Nachrichten 2019/2020 - Stiftung Haus Morgenstern.
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Inhaltsverzeichnis Nachrichten 2019/2020 Zurück zur Normalität – das Jahr 2019 war das Jahr danach Ralph Huggel, Stiftungsratspräsident3 Vorbilder in besonderen Zeiten Hansruedi Luginbühl, Gesamtleiter5 Gönnerverein Haus Morgenstern Peter Siegenthaler, Präsident7 Besondere Zeiten … Antje Markgraf, Mitarbeiterin Wohnen11 Eine ungewohnte Zeit Marlene Adda, Mutter des Klienten Marco 15 Ein verrückt toller Tag auf dem Hasenberg Madeleine Grüter, Leiterin Beschäftigungsgruppe 17 Meine «Corona-Zeit» Karin Hobi, Mitarbeiterin Wohnen20 Spezielle Zeiten Reto Hess, Leiter Technischer Dienst 24 Interview zu «besondere Zeiten» – mit Tina Wildi und Dieter Lienhard Tina Wildi & Dieter Lienhard, Klienten, Tamina Ritschard, Mitarbeiterin Wohnen 28 Produkte aus unseren Beschäftigungen 30 Freud und Leid 32 Chronik 2019/2020 34 Erfolgsrechnung, Bilanz, Kennzahlen37 Organisation41 2
Zurück zur Normalität – das Jahr 2019 war das Jahr danach Nach dem Jubeljahr 2018 mit der feierlichen Eröffnung des Neubaus stand das Jahr 2019 im Zeichen der Konsolidierung. Nicht die grossen Feste, sondern die Arbeit mit unseren Klienten, den Familien und allen anderen Ansprechpartnern stand im Vordergrund. Die Normalisierung aller Tagesabläufe, das Entdecken der neuen Räume und das Geniessen der dadurch entstandenen Möglichkeiten waren für Klienten und Personal eine wichtige Erfahrung. Das ganze Hasi-Team hat dabei für die Festigung der Abläufe und der für unsere Klienten so wichtigen Routine gesorgt. Leider gelang es uns nicht, für alle neuen Klienten das richtige Zuhause zu sein. Egal, ob es gesundheitliche, familiäre oder geografische Gründe waren – es tut uns immer weh, wenn wir lieb gewonnene Klienten wieder gehen lassen müssen. Unsere Klienten werden älter. Die ersten erreichen das Pensionsalter. Damit kommen für unser Haus Morgenstern neue Herausforderungen dazu. Waren es früher immer die Eltern, die mit uns für das Wohl ihrer Angehörigen geschaut haben, sind es heute vermehrt Geschwister, Nichten oder oft auch eine Behörde wie die KESB. Diese Veränderung ist seit Jahren im Gang und wird uns weiter begleiten. Das ganze Team steht bereit, diese neuen Herausforderungen im Sinne unserer Klienten zu meistern. 3
Auch im Stiftungsrat haben wir konsolidiert. Im Vorjahr konnten wir mit Esther Lattmann eine erfahrene Spezialistin für das Ressort Personal und mit Thomas Hoffmann einen langjährigen externen Partner und absoluten Fachmann für unsere Finanzen dazugewin- nen. Ab diesem Jahr unterstützt uns zusätzlich Mirta Barbarits aus Oberwil-Lieli. Sie komplettiert das Team mit ihrem breiten Fachwissen in rechtlichen Belangen. Diese Expertise mussten wir bisher oft extern einholen. In dieser Zusammenstellung sind wir auch weiterhin schlagkräftig aufgestellt, um unsere Aufgaben gewissenhaft zu erledigen und unsere Heimleitung zu unterstützen. Ein Ausblick in die nahe Zukunft zeigt, dass wir bereits wieder mit neuen interessanten Themen konfrontiert werden. Unser Aufent- haltsraum, der markante Glasbau vor dem Hauptgebäude, muss neu erstellt werden. Im Sommer ist es zu heiss, im Winter zu kalt und dazwischen zieht der Wind durch diesen beliebten Gebäude- teil. Er dient als Aufenthalts- und Pausenraum für unsere Wohn- und Beschäftigungsgruppen, wird aber auch als öffentliche Selbst- bedienungs-Cafeteria sehr geschätzt, die uns positive Kontakte mit der Bevölkerung bringt. Der Spendenaufruf kurz vor der Corona- zeit war wie erhofft erfolgreich. Wir sind erfreut, dass wir auch in bewegten Zeiten nicht vergessen gehen. Ralph Huggel, Stiftungsratspräsident 4
Vorbilder in besonderen Zeiten Obschon sich die Pandemie in immer näherliegenden Ländern ankündigte und vor einigen Jahren eine landesweite Pandemie-Übung stattfand, traf das C oronavirus die Schweiz weitgehend unvorbereitet. Betroffen war auch das Haus Morgenstern, das, wie viele andere Institutionen, unter erheblichem Zeitdruck versuchte, mit der ausserordentlichen Situation fertigzuwerden. So begegneten wir der drohenden Gefahr einer Ansteckung mit verschiedenen Massnahmen: Ein Krisenstab, der sich aus den Heimleitungsmitgliedern und dem Sicherheitsbeauftragten zusammensetzte, wurde installiert. Bestehende Krisenpapiere wurden im Eilzugstempo überarbeitet und aktualisiert. Vorschläge von Mitarbeitenden waren willkommen und flossen in die Ent- scheidungsfindung der Umsetzungsmassnahmen mit ein. Eine Quarantäne- gruppe wurde, mit dem Umzug einer Wohngruppe, für den Fall eines Worst Case e ingerichtet. Ein kleiner Bestand an Schutzmasken half uns, die Anfangsphase zu überbrücken, bis von Seiten des Kantons Nachschub eintraf. Auf Anraten des Regierungsrates nahmen einige Angehörige ihre Kinder nach Hause und die Heimleitung bemühte sich, alle Anspruchsgruppen mit den nötigen Informationen zeitnah zu bedienen. Auf viele Fragen, nicht zuletzt von unseren Klienten, konnten wir aufgrund fehlenden Wissens und mangelnder Erfahrungen nicht oder nur vage Antworten geben. Mit dieser Ungewissheit umzugehen und sie auszuhalten, war für alle einer der grössten Herausforde- rungen. « » In kurzer Zeit veränderte sich der Heimalltag sowohl für die Klienten als auch für das Personal markant. In kurzer Zeit veränderte sich der Heimalltag sowohl für die Klienten als auch für das Personal markant. Die Verwunderung der Klienten über das Tragen der Schutzmasken des Betreuungspersonals war nur von kurzer Dauer. 5
Erstaunlich gut akzeptierten sie nicht nur diese Veränderung, sondern auch die empfindlichen Einschränkungen von Begegnungen ausserhalb der Institution. Mit dem Wegfall des Morgenkreises, der Therapien, der Besuchswochenenden bei den Angehörigen, der Ausflüge in die Region und mit der wohngruppenbe zogenen Einteilung in der Tagesstruktur arrangierten sich die meisten Klienten bemerkenswert gut. Sie genossen weiterhin die alltäglich eingeschränkten Begegnungen und liessen sich die Freude am Leben nicht nehmen. In solchen besonderen Zeiten erweisen sich Menschen, für die Einschränkungen ganz normal sind, als Vorbilder, wie man mit Restriktionen in besonderen Zeiten umgeht. Es ist eine der eindrücklichsten Erkenntnisse, die, nebst dem grossen Engagement der Mitarbeitenden im ganzen Heim, aus dieser Pandemiezeit mitgenommen werden kann. « Vorbilder leben vor, zeigen Sinn. Unaufdringlich leise. » Else Pannek, deutsche Lyrikerin (1932 – 2010) Die Mithilfe der Angehörigen und die wertvollen Ratschläge vom Stiftungsrat erleichterten uns das Durchstehen dieser besonderen Zeit. Die Weisungen und Empfehlungen von Behörden gaben uns die Orientierung dazu. Dass mit all den Vorkehrungen auch ein Quäntchen Glück und Zufall eine nicht ganz un- bedeutende Rolle spielte, sollte uns für künftige Herausforderungen etwas demütig werden lassen. Hansruedi Luginbühl, Gesamtleiter 6
Gönnerverein Haus Morgenstern Am 29. April 2011 wurde unser Verein von damals 34 Stifterinnen Allgemein und Stiftern ins Leben gerufen. Per Ende 2019 haben wir einen gegenüber dem Vorjahr praktisch unveränderten Mitgliederbe- stand von 223 Personen und einer juristischen Gesellschaft. Es ist immer noch schwierig, Neumitglieder zu werben. In unseren Bemühungen sind wir jedoch auf alle Menschen angewiesen, die sich mit dem Haus Morgenstern verbunden fühlen. Das Ausfüllen des beiliegenden Formulars «Antrag Mitgliedschaft» soll An- sporn sein für die Acquisition vieler neuer Mitglieder der Familie «Gönnerverein Haus Morgenstern». Unsere Spender unterstützen uns unverändert sehr grosszügig. Finanzen Auch erhielten wir immer wieder Legate in grösseren Beträgen. Dafür geht erneut ein ganz herzliches Dankeschön an alle Spend- erinnen und Spender. Das Berichtsjahr 2019 konnte mit einem Reingewinn von CHF 326 000 (budgetiert waren CHF 256 000) sehr erfreulich abgeschlossen werden. Nebst der Tierwiese (siehe unten) finanzierten wir vor allem auch einen grösseren Betrag direkt für die Bewohnerinnen und Bewohner, indem die verschiedenen Gruppen ganz individuell einen Betrag für spezi- elle Gruppenwünsche einsetzen konnten. Daneben wurden auch neue Stühle in den Beschäftigungsstätten angeschafft. Das Ver- einsvermögen liegt neu bei rund CHF 2 304 000. 7
Nachdem im Jahr 2018 der Neubau OASE abgeschlossen und Tierwiese erfolgreich bezogen werden konnte, wurden im Berichtsjahr 2019 noch die letzten Aussenarbeiten, vor allem die Tierwiese, vollendet. Der Gönnerverein budgetierte für die Erstellungskosten einen Betrag von CHF 250 000. Effektiv konnten die Arbeiten dann leicht günstiger vergeben werden, sodass für den Verein ein Betrag von rund CHF 223 000 zu begleichen war. Eine absolut tolle Anlage, sowohl für die Bewohner auf dem Hasenberg wie auch für alle kleinen und grossen Besucher. Seit unserem Start im Jahr 2011 setzen wir die finanziellen Mittel Ausblick des Gönnervereins ausschliesslich für die Belange der Bewohner- innen und Bewohnern des Haus Morgenstern ein. Im kommenden Jahr ist die vollständige Sanierung der Cafeteria vorgesehen, sodass diese, künftig für die ganzjährige Nutzung, wegen der fehlenden Isolationen nicht unnötige Energie verschleudert. Aufgrund des neuesten, bereinigten Kostenvoranschlages muss mit Kosten von CHF 756 000 gerechnet werden. Ein grosses Dankeschön an alle SpenderInnen, die uns, aufgrund unseres Mailings im Februar 2020, bereits einen Betrag gespendet haben. Mit der Neuerstellung soll für die Bewohner, die Belegschaft, Besucher und Gäste des Spielplatzes und der Tierwiese ein belieb- ter Treffpunkt für alle geschaffen werden. Die Sanierungskosten werden vollumfänglich vom Gönnerverein übernommen. 8
Ein herzliches Dankeschön an Flavia Blatty, Felix Irniger, Hansruedi Dank des Luginbühl und Ralph Huggel. Ohne ihre tatkräftige Unterstützung, Präsidenten ihre Ideen und ihre positive Mitarbeit im Vorstand wäre die Führung des Gönnervereins nicht möglich. Ein Dankeschön geht aber auch und ganz besonders an alle Mitglieder für das uns entgegenge- brachte Vertrauen sowie für die vielen freiwilligen Arbeitsstunden, die jeweils am Basar geleistet werden. Die angenehme Zusam- menarbeit mit dem Stiftungsrat und der Heimleitung ist ebenfalls ein grosses Dankeschön wert. Peter Siegenthaler, Präsident Gönnerverein 9
BESONDERE ZEITEN … … in denen nichts mehr selbstverständlich war. Überall. Auch bei uns auf dem Hasenberg nicht. Zu reisen, sorglos einzukaufen, einen Ausflug zu starten, zu feiern, sich zu umarmen, zu vergnügen, gemeinschaftlich Sport zu treiben und manches mehr … … eine unsichtbare Geissel hielt uns gefangen. Ein Virus, das welt- weit diktierte und den Takt für den Alltag vorgab. Eine Menge hatte sich verändert, vieles war besonders geworden, anders. Obschon bei uns im Haus Morgenstern eigentlich an jedem Tag Besonderes geschieht – von der herrlichen Aussicht oben vom Hasenberg über die Umgebung angefangen, über den aufstei- genden Nebel aus dem Tal bis hin zu den selten gewordenen Schneeflocken, von denen wir letzten Winter tatsächlich einige zu sehen bekamen. Besonders ist, der eine Bewohner wird zur Physiotherapie gefahren, der andere zur Reittherapie, zum Singen, zum Gottesdienst, zur Logopädie. Die Bewohner geniessen den Pizzaplausch in Dietikon, die Fusspflege, das Bewegungslabor, das Malen, die Kinesiologie im Haus, Ausflüge in die Natur, sind dankbar für die ermöglichten nötigen Arzt- und Spitalbesuche, für die Skitage, das Frühlings-, Sommer- und Herbstlager. Wir feiern gemeinsam mit den Menschen von nah und fern, laden ein zum Spielparcours, zur Hasi-Disco, zum Kürbisschnitzen, zur Fasnacht, präsentieren am Basar zum 1. Advent, was wir geschaffen und geschafft haben. Dies und mehr mit Hilfe unendlich Vieler – ganz besonders und nicht selbstverständlich. DANKE! Als dieses Jahr das öffentliche Ostereiermalen anstand, existierte jedoch ein völlig verändertes BESONDERS, das uns schwerfiel zu verstehen. Niemand fuhr mehr zur Therapie, gestrichen Ausflüge etc. – im Grunde alles, was uns bisher in die Öffentlich- keit brachte und umgekehrt. Sogar den täglichen Morgenkreis mit Mitarbeitern und allen Bewohnern als Einstieg in den 11
gemeinschaftlichen Tag machte ein Virus zunichte, welches für uns ein unver- ständliches «Ding» darstellte. Einige Mitbewohner waren von einem Tag auf den anderen nach Hause gefahren und nicht mehr da. Besuch von unseren Angehörigen – passé. Die Bewohner fühlten sich zunehmend isoliert. Tagein, tagaus nur Hasenberg. Unsere Wohngruppe Regenbogen musste sogar aus der Wohneinheit im Neu- bau OASE zügeln, da diese zur vorsorglichen Quarantänestation umfunktioniert wurde. Plötzlich war nichts mehr selbstverständlich – die Grosszügigkeit unserer Räumlichkeiten, die Panoramaaussicht auf Zürich und die Alpen, unsere gewohnte Gemütlichkeit. Klar wurde unser wichtigstes Equipment für Körper und Geist mitgezügelt, doch warum und für lange? Mit den Wochen entwickelte sich ein neues BESONDERS. Wir mussten lernen uns umzugewöhnen – an verwinkelte Räume, WC und Bad an ungewohnter Stelle, unbekanntes Mobiliar, andere Gesichter. Alle Mitarbeiter plötzlich verklei- det mit Mundschutz. Beim Essen und überall waren wir nicht mehr nah an nah. Dennoch beschlich uns aufgrund dessen ein «Klein-Gefühl» von «Klein-Ferien». Wir waren woanders, das war besonders, Tapetenwechsel nennen es manche. Die BetreuerInnen mussten deshalb einige Künste investieren, die Bewohner in das Stück gebliebenen Alltags, ins Schaffen-Gehen zu bewegen. Ganz BESON- DERS jedoch bedeutete für alle die Herausforderung, Abstand zu halten. Wie? Bei der Pflege, beim Essen eingeben, beim Transfer, beim Schaffen? Unsere Bewohner brauchen die Nähe der BetreuerInnen in erster Linie zum Trost, fürs Lachen und Anlehnen. Alles für Körper und Geist, aber eben auch für Seele und Herz. Hier oben auf dem Berg sind alle ihr Zuhause, ihre Familie. 12
Neben Angst und Sorge, dass uns das Virus infizieren würde, funktionierte alles glücklicherweise positiv. Zwar anders als zuvor, aber BESONDERS! « » Neben Angst und Sorge, dass uns das Virus infizieren würde, funktionierte alles glücklicherweise positiv. Mit einem Virus lässt sich nicht verabreden und verhandeln, weshalb Not bekanntermassen erfinderisch macht. Ein bis anhin in der Dimension nicht prak- tizierter virtueller und E-Mail Kontakt zwischen Bewohnern und Angehörigen gestaltete sich zur Selbstverständlichkeit. Wer hätte gedacht, dass Bewegung im hauseigenen Fitnessstudio dermassen Spass machen könnte. Unser kleines Tiergehege besuchten wir regelmässig mit Freude an Zwei- und Vierbeinern. Sogar ausgiebige Spaziergänge in der Umgebung des Hasenberges erschienen plötzlich genussvoll, Mut-Initiativen von aussen, Gottesdienste per Internet, Pizza per Lieferservice, ein Sommerlager zwar innerhalb der Stiftung, dafür mit grandiosen täglichen Aktivitäten, als wenn es trotzdem Urlaub wäre … all das und Unaufgezähltes war BESONDERS! Halten wir den Finger drauf, wissen wir genau, wann die BESONDEREN ZEITEN anfingen. Irgendwann halten wir den Finger auf den Kalendertag, wann sie aufhörten. Und in der Zeit dazwischen lachten wir, sangen wir, erzählten Geschichten, bewegten uns, hatten Freude an Schlichtheiten. Wir lebten. Die Wanderer hielten und halten ohnehin dem Hasenberg die Treue. Bald konnten sie, wie die Familien mit ihren Kindern, unser Gelände wieder betreten, Gast bei uns sein, den Spielplatz, die Grillstelle, die Cafeteria, das Tiergehege geniessen – und wir mit ihnen. 13
Die Geissel Virus diktiert uns eine ungewisse Zeit. Gewiss dagegen waren kleine, entscheidende Schritte zurück in die Normalität. Die Quarantänestation wurde aufgelöst. Wir – Gruppe Regenbogen – durften zurück in unsere geliebte Wohneinheit. Unsere MitbewohnerInnen kehrten zurück. Therapien, Ausflüge konnten wieder wahrgenommen werden, wir kamen unseren Eltern, Angehörigen, Freunden endlich wieder nah … Wer hätte vor Monaten geahnt, wie BESONDERS all das ist und nicht selbst verständlich? Vielleicht sollte genau DAS immer so bleiben – nichts ist selbstverständlich, aber alles besonders? Wir danken jedem dafür, was er in den BESONDEREN ZEITEN BESONDERES gemacht hat, wir danken für Geduld, Einsatz, Kreativität, für Liebe – jedem Angehörigen, jedem Mitmenschen, den BetreuerInnen, den MitarbeiterInnen in der Beschäftigung, in der Heimleitung, dem technischen Dienst, allen Ungenannten von nah und fern … Wir bleiben und wir freuen uns auf Euch! Antje Markgraf, Mitarbeiterin Wohnen 14
Eine ungewohnte Zeit Eine besondere Zeit begann für Marco, Bruder Victor und mich am 1. März 2020. Wir freuten uns auf die Sportferien in unserem kleinen Haus in Splügen. Bei Sonnenschein kamen wir am Sonntag in Splügen an. Am Montag wechselte das Wetter auf Schneefall. Victor hatte stundenlang Schnee geschaufelt, damit wir den Weg bis zum Auto wiedersehen konnten. Diese Ferienwoche war bereits geprägt vom Coronavirus. Im Ski- lager waren etwa 100 Schulkinder aus Italien. Aus diesem Grund benutzten wir die Gondelbahn nicht um ins Bergrestaurant zu gelangen. In den vergangenen Jahren besuchten wir bei schlechtem Wetter normalerweise das Heilbad in Andeer. Dieses Jahr jedoch beschränkten wir uns aufs Schneelaufen. Als wir wieder Zuhause waren, kam ein Anruf der Wohngruppe Regenbogen. Sie teilte uns mit, dass aufgrund der Coronakrise die Bewohner für eine gewisse Zeit nicht mehr zwischen Heim und Elternhaus hin und her pendeln durften. Ob Marco wohl eine Zeit lang zu Hause bleiben könnte? Wie lange heisst das wohl? Nach ein paar Stunden überlegen sagte ich ja. Jetzt kommt eine Zeit, in der wir vom Morgen bis am Abend nur noch Nachrichten und Sondersendungen über den Coronavirus hörten. Das war für mich etwas bedrückend. Victor ging zur Arbeit und für alle einkaufen. Marco und ich mussten zu Hause bleiben. Es war uns aber nicht 15
langweilig, bis zum Mittagessen waren wir beschäftigt, Marco hörte CD sowie Kasetten mit den Schlieremer Chinde und danach spazierten wir während ein bis zwei Stunden auf unseren bekannten Wanderwegen in der Nähe. Jetzt kommt eine Zeit, in der wir vom « Morgen bis am Abend nur noch Nachrichten und Sondersendungen über den Coronavirus hörten. » Marco fragte jeden Tag «Was machen wir morgen?» Es gab nicht viele verschie- dene Möglichkeiten, die Tage im März und April waren sich ähnlich. «Aha wegen dem Virus» meinte Marco. Es ging uns trotz all den Einschränkungen immer gut. Marlene Adda, Mutter des Klienten Marco 16
Ein verrückt toller Tag auf dem Hasenberg Tanzen bis die Kleider nassgeschwitzt sind … Verkleiden und Schminken … Und zum Schluss grosses Hamburgeressen in der Cafeteria … Jedes Jahr eine kurze, aber ganz besondere Zeit hier im Haus. Der Schmutzige Donnerstag, unser Tag der Hausfasnacht. Dieses Jahr war dies der 20. Februar 2020. Schon lange im Voraus begannen die Vorbereitungen für den einen Tag, zum einen das Organisatorische, zum anderen das Planen und Umsetzen der Dekoration. Viele Nachmittage hatten wir damit verbracht Steine und Knochen zu kleistern und anzumalen. Auch unsere «Tapeten» für den Saal mussten gemalt werden. Rund zwei Wochen vor dem grossen Tag ging es los. Der Saal begann sich in eine Höhle zu verwandeln. Die Wände wurden dunkel, der Himmel mit Netzen behängt und «Steine» begannen von der Decke zu fallen. Unsere Hasenberg höhle war entstanden. 17
Pünktlich um 10.30 Uhr ging es los. Aus Boxen, die der Technische Dienst uns installierte, ertönte die erste Discomusik, die fast ausschliesslich aus den Musikwünschen der Klienten zusammengestellt wurde. Es war toll zu sehen, wie bereits der Morgen genossen wurde – es wurde getanzt und gelacht. Nach kurzer Zeit waren viele schon völlig verschwitzt. Da kam die «Pause» mit dem Mohrenkopf-Spiel genau richtig. Ist schon erstaunlich, dass es einzelne Personen schaffen, so einen Mohrenkopf in einem Stück in den Mund zu schieben. So konnten wir Zuschauer unsere Lachmuskeln weiter trainieren. Wer Mohrenköpfe nicht so mochte (und alle anderen auch) konnte sich dieses Jahr das erste Mal beim Büchsenschiessen versuchen und sich auf die Bestenliste setzen lassen. « » Es war toll zu sehen, wie bereits der Morgen genossen wurde – es wurde getanzt und gelacht. Nach der wohlverdienten Mittagspause begann das grosse Verkleiden und Schminken. Um 14.30 Uhr trafen sich alle vor der Cafeteria. Während alle zum Guggensound der Sädelgeischter tanzten, konnte man sich umschauen und raten, wer sich unter der jeweiligen Perücke und Schminke versteckte. 18
Damit wir von der Juri uns ein genaues Bild machen konnten, wie sich die einzelnen Gruppen im Gesamten verkleidet hatten, wurde im Saal eine Präsentation der Sujets zu der Wunschmusik der Gruppe gemacht. Trotz der Verkleidung liess sich niemand davon abhalten weiter zu tanzen und ausgelassen zu feiern. Durch das tolle Wetter, das wir auch dieses Jahr wieder hatten, konnten wir auch die zweite Gugge, die Gyresümpfer, draussen geniessen. Beide Guggen hatten innert kürzester Zeit neue Mitglieder unter sich. Mehrere von unseren Fasnächtlern schnappten sich aus unserer Perkussions-Kiste etwas und stellten sich zu ihnen in die Reihen. Natürlich durfte am Nachmittag das Berliner- und Zigerkrapfen- Zvieri nicht fehlen. Es war in all dem Tanzen und Feiern eine willkommene Stärkung. Als letzter offizieller Teil des Tages war dann die grosse Preis verleihung. Ganz gespannt wurde ich beobachtet, welche Gruppe und welche Einzelmasken ich als nächstes aufrufen würde. Dieses Jahr konnten wir zusätzlich noch den Büchsenschiess- Meister krönen. Neben den erfreuten Siegern gab es leider auch die traurigen «Verlierer». Diese hatten ihre Enttäuschung beim gemeinsamen Hamburgeressen in der Cafeteria aber bereits wieder vergessen. Es können nicht alle gewinnen, aber alle können diesen einen besonderen Tag auf dem Hasi geniessen und sich bereits wieder auf das nächste Jahr freuen. Ich freue mich bereits jetzt und bin gespannt, was für den «besondern Tag» im nächsten Jahr wieder alles ausgedacht wird. Madeleine Grüter, Leiterin Beschäftigungsgruppe 19
Meine «Corona-Zeit» Zuerst kurz gesagt: Mein ganzes Leben ist besonders, mit vielen sehr schönen und auch anderen Zeiten. Zu mir: Ich bin 52 Jahre, bin alleinerziehend und habe 3 Kinder ( 27, 22 und 17 Jahre) und seit 6 Jahren herzkrank. Ich wohne mit meiner jüngsten Tochter und 3 Büsis in Bremgarten. Ich darf seit einein- halb Jahren im Haus Morgenstern auf der Gruppe Flamingo arbei- ten. Zuvor war ich 14 Jahre in einer anderen Stiftung tätig. Meine jüngste Tochter arbeitet seit August 2019 als Praktikantin auch im Haus Morgenstern und darf im Sommer 2020 die Lehre als Fachfrau Betreuung beginnen. Ja, die Corona-Zeit! Meine Gedanken dazu: Für irgendetwas wird es wohl gut sein! Für die Menschen, damit sie vielleicht wieder etwas mehr zur Ruhe kommen oder für die Natur, dass sie wieder aufblühen kann, aber sicher für die ganze Umwelt. Ich arbeitete am Wochenende vom 15./16. März 2020 wie ge- wohnt, aber es war eine angespannte Situation. Die vielen Mails und Telefonanrufe von Angehörigen betreffend des Coronavirus, verschiedene Informationen und viele Fragen. Aufgrund der aus- serordentlichen Situation sollten wir die Eltern unserer Klienten fragen, ob sie ihre Tochter/ihren Sohn abholen und bis auf weiters bei ihnen zu Hause betreuen wollten. Die vielen Telefonate erledi- gen und gleichzeitig für unsere Bewohner da zu sein, sodass sie sich nicht beunruhigten, war eine spezielle Situation. 20
Am Montagmorgen bekam ich einen Anruf, dass ich bis auf weiteres nicht zur Arbeit erscheinen darf, da ich zur Risikogruppe gehörte. Ich ahnte, dass diese Mitteilung kommen würde, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Mir liefen die Tränen, denn ich arbeite sehr gerne und bin mit Leib und Seele dabei. Ich hatte auch ein schlechtes Gewissen, dass ich meine Teamkollegen im Stich liess. Die Vorstellung, für eine ungewisse Zeit in der Wohnung «eingesperrt» zu sein, war für mich schlimm. Ich musste mich doch bewegen, nur schon wegen meiner Herzkrankheit. Tja, was mache ich jetzt zu Hause in Quarantäne? Zuerst erstellte ich mir eine To-do-Liste, was ich schon lange zu Hause erledigen wollte: Estrich und Keller entrümpeln und Schränke aufräumen, basteln und vor allem Ruhe bewahren. Ich holte unser kleines Trampolin und andere Fitness-Utensilien hervor und stellte sie im Wohnzimmer auf, sodass ich mich jeden Tag bewegen konnte. Normalerweise, bin ich oft mit dem E-Bike oder mit den Walkingstöcken in der Natur unterwegs. 21
Sodann, MEINE Quarantänezeit begann … Ich probierte so gut wie möglich einen Tagesplan einzuhalten und nicht nur in den Tag hineinzuleben. Das ging am Anfang sehr gut. Ich war mit Elan dabei meine Liste abzuarbeiten. Das Entrümpeln des Estrichs und Kellers war ein schwieriges Unterfangen, denn in den Jahren hatte sich viel angesammelt. Ich schob die Sachen und Kisten von einer Ecke zur anderen, da ich nicht aus dem Haus und somit auch nicht zur Entsorgungsstation durfte. Also brach ich das Entrümpeln wieder ab. Ich bin sehr froh, dass wir 3 Katzen haben. Sie halfen mir in dieser speziellen Zeit, aber auch in den vergangenen 16 Jahren (so alt sind unsere zwei Katzendamen), mit verschiedensten Kuscheleinheiten und gaben mir das Gefühl, nicht ganz alleine zu sein. « » Juhui, das war wie Geburtstag und Weihnachten zusammen, schon fast Freiheit pur! Nach zwei Wochen Lockdown, bekam ich vom Arzt das Okay kurze Walking- oder Velorunden zu absolvieren. Juhui, das war wie Geburtstag und Weihnachten zusammen, schon fast Freiheit pur! Meine Tochter und ich hatten viele Gespräche, da sie der Meinung war, ich nähme das Coronavirus zu wenig ernst. Sie hatte Angst, dass ich mich ansteckte und ernsthaft erkranken würde. Ich war nie ängstlich, hatte aber Respekt vor dem Virus. 22
Ich möchte mich von ganzem Herzen bei meiner Tochter Nora bedanken. Sie besorgte die Einkäufe und unterstützte mich in vielem. Ich fuhr sie zur Arbeit, sodass sie die ÖV umgehen konnte. Für mich war es eine willkommene A bwechslung. Um mich zu schützen, blieb Nora mehrere Wochen zu Hause und vereinbarte keine Treffen mit ihrem Freund. Danke vielmal! Auch meinen Teamkollegen ein herzliches Dankeschön für das Geleistete in der aussergewöhnlichen Zeit! Der Heimleitung und allen auf dem Hasi ein grosses Dankeschön von mir, ihr habt das aus meiner Sicht super gemacht. Nach rund sieben Wochen Hausarrest durfte ich wieder arbeiten gehen, meine Familie und Freunde treffen und Zeit im Wohnwagen am Ägerisee geniessen. Ja, das ist für mich Freiheit!!! Karin Hobi, Mitarbeiterin Wohnen 23
Spezielle Zeiten Ich erinnere mich, die Nachrichten mit erhöhter Aufmerksamkeit verfolgt zu haben. Denn wenn wegen eines neuen Virus die Chinesen ganze Städte unter Quarantäne setzten und Zahlen von neuen Fällen und Todesopfern stündlich anstiegen, liess das schon aufhorchen. Tage später schwappte die Welle nach Europa. Die Lage in Italien spitzte sich langsam zu. Es war Ende Februar. In meiner ERFA-Gruppe (Erfahrungsgruppe von Sicherheitsbeauftragten verschiedener Heime) diskutierten wir das Thema natürlich ebenfalls intensiv. Keiner ahnte damals, welch ungeheures Ausmass und schweren Verlauf das Virus anneh- men würde. Weltweite Pandemie. Erste Krankheitsfälle im Tessin. Intern gab es erste Sitzungen zum Thema. Ab- sage der Teilnahme am Fasnachtsumzug in Widen, Absage des Skilagers von Anfang März. Absage Jubi-Disco und Schneesporttag Ende März. Der Krisenstab im Haus Morgenstern hatte nun vermehrt Sitzungen und erarbeitete unter anderem ein neues Schutzkonzept bei epidemischen oder pandemischen Ereignissen. Absagen weiterer Anlässe folgten. Das traditionelle Eiermalen, Therapien und Ferienlager, Spielparcours, Pizzaplausch, Hasi-Night wurden gestrichen. Spielplatz, Tierwiese, Lädeli und Cafeteria wurden geschlossen. Das Gelände war nun für die Öffentlichkeit gesperrt. Die Eltern wurden brieflich über die Vorsichtsmassnahmen informiert und gebeten, ihre Kinder nach Hause zu nehmen oder auf Besuche für unbestimmte Zeit zu verzichten. Wir hatten nun Anfang März. « » Alle Mitarbeiter wurden angehalten, die Hygiene-vorschriften zu beachten, die Hände zu waschen/desinfizieren, Abstand zu halten. Alle Mitarbeiter wurden angehalten, die Hygiene-vorschriften zu beachten, die Hände zu waschen/desinfizieren, zu Abstand halten. Morgenkreis und Morgenbe- sprechung waren untersagt. Sitzungen wurden im grossen Saal unter den neuen Bedingungen abgehalten. In allen Gebäuden standen Desinfektionsdispenser. 24
Der Technische Dienst intensivierte die Reinigung und Desinfektion von Handläufen, Türgriffen, Lichtschaltern, Druckern, Oberflächen und sorgten für vermehrtes Lüften … Gemeinsam schaffen wir das! Die Wohngruppe Regenbogen wurde zwischenzeitlich isoliert und zwei Bewohner wurden auf Covid-19 getestet. Nach dem Negativbefund wurde die Wohngruppe zur Quarantäne-Gruppe umfunktioniert und ihre Bewohner zügelten ins Hauptgebäude. Wir wollten für jeden Fall gerüstet sein. Auch wir waren betroffen von Lieferengpässen bei Schutzmaterial und mussten zum Teil ungewöhnliche Quellen anzapfen. Tja, auch im Haus Morgenstern verschwanden auffällig viele Handdesinfektions-Fläschchen und ja, auch wir kauften WC-Papier und füllten unsere Lager. Der Bundesrat erklärte den Notstand am 16. März 2020. Lockdown. Von nun an galt es, möglichst wenige Berührungspunkte zwi- schen Bewohnern untereinander und Mitarbeitern zu schaffen. Entsprechend wurden die Klienten gruppenspezifisch in den Be- schäftigungen betreut. Die Cafeteria war nur noch für Bewohner geöffnet, so sollten die Wohngruppen unter sich bleiben und sich nicht durchmischen. Es kam die Einführung der Maskenpflicht für all jene, die mit den Bewohnern arbeiteten. Die grösste Gefahr für die Bewohner ging nun von uns Mitarbeitenden aus. Stay home. 25
Zwischenzeitlich stellte ich mir vor, das Haus Morgenstern sei eine Insel. Unsere Bewohner durften zwar am Strand spazieren gehen, Sandburgen bauen, sonnenbaden und Kokoswasser schlürfen. Nur leider kam das Boot nicht, das uns aufs Festland zurückbrachte. Social Distancing. Die Monate April und Mai zogen ins Land und es machte sich eine gewisse «Normalität» in dieser speziellen Zeit breit. Man gewöhnte sich ans Abstand halten, Händedesinfizieren und ans Zuhausebleiben – man richtete sich auf der Insel ein. Die Fallzahlen in der Schweiz sanken langsam. Erste Lockerungen An- fang Mai ermöglichten eine Rückkehr ins Haus Morgenstern. Jene B ewohner, die seit rund zwei Monaten zu Hause betreut wurden, durften zurück. In der Cafeteria wurde eine Begegnungszone geschaffen, wo Angehörige ihre Liebsten wiedersehen und miteinander sprechen konnten. Der Tisch der Begegnung wurde tatsächlich rege in Anspruch genommen und geschätzt. Ein kleines Stück zum Glück. Das anhaltend schöne frühsommerliche Wetter zog auf dem Hasenberg enorm viele Spaziergänger, Wanderer und Velofahrer an. Die Öffentlichkeit vermisste die Cafeteria, den Spielplatz, die Tierwiese und das Lädeli sehr. Erfreulicher- weise wurden aber unsere Abgrenzungen sehr gut respektiert. Es lebe die Insel … Ich denke, dass unseren Bewohnern und deren Angehörigen sehr viel abverlangt wurde. Viel Verzicht, viele Unsicherheiten und Fragen. Grosses Bangen auf bessere Zeiten. Ich hatte den Eindruck, dass sich die meisten trotz aller Widrig- keiten und Ungewissheiten mit erfreulicher Ruhe und Gelassenheit in diese spezielle Zeit hineinbegeben hatten. Aber auch allen Mitarbeitenden gilt es ein Kränzchen zu winden. Trotz grosser Einschränkungen, war stets die Bereit- schaft auszumachen, die Krise gemeinsam zu bewältigen. Man zeigte sich flexi- bel. Alle zogen am selben Strick. Wir waren bis dato «coronafrei». Gut gemacht. Weiter so! 26
Weitere Lockerungen folgten. Es war Mitte Juni und alle Bewohnenden (auch die Externen) waren wieder zurück. Die Werkstätten hatten wieder den «normalen» Betrieb aufgenommen. Es durften wieder Ausflüge gemacht werden. Erste Therapien waren möglich. Besucher/innen waren wieder herz- lich willkommen. In der Cafeteria wurde rege Glace und Kuchen verputzt, auf dem Spielplatz wieder gekreischt und gejuchzt, die Geissen, Enten und Hühner wurden bestaunt und im Lädeli ging das eine oder andere Schnäppchen über den Tresen. Es herrscht langsam wieder eine gewisse Normalität, aber selbst- verständlich gelten noch immer die Abstands- und Hygieneregeln. Und so scheint mir … … das Boot steht bereit – auf zu neuen Ufern! Reto Hess, Leiter Technischer Dienst 27
Interview zu «besondere Zeiten» – mit Tina Wildi und Dieter Lienhard Wie war für dich der Besuchsstop auf dem Hasi? Tina: Ich hatte meine Mutter und meinen Bruder sehr vermisst. In dieser Zeit hatte auch mein Geburtstag stattgefunden und ich musste ihn ohne meine Familie verbringen. Es war aber trotzdem schön, den Geburtstag auf dem Hasi zu feiern. Mit meiner Bezugsperson hatte ich dafür einen Kuchen gebacken und von meiner Familie kam ein Geschenk für mich an. Dieter: Für mich war es schön, dass alle meine Wohngruppen – Mitbewohner die ganze Zeit hier waren. Somit habe ich mich nicht alleine gefühlt. Was war für dich das Besondere während dieser Zeit? Tina: Das Arbeiten in der Beschäftigung hatte mir sehr gefallen. Aber ich hatte meine Gspändli aus den anderen Gruppen vermisst und freute mich, sie bald wieder besuchen zu können. Ich hatte mich an Ostern sehr über die vielen Osterhasen und das grosse Osternest gefreut. Dieter: Ich durfte ins Textil arbeiten gehen, dies hatte mir sehr gefallen. Aus- serdem hatte es mich gefreut, dass meine ganze Wohngruppe in der gleichen Beschäftigung war. 28
Wie hattest du Kontakt mit deinen Angehörigen gepflegt? Tina: Mit meiner Mutter telefonierte ich oft. Wir hatten uns viel zu erzählen und ich hatte mich gefreut, sie zu hören. Dieter: Ich telefonierte regelmässig mit meiner Mutter und meinen Schwestern. Ausserdem hatte ich ein grosses Paket mit Leckereien und Postkarten bekom- men. Dies hatte mich sehr gefreut. Wie hattest du dich während dieser Zeit gefühlt? Tina: Ich war nachdenklich und ich hatte am Anfang Angst. Ich hatte Angst davor, angesteckt zu werden und zog mich deshalb in der Anfangszeit häufig in mein Zimmer zurück. Sonst hatte ich mich gut gefühlt. Dieter: Mir ging es gut und ich hatte mich gut gefühlt. Langweilig war es mir nie. Selten war ich mal traurig, dass wir keine Ausflüge machen konnten. Aber so ist das Leben. Worauf freust du dich am meisten, wenn die Corona-Zeit vorbei ist? Tina: In den Zirkus zu gehen. Ausserdem möchte ich, dass wir Blumen und Kräuter für unseren Balkon kaufen können. Auf die Physiotherapie und das nach Hause gehen freue ich mich am meisten. Dieter: Ich freue mich sehr auf einen Restaurant-Besuch, ein Buch kaufen zu können und «go lädele zgaa». Tina Wildi, Klientin & Dieter Lienhard, Klient Tamina Ritschard, Mitarbeiterin Wohnen 29
Produkte aus unseren Beschäftigungen Besuchen Sie unseren Die Beschäftigung ist von zentraler Bedeutung für bedienten Laden unsere Klienten. Unser Ziel ist die Einbindung unserer Hand-Werk. Öffnungszeiten: Klienten in den Arbeitsprozess. Dabei entstehen Montag – Freitag, Produkte, die im Alltag oder als Geschenk Freude 9.15 – 11.45 Uhr und 14 – 17 Uhr bereiten. shop@hausmorgenstern.ch www.morgensternshop.ch www.hausmorgenstern.ch Stöbern Sie doch in unserem Shop auf unserer Homepage. Dort können Sie unsere Produkte auch online bestellen. Besuchen Sie unseren Einladung zum BASAR 2020 Basar jeweils am ersten Samstag und Sonntag, Adventswochenende. 28. und 29. November 2020 von 9.30 bis 17 Uhr Thema: «Weihnachtsstern» 30
Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Unsere Fachleute Beschäftigungsstätten aus dem Beschäftigungsbereich beraten Sie gerne ■ Dekoration und gehen auf Ihre individuellen Wünsche ein. ■ Hauswirtschaft ■ Hasidienst ■ Kerzerei ■ Kreatives Gestalten ■ Landwirtschaft ■ Papeterie ■ Schreinerei ■ Töpferei ■ Textil ■ Weberei 31
Freud … Klientinnen und Klienten Jubiläen im 2020 30 Jahre Fabiola Müller 25 Jahre Silvan Rimann 20 Jahre Christoph Schaffner Pascal Feitknecht 15 Jahre Alessandro Suppa Marco Marini Robin Lotar 10 Jahre Marcel Ryf Patrick Gröbli 32
Mitarbeitende Jubiläen im 2020 35 Jahre Heike Wunderlich 25 Jahre Beatrix Jehle 20 Jahre Gabriela Kuhn 10 Jahre Michèle Koller Dagmar Heusch Ruth Reinhard Hedy Affentranger 5 Jahre Antje Markgraf Jessica Niederhauser Riona Selby Balthasar Fillekes Diplome – im Sommer 2020 haben abgeschlossen: Tim Dörflinger Koch Aline Meier Fachfrau Betreuung Olivia Mühlebach Fachfrau Betreuung Jennifer Montavon Fachfrau Betreuung Christian Dhillon Fachmann Betreuung Nachholbildung Seraina Schück Assistentin Gesundheit und Soziales Gabi Steinmann Fachfrau Betreuung Nachholbildung … und Leid Wir trauern um Stéphane Garraux Mitarbeiter Dominique Frei Klientin 33
Chronik 2019/2020 ■ Sommerlager: Auch dieses Jahr gingen unsere Klienten voller 3. Quartal 2019 Freude, während der Sommermonate, in ihre individuellen Lagerferien. Sie konnten ihren Urlaub in einer neuen Umgebung und mit viel Abwechslung geniessen. Alle kamen aufgestellt und bereichert auf den Hasenberg zurück. Sie hatten einiges zu erzählen. ■ Vom Zürcher Segelclub wurden unsere Klienten erneut zu einem Segeltörn eingeladen. Es ist ein wunderbares Gefühl mit einem Boot über den Zürichsee zu gleiten – unsere Klienten hatten es sichtlich genossen. Danach wurden sie mit einem leckeren Grillplausch verwöhnt. ■ Grossen Anklang fand wiederum unser Ritual der Michaelifeier – ein fester Bestandteil in unserem Kalender. ■ Am Rotary-Grümpelturnier waren wir, bei idealem Fussball- wetter, auch dieses Jahr mit einer Mannschaft vertreten. Wir schossen einige Tore und wurden in den Pausen vom Rotary- Club Wettingen-Heitersberg kulinarisch verwöhnt. Alle Teil- nehmenden bekamen am Ende des Turniers eine Medaille, die sie mit grossem Stolz noch Tage später getragen hatten. ■ Unsere Klienten feierten ihr «Hasenbergjubiläum» mit einem feinen Essen. Bei der anschliessenden Disco mit DJ Tobias wurde das Tanzbein kräftig geschwungen. ■ Leider mussten wir von Herrn Franz Hollinger, Vater von unserem langjährigen Klienten Stefan Hollinger, Abschied nehmen. Den Hinterbliebenen entbieten wir unser herzliches Beileid. ■ Im September kam eine Gruppe der «Herzens-Hunde» für einen Tag Ausbildung zu uns. Im Festsaal und auf dem Gelände übten die Hundehalter mit ihren Hunden das Laufen mit Rollstuhl oder neben einem Rollator. Als Höhepunkt durften unsere Klienten am Mittag alle Hunde in der Cafeteria treffen und mit ihnen schmusen. Es kam zu bewegenden Momenten für Klienten und Hundehalter. 34
■ Ganz herzlich gratulierten wir unserer Mitarbeiterin Sabrina 4. Quartal 2019 Weber und ihrem Gatten zur Geburt ihres Sohnes und wünschen der jungen Familie viel Freude und viele Glücksmomente. ■ An unserem traditionellen Kürbisschnitzen durften wir viele Gäste willkommen heissen. Es entstanden viele lustige, gruse- lige und schöne Unikate, die von grossen und kleinen Händen gefertigt wurden. Davor, dazwischen oder danach konnte man eine leckere Kürbiscrèmesuppe und feine Pâtisserie geniessen. ■ An der letzten Hasi-Night-Disco im Jahr 2019 wurde wiederum ausgelassen getanzt und das Beisammensein genossen. ■ Ganz herzlich hiessen wir Andrew Ian Müller bei uns willkommen und wünschen ihm ein gutes Einleben im Haus Morgenstern. ■ Die Basarvorbereitungen liefen auf Hochtouren und wir freuten uns sehr über die zahlreichen Besucher. Das diesjährige Thema «Weihnachten im Winterwald» liess unsere Besucher in die Adventszeit einstimmen. Wir durften unsere Gäste mit Speis und Trank verköstigen und Eigenprodukte vorstellen. Es war ein sehr schöner und gelungener Anlass. ■ Auch dieses Jahr waren wir am Christchindli-Märt in Bremgarten und am Badenermärt mit einem Stand vertreten. ■ Unserer Mitarbeiterin Lena Gottheil konnten wir dieser Tage zur Geburt ihrer Tochter Helin gratulieren. Wir wünschen ihr und ihrer jungen Familie viele beglückende Tage. ■ Das jährlich stattfindende Weihnachtsessen durfte natürlich nicht fehlen. Alle Klienten konnten im festlich dekorierten Saal Platz nehmen und die Geselligkeit sowie das feine Essen geniessen. ■ Ein grosses Highlight war das Weihnachtsspiel «die vier Lichter des Hirten Simon». Unsere Klienten hatten während einer Projektwoche intensiv geübt und freuten sich, ihre Weihnachts geschichte uns allen sowie den Angehörigen vorspielen zu dürfen. ■ Alle Dagebliebenen verabschiedeten das Jahr 2019 zusammen und prosteten sich aufs neue Jahr zu. ■ Als kleines Dankeschön luden wir alle Basar- und Christchindli- märt-Helfer im Januar zu unserem traditionellen Basarhöck und gemütlichen Beisammensein ein. 35
■ An unserer Fasnacht liefen ganz viele lustige und bunte Gestal- 1. Quartal 2020 ten über unser Gelände, denn das diesjährige Thema war «D’Höhlemensche sind los!». Die Guggenmusiker Gyresümpfer und Sädelgeischter unterhielten, zu unterschiedlichen Tages- zeiten, unsere Klienten bei sonnigem Frühlingswetter draussen. Es hät gfägt. ■ Leider ist unsere langjährige Klientin Dominique Frei nach kur- zer Krankheit verstorben. Die Abdankung fand auf Wunsch der Angehörigen hausintern statt. Es war eine sehr bewegende und schöne Verabschiedung. ■ Ganz herzlich hiessen wir Aldo Nettis in unserer Stiftung will- kommen. Wir wünschen ihm gutes Einleben und freuen uns auf die vielen gemeinsamen Erlebnisse. ■ Leider mussten alle Anlässe und das Extralager am Ende dieses Quartals aufgrund des Coronavirus gestrichen werden. ■ Weitere Anlässe und Lagerferien in diesem Quartal mussten 2. Quartal 2020 leider aufgrund des Coronavirus gestrichen werden. ■ Ganz herzlich hiessen wir auch wiederum Jerome Alder in unserer Stiftung willkommen. Wir wünschen ihm gutes Einle- ben und freuen uns auf die vielen gemeinsamen Erlebnisse. 36
Erfolgsrechnung des Betriebs Ertrag 2019 in Fr. 2018 in Fr. Erträge aus Leistungsabgeltung 8 464 140 7 035 433 Eträge aus Handel und Produkten 151 217 146 836 übrige Erträge 46 927 49 641 Total Ertrag 8 662 285 7 231 910 Aufwand 2019 in Fr. 2018 in Fr. Personalaufwand − 7 285 476 − 6 503 058 Medizinischer Bedarf − 3 836 − 3 981 Lebensmittel und Getränke − 242 451 − 253 033 Haushalt − 45 115 − 49 212 Unterhalt, Reparaturen − 325 981 − 258 569 Aufwand Anlagenutzung −12 315 Energie, Wasser − 107 438 − 88 285 Freizeitgestaltung, Lager − 90 668 − 76 478 Büro, Verwaltung −105 959 −121 068 Materialaufwand Werkstätten − 52 935 − 46 595 übriger Sachaufwand − 49 739 − 43 109 Abschreibungen − 582 737 − 415 583 Finanzaufwand − 39 783 − 14 726 Total Aufwand − 8 932 118 − 7 886 010 Ordentliches Betriebsergebnis − 269 833 − 654 100 ausserordentlicher Ertrag 20 – ausserordentlicher Aufwand − 3 301 Betriebsbeiträge und Spenden 288 500 1 587 060 Zuweisung Fondskapital − 288 500 −1 587 060 Jahresergebnis − 269 813 − 657 401 37
Bilanz des Betriebs Bilanz per 31. Dezember 2019 Aktiven 2019 in Fr. 2018 in Fr. Flüssige Mittel 2 272 773 3 779 135 Wertschriften 24 738 24 718 Forderungen 2 209 529 1 201 872 Warenlager 10 000 9 000 Aktive Rechnungsabgrenzung 54 294 22 710 Umlaufvermögen 4 571 334 5 037 434 Mobile Sachanlagen 648 000 799 000 Immobilien 11 966 000 11 776 998 Anlagevermögen 12 614 000 12 575 998 Total Aktiven 17 185 334 17 613 433 Passiven 2019 in Fr. 2018 in Fr. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 451 104 596 114 Passive Rechnungsabgrenzung 97 033 126 569 Darlehensverbindlichkeiten 700 000 700 000 Langfristige verzinsliche Verbindlichkeiten 3 900 000 3 900 000 Fremdkapital 5 148 138 5 322 683 Rücklagenkapital zweckgebunden 4 119 666 4 746 451 Stiftungskapital 8 187 343 8 201 700 Jahresergebnis − 269 813 − 657 401 Organisationskapital 12 037 196 12 290 749 Total Passiven 17 185 334 17 613 433 38
Kennzahlen zur Jahresrechnung Ertrag 2019 Beiträge Kantone | 63% Beiträge Versorger | 35% Nebenbetriebe (Werkstätten, Cafeteria) | 2% Übrige Erträge | 1% Aufwand 2019 Personalaufwand | 82% Med. Bedarf, Lebensmittel, Haushalt | 3% Unterhalt, Reparaturen | 4% Energie, Wasser | 1% Freizeitgestaltung, Lager | 1% Büro, Verwaltung | 1% Materialaufwand Werkstätten | 1% Übriger Sachaufwand | 1% Abschreibungen, Finanzaufwand | 7% 39
Bericht der Kontrollstelle 40
Organisation Stiftung Haus Morgenstern, Widen 2018/2019 (Stand August 2019) Huggel Ralph Präsident 5620 Bremgarten Stiftungsrat Stutz Viktor Vizepräsident 8967 Widen Barbarits Mirta 8966 Oberwil-Lieli Hoffmann Thomas 5610 Wohlen Lattmann Esther 5620 Bremgarten Widmer Sabina 8966 Oberwil-Lieli Luginbühl Hansruedi Gesamtleiter 5525 Fischbach-Göslikon Heimleitung Heusch Dagmar Leiterin Wohnen/Therapie 8902 Urdorf stv. Gesamtleiterin Conrad Susanne Leiterin Bildung 8965 Berikon Ochs Peter Leiter Beschäftigung/ 5524 Niederwil Ökonomie Siegenthaler Peter Präsident 5436 Würenlos Gönnerverein Blatty Flavia Vorstand 5620 Bremgarten Irniger Felix Vorstand 8967 Widen Luginbühl Hansruedi Vorstand 5525 Fischbach-Göslikon Stiftung Haus Morgenstern: Kontrollstelle Hüsser Gmür + Partner AG 5405 Baden-Dättwil Gönnerverein Haus Morgenstern: Bless Eugen 5212 Hausen Wörndli Hans 5425 Schneisingen Gönnerverein Haus Morgenstern, c/o Stiftung Haus Morgenstern, Wir danken Hasenberg 77, 8967 Widen, Telefon 056 649 25 25 Ihnen herzlich für Ihre Spende AKB Aarau, IBAN CH25 0076 1501 5940 2200 2 Spenden an unsere Institution können bei den Steuern in Abzug gebracht werden; Sie unterstützen uns damit in den Bereichen, die nicht subventioniert werden. 41
visu’l Stiftung Haus Morgenstern Hasenberg 77, 8967 Widen Telefon 056 649 25 25 Telefax 056 649 25 04 info@hausmorgenstern.ch www.hausmorgenstern.ch AKB Aarau, IBAN CH25 0076 1501 5940 2200 2 42
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