Gemeinsames Arbeitsmarktprogramm 2019/2020 für Nordrhein-Westfalen - der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und des Landes ...
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Gemeinsames Arbeitsmarktprogramm 2019/2020 für Nordrhein-Westfalen der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und des Landes Nordrhein-Westfalen
Vorwort Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen geflüchteten Menschen zu unterstützen, steuert mit über 7 Millionen sozialversi- sind zentrale Zukunftsaufgaben für das cherungspflichtig Beschäftigten auf einen Ministerium für Arbeit, Gesundheit und weiteren Rekord zu. Gleichzeitig prägen Soziales und die Regionaldirektion NRW abzeichnende Fachkräfteengpässe auf der Bundesagentur für Arbeit und damit der einen Seite und verfestigte Lang auch die Spezialisten in den Jobcentern zeitarbeitslosigkeit auf der anderen Seite und Arbeitsagenturen. das Bild auf dem nordrhein-westfälischen Arbeitsmarkt. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales und die Regionaldirektion Der demografische Wandel verschiebt NRW der Bundesagentur für Arbeit das Verhältnis von Angebot und Nach- setzen die gute Zusammenarbeit der frage. Das Erwerbspersonenpotenzial letzten Jahre fort. Dazu haben wir uns geht weiter zurück. Unternehmen haben auf gemeinsame Schwerpunkte unserer bereits heute Schwierigkeiten, für be Arbeit verständigt, die im vorliegenden stimmte Qualifikationen, Regionen und Arbeitsmarktprogramm ausführlich Branchen geeignete Fachkräfte zu fin dargelegt werden. den. Dies erfordert verstärkt individuelle Lösungen und eine gute Kooperation der Ziel unserer gemeinsamen Aktivitäten Partner am Arbeits- und Ausbildungs ist dabei immer die Verbesserung der markt. Den Fachkräftebedarf zu decken, Lebens- und Arbeitsbedingungen der vorhandene Potenziale auf dem Arbeits- Menschen und ihrer Familien in Nord- markt zu erkennen und zu nutzen, die rhein-Westfalen. Das hat für uns höchs- Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben te Priorität. auch bei fortschreitender Digitalisierung zu erhalten, zukunftssichere Arbeitsplät- Die genannten Ziele können wir aber ze zu schaffen, Langzeitarbeitslosigkeit nicht alleine erreichen, sondern nur zu reduzieren und die Integration von auf der Basis einer konstruktiven Zu- 3
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 sammenarbeit mit zahlreichen weiteren Nur auf der Basis dieser Zusammen- Arbeitsmarktakteuren. Diesen Dialog arbeit kann es uns gemeinsam gelingen, und diese Zusammenarbeit wollen wir dass auch die Arbeitswelt von morgen auch in Zukunft auf bewährte Art und Teilhabemöglichkeiten für möglichst alle Weise führen. Menschen bereithält. Karl-Josef Laumann Christiane Schönefeld Minister für Arbeit, Gesundheit Vorsitzende der Geschäftsführung und Soziales des Landes Regionaldirektion NRW der Nordrhein-Westfalen Bundesagentur für Arbeit 4
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 1. Aktuelle Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt .......................... 7 2. Gemeinsame arbeitsmarktpolitische Ziele..................................................... 14 3. Ressourcen.................................................................................................... 16 I. Bund......................................................................................................... 16 II. ESF.......................................................................................................... 18 III. Land......................................................................................................... 19 4. Gemeinsame Handlungsfelder...................................................................... 23 I. Langzeitarbeitslose aktivieren, Integrationschancen verbessern und soziale Teilhabe ermöglichen............................................................ 23 a. Aktivitäten zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit ........................... 23 b. Integration von geflüchteten Menschen in Arbeit und Ausbildung .......................................................................................... 26 c. Individuelle Beratung von Beschäftigten, Arbeitsuchenden und Arbeitslosen.................................................................................. 28 II. Integration von Jugendlichen, insbesondere in den Ausbildungsmarkt, verbessern...................................................... 29 a. Weiterentwicklung des Ausbildungskonsenses .................................. 29 b. Praxistauglichkeit und Instrumente im Übergangssystem weiter verbessern .......................................................................................... 30 c. Berufsvorbereitung betrieblich gestalten............................................. 32 d. Investitionen in duale Ausbildung erhöhen ......................................... 33 III. Den Wandel in der Arbeitswelt und am Arbeitsmarkt gestalten ............................................................................ 34 a. Möglichst vielen Menschen einen Zugang zu beruflicher Bildung und Weiterbildung ermöglichen .......................................................... 34 5
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 b. Teilzeitberufsausbildung – Einstieg begleiten – Perspektiven öffnen (TEP)........................................................................................ 36 c. Unterstützung beruflicher Weiterbildung mit dem Bildungsscheck NRW.......................................................................... 37 d. Die Chancen der Digitalisierung nutzen.............................................. 37 e. Gute Arbeit fördern.............................................................................. 39 IV. Integrationschancen von Erziehenden erhöhen ...................................... 40 a. Kinderarmut bekämpfen...................................................................... 40 b. „Bildungs- und Teilhabepaket“ zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit geringen Einkommen nutzen............. 42 c. Chancengleichheit am Arbeitsmarkt fördern ...................................... 43 V. Verbesserung der Arbeitsmarktzugänge für Menschen mit Behinderung... 45 a. Inklusionskompetenzen stärken.......................................................... 45 b. Arbeitsmarktzugang von Menschen mit Behinderung fördern ........... 48 6
1. Aktuelle Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen Die sozialversicherungspflichtige Be ist vielschichtig. Von Regionen mit an- schäftigung macht an der Gesamtbe- nähernder Vollbeschäftigung, wie dem schäftigung etwa 73 Prozent aus, mit Münsterland, bis hin zu Regionen mit steigender Tendenz. Dazu kommen noch deutlichen strukturellen Problemen, wie 1,18 Millionen geringfügig Beschäftigte dem Ruhrgebiet, finden sich nahezu alle sowie 444.000 Beamtinnen und Beamte denkbaren Arbeitsmarktkonstellationen in und 834.000 Selbstständige mit den mit- Nordrhein-Westfalen wieder. Dieses hohe helfenden Familienangehörigen (Stand Maß an Heterogenität prägt den nord- 2017). rhein-westfälischen Arbeitsmarkt und ist eine gemeinsame Herausforderung aller Der Dienstleistungssektor nimmt weiter an arbeitsmarktpolitischen Akteure. Bedeutung zu. Insgesamt 73 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäf Beschäftigung tigten sind hier tätig, in jedem Jahr steigt der Anteil um rund 0,5 Prozentpunkte. Die sozialversicherungspflichtige Be Im verarbeitenden Gewerbe sind 27 Pro- schäftigung in Nordrhein-Westfalen zent beschäftigt, in der Landwirtschaft ist wächst seit Mitte 2010 stetig an und es ein halbes Prozent. hat im Zeitraum von April 2017 bis März 2018 (gleitender Jahreswert) Mehr als 45 Prozent der sozialversiche rund 6,79 Millionen erreicht. Dies ist rungspflichtigen Beschäftigten sind Frau- der höchste Stand seit Einführung der en. In der geringfügigen Beschäftigung Statistik in den 1970er-Jahren. Prog- dominieren sie mit einem Anteil von rund nosen errechnen für 2018 eine weitere 62 Prozent. Steigerung auf 6,88 Millionen, für 2019 auf 6,99 Millionen. Gegenüber dem Die Beschäftigung älterer Menschen Jahresdurchschnitt 2018 bedeutet dies steigt an, vor allem, weil die geburten eine Steigerung von 1,6 Prozent. starken Jahrgänge in ihrer Beschäfti- 7
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 7.000.000 6.791.434 6.800.000 6.600.000 6.400.000 6.637.846 6.200.000 6.000.000 6.191.327 5.800.000 Veränderung gegenüber Vorjahr + 153.600 5.600.000 5-Jahres-Veränderung +2,3 % 5.400.000 + 600.100 5.200.000 +9,7 % 5.000.000 I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; jeweils Durchschnitt aus vier Quartalen; Berechnung: Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen gung älter werden. Nahezu 20 Prozent zeitbeschäftigung. Etwa 73 Prozent der aller sozialversicherungspflichtigen sozialversicherungspflichtigen Beschäf- Beschäftigten haben das 55. Lebensjahr tigten arbeitet Vollzeit, rund 27 Prozent bereits vollendet. Die Beschäftigungs- Teilzeit. quote der Altersgruppe 55 bis 60 Jahre ist in den letzten zehn Jahren von 43 auf Arbeitsentgelt 58 Prozent gestiegen, die der über 60-Jährigen hat sich sogar mehr als Das durchschnittliche Bruttoarbeitsentgelt verdoppelt von 18 auf 38 Prozent. von sozialversicherungspflichtig Vollzeit- beschäftigten liegt in Nordrhein-Westfa- Arbeitszeit len bei 3.306 Euro (Männer: 3.464 Euro; Frauen: 3.004 Euro). Das entspricht dem Die sozialversicherungspflichtige Be westdeutschen Durchschnitt. 19 Prozent schäftigung steigt in etwas stärkerem der Vollzeitbeschäftigten erhalten ein Maße in der Teilzeitbeschäftigung, Bruttoarbeitsentgelt, welches unter der allerdings nicht auf Kosten der Voll- westdeutschen Niedriglohnschwelle von 8
2.203 Euro liegt. Diese Angaben bezie- Es gibt deutliche Unterschiede im Land. hen sich auf Ende 2017. Im Münsterland lag die Arbeitslosenquote im Oktober 2018 bei 3,8 Prozent, im Aufstockende Leistungen der Ruhrgebiet bei 9,0 Prozent. Grundsicherung Arbeitslosigkeit nach Personen- Etwas mehr als 292.000 Personen erhal gruppen ten neben ihrer Erwerbstätigkeit noch ergänzende Leistungen der Grundsiche Die Zahl der jüngeren Arbeitslosen im rung. Das bedeutet, dass diese ihre Be Alter bis 24 Jahre lag im Zeitraum von darfe zum Lebensunterhalt nicht durch ihr November 2017 bis Oktober 2018 bei Einkommen alleine tragen können. Etwa knapp 57.900. Damit reduzierte sich die 17 Prozent derjenigen, die ergänzende Zahl gegenüber dem Jahreswert 2017 Grundsicherungsleistungen erhalten, sind um rund 6.200 Personen oder 9,7 Pro- in einer sozialversicherungspflichtigen zent. Vollzeitbeschäftigung tätig, der Rest ist teilzeitbeschäftigt, geringfügig beschäftigt Die Beschäftigung von Älteren steigt, oder selbstständig. Rund 13.000 Vollzeit aber es ist für diese ungleich schwieriger, beschäftigte leben in einer Single-Be- die Arbeitslosigkeit zu verlassen, wenn sie darfsgemeinschaft. einmal eingetreten ist. Im Zeitraum von November 2017 bis Oktober 2018 waren Arbeitslosigkeit durchschnittlich rund 130.302 Arbeitslose 55 Jahre oder älter, immerhin eine Redu- Die Arbeitslosigkeit sinkt in Nordrhein- zierung um rund 2,8 Prozent gegenüber Westfalen derzeit kräftig. Durchschnitt- dem Jahreswert 2017. lich lag sie im Zeitraum von November 2017 bis Oktober 2018 bei 659.000 Die Zahl der schwerbehinderten Personen, was eine Reduzierung zum Arbeitslosen betrug im Zeitraum No- Jahresdurchschnitt 2017 um 42.220 vember 2017 bis Oktober 2018 durch- oder 6,0 Prozent bedeutete. Der Abbau schnittlich rund 47.200, ein Rückgang nimmt weiter an Fahrt auf. Prognosen gegenüber dem Jahr 2017 um rund berechnen für das Jahr 2019 eine 1,2 Prozent. Wer als schwerbehinder- durchschnittliche Arbeitslosigkeit von ter Mensch einmal arbeitslos ist, findet 628.800 Personen. Dies wäre eine schwerer als andere Personengrup- Reduzierung um 3,9 Prozent. pen wieder in Arbeit zurück. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen schwer- 9
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 behinderten Arbeitslosen ist größer als Zeitraum von November 2017 bis Okto- der Anteil der Langzeitarbeitslosen an ber 2018 um 17.800 beziehungsweise allen Arbeitslosen. Insgesamt ist die 6,1 Prozent auf 275.100. Davon waren Erwerbsbeteiligung schwerbehinderter 23.700 oder 8,6 Prozent im Rechts- Menschen und von Menschen mit chro- kreis SGB III und 251.400 Personen im nischen gesundheitlichen Beeinträchti- Rechtskreis SGB II arbeitslos. Der Anteil gungen gestiegen. der Langzeit- an allen Arbeitslosen be- trug 41,7 Prozent – mit steigender Ten- Die Zahl der ausländischen Arbeits- denz. Damit liegt der Anteil gegenüber losen sank im Zeitraum von November Deutschland (35,2 Prozent) signifikant 2017 bis Oktober 2018 um rund 10.100 höher. Jeder fünfte Langzeitarbeitslose in Personen oder 4,7 Prozent und betrug Nordrhein-Westfalen ist dabei bereits seit rund 203.900 Personen. Nachdem im fünf Jahren oder länger arbeitslos. Jahr 2016 zum einen die Fluchtmigration und zum anderen eine gestiegene Zu- Rund 43.500 Langzeitarbeitslose konn- wanderung vorrangig aus Rumänien und ten in Nordrhein-Westfalen im Zeitraum Bulgarien für eine deutliche Steigerung von November 2017 bis Oktober 2018 der ausländischen Arbeitslosen führte, tritt ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme nun eine leichte Entlastung der Arbeitslo- einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt sigkeit ein. Für beide Personengruppen beenden. gilt, dass deutsche Sprachkenntnisse elementar sind für gute Chancen auf Arbeitslosigkeit und Qualifikation dem Arbeitsmarkt. Auch wenn die Arbeitslosigkeit zu- Im Oktober 2018 lag die Arbeitslosigkeit letzt gesunken ist, so bestehen doch geflüchteter Menschen bei 52.500, rund weiterhin strukturelle Probleme: Oftmals 2.200 Personen weniger als ein Jahr zu- passten die Profile der Arbeitslosen in vor. Auch die Zahl der arbeitsuchenden berufsfachlicher, qualifikatorischer und geflüchteten Menschen sank gegenüber regionaler Hinsicht nur unzureichend zur dem Vorjahr, und zwar um rund 5.700 Arbeitskräftenachfrage der Wirtschaft. Personen. Rund 60 Prozent der nordrhein-westfä- Langzeitarbeitslosigkeit lischen Arbeitslosen hatten im Zeit- raum von November 2017 bis Oktober Die Zahl der Personen, die bereits ein 2018 keine abgeschlossene berufliche Jahr oder länger arbeitslos sind, sank im Ausbildung, in der Grundsicherung 10
für Arbeitsuchende waren es sogar die Integrationschancen Geringqualifi- über 70 Prozent und bei den Langzeit- zierter schwierig bleiben. arbeitslosen nahezu zwei Drittel. Zum Vergleich: Bundesweit lag der Anteil Qualifizierung stellt damit einen wesent- der gering qualifizierten Arbeitslosen lichen Schlüssel dar, um eine Verbes- ohne abgeschlossene Berufsausbildung serung der Arbeitsmarktsituation zu mit rund 52 Prozent deutlich niedriger. bewirken. Regional bestehen große Unterschiede beim Qualifikationsniveau der Arbeits- Arbeitskräftenachfrage losen. So ist im Münsterland rund die Hälfte der Arbeitslosen ohne beruflichen Im Zeitraum von November 2017 bis Ok- Abschluss, im Ruhrgebiet sind es beina- tober 2018 lagen die Stellenzugänge bei he 65 Prozent. Dabei gilt: Je höher der einer Gesamtzahl von rund 500.000 freien Anteil der Arbeitslosen ohne beruflichen Arbeitsstellen. Damit reduzierte sich die Abschluss ist, desto höher liegt im Nor- Arbeitskräftenachfrage gegenüber dem malfall die Arbeitslosenquote. Jahreswert 2017 um rund 18.000 oder 3,4 Prozent. Nach vier Jahren in Folge Geringqualifizierte profitieren bei ins- mit einer kräftigen Nachfragesteigerung gesamt steigender Beschäftigung nur sank nun erstmals wieder die Zahl der ge- unterdurchschnittlich von konjunktu- meldeten Stellen, bleibt aber auf hohem rellen und strukturellen Wachstums- Niveau. Die Besetzung der freien Arbeits- prozessen. Menschen ohne Berufsaus- plätze wird zunehmend schwieriger. Die bildung sind häufig auf die Ausübung Dauer vom geplanten Einstellungstermin von einfachen oder Anlerntätigkeiten bis zur tatsächlichen Besetzung stieg angewiesen; entsprechende Beschäf- auch im Jahr 2017 weiter an. Vor allem tigungsmöglichkeiten werden aber nur die Fachkraftstellen sind hiervon betroffen. in geringem Maße auf dem Arbeits- Ende 2017 dauerte es durchschnittlich markt angeboten und sind insgesamt 99 Tage, bis eine solche Stelle besetzt rückläufig. Nur etwa 16 Prozent der werden konnte. sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten in Nordrhein-Westfalen üben eine Die höchsten Stellenzugänge stammen Helfertätigkeit aus, rund 58 Prozent der aus der Zeitarbeit (37 Prozent), gefolgt Beschäftigten sind Fachkräfte mit ab- vom Einzelhandel und den Unterneh- geschlossener Berufsausbildung. Vor mensberatungen (jeweils 6 Prozent). In dem Hintergrund von Globalisierung diesen drei Branchen wurden auch die und technologischem Wandel werden höchsten Zuwächse registriert. 11
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 Die Stellenangebote bezogen sich zu ei- Für den Ausbildungsbeginn im Jahr nem großen Teil auf sozialversicherungs- 2018 suchten 133.803 Jugendliche pflichtige Beschäftigung (96,3 Prozent). eine Ausbildungsstelle. Die Zahl der Ebenso wurden zu 82,9 Prozent unbe- gemeldeten Ausbildungsstellen stieg da- fristete Arbeitsplätze und zu 83,5 Prozent gegen deutlich, und zwar um 5.577 oder Vollzeitbeschäftigungen angeboten. 5,1 Prozent auf 115.813 Stellen. Mehr als ein Fünftel der Stellenmeldun- Die Diskrepanz auf dem Ausbildungs- gen bezogen sich auf Helfertätigkeiten, markt zwischen den gemeldeten Be- mehr als 60 Prozent auf Tätigkeiten werberinnen und Bewerbern und den auf dem Niveau der dualen Berufsaus- gemeldeten Berufsausbildungsstellen bildung. hat sich somit im vergangenen Jahr ver- ringert. Trotzdem ist noch ein deutlicher Auch wenn die Stellenzugänge sanken, Bewerberüberhang vorhanden. Auf 100 so stieg der Bestand an Arbeitsstellen gemeldete Bewerberinnen und Bewer- im Zeitraum von November 2017 bis ber um einen Berufsausbildungsplatz Oktober 2018 gegenüber dem Jahres- kamen 87 gemeldete Ausbildungsstellen durchschnitt 2017 um 8,9 Prozent oder nach 80 im Vorjahr. Auch hier sind regio- 13.700. Durchschnittlich waren im Zeit- nal deutliche Unterschiede erkennbar. raum von November 2017 bis Oktober Im Ruhrgebiet kommen lediglich 73 ge- 2018 rund 168.700 Arbeitsstellen als frei meldete Berufsausbildungsstellen auf gemeldet. 100 gemeldete Bewerberinnen und Be- werber, in Südwestfalen ist mit 118 Aus- Ausbildungsmarkt bildungsstellen je 100 Bewerberinnen und Bewerber bereits ein Stellenüber- Im Jahr 2018 schritt die demografisch hang vorhanden, im Münsterland ist bedingte Entwicklung weiter voran. Die der Ausbildungsmarkt mit 106 Ausbil- Schulabgängerzahlen aus allgemein- dungsstellen je 100 Bewerberinnen und bildenden Schulen sanken erneut und Bewerber nahezu ausgeglichen. lagen bei gut 195.000. Im Jahr 2017 waren es noch rund 197.200. Neben der sinkenden Zahl gemeldeter Bewerberinnen und Bewerber sank am Auch aufgrund dieser Entwicklung sank Ende des Berufsberatungsjahres auch die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen die Anzahl der unversorgten Bewerbe- und Bewerber um einen Ausbildungs- rinnen und Bewerber, wenn auch mit platz um rund 3.170 oder 2,3 Prozent. einem Minus von 205 in deutlich gerin- 12
gerer Anzahl. Anscheinend konnte der änderung von 28,5 Prozent gegenüber Ausgleich in regionaler Hinsicht, aber dem Vorjahr. auch in qualifikatorischer Hinsicht nicht erreicht werden. Auch wenn die Anzahl der neu abge- schlossenen Ausbildungsverträge leicht Stark gestiegen ist die Zahl der am gestiegen ist, so ist ein Trend deutlich: Ende des Ausbildungsjahres noch unbe- Die Ausbildungsbetriebsquote war in setzten Ausbildungsstellen. Ein Plus von den letzten Jahren rückläufig. Seit dem rund 2.100 auf etwa 9.600 unbesetzten Jahr 2014 sind weniger als 100.000 Be- Ausbildungsstellen bedeutet eine Ver- triebe in der Ausbildung involviert. 13
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 2. Gemeinsame arbeitsmarktpolitische Ziele Die Entwicklung am Arbeitsmarkt gestaltet entwickeln und zu unterstützen sowie den sich insgesamt positiv. In den letzten Jah- Wandel in der Arbeitswelt aktiv zu gestal- ren ist die Zahl der sozialversicherungs- ten. Damit wird auch ein wichtiger Beitrag pflichtig Beschäftigten weiter gestiegen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und die Arbeitslosenzahlen sind zurück- der nordrhein-westfälischen Betriebe und gegangen. Langzeitarbeitslose können für zukunftssichere Arbeitsplätze geleistet. von dieser positiven Entwicklung nach wie vor kaum profitieren. Der Fachkräfte- Um den Herausforderungen der Arbeits- bedarf nimmt immer weiter zu. Während marktpolitik zu begegnen, haben sich viele Betriebe nach Fachkräften suchen, das Ministerium für Arbeit, Gesundheit bleiben trotz einer im Bundesvergleich und Soziales (MAGS) und die Regional- immer noch hohen Zahl von Arbeits- direktion NRW der Bundesagentur für losen offene Arbeitsstellen immer länger Arbeit ( RD) gemeinsam auf ausgewählte unbesetzt. Die allgemein positive Lage Handlungsfelder verständigt. am Arbeitsmarkt soll genutzt werden, um möglichst alle Menschen an dieser Ent- I. Langzeitarbeitslose aktivieren, In- wicklung teilhaben lassen zu können. Ziel tegrationschancen verbessern und ist es, berufliche Orientierung, Bildung soziale Teilhabe ermöglichen und Qualifizierung wirkungsvoller zu Die hohe Zahl an Langzeitarbeits- organisieren, neue Integrationswege für losen bleibt eine Herausforderung in Menschen mit erschwertem Arbeitsmarkt- Nordrhein-Westfalen und die Aktivitä- zugang zu ermöglichen, den Wert dualer ten zum Abbau der Langzeitarbeitslo- Ausbildung zu verdeutlichen, mehr junge sigkeit werden fortgeführt. Dabei soll Menschen für eine duale Ausbildung zu die Privatwirtschaft stärker als bisher gewinnen, den Übergang nach erfolg- eingebunden werden. Personen mit reicher Ausbildung in den Arbeitsmarkt Fluchthintergrund wird ausgehend weiter zu verbessern, wirksame Wege von ihren individuellen Bedarfen zur Deckung des Fachkräftebedarfs zu Unterstützung angeboten. Hierbei ist 14
das Zusammenwirken aller Arbeits- Zum Handlungsfeld gehört weiterhin marktpartner in den etablierten Struk- die Förderung guter Arbeit, um eine turen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. faire, menschengerechte Arbeitswelt zu gestalten und zu erhalten. II. Integration von Jugendlichen, insbesondere in den Ausbildungs- IV. Integrationschancen von Erziehen- markt, verbessern den erhöhen Vielen Jugendlichen gelingt der Ein- Die gezielte Bekämpfung von stieg in den Arbeitsmarkt nicht. Um Kinderarmut leistet einen Beitrag, mehr junge Menschen in Arbeit und um die Teilhabechancen zu sichern. Ausbildung zu integrieren, sollen die Das Bildungs- und Teilhabepaket zur Praxistauglichkeit und die Instrumen Förderung von Kindern und Jugend- te im Übergangssystem weiter ver- lichen aus Familien mit geringen bessert werden. Um Jugendliche Einkommen spielt dabei eine wichti- möglichst frühzeitig mit den Anforde- ge Rolle und das MAGS und die RD rungen der Arbeitswelt in Verbindung setzen sich gezielt dafür ein, dass zu bringen, soll die Berufsvorberei- möglichst viele Anspruchsberech- tung betrieblich gestaltet werden. tigte diese Leistungen erhalten. Die Zusätzlich erhöhen MAGS und RD Verbesserung der Chancengleich- die Investitionen in duale Ausbildung. heit am Arbeitsmarkt ist ein wichtiger Hebel, um die Integrationschancen III. D en Wandel in der Arbeitswelt und von Erziehenden zu erhöhen. am Arbeitsmarkt gestalten Die Angebote der beruflichen Wei V. erbesserung der Arbeitsmarktzu- V terbildung bilden eine Chance, um gänge für Menschen mit Behinderung die Menschen fit zu machen für Um Teilhabe aller Menschen in Nord- die fortschreitende Digitalisierung. rhein-Westfalen zu sichern, ist die Möglichst vielen Menschen soll der Stärkung der Inklusionskompetenz Zugang zu beruflicher Bildung und ein wichtiges Ziel. Mit Initiativen und Weiterbildung ermöglicht werden, Programmen wird daran gearbeitet, um die Beschäftigungschancen dass sich der Arbeitsmarktzugang von gering und nicht ausreichend und die Beschäftigungssituation von qualifizierten Arbeitslosen durch die Menschen mit Behinderung weiter Stärkung von abschlussorientierter verbessern. Dazu gehört auch die sowie marktnaher Teilqualifizierung weitere Begleitung der Umsetzungen kurz- und mittelfristig zu verbessern. des Bundesteilhabegesetzes. 15
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 3. Ressourcen I. Bund Eingliederungstitel SGB III wurden in die Berufseinstiegsbegleitung investiert (+ 26,5 Prozent zum VJ). Den Agenturen für Arbeit stand für das Haushaltsjahr 2018 im Eingliederungs Der Budgetansatz 2018 zur Förde- titel SGB III ein Budget in Höhe von rung von Jugendwohnheimen betrug 819 Mio. Euro zur Verfügung. 24,5 Mio. Euro. Bis zum Ende des dritten Jahresquar- Für weitere Leistungen der aktiven tals 2018 wurden hiervon 486 Mio. Euro Arbeitsförderung (u. a. für berufsvorbe- verausgabt, von denen 354 Mio. Euro reitende Bildungsmaßnahmen oder den (72,9 Prozent) auf integrationsorientier- nachträglichen Erwerb des Hauptschul- te Instrumente (u. a. Maßnahmen zur abschlusses) waren in Nordrhein-West- beruflichen Weiterbildung und Einglie- falen Mittel in Höhe von 148 Mio. Euro derungszuschüsse) entfielen. Dabei hat vorhanden, von denen bis Ende Septem- sich der Mitteleinsatz für die berufliche ber 2018 bereits 89,5 Mio. Euro abge- Weiterbildung im Vorjahresvergleich um flossen sind. 4,6 Prozent erhöht. Knapp 66 Mio. Euro (13,5 Prozent) sind Ende September 2018 für spezielle Maßnahmen für Jün- gere (berufsvorbereitende Bildungsmaß- Für die Förderung von Rehabilitanden nahmen, Berufsorientierungsmaßnahmen und schwerbehinderten Menschen stan- etc.) abgeflossen. Die Ausgabemittel wur- den in Nordrhein-Westfalen in 2018 Haus- den im Vergleich zum Vorjahr verstärkt für haltsmittel in Höhe von 617 Mio. Euro zur die assistierte Ausbildung (+22,3 Prozent) Verfügung. Davon entfallen 586 Mio. Euro und die Berufsorientierung (+ 15,7 Pro- auf die Teilhabe behinderter Menschen zent) eingesetzt. Rund 28 Mio. Euro am Arbeitsleben. Der Budgetansatz wurde 16
Eingliederungsleistungen und sonstige Leistungen inkl. Reha/SB (SGB III) Ist-Ausgaben zum 30.09.2018 in EUR RD-Bezirk NRW Stand 15.11.2018 37.629.798 699.580 15.797.624 28.167.428 21.642.181 89.497.510 65.821.070 377.899.022 354.238.242 Integrationsorientierte Instrumente Spezielle Maßnahmen für Jüngere Weitere Leistungen der aktiven AF Reha-Pflichtleistungen Berufseinstiegsbegleitung Gründungszuschüsse (GZ) Reha-Ermessensleistungen Persönliches Budget Eingliederungsleistungen SGB III Sonstige Leistungen der aktiven Arbeitsförderung zum Vorjahr um rund 34 Mio. Euro er- der flüchtlingsinduzierten Mehrbedarfe höht, um u. a. den zusätzlichen Aufgaben (72,9 Mio. Euro) im Jahr 2019 voraus- des Bundesteilhabegesetzes gerecht zu sichtlich 1,919 Mrd. Euro umfassen. Im werden. Ende des dritten Jahresquartals Vergleich zu 2018 stehen den gE damit 2018 lässt sich eine Ausgabensteigerung fast 277 Mio. Euro mehr zur Verfügung zum Vorjahr von knapp 2 Prozent beob- (+ 16,9 Prozent). achten. Von den 31 Mio. Euro, die für die Förderung schwerbehinderter Menschen Das Eingliederungsbudget umfasst bereitstanden, wurden 15,8 Mio. Euro davon fast 948 Mio. Euro und ent- investiert. Dies entspricht einem Plus zum hält neben den flüchtlingsinduzierten Vorjahr von 21,7 Prozent. Mehrbedarfen (36,5 Mio. Euro) auch die zusätzlichen Mittel zur Umsetzung der Eingliederungs- und Verwaltungs- prioritären Maßnahmen des Koalitions- titel SGB II vertrages zur 19. Legislaturperiode. Das SGB-II-Gesamtbudget aus Ein- Um die Qualifizierung und Vermittlung gliederungs- und Verwaltungstitel der von Langzeitarbeitslosen mit einem ganz- 35 gemeinsamen Einrichtungen (gE) heitlichen Ansatz voranzutreiben und um in Nordrhein-Westfalen wird inklusive Teilhabe sowohl auf dem allgemeinen als 17
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 auch auf dem sozialen Arbeitsmarkt zu flüchtlingsinduzierten Mehrbedarfe ermöglichen, werden die Eingliederungs- in Höhe von 38,8 Mio. Euro, beträgt leistungen im Jahr 2019 bundesweit um 857,5 Mio. Euro. Die Mittel für die Ein- 900 Mio. Euro aufgestockt (gE NRW: gliederungsleistungen der zkT, inkl. 177,9 Mio. Euro). Bis zum Jahr 2022 der flüchtlingsinduzierten Mehrbedarfe werden hierfür insgesamt 4 Mrd. Euro (19,4 Mio. Euro), belaufen sich auf zusätzlich bereitgestellt. 416,8 Mio. Euro. Von den zusätzlichen Mitteln zur Aufstockung des Eingliede- Das SGB-II-Gesamtbudget der 18 zu- rungstitels erhalten die zkT 74,6 Mio. gelassenen kommunalen Träger (zkT) Euro. in Nordrhein-Westfalen, inklusive der II. ESF Für die ESF-kofinanzierte Landesarbeits- Eingliederung junger Menschen in marktpolitik stehen in der Förderphase den Arbeitsmarkt (33 Prozent des 2014–2020 ab 2019 noch ESF-Mittel in Mittelvolumens) Höhe von ca. 190 Mio. Euro zur Verfü gung. Neben der Fortsetzung bewähr- • K ommunale Koordinierung – „Kein ter Förderprogramme wurde 2018 ein Abschluss ohne Anschluss“ Programm für zusätzliche betriebliche • Kooperative Ausbildung an Kohle- Ausbildungsplätze eingeführt und das mo- standorten difizierte „Werkstattjahr“ hat die „Produk- • Verbundausbildung tionsschule“ abgelöst. Förderschwerpunkt • Werkstattjahr bleibt der Übergang von der Schule in • Ausbildungsprogramm NRW Ausbildung und Beruf und die Fachkräfte- • „Teilzeitberufsausbildung – Einstieg problematik. Hinzu kommt eine stärkere begleiten – Perspektiven öffnen“ (TEP) Orientierung auf die Themen „Kinderar- • 100 zusätzliche Ausbildungsplätze für mut“ und „Digitalisierung“. behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen Diese neuen Schwerpunkte sowie die wei- • Kammerprüfungsgebühren teren Förderaktivitäten werden seit 2018 über folgende Maßnahmen umgesetzt: 18
Anpassung der Arbeitskräfte und Förderung des lebenslangen Lernens Unternehmen an den Wandel – (6 Prozent des Mittelvolumens) Fachkräftesicherung (24 Prozent des Mittelvolumens) • A lphabetisierungs- und Schulab- schlusskurse • K MU-Beratung zur Fachkräftesiche- • Weiterbildung von pädagogischem rung (Potenzialberatung) Personal • Bildungsscheck zur Fachkräftegewin- nung und Digitalisierung der Arbeitswelt Verbesserung der Systeme der • Beratung zur beruflichen Entwicklung allgemeinen beruflichen Bildung (12 Prozent des Mittelvolumens) Aktive Eingliederung – Armuts bekämpfung (21 Prozent des Mittel • Überbetriebliche Lehrlingsunter volumens) weisung (ÜLU) • Ö ffentlich geförderte Beschäftigung • Erwerbslosenberatungsstellen/ Arbeitslosenzentren • Basissprachkurse für Flüchtlinge • Bekämpfung der Langzeitarbeitslosig- keit mit Jobcentern III. Land Modellprojekte zur Integration Landesförderung des Bundesprogramms Langzeitarbeitsloser, Flankierung „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“. „Soziale Teilhabe“ Für die Förderung der Modellprojekte Das Land fördert seit 2017 mit zusätz- zur Integration Langzeitarbeitsloser wur- lichen Haushaltsmitteln Aktivitäten zum den von 2017 bis Ende 2019 zusätzliche Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit. Dazu Landesmittel zur Verfügung gestellt, um gehören Mittel für die Förderung der damit in den besonders von Arbeits- Modellprojekte zur Integration Langzeit- losigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit arbeitsloser (ILA) und für die flankierende betroffenen Kommunen Dortmund, 19
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und gen des Bildungs- und Teilhabepakets, dem Kreis Recklinghausen Modellpro- um die gesellschaftliche und arbeits- jekte zu fördern. marktliche Integration durch Bildung zu forcieren sowie Bildungsarmut und Bis Ende 2018 haben sich insgesamt soziale Exklusion zu verringern bzw. 34 der 53 Jobcenter in Nordrhein-West- ganz zu vermeiden. Das Landespro- falen an der Umsetzung des Bundespro- gramm, an dem alle nordrhein-west- gramms „Soziale Teilhabe am Arbeits- fälischen Kommunen partizipieren, gilt markt“ beteiligt. Um die 22 Jobcenter, damit als ein Baustein für die gesell- denen Ende 2016 zusätzliche Plätze schaftliche Integration von finanziell be- bewilligt wurden, bei der Umsetzung zu nachteiligten Kindern und Jugendlichen unterstützen, hat die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2017 Nordrhein-Westfalen im Haushaltsplan waren ca. 1.800 Bildungs- und Teilhabe 2017 13,6 Mio. Euro für 2017 und 2018 beraterinnen und -berater landesweit im zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2018 Einsatz, die durch das Landesprogramm wurden 2.720 Plätze mit 6,5 Mio. Euro mitfinanziert wurden. Der Großteil der in 20 Jobcentern gefördert. Beraterinnen und Berater war in Grund- schulen eingesetzt (ca. 50 Prozent), um Landesprogramm „Soziale Arbeit bereits möglichst früh allen finanziell an Schulen“ benachteiligten Kindern die soziale und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Seit dem Jahr 2015 finanziert das Land Nordrhein-Westfalen mit jährlich Das Landesprogramm „Soziale Arbeit an ca. 47,7 Mio. Euro das Programm Schulen im Rahmen des Bildungs- und „Soziale Arbeit an Schulen im Rahmen Teilhabepakets“ war zunächst bis Ende des Bildungs- und Teilhabepakets“, 2018 befristet und wurde durch die Lan- nachdem der Bund die Förderung der desregierung nunmehr bis Ende 2020 in Schulsozialarbeit im Rahmen des Bil- gleicher finanzieller Höhe verlängert. dungs- und Teilhabepakets Ende 2013 eingestellt hat. Mit den bereitgestellten BuT-Leistungen NRW Mitteln werden die Kommunen bei einer ihrer originären Aufgaben, der sozial- Im Jahr 2017 wurden Leistungen des raumorientierten Sozialarbeit, unter- Bildungs- und Teilhabepakets (BuT) stützt. Hauptaufgabe der eingesetzten in Höhe von rund 184 Mio. Euro in Bildungs- und Teilhabeberaterinnen und Nordrhein-Westfalen in Anspruch -berater ist die Vermittlung von Leistun- genommen. Dies entspricht einer 20
Steigerung von rund 10 Mio. Euro im Übergang Schule – Beruf Vergleich zum Vorjahr. Die höchste Inanspruchnahme der BuT-Leistungen Mit „Kein Abschluss ohne Anschluss – (Schulausflüge/-klassenfahrten, Schul- Übergang Schule – Beruf in NRW“ bedarfspaket, Schülerbeförderung, (KAoA) ist eine strategische Bündelung Lernförderung, Mittagsverpflegung und systematische Gestaltung der sowie soziale und kulturelle Teilhabe) Berufsorientierung für ganz Nord- bildete die Zuwendung für die Mittags- rhein-Westfalen gelungen. Dazu wurden verpflegung, die mit knapp 70 Mio. die Mittel des Landes Nordrhein-West- Euro rund 38 Prozent der Gesamt- falen, des BMBF, der Kommunen, der leistungen ausmachte. Die konstant Landschaftsverbände Rheinland und steigende Ausgabenentwicklung seit Westfalen-Lippe und der RD NRW unter Einführung des Bildungs- und Teil- dem Dach von KAoA gebündelt. Alle habepakets zeigt, dass die BuT-Leis- Finanzgeber und auch die Wirtschaft, tungen immer mehr bei den finanziell die einen hohen Anteil der Praxisphasen benachteiligten Kindern und Jugend- in KAoA bereitstellt, haben ihre Förder- lichen ankommen und damit immer linien eingebracht und die Ausgestaltung mehr Kinder und Jugendliche bei der des Systems im Ausbildungskonsens gesellschaftlichen Integration eine Nordrhein-Westfalen abgestimmt und Unterstützung erfahren. beschlossen. in Euro Entwicklung der BuT-Ausgaben in Nordrhein-Westfalen 2012 bis 2017 190.000.000 180.000.000 170.000.000 160.000.000 150.000.000 140.000.000 130.000.000 120.000.000 110.000.000 100.000.000 2012 2013 2014 2015 2016 2017 21
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 Dafür stehen insgesamt rund 50 Mio. Euro den Förderschwerpunkten (FSP) Geis- zur Verfügung. tige Entwicklung (GG), Körperliche und motorische Entwicklung (KM), Hören Für die Umsetzung vor Ort wurden in und Kommunikation (HK), Sehen (SE) jeder der 53 Gebietskörperschaften und Sprache (SB) – in der Sek I im Fall bis zu sechs Stellen für die kommu- einer schweren Beeinträchtigung und/ nale Koordinierung eingerichtet, die oder in Verbindung mit einer sekundä- zu 50 Prozent durch das Land Nord- ren, schweren Entwicklungsverzögerung rhein-Westfalen/ESF und zu 50 Prozent wurde bei den beiden Landschaftsver- von den Kommunen finanziert werden. bänden jeweils eine Koordinierungs- stelle mit vier Stellen eingerichtet, die Für die Zielgruppe der Schülerinnen und zu 50 Prozent durch das Land Nord- Schüler mit einer Schwerbehinderung rhein-Westfalen/ESF und zu 50 Prozent und/oder mit ausgewiesenem Bedarf an vom jeweiligen Landschaftsverband sonderpädagogischer Unterstützung in finanziert werden. 22
4. Gemeinsame Handlungsfelder I. Langzeitarbeitslose aktivieren, Integrations- chancen verbessern und soziale Teilhabe ermöglichen a. Aktivitäten zum Abbau der Der Ausbau und die Verstetigung von Langzeitarbeitslosigkeit Strategien und Handlungsansätzen zur Aktivierung und Integration von Lang- Die positive Arbeitsmarktlage ermöglicht zeitleistungsbezieherinnen bzw. -bezie- Langzeitarbeitslosen gerade jetzt gute hern und Langzeitarbeitslosen wird auch Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt. in den kommenden Jahren besonders Viele von ihnen sind motiviert und ha- im Fokus stehen. Ein Schwerpunkt liegt ben die Möglichkeit, ihre Kompetenzen dabei auf der individuellen Begleitung unter Beweis zu stellen. Eine individuel- dieser Menschen. le, intensive Förderung der Stärken des Einzelnen ist wichtig, denn Langzeit- Ein entscheidender Ansatz zur Redu- arbeitslose besitzen auch unentdeckte zierung der Langzeitarbeitslosigkeit ist, Fähigkeiten und Kompetenzen. sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Mit einer intensiven, ganzheitlichen Be- Um die Langzeitarbeitslosigkeit abzu- treuung (INGA) werden die Menschen, bauen, werden vielfältige Wege und die es schwerer am Arbeitsmarkt haben, Strategien verfolgt. Es gibt sowohl frühzeitig in den Agenturen für Arbeit präventive Ansätze als auch den sys- beraten und der Zugang zu Quali- tematischen Abbau der individuellen fizierungsangeboten oder präventiven Integrationshemmnisse mit dem Einsatz Maßnahmen eröffnet. Zudem werden im spezifischer Instrumente oder Ansätze Rahmen eines bundesweiten Projektes intensiver Betreuung sowie Konzepte für an 29 Standorten in Nordrhein-West eine verbesserte soziale Teilhabe. falen Menschen mit Präventions- und 23
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 Gesundheitsförderangeboten unter- aus. Das Angebot von Beratung und stützt, um deren Gesundheit und Qualifizierung muss auf die besonderen Beschäftigungsfähigkeit zu stärken. Bedarfe und individuellen Unterstüt- zungsnotwendigkeiten der langzeit- Im Integrationsprozess für langzeitar- arbeitslosen Menschen abgestellt sein. beitslose Menschen werden in persön- lichen Beratungsgesprächen individu- Durch die Integration in Arbeit wird die elle Handlungsstrategien gemeinsam soziale und gesellschaftliche Teilhabe erarbeitet, um den möglichen Weg einer ermöglicht und dabei ein wichtiger Bei- Integration gezielt gehen zu können. trag zur Armutsbekämpfung geleistet. Dabei gibt es eine umfassende Be- Für Menschen, die schon länger treuung bei der Stellensuche, eine arbeitslos sind, können durch geförder- gezielte Einbeziehung von notwendigen te Beschäftigungsverhältnisse soziale Qualifizierungsmaßnahmen oder eine Teilhabemöglichkeiten geschaffen, ihre weitere Begleitung nach erfolgreicher Beschäftigungsfähigkeit verbessert und Arbeitsaufnahme, um diese nachhaltig Übergänge in den allgemeinen Arbeits- zu sichern. markt vorbereitet werden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei Bei einigen Personen hat sich die die enge Vernetzung und Zusammen- Langzeitarbeitslosigkeit bereits derart arbeit der handelnden Personen vor Ort verfestigt, dass eine gewisse Ferne zum mit Arbeitgebern, um Brücken zur Ein- Erwerbsleben besteht. Die Langzeit- gliederung und Integration von langzeit- arbeitslosigkeit ist dann häufig mit einer arbeitslosen Menschen zu bauen. Einschränkung der sozialen Teilhabe ver- bunden. Daher ist zunächst eine schritt- Vorhandene Chancen von Arbeitsuchen- weise Heranführung an den Arbeitsmarkt den auf dem Arbeitsmarkt sollen somit erforderlich. Bestehende Regelförder- im Rahmen einer intensiven Betreuung angebote sowie Förderprogramme des in den Blick genommen und Beratungs- Landes und des Bundes sollen hierfür ansätze lösungsorientiert ausgerichtet sinnvoll kombiniert werden. werden. Im Bundesprogramm „Soziale Teilha- Die Intensität der Betreuung richtet sich be am Arbeitsmarkt“ wurden für diese dabei an den Bedarfen und an den vor- Menschen Beschäftigungsmöglichkeiten handenen Potenzialen der Menschen geschaffen, um die Beschäftigungs- 24
fähigkeit und das Teilhabeempfinden zu losigkeit betroffenen Standorten. Die verbessern und Übergänge in nachhal- Modellprojekte versuchen mit innovati- tige und ungeförderte Beschäftigung zu ven Ansätzen, wie z. B. der Verknüpfung ermöglichen. Das Land unterstützt die der kommunalen Auftragsvergabe mit Umsetzung des Bundesprogramms mit der Beschäftigung von Langzeitarbeits- einer flankierenden Landesförderung für losen, neue Arbeitsplätze auf dem allge- ergänzende Maßnahmen zur Aktivie- meinen Arbeitsmarkt zu erschließen. rung, Begleitung, Qualifizierung und Anleitung der Teilnehmenden. Mit dem Teilhabechancengesetz, das zum 01.01.2019 in Kraft getreten ist, Diese oder ähnliche Ansätze finden werden neue Beschäftigungsmöglichkei- sich auch im ESF-Bundesprogramm zur ten auf dem allgemeinen und sozialen „Eingliederung langzeitarbeitsloser Leis- Arbeitsmarkt für besonders arbeits- tungsberechtigter auf dem allgemeinen marktferne Langzeitarbeitslose geschaf- Arbeitsmarkt“ wieder. Auch hier wer- fen. Die Umsetzung des neuen Regel- den Perspektiven für eine nachhaltige instruments „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ berufliche Eingliederung dieser langzeit- (§ 16i SGB II) und des überarbeiteten arbeitslosen Menschen geschaffen. Instruments „Eingliederung von Lang- zeitarbeitslosen“ (§ 16e SGB II) wird Auch auf Landesebene liegt bei Projek- dabei eng durch das MAGS und die ten und Modellen der Fokus auf dem RD NRW begleitet. Ansatz, besonders langzeitarbeitslose Menschen bei der Rückkehr in das Er- Insgesamt setzen sich das Arbeitsminis- werbsleben zu unterstützen. So werden terium NRW und die Regionaldirektion in Nordrhein-Westfalen sozialversiche- NRW der Bundesagentur für Arbeit rungspflichtige Beschäftigungsverhält- weiter dafür ein, sozialintegrative Ansät- nisse sowie ein begleitendes Coaching ze für Arbeitsuchende mit besonderen und notwendige Qualifizierungsmaß- sozialen Problemlagen weiterzuentwi- nahmen mit dem ESF-kofinanzierten ckeln und die Zusammenarbeit an den Programm „Öffentlich geförderte Be- Schnittstellen zu anderen Rechtskrei- schäftigung NRW“ gefördert. Darüber sen und beteiligten Partnern auf dem hinaus fördert das Land neue, innova- Arbeitsmarkt voranzutreiben und weiter tive „Modellprojekte zur Integration von zu verbessern. langzeitarbeitslosen Menschen in den Arbeitsmarkt“ (ILA) an fünf besonders Vor dem Hintergrund der großen Hete- von Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeits- rogenität des nordrhein-westfälischen 25
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 Arbeitsmarktes ist die Entwicklung und anträge gestellt, rund 23.000 davon in Umsetzung von regionalen und lokalen Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig ist Handlungsansätzen zum Abbau der es dem Bundesamt für Migration und Langzeitarbeitslosigkeit in Zusammen- Flüchtlinge (BAMF) gelungen, Rückstän- arbeit mit den arbeitsmarktpolitischen de in der Bearbeitung von Asylanträgen Akteuren vor Ort (z. B. Durchführung der abzubauen und über neue Anträge zeit- 2015 initiierten „Runden Tische Langzeit- nah zu entscheiden. Das bedeutet, dass arbeitslosigkeit“) zu verstetigen. weniger Menschen in den Arbeitsagen- turen (Rechtskreis SGB III) zu betreuen b. Integration von geflüchteten sind, dafür jedoch deutlich mehr in den Menschen in Arbeit und Jobcentern (Rechtskreis SGB II). Ausbildung Ein wesentliches Handlungsfeld des Lan- Arbeitsagenturen und Jobcenter in des ist die Begleitung der Umsetzung des Nordrhein-Westfalen haben seit 2015 für SGB II auf Bundes- und Landesebene. eine große Zahl geflüchteter Menschen In enger Kooperation mit der RD NRW Leistungen zum Lebensunterhalt sicher- wird dabei die Zielsetzung verfolgt, die gestellt und individuelle Unterstützung Qualität der Leistungserbringung der beim Berufseinstieg geleistet. 2017 sind Jobcenter in Nordrhein-Westfalen auch in Nordrhein-Westfalen über 22.000 im Bereich der Arbeitsmarktintegration Menschen mit Fluchthintergrund in eine Geflüchteter weiterzuentwickeln. sozialversicherungspflichtige Beschäf- tigung eingemündet – gut ein Drittel als Viele der anerkannten geflüchteten Men- Fachkraft. Zusätzlich haben über 3.300 schen werden langfristig in Deutschland junge Geflüchtete eine Ausbildung aufge- bleiben. Sprache und eine Grundbildung nommen und den ersten Schritt zu einem sind die Basis für ein eigenständiges und nachhaltigen Berufseinstieg geschafft. aus eigener Arbeit finanziertes Leben. Damit ist es in Nordrhein-Westfalen ge- Dementsprechend hat das Erlernen der lungen, 2017 mehr als doppelt so viele deutschen Sprache höchste Priorität. geflüchtete Menschen in Arbeit und Aus- Mit der Optimierung des Sprachkurs- bildung zu integrieren als im Jahr davor. managements und der Einführung der berufsbezogenen Sprachförderung gem. Die Zugangszahlen haben sich mittler- § 45a AufenthG durch das BAMF stehen weile deutlich reduziert. Von August umfangreiche Angebote zur sprachlichen 2017 bis Juli 2018 wurden bundesweit Heranführung an den deutschen Ausbil- nur noch rund 97.000 neue Asylerst- dungs- und Arbeitsmarkt zur Verfügung. 26
Dennoch bleibt für die RD NRW und das regionalen Akteure, um die Erfahrungen Land Nordrhein-Westfalen die zeitnahe der Akteure vor Ort zur Weiterentwick- und wirkungsvolle Unterstützung bei der lung der Integrationsprozesse zu nutzen Integration in Ausbildung und Arbeit die und Impulse für die weitere Integrations- größte Herausforderung. Dabei ist ein arbeit zu geben. Im Beirat der RD NRW Schulabschluss eine wesentliche Voraus- „Integration von Geflüchteten in Arbeit und setzung, um dauerhaft und nachhaltig am Ausbildung“ arbeiten Vertreterinnen und Erwerbsleben teilzunehmen und ein aus- Vertreter des Landes Nordrhein-West- kömmliches Einkommen zu erzielen. falen, der kommunalen Spitzenverbände sowie Unternehmensverbände, Kammern, Eine weitere Herausforderung ist der Gewerkschaften und der Freien Wohl- Umgang mit längerfristig Geduldeten. fahrtspflege als wichtige Partner bei der Für diese Zielgruppe steht insbesondere Integration von Geflüchteten in Arbeit und im Hinblick auf die sprachliche Qualifi- Ausbildung zusammen. zierung nach wie vor nur ein begrenztes Angebot zur Verfügung und auch die Ergänzend zu den bestehenden Regel- Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen angeboten haben die Bundesagentur für Maßnahmen ist in der Regel deutlich Arbeit sowie die zugelassenen kommu- eingeschränkt. nalen Träger zugeschnittene Angebote und Maßnahmen für geflüchtete Men- Grundlage hierbei sind die Sprachför- schen entwickelt. Dazu gehören derungsangebote des Bundes. Im Blick ist dabei auch die qualitative Weiterent- –– ombination von Sprachförderung K wicklung und bedarfsgerechte Umset- des BAMF mit Maßnahmen der zung der Sprachförderangebote sowie aktiven Arbeitsförderung (KompAS, die Umsetzung auf Landesebene. KomBer, KomjuF) –– Berufliches Handlungswissen sichtbar Vernetzung und Verzahnung machen (MYSKILLS) –– Perspektiven für Flüchtlinge (PerF) Für eine gelingende Integration ge- –– Förderzentrum für Flüchtlinge (FfF) flüchteter Menschen kommt es vor –– Branchenübergreifende Koopera- allem auf die Vernetzung der Akteure tionsmodelle (Kommit, Step by Step) und Verzahnung der Angebote vor Ort –– Unterstützung der Integration von an. Die RD NRW und das Land fördern Flüchtlingen durch die (gemeinsa- in diesem Zusammenhang auf vielfälti- men) Arbeitgeber-Services ge Weise den Erfahrungsaustausch der 27
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020 c. Individuelle Beratung von Be- Menschen, deren fachliche Kenntnisse schäftigten, Arbeitsuchenden nicht den aktuellen Erfordernissen des und Arbeitslosen Arbeitsmarktes entsprechen, bedürfen einer zusätzlichen, individuellen Bera- Trotz guter Beschäftigungsprognosen tung, um schnell und zielgerichtet die für und demografischer Veränderungen sie notwendigen, passgenauen Quali- werden weiterhin Menschen in unter- fizierungsangebote zu erhalten. schiedlichen Lebenslagen von Arbeits- losigkeit betroffen sein. Die persönliche Gesamtsituation derer, die einen Zugang zum Arbeitsmarkt su- In diesem Spannungsfeld ist es Aufgabe chen, wird immer komplexer. Gefragt sind der Agenturen für Arbeit und der Job- daher mehr denn je individuelle Lösun- center, durch gezielte, individuelle und gen, die kompetenzorientiert die gesamte passgenaue Beratungs- und Vermitt- Lebenssituation in den Blick nehmen. lungsaktivitäten Arbeitslosigkeit mög- lichst zu vermeiden, zu verkürzen bzw. Die Aktivierung und Integration von Lang- Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern. zeitleistungsbezieherinnen bzw. -bezie- Prävention von Langzeitarbeitslosigkeit hern und Langzeitarbeitslosen durch die beginnt bereits bei den jungen Men- Jobcenter bleibt eine wichtige Aufgabe. schen und insbesondere am Übergang Insbesondere für diese Personengruppe Schule – Beruf mit gezielter Förderung kommt einer einzelfallbezogenen Be- und intensiver Unterstützung durch die gleitung mit unterschiedlichen Strategien, Agentur für Arbeit und die Jobcenter und spezifischen arbeitsmarktpolitischen in der rechtskreisübergreifenden Zu- Angeboten und präventiven Ansätzen be- sammenarbeit z. B. mit der Jugendhilfe. sondere Bedeutung zu. Für die Beschäftigten, Arbeitsuchenden Dabei liegt ein besonderes Gewicht auf und Arbeitslosen gilt es daher, die vorhan- einer intensiven, zielgerichteten und denen Chancen am Arbeitsmarkt schnell stärkenorientierten Beratung – aber in den Blick zu nehmen, ihre persönlichen auch auf einer bewerberorientierten und beruflichen Stärken herauszuarbei- Arbeit mit potenziellen Arbeitgebern, um ten, um so gemeinsam eine individuelle Beschäftigungschancen und Perspekti- Strategie zu einer nachhaltigen und zu- ven für beide Seiten zu eröffnen. kunftssicheren Integration zu entwickeln. Physische und psychische Einschrän- kungen, eine unzureichende allgemeine 28
und berufliche Bildung, Nichtanekennung Über eine Orientierung auf Qualifizierung erworbener Qualifikationen, unzureichen- und Vermittlung hinaus muss daher die de Sprachkenntnisse, nicht gesicherte Lebenslage der Betroffenen insgesamt Kinderbetreuung usw. sind Hemmnisse berücksichtigt werden. Dabei lohnt ge- für Langzeitarbeitslose und Langzeit- rade auch der Blick auf die gesamte leistungsbezieherinnen bzw. -bezieher Bedarfsgemeinschaft. in Bezug auf eine gelingende Integra- tion. Die Vielfalt der Ursachen und die Eine entscheidende Rolle in der Bera Unterschiedlichkeit des Personenkreises tung spielt dabei auch die „Beziehungs- erfordert eine auf den Einzelfall aus- arbeit“. Wertschätzung, Ermutigung, Er- gerichtete Handlungsstrategie, die die höhung der Selbstwirksamkeit, Eingehen gesamte Lebenssituation der Betroffenen auf individuelle Problemlagen, Berück- betrachtet und Perspektiven eröffnet, die sichtigung von Interessen und (nicht zer- schrittweise erreichbar sind. tifizierten) Qualifikationen sind geeignet, auch bei dieser schwierigen Zielgruppe oftmals unerwartete Integrationserfolge zu erzielen. II. Integration von Jugendlichen, insbesondere in den Ausbildungsmarkt, verbessern a. Weiterentwicklung des Die Partner im Ausbildungskonsens Ausbildungskonsenses NRW haben mit dem Beschluss im Spit- zengespräch am 12.04.2018 ihr Grund- Der Ausbildungskonsens ist in Nord- anliegen der Ausbildungsförderung be- rhein-Westfalen bereits 1996 mit der kräftigt und gleichzeitig die Perspektive Idee angetreten, dass jeder junge der Fachkräftesicherung ergänzt. Mensch in Nordrhein-Westfalen, der ausgebildet werden will, diesen Weg Der Ausbildungskonsens NRW hat auch antreten kann. Für dieses Ziel fünf Handlungsfelder definiert, um mit arbeiten die Vertreterinnen und Vertreter systematischen Handlungsansätzen der Landesregierung, der Wirtschafts- dem Fachkräftemangel auf dem nord- organisationen, der Gewerkschaft, der rhein-westfälischen Arbeits- und Aus- Arbeitsverwaltung und der Kommunen bildungsmarkt zu begegnen. partnerschaftlich zusammen. 29
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