Rettung so nah SONNTAG, 7. FEBRUAR 2021 20:15 UHR - Der Tatort aus Dresden - Presseportal
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Tatort „Rettung so nah“ DasErste.de ardmediathek.de Rettung so nah Der Tatort aus Dresden SONNTAG, 7. FEBRUAR 2021 20:15 UHR 1
Rettung so nah Deutschland 2021 Besetzung Oberkommissarin Karin Gorniak Karin Hanczewski Oberkommissarin Leonie „Leo“ Winkler Cornelia Gröschel Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel Martin Brambach Greta Blaschke Luise Aschenbrenner Jens Schlüter („Jakob“) Golo Euler Johanna Schlüter Annika Blendl Peter Fritsche Torsten Ranft Hagen Rigmers Matthias Kelle Elena Jancowicz Mieke Schymura Anna Bode Susanne Bredehöft Salima Wasir Sabrina Amali Tarik Wasir Zejhun Demirov Emily Blaschke Maxi Nike Hutzel Arnold Liebig Jochen Strodthoff Ingo Mommsen, Kriminaltechniker Leon Ullrich u.a. Stab Drehbuch Christoph Busche Musik Dürbeck & Dohmen Casting Iris Baumüller Kostümbild Sonja Hesse Szenenbild Anette Reuther Montage Andreas Baltschun Matti Falkenberg Bildgestaltung Lars Liebold Producerin Tanja Marzen Produzentin Nanni Erben Redaktion Sven Döbler Regie Isabel Braak Produktionsangaben Drehzeit Mitte März bis Mitte Juni Drehorte Dresden und Umgebung Länge 88 Minuten Der Tatort „Rettung so nah“ ist eine Produktion der MadeFor 2 im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks für Das Erste.
Tatort „Rettung so nah“ Inhalt Während eines Einsatzes am Dresdner Elbufer wird Gorniak, Winkler und Kommissariatsleiter Schnabel der Rettungssanitäter Tarik Wasir im Fahrzeug mit ermitteln in alle Richtungen. Eine heiße Spur führt zum einer Plastiktüte erstickt. Seine junge Kollegin Greta ehemaligen Berufssoldaten Arnold Liebig. Vor kurzem Blaschke kann ihm nicht mehr helfen. Die Kommis- hat er verzweifelt auf der Wache randaliert und war sarinnen Karin Gorniak und Leonie Winkler suchen handgreiflich gegen Fritsche geworden, nachdem die fieberhaft nach einem Motiv. Auf der Rettungswache Krankenkasse ihm Leistungen gestrichen hatte. Auch der hören sie von zunehmenden Anfeindungen und Über- Rettungssanitäter Hagen Rigmers gerät ins Visier der griffen, denen die Sanitäterinnen und Sanitäter bei Ermittlerinnen. Er hat Kollegen bedroht … Oder hat der ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Mörder ein persönliches Motiv und es allein auf Wasir und Greta Blaschke abgesehen? Die junge Sanitäterin Kurze Zeit später wird ein zweiter Anschlag auf ein hätte eigentlich in dem verunglückten Rettungswagen Fahrzeug der Wache von Einsatzstellenleiter Peter sitzen sollen. Kommissarin Winkler gegenüber gibt sie Fritsche verübt. Die Sanitäterin Elena Jancowicz wird an, dass sie in letzter Zeit das Gefühl hatte, verfolgt zu schwer verletzt, für einen Kollegen kommt jede Hilfe werden. Um sich von ihrer anstrengenden Arbeit und zu spät. Auf der Rettungswache steigt die Angst vor den schrecklichen Ereignissen abzulenken, verabredet weiteren Angriffen. Ausgerückt wird nur noch mit sie sich mit Jakob, den sie im Kindergarten ihrer Tochter Polizeischutz. kennengelernt hat. Dabei ahnt sie nicht, dass sie sich damit in höchste Gefahr begibt … 3
Tatort „Rettung so nah“ Die Darstellerinnen und Darsteller in ihren Rollen Karin Hanczewski spielt Karin Gorniak Der Mordfall an dem Rettungssanitäter Tarik Wasir und ein weiterer Anschlag, bei dem ein Kollege von Wasir stirbt und der ebenfalls auf einen gezielten Mord hindeutet, erfordern volle Konzentration und ganzen Körpereinsatz. Doch Karin Gorniak macht nicht nur eine star- ke Erkältung zu schaffen, auch die Narbe, die sie nach dem schweren Angriff vor einiger Zeit davongetragen hat, schmerzt sie. Da die gesamte Rettungswache in Gefahr zu sein scheint, leistet Gorniak bei einem Einsatz der Rettungssanitäterin Greta Blaschke Personen- schutz. Cornelia Gröschel spielt Leonie „Leo“ Winkler Leo Winkler plagen Schuldgefühle gegenüber ihrer Partnerin Karin Gorniak. Karin scheint ihr bis heute übel zu nehmen, dass Leo sie nach ihrem ersten gemeinsamen Einsatz, der Karin ins Krankenhaus brachte, nie dort besuchte. Die ausstehende Entschuldigung lastet schwer auf Leo. Umso mehr will sie die perfekte Partnerin für die erschöpfte Karin sein und sie bei der Arbeit voll und ganz unterstüt- zen. Dass sie die Verantwortung für die Ermittlungen übernimmt, führt sie an die Grenze der körperlichen Belastbarkeit. Als die Kom- missarinnen einen Angriff auf Greta Blaschke abwehren müssen, greift Leo Winkler zur Waffe. Martin Brambach spielt Peter Michael Schnabel Peter Michael Schnabel wird vom Chef der Rettungswache angegan- gen, weil dieser seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Todes- gefahr sieht. Aggressionen gegenüber seinen Sanitäterinnen und Sanitätern sind an der Tagesordnung und Fritsches Enttäuschung gilt der Polizei, die keinen Schutz gewährleisten kann. Nach dem Mord an Tarik Wasir und weiteren Anschlägen will Schnabel die Wa- che am liebsten schließen. Doch er ordnet an, dass die Rettungswa- gen nur noch mit polizeilichem Schutz ausrücken dürfen. Dass seine Kollegin Leo Winkler etwas bedrückt, bemerkt auch Schnabel und er versucht, sie emotional zu unterstützen. 4
Tatort „Rettung so nah“ Die Darstellerinnen und Darsteller in ihren Rollen Luise Aschenbrenner spielt Greta Blaschke Während die Rettungssanitäterin und junge, alleinerziehende Mut- ter mitten am Tag eine Obdachlose behandelt, wird ihr Kollege im Rettungswagen erstickt. Als kurze Zeit später ein weiteres Fahrzeug verunglückt, in dem eigentlich Greta hätte sitzen sollen, sieht sie sich und ihre kleine Tochter in großer Gefahr. Sie fühlt sich verfolgt. Obwohl Karin Gorniak ihr als Schutz zur Seite steht, kommt sie zu der Überzeugung, die Dinge selbst klären zu müssen. Golo Euler spielt Jens Schlüter Jens Schlüter sucht die Nähe zu Greta Blaschke und will sie kennen- lernen – die Frau, die seiner Meinung nach für den Tod seiner Toch- ter verantwortlich ist. Dass er der Vater des Mädchens ist, das Greta bei einem Einsatz vor einem Jahr nicht retten konnte, hat Greta vergessen. Stattdessen lädt sie ihn, der sich ihr als Jakob vorgestellt hat, in ihre Wohnung ein, um dort den Abend mit ihm zu verbringen. 5
Tatort „Rettung so nah“ Interviews mit dem Ermittler-Team des Tatorts aus Dresden Karin Hanczewski In „Rettung so nah“ beißt Karin Gorniak die Zähne kennengelernt habe. Die tiefe Freundschaft entstand zusammen, obwohl sie körperlich nicht ganz auf der dann aber meistens durch die gemeinsame Zeit im Höhe ist. Warum, denken Sie, gönnt sich Karin Gorniak Nachhinein und außerhalb des Sets. keine Auszeit? Karin Gorniak kann Greta Blaschkes Angst sehr gut Sie glaubt, sich keine Auszeit leisten zu können. Sie nachvollziehen. Sind solche Gemeinsamkeiten eher för- hat einen Beruf, der das ihrer Meinung nach gar nicht derlich oder hinderlich für die Aufklärung eines Falls? erlaubt. Und als alleinerziehende Mutter ist es ohne- hin schwierig. Vermutlich beides. Ich glaube nicht, dass man das pauschal beantworten kann. Es kann helfen, aber ich Sind bei Drehs oder anderen Arbeitssituationen auch kann mir vorstellen, dass das in bestimmten Fällen schon einmal Freundschaften entstanden? Oder tren- auch hinderlich sein kann. Gemeinsamkeit kann den nen Sie Berufliches und Privates strikt voneinander? Blick für die Unterschiede vielleicht auch verstellen. Ich habe ein paar sehr enge Freundschaften mit Kol- leginnen und Kollegen entwickelt, die ich beim Dreh 6
Tatort „Rettung so nah“ Cornelia Gröschel In „Rettung so nah“ konfrontiert Karin Leo endlich mit Durch die Freundschaft, die Peter Schnabel mit Leos Vater dem, was sie schon lange bewegt: Warum hat Leo sie Otto Winkler verbindet, wird Leo immer eine besondere nach ihrer schweren Verletzung nicht im Krankenhaus Fürsorge von Schnabels Seite erfahren. Zwischen ihm und besucht? Was denken Sie darüber und warum fällt es Leo besteht eine gute und vertrauensvolle Beziehung. Leo so schwer, sich zu entschuldigen? Ihre Zusammenarbeit ist von gegenseitigem Respekt geprägt, wenn auch ganz klar ist, wer der Chef ist. (lacht) Leo verlangt von sich selbst, perfekt zu sein, und dass ihr das in ihrem allerersten Fall nicht gleich gelang, Sind bei Drehs oder anderen Arbeitssituationen schon wirft sie ordentlich aus der Bahn. Ihre Kollegin Karin einmal feste Freundschaften entstanden? Oder trennen Gorniak im Krankenhaus zu besuchen, hätte mit dem Sie Berufliches und Privates strikt voneinander? Zugeständnis einhergehen müssen, dass sie einen Fehler gemacht hat, und dazu war Leo Winkler direkt Berufliches und Privates zu trennen, war tatsächlich nach dem Vorfall noch nicht bereit. keine bewusste Entscheidung meinerseits, sondern es hat sich zwangsläufig so ergeben, da ich nicht in Berlin Ihr Chef Schnabel sorgt sich dieses Mal besonders um lebe, wie die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen. das Wohlergehen von Leo. Wie würden Sie die Bezie- Aus diesen Drehs sind also keine Freundschaften ent- hung der beiden beschreiben? standen, aber immer wieder ist die Wiedersehensfreude sehr groß, wenn man Kolleginnen und Kollegen irgend- wo noch einmal trifft. Martin Brambach Als Kommissariatsleiter muss Peter Michael Schnabel schreiben und warum liegt Schnabel das Wohlergehen Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf viele von Leo so sehr am Herzen? verschiedene Akteure haben. In der aktuellen Folge möchte er etwa die Rettungswache aus Sicherheits- Leo Winkler ist, wie der aufmerksame Tatort-Seher gründen schließen, was der zuständige Leiter vehement weiß, die Tochter des ehemaligen Vorgesetzten und ablehnt. Kennen Sie eine gute Strategie, Abwägungen Freundes von Schnabel. Insofern sollte klar sein, wes- anzustellen, um zu einer Entscheidung zu gelangen? halb ihm ihr Wohlergehen besonders am Herzen liegt. Sie ist ein bisschen wie eine Tochter für ihn, was aber Die Rettungswache möchte er schließen, da er davon nicht nur Beschützerinstinkte weckt, er erwartet von ausgeht, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Leo auch sehr gute Leistungen. Gorniak kennt er schon der Wache gezielt getötet werden. Da sie sonst noch lange, auch ihren Sohn. Sie ist eine äußerst fleißige, keine klaren Anhaltspunkte haben, ist das eine sehr sich niemals schonende, gute Ermittlerin, ohne deren nachvollziehbare Entscheidung. Da geht’s auch nicht Intuition und Sachkenntnis mancher Fall nicht gelöst um irgendeine langwierige Strategie zur Entschei- worden wäre. Außerdem hat Gorniak einen herrlich dungsfindung, diese Entscheidungen müssen schnell trockenen Humor. Auch wenn Schnabel eher selten mit getroffen werden, immerhin geht es um Menschenle- seinen Kolleginnen zum Lachen kommt, so teilt er doch ben. Und am Ende macht Schnabel die Wache ja nicht diese Art von Humor … denke ich. zu, da er sich den sicher auch nicht von der Hand zu weisenden Argumenten beugt und Gorniak ihm einen Schnabels ikonischer Trenchcoat erinnert an Sherlock großartigen Vorschlag macht. Holmes. Ist das auch außerhalb der Dreharbeiten ein Look für Sie? Wieder hat man bei diesem Tatort das Gefühl, dass die drei ein wirklich gutes Team sind. Wie würden Sie die Außerhalb der Dreharbeiten überlasse ich die Rolle Beziehung zu den Kolleginnen Gorniak und Winkler be- des Chefermittlers meiner Frau. (lacht) 7
Tatort „Rettung so nah“ Interview mit Episodenhauptdarstellerin Luise Aschenbrenner Sie sind nicht zum ersten Mal in einem Tatort zu sehen. Was hat Sie an diesem Drehbuch und an der Rolle der Greta Blaschke überzeugt? Das kann man eigentlich gar nicht in zwei Sätzen beantworten. Vieles! Das fängt beim Rettungsdienst an und hört bei dem Nachnamen „Blaschke“ auf. Mich hat die Rolle von Anfang an interessiert. Eine junge, mutige Frau, die in ihrem Beruf an ihre Grenzen stößt. Eine alleinerziehende Mutter, die im Plattenbau in Prohlis lebt, ihr eigenes Leben aufgebaut hat, weiß, was Nachtschicht bedeutet und trotzdem versucht, für ihre Tochter da zu sein. Ach ja, und ich teile ihre Vorliebe für Rollkragenpullover. Wie haben Sie sich auf die Rolle der Greta Blaschke vorbereitet, speziell auf das Gefühl, wie es ist, die Verantwortung für das Überleben eines Menschen im Extremfall zu übernehmen? Ich hatte die Möglichkeit, einen Tag in einer Ret- tungswache hier in Dresden zu verbringen. Dort seines Berufs bestens treffen. Ich hab‘s während des konnte ich viel fragen, mir wurden die Fahrzeuge Drehs gelesen! gezeigt, der Aufenthaltsraum, die Schlafzimmer, falls man sich zwischen zwei Einsätzen hinlegen muss. „Rettung so nah“ greift ein Thema auf, das aktuell in Mir war es vor allem wichtig, mit den weiblichen den Medien präsent ist – die Zunahme von Aggression Kolleginnen zu sprechen, weil der Rettungsdienst und Gewalt gegenüber Rettungskräften, Polizei oder vor allem aufgrund der körperlichen Anstrengungen Feuerwehr. Haben Sie dazu eigene Beobachtungen eher Männer anzieht. Interessant war vor allem, gemacht und eine Idee, woher dieses Verhalten rühren dass man extreme Situationen gewöhnt ist. Famili- könnte? entragödien oder auch die Einsamkeit von manchen Patienten sind nicht immer leicht zu ertragen. Oft Grundsätzlich kommt man als Rettungssanitäterin hatte man dort einen schwarzen Humor, den man, immer in Extremsituationen, in denen man auf Men- glaube ich, haben muss, wenn man sich vor zu vielen schen trifft, die Angst haben. Die Leute sind ange- Gefühlen schützen möchte. Auf die Frage, was für sie spannt, man macht sich Sorgen um einen Angehöri- die schlimmsten Einsätze sind, sagten die meisten: gen, oder es können Drogen im Spiel sein. Einsätze „Wenn Kinder sterben“. Für Kolleginnen und Kollegen, auf öffentlichen Plätzen ziehen natürlich auch Schau- die mit einem Fall psychisch länger zu kämpfen ha- lustige an. Das alles kann Grundlage für eine Eskala- ben, was immer wieder vorkommt, gibt es auch einen tion sein. Zusätzlich habe ich gerade das Gefühl, dass psychologischen Ansprechpartner. die Grundstimmung der Bevölkerung durch unsere Zur Aufheiterung hat mir aber noch einer der Sa- Ausnahmesituation „Corona“ geladener geworden ist. nitäter das Buch „Schauen Sie sich mal diese Sauerei Man fühlt sich machtlos gegen etwas, das man noch an“ von Jörg Nießen ans Herz gelegt. Er hatte es in nicht einmal mit bloßem Auge sehen kann. Etwas, das seinem Urlaub gelesen und Tränen über den schwar- einen zwingt, seine Freunde nicht mehr zu sehen, Un- zen Humor und die nüchterne Darstellung gelacht. ternehmungen im öffentlichen Raum einzuschränken Er meinte, das würde die alltägliche Situationskomik und einen auf sich und seine Wohnung zurückwirft. 8
Tatort „Rettung so nah“ Und das führt dann wie in anderen Extremsituatio- sollen. Ein Virus kann man nicht verprügeln. Genauso nen auch zum selben Ergebnis: Die Machtlosigkeit wenig, wie man Eifersucht oder Einsamkeit verprü- gegenüber den eigenen Ängsten und das Gefühl, geln kann. Deswegen bekommen es dann die ab, die nichts dagegen tun zu können, hat zur Folge, dass am „greifbarsten" zu sein scheinen. Obwohl das leider die Menschen nicht mehr wissen, gegen wen oder die sind, die einem helfen wollen. was sie ihre ganze angestaute Wut eigentlich richten Interview mit der Regisseurin Isabel Braak In „Rettung so nah“ geht es um Gewalt und Aggres- sionen gegenüber Rettungskräften. Wie schätzen Sie, nach der Auseinandersetzung mit dem Thema für die Dreharbeiten, die Lage ein? Das ist eine spannende und gleichzeitig auch schwie- rige Frage. Natürlich habe ich in der Vorbereitung für den Film mit einigen Rettungskräften gesprochen und Übergriffe bzw. Aggression gegen sie scheinen tatsächlich leider an der Tagesordnung zu sein. Es geht mit kleineren Dingen los. Ein Rettungswa- gen blockiert zum Beispiel im Rahmen eines Einsatzes die Straße, ein Anwohner hat es eilig, kann aber nicht vorbeifahren. Da fallen sehr schnell böse Beleidigun- gen. Aber auch die Grenzen zur körperlichen Gewalt werden öfter überschritten. Fahrzeuge sowie Sanitä- terinnen und Sanitäter werden beworfen, geschubst, bedroht. Das Thema ist kompliziert, natürlich fragt man sich, woran das liegt. Warum werden ausgerech- net DIE Menschen angegriffen, die anderen HELFEN, das ist total unverständlich. Ich denke, das hat ganz un- terschiedliche Ursachen. Viele Menschen stehen unter len, dass auch das Gefühl von Machtlosigkeit Aggres- Druck, haben vielleicht selbst Angst, von ihrem Chef er- sion auslösen kann. Ich muss aber auch sagen, dass es mahnt zu werden, wenn sie zu spät kommen. Da kann zum Glück nicht nur solche Horrorgeschichten gibt. Ein ein Rettungswagen im Weg schon mal das Zünglein Großteil der Menschen ist immer noch dankbar und an der Waage sein und der Gedanke, dass die Sanitäter zutiefst gerührt von dem Einsatz und alle Sanitäter vielleicht gerade jemand anderem das Leben retten, innen und Sanitäter, mit denen ich gesprochen habe, ist in dem Moment vielleicht einfach nicht präsent. lieben ihren Beruf und könnten sich nichts Besseres Gleichzeitig spielen sicher auch Angst und Hilflosigkeit vorstellen, als anderen Menschen nach bestem Wissen eine Rolle. Schließlich werden Rettungskräfte meistens und Gewissen zu helfen. nur in Extremsituationen gerufen. Manchmal haben Angehörige vielleicht das Gefühl, die Maßnahmen der „Rettung so nah“ ist Ihr erster Tatort. Was war hierbei Sanitäter seien falsch, sie helfen zu wenig oder zu viel, die besondere Herausforderung im Vergleich zu Ihren sind zu langsam oder zu schnell. Ich kann mir vorstel- bisherigen Projekten? 9
Tatort „Rettung so nah“ Ich kann schon sagen, dass es auf jeden Fall auf waren auf einmal doch ziemlich warm. Wir hatten meiner Bucket-List stand, irgendwann einmal einen einen Hygienebeauftragten am Set, jeden Morgen Tatort zu drehen. Ich meine, schon allein das musika- wurde Fieber gemessen, Corona-Tests gemacht, neue lische Intro ist für mich mit so vielen (Kindheits-) Er- Masken verteilt … Das alles kostet Zeit, die dann innerungen verbunden. An jedem Sonntag ein neuer, natürlich auch irgendwo abgezogen werden muss. spannender Fall. Familien versammeln sich vor dem Es muss auf Abstände geachtet werden, Szenen im Fernseher. Den Tatort kennt ja nun wirklich jeder und Drehbuch wurden so kreativ wie möglich angepasst, mir ist bewusst, dass die Fälle jedes Mal heiß disku- gemeinsam wurde nach Lösungen gesucht. Die tiert werden. Und natürlich wollte ich es gut machen. Situation war für uns alle neu, aber sie hat uns auch „Gut“ bedeutet für mich, dass ein Film es schafft, die zusammengeschweißt. Zuschauerinnen und Zuschauer zu fesseln, zu berüh- ren, zum Nachdenken anzuregen und natürlich auch Sie sind bisher für Produktionen aus dem Bereich Ko- zu unterhalten. Wenn zumindest einer dieser Fakto- mödie und Krimi bekannt. Haben Sie ein Lieblings-Gen- ren erfüllt ist, bin ich glücklich, am besten natürlich re im Filmbereich? Wenn ja, was fasziniert Sie daran, alle zusammen. Das war und ist für mich auch die bezogen auf Ihre Arbeit als Regisseurin? Herausforderung. Was mich bei Filmen und Büchern am meisten fesselt, Die Dreharbeiten standen unter einem besonderen ist die Psychologie der Figuren. Leidenschaft, Sehn- Stern – die Pandemie sorgte für eine Drehunterbre- süchte, Ängste, Abgründe, Wünsche, Verhaltens- chung von mehreren Wochen. Wie haben Sie diese muster, vor allem innere Konflikte faszinieren mich. Herausforderung gemeistert und was war besonders Oft finde ich diese Themen in Deutschland eher bei knifflig? den Genres Krimi, Thriller oder Drama, zumindest in der tiefen Form, die mich interessiert. Es gibt aber Das war auf jeden Fall ein sehr intensiver Dreh. Viele auch wahnsinnig gute Komödien und Dramedys, die Faktoren waren dabei knifflig. Zum Beispiel, dass wir diese Aspekte behandeln. Weniger interessieren mich im Winter mit dem Dreh begonnen haben und die Geschichten, bei denen es vorrangig um die äußere zweite Hälfte dann im Frühling weitergedreht wur- Handlung geht. Letztendlich ist es mir aber egal, um de. Plötzlich hat alles geblüht. Was vor einem Monat welches Genre es sich handelt. Die Geschichte muss noch grau war, war jetzt grün und die winterlichen packend sein, die Figuren müssen etwas mit mir ma- Kostüme unserer Schauspielerinnen und Schauspieler chen, dann finde ich sie spannend! Interview mit dem Drehbuchautor Christoph Busche Mit „Rettung so nah“ haben Sie Ihren ersten Tatort einem Job, in dem es um Sekundenentscheidungen geschrieben. Wie haben Sie sich dem Ermittlerteam geht und in dem Fehler Menschenleben kosten kön- genähert und sind in Bezug auf die Entwicklung ihrer nen. Diese Identifikation bringt sie dazu, neben den persönlichen Beziehungsgeschichten vorgegangen? Ermittlungen über ihre eigene Rolle als Polizistinnen und Polizisten nachzudenken. Und über persönliche Ausgangspunkt für mich war, dass Polizistinnen und Fehler, die sie vielleicht gemacht haben. Polizisten – ebenso wie Rettungskräfte – Gewalt, Respektlosigkeit und Beleidigungen im Dienst erfah- Wie sind Sie auf das Thema der Gewalt gegenüber Ret- ren. Sie wissen, wie es den Betroffenen in diesem Fall tungskräften gekommen? Verdient dieses Thema Ihrer geht, sie können sich einfühlen. Auch sie arbeiten in Meinung nach mehr Aufmerksamkeit? 10
Tatort „Rettung so nah“ Ich wusste, dass Gewalt gegen Rettungskräfte ein sie bereits zu Beginn mehr wissen als das Ermittler- Thema ist – aber wie häufig, fast schon alltäglich team. Was reizt Sie daran, das Geheimnis erst am Ende solche Vorfälle sind, ist mir erst im Zuge meiner zu lüften? Recherchen zu diesem Film klargeworden. Vielleicht zeigt sich da auch eine allgemeine Verrohung der Wenn früh klar ist, wer hinter der Tat steckt, dann Gesellschaft. Aber ich finde besonders schockierend, läuft es häufig auf ein Duell zwischen Tatverdäch- dass Menschen, die ohnehin schon einen harten und tigen und Ermittelnden heraus. Das kann natürlich psychisch belastenden Job machen, um anderen zu auch spannend sein. Ich wollte in dieser Geschichte helfen, dann noch auf diese Art und Weise ange- aber verschiedene Facetten der Welt beleuchten, in gangen werden. Darüber sollte auf jeden Fall mehr die wir eintauchen, dabei kommen verschiedene Ver- gesprochen werden. dächtige in den Blick. Zugleich sind die Ermittlerinnen unter Druck, denn die Morde an den Rettungskräften Bis kurz vor Schluss wissen die Zuschauerinnen und gehen ja weiter. So dringen sie Schritt für Schritt zum Zuschauer nicht, wer die Morde an den Rettungssani- emotionalen Kern vor, zu der Tragödie, die hinter die- tätern begangen hat. Es gibt aber auch Fälle, bei denen sen Morden steckt. 11
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