Preiß, die uns im Rahmen
Referat 105 (Michaela Zintl, Katrin von der Mosel und Berthold   einer assoziierten Masterarbeit bei der Durchführung der
Hoffman) und dem Referat 300 (Gottfried von Gemmingen-           Kontextstudie der Meta-Evaluierung unterstützt hat.
Guttenberg, Dr. Ingolf Dietrich, Dr. Maya Schmaljohann, Cor-
mac Ebken und Ruben Werchan), der Deutschen Gesellschaft         Weiterer Dank gebührt unseren Praktikantinnen und studie-
für Internationale Zusammenarbeit (GIZ; Dr. Ricardo Gómez,       renden Beschäftigten Helena Heberer, Niklas Witzig, Grisel
Dorothea Giesen-Thole, Valentin Dyckerhoff, Katrin Ladwig        Orozco, Sarah Stahlmann und Lea Smidt, deren Unterstützung
und Cornelia Skokov) und der KfW Entwicklungsbank (KfW;          für den Erfolg der Evaluierung von hohem Wert war. Wir be-
Prof. Dr. Eva Terberger, Martin Dorschel, Thomas Gietzen und     danken uns herzlich für das große Engagement und den per-
Christian Schönhofen). Bedanken möchten wir uns dabei ins-       sönlichen Einsatz.
besondere für die vielen Anregungen und Kommentare im
Rahmen der offenen und kritischen Diskussion. Besonderer         Ein besonderer Dank gilt weiterhin unserem externen Gutach-
Dank gilt der GIZ und der KfW für ihre tatkräftige Unterstüt-    ter Prof. Dr. Sebastian Vollmer. Seine zahlreichen inhaltlichen
zung im Rahmen der Datenerhebung – ohne die Übermittlung         und methodischen Anregungen haben entscheidend zur Quali-
umfangreicher Daten und Dokumente wäre die Evaluierungs-         tät der vorliegenden Evaluierungsberichte beigetragen.
arbeit nicht möglich gewesen.
                                                                 Abschließend möchten wir uns noch bei unseren Kolleginnen
Weiterhin bedanken möchten wir uns bei unseren Kolleginnen       und Kollegen des Kompetenzzentrums Methoden bedanken,
und Kollegen am DEval, die den Evaluierungsprozess aufmun-       die uns über den gesamten Prozess der Evaluierungsarbeit mit
ternd und kritisch begleitet haben. Unser Dank gilt dabei        kritischen Fragen und methodischen Anregungen zur Seite
insbesondere unseren DEval-internen Gutachterinnen               standen.
NACHHALTIGKEIT IN DER DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-ZUSAMMENARBEIT - Meta-Evaluierung 2018
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Zusammenfassung   vii

ZUSAMMENFASSUNG

Hintergrund, Ziele und Evaluierungsgegenstand                      schen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung betont die glo-        Beide DO bewerten die Nachhaltigkeit von Vorhaben entlang
bale Bedeutung des Prinzips der Nachhaltigkeit. Mit ihr defi-      der internationalen Evaluierungskriterien des Entwicklungs-
niert sich Nachhaltigkeit nunmehr entlang von Kernprinzipien       ausschusses der Organisation für wirtschaftliche Zusammen-
nachhaltiger Entwicklung: Ein universaler Geltungsanspruch,        arbeit und Entwicklung (OECD-DAC). Auf der Grundlage einer
gemeinsame Verantwortung und Rechenschaftspflicht, das             Orientierungshilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenspiel von sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer      Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) aus dem Jahr 2006
Entwicklung und Inklusivität bilden die Prinzipien des moder-      bildet der Aspekt der Dauerhaftigkeit von Wirkungen über die
nen Nachhaltigkeitsverständnisses für Entwicklung.                 Zeit den Kern des Evaluierungskriteriums Nachhaltigkeit. Zu
                                                                   Beginn der Meta-Evaluierung wurde ferner angenommen, dass
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) hat sich zu           sich hinter dem Wirkungsbegriff und im Zusammenspiel mit
den Prinzipien der Agenda 2030 bekannt und zu ihrer Umset-         den anderen Evaluierungskriterien – Relevanz, Effektivität,
zung verpflichtet. In der deutschen EZ ist der Begriff der Nach-   Effizienz und übergeordnete entwicklungspolitische Wirkun-
haltigkeit bereits seit geraumer Zeit fester Bestandteil der       gen (Impact) – auch der Aspekt der nachhaltigen Entwicklung
entwicklungspolitischen Debatte. Prinzipiell wird dabei zwi-       verbirgt.
schen den Aspekten „nachhaltige Entwicklung“ und „Dauer­
haftigkeit von Wirkungen“ unterschieden. Inwieweit sich diese      Methodisches Vorgehen
beiden Aspekte nun in dem modernen Verständnis von Nach-           Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine
haltigkeit nach der Agenda 2030 wiederfinden bzw. diesem           thematische Meta-Evaluierung. Dabei wurde das klassische
entsprechen, ist bislang eine offene Frage. Weder das Ver-         Meta-Evaluierungsdesign einer reinen Qualitätsbewertung um
ständnis von noch der praktische Umgang mit Nachhaltigkeit         die systematische Auseinandersetzung mit dem inhaltlichen
in der deutschen EZ wurden bis heute einer systematischen          Bewertungskriterium der Nachhaltigkeit von EZ-Vorhaben
Analyse unterzogen. Die aktuelle Entwicklungsagenda gibt           erweitert. Die Datengrundlage der Meta-Evaluierung bildet
nun Anlass für eine umfassende Auseinandersetzung mit dem          eine repräsentative Stichprobe von 513 Evaluierungsberichten
langjährigen Leitprinzip der deutschen EZ.                         von Vorhaben der deutschen technischen und finanziellen EZ.
                                                                   Die Ergebnisse der Meta-Evaluierung fließen im Rahmen eines
Ziel der vorliegenden Meta-Evaluierung ist eine erste umfas-       integrierten Forschungsdesigns zudem auch in die begleitende
sende und systematische empirische Auseinandersetzung mit          Evaluierungssynthese ein, die sich mit den Einflussfaktoren der
der Evaluierungs- und Bewertungspraxis von Nachhaltigkeit in       Nachhaltigkeit auseinandersetzt.
der deutschen EZ im Sinne einer Bestandsaufnahme. Die empi-
rische Betrachtung der bisherigen Praxis dient der Rekonstruk-     Zentrale Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Empfehlun-
tion des bislang schwer greifbaren Verständnisses von Nach-        gen zur Bewertung von Nachhaltigkeit in der deutschen EZ
haltigkeit in der deutschen EZ als Voraussetzung für einen         Die Ergebnisse der vorliegenden Meta-Evaluierung bestätigen
Abgleich mit dem modernen Verständnis von Nachhaltigkeit           die Vorabannahme, dass sich in den Evaluierungskriterien
nach den Prinzipien der Agenda 2030. Zweck der Meta-Evalu-         neben dem Aspekt der Dauerhaftigkeit auch der Aspekt der
ierung ist es somit, die Ausgestaltung einer Agenda-2030-kon-      nachhaltigen Entwicklung verbirgt; damit belegen sie erstmals
formen Evaluierungs- und Bewertungspraxis zu unterstützen.         empirisch, dass Nachhaltigkeit in der deutschen EZ-Evaluie-
                                                                   rungspraxis bereits umfassend verstanden, evaluiert und be-
Den Gegenstand der Meta-Evaluierung bildet die Evaluie-            wertet wird. Gleichzeitig besteht eine deutliche Abweichung
rungs- und Bewertungspraxis der Nachhaltigkeit von Vorhaben        von den Ansprüchen der Agenda 2030. Wesentliche Prinzipien
der deutschen EZ, dargestellt in den Evaluierungsberichten der     der Agenda 2030, etwa das Zusammenspiel der Dimensionen
beiden großen deutschen staatlichen Durchführungsorganisa-         der Nachhaltigkeit, sind noch kein systematischer Bestandteil
tionen (DO), der KfW Entwicklungsbank (KfW) und der Deut-          der Bewertungspraxis. Somit widerlegen die Ergebnisse zwar
NACHHALTIGKEIT IN DER DEUTSCHEN ENTWICKLUNGS-ZUSAMMENARBEIT - Meta-Evaluierung 2018
viii   Zusammenfassung

die mögliche Annahme, in den DAC-Evaluierungskriterien sei          Empfehlungen zur Weiterentwicklung der
ausschließlich ein enges Nachhaltigkeitsverständnis im Sinne        Evaluierungspraxis:
der Dauerhaftigkeit von Wirkungen angelegt; sie weisen je-
doch auf deutliche Diskrepanzen zum modernen Nachhaltig-            Dem BMZ und den DO wird empfohlen, die Nachhaltigkeit
keitsverständnis im Sinne der Agenda 2030 hin.                      von Vorhaben im Sinne der Prinzipien der Agenda 2030 für
                                                                    nachhaltige Entwicklung künftig im Rahmen eines zusätzli-
Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Evaluierung und Bewer-         chen Bewertungskriteriums zu evaluieren.
tung von Nachhaltigkeit in der Praxis aufgrund eines fehlen-
den konzeptionellen Rahmens für ein umfassendes Nachhal-            Einhergehend mit dem Einbeziehen von Nachhaltigkeit im
tigkeitsverständnis bislang unsystematisch und uneinheitlich        Sinne der Agenda 2030 als zusätzliches Bewertungskriteri-
erfolgt. Auch die seit 2006 vorgeschlagenen Prüffragen der          um werden dem BMZ die konzeptionelle Schärfung der
Orientierungshilfe des BMZ werden bislang nicht systematisch        DAC-Kriterien und eine höhere Verbindlichkeit der BMZ-
berücksichtigt. In der Gesamtschau zeigt sich, dass die derzei-     Orientierungshilfe für den Umgang mit den DAC-Kriterien
tige Konzeption der DAC-Kriterien die Evaluierung von Nach-         empfohlen.
haltigkeit im umfassenden Sinne zwar zulässt, jedoch keines-
falls systematisch und verbindlich vorgibt. Für die aggregierte     Im Rahmen der Reform der Evaluierungskriterien für die
Betrachtung der Nachhaltigkeitsnote über verschiedene Vor-          Erfolgsbewertung von EZ-Vorhaben wird dem BMZ empfoh-
haben hinweg bedeutet dies – aufgrund der fehlenden Syste-          len, das bisherige Evaluierungskriterium der Nachhaltigkeit
matik – eine eingeschränkte Vergleichbarkeit, die dem strate-       nach OECD-DAC im Sinne der Dauerhaftigkeit von Wirkun-
gischen Lernen aus Evaluierungen entgegensteht. Eine rigorose       gen zu erhalten und die entsprechenden Prüffragen auf
vergleichende Perspektive auf die Nachhaltigkeit von Vorha-         diesen Aspekt auszurichten.
ben ist derzeit nur unter erheblichem Aufwand – wie mit der
vorliegenden erweiterten Meta-Evaluierung und der begleiten-        Mit Blick auf die Prinzipien der Agenda 2030 sollten GIZ
den Evaluierungssynthese verbunden – möglich.                       und KfW untersuchen, wie in Evaluierungen künftig die
                                                                    nicht intendierten Wirkungen eines Vorhabens und die
Der zukünftige Umgang mit der Agenda 2030 und der Nach-             Wechselwirkungen zwischen den Dimensionen der Nach-
haltigkeit von EZ-Vorhaben in Evaluierungen ist eine globale        haltigkeit identifiziert und geprüft werden können.
Aufgabe. Mit Blick auf die deutsche EZ hat die vorliegende
Meta-Evaluierung konkreten Handlungsbedarf identifiziert.
Die Schlussfolgerungen rufen nach einer Reform der bisheri-       Die Umsetzung und konzeptionelle Ausgestaltung der Empfeh-
gen Evaluierungs- und Bewertungspraxis. Neben dem Harmo-          lungen zur Evaluierungspraxis sollten in Deutschland auf der
nisierungs- und Koordinierungsgedanken der Erklärung von          Grundlage eines gemeinsamen Prozesses unter Federführung
Paris zur Effektivität der EZ und dem Aktionsplan von Accra       des BMZ und unter Beteiligung der DO und des DEval erfol-
verlangt der universelle Charakter der Agenda 2030 dabei          gen. Es wird empfohlen, diesen Prozess inklusive einer Pilot-
auch nach Austausch und Abstimmung auf internationaler            phase bis Ende 2018 abzuschließen, um eine Agenda-
Ebene. Die nun folgenden Empfehlungen zielen darauf ab, die       2030-konforme Evaluierungs- und Bewertungspraxis der
laufenden Reformprozesse auf Ebene der deutschen EZ zu            deutschen EZ ab 2019 zu gewährleisten. Gleichzeitig sollten
unterstützen und die Diskussionen auf internationaler Ebene       die laufenden Reformbemühungen innerhalb der deutschen EZ
zu bereichern. Zunächst werden die wesentlichen Empfehlun-        auf internationale Anschlussfähigkeit geprüft und in die ent-
gen zur Weiterentwicklung der Evaluierungspraxis dargestellt.     sprechenden Foren eingebracht werden.
Anschließend folgen die grundlegenden Empfehlungen zur
Weiterentwicklung des Evaluierungssystems.
Zusammenfassung   ix

  Empfehlungen zur Weiterentwicklung des                         stehenden Ressourcen auf den Zweck einer Evaluierung auszu-
  Evaluierungssystems                                            richten. Bei den dezentralen Evaluierungen umfasste das Er-
                                                                 kenntnisinteresse bisher neben der Evaluierung selbst auch
  Dem BMZ wird empfohlen, eine übergeordnete Evaluie-            den Aspekt der Prüfung. Ein belastbarer Wirkungs- und Nach-
  rungsstrategie zu entwickeln, die sich über die Zeit thema­    haltigkeitsnachweis lässt sich ferner durch die geeignete Wahl
  tische Schwerpunkte setzt.                                     des Evaluierungszeitpunktes erreichen: Im Rahmen von Ex-
                                                                 Post-Evaluierungen besteht die Möglichkeit, Wirkungen und
  In der Evaluierungsstrategie sollte das BMZ definieren,        deren Nachhaltigkeit in gewissem zeitlichem Abstand zum
  welche Anforderungen sich aus den Fragestellungen um die       Ende der Vorhaben tatsächlich zu beobachten. Bei den dezent-
  Agenda 2030 für die jeweiligen Evaluierungen – also auf        ralen Evaluierungen, die im Verlauf eines Vorhabens durchge-
  Ebene der Module, der Programme und der Länderstrate­          führt werden, erfolgt der Nachhaltigkeitsnachweis hingegen
  gien – ergeben.                                                auf einer reinen Zukunftseinschätzung. Vor dem Hintergrund
                                                                 eingeschränkter Datenverfügbarkeit im Kontext der EZ bieten
                                                                 Monitoringdaten eine relevante Datenquelle. Deren Potenzial
Zentrale Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Empfehlun-           für einen belastbaren Wirkungs- und Nachhaltigkeitsnachweis
gen zur Qualität der Evaluierungspraxis                          wird allerdings bislang nicht ausgeschöpft.
Im Rahmen der Meta-Evaluierung wurde die Auseinanderset-
zung mit der Bewertung von Nachhaltigkeit in der deutschen       Die Ergebnisse der Meta-Evaluierung haben darüber hinaus
EZ von der Analyse der Evaluierungsqualität begleitet. Dabei     einen interessanten Zusammenhang zwischen evaluatorischer
geben die Ergebnisse der Qualitätsbewertung Hinweise auf die     Qualität und inhaltlichem Erkenntnisgewinn aufgedeckt: Mit
Belastbarkeit der Ergebnisse und der Schlussfolgerungen der      zunehmender Qualität der Evaluierungen erhöht sich die Zahl
Evaluierungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit deutscher          der für die Nachhaltigkeitsbewertung hinzugezogenen Kriteri-
EZ-Vorhaben.                                                     en. Anspruchsvollere Evaluierungen stellen die Bewertung von
                                                                 Nachhaltigkeit auf eine breitere Basis und sind zudem auch
Die Ergebnisse zeigen, dass GIZ und KfW die aus Modulevalu-      der Belastbarkeit der Aussagen zuträglich. Ein direkter Zusam-
ierungen hervorgehenden Ergebnisse und Schlussfolgerungen        menhang zwischen der Evaluierungsqualität und der Einzelbe-
auf eine dem Umfang dieser Evaluierungen angemessene             wertung eines Kriteriums oder der Gesamtbewertung der
evaluatorische Grundlage stellen. Neben der Gegenstandsbe-       Nachhaltigkeit eines Vorhabens besteht nicht.
schreibung enthält die Mehrheit der Evaluierungsberichte eine
nachvollziehbare Darstellung der zu überprüfenden Wirkungs-      Aufgrund des Zusammenhangs zwischen der Qualität und der
zusammenhänge und der methodischen Vorgehensweise. Die           Ausführlichkeit, mit der das Thema Nachhaltigkeit in Evaluie-
deutsche EZ zeichnet sich zudem durch einen hohen De-            rungen behandelt wird, sowie des engen Zusammenhangs von
ckungsgrad in der Evaluierung aus: Die GIZ unterzieht nahezu     Wirkungs- und Nachhaltigkeitsnachweis ergeben sich eine
alle Module einer systematischen Erfolgsbewertung, die KfW       Reihe von Empfehlungen, die sich auf die Qualität von Evaluie-
arbeitet mit einer repräsentativen Stichprobe.                   rungen und das zugrunde liegende Evaluierungssystem bezie-
                                                                 hen. Auch hier werden zunächst Empfehlungen zur Weiterent-
Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass die Evaluierungsqualität   wicklung der Evaluierungspraxis dargestellt. Anschließend
auf Modulebene verbessert werden kann. Dabei sollten durch       folgen die Empfehlungen zur Weiterentwicklung des
systematische Analyse- und Triangulationsverfahren vor allem     Evaluierungssystems.
die Anstrengungen zur Aufdeckung von Ursache-Wirkungs-
Beziehungen erhöht werden. Dasselbe gilt für die Nachvoll-
ziehbarkeit von Ergebnissen und Schlussfolgerungen in den
Evaluierungsberichten. Dabei gilt es auch, die zur Verfügung
x     | Zusammenfassung

Empfehlungen zur Weiterentwicklung der                       achten, die Steuerungsrelevanz sicherzustellen. Dies kann
Evaluierungspraxis:                                          beispielsweise durch thematische Fokussierung oder durch
                                                             die geeignete Wahl des Evaluierungszeitpunktes erfolgen.
Vor dem Hintergrund zunehmender Anforderungen an die
Evaluierung als Instrument für Lernen und Rechenschaftsle-
gung sollten GIZ und KfW Maßnahmen entwickeln, die           Empfehlungen zur Weiterentwicklung des
sicherstellen, dass weitere Potenziale zur Erhöhung der      Evaluierungssystems:
Evaluierungsqualität, insbesondere im Bereich des Wir-
kungs- und Nachhaltigkeitsnachweises, ausgeschöpft           Im Sinne des gemeinsamen Lernens und der Rechenschafts-
werden.                                                      legung wird dem BMZ empfohlen, die Evaluierungspraxis
                                                             von GIZ und KfW auf der Grundlage der Gemeinsamen
Aufgrund der anhaltend geringen Bedeutung, die Monito-       Verfahrensreform (GVR) und der Leitlinien für die bilaterale
ringdaten in Modulevaluierungen beigemessen wird, sollten    finanzielle und technische Zusammenarbeit zu harmonisie-
die DO systematisch untersuchen, welche Hindernisse hier     ren. Dabei sollte das BMZ verbindliche Vorgaben zu Zeit-
bestehen und wie diese überwunden werden können. Dabei       punkt, Umfang und Benotungssystem schaffen, um die
sollten sie prüfen, inwieweit sich die Monitoringsysteme     Evaluierungstypen für Modulevaluierungen zu
der Vorhaben über die Zielsysteme der Vorhaben mit dem       vereinheitlichen.
Zielsystem der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs)
verknüpfen lassen.                                           Dem BMZ wird empfohlen, durch die Festlegung einheitli-
                                                             cher Mindeststandards das Ausschöpfen von Potenzialen
Im Sinne der Transparenz und als Anreiz für eine nachvoll-   zur Erhöhung der Evaluierungsqualität in Modulevaluierun-
ziehbare Berichtslegung sollten GIZ und KfW unter Abwä-      gen zu unterstützen.
gung der Chancen und Risiken die Möglichkeit prüfen, die
Evaluierungsberichte – gegebenenfalls zunächst in einer      Das BMZ sollte die DO dazu anhalten, die Evaluierungsbe-
Pilotphase – vollständig zu veröffentlichen und das BMZ      richte in sich nachvollziehbar zu gestalten, sodass sie für
über die Erfahrungen hierzu in Kenntnis setzen.              sich stehen können. Je nach Ausgang einer entsprechenden
                                                             Prüfung sollte das BMZ die DO zu einer vollständigen Veröf-
Um die Evaluierungsqualität zu steigern, wird der GIZ emp-   fentlichung der Evaluierungsberichte anhalten.
fohlen, die Funktion der Qualitätssicherung langfristig in
der Stabsstelle Evaluierung zu verankern. Alle Modulevalu-   Das BMZ sollte dafür sorgen, dass neben der Qualitätssi-
ierungen sollten künftig durch die Stabsstelle gesteuert     cherung der Modulevaluierungen durch die Evaluierungs-
werden.                                                      einheiten von GIZ und KfW regelmäßig eine externe, orga-
                                                             nisationsübergreifende Meta-Evaluierung zu einer
Die Erhöhung der Qualität von Evaluierungen sollte in der    Stichprobe von Evaluierungen stattfindet.
GIZ durch eine Trennung zwischen Prüfung und Evaluierung
unterstützt werden.

Im Hinblick auf den geeigneten Zeitpunkt für einen aussa-
gekräftigen Wirkungs- und Nachhaltigkeitsnachweis sollte
das Format von Ex-post-Evaluierungen in der GIZ erneut an
Bedeutung gewinnen. Bei der Durchführung von Ex-post-
Evaluierungen sollten sowohl GIZ als auch KfW darauf
INHALT

Danksagungv
Zusammenfassungvii
                                                        4.    Ergebnisse	                                    22

Abkürzungen und Akronyme 2                             4.1   Qualität der Evaluierungsberichte	             23
                                                        4.2   Die Bewertung von Nachhaltigkeit in

1.
                                                              Evaluierungen der GIZ und KfW	                 27
                                                              4.2.1 Übergreifende Erkenntnisse	              28
      Einleitung                                  3          4.2.2 Kontext	                                 32
                                                              4.2.3 Implementierung	                         35
1.1   Hintergrund	                                4          4.2.4 Outcome	                                 36
1.2   Ziel der Meta-Evaluierung	                  5          4.2.5 Kapazitäten vor Ort	                     38
1.3   Gegenstand	                                 6          4.2.6 Impact	                                  39
1.4   Evaluierungsfragen	                         6          4.2.7 Absehbarkeit von Wirkungen	              40
1.5   Aufbau des Evaluierungsberichtes	           6          4.2.8 Zusammenspiel der Dimensionen
                                                              der Nachhaltigkeit	                            41

2.
                                                        4.3   Zusammenhang zwischen Qualität und der
                                                              Bewertung von Nachhaltigkeit	                  42
      Evaluierung von Nachhaltigkeit in der             4.4   Evaluierung und Bewertung von
      deutschen EZ	                               8          Nachhaltigkeit im internationalen Vergleich	   42

                                                        5.
2.1   Nachhaltigkeit in der Wirksamkeitsdebatte
      der deutschen EZ	                           9
2.2   Der konzeptionelle Rahmen der                           Schlussfolgerungen
      Meta-Evaluierung im Hinblick auf die                    und Empfehlungen	                              45
      Bewertung der Nachhaltigkeit	              10
2.3   Die Evaluierungspraxis in der                     5.1   Die Qualität der deutschen
      deutschen finanziellen und technischen                  Evaluierungspraxis	                            46
      Zusammenarbeit	                             11   5.2   Die Bewertung von Nachhaltigkeit
                                                              in der deutschen EZ	                           48

3.    Methodische Vorgehensweise	 14
                                                        6.    Literatur	                                     52
3.1   Datengrundlage	                             15

                                                        7.
3.2   Evaluierungspraxis	                        16
3.3   Bewertungspraxis	                           17
3.4   Kontextstudie	                             20          Anhang	                                        56
3.5   Limitationen	                               21
                                                        7.1   Abbildungen	                                   57
                                                        7.2   Tabellen	                                      74
                                                        7.3   Evaluierungsteam und Mitwirkende	              80
                                                        7.4   Zeitplan	                                       81
Abbildungen                                                  Abbildung 15   Relativer Anteil Evaluierungsberichte
                                                                            mit Bezug zu differenzierten
Abbildung 1    Anzahl Evaluierungsberichte nach                             Nachhaltigkeitskriterien und Einfluss
               Anzahl erfüllter Qualitätskriterien	 24                     auf Nachhaltigkeitsbewertung nach
Abbildung 2    Anteil Evaluierungsberichte nach                             Durchführungsorganisation	               61
               erfüllten Qualitätsbereichen	           25   Abbildung 16   Relativer Anteil Evaluierungsberichte
Abbildung 3    Anteil Evaluierungsberichte                                  mit Bezug zu Nachhaltigkeitskriterien und
               nach verwendeten 				                                        Einfluss auf Nachhaltigkeitsbewertung
               Datenerhebungsmethoden	                 27                  nach Durchführungsorganisation	 62
Abbildung 4    Anteil Evaluierungsberichte nach              Abbildung 17   Relativer Anteil Evaluierungsberichte
               erfüllten Qualitätskriterien	           28                  mit Bezug zu differenzierten
Abbildung 5    Qualitäts-Index nach Evaluierungstyp	 29                    Nachhaltigkeitskriterien und Einfluss
Abbildung 6    Anteil Evaluierungsberichte mit Bezug                        auf Nachhaltigkeitsbewertung nach
               zu Bewertungskriterien und -bereichen 31                    Evaluierungstyp	                         63
Abbildung 7    Einfluss der Nachhaltigkeitskriterien         Abbildung 18   Relativer Anteil Evaluierungsberichte mit
               und -bereiche auf die 			                                    Bezug zu Nachhaltigkeitskriterien und
               Nachhaltigkeitsbewertung	               33                  Einfluss auf Nachhaltigkeitsbewertung
Abbildung 8    Relativer Anteil Evaluierungsberichte                        nach Evaluierungstyp	                   64
               nach differenzierten                          Abbildung 19   Relativer Anteil
               Nachhaltigkeitskriterien und Einfluss                        Ex-post-Evaluierungsberichte mit
               auf Nachhaltigkeitsbewertung	 34                            Bezug zu differenzierten
Abbildung 9    Anteil Evaluierungsberichte nach                             Nachhaltigkeitskriterien und Einfluss
               angestrebten und erreichten Oberzielen                       auf Nachhaltigkeitsbewertung nach
               und Dimensionen der Nachhaltigkeit	 41                      Durchführungsorganisation	              65
Abbildung 10   Qualitätsindex nach Anzahl                    Abbildung 20   Relativer Anteil Ex-post-Evaluierungen
               differenzierter Nachhaltigkeitskriterien                     mit Bezug zu Nachhaltigkeitskriterien
               und nach aggregiertem Einfluss auf die                       und Einfluss auf Nachhaltigkeitsbewertung
               Nachhaltigkeitsbewertung	               43                  nach Durchführungsorganisation	 66
Abbildung 11   Anteil Evaluierungsberichte                   Abbildung 21   Relativer Anteil Evaluierungsberichte
               mit Bezug zu differenzierten                                 mit Bezug zu Nachhaltigkeitskriterien und
               Nachhaltigkeitskriterien	               57                  Einfluss auf Nachhaltigkeitsbewertung
Abbildung 12   Relativer Anteil Evaluierungsberichte                        nach Sektor	                            67
               nach Nachhaltigkeitsbereich und Einfluss      Abbildung 22   Relativer Anteil Evaluierungsberichte mit
               auf Nachhaltigkeitsbewertung	 58                            Bezug zu Nachhaltigkeitsbereichen und
Abbildung 13   Anteil Evaluierungsberichte mit Bezug                        Einfluss auf Nachhaltigkeitsbewertung
               zu Nachhaltigkeitskriterien nach                             nach Sektor	                            68
               Durchführungsorganisation	              59   Abbildung 23   Relativer Anteil Evaluierungsberichte mit
Abbildung 14   Anteil Evaluierungsberichte mit                              Bezug zu Nachhaltigkeitskriterien und
               Bezug zu differenzierten                                     Einfluss auf Nachhaltigkeitsbewertung
               Nachhaltigkeitskriterien nach                                nach Region	                            69
               Durchführungsorganisation	              60
Abbildung 24   Relativer Anteil Evaluierungsberichte mit      Tabellen
               Bezug zu Nachhaltigkeitsbereichen und
               Einfluss auf Nachhaltigkeitsbewertung          Tabelle 1   Vorstellung der Datengrundlage	                15
               nach Region	                            70    Tabelle 2   Übersicht der Qualitätskriterien	             17
Abbildung 25   Anteil Evaluierungsberichte nach               Tabelle 3   Übersicht der Nachhaltigkeitskriterien	       18
               angestrebten und erreichten Oberzielen         Tabelle 4   Analyseraster der Qualitätsbewertung	         74
               nach Durchführungsorganisation	 71            Tabelle 5   Analyseraster der Nachhaltigkeitsbewertung	   76
Abbildung 26   Anteil Evaluierungsberichte nach
               angestrebtem und erreichtem Oberziel,
               Evaluierungstyp und
               Nachhaltigkeitsdimension	                72
Abbildung 27   Anteil Evaluierungsberichte nach
               angestrebtem und erreichtem Oberziel,
               Sektor und Nachhaltigkeitsdimension	 73
2    | 

ABKÜRZUNGEN UND
AKRONYME

BMZ                              OECD
Bundesministerium für            Organisation für wirtschaftliche
wirtschaftliche Zusammenarbeit   Zusammenarbeit und Entwicklung
und Entwicklung                  (Organisation for Economic
                                 Co-operation and Development)
DAC
Entwicklungsausschuss            OZ
(Development Assistance          Oberziel
Committee) der OECD
                                 PEV
DO                               Projektevaluierung
Durchführungsorganisation
                                 PFK
EZ                               Projektfortschrittskontrolle
Entwicklungszusammenarbeit
                                 SDGs
FZ                               Nachhaltige Entwicklungsziele
Finanzielle Zusammenarbeit       (Sustainable Development Goals)

GIZ                              TZ
Deutsche Gesellschaft für        Technische Zusammenarbeit
Internationale Zusammenarbeit
                                 UE
GVR                              Unabhängige Evaluierungen
Gemeinsame Verfahrensreform      der GIZ

KfW
KfW Entwicklungsbank
Einleitung | 1.   3

1.
EINLEITUNG
4    1. | Einleitung

Bei der vorliegenden rigorosen Meta-Evaluierung handelt es          Nachhaltigkeit messen und bewerten? Wie belastbar ist bereits
sich um eine erste umfassende und systematische empirische          vorhandenes Wissen? Diese Fragen lassen sich nicht allein
Auseinandersetzung mit der Evaluierungs- und Bewertungs-            theoretisch beantworten, sondern erfordern zudem eine fun-
praxis der Nachhaltigkeit von Vorhaben der deutschen bilate-        dierte empirische Auseinandersetzung mit einem langjährigen
ralen Entwicklungszusammenarbeit. Grundlage der Betrach-            Leitprinzip der EZ. Mit dem Ziel einer möglichst offenen Her-
tung bilden Evaluierungen von Vorhaben der Deutschen                angehensweise an dieses Thema nimmt die vorliegende Meta-
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der        Evaluierung einen umfassenden und unvoreingenommenen
KfW Entwicklungsbank (KfW), die durch öffentliche Mittel des        Blick auf die Nachhaltigkeit ein, welcher – wenn notwendig
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und           – eine nach den Aspekten einer nachhaltigen Entwicklung und
Entwicklung (BMZ) finanziert werden.                                der Dauerhaftigkeit entwicklungspolitischer Wirkungen diffe-
                                                                    renzierte Betrachtung erlaubt. Der Hintergrund dieser beiden
1.1                                                                 Aspekte von Nachhaltigkeit wird im Folgenden kurz vorgestellt
Hintergrund                                                         und später an verschiedenen Stellen des Berichts diskutiert.

Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung erlangt das         In der internationalen Debatte hat der Aspekt der „nachhalti-
Prinzip der Nachhaltigkeit globale Bedeutung. Die prominente        gen Entwicklung“ als Teil des Prinzips Nachhaltigkeit eine
Herausstellung des Begriffs „Nachhaltigkeit“ ist dabei Konse-       lange Geschichte. Bereits im 17. Jahrhundert wurde Nachhaltig-
quenz der langjährigen Diskussion in der internationalen Ent-       keit in der Forstwirtschaft als handlungsleitendes Prinzip der
wicklungsdebatte, die in den 1980er-Jahren von den Vereinten        Ressourcennutzung herausgestellt: Demnach sollten immer
Nationen angestoßen und anschließend über verschiedene              nur so viele Bäume abgeholzt werden, wie unter dem Einsatz
Weltentwicklungskonferenzen weitergeführt wurde. In der             verfügbarer Ressourcen auch wieder nachwachsen können. In
jüngsten Vergangenheit gipfelte diese Debatte in der Einfüh-        der jüngeren Geschichte wurde dieses Grundprinzip in den
rung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Die anhal-        1970er-Jahren in die Diskussion um die „Grenzen des [ökonomi-
tende Diskussion um die Nachhaltigkeit steht dabei stellvertre-     schen] Wachstums“ (Meadows et al., 1972) aufgenommen. In
tend für nichts weniger als für die existenzielle Frage nach der    den 1980er-Jahren entwickelte sich daraufhin ein (mehr)dimen-
Zukunftsfähigkeit der Entwicklung von Mensch und Umwelt.            sionales Konzept der sozialen, wirtschaftlichen und ökologi-
Doch so entscheidend, wie das Prinzip Nachhaltigkeit allseits       schen Nachhaltigkeit (Grunwald und Kopfmüller, 2006). Seit
für Entwicklung hervorgehoben wird, so umfassend und vielfäl-       dem „Brundtland-Bericht“ von 1987 steht zudem die Sicherung
tig sind die ihm zugrunde liegenden Konzepte.                       der Bedürfnisse zukünftiger Generationen im Zentrum des
                                                                    Nachhaltigkeitsgedankens (World Commission on Environment
Die Mehrdimensionalität des Nachhaltigkeitsbegriffs kommt           and Development, 1987); sie ist seit der UN-Konferenz für Um-
auch in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zum Ausdruck:           welt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 international ak-
Hier wird sprachlich gemeinhin zwischen den Aspekten einer          zeptiert. Heute ist die Agenda 2030 für nachhaltige Entwick-
„nachhaltigen Entwicklung“ und der „Dauerhaftigkeit von Wir-        lung die logische Konsequenz eines zunehmend integrierten
kungen“ unterschieden. Eine konzeptionelle Klärung des Be-          und komplexer werdenden Nachhaltigkeitsverständnisses: Ein
griffs „Nachhaltigkeit“ ergibt sich aus dieser Differenzierung      universaler Geltungsanspruch, gemeinsame Verantwortung
jedoch nicht. Letztlich bleibt unklar, wie Nachhaltigkeit im        und Rechenschaftspflicht, Inklusivität sowie das synergetische
Politikfeld der EZ in der Praxis tatsächlich verstanden wird. Mit   Zusammenspiel sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer
dem Bedeutungszuwachs des Prinzips der Nachhaltigkeit               Entwicklung gehören zu den Grundprinzipien der Agenda 2030
durch die Agenda 2030 kann eine solche Unschärfe allerdings         (UN, 2015). Zudem bilden 17 globale Nachhaltigkeitsziele (die
nicht mehr akzeptiert werden. Eine umfassende Auseinander-          Sustainable Development Goals, SDGs) mit 169 Unterzielen
setzung mit dem Nachhaltigkeitsverständnis ist dringend er-         das begleitende Zielsystem. Die Relevanz und der Einfluss der
forderlich. Wie wird Nachhaltigkeit verstanden? Wie lässt sich      internationalen Debatte auf das konzeptionelle Verständnis
Einleitung | 1.   5

von Nachhaltigkeit als Leitprinzip der EZ in Deutschland sind      Aufgrund des konzeptionellen Zusammenhangs zwischen den
unbestritten (König und Thema, 2011). Unklar bleibt jedoch,        Aspekten der nachhaltigen Entwicklung und der Dauerhaftig-
inwieweit es der EZ in der Praxis gelungen ist, dem zuneh-         keit von Wirkungen wird in der vorliegenden Meta-Evaluierung
mend komplexer werdenden Verständnis von Nachhaltigkeit            angenommen, dass Nachhaltigkeit in der Praxis bereits umfas-
zu entsprechen bzw. ob dies überhaupt möglich ist. Skeptiker       sender verstanden wird, als die vorhandenen Vorgaben und
vermuten, dass der Grad an Komplexität die Kapazitäten der         Leitlinien von BMZ, GIZ und KfW zunächst vermuten lassen.
EZ übersteigt und daher die Wahrscheinlichkeit, die damit          Somit wird davon ausgegangen, dass sich ein umfassendes
einhergehenden Ziele zu erreichen, stetig abnimmt (Klasen,         Verständnis von Nachhaltigkeit bereits in der Evaluierungs-
2015; Nuscheler, 2007). Dieses Risiko erscheint hinsichtlich der   und Bewertungspraxis niederschlägt und umgekehrt auch
Komplexität der Agenda 2030 relevanter denn je. Der Umgang         anhand dieser nachvollziehbar ist. Allerdings wird erwartet,
mit Nachhaltigkeit in der EZ steht somit stellvertretend auch      dass die Komplexität des Nachhaltigkeitsverständnisses und
für die Tendenz, dass die EZ auf komplexe Herausforderungen        fehlende Vorgaben in der Vergangenheit dazu geführt haben,
gerne mit komplexen Lösungen reagiert, die dann in den Kon-        dass Nachhaltigkeit in Evaluierungen sehr uneinheitlich ver-
texten vor Ort schwer umsetzbar sind.                              standen und bewertet wurde.

Auch der zweite Aspekt des Nachhaltigkeitsbegriffs – „Dauer-       1.2
haftigkeit von Wirkungen“ – ist seit langer Zeit mit der EZ        Ziel der Meta-Evaluierung
verbunden. Dieser Aspekt wurde 1991 durch den Entwicklungs-
ausschuss (DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusam-        Die vorliegende rigorose Meta-Evaluierung ist die erste umfas-
menarbeit und Entwicklung (OECD) für die Erfolgsbewertung          sende und systematische empirische Auseinandersetzung mit
von Vorhaben der EZ herausgestellt (OECD, 1991). 2006 nahm         der Evaluierungs- und Bewertungspraxis von Nachhaltigkeit in
das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit           der deutschen EZ. Den Anlass hierfür bildet die Agenda 2030,
und Entwicklung (BMZ) das OECD-DAC Verständnis in die              durch die das Prinzip der Nachhaltigkeit für Entwicklung an
„Evaluierungskriterien für die deutsche bilaterale Entwick-        Bedeutung gewinnt. Das erklärte Ziel der Meta-Evaluierung
lungszusammenarbeit. Eine Orientierung für Evaluierungen           liegt dabei in einer Bestandsaufnahme der bisherigen Evaluie-
des BMZ und der Durchführungsorganisationen“ (BMZ, 2006)           rungs- und Bewertungspraxis von Nachhaltigkeit in der EZ.
auf. Seither wird in Evaluierungen und Prüfungen neben Rele-       Die empirische Auseinandersetzung mit der bisherigen Praxis
vanz, Effektivität, Effizienz und entwicklungspolitischen Wir-     erlaubt somit, das bislang schwer greifbare Verständnis von
kungen (Impact) immer auch die Nachhaltigkeit bewertet.            Nachhaltigkeit in Evaluierungen der deutschen EZ zu konkreti-
Dabei erfolgt die Nachhaltigkeitsbewertung entlang von drei        sieren und dieses schließlich mit dem modernen Verständnis
zentralen Prüfaspekten: Erstens wird die Dauerhaftigkeit der       von Nachhaltigkeit nach der Agenda 2030 abzugleichen. Dem-
entwicklungspolitischen Wirkungen bewertet, zweitens die           entsprechend umfasst der zentrale Beitrag dieser Meta-Evalu-
Stabilität des Umfelds im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit,      ierung zwei Aspekte: Erstens wird die oftmals rein theoretisch
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, politische Stabilität und      geführte Diskussion um Nachhaltigkeit auf eine breite empiri-
ökologisches Gleichgewicht geprüft, und drittens werden die        sche Basis gestellt; zweitens wird auf der Basis der Ergebnisse
vorhandenen Risiken und Potenziale für die (fortdauernde)          ein Vorschlag dafür erarbeitet, wie Nachhaltigkeit zukünftig
Wirksamkeit des Vorhabens abgeschätzt. Anhand dieser drei          evaluiert und bewertet werden sollte. Zweck der Meta-Evaluie-
Aspekte wird jedoch deutlich, dass sich das Nachhaltigkeits-       rung ist schließlich, die Ausgestaltung einer Agenda-2030-kon-
verständnis nach OECD-DAC keinesfalls rein auf die Dauerhaf-       formen Evaluierungs- und Bewertungspraxis zu unterstützen.
tigkeit beschränkt, sondern über den Wirkungsbezug eng mit
dem Aspekt der nachhaltigen Entwicklung verbunden ist.
6      1. | Einleitung

1.3                                                                                                  1.4
Gegenstand                                                                                           Evaluierungsfragen

Den unmittelbaren Gegenstand der Meta-Evaluierung bildet                                             Die Evaluierungsziele werden durch fünf Evaluierungsfragen
die Evaluierungs- und Bewertungspraxis der Nachhaltigkeit                                            operationalisiert:
von Vorhaben in der deutschen EZ, dargestellt in den Evaluie-
rungsberichten der Durchführungsorganisationen (DO). Den                                             Evaluierungsfrage 1: Anhand welcher Kriterien wird Nachhal-
mittelbaren Gegenstand bildet die Nachhaltigkeit von Vorha-                                          tigkeit im Rahmen von Evaluierungen bewertet?
ben der deutschen finanziellen und technischen Entwicklungs-
zusammenarbeit. Die Bearbeitung des Evaluierungsgegenstan-                                           Evaluierungsfrage 2: Inwieweit ist die Evaluierungspraxis der
des dient der fundierten Auseinandersetzung mit dem                                                  deutschen EZ angemessen, um Nachhaltigkeit zu bewerten?
Nachhaltigkeitsverständnis der deutschen EZ.
                                                                                                     Evaluierungsfrage 3: Inwieweit deckt sich die Evaluierungspra-
Da der Evaluierungsgegenstand möglichst umfassend bearbei-                                           xis zu Nachhaltigkeit in der deutschen EZ mit internationalen
tet werden soll, beschränkt er sich weder auf bestimmte Sek-                                         Standards und heutigen Anforderungen?
toren noch auf bestimmte Regionen oder Typen von Vorhaben.
Neben rein bilateralen Vorhaben in bestimmten Ländern sind                                           Evaluierungsfrage 4: Wie ist die methodische Qualität der
auch Regional-, Sektor- und Globalvorhaben Teil der Untersu-                                         Evaluierungen?
chung. Um dennoch die Durchführbarkeit dieser ersten rigoro-
sen thematischen Meta-Evaluierung zu gewährleisten, wurde                                            Evaluierungsfrage 5: Inwieweit und in welchem Maße beein-
der Evaluierungsgegenstand folgendermaßen eingegrenzt:                                               flusst die methodische Qualität der Evaluierungen die
                                                                                                     Nachhaltigkeitsbewertung?
Erstens beschränkt sich die Untersuchung auf die Evaluie-
rungs- und Bewertungspraxis der beiden großen staatlichen                                            1.5
Durchführungsorganisationen KfW und GIZ.1 Diese beiden DO                                            Aufbau des Evaluierungsberichtes
setzen jährlich einen wesentlichen Anteil der öffentlichen
Entwicklungsfinanzierung um und verfügen jeweils über ein                                            Der Bericht der Meta-Evaluierung gliedert sich wie folgt:
hoch diversifiziertes Portfolio von Vorhaben über alle Sektoren
und Regionen der deutschen EZ hinweg. Gleichzeitig weisen                                            Kapitel 2 beginnt mit der Darstellung der Nachhaltigkeit als
die beiden DO einen hohen Deckungsgrad an Evaluierungen                                              Erfolgskriterium in der Wirksamkeitsdebatte der deutschen EZ
von Einzelvorhaben (den heutigen Modulen) auf. Bei allen                                             (Kapitel 2.1). Darauf aufbauend wird der konzeptionelle Rah-
Evaluierungen wurde stets auch die Nachhaltigkeit bewertet.                                          men der Meta-Evaluierung beschrieben (Kapitel 2.2). Das Kapi-
                                                                                                     tel schließt mit einem Einblick in die Evaluierungspraxis der
Zweites erfolgt eine zeitliche Eingrenzung: Die systematische                                        deutschen technischen und finanziellen Zusammenarbeit ab
und weitestgehend einheitliche Bewertung von Nachhaltigkeit                                          (Kapitel 2.3).
als eines der Erfolgskriterien der deutschen EZ begann 2006
mit der Verabschiedung der BMZ-Orientierungshilfe zum Um-                                            Die methodische Vorgehensweise der Meta-Evaluierung wird
gang mit den DAC-Kriterien. Deshalb werden nur Evaluierun-                                           in Kapitel 3 dargelegt. Das Kapitel beginnt mit der Beschrei-
gen berücksichtigt, die zwischen Juli 2006 und dem Zeitpunkt                                         bung der Datengrundlage (Kapitel 3.1). Anschließend wird die
der Datenerhebung im Oktober 2017 durchgeführt und abge-                                             methodische Vorgehensweise der Meta-Evaluierung hinsicht-
schlossen wurden.                                                                                    lich der Analyse der Evaluierungsqualität (Kapitel 3.2) und der
                                                                                                     Bewertungspraxis (Kapitel 3.3) vorgestellt. Die methodische
                                                                                                     Vorgehensweise der Kontextstudie findet sich in Kapitel 3.4.

1   Andere staatliche DO, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), sind nicht Teil der Betrachtung.
Einleitung | 1.   7

Abschließend folgt eine Diskussion zu den Limitationen der
Meta-Evaluierung (Kapitel 3.5).

Die Ergebnisse der Untersuchung werden in Kapitel 4 vorge-
stellt. Das Kapitel beginnt mit den Ergebnissen zur Qualität
der Evaluierungen (Kapitel 4.1) und widmet sich anschließend
den Ergebnissen der Nachhaltigkeitsbewertung (Kapitel 4.2),
welche entlang des konzeptionellen Rahmens der Meta-Evalu-
ierung diskutiert werden. Abschließend werden in Kapitel 4.3
die Ergebnisse zu möglichen Zusammenhängen zwischen der
Qualität von Evaluierungen und der Bewertungspraxis sowie in
Kapitel 4.4 die Ergebnisse der Kontextstudie dargestellt.

Die Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Meta-Evaluie-
rung finden sich in Kapitel 5.
8   2. | Evaluierung von Nachhaltigkeit in der deutschen EZ

2.
EVALUIERUNG VON
NACHHALTIGKEIT IN DER
DEUTSCHEN EZ
Evaluierung von Nachhaltigkeit in der deutschen EZ | 2.   9

2.1                                                               Aufgrund dieser Ergebnisse und vor dem Hintergrund der Emp-
Nachhaltigkeit in der Wirksamkeitsdebatte der                     fehlungen des OECD-DAC, die Evaluierungssysteme der Mit-
deutschen EZ                                                      gliedsstaaten zu harmonisieren, widmete sich daraufhin eine
                                                                  Arbeitsgruppe unter Federführung des BMZ und Beteiligung
Wegweisend für die Entwicklung des Nachhaltigkeitsverständ-       der Durchführungsorganisationen dem Thema „Evaluierung
nisses in der deutschen EZ war der internationale Diskurs um      aus einem Guss“. Ziel war es, Evaluierungen in der bilateralen
das Prinzip der Nachhaltigkeit seit den 1970er-Jahren (siehe      deutschen EZ stärker zu vereinheitlichen und an internationa-
Kapitel 1.1). Die Umsetzung der Diskussion in eine Auseinan-      len Standards zu orientieren. Die Arbeit dieser Gruppe führte
dersetzung mit der Nachhaltigkeit von EZ-Vorhaben erfolgte in     schließlich zur verbindlichen Festlegung der OECD-DAC-
der Praxis jedoch deutlich zeitversetzt. So rückte Nachhaltig-    Evaluierungskriterien als Orientierungsrahmen für die Erfolgs-
keit als Evaluierungskriterium erst ab Ende der 1980er-Jahre in   bewertung der deutschen EZ (OECD, 1991). Neben den Kriterien
den Fokus der deutschen Wirksamkeitsdebatte (Stockmann            Relevanz, Effektivität, Effizienz und übergeordnete entwick-
und Gaebe, 1993). Zu dieser Zeit bewegte sich das Nachhaltig-     lungspolitische Wirkungen gehört seither auch die Nachhaltig-
keitsverständnis zwischen den Aspekten der nachhaltigen           keit zu den verbindlichen Evaluierungskriterien. Im Rahmen
Entwicklung einerseits und dem Aspekt der Dauerhaftigkeit         des Leitfadens wurde das Evaluierungskriterium Nachhaltigkeit
von Entwicklungserfolgen über die Zeit andererseits.              durch drei zentrale Prüffragen operationalisiert (BMZ, 2006):

Den Anstoß, Nachhaltigkeit als Erfolgskriterium in Projekteva-    •• Inwieweit sind die positiven Veränderungen durch die Ent-
luierungen aufzunehmen, gab es 1986 durch eine Empfehlung            wicklungsmaßnahme und ihre Wirkungen mit Blick auf die
des OECD-DAC, auf deren Grundlage später auch das BMZ                entwicklungspolitischen Zielsetzungen (summarisch) als
Nachhaltigkeit als relevanten Maßstab für die Erfolgsbewer-          dauerhaft einzuschätzen?
tung der deutschen EZ ausrief. Einzug in die Evaluierungspra-     •• Wie stabil ist die Situation im Umfeld der Entwicklungsmaß-
xis der staatlichen EZ hielt das Kriterium Nachhaltigkeit Ende       nahme bezüglich der Faktoren „soziale Gerechtigkeit“,
der 1980er-Jahre zunächst über die Ex-post-Evaluierungen der         „wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“, „politische Stabilität“
KfW (Stockmann und Gaebe, 1993). Später wurde Nachhaltig-            und „ökologisches Gleichgewicht“?
keit zunehmend auch in Evaluierungen der GIZ berücksichtigt.      •• Welche Risiken und Potenziale zeichnen sich für die nach-
                                                                     haltige Wirksamkeit der Entwicklungsmaßnahme ab, und
Den Auslöser für die systematische Auseinandersetzung mit            wie wahrscheinlich ist das Eintreten dieser Faktoren?
Nachhaltigkeit als Erfolgskriterium der EZ bildete schließlich
eine 1998/99 durch das BMZ in Auftrag gegebene Wirkungsun-        Wie in Kapitel 1.1 bereits herausgestellt, beinhaltet das zugrun-
tersuchung. In der Studie wurde in 32 ausgewählten Ex-post-       de liegende Nachhaltigkeitsverständnis dabei sowohl den
Evaluierungen der deutschen staatlichen technischen und           Aspekt der Dauerhaftigkeit als auch – über den Wirkungsbe-
finanziellen Zusammenarbeit (TZ und FZ) auch die langfristige     griff – den Aspekt der nachhaltigen Entwicklung. Insofern
Wirksamkeit untersucht. Neben der Aggregation der inhaltli-       handelt es sich bei dem Evaluierungsverständnis von Nachhal-
chen Ergebnisse stand anschließend die Evaluierungs- und          tigkeit in der deutschen EZ seit 2006 um ein umfassendes und
Bewertungspraxis im Fokus einer begleitenden Querschnitts-        vielfältiges Konzept (siehe Kapitel 2.2). In der Evaluierungspra-
auswertung durch Caspari (2004). Die damit einhergehende          xis ermöglicht erst die Gesamtbetrachtung der Ergebnisse zu
Debatte machte deutlich, dass Nachhaltigkeit zu diesem Zeit-      den fünf Evaluierungskriterien Relevanz, Effektivität, Effizienz,
punkt in der deutschen EZ sehr heterogen verstanden und           entwicklungspolitische Wirkungen und Nachhaltigkeit dem-
bewertet wurde, was die Möglichkeiten einer inhaltlichen          nach eine abschließende Diskussion und Bewertung der Nach-
Querschnittsauswertung deutlich einschränkte.                     haltigkeit mit den Aspekten nachhaltiger Entwicklung und
                                                                  Dauerhaftigkeit.
10       2. | Evaluierung von Nachhaltigkeit in der deutschen EZ

Mit der Festlegung der zentralen Prüffragen im BMZ-Leitfaden                                            kunftsfähiger Wirksamkeit und andererseits auf dem Aspekt
von 2006 wurde schließlich im Rahmen einer Vereinbarung                                                 der Dauerhaftigkeit der Wirkungen basiert (siehe Kapitel 1.1
zwischen GIZ und KfW auch eine Bewertungsskala festgelegt.                                              und 2.1). Ein solch umfassendes Nachhaltigkeitsverständnis in
Seither wird Nachhaltigkeit entlang von vier Nachhaltigkeits-                                           der Evaluierungs- und Bewertungspraxis wird demnach erst in
noten2 bewertet, welche in jedem Evaluierungsbericht darge-                                             der Gesamtschau aller DAC-Kriterien nachvollziehbar, da sich
stellt werden: Note 1 wird vergeben, wenn die (bisher positive)                                         wesentliche Teile erst über den Nachweis entwicklungspoliti-
entwicklungspolitische Wirksamkeit des Vorhabens mit hoher                                              scher Wirksamkeit ergeben. Der konzeptionelle Rahmen für
Wahrscheinlichkeit unverändert fortbestehen oder zunehmen                                               die empirische Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit im
wird. Ein Vorhaben erhält die Note 2, wenn dessen (bisher                                               umfassenden Sinne muss somit nachhaltigkeitsbezogene
positive) entwicklungspolitische Wirksamkeit mit hoher Wahr-                                            Aspekte aus allen fünf Bereichen der Erfolgsbewertung (den
scheinlichkeit nur geringfügig zurückgehen wird. Die Note 3                                             fünf Evaluierungskriterien nach OECD-DAC) einbeziehen. In
bedeutet, dass die (bisher positive) entwicklungspolitische                                             der Gesamtschau der Prüffragen aller DAC-Kriterien konnten
Wirksamkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich zurückge-                                             insgesamt sieben (abgrenzbare) Bereiche mit konkretem
hen, aber positiv bleiben wird, oder aber, dass sie zum Evaluie-                                        Nachhaltigkeitsbezug identifiziert werden, die auch in der
rungszeitpunkt als nicht ausreichend eingeschätzt, sich aber                                            Literatur immer wieder mit Nachhaltigkeit in Zusammenhang
mit hoher Wahrscheinlichkeit positiv entwickeln wird. Die                                               gebracht werden. Die Bereiche werden im Folgenden einzeln
Note 4 wird vergeben, wenn die entwicklungspolitische Wirk-                                             vorgestellt.
samkeit zum Evaluierungszeitpunkt als nicht ausreichend
eingeschätzt und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht                                           Laut dem BMZ-Leitfaden soll bei der Bewertung des Evaluie-
verbessern wird. Bei der abschließenden Betrachtung der                                                 rungskriteriums „Nachhaltigkeit“ nach OECD-DAC die Stabili-
Nachhaltigkeit eines Vorhabens beschreiben die Noten 1 bis 3                                            tät des Umfelds einer Entwicklungsmaßnahme berücksichtigt
ein Vorhaben als „nachhaltig“, die Note 4 als „nicht nachhaltig“.                                       werden (BMZ, 2006). Die Analyse des 1) Kontextes einer
Gleichzeitig wird Nachhaltigkeit bei der Gesamtbewertung                                                Entwicklungsmaßnahme soll dabei anhand der Faktoren
eines Vorhabens ein vergleichsweise hohes Gewicht beigemes-                                             „soziale Gerechtigkeit“, „wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“,
sen: So kann ein Vorhaben insgesamt nur als „erfolgreich“                                               „politische Stabilität“ und „ökologisches Gleichgewicht“ erfol-
(Note 1 bis 3 von 6) bewertet werden, wenn auch das Kriterium                                           gen. Die Untersuchung von Kontextfaktoren ermöglicht
Nachhaltigkeit als „erfolgreich“ eingestuft wurde. Nur den                                              schließlich die fundierte Auseinandersetzung mit den externen
Kriterien „Effektivität“ und „entwicklungspolitische Wirkun-                                            Risiken und Potenzialen im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit
gen“ kommt ebenfalls ein solches Gewicht zu.                                                            der positiven Wirkungen über die Zeit.

2.2                                                                                                     Nach der Logik der DAC-Kriterien sind weiterhin Kriterien aus
Der konzeptionelle Rahmen der Meta-Evaluierung                                                          dem Bereich der 2) Implementierung von Maßnahmen für
im Hinblick auf die Bewertung der Nachhaltigkeit                                                        die Einschätzung nachhaltiger Entwicklungserfolge von Bedeu-
                                                                                                        tung, beispielsweise die Partizipation der Partner und Ziel-
Aufgrund der breit geführten Debatte zum Prinzip der Nach-                                              gruppen an den Umsetzungsprozessen oder der Grad der
haltigkeit in der EZ und zur systematischen Erfolgsbewertung                                            Anpassung an die Prioritäten des Partnerlandes. Solche Aspek-
von Vorhaben der deutschen EZ entlang der DAC-Kriterien                                                 te der internationalen Wirksamkeitsagenda der EZ sind we-
wird bei der vorliegenden Meta-Evaluierung davon ausgegan-                                              sentliche Bestandteile des Relevanz- bzw. des Effektivitätskri-
gen, dass Nachhaltigkeit bereits seit einiger Zeit umfassend                                            teriums (BMZ, 2006).
und vielschichtig verstanden wird. Ferner wird davon ausge-
gangen, dass das Nachhaltigkeitsverständnis dabei einerseits                                            Des Weiteren sind auch Ergebnisse der 3) Outcomes, d. h. der
auf dem Aspekt der nachhaltigen Entwicklung im Sinne zu-                                                kurz- und mittelfristigen Wirkungen einer Entwicklungsmaß-

2   Die anderen vier DAC-Kriterien werden durch eine Notenskala von 1 bis 6 bewertet. Seit 2014 bewertet die GIZ die Nachhaltigkeit anhand einer sechsstufigen Skala entlang eines Punktesystems:
    „sehr erfolgreich“ (14–16 Punkte), „erfolgreich“ (12–13 Punkte), „eher erfolgreich“ (10–11 Punkte), „eher unbefriedigend“ (8–9 Punkte), „unbefriedigend“ (6–7 Punkte) und „sehr unbefriedigend“ (4–5
    Punkte).
Evaluierung von Nachhaltigkeit in der deutschen EZ | 2.   11

nahme, für die Analyse nachhaltiger Entwicklung von Relevanz      Ferner bildet die 6) Absehbarkeit von Wirkungen einen
(Ashoff, 2015). Neben der Quantität und Qualität von Maßnah-      zentralen Aspekte des Nachhaltigkeitsverständnisses in der
men gehören dazu auch die angestoßenen Veränderungen,             deutschen EZ (Caspari, 2004; OECD, 1991; Stockmann und
etwa im Hinblick auf Eigenverantwortung, Bewusstsein oder         Gaebe, 1993; Stockmann und Silvestrini, 2012). Laut der Orien-
Resilienz der Akteure vor Ort oder auch die dadurch erzielte      tierungshilfe des BMZ soll dabei abgeschätzt werden, inwie-
Breitenwirksamkeit eines Vorhabens (Boone, 1995). Die Diskus-     weit die positiven Wirkungen der Entwicklungsmaßnahme
sion der Outcomes erfolgt im BMZ-Leitfaden vornehmlich            über das Ende der Unterstützung hinaus fortbestehen (BMZ,
über das Effektivitätskriterium, teilweise aber auch bereits      2006). Die Absehbarkeit von Wirkungen ist der zentrale As-
über das Impact-Kriterium.                                        pekt des Nachhaltigkeitskriteriums nach OECD-DAC.

Unter dem Nachhaltigkeitskriterium wird hinsichtlich der          Schließlich umfasst eine Auseinandersetzung mit den Wirkun-
Prüffrage zu den Risiken und Potenzialen auch empfohlen, die      gen (unter Impact) neben den Nachhaltigkeits-Dimensionen
4) Kapazitäten vor Ort zu berücksichtigen. Dies gibt Hinwei-      soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit,
se darauf, inwieweit es den lokalen Partnern, Trägern und         politische Stabilität und ökologisches Gleichgewicht auch die
Zielgruppen gelingt, die Leistungen und Wirkungen auch ohne       Betrachtung potenzieller Synergien und/oder Konflikte zwi-
externe Unterstützung aufrechtzuerhalten. Während der             schen den Dimensionen (BMZ, 2006). Es wird davon ausgegan-
direkte Einfluss der Leistungen von Vorhaben der deutschen        gen, dass sich durch die Berücksichtigung aller Dimensionen
EZ über die Zeit abnimmt und schließlich mit dem Auslaufen        Synergien erreichen und somit nachhaltigere Wirkungen
der Förderung endet, gewinnen die Kapazitäten vor Ort dabei       erzielen lassen (OECD, 2016a). In der Nachhaltigkeitsdebatte
im Zeitverlauf an relativer Bedeutung (van Tulder und Pfiste-     geht es dabei um das 7) Zusammenspiel der Dimensionen
rer, 2008). Die Kapazitäten vor Ort werden bislang vornehm-       der Nachhaltigkeit, die folglich auch in Evaluierungen der EZ
lich unter dem Evaluierungskriterium „Nachhaltigkeit“             Berücksichtigung finden sollten (Cutter, 2014; Dietz und Hane-
diskutiert.                                                       maaijer, 2012; Islam und Clarke, 2005). Aufgrund der Bedeu-
                                                                  tung für die Nachhaltigkeit wurde das Zusammenspiel der
Entlang der Wirkungszusammenhänge bilden die Beiträge             Dimensionen auch in die Kernprinzipien der Agenda 2030
einer Maßnahme zu den übergeordneten beabsichtigten               aufgenommen (UN, 2015).
entwicklungspolitischen Wirkungen – dem 5) Impact – einen
weiteren integralen Bestandteil des Nachhaltigkeitsverständ-      2.3
nisses. Dazu gehören die positiven und negativen, primären        Die Evaluierungspraxis in der deutschen
und sekundären Langzeiteffekte, die direkt oder indirekt,         finanziellen und technischen Zusammenarbeit
beabsichtigt oder unbeabsichtigt durch ein Vorhaben hervor-
gerufen werden. Die intendierten Wirkungen werden in der          Ziel der Evaluierung von Entwicklungsmaßnahmen ist es, die
Regel bewertet, indem die geplanten und erreichten Wirkun-        nachhaltige entwicklungspolitische Wirksamkeit der EZ zu
gen eines Vorhabens im Hinblick auf formulierte Oberziele         beurteilen. Laut den „Leitlinien für die bilaterale finanzielle
(OZ) sowie auf globale Agenden (etwa Armutsbekämpfung)            und technische Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
miteinander verglichen werden. Auch die nicht intendierten        der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“ führen die DO
Wirkungen fließen in die Bewertung ein. Der BMZ-Leitfaden         eigenverantwortlich Evaluierungen für eine aussagekräftige
verweist hier zur Einschätzung von Nachhaltigkeit auf die         Stichprobe von abgeschlossenen und gegebenenfalls laufen-
Feststellung „übergeordneter entwicklungspolitischer Wirkun-      den Entwicklungsmaßnahmen durch. Dies erfolgt „in Abstim-
gen“, hebt also explizit auf die Impact-Ebene ab. Impact bildet   mung mit von der Bundesregierung festgelegten Verfahren
nach OECD-DAC ein eigenes Evaluierungskriterium.                  und in Anlehnung an die OECD-DAC-Kriterien und -Standards
                                                                  für unabhängige Evaluierung“ (BMZ, 2008).
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