Gemeinsames Arbeitsmarktprogramm 2019/2020 für Nordrhein-Westfalen - der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und des Landes ...

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Gemeinsames Arbeitsmarktprogramm 2019/2020 für Nordrhein-Westfalen - der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und des Landes ...
Gemeinsames Arbeitsmarktprogramm
2019/2020 für Nordrhein-Westfalen
der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und
des Landes Nordrhein-Westfalen
Gemeinsames Arbeitsmarktprogramm 2019/2020 für Nordrhein-Westfalen - der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und des Landes ...
Gemeinsames Arbeitsmarktprogramm 2019/2020 für Nordrhein-Westfalen - der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und des Landes ...
Vorwort

Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen      geflüchteten Menschen zu unterstützen,
steuert mit über 7 Millionen sozialversi-    sind zentrale Zukunftsaufgaben für das
cherungspflichtig Beschäftigten auf einen    Ministerium für Arbeit, Gesundheit und
weiteren Rekord zu. Gleichzeitig prägen      Soziales und die Regionaldirek­tion NRW
abzeichnende Fachkräfteeng­pässe auf         der Bundesagentur für Arbeit und damit
der einen Seite und verfestigte Lang­        auch die Spezialisten in den Jobcentern
zeitarbeitslosigkeit auf der anderen Seite   und Arbeitsagenturen.
das Bild auf dem nordrhein-westfälischen
Arbeitsmarkt.                                Das Ministerium für Arbeit, Gesund­heit
                                             und Soziales und die Regionaldirektion
Der demografische Wandel verschiebt          NRW der Bundesagentur für Arbeit
das Verhältnis von Angebot und Nach-         set­­­z­en die gute Zusammenarbeit der
frage. Das Erwerbspersonenpotenzial          letzten Jahre fort. Dazu haben wir uns
geht weiter zurück. Unternehmen haben        auf gemein­same Schwerpunkte unserer
bereits heute Schwierigkeiten, für be­       Arbeit verständigt, die im vorliegenden
stim­mte Qualifikationen, Regionen und       Arbeitsmarktprogramm ausführlich
Branchen geeignete Fachkräfte zu fin­        dargelegt werden.
den. Dies erfordert verstärkt individuelle
Lösungen und eine gute Kooperation der       Ziel unserer gemeinsamen Aktivitäten
Partner am Arbeits- und Ausbildungs­         ist dabei immer die Verbesserung der
markt. Den Fachkräftebedarf zu decken,       Lebens- und Arbeitsbedingungen der
vorhandene Potenziale auf dem Arbeits-       Menschen und ihrer Familien in Nord-
markt zu erkennen und zu nutzen, die         rhein-Westfalen. Das hat für uns höchs-
Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben           te Priorität.
auch bei fortschreitender Digitalisierung
zu erhalten, zukunftssichere Arbeitsplät-    Die genannten Ziele können wir aber
ze zu schaffen, Langzeitarbeitslosigkeit     nicht alleine erreichen, sondern nur
zu reduzieren und die Integration von        auf der Basis einer konstruktiven Zu-

                                                                                       3
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

sammenarbeit mit zahlreichen weiteren   Nur auf der Basis dieser Zusammen-
Arbeitsmarktakteuren. Diesen Dialog     arbeit kann es uns gemeinsam gelingen,
und diese Zusammenarbeit wollen wir     dass auch die Arbeitswelt von morgen
auch in Zukunft auf bewährte Art und    Teilhabemöglichkeiten für möglichst alle
Weise führen.                           Menschen bereithält.

Karl-Josef Laumann                      Christiane Schönefeld
Minister für Arbeit, Gesundheit         Vorsitzende der Geschäftsführung
und Soziales des Landes                 Regionaldirektion NRW der
Nordrhein-Westfalen                     Bundesagentur für Arbeit

4
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

1.	Aktuelle Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt ..........................                                  7

2.	Gemeinsame arbeitsmarktpolitische Ziele.....................................................                        14

3. Ressourcen....................................................................................................       16
   I. Bund.........................................................................................................     16
   II. ESF..........................................................................................................    18
   III. Land.........................................................................................................   19

4. Gemeinsame Handlungsfelder......................................................................                     23
   I.	Langzeitarbeitslose aktivieren, Integrationschancen verbessern
         und soziale Teilhabe ermöglichen............................................................                   23
		a.	Aktivitäten zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit ...........................                                    23
		b.	Integration von geflüchteten Menschen in Arbeit und
            Ausbildung ..........................................................................................       26
		 c.	Individuelle Beratung von Beschäftigten, Arbeitsuchenden
            und Arbeitslosen..................................................................................          28
   II.	Integration von Jugendlichen, insbesondere
         in den Ausbildungsmarkt, verbessern......................................................                      29
		a.	Weiterentwicklung des Ausbildungskonsenses ..................................                                     29
		b.	Praxistauglichkeit und Instrumente im Übergangssystem weiter
            verbessern ..........................................................................................       30
		c.	Berufsvorbereitung betrieblich gestalten.............................................                             32
		d.	Investitionen in duale Ausbildung erhöhen .........................................                               33
   III.	Den Wandel in der Arbeitswelt und am
         Arbeitsmarkt gestalten ............................................................................            34
		a.	Möglichst vielen Menschen einen Zugang zu beruflicher Bildung
            und Weiterbildung ermöglichen ..........................................................                    34

                                                                                                                             5
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

		b.	Teilzeitberufsausbildung – Einstieg begleiten – Perspektiven
         öffnen (TEP)........................................................................................   36
		c.	Unterstützung beruflicher Weiterbildung mit dem
         Bildungsscheck NRW..........................................................................           37
		d.	Die Chancen der Digitalisierung nutzen..............................................                      37
		e.	Gute Arbeit fördern..............................................................................         39
 IV.	Integrationschancen von Erziehenden erhöhen ......................................                        40
		a.	Kinderarmut bekämpfen......................................................................               40
		b.	„Bildungs- und Teilhabepaket“ zur Förderung von Kindern und
         Jugendlichen aus Familien mit geringen Einkommen nutzen.............                                   42
		c.	Chancengleichheit am Arbeitsmarkt fördern ......................................                          43
 V.	Verbesserung der Arbeitsmarktzugänge für Menschen mit Behinderung...                                       45
		a.	Inklusionskompetenzen stärken..........................................................                   45
		b.	Arbeitsmarktzugang von Menschen mit Behinderung fördern ...........                                       48

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1.	Aktuelle Situation auf dem
    Arbeits- und Ausbildungsmarkt

Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen          Die sozialversicherungspflichtige Be­­
ist vielschichtig. Von Regionen mit an-          schäfti­gung macht an der Gesamtbe-
nähernder Vollbeschäftigung, wie dem             schäftigung etwa 73 Prozent aus, mit
Münsterland, bis hin zu Regionen mit             steigender Tendenz. Dazu kommen noch
deutlichen strukturellen Problemen, wie          1,18 Millionen geringfügig Beschäf­tigte
dem Ruhrgebiet, finden sich nahezu alle          sowie 444.000 Beamtinnen und Beamte
denkbaren Ar­­­­beits­markt­konstellationen in   und 834.000 Selbstständige mit den mit-
Nordrhein-Westfalen wieder. Dieses hohe          helfenden Familienangehörigen (Stand
Maß an Heterogenität prägt den nord-             2017).
rhein-westfälischen Arbeitsmarkt und ist
eine gemeinsame Herausforderung aller            Der Dienstleistungssektor nimmt weiter an
arbeitsmarktpolitischen Akteure.                 Bedeutung zu. Insgesamt 73 Prozent der
                                                 sozialversicherungspflichtigen Beschäf­
Beschäftigung                                    tigten sind hier tätig, in jedem Jahr steigt
                                                 der Anteil um rund 0,5 Prozentpunkte.
Die sozialversicherungspflichtige Be­            Im verarbeitenden Gewerbe sind 27 Pro-
schäf­tigung in Nordrhein-Westfalen              zent beschäftigt, in der Landwirtschaft ist
wächst seit Mitte 2010 stetig an und             es ein halbes Prozent.
hat im Zeitraum von April 2017 bis
März 2018 (gleitender Jahreswert)                Mehr als 45 Prozent der sozialversiche­
rund 6,79 Millionen erreicht. Dies ist           rungspflichtigen Beschäftigten sind Frau-
der höchste Stand seit Einführung der            en. In der geringfügigen Beschäftigung
Statistik in den 1970er-Jahren. Prog-            dominieren sie mit einem Anteil von rund
nosen errechnen für 2018 eine weitere            62 Prozent.
Steigerung auf 6,88 Millionen, für 2019
auf 6,99 Mil­li­onen. Gegenüber dem              Die Beschäftigung älterer Menschen
Jahresdurchschnitt 2018 bedeutet dies            steigt an, vor allem, weil die geburten­
eine Steigerung von 1,6 Prozent.                 starken Jahrgänge in ihrer Beschäfti-

                                                                                            7
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

                                       Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
    7.000.000                                                                                                                               6.791.434
    6.800.000
    6.600.000
    6.400.000                                                                                                                    6.637.846
    6.200.000
    6.000.000                                                                    6.191.327
    5.800.000                                                 Veränderung gegenüber Vorjahr
                                                                                 + 153.600
    5.600.000
                                               5-Jahres-Veränderung                  +2,3 %
    5.400.000                                              + 600.100
    5.200.000                                                 +9,7 %
    5.000.000
                I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV
                2007 2008 2009 2010 2011 2012                                           2013 2014 2015 2016 2017 2018

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit;
jeweils Durchschnitt aus vier Quartalen; Berechnung: Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen

gung älter werden. Nahezu 20 Prozent                                             zeitbeschäftigung. Etwa 73 Prozent der
aller sozialversicherungspflichtigen                                             so­­zialversicherungspflichtigen Beschäf-
Be­­schäftigten haben das 55. Lebensjahr                                         tigten arbeitet Vollzeit, rund 27 Prozent
bereits vollendet. Die Beschäftigungs-                                           Teilzeit.
quote der Altersgruppe 55 bis 60 Jahre
ist in den letzten zehn Jahren von 43 auf                                        Arbeitsentgelt
58 Prozent gestiegen, die der über
60-Jährigen hat sich sogar mehr als                                              Das durchschnittliche Bruttoarbeitsentgelt
verdoppelt von 18 auf 38 Prozent.                                                von sozialversicherungspflichtig Vollzeit-
                                                                                 beschäftigten liegt in Nordrhein-Westfa-
Arbeitszeit                                                                      len bei 3.306 Euro (Männer: 3.464 Euro;
                                                                                 Frauen: 3.004 Euro). Das entspricht dem
Die sozialversicherungspflichtige Be­                                            westdeutschen Durchschnitt. 19 Prozent
schäftigung steigt in etwas stärkerem                                            der Vollzeitbeschäftigten erhalten ein
Maße in der Teilzeitbeschäftigung,                                               Brut­to­arbeitsentgelt, welches unter der
allerdings nicht auf Kosten der Voll-                                            westdeutschen Niedriglohnschwelle von

8
2.203 Euro liegt. Diese Angaben bezie-         Es gibt deutliche Unterschiede im Land.
hen sich auf Ende 2017.                        Im Münsterland lag die Arbeitslosen­quote
                                               im Oktober 2018 bei 3,8 Prozent, im
Aufstockende Leistungen der                    Ruhr­­­gebiet bei 9,0 Prozent.
Grundsicherung
                                               Arbeitslosigkeit nach Personen-
Etwas mehr als 292.000 Personen erhal­         gruppen
ten neben ihrer Erwerbstätigkeit noch
er­­­gänzende Leistungen der Grundsiche­       Die Zahl der jüngeren Arbeitslosen im
rung. Das bedeutet, dass diese ihre Be­­       Alter bis 24 Jahre lag im Zeitraum von
darfe zum Lebensunterhalt nicht durch ihr      November 2017 bis Oktober 2018 bei
Einkommen alleine tragen können. Etwa          knapp 57.900. Damit reduzierte sich die
17 Prozent derjenigen, die ergänzende          Zahl gegenüber dem Jahreswert 2017
Grundsicherungsleistungen erhalten, sind       um rund 6.200 Personen oder 9,7 Pro-
in einer sozialversicherungspflichtigen        zent.
Vollzeitbeschäftigung tätig, der Rest ist
teilzeitbeschäftigt, geringfügig beschäftigt   Die Beschäftigung von Älteren steigt,
oder selbstständig. Rund 13.000 Vollzeit­      aber es ist für diese ungleich schwieriger,
beschäftigte leben in einer Single-Be-         die Arbeitslosigkeit zu verlassen, wenn sie
darfsgemeinschaft.                             einmal eingetreten ist. Im Zeit­raum von
                                               November 2017 bis Oktober 2018 waren
Arbeitslosigkeit                               durchschnittlich rund 130.302 Ar­beitslose
                                               55 Jahre oder älter, immerhin eine Redu-
Die Arbeitslosigkeit sinkt in Nordrhein-­      zierung um rund 2,8 Prozent gegenüber
Westfalen derzeit kräftig. Durchschnitt-       dem Jahreswert 2017.
lich lag sie im Zeitraum von November
2017 bis Oktober 2018 bei 659.000              Die Zahl der schwerbehinderten
Pe­rsonen, was eine Reduzierung zum            Arbeitslosen betrug im Zeitraum No-
Jahresdurchschnitt 2017 um 42.220              vember 2017 bis Oktober 2018 durch-
oder 6,0 Prozent bedeutete. Der Abbau          schnittlich rund 47.200, ein Rückgang
nimmt weiter an Fahrt auf. Prognosen           gegenüber dem Jahr 2017 um rund
berechnen für das Jahr 2019 eine               1,2 Prozent. Wer als schwerbehinder-
durchschnittliche Arbeitslosigkeit von         ter Mensch einmal arbeitslos ist, findet
628.800 Personen. Dies wäre eine               schwerer als andere Personengrup-
Reduzierung um 3,9 Prozent.                    pen wieder in Arbeit zurück. Der Anteil
                                               Langzeitarbeitsloser an allen schwer-

                                                                                          9
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

behinderten Arbeitslosen ist größer als        Zeitraum von November 2017 bis Okto-
der Anteil der Langzeitarbeitslosen an         ber 2018 um 17.800 beziehungsweise
allen Arbeitslosen. Insgesamt ist die          6,1 Prozent auf 275.100. Davon waren
Erwerbsbeteiligung schwerbehinderter           23.700 oder 8,6 Prozent im Rechts-
Menschen und von Menschen mit chro-            kreis SGB III und 251.400 Personen im
nischen gesundheitlichen Beeinträchti-         Rechtskreis SGB II arbeitslos. Der Anteil
gungen gestiegen.                              der Langzeit- an allen Arbeitslosen be-
                                               trug 41,7 Prozent – mit steigender Ten-
Die Zahl der ausländischen Arbeits-            denz. Damit liegt der Anteil gegenüber
losen sank im Zeitraum von November            Deutschland (35,2 Prozent) signifikant
2017 bis Oktober 2018 um rund 10.100           höher. Jeder fünfte Langzeitarbeitslose in
Personen oder 4,7 Prozent und betrug           Nordrhein-West­falen ist dabei bereits seit
rund 203.900 Personen. Nachdem im              fünf Jahren oder länger arbeitslos.
Jahr 2016 zum einen die Fluchtmigration
und zum anderen eine gestiegene Zu-            Rund 43.500 Langzeitarbeitslose konn-
wanderung vorrangig aus Rumänien und           ten in Nordrhein-Westfalen im Zeitraum
Bulgarien für eine deutliche Steigerung        von November 2017 bis Oktober 2018
der ausländischen Arbeitslosen führte, tritt   ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme
nun eine leichte Entlastung der Arbeitslo-     einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt
sigkeit ein. Für beide Per­­sonengruppen       beenden.
gilt, dass deutsche Sprachkenntnisse
elementar sind für gute Chancen auf            Arbeitslosigkeit und Qualifikation
dem Arbeitsmarkt.
                                               Auch wenn die Arbeitslosigkeit zu-
Im Oktober 2018 lag die Arbeitslosigkeit       letzt gesunken ist, so bestehen doch
geflüchteter Menschen bei 52.500, rund         weiterhin strukturelle Probleme: Oftmals
2.200 Personen weniger als ein Jahr zu-        passten die Profile der Arbeitslosen in
vor. Auch die Zahl der arbeitsuchenden         berufsfachlicher, qualifikatorischer und
geflüchteten Menschen sank gegenüber           regionaler Hinsicht nur unzureichend zur
dem Vorjahr, und zwar um rund 5.700            Arbeitskräftenachfrage der Wirtschaft.
Per­sonen.
                                               Rund 60 Prozent der nordrhein-westfä-
Langzeitarbeitslosigkeit                       lischen Arbeitslosen hatten im Zeit-
                                               raum von November 2017 bis Oktober
Die Zahl der Personen, die bereits ein         2018 keine abgeschlossene berufliche
Jahr oder länger arbeitslos sind, sank im      Ausbildung, in der Grundsicherung

10
für Arbeitsuchende waren es sogar          die Integrationschancen Geringqualifi-
über 70 Prozent und bei den Langzeit-      zierter schwierig bleiben.
arbeitslosen nahezu zwei Drittel. Zum
Vergleich: Bundesweit lag der Anteil       Qualifizierung stellt damit einen wesent-
der gering qualifizierten Arbeitslosen     lichen Schlüssel dar, um eine Verbes-
ohne abgeschlossene Berufsausbildung       serung der Arbeitsmarktsituation zu
mit rund 52 Prozent deutlich niedriger.    bewirken.
Regional bestehen große Unterschiede
beim Qualifikationsniveau der Arbeits-     Arbeitskräftenachfrage
losen. So ist im Münsterland rund die
Hälfte der Arbeitslosen ohne beruflichen   Im Zeitraum von November 2017 bis Ok-
Abschluss, im Ruhrgebiet sind es beina-    tober 2018 lagen die Stellenzugänge bei
he 65 Prozent. Dabei gilt: Je höher der    einer Gesamtzahl von rund 500.000 freien
Anteil der Arbeitslosen ohne beruflichen   Arbeitsstellen. Damit reduzierte sich die
Abschluss ist, desto höher liegt im Nor-   Arbeitskräftenachfrage gegenüber dem
malfall die Arbeitslosenquote.             Jahreswert 2017 um rund 18.000 oder
                                           3,4 Prozent. Nach vier Jahren in Folge
Geringqualifizierte profitieren bei ins-   mit einer kräftigen Nachfragesteigerung
gesamt steigender Beschäftigung nur        sank nun erstmals wieder die Zahl der ge-
unterdurchschnittlich von konjunktu-       meldeten Stellen, bleibt aber auf hohem
rellen und strukturellen Wachstums-        Niveau. Die Besetzung der freien Arbeits-
prozessen. Menschen ohne Berufsaus-        plätze wird zunehmend schwieriger. Die
bildung sind häufig auf die Ausübung       Dauer vom geplanten Einstellungstermin
von einfachen oder Anlerntätigkeiten       bis zur tatsächlichen Besetzung stieg
angewiesen; entsprechende Beschäf-         auch im Jahr 2017 weiter an. Vor allem
tigungsmöglichkeiten werden aber nur       die Fachkraftstellen sind hiervon betroffen.
in geringem Maße auf dem Arbeits-          Ende 2017 dauerte es durchschnittlich
markt angeboten und sind insgesamt         99 Tage, bis eine solche Stelle besetzt
rückläufig. Nur etwa 16 Prozent der        werden konnte.
sozialversicherungspflichtig Beschäftig-
ten in Nordrhein-Westfalen üben eine       Die höchsten Stellenzugänge stammen
Helfertätigkeit aus, rund 58 Prozent der   aus der Zeitarbeit (37 Prozent), gefolgt
Beschäftigten sind Fachkräfte mit ab-      vom Einzelhandel und den Unterneh-
geschlossener Berufsausbildung. Vor        mensberatungen (jeweils 6 Prozent). In
dem Hintergrund von Globalisierung         diesen drei Branchen wurden auch die
und technologischem Wandel werden          höchsten Zuwächse registriert.

                                                                                    11
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

Die Stellenangebote bezogen sich zu ei-      Für den Ausbildungsbeginn im Jahr
nem großen Teil auf sozialversicherungs-     2018 suchten 133.803 Jugendliche
pflichtige Beschäftigung (96,3 Prozent).     eine Ausbildungsstelle. Die Zahl der
Ebenso wurden zu 82,9 Prozent unbe-          gemeldeten Ausbildungsstellen stieg da-
fristete Arbeitsplätze und zu 83,5 Prozent   gegen deutlich, und zwar um 5.577 oder
Vollzeitbeschäftigungen angeboten.           5,1 Prozent auf 115.813 Stellen.

Mehr als ein Fünftel der Stellenmeldun-      Die Diskrepanz auf dem Ausbildungs-
gen bezogen sich auf Helfertätigkeiten,      markt zwischen den gemeldeten Be-
mehr als 60 Prozent auf Tätigkeiten          werberinnen und Bewerbern und den
auf dem Niveau der dualen Berufsaus-         gemeldeten Berufsausbildungsstellen
bildung.                                     hat sich somit im vergangenen Jahr ver-
                                             ringert. Trotzdem ist noch ein deutlicher
Auch wenn die Stellenzugänge sanken,         Bewerberüberhang vorhanden. Auf 100
so stieg der Bestand an Arbeitsstellen       gemeldete Bewerberinnen und Bewer-
im Zeitraum von November 2017 bis            ber um einen Berufsausbildungsplatz
Oktober 2018 gegenüber dem Jahres-           kamen 87 gemeldete Ausbildungsstellen
durchschnitt 2017 um 8,9 Prozent oder        nach 80 im Vorjahr. Auch hier sind regio-
13.700. Durchschnittlich waren im Zeit-      nal deutliche Unterschiede erkennbar.
raum von November 2017 bis Oktober           Im Ruhrgebiet kommen lediglich 73 ge-
2018 rund 168.700 Arbeitsstellen als frei    meldete Berufsausbildungsstellen auf
gemeldet.                                    100 gemeldete Bewerberinnen und Be-
                                             werber, in Südwestfalen ist mit 118 Aus-
Ausbildungsmarkt                             bildungsstellen je 100 Bewerberinnen
                                             und Bewerber bereits ein Stellenüber-
Im Jahr 2018 schritt die demografisch        hang vorhanden, im Münsterland ist
bedingte Entwicklung weiter voran. Die       der Ausbildungsmarkt mit 106 Ausbil-
Schulabgängerzahlen aus allgemein-           dungsstellen je 100 Bewerberinnen und
bildenden Schulen sanken erneut und          Bewerber nahezu ausgeglichen.
lagen bei gut 195.000. Im Jahr 2017
waren es noch rund 197.200.                  Neben der sinkenden Zahl gemeldeter
                                             Bewerberinnen und Bewerber sank am
Auch aufgrund dieser Entwicklung sank        Ende des Berufsberatungsjahres auch
die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen        die Anzahl der unversorgten Bewerbe-
und Bewerber um einen Ausbildungs-           rinnen und Bewerber, wenn auch mit
platz um rund 3.170 oder 2,3 Prozent.        einem Minus von 205 in deutlich gerin-

12
gerer Anzahl. Anscheinend konnte der        änderung von 28,5 Prozent gegenüber
Ausgleich in regionaler Hinsicht, aber      dem Vorjahr.
auch in qualifikatorischer Hinsicht nicht
erreicht werden.                            Auch wenn die Anzahl der neu abge-
                                            schlossenen Ausbildungsverträge leicht
Stark gestiegen ist die Zahl der am         gestiegen ist, so ist ein Trend deutlich:
Ende des Ausbildungsjahres noch unbe-       Die Ausbildungsbetriebsquote war in
setzten Ausbildungsstellen. Ein Plus von    den letzten Jahren rückläufig. Seit dem
rund 2.100 auf etwa 9.600 unbesetzten       Jahr 2014 sind weniger als 100.000 Be-
Ausbildungsstellen bedeutet eine Ver-       triebe in der Ausbildung involviert.

                                                                                   13
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

2.	Gemeinsame arbeitsmarktpolitische
    Ziele

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt gestal­tet    entwickeln und zu unterstützen sowie den
sich insgesamt positiv. In den letzten Jah-   Wandel in der Arbeitswelt aktiv zu gestal-
ren ist die Zahl der sozialversicherungs-     ten. Damit wird auch ein wichtiger Beitrag
pflichtig Beschäftigten weiter gestiegen      zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
und die Arbeitslosenzahlen sind zurück-       der nordrhein-westfälischen Betriebe und
gegangen. Langzeitarbeitslose können          für zukunftssichere Arbeitsplätze geleistet.
von dieser positiven Entwicklung nach
wie vor kaum profitieren. Der Fachkräfte-     Um den Herausforderungen der Arbeits-
bedarf nimmt immer weiter zu. Während         marktpolitik zu begegnen, haben sich
viele Betriebe nach Fachkräften suchen,       das Ministerium für Arbeit, Gesund­heit
bleiben trotz einer im Bundesver­gleich       und Soziales (MAGS) und die Regional-
immer noch hohen Zahl von Arbeits-            direktion NRW der Bundesagentur für
losen offene Arbeitsstellen immer länger      Arbeit ( RD) gemeinsam auf ausgewählte
unbesetzt. Die allgemein positive Lage        Handlungsfelder verständigt.
am Arbeitsmarkt soll genutzt werden, um
möglichst alle Mensch­en an dieser Ent-       I.   Langzeitarbeitslose aktivieren, In-
wicklung teilhaben lassen zu können. Ziel          tegrationschancen verbessern und
ist es, berufliche Orientierung, Bildung           soziale Teilhabe ermöglichen
und Qualifizierung wirkungsvoller zu                Die hohe Zahl an Langzeitarbeits-
organisieren, neue Integrationswege für            losen bleibt eine Herausforderung in
Menschen mit er­­­schwertem Arbeitsmarkt-            Nordrhein-Westfalen und die Aktivitä­-
zugang zu ermöglichen, den Wert dualer             ten zum Abbau der Langzeitarbeitslo-
Ausbildung zu verdeutlichen, mehr junge            sigkeit werden fortgeführt. Dabei soll
Menschen für eine duale Ausbildung zu              die Privatwirtschaft stärker als bisher
gewinnen, den Übergang nach erfolg-                  eingebunden werden. Per­sonen mit
reicher Ausbildung in den Arbeitsmarkt               Fluchthintergrund wird ausgehend
weiter zu verbessern, wirksame Wege                  von ihren individuellen Bedarfen
zur Deckung des Fachkräftebedarfs zu                 Unterstützung angeboten. Hierbei ist

14
das Zusammenwirken aller Arbeits-               Zum Handlungsfeld gehört weiterhin
      marktpartner in den eta­blierten Struk-         die Förderung guter Arbeit, um eine
      turen ein wesentlicher Erfolgsfaktor.           faire, menschengerechte Arbeitswelt
                                                      zu gestalten und zu erhalten.
II.   Integration von Jugendlichen,
       insbesondere in den Ausbildungs-          IV. Integrationschancen von Erziehen-
       markt, verbessern                              den erhöhen
       Vielen Jugendlichen gelingt der Ein-          Die gezielte Bekämpfung von
        stieg in den Arbeitsmarkt nicht. Um            Kinderarmut leistet einen Beitrag,
        mehr junge Menschen in Arbeit und              um die Teilhabechancen zu sichern.
        Ausbildung zu integrieren, sollen die          Das Bildungs- und Teilhabepaket zur
        Praxistauglichkeit und die Instrumen­          För­derung von Kindern und Jugend-
        te im Übergangssystem weiter ver-­           lichen aus Familien mit geringen
        bessert werden. Um Jugendliche                 Einkomm­en spielt dabei eine wichti-
        möglichst frühzeitig mit den Anforde-        ge Rolle und das MAGS und die RD
        rungen der Arbeitswelt in Verbindung         setzen sich gezielt dafür ein, dass
        zu bringen, soll die Berufsvorberei-         möglichst viele Anspruchsberech-
        tung betrieblich gestaltet werden.           tigte diese Leistungen erhalten. Die
        Zusätzlich erhöhen MAGS und RD                 Verbesse­rung der Chancengleich-
        die Investitionen in duale Ausbildung.       heit am Arbeitsmarkt ist ein wichtiger
                                                     Hebel, um die Integrationschancen
III. D
      en Wandel in der Arbeitswelt und              von Erziehenden zu erhöhen.
     am Arbeitsmarkt gestalten
     Die Angebote der beruflichen Wei­          V.    erbesserung der Arbeitsmarktzu-
                                                      V
      terbildung bilden eine Chance, um                gänge für Menschen mit Behinderung
      die Menschen fit zu machen für                  Um Teilhabe aller Menschen in Nord-
      die fortschreitende Digitalisierung.            rhein-Westfalen zu sichern, ist die
      Möglichst vielen Menschen soll der              Stärkung der Inklusionskompetenz
      Zugang zu beruflicher Bildung und               ein wichtiges Ziel. Mit Initiativen und
      Weiterbildung ermöglicht werden,                Programmen wird daran gearbeitet,
      um die Beschäftigungschancen                    dass sich der Arbeitsmarktzugang
      von gering und nicht ausreichend                und die Beschäftigungssituation von
      qualifizierten Arbeitslosen durch die           Menschen mit Behinderung weiter
      Stärkung von abschlussorientierter              verbessern. Dazu gehört auch die
      sowie marktnaher Teilqualifizierung             weitere Begleitung der Umsetzungen
      kurz- und mittelfristig zu verbessern.          des Bundesteilhabegesetzes.

                                                                                          15
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

3.       Ressourcen

I. Bund
Eingliederungstitel SGB III                  wurden in die Berufseinstiegsbegleitung
                                             investiert (+ 26,5 Prozent zum VJ).
Den Agenturen für Arbeit stand für das
Haushaltsjahr 2018 im Eingliederungs­        Der Budgetansatz 2018 zur Förde-
titel SGB III ein Budget in Höhe von         rung von Jugendwohnheimen betrug
819 Mio. Euro zur Verfügung.                 24,5 Mio. Euro.

Bis zum Ende des dritten Jahresquar-         Für weitere Leistungen der aktiven
tals 2018 wurden hiervon 486 Mio. Euro       Arbeitsförderung (u. a. für berufsvorbe-
verausgabt, von denen 354 Mio. Euro          reitende Bildungsmaßnahmen oder den
(72,9 Prozent) auf integrationsorientier-    nachträglichen Erwerb des Hauptschul-
te Instrumente (u. a. Maßnahmen zur          abschlusses) waren in Nordrhein-West-
beruflichen Weiterbildung und Einglie-       falen Mittel in Höhe von 148 Mio. Euro
derungszuschüsse) entfielen. Dabei hat       vorhanden, von denen bis Ende Septem-
sich der Mitteleinsatz für die berufliche    ber 2018 bereits 89,5 Mio. Euro abge-
Weiterbildung im Vorjahresvergleich um       flossen sind.
4,6 Prozent erhöht. Knapp 66 Mio. Euro
(13,5 Prozent) sind Ende September
2018 für spezielle Maßnahmen für Jün-
gere (berufsvorbereitende Bildungsmaß-       Für die Förderung von Rehabilitanden
nahmen, Berufsorientierungsmaßnahmen         und schwerbehinderten Menschen stan-
etc.) abgeflossen. Die Ausgabemittel wur-    den in Nordrhein-Westfalen in 2018 Haus-
den im Vergleich zum Vorjahr verstärkt für   haltsmittel in Höhe von 617 Mio. Euro zur
die assistierte Ausbildung (+22,3 Prozent)   Verfügung. Davon entfallen 586 Mio. Euro
und die Berufsorientierung (+ 15,7 Pro-      auf die Teilhabe behinderter Menschen
zent) eingesetzt. Rund 28 Mio. Euro          am Arbeitsleben. Der Budgetansatz wurde

16
Eingliederungsleistungen und sonstige Leistungen inkl. Reha/SB (SGB III)
 Ist-Ausgaben zum 30.09.2018 in EUR
 RD-Bezirk NRW
 Stand 15.11.2018

                             37.629.798                                                  699.580
                                                                                                          15.797.624
      28.167.428                                                                  21.642.181                     89.497.510

      65.821.070

                                                                          377.899.022
                                                   354.238.242
  Integrationsorientierte Instrumente   Spezielle Maßnahmen für Jüngere    Weitere Leistungen der aktiven AF   Reha-Pflichtleistungen
  Berufseinstiegsbegleitung             Gründungszuschüsse (GZ)            Reha-Ermessensleistungen            Persönliches Budget

             Eingliederungsleistungen SGB III                                         Sonstige Leistungen der
                                                                                      aktiven Arbeitsförderung

zum Vorjahr um rund 34 Mio. Euro er-                                  der flüchtlingsinduzierten Mehrbedarfe
höht, um u. a. den zusätzlichen Aufgaben                              (72,9 Mio. Euro) im Jahr 2019 voraus-
des Bundesteilhabegesetzes gerecht zu                                 sichtlich 1,919 Mrd. Euro umfassen. Im
werden. Ende des dritten Jahresquartals                               Vergleich zu 2018 stehen den gE damit
2018 lässt sich eine Ausgabensteigerung                               fast 277 Mio. Euro mehr zur Verfügung
zum Vorjahr von knapp 2 Prozent beob-                                 (+ 16,9 Prozent).
achten. Von den 31 Mio. Euro, die für die
Förderung schwerbehinderter Menschen                                  Das Eingliederungsbudget umfasst
bereitstanden, wurden 15,8 Mio. Euro                                  davon fast 948 Mio. Euro und ent-
investiert. Dies entspricht einem Plus zum                            hält neben den flüchtlingsinduzierten
Vorjahr von 21,7 Prozent.                                             Mehrbedarfen (36,5 Mio. Euro) auch die
                                                                      zusätzlichen Mittel zur Umsetzung der
Eingliederungs- und Verwaltungs-                                      prioritären Maßnahmen des Koalitions-
titel SGB II                                                          vertrages zur 19. Legislaturperiode.

Das SGB-II-Gesamtbudget aus Ein-                                      Um die Qualifizierung und Vermittlung
gliederungs- und Verwaltungstitel der                                 von Langzeitarbeitslosen mit einem ganz-
35 gemeinsamen Einrichtungen (gE)                                     heitlichen Ansatz voranzutreiben und um
in Nordrhein-Westfalen wird inklusive                                 Teilhabe sowohl auf dem allgemeinen als

                                                                                                                                  17
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

auch auf dem sozialen Arbeitsmarkt zu         flüchtlingsinduzierten Mehrbedarfe
ermöglichen, werden die Eingliederungs-       in Höhe von 38,8 Mio. Euro, beträgt
leistungen im Jahr 2019 bundesweit um         857,5 Mio. Euro. Die Mittel für die Ein-
900 Mio. Euro aufgestockt (gE NRW:            gliederungsleistungen der zkT, inkl.
177,9 Mio. Euro). Bis zum Jahr 2022           der flüchtlingsinduzierten Mehrbedarfe
werden hierfür insgesamt 4 Mrd. Euro          (19,4 Mio. Euro), belaufen sich auf
zusätzlich bereitgestellt.                    416,8 Mio. Euro. Von den zusätzlichen
                                              Mitteln zur Aufstockung des Eingliede-
Das SGB-II-Gesamtbudget der 18 zu-            rungstitels erhalten die zkT 74,6 Mio.
gelassenen kommunalen Träger (zkT)            Euro.
in Nordrhein-Westfalen, inklusive der

II. ESF
Für die ESF-kofinanzierte Landesarbeits-      Eingliederung junger Menschen in
marktpolitik stehen in der Förderphase        den Arbeitsmarkt (33 Prozent des
2014–2020 ab 2019 noch ESF-Mittel in          Mittel­volumens)
Höhe von ca. 190 Mio. Euro zur Verfü­
gung. Neben der Fortsetzung bewähr-           • K ommunale Koordinierung – „Kein
ter Förderprogramme wurde 2018 ein               Abschluss ohne Anschluss“
Programm für zusätzliche betriebliche         • Kooperative Ausbildung an Kohle-
Ausbildungsplätze eingeführt und das mo-         standorten
difizierte „Werkstattjahr“ hat die „Produk-   • Verbundausbildung
tionsschule“ abgelöst. Förderschwerpunkt      • Werkstattjahr
bleibt der Übergang von der Schule in         • Ausbildungsprogramm NRW
Ausbildung und Beruf und die Fachkräfte-      • „Teilzeitberufsausbildung – Einstieg
problematik. Hinzu kommt eine stärkere           begleiten – Perspektiven öffnen“ (TEP)
Orientierung auf die Themen „Kinderar-        • 100 zusätzliche Ausbildungsplätze für
mut“ und „Digitalisierung“.                      behinderte Jugendliche und junge
                                                 Erwachsene in Nordrhein-Westfalen
Diese neuen Schwerpunkte sowie die wei-       • Kammerprüfungsgebühren
teren Förderaktivitäten werden seit 2018
über folgende Maßnahmen umgesetzt:

18
Anpassung der Arbeitskräfte und               Förderung des lebenslangen Lernens
Unternehmen an den Wandel –                   (6 Prozent des Mittelvolumens)
Fachkräftesicherung (24 Prozent des
Mittelvolumens)                               • A lphabetisierungs- und Schulab-
                                                schlusskurse
• K MU-Beratung zur Fachkräftesiche-         • Weiterbildung von pädagogischem
   rung (Potenzialberatung)                      Personal
• Bildungsscheck zur Fachkräftegewin-
  nung und Digitalisierung der Arbeitswelt    Verbesserung der Systeme der
• Beratung zur beruflichen Entwicklung       allgemeinen beruflichen Bildung
                                              (12 Prozent des Mittelvolumens)
Aktive Eingliederung – Armuts­
bekämpfung (21 Prozent des Mittel­            • Überbetriebliche Lehrlingsunter­
volumens)                                        weisung (ÜLU)

• Ö ffentlich geförderte Beschäftigung
• Erwerbslosenberatungsstellen/
   Arbeitslosenzentren
• Basissprachkurse für Flüchtlinge
• Bekämpfung der Langzeitarbeitslosig-
  keit mit Jobcentern

III. Land
Modellprojekte zur Integration                Landesförderung des Bundesprogramms
Langzeitarbeitsloser, Flankierung             „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“.
„Soziale Teilhabe“
                                              Für die Förderung der Modellprojekte
Das Land fördert seit 2017 mit zusätz-        zur Integration Langzeitarbeitsloser wur-
lichen Haushaltsmitteln Aktivitäten zum       den von 2017 bis Ende 2019 zusätzliche
Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit. Dazu      Landesmittel zur Verfügung gestellt, um
gehören Mittel für die Förderung der          damit in den besonders von Arbeits-
Modellprojekte zur Integration Langzeit-      losigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit
arbeitsloser (ILA) und für die flankierende   betroffenen Kommunen Dortmund,

                                                                                    19
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und          gen des Bildungs- und Teilhabepakets,
dem Kreis Recklinghausen Modellpro-         um die gesellschaftliche und arbeits-
jekte zu fördern.                           marktliche Integration durch Bildung
                                            zu forcieren sowie Bildungsarmut und
Bis Ende 2018 haben sich insgesamt          soziale Exklusion zu verringern bzw.
34 der 53 Jobcenter in Nordrhein-West-      ganz zu vermeiden. Das Landespro-
falen an der Umsetzung des Bundespro-       gramm, an dem alle nordrhein-west-
gramms „Soziale Teilhabe am Arbeits-        fälischen Kommunen partizipieren, gilt
markt“ beteiligt. Um die 22 Jobcenter,      damit als ein Baustein für die gesell-
denen Ende 2016 zusätzliche Plätze          schaftliche Integration von finanziell be-
bewilligt wurden, bei der Umsetzung zu      nachteiligten Kindern und Jugendlichen
unterstützen, hat die Landesregierung       in Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2017
Nordrhein-Westfalen im Haushaltsplan        waren ca. 1.800 Bildungs- und Teilhabe­
2017 13,6 Mio. Euro für 2017 und 2018       beraterinnen und -berater landesweit im
zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2018        Einsatz, die durch das Landesprogramm
wurden 2.720 Plätze mit 6,5 Mio. Euro       mitfinanziert wurden. Der Großteil der
in 20 Jobcentern gefördert.                 Beraterinnen und Berater war in Grund-
                                            schulen eingesetzt (ca. 50 Prozent), um
Landesprogramm „Soziale Arbeit              bereits möglichst früh allen finanziell
an Schulen“                                 benachteiligten Kindern die soziale und
                                            kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.
Seit dem Jahr 2015 finanziert das
Land Nordrhein-Westfalen mit jährlich       Das Landesprogramm „Soziale Arbeit an
ca. 47,7 Mio. Euro das Programm             Schulen im Rahmen des Bildungs- und
„Soziale Arbeit an Schulen im Rahmen        Teilhabepakets“ war zunächst bis Ende
des Bildungs- und Teilhabepakets“,          2018 befristet und wurde durch die Lan-
nachdem der Bund die Förderung der          desregierung nunmehr bis Ende 2020 in
Schulsozialarbeit im Rahmen des Bil-        gleicher finanzieller Höhe verlängert.
dungs- und Teilhabepakets Ende 2013
eingestellt hat. Mit den bereitgestellten   BuT-Leistungen NRW
Mitteln werden die Kommunen bei einer
ihrer originären Aufgaben, der sozial-      Im Jahr 2017 wurden Leistungen des
raumorientierten Sozialarbeit, unter-       Bildungs- und Teilhabepakets (BuT)
stützt. Hauptaufgabe der eingesetzten       in Höhe von rund 184 Mio. Euro in
Bildungs- und Teilhabeberaterinnen und      Nordrhein-Westfalen in Anspruch
-berater ist die Vermittlung von Leistun-   genommen. Dies entspricht einer

20
Steigerung von rund 10 Mio. Euro im          Übergang Schule – Beruf
Vergleich zum Vorjahr. Die höchste
Inanspruchnahme der BuT-Leistungen           Mit „Kein Abschluss ohne Anschluss –
(Schul­ausflüge/-klassenfahrten, Schul-      Übergang Schule – Beruf in NRW“
bedarfspaket, Schülerbeförderung,            (KAoA) ist eine strategische Bündelung
Lernförderung, Mittagsverpflegung            und systematische Gestaltung der
sowie soziale und kulturelle Teilhabe)       Berufsorientierung für ganz Nord-
bildete die Zuwendung für die Mittags-       rhein-Westfalen gelungen. Dazu wurden
verpflegung, die mit knapp 70 Mio.           die Mittel des Landes Nordrhein-West-
Euro rund 38 Prozent der Gesamt-             falen, des BMBF, der Kommunen, der
leistungen ausmachte. Die konstant           Landschaftsverbände Rheinland und
steigende Ausgabenentwicklung seit           Westfalen-Lippe und der RD NRW unter
Einführung des Bildungs- und Teil-           dem Dach von KAoA gebündelt. Alle
habepakets zeigt, dass die BuT-Leis-         Finanzgeber und auch die Wirtschaft,
tungen immer mehr bei den finanziell         die einen hohen Anteil der Praxisphasen
benachteiligten Kindern und Jugend-          in KAoA bereitstellt, haben ihre Förder-
lichen ankommen und damit immer              linien eingebracht und die Ausgestaltung
mehr Kinder und Jugendliche bei der          des Systems im Ausbildungskonsens
gesellschaftlichen Integration eine          Nordrhein-Westfalen abgestimmt und
Unterstützung erfahren.                      beschlossen.

  in Euro
                  Entwicklung der BuT-Ausgaben in Nordrhein-Westfalen 2012 bis 2017
    190.000.000
    180.000.000
    170.000.000
    160.000.000
    150.000.000
    140.000.000
    130.000.000
    120.000.000
    110.000.000
    100.000.000
                    2012       2013       2014       2015       2016        2017

                                                                                      21
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

Dafür stehen insgesamt rund 50 Mio. Euro   den Förderschwerpunkten (FSP) Geis-
zur Verfügung.                             tige Entwicklung (GG), Körperliche und
                                           motorische Entwicklung (KM), Hören
Für die Umsetzung vor Ort wurden in        und Kommunikation (HK), Sehen (SE)
jeder der 53 Gebietskörperschaften         und Sprache (SB) – in der Sek I im Fall
bis zu sechs Stellen für die kommu-        einer schweren Beeinträchtigung und/
nale Koordinierung eingerichtet, die       oder in Verbindung mit einer sekundä-
zu 50 Prozent durch das Land Nord-         ren, schweren Entwicklungsverzögerung
rhein-Westfalen/ESF und zu 50 Prozent      wurde bei den beiden Landschaftsver-
von den Kommunen finanziert werden.        bänden jeweils eine Koordinierungs-
                                           stelle mit vier Stellen eingerichtet, die
Für die Zielgruppe der Schülerinnen und    zu 50 Prozent durch das Land Nord-
Schüler mit einer Schwerbehinderung        rhein-Westfalen/ESF und zu 50 Prozent
und/oder mit ausgewiesenem Bedarf an       vom jeweiligen Landschaftsverband
sonderpädagogischer Unterstützung in       finanziert werden.

22
4.       Gemeinsame Handlungsfelder

I.	Langzeitarbeitslose aktivieren, Integrations-
    chancen verbessern und soziale Teilhabe
    ermöglichen

a.	Aktivitäten zum Abbau der               Der Ausbau und die Verstetigung von
    Langzeitarbeitslosigkeit                Strategien und Handlungsansätzen zur
                                            Aktivierung und Integration von Lang-
Die positive Arbeitsmarktlage ermöglicht    zeitleistungsbezieherinnen bzw. -bezie-
Langzeitarbeitslosen gerade jetzt gute      hern und Langzeitarbeitslosen wird auch
Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt.        in den kommenden Jahren besonders
Viele von ihnen sind motiviert und ha-      im Fokus stehen. Ein Schwerpunkt liegt
ben die Möglichkeit, ihre Kompetenzen       dabei auf der individuellen Begleitung
unter Beweis zu stellen. Eine individuel-   dieser Menschen.
le, intensive Förderung der Stärken des
Einzelnen ist wichtig, denn Langzeit-       Ein entscheidender Ansatz zur Redu-
arbeitslose besitzen auch unentdeckte       zierung der Langzeitarbeitslosigkeit ist,
Fähigkeiten und Kompetenzen.                sie gar nicht erst entstehen zu lassen.
                                            Mit einer intensiven, ganzheitlichen Be-
Um die Langzeitarbeitslosigkeit abzu-       treuung (INGA) werden die Menschen,
bauen, werden vielfältige Wege und          die es schwerer am Arbeitsmarkt haben,
Strategien verfolgt. Es gibt sowohl         frühzeitig in den Agenturen für Arbeit
präventive Ansätze als auch den sys-        beraten und der Zugang zu Quali-
tematischen Abbau der individuellen         fizierungsangeboten oder präventiven
Integrationshemmnisse mit dem Einsatz       Maßnahmen eröffnet. Zudem werden im
spezifischer Instrumente oder Ansätze       Rahmen eines bundesweiten Projektes
intensiver Betreuung sowie Konzepte für     an 29 Standorten in Nordrhein-West­
eine verbesserte soziale Teilhabe.          falen Menschen mit Präventions- und

                                                                                   23
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

Gesundheitsförderangeboten unter-           aus. Das Angebot von Beratung und
stützt, um deren Gesundheit und             Qualifizierung muss auf die besonderen
Beschäftigungsfähigkeit zu stärken.         Bedarfe und individuellen Unterstüt-
                                            zungsnotwendigkeiten der langzeit-
Im Integrationsprozess für langzeitar-      arbeitslosen Menschen abgestellt sein.
beitslose Menschen werden in persön-
lichen Beratungsgesprächen individu-        Durch die Integration in Arbeit wird die
elle Handlungsstrategien gemeinsam          soziale und gesellschaftliche Teilhabe
erarbeitet, um den möglichen Weg einer      ermöglicht und dabei ein wichtiger Bei-
Integration gezielt gehen zu können.        trag zur Armutsbekämpfung geleistet.

Dabei gibt es eine umfassende Be-           Für Menschen, die schon länger
treuung bei der Stellensuche, eine          arbeitslos sind, können durch geförder-
gezielte Einbeziehung von notwendigen       te Beschäftigungsverhältnisse soziale
Qualifizierungsmaßnahmen oder eine          Teilhabemöglichkeiten geschaffen, ihre
weitere Begleitung nach erfolgreicher       Beschäftigungsfähigkeit verbessert und
Arbeitsaufnahme, um diese nachhaltig        Übergänge in den allgemeinen Arbeits-
zu sichern.                                 markt vorbereitet werden.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei    Bei einigen Personen hat sich die
die enge Vernetzung und Zusammen-           Langzeitarbeitslosigkeit bereits derart
arbeit der handelnden Personen vor Ort      verfestigt, dass eine gewisse Ferne zum
mit Arbeitgebern, um Brücken zur Ein-       Erwerbsleben besteht. Die Langzeit-
gliederung und Integration von langzeit-    arbeitslosigkeit ist dann häufig mit einer
arbeitslosen Menschen zu bauen.             Einschränkung der sozialen Teilhabe ver-
                                            bunden. Daher ist zunächst eine schritt-
Vorhandene Chancen von Arbeitsuchen-        weise Heranführung an den Arbeitsmarkt
den auf dem Arbeitsmarkt sollen somit       erforderlich. Bestehende Regelförder-
im Rahmen einer intensiven Betreuung        angebote sowie Förderprogramme des
in den Blick genommen und Beratungs-        Landes und des Bundes sollen hierfür
ansätze lösungsorientiert ausgerichtet      sinnvoll kombiniert werden.
werden.
                                            Im Bundesprogramm „Soziale Teilha-
Die Intensität der Betreuung richtet sich   be am Arbeitsmarkt“ wurden für diese
dabei an den Bedarfen und an den vor-       Menschen Beschäftigungsmöglichkeiten
handenen Potenzialen der Menschen           geschaffen, um die Beschäftigungs-

24
fähigkeit und das Teilhabeempfinden zu      losigkeit betroffenen Standorten. Die
verbessern und Übergänge in nachhal-        Modellprojekte versuchen mit innovati-
tige und ungeförderte Beschäftigung zu      ven Ansätzen, wie z. B. der Verknüpfung
ermöglichen. Das Land unterstützt die       der kommunalen Auftragsvergabe mit
Umsetzung des Bundesprogramms mit           der Beschäftigung von Langzeitarbeits-
einer flankierenden Landesförderung für     losen, neue Arbeitsplätze auf dem allge-
ergänzende Maßnahmen zur Aktivie-           meinen Arbeitsmarkt zu erschließen.
rung, Begleitung, Qualifizierung und
Anleitung der Teilnehmenden.                Mit dem Teilhabechancengesetz, das
                                            zum 01.01.2019 in Kraft getreten ist,
Diese oder ähnliche Ansätze finden          werden neue Beschäftigungsmöglichkei-
sich auch im ESF-Bundesprogramm zur         ten auf dem allgemeinen und sozialen
„Eingliederung langzeitarbeitsloser Leis-   Arbeitsmarkt für besonders arbeits-
tungsberechtigter auf dem allgemeinen       marktferne Langzeitarbeitslose geschaf-
Arbeitsmarkt“ wieder. Auch hier wer-        fen. Die Umsetzung des neuen Regel-
den Perspektiven für eine nachhaltige       instruments „Teilhabe am Arbeitsmarkt“
berufliche Eingliederung dieser langzeit-   (§ 16i SGB II) und des überarbeiteten
arbeitslosen Menschen geschaffen.           Instruments „Eingliederung von Lang-
                                            zeitarbeitslosen“ (§ 16e SGB II) wird
Auch auf Landesebene liegt bei Projek-      dabei eng durch das MAGS und die
ten und Modellen der Fokus auf dem          RD NRW begleitet.
Ansatz, besonders langzeitarbeitslose
Menschen bei der Rückkehr in das Er-        Insgesamt setzen sich das Arbeitsminis-
werbsleben zu unterstützen. So werden       terium NRW und die Regionaldirektion
in Nordrhein-Westfalen sozialversiche-      NRW der Bundesagentur für Arbeit
rungspflichtige Beschäftigungsverhält-      weiter dafür ein, sozialintegrative Ansät-
nisse sowie ein begleitendes Coaching       ze für Arbeitsuchende mit besonderen
und notwendige Qualifizierungsmaß-          sozialen Problemlagen weiterzuentwi-
nahmen mit dem ESF-kofinanzierten           ckeln und die Zusammenarbeit an den
Programm „Öffentlich geförderte Be-         Schnittstellen zu anderen Rechtskrei-
schäftigung NRW“ gefördert. Darüber         sen und beteiligten Partnern auf dem
hinaus fördert das Land neue, innova-       Arbeitsmarkt voranzutreiben und weiter
tive „Modellprojekte zur Integration von    zu verbessern.
langzeitarbeitslosen Menschen in den
Arbeitsmarkt“ (ILA) an fünf besonders       Vor dem Hintergrund der großen Hete-
von Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeits-   rogenität des nordrhein-westfälischen

                                                                                    25
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

Arbeitsmarktes ist die Entwicklung und      anträge gestellt, rund 23.000 davon in
Umsetzung von regionalen und lokalen        Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig ist
Handlungsansätzen zum Abbau der             es dem Bundes­amt für Migration und
Langzeitarbeitslosigkeit in Zusammen-       Flüchtlinge (BAMF) gelungen, Rückstän-
arbeit mit den arbeitsmarktpolitischen      de in der Bearbeitung von Asylanträgen
Akteuren vor Ort (z. B. Durchführung der    abzubauen und über neue Anträge zeit-
2015 initiierten „Runden Tische Langzeit-   nah zu entscheiden. Das bedeutet, dass
arbeitslosigkeit“) zu verstetigen.          weniger Menschen in den Arbeitsagen-
                                            turen (Rechtskreis SGB III) zu betreuen
b.	Integration von geflüchteten            sind, dafür jedoch deutlich mehr in den
    Menschen in Arbeit und                  Jobcentern (Rechtskreis SGB II).
    Ausbildung
                                            Ein wesentliches Handlungsfeld des Lan-
Arbeitsagenturen und Jobcenter in           des ist die Begleitung der Umsetz­ung des
Nordrhein-Westfalen haben seit 2015 für     SGB II auf Bundes- und Lan­desebene.
eine große Zahl geflüchteter Menschen       In enger Kooperation mit der RD NRW
Leistungen zum Lebensunterhalt sicher-      wird dabei die Zielsetzung verfolgt, die
gestellt und individuelle Unterstützung     Qualität der Leistungserbringung der
beim Berufseinstieg geleistet. 2017 sind    Jobcenter in Nordrhein-Westfalen auch
in Nordrhein-Westfalen über 22.000          im Bereich der Arbeitsmarktintegration
Menschen mit Fluchthintergrund in eine      Geflüchteter weiterzuentwickeln.
sozialversicherungspflichtige Beschäf-
tigung eingemündet – gut ein Drittel als    Viele der anerkannten geflüchteten Men-
Fachkraft. Zusätzlich haben über 3.300      schen werden langfristig in Deutschland
junge Geflüchtete eine Ausbildung aufge-    bleiben. Sprache und eine Grundbildung
nommen und den ersten Schritt zu einem      sind die Basis für ein eigenständiges und
nachhaltigen Berufseinstieg geschafft.      aus eigener Arbeit finanziertes Leben.
Damit ist es in Nordrhein-Westfalen ge-     Dementsprechend hat das Erlernen der
lungen, 2017 mehr als doppelt so viele      deutschen Sprache höchste Priorität.
geflüchtete Menschen in Arbeit und Aus-     Mit der Optimierung des Sprachkurs-
bildung zu integrieren als im Jahr davor.   managements und der Einführung der
                                            berufsbezogenen Sprachförderung gem.
Die Zugangszahlen haben sich mittler-       § 45a AufenthG durch das BAMF stehen
weile deutlich reduziert. Von August        umfangreiche Angebote zur sprachlichen
2017 bis Juli 2018 wurden bundesweit        Heranführung an den deutschen Ausbil-
nur noch rund 97.000 neue Asylerst-         dungs- und Arbeitsmarkt zur Verfügung.

26
Dennoch bleibt für die RD NRW und das       regionalen Akteure, um die Erfahrungen
Land Nordrhein-Westfalen die zeitnahe       der Akteure vor Ort zur Weiterentwick-
und wirkungsvolle Unterstützung bei der     lung der Integrationsprozesse zu nutzen
Integration in Ausbildung und Arbeit die    und Impulse für die weitere Integrations-
größte Herausforderung. Dabei ist ein       arbeit zu geben. Im Beirat der RD NRW
Schulabschluss eine wesentliche Voraus-     „Integration von Geflüchteten in Arbeit und
setzung, um dauerhaft und nachhaltig am     Ausbildung“ arbeiten Vertreterinnen und
Erwerbsleben teilzunehmen und ein aus-      Vertreter des Landes Nordrhein-West-
kömmliches Einkommen zu erzielen.           falen, der kommunalen Spitzenverbände
                                            sowie Unternehmensverbände, Kammern,
Eine weitere Herausforderung ist der        Gewerkschaften und der Freien Wohl-
Umgang mit längerfristig Geduldeten.        fahrtspflege als wichtige Partner bei der
Für diese Zielgruppe steht insbesondere     Integration von Geflüchteten in Arbeit und
im Hinblick auf die sprachliche Qualifi-    Ausbildung zusammen.
zierung nach wie vor nur ein begrenztes
Angebot zur Verfügung und auch die          Ergänzend zu den bestehenden Regel-
Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen        angeboten haben die Bundesagentur für
Maßnahmen ist in der Regel deutlich         Arbeit sowie die zugelassenen kommu-
eingeschränkt.                              nalen Träger zugeschnittene Angebote
                                            und Maßnahmen für geflüchtete Men-
Grundlage hierbei sind die Sprachför-       schen entwickelt. Dazu gehören
derungsangebote des Bundes. Im Blick
ist dabei auch die qualitative Weiterent-   ––    ombination von Sprachförderung
                                                 K
wicklung und bedarfsgerechte Umset-              des BAMF mit Maßnahmen der
zung der Sprachförderangebote sowie              aktiven Arbeitsförderung (KompAS,
die Umsetzung auf Landesebene.                   KomBer, KomjuF)
                                            ––   Berufliches Handlungswissen sichtbar
Vernetzung und Verzahnung                         machen (MYSKILLS)
                                            ––      Perspektiven für Flüchtlinge (PerF)
Für eine gelingende Integration ge-         ––      Förderzentrum für Flüchtlinge (FfF)
flüchteter Menschen kommt es vor            ––    Branchenübergreifende Koopera-
allem auf die Vernetzung der Akteure             tionsmodelle (Kommit, Step by Step)
und Verzahnung der Angebote vor Ort         ––     Unterstützung der Integration von
an. Die RD NRW und das Land fördern                 Flüchtlingen durch die (gemeinsa-
in diesem Zusammenhang auf vielfälti-               men) Arbeitgeber-Services
ge Weise den Erfahrungsaustausch der

                                                                                    27
Landesarbeitsmarktprogramm 2019/2020

c.	Individuelle Beratung von Be-             Menschen, deren fachliche Kenntnisse
    schäftigten, Arbeitsuchenden              nicht den aktuellen Erfordernissen des
    und Arbeitslosen                          Arbeitsmarktes entsprechen, bedürfen
                                              einer zusätzlichen, individuellen Bera-
Trotz guter Beschäftigungsprognosen           tung, um schnell und zielgerichtet die für
und demografischer Veränderungen              sie notwendigen, passgenauen Quali-
werden weiterhin Menschen in unter-           fizierungsangebote zu erhalten.
schiedlichen Lebenslagen von Arbeits-
losigkeit betroffen sein.                     Die persönliche Gesamtsituation derer,
                                              die einen Zugang zum Arbeitsmarkt su-
In diesem Spannungsfeld ist es Aufgabe        chen, wird immer komplexer. Gefragt sind
der Agenturen für Arbeit und der Job-         daher mehr denn je individuelle Lösun-
center, durch gezielte, individuelle und      gen, die kompetenzorientiert die gesamte
passgenaue Beratungs- und Vermitt-            Lebenssituation in den Blick nehmen.
lungsaktivitäten Arbeitslosigkeit mög-
lichst zu vermeiden, zu verkürzen bzw.        Die Aktivierung und Integration von Lang-
Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern.       zeitleistungsbezieherinnen bzw. -bezie-
Prävention von Langzeitarbeitslosigkeit       hern und Langzeitarbeitslosen durch die
beginnt bereits bei den jungen Men-           Jobcenter bleibt eine wichtige Aufgabe.
schen und insbesondere am Übergang            Insbesondere für diese Personengruppe
Schule – Beruf mit gezielter Förderung        kommt einer einzelfallbezogenen Be-
und intensiver Unterstützung durch die        gleitung mit unterschiedlichen Strategien,
Agentur für Arbeit und die Jobcenter und      spezifischen arbeitsmarktpolitischen
in der rechtskreisübergreifenden Zu-          Angeboten und präventiven Ansätzen be-
sammenarbeit z. B. mit der Jugendhilfe.       sondere Bedeutung zu.

Für die Beschäftigten, Arbeitsuchenden        Dabei liegt ein besonderes Gewicht auf
und Arbeitslosen gilt es daher, die vorhan-   einer intensiven, zielgerichteten und
denen Chancen am Arbeitsmarkt schnell         stärkenorientierten Beratung – aber
in den Blick zu nehmen, ihre persönlichen     auch auf einer bewerberorientierten
und beruflichen Stärken herauszuarbei-        Arbeit mit potenziellen Arbeitgebern, um
ten, um so gemeinsam eine individuelle        Beschäftigungschancen und Perspekti-
Strategie zu einer nachhaltigen und zu-       ven für beide Seiten zu eröffnen.
kunftssicheren Integration zu entwickeln.
                                              Physische und psychische Einschrän-
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und berufliche Bildung, Nichtanekennung     Über eine Orientierung auf Qualifizierung
erworbener Qualifikationen, unzureichen-    und Vermittlung hinaus muss daher die
de Sprachkenntnisse, nicht gesicherte       Lebenslage der Betroffenen insgesamt
Kinderbetreuung usw. sind Hemmnisse         berücksichtigt werden. Dabei lohnt ge­­-
für Langzeitarbeitslose und Langzeit-       rade auch der Blick auf die gesamte
leistungsbezieherinnen bzw. -bezieher       Bedarfsgemeinschaft.
in Bezug auf eine gelingende Integra-
tion. Die Vielfalt der Ursachen und die     Eine entscheidende Rolle in der Bera­
Unterschiedlichkeit des Personenkreises     tung spielt dabei auch die „Beziehungs-
erfordert eine auf den Einzelfall aus-      arbeit“. Wertschätzung, Ermutigung, Er-
gerichtete Handlungsstrategie, die die      höhung der Selbstwirksamkeit, Ein­ge­hen
gesamte Lebenssituation der Betroffenen     auf individuelle Problemlagen, Berück-
betrachtet und Perspektiven eröffnet, die   sichtigung von Interessen und (nicht zer-
schrittweise erreichbar sind.               tifizierten) Qualifikationen sind geeignet,
                                            auch bei dieser schwierigen Zielgruppe
                                            oftmals unerwartete Integrationserfolge
                                            zu erzielen.

II.	Integration von Jugendlichen, insbesondere
     in den Ausbildungsmarkt, verbessern
a.	Weiterentwicklung des                   Die Partner im Ausbildungskonsens
    Ausbildungskonsenses                    NRW haben mit dem Beschluss im Spit-
                                            zengespräch am 12.04.2018 ihr Grund-
Der Ausbildungskonsens ist in Nord-         anliegen der Ausbildungsförderung be-
rhein-Westfalen bereits 1996 mit der        kräftigt und gleichzeitig die Perspektive
Idee angetreten, dass jeder junge           der Fachkräftesicherung ergänzt.
Mensch in Nordrhein-Westfalen, der
ausgebildet werden will, diesen Weg         Der Ausbildungskonsens NRW hat
auch antreten kann. Für dieses Ziel         fünf Handlungsfelder definiert, um mit
arbeiten die Vertreterinnen und Vertreter   systematischen Handlungsansätzen
der Landesregierung, der Wirtschafts-       dem Fachkräftemangel auf dem nord-
organisationen, der Gewerkschaft, der       rhein-westfälischen Arbeits- und Aus-
Arbeitsverwaltung und der Kommunen          bildungsmarkt zu begegnen.
partnerschaftlich zusammen.

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