HIN UND WEG - Stiftung Haus der kleinen Forscher
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Ausgabe 4/ 2018 – 8. Jahrgang – D, A 4,50 Euro Technik Naturwissenschaften und für Mädchen und Jungen DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN FORSCHER“ TITELTHEMA: HIN UND WEG WIE BIN ICH HEUTE HERGEKOMMEN? KINDER ZEIGEN, WO ES LANGGEHT WAS WÄRE, WENN WIR STATT FÜSSEN RÄDER HÄTTEN?
Noch mehr Forscherspaß im Alltag! Warum leuchten all die kleinen Lämpchen und wie baut man eine Lichterkette? Wie kalt ist Schnee und kann man ihn aufwärmen? In unserem Online-Shop finden Sie Glühlämpchen, Klangröhren, Schwebemagnete sowie viele andere Materialien fürs gemeinsame Forschen. Und natürlich: das „Haus der kleinen Forscher“ Wimmelbuch. Mit etlichen Bildern zum gemeinsamen Entdecken eignet es sich hervorragend als Geschenk zum Kindergeburtstag.
LIEBE PÄDAGOGIN, LIEBER PÄDAGOGE, in vielen Alltagssituationen macht uns Technik das Leben leichter. Wenn ich mit dem Zug von einem Ort zum nächsten fahre, bin ich schneller am Ziel als zu Fuß. In Bahnhöfen und Kaufhäusern gibt es Fahrstühle und Rolltreppen, die mich bei Bedarf bequem von einem Stock in den anderen bringen. Technik hilft uns auch, uns als Menschheit weiterzuentwickeln: Seit knapp 60 Jahren fliegen Menschen mithilfe moderner Raketentechnik ins All. Astronauten erforschen dort biologische, physikalische und medizinische Phänomene unter einzigartigen Bedingungen. Der Weg in den Weltraum eröffnet zudem neue Perspektiven auf die Erde als Ganzes: Geophysiker und Astronaut Alexander Gerst berichtet immer wieder fasziniert vom Anblick der Erde vom Weltraum aus und schildert Bewusstseinsmomente für die Begrenztheit ihrer Res- sourcen. Gersts Fotos sind inzwischen weit verbreitet und haben vielen Menschen ver- deutlicht, wie schön und zugleich leicht zerstörbar unser Planet ist. Unsere Aufgabe ist es, Kinder für Ideen zu begeistern, sie zu motivieren, ihrer Neugier zu folgen, damit sie Lust bekommen herauszufinden, wie Technik funktioniert und wie man sie sinnvoll einsetzen kann. Gleichzeitig müssen wir sie dafür sensibilisieren, dass der Einsatz von Technik immer auch Folgen für Mensch und Umwelt hat. In dieser Ausgabe finden Sie viele gute Beispiele aus der Praxis und Ideen, wie Mädchen und Jungen spielerisch das Thema „Technik – von hier nach da“ entdecken und erforschen können. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen! Ihr Michael Fritz Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ GE F Ö R DE R T V O M PA R T N E R l 1 l
INHALT FOR S C H T MI T! 4 /2018 4/2018 INHALT HAUS DER KLEINEN FORSCHER 4 AK TUELLES FORSCHEN 6 KOPIERVORL AGE FÜR ELTERN Schön eingepackt MIT KINDERN 7 MITMACHEN 8 TITELTHEMA Online unterwegs Hin und weg 9 IM MORGENKREIS Wie bin ich heute hergekommen? 10 IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN 12 MEIN FORSCHERTIPP Praxisbeispiele aus Kita, Hort und Grundschule 14 FORSCHERBILD Weihnachtspost 16 REPORTAGE Helfen, wo sonst niemand hinkommt 18 AUSGEZEICHNET Forschergeist-Projekt 2016: Was ist los auf der Großbaustelle? 20 ORTE ZUM FORSCHEN Die Küche Mit welchen Fahrzeugen gelangt die 21 DURCH DIE FORSCHERBRILLE Bergwacht in unwegsames Gelände, Was wäre, wenn wir statt Füßen Räder hätten? um Verletzte zu bergen? 22 KUR ZGESCHICHTE Onkel Rabanus l 2 l
INHA LT GUT ZU WISSEN 24 GUT GEMACHT Kinder zeigen, wo es langgeht! 26 BILDUNGSPOLITISCHES INTERVIEW Mit früher Bildung mehr erreichen 27 LESETIPPS Anja Karliczek, 28 VORSCHAU AUF DIE NÄCHSTE AUSGABE Bundesministerin für IMPRESSUM Bildung und Forschung Kinder können Grüne Meilen sammeln, wenn sie ihren Weg zu Kita oder Grundschule klimafreundlich zurücklegen. Noch mehr Ideen zum Forschen und Entdecken auf: haus-der-kleinen-forscher.de l 3 l
AK TU ELLE S FOR S C H T MI T! 4 /2018 AK TUELLES Auch 2019 ruft die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ wieder alle Kitas, Hor- te und Grundschulen in ganz Deutsch- land auf, sich am „Tag der kleinen For- FORSCHEN AUF DEM SCHIFF scher“ zu beteiligen und mit den Kindern ihrer Einrichtung auf Entdeckungstour zu gehen. Viele Tausende Mädchen und N ach acht Jahren in einem histori- experimenta“ eine Vielzahl an Laborange- Jungen entdecken am 28. Mai 2019 ge- schen Heilbronner Speichergebäu- boten bereit, um spielerisch die Neugier meinsam die Welt und gehen spannen- de wurde dem Science Center expe- für Naturwissenschaften und Technik zu den Fragen aus Mathematik, Informatik, rimenta der Platz zu knapp. Deshalb wird wecken. Themen sind zum Beispiel „Kleine Naturwissenschaften und Technik nach. nun durch Umbau des Speichers und mit Pflanzenforscher“, „Schwimmen und Sin- Ein Sandkorn ist winzig – und trotzdem einem spektakulären Neubau die Ausstel- ken“ oder „Hast du Töne?“. „Die Angebote kann man es spüren, wenn man mit dem lungsfläche des „Mitmach-Museums“ er- werden extrem gut angenommen“, freut Finger darüberstreicht. Mit Pixeln kann heblich erweitert. Mit rund 25.000 Quad- sich Dr. Thomas Wendt, Bereichsleiter für man ein Bild darstellen; je kleiner sie ratmetern Fläche wird die experimenta Pädagogik, Experimentierorte und Pro- sind, umso schärfer wird das Bild. Kräu- künftig Deutschlands größtes Science gramme. Interessierte Gruppen sollten ter, die man kleinhackt, lassen sich bes- Center sein. Bis zur Neueröffnung im Früh- sich daher rechtzeitig anmelden. ser im Quark verteilen. Der „Tag der jahr 2019 finden einige Exponate ihr In Deutschland gibt es insgesamt kleinen Forscher“ 2019 steht unter dem schwimmendes Quartier auf einem Motor- knapp 30 Science Center mit Ausstellungen Motto: „Klein, aber oho!“. Begeben tankschiff mit 105 Metern Länge, das auf zum Anfassen und Mitmachen. auch Sie sich auf Forschungsreise und dem Neckar vor Anker liegt. Für Kita-Grup- experimenta.science entdecken, welche kleinen Dinge die pen und Grundschulklassen hält die „MS science-museum.de/orte große Welt ausmachen. „Durch Stolpern ZAHL DES MONATS kommt man bisweilen weiter; man muss nur nicht fallen und liegen bleiben.“ Kitas, Horte und Grundschulen sind als „Haus der kleinen Johann Wolfgang von Goethe Wie das „Haus der kleinen Forscher“ die Qualität seiner Forscher“ zertifiziert. Fortbildungen sichert, erfahren Sie in einem neuen Dichter und Naturforscher Erklärfilm unter: youtube.com/user/KleineForscher l 4 l
A K TUELLES AUSGEZEICHNET: 5.000 EINRICHTUNGEN Gestatten, ... ZERTIFIZIERT ANGELIK A DINGES W DIPL.-KAUFFRAU, as für eine Zahl: 5.000 Kitas, Horte und Grundschulen sind SEIT 2016 in Deutschland als „Haus der BEREICHSLEITUNG kleinen Forscher“ zertifiziert: Die Kita ADMINISTRATION & INFRASTRUKTUR, „Storchennest“ aus Laupheim in Ba- SEIT JULI 2018 MITGLIED den-Württemberg war diejenige, die DES VORSTANDS DER STIFTUNG im Oktober 2018 mit ihrem Projekt „HAUS DER KLEINEN FORSCHER“ „Ich bin ich – Mein Körper, was ist das?“ als 5.000. Einrichtung von der Stiftung ausgezeichnet wurde. Mit ei- ner Plakette macht sie ihr Engagement für gute frühe MINT-Bildung nach au- Was hat Sie dazu bewegt, sich für das „Haus ßen deutlich. „Diese Zahl zeigt die der kleinen Forscher“ zu engagieren? enorme Bereitschaft von Bildungsein- Als Beraterin habe ich lange Zeit Unterneh- richtungen, sich stetig weiterzuentwi- men in der freien Wirtschaft mit all ihren ckeln und sich selbst dazu immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Ich Strukturen und Prozessen weiterentwickelt bin froh, dass sich so viele Menschen gemeinsam mit uns dafür einsetzen, und bei Veränderungen begleitet. Jetzt dass unsere Kinder stark für die Zukunft werden“, so Michael Fritz, Vorstands- möchte ich mich für eine gesellschaftlich vorsitzender der Stiftung. Einen wichtigen Anteil dieses Erfolges sieht Fritz bedeutsame Aufgabe einsetzen und hier bei den regionalen Netzwerkpartnern. So konnten sich die Erzieherinnen und meine Erfahrung einbringen. Die Vision der Erzieher der Kita „Storchennest“ bei der IHK Ulm fortbilden. Die IHK Ulm ist Stiftung, frühe Bildung als Schlüssel zu nut- seit über zehn Jahren als engagierter Partner in der Region tätig und feierte zen, damit Kinder einer sich schnell verän- die 5.000. Zertifizierung gemeinsam mit der Kita. hdkf.de/zertifizierung dernden Welt offen, selbstbestimmt den- kend und verantwortungsvoll handelnd begegnen können, hat mich überzeugt. VOM GOOD-PRACTICE- Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit für die Stiftung erreichen? BEISPIEL ZUR EIGENEN Die Stiftung ist sehr gut aufgestellt. Gleich- zeitig ist sie in den vergangenen Jahren stark UMSETZUNG gewachsen und will auch in einem komple- xer werdenden Umfeld hoch professionell agieren. Mein Ziel ist es, die Stiftung bei der Ü ber Gutes sollte man sprechen. Das Good-Practice-Beispiel, in dem Bewältigung dieser Herausforderungen zu vorgestellt wird, was andere Tolles geschafft haben, ist ein Standard unterstützen. Der Weg dahin soll einfach jeder Berichterstattung. Doch oft folgt auf die Lektüre schnell die Er- und klar sein, um immer genug Raum für die nüchterung: Wie sollen wir das denn bei uns umsetzen? pädagogische Arbeit der Stiftung zu haben. Das Service-Portal Integration, das unter anderem Praxisideen für die Arbeit mit geflüchteten Kindern sammelt, hat dazu den Projektberater Kai Was haben Sie selbst zuletzt erforscht? Milkereit gefragt. Er sagt, Good-Practice-Beispiele könnten nur Anstöße sein. Ich erforsche (fast) täglich die Pflanzen und Dinge, die in der eigenen Einrichtung gut sind, seien meist das Ergebnis eines Tiere in meinem Garten. Es fasziniert mich, längeren Prozesses. Diesen Prozess gilt es für neue Ideen ebenso anzusto- was sich entwickelt, wenn man Teile davon ßen. Am Anfang steht die Frage: Warum ist das Thema eigentlich ein Thema? einfach eine Weile sich selbst überlässt. Und am Ende eine Erkenntnis, die auch gut zum Forschen passt: Versuch macht klug. Wie der Weg dazwischen am besten funktioniert, steht unter: hdkf.de/good-practice l 5 l
FÜ R ELTERN FOR S C H T MI T! 4 /2018 KOPIERVORL AGE SCHÖN EINGEPACKT Weihnachtszeit ist Geschenkezeit. Wohnen Oma und Opa weiter weg? Dann freuen sie sich bestimmt über ein Päckchen. Probieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind aus, wie man ein Päckchen packt, damit der Inhalt heil ankommt. So geht’s Was passiert Hintergrund Überlegen Sie gemeinsam, was alles in das Ihr Kind probiert, wie man Dinge geschickt Je nachdem, was auf welchem Weg von A Weihnachtspäckchen hinein soll. Was stapeln kann. Besonders herausfordernd nach B transportiert werden soll, muss möchte Ihr Kind noch verpacken oder ver- ist es, unterschiedliche Formen auf mög- eine Transportverpackung unterschiedli- zieren? Was zerbricht leicht und muss be- lichst kleinem Raum unterzubringen. Wenn chen Ansprüchen gerecht werden. Möchte sonders geschützt werden? Christbaumku- man runde Dinge in eckige Kartons gibt, man etwas leicht Zerbrechliches per Post geln kann man einzeln, mit etwas Watte kann man diese lückenlos aufeinanderstel- verschicken, muss es mit stoßfestem umhüllt, in Teeschachteln geben. Kekse len. Ihr Kind findet heraus, wie man emp- Dämmmaterial umhüllt werden. Um meh- sind in einer mit Küchenpapier ausgelegten findliche Dinge bruchsicher und möglichst rere Dinge in einer Sendung zusammenzu- Keksdose gut aufgehoben und ein Bild fin- umweltschonend verpacken kann – zum fassen, eignet sich ein Karton als Verpa- det eingerollt in einer hübsch beklebten Beispiel mit Hilfe von Altpapier, Watte und ckung. Kartons sind aufgrund ihrer Küchenrolle Platz. Suchen Sie nun einen leeren Verpackungskartons. Bunt angemalt rechteckigen Form und ihres geringen Ei- Karton heraus, der groß genug ist, um alle oder beklebt wirken diese ebenso festlich gengewichts für die Post gut und sicher zu Geschenke darin zu verpacken. Was meint wie gekaufte Geschenkverpackungen! transportieren: Sie können im Transport- Ihr Kind, wie man die Geschenke am besten fahrzeug ohne große Zwischenräume ge- darin unterbringt? Wie passen runde und stapelt werden und verrutschen daher eckige zusammen? Füllen Sie Hohlräume nicht. Auch der Umweltschutz spielt bei der zum Schluss mit etwas zerknülltem Zei- Verpackung eine Rolle – wiederverwendba- tungspapier. Geht der Deckel noch zu? re oder recycelte Materialien sparen Müll. Sie brauchen: Weihnachtsgeschenke, zum Beispiel: • Christbaumkugeln • Kekse • ein selbst gemaltes Bild • Weihnachtssterne aus Stroh oder Papier • eine Schneekugel Zum Verpacken: • Karton • leere Küchenrolle • Zeitungspapier • Watte, Küchenpapier • Klebeband • Schere Es müssen nicht genau die oben beschriebenen Dinge verpackt werden. Wählen Sie Geschenke mit möglichst unterschiedlichen Formen aus, von denen einige leicht zerbrechlich sind. Das Verpacken zählt zu den ältesten Techniken der Menschheit, auch wenn sich die Verpackungs- materialien im Laufe der Zeit verändert haben. Weitere Informationen zu Verpackungen unter: planet-wissen.de/technik/werkstoffe/verpackungen l 6 l
AUS DE M HAUS DE R KLE INE N FORSCHER MITMACHEN ONLINE UNTERWEGS Nutzen Sie auch schon die kostenfreien Online-Lernangebote der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, um sich individuell und flexibel fortzubilden? Im Campus finden Sie eine Vielzahl an Angeboten zu Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT), Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie zum Thema Integration. Wir stellen Ihnen hier vier unserer offenen Online-Kurse vor. OFFENE ONLINE-KURSE Bei dieser Form des Lernangebots lernen Sie eigenständig und in Ihrem eigenen Tempo: Sie können jederzeit starten, den Kurs bei Bedarf unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt fortführen. Nachdem Sie den Kurs durchlaufen haben, erhalten Sie eine Teil- nahmebescheinigung. campus.haus-der-kleinen-forscher.de NATURWISSENSCHAFT UND TECHNIK IM VERGLEICH INFORMATIK ENTDECKEN Viele Fragen, die Kinder an ihre Umwelt stellen, sind nicht natur- Informatik ist überall da, wo Abläufe automatisiert gesteuert und wissenschaftlicher, sondern technischer Natur. Aber was unter- geregelt werden – und das ganz unabhängig von Computern und scheidet eine technische Frage von einer naturwissenschaftlichen? sonstigen Geräten. Sie können die Grundlagen der Informatik da- Im Online-Kurs schauen Sie auf die verschiedenen Denk- und her entweder mit oder ohne Computern gemeinsam mit Mädchen Handlungsweisen der beiden Disziplinen und sammeln Anregun- und Jungen erforschen. Wie das geht, erfahren Sie in diesem Kurs. gen, wie Sie Lernprozesse begleiten können. Dauer: 1 – 2 Stunden Er ergänzt die Fortbildung „Technik – Kräfte und Wirkungen“, eignet campus.haus-der-kleinen-forscher.de/informatik-entdecken sich aber auch zur Vorbereitung auf die Fortbildung „Technik – von hier nach da“. Dauer: 1 Stunde FORSCHUNGSDIALOGE GESTALTEN campus.haus-der-kleinen-forscher.de/nawi-technik In ko-konstruktiven Lernprozessen entdecken und erforschen Ler- nende und Lernbegleitung zusammen ihre Umwelt – im gemein- samen Handeln und im Gespräch. In diesem Online-Kurs erfahren INTERKULTURELLE ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN Sie, wie Sie Lernprozesse im Allgemeinen, vor allem aber natur- Für viele pädagogische Fach- und Lehrkräfte ist die Kooperation wissenschaftliches Lernen, durch Dialoge begleiten können und mit Eltern eine zentrale Aufgabe und Herausforderung zugleich. reflektieren Ihr eigenes Vorgehen. Dieser offene Online-Kurs stellt Voraussetzungen für eine gelin- Dauer 2 – 3 Stunden gende Kooperation vor und präsentiert Ideen und Tipps, wie der campus.haus-der-kleinen-forscher.de/ Dialog mit vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten mit und ohne forschungsdialoge-gestalten Migrationshintergrund gut gelingen kann. Dauer: 1 – 2 Stunden campus.haus-der-kleinen-forscher.de/zusammenarbeit-eltern l 7 l
FOR S CHE N MIT KINDE RN FOR S C H T MI T! 4 /2018 TITELTHEMA HIN UND WEG Die eine oder andere Weise, täglich zur Kita oder Grundschule zu gelangen, hat sich bei den Kindern sicherlich schon bewährt und ist längst zur Gewohnheit geworden. Doch wissen sie auch, welche Auswirkungen die Art, wie sie sich fortbewegen, auf ihre Umwelt hat? Wie kann man Dinge am besten von A nach B transportieren? Was wird alles auf einer Baustelle geschleppt, gehoben, gerollt oder gezogen? Welche Verpackung schützt empfindliche Gegenstände, wenn man sie zum Beispiel per Post verschicken möchte? M arie kommt meistens zu Fuß zur Kita. Tim fährt mit seiner Kindern ein, die so ähnlich funktioniert? Von einem Ort zum nächs- Mama im Auto und Leonie benutzt am liebsten ihr schi- ten bewegen wir nicht nur uns selbst, sondern auch die unter- ckes rotes Fahrrad: Kinder kommen schon früh mit un- schiedlichsten Dinge. Technische Hilfsmittel und Strategien kön- terschiedlichen Fortbewegungsmitteln in Berührung – je nachdem, nen dies erheblich erleichtern – vom Rucksack über die welche Bedürfnisse, Möglichkeiten und Einstellungen ihre Fami- Schubkarre bis hin zur Arbeitsteilung bei größeren Projekten. Auch lien haben. Auch die Umgebung, in der sie leben, spielt eine Rol- innerhalb eines Gebäudes ist uns Technik dabei behilflich, Dinge le. Welche Verkehrsmittel fallen den Mädchen und Jungen ein? und Stoffe herein- und herauszutransportieren – von der Lüftung Welche Vor- und Nachteile haben sie? Wie wäre es eigentlich, wenn über das Tablett bis hin zu Rohren, durch die das Abwasser Küche wir fliegen könnten wie Vögel? Welche Technik fällt den und Bad verlässt. l 8 l
FOR SC H E N MIT KINDERN IM MORGENKREIS WIE BIN ICH HEUTE HERGEKOMMEN? „Ich habe den letzten Fahrradständer bekommen.“ Lassen Sie erfahrenere Kinder auf ihrem Weg „Ich habe der Müllabfuhr zugeguckt.“ „Die Scheiben nach Hause die Zeit messen, die sie dafür be- am Bus waren beschlagen.“ Manche Kinder haben auf nötigen. Schauen Sie sich am nächsten Tag ge- ihrem Weg zur Kita oder Schule schon einiges erlebt. Fragen Sie meinsam einen Stadtplan an und markieren Sie darauf mit Kreuz- die Mädchen und Jungen, wie sie heute Morgen unterwegs waren. chen oder Klebepunkten Ihre Kita oder Schule sowie die Wer ist mit dem Auto oder Bus gekommen, wer war mit dem Fahr- Wohnorte der Mädchen und Jungen. Benötigen die Kinder mit den rad bzw. Laufrad oder zu Fuß unterwegs? Kommen die Kinder im- längeren Wegen auch mehr Zeit? Und wenn nicht, woran könnte mer auf die gleiche Art und Weise zur Kita oder Schule? das liegen? Vielleicht fällt es den Kindern gar nicht so leicht, die Je nach Verkehrsmittel bilden die Mädchen und Jungen nun Länge einer Wegstrecke auf einer Karte zu bestimmen – schließlich Gruppen und tauschen sich aus: Was kann alles passieren, wenn sind die meisten Straßen krumm und nicht gerade. Haben die man mit dem Bus fährt? Und was ist zu beobachten, wenn man zu Mädchen und Jungen eine Idee, wie ihnen das trotzdem gelingt? Fuß läuft? Was gefällt den Kindern an ihrer Fortbewegungsart und was weniger? Jede Gruppe erzählt den anderen danach von den Besonderheiten ihres Verkehrsmittels. Gibt es auch kleine Ge- schichten, die die Mädchen und Jungen mit ihrem Verkehrsmittel verbinden? Was ist etwa die schönste Erfahrung, die sie gemacht haben?
FOR S CHE N MIT KINDE RN FOR S C H T MI T! 4 /2018 IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN ABGEHOBEN! Mal nach Hause oder zu Freunden flattern? Wie schön wäre es zu fliegen! Aber so einfach ist das leider nicht. Uns Menschen unterscheidet nämlich eines wesentlich von Vögeln, Schmetterlingen oder Flugzeugen: Wir haben keine Flügel. Aber warum können wir selbst mit gebastelten Flügeln nicht fliegen? Und wie fliegt ein Papierflieger am besten? Warum können Marienkäfer oder Vögel fliegen, wir aber nicht? Fragen Sie die Kinder, welche Lebewesen oder Dinge noch fliegen können und was sie gemeinsam ha- ben. Obwohl alle Flügel haben, können sie ganz unterschiedlich sein. Wie könnten Flügel aussehen, mit denen wir Menschen aus eigener Kraft fliegen können? Und wieso sind solche Flügel noch nicht erfunden worden? Gehen Sie gemeinsam an eine Reckstange, ein Klettergerüst oder ein dickes Seil, das von der Decke hängt. Gelingt es den Kin- dern, an dem Seil bis nach oben zu klettern oder an der Stange Lassen Sie am Ende alle Flieger gemeinsam starten: einen Klimmzug zu machen? Wie fühlen sich die Arme danach an? Welcher fliegt am weitesten, am schnellsten Besprechen Sie mit den Mädchen und Jungen, dass die Arme beim oder die außergewöhnlichste Kurve? Fliegen genau das leisten müssten: unser ganzes Körpergewicht zu tragen! Und das ist ganz schön anstrengend, weil unser Körper nicht dafür gemacht ist. Wer möchte, kann sich seine Wunschflügel aus Kartonpapier basteln, auch wenn das Fliegen damit wohl ein Traum bleibt. Achtung: Achten Sie darauf, dass die Kinder sich bei den „Flug- übungen“ nicht verletzen! Papierflieger zu bauen und sie fliegen zu lassen macht vielen Kindern Spaß. Wer möchte den an- deren von seinen Erfahrungen berichten? Was vermuten die Kinder, warum der Papierflieger überhaupt fliegt? Legen Sie die Faltanleitung eines einfachen Fliegers und nor- males Bastelpapier aus. Um die Mädchen und Jungen zu unter- stützen, falten Sie am besten selbst mit. Die ersten Testflüge sollten drinnen stattfinden, weil es drau- ßen oft windig ist: Sind die Kinder zufrieden mit ihrem Flieger oder was könnte besser sein? Wer eine Lösungsidee hat, kann den an- deren helfen. Wenn der Flieger sich auf einer Kurve und nicht ge- radeaus bewegt, kann es zum Beispiel sein, dass eine Klappe höher steht als die andere. Wer möchte, kann seinen Flieger noch mit Schnüren oder anderen Materialien dekorieren oder auch ein ganz anderes Modell bauen: Ändert sich dadurch die Flugbahn? Mit welcher Abwurftechnik gelingen die besten Flüge? Warum ein Flugzeug fliegen kann, wird auf planet-wissen.de/technik/luftfahrt/ kindgerecht erklärt. l 10 l
FOR SC H E N MIT KINDERN IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN VON HIER NACH DA AUF DER BAUSTELLE GEPL ANT Die meisten Kinder sind begeistert, wenn es darum geht, Möchten die Kinder mit Sand, Stöcken oder Papprollen bauen? Türme, Burgen und Schlösser aus verschiedenen Werk- Wie viel davon benötigen sie wohl jeweils für ihr Bauwerk? Womit stoffen oder kleineren Gegenständen zu gestalten. Neh- können sie das Material verarbeiten und wo soll das Bauwerk ste- men Sie eine passende Situation zum Anlass und planen Sie mit hen? Schließlich müssen Material und Werkzeug zur „Baustelle“ den Kindern ein gemeinsames Bauprojekt. Lassen Sie die Mäd- transportiert werden. Überlegen Sie gemeinsam, was den Kindern chen und Jungen zunächst überlegen, was sie bauen möchten: Ein dabei helfen könnte. Kleine Mengen können in Schüsseln, Beuteln Schloss, ein Fantasiegebäude oder vielleicht eine ganze Stadt? oder Rucksäcken getragen werden. Gibt es auch etwas, das sie Möchten alle das Gleiche bauen oder sollen zwei oder mehr Pro- nur gemeinsam tragen können? jekte entstehen? Wichtig ist auch die Auswahl des Materials. GEBAUT Haben die Kinder Material und Werkzeug beisammen? Burg kann zum Beispiel ein Kind die Mauern bauen und ein ande- Wenn doch noch etwas fehlt, geht es am schnellsten, res die Türme. Möchte jemand das Dach schon bauen, bevor die wenn sie sich die Arbeit untereinander aufteilen. So kön- Wände stehen und es zum Schluss daraufsetzen? Ist doch nicht nen die einen Schaufel und Wasser besorgen, während die ande- genügend Material vorhanden, muss jemand für Nachschub sorgen. ren Steine und Blätter zum Schmücken sammeln. Geht es schnel- Sind vielleicht manche Kinder völlig zufrieden damit, immer neues ler, wenn sie dabei eine Kette bilden und die Dinge immer an den Wasser zu holen oder mit einem Laster neue Bausteine oder Nächsten weitergeben? Welche Transporthilfen verwenden sie? Papprollen anzuliefern? Am Ende werden die Bauwerke präsentiert: Dann können die Bauarbeiten losgehen. Auch hier können Welches ist das schönste, höchste oder lustigste? sich die Mädchen und Jungen die Arbeit teilen. Beim Bau einer GEZEICHNET Legen Sie mit den Kindern eine Materialliste an: Wie viel benötigen sie von was und wo bekommen sie es her? Auch die Transporthilfen sollten auf die Liste. Gibt es ein Kind, das etwas von zu Hause mitbringen möchte? Was muss noch gekauft werden? Wie wäre es in diesem Fall mit einem gemeinsamen Ausflug in das nächste Bastelge- schäft oder in den Baumarkt? Wie bei einem richtigen Bauvorhaben können die Kinder auch eine Zeichnung anfertigen. Diese muss nicht vollständig sein und sie können sie während des Bauens jederzeit ergänzen oder ver- ändern. Lassen Sie die Mädchen und Jungen um ein bereits ferti- ges Bauwerk herumlaufen und überlegen: Welche Skizzen benö- tigen sie für ihr Projekt? Sie könnten einen Grundriss zeichnen und in diesem die Form des Gebäudes festlegen: Soll es rund, recht- eckig oder ganz anders geformt sein? Welche Informationen sind noch für den Bau wichtig und sollten in die Skizze, welche können die Kinder weglassen? l 11 l
FOR S CHE N MIT KINDE RN FOR S C H T MI T! 4 /2018 MEIN FORSCHERTIPP KITA MARSHMALLOWS Worum ging es bei dem Projekt? UND LUFTBALLONS – Die Kinder beschäftigen sich schon seit längerer Zeit mit dem Thema Wasser – sie sind fasziniert von diesem Na- WIE SCHWIMMT DAS turphänomen, das ihnen überall im Alltag begegnet. Welche Dinge schwimmen auf der Wasseroberfläche? Welche gehen unter? Damit FLOSS AM BESTEN? die Mädchen und Jungen diesen und anderen Fragen nachgehen können, haben wir in der Kita eine Wasserecke eingerichtet. Dort steht eine tiefe Wanne, an der die Kinder rund ums Wasser forschen können. Nachdem sie bereits einiges ausprobiert hatten, nahmen sie sich vor, etwas zu bauen, das richtig gut schwimmt. Wir gaben Kindertagesstätte St. Elisabeth ihnen die Aufgabe, aus den Materialien in unserer Lernwerkstatt ein Floß zu bauen. Dieses sollte nicht nur schwimmen, sondern ANSPRECHPARTNERINNEN auch möglichst viele Murmeln tragen können, ohne zu sinken. Franziska Metz (Erzieherin), Anita Walter (Erzieherin) ORT Was haben Sie benötigt und wie lange haben Sie geforscht? Burkardroth-Premich, Bayern Die Kinder verwendeten die verschiedensten Materialien, die sie KINDER in der Lernwerkstatt fanden – zum Beispiel Styropor, Schnüre, Wol- 55 Kinder, 1 – 6 Jahre, 32 Kinder 7 – 10 Jahre, 20 Ferienkinder le, Schaschlikspieße, Marshmallows, Luftballons, Strohhalme und HAUS DER KLEINEN FORSCHER dickes, stabiles Klebeband. Insgesamt haben sie etwa drei Mona- Seit 2011 beim „Haus der kleinen Forscher“ aktiv. 2013 zertifiziert. te lang geforscht. Was haben Sie herausgefunden? Die Mädchen und Jungen versuchten beispielsweise, ein Floß aus Toilettenpapierrollen zu bauen. Dabei stellten sie fest, dass diese aufweichen, wenn sie nass werden. Daraufhin wickelten sie die Rollen mit Frischhaltefolie ein und siehe da: Es funktionierte – sie blieben ganz! Marshmallows erwiesen sich als weniger brauchbar, da sie sich im Wasser im Nu vollständig auflösten. Aufgeblasene Luftballons unter der Konstruktion sorgten für Auftrieb. Die Mäd- chen und Jungen fanden heraus, dass die Luftballons zusätzlich auch zum Antrieb genutzt werden können: Wenn man mit einer Nadel ein Loch hineinsticht, so dass die Luft entweicht, bewegt sich das Floß durch den Rückstoß. Das Baumaterial sollte möglichst leicht sein und das Gewicht muss beim Beladen des Floßes gut ausbalanciert werden. Eine pyramidenförmige Anordnung der Fracht hat sich besonders bewährt. Das stabilste Floß konnte am Ende 200 Murmeln tragen. Das entspricht einer Tragkraft von etwa zwei Kilogramm Was hat gut oder nicht so gut geklappt? Es war schön zu sehen, wie die jüngeren Kinder mit den älteren zusammengearbeitet und wie sich die Mädchen und Jungen gegen- seitig unterstützt haben. Sie setzten die verschiedenen Materiali- en eigenständig ein. Wir hätten das Projekt gern noch über einen längeren Zeitraum weitergeführt, dazu fehlte aber leider die Zeit. Mit welchen Materialien hält ein Floß sich am besten über Wasser? Gehört Forschen auch in Ihrer Kita, Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag? Dann lassen Sie sich zertifizieren. Informationen zum Zertifizierungsverfahren und das Bewerbungsportal finden Sie unter hdkf.de/zertifizierung l 12 l
FOR SC HE N MIT KINDERN MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE MÄHDRESCHER, TRECKER UND CO.– WER BRINGT DAS STROH VON A NACH B? Staatliche Grundschule Rastenberg ANSPRECHPARTNERINNEN Angela Kummer (Schulleiterin), Simone Lemser (Lehrerin, Umweltverantwortliche) ORT Rastenberg, Thüringen KINDER ca. 100 Kinder, 6 – 10 Jahre HAUS DER KLEINEN FORSCHER Seit 2012 beim „Haus der kleinen Forscher“ aktiv. 2014 zertifiziert. Was bringt ein Traktor von einem Ort zum nächsten? Worum ging es bei dem Projekt? Feuerwehr und des Naturschutzbundes waren ebenfalls vor Ort. Die Grundschule ist von vielen landwirtschaftli- Wir organisierten Sitzgelegenheiten für die Kinder sowie Pappe chen Betrieben umgeben. Aber wie funktionieren und Scheren für die Bastelstation. Aus der Aktion entstand ein eigentlich die verschiedenen Geräte, die dort zum Einsatz kom- Projekt zum Thema „Getreideanbau früher und heute“, das wir men? Wir griffen die Frage der Kinder auf und organisierten ge- später beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ einreichten. meinsam mit der Agrargenossenschaft Rastenberg einen Aktions- tag. Es gab einen Parcours mit verschiedenen Stationen – die Was haben Sie herausgefunden? Mädchen und Jungen durften auf Traktoren und Radlader klettern. Die Kinder fanden es spannend, die verschiedenen landwirtschaft- Sie schätzten, wie viele Tonnen Getreide ein Mähdrescher trans- lichen Geräte zu untersuchen und mehr über die Zusammenhänge portieren kann, und probierten aus, wie Landwirte früher Butter zu erfahren: Welche Geräte werden bei Anbau und Ernte von Ge- herstellten. Kaum vorstellbar, dass damals ganze Felder per Hand treide eingesetzt? Wie groß ist ein Traktorrad im Vergleich zur ei- mit der Sense gemäht wurden. An der Bastelstation bauten die genen Körpergröße und wie viele Kinder passen auf die Schaufel Kinder landwirtschaftliche Geräte im Miniformat nach. Die Feuer- eines Radladers? wehr informierte darüber, was bei der Ernte zu beachten ist, um Brände zu vermeiden. Im Anschluss unterstützten wir die Mädchen Was hat gut oder nicht so gut geklappt? und Jungen dabei, ihre Erlebnisse zu dokumentieren. Wir luden zum Aktionstag auch unsere Kooperations-Kita ein. Die Mädchen und Jungen arbeiteten in altersübergreifenden Gruppen Was haben Sie benötigt und wie lange haben Sie geforscht? wunderbar zusammen. Am Ende stellten wir fest, dass wir zu vie- Entscheidend für das Projekt waren Absprachen mit den Koope- le Stationen eingeplant hatten – die Kinder hätten jeweils noch rationspartnern: Was können die Kinder erforschen? Wer kann was mehr Zeit gebraucht. Für das nächste Mal haben wir uns vorge- leisten? Die Agrargenossenschaft stellte ihr Gelände inklusive der nommen, noch mehr unterschiedliche Materialien zum Basteln Maschinen zur Verfügung. Ein privater Sammler brachte histori- mitzubringen, damit die Mädchen und Jungen dabei noch kreativer sche landwirtschaftliche Geräte mit. Vertreter der Freiwilligen werden können. l 13 l
FOR S C H T MI T! 4 /2018 s los! t g a n z schö n wa hten is rn einen Weihnac en K inde K u r z vo r insam m it d men die S ie g eme W ie ko m W e r fe n k s ta t t : - d ie W ichte lwer u n t e r den Weih in l Blick s c hz e t t e insg esam t h e n k e v o m Wun t e l s in d G esc le W ich d ie t s b a u m ? W ie v ie ie v e r p a c k e n s ie nach he n ? W he n d e m B il d z u s e e u n t e r s c h ie d l ic auf we lch zur c h e n k e und auf n e in e r S ta t io n Ges ie s ie vo t e n b e f ördern s Ar ? nächsten l 14 l
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FOR S CHE N MIT KINDE RN FOR S C H T MI T! 4 /2018 REPORTAGE HELFEN, WO SONST NIEMAND HINKOMMT Wenn Schneemassen mit rasender Geschwindigkeit unkontrolliert vom Berg stürzen, spricht man von einer Lawine. Lawinen können für Menschen sehr gefährlich werden, wenn sie sich zum Zeitpunkt des Abgangs an Ort und Stelle befinden. Ist dies der Fall, kommt die Bergwacht zum Einsatz. Aber nicht nur bei Lawinenunfällen ist sie gefragt. A lles, was im Tal passiert, kann auch auf dem Berg eintreten“, zählt jede Minute. Für solche Fälle stehen Rettungshubschrauber sagt Johannes Zollner, Ausbildungsleiter bei der Bergwacht zur Verfügung. Diese können jedoch nur starten, wenn das Wetter Garmisch-Partenkirchen. Mit „alles“ meint er Beinbrüche, es zulässt. Kreislaufkollapse, Erschöpfung – eben Zustände, die dazu führen, dass jemand medizinische Hilfe benötigt. Ist der Unfallort schwer Wie kommt es zu einem Lawinenunfall? zu erreichen, wird die Bergwacht zu Hilfe gerufen. Zollner ist meist Lawinen entstehen, wenn Schnee in zeitlichen Abständen auf ei- zu Hause oder im Büro, wenn sein Pieper Alarm schlägt, denn Berg- nen Berghang fällt. Es bilden sich dann mehrere Schneeschichten. retterinnen und Bergretter arbeiten ehrenamtlich. Wenn der Notruf Ganz unten liegt fester Schnee, der von dem Gewicht der darüber- eingeht, muss es schnell gehen. Je nachdem, wo sich das Unfall- liegenden Schichten zusammengedrückt wurde. Steigen die Tem- opfer befindet und wie schwer es verletzt ist, entscheidet das peraturen über null Grad, schmilzt diese untere Schicht und es Team, mit welchem Fahrzeug es sich auf den Weg macht und ob entsteht eine so genannte Schwimmschneeschicht. Diese ist leicht ein Notarzt dabei sein muss. Die Bergwacht ist meist mit Gelände- beweglich – bereits kleine Auslöser reichen aus, um den Schnee- wagen unterwegs, die für die dringende Versorgung voll ausgestat- block ins Rutschen zu bringen. „Das kann man sich ungefähr so tet sind: mit einer Trage, einem Beatmungsgerät und einem Moni- vorstellen wie eine Torte mit zwei Biskuitschichten und Sahne tor, der die Herzaktivitäten anzeigt. Bei einem Lawinenunglück dazwischen“, erklärt Zollner, „wenn Sie die schräg halten und l 16 l
oben draufdrücken, rutscht der Belag herunter.“ Liegt ein Mensch unter den Schneemassen begraben, muss ihm schnell geholfen werden, denn bereits nach 15 Minuten sinken die Überlebens- chancen eines Lawinenopfers dramatisch. „Liegt ein Mensch unter den Schneemassen begraben, muss ihm schnell geholfen werden.“ Wie findet man verschüttete Personen? Wer auf eine Skitour geht, trägt in der Regel einen Sender am Kör- per: ein Lawinenverschüttetensuchgerät. Dieses sendet ständig Signale aus und kann mit einem zweiten Gerät von den Begleit- personen bzw. Rettern geortet werden. Zusätzlich macht sich die Hundestaffel auf die Suche. Hunde haben einen ausgeprägten Geruchssinn und können verschüttete Personen durch die Schnee- decke hindurch aufspüren. Durch lautes Gebell geben die Hunde ihren Fund bekannt. Die Retter pieken dann mit einem langen Verletzte Personen werden mit einem Stab, einer Lawinensonde, vorsichtig in den Schnee, um das Opfer Wannenschlitten abtransportiert. zu finden und schnellstmöglich auszugraben. Hunde haben einen ausgeprägten Geruchssinn und können Menschen sogar im tiefen Schnee aufspüren. Wie geht es weiter? Schwer verletzte Personen werden vor Ort medizinisch versorgt und dann in das nächste Krankenhaus gebracht. Bei leichteren Die Bergwacht Bayern leistet jährlich etwa 12.000 Einsätze. Verletzungen – oder wenn der Helikopter aufgrund schlechter Wit- Sie verfügt über ein spezielles Ausbildungszentrum in Bad Tölz. terung nicht starten kann – erfolgt der Abtransport mit einem Wan- Dort bereiten sich die Teams an zwei Helikoptern für die Einsätze vor. nenschlitten namens Akija. Die Patientinnen oder Patienten liegen Sie üben hier zum Beispiel, wie man sich abseilt und wie man eine verletzte Person mit Hilfe einer Winde in den Helikopter befördert. darin auf einer Vakuummatratze, die sich dem Körper anpasst. So bergwacht-bayern.org werden sie vor weiteren Verletzungen geschützt. Eine Übersicht über alle Landesverbände der Bergwacht ist unter bergwacht.de zu finden. Wer kann Bergretterin oder Bergretter werden? Manche Bergwachten haben Jugendgruppen, denen Interessierte Diese Fortbewegungsmittel nutzt die Bergwacht: bereits ab 13 Jahren beitreten können. Sie sollten dann schon re- • Füße (es wird sehr oft auch zu Fuß geborgen) gelmäßig in den Bergen unterwegs, schwindelfrei und trittsicher • Skier • Schlitten (Akija) sein. Bergwart-Anwärterinnen und -Anwärter sind mindestens 16 • Motorschlitten (Skidoo) Jahre alt und können sicher Ski fahren und klettern. Günstig sind • Geländewagen erste Erfahrungen beim Skitourengehen. Die Ausbildung zum Berg- • Helikopter (mit Seilwinde) retter dauert zwei bis drei Jahre. Diese Ausrüstung haben die Bergretter dabei (abhängig vom Einsatzszenario): • Dyneema-Seile • Tragesäcke • Schaufeln • Lawinensuchgeräte • Lawinensonden l 17 l
FOR S CHE N MIT KINDE RN FOR S C H T MI T! 4 /2018 FORSCHERGEIST-PROJEK T WAS IST LOS AUF DER GROSSBAUSTELLE? Als bekannt wurde, dass es in der direkten Nachbarschaft der Kita eine Kita am Carlsgarten Großbaustelle geben würde, sorgten sich Eltern sowie Erzieherinnen ANSPRECHPARTNERIN Michaela Rakow (Kita-Leiterin) und Erzieher, dass Lärm und Dreck den Kita-Alltag stören würden. ORT Die Kinder jedoch bestaunten die vielen großen Fahrzeuge und stellten Berlin jede Menge Fragen. Das Projekt wurde im Wettbewerb „Forschergeist KINDER 2016“ der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung „Haus der kleinen 67 Kinder, 3 – 6 Jahre Forscher“ als Landessieger ausgezeichnet. HAUS DER KLEINEN FORSCHER Seit 2016 beim „Haus der kleinen Forscher“ aktiv. l 18 l
FOR SC H E N MIT KINDERN Helme, Westen, Ohrenschützer – in voller Schutzmontur Beim Baustellenbesuch erfuhren die Mädchen probierten die Kinder spielerisch typische Abläufe auf und Jungen, wie wichtig Absprachen und einer Baustelle aus. Verhaltensregeln im Baubetrieb sind. W arum wackelt der Boden in der Kita und auf der Baustelle? ihrem Baustellenbesuch mit vielen weiteren Fragestellungen rund Was macht der Kranführer, wenn er Pipi muss? Die Mäd- um den Bau. Sie griffen das Thema „Arbeitsschutz“ auf, fertigten chen und Jungen der Kita am Carlsgarten waren fasziniert selbst Helme an und untersuchten Warnwesten, Ohrenschützer von den Vorgängen auf der Baustelle. Die pädagogischen Fach- und Arbeitshandschuhe. Außerdem lernten sie, wie wichtig Ab- kräfte ließen sich von der Neugier der Kinder mitreißen und mach- sprachen und Sozialverhalten auf dem Bau sind. ten aus dem anfänglichen Problem „Baustelle“ das Hauptthema ihres Jahresplans. Ein Haus aus Eierkartons Schließlich beschlossen die Kinder, selbst zu Bauarbeiterinnen Wer arbeitet auf dem Bau? und Bauarbeitern zu werden und ein Haus aus Eierkartons zu bau- Das Projekt startete mit Beobachtungen und Gesprächen zum en. Sie besorgten eine große Grundplatte sowie jede Menge Eier- Thema. Ihre Eindrücke verarbeiteten die Kinder in verschiedenen kartons. Voller Begeisterung stapelten und klebten die Mädchen Kunstwerken: In Knetarbeiten stellten sie unterschiedliche Bau- und Jungen Reihe um Reihe. Dabei experimentierten sie mit den berufe dar und setzten aus einfachen geometrischen Formen verschiedenen Größen der Eierpackungen und betätigten sich als Baufahrzeuge zusammen. Anschließend nahmen sie die einzel- Malerinnen und Maler, um ihrem Haus einen farbenfrohen An- nen Bauberufe genauer unter die Lupe. Sie sammelten in der strich zu verpassen. Zu ihrem Baufest luden die Kinder den Bau- ortsansässigen Bibliothek Informationen und luden Eltern, die leiter in die Kita ein und präsentierten ihm alle Einzelarbeiten auf einen Beruf in der Baubranche ausüben, in die Kita ein. Ein Vater, dem Weg zu ihrem Gesamtwerk. Am Ende des Fests konnten die der Maurer ist, kam in berufstypischer Kleidung zu Besuch. Er kleinen Forscherinnen und Forscher außerdem noch ein „Bauar- brachte den Mädchen und Jungen verschiedene Geräte wie Mau- beiterdiplom“ erwerben. Nachdem sie verschiedene Fragen rund rerkellen, eine Wasserwaage und einen Zollstock mit. Die Kinder um den Bau erfolgreich beantwortet hatten, hielten alle Mädchen durften alles ausprobieren und untersuchten mit dem Zollstock und Jungen stolz ihre Urkunde in den Händen. die Längen unterschiedlicher Gegenstände. Der Mann einer Er- zieherin ist von Beruf Maler. Sie konnte den Mädchen und Jungen seine Arbeitswerkzeuge erklären und sprach mit ihnen über Ta- peten, Kleister und geeignete Pinsel. In kleinen Versuchen stell- ten die Kinder fest, dass es gar nicht so einfach ist, Tapete glatt aufzukleben. Auch erforschten sie den Werkstoff Gips und gossen Forschergeist-Projekt des Monats wie auf dem Bau eine Grundplatte. Der „Forschergeist“ ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung Besuch der Baustelle und der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Der Höhepunkt des Projekts war für alle Beteiligten der Besuch der Gesucht und prämiert werden herausragende Baustelle – der Perspektivwechsel auf das Baugeschehen war so- Projekte, die Mädchen und Jungen für die Welt der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben. wohl für die Mädchen und Jungen als auch für die pädagogischen Weitere spannende Informationen und Details zum „Forscher- Fachkräfte aufregend. Die Kinder beschäftigten sich vor und nach geist“-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wettbewerb.de l 19 l
FOR S CHE N MIT KINDE RN FOR S C H T MI T! 4 /2018 ORTE ZUM FORSCHEN DIE KÜCHE In der Küche wird gekocht, gerührt, gebraten und gespült. Aber wie kommen eigentlich die Zutaten aus dem Kühlschrank in die Pfanne und wie gelangt der Wasserdampf, der beim Kochen entsteht, wieder aus der Küche heraus? Auch wenn es in Ihrer Einrichtung keine voll ausgestattete Küche gibt, können Sie mit den Kindern auf Entdeckungstour gehen. ALLES BEISAMMEN WER K ANN WA S? Töpfe, Becher, Schüsseln, Siebe und Karaffen – gehen Sie ge- Jedes Kind wählt ein Gefäß und erzählt, wofür es sich eignet. Aus meinsam mit den Kindern auf die Suche nach Gefäßen, die sich Kannen kann man Getränke gut in Gläser gießen, Schüsseln sind eignen, um Lebensmittel aufzubewahren oder von A nach B zu praktisch, um das Essen auf den Tisch zu bringen. Mehrere Teller, tragen. Worin kann man Essensreste aufbewahren, um sie zum Tassen und Besteck kann man gleichzeitig mit einem Tablett Beispiel mit zum Picknick zu nehmen? Welche kann man mehr- transportieren. Wenn Sie gerade eines zur Hand haben, können fach oder nur einmal verwenden? Fallen den Kindern auch Behäl- die Mädchen und Jungen üben, verschiedene Dinge darauf zu ter ein, die es hier nicht gibt und die sie von zu Hause kennen? stapeln und es möglichst so zu tragen, dass nichts umkippt oder herunterfällt. l 20 l
FOR SC HE N MIT KINDERN DURCH DIE FORSCHERBRILLE LUF T RAUS Nicht nur Lebensmittel werden in der Kü- che bewegt. Beim Kochen und Braten ent- WAS WÄRE, WENN WIR STATT FÜSSEN stehen feuchte Luft und Fettpartikel. Um diese anschließend wieder aus dem Raum herauszubefördern, gibt es in vielen Kü- RÄDER HÄTTEN? chen einen Dunstabzug über dem Herd. Zeigen Sie den Kindern, wenn möglich, ein- mal den Filter aus dem Dunstabzug. Der ist wahrscheinlich ganz schön schmutzig! Wo würde sich der Schmutz wohl sammeln, wenn es keinen Abzug gäbe? Welche Mög- lichkeiten gibt es noch, um die Küche von Olia, 4 Jahre Fett und Feuchtigkeit zu befreien? K omische Idee! Meine große Cousine WA SSER AUF DEM WEG hat ein Board mit Rädern daran. Beim Kochen und Abwaschen wird viel Aber damit kann sie nur auf glatter Wasser benutzt. Wissen die Kinder, wohin Straße fahren, sonst fällt sie runter, wenn das Wasser durch den Abfluss in der Spüle ein Hubbel kommt. Wenn wir Räder statt fließt? Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, Füßen hätten, könnten wir auch keine Trep- gemeinsam mit den Kindern den Verlauf pen mehr laufen. Und im Winter könnten der Rohre zu verfolgen. Wo treten sie aus wir nicht mehr auf der Straße fahren – da und wo verschwinden sie wieder in der müssten wir die Räder in Schlittschuhe Wand? Haben die Mädchen und Jungen stecken. eine Idee, wohin das Wasser dann fließt und was damit passiert?* ALLES AUF KNOPFDRUCK Heutzutage stehen in vielen Küchen jede Prof. Dr.-Ing. Barbara Schönig, Menge elektrischer Geräte – vom Herd, der auf Knopfdruck heiß wird, über die Mikro- Lehrstuhl für Stadtplanung welle oder den Wasserkocher bis hin zum an der Bauhaus-Universität Mixer. Wie war das eigentlich früher? Ha- ben die Kinder Ideen, wie sie ohne einen Weimar Mixer die Zutaten für einen Kuchenteig W verrühren können? Wie würden sie Teewas- enn wir satt Füßen Räder hätten, ser ohne Strom erwärmen? Konzentrieren müssten wir unsere Städte und Sie sich am besten zunächst auf ein Gerät. Dörfer wohl verlassen und neue Wie wäre es zum Beispiel, wenn es keinen bauen: Kein altes Haus wäre noch bewohn- Herd gäbe? Informationen dazu finden die bar für uns. Zu eng wären die Räume und Mädchen und Jungen in Büchern über die Flure, denn wir bräuchten viel Platz, um Geschichte der Technik oder in technikhis- Kurven zu fahren. Zu steil wären die Auf- torischen Museen. gänge und zu eng die Treppenhäuser, um Rampen oder Aufzüge einzubauen. Kein Kindergarten, keine Schule, kein Kaufhaus hätte genügend Aufzüge für alle. Selbst viele Straßen müsste man umbauen: Hohe Bordsteinkanten bräch- ten uns zu Fall ebenso wie Kopfsteinpflaster, auf dem man nur mühsam ent- langholpern könnte. Andererseits: Wir könnten uns umweltfreundlicher be- wegen, denn mit Rädern an den Beinen bräuchten wir sicher keine Autos mehr. Und wir würden dann wohl verstehen, wie schwierig es ist, mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator unsere Städte, Dörfer und Häuser zu benutzen. *In der „Sendung mit der Maus“ wird der Weg des Abwassers für Kinder anschaulich erklärt. wdrmaus.de/filme/sachgeschichten/abwasser. php5 l 21 l
FOR S CHE N MIT KINDE RN FOR S C H T MI T! 4 /2018 KUR ZGESCHICHTE ONKEL RABANUS Text: Kilian Leypold, Illustrationen: Christoph Kirsch A ls ich ungefähr so alt war wie ihr, nannten mich alle Joe. Da- An eine dieser Fahrten erinnere ich mich noch besonders gut. bei heiße ich eigentlich Johanna. Aber das passte nicht zu Es war ein sonniger Tag am Ende des Sommers. Onkel Rabanus mir. Die Haare standen mir steif und spitz wie Nadeln vom und ich standen neben dem Motorroller und spielten Karten auf Kopf, und ich trug immer eine Spielzeugpistole im Hosenbund. dem Rollersitz. Unsere Helme baumelten lässig an unseren Gür- Also hieß ich Joe. Aber das war nicht das einzig Ungewöhnliche an teln – da knackte plötzlich das Funkgerät, und aus der Brusttasche mir. Von meinen sieben seltsamen Tanten hab’ ich euch ja schon von Onkel Rabanus ertönte eine Stimme: erzählt – aber ich hatte auch noch sieben Onkel, und die waren »Rabe bitte kommen, Rabe bitte kommen – hier Amsel.« noch komischer als meine Tanten. Onkel Rabanus zum Beispiel. Alle Menschen, die meinen Onkel anfunkten, hatten nämlich Vogelnamen. Warum das so war, weiß ich nicht mehr. Mein Onkel hieß jedenfalls Rabe. »Einsatz!«, rief Onkel Rabanus, nachdem er sich eine Weile mit Amsel unterhalten hatte. »Wir müssen einer Kuh das Leben retten.« Wir setzten unsere Helme auf und fuhren mit flatternden Hemd- zipfeln aus der Stadt hinaus. Bei schönem Wetter saß er immer auf seinem Motorroller und wartete auf Nachrichten. Die Nachrichten kamen per Funk. Das Funkgerät war schwarz, so groß wie ein Ziegelstein und steckte in der Brusttasche von Onkel Rabanus’ Hemd. Die unendlich lange Antenne ragte dann neben dem Ohr meines Onkels in die Höhe. Manche Nachrichten waren so wichtig, dass Onkel Rabanus sofort losmusste. l 22 l
FOR SC HE N MIT KINDERN Wir fuhren bis zu einer langen Schlange Autos, die mitten auf der »Meine Herrschaften!«, rief er. »Wir sind vom mobilen Kuhdienst. Landstraße stand. Der Grund für den Stau war eine Kuh. Man hat uns über Funk mitgeteilt, dass es hier ein Kuhproblem Sie stand in der Mitte der Straße und war so groß, dass die Autos gibt. Ist das richtig?« weder links noch rechts an ihr vorbeifahren konnten. Viele der »Allerdings«, riefen die Leute. Autofahrer hupten wie wild, und eine kleine Menschenmenge um- »Die Kuh muss von der Straße runter, und zwar sofort!« ringte die Kuh. Daraufhin sagte Onkel Rabanus zu den Leuten: Die Leute schoben und zerrten am Kopf der Kuh, am Schwanz der »Treten Sie bitte von der Kuh zurück, mein Gehilfe und ich werden Kuh und schrien wütend auf sie ein, aber die Kuh rührte sich nicht, uns die Sache einmal aus der Nähe betrachten.« stand nur da und glotzte. Ein dicker Mann mit Krawatte brüllte: Und während wir um die Kuh herumgingen, flüsterte mir Onkel »Wenn das Vieh nicht gleich zur Seite geht, fahr ich es über den Rabanus zu: »Jetzt brauchen wir eine deiner Cowboy-Ideen, Joe. Haufen!« Aber eine, die knallt.« Und plötzlich wusste ich, was ich tun musste. Ich durchwühlte meine Taschen und fand tatsächlich einen roten Ring Munition für meine Spielzeugpistole. Ich legte den Ring in die Trommel und feuerte alle sechs Schüsse ab. Beim ersten Schuss schüttelte die Kuh den Kopf, beim zweiten machte sie einen kleinen Schritt vorwärts, und beim dritten sprang sie mit einem Satz in den Acker neben der Straße und galoppierte über das Feld davon. Von diesem Tag an hatte ich bei Onkel Rabanus einen eigenen Funkernamen, obwohl ich kein Funkgerät hatte. Und das war da- Wir waren also gerade noch rechtzeitig gekommen. mals eine große Ehre. Mein neuer Name war: Knallmeise. Onkel Rabanus stellte den Motorroller ab, hob sein Funkgerät in die Höhe und wedelte mit der langen Antenne. Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in Gecko, der werbefreien Bilderbuch-Zeitschrift für Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter. Gecko enthält außerdem Mitmachseiten, Sprachspiele, ein Experiment und vieles mehr. Die Geschichte „Onkel Rabanus“ ist in der Kinderzeitschrift Gecko Nr. 36 erschienen. Gecko gibt es im Abo oder als Einzelheft auf gecko-kinderzeitschrift.de und im Buchhandel. Kindergärten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo unter gecko-kinderzeitschrift.de/bildungsrabatt l 23 l
GU T ZU WISSE N FOR S C H T MI T! 4 /2018 Die Kita St. Anna in Fürstenau legte 138 Grüne Meilen, also entsprechend viele Wege ohne Auto, zurück. GUT GEMACHT KINDER ZEIGEN, WO ES LANGGEHT! Jedes Jahr sammeln Kinder in Europa Grüne Meilen. Das bedeutet, dass sie gemeinsam mit den Erwachsenen bewusst auf das Auto verzichten und ihren Kita- bzw. Schulweg klimafreundlich zurücklegen – wenigstens probeweise. Dabei lernen sie eine Menge über Klimaschutz. „Ich wünsche mir, dass es mehr Fahrradwege gibt und breitere. europaweit. Dabei trugen über 200.000 Mädchen und Jungen in Und dass Autofahrer mehr auf Fahrradfahrer aufpassen.“ Die Kin- nur einem Jahr mehr als 2,3 Millionen solcher Meilen zusammen, der aus der Bonner Kita „Mach mit“ versuchten, eine Zeit lang die am Ende den Politikerinnen und Politikern auf der UN-Klima- möglichst ohne Auto zum Kindergarten zu kommen. Denn sie hat- konferenz 2017 präsentiert wurden. „Seht her – wir tun etwas ge- ten erfahren, dass der zunehmende Straßenverkehr viel Kohlen- gen den Klimawandel und reden nicht nur darüber!“, so die Bot- dioxid (CO₂) ausstößt, was dem Weltklima schadet. Für jeden Weg schaft an die Erwachsenen. Übrigens war Deutschland hierbei mit per Rad, zu Fuß oder mit Bus und Bahn klebten die Kinder einen über einer Million Grüner Meilen absoluter Spitzenreiter. Sticker in ihr Sammelalbum. Ein Sticker wiederum steht für eine Die länderübergreifende Mitmach-Kampagne „Kindermeilen“ grüne Kindermeile. Parallel dazu hatten noch viele andere Kinder wird jedes Jahr aufs Neue ausgerufen und zwar vom Klima-Bündnis. und Einrichtungen solche Grünen Meilen gesammelt – und zwar Das Klima-Bündnis ist das größte europäische Städtenetzwerk, l 24 l
GU T ZU WISSEN Die Mädchen und Jungen der Grevener Kita „Kinderland Familienzentrum Beim Pedibus, auch laufender Schulbus genannt, Wilhelm-Busch-Straße“ haben eine Collage zum Thema Klimaschutz gehen die Kinder als Gruppe zur Kita bzw. Schule. angefertigt. das sich dem Klimaschutz verschrieben hat. Unter dem Motto „Kleine Klimaschützer unterwegs!“ sammeln Kitas, Schulen, Fa- milien und ganze Kommunen mit – egal ob eine Woche lang, einen Monat oder länger. Auch „Haus der kleinen Forscher“-Einrichtun- gen sammeln begeistert mit, zum Beispiel das Kinderland Famili- enzentrum Wilhelm-Busch-Straße in Greven. „Wir sind mittlerwei- le seit mehreren Jahren mit Kindermeilen-Aktionen dabei“, erzählt Erzieherin Katarzyna Witek. „Und ich finde toll, dass es auch den Eltern gefällt. Der Weg zum Kindergarten wird für sie und ihre Kin- der plötzlich ein Erlebnis. Sie entdecken gemeinsam Dinge und kommen ganz anders ins Gespräch als bei einer Autofahrt.“ Die Kita St. Anna in Fürstenau sammelte letztes Jahr ebenfalls mit und legte 138 Grüne Meilen zurück. Mit dem Slogan „Geht doch!“ rief der gesamte Kreis Höxter an Grundschulen und Kitas zum Mitma- chen auf. Daraufhin legten sie stolze 12.000 Wege ohne Auto zu- rück. „Besonders in Kitas kann die Aktion gut auf mehrere Wochen ausgedehnt werden“, so die Erfahrung von Claudia Schury, die die Kampagne betreut. „Als Ansporn rufen wir im Rahmen der Sam- Selber mitmachen! melaktion seit 2002 jährlich zu einer symbolischen Klimaweltrei- Offizieller Start der nächsten Kindermeilen- Aktion ist im Frühjahr 2019 – es kann aber schon se auf“, erzählt Schury weiter. „Dabei versuchen wir, mit Hilfe der vorher gesammelt werden. Schreiben Sie einfach Kinder Grüne Meilen für die gesamte Route der aus aller Welt an- an kindermeilen@klimabuendnis.org reisenden Konferenzteilnehmer zusammenzutragen. Endpunkt der Reise ist immer die nächste UN-Klimakonferenz, dieses Jahr also Auf kindermeilen.de gibt es ein großes Material- paket inklusive 60-seitigem pädagogischem Katowice in Polen. Um dort hinzukommen brauchen wir 80.624 Begleitheft mit Infos zum Klimaschutz, vielen Grüne Meilen. Dank der Kinder schaffen wir das locker!“ Umsetzungs- und Spielideen sowie Arbeitsblättern. Die Konferenz 2018 findet vom 3. bis 14. Dezember statt. Dort Ähnliche Aktionen: werden alle Grünen Meilen aus Europa zusammen mit Wünschen Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten unter der Kinder überreicht. „Liebe Politiker, wir brauchen mehr For- zu-fuss-zur-schule.de scher, die umweltfreundliche Sachen erforschen, und dass nicht mehr so kurze Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden!“ For- derungen wie diese aus der Grundschule Bredenbek werden dann hoffentlich gehört. Auf jeden Fall hat jede einzelne Kindermeile Spaß gemacht und bereits etwas Wichtiges bewirkt. l 25 l
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