Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster

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Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
Stadtplanungsamt

Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße:
Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert

                     Hier - südwestlich der Steinfurter Straße und vis-á-vis
                     des Technologieparks - soll ein neuer Stadtraum für
                     Münsters Zukunft als Modellquartier für Wohnen und
                     Arbeiten, Technologie und Wissenschaft entstehen.
Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
Impressum

Herausgeber
Stadt Münster - Stadtplanungsamt
Stadthaus III
Albersloher Weg 33
48155 Münster
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Fax 02 51/ 4 92-77 32
stadtplanung@stadt-muenster.de

Text & Redaktion
scheuvens + wachten plus
planungsgesellschaft mbH
Friedenstraße 18
44139 Dortmund
Tel. 02 31/ 189987 10
Fax 02 31/ 189987 29
www.scheuvens-wachten.de
info@scheuvens-wachten.de

Gestaltung
scheuvens + wachten plus

Druck
Nagels Druck GmbH, Kempen

Mai 2020
Auflage: 1000
Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
Inhalt

Impressum                                     2
Inhalt                                        3
Vorwort                                       5
Einführung                                    6
Neues Urbanes Modellquartier
an der Steinfurter Straße Münster            12
Oberbillwerder
Hamburgs 105. Stadtteil                      16
Berlin TXL
Schumacher Quartier                          20
Sonnwendviertel
Wohnen am Wiener Hauptbahnhof                24
Aspern
Die Seestadt Wiens                           28
Ausblick                                     32
Bild- und
Quellennachweise                             34
Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
Verknüpftes Wohnen
                  und Arbeiten, For-                                  Gemeinschaftliche
                schen und Entwickeln                                 Räume im Haus und
                                                                          im Quartier

                       Gemischte
                      Nutzungen                                    Öffentliche und gemein-
                                                                    schaftliche Grünräume

                         Belebte              Modellquartier des
                     Erdgeschosse              21. Jahrhunderts         Zukunftsfähige
                                                                           Mobilität

               Neue Wohnformen und
                 inklusive Angebote                                Klimaneutrale Quartiers–
                                                                   entwicklung und sensibles
                                                                     Wassermanagement
                     Angemessene
                        Dichten
                                                                   Partizipative Prozesse und
                                                                   Qualitätsvereinbarungen

Münsters Bevölkerung wächst. Wissen-
schaft und Technologie nehmen für Müns-
ters Zukunft noch an Bedeutung zu und
weiten sich aus. Die von Wissenschaft und
Technologie geprägten Areale im Westen
der inneren Stadt sollen gemischter wer-
den und mehr urbane Qualitäten erhal-
ten. Was liegt also näher, als in dem neuen
Stadtquartier an der Steinfurter Straße von
vornherein Wissenschaft, Technologie und
Wohnen miteinander mit urbanem An-
spruch zu verknüpfen.
Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
Vorwort

Eine nachhaltige, zukunftsorientierte und ganzheit-       Wissenschaftsstadt Münster entscheidend stärken,
liche Stadtentwicklung braucht optimale Standorte         neue Ansiedlungsvoraussetzungen für technologieo-
zum Wohnen, Arbeiten und Leben. In Münster bietet         rientierte Unternehmen sowie neue Möglichkeiten
der Stadtraum südwestlich der Steinfurter Straße ein      für den Wissenstransfer aus den Hochschulen bieten
herausragendes Potenzial für ein neues innenstadt-        und dringend benötigten Wohnraum in attraktiver
nahes Modellquartier. Eine planerisch aktivierbare,       Lage schaffen.
nahezu nicht bebaute Fläche vergleichbarer Lage           Der Planungsprozess steht noch ganz am Anfang. Die
und Größe gibt es aktuell kein zweites Mal in unse-       vorliegende Broschüre visualisiert daher zunächst
rer Stadt. Hier möchten wir die einmalige Chance          spezifische Innovationsgehalte verschiedener Pra-
ergreifen, ein innovatives Quartier zum Wohnen und        xisbeispiele aus anderen Städten, die in bestimmten
Arbeiten zu gestalten.                                    Aspekten bereits Vorbildcharakter für städtebauli-
Dieses Projekt soll beispielhaft für eine Stadtent-       che Planungen andernorts besitzen. Ihnen, als inter-
wicklung von morgen stehen. Vis-à-vis des Techno-         essierte Leserinnen und Leser, möchten wir so einen
logieparks an der Austermannstraße wollen wir ein         ersten visionären Vorgeschmack auf das geplante
neues Stadtquartier mit einer Mischung aus neuen          Quartier südwestlich der Steinfurter Straße ermög-
Wohnungsangeboten und Wohnformen sowie An-                lichen.
siedlungsmöglichkeiten für technologie- und wis-          Die in dieser Broschüre exemplarisch vorgestellten,
sensbasierte Wirtschaftsunternehmen entwickeln.           innovativen Qualitäten gilt es zunächst in den wei-
Alle Qualitäten, die ein Modellquartier des 21. Jahr-     teren Entwicklungsschritten im direkten und inten-
hunderts auszeichnen, möchten wir realisieren: viel-      siven Austausch mit der Münsteraner Bürgerschaft
fältig, lebendig, gemischt, inklusiv, gemeinschaftlich,   sowie Expertinnen und Experten zu diskutieren und
innovativ, intelligent, analog und digital vernetzt,      zu eichen. Auf dieser Grundlage lässt sich eine inhalt-
mobil, klimaneutral, durchgrünt, kooperativ - kurz        lich-qualitätsvolle Programmatik für den gesamten
gefasst: urban und zukunftsfähig.                         Planungsraum definieren.
Die grundlegenden Planungsideen sind abgeleitet           Wir möchte Sie an dieser Stelle bereits jetzt herzlich
aus dem stadtweiten und themenübergreifenden              einladen, im weiteren Entwicklungsprozess an den
bürgerschaftlichen Beteiligungsprozess „Münster           vielfältigen vorgesehenen Beteiligungsmöglichkei-
Zukünfte 20|30|50“. Eines der daraus entwickelten         ten teilzunehmen und sich in die Diskussionen ein-
Leitthemen - das der „urbanen Wohn- und Wissens-          zubringen. So kann eines der wichtigsten Stadtent-
quartiere“ - soll nun konsequent umgesetzt werden.        wicklungsprojekte für Münsters Zukunft vielleicht
Das neue Quartier soll das Profil der lebenswerten        auch zu Ihrem persönlichen Modellquartier werden!

                        Oberbürgermeister Markus Lewe                             Stadtbaurat Robin Denstorff
                                                                                                                5
Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
Einführung

Münster wächst. Eine Folge des Wachstums ist der              Münster steht mit diesem Anspruch nicht allein. Ei-
Mangel an Wohnraum. Ein gespreiztes Wohnrauman-               nige Städte, die ebenfalls dem Wachstumsdruck mit
gebot, insbesondere leistbaren Wohnraum für die Zu-           hohen städtebaulichen Qualitäten begegnen wol-
kunft sicherzustellen, ist deshalb eine der zentralen         len, haben schon beispielgebende Projekte realisiert,
Aufgaben der Stadtentwicklung Münsters. „Wohn-                sind auf dem Wege der Umsetzung oder stecken in
raum für Alle“ ist ein sozialpolitisch unverzichtbares        der Planung, sei es Berlin, Freiburg, Frankfurt/Main,
Ziel, das eine mehrgleisige Strategie verlangt. Neben         Hamburg, Heilbronn oder Wien, um nur einige zu
der Sicherung und Entwicklung des Wohnungsbe-                 nennen. Die Ambitionen und Erfahrungen ande-
stands spielt der Neubau von Wohnungen eine wich-             renorts lassen sich höchst selten 1:1 übertragen, sie
tige Rolle, wenn ein ausgeglichener und ansatzweise           können aber eine Orientierung geben, was ein neues
entspannter Wohnungsmarkt erzielt werden soll.                Stadtquartier mit urbanen Qualitäten braucht.

Trotz des hohen Drucks, Wohnraum zu schaffen, ist             Verknüpftes Wohnen und Arbeiten, Forschen und
es Anspruch der Stadt Münster, nicht um jeden Preis           Entwickeln
Mengen zu realisieren. Die städtebauliche und so-             Neben dem Bau dringend notwendigen Wohnraums
ziale Qualität neuer Wohnquartiere steht im Vorder-           in allen Segmenten ist auch die Weiterentwicklung
grund. Die guten, integrierten Standorte sind weit-           des Wissenschafts- und des Technologieparks an
gehend belegt. Deshalb ist es beinahe unerlässlich,           diesem Standort ein dringendes Erfordernis. Die
neue Standorte in geeigneten Lagen zu erschließen.            Verknüpfung der Welten des Wohnens, der Wis-
Diese eröffnen die Chance, zusammenhängende                   senschaft und der Technologie kann ein besonderer
Quartiersentwicklungen zu betreiben. Sie sind aber            Gewinn an funktionaler Vielfalt sein und neue Syn-
auch mit der Verpflichtung verbunden, zukunfts-               ergien erzeugen, verlangt aber auch die Entwicklung
fähigen stadträumlichen, funktionalen, sozialen,              geeigneter Typologien von Gebäuden, die in der Lage
ökologischen, stadttechnischen, verkehrlichen und             sind, ohne Einbußen an Funktionalität dieses Mitein-
wirtschaftlichen Qualitätsanforderungen gerecht zu            ander möglich zu machen.
werden.
                                                              Gemischte Nutzungen
Südwestlich der Steinfurter Straße in direkter Ver-           Eine gute Mischung innerhalb der Gebäude, vom
knüpfung mit dem Technologiepark, dem Wissen-                 Erdgeschoss bis zum Dach, ist erfahrungsgemäß
schaftspark und den Wohngebieten am Horstmarer                ebenfalls ein Garant für ein lebendiges Quartier. Da-
Landweg ergibt sich für die Stadt Münster die Chance,         bei gilt es, die Mischung nicht nur auf unterschied-
auf ca. 50 ha heute weitgehend landwirtschaftlich ge-         liche Nutzungen zu beschränken. Auch die Vielfalt
nutzten Flächen ein neues Quartier zu entwickeln. Es          von Nutzungsformen, Nutzerinnen und Nutzern so-
soll Wohnen, Technologie und Wissenschaft verknüp-            wie Rechtskonditionen tragen zur Mannigfaltigkeit
fen, eine hohe Alltagstauglichkeit besitzen, vielfältige      im Quartier bei. Dies gilt besonders für das Spektrum
Stadträume für ein lebendiges Quartiersleben aufwei-          der Wohnformen zur Miete und im Eigentum, aber
sen und in der quartiersbezogenen Organisation der            auch für die Bandbreite unterschiedlicher Arbeits-
Mobilität und der Klimaneutralität seiner Zeit voraus         angebote von Mietbüros unterschiedlicher Größen-
sein. Ziel ist, ein neues Quartier zu schaffen, das in vie-   ordnungen über Co-Working-Spaces bis hin zu Labs
lerlei Hinsicht Modellcharakter entwickeln kann.              und urbaner Produktion.

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Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
Belebte Erdgeschosse                                      einen Seite und großzügigen und leistungsstarken
Entscheidend für die Belebung der öffentlichen            Stadt-, Frei- und Grünräumen gefunden werden.
Stadträume ist die Nutzung der Erdgeschosse. Gas-
tronomie und Läden, kulturelle und soziale Ge-            Gemeinschaftliche Räume im Haus und im Quartier
meinschaftseinrichtungen, neue Arbeitswelten der          Anderenorts hat sich das Prinzip bewährt, in den
Wissenschaft, Technologie, des Handwerks und der          Erdgeschossen Gemeinschaftsräume als vielfältiges
Kreativwirtschaft sind Nutzungen für die Erdgeschoss-     Angebot für das Quartier und in den Obergeschos-
zonen, die urbane Qualitäten erzeugen können. Dies        sen oder auf dem Dach Nutzungsmöglichkeiten für
verlangt bauliche Vorkehrungen mit entsprechend           die Hausgemeinschaft bereitzustellen. Bewohner-
hohen Erdgeschossen und organisatorische Rege-            cafés und Gemeinschaftsküchen, Fahrradreparatur
lungen für die Belegung. Beispiele von Quartiersent-      und Waschküchen, Kultur- und Sozialräume alle-
wicklungen anderenorts zeigen, wie die Bauherren          samt in der Regie der Bewohnerschaft sind Beispiele
vom Management der Erdgeschosse entlastet wer-            für quartiersbezogene Angebote. Dachgärten, ge-
den können, indem diese Aufgabe in die Hände von          meinschaftliche Sommerküchen, Gästewohnungen,
Wirtschafts- und Sozialträgern gelegt wird.               Hausbibliotheken und Fitness-Angebote sind wei-
                                                          tere Qualitätsbausteine, die der Hausgemeinschaft
Neue Wohnformen und inklusive Angebote                    zugutekommen können. So lassen sich Qualitäten
Ein neues Stadtquartier ist eine Chance, neuen Wohn-      sozialer Nachhaltigkeit realisieren.
formen und -trägern Raum zu bieten. Ein gespreiztes
Wohnungsangebot mit besonderem Gewicht auf ge-            Öffentliche und gemeinschaftliche Grünräume
fördertem Wohnraum, Möglichkeiten für Baugruppen          Die Grünräume des Quartiers leisten einen wichti-
und Genossenschaften, Wohnen für Studierende und          gen Beitrag zum Freiraumsystem und vor allem zum
neue Formen des „Werkswohnungsbau“ für Bediens-           Stadtklima und erhöhen die biologische Vielfalt in
tete der Universität, des Klinikums und der Hochschu-     der Stadt. Sie stellen Raum für soziales Leben dar,
len sicherzustellen, ist ein wesentliches Ziel. Gepaart   ermöglichen die quartiersbezogene Naherholung,
mit Betreuungs- und Serviceangeboten, mit vorschu-        wohnungsnahes Naturerlebnis und sind Raum für
lischen und schulischen Einrichtungen, mit innovati-      Bewegung, Spiel und Sport, was insbesondere auch
ven Gesundheits- und Sozialangeboten kann ein sozi-       bei der engen Verknüpfung von Wohn- und Arbeits-
al lebendiges und inklusives Quartier entstehen.          welten eine immer größere Rolle spielt. Für die Ge-
                                                          brauchsfähigkeit und Alltagstauglichkeit der Grün-
Angemessene Dichten                                       räume ist eine eindeutige sozialräumliche Zonierung
Dabei gilt es, mit dem wertvollen und begrenzten          von privatem, gemeinschaftlichem und öffentlichem
Grund und Boden nicht verschwenderisch umzuge-            Charakter entscheidend. Nicht zu vergessen, dass
hen und eine angemessene Dichte zu erzeugen, die          die öffentlichen und gemeinschaftlichen Grünräume
für ein urbanes Quartier notwendig ist. Es bedarf ei-     auch das Image des Quartiers prägen, sie sorgen für
ner gewissen räumlichen Konzentration und Überla-         Profil und Unverwechselbarkeit.
gerung von Nutzungen und Menschen, um urbanes
Flair zu bewirken. Aber auch Grün- und Freiflächen        Zukunftsfähige Mobilität
brauchen ihren Raum. Deshalb muss das für Münster         Eine gute und benutzerfreundliche Einbindung in
passende Maß im Verhältnis von Gebäuden auf der           das Netz des öffentlichen Verkehrs und der Radwe-

                                                                                                           77
Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
gerouten, das notwendige infrastrukturelle Ange-           Mit dieser Broschüre wird ein ausschnitthafter Einblick
bot für neue Mobilitätsformen von Mobilstationen           in Quartiersentwicklungen anderenorts gewährt. Do-
über anpassungsfähige Quartiersgaragen bis hin zu          kumentiert sind zwei Wiener Projekte, die bereits zur
Ladestationen, ein quartiersbezogener Mobilitäts-          Hälfte realisiert sind und in den nächsten fünf Jahren
service und Stadträume, die das Miteinander der            ihre Komplettierung erfahren: Die Seestadt Aspern
verschiedenen Verkehrsarten zulassen und großzü-           und das Sonnwendviertel. Ergänzt werden diese bei-
gig, attraktiv und barrierefrei gestaltet sind, sind die   den Quartiersentwicklungen durch die Planungen für
wesentlichen Bausteine des Mobilitätskonzeptes für         Hamburg-Oberbillwerder und das Schumacher-Quar-
ein neues Stadtquartier.                                   tier in Berlin-Tegel. Für beide Vorhaben ist die Planungs-
                                                           phase weitgehend abgeschlossen. Zuvor aber werden
Klimaneutrale Quartiersentwicklung und                     die ersten Ideen für den Standort an der Steinfurter
sensibles Wassermanagement                                 Straße in Münster gezeigt, die aus der „Internationalen
Der Anspruch eines Null-Energie-Quartiers, einer           Ideenwerkstatt: Zukunft der Wissenschaftsstadt“ her-
klimaneutralen Quartiersentwicklung und eines              vorgegangen sind. Jedes Beispiel ist kurz beschrieben,
sensiblen Umgangs mit Wasser inklusive einer intel-        fokussiert auf einen besonderen Aspekt der Quartiers­
ligenten Bewirtschaftung des Regenwassers sind ein         entwicklung, listet die wesentlichen Leitthemen und
unverzichtbares Muss eines neuen Stadtquartiers.           einige Zahlen und Daten auf.
Die Frage der Ressourceneffizienz muss eine wich-
tige Rolle spielen. Das gilt auch für den generellen       Ein besonderer Fokus ist dabei im Kaleidoskop der ur-
Einsatz von Materialien, ihre Wiederverwend- und           banen Qualitäten eines neuen Quartiers und in den
Recycelbarkeit. Diesen Anforderungen auch eine             Projektdokumentationen auf Wiener Beispiele gerich-
besondere gestalterische Note zu geben, ist Gegen-         tet. Sie geben konkrete Vorlagen für eine zukunfts-
stand der Entwicklung des neuen Stadtquartiers.            orientierte Quartiersentwicklung, die bei aller Unver-
                                                           gleichbarkeit mit der Fördersystematik des „Wiener
Partizipative Prozesse und Qualitätsvereinbarungen         Modells“ dennoch Übertragungen aus der „Haupt-
Erfahrungen mit Quartiersentwicklungen lehren,             stadt des sozialen Wohnens“ zulassen. „Was macht ein
dass das frühzeitige Initiieren sozialgetragener Pro-      Quartier aus?“ ist eine Frage, der in Wien in den letzten
zesse den Quartiersanspruch befördert. Denn ein            Jahren besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Quartier besitzt zu allererst eine lebensweltliche         Die Organisation funktionaler und sozialer Mischung,
Note. Ein Quartier „ist“ nicht, sondern es „wird“. Es      der Bau von Quartiershäusern als Impulsträger, die
muss sich entwickeln können. So wird heute immer           konsequente Belegung der Erdgeschosse mit bele-
häufiger – begleitet von einem Vorab-Quartiersma-          benden Nutzungen und Gemeinschaftsangeboten für
nagement – der späteren Bewohnerschaft die Mög-            das Quartier, öffentliche Stadt- und Grünräume und
lichkeit der Mitgestaltung eingeräumt: Lage und            gemeinschaftlich nutzbare Freiräume mit hohen Qua-
Nutzung von Gemeinschaftsräumen, Freiflächen und           litäten, differenzierte Freiräume mit klarer sozialräum-
ähnliches. Diese Prozesse bewirken eine nicht zu un-       licher Zonierung und das Bereithalten „unbelegter“,
terschätzende Akzeptanz und Bindung an das Quar-           Flächen im Quartier, die mit der Zeit und nach Bedarf
tier. Unverzichtbar sind aber auch „Spielregeln“ für       einen Beitrag zum Quartiersanspruch, zur „urbanen
die Quartiersentwicklung in Form von Qualitätsver-         Sukzession“ leisten können, sind ein Set städtebauli-
einbarungen.                                               cher Angebote, die mittlerweile unverzichtbar sind.

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Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
Wiener Wohnbaupreis 2019
„In der Wiesen Süd“,
Wien 23. Bezirk, Carlberggasse 105

Das Projekt zeichnet sich durch die aufeinander abge-
stimmte Architektursprache, die das Quartier durch-
fließenden Grünräume, das differenzierte Angebot an
bauplatzübergreifenden Gemeinschaftsräumen und die
konsequente Autofreiheit im Quartiersinneren aus. Einen
weiteren Pluspunkt sammelt das Projekt durch ein vorbild-
liches Quartiersmanagement, genannt „Wiesen-Dialog“.
Neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße: Ein urbanes Modell für das 21. Jahrhundert - Zukunft Münster
Ein Quartier mit urbanen Qualitäten braucht:

 1    Verknüpftes Wohnen und Arbeiten, Forschen und Entwickeln

01 Science City Bahrenfeld, Hamburg    02 Microsonic Ultraschalltechnik GmbH, Dortmund 03 Wohn- und Gewerbehof Seestadt Aspern, Wien

 2    Gemischte Nutzungen

04 Oberbillwerder, Hamburg             05 Phönixsee, Dortmund                            06 An der Schanze (soziales Quartier), Wien

 3    Belebte Erdgeschosse

07 Wohnprojekt Krakauer Straße, Wien   08 Lokdepot, Berlin                                09 Science City Bahrenfeld, Hamburg

 4    Neue Wohnformen und inklusive Angebote

10 Wohnprojekt Kalkbreite, Zürich      11 Grüner Weg (soziale Quartiersentwicklung), Köln 12 The Eight, Kopenhagen

 5    Angemessene Dichten

13 Polgarstraße, Wien                  14 Krøyers Plads, Kopenhagen                      15 In der Wiesn Süd, Wien
10
 10
6    Gemeinschaftliche Räume im Haus und im Quartier

16 Dachspielplatz, Kopenhagen Nordhavn       17 Sonnwendviertel, Wien                18 Wohnprojekt Krakauer Straße, Wien

 7    Öffentliche und gemeinschaftliche Grünräume

19 In der Wiesen Süd, Wien                   20 Groen Kwartier, Antwerpen            21 Oberbillwerder, Hamburg

 8    Zukunftsfähige Mobilität

22 Kulturgarage Aspern, Wien                 23 Lastenfahrräder, Münster             24 Mobilityhub, Hamburg Oberbillwerder

 9    Klimaneutrale Quartiersentwicklung und sensibles Wassermanagement

25 Oberbillwerder, Hamburg                   26 Oxford Quartier, Münster             27 Dietenbach, Freiburg

10    Partizipative Prozesse und Qualitätsvereinbarungen

     CHARTA
     DONAUFELD
     GEBÜNDELTE ERGEBNISSE DES
     BÜRGER*INNENBETEILIGUNGSPROZESSES ZUM
     ZIELGEBIET DONAUFELD

28 Charta Donaufeld, Wien                    29 Charta Schumacher Quartier, Berlin   30 Gestaltungsleitlinien York, Münster
                                                                                                                              11
Neues Urbanes Modellquartier
an der Steinfurter Straße Münster
landwirtschaftlich genutzte Fläche

Entwurf: Cobe architects, Kopenhagen
(Beitrag der Internationalen Ideenwerkstatt „Zukunft der Wissenschaftsstadt“)

Landschaft / Wohnen                                                                  Technologie

Münsterländer Landschaftsraum        Gemeinschaftlicher Grünraum       Technologieorientierte
                                                                       Unternehmen
Kreativität / Universität

Hochschule für bildende Künste,   Bibliothek,
Leonardo Campus                   Leonardo Campus
„Living meets technology“
                                                             Mads Birgens & David Boss Jessen
                                                             (Team Cobe architects, Kopenhagen)

Die Stadt Münster verfolgt eine städtebauliche               Die Grundsätze des Entwurfs
Entwicklung des derzeitig landwirtschaftlich ge-             zusammengefasst:
prägten Areals an der Steinfurter Straße im Nord-
                                                              1      Neue Bebauungstypologien
westen der Stadt. Ziel ist es, ein urban gemischtes
                                                                     • Geöffnete Blockrandstrukturen für TechPark +,
Stadtquartier zum Leben und Arbeiten zu ent-                           Dienstleistungsbereiche und Wohnen mit gemein-
wickeln, das den zukünftigen Anforderungen an                          schaftlichen Innenhöfen
Funktionalität, Gestaltung und Wirtschaftlichkeit                    • An die Landschaft angrenzende Wohngebäude
entspricht.                                                            verfügen über Micro-Farmen, die sich zur Landschaft
Im Rahmen der Internationalen Ideenwerkstatt                           öffnen ...
„Zukunft der Wissensschaftsstadt“ hat das Team                2      Urbane Nutzungen
Cobe architects diesen Schwerpunktraum exem-                         • TechPark + (Erweiterung des Technologieparks),
plarisch vertieft betrachtet.                                          Dienstleistungen und Gastronomie an der
                                                                     • Austermannstraße
                                                                     • Dienstleistungen, Räume für gemischte Nutzungen
Der Smart Boulevard dient als grünes Bindeglied
                                                                       und Wohnen an der Steinfurter Straße
und Treffpunkt zwischen dem Technologiepark                          • Im Quartiersinneren insbesondere Mischnutzung
und dem Leonardo-Campus sowie zwischen dem                             und Wohnen ...
nördlichen und südlichen Quartier an der Stein-
furter Straße. Gleichzeitig ist er die Fortführung            3      Freiraum und Begegnung
                                                                     • Großer öffentlicher Freiraum in der Quartiersmitte
der „Science Rambla“, die vom Leonardo Campus
                                                                       mit integriertem Bestandshof für Gästehäuser
bis zur Hüfferstraße verläuft und sich mit Vorrang                   • Smart Boulevard als grünes Bindeglied und Treff-
für den Fuß- und Radverkehr als Verbindungsband                        punkt ...
zwischen den einzelnen Standorten der Wissen-
schaft versteht.                                              4      Neue Mobilität
                                                                     • Parken in strategisch günstig gelegenen Parkhäu-
In den Smart Boulevard sind flexible Zonen für
                                                                       sern an der Austermannstraße und Steinfurter
Fahrradstellplätze, Grünflächen und urbane Be-                         Straße
gegnungsorte integriert. Es ist vorgesehen, den                      • „Plus Plaza“: Schnittstelle von Begegnung und
Boulevard als experimentellen, spielerischen und                       Mobilität als neue Adresse und identitätsbildende
innovativen Straßenraum kontinuierlich weiter-                         Maßnahme an der Austermannstraße ...
zuentwickeln, wobei neue Technologien aus dem
TechPark+ eingesetzt und Kunstprojekte der Stu-
dierenden des Leonardo-Campus gezeigt werden
können.

          Größe:                               Wohneinheiten:                                     Arbeitsplätze:
          ca. 50 ha                            ca. 2.000                                          keine Angabe

          Geschosse:                           Lage:                                              Nutzungen:
          von 2 bis 6                          Randbereich                                        Wohnen, Dienstleis-
                                                                                                  tungen, Wissenschaft,
                                                                                                  Technologie
14
Verknüpfte Treffpunkte in Münster

Neues Urbanes Modellquartier, Smart Boulevard
Oberbillwerder
Hamburgs 105. Stadtteil
landwirtschaftlich genutzte Fläche

Entwicklung durch die „IBA Hamburg GmbH“
Oberbillwerder, Vogelperspektive des Entwurfs
„Das Zuhause der Zukunft“
                                                             Karen Pein
                                                             (Geschäftsführerin der IBA Hamburg GmbH)

Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums in                Die Leitlinien der Aufgabenstellung
Hamburg benötigt die Stadt dringend neuen und                zusammengefasst:
bezahlbaren Wohnraum. Mit dem neuen Stadtteil
                                                              1     Urbanität und Dichte
„Oberbillwerder“ im Bezirk Bergedorf entsteht
                                                                    • Lebenswerter Stadtteil mit lebendiger Vielfalt an
Hamburgs zweitgrößtes Stadtentwicklungspro-                           Nutzungen, Bautypologien und Arbeitsstätten
jekt mit ca. 7.000 Wohneinheiten für 15.000 Men-                    • Geringe Flächenversiegelung durch 5-6 Geschosse
schen. Freiraum und Landschaft werden hier groß                     • Starke Vernetzung mit den umliegenden Stadtteilen
geschrieben: Der Freiraum dient als Verbindung                        ...
zu den benachbarten Stadtteilen und die angren-
                                                              2     Öffentlicher Raum
zende Landschaft wird gezielt in das neue Quartier                  • Freiraumverbundsystem mit Wegen und Sichtbezie-
eingeflochten.                                                        hungen in die umliegende Kulturlandschaft
                                                                    • Flächensparende Mehrfachnutzung für Bewegung,
                                                                      Spiel, Sport und Fußläufigkeit ...
Als Modellstadtteil „Active City“ soll Oberbillwer-
                                                              3     Wohnen und Nachbarschaft
der für Sport, Bewegung und Gesundheit stehen.
                                                                    • Feinkörnige Mischung an Typologien und
Neben einem Aktivitätspark sollen verschiedene                      • Eigentumsformen
weitere Sportanlagen mit erweiterten Nutzungen                      • Schaffung lebendiger Erdgeschosszonen ...
wie Schwimmbäder in das Quartier integriert wer-
den. Zusätzlich ist das Ziel, dass die alltäglichen           4     Soziales, Bildung und Kultur
                                                                    • Bildungs- und Begegnungszentrum mit Schul-
Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt
                                                                      campus ...
werden. Dies wird durch ein innovatives Mobi-
litätskonzept unterstützt, das den öffentlichen               5     Arbeitsstätten
Raum weitgehend vom motorisierten Verkehr                           • Schwerpunktsetzung: Ernährungswissenschaft, Ge-
                                                                      sundheit, Sport und Handwerk mit Regionalbezug
freihält. Des Weiteren sollen auch die Arbeitsstät-
                                                                    • Dezentrale Liefer- und Verteilzentren in City Hubs
ten die Schwerpunkte Ernährung, Gesundheit und
                                                                    • Flexible Baustrukturen vertikal und horizontal ...
Sport aufweisen.
                                                              6     Klima, Energie- und Wärmeversorgung
                                                                    • Möglichst CO2-neutraler Stadtteil
                                                                    • Mitwachsendes Nachhaltigkeitskonzept mit zu-
                                                                      kunftsfähigen Energie- und Wärmekonzepten ...

                                                              7     Mobilität und Verkehr
                                                                    • Vorrang für Fuß- und Radverkehr
                                                                    • Parken in dezentralen Mobilitäts-Hubs mit weiteren
                                                                      Verkehrsangeboten (Fahrrad, E-Bike, ÖPNV, ...) ...

          Größe:                               Wohneinheiten:                                           Arbeitsplätze:
          124 ha                               ca. 7.000                                                bis zu 5.000
                                               für ca. 15.000 EW

          Geschosse:                           Lage:                                                    Nutzungen:
          von 1 bis 6,                         Randbereich                                              Wohnen, Freizeit, Bildung,
          einzelne Hochpunkte 6+                                                                        Einkaufen, Gewerbe

18
Oberbillwerder, Grüne Verbindungsachse
Berlin TXL
Schumacher Quartier
Nachnutzung Flughafen Tegel

Entwicklung durch die „Tegel Projekt GmbH“ im Auftrag des Landes Berlin
Schumacher Quartier, Visualisierung Mobility Hub
„Ein neues Stück Stadt für alle“
                                                                        Tegel Projekt GmbH
                                                                        www.schumacher-quartier.de

In Berlin wird aufgrund des starken Bevölkerungs-        Die Leitlinien der „Charta Schumacher Quartier“
wachstums der Mangel an bezahlbarem Wohn-                zusammengefasst:
raum immer größer.
                                                          1        Urbane Lebensräume
Ein halbes Jahr nach Eröffnung des neuen interna-
                                                                   • Vielfalt von Akteuren und Bautypologien sichern
tionalen Flughafens BER wird der Flughafen Berlin-                 • Breit gefächerte und zielorientierte Instrumente bei
Tegel geschlossen. Auf dem 495 ha großen Areal                       der Flächenvermarktung und -vergabe ...
entstehen dann in den folgenden Jahren ein For-
schungs- und Industriepark für urbane Technolo-           2        Wohnen für alle
                                                                   • Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten und
gien: Berlin TXL – The Urban Tech Republic sowie
                                                                     Altersklassen
ein neues Wohnviertel: das Schumacher Quartier.                    • Anwendung der Wohnungsbauförderung ...
Mit der Entwicklung und dem Management der
beiden Projekte hat das Land Berlin die Tegel Pro-        3        Stadtgrün und öffentlicher Raum
jekt GmbH beauftragt.                                              • Straßenraum als Aufenthaltsraum
                                                                   • Partizipative Gestaltung und Nutzung der öffentli-
                                                                     chen Räume durch die Bewohner
                                                                   • Erhöhte öffentlich nutzbare Erdgeschosse ...
Eine Besonderheit am neuen Schumacher Quar-
tier ist das innovative Verkehrskonzept.                  4        Offene Bildungslandschaft
In der „Charta Schumacher Quartier“ wurde die                      • Schaffung eines Bildungscampus für alle
„umweltfreundliche Mobilitätsgarantie“ als Leitli-                 • Offene, transparente und durchlässige Gestaltung ...
nie betont. Im Vordergrund steht dabei der Vor-
                                                          5        Klimagerechte und wassersensible
rang für den Fuß- und Radverkehr. Um die Nut-                      Quartiersentwicklung
zung des eigenen Autos weiter zu reduzieren, soll                  • Mehrfachnutzung von Freiflächen z.B. Regenwasser-
es in dem Quartier „Mobilitäts-Hubs“ geben, die                      bewirtschaftung als Spielfläche
z.B. Carsharing-Modelle anbieten. Auch Elektro-                    • Co2-neutrale Quartiersentwicklung ...
autos oder selbstfahrende Autos sollen perspek-           6        Quartier mit umweltfreundlicher
tivisch zur Verfügung stehen. Wer dennoch nicht                    Mobilitätsgarantie
auf das eigene Auto verzichten möchte, kann die-                   • Vorrang für Fuß- und Radverkehr
ses in einer der multifunktionalen Quartiersgara-                  • Dezentrale Mobilitätshubs ...
gen unterbringen. Das Mobilitätskonzept soll vor          7        Kommunikation, Partizipation und
allem garantieren, dass die öffentlichen Räume als                 Transparenz
soziale Räume funktionieren können.                                • Etablierung einer Quartiersgesellschaft: Kommu-
                                                                     nikation unter allen Beteiligten, Beteiligung der
                                                                     Bürgerschaft zum Planungsprozess, Aneignung von
                                                                     Flächen zur Identifikationsstärkung ...

         Größe:                               Wohneinheiten:                                         Arbeitsplätze:
         48 ha                                mehr als 5.000                                         bis zu 20.000
                                              für über 10.000 EW                                     (in der benachbarten
                                                                                                     Urban Tech Republic)

         Geschosse:                           Lage:                                                  Nutzungen:
         vorwiegend 5,                        am Rand der Innenstadt                                 Wohnen, Bildung,
         einzelne Hochpunkte 19                                                                      Gewerbe

22
Schumacher Quartier, Visualisierung öffentlicher Raum
Sonnwendviertel
Wohnen am Wiener Hauptbahnhof
ehem. Frachtenbahnhof

Entwicklung durch die Stadt Wien
Sonnwendviertel, Visualisierung Quartiershaus
„Ort der Begegnung für Alle“
                                                           Univ.-Prof. Dr. Siegfried Meryn
                                                           (Initiator des Projektes CAPE 10 im Sonnwendviertel)

Auf ehemaligen Bahnflächen entsteht bis 2025 das           Leitlinien der Entwicklung des Sonnwend­
Sonnwendviertel als neues großes, zentral gelege-          viertels zusammengefasst:
nes, innerstädtisches Quartier hinter dem neuen
                                                            1      Belastbare, urbane Bautypologien
Wiener Hauptbahnhof. Geprägt ist es von einem                      • Kompakte Blockstrukturen im Westteil mit öffent-
gefächerten Angebot an Wohnungen, im Schwer-                         lichen Räumen außen und gemeinschaftlichen
punkt geförderter Wohnbau, Baugruppenprojek-                         Räumen innen und einem ausgewogenen Maß an
te, Quartiershäuser, Studierendenwohnheime,                          Durchwegungen
Angebote für temporäres Wohnen. Hinzukom-                          • Kleinteilige, offene und ergänzbare Baustrukturen
men ein Bildungscampus, soziale und kulturelle                       im Ostteil mit Öffnungen zum Park und einem Netz
                                                                     an kleinen Plätzen und Höfen ...
Angebote, Bürobauten und zahlreiche Geschäfte
und Hotels. Das Sonnwendviertel erstreckt sich              2      Ausgewählte Orte der Nutzungsmischung
beidseits des ebenfalls neu errichteten sieben                     • Strategisch orientierter Verteilungsplan für die un-
Hektar großen Helmut-Zilk-Parks.                                     terschiedlichen Wohnformen und Nutzungsarten
                                                                   • Gezielte Auswahl der Orte für Nutzungsmischungen
                                                                     …
Bei der Entwicklung des Sonnwendviertels wird
                                                            3      Impulsträger Quartiershäuser
den Anforderungen „sozialer Nachhaltigkeit“ als
                                                                   • Quartiershäuser können mehr als Wohnhäuser
einem wichtigen Baustein der Quartiersentwick-                     • Ausstrahlung auf das Umfeld, Angebote für die
lung ein hoher Stellenwert eingeräumt. So ent-                       Nachbarschaft, das Quartier und den Stadtteil ...
steht eine Vielzahl von Gemeinschaft fördernden
Einrichtungen, in den Erdgeschossen zumeist mit
                                                            4      Verkehrsfrei und lebenswert
                                                                   • Freihalten von Durchgangsverkehr im Ostteil des
Quartiersbezug und in Obergeschossen mit dem
                                                                     Sonnwendviertels
Bezug zur Hausgemeinschaft. Eine Besonderheit                      • Mittige Promenade mit Verzweigungen in Plätze
der jüngeren Entwicklung des Sonnwendviertels                        und Höfe als zentraler „Lebensraum“
sind die Quartiershäuser. Sie verstehen sich als                   • Keine bauplatzbezogenen Garagen, nur Pflichtstell-
„Impulsträger für neue soziale Quartiere“. Sie wei-                  plätze in leicht erreichbaren Quartiersgaragen ...
sen eine konsequente Nutzungsmischung auf und
können so Aufgaben für die Quartiersentwicklung             5      Kooperativer Masterplan
                                                                   • Beschlossener Masterplan als Basis für Anpassun-
übernehmen, die dem geförderten Wohnbau in
                                                                     gen, begleitet von einem Expertengremium
diesem Umfang nicht abverlangt werden können.                      • Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen in ei-
                                                                     nem kooperativen Prozess mit Bauverantwortlichen
                                                                     und Investierenden, zum Beispiel Umplanung einer
                                                                     Sammelstraße in eine Fuß- und Radpromenade ...

          Größe:                               Wohneinheiten:                                            Arbeitsplätze:
          34 ha                                ca. 5.500                                                 ca. 20.000
                                               für ca. 13.000 EW

          Geschosse:                           Lage:                                                     Nutzungen:
          vorwiegend 7,                        Innenstadtlage                                            Wohnen, Freizeit, Bildung,
          einzelne Hochpunkte 10+                                                                        Gewerbe

26
Sonnwendviertel, Innenhof
Aspern
Die Seestadt Wiens
ehem. landwirtschaftlich genutzte Fläche

Entwicklung durch die „Wien 3420 AG“
Aspern, Straßenfest
„Die Zukunft des Wohnens“
                                                            Friedrich Bleicher
                                                            (Technische Universität Wien)

Die Entwicklung des Stadtteils „Aspern“ ist eines           Die Leitlinien der Entwicklung und der bereits
der größten europäischen Stadtentwicklungspro-              umgesetzten Projekte zusammengefasst:
jekte. Auf der ehemals landwirtschaftlich genutz-
                                                             1      Den Alltag zelebrieren
ten Fläche entsteht neuer, überwiegend nach dem
                                                                    •   Für alle Altersgruppen und Interessen planen
„Wiener Modell“ geförderter Wohnraum und Ar-                        •   Alltägliche und temporäre Treffpunkte stärken
beitsplätze in allen Sparten. Die Mitte des Quar-                   •   Erdgeschosse lebendig gestalten
tiers bildet der fünf Hektar große See mit dem                      •   Leben im halböffentlichen Raum unterstützt das
neun Hektar großen Park. Von Anfang an ist der                          Leben im öffentlichen Raum ...
Standort an die U-Bahn angeschlossen. Besonde-
                                                             2      Die Attraktivität und Diversität des
res Augenmerk gilt den Anforderungen des leist-                     Stadtraums weiter stärken
baren Wohnens, einer Smart City mit neuen Mo-                       • Überlagern von unterschiedlichen Raumtypologien
bilitätsangeboten und der Nutzungsmischung mit                        zur Erzeugung von Lebendigkeit
besonderer Organisation der Erdgeschosszonen.                       • Einbinden klimatischer Aspekte in die Gestaltung
                                                                      öffentlicher Räume
                                                                    • Differenzierung und Hierachisierung von Freiräu-
Das Qualitätsmanagement für die funktionale und                       men ...
städtebaulich/architektonische Entwicklung der
Seestadt Aspern ist bemerkenswert. Dabei ist das             3      Neue Gebäude, die den Freiraum
                                                                    unterstützen
Zusammenwirken der organisatorischen Feder-                         • Vorgaben für die Fassadengestaltung definieren
führung durch die Entwicklunsgesellschaft Wien                      • Nutzungsalternativen für die Erdgeschosszonen
3420, der Vorgaben der Planungsbehörde durch                          mitplanen
Bebauungsleitfäden und der beratenden Rolle                         • Menschlichen Maßstab in den Straßenräumen
durch das Qualitätsgremium „aspern Beirat“ von                        beachten
                                                                    • Kooperative Baumassenstudien mit Architektinnen
besonderer Bedeutung.
                                                                      und Architekten ermöglichen, um gut dimensionier-
Ein wichtiger Baustein des Qualitätsmanagements
                                                                      te Räume zu schaffen ...
sind die Regelungen der Erdgeschossnutzungen.
Denn Ziel ist es, zu lebendigen Quartieren mit be-           4      Ein kollaborativer und interdisziplinärer
lebten öffentlichen Räumen zu kommen. Dafür                         Prozess
                                                                    • Immer einen Plan B haben und temporäre Lösungen
wird das Belegungsmanagement der Erdgeschos-
                                                                      als Potentiale sehen
se nicht den einzelnen Eigentümern überlassen,                      • Interdisziplinären Planungs- und Bauprozess durch
sondern in die Hände von Sozial-, Kultur- und                         Formate der Zusammenarbeit stärken
Sportträgern sowie einer Einzelhandelsgruppe                        • Die gebaute Seestadt weiter als Testfeld sehen
gelegt, um ein ausgewogenes Angebot an Erdge-                       • Kooperation zwischen privaten und öffentlichen
schossnutzungen sicherzustellen.                                      Planungen ...

         Größe:                               Wohneinheiten:                                    Arbeitsplätze:
         240 ha                               ca. 10.500                                        ca. 20.000
                                              für ca. 20.000 EW

         Geschosse:                           Lage:                                             Nutzungen:
         vorwiegend 6,                        Randbereich                                       Wohnen, Freizeit, Bildung,
         einzelne Hochpunkte bis 20+                                                            Einkaufen, Gewerbe

30
Aspern, Holzwohnbau
Ausblick

Ein Modellquartier des 21. Jahrhunderts für Woh-                 eröffnet, der mit einem Werkstattverfahren beginnt,
nen und Arbeiten, Technologie und Wissenschaft                   in dem die angestrebten städtebaulichen Ziele und
lässt sich nur im intensiven Austausch und im Dia-               die grundsätzlichen Qualitäten des Quartiers im Dia-
log auf Augenhöhe mit Münsters Bürgerinnen und                   log mit der Bürgerschaft ebenso wie mit Expertinnen
Bürgern angehen und umsetzen. Daher soll der Weg                 und Experten ausgelotet werden sollen. Parallel zum
zum neuen Stadtquartier an der Steinfurter Straße                Start des Planungsprozesses sollen auch die Voraus-
begleitet werden von einer intensiven Einbindung                 setzungen für eine Realisierung auf liegenschaftli-
der Münsteraner Bürgerschaft mit vielfältigen Be-                cher Ebene geschaffen werden.
teiligungsformaten sowie der Einbeziehung von
renommierten Planungsexperten. Eine erste Visi-                  Aufbauend auf den Ergebnissen des Werkstattverfah-
on für das Areal südwestlich der Steinfurter Straße              rens soll ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt
wurde bereits vom Planungsbüro Cobe Architects                   werden, zu dessen Ergebnissen wiederum die Bür-
aus Kopenhagen entworfen und Anfang 2020 öffent-                 gerschaft ihre Meinungen zur Optimierung der Ent-
lich vorgestellt. Diese Vision wird in das weitere Pla-          würfe einbringen soll. Auf dieser Basis kann anschlie-
nungsverfahren als ein Baustein mit einfließen und               ßend der künftige städtebauliche Siegerentwurf für
belegt den Anspruch, das geplante Stadtquartier zu               das Modellquartier südwestlich der Steinfurter Stra-
einem wichtigen Teil im Mosaik der urbanen Wohn-                 ße in die konkrete Bebauungsplanung überführt wer-
und Wissensquartiere Münsters werden zu lassen.                  den. Auch im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens
                                                                 werden die Bürgerinnen und Bürger Münsters wie-
Zu Beginn des Weges zu einem neuen Stadtquartier                 derum dazu angehalten, an den Planungen mit ihren
an der Steinfurter Straße, das als maßgebliches Ziel             Hinweisen und Anmerkungen mitzuwirken. Nicht
die Schaffung von neuem, zentrumsnahen Wohn-                     zuletzt auch im Rahmen der baulichen Realisierung
raum und neuen, technologie- und wissensbasier-                  des Quartiers, die aufgrund seiner Größe mehrere
ten Arbeitsplätzen verfolgt, steht ein Grundsatzbe-              Jahre in Anspruch nehmen wird, wird es weitere Be-
schluss zur Entwicklung dieses Quartiers, den der Rat            teiligungsangebote für die Öffentlichkeit – insbeson-
der Stadt Münster fassen soll. Anschließend wird bis             dere auch für die zukünftig im Quartier wohnenden
zur baulichen Realisierung des Quartiers ein Prozess             und arbeitenden Menschen – geben.

                                                                                       Frühzeitige Bürgerin-
 Ergebnispräsentation,    Beteiligung     Öffentliche Foren,   Ergebnisausstellung,                               Baubegleitende
                                                                                      formation, öffentliche
        Forum            Öffentlichkeit      Ausstellung              Forum                                    Informationsangebote
                                                                                            Auslegung

  VORBEREITUNG                             WERKSTATT-          STÄDTEBAULICHER BAULEITPLANUNG                    REALISIERUNG
                         Planungs- und     VERFAHREN             WETTBEWERB    & FACHPLANUNGEN
 Internationale                                                                                                Technische & soziale
                         Entwicklungs-
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32
Blick vom zukünftigen Modellquartier auf den Technologiepark
Bild- und
Quellennachweise

Seite 1		       © Stadt Münster, Vermessungs- und Katasteramt
Seite 4		       © Stadt Münster
Seite 7
 01		           © Spengler Wiescholek Architekten Stadtplaner, WES GmbH Landschaftsarchitekten,
 		               Urban Catalyst GmbH, Visualisierung: Moka-studio
 02		           © Anton Bombach
 03		           © schreinerkastler.at; Beteiligte Büros: b18 architekten ztgmbh, M&S Architekten ztgmbh,
 		               HNP architects ztgmbh, simon und stütz Architekten ztgmbh
 04		           © ADEPT mit Karres + Brands / IBA Hamburg GmbH
 05		           © Anton Bombach
 06		           © DMAA
 07		           © scheuvens + wachten plus
 08		           © Anton Bombach
 09		           © Spengler Wiescholek Architekten Stadtplaner, WES GmbH Landschaftsarchitekten,
 		               Urban Catalyst GmbH, Visualisierung: Moka-studio
 10		           © Anton Bombach
 11		           © Anton Bombach
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 14		           © scheuvens + wachten plus
 15		           © scheuvens + wachten plus
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 16		           © Anton Bombach
 17		           © einszueins Architektur
 18		           © scheuvens + wachten plus
 19		           © scheuvens + wachten plus
 20		           © Anton Bombach
 21		           © ADEPT mit Karres + Brands / IBA Hamburg GmbH
 22		           © faschundfuchs.architekten / aberjung
 		               Künstlerische Gestaltung: Hanna Schimek und Gustav Deutsch
 23		           © Jörg Kersten, medlay
 24		           © ADEPT mit Karres + Brands / IBA Hamburg GmbH
 25		           © ADEPT mit Karres + Brands / IBA Hamburg GmbH
 26		           © Stadt Münster / Arge OXF
 27		           © Büro K9 Architekten BDA DWB, Latz + Partner, LandschaftsArchitekten Stadtplaner,
 		               StetePlanung Büro für Stadt- und Verkehrsplanung
 28		           © Charta Donaufeld, Wien
 29		           © Uli Oesterle
 30		           © Stadt Münster
Seite 11        © scheuvens + wachten plus
Seite 12 / 13   © Cobe architects / © Stadt Münster
Seite 15        © Cobe architects
Seite 16 / 17   © ADEPT mit Karres + Brands / IBA Hamburg GmbH
Seite 19        © ADEPT mit Karres + Brands / IBA Hamburg GmbH
Seite 20 / 21   © rendertaxi für Tegel Projekt GmbH
Seite 23        © rendertaxi für Tegel Projekt GmbH
Seite 24 / 25   © Janusch
Seite 27        © imageindustry.at / Erich Hussmann
Seite 28 / 29   © Wien 3420 AG / Daniel Hawelka
Seite 31        © scheuvens + wachten plus
Seite 33        © Anton Bombach

Seite 14        Entwurfserläuterung Cobe architects (2020), Kopenhagen.

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		https://www.oberbillwerder-hamburg.de/masterplan-2/ (Zugriff: 07.02.2020).

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Seite 22 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin vertreten durch Tegel Projekt
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		 Tegel Projekt GmbH o.J.: Schumacher Quartier, Das Projekt,
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Seite 26        IBA Wien (2019): Projektfaltblatt, Quartiershäuser Sonnwendviertel.

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Seite 30        Gehl (2018): Ergänzung zur Partitur des öffentlichen Raums, Lessons Learned.

		              Wien 3420 aspern Development AG (2016): Positionen zur Stadtproduktion,
		              Der aspern Beirat.

		 Wien 3420 aspern Development AG o.J.: Die Seestadt Wiens:
		https://www.aspern-seestadt.at/ (Zugriff: 07.02.2020).
Stadt Münster
Stadtplanungsamt
Stadthaus III
Albersloher Weg 33
48155 Münster
Tel. 02 51/ 4 92-61 01
Fax 02 51/ 4 92-77 32
stadtplanung@stadt-muenster.de
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