Next Generation TV Wie verändert IPTV die Fernsehwelt?

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Next Generation TV Wie verändert IPTV die Fernsehwelt?
Technology, Media & Telecommunications

                                                                                                                                                                 Next Generation TV
                                                                                                                                                                 Wie verändert IPTV die Fernsehwelt?

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Stand 10/2007                                                                                                                         Deloitte Touche Tohmatsu
Next Generation TV
Wie verändert IPTV die Fernsehwelt?
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Inhalt

1.   Executive Summary                                5
2.   Das Fernsehen der nächsten Generationen          6
3.   IPTV – Fernsehen, Internet und mehr              7
4.   Der IPTV-Markt in Deutschland                   10
     4.1 Festnetzbetreiber erweitern ihr Portfolio   10
     4.2 Wettbewerb um den TV-Nutzer                 12
     4.3 IPTV aus der Nutzerperspektive              16
5.   Was die Inhalteanbieter wünschen                19
     5.1 IPTV als neuer Distributionskanal           19
     5.2 Fokus auf lineares TV und Video on Demand   22
     5.3 Exklusivität nicht umsonst                  23
     5.4 Neue Erlöse ohne zusätzliche Kosten         23
6.   Die Herausforderungen der Zukunft meistern      25
     6.1 Der Markt der Zukunft                       25
     6.2 Empfehlungen für die Anbieter von IPTV      27
     Quellenverzeichnis                              30
     Über Deloitte                                   31
     Ihre Ansprechpartner                            31
     Wo Sie uns finden                               32
Abbildungen

Abbildung 1:    Mögliche Übertragungsformen für IP-basiertes TV                    6
Abbildung 2:    Triple und Quadruple (Quad) Play                                   7
Abbildung 3:    IPTV-Dienste und technische Merkmale                               8
Abbildung 4:    Breitbandhaushalte in Deutschland                                  9
Abbildung 5:    IPTV-Geschäftsmodell                                              10
Abbildung 6:    Konvergenz                                                        12
Abbildung 7:    Mediennutzer-Budget vs. Angebote                                  15
Abbildung 8:    Medien-Nutzertypen                                                16
Abbildung 9:    Motive für IPTV-Inhalteangebot                                    19
Abbildung 10:   Stärkung der Erlösquellen durch Aufbau einer Endkundenbeziehung   20
Abbildung 11:   Angebotsergänzung um Video-on-Demand und Paid-Content             21
Abbildung 12:   Neues Distributionsmodell für Produzenten                         22
Abbildung 13:   IPTV-Inhalte                                                      22
Abbildung 14:   IPTV-Haushalte in Deutschland 2010                                25
Abbildung 15:   IPTV-Erfolgsfaktoren                                              27
1. Executive Summary
Im Zuge der Aufrüstungen ihrer Netze hin zu Next Generation            Obwohl Prognosen von über 2 Mio. IPTV-Nutzern im Jahr 2010
Networks versuchen Telekommunikationsunternehmen, über                 in Deutschland ausgehen, bedarf es zunächst der Ausschöp-
das Internet Protocol eine neue Plattform für die Übertragung          fung wesentlicher Erfolgsfaktoren, auf deren Basis sich konkrete
von TV- und weiteren audiovisuellen und interaktiven Diensten          Handlungsempfehlungen für IPTV-Anbieter definieren lassen:
als Next Generation TV zu etablieren.
                                                                       • Qualität der Inhalte – Eingehen von Partnerschaften mit at-
Durch die bidirektionale Nutzung ihrer neuen hochleistungsfä-            traktiven Inhalteanbietern für Premium Content und ziel-
higen Festnetze auch für IPTV erweitern die Telekommunikati-             genaue Special-Interest-Programme, um auch von der starken
onsunternehmen ihre bisherige Wertschöpfung aus Telefonie                Marke der Inhalteanbieter zu profitieren
und Internetzugang und treten damit in unmittelbaren Wett-
bewerb zu den etablierten TV-Übertragungsplattformen Kabel,            • Preispolitik – Konditionengestaltung für preissensible Medien-
Satellit und Terrestrik. Im Gegenzug erweitern Kabelnetzbetrei-          nutzer
ber ihr Portfolio durch Telefonie- und Internetangebote und be-
setzen somit über Triple Play ihrerseits klassische Aktivitätsfelder   • Plattform-Marketing – Offensive Bewerbung der Plattform
der Telekommunikationsunternehmen neu.                                   und ihrer Funktionalitäten

In den derzeit gängigen Geschäftsmodellen erwerben IPTV-An-            • Endkundenbeziehung – Entwicklung von Modellen zum ge-
bieter Inhalte sowohl in Form von Vollprogrammen von TV-Sen-             meinsamen Management der Kundenbeziehung zwischen In-
dern als auch als Einzelinhalte unmittelbar von Produzenten, um          halteanbieter und IPTV-Anbieter
diese linear oder auf Abruf an ihre Kunden zu distributieren.
                                                                       • Interaktive Mehrwertdienste – Positionierung über Heraus-
Für die vorliegende Studie hat Deloitte führende TV-Sender sowie         stellung interaktiver Features als „Fernsehen Plus“ zur klaren
Film- und Fernsehproduzenten, Multimedia-Tochtergesellschaf-             Ansprache von Early Adopters als Erstnachfrager technischer
ten von Verlagen und Branchenverbände zu ihren IPTV-Plänen               Neuerungen
befragt. Die Befragung der Inhalteanbieter hat ergeben, dass
die Präsenz auf allen verfügbaren Übertragungsplattformen der          • Usability – Nach Gewinnung der Early Adopters Anvisieren
entscheidende Grund für die Belieferung der IPTV-Anbieter mit            einer weniger technikaffinen Zielgruppe über vereinfachte
Content ist. Darüber hinaus streben die befragten TV-Sender              Usability
und Produzenten auch nach einer direkten Beziehung zum Me-
diennutzer. Aus diesem Grunde betrachten die Inhalteanbieter
das für sie tendenziell risikoarme IPTV-Geschäft auch als Ergän-
zung zu ihren Web-TV-Aktivitäten. Trotz eines zunehmenden
Zuschauerinteresses an Video on Demand erwarten die Inhal-
teanbieter jedoch insgesamt eine weiterhin nur schwache Ver-
änderung hin zu einem aktiven Lean-forward-Mediennutzungs-
verhalten, weswegen klassisches lineares TV aus ihrer Sicht auch
zukünftig der wichtigste Dienst sein wird.

                                                                                               Deloitte · Next Generation TV              
2. Das Fernsehen der
   nächsten Generationen
Der Wandel der Kommunikationsnetze hin zu Internet-Proto-               • … für Medienunternehmen, ihr Portfolio und ihre Distribu-
col-(IP)-basierten „Next Generation Networks“ (NGN) und den               tionsbasis zu erweitern sowie innovative Inhalte anzubieten;
damit einhergehenden breitbandigen Anbindungen der Netz-
teilnehmer ermöglicht heute vor allem auch Festnetzanbietern            • … für den Nutzer, die interaktiven Funktionalitäten des Inter-
die Übertragung von Fernsehkanälen und Videofilmen. Internet              nets mit der Bequemlichkeit des Wohnzimmer-Fernseherleb-
Protocol Television (IPTV) über Festnetz mit DSL – als dem hierfür        nisses zu kombinieren.
zurzeit im Vergleich zu weiteren möglichen Übertragungsformen
am häufigsten genutzten Standard – könnte als Next Genera-              Die vorliegende Studie, für die u.a. Interviews mit führenden
tion TV weitreichende Veränderungen der bisherigen Fernseh-             Fernsehsendern und Produzenten geführt wurden, erörtert die
welt verursachen.                                                       aktuellen Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen auf
                                                                        dem deutschen IPTV-Markt aus der Perspektive der IPTV-Anbie-
IPTV über das Festnetz bietet die Möglichkeit …                         ter, der Wettbewerber, der Inhalteanbieter sowie der Nutzer.

• … für Telekommunikationsunternehmen, innovative Services
  und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die ihre breitbandigen
  Netze in das Zentrum der Wertschöpfung stellen;

    Abbildung 1 – Mögliche Übertragungsformen für IP-basiertes TV

                       Festnetz                 Kabelnetz                      Mobilfunknetz                 Rundfunknetz

                                                              End-
                       Festnetz                Kabelnetz    verteiler                                    DVB-H
                                    DSLAM                                                HSPA
                                                                                         MBMS             DXB

                                                            Koaxial-
                                     DSL
                                                             kabel

                           Router                  Router

                                                                            WLAN/WiMax ergänzen
                   Set Top Box               Set Top Box                       HSPA/MBMS an
                                                                                  Hotspots

    Quelle: Deloitte

            Deloitte · Next Generation TV
3. IPTV – Fernsehen,
   Internet und mehr
IPTV-Dienste                                                        • Zusatzdienste – Informationsportale wie Electronic Program
                                                                      Guide, iText, Bonusmaterialien (Enhanced TV), E-Commerce-/
IPTV bezeichnet die digitale Übertragung breitbandiger Multi-         Tele-Commerce-Anwendungen, Single-User- und Multi-User-
mediadienste wie Fernsehen (einschließlich Video, Audio, Texte,       Spiele, Quiz, Internet Gateway und Kommunikation (E-Mail,
Bilder oder weitere Daten) über Internet-Protocol-basierte Netze.     SMS, MMS, Chat)
Im Zentrum steht dabei die Ausstrahlung linearer Fernsehpro-
gramme. IPTV-Angebote können jedoch eine Vielzahl von Diens-        Triple und Quadruple Play
ten umfassen, z.B.:
                                                                    Häufig sind IPTV-Dienste Bestandteil von Triple- oder Quadruple-
• Lineares Broadcast-TV – Empfang von linearen TV-Multicast-        (Quad)-Play-Angeboten, in denen Telefonie, Datenübertragung
  Strömen mittels einer Set Top Box zur Darstellung auf dem         und TV sowie ggf. Mobilfunk gebündelt werden. Telekommuni-
  Fernseher des Nutzers (Real-Time-Anwendung) als Alternative       kationsanbieter erweitern somit über IPTV ihr traditionelles Leis-
  zur Verbreitung von Fernsehprogrammen per Kabel, Satellit         tungsspektrum von Festnetztelefonie, Internetzugang und ggf.
  und Terrestrik; die Reihenfolge der Sendungen ist vom Benut-      Mobilfunk durch das Angebot von TV- und Videodiensten.
  zer nicht beeinflussbar

• Timeshift-TV – Empfang von nicht-linearen TV-Programmen
  mittels Set Top Box zur Darstellung auf dem Fernseher des
  Nutzers (Non-Real-Time-Anwendung); die Sendungsabfolge
  wird dabei vom Benutzer festgelegt

• network-based Personal Video Recorder (nPVR) – Nutzung
  der vom IPTV-Anbieter zur Verfügung gestellten Speicherka-          Abbildung 2 – Triple und Quadruple (Quad) Play
  pazitäten über dessen Netzwerk zur Aufnahme und Wieder-
  gabe von Programmen bei Bedarf

• Video on Demand – Virtuelle Videothek zum Abruf von Inhal-                                         Festnetz-
                                                                                                     telefonie
  ten durch den Nutzer über eine Set Top Box als Pay per View,
  Download to Own oder Download to Burn; Abspielzeitpunkt
  und -folge werden dabei vom Nutzer festgelegt
                                                                                             Video-               Voice
                                                                                            telefonie Triple     over IP
                                                                                                       Play
                                                                                                      Quad
                                                                                                      Play
                                                                                          TV/                          Daten/
                                                                                         Video                        Internet

                                                                                                 Mobile     Mobile
                                                                                                  TV       Internet
                                                                                                    Mobilfunk

                                                                      Quelle: Deloitte

                                                                                                 Deloitte · Next Generation TV       
IPTV – Fernsehen, Internet und mehr

Breitband-Internet als Voraussetzung                                 Der bisherige ADSL-Standard bietet Übertragungsraten von ma-
                                                                     ximal 6–7 Mbit/s, die für eine hohe audiovisuelle Qualität (High
IPTV-Dienste umfassen drei essenzielle technologische Merk-          Definition) prinzipiell ausreichen würden. Da die tatsächlich ver-
male: Die Nutzung des Next Generation Network, die Rückka-           fügbare Bandbreite jedoch beeinflusst wird durch die Entfer-
nalfähigkeit und die Einhaltung definierter Übertragungsquali-       nung zwischen Haushalt und DSLAM (Endverteiler im Netz), der
täten (Quality of Service).                                          Aufteilung zwischen Upstream und Downstream sowie durch
                                                                     die Anzahl der Nutzer pro Haushalt, sind de facto höhere Band-
Eine Nutzung solch komplexer Multimediadienste wird erst über        breiten erforderlich. Hierfür erfolgt eine Umstrukturierung der
einen breitbandigen Internetzugang attraktiv. Für eine kommer-       DSL-Netze hin zu Standards wie ADSL2+ bzw. VDSL1 (für bis zu
zielle Distribution von IPTV-Diensten über das Festnetz gilt daher   25 Mbit/s bzw. 50 Mbit/s maximaler theoretischer Bandbreite)
eine hinreichende Verbreitung von DSL-(Digital Subscriber Line)-     durch die Netzbetreiber.
Internetanschlüssen als zentrale Voraussetzung.

Während Ende 2006 bereits ca. 40% der Haushalte in Deutsch-
land über einen breitbandigen Internetanschluss verfügten, wird
für 2010 ein Anteil von 60% erwartet.

    Abbildung 3 – IPTV-Dienste und technische Merkmale

                                               Nutzung Next
                                                                            Rückkanalfähigkeit             Quality of Service
                                             Generation Network

                                                                      Funktions-/Anwendungsbeispiele

                                                                                                              gleichbleibend
                  Lineares Broadcast TV         hohe Bandbreite                   TV-Voting
                                                                                                             hohe Bildqualität

                                                                                                              gleichbleibend
                         Timeshift TV           hohe Bandbreite                  TV-Control
                                                                                                             hohe Bildqualität

                network-based Personal            Integration in                                              gleichbleibend
                                                                              Programmierung
                 Video Recorder (nPVR)           andere Dienste                                              hohe Bildqualität

                                                                                                              gleichbleibend
                                                hohe Bandbreite
                       Video on Demand                                              Abruf                    hohe Bildqualität
                                                 (bei Streaming)
                                                                                                              (bei Streaming)

                                                 z.B. Web-based                                              nicht zwingend
                        Zusatzdienste                                        Interaktivität/Aufruf
                                                     Services                                                  erforderlich

    Quelle: Deloitte

            Deloitte · Next Generation TV
IPTV – Fernsehen, Internet und mehr

Interaktivität durch ein rückkanalfähiges                             durch den Nutzer. Es können Videofilme auf einem nPVR abge-
Datennetz                                                             speichert werden, die der Nutzer später abrufen kann. Es be-
                                                                      steht zudem die Möglichkeit, Filme über Timeshift TV auch ohne
Die heutige Versorgung mit IPTV wird über die Anbindung an            Rekorder zeitversetzt anzuschauen, indem der Anfangszeitpunkt
das Festnetz realisiert.                                              selbst bestimmt werden kann. Der Kunde kann auch über das
                                                                      IPTV-Netz des Anbieters via Internet-Gateway im Internet surfen.
Bei der herkömmlichen TV-Distribution erfolgt die Übertra-            Denkbar sind außerdem eigene Portale des IPTV-Anbieters, die
gung als Broadcast vom Fernsehsender zum Empfänger über               dem Kunden über seine Set Top Box oder auch seinen PC ange-
die Plattformen (Koaxial-)Kabel, Satellit oder Terrestrik. Bei IPTV   zeigt werden.
hingegen wird das TV-Signal via DSL-Leitung (Festnetz) über
einen Router und eine Set Top Box (zwecks Dekodierung) zum            Da bei IPTV die Daten über das Internet Protocol übertragen
Fernseher des Endnutzers übertragen. IPTV bietet durch die Er-        werden und dieser Standard für sich alleine noch keine Qua-
weiterung des Festnetzes um einen Rückkanal hin zu einer bi-          lity of Services (QoS) bietet, ist es erforderlich, ein geschlos-
direktionalen Leitung eine wesentlich flexiblere Steuerung der        senes IP-Netzwerk mit ausreichender Übertragungskapazität
Fernsehkanäle und weiterer Services. So können auch Infor-            auch im Backbone zur Verfügung zu stellen. Im Gegensatz zu
mationen bzw. Daten vom Nutzer zurückgesandt werden. Der              Web-TV, das auf Internetseiten angeboten wird, ist bei IPTV-An-
Einsatz der IP-Technologie ermöglicht somit eine interaktive          wendungen die Übertragung wesentlich höherer Datenraten
Kommunikation. Durch diese Rückkanalfähigkeit entsteht die            notwendig, deren gleichbleibende Qualität nur durch ein vom
Möglichkeit der interaktiven Nutzung spezieller Services, wie         Internet separiertes IP-Netz gewährleistet werden kann.
z.B. des spontanen Abrufs von Videofilmen oder Musikvideos,

                                                                        Abbildung 4 – Breitbandhaushalte in Deutschland

                                                                                                                                         Prognose
                                                                                                       30
                                                                          Breitbandhaushalte in Mio.

                                                                                                       23

                                                                                                       15

                                                                                                       8

                                                                                                       0
                                                                                                          00

                                                                                                                02

                                                                                                                      04

                                                                                                                             06

                                                                                                                                     8

                                                                                                                                           10

                                                                                                                                                    12

                                                                                                                                                           4
                                                                                                                                     0

                                                                                                                                                            1
                                                                                                        20

                                                                                                               20

                                                                                                                     20

                                                                                                                            20

                                                                                                                                  20

                                                                                                                                         20

                                                                                                                                                20

                                                                                                                                                         20

                                                                                                                                  Jahr

                                                                        Quelle: Bundesnetzagentur, Deutschland Online 4, Forrester

                                                                                                                          Deloitte · Next Generation TV         
4. Der IPTV-Markt
   in Deutschland
4.1 Festnetzbetreiber erweitern ihr                                 Der IPTV-Anbieter überträgt die Inhalte dann über sein IP-Netz-
                                                                    werk gegen ein pauschales (Abonnement) oder ein Einzel-Nut-
    Portfolio                                                       zungsentgelt (Pay per View) an den Endkunden. Dieser hat
                                                                    somit zunächst einen unmittelbaren Kontakt nur zum IPTV-An-
Aktuelle und künftige Anbieter von IPTV in                          bieter, nicht jedoch zum Content-Lieferanten. Dem IPTV-Anbie-
Deutschland                                                         ter wird daher die Funktion eines Gatekeepers zuteil.

In Deutschland haben mit der Deutschen Telekom („T-Home
Entertain“) und Hansenet („Alice Home TV“) zwei Telekom-
munikationsunternehmen begonnen, im Rahmen von Paketan-
geboten mit Telefon- und Internetanschluss bzw. als Zu-
buchoption ein vollwertiges Fernsehbouquet mit bis zu 60 Free-
und 80 bzw. 40 Pay-TV-Sendern via IP zu übertragen. Zusätz-
lich bietet das Portfolio Video-on-Demand-Dienste. „T-Home
Entertain“ soll bis Ende 2007 in 26 und 2008 in 50 deutschen
Großstädten über ein neues VDSL-Netz erhältlich sein. Nach Ver-
fügbarkeit zunächst in Hamburg und Lübeck begann der bun-
desweite Roll-out des ADSL2+-Netzes von Hansenet Anfang
2007. Daneben bietet 1&1 mit „maxdome“ einen separaten
Video-on-Demand-Dienst an, der ebenfalls auf das Endgerät
                                                                      Abbildung 5 – IPTV-Geschäftsmodell
Fernseher zielt, zum Teil über den eigenen Backbone, ansonsten
über Fremdnetze.
                                                                         Produktion                     Bündelung
                                                                                                            und                 Konsum
                                                                                                                                  Nutzung
Mit Arcor und O2 haben zwei weitere Telekommunikationsun-                                               Distribution
                                                                               Formatierung
ternehmen ein IPTV-Bouquet angekündigt. Während Arcor den
Start für den Herbst 2007 vorsieht, wurde von O2 die Marktein-                           Content Fees/          Abonnementgebühr/
führung infolge von Anlaufschwierigkeiten bei der DSL-Vermark-                           Umsatzanteil          Gebühr für Einzeldienste
tung verschoben.                                                                            Einspeise-
                                                                                             gebühr
                                                                               Content-                    IPTV-                   Endkunde/
Zwischen Inhaltelieferanten und Endnutzern –                                   anbieter                   Anbieter                 Abonnent
                                                                                                                         Inhalte
Das Geschäftsmodell von IPTV-Anbietern                                                       Inhalte-
                                                                                             Streams

Im derzeit gängigen Geschäftsmodell erwirbt ein IPTV-Anbieter
Einspeiserechte für Komplett-Programme oder Einzelinhalte vom
jeweiligen Inhalteanbieter. Dabei erhält der IPTV-Anbieter in der
                                                                                              Einzel-                   Services
Regel keine Rechte am Content selbst. Der Inhalteanbieter erhält                              inhalte
für die Einspeiserechte eine Gebühr (Content Fee) und/oder
einen Umsatzanteil an den Nutzungsgebühren des Endkunden
(Revenue Share). Infolge eines von den Inhalteanbietern erwar-
                                                                                          ggf. Provision               Interaktivität
teten Wettbewerbs um attraktive Kanalplätze in den Bouquets                                für Pay-TV
der Plattformbetreiber ist zukünftig aber auch umgekehrt eine
                                                                                         ggf. direkte Nutzungsgebühr für Pay TV
Einspeisegebühr von kleinen Sendern an die IPTV-Anbieter mög-
lich.                                                                 Quelle: Deloitte

10      Deloitte · Next Generation TV
Der IPTV-Markt in Deutschland

Chancen und Potenziale
für IPTV-Anbieter

• Erschließung neuer Umsatzfelder durch interaktive Zusatz-
  dienste
• Kundenbindung und Erhöhung des ARPU durch IPTV als Er-
  gänzung zu Telefonie- und ISP-Kerngeschäft
• Nutzung der Rückkanalfähigkeit zu Up-/Cross-Selling und wei-
  teren CRM-Maßnahmen
• Stärkung der Marke durch ein innovatives Angebot
• Akquisition zunächst innovationsaffiner Nachfragergruppen
• Bessere Auslastung der Infrastruktur
• Differenzierung von Wettbewerbern im Telekommunikations-
  markt, die kein IPTV anbieten

Risiken und Herausforderungen
für IPTV-Anbieter

• Flächendeckende Verbreitung eines hinreichend schnellen DSL-
  Netzes zur Sicherstellung der Bandbreite
• Strukturelle Nachteile gegenüber flächendeckender Verbrei-
  tung von Kabel, Satellit und Terrestrik
• Schaffung eines Mehrwertes für den Kunden gegenüber den
  etablierten TV-Plattformen
• Benutzerfreundliche Gestaltung der Bedienfunktionen
• Antizipation der Entwicklung der Fernsehlandschaft und des
  Mediennutzungsverhaltens
• Gefahr der langfristigen Nicht-Amortisation der Infrastruktur-
  investitionen und Marketingaufwendungen

                                   Deloitte · Next Generation TV    11
Der IPTV-Markt in Deutschland

4.2 Wettbewerb um den                                               damit begonnen, über das Angebot von Sprachtelefonie und
    TV-Nutzer                                                       Internet über ihr Kabelnetz (Voice over Cable TV und Internet
                                                                    Protocol over Cable TV) die traditionellen Kernbereiche der Te-
                                                                    lekommunikationsunternehmen neu zu besetzen. Für die Erwei-
Klassische TV-Plattformen als etablierte Alter-                     terung ihres Leistungsportfolios der alleinigen TV-Distribution
nativen zu IPTV                                                     müssen die Kabelnetzbetreiber ihre bislang vornehmlich unidi-
                                                                    rektionale Infrastruktur um die notwendige Rückkanalfähigkeit
Im Hinblick auf lineares Broadcast-TV treten IPTV-Anbieter in di-   aufrüsten. Triple und Quadruple Play sind somit klassische Bei-
rekte Konkurrenz zu den traditionellen Fernsehübertragungswe-       spiele für technologische Konvergenz.
gen Terrestrik, Kabel und Satellit. Dabei ist Kabel Ende 2006 mit
20 Mio. (54%) TV-Haushalten die am weitesten verbreitete klas-      Daneben reagieren Satellitenbetreiber auf den zunehmenden
sische Empfangsalternative, Satellit folgt mit 14,5 Mio. (40%)      Wettbewerb mit der Ausweitung ihrer Bouquets hin zu mehr
und Terrestrik mit 2,2 Mio (6%). Dem steht IP mit einem Poten-      Special Interest und kostenpflichtigen Premium-Inhalten sowie
zial von aktuell 15 Mio. Breitband-Haushalten gegenüber.            der Integration interaktiver Elemente über technische Work-
                                                                    arounds infolge der fehlenden Rückkanalfähigkeit ihrer Platt-
 3      Handlungsempfehlung „Plattform-Marketing“                   form (z.B. Zusatzinformationen und Kommunikation zum lau-
        (siehe Übersicht Seite 28)                                  fenden Programm über „Blucom“ von SES Astra via Handy).

Damit entsteht im Bereich der TV-Übertragung ein Wettbewerb         Da beinahe jeder Haushalt in Deutschland Fernsehen konsu-
zwischen Telekommunikationsunternehmen und den klassischen          miert, kann eine Ausweitung der Marktanteile jeder Empfangs-
Fernsehdistributionsalternativen. Darüber hinaus konvergieren       variante ausschließlich über einen Verdrängungswettbewerb
im Rahmen von Triple-Play-Angeboten die Leistungsangebote           erfolgen. Das Erreichen einer einzigartigen Marktpositionierung
von Telekommunikationsunternehmen und Kabelnetzbetreibern.          über aus Kundensicht relevante funktionale Differenzierungs-
                                                                    kriterien, hochwertige und exklusive Inhalte oder den Preis ist
Während Telekommunikationsunternehmen mit IPTV ein unmit-           demnach essenziell für alle Anbieter.
telbares Substitut zum Kerngeschäft der Kabelnetzbetreiber zu
etablieren versuchen, haben im Gegenzug Kabelnetzbetreiber           1    Handlungsempfehlung „Qualität der Inhalte“
                                                                          (siehe Übersicht Seite 28)

  Abbildung 6 – Konvergenz

                                             Sprachtelefonie               Daten/Internet                   TV/Video

                                             Festnetztelefonie            Breitband-Internet
                 Kabelnetzbetreiber                                                                      Kabelfernsehen
                                           (Voice over Cable TV)          (IP over Cable TV)

                                             Festnetztelefonie            Breitband-Internet
                     Festnetzanbieter                                                                         IPTV
                                              (Analog, ISDN)                    (xDSL)

                                                Mobilfunk                  Mobiles Internet                 Mobile TV
             Mobilfunknetzbetreiber
                                               (GSM, UMTS)                    (UMTS)                      (DMB, DVB-H)

                                                                          Breitband-Internet
            Internet Service Provider              VoIP                                                       IPTV
                                                                                (xDSL)

  Quelle: Deloitte

12         Deloitte · Next Generation TV
Der IPTV-Markt in Deutschland

Chancen und Potenziale
für klassische Alternativen zu IPTV

• Vorhandene Kabelnetze mit höherer Bandbreite als Festnetz
  (zurzeit bis zu 200 Mbit/s praktiziert, theoretisch noch höhere
  Bandbreite möglich)
• Über das Angebot von Telefonie- und Internetdiensten im
  Rahmen von Triple Play erfolgt der Einstieg in ein Segment mit
  durchschnittlich höherem monatlichem Umsatz als bei alleini-
  gem TV-Angebot
• Tendenziell geringe Wechselbereitschaft der Kabel-, Terrestrik-
  und Satellitenkunden zu IPTV aufgrund von neuer Technolo-
  gie, getätigter Investitionen in Hardware (Satellitenschüssel,
  Kabelanschluss, Antenne/Receiver) und insbesondere Gewohn-
  heit
• Strukturelle Vorteile für Kabelnetzbetreiber gegenüber IPTV-
  Anbietern aufgrund häufig langfristiger Versorgungsverträge
  mit der Wohnungswirtschaft
• Beinahe drei Viertel aller Satellitenkunden empfangen bereits
  digitales Fernsehen, so dass eine höhere audiovisuelle Qualität
  als Wechselgrund zu Gunsten von IPTV entfällt

Risiken und Herausforderungen
für klassische Alternativen zu IPTV

• Unzureichende Verfügbarkeit von Triple-Play-Angeboten der
  Kabelnetzbetreiber aufgrund mangelnder Flächendeckung
  rückkanalfähiger Kabelnetze
• Hinreichende Kundenzahl für breitbandige Internetzugänge
  zur Amortisierung der notwendigen Kabelinfrastrukturinvesti-
  tionen erforderlich
• Fragmentierung der Anbieter auf der „letzten Meile“ des TV-
  Kabels (Netzebene 4) schränkt weitreichendes Triple Play sei-
  tens der Kabelnetzbetreiber zusätzlich ein; es fehlt daher oft
  auch eine direkte Beziehung zum Endkunden, was zu Proble-
  men bei der Auftragsabwicklung führen kann
• Programmvielfalt und Rückkanalfähigkeit von IPTV insbeson-
  dere als Bedrohung für Terrestrikbetreiber

                                    Deloitte · Next Generation TV   13
Der IPTV-Markt in Deutschland

     Chancen und Potenziale
     für Web-TV

     • Im Gegensatz zu IPTV flexibler, da in der Regel keine Vertrags-
       bindung und keine zusätzliche Hardware für den Web-TV-
       Nutzer erforderlich
     • Zuschauerbindung und Generierung von Zusatzerlösen für
       Fernsehsender, die ihr Programm nebenher online anbieten
     • Einfache Nutzerakquisition insbesondere bei unentgeltlich zur
       Verfügung gestellten Diensten
     • Partizipation an dem starken Wachstum der Online-Werbe-
       volumen im Bewegtbildumfeld
     • Aufbau von Endkundenbeziehungen für Inhalteanbieter, die
       mittels Web-TV ihren Content direkt an den Nutzer leiten
       können
     • Bedienung des veränderten Nutzungsverhaltens der Web-2.0-
       Generation durch neue Web-TV-Formate

     Risiken und Herausforderungen
     für Web-TV

     • Kannibalisierung des Vollprogramms und Umgehung klas-
       sischer Werbung für Fernsehsender, die ihr Programm zusätz-
       lich online anbieten
     • Kein geschlossenes System, daher keine garantierte Quality of
       Service und größeres Risiko der Piraterie
     • Häufig noch lediglich kleine Darstellungsflächen auf Internet-
       seiten mit Videocasts
     • Endgerät PC bietet nicht die Bequemlichkeit des Endgerätes
       Fernseher
     • Zum Teil Unsicherheit des Downloads
     • In der Regel lediglich unerheblicher Preisvorteil oder sogar
       -nachteil im Vergleich zu Hard-Copy-Kauf bzw. -Ausleihe bei
       Internet-Video on Demand

14      Deloitte · Next Generation TV
Der IPTV-Markt in Deutschland

IPTV versus Web-TV                                                                    Während die genannten IPTV-Dienste als Multicast-Übertra-
                                                                                      gungen via Set Top Box den Fernseher als Endgerät anvisieren
Trotz der gleichen technischen Basis des Internet Protocol und                        und lediglich registrierten Nutzern bzw. Abonnenten in einem
des identischen Transportmediums Festnetz muss IPTV von Web-                          geschlossenen System zur Verfügung stehen, werden Web-TV-
TV abgegrenzt werden.                                                                 Angebote am Computer genutzt und sind somit in einem of-
                                                                                      fenen System in der Regel frei und global verfügbar. Bei Web-TV
Typische Web-TV-Dienste sind dabei Internet-TV Streaming                              kann im Gegensatz zu IPTV keine Quality of Service garantiert
(Darstellung von Fernsehprogrammen auf Internetseiten im                              werden. Web-TV ist dennoch ein ernst zu nehmendes Substitut
Streaming-Verfahren), Videocasts (in Webseiten eingebundene                           für IPTV, da sich die angebotenen Dienste trotz zahlreicher Diffe-
Bewegtbildapplikationen) oder auch internetbasiertes Video on                         renzierungskriterien ähneln.
Demand für den PC.

  Abbildung 7 – Mediennutzer-Budget vs. Angebote

                                                                                                               Notwendig-
                                                                                                                keit eines
                            durchschnittliches                                                                 inhaltlichen
                         Konsumenten-Budget für                                                                Mehrwertes
         Budget in �

                          elektronische Medien/                                                                  für den
                             Kommunikation                                                                       Kunden                           minimaler
                                                                                                                                                preispolitischer
                                                                                                                                                  Spielraum
                                                              17

                                                  15                                                 70
                                                                                 62                                                 60

                              35                  30

                       Festnetztelefon Internet             Free TV      Pay-TV/On-   Summe
                         (Flat inklusive  (DSL Flat im      (digitale     Demand      Budget        Paket
                           Anschluss)      Paket mit      Kabelgebühr)    Services                                              mit DSL-Tarif
                                                                                                  „Entertain                       „Alice
                                           Festnetz-                                               Comfort
                                         telefon-Flat1)                                                                            Delux“
                                                                                                    VDSL“
         Beträge in �, gerundet
     1
         Betrag sinkt aufgrund Paketangebot

  Quelle: Deloitte

                                                                                                                 Deloitte · Next Generation TV                     15
Der IPTV-Markt in Deutschland

4.3 IPTV aus der Nutzer-                                                        Langsamer Wandel des Nutzungsverhaltens
    perspektive
                                                                                Geprägt durch die neuen Erfahrungen der Web-2.0-Funktiona-
                                                                                litäten zeigen viele jüngere Menschen Interesse an der Persona-
Budget des Mediennutzers                                                        lisierung von Inhalten und Interaktivität. Die individuellen Ge-
                                                                                staltungsmöglichkeiten des TV-Programms, z.B via Timeshift-TV,
Aus der Perspektive eines Kunden ist neben der Qualität und                     sind dabei die herausragenden Differenzierungsmerkmale des
Exklusivität der Inhalte natürlich der Preis ein wesentliches Ent-              IPTV gegenüber dem herkömmlichen Fernsehempfang.
scheidungskriterium für oder gegen IPTV. Dabei lässt sich über
                                                                                        Handlungsempfehlung „Interaktive Mehrwert-
eine Betrachtung des Budgets für die Einzelnutzung der Dienste,                   5
                                                                                        dienste“ (siehe Übersicht Seite 28)
die in einem IPTV-Paket enthalten sind, die Zahlungsbereitschaft
eines potenziellen IPTV-Nutzers ermitteln.
                                                                                IPTV entspricht somit eher dem Lean-forward-Nutzertyp, der
So kann angenommen werden, dass die Inanspruchnahme eines                       aktiv seinen Medienkonsum mitgestalten will.
analogen Festnetztelefonanschlusses einschließlich Pauschaltarif
(€ 35), ein zugehöriger DSL-Pauschaltarif (€ 45 in Kombination                  Trotz der neuen Möglichkeiten erfolgt der Wandel des Medien-
mit Telefon) sowie eine Digital-TV-Kabelgebühr (€ 17) ein reprä-                nutzungsverhaltens insgesamt langsam. Der Fernseher wird
sentatives monatliches Budget von ca. € 62 ausmachen, ggf.                      weiterhin vornehmlich als klassisches Lean-back-Medium ge-
zuzüglich Pay-TV.                                                               nutzt, das der Bequemlichkeit dient. Weite Teile der Medien-
                                                                                gesellschaft bevorzugen zudem die traditionelle Vorselektion
Die derzeitigen IPTV-Angebote schöpfen dabei dieses durch-                      und Strukturierung der Inhalte. Lineares Broadcast-TV via IPTV
schnittliche Budget der Konsumenten für elektronische Medien                    schafft somit per se keinen Mehrwert für den Nutzer, dement-
aus bzw. übersteigen es sogar. So besteht bei „Alice home TV“                   sprechend existiert in dieser Hinsicht nur eine geringe Wechsel-
bei einem Preis von ca. € 60 für ein vergleichbares Paket ledig-                bereitschaft zu IPTV.
lich ein minimaler Preisanreiz, ein vergleichbares „T-Home“-An-
gebot hingegen übersteigt dieses Budget mit ca. € 70.                             6     Handlungsempfehlung „Usability“
                                                                                        (siehe Übersicht Seite 28)
 2      Handlungsempfehlung „Preispolitik“
        (siehe Übersicht Seite 28)

  Abbildung 8 – Medien-Nutzertypen

                     Lean back                                      Lean forward

                                 tendenziell                tendenziell
            passiv                             Verhalten                          (inter)aktiv

                                                                              personalisiert
            vorstrukturiert      tendenziell                tendenziell
                                               Content-                      Special Interest
            General Interest
                                               Präferenz                         individuell
            Bündelangebote
                                                                          zusammengestellt

            feste Zeiten         tendenziell                tendenziell          on Demand
                                                Content-
            Routine                                                       jederzeit verfügbar
                                                Konsum
            Prime Time                                                                  mobil

            traditionelle        tendenziell   Endgeräte-   tendenziell      Multifunktions-
            Anwendungen                         nutzung                      anwendungen

  Quelle: Deloitte

16         Deloitte · Next Generation TV
Der IPTV-Markt in Deutschland

Chancen und Potenziale
für IPTV-Nutzer

• Inanspruchnahme von innovativen und interaktiven Zusatz-
  diensten
• Individuelle Zusammenstellung des Programms durch On-
  Demand- und Timeshift-TV
• Zunahme der Vielfältigkeit des Programms, insbesondere hin-
  sichtlich Special Interest-Inhalten
• Bündelangebote im Rahmen von Triple oder Quadruple Play
  ggf. günstiger als Zusammenstellung einzelner Angebote (One
  Stop Shopping)

Risiken und Herausforderungen
für IPTV-Nutzer

• Hohe Wechselkosten durch zusätzliche Hardware (anbieterspe-
  zifische Set Top Box) und Bereitstellungsgebühren
• Abhängigkeit von einem Anbieter im Rahmen von Triple und
  Quadruple Play
• Noch unzureichende Verfügbarkeit hinreichend schneller DSL-
  Netze
• Wirklicher Premium Content häufig nur über Pay-TV-Dienste,
  die zusätzliche Kosten verursachen
• Unzureichende Bandbreite bei mehreren Fernsehgeräten in
  einem Haushalt, da jedes Gerät einen eigenen Datenstrom be-
  nötigt (bei maximaler Auslastung durch Fernsehdienste ledig-
  lich eingeschränkte parallele Internetnutzung möglich)
• Zum Teil komplexere und damit erklärungsbedürftige Bedien-
  funktionalitäten

                                  Deloitte · Next Generation TV   17
Der IPTV-Markt in Deutschland

     Frankreich als führender IPTV-Markt in Europa
     Frankreich ist der mit Abstand am weitesten entwickelte IPTV-Markt in Europa. Dabei ist über alle Anbieter
     hinweg eine signifikante Veränderung des Nutzungsverhaltens hin zu mehr Interaktivität und der Ausnutzung
     der durch IPTV gebotenen Flexibilität festzustellen. Mit knapp 50% abonniert auch ein doppelt so großer Anteil
     der IPTV-Nutzer zusätzliche Pay-TV-Angebote im Vergleich zu traditionellen Fernsehzuschauern.

     Bei einer Breitbandinternet-Penetration von fast 50% aller Haushalte und sechs konkurrierenden Angeboten
     gibt es 2007 bereits über 1,2 Mio. IPTV-Abonnenten in Frankreich, für 2010 werden nach konservativen Schät-
     zungen über 3,5 Mio. IPTV-Haushalte erwartet. Neben der vergleichsweise geringen Bedeutung des Kabelfern-
     sehens und dem kleineren Free-TV-Angebot ist ein Grund hierfür ein attraktives Preismodell: So kostet der mit
     den deutschen Angeboten vergleichbare IPTV-Dienst „Freebox“ des zweitgrößten französischen DSL-Providers
     Free mit € 30 im Monat 50% bzw. fast 60% weniger als die entsprechenden Pakete von „Alice home TV“
     bzw. „T-Home Entertain“.

18      Deloitte · Next Generation TV
5. Was die Inhalteanbieter
   wünschen
Deloitte hat für die vorliegende Studie mit Entscheidungsträgern               2006) bei gleichzeitiger Stagnation klassischer Fernsehwerbung
führender TV-Sender, Film- und Fernsehproduzenten, Multime-                    sind sich vor allem die TV-Sender der Notwendigkeit des Aus-
dia-Tochtergesellschaften von Verlagen sowie Branchenverbän-                   baus innovativer Werbemöglichkeiten bewusst.
den von TV-Sendern und Produzenten Interviews geführt. Die
Befragten haben Einblicke in ihre aktuellen und geplanten IPTV-                Der zunehmenden Anzahl von Breitbandinternetzugängen und
relevanten Aktivitäten gegeben, die nachfolgend dargestellt                    der damit einhergehenden wachsenden Internet-Affinität und
werden.                                                                        Online-Verweildauer begegnen die Inhalteanbieter mit einem
                                                                               Ausbau ihrer Web-TV-Angebote, denen zudem eine Verbesse-
5.1 IPTV als neuer Distributions-                                              rung der möglichen Übertragungsqualität zu Gute kommt.

    kanal                                                                      Schließlich sehen sich die Inhalteanbieter einem zunehmenden
                                                                               Verdrängungswettbewerb in den TV-Bouquets gegenüber. Der
IPTV-Anbieter können Inhalte primär von TV-Sendern in Form                     Wettbewerb um Übertragungskapazitäten und attraktive (vor-
ihrer Komplettprogramme beziehen. Daneben besteht jedoch                       dere) Kanalbelegungen im Bouquet bzw. elektronischen Pro-
auch die Möglichkeit, Content direkt von den Produzenten zu                    grammführer der Plattformbetreiber begründet z.B. auch für
erwerben. IPTV-Anbieter sind damit nicht nur als Distributor von               Produzenten die strategische Notwendigkeit des Rechtevorbe-
Programmen tätig, sondern können ebenfalls im Rahmen der                       halts für eine unmittelbare, eigene Verwertung ihres Content.
Programmbündelung selbst aktiv werden. IPTV-Inhalteanbieter
bzw. -zulieferer können somit sowohl Fernsehsender als auch                    „Wir wollen alle digitalen Vertriebswege besetzen und damit
unmittelbar Produktions- und Filmverleihunternehmen sowie ori-                 unsere Marke weiter stärken.“
ginäre Rechteinhaber, z.B. von Sportverbänden, sein.                           Privater TV-Sender

 „Der TV-Zuschauer wird auch zukünftig eher Lean back als Lean
forward sein.“
TV-Produzent
                                               Abbildung 9 – Motive für IPTV-Inhalteangebot
Die befragten Inhalteanbieter sehen sich
vier essenziellen Trends gegenüber, die ihre
IPTV-Pläne beeinflussen. So stellen sie eine      Präsenz auf allen Plattformen/
                                                       Reichweitenmaximierung                                                            58%
– jedoch nur leichte – Veränderung des                          Markenpräsenz/
                                                                       -stärkung                                             42%
Nutzerverhaltens fest hin zu einer wach-
senden Nachfrage nach nicht-linearen Pro-                          Aufbau einer
                                                          Endkundenbeziehung                                                 42%
grammen. Dies begründet auch die ihrer                Angebot von Inhalten mit
                                                        interaktiven Funktionen                                              42%
Meinung nach zunehmende Popularität
von Web-TV. Dennoch erwarten sie auch                          Generierung von
                                                                   Zusatzerlösen                                25%
in Zukunft eine nachhaltige Dominanz des
                                                           Einführung von Pay TV                          17%
Lean-back-Zuschauers.
                                                             Schutz des Copyright                   8%
Auf Seiten ihrer Werbekunden wächst die
Nachfrage nach personalisierten Werbe-
formen (Targeted Advertising). Als Re-                                                  0%          10%   20%    30%   40%         50%   60%
aktion darauf sowie auf den Boom der
Online-Werbung (49% Wachstum in                Quelle: Deloitte (Interviews)

                                                                                                          Deloitte · Next Generation TV        19
Was die Inhalteanbieter wünschen

Für das Angebot von Inhalten für IPTV stehen aus Sicht der Be-
fragten insgesamt marketing- und reichweitenorientierte Motive                         4     Handlungsempfehlung „Endkundenbeziehung“
im Vordergrund. Die Präsenz auf allen Plattformen und damit die                              (siehe Übersicht Seite 28)
Abdeckung aller zur Verfügung stehenden Distributionskanäle ist                     Voraussetzung für den Aufbau einer Endkundenbeziehung ist
dabei das primäre Motiv. Die Maximierung der Reichweite der je-                     die unmittelbare Interaktion mit dem Nutzer. Entscheidend sind
weiligen Inhalte zielt neben Gründen der Werbeattraktivität auch                    dabei die Gewinnung und Loyalisierung von Endkunden, ggf.
auf eine Stärkung der eigenen Marke. Die Erwartung zusätzlicher                     bis hin zum Aufbau einer Community, sowie die Sammlung und
Erlöse aus dem IPTV-Geschäft ist aufgrund dessen zunächst nur                       Auswertung ihrer Nutzungsdaten. Hierdurch können TV-Sender
von sekundärer Bedeutung für die befragten Inhalteanbieter.                         und Produzenten zielgerichtet Inhalte on Demand entgeltlich
                                                                                    anbieten, ihren Werbekunden zielgenauere und personalisierte
Eine Platzierung von Inhalten mit interaktiven Funktionen wird                      Werbeformen (Interactive/Targeted-Advertising) ermöglichen,
ebenfalls als wichtiges Motiv genannt, obwohl die Verände-                          die das Verlangen eines Werbepreispremiums rechtfertigen, und
rungen im Nutzerverhalten hin zu Lean forward nur bedingt                           darüber hinaus Inhalte effektiver crossmedial (DVD, Print etc.)
erwartet werden. Der Fokus liegt hier auf Voting, was bereits                       oder über Merchandising im Shop-Konzept vermarkten.
heute bei allen anderen Plattformen via Telefon praktiziert wird,
und Inhalten für Video on Demand.                                                   „Zurzeit sind aus Marketinggründen die On-Demand-Inhalte
                                                                                    kostenfrei, in Zukunft wollen wir uns aber mit einem Pay-Modell
Ein starkes Interesse haben die Inhalteanbieter am Aufbau einer                     etablieren.“
direkten Beziehung zum Endkunden. Sowohl für Produzenten                            Privater TV-Spartensender
als auch für TV-Sender kann eine direkte Endkundenbeziehung
von strategischem Wert sein.

  Abbildung 10 – Stärkung der Erlösquellen durch Aufbau einer Endkundenbeziehung

                                                              Aufbau einer Endkundenbeziehung:
                                      • Gewinnung von Nutzern und Aufbau eines Dialogs: Communitybildung und
                                                             Loyalisierung der Nutzer
                                      • Systematische Erfassung und Auswertung von Nutzer- und Nutzungsdaten in
                                                                einem Data Warehouse

                                                            Effektivere Ausnutzung der Erlösquellen

                                 Werbung                                   Transaktion                              Merchandising

                     • Angebot innovativer Werbeformen           • Entgeltpflichtige Premium-Inhalte       • Vermarktung inhaltebezogener
                       (Interactive/Targeted Advertising)          on Demand                                 Produkte im Shop-Konzept
                     • Rechtfertigung eines Preispremiums        • Abonnement oder Pay per View            • Crossmediale Vermarktung
                                                                                                             (z.B. DVD, Print) der Inhalte

  Quelle: Deloitte

20         Deloitte · Next Generation TV
Was die Inhalteanbieter wünschen

Die befragten Repräsentanten der TV-Sender erwarten durch                                          „Das direkte Angebot von Video-on-Demand eröffnet für Produ-
IPTV zunächst keine grundlegende Veränderung ihres bisherigen                                      zenten Alternativen für neue Geschäftsmodelle.“
Geschäftsmodells, jedoch eine Ergänzung durch das Angebot                                          Branchenverband
von Inhalten für Video on Demand. Der Fokus der Free-TV-An-
bieter liegt weiterhin auf der werbefinanzierten Verbreitung des                                   Im Unterschied dazu sehen Produzenten die Möglichkeit der Er-
linearen TV-Programms auch über die IP-Plattform. Gleichzeitig                                     weiterung ihres Geschäftsmodells. So zielen Produzenten nun
erfolgt jedoch zunehmend eine freie Zurverfügungstellung be-                                       auch auf die unmittelbare Vermarktung ihrer Inhalte gegen-
reits linear gesendeter Inhalte on Demand. Langfristig verfolgt                                    über IPTV-Anbietern und Endkunden. Die bisherige Abnahme
die Mehrzahl aber das Ziel einer verstärkten entgeltlichen On-                                     der produzierten Inhalte durch TV-Sender zur Programmgestal-
Demand-Verwertung. Dies ist jedoch nur im begrenzten Umfang                                        tung und Verwertung gegenüber Plattformen und Werbekun-
und für bestimmte Inhalte lohnenswert (Serien, Blockbuster und                                     den soll durch die eigene Vermarktung gegenüber IPTV-Anbie-
Premium-Dokumentationen). On-Demand-Inhalte sind zudem                                             tern (und bereits im gewissen Umfang gegenüber Kabelnetzbe-
immer nur dann geplant, wenn diese relevant für die jeweilige                                      treibern) sowie unmittelbar gegenüber den Mediennutzern über
Zielgruppe sind. Vor diesem Hintergrund behandeln die Free-                                        Web-TV ergänzt werden. Die bisher üblichen All Right Deals zu
TV-Sender IPTV und Web-TV hinsichtlich On-Demand zunächst                                          Gunsten der TV-Sender sollen dabei durch einen Rechtevorbe-
nicht als alternative, sondern als sich ergänzende Plattformen.                                    halt der Produzenten ersetzt und die Nachfragerdominanz der
                                                                                                   Sender reduziert werden.
Pay-TV-Veranstalter bieten hingegen bereits heute unabhängig
von der Übertragungsplattform Inhalte on Demand (Abruf via
Telefon oder auch Internet-Portal) an. Für sie besteht das Ziel
einer verstärkten, weil vereinfachten, On-Demand-Nachfrage
über IPTV.

  Abbildung 11 – Angebotsergänzung um Video on Demand und Paid Content

                                                                                                               Free TV-Anbieter (A):
                                          Pay TV
                                                                                                             • Fokus weiter auf werbefinanziertem,
                                                                                                               linearem TV-Programm auch über
                                                                   B1                                          IP-Plattform (A1)
                                                               Traditionelle             B2   A3
                                                             Pay-TV-Anbieter                                 • Gesendete Inhalte frei und On-Demand
                                                                                                               (A2)
                 Content-Refinanzierung

                                                                                                             • Ziel: Verstärkte entgeltliche On-
                                                                                                                     Demand-Verwertung bestimmter
                                                                                                                     Inhalte (A3)
                                                                                                             • Keine Erwartung von Veränderungen
                                                                                                               im Geschäftsmodell durch IPTV, aber
                                                                                                               Ergänzung durch entgeltliches on
                                                                                                               Demand

                                                              A1
                                                          Traditionelle                   A2                   Pay TV-Anbieter (B):
                                                        Free-TV-Anbieter                                     • Bereits heute plattformunabhängig
                Werbeerlöse                                                                                    Video-on-Demand-Abruf über Telefon
                 (Free TV)                                                                                     oder Internet (B1)
                                                   linear                                On Demand           • Ziel: Verstärkte, weil vereinfachte,
                                                                                                                     On-Demand-Abfrage über IPTV
                                                                        Content-Konsum                               (B2)

  Quelle: Deloitte

                                                                                                                             Deloitte · Next Generation TV    21
Was die Inhalteanbieter wünschen

 Abbildung 12 – Neues Distributionsmodell                                   5.2 Fokus auf lineares TV und
 für Produzenten
                                                                                Video on Demand
        Produzent                                                           „Lean-back-Verhalten und damit lineares TV wird weiter domi-
                                                                            nieren, aber VoD wird zunehmend relevant.“
      Inhalte für Web-                                      Medien-
             TV                                             nutzer          Privater TV-Sender

                                                                            Da die Inhalteanbieter zunächst weiterhin lineares Broadcast-TV
     Inhalte für lineares
      Broadcast-TV und
                                                                            als wichtigsten Dienst erwarten, sehen sie IP primär als weitere
      Video-on-Demand                          IPTV-Anbieter                lineare Broadcast-Plattform neben Kabel, Satellit und Terrestrik.
           für IPTV                                                         Neben der Ergänzung des linearen Programms durch Video on
                                                                            Demand – bei den Befragten ausschließlich als Pay per View, da
     Inhalte für lineares
                                                Kabelnetz-                  für andere Formen (Download to Own, Download to Burn) in
      Broadcast-TV über
        digitales Kabel                          betreiber                  der Regel keine Rechte vorhanden sind – sowie durch Abruf-
                                                                            möglichkeiten für Bonusmaterialien und Hintergrundinforma-
     Inhalte für lineares                                                   tionen besteht indes wenig Interesse an weiteren interaktiven
      Broadcast-TV und                                                      Funktionen. So sehen die Befragten vornehmlich kein Poten-
      Video-on-Demand                     TV-Sender
           über alle                                                        zial z.B. bei Timeshift-TV aufgrund der hierfür erforderlichen,
         Plattformen                                                        kostenintensiven Rechte für Re-Runs. Darüber hinaus werden
                                                                            nPVRs eher als potenzielle Bedrohung angesehen, da diese
 Quelle: Deloitte
                                                                            das Überspringen von Werbeeinspielungen durch den Endkun-
                                                                            den ermöglichen. Daher besteht seitens der Inhalteanbieter der
                                                                            Wunsch, die Funktionalitäten des nPVR gemeinsam mit den
                                                                                                    IPTV-Anbietern zu entwickeln.
 Abbildung 13 – IPTV-Inhalte

              Lineares Broadcast-TV                                                       75%

                    Video-on-Demand                                                67%
                Bonusmaterialien/
                                                                        50%
        Hintergrundinformationen
                           TV-Learning                      25%

                        Online-Games                        25%

                           Timeshift-TV               17%

                                 nPVR          8%

                          TV-Shopping          8%

                                          0%            25%           50%              75%

 Quelle: Deloitte (Interviews)

22        Deloitte · Next Generation TV
Was die Inhalteanbieter wünschen

5.3 Exklusivität nicht umsonst                                     5.4 Neue Erlöse ohne zusätzliche
„Unser Signal wird an alle IPTV-Anbieter geleitet, auch an die,        Kosten
die noch kommen.“
Privater TV-Spartensender                                          „Für lineares Broadcast-TV über IP fallen keine zusätzlichen
                                                                   Kosten oder Investitionsbedarf an.“
Durch IPTV ergeben sich für die Wertschöpfung der Inhaltean-       Öffentlich-rechtlicher TV-Sender
bieter einige spezifische Charakteristika. Im Rahmen der Produk-
tion entwickeln die Produzenten z.T. neue Programmformate für      Prinzipiell haben bzw. erwarten die Inhalteanbieter keine oder
IPTV (und Web-TV). Seitens der TV-Sender erfolgt eine Aufberei-    nur sehr geringe zusätzliche Kosten für die Zurverfügungstel-
tung und Integration IPTV-spezifischer Funktionen (On-Demand,      lung von Inhalten für IPTV. Daneben wollen sie erweiterte Rech-
Hintergrundinformationen, Voting).                                 tekosten, z.B. für Re-Runs, vermeiden. Höhere Distributionskos-
                                                                   ten erwarten jedoch kleinere Produzenten und TV-Sender, die
Auf Ebene der Programmaggregation bündeln die TV-Sender die        künftig möglicherweise aufgrund ihrer schwächeren Marktposi-
bestehenden Programme als Simulcast, so dass keine spezielle       tion eine Einspeisegebühr entrichten müssen.
Formatierung für IPTV erforderlich ist. Daneben werden für On-
Demand-Inhalte die notwendigen Funktionalitäten ergänzt. Wei-      Demgegenüber erwarten die meisten TV-Sender zusätzliche
tere Spezifika können sich aus der Roadmap der IPTV-Anbieter       Erlöse aus dem Revenue Share sowie aus kostenpflichtigen
ergeben, die künftig mögliche weitere Interaktivität vorsieht.     Video-on-Demand-Angeboten und möglichen weiteren Transak-
                                                                   tionen. Die Möglichkeit der Platzierung innovativer und persona-
Hinsichtlich der Kontribution werden in der Regel alle aktuellen   lisierter Werbeformen bietet weiteres Erlöspotenzial.
und künftigen IPTV-Anbieter als Distributoren mit Inhalten ver-
sorgt. Die Befragten erwarten dabei auch weiterhin eine Betei-     Für Produzenten stellen IPTV-Anbieter eine neue Kundengruppe
ligung des Inhalteanbieters an den Gebühren des Endkunden          neben den originären Abnehmern TV-Sender dar, daher erwar-
durch den IPTV-Anbieter (Revenue Share), halten aber künftig       ten diese hierbei ebenfalls zusätzliche Erlöspotenziale.
auch die Entrichtung einer Einspeisegebühr (Distribution Fee)
durch kleinere Inhalteanbieter an den IPTV-Betreiber für mög-      Insgesamt übersteigen damit die zusätzlichen Erlöspotenziale die
lich. Eine exklusive Versorgung mit ausgewähltem Content für       Kostenpotenziale. IPTV stellt in dieser Hinsicht ein tendenziell ri-
einzelne IPTV-Anbieter oder auch gegenüber anderen Platt-          sikoarmes Geschäft für Inhalteanbieter dar.
formen sehen die meisten Inhalteanbieter vor dem Hintergrund
der Reichweitenmaximierung somit zunächst nicht. Allerdings
erscheint mehreren befragten Spartenfernsehkanälen eine aus-
schließliche Belieferung über Exklusivvereinbarungen künftig
durchaus möglich – gegen einen höheren Revenue Share, bes-
tenfalls abgesichert durch eine Minimumgarantie. Generell ist
für Produzenten und TV-Sender auf dieser Wertschöpfungsstufe
durch IPTV ein alternativer Distributionsweg geschaffen worden,
der den direkten Kontakt zum Endnutzer prinzipiell ermöglicht,
jedoch über den IPTV-Anbieter als Gatekeeper.

                                                                                                Deloitte · Next Generation TV       23
Was die Inhalteanbieter wünschen

     Chancen und Potenziale
     für IPTV-Inhalteanbieter

     • Zusätzlicher Distributionskanal und neue Erlösquelle durch
       IPTV
     • Ausweitung der Wertschöpfungskette für Inhalteproduzenten
       durch Möglichkeit der unmittelbaren Vermarktung des Con-
       tents ohne TV-Sender
     • Kontrolle des Zugangs zu Inhalten aufgrund Geschlossenheit
       des IPTV-Systems (nur Kunden/Abonnenten können Inhalte
       empfangen)
     • Verringerung der Abhängigkeit von Werbeerlösen durch Con-
       tent Fee, zugleich aber auch Angebot innovativer Werbe-
       formen an Werbekunden
     • Verbessertes Angebot zielgruppengerechter Inhalte durch Spe-
       cial-Interest-Programme und Filterfunktionen elektronischer
       Programmführer und damit Reduzierung der Streuverluste für
       Werbekunden
     • IPTV-Nutzer tendieren eher zu zusätzlichen Pay-TV-Angeboten
       (vgl. Beispiel Frankreich)

     Risiken und Herausforderungen
     für IPTV-Inhalteanbieter

     • Geringe Marktpenetration von IPTV
     • Zunahme des Wettbewerbs durch die Entstehung neuer Spar-
       tenkanäle
     • Umgehung klassischer Werbeblöcke durch Timeshift- oder Auf-
       nahmefunktion
     • Möglichkeit der unmittelbaren Content-Vermarktung durch
       Produzenten als Bedrohung für TV-Sender
     • Kannibalisierung des linearen Programms durch on Demand

24      Deloitte · Next Generation TV
6. Die Herausforderungen
   der Zukunft meistern
6.1 Der Markt der Zukunft                                                           Für eine aussichtsreiche Verbreitung von IPTV ist es dabei essen-
                                                                                    ziell, Inhalteanbieter und Kunden von einem Mehrwert gegen-
                                                                                    über den alternativen Verbreitungswegen zu überzeugen. Neben
IPTV in Deutschland und Europa                                                      der kostenrationalen Verfügbarkeit des IP-Netzzugangs und der
                                                                                    erforderlichen Bandbreite als Grundvoraussetzung hängt die tat-
Aufgrund der zahlreichen genannten Herausforderungen und                            sächliche Marktpenetration von IPTV letztlich von der Ausschöp-
Risiken ist eine Prognose für die Entwicklung des IPTV-Marktes                      fung einer Reihe von Erfolgsfaktoren ab. Diese Erfolgsfaktoren,
schwierig und daher nur innerhalb gewisser Spannen sinnvoll.                        die abschließend erläutert werden, sind sowohl auf Ebene des
Während konservative Prognosen von 1,3 Mio. IPTV-Haushalten                         Erfolgs der einzelnen Wettbewerber als auch für die Entwick-
in Deutschland im Jahr 2010 ausgehen, reichen optimistischere                       lung des Gesamtmarktes von entscheidender Bedeutung.
Schätzungen über 2,2 Mio. bis hin zu 3 Mio. Auf Basis der mitt-
leren Schätzung werden für 2010 in Westeuropa insgesamt
16,7 Mio. IPTV-Haushalte (Stand Ende 2006: ca. 2,2 Mio.), welt-
weit bis zu 100 Mio. (Stand Ende 2006: ca. 4 Mio.) erwartet.

                                              Abbildung 14 – IPTV-Haushalte in Deutschland 2010

                                                                                4

                                                                                                                               3,0
                                                                                3
                                                       IPTV-Haushalte in Mio.

                                                                                                          2,2

                                                                                2
                                                                                       1,33

                                                                                1

                                                                                0
                                                                                    konservative        mittlere           optimistische
                                                                                     Prognose          Prognose             Prognose

                                              Quelle: Screen Digest, Gartner

                                                                                                                Deloitte · Next Generation TV      25
Die Herausforderungen der Zukunft meistern

 Die Technologie ist schon einen Schritt weiter – All IP

 Neben dem Festnetz ist IP-basiertes Fernsehen auch über Kabel-, Mobilfunk- und Rundfunknetz übertragbar. Hierzu stehen ver-
 schiedene Übertragungswege bereits zur Verfügung oder befinden sich derzeit in der Standardisierungsphase. Dabei spielen
 neben dem Kabelnetz vor allem Standards für einen mobilen Konsum von TV eine wichtige Rolle.

 IPTV über Kabelnetz

 Das Kabelnetz kann ebenfalls IP-basierte TV-Dienste übertragen. 2008 will z.B. Kabel BW zusätzlich über Kabel auch IPTV anbie-
 ten. Durch die Nutzung von Koaxialkabeln für IPTV können Kabelnetzbetreiber im Vergleich zum Festnetz eine wesentlich höhere
 Übertragungsrate erreichen. Jedoch sinkt die Bandbreite im Gegensatz zur herkömmlichen Kabel-TV-Übertragung durch die par-
 allele Nutzung durch mehrere Haushalte erheblich, sobald die Nutzer ihren IPTV-Content individuell abrufen (Kabelanbindung als
 Shared Medium).

 IPTV über Mobilfunk

 Für die (potenzielle) Distribution zur mobilen Nutzung von IPTV stehen folgende Standards zur Verfügung:

 • HSPA (High Speed Packet Access) – HSPA bezeichnet die Ausbaustufe des UMTS-Standards; zurzeit werden hierbei Übertra-
   gungsraten von 3,6 Mbit/s erreicht, langfristig sind theoretisch Geschwindigkeiten bis zu 14,4 Mbit/s möglich.

 • MBMS (Multimedia Broadcast Multicast Service) – MBMS ist für UMTS und HSPA spezifiziert worden, um Daten oder Dateien
   gleichzeitig an viele Nutzer zu übertragen; MBMS ermöglicht somit Point-to-Multipoint-Verbindungen und ist rückkanalfähig;
   die maximale Nutzerdatenrate kann zur Zeit 256 kbit/s erreichen.

 IPTV über Terrestrik

 Terrestrische Standards als weitere mögliche Übertragungswege für IPTV zielen ebenfalls auf mobile Anwendungen:

 • DVB-H (Digital Video Broadcast-Handheld) – Die Übertragung via DVB-H auf Basis des Internet Protocol ermöglicht eine ein-
   fache Verknüpfung mit anderen IP-Netzwerken; bei DVB-H wird der Datenstrom im Zeitmultiplexverfahren übertragen; DVB-H
   braucht für eine vollständige IPTV-Nutzung allerdings noch weitere Netze, wie z.B. das Festnetz, da die Ausstrahlung nicht
   rückkanalfähig ist; Übertragungsraten von bis zu 14 Mbit/s sind möglich.

 • DXB (Digital Extended Broadcasting) – DXB erlaubt mithilfe der jeweils regional verfügbaren Frequenzressource (DVB-H, DAB-
   Digital Audio Broadcast, MBMS) die Nutzung einer konvergenten Broadcast-Plattform. Für die Nutzung werden Endgeräte be-
   nötigt, die sowohl digitale Rundfunkstandards als auch Mobilfunkstandards unterstützen, da auch DXB für den IPTV-Einsatz
   noch weitere Netze benötigt, um dann rückkanalfähig das vollständige Servicespektrum bieten zu können.

 IPTV über weitere mögliche Übertragungswege

 Mit E-UTRAN, WLAN und WiMAX sind zudem weitere Übertragungsverfahren in der Zukunft absehbar.

 • E-UTRAN (Evolved Universal Terrestial Radio Access Network) – Eine Erhöhung der Downlink-Raten auf 100 Mbit/s sowie 50
   Mbit/s im Uplink ist bereits in der Standardisierungsphase; E-UTRAN ist eine weitere Ausbaustufe von UMTS, die voraussicht-
   lich ab 2010 im Markt eingeführt wird.

 • WLAN (Wireless Local Area Network) – Der drahtlose WLAN-Access ist schon sehr weit verbreitet und wird oft als hochbitra-
   tige Zusatzanbindung für UMTS- bzw. HSDPA-Karten angeboten; mit neuen Standards (IEEE 802.11n) sind zukünftig bis zu
   540 Mbit/s möglich; der Standard wird somit trotz des Nachteils der parallelen Nutzung als Shared Medium hervorragende
   Übertragungsraten ermöglichen; WLAN hat eine maximale Reichweite von ca. 20 km.

 • WiMAX (Worldwide Interoperability for Microwave Access) – WiMAX hat im Unterschied zu WLAN eine Reichweite von bis
   zu 50 km; es können über 100 Mbit/s erreicht werden; Nachteil ist, dass hierfür eine direkte Sichtverbindung benötigt wird;
   WiMAX ist wie WLAN ein Shared Medium, die Bandbreite nimmt hierbei ab, je mehr Teilnehmer z.B. über einen Hotspot an
   ein IP-Netz angebunden sind; der Standard befindet sich zurzeit in der Pilotphase.

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