Naturgarten praktisch - Infoblätter zur naturnahen Gestaltung, Nutzung und Pfl ege von Gärten - NUA NRW
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Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V. Naturgarten praktisch Infoblätter zur naturnahen Gestaltung, Nutzung und Pflege von Gärten www.nua.nrw.de
Herausgeber Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes Redaktion Nordrhein-Westfalen (NUA) Andrea Mense, Gunther Hellmann, Postfach 101051, 45610 Recklinghausen Adalbert Niemeyer-Lüllwitz (NUA) Tel.: 02361/ 305-0, Fax 02361/ 305-3340 Gestaltung poststell@nua.nrw.de, www.nua.nrw.de Verlag W. Wächter GmbH, Bremen, www.waechter.de Landesverband Rheinland der Gartenfreunde e.V. Druck Sternstraße 42, 40479 Düsseldorf Tel.: 0211/ 30 20 64-0, Fax 0211/ 30 20 65-15 Verlag P. Pomp GmbH, Bottrop, www.pomp.de info@gartenfreunde-rheinland.de Nachdruck (auch auszugsweise) nur nach Zustimmung der www.gartenfreund-rheinland.de Herausgeber und Autoren. Landesverband Westfalen und Lippe der Druck klimaneutral auf 100% Re- Kleingärtner e.V. cycling-Papier, ausgezeichnet mit dem Blauen Umweltengel Breiter Weg 23, 44532 Lünen Tel.: 02306/ 942 94 0, Fax 02306/ 942 9420 Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Klimaschutz, info@kleingarten.de, www.kleingarten.de Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW Fachliche Bearbeitung / Texte und Bildnachweis siehe einzelne Infoblätter Anmerkung zur Hausgabe der Infoblätter „Naturgarten praktisch“ 1996 hat die NUA erstmalig in Kooperation mit dem Arbeitskreis VHS Biogarten Düsseldorf die Serie „Infoblätter Naturgarten“ herausgegeben. Diese praxisorientierten Infoblätter sind Vorbild für die neue, thematisch stark erweiterte Infoblattserie „Natur- garten praktisch“, die in Zusammenarbeit mit den beiden NRW-Landesverbänden der Kleingärtner herausgegeben wurden. Wir bedanken uns beim Arbeitskreis VHS Biogarten Düsseldorf, dessen Ideen und fachliche Erfahrungen bei der Bearbeitung der neuen Infoblätter eine wertvolle Hilfe waren. 1. Auflage, Recklinghausen 2012 Die NUA ist eingerichtet im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW (LANUV). Sie arbeitet in einem Kooperationsmodell mit den vier anerkannten Naturschutzverbänden zusammen (BUND, LNU, NABU und SDW). Inhalt 1.00 Naturnahe Gärten – lebendig, nützlich, schön 3.02 Sommerblumen und Stauden für bunte Blumengärten 1. Allgemeines, Boden 3.03 Farbenfrohe Blumengärten – Blühkalender für 1.01 Gartenboden – Grundlage für erfolgreiches Stauden (Teil 1 und 2) Gärtnern 3.04 Blumenwiesen und Blumenrasen sind Lebensraum 1.02 Richtig düngen im naturnahen Garten und Nahrungsquelle 1.03 Kompost: Rohstoffverwertung und Humus- 3.05 Gehölze für kleine Gärten: Blütensträucher und versorgung Hausbäume 1.04 Probleme bei der Kompostierung und Möglich- 3.06 Hecken – lebendige Abgrenzungen für Gärten keiten der Kompostverwendung 3.07 Kletternde Gärten: Fassaden, Mauern und Zäune 1.05 Bodenpflege nach dem Vorbild der Natur begrünen 1.06 Gesundheitskur für den Boden: Gründüngung 3.08 Der Gartenteich: Lebens- und Erlebnisraum 3.09 Folienteiche richtig planen und anlegen 2. Nutzgarten – Gärtnern mit der Natur 3.10 Lebendige Mauern – naturnahe Steingärten 3.11 Wege und Plätze naturnah anlegen 2.01 Gemüse, Kräuter, Obst – das „Herzstück“ des 3.12 Bewässerung im Garten – sparsam und wirkungs- Nutzgartens voll 2.02 Der Gemüsegarten: Was wird wann gesät und geerntet? 4. Lebensraum Garten - Förderung nützlicher Tiere 2.03 Mischkultur: Nachbarschaftshilfe im Gemüsebeet 2.04 Pflanzensäfte – Naturdünger aus dem eigenen 4.01 Lebensraum Garten – Förderung nützlicher Tiere Garten 4.02 Vogelschutz im Garten – Nisthilfen für Singvögel 2.05 Hügelbeete: hohe Erträge dank warmer „Füße“ 4.03 Nisthilfen für Wildbienen und Solitärwespen 2.06 Hochbeet: Wärme, Licht und gutes Futter 4.04 Hummeln: Unersetzliche Bestäuber im Garten 2.07 Betören durch Duft und Geschmack: Kräuter 4.05 Schmetterlinge – gern gesehene Gäste im Garten 2.08 Baumobst – auch für kleine Gärten 4.06 Wertvoller Lebensraum für Tiere: Totholz im Garten 2.09 Beerenobst im Garten: Robuste Sorten sind 4.07 Wespen schützen: Tipps zum friedlichen „Neben- gefragt einander“ von Mensch und Insekt 2.10 Wildobst – Vitamine pur aus dem eigenen Garten 5. Beratung und Hilfe 3. Naturnahe Gartengestaltung 5.01 Kleingärten haben Tradition in NRW 3.01 Gärten naturnah gestalten – Schritt für Schritt
Naturgarten praktisch Naturgarten Einleitung praktisch Landesverband Landesverband Westfalen und Lippe Rheinland der Kleingärtner e.V. der Gartenfreunde e.V. Einleitung Naturnahe Gärten: lebendig, nützlich, schön „Es gehen unvorstellbare Wirkungen von Gärten und Blumen aus.“ (Karl Foerster) Der Garten ist Teil der Natur – die Natur sollte Teil des Gartens sein! Wer Regen- würmer und Honigbienen bei der Arbeit beobachtet, weiß, wie wichtig es ist, „mit der Natur“ zu gärtnern, damit die nützli- chen Gartenbewohner einen Lebensraum in unserem Garten finden und ihn im öko- logischen Gleichgewicht halten. Aber die Natur im Garten kann durch eine naturferne und übertriebene Gartenpflege, durch den Einsatz von giftigen Spritzmit- teln oder durch Verwendung mineralischer „Kunstdünger“ gestört werden. In einem naturnahen Garten versuchen wir, alle gärtnerischen Maßnahmen mit Obst, Gemüse, Zierpflanzen – alles vereint in einem naturnahen Garten, der so zu einem Refugium für Mensch und Tier wird Fotos (2): Niemeyer-Lüllwitz den Naturgesetzen in Einklang zu bringen. Damit schaffen wir die Grundlage für ei- Naturgärten sind Freiräume sammlung einer möglichst großen Zahl nen ökologisch stabilen und vielfältig für Menschen besonders auffällig blühender Pflanzen. nutzbaren Garten. Durch Gärtnern mit der Natur entwickeln Naturnahe, „biologische“ oder „ökologi- sche“ Gärten sollen sich weder zum Natur- wir Gärten voller Erlebnisreichtum! schutzgebiet noch zur Unkrautwildnis ent- wickeln. Als „Gärten“ sind es vorrangig Gesunder Boden Erholungsräume, die unseren Nutzungs- Der Boden als Standort unserer Garten- wünschen dienen. Gärtnerische Gestaltung pflanzen und Lebensraum steht im Mittel- und Pflege im Einklang mit der Natur be- punkt aller Überlegungen. Ohne den Bo- stimmen ihr Bild. den, aber auch ohne die in ihm lebenden Als „Partner der Natur“ können wir Gärten Tiere, Mikroorganismen und Pflanzen ist schaffen, die auf vielfältige Weise genutzt kein Wachstum denkbar. werden – sowohl zum Erholen, Entspan- Bodenlebewesen wie Regenwürmer, As- nen, Erleben und Lernen als auch zum seln, Bakterien und Pilze sorgen für die Spielen, Arbeiten und (erfolgreichen) Ern- Zersetzung der organischen Abfälle und ten – und die gleichzeitig ein naturnaher für die Bildung des wertvollen Humus, Lebensraum sind. schließen damit den Stoffkreislauf und Die Blütenvielfalt in einem naturnahen sorgen im Garten für eine stetige natürli- Steingarten oder der Wechsel von Blüten, che Düngung. Ein gesunder Boden ermög- Früchten und Laubverfärbung einer Gehölz- licht gesundes Pflanzenwachstum – und hecke zeigen: „Naturnah“ bedeutet nicht eine gesunde Ernte. Verzicht auf optisch attraktive Gärten. Damit leisten naturnahe Gärten einen Bei- Von der Hand in den Mund – im naturnahen Ein ästhetisch schöner Garten zeichnet trag zu einer gesunden Ernährung. Die An- Garten, in dem keine Pflanzenschutzmittel zum sich durch eine harmonische Zusammen- zucht von Obst und Gemüse in einem öko- Einsatz kommen, ist das Naschen direkt vom Baum erlaubt und bereitet, wie man sieht, stellung verschiedenster Gehölze und Blu- logisch stabilen Garten ist ohne umwelt- Jung und Alt Freude Foto: Archiv LV Rheinland men aus, nicht durch eine willkürliche An- und gesundheitsbelastende Schadstoffe Naturgarten praktisch Naturnahe Gärten Seite 1
Naturgarten praktisch Einleitung Foto: Rohdich Obstgehölze und blühende Zierpflanzen sind im naturnahen Garten ein Muss, um der Insekten- welt über einen möglichst langen Zeitraum im Foto: Vetter Foto: PdM Jahr Nahrungsquellen zu bieten möglich, wenn die Möglichkeiten des na- · S tabiles ökologisches Gleichgewicht nahen Garten aber neben bodenständigen turschonenden Pflanzenschutzes ausge- durch naturnahe Gartengestaltung mit Wildpflanzen auch unsere bekannten Gar- schöpft werden: Pflanzen, die blühen, Früchte tragen und tenpflanzen wie Obstgehölze, Küchen- · Stärkung der Widerstandskraft durch von der heimischen Tierwelt angenom- kräuter, Sommerblumen, Stauden und Ge- optimale Standort- und Wachstumsbe- men werden müsepflanzen einen Platz. dingungen · Gezielte Förderung tierischer Helfer „Wildpflanzen im Garten bleiben im- · Vorbeugung gegen Krankheiten und durch Schaffung von geeigneten Lebens- mer nur Gäste – ihre Erhaltung kann Schädlingsbefall durch Fruchtwechsel räumen und Anbieten von Nisthilfen nur gelingen, wenn auch außerhalb · Mischkulturpflanzungen und natürliche der Gärten die Verwüstung aufhört Schädlingsabwehr Lebensraum Garten – vielfältig und der Denaturierung Einhalt gebo- und erlebnisreich ten wird.“ (Jürgen Dahl) Vielfältige Lebensräume und Kleinstand- Mit der Natur gärtnern kann ein Beitrag orte können dazu beitragen, dass in unse- sein, der fortschreitenden Entfremdung Impressum ren Gärten heimische Natur wieder stär- von der Natur zu begegnen. Gärten bieten ker zum Zuge kommt. Hecken, Wiesen, die einzigartige Chance, Menschen von Herausgeber: Natur- und Umweltschutz-Akademie Teiche oder Trockenmauern bringen eben- Kindheit an Natur heranzuführen. des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) so Abwechslung in den Garten wie bunte Naturnahe Gärten sind einzigartige Erleb- Siemensstr. 5 · 45659 Recklinghausen Blumen-, Kräuter- und Gemüsebeete. nis- und Erfahrungsräume für die erste Tel. 0 23 61/3 05-0 · Fax 0 23 61/3 05-33 40 Wo möglich, sollten bevorzugt bodenstän- „Welteroberung“ unserer Kinder! Positive E-Mail: poststelle@nua.nrw.de dige, insektenanlockende, blühende und Naturerlebnisse, ein verträglicher Um- www.nua.nrw.de fruchttragende Gehölze und Stauden ge- gang mit Natur und Umwelt, ein Zugang Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V. pflanzt werden, da sie als Lebensgrundla- zur Ästhetik der Natur – dieses und mehr www.kleingarten.de ge für unsere Tierwelt von besonderer Be- können naturnah gestaltete Gärten auch deutung sind. uns Erwachsenen vermitteln und damit Landesverband Rheinland der Gartenfreunde e.V. Auch Wildkräuter („Unkräuter“) werden Grundlagen schaffen für die Entwicklung www.gartenfreunde-rheinland.de nach Möglichkeit geduldet bzw. an geeig- eines umweltbewussten Verhaltens. Verlag: neten Standorten gezielt angesiedelt. Vie- „Nur die intime Kenntnis und die dar- Verlag W. Wächter GmbH, Bremen le von ihnen können als Heilkräuter ge- aus wachsende Verbundenheit mit www.waechter.de nutzt oder zu Pflanzenstärkungsmitteln der Natur kann uns davor bewahren, verarbeitet werden sowie durch ihren Blü- sie weiter zu zerstören.“ Nachdrucke (auch auszugsweise) nur nach tenschmuck einen Garten optisch beleben. (Michael Lohmann) Zustimmung der Herausgeber und Autoren. Selbstverständlich finden in einem natur- Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, NUA Seite 2 Naturnahe Gärten Naturgarten praktisch
Naturgarten praktisch Landesverband Landesverband Westfalen und Lippe Rheinland der Kleingärtner e.V. der Gartenfreunde e.V. Allgemeines – Boden Nr. 1.01 Gartenboden: Grundlage für erfolgreiches Gärtnern steins. Im Laufe der Zeit verändert sich le- bendiger Boden durch dynamische Wech- selwirkungen. Je nach ortsgebundenem Ausgangsge- stein (z.B. Kalkstein, Silikatgestein) entwi- ckeln sich schwere, fette Böden mit ho- hem Tonmineralanteil oder nährstoffarme, grobsandige, leichte Böden. Die goldene Mitte zwischen diesen extrem unter- schiedlichen Böden liefert Erdreich mit ausgeglichenen Eigenschaften. Solche Böden können für Landwirtschaft und Gar- ten ideal genutzt werden. Mit Fingerspitzengefühl die Bodenart erkennen Ob der Boden sand-, lehm- oder tonge- prägt ist, lässt sich durch eine einfache Allein in einer Handvoll gesundem Gartenboden können mehrere Milliarden Lebewesen existie- Fingerprobe ermitteln. Wenn Sie Boden ren! Sie sind für den Umbau organischer Substanz in Mineralien, die den Pflanzen als Nahrung zwischen Daumen und Zeigefinger reiben, dienen, unerlässlich. Die Förderung des Bodenlebens ist somit der Schlüssel zum erfolgreichen fühlt der Ta(e)ster von sandigen Böden Gärtnern. Fotos: Laukötter grobe, scharfkantige Körner. Diese Probe Wenn sich vom Frühjahr bis zum Herbst Pflanze überall gleich gut? Und wie sollte schmirgelt die Haut und lässt sich niemals viele unserer Gärten bunt blühend und eine naturnahe, nachhaltig ausgerichtete zu einer festen „Wurst“ formen. reich an verschiedenen Pflanzen zeigen, Bodennutzung und -pflege im Garten be- Sehr tonreicher Boden ist dagegen ge- dann muss wohl der ernährende Boden trieben werden? schmeidig, lässt sich gut formen, und die die erste Ursache für Wachstum und Ge- in der Hand gerollte feste „Wurst“ glänzt deihen sein. Der Boden scheint – so be- Der Boden – das unbekannte an der Oberfläche. Eine Mischung aus trachtet – ein Multitalent zu sein. Wesen Sand, Schluff (mittlere Korngröße) und Doch was stellt diese meist braunschwar- Boden besteht zu einem Viertel aus Was- Ton führt zu lehmigen Bodenarten. Lehm ze Erdmasse eigentlich dar? Ist der von ser, zu einem weiteren Viertel aus Luft, haftet an den Fingern als mehliger Staub. uns immer wieder gründlich gepflegte 3–10 % sind organische Masse (Wurzeln, Der Sandanteil ist noch spürbar. Gartenboden eine ganz besondere Erde? Mikroben, Tiere, Humus), und den Rest Bei Maßnahmen zur Verbesserung von Warum wächst aber dennoch nicht jede liefern die Mineralien des Ausgangsge- Gartenböden können sehr wasserdurch- Zerreibt man sandigen Boden zwischen den Tonreicher Boden ist geschmeidig und lässt Bei lehmigem Boden ist der Sandanteil bei der Fingern, schmirgelt er durch seine scharfkanti- sich bestens formen. Eine in der Hand gerollte Fingerprobe noch spürbar. Die Bodenmasse gen Körner die Haut und lässt sich niemals zu „Wurst“ glänzt an der Oberfläche. lässt sich kneten, ist aber in ihrer Konsistenz einer festen „Wurst“ formen noch leicht brüchig. Naturgarten praktisch Gartenboden Seite 1
Naturgarten praktisch Allgemeines – Boden Nr. 1.01 lässige Sandböden mit Ton- und Gesteins- müsebeete sind vom Herbst bis zum Früh- Unter Bäumen, Hecken und Sträuchern mehl und wasserstauende Tonböden mit jahr häufiger nackt. Der beim Waldboden kann der Boden so sein Eigenleben be- reinem Sand so vermischt werden, dass belebteste Anteil des Oberbodens fehlt wahren. Aber auch Wiesen, Rasen- und sich z.B. günstigere Wasserverhältnisse hier. Das ständige Umgraben beseitigt bo- Hochstaudenflächen, Kräuterbeete und im Boden einstellen. Kennzeichnend für denökologische Ordnungen und verringert von Bodendeckern ständig bewachsene gute Gartenböden sind folgende Eigen- den Artenreichtum des aktiven Bodenle- Areale eignen sich für naturnahe Boden- schaften: hoher Humusgehalt gleichmäßig bens. entwicklung. Selbst intensiv genutzte Bö- verteilt bis in tiefe Schichten, gute Krü- den in Gemüsekulturen benötigen keine melstruktur und Durchwurzelbarkeit, ho- Naturnah gärtnern mit radikalen Bearbeitungsmethoden. Hinrei- her Nährstoffgehalt und gute kontinuierli- Mulchdecke und Sauzahn chend lockerer Boden lässt sich auch ohne che Wasserversorgung. Wer den natürlichen Boden als Vorbild für Umgraben durch Einsatz von Sauzahn oder seinen Gartenboden nimmt, überlegt, wel- Kultivator erreichen. Nackt ist unnatürlich che Gartenbereiche generell nicht mehr Wer durch Wälder wandert, kann oft end- umgegraben werden müssen und wo Typenerhalt erwünscht los über einen weichen Teppich von Laub Pflanzenreste bewusst liegen bleiben kön- In manchen Gärten sollen mitunter sehr resten laufen. Natürliche Böden besitzen nen. In diesem bedeckten Ruheboden kön- unterschiedliche Kulturen auf kleinem immer eine „Haut“ aus unterschiedlich nen unzählige Bodenorganismen Pflanzen- Raum nebeneinander wachsen. Mancher weit abgebautem organischem Material. reste zu nährstoffreichem Humus Gartenbesitzer schafft es tatsächlich, Darunter ist der Abbau der organischen umwandeln. Sandböden für Heidekraut und Ginster, Substanz schon so weit fortgeschritten, Allein in einer Handvoll Gartenboden kön- Moorböden für Torfmoose und Wollgrä- dass feiner Humus mit Bodenpartikeln nen mehrere Milliarden Lebewesen exis ser, Kalkböden für Christrosen und Man- eine innige Verbindung eingeht. tieren! Dabei handelt es sich überwie- gold, saure Böden für Farne und Mischbö- Pflanzenwurzeln und Wurmgänge sind gend um für das menschliche Auge den für den Rest der Kulturen bereitzu- weiter unten die auffälligsten Erscheinun- unsichtbare Mikroorganismen. stellen. gen in einem strukturierten Bodenkörper. Bodentiere, wie z.B. die Assel, zerbeißen Wer sich demgegenüber als naturnaher Der ist oft in der Tiefe heller gefärbt, weil und zerkleinern abgestorbene Pflanzentei- Gärtner versteht, wird die wesentlichen sich die Humusstoffe noch nicht so tief le, vermischen sie mit dem Mineralboden Merkmale seines Bodens erhalten wol- nach unten verlagert haben. und tragen damit zur Humusbildung bei. len. Dann werden z.B. in lehmige Böden Beim Gartenboden fehlt an vielen Stellen Bakterien sorgen für die Umwandlung zu nicht reine Sandbereiche eingebunden. die besondere „Haut“ des Bodens, oder Mineralstoffen, die von den Pflanzen wie- Optimierungsmaßnahmen, vor allem zur sie wird künstlich durch Mulchmaterial der mit den Wurzeln aufgenommen wer- Verbreiterung der Nutzpflanzenpalette, wieder ergänzt (siehe hierzu auch das In- den. Bodenlebewesen schließen den sind aber durchaus zu empfehlen. foblatt 1.05 „Mulchen“). Besonders Ge- Stoffkreislauf in der Natur. Dr. Gerhard Laukötter, NUA Bodenart Vorteile Nachteile Maßnahmen zur Impressum Verbesserung Herausgeber: Natur- und Umweltschutz-Akademie Boden mit · Hohes Wasserspei- · Schlecht durchlüftet · Gründüngung mit des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) hohem Ton- chervermögen und schwer erwärm- Tiefwurzlern Siemensstr. 5 · 45659 Recklinghausen anteil · Gute Nährstoffver- bar · Boden lockern, bei Tel. 0 23 61/3 05-0 · Fax 0 23 61/3 05-33 40 sorgung und -spei- · Gefahr von Staunässe Bedarf umgraben E-Mail: poststelle@nua.nrw.de cherung · Schwer zu bearbeiten www.nua.nrw.de Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V. Boden mit · Gute Durchlüftung · Schlechtes Wasser- · Humusversorgung, www.kleingarten.de hohem Sand- und Durchwurzel- speichervermögen Boden vor Aus- Landesverband Rheinland anteil barkeit · Nährstoffe leicht aus- trocknung schützen der Gartenfreunde e.V. (Mulchschicht, · Im Frühling rasche waschbar www.gartenfreunde-rheinland.de Erwärmung · Geringer Nährstoff- Gründüngung) Verlag: · Gute Wasserleitfä- vorrat Verlag W. Wächter GmbH, Bremen higkeit www.waechter.de · Leicht zu bearbeiten Nachdrucke (auch auszugsweise) nur nach Zustimmung der Herausgeber und Autoren. Tabelle: Eigenschaften verschiedener Böden und Maßnahmen zu ihrer Verbesserung Seite 2 Gartenboden Naturgarten praktisch
Naturgarten praktisch Landesverband Landesverband Westfalen und Lippe Rheinland der Kleingärtner e.V. der Gartenfreunde e.V. Allgemeines – Boden Nr. 1.02 Richtig düngen im naturnahen Garten Bedarfsgerechte Düngung schützt Umwelt und Natur Heutzutage sind viele Gartenböden mit Nährstoffen überversorgt, wie folgende Zahlen zeigen: Zwei Drittel aller Garten- böden sind mit Kalk überversorgt, vier von fünf Gärten weisen viel zu hohe Phosphat- Werte auf. Die Ursachen dieser drastischen Überver- sorgung sind vielfältiger Natur: · Einseitige Mineraldüngung: Chemisch hergestellte mineralische Dünger werden oft als Mehrnährstoff- oder sogenannte Volldünger angeboten, wie z.B. Blaukorn. Problematisch dabei ist, dass sie mehrere Nährstoffe enthal- Zu hoch bemessene Düngegaben wirken sich negativ auf die Pflanzenqualität aus. Wie dieser Sa ten. Volldünger beinhalten sogar alle latkopf zeigt, der durch zu hohe Salzkonzentration im Boden infolge von zu hohen Düngegaben starke Blattschäden aufweist. Hauptnährstoffe (Stickstoff [N], Phos- Foto: Forschungsanstalt für Gartenbau der Fachhochschule Weihenstephan phor [P], Kalium [K] und Magnesium [Mg]), die alle gemeinsam verabreicht Jeder Gärtner wünscht sich einen frucht- Ein hoher Humusgehalt hat für gesundes werden, obwohl in der Regel gar nicht baren, gut mit Nährstoffen versorgten, lo- Pflanzenwachstum eine zentrale Bedeu- alle Nährstoffe benötigt werden. Zu viel ckeren und biologisch aktiven Gartenbo- tung: Humoser Boden ist locker, die biolo- ausgebrachte Nährstoffe werden leicht den. Doch wie kann man die Entwicklung gische Aktivität sowie die Nährstoffver- ins Oberflächen- und Grundwasser aus- eines gesunden Gartenbodens mit natürli- sorgung des Bodens sind positiv. Folgende gewaschen. Mehrnährstoff- und Voll- chen Mitteln erreichen? Maßnahmen tragen zu einem hohen Hu- dünger haben deshalb heute in den musgehalt bei: meisten Fällen im Garten nichts mehr Humus – Nährstoffquelle des · Im naturnahen Garten sollten Sie alle zu suchen! Bodens Bodenflächen mit Pflanzen bedecken · Unterschätzung der Düngewirkung Für die Bodenfruchtbarkeit hat die organi- (Näheres hierzu siehe Infoblätter 1.01 organischer Dünger sche Substanz im Boden, der Humus, eine „Boden“ und 1.06 „Gründüngung“). Auf Organische Dünger wie Kompost oder zentrale Bedeutung. Er ist der „Motor des abgeernteten und freien Flächen säen Mist haben eine deutliche Düngewir- Bodens“. Humus entsteht aus der Zerset- Sie Gründüngungspflanzen aus oder de- kung. Auch hier sollten Sie bedarfsge- zung abgestorbener Pflanzenteile, die als cken sie mit Pflanzenresten ab, um den recht, an den Nährstoffbedürfnissen der Reste im Boden verbleiben oder durch Boden vor Austrocknung und -kühlung Pflanzen orientiert, düngen. Viel hilft Kompost, Mist oder Gründüngung gezielt zu schützen. Das fördert das Bodenle- nicht viel! Als Faustregel gilt: Im Früh- zugeführt werden. ben, denn die Bodenorganismen sind jahr 3 l Kompost pro m2 Gartenboden Die zahlreichen großen und kleinen Bo- bei warmer und feuchter Witterung am ausbringen. . denlebewesen zerkleinern und zersetzen aktivsten. · Ungenaue Dosierung das organische Material und schließen so · Die Bodenbearbeitung sollten Sie scho- Wenn Sie die Menge des Düngers, den den darin gespeicherten Nährstoffvorrat nend durchführen. Bei leichten und lo- Sie auf Ihren Beeten verteilen, nicht ab- auf (siehe hierzu auch Infoblatt 1.01 „Bo- ckeren Böden können Sie auf das Um- wiegen, sondern nach „Gefühl“ aus- den“). Die dabei freigesetzten Mineral- graben verzichten und stattdessen den bringen, wissen Sie nicht, welche Dün- stoffe (z.B. Stickstoff [N], Phosphor [P] und Boden mit Grabegabel und Sauzahn lo- germenge Sie tatsächlich ausgebracht Kalium [K]) werden von den Pflanzenwur- ckern. So bleibt die natürliche Boden- haben. zeln als lebenswichtige Nährstoffe aufge- schichtung erhalten (siehe hierzu auch nommen. Infoblatt 1.01 „Boden“). Naturgarten praktisch Richtig düngen Seite 1
Naturgarten praktisch Allgemeines – Boden Nr. 1.02 Damit Sie gezielt nur die Nährstoffe aus- Was die Pflanze zum Leben bringen können, die den Pflanzen fehlen, braucht müssen Sie zunächst den Nährstoffgehalt Stickstoff (N) ist der Motor des Wachs- Ihres Gartenbodens kennen. Daher ist es tums. Er wird von den Pflanzenwurzeln empfehlenswert, alle drei bis fünf Jahre vorwiegend als Nitrat (NO³ -) aufgenom- eine Bodenprobe auf den Nährstoffgehalt men und in der Pflanze zu Eiweiß umge- hin untersuchen zu lassen. wandelt. Eine zu hohe Stickstoffversor- Im Spätherbst können Sie selbst eine Bo- gung wirkt sich bei Obst und Gemüse denprobe ziehen (Näheres siehe Bilder) negativ auf den Geschmack und die Halt- und an ein Bodenuntersuchungslabor barkeit aus, weil das Gewebe sehr weich schicken. Dort wird die Probe auf den Ge- wird. Nitrat wird leicht aus dem Boden halt an Calcium (Ca), Phosphor (P), Kalium ausgewaschen. (K) und Magnesium (Mg) untersucht, und Bei Bedarf sollten Sie zielgerichtet mit ei- der Gartenbesitzer erhält eine individuelle nem stickstoffhaltigen organischen Han- Düngeempfehlung. So eine Bodenuntersu- delsdünger, z.B. Hornspäne oder Horn- chung kostet etwa 20–30 Euro, die Sie mehl, düngen. Bei diesen Düngemitteln schnell durch den in der Regel niedrigeren wird der in Eiweißform gebundene Stick- Düngerbedarf wieder einsparen. stoff nur langsam durch Mikroorganis- men zu Nitrat umgewandelt. Die Pflanzen werden also nach und nach mit jeweils kleineren Mengen an Stickstoff versorgt und nicht unmittelbar mit einer großen Bodenuntersuchungslabore Menge. in Deutschland Phosphor (P) fördert die Wurzel- und Die Adresse eines Bodenunter suchungslabors in Ihrer Nähe erfah- Fruchtbildung. Ein Mangel im Gartenbo- ren Sie bei den ist selten. Bei Bedarf sollten Sie z.B. mit Guano düngen. VDLUFA – Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuch Kalium (K) ist für die Bildung von Zucker, ungs- und Forschungsanstalten Stärke und Fetten in der Pflanze verant- Tel. 0 62 32/1 36-1 21 wortlich. Bei Mangel sollten Sie mit Kali- www.vdlufa.de > Links > LUFA (Land- magnesia (Patentkali) düngen. Dieser Dün- wirtschaftliche Untersuchungs- und ger enthält zusätzlich Magnesium (Mg). Forschungsanstalten) Magnesium (Mg) ist in erster Linie an der Bildung des Blattgrüns (Chlorophyll) beteiligt. Bei Magnesiummangel können Impressum Sie Bittersalz oder Kalimagnesia einset- Herausgeber: zen. Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) Kalk (Calcium [Ca]) Kalk ist sowohl ein Siemensstr. 5 · 45659 Recklinghausen Pflanzen- als auch ein Bodendünger. Kalk Tel. 0 23 61/3 05-0 · Fax 0 23 61/3 05-33 40 versorgt die Pflanzen mit dem Nährstoff E-Mail: poststelle@nua.nrw.de Calcium. Gleichzeitig stabilisiert er die www.nua.nrw.de Krümelstruktur des Bodens und fördert Landesverband Westfalen und Lippe das Bodenleben. Der sogenannte pH- der Kleingärtner e.V. Wert auf einer Skala von 1–14 gibt Aus- www.kleingarten.de kunft über die Kalkversorgung des Bo- Landesverband Rheinland dens. Je nach Bodentyp wird bei einem der Gartenfreunde e.V. guten Gartenboden ein Wert von 6,5–7 www.gartenfreunde-rheinland.de angestrebt. Je niedriger der Wert, desto Am leichtesten ist die Probenahme mit einem Verlag: saurer ist der Boden. Bei Bedarf können Bohrstock. Doch auch mit dem Spaten geht’s: Verlag W. Wächter GmbH, Bremen Sie mit kohlensaurem Kalk oder Hütten- Zehn bis 15 Einstiche sollten erfolgen, damit www.waechter.de kalk düngen. eine gute Mischprobe fürs Labor entsteht. Von der gewonnenen Erde werden 500 g zum Ver Nachdrucke (auch auszugsweise) nur nach Werner Heidemann, sand in einen Gefrierbeutel gegeben. Zustimmung der Herausgeber und Autoren. LV Westfalen und Lippe Foto: FH Weihenstephan (oben), der Kleingärtner Fotos (2): Themenbild Seite 2 Richtig düngen Naturgarten praktisch
Naturgarten praktisch Landesverband Landesverband Westfalen und Lippe Rheinland der Kleingärtner e.V. der Gartenfreunde e.V. Allgemeines – Boden Nr. 1.03 Kompost im Garten: Rohstoffverwertung und Humusversorgung Kompostierung ist eine sinnvolle und um- weltfreundliche Form der Abfallverwertung. Immerhin sind ca. 30–40 % des im Haus- halt anfallenden Abfalls kompostierbar. Organische Abfallstoffe werden im Kom- posthaufen durch Ab- und Umbauprozesse von Bodenlebewesen zu hochwertigem, nährstoffhaltigem Humus umgewandelt. Ein Komposthaufen ist also kein „Müll“- haufen, sondern eine „Rohstoffwiederauf- bereitungsanlage“. Wer im Garten wert- volle Rohstoffe kompostiert, leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Für den naturnahen Garten ist Komposter- de unersetzbar: Der Boden wird mit Hu- mus und Nährstoffen versorgt, das Boden- leben wird aktiviert, und die Bodenstruk- tur wird verbessert. Was gehört (nicht) auf den Geschlossene Komposttonnen aus Kunststoff Gut geeignet für kleine Gärten: Kompostsilos Kompost? sind besonders für kleine Innenhofgärten in der aus Holzstecksystemen Foto: Breder Stadt gut geeignet Foto: Niemeyer-Lüllwitz Grundsätzlich sind alle organischen Abfäl- le aus Haushalt und Garten zum Kompos- samentragenden Unkräutern oder Wurzel der Belüftung und Sauerstoffmangel kann tieren geeignet. Das gilt insbesondere für unkräutern. Eine Chance, dass z.B. Un- es aufgrund von Fäulnisprozessen (Zerset- pflanzliche Abfälle wie Gemüsereste, Ra- krautsamen, vermehrungsfreudige Wurzel- zung ohne Sauerstoff) zu unangenehmen sen- und Heckenschnitt, Pflanzenteile all- stücke oder Krankheitserreger abgetötet Gerüchen kommen. gemein, Laub und Stroh. Es empfiehlt sich, werden, besteht nur bei einer Heißrotte Für eine erfolgreiche Kompostierung soll- Strauch- und Baumschnitt vor der Kom- mit Temperaturen von über 55 °C, die über ten Sie folgende Hinweise beachten: postierung in bis zu 5 cm lange Stücke zu mehrere Wochen wirksam sein müssen. · Am günstigsten ist ein windgeschützter, zerkleinern. Solch hohe Temperaturen werden bei der halbschattiger Platz, z.B. unter Bäumen. Aus dem Haushalt sind z.B. auch Eier- Eigenkompostierung meist jedoch nicht er- Ein Mindestabstand von 0,50 m zum schalen, Kaffee- und Teesatz, Holzasche, reicht. Diese Abfälle sollten Sie daher über Nachbarn ist einzuhalten. Größe: min- Sägespäne oder zerkleinertes Zeitungspa- die Bio- oder Restmülltonne entsorgen. destens 1,00 bis 1,20 m hoch und breit. pier in kleinen Mengen geeignet. Alle Ab- · Um die Zuwanderung von Bodenlebe- fälle, die nicht oder nur sehr schwer ver- Tipps zum erfolgreichen wesen zu ermöglichen und damit Was- rotten können (Metall, Kunststoff, Kompostieren ser versickern kann, darf der Unter- Textilien) gehören selbstverständlich nicht Für eine erfolgreiche Kompostierung ist grund nicht verdichtet sein. Es empfiehlt auf den Kompost. Auch möglicherweise entscheidend, dass die Lebewesen, die an sich daher, den Untergrund vor dem schadstoffhaltige Materialien wie der In- den Ab- und Umbauprozessen beteiligt Aufschichten des Materials mit einer halt von Staubsaugerbeuteln, Schalen von sind, gute Lebensbedingungen vorfinden. Grabegabel zu lockern. Zitrusfrüchten, Kohleasche sowie Fleisch- Sie sind auf ausreichende und „gut ver- · Kompost sollte gleichmäßig feucht, je- reste gehören nicht auf den Kompost. dauliche“ Nahrung, auf ausreichend Feuch- doch nicht zu nass gehalten werden. Zu Problematisch ist die Kompostierung von tigkeit und auf Sauerstoff angewiesen. nassem Material wird trockenes, struk- kranken Pflanzen (z.B. von mit Kohlhernie Ein gut funktionierender Kompost riecht turreiches Material, wie z.B. Holz, hin- oder Baumkrebs befallenen Pflanzenteilen), nicht unangenehm! Nur bei unzureichen zugefügt. Größere Mengen des glei- Naturgarten praktisch Kompost Seite 1
Naturgarten praktisch Allgemeines – Boden Nr. 1.03 Verantwortlich für eine gut funktionierende Rotte: Bodenlebewesen, wie z.B. Asseln (l.) und Regenwürmer (r.) Fotos: Laukötter chen Materials (z.B. Rasenschnitt) In einer Miete kompostieren Dazu werden im Handel z.B. Holzsteck- werden mit anders strukturierten Mate- Steht genügend Platz und Material zur systeme angeboten, die sich bewährt ha- rialien (z.B. Holzabfällen) vermischt. Verfügung, kann ein Kompost in einem Zu- ben. Beim Kompostieren in solchen Silos ge zu einer Miete aufgesetzt werden. Da- sollte mindestens ein Zwei-Kammer-Sys- · Zum Schutz vor zu starker Austrock- bei wird zunächst eine ca. 20 cm starke tem vorhanden sein. Das hat den Vorteil, nung, aber auch vor übermäßiger „Belüftungsschicht“ aus grobem, holzigem dass immer fertiger Kompost zur Verfü- Feuchtigkeit wird der Komposthaufen gung steht. Material aufgebracht. abschließend mit Laub oder Jutesäcken Dann werden die Materialien jeweils so Komposttonnen aus Kunststoff sind abgedeckt. ebenfalls geeignet. Sie haben folgende gut wie möglich gemischt aufgeschichtet · Um die Rotte zu beschleunigen, hat es und zum Schluss mit Laub, Schredderholz Vorteile: sich bewährt, dem Material zwei bis oder Stroh abgedeckt. Bei einem so auf- · Durch das geschlossene System wer- drei Schaufeln verrotteten Kompost hin- geschichteten Haufen kommt es im Inne- den keine unliebsamen Wildtiere ange- zuzufügen. Als „Kompostbeschleuniger“ ren zur Heißrotte, d.h. hier können z.B. lockt. sind auch Kräuter wie Brennnesseln Unkrautsamen oder Krankheitserreger ab- · Mitten in der Stadt können alle organi- und Beinwell geeignet. getötet werden. schen Abfälle aus dem Haushalt sinn- voll verwertet werden. Einen Kompost umsetzen? · Im Inneren entwickeln sich so hohe Traditionell werden Komposthaufen in der Temperaturen, dass oft sogar Unkraut- Impressum gärtnerischen Praxis zur Beschleunigung samen abgetötet werden. Herausgeber: der Rotte umgesetzt. Wird eine Miete Einen Nachteil haben diese Tonnen aller- Natur- und Umweltschutz-Akademie aber wie beschrieben aufgesetzt, ist das des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) dings: Aufgrund der schlechteren Belüf- nicht grundsätzlich nötig. Die Verrottung tung besteht Fäulnisgefahr. Dagegen kann Siemensstr. 5 · 45659 Recklinghausen Tel. 0 23 61/3 05-0 · Fax 0 23 61/3 05-33 40 des organischen Materials zu Komposter- allerdings durch sorgsame Durchmischung E-Mail: poststelle@nua.nrw.de de dürfte innerhalb eines Jahres abge- des Materials und einen ausreichenden www.nua.nrw.de schlossen sein. Anteil trockener Bestandteile wie Holz Landesverband Westfalen und Lippe Durch Umsetzung nach zehn bis zwölf und Papier vorgebeugt werden. der Kleingärtner e.V. Wochen kann die Rotte aber beschleunigt Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, NUA www.kleingarten.de werden. Sinnvoll ist das Umsetzen zudem, Landesverband Rheinland wenn die Rotte z.B. durch zu viel Nässe der Gartenfreunde e.V. beeinträchtigt ist. www.gartenfreunde-rheinland.de Verlag: Kompostsilos und Komposttonnen Verlag W. Wächter GmbH, Bremen Für kleinere Gärten oder Innenhöfe in der www.waechter.de Stadt sind Kompostbehälter für einen Nachdrucke (auch auszugsweise) nur nach „wachsenden Kompost“ gut geeignet. Zustimmung der Herausgeber und Autoren. Dieser kann kontinuierlich mit dem gerade anfallenden Material befüllt werden. Seite 2 Kompost Naturgarten praktisch
Naturgarten praktisch Landesverband Landesverband Westfalen und Lippe Rheinland der Kleingärtner e.V. der Gartenfreunde e.V. Allgemeines – Boden Nr. 1.04 Probleme bei der Kompostierung und Möglichkeiten der Kompostverwendung Kompostierung ist einfacher als in vielen Fachbüchern beschrieben. Werden eini- ge wenige Grundsätze beachtet – insbe- sondere gute Durchmischung und Belüf- tung – dürfte es im Regelfall eine problemlose Verrottung geben (siehe da- zu auch Infoblatt 1.03). Kommt es den- noch zu Problemen, helfen die Tipps in Tabelle 1 weiter. Bodenpflege und Düngung mit Kompost Für den naturgemäßen Anbau von Gemü- se ist Kompost durch nichts zu ersetzen. Kompost aktiviert das Bodenleben, ver- bessert die Bodenstruktur, versorgt den Boden mit Humus und Nährstoffen und er- höht die Widerstandskraft der Kulturpflan- Im naturnahen Garten ist die Kompostierung ein Muss, denn Kompost ist beim naturgemäßen An- zen gegen Krankheiten und Schädlinge. bau von Gemüse durch nichts zu ersetzen Foto: Ivany Problem Mögliche Ursache Abhilfe Die Verrottung kommt nicht Die Kompostmaterialien wurden schlecht ge- · Den Kompost umsetzen und Grünmasse hinzu- in Gang, unangenehme Gerü- mischt. Dem Material wurde zu wenig Grünmasse fügen, evtl. anfeuchten. che treten aber nicht auf. beigemischt. Der Kompost konnte durch zu starke · Den Kompost schattieren bzw. abdecken. Sonneneinstrahlung austrocknen. Beim Aufgraben treten unan- Der Kompost enthält zu wenig Strukturmaterial. · Den Kompost umsetzen und grobes, strukturrei- genehme Gerüche auf. Es wurde zu viel feuchte Grünmasse verwendet. ches und trockenes Material zusetzen. Eine Abdeckung zum Schutz vor starken Regenfäl- · Den Kompost mit einer Abdeckung vor Regen len fehlte. schützen. Der fertige Kompost enthält Das Kompostmaterial wurde über einen längeren · Wird über einen längeren Zeitraum kompos- unerwünschte Wildkrautsa- Zeitraum aufgeschichtet, dadurch ist der Kom- tiert, sollten nur Pflanzen ohne Samenstände in men und Wurzelunkräuter. post nicht ausreichend warm geworden (nur bei den Kompost gelangen. der Wärmekompostierung/Heißrotte entstehen · Bei zügiger Kompostierung die Samenstände in im Inneren des Kompostes Temperaturen von die Mitte des Kompostes geben. über 55 °C). · Problemwurzelunkräuter wie Giersch, Quecke Der Kompost wurde zwar mit viel Grünmasse zü- oder Winden sollten nicht kompostiert werden. gig aufgesetzt und ist ausreichend warm gewor- · Den Kompost vor dem Ausbringen durchsieben. den, die Samenstände sind aber nicht in die Mitte des Kompostes geschichtet worden. Es ist kein eigener Garten · Versorgen Sie Blumenbeete am Haus oder zwischen den Häusern mit Kompost. vorhanden, in dem der Kom- · Übernehmen Sie Baumpatenschaften, und versorgen Sie die Bäume mit Kompost. post selbst verwendet wer- · Erkundigen Sie sich beim Gartenamt, ob öffentliche Grünflächen mit Kompost versorgt werden können. den kann. Tabelle 1: Mögliche Probleme bei der Kompostierung und Lösungsvorschläge Naturgarten praktisch Kompostverwendung Seite 1
Naturgarten praktisch Allgemeines – Boden Nr. 1.04 Sinnvoll ist es, mit der Ausbringung im niemals untergegraben. Verteilt wird Garten nicht bis zur vollständigen Verrot- Kompost im Frühjahr (März/April) zur Dün- tung zu warten, denn sonst können wäh- gung, zur Beschleunigung der Bodener- rend dieser Zeit schon Mineralstoffe wärmung und vor Neueinsaat/Neube- durch Sickerwasser in tiefere Boden- pflanzung eines Beetes. schichten ausgespült werden. Bei Boden- Starkzehrer, wie z.B. Tomaten, Gurken, untersuchungen unter Komposthaufen Kürbisse, Zucchini und alle Kohlarten, be- werden oft hohe Konzentrationen von im nötigen ca. 2–3 l/m² und Jahr reifen Kom- Boden festgelegten Mineralstoffen fest- post. Bei Schwach- und Mittelzehrern ge- gestellt. nügen 1–2 l/m². Grober, angerotteter Kompost kann schon Kompost, der nur mit Gartenabfällen auf- als Bodenabdeckung bzw. Mulchschicht in gesetzt wurde, ist nicht so nährstoffreich Enthält reifer Kompost noch grobe Bestandteile, Gemüse- und Blumenbeeten oder unter wie Kompost, der mit Küchenabfällen auf- können diese abgesiebt werden. Dann kann der Beerensträuchern ausgebracht werden. gesetzt wurde. Eventuell können Stark- Kompost dünn auf den Beeten verteilt werden. Foto: Breder Das kann auch schon im Herbst auf abge- zehrer bei Bedarf noch zusätzlich mit ernteten Beeten geschehen. Pflanzenjauchen oder Hornspänen ge- Regelmäßige Kompostgaben sorgen dafür, Reifer Kompost wird nur dünn auf den düngt werden. dass der Boden dauerhaft fruchtbar bleibt. Beeten verteilt und leicht eingeharkt – Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, NUA Je nach Kompostierungsverfahren, Mate- rialzusammensetzung und Jahreszeit kann Pflanzenart Bei der Pflanzung/Aussaat Zur jährlichen Düngung/ die Verrottung nach acht bis zwölf Mona- Bodenverbesserung ten abgeschlossen sein. Wann ein Kom- Zucchini/Gurken Pflanzloch mit Erde-Kompostge- Bei Bedarf zusätzlich mit Pflanzenjau- post nach Abschluss der Rotte zu verwen- misch auffüllen (max. 2–3 l/m²). che düngen. den ist, lässt sich leicht feststellen: Kohlpflanzen Pflanzloch mit Erde-Kompostge- misch auffüllen (max. 2–3 l/m²). · Die Temperatur des Kompostes hat sich Kartoffeln Die Pflanzfurche ca. 3 cm hoch der natürlichen Bodenwärme angepasst. mit Kompost auffüllen und darauf · Der Kompost hat einen angenehmen die Kartoffeln legen. Geruch. Porree In Rillen pflanzen und diese nach · Es sind kaum noch Bodentiere sichtbar. ca. acht Wochen mit Kompost · Bei der Faustprobe (Kompostprobe in auffüllen. die Hand nehmen und zusammendrü- Tomaten Pflanzloch (30 cm tief) zwei bis Zusatzdüngung mit Pflanzenjauchen drei Wochen vor dem Pflanzter- oder Hornspänen. cken) erscheinen nur kleine Wasser- min mit reifem Kompost füllen tröpfchen zwischen den Fingern. (max. 2–3 l/m²). Erdbeeren Die Pflanzerde mit 1/3 Kompost mi- Im April reifen Kompost auf das Beet schen. geben und nach der Ernte wiederho- Impressum len (max. ca. 2 l/m² und Jahr). Herausgeber: Beerensträucher, Ca. 3 cm hoch reifen Kompost in Im Herbst groben Kompost, ab Febru- Natur- und Umweltschutz-Akademie Ziersträucher, die oberste Bodenschicht einar- ar reifen Kompost dünn verteilen. des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) Laubbäume beiten. Siemensstr. 5 · 45659 Recklinghausen Obstbäume Den Aushub der Pflanzgrube mit Im Frühjahr und Herbst groben Kom- Tel. 0 23 61/3 05-0 · Fax 0 23 61/3 05-33 40 Kompost und Steinmehl mischen. post auf den Baumscheiben verteilen. E-Mail: poststelle@nua.nrw.de Rosen 1l/m² reifen Kompost in die obers- Im Herbst mit Kompost anhäufeln und www.nua.nrw.de te Bodenschicht einarbeiten. ihn im Frühjahr auseinanderziehen. Landesverband Westfalen und Lippe Stauden Eine Schaufel Kompost auf die Einmal jährlich 1–2 l/m² reifen Kom- der Kleingärtner e.V. Bodenoberfläche geben. post ausbringen. www.kleingarten.de Gemüsegarten/ Im Herbst Grobkompost (drei bis fünf Landesverband Rheinland Flächenkompos- Monate alten Kompost = halbreifes der Gartenfreunde e.V. tierung Material) verteilen. www.gartenfreunde-rheinland.de Aussaaterde Vier Teile Kompost mit vier Teilen Verlag: Gartenerde und zwei Teilen Sand Verlag W. Wächter GmbH, Bremen mischen. www.waechter.de Blumenkastener- Vier Teile Kompost mit vier Teilen de/Blumenkübel Gartenerde und einem Teil Sand Nachdrucke (auch auszugsweise) nur nach mischen. Zustimmung der Herausgeber und Autoren. Tabelle 2: Möglichkeiten der Kompostverwendung (Übersicht) Seite 2 Kompostverwendung Naturgarten praktisch
Naturgarten praktisch Landesverband Landesverband Westfalen und Lippe Rheinland der Kleingärtner e.V. der Gartenfreunde e.V. Allgemeines – Boden Nr. 1.05 Bodenpflege nach dem Vorbild der Natur: Mulchen Nach dem Vorbild der Natur sollten Sie Auch Wühlmäuse können auch im Nutzgarten den Boden mit einer durch eine Mulchschicht be- Schicht organischen Materials abdecken günstigt werden. Diese Wir- und ihn so schützen. Das Mulchen im Ge- kung sollten Sie nicht unter- müse-, Obst- und Blumengarten wider- schätzen, im Extremfall kann spricht noch verbreiteten Pflegemethoden. das den Gärtner dazu zwin- Es setzt in besonderem Maße die Bereit- gen, auf das Mulchen zu ver- schaft voraus, sich an ein neues Garten- zichten. bild zu gewöhnen. Aber es lohnt sich, Vorher sollten Sie aber immer denn eine solche Bedeckung des Bodens alle anderen Möglichkeiten, hat viele Vorteile: die Schädlinge abzuwehren, · Bodenlebewesen werden laufend mit ausschöpfen. So sollten Sie Nahrung versorgt. Über die Aktivierung zwischen Möhren nur sehr tro- des Bodenlebens sorgen Sie für eine ckenes Mulchmaterial ver- kontinuierliche Versorgung Ihrer Nutz- wenden und es nur dünn aus- pflanzen mit Nährstoffen. bringen, weil Möhren sonst · Die Mulchschicht schützt vor zu starker leicht von der Möhrenfliege Verdunstung des Wassers aus dem Bo- befallen werden. den und sorgt so für eine gleichbleiben- de Bodenfeuchtigkeit. In trockenen Bodenschutz im Winter Sommern können Sie im Garten da- Besonders wichtig ist der durch viel Wasser einsparen. Schutz des Bodens im Winter. · Temperaturextreme werden ausgegli- Damit Böden in dieser Zeit chen. Nur im zeitigen Frühjahr, wenn im nicht allen Witterungseinflüs- Gemüsegarten eine schnelle Bodener- sen ausgesetzt sind, sollten wärmung gewünscht wird, sowie bei Sie im Herbst nicht umgraben. Nach dem Vorbild der Natur sollten Sie auch im Nutzgarten schweren Lehm- und Tonböden kann ei- Nach der Ernte decken Sie den Boden mit einer Schicht organischen Materials, hier Gras- ne Mulchdecke von Nachteil sein, weil den Boden stattdessen etwa schnitt, abdecken und ihn so schützen Foto: Niemeyer-Lüllwitz sie eine schnelle Erwärmung behindert. 5 bis 8 cm dick mit Mulchma- bedecken. Tragen Sie die Schicht dünner · Der Boden bleibt natürlich locker, und terial ab. Ernterückstände können an Ort als im Winter auf (etwa 3 bis 5 cm) und unerwünschte Kräuter werden durch ei- und Stelle sinnvoll genutzt werden. erneuern sie regelmäßig. ne dichte Mulchdecke unterdrückt. Auch das Herbstlaub, das Sie von Wegen oder Rasenflächen entfernt haben, ist da- Geeignete Materialien Mögliche Nachteile für geeignet. Alternativ zur Abdeckung mit Viele im Garten anfallende organische und Gegenmaßnahmen Mulchmaterial können Sie den Boden im Abfälle eignen sich zum Mulchen: Manche „Schädlinge“ können durch eine Winter auch durch die Aussaat von Grün- · Frisches Material wie Rasenschnitt Mulchschicht begünstigt werden. Nackt- düngungspflanzen schützen. muss vor dem Mulchen leicht antrock- schnecken werden z.B. durch frisches Im Frühjahr harken Sie dann das nicht ver- nen und sollte eher dünn aufgetragen Mulchmaterial angelockt und finden in der rottete Mulchmaterial einige Tage vor der und dann öfter nachgestreut werden, Mulchschicht Unterschlupf. Um zu verhin- Aussaat ab, damit sich der Boden erwär- um gegen Fäulnis vorzubeugen und zu dern, dass Schnecken angelockt werden, men kann. Nachdem Sie die Beete be- verhindern, dass Schnecken angelockt sollten Sie möglichst nur angetrocknetes pflanzt haben bzw. die ausgesäten Samen werden. Besonders geeignet sind auch Material zum Mulchen verwenden. Sie kön- gekeimt sind, sollten Sie den Boden wie- Gemüseabfälle von großblättrigen nen aber auch Schneckenfallen einsetzen. der mit leicht angetrocknetem Material Pflanzen. Naturgarten praktisch Mulchen Seite 1
Naturgarten praktisch Allgemeines – Boden Nr. 1.05 · Pappe und Papier eignen sich zum Mul- chen stark verkrauteter Flächen. Selbst Wurzelunkräuter können Sie durch län- gere Abdeckung mit Pappe verdrängen. · Laub bildet unter Sträuchern und He- cken eine natürliche Mulchschicht. · Torf ist zum Mulchen ungeeignet, da er leicht austrocknet, wenn er nur ober- flächlich ausgebracht wird, und auf- grund extrem niedriger pH-Werte (3 bis 4) den Boden versäuert sowie praktisch keine Nährstoffe enthält. Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, NUA Besonders wichtig ist der Schutz des Bodens im Winter. Das Herbstlaub, das Sie von Wegen oder Rasenflächen entfernt haben, ist hierfür gut geeignet. Fotos (2): Fischer · Gründüngungspflanzen lassen sich sehr tionen zur Gründüngung erfahren Sie im gut als Mulchdecke verwenden: Fehlt Infoblatt 1.06. es im Frühjahr an Material, können Sie · Gehäckseltes Stroh hat sich als Abde- zwischen den Reihen mit Kulturpflanzen ckung des Bodens im Winter und im Bienenfreund (Phacelia) oder Spinat Erdbeeranbau bewährt. aussäen, den Sie nach kurzer Kulturzeit · Rindenmulch und Gehölzhäcksel sind direkt über dem Boden abschneiden für die Abdeckung des Bodens im Zier- und dann als erste Mulchschicht ver- garten und von Wegen geeignet. Da bei wenden können. der Zersetzung wachstumshemmende Nicht winterharte Gründüngungspflan- Inhaltsstoffe frei werden und außerdem zen frieren im Winter ab und schützen dabei Stickstoff aus dem Boden ver- den Boden als dünne Mulchschicht. Sie braucht wird (siehe hierzu den Kasten können die Pflanzenreste im Frühling „Verhältnis C:N berücksichtigen“), ist leicht in den Boden einarbeiten, damit ein Einsatz von Rindenmulch auf Gemü- Gehäckseltes Stroh hat sich als Abdeckung sie den Bodenlebewesen als Nahrung sebeeten und unter Obstgehölzen nicht des Bodens im Erdbeeranbau bewährt zur Verfügung stehen. Weitere Informa- empfehlenswert. Foto: Lindner Impressum Verhältnis C:N Herausgeber: berücksichtigen Natur- und Umweltschutz-Akademie Bei der Auswahl des Mulchmaterials des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) sollten Sie auch auf das jeweilige Siemensstr. 5 · 45659 Recklinghausen Verhältnis von Kohlenstoff (C) zu Tel. 0 23 61/3 05-0 · Fax 0 23 61/3 05-33 40 E-Mail: poststelle@nua.nrw.de Stickstoff (N) = C:N-Verhältnis ach- www.nua.nrw.de ten. Liegt dieses Verhältnis bei über Landesverband Westfalen und Lippe 30:1 (C:N), benötigen die Bodenlebe- der Kleingärtner e.V. wesen für die Zersetzungsarbeit zu- www.kleingarten.de sätzlich Stickstoff, den sie dem Bo- Landesverband Rheinland den entnehmen. Das gilt z.B. für der Gartenfreunde e.V. Holzabfälle und Stroh. Wenn Sie die- www.gartenfreunde-rheinland.de se Materialien im Gemüse- und Obst Verlag: anbau verwenden, müssen Sie für ei- Verlag W. Wächter GmbH, Bremen ne angemessene organische www.waechter.de Stickstoffdüngung mit Hornspänen, Hornmehl, Blutmehl oder Brennnes- Nachdrucke (auch auszugsweise) nur nach Auch Ernterückstände wie hier vom Eissalat Zustimmung der Herausgeber und Autoren. seljauche sorgen. können an Ort und Stelle den Boden nach der Ernte als Mulchdecke schützen Seite 2 Mulchen Naturgarten praktisch
Naturgarten praktisch Landesverband Landesverband Westfalen und Lippe Rheinland der Kleingärtner e.V. der Gartenfreunde e.V. Allgemeines – Boden Nr. 1.06 Gesundheitskur für den Boden: Gründüngung · Die Wurzeln nehmen Nährstoffe aus sie sind somit mit anderen Kohlarten ver- dem Boden auf und verhindern deren wandt und können daher auch deren Auswaschung ins Grundwasser. Krankheiten, z.B. die „Kohlhernie“, über- Ein weiterer Aspekt: Kommen Gründün- tragen. Deshalb sollten Gründünger, die zu gungspflanzen zur Blüte, steht blütenbe- den Kreuzblütlern gehören, nie vor ande- suchenden Insekten eine Nahrungsquelle ren Kohlarten ausgesät werden. zur Verfügung. Von besonderer Bedeutung im Gemüse- Bei den Gründüngungspflanzen nehmen garten ist die nach der letzten Ernte als Schmetterlingsblütler (Leguminosen), wie Nachkultur ausgesäte Gründüngung, z.B. Lupinen, Klee, Erbsen und Bohnen, ei- denn die heranwachsende Vegetationsde- nen besonderen Stellenwert ein: Sie kön- cke sorgt für den besonders wichtigen nen mit Hilfe von Bakterien, die in Knöll- Schutz des Bodens im Winter. Hierfür kön- chen in den Wurzeln der Pflanze leben, nen auch nicht winterharte Arten verwen- Stickstoff aus der Luft binden und spei- det werden, denn ihre abgefrorene Pflan- chern. Wenn die Wirtspflanze abstirbt, zenmasse bildet eine schützende wird der Stickstoff freigesetzt und ist für Mulchschicht für den Boden. andere Pflanzen verfügbar. Im Frühjahr lässt sich die Fläche meist leicht wieder bestellen. Nicht verrottete Gründüngung praktisch Pflanzenteile können dann abgeharkt und Phazelia ist eine wertvolle Bienenfutterpflanze kompostiert werden. und trägt daher auch zu Recht den Namen „Bie- Die Wahl der Pflanzen richtet sich nach nenfreund“ Foto: Schütt, Verlag W. Wächter dem Zweck einer Gründüngung. Je nach Frostharte Gründüngungspflanzen, wie Ziel, Boden und Jahreszeit steht eine gro- z.B. Luzerne, Feldsalat und Roggen, brin- Unbedeckte Böden sind schutzlos Witte- ße Auswahl von Pflanzenarten bzw. gen etwas mehr Arbeit mit sich: Sie wer- rungseinflüssen ausgesetzt und verlieren -mischungen (siehe Tabelle, S. 2) zur Ver- den nach dem Winter zunächst abge- dabei schnell an Fruchtbarkeit. Durch Aus- fügung. schnitten und dann untergegraben. saat von Gründüngungspflanzen als Zwi- Werden solche Pflanzen während des schen-, Vor- oder Nachkultur kann der Bo- Es eignen sich vor allem Pflanzenarten, Jahres als Unterkultur z.B. unter Beeren- den ganzjährig bedeckt werden – eine die rasch keimen und viel Blattmasse bil- sträuchern eingesetzt, reicht es, sie zum wichtige Maßnahme, die zum Boden- den. Soll über einen kurzen Zeitraum eine Ende der Saison abzuschneiden und als schutz beiträgt. Zudem wird der Boden rasche Begrünung erfolgen, sind beson- Mulchschicht liegen zu lassen. wirkungsvoll mit Humus versorgt. ders schnell wachsende Arten, wie z.B. Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, NUA Die Wirkungen einer Gründüngung sind Phazelia oder Gelbsenf, zu empfehlen. Sie vergleichbar mit denen einer Mulchdecke eignen sich deshalb sowohl als Vorkultur (siehe hierzu auch Infoblatt Nr. 1.05 „Mul- als auch als Zwischensaat. chen“): Liegt eine Bodenerschöpfung vor und soll · Der Boden wird vor Austrocknung, Ero- die Bodenfruchtbarkeit durch eine lang- sion und Nährstoffauswaschung ge- fristige (eventuell sogar ganzjährige) Be- schützt. grünung verbessert werden, sind Legu- · Die Aktivität der Bodenlebewesen wird minosen besonders zu empfehlen. Bei durch Neubildung organischer Substan- einem schweren, eventuell verdichteten zen gefördert, das trägt zur Humusver- Boden wird man zweckmäßigerweise tief- sorgung bei. wurzelnde Arten wie Ölrettich, Ackerboh- · Das Wurzelwerk sorgt für eine Locke- ne oder Lupine wählen. rung und Durchlüftung des Bodens, Ziel sollte immer auch eine sinnvolle schwere Böden können durch tiefwur- Fruchtfolge sein. Dabei ist zu beachten, Gründüngung kann auch dekorativ sein: hier zelnde Gründüngung aufgeschlossen dass einige Gründüngungsarten (z.B. Gelb bringen Studentenblumen Farbe ins Kohlbeet werden. senf) zur Familie der Kreuzblütler gehören; Fotos (2): Scheu-Helgert Naturgarten praktisch Gründüngung Seite 1
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