Nemesis Der Tatort aus Dresden - SONNTAG, 18. AUGUST 2019 - MDR
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Nemesis Der Tatort aus Dresden SONNTAG, 18. AUGUST 2019 20:15 Uhr im Ersten DasErste.de ardmediathek.de
Nemesis Deutschland 2019 Besetzung Oberkommissarin Karin Gorniak Karin Hanczewski Oberkommissarin Leonie „Leo“ Winkler Cornelia Gröschel Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel Martin Brambach Katharina Benda Britta Hammelstein Viktor Benda Juri Winkler Valentin Benda Caspar Hoffmann Falko Lammert, Gerichtsmediziner Peter Trabner Ingo Mommsen, Kriminaltechniker Leon Ullrich Otto Winkler, Leonies Vater Uwe Preuss Barkeeperin Lissy Dena Abay Levon Nazarian Marko Dyrlich Leibwächter von Nazarian Raiko Küster Anwalt Henning von Donath Thomas Stecher Spiro Atheer Adel Stab Drehbuch Mark Monheim, Stephan Wagner Regie Stephan Wagner Kamera Hendrik A. Kley Musik Ali N. Askin Szenenbild Jurek Kuttner Kostümbild Ramona Klinikowski Ton Andreas Prescher Schnitt Susanne Ocklitz Produktionsleitung Holger Härtl Produktionsleitung MDR Linda Katharina Weiß Herstellungsleitung Gunnar Juncken Herstellungsleitung MDR André Naumann Producerin Tanja Marzen Produzentin Nanni Erben Redaktion MDR Sven Döbler Produktionsangaben Drehzeit Mitte November – Mitte Dezember 2018 Drehorte Dresden und Umgebung Länge 89 Minuten Der Tatort „Nemesis“ ist eine Produktion der Wiedemann & Berg Television im Auftrag 2 des Mitteldeutschen Rundfunks für Das Erste.
Tatort „Nemesis“ Zum Inhalt Der bekannte Dresdner Szenegastronom Joachim Benda schätzte und der den tragischen Mordfall schnell auf- wird erschossen in seinem Restaurant aufgefunden. klären möchte, ist die Sache damit klar. Doch als die Für die Ermittlerinnen Karin Gorniak und Leonie Winkler Aussage eines verdeckten Ermittlers an Bendas Mafia- weist einiges darauf hin, dass Benda um Schutzgeld er- verbindungen zweifeln lässt, rückt Katharina Benda presst wurde. Bendas Ehefrau Katharina berichtet von wieder in den Fokus der Ermittlungen. Die Kommissa- einem beängstigenden Überfall. Maskierte Männer sind rinnen finden heraus, dass Benda seine Frau in die in ihr Haus eingedrungen, haben sie und ihre Söhne Psychiatrie einweisen lassen wollte. Doch ihr Alibi für bedroht und Geld gefordert. die Tatnacht ist lückenlos. Um die Wahrheit ans Licht Die Polizei kann schnell eine der Kugeln vom Tatort mit zu bringen, suchen Gorniak und Winkler Zugang zu einer Waffe in Verbindung bringen, die bereits bei einem Viktor Benda, dem älteren Sohn des Ehepaars, der Mord im Rotlichtmilieu benutzt wurde – vor allem für durch seine Mutter jedoch immer mehr unter Druck Kommissariatsleiter Schnabel, der Benda kannte und gesetzt wird. 3
Tatort „Nemesis“ Die Darstellerinnen und Darsteller in ihren Rollen Karin Hanczewski spielt Karin Gorniak Da sie selbst Mutter eines Sohnes ist, fühlt die Kommis- sarin im Mordfall Benda mit der Familie. Besonders mit den Kindern hat sie Mitleid. Um die Ermittlungen vor- anzubringen, versucht sie das Vertrauen von Viktor, dem älteren Sohn der Bendas, zu gewinnen. Gorniak arbeitet wie immer konzentriert und aufmerksam. Als sie aber merkt, dass ihre Kollegin Leo in diesem Fall besonders engagiert vorangeht, lässt sie ihr den Raum und gibt ihr gleichzeitig Rückendeckung. So agieren die beiden als eingespieltes Team und schätzen die Arbeitsweise der jeweils anderen. Cornelia Gröschel spielt Leonie „Leo“ Winkler Leonie Winkler hat ihren Platz im Ermittlerteam gefun- den und kann im Mordfall Benda erneut ihr Können unter Beweis stellen. Sie verfolgt eigenständig Spuren, die sie dann mit ihrer Kollegin Gorniak gemeinsam ausarbeitet. Gegenüber Katharina Benda ist Leonie Winkler schnell misstrauisch. Als ihr bewusst wird, dass einer der Haupt- verdächtigen, Levon Nazarian, sowohl für ihren Vater als auch ihren Vorgesetzten Schnabel kein Unbekannter ist, geht Leo auf Konfrontationskurs. 4
Tatort „Nemesis“ Die Darstellerinnen und Darsteller in ihren Rollen Martin Brambach spielt Peter Michael Schnabel Gemeinsam mit Otto Winkler war Schnabel ein regel- mäßiger Gast im „Palais Benda“, das von dem ermor- deten Gastronomen Joachim Benda geführt wurde. Durch die persönliche Bindung zu Joachim und seiner Familie liegt Schnabel viel daran, den Mordfall so schnell wie möglich aufzuklären. Schnabel ist entsetzt, als Leonie Winkler Bendas Gattin in den Kreis der Verdächtigen aufnimmt. Er hält an Katharina Bendas Unschuld fest und kritisiert Leo für ihre Vorgehens- weise. Als diese jedoch aufdeckt, dass der Hauptver- dächtige nicht nur Verbindungen zu ihrem Vater, sondern auch zu Schnabel unterhielt, wird es für den Kommissariatsleiter unangenehm. Britta Hammelstein spielt Katharina Benda Die Ehefrau des in Dresden bekannten Szenegastro- nomen Joachim Benda ist vom Mord an ihrem Mann sichtlich erschüttert, zeigt sich dann aber mit einer un- gewöhnlichen Härte. Während ihr Sohn Valentin in dieser schwierigen Zeit von ihr aufgefangen wird, bestraft sie seinen größeren Bruder Viktor durch Ablehnung. Bei einem früheren Polizeieinsatz im Hause Benda hat sich Katharina schon vorher auffällig verhalten. Sie stellt sich als bedroht und verfolgt dar, nicht zuletzt, weil ihr eigener Mann sie in der Vergangenheit in die Psychiatrie einweisen lassen wollte. 5
Tatort „Nemesis“ Die Darstellerinnen und Darsteller in ihren Rollen Juri Winkler spielt Viktor Benda Viktor ist von dem Tod seines Vaters tief betroffen und zieht sich immer mehr zurück. Von seiner Mutter wird er zurückgewiesen, obwohl er ihre Unterstützung und Liebe dringend bräuchte. Als Karin Gorniak versucht mit ihm zu sprechen, kann er sich nur langsam öffnen. Caspar Hoffmann spielt Valentin Benda Anders als sein älterer Bruder Viktor verdrängt Valentin die Trauer um den verstorbenen Vater und lenkt sich mit Computerspielen ab. Er genießt das enge Verhältnis zu seiner Mutter, die ihn bevor- zugt behandelt. Von Viktor hingegen distanziert er sich. 6
Tatort „Nemesis“ Die Darstellerinnen und Darsteller in ihren Rollen Marko Dyrlich spielt Levon Nazarian Levon Nazarian war als Stammgast im „Palais Benda“ bekannt. Zu Joachim Benda pflegte er jedoch nicht nur eine freundschaftliche, sondern auch eine geschäftli- che Beziehung. Als klar wird, dass Nazarian nicht nur Bauunternehmer, sondern der eigentliche Besitzer des Lokals und Benda nur dessen Geschäftsführer war, gehört Nazarian schnell zum Kreis der Verdächtigen. Mit Otto Winkler, dem ehemaligen Polizisten, hatte er in der Vergangenheit häufig Kontakt. Uwe Preuss spielt Otto Winkler Auch der sich im Ruhestand befindende Polizist Otto Winkler ging im „Palais Benda“ ein und aus. Dass ausgerechnet seine Tochter Leonie, die er grund- sätzlich unterschätzt, nun dahinter kommt, dass er früher Kontakt zu Nazarian hatte und um dessen Geschäfte weiß, hätte er nicht gedacht. Der Gegen- wind, den seine Tochter ihn spüren lässt, überrascht ihn. 7
Tatort „Nemesis“ Gespräch mit Juri Winkler und Caspar Hoffmann Ist der Tatort „Nemesis“ euer erster Fernsehfilm? Juri Winkler: Ich hatte noch nie Schwierigkeiten, Dreh und Realität zu trennen, trotzdem war es ohne Zweifel Juri Winkler: Nein, davor kamen bei mir schon ein, zwei hilfreich, dass Yvette Dankou Caspar und mich gemein- Krimis und noch ein anderer Tatort. sam auf die geschwisterliche Beziehung so gut vorbe- reitet hat. Caspar Hoffmann: Es ist zumindest der erste Fernseh- film, in dem ich eine Hauptrolle spiele. Ich habe vorher Kanntet ihr das Format des Tatort schon vorher? einen Fernsehfilm mit einer Nebenrolle gedreht und verschiedene kleinere Sachen gemacht. Caspar Hoffmann: Ja! Aber ich habe noch nie einen Tatort geschaut. Meistens bin ich dann ja schon im Wie war es für euch, beim Tatort „Nemesis“ mitzuspie- Bett ;-) Meinen eigenen Tatort werden wir dann aber len? alle zusammen zuhause anschauen. Darauf freue ich mich schon sehr. Caspar Hoffmann: Es hat super viel Spaß gemacht und war eine tolle Erfahrung! Vor allem, weil ich ja auch Juri Winkler: Ich habe mit ca. 10 angefangen, ab und zu noch nie in einem Krimi mitgespielt hatte. Tatort zu gucken. Juri Winkler: Die Crew war sehr nett und das Drehbuch Wie fandet ihr die Arbeit am Set? gut, dementsprechend hatte ich meinen Spaß. Juri Winkler: Gerade beim Fernsehen herrscht ja immer In „Nemesis“ spielt ihr zwei Brüder, die eine hohe psy- ein gewisser Zeitmangel, aber wir haben uns den Spaß chische Belastung aushalten müssen. Wie habt ihr nicht nehmen lassen und das macht einen schönen euch auf eure Rollen vorbereitet? Dreh für mich aus. Caspar Hoffmann: Wir hatten einen richtig guten Caspar Hoffmann: Richtig cool! Alle waren mega nett. Schauspielcoach, Yvette Dankou. Sie hat mich sogar zu Ich darf ja nicht viel verraten, aber einige Szenen Hause in Köln besucht und mich auf die Rolle vorberei- waren richtig aufregend. Ich bin total gespannt auf tet. Juri und ich hatten dann in Berlin noch ein gemein- das Ergebnis. sames Coaching mit Yvette. Am Set war Yvette natür- lich auch immer mit dabei. 8
Tatort „Nemesis“ Gespräch mit Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel und Martin Brambach Das Team rund um Gorniak, Winkler und Schnabel hat nicht so gut ist. Jedem Film versucht man ein Stück ja den ersten Fall „Das Nest“ erfolgreich aufgeklärt. Was Seele zu geben und wenn das auf der anderen Seite glauben Sie, was für ein Résumé die drei ziehen würden? spürbar wird, dann freut man sich über jede einzelne positive Nachricht. Cornelia Gröschel: Der „Erfolg“ des ersten Falls bestand aus dem Töten des Täters in Notwehr. Ja, sie beschützen Cornelia Gröschel: Mein großes Bestreben vor dem dadurch weiter potentielle Opfer, aber ein triumphie- Dreh des ersten Tatorts war, dass diese Folge etwas rendes Gefühl wird sich wohl nicht einstellen beim Er- Besonderes wird. Und dank unseres großartigen mittlerteam. Ich denke, nach einer Aufarbeitung wird Regisseurs mit seiner präzisen Vision ist uns das aber klar, dass die beiden Frauen ein gutes Team bilden gelungen. Ich bin sehr dankbar dafür. können, das gemeinsam mit ihrem Chef den Heraus- forderungen der Polizeiarbeit gewachsen ist. Martin Brambach: Das war eine große Freude. Da ha- ben wir, mit einem guten Drehbuch und einem tollen Karin Hanczewki: Weiter so! und engagierten jungen Regisseur, auch Glück gehabt ... Martin Brambach: Das Schöne ist, dass jede(r) von den In „Nemesis“ treten Gorniak, Winkler und Schnabel Dreien sicher ein anderes Résumé daraus ziehen würde. nun als eingespieltes Ermittlerteam auf. Wie würden Wenn man so etwas Furchtbares wie in „Das Nest“ wirk- Sie die aktuelle Stimmung zwischen den dreien be- lich erlebt, möchte man das ganz schnell vergessen und schreiben? verdrängen ... Cornelia Gröschel: Die Staubwolken des ersten Falls Das Echo zu „Das Nest“ war durchweg sehr positiv. Wie haben sich etwas gelegt, Ruhe ist eingekehrt und die haben Sie dieses Feedback erlebt und was war das für Drei haben sich zu einem Team entwickelt, dass sich ein Gefühl? zunehmend vertraut und gegenseitig stärkt. Karin Hanczewki: Ich habe noch zu keiner Folge so viele Karin Hanczewski: Obwohl wir alle drei sehr unter- schöne und begeisterte Nachrichten von Freunden, schiedlich sind, läuft es gut und es lassen sich daraus Bekannten und Zuschauern bekommen, wie zu „Das gute Geschichten entwickeln. Nest“. Das fühlt sich natürlich wahnsinnig toll an. Ich weiß auch, wie es sich anfühlt, wenn das Feedback Martin Brambach: Professionell. 9
Tatort „Nemesis“ Leonie Winkler hat ihre Feuertaufe bestanden und ihren und Objektivität stellenweise vermissen, doch das ist Platz. Was schätzt ihr Team an ihr? menschlich durchaus nachvollziehbar ... Anders die doch auch dunkle Vergangenheit von Schnabel und Karin Hanczewski: Ihre Disziplin, und dass sie dran seinem ehemaligen Vorgesetzten Otto Winkler. Dunkel, bleibt und nicht aufgibt, auch wenn es kompliziert weil es nur ansatzweise erklärt wird - dass es eine ge- wird. Außerdem ist sie ja auch ziemlich ehrlich. meinsame Vergangenheit gibt, finde ich als Schauspie- ler doch auch wünschenswert und reizvoll ... Cornelia Gröschel: Winklers Arbeit zeichnet sich durch Dranbleiben und Präzision aus. Wenn sie sich eine Frau Gröschel, in ihrem ersten Fall war Leonie Winkler Theorie in den Kopf gesetzt hat, wird sie sie verfolgen, noch zurückhaltender, nun tritt sie viel selbstbewusster bis sie ihre Annahme entweder bestätigen oder wider- auf. Woher kommt diese Veränderung? legen kann. Damit macht sie sich selten Freunde, aber sie gelangt zum Ziel. Cornelia Gröschel: Sicherlich können wir davon ausge- hen, dass zum vergangenen Tatort-Fall Zeit vergangen Martin Brambach: Leonie Winkler ist intelligent, ehr- ist und Leo Winkler in der Dresdner Mordkommission geizig, zielstrebig, verlässlich und quatscht nicht viel ... angekommen ist und ihren Platz gefunden hat. Daher Und das Wichtigste für Schnabel: Sie ist eine Dresdne- der Anstieg ihres Selbstbewusstseins. Mit ihrem Vor- rin! stoß gegen Schnabel und ihren Vater bewegt sie sich jedoch auf dünnem Eis. Den Mut nimmt sie aus ihrer Mit was für einem Fall haben es Gorniak, Winkler und inneren Überzeugung und dem Vertrauen, ihre Kollegin Schnabel in „Nemesis“ zu tun? Welche Herausforderun- Gorniak an ihrer Seite zu wissen. gen warten auf das Team? Frau Hanczewski, durch Karin Gorniaks wiederholte Cornelia Gröschel: Der Fall „Nemesis“ ist für das Team Bemühungen, einen Zugang zu den Kindern des etwas heikel, weil Kinder im Spiel sind und Schnabel Mordopfers zu finden, kommen die Kommissarinnen außerdem mit dem Mordopfer und dessen Familie be- schließlich auf die richtige Spur. Die Jungen stehen unter kannt ist. Es kommen also private Emotionen ins Spiel, einem enormen psychischen Druck, den ihre Mutter auf die mitunter die Sicht vernebeln können. sie ausübt. Wie haben Sie sich auf die gemeinsamen Szenen vorbereitet? Ist die Herangehensweise anders als Karin Hanczewski: Es ist eine Familienkonstellation, die bei erwachsenen Schauspielkollegen? sehr große Abgründe hat. Karin Hanczewski: Nicht wirklich. Außer vielleicht, dass Martin Brambach: Ich möchte den Zuschauern nicht zu Kinder meist noch viel intuitiver spielen. Die spürbare viel verraten ... Verletzlichkeit ist größer, dadurch ist man unbewusst vorsichtiger, glaube ich. Herr Brambach, der Mordfall in „Nemesis“ berührt Schnabel durch die persönliche Bindung zum Mordopfer sehr. Er gerät häufiger mit Leonie Winkler aneinander, die selbständig und auf ihre eigene Art in alle Richtun- gen ermittelt. Wie gelingt es Schnabel, Objektivität und Professionalität wahren? Martin Brambach: Die persönliche Verstrickung von Schnabel in den Fall macht es doch erst richtig interes- sant. Natürlich lässt er in diesem Fall Professionalität 10
Tatort „Nemesis“ Gespräch mit Stephan Wagner (Regie und Drehbuch) und Mark Monheim (Drehbuch) Sie haben beide auch schon für den Tatort Dresden doch die emotionale Identifikationsfläche im Publikum „Déjà-vu“ zusammengearbeitet. Für „Nemesis“ arbei- entsprechend groß sein. ten Sie nun wieder zusammen. Wie kamen Sie auf die Idee zum Drehbuch? Wie kann man sich Ihre gemeinsame Arbeitsweise vorstel- len? Haben Sie schon eine bewährte Vorgehensweise oder Mark Monheim: Was „Déjà-vu“ auszeichnete, war die gestaltet sich der Prozess immer neu? emotionale Spannung, die der Blick in die Seele eines Kindermörders beim Publikum ausgelöst hat. Für „Ne- Mark Monheim: Stephans große Stärke ist die Stoff- mesis“ haben wir wieder nach einem Thema mit einer entwicklung, er kann aus einer Idee eine Geschichte großen emotionalen Fallhöhe gesucht. formen und spannende dramatische Bögen skizzieren. Mir liegt besonders die Entwicklung der Figuren, mich Stephan Wagner: Ausgangspunkt unserer Überlegun- in Menschen und Situationen einzufühlen, Dialoge zu gen war, eine Geschichte aus dem kleinsten Kern der schreiben und den Charakteren eine eigene Sprache zu Gesellschaft zu erzählen: einer Familie. Jeder Mensch verleihen. Trotzdem gestaltet sich der Prozess jedes Mal war oder ist Kind, hat Eltern, kennt das Spannungsfeld ein bisschen anders, es ist ein sehr lebendiges und krea- von äußerem Schein und innerem Sein. Folglich sollte tives Ping-Pong-Spiel. 11
Tatort „Nemesis“ Stephan Wagner: Unsere Grundregel ist, dass es keine über ihr Leben verliert und sich und die Kinder im Kampf Grundregel gibt. Wir kennen unsere Stärken und schaf- mit einer feindlichen Welt sieht. Ist sie das Opfer der fen es doch jedes Mal aufs Neue, uns gegenseitig zu Machenschaften ihres Mannes, der sich mit den falschen überraschen. Das ist es, was die gemeinsame Arbeit Leuten eingelassen hat? Verliert sie durch den Mord an für uns so spannend macht. ihrem Mann den letzten Halt im Leben? War sie gar das Opfer häuslicher Gewalt? In „Nemesis“ ermittelt das Team in Richtung Schutz- gelderpressung und Geldwäsche. Wie haben Sie zu Stephan Wagner: Unsere Welt ist zunehmend hysteri- diesen Themen recherchiert? Konnten Sie sich an schen Kommunikationsmustern ausgesetzt. Nicht nur realen Fällen orientieren? in der Politik erleben wir den Übergang von rationaler Handlung zu manischen Reflexen tagtäglich. Vernunft Mark Monheim: Mit der Globalisierung sind nicht nur scheint eine Größe zu sein, die immer weniger als Grund- die Warenströme gigantisch groß geworden, auch die lage des Handelns gilt. Unsere Geschichte ist insofern Milliarden fließen über Grenzen hinweg. Die Universi- auch eine Echokammer dieser Entwicklung: Was pas- tät Halle schätzt, dass 2015 etwa 100 Milliarden Euro siert, wenn das Misstrauen übernimmt? in Deutschland gewaschen wurden, Tendenz stark steigend. Kriminelle Banden aus Süd- und Osteuropa Wodurch zeichnet sich für Sie das Format des Tatorts aus? investieren illegal erworbene Gelder in Immobilien, Was ist das Besondere daran? Kunstwerke, Autos, in Spielcasinos, Wettbüros, Rotlicht- betriebe und Restaurants – denn der deutsche Staat Mark Monheim: Der Tatort ist eines der letzten klas- macht es ihnen leicht. Die legale Herkunft von Geldern sischen TV-Formate, das noch die ganze Breite der muss nämlich in Deutschland erst nachgewiesen wer- Gesellschaft erreicht. Der Tatort ist ein Spiegel unseres den, wenn es ausreichend Verdachtsmomente gibt, die Landes und seiner Vielfalt, seiner föderalen Struktur, für die Illegalität sprechen. Anders als beispielsweise seiner regionalen Besonderheiten. Der Tatort ver- in Italien. Interessant war für uns vor allem, wie unauf- bindet Menschen in Ost und West, über Milieu- und fällig und professionell die Geldwäsche heutzutage Generationengrenzen hinweg und sorgt immer wieder betrieben wird. Kriminelle Organisationen vermeiden für Gesprächsstoff. Seit 50 Jahren loten Filmemacher Gewaltkriminalität und treten fast schon seriös auf, die Grenzen des Formats aus, verhandeln anhand von als Geschäftsleute und Investoren. Kriminalfällen zeitaktuelle wie universelle Themen, wagen neue Erzählformen und Experimente – und noch Stephan Wagner: Auch die blühenden Landschaften der ist kein Ende in Sicht. Eine Stadt, ein Mord, ein Ermittler- neuen Bundesländer wären ohne das Investment aus team, 90 Minuten – die Klarheit des Konzepts ist be- der Schattenseite der Wirtschaft weniger ertragreich. stechend und dadurch zeitlos. Wir wollten die Geschichte auf sämtlichen Ebenen des Dresdner Lebens authentisch verankern. Stephan Wagner: Deutschland liebt Geschichten, in denen Geheimnisse und deren Aufklärung im Mittel- Der aktuelle Tatort beschäftigt sich auch mit Psychosen punkt stehen. Krimis haben diese Sehnsucht formatiert. und emotionaler Manipulation. Was hat Sie daran ge- So sehr diese Formatierung das Erzählen beschränkt, reizt? bietet der Tatort hinter dieser Grundverabredung die größtmögliche Freiheit in der Erzählung, da hier noch Mark Monheim: Wie schon erwähnt, hat uns die emotio- alle Altersstufen der Gesellschaft erreicht werden nale Fallhöhe gereizt, die Beziehung zwischen einer Mut- können. Das macht den Tatort für Filmemacher so ter und ihren Kindern, die mehr und mehr die Kontrolle attraktiv. 12
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