Neues Strommarktdesign: Eine nachhaltige ökonomische Basis für ein neues Energiesystem - Lautrer ENERGIEforum " Neues Strommarktdesign " Dr ...

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Neues Strommarktdesign:
Eine nachhaltige ökonomische Basis
für ein neues Energiesystem

7. Lautrer ENERGIEforum
» Neues Strommarktdesign «

Dr. Felix Chr. Matthes
Kaiserslautern, 18. März 2015
Die Diskussion um das Strommarktdesign
Eine unübersichtliche Debattenlage

                      Strompreis-Explosion
 Gewinneinbrüche bei          droht        Versorgungssicherheit
den Energieversorgern                            gefährdet
                            Abbau von
                          Überkapazitäten
    Kraftwerkssterben
                                           Energy-only-Markt 2.0
                         Knappheitspreise
Keine Subventionen für                                Strategische
  fossile Kraftwerke                                    Reserve
                              Kapazitätsmärkte
   Direktvermarktung für                          Erneuerbare-Energien-
   Erneuerbare Energien        Europäischer            Gesetz 3.0
                               Binnenmarkt
      Preiszonen für Nord-                        Ausschreibungen für
      und Süd-Deutschland                          Wind & Fotovoltaik
                         Streit um Stromtrassen
    Krise des EU-                                  Dekarbonisierung
  Emissionshandels                                 des Stromsystems
Die Diskussion um das Strommarktdesign
Unterschiedliche Herausforderungen (1)

      1.000
                                                                          Aufwuchs und           Stabilisiertes
              Erneuerbare Energien                                                                                        Andere Erneuerbare
                                                                           Durchbruch             Wachstum
       900
                                          Nutzungspflicht für       Zunehmende               Rückgang von                 Biomasse
              Kohlepolitik                 deutsche Kohle        Steinkohle-Importe      Stein- und Braunkohle
       800
                                                                                                                          Solar
              Kernenergie         Durchbruch              Stagnation                  Ausstieg
       700                                                                                                                Wind
              Strommarktliberalisierung
       600                                                                                                                Wasserkraft
TWh

       500                                                                                                                Andere Fossile

       400                                                                                                                Erdgas

                                                                                                                          Steinkohle
       300
                                                                                                                          Braunkohle
       200
                                                                                                                          Kernenergie
       100
                                                                                                                         * 1950-1954: nur
                                                                                                                           West-Deutschland
         0
          1950*      1960      1970         1980          1990         2000           2010        2020            2030

                                                                                                                          Öko-Institut 2015
Die Diskussion um das Strommarktdesign
Unterschiedliche Herausforderungen (2)

•   Am Ende der Übergangsphase zum liberalisierten Strommarkt
     −   Strommarkt-Liberalisierung im Jahr 1998 (nach 63 Jahren Monopol-
         system und auf der Basis des dort errichteten Kraftwerksparks)
     −   erstmalige Notwendigkeit erheblicher Investitionen (Kraftwerke,
         Nachfrageflexibilität, Speicher), die komplett über den liberalisierten
         Strommarkt refinanziert werden müssen
•   In der Mitte des Ausstiegs aus der Kernenergie
     −   politisch (aus guten Gründen) getriebene Abschaltung erheblicher
         Kernkraftwerks-Kapazitäten von 2011 bis 2022
•   Am Ende der 1. Etappe des Übergangs zu regenerativen Energien
     −   massiver Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten auf Basis
         erneuerbarer Energien (mit Schwerpunkt auf Wind und Solarenergie)
     −   zunehmende Beeinflussung des traditionellen Strommarkts durch
         Wind- und Solarenergie (Grenzkosten Null)
     −   Grid-Parity dezentraler Erzeugung (massive indirekte Transfers)
•   Bei deutlich gestiegenen Kosten fossiler Kraftwerke und massiv
    gesunkenen Kosten für Erneuerbare sowie volatilen Brennstoffpreisen
Leistungsfähigkeit des Energy-only-Marktes
Die Strombörse als zentrales Segment

           100

            90                       Börsenpreis-Dauerline im traditionellen Stromsystem

            80

            70

            60
EUR / kW

            50

            40

            30

            20

            10

             0
                 0   1.000   2.000   3.000        4.000        5.000        6.000          7.000       8.000

                                                                                                   Öko-Institut 2015
Leistungsfähigkeit des Energy-only-Marktes
Koordination und Finanzierung über die Strombörse

      Ohne Deckung der
       100
      Betriebskosten    werden
                              Deckungsbeitrag für Personal, Wartung & Instandhaltung, Kapitalkosten
      die
        90
           Anlagen stillgelegt,
      ohne Deckung der        Variable Betriebskosten (Brennstoff, CO2)
      Investitionskosten
        80                 erfol-                Aus den verbleibenden
      gen keine Investitionen                    Erträgen
                              Börsenpreis-Dauerline             müssen
                                                    im traditionellen Stromsystem
        70                                       Personal, Wartung &
                                                 Instandhaltung sowie        Kraftwerke werden (im
        60
                                                 Investitionen               Gesamtsystem: optimal)
EUR / kW

        50                                       refinanziert werden         betrieben, solange sie
                                                                             ihre Brennstoff- und
        40                                                                   CO2-Kosten decken
                                                                             können
           30

           20

           10

           0
                0   1.000    2.000      3.000     4.000     5.000      6.000     7.000       8.000

                                                                                         Öko-Institut 2015
Leistungsfähigkeit des Energy-only-Marktes
Befunde und Diskussionen

•   Die Strombörse als zentrales Element des aktuellen Marktdesigns
    erfüllt eine hervorragende Koordinationsfunktion für den kosten-
    optimalen Betrieb der bestehenden Kraftwerke
•   Nahezu alle Erdgas- und einige Steinkohlekraftwerke können ihre
    fixen Betriebskosten im aktuellen Marktumfeld nicht mehr decken
     −   im Kontext einer Überkapazitätssituation ist das nicht ungewöhnlich
     −   der Abbau von Überkapazitäten würde ohne weitere Flankierung vor
         allem im Bereich dieser Kraftwerke erfolgen – im Kontext der
         Energiewende (systemtechnisch steigender Bedarf an flexiblen
         Gaskraftwerken) ist dies sehr problematisch
     −   die vor allem 2021/2022 folgende Abschaltung der Kernkraftwerke
         kann dann zu Versorgungssicherheitsproblemen führen
•   Investitionen können im aktuellen und absehbaren Marktumfeld nicht
    refinanziert werden
     −   dies gilt für alle Kraftwerksarten,
     −   aber auch für Nachfrageflexibilität und auch für Speicher
•   Können Knappheitspreise dies ändern?
Leistungsfähigkeit des Energy-only-Marktes
Streitpunkt Knappheitspreise

           2.000
                                 Deckungsbeitrag für Personal, Wartung & Instandhaltung, Kapitalkosten
           1.800
                                 Variable Betriebskosten (Brennstoff, CO2)
           1.600
                                 Börsenpreis-Dauerline im traditionellen Stromsystem
           1.400

           1.200
EUR / kW

           1.000                          Können (sehr hohe)
                                          Knappheitspreise
            800
                                          ausreichende
            600                           Deckungsbeiträge für
                                          Betrieb & Investitionen
            400                           gewährleisten?
            200

              0
                   0   1.000   2.000       3.000        4.000        5.000        6.000       7.000          8.000

                                                                                                         Öko-Institut 2015
Leistungsfähigkeit des Energy-only-Marktes
Das Missing-Money-Problem

•   Das Missing-Money-Problem im nicht-regenerativen Segment
     1a) Kann der EOM sehr hohe Preise (>1000 €/MWh) erzeugen?
         Ohne jeden Zweifel, ob und inwieweit solche Preise in extremen
         Marktsituationen rational sind, sei dahingestellt.
     1b) Können solche Preisniveaus über längere Zeiträume im Jahr
         (>50 Stunden) auftreten?
         Im Prinzip ja, angesichts der stochastischen Leistungsbeiträge v.a.
         der Windenergie sinkt die Wahrscheinlichkeit jedoch erheblich!
     1c) Können solche Preisniveaus über längere Zeiträume im Jahr über
         mehrere Jahre (>5 Jahre) auftreten?
         Im Prinzip ja, sobald aber Investitionen in die Ausweitung des
         Leistungsangebots oder die Nachfrageflexibilität erfolgen, ist der
         Fortbestand dieser Preisniveaus unwahrscheinlich, siehe auch 1b).
     2) Wird der Regulierer angesichts dieser Preisniveaus auf Eingriffe
         verzichten?
         …?!
     3) Mit welchen Risikozuschlägen (wenn überhaupt) sind in dieser
         Situation Investitionen (Angebots- oder Nachfrageseite) möglich?
         …?!
Jenseits von Technologien und Kosten
Qualitativ neue Herausforderungen durch Erneuerbare

•   Dargebotsabhängigkeit (Fluktuation)
     −   Koordinations- und Flexibilitätsbedarf in neuer Qualität
•   (Teilweise) starke Ortsbindungen (Dargebot, Flächenverfügbarkeit)
     −   Infrastruktur- und Koordinationsbedarf
•   Kapitalkostenintensität und (sehr weitgehend) Grenzkosten von Null
     −   neue Elemente im Marktdesign werden notwendig
•   Dezentralität (für signifikante Teile des Systems)
     −   Perspektivisch massive indirekte Transfers (Marktdesign-Anpassung
         notwendig), Koordinationsbedarf, ökonomische Partizipation
•   Infrastrukturintensität
     −   neue Herausforderungen bei Akzeptanz und Regulierung
Leistungsfähigkeit des Energy-only-Marktes
Ausbau Erneuerbarer verschärft die Herausforderung

           100
                                  Deckungsbeitrag für Personal, Wartung & Instandhaltung, Kapitalkosten
            90
                        Der Ausbau der
                                 Variable Betriebskosten (Brennstoff, CO2)
            80
                        erneuerbaren Energien
                        reduziertBörsenpreis-Dauerline
                                  Betriebszeitenbei Anteilen regenerativer Stromerzeugung >50%
            70          und Deckungsbeiträge
                        konventioneller Kraft-                             Erneuerbare Energien
            60          werke                                              produzieren (bei hohen
EUR / kW

                                                                           Anteilen) ganz über-
            50                                                             wiegend dann, wenn der
                                                                           Strompreis kleiner/
            40
                                                                           gleich Null sein wird!
            30

            20

            10

             0
                 0   1.000     2.000       3.000        4.000        5.000        6.000        7.000          8.000

                                                                                                          Öko-Institut 2015
Leistungsfähigkeit des Energy-only-Marktes
Das Missing-Money-Problem der Erneuerbaren

•   Das Missing-Money-Problem im erneuerbaren Segment
     1)  Kann der EOM in den Zeiträumen jenseits der Spitzeneinspeisung
         von Sonne und Wind Preise erzeugen, die zur Refinanzierung der
         Investitionen und Wind- und Solarkraftwerke ausreichen?
         Theoretisch sind solche Konstellationen zumindest für bestimmte
         Anteile der Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie
         vorstellbar, es bedürfe jedoch extrem hoher – und aus heutiger
         Sicht: sehr unwahrscheinlicher – Brennstoff- bzw. CO2-Preise.
     2) Wird der Regulierer angesichts solch hoher Preisniveaus, v.a. für
         CO2-Zertfikate auf Eingriffe verzichten?
         …?!
     3) Mit welchen Risikozuschlägen (wenn überhaupt) sind in dieser
         Situation Investitionen in regenerative Kraftwerke möglich?
         …?!
•   Neben dem Missing-Money-Problem gibt es im erneuerbaren
    Segment ein Missing-Coordination-Problem!
     −   Im Fördersystem des EEG spielt es keine Rolle, ob regenerative
         Kraftwerke so ausgelegt und betrieben werden, dass möglichst
         werthaltiger Strom produziert wird
Strommarktdesign im nicht-regenerativen Segment
Die Bewertungs- und Abwägungsfragen (1)

•   Können/werden (sehr hohe) Preisspitzen in Knappheitssituationen
    eine belastbare Basis für die Deckung der fixen Betriebskosten bzw.
    die Refinanzierung von Investitionen bilden?
     −   Ja: Beibehaltung des heutigen Strommarktdesigns (Strombörse)
     −   Nein: Ergänzung des Energy-only-Marktes durch Kapazitäts-
         mechanismen, die zusätzliches Einkommen für die Bereitstellung
         gesicherter Leistung schaffen
•   Ist (breite) Versorgungssicherheit ein heute schon privates, ein
    privatisierbares oder strategisch zu privatisierendes Gut?
     −   Ja: Beibehaltung des heutigen Strommarktdesigns oder Übergang zu
         einem Kapazitätsmarkt mit dezentraler Nachfrage (Kapazitäts-
         nachfrage ergibt sich aus der Summe der Verbraucherpräferenzen)
     −   Nein: Übergang zu einem Kapazitätsmarktmodell mit zentraler
         Nachfrage (Explizite Vorgabe des Versorgungssicherheitsniveaus
         und Ausschreibung von Kraftwerkskapazitäten)
Strommarktdesign im nicht-regenerativen Segment
Was ist Versorgungssicherheit für ein Gut?

                                               Die Inanspruchnahme bestimmter Güter

                                          kann                 soll nicht             kann nicht

                                                         ausgeschlossen werden

                                            z.B.                  z.B.                  z.B.
              herrscht Rivalität       Lebensmittel,             Arbeits-             Gemeinde-
                                     Investitionsgüter         vermittlung             weiden
Bei der
Inanspruch-   herrscht ab einer           z.B.                    z.B.                    z.B.
nahme         bestimmten Nutzungs-       private           Nutzung öffentlicher      Nutzung inner-
bestimmter    dichte Rivalität       Erholungsparks           Fernstraßen         städtischer Straßen
Güter
              herrscht keine              z.B.                    z.B.                   z.B.
              Rivalität                  Pay-TV             innere Sicherheit     Straßenbeleuchtung

                                      Private Güter        Meritorische Güter      Allmende-Güter
                                     Klub-/ Mautgüter                              Öffentliche Güter

                                                                                  Öko-Institut 2015
Strommarktdesign im nicht-regenerativen Segment
Die Bewertungs- und Abwägungsfragen (2)

•   Werden für die Refinanzierung von Neu-Investitionen längerfristig
    berechenbare Einkommensströme aus Kapazitätsmechanismen
    benötig?
     −   Ja: Übergang zu einem Kapazitätsmarktmodell mit zentraler
         Nachfrage (u.a. Ausschreibung für wettbewerblich ermittelte, aber
         länger laufende Kapazitätszahlungen für neue Kraftwerks-,
         Nachfrageflexibilitäts- bzw. Speicher-Kapazitäten)
     −   Nein: Beibehaltung des heutigen Strommarktdesigns oder Übergang
         zu einem Kapazitätsmarkt mit dezentraler Nachfrage
•   Spielen die für Verbraucher entstehenden Kosten aus Kapazitäts-
    zahlungen und Strommarkteffekten eine wichtige Rolle?
     −   Ja: Übergang zu einem Kapazitätsmarkt mit zentraler Nachfrage, der
         nur die Kapazitäten adressiert, die mit wirtschaftlichen Problemen
         konfrontiert sind
     −   Nein: Übergang zu Kapazitätsmarktmodellen mit zentraler oder
         dezentraler Nachfrage, die Kapazitätszahlungen für den gesamten
         Kraftwerkspark vorsehen
Strommarktdesign im nicht-regenerativen Segment
Die Bewertungs- und Abwägungsfragen (3)

•   Sollen neben der Gewährleistung von Versorgungssicherheit über
    das Kapazitätsmarkt-Instrument noch weitere Ziele bzw.
    entsprechende Absicherungen (Vermeidung klimaschutzpolitisch
    problematischer Entwicklungen, gezielter Aufbau von Flexibilitäten
    im Stromsystem) verfolgt werden?
     −   Ja: Übergang zu einem Kapazitätsmarktmodell mit zentraler
         Nachfrage und selektiven Kapazitätszahlungen für klimafreundliche
         und flexible Kapazitäten
     −   Nein: Übergang zu einem umfassenden (nicht-selektiven)
         Kapazitätsmarktmodell mit zentraler oder dezentraler Nachfrage, das
         allein Versorgungssicherheit adressiert und keine Differenzierung
         bzgl. Emissionen oder Flexibilität für die unterschiedlichen
         Kapazitäten vorsieht
Strommarktdesign im regenerativen Segment
Die Bewertungs- und Abwägungsfragen (1)

•   Soll die Wertigkeit des erzeugten Stroms bei Auslegungs- und
    Betriebsentscheidungen eine Rolle spielen?
     −   Ja: Übergang zu einem Finanzierungssystem auf Basis fester
         Prämien
     −   Nein: Beibehaltung des Festpreissystems
•   Sollen/können die Finanzierungsbeiträge (im Kontext des
    liberalisierten Strommarkts) weiterhin administrativ festgelegt
    werden?
     −   Ja: Beibehaltung des Festpreissystems
     −   Nein: Übergang zu Modellen mit wettbewerblicher Preisbildung
         (Ausschreibungen, Quoten)
•   Ist der Abbau von Verzerrungen des Strompreissignals der
    Strombörse (z.B. negative Preise) notwendig oder sinnvoll?
     −   Ja: Übergang von Strommengen- auf Kapazitätsprämien
     −   Nein: Beibehaltung des Festpreissystems (im Kontext der gleitenden
         Marktprämie) oder Übergang zu Strommengenprämien
Strommarktdesign im regenerativen Segment
Die Bewertungs- und Abwägungsfragen (2)

•   Werden für die Refinanzierung von Investitionen längerfristig
    berechenbare Einkommensströme benötig?
     −   Ja: Beibehaltung des Festpreissystems oder Übergang zu
         Ausschreibungsmodellen
     −   Nein: Übergang zu Quotenmodellen
•   Soll/kann der Finanzierungsmechanismus für regenerative Energien
    technologieneutral ausgestaltet werden
     −   Ja: Übergang zu technologieneutralen Festpreisen oder technologie-
         neutralen Ausschreibungs- bzw. Quotenmodellen
     −   Nein: Nein Verbleib bei Festpreissystemen oder Übergang zu
         technologiespezifischen Ausschreibungsmodellen
Im Überblick: Die anstehende Transformation
einer polarisierten Struktur des Strommarktes

                          EEG: (implizite) Kapazitätszahlungen,           Strommarkt nach der Liberalisierung:

                                                                                                                 Konventionelle Energien
                          Einheitsmodell, hohe Differenzierung        Zahlungen für Energie, Grenzkostenpreise

                          a) “Invest, produce &                             a) “Produce & forget
                             forget”                                           about investments”
                          b) national                                       b) Europa
                                                      Das zukünftige Stromsystem:
                                                     koordinationsintensiv (flexibler
                                                   Dispatch, Systemdienstleistungen)
                                                  kapitalintensiv, CO2-frei (regenerativ)
   Erneuerbare Energien

                                                                                  Zahlungen für Energie
                                                                                  & Systemdienstleistungen
                                        Zahlungen für                             Zahlungen für andere
                                  gesicherte Kapazität                            (CO2-freie) Kapazität

                                         a) Welcher Weg dorthin?
                                         b) Wieviel Europa in welcher Etappe
Das Zielsystem für das Strommarkt-Arrangement
Ökonomische Basis = Koordination + Investitionssicherung

                                                  Kapazitäts- und
                                               Flexibilitäts-Markt**

                                                                       Regenerativ-
                                                   SDL-Märkte*
                                                                       (Kapazitäts-) Markt**

       Erzeugungssegment
       des Stromsystems
                                                   Energy-only-
       Infrastruktursegment                          Markt*                        Infrastruktur-
       des Stromsystems                                                              Regulierung

       Nachfragesegment
       des Stromsystems

       Marktsegmente (nach Primärfunktion):
       * Koordinations-    ** Finanzierungs-
         segmente             segmente
Übergangsoption #3 (#1 & 2 gern auf Nachfrage)
Marktrealismus mit Vision auf beiden Seiten

                          EEG: (implizite) Kapazitätszahlungen,           Strommarkt nach der Liberalisierung:

                                                                                                                 Konventionelle Energien
                          Einheitsmodell, hohe Differenzierung        Zahlungen für Energie, Grenzkostenpreise

                          (EOM-) Marktpreis-                                                Kapazitäts-
                                      Signale                                               markt-Zahlungen
                             Vorschlag:
                               (schrittweise)                                               Vorschlag:
                                                                                            (schrittweise
                                   einführen,                                               und differenziert)
                                  Wert-
                                   Förderung                                                Fokussierte
                                                                                            einführen
                              optimiertein
                            (schrittweise)                                                  Kapazitäts-
                                                                                            – und lernen!
                                  Kapazitäts-
                            EEG-Reform                Das zukünftige Stromsystem:              märkte
                                   zahlungen         koordinationsintensiv (flexibler
                                  überführen       Dispatch, Systemdienstleistungen)
                                – und lernen!     kapitalintensiv, CO2-frei (regenerativ)
   Erneuerbare Energien

                                                                                  Zahlungen für Energie
                                                                                  & Systemdienstleistungen
                                        Zahlungen für                             Zahlungen für andere
                                  gesicherte Kapazität                            (CO2-freie) Kapazität

  Aufgeklärte Reform: Klare strukturelle Perspektive, auch auf
   Lernen angelegte Schritte hin zu Konvergenz & Integration
Die Diskussion um das neue Marktdesign
Grundsätzliche Fragen

•   Hat das alles noch etwas mit Markt zu tun?
     −   die Marktfrage entscheidet sich daran, WIE Preise entstehen, durch
         administrative Festlegung (wie Festpreise im aktuellen EEG) oder im
         Wettbewerb (Festprämien-Ausschreibungen für Erneuerbare,
         Kapazitätsmärkte, Strombörse)
     −   die Marktfrage entscheidet sich NICHT daran, wer die Nachfrage
         festlegt (vgl. z.B. den Markt für Kfz-Haftpflichtversicherungen)
     −   ein marktlicher Rahmen ist b.a.W. im EU-Rahmen rechtlich bindend
•   Wo stehen wir momentan im politischen Prozess in Deutschland?
     −   Die Bundesregierung will erkennbar in dieser Legislaturperiode eine
         Entscheidung zu Kapazitätsmärkten vermeiden, dies wird (faktisch) in
         die nächste Legislaturperiode verschoben
     −   Die Bundesregierung wird 2016 den weitgehenden Übergang zu
         Ausschreibungen im EEG vollziehen, Strukturreformen werden auf
         die nächste Legislaturperiode verschoben
     −   Hinweis: Die Europäische Kommission wird 2015/2016 eigene
         Vorstellungen zum Rahmen für Kapazitätsmärkte und Finanzierung
         Erneuerbarer öffentlich machen
Strommarktdesign im europäischen Kontext
Realitäten und Perspektiven

•   Spannungsfelder
     −   unterschiedliche Kompetenzzuweisungen für
          •   Binnenmarkt (Europäische Union)
          •   Versorgungssicherheit (Mitgliedstaaten)
          •   Energiemix (Mitgliedstaaten)
     −   kurz- und mittelfristig bleibt die Bereitschaft zur Kompetenz-
         verlagerung in Richtung EU fraglich, das Beihilferecht ist als
         Harmonisierungsmechanismus nicht geeignet
     −   (sehr) unterschiedliche Entwicklungsstadien bei Systemtransforma-
         tion sowie Investitions- und Politikzyklen in den Mitgliedstaaten
•   Erfolgversprechende Ansätze
     −   regionale Kooperation und partielle Integration
     −   Mengenabstimmung
     −   Entwicklung von gemeinsamen Ziel-Modellen
     −   bis auf Weiteres: Konvergenz statt Harmonisierung
Zum Weiterlesen

Öko-Institut, LBD Beratungsgesellschaft, Raue LLP (2012):
Fokussierte Kapazitätsmärkte. Ein neues Marktdesign für den Übergang
zu einem neuen Energiesystem. Berlin, 8. Oktober 2012.
http://www.oeko.de/oekodoc/1586/2012-442-de.pdf

Öko-Institut (2014): Erneuerbare-Energien-Gesetz 3.0. Konzept einer
strukturellen EEG-Reform auf dem Weg zu einem neuen Strommarkt-
design. Berlin, Oktober 2014
http://www.oeko.de/publikationen/download/2127/index.html

Öko-Institut, LBD Beratungsgesellschaft (2015):
Die Leistungsfähigkeit des Energy-only-Marktes und die aktuellen
Kapazitätsmarkt-Vorschläge in der Diskussion. Kommentierung und
Bewertung der Impact-Assessment-Studien zu Kapazitätsmechanismen
im Auftrag Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sowie die
Einordnung des Fokussierten Kapazitätsmarktes.
Berlin, Februar 2015.
http://www.oeko.de/oekodoc/2218/2015-003-de.pdf
Besten Dank
     für Ihre Aufmerksamkeit

Dr. Felix Chr. Matthes
Energy & Climate Division
Büro Berlin
Schicklerstraße 5-7
D-10179 Berlin
f.matthes@oeko.de
www.oeko.de
twitter.com/FelixMatthes
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