Naturschutz und Naturparke - H 1632 F - Verein Naturschutzpark
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Naturschutz H 1632 F und Naturparke ISSN 0028-1018 Zeitschrift des Vereins Naturschutzpark e.V. 1. Ausgabe 2020 | Heft 246
Inhalt Impressum 1 Editorial (T. Kaiser) Herausgeber: Verein Naturschutzpark e.V., Niederhaverbeck Nr. 7, 29646 Bispingen, 2 VNP-Naturexkursion 2020: Telefon 0 51 98 / 98 24 30, Fax 0 51 98 / 98 24 361 Naturpark Bourtanger Moor-Bargerveen. Email: info@verein-naturschutzpark.de Internet: www.verein-naturschutzpark.de Programm u. Anmeldung Redaktion: Julia Hallmann, Ina Wosnitza 12 Geburtstagseichen (S. Borgmann) Herstellung: v. Stern´sche Druckerei GmbH & Co. KG, 21337 Lüneburg 14 Winterwanderung (J. Hallmann) (gedruckt auf Bilderdruckpapier, bis zu 50 % Altpapier- anteile, Rest aus chlorfrei gebleichten Primärfasern) 15 Die Naturschutzstiftung des Landkreises NATURSCHUTZ UND NATURPARKE erscheint dreimal Harburg fördert ein VNP-Projekt zum Schutz im Jahr. Veröffentlichte Beiträge geben nicht zwangsläu- von Fledermäusen (S. Albers) fig die Meinung der Redaktion oder des Vereins Natur- schutzpark e.V. wieder. Unterzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Nicht gekennzeich- 16 Vor 25 Jahren wurde die militärische Nutzung nete, die der Redaktion. Das Recht auf Kürzungen behält im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide sich die Redaktion vor. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen Redaktion und VNP beendet (S. Albers) keine Verantwortung. 18 Die Käfervielfalt im Naturschutzgebiet Fotos: VNP-Archiv soweit nicht anders gekennzeichnet Lüneburger Heide (W. Schacht) © Verein Naturschutzpark 2020 Printed in Germany * Inprimé en Allemagne. 22 VNP-Schriften Band 12 erschienen: Die Käfer Durch Einsenden von Fotografien und Zeichnun- gen erklären sich Absender, Fotograf, Künstler und des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide ggf. abgebildete Personen mit der Veröffentlichung (T. Kaiser) einverstanden und stellen Redaktion, Herausgeber und Verlag von Ansprüchen Dritter – insbesondere auch abgebildeter Personen – frei. Die Zeitschrift und alle in 23 Buch-Tipp: Wildnis Niedersachsen ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb 24 Veranstaltungen 2020 der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar. 26 Einladung und Programm zur Ordentlichen Das gilt insbesondere für Nachdrucke, Funk- und Fernsehsendungen, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Jahresmitgliederversammlung 2020 Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verar- beitung in elektronischen Systemen. 28 Jahresabschluss für 2019 Beiträge: Jährlich und gültig ab 1. Januar 2015 32 Biodiversität und Anpassung von Arten Einzelmitglieder: 35 Euro (D. Mertens) Ehepaare/Lebensgemeinschaften: 55 Euro Kinder u. Jugendliche in Ausb. bis 25 Jahre: 15 Euro Familie einschl. Kinder bis 25 Jahre: 75 Euro 36 Entwicklung des Denkmal-Ensembles auf Körperschaften, Firmen: 410 Euro dem Hillmershof in Wilsede (J. Buhr) Einzelmitgliedschaft auf Lebenszeit: 1x mind. 520 Euro Ehepaarmitgliedschaft auf Lebenszeit: 1x mind. 850 Euro 46 Mitgliederwerbung und Aufnahmeantrag Der Bezugspreis für die Zeitschrift NATURSCHUTZ UND NATURPARKE ist im Mitgliedsbeitrag zum Verein Naturschutzpark e.V. enthalten. Unsere Konten: Titelbild: Heidschnucken im Gräsermeer Kreissparkasse Soltau IBAN: DE58 2585 1660 0000 8642 64 BIC: NOLADE21 SOL Volksbank Lüneburger Heide IBAN: DE83 2406 0300 4108 2737 00 BIC: GENODEF1NBU
E d i to r i a l Liebe Mitglieder! Am 9. Februar führte uns die VNP-Win- terwanderung bei stürmischem Winterwet- ter von Niederhaverbeck über den Wilseder Berg nach Wilsede zum Hillmershof, dem Schulbauernhof des VNP. Damit wurde eine Anregung aus der Mitgliederversammlung aufgegriffen, den Schulbauernhof einmal zu besuchen. Kinder in die spannende Welt der Flora und Fauna, der Land- und Forstwirtschaft so- wie des Umweltschutzes einzuführen, sie zu Im Rahmen der Winterwanderung konn- begeistern und kreativ werden zu lassen, ist ten wir unter anderem das umgebaute Stall- Konzept und Aufgabe unseres Schulbauern- gebäude und das neue Backhaus besichtigen. hofes. Hier erleben Kinder ökologische Land- Unser Schulbauernhof hat bewirkt, dass sich wirtschaft und legen selbst Hand an. Vom Ta- der Hillmershof zu einer Stätte voller Leben gesprogramm bis zur fünftägigen Klassenfahrt entwickelt hat. bietet der Schulbauernhof ein vielfältiges Pro- gramm. Besondere Begeisterung findet das Unsere Jahresmitgliederversammlung am Versorgen der Tiere auf dem Hof. Dazu ge- 16. Mai wird Gelegenheit bieten, die Aktivi- hören Rinder, Schweine, Heidschnucken und täten von Verein und Stiftung des VNP vertie- Hühner. Das Team der VNP-Mitarbeiterinnen fend vorzustellen. Die Einladung und Tages- und Mitarbeiter unter der Leitung von Johan- ordnung finden Sie in diesem Heft. Ich freue nes Buhr versprüht selbst so viel Begeisterung mich auf ein Wiedersehen mit Ihnen. für dieses Projekt, dass es nicht verwundert, dass ein Aufenthalt auf dem Hillmershof für Ihr die Schulkinder ein besonderes Erlebnis ist. Thomas Kaiser
V N P - N at u r E x k u r s i o N 2020 O schaurig ist’s übers Moor zu gehn, größte zusammenhängende Hochmoor Mit- teleuropas. Es entstand zunächst als Nieder- wenn es wimmelt vom Heiderauche, moor, als nach dem Ende der letzten Eiszeit sich wie Phantome die Dünste drehn etwa um 10.000 v. Chr. Wasser im Überfluss Wiesen und Täler flutete und die Vegetation und die Ranke häkelt am Strauche. zerstörte. Wasserundurchlässige Böden ver- So wie in dem Gedicht „Der Knabe im hinderten auch in höheren Lagen das Abflie- Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff wird ßen des Regenwassers. Das Wasser unterband das Moor auch gegenwärtig noch häufig als den Zersetzungsprozess. Pflanzenreste – vor geheimnisvoller und zugleich faszinierender allem von Torfmoosen – sammelten sich an Ort dargestellt. In den Köpfen unserer Vorfah- und wuchsen langsam, aber stetig zu einem ren dominierte sicher das Bild von einer düs- Hochmoorkomplex mit acht Metern Moor- teren, Angst einflößenden und unbesiedelten mächtigkeit heran. Von Nordhorn bis Gronin- Landschaft. gen dehnte sich schließlich ein großes Hoch- Nur noch fünf Prozent der deutschen moor aus, undurchdringlich, ohne Baum und Moore können als intakt bezeichnet werden. Strauch. Nach wirtschaftlicher Nutzung durch 95 Prozent gelten als „tot“, denn sie werden die Torfindustrie und Landwirtschaft ab dem entwässert, bebaut, abgetorft und anschlie- 18. Jahrhundert besteht das Bourtanger Moor ßend land- und forstwirtschaftlich genutzt. heute noch als Kulturraum. Intakte Moore erfüllen aber wichtige Auf- In Zusammenarbeit mit den Niederlanden gaben: So binden sie das schädliche Treib- wurde im Sommer 2006 der grenzübergrei- hausgas Kohlendioxid, sind Heimat seltener fende Naturpark Bourtanger Moor-Barger- Tiere und Pflanzen und können als gigan- veen mit 140 km² Fläche geschaffen. tische Wasserspeicher vor Überflutung und Im internationalen Naturpark sind sowohl Hochwasser schützen. Mehrere Gründe, das vorhandene intakte Hochmoorflächen zu se- Moor zu bewahren und es zu renaturieren, hen, aber auch Moorflächen, die sich nach wo es zerstört wurde. Torfabbau in verschiedenen Regenerations- stadien befinden. Viele Flächen stehen unter Naturschutz und bilden einen einzigartigen Kein See, aber auch kein festes Land Natur- und Lebensraum. Die nährstoffarmen Böden haben es der Tier- und Pflanzenwelt VNP-Naturexkursion 2020 Ein Moor ist ein einzigartiger Lebensraum. Es klingt anders, es riecht anders und es sieht völlig anders aus als alle übrigen Landschaf- nie leicht gemacht, doch bis heute blühen und brüten spezialisierte Arten im Moor, die sich perfekt an das nährstoffarme und saure Naturpark Bourtanger Moor-Bargerveen ten Europas. Wer im deutsch-niederländi- Milieu ihrer Umwelt angepasst haben. schen Naturpark auf Entdeckungsreise geht, Während unserer Exkursion im Natur- erlebt eine einmalige Tier- und Pflanzenwelt. park werden wir unterschiedliche Moor- und 09. -11. Oktober 2020 Den blauen Moorforsch etwa und das Farben- Feuchtlandschaften anschauen können. Wir spiel von 30 unterschiedlichen Tagfaltern, die wollen Sie mit unserem Besuch an den sen- Im deutsch-niederländischen Naturpark wollen wir mit Sumpfohreule und nahezu 300 weitere Vogel- siblen Lebensraum heranführen, auf die Be- arten. sonderheiten aufmerksam machen und Sie unseren Mitgliedern die typische, beeindruckende Moorlandschaft Das Bourtanger Moor war vor seiner ermutigen, auch in der Heimat für den Schutz und die Emsregion erkunden. Kultivierung Mitte des 19. Jahrhunderts das unserer Moore einzutreten. SEITE 2 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 3
V N P - N at u r E x k u r s i o N 2020 Ziele der Exkursion Bargerveen Emsflower in Emsbühren Wir besichtigen auch das Kraftwerk „Bio- Bereits Ende der 1960er Jahre, nachdem Emsflower bietet interessante Einblicke Power-Anlage“, in der Ökostrom erzeugt das Hochmoor abgetorft war, entschloss sich hinter die Kulissen von Europas größter Beet- wird. Ein Thema, das gerade in diesem Na- die niederländische Forstverwaltung, das Ge- pflanzengärtnerei. Über 300 Millionen Pflan- turpark nicht fehlen darf: Wir erfahren et- biet des heutigen Naturschutzgebietes Bar- zen verlassen jedes Jahr die Gewächshäuser. was über geeignete Ersatzstoffe, die Torf als gerveen zu renaturieren. Für die Wiederver- Wir sehen automatisierte Produktionsabläufe, Grundbestandteil von Blumenerden ersetzen. nässung wurden 55 Kilometer Deiche gebaut die eine solche Menge an produzierten Pflan- und über 50 Kilometer Gräben zugeschüttet. zen erst möglich machen und als wegweisend Aufgrund des besonderen Wertes seiner Tier- in der Branche gelten. und Pflanzenwelt wurde das Bargerveen im Nach dem Rundgang durch das Schau- Rahmen der Europäischen Vogelschutzrichtli- gewächshaus erhalten wir Erklärungen über nie zum speziellen Schutzgebiet ernannt und die Technik, Produktion, Logistik und Energie zum wichtigen Feuchtgebiet erklärt. in diesem Unternehmen. Die Automatisie- Wir fahren mit dem „Veenland-Express“, rungstechnologie ist einzigartig in der An- - einem Planwagen, der etwas anderen Art. bauproduktion und wurde weitestgehend von Dank Niederflurtechnik ist er auch für Geh- der Inhaberfamilie Kuipers in vielen Jahren behinderte und Rollstuhlfahrer zugänglich. selbst entwickelt. Dabei wird größten Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit schafstall gelegt. In Weiteveen steht der größte Schafstall der Niederlande. Er wurde im Jahr 2018 ein- geweiht. Alle Gebäude verfügen über ein be- grüntes und begehbares Dach. Der Schafstall dient der Unterbringung von 1.000 Schafen, die im Naturschutzgebiet Bargerveen von der Naturschutzbehörde Staatsbosbeheer zur Landschaftspflege eingesetzt werden. Außer- dem gehören 100 Rinder zum Beweidungs- projekt, die ebenfalls einen eigenen, neuen Stall erhalten haben. Moormuseum Geschichte, Technik und Natur eines fas- zinierenden Lebensraumes entdecken, das er- möglicht das Emsland Moormuseum in Groß Hespe: Auf über 2.500 qm Ausstellungsflä- che präsentiert es vergangene Lebens- und Arbeitswelten. Wie hart und mühselig die Bewirtschaftung dieser Landschaft war, wird ebenso anschaulich und erfahrbar, wie der Widerstreit zwischen technischem Fortschritt und Naturschutz. SEITE 4 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 5
V N P - N at u r E x k u r s i o N 2020 V N P - N at u r E x k u r s i o N 2020 Von Stadt Lingen (Ems) - Stadt Lingen (Ems), CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15729006 dalum-Wietmarscher Moor lingen Das Naturschutzgebiet „Dalum-Wietmar- In den zahlreichen historischen Gebäu- scher Moor“ zwischen den Orten Georgsdorf den in der Innenstadt spiegelt sich die über und Dalum schützt einen Rest des ehemals 1.025 Jahre zurückreichende Geschichte der zusammenhängenden weiträumigen Hoch- ehemaligen Festungsstadt: Das historische moorkomplexes des „Bourtanger Moores“. Rathaus aus dem 16. Jahrhundert, die „Alte Der Bereich des heutigen Schutzgebietes wur- Posthalterei“ von 1653 und der Universitäts- de in der Vergangenheit durch den Torfabbau platz mit der 1697 gegründeten Universität erheblich verändert. Es handelt sich heute um sind nur wenige markante Beispiele. überwiegend großflächig abgetorfte Bereiche, die sich teilweise bereits in Hochmoorrena- schifffahrt auf der Ems turierung befinden. Hier erfahren wir einiges Die Ems durchfließt das Emsland von Sü- über die Wiedervernässung des Moores und den nach Norden. An vielen Stellen ist der das Moor als Klimaschützer. Verlauf der Ems naturnah geblieben. Ihre mons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71085004 Von GemeindeGeeste - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://com- Auen sind ein wertvoller Lebensraum für speicherbecken Geeste viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Der künstliche See wurde in den 1980er Hier bietet sich die Gelegenheit, an Deck des Jahren als Kühlwasserbecken für das zwölf Schiffes, den Blickwinkel zu ändern und die Kilometer entfernte Kernkraftwerk Emsland reizvolle Flusslandschaft ganz entspannt vom erbaut. Er ist etwa zwei Kilometer lang, an Wasser aus zu genießen. Vorbei an Feldern, der breitesten Stelle 1,3 km breit und 15 Me- Wiesen und Wäldern können dabei mit ein ter höher als das umgebende Gelände. Die wenig Glück rar gewordene Vogelarten beob- Wasserfläche beträgt ca. 180 Hektar. Der See achtet werden. hat außer Niederschlägen und Grundwasser keine natürlichen Zuflüsse. Sein Wasser wird der Ems über den Dortmund-Ems-Kanal ent- nommen und bei Bedarf zurückgegeben. Das Kraftwerk wird 2020 abgeschaltet. Damit geht die Funktion des Speicherbeckens im Wesent- lichen verloren. „Als Ranger hier im Naturpark kenne ich das Moor wie meine Westentasche. Kommt mit mir und lasst euch von mir diese wunderschöne und einzigartige Landschaft zeigen! Im Naturpark gibt es so viel zu entdecken!“ Erik Bloeming SEITE 6 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 7
V N P - N at u r E x k u r s i o N 2020 Anmeldung zur VNP-Naturexkursion 2020 Unser Programm unter dem stichwort „VNP-Naturexkursion“ sind im „Hotel am Wasser fall“ Freitag Zimmer reserviert. • 08.30 Uhr Abfahrt aus Niederhaverbeck mit dem Bus nach Lingen/Hanekenfähr die kosten und die Buchung des Hotels liegen in ihrer Hand! • Nur für Teilnehmer der Busfahrt aus Niederhaverbeck: kleines Mittagessen • 14-14.20 Uhr Öffnung des Tagungsbüros. Hier erhalten Sie alle aktuellen Informationen! Für die anmeldung zur Exkursion füllen sie bitte diese seite aus und senden • Fachführung in Emsbühren – Emsflower sie sie uns bis zum 31. august 2020 zu: • Vortrag über den Naturpark Bourtanger Moor-Bargerveen • Abendessen im Emshof Die Kosten in Höhe von 140,00 / 185,00 € habe(n) ich / wir auf das Konto des Vereins Naturschutzpark e.V. bei der Kreissparkasse Soltau überwiesen. samstag BIC: NOLADE21SOL, IBAN: DE58 2585 1660 0000 8642 64 • Besuch Emsland-Moormuseum Unser Tagungshotel • Naturführung im Bargerveen Die Buchung meines / unseres Quartiers habe(n) ich / wir erledigt. • Mittagessen im „Wollegras“ Hotel am Wasserfall • Am Wasserfall 2 • Besuch des Schafstalls in Weiteveen 49808 Lingen-Hanekenfähr Ich / wir nutze(n) das Angebot des Reisebusses für die Hin- und Rückfahrt. • Kaffeetrinken im Hotel Tel. +49 (0) 591 / 80 90 • Schiffsfahrt auf der Ems info@hotel-am-wasserfall.de • Abendessen im Hotel www.hotel-am-wasserfall.de sonntag • Stadtführung in Lingen datum unterschrift • Naturführung zum Aussichtshügel Dalum-Withmarscher Moor • Speichersee Geeste • Mittagessen im Restaurant Deichkrone • Im Anschluss Rückfahrt nach Niederhaverbeck und zum Hotel Ihre Kontaktdaten für uns Wir verwenden diese Daten ausschließlich für die Organisation dieser Exkursion. Zu den Kosten In den reisekosten in Höhe von 140 € sind enthalten: Vorname Nachname • alle Bus- und Schiffsfahrten während der Exkursion • alle Museumsbesuche mit Führungen und Wanderungen • alle Mahlzeiten inkl. jeweils 1 Getränk straße mit Hausnummer anreise Wir bieten die Möglichkeit der gemeinsamen An- und Abreise mit dem Reisebus ab Niederha- verbeck. Die Kosten hierfür betragen inkl. eines kleinen Mittagessens zusätzlich 45,00 €. In den Reisebussen sind keine großen Hunde erlaubt. Postleitzahl ort Hotelkosten Doppelzimmer 89,00 € pro Person und Nacht inkl. Frühstück Einzelzimmer 62,00 € pro Person und Nacht inkl. Frühstück telefon email SEITE 8 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 9
Naturparke - Ziel der jährlichen Da es in der Vergangenheit des Öfteren zu Unstimmigkeiten bei der Zimmerbuchung und der Teilnehmerzahl kam, geben Sie bitte hier und auch bei der Zimmerbuchung im Hotel die VNP-Naturexkursionen vollständigen Namen der Exkursionsteilnehmer*innen an. Naturparke sind großräumige Landschaften Seit vielen Jahren schon geht der VNP mit von besonderer Eigenart und Schönheit, seinen Mitgliedern auf Reisen in die Natur- Vorname Nachname zu deren Aufgaben die Förderung und Nationalparke Deutschlands. Hier einer nachhaltigen Regional- und lernen wir auf verschiedensten Wegen die Tourismusentwicklung sowie die Erhaltung, Vielfalt der jeweiligen Landschaft kennen. Entwicklung und/oder Wiederherstellung Unterstützt werden wir dabei von den Vorname Nachname einer durch vielfältige Nutzung geprägten Mitarbeiter*innen der jeweiligen Naturparke Landschaft und ihrer Arten- und vor Ort. Weitere Informationen zu Biotopvielfalt gehört. Außerdem nehmen sie Deutschlands Naturparken finden Sie unter Aufgaben im Bereich Umweltbildung wahr. www.naturparke.de. Vorname Nachname Vorname Nachname Während der gesamten Naturexkursion werden durch die Mitarbeiter*innen des Verein Natur- schutzpark e.V. Fotos aufgenommen. Diese Aufnamen werden teilweise in der Mitgliederzeit- schrift des Vereins sowie auf den Internetseiten von Verein und VNP Stiftung veröffentlicht. Möchten Sie einer Veröffentlichung widersprechen, tun Sie dies bitte mit dieser Anmeldung! Einer Veröffentlichung von Fotos, Eine Veröffentlichung von Fotos, auf www.naturpark-moor.eu auf denen ich zu erkennen bin, stimme ich zu. denen ich zu erkennen bin, lehne ich ab. Mit den Unterlagen zur Exkursion möchten wir auch eine teilnehmerliste ausgeben. Hier werden nur die Namen der Teilnehmenden veröffentlicht. Möchten Sie nicht, dass Ihr Name auf dieser Liste steht, teilen Sie uns dies bitte mit dieser Anmeldung mit. Einer Veröffentlichung meines Namens Eine Veröffentlichung meines Namens zu oben genanntem Zweck stimme ich zu. zu oben genanntem Zweck lehne ich ab. datum alle unterschrift(en) SEITE 10 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 11
In den kommenden Jahrzehnten wird sich aus Geburtstagseichen dem monotonen Kiefernwäldchen in Neuen- kirchen ein artenreicher Eichen-Mischwald Ein aktiver Beitrag für den entwickeln. Er wird den Umweltveränderun- gen standhalten und langfristig einen geeigne- Arten- und Klimaschutz! ten Lebensraum für viele Tier- und Pflanzen- Dem Vorbild der Kinder Am 05. März 2020 pflanzten Amelie aus arten bieten. Mit der Eichenpflanzung haben können Sie folgen! Neuenkirchen und ihre Geburtstagsgäste ge- die Kinder den Grundstein dafür gelegt! meinsam mit der VNP Stiftung Naturschutz- Eichen können 1.000 Jahre alt werden und Im Jahr 2019 nutzten zum Beispiel park Lüneburger Heide 12 junge Eichen. erfüllen viele wichtige Funktionen. Sie sind 6 große Firmen die Möglichkeit, Am Schäferhof vorbei wanderte die Gruppe Luftfilter, Brutstätte, Schattenspender, Boden- Richtung Naturschutzgebiet Riensheide. In verbesserer, Nahrungsgrundlage, Wasserspei- mit ihren Mitarbeiterinnen einem kleinen Kiefernwaldstück hatten Mitar- cher, Rohstoff und CO2-Speicher. und Mitarbeitern Eichen im beiter des VNP bereits Pflanzlöcher vorberei- In unserer Region werden heute große Wald- tet und den Verbissschutzdraht zugeschnitten. flächen von der Kiefer dominiert. Auch auf Naturschutzgebiet zu pflanzen. Jedes Kind pflanzte seine eigene Eiche. An Standorten, wo von Natur aus eher Mischwäl- Begleitet wurden sie dabei vom dem Bäumchen wurde eine kleine Holzschei- der mit Laubbäumen wie Eiche oder Buche be mit dem Namen des Kindes aufgehängt. zu finden wären. Mit Blick auf den Klimawan- Fachpersonal der VNP Stiftung. Nach dem Arbeitseinsatz gab es ein erfri- del helfen Waldumbaumaßnahmen dabei, schendes Getränk, selbstgebackene Muffins Baumarten zu durchmischen und den Wald und andere Leckereien. Jedes Kind bekam robuster und widerstandsfähiger gegen Um- Wir kümmern uns für Sie um vom VNP einen Button und eine Urkunde als welteinflüsse zu gestalten. die Pflanzen und das Werkzeug, Erinnerung. Sharamon Borgmann Sie leisten mit Ihrer Tatkraft und finanziellen Unterstützung einen Beitrag zum Klima- und Artenschutz! Hirschkäfer, Raufußkauz und Schillerfalter danken es Ihnen! Sprechen Sie uns an: VNP Stiftung Naturschutzpark Telefon 0 51 98 / 98 24 30 vnp@stiftung-naturschutzpark.de Am Ende der Pflanzaktion wird ein Baum- Als Erinnerung bekam jedes Kind einen schutzgitter befestigt, damit die jungen Button mit dem Dankeschön eines Raufuß- Eichen vor Wildverbiss geschützt sind kauzes SEITE 12 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 13
Winterwanderung Die Naturschutzstiftung des Landkreises Unsere diesjährige Winterwanderung am Harburg fördert ein VNP-Projekt 9. Februar führte die Mitglieder, verteilt auf drei Gruppen, nach Wilsede. Beginnend am zum Schutz von Fledermäusen Parkplatz Niederhaverbeck entlang der Ei- chenalleen Richtung Fürstengrab über den Unser Verein Naturschutzpark e.V. (VNP) Wilseder Berg nach Wilsede. hat rechtzeitig vor Beginn des Frühjahrs Hier wurde der Schulbauernhof auf dem an insgesamt sieben in Eigentum der VNP Hillmershof besucht. Die Mittagspause fand Stiftung Naturschutzpark stehenden Schaf- in der Milchhalle statt. Kurz bevor die ers- ställen im Harburger Teil des Naturschutz- ten Sturmböen von Tief „Sabine“ das Natur- gebietes Lüneburger Heide jeweils 4 Fleder- schutzgebiet erreichten, endete die Exkursion maus-Flachkästen angebracht. Alle mit diesen um 15 Uhr. Kästen bestückten Schafställe bei Undeloh, Inzmühlen, Döhle und auf dem Hanstedter Töps stehen in für die Ansiedlung von Fleder- mäusen günstiger Lage und boten den nacht- aktiven Insektenjägern bisher kaum Versteck- möglichkeiten. Leider beschädigen häufig Spechte auf Insgesamt sind in dem Projekt 28 Fledermaus- Nahrungssuche Holz-Nisthilfen für Vögel, wie Flachkästen durch unsere Freiwilligen im So- auf dem Foto zu sehen, oder auch die bisher zialen und Ökologischen Jahr Marieke Lösch genutzten Holz-Flachkästen für Fledermäuse und Lennart Tödter an den Schafställen ange- bracht worden. Die installierten Holzbeton-Flachkästen ha- ben erfahrungsgemäß eine wesentlich län- gere Haltbarkeit als Holz-Flachkästen, die in der Vergangenheit nach Aufhängung von Spechten beschädigt und unbrauchbar ge- macht wurden. Die spätere Betreuung der Kästen und die Erfolgskontrolle ist durch Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter des FÖJ beim VNP sowie durch Schülerinnen und Schüler der VNP-Partnerschule Hanstedt / Nordheide langfristig gesichert. Wir sind gespannt, wie schnell die Kästen von Fledermäusen ange- nommen werden. Möglich wurde die Umsetzung des Projek- tes auch durch die Förderung aus Mitteln der Naturschutzstiftung des Landkreises Harburg. Dafür bedanken wir uns im Namen des VNP – und der Fledermäuse, denen jetzt neue Quar- tiere zur Verfügung stehen. Steffen Albers SEITE 14 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 15
Im Juli des Jahres 1963 trat das sog. Jahren den „Feinschwingel“. Als ein noch grö- „Soltau-Lüneburg-Abkommen“ in Kraft, das ßeres Problem sollten sich in diesen Flächen britischen Truppen der Rhein-Armee auf massiv aufkommende Gehölze wie Birken insgesamt 34.500 Hektar Gesamtfläche die und Kiefern entwickeln. Es waren vom VNP Möglichkeit eröffnete, in den auf einer Karte – gefördert vom Land Niedersachsen, über rot umgrenzten Gebieten in Teilen auch in- Förderprojekte der EU und durch Mitglieder nerhalb des bestehenden Naturschutzgebie- unseres VNP - gewaltige Anstrengungen zu tes Lüneburger Heide militärische Übungen unternehmen, den flächigen Gehölzanflug abhalten zu können. Nach Ende des „Kalten zu beseitigen, um offene Heidelandschaften Krieges“ wurden diese Übungen im Jahr 1994 entwickeln und dauerhaft erhalten zu kön- in den „Roten Flächen“ eingestellt und die so nen. Dabei geholfen haben auch großartige stark genutzten Flächen an die Eigentümer zu- ehrenamtliche Initiativen wie in der Ortschaft rückgegeben. Zu ihnen zählte auch der Verein Behringen, wo engagierte Helferinnen und Naturschutzpark e.V. (VNP): Über 1.800 Hek- Helfer des Ortes bis heute durch ihren Einsatz tar von Panzern im Grunde zerstörte Flächen zum Erhalt der Heide in ihrer Heimat beitra- des VNP im Naturschutzgebiet Lüneburger gen. Auch in vielen anderen Ortschaften rund Heide mussten renaturiert werden. Wofür der um das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide VNP unter seinem langjährigen Vorsitzenden helfen ehrenamtlich Aktive dem VNP durch Dr. h.c. Alfred Toepfer viele Jahre gekämpft alljährlich stattfindende Entkusselungsaktio- hatte, war nun Wirklichkeit geworden und er- nen, aufkommende Gehölze aus der Heide forderte vom VNP einen gewaltigen Kraftakt. zu entfernen. Die militärischen Übungen auch innerhalb bewohnter Ortschaften, die Zerstörung von An diesen gewaltigen Aufwand sollten ehemaligen Heideflächen, erntereifen land- alle Besucherinnen und Besucher des Na- wirtschaftlichen Flächen oder die Inkaufnah- turschutzgebietes Lüneburger Heide denken, me von erheblichen Schäden in den Wäldern wenn sie durch heute intakte Heideflächen im durch Panzer hatten nun ein Ende. ehemals militärisch genutzten Teil des Natur- Langjährige Vereinsmitglieder werden schutzgebietes Lüneburger Heide wandern. sich erinnern: Schon ab 1992 wurden vom Ohne den Einsatz unseres VNP mit seiner VNP Versuchsflächen im Naturschutzgebiet im Jahr 2002 gegründeten VNP Stiftung Na- Lüneburger Heide angelegt, auf denen man turschutzpark Lüneburger Heide und ohne Vor 25 Jahren wurde die klären wollte, mit welchen Methoden von Panzern verwüstete Flächen renaturiert wer- den können. Da z.B. die Wurzeln junger die Initiative von Naturfreunden der Region für den Erhalt dieser einmaligen Landschaft wären diese Flächen im Kerngebiet des Na- militärische Nutzung Heidesämlinge besonders windempfindlich sind, wurde auf den zerstörten ehemaligen Heideflächen nach Einebnung des Bodens turparks Lüneburger Heide heute Wald – und viele auf offene Landschaften angewiesene bedrohte Tier- und Pflanzenarten für immer die Grassorte „Feinschwingel“ eingebracht. verschwunden. im Naturschutzgebiet Er bildet kleine Bulten, die für Windruhe am Boden sorgen und damit die Keimung anderer Unser großer Dank gilt allen, die uns bei dieser gewaltigen Anstrengung geholfen ha- Pflanzen begünstigen. Im Anschluss hat sich ben. Sie alle haben dazu beigetragen, dass Lüneburger Heide beendet die Ausbringung von Heide-Plaggmaterial bewährt, um Samenmaterial in die verwüs- wahr wurde, was der VNP Ende der 1990er Jahre unter die Überschrift stellte: Die „Roten teten Bodenstrukturen zu bringen. Die auf- Flächen“ werden grün! kommende Heide verdrängte nach einigen Steffen Albers SEITE 16 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 17
Vielfalt ist im Tierreich sehr unterschied- sultiert umgekehrt der heutige hohe Gefähr- Der Ölkäfer ist einer der lich verteilt. Den weltweit rund 70.000 be- dungsgrad vieler Arten: Gehen die erforderli- wenigen Käfer, die mit schriebenen Wirbeltierarten, darunter 5.500 chen Lebensgrundlagen verloren, können sie Vorsicht zu berühren sind, Säugetiere und 10.400 Vögel, stehen fast eine nicht weiter existieren. da er eine hautreizende Million Insektenarten gegenüber. Innerhalb Da in naturbelassenen Landschaften not- ölige Flüssigkeit absondern der Insekten wiederum ist die Gruppe der Kä- wendige Lebensgrundlagen weitgehend stabil kann. Er durchläuft eine fer mit rund 400.000 bislang bekannten Ver- vorhanden sind, haben viele Käferarten die sehr komplexe Entwicklung tretern die umfangreichste und damit größte Fähigkeit verloren, für sie ungeeignete Area- in den Bauten von Solitär- Tierordnung überhaupt. Obwohl die Käfer in le überwinden zu können. Insbesondere sind bienen. Im Naturschutzge- äquatorialen Urwäldern ihren größten Reich- oft die Flugmuskulatur oder die Hautflügel biet ist er weit verbreitet, tum entfalten, kommen auch in Deutschland zurückgebildet. Dies hat zur Folge, dass es aber nur sehr selten auf über 6.400 Arten vor, vom bekannten großen zwar in unseren heutigen, nahezu vollständig den Wegen zu finden. Hirschkäfer bis hin zu zahlreichen Winzlin- genutzten Landschaften noch kleine Gebiete gen, die kaum einen Millimeter messen. mit geeigneten Bedingungen gibt. Diese sind Ein Grund für die enorme Vielfalt der aber für viele Tiere ohne verbindende Struktu- Käfer liegt in ihrer besonders ausgeprägten ren nicht mehr erreichbar. Einzelne isolierte Fähigkeit, sich fast alle Lebensräume und naturnahe Inseln reichen jedoch zum Erhalt kleinste ökologische Nischen zu erschließen. unserer Artenvielfalt nicht aus. Nahezu alle organischen Materialien werden Vor diesem Hintergrund kommt großflä- zur Entwicklung genutzt – gelegentlich auch chigen Naturschutzgebieten, wie dem der solche, die der Mensch für sich beansprucht. Lüneburger Heide, besondere Bedeutung zu, Es treten zahlreiche, teils extreme Speziali- da hier einerseits durch gezielte Maßnahmen sierungen auf. So kann die Entwicklung aus- selten gewordene Lebensräume kontinuier- schließlich an einer seltenen Pflanzen- oder lich erhalten werden, andererseits ungestörte Pilzart erfolgen oder in Gewässern spezieller natürliche Entwicklungen stattfinden können. Wasserqualität. Aus dieser Spezialisierung re- Durch die vielfältige Ausstattung mit Wäldern, Die Käfervielfalt im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide Ein kurzer Auszug aus aktuellen Untersuchungen der Käferfauna, Viele Insekten, darunter zahlreiche Käfer, benötigen zu ihrer Entwicklung abgestorbenes Holz oder darauf wachsende Pilze wie den Schwefelporling (links) oder den Lungenseitling (rechts). die ausführlich in der neuesten Ausgabe der VNP-Schriften Band 12 Nur in naturnahen Wäldern, in denen Bäume natürlichen Alterungs- und Zerfallsprozessen vorgestellt werden. unterliegen, finden sie heute noch geeignete Lebensbedingungen SEITE 18 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 19
Der bekannte Hirschkäfer ist mittlerweile Heiden, Mooren, Weihern und Bächen bietet wert sind die zahlreichen auf Roten Listen in weiten Bereichen Deutschlands das Gebiet seit Beginn der Heidebauernwirt- geführte Arten, etliche sogar in der Kategorie selten geworden oder ausgestorben. schaft kontinuierlich Lebensräume, die im „vom Aussterben bedroht“. Darunter befinden Er entwickelt sich über mehrere Jahre weiten Umfeld kaum noch oder nicht mehr sich nicht nur solche, die die namengebenden in den Wurzelstöcken abgestorbener bestehen. So konnten hier auch viele seltene trockenen Sandheiden als Lebensgrundlage Bäume, bevorzugt alter Eichen. Das und in ihrer Fortexistenz bedrohte Käferarten benötigen, sondern zahlreiche, die nur natur- Vorkommen im Naturschutzgebiet überdauern. nahe Laubwälder, nährstoffarme Bäche oder bildet eines der wenigen stabilen in Obwohl das Naturschutzgebiet „Lünebur- Weiher und Teiche bewohnen. Norddeutschland. Die Aufnahme ger Heide“ eines der bekanntesten, ältesten Aus der Zusammenstellung wird die enor- erfolgte 2019 in Niederhaverbeck und größten Deutschlands ist, lag bislang kei- me Bedeutung des Naturschutzgebietes Lüne- ne Übersicht über die umfassendste Tiergrup- burger Heide deutlich, unsere schon weitge- pe des Gebietes, die Käfer, vor. hend verarmte Artenvielfalt zu erhalten. Die Eine aktuelle Studie ergab jetzt durch Aus- Käfer stehen dabei auch beispielhaft für alle wertung schon länger vorliegender Arbeiten Insektengruppen, die wiederum die Nah- zu Einzelaspekten und ergänzender Untersu- rungsgrundlage für viele andere Lebewesen chungen der letzten Jahre eine erste Übersicht bilden. Es genügt nicht, Reptilien, Amphibien, über alle bislang aus dem Gebiet bekannten Vögel und Fledermäuse zu schützen, wenn Käferarten. Es zeigte sich, dass mit 1.859 ver- nicht parallel die Voraussetzungen zum Erhalt schiedenen Käferarten eine beeindruckende einer reichen Insektenwelt gegeben sind. Vielfalt gegeben ist. Besonders bemerkens- Wolfgang Schacht Der auffällig gehörnte männliche Stierkäfer gehört zu den Mistkäfern. Er Der Eichenwidderbock, auch Wespenbock genannt, genießt aufgrund seiner schwarzgelben gräbt tiefe Gänge, in die er bevorzugt Warnfarbe einen gewissen Schutz vor Fressfeinden, obwohl er völlig wehrlos ist. Der sonst Schafskot einträgt, von dem sich die sehr seltene Käfer ist im Naturschutzgebiet an Holzklaftern zu beobachten. Er entwickelt sich Larven ernähren. Der Käfer ist in der bevorzugt in frisch abgestorbenen Eichenästen Heide weit verbreitet und nicht selten auf den Wanderwegen zu beobachten Der große Kolbenwasserkäfer erreicht eine Länge von 5 cm und ist damit der größte Wasserkäfer Europas. Die Larven leben räuberisch von Wasserschnecken und -insekten in naturnahen Teichen und Weihern; der Käfer ernährt sich ausschließlich von pflanzlichem Material. Auch dieser Käfer ist sehr selten geworden. Bis zu seiner Entdeckung 2019 im Naturschutzgebiet war weiträumig nur ein Exemplar aus dem Jahr 1939 aus der Nordheide bekannt. Unter der silbrigen Haut verbirgt sich der Luftvorrat für seine Tauchgänge SEITE 20 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 21
BUCH BUCH tiPP tiPP Neuer Band der VNP-Schriften erschienen: Wildnis Niedersachsen Die Käfer des Naturschutzgebietes Niedersachsen steht für lebendige Dörfer und Lüneburger Heide Städte und für historisch gewachsene Kultur- landschaften. Doch wie geht es der Natur? Gibt es noch unberührte Wildnis in Deutsch- Unter der Nummer 12 der VNP-Schriften ist lands Nordwesten? soeben ein Band über die Käfer des Natur- Die mehrfach ausgezeichneten niedersäch- schutzgebietes „Lüneburger Heide“ erschie- sischen Naturfotografen Jürgen Borris, Willi nen. Der Verfasser Dr. Dr. Wolfgang Schacht Rolfes und Bernhard Volmer haben sich mit hat es damit in der mehr als 100-jährigen Ge- der Kamera auf die Lauer gelegt – überall schichte des Naturschutzgebietes erstmals ge- dort, wo wilde Tiere leben, seltene Pflanzen schafft, einen Überblick über die artenreiche gedeihen und die Natur noch oder wieder Gruppe der Käfer zu liefern. ihren Lauf nehmen darf. In diesem Bildband Auf der Grundlage einer breiten Literatur- präsentieren sie die schönsten Eindrücke vom auswertung und ergänzender eigener Un- Wattenmeer bis zum Harz, von der Lünebur- tersuchungen in den Jahren 2018 und 2019 ger Heide bis zum Weserbergland. erfolgte eine Zusammenfassung und Analyse der bekannten Käferarten. Insgesamt liegen Mit ihren Fotos möchten sie gemeinsam mit Nachweise von 1.859 verschiedenen Arten den Autorinnen Anke Benstem und Iris Scha- vor. 276 Arten wurde erstmals im Rahmen der per für die Vielfalt, Schönheit und Schutzbe- aktuellen Untersuchungen nachgewiesen. Mit dürftigkeit der Lebensräume vor der eigenen mathematisch-statistischer Methodik ließ sich Haustür begeistern und gleichzeitig dazu er- der Erfassungsgrad zu über 83 % berechnen. mutigen, wieder mehr wilde Natur zuzulas- Die Auswertung zeigt, dass im Naturschutz- sen. Vorgestellt werden ingesamt zwölf Na- gebiet nicht nur die Sandheiden und Sandtro- turräume: ckenrasen noch selten anzutreffende Käfer- * Wattenmeer a. Benstem /J. Borris / W. rolfes / Lebensgemeinschaften beherbergen, sondern * Elbe-Weser-Dreieck i. schaper / B. Volmer auch die Wälder und Gewässer hoch bedeut- * Niedersächsische Elbtalaue Wildnis Niedersachsen sam für den Schutz der Käferfauna sind. Hier * Lüneburger Heide 220 s.| 246 abb.| HC mit schutzumschlag leben Urwaldreliktarten und Käfer, die für * Elm-Lappwald Euro 24.90 Niedersachsen nur aus dem Naturschutzge- Die neue Veröffentlichung kann zum Selbst- * Harz isBN 978-3-8378-5038-3 biet bekannt sind. 259 Arten werden auf Ro- kostenpreis in der VNP-Geschäftsstelle (Nie- * Weserbergland ten Listen für Niedersachsen oder Deutsch- derhaverbeck 7, 29646 Bispingen) bezogen * Steinhuder Meer land geführt. Die Wälder um Wilsede, die oder von der VNP-Homepage (www.verein- * Dümmer Holmer Teiche und die Gehölze um Hof naturschutzpark.de) kostenlos heruntergela- * Teutoburger Wald Möhr erwiesen sich als die Teilgebiete mit der den werden. * Ems höchsten Diversität. * Hochmoor SEITE 22 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 23
tErMiNE 2020 Veranstaltungen Karfreitag | 10. April Samstag | 16. Mai Sonntag | 02. August Sonntag | 06. September Öffnung der VNP-Häuser VNP-Jahresmitgliederversammlung korntag im Heidemuseum sommerwanderung des VNP Die Saison 2020 beginnt. Einladung und Tagesordnung entnehmen Sie in Wilsede, 10-16 Uhr Wir besuchen das Gebiet der Holmer Teiche. bitte den Seiten 26/27 in diesem Heft. Eintritt frei. Beginn: 10 Uhr Treffpunkt: Gut Holm, Holm 1, Samstag | 25. April Veranstaltungsort: Wander-Gottesdienst 21244 Buchholz in der Nordheide NNa-tagung: Natur und kultur Landhaus Haverbeckhof auf dem Wildbienen-Erlebnispfad Eine Tagung in Zusammenarbeit mit der Niederhaverbeck 2, 29646 Bispingen in Niederhaverbeck. Alfred-Toepfer-Akademie für Naturschutz in Treffpunkt 10 Uhr 09.-11. Oktober Schneverdingen. Anträge zur Tagesordnung sind bis zum Parkplatz Niederhaverbeck VNP-Naturexkursion Thema: Avi-Fauna im Naturschutzgebiet 08. Mai 2020 an die VNP-Geschäftsstelle Wir besuchen den Naturpark Bourtanger aufgrund der fortschreitenden ausbreitung zu richten: Moor-Bargerveen. Unser Tagungshotel ist in des Corona-Virus müssen wir die Veranstal- Freitag | 21. August Lingen-Hanekenfähr. tung an diesem tag leider absagen. Verein Naturschutzpark e.V. Freiluft-Gottesdienst in der Das nähere Programm und die Anmelde- Niederhaverbeck 7 Haverbecker Heide modalitäten finden Sie in diesem Heft auf 29646 Bispingen Beginn 18.30 Uhr den Seiten 2-11. Telefon: 0 51 98 / 98 24 30 Oberhalb des Parkplatzes in Oberhaverbeck Fax: 0 51 98 / 98 24 36 1 info@verein-naturschutzpark.de Sonntag | 23. August, 12 Uhr Vor Beginn der Mitgliederversammlung bie- konzert im Emhoff: „Verrucht & modern“ ten wir unseren Mitgliedern die Möglichkeit, Sarabandes u. Tangos - ein Konzert voller die Ausstellung „Bienenwelten“ zu besuchen. verbotener Musik und verbotener Tänze. Geöffnet sind die Bienenwelten ab 10 Uhr. Es spielt das Ensemble Ninfea aus Bremen. Der Eintritt ist frei. www.musik-in-alten-heidekirchen.de 09. - 10. Juli NNa-tagung: artenreichtum im Grünland Thema: Wie wir durch die Vermehrung und Ausführliche Informationen Ansaat von Regiosaatgut das Grünland rei- und weitere Termine entnehmen cher machen Sie bitte den nächsten Heften oder Anmeldung über www.nna.niedersachsen.de unserer Internetseite: Veranstaltet wird diese Tagung im Rahmen des Projekts „Ökokult“. www.verein-naturschutzpark.de SEITE 24 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 25
M i tG l i E d E r V E r s a M M lu N G M i tG l i E d E r V E r s a M M lu N G Einladung Programm zur Ordentlichen 11.00 Uhr 14.00 Uhr Jahresmitgliederversammlung Vorstands- und Beiratssitzung Ordentliche Jahresmitgliederversammlung 2020 des (hierzu gesonderte Einladung) Verein Naturschutzpark e.V. (VNP) 2020 Eröffnung und Begrüßung durch den Vorsitzenden Grußworte der Gäste Tagesordnung Anträge zur Tagesordnung sind bis 1) Ehrungen zum 08.05.2020 an die Geschäftsstelle 2) Bericht des Vorsitzenden samstag, 16. Mai 2020 des Vereins Naturschutzpark e.V., Niederhaverbeck 7, 29646 Bispingen 3) Information des Geschäftsführers zur tagungsstätte zu richten. VNP Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide und Landhaus „Haverbeckhof“ der VNP Naturpark GmbH Niederhaverbeck 2 4) Jahresberichte 29646 Bispingen 4.1 des Schatzmeisters tagungsbüro 4.2 der Rechnungsprüfer 13 - 14 Uhr 4.3 des Beirates 5) Aussprache zu den Berichten 6) Entlastung des Beirates 7) Anträge der Mitglieder 8) Anregungen und Wünsche 9) Verschiedenes 10) Schließung der Sitzung SEITE 26 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 27
Bilanz zum 31. Dezember 2019 Jahresabschluss AKTIVA EUR Geschäftsjahr EUR Vorjahr T-EUR A. Anlagevermögen für 2019 Beteiligungen Inventar 1.050,00 49.678,00 50.728,00 1 25 B. Umlaufvermögen Mitglieder Vorratsvermögen 7.711,65 8 Forderungen 6.970,00 14.681,65 119 Das Wirken unseres Vereins ist nur durch die Kassenbestand und Postbankguthaben 179,00 Unterstützung unserer Mitglieder möglich. Bankguthaben 125.554,96 125.733,96 33 Den 96 ausgeschiedenen Mitgliedern stehen Summe Aktiva 191.143,61 186 85 neue Mitglieder gegenüber; dem Verein gehörten am Jahresende 2.762 Personen und Vereinigungen als Mitglieder an. PASSIVA Geschäftsjahr Vorjahr EUR EUR T-EUR A. Reinvermögen Anfangsbestand 01.01.2019 54.993,65 55 Vermögensmehrung 90,40 55.084,05 Spenden Rücklagen Wir danken unseren Mitgliedern hiermit noch- mals sehr herzlich für die große Spendenbereit- Zweckgebundene Rücklagen 16.500,00 17 schaft. Im Jahr 2019 haben wir erhalten: Steuerfreie Rücklagen gem. § 58 (6) A0 98.500,00 115.000,00 102 Rückstellungen Ungebundene Spenden 8.410,00 € Rückstellungen 1.300,00 1 Bußgelder 1.600,00 € Bankspenden 10.115,00 € Verbindlichkeiten Zweckgebundene Spenden 22.025,00 € (wurden an die VNP Stiftung weitergeleitet Sonstige Verbindlichkeiten 7.064,56 und erscheinen dort im Abschluss) Verbindlichkeiten Stiftung 12.025,00 19.089,56 10 Vermächtnisse bzw. Erbschaften 147,69 € Rechnungsabgrenzung Summe 42.297,69 € Passive Rechnungsabgrenzung 670,00 1 Summe Passiva 191.143,61 186 SEITE 28 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 29
Gewinn- und Verlustrechnung vom 01.01.2019 bis 31.12.2019 Rückstellungen Rückstellungen wurden für die Jahresabschlusskosten in Höhe von EUR 1.300,00 gebildet. Geschäftsjahr Vorjahr EUR EUR T-EUR I. Ideeller Bereich Verbindlichkeiten Vereinszweck - Erträge Die Verbindlichkeiten wurden Anfang 2020 beglichen. Die zweckgebundenen Spenden wur- 1. Mitgliederbeiträge 77.641,00 79 den mit Ausnahme der Spenden für Bänke als Verbindlichkeit gegenüber der Stiftung in den Abschluss eingestellt und an diese weitergeleitet. Sie werden dort als Spenden verbucht. Aus 2. Spenden und Erbschaften 20.272,69 17 diesem Grund entfällt der Posten Zuführung an die Stiftung, da die Spendeneingänge sonst 3. Auflösung steuerfreie Rücklage 3.500,00 doppelt ausgewiesen würden. Sonstige Erträge 2.293,21 Tagungsbeiträge 11.375,40 115.082,30 34 Kapital Zinserträge Das Kapital des Vereins, das am Anfang des Jahres EUR 54.993,65 betrug, erhöht sich um die Vermögensmehrung von EUR 90,40 auf EUR 55.084,05. Der Jahresabschluss wurde nach han- 4. Zinserträge 2.784,58 0 delsrechtlichen und steuerrechtlichen Grundsätzen aufgestellt. Vereinszweck - Aufwendungen Verwaltung 5. Personalaufwand -63.650,88 -67 6. Sachaufwand -8.204,21 -71.855,09 -10 7. Öffentlichkeitsarbeit -45.921,39 -53 Vermögensmehrung/Vermögensminderung 90,40 0,00 SEITE 30 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 31
Seit Jahrzehnten bereitet uns die Spätblü- ners (Orgyia antiqua) recht häufig Traubenkir- hende Traubenkirsche (Prunus serotina) beim schen. Aus Brandenburg ist seit einigen Jah- Erhalt lichter Strukturen sowohl in Wäldern, ren bekannt, dass der Segelfalter (Iphiclides als auch in der Offenlandschaft große Pro- podalirius) sein Verbreitungsgebiet deutlich bleme. Der aus Nordamerika bereits um 1627 erweitert, indem er besonnte Traubenkirschen bei Paris eingeführte Baum zeigte zunächst innerhalb von Heiden und Waldsäumen be- nur geringe Ausbreitungstendenzen. Ab 1685 siedelt. Möglicherweise ist dies der Grund finden sich Anpflanzungen dieser Trauben- für einzelne überraschende Beobachtungen kirsche auch in Deutschland. Im größeren dieses wunderschönen Falters, die 2018 und Umfang wird die Art dann ab 1870 gegen die 2019 in Gartenbereichen im Naturschutzge- Holzknappheit (und zur Anlage von Brandsi- biet sowie an einem mit Wasserdost bestan- cherheitstreifen) in die Wälder eingebracht. denen Waldsaum erfolgen konnten? Spätestens ab diesem Zeitpunkt breitet sich Der bisher typische Lebensraum dieser die Art, die in Mitteleuropa kaum durch hei- wärmeliebenden Art sind trocken-warme mische Gegenspieler (Insekten, Pilze…) be- flachgründige Hänge mit Krüppelschlehen- drängt wird, invasionsartig aus. Bedingt durch bewuchs. Entsprechende Lebensräume finden einen effektiven Blausäureschutz der Pflanze sich im Norden Deutschlands nicht. Somit wird diese durch Wildverbiss gegenüber hei- sind die nächsten bekannt gewordenen Beob- mischen Baum- und Straucharten gefördert. achtungspunkte über zweihundert Kilometer In einigen Regionen Europas haben hei- (ganz aktuelle Beobachtungen sind sicherlich mische Arten nun also über 200 Jahre Zeit noch nicht vollständig bearbeitet) entfernt. gehabt, sich eine neue, reichhaltig zur Ver- Haben die Falter also die extrem günstigen fügung stehende Nahrungsressource zu er- Bedingungen im Trockenjahr 2018 genutzt, schließen. Aufgrund des hohen Amygdalin- um in der Lüneburger Heide an der Spätblü- Anteiles der Pflanze, der an der Luft zur henden Traubenkirsche zu reproduzieren? giftigen Blausäure reagiert, blieb die Trauben- kirsche aber lange Zeit weitgehend von der heimischen Insektenwelt verschont. In den vergangenen 20 Jahren wurde je- doch deutlich, dass einzelne Falterarten nicht nur ausnahmsweise, sondern allem Anschein nach gezielt Spätblühende Traubenkirsche als Ein Anfang vom Ende? Futterpflanze für die Raupen zur Eiablage aus- wählen. Zu nennen sind hier neben einigen Biodiversität und Kleinschmetterlingen (z.B. einer Gespinstmot- te) auch einige Nachtfalter, deren Raupen im- mer schon eine breite Auswahl an Nahrungs- pflanzen nutzten. So ist bereits seit einigen Anpassung von Arten Jahren bekannt, dass sich der Ringelspinner (Malacosoma neustria) auf Traubenkirschen entwickeln kann. Auch Eiablagen und Ent- wicklungen des Gelbspanners (Opisthograp- Auch die Achateule gehört zu den Nacht- Anpassungen von Faltern an die Spätblühende Traubenkirsche tis luteolata) wurden beobachtet. Im Natur- faltern, deren Raupen zumindest zeitweilig schutzgebiet Lüneburger Heide nutzen die an Spätblühender Traubenkirsche fressend auffälligen Raupen des Schlehen-Bürstenspin- beobachtet wurden. SEITE 32 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 33
Möglicherweise erfolgte die Besiedlung So beobachten wir bei den Schmetterlin- aber auch durch eine Verschleppung über gen z.B., dass einige Arten, die als extrem sel- Baumschulware, denn zumindest 2018 konn- ten galten, entgegen dem allgemeinen Trend ten über 11 Falter gleichzeitig an blühendem sehr positive Bestandsentwicklungen zeigen. Sommerflieder (Containerpflanzen) im Aus- Zu nennen sind hier z.B. das Blaue Ordens- stellungsbereich eines Gartenbaubetriebes band (Catocala fraxini), das seit einigen Jah- direkt am Rande des Naturschutzgebietes be- ren das Spektrum der durch die Raupen ge- obachtet werden. Da hier auch viele nahe mit nutzten Gehölze deutlich ausweitete, oder der Schlehe verwandte Rosengewächse wie der Große Schillerfalter (Apatura iris), der sich z.B. die Steinweichsel und verschiedenste die Zitterpappel als neue Nahrungspflanze Pflaumen gehandelt werden, liegt die Vermu- der Rauben erschließen konnte. Bei anderen tung nahe, dass zumindest der Ursprung der Arten wie dem Viellinien-Blattspanner (Costa- Tiere möglicherweise nicht auf Zuwanderung, convexa polygrammata) oder dem Ampfer- sondern auf eine Verschleppung zurückzufüh- Purpurspanner (Lythria cruentaria) und vielen ren ist. 2019 wurden zwei Tiere im Schutzge- weiteren Arten, die noch vor einigen Jahren biet beobachtet, so dass auch eine Reproduk- als hochgradig gefährdet oder gar vom Aus- tion wahrscheinlich ist. sterben bedroht eingestuft wurden, erschließt sich nicht auf Anhieb, welche Faktoren für eine Erholung der Bestände sorgten. Heute Kommt für die Spätblühende sind sie zumindest im Naturschutzgebiet Lü- Traubenkirsche ein neuer neburger Heide wieder regelmäßiger zu be- obachten und sind durch Anpassungen oder „Prädator“ in die Region? z.B. durch veränderte Klimabedingungen mit hoher Wahrscheinlichkeit in Niedersachen Die Geschwindigkeit des Zuzuges ge- nicht mehr als hochgradig gefährdet einzustu- bietsfremder Arten, die durch menschliche fen. Den Naturschutzgebieten kommt hierbei Einflussnahme einen neuen Lebensraum er- als Refugien, in denen mit einem vielfältigen obern, nimmt immer noch weiter zu. Sehr oft Erhaltungsmanagement die Biodiversität noch werden heimische Arten durch die Zuwande- vergleichsweise hoch erhalten werden kann, rer verdrängt. Es sollten daher große Anstren- besondere Bedeutung zu. So erhalten rück- gungen unternommen werden, entsprechen- läufige Bestände von Arten überhaupt erst de Ansiedlungen zu verhindern. eine Chance auf veränderte Lebensbedingun- Das Beispiel der genannten Schmetter- gen zu reagieren. lingsarten, die auf die neue, reichhaltig zur Für die Spätblühende Traubenkirsche ist Überraschende Beobachtung: Ein Segelfalter im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide Verfügung stehende Nahrungsressource der mit der allmählichen Anpassung der heimi- Spätblühenden Traubenkirsche reagieren und schen Tierwelt an die neue Ressource sicher- sich diese - wenn auch erst über einen nach lich allenfalls ein winziger Schritt im Hinblick menschlichem Empfinden langen Zeitraum - auf den Anfang vom Ende ihrer aggressiven Falls Ihnen 2020 Beobachtungen des Segelfalters in erschließen, macht Mut! In artenreichen Le- Ausbreitung zuungunsten vieler heimischer der Region gelingen, bitten wir um eine Mitteilung, bensräumen finden sich auch vielfach Arten, Arten erfolgt. Immerhin, unser Ökosystem die sich an veränderte Umweltbedingungen zeigt mit solchen und ähnlichen kleinen um der Frage nachgehen zu können, ob sich hier anpassen und die sich aus ihnen ergebenden Schritten, dass es in der Lage ist, sich an neue tatsächlich eine Population etablieren konnte und Chancen nutzen. Ehemals extrem seltene Ar- Herausforderungen anzupassen. Oft fehlt den ten werden in kurzen Zeiträumen häufig. Arten hierzu leider die Zeit. welche Nahrungspflanze hierfür eine Rolle spielt. Dirk Mertens SEITE 34 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 35
Die Hofstelle des sogenannten Hillmersho- merung und an der verräucherten Farbe des fes in Wilsede liegt am südlichen Hang des Holzes erkennen kann. Ob die Balken vom niedrigen Tales, in dem die Schwarze Beeke ehemaligen Bauernhaus des Hillmershofes bzw. der Wilseder Bach entspringt. Der Hof oder einem anderen Haus stammen, lässt sich ist nachweislich seit dem 14. Jahrhundert vor- leider nicht mehr klären. handen und vermutlich mindestens seit die- Weitere Hinweise auf die Gebäude des Ho- sem Zeitpunkt an dieser Stelle. fes gibt ein Schriftwechsel des Bewirtschaf- Trotz der Hanglage scheint der Siedlungsplatz ters Jürgen Hillmer mit seinem Grundherrn, durch die Nähe zum Wasser für die Vieh- dem Kloster St. Michaelis in Lüneburg. Im versorgung günstig gewesen zu sein. In der Jahr 1717 war bei einem Sturm eine Eiche auf unmittelbaren Umgebung des Hofes liegen den Speicher gefallen und hatte ihn dabei so Acker- und Heideflächen, die Auenwiesen des zerstört, dass er durch einen Neubau ersetzt Bachtals und Hutewälder. Erstmals erwähnt werden musste. Dieser Speicher soll über drei wird der Hof 1368 in einer Kaufurkunde der Kornböden verfügt haben und aus dem Jahr Familie von Oedeme. Noch im 14. Jahrhun- 1623 stammen. Bei dem Sturm soll auch eine dert kommt er in den Besitz des Klosters St. Eiche auf eine Hofscheune gefallen sein und Michaelis in Lüneburg, wo er bis zur Ablö- diese beschädigt haben1. Das Bauholz für den sung aller Abgaben und Pflichten 1840 durch neuen Speicher musste der Hillmersbauer Christoph Hillmer blieb. Danach wechselten beim Kloster beantragen. Es handelt sich da- die Besitzer, bis der Hof mitsamt allen Lände- bei um den heute noch auf der Hofstelle be- reien 1925 von Heinrich Gebers an den VNP findlichen Treppenspeicher von 1721 mit der verkauft wurde. Die Gebäude der Hofstelle Inschrift über den beiden Türstürzen: „IVR- sind alle als denkmalgeschütztes Ensemble in GEN HILLMES. MAY 1721“. die Liste der niedersächsischen Baudenkmale eingetragen. Darüberhinaus sind das Bauern- Der heute noch stehende Hofschafstall Das Haupthaus des Hillmershofes ca. 1950 haus, der Hofschafstall und die beiden Spei- Foto: A. Petersen, 1939 Foto: Archiv Verein Naturschutzpark cher auch als Einzeldenkmale eingetragen. Die ältesten Gebäude des Hofes Entwicklung des Der Hofschafstall im Einfahrtsbereich des Hillmershofes ist das älteste Gebäude des Hofes – und das gleich im doppelten Sinne: Denkmal-Ensembles auf Der in Zweiständerbauweise errichtete Boh- lenfachwerkbau stand parallel zum ursprüng- lich den Hof nach Süden abgrenzenden Weg, der von Wilsede nach Undeloh führte. Am dem Hillmershof in Wilsede ehemaligen Torständer des südlichen Gie- bels findet sich die Inschrift „AO 1695“. Für den Stallbau wurden damals neben frischen Eichenbalken aber auch mehrere Dachbal- Was Karten und Fotos uns über die ken eines abgebrochenen Bauernhauses aus dem 16. Jahrhundert verwendet, wie man es hunderte Jahre alte Hofstelle verraten noch heute an den Spuren der ersten Verzim- 1 Schulz, Heinrich: Chronik von Wilsede. S. 80f. Stuttgart 1967. Dort wird auf den Schriftwechsel mit dem Kloster bzw. Aussagen des Ausreuters Johann Wilke von Weyhe aus dem Archiv des Klosters verwiesen. SEITE 36 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 AUSGABE EINS 2020 | HEFT 246 SEITE 37
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