NILS FRAHM - Elbphilharmonie

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NILS FRAHM - Elbphilharmonie
REFLEKTOR
    NILS
      FRAHM

8.–10. JUNI 2019
ELBPHILHARMONIE
HAMBURG
NILS FRAHM - Elbphilharmonie
BMW 7er
                                                   WILLKOMMEN

DER ANSPRUCH VON MORGEN

                                                      Seit Nils Frahm 2011 sein Klavier mit Filz
                                                      präparierte und so seinen typisch sanften
                                                      Sound erschuf, hat er nahezu alles ange-
                                                      stellt, um immer wieder neue Klänge zu
                                                      kreieren. Mit seinem Mix aus klassischer
                                                      und zeitgenössischer Klaviermusik, die er
                                                      meist um minimalistische Elektro-Klänge
                                                      anreichert, begeistert der gebürtige Ham-
                                                      burger inzwischen rund um den Globus.
                                                      An seinem Reflektor-Wochenende erhält
                                                      er nun die Möglichkeit, sich und seine
                                                      Musik in der Elbphilharmonie von allen
                                                      Seiten zu präsentieren. Dabei werden das
                                                      Konzerthaus und dessen Umgebung für
                                                      drei Tage zur Spielwiese für Frahm und
                                                      seine Gäste – allesamt namhafte Künst-
                                                      ler aus den Bereichen Elektro, Pop, Film
                                                      und Fotografie.

                                                      Der »Reflektor Nils Frahm« wird gefördert durch die

BMW IST LANGJÄHRIGER PARTNER DER ELBPHILHARMONIE

Abbildung zeigt Sonderausstattungen.
NILS FRAHM - Elbphilharmonie
SA, 8. JUNI

     KONZERTE                                    RAHMENPROGRAMM

     17 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal       10–11:30 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudio 1

     THE GENTLEMAN LOSERS                        WORKSHOP
     SAMU KUUKKA KEYBOARDS, ELECTRONICS          Sven Kacirek – Polyrhythmus verstehen und umsetzen
     VILLE KUUKKA GUITARS, ELECTRONICS           € 5 / Ab 8 Jahren / Vorkenntnisse nicht erforderlich

     MARTYN HEYNE
     MARTYN HEYNE GUITAR, ELECTRONICS            ab 10 Uhr | alle 30 Minuten | letzte Vorführung 17:30 Uhr
     TATU RÖNKKÖ PERCUSSION                      BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

                                                 FILMVORFÜHRUNG: »ELLIS«
     21 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal        Regie: JR, USA 2015 / Musik: Nils Frahm, Woodkid
                                                 Englische Originalfassung

     NILS FRAHM: »ALL MELODY«                    Eintritt frei / Ticket erforderlich
                                                 Inkl. Transfer per Barkasse zwischen Anleger Elbphilharmonie und BallinStadt
     NILS FRAHM LIVE ELECTRONICS                 sowie 20 % Nachlass auf den Museumsbesuch
                                                 In Kooperation mit BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

     20 Uhr | MS Stubnitz (Überseebrücke)        15–20 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudios Foyer

     AFTER-SHOW-PARTY                            FOTOAUSSTELLUNG: KLAUS FRAHM
     0:00–2:00 RAF | 2:00–3:30 THOMAS FEHLMANN   »The Fourth Wall – Stages & Cages«
     3:30–6:00 SUPERDEFEKT                       Eintritt frei

     € 12 / Tickets vor Ort erhältlich

                                                 17 Uhr | Astor Film Lounge HafenCity | Astor 2

                                                 FILMVORFÜHRUNG: »VICTORIA«
                                                 Regie: Sebastian Schipper, D 2015 / Musik: Nils Frahm, DJ Koze, Deichkind
                                                 Englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
                                                 € 14 / In Kooperation mit ASTOR Film Lounge HafenCity
NILS FRAHM - Elbphilharmonie
SO, 9. JUNI

     KONZERTE                                                                         RAHMENPROGRAMM

     16 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal                                             ab 10 Uhr | alle 30 Minuten | letzte Vorführung 17:30 Uhr
                                                                                      BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

     PENGUIN CAFE
     ARTHUR JEFFES PIANO | DARREN BERRY VIOLIN | CLEM BROWNE VIOLIN                   FILMVORFÜHRUNG: »ELLIS«
     OLI LANGFORD VIOLIN | VINCENT GREENE VIOLA                                       Regie: JR, USA 2015 / Musik: Nils Frahm, Woodkid
     REBECCA WATERWORTH VIOLONCELLO | ANDY WATERWORTH DOUBLE BASS                     Englische Originalfassung
                                                                                      Eintritt frei / Ticket erforderlich
                                                                                      Inkl. Transfer per Barkasse zwischen Anleger Elbphilharmonie und BallinStadt
     17 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal                                            sowie 20 % Nachlass auf den Museumsbesuch
                                                                                      In Kooperation mit BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

     SCHNEIDER KACIREK
     STEFAN SCHNEIDER LIVE ELECTRONICS | SVEN KACIREK DRUMS                           10–20 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudios Foyer

     SZUN WAVES
     LUKE ABBOTT LIVE ELECTRONICS | JACK WYLLIE SAXOPHONE
                                                                                      FOTOAUSSTELLUNG: KLAUS FRAHM
     LAURENCE PIKE DRUMS                                                              »The Fourth Wall – Stages & Cages«
                                                                                      Eintritt frei

     21 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal
                                                                                      13–14:30 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudio 1

     AN EVENING WITH DEVENDRA BANHART
     AND GUESTS                                                                       WORKSHOP
                                                                                      Martyn Heyne – Die Architektur der Musik
     DEVENDRA BANHART VOCALS
                                                                                      € 5 / Ab 8 Jahren / Vorkenntnisse nicht erforderlich
     NOAH GEORGESON GUITAR, BASS, VOCALS, SYNTHESIZER | STARGAZE

     20 Uhr | MS Stubnitz (Überseebrücke)                                             17 Uhr | Astor Film Lounge HafenCity | Astor 2

     AFTER-SHOW-PARTY                                                                 FILMVORFÜHRUNG: »MANIFESTO«
     0:00–2:00   LUKE ABBOTT | 2:00–3:30 PLAID (»WARP« LIVE) | 3:30–6:00 MAX COOPER   »Manifesto« (Regie: Julian Rosefeldt, D/AUS 2015)
                                                                                      Englische Originalfassung
     € 12 / Tickets vor Ort erhältlich
                                                                                      € 14 / In Kooperation mit ASTOR Film Lounge HafenCity
NILS FRAHM - Elbphilharmonie
MO, 10. JUNI

     KONZERTE                                                  ab 10 Uhr | alle 30 Minuten | letzte Vorführung 17:30 Uhr
                                                               BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

     17 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal                     FILMVORFÜHRUNG: »ELLIS«
                                                               Regie: JR, USA 2015 / Musik: Nils Frahm, Woodkid
     BJÖRN MEYER                                               Englische Originalfassung
     BJÖRN MEYER BASS                                          Eintritt frei / Ticket erforderlich
                                                               Inkl. Transfer per Barkasse zwischen Anleger Elbphilharmonie und BallinStadt
                                                               sowie 20 % Nachlass auf den Museumsbesuch
     NUBYA GARCIA                                              In Kooperation mit BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg
     NUBYA GARCIA SAXOPHONE
     AL MACSWEEN PIANO
     DANIEL CASIMIR DOUBLE BASS                                10–20 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudios Foyer
     SAM JONES DRUMS

     20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal
                                                               FOTOAUSSTELLUNG: KLAUS FRAHM
                                                               »The Fourth Wall – Stages & Cages«

     ERLEND ØYE UND LA COMITIVA                                Eintritt frei

     ERLEND ØYE VOCALS, GUITAR, UKULELE
     STEFANO ORTISI GUITAR                                     11 Uhr | Astor Film Lounge HafenCity | Astor 2
     LUIGI OROFINO GUITAR
     MARCO CASTELLO GUITAR
                                                               FILMVORFÜHRUNG: »VICTORIA«
     STARGAZE                                                  Regie: Sebastian Schipper, D 2015 / Musik: Nils Frahm, DJ Koze, Deichkind
                                                               Englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
                                                               € 12 / In Kooperation mit ASTOR Film Lounge HafenCity

     RAHMENPROGRAMM                                            11 Uhr | ASTOR Film Lounge HafenCity | Club

     10–11:30 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudio 1                FILMVORFÜHRUNG: »MANIFESTO«
                                                               »Manifesto« (Regie: Julian Rosefeldt, D/AUS 2015)
     WORKSHOP                                                  Englische Originalfassung

     Arthur Jeffes – Unfolding the music of the Penguin Cafe   € 12 / In Kooperation mit ASTOR Film Lounge HafenCity

     € 5 / Ab 8 Jahren / Vorkenntnisse nicht erforderlich
NILS FRAHM - Elbphilharmonie
FESTIVAL MAP

                                                                                         ASTOR FILM LOUNGE
                                                                                         HAFENCITY

                                    ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL                         Filmvorführung: »Victoria«
MS STUBNITZ /                                                                            8.6., 17 Uhr | 10.6., 11 Uhr
                                    Nils Frahm: »All Melody« (8.6.)
ÜBERSEEBRÜCKE                       Penguin Cafe (9.6.)                                  Filmvorführung: »Manifesto«
After-Show-Parties                  An Evening with Devendra Banhart and Guests (9.6.)   9.6., 17 Uhr | 10.6., 11 Uhr
8.6. & 9.6., jeweils 23 Uhr         Erlend Øye und La Comitiva (10.6.)
                                                                                         Tickets online erhältlich | € 14
Tickets vor Ort erhältlich | € 12   ELBPHILHARMONIE KLEINER SAAL
                                    DOPPELKONZERTE:
                                    The Gentleman Losers / Martyn Heyne (8.6.)
                                    Schneider Kacirek / Szun Waves (9.6.)
                                    Björn Meyer / Nubya Garcia (10.6.)                                          REFLEKTOR NILS FRAHM
                                    ELBPHILHARMONIE KAISTUDIOS
                                    WORKSHOPS:
                                    Sven Kacirek (8.6.)
                                    Martyn Heyne (9.6.)
                                    Arthur Jeffes (10.6.)
                                                                                                               Barkassenfahrt im
                                                                                                               kostenfreien Filmticket
                                    ggf. noch Tickets online erhältlich                                        inkludiert                AUSWANDERERMUSEUM
                                                                                                                                         BALLINSTADT HAMBURG
                                                                                                                                         Filmvorführung: »Ellis«
                                    ELBPHILHARMONIE KAISTUDIOS FOYER                                                                     8.–10.6., jeweils zwischen 10 und 17:30 Uhr
                                    Fotoausstellung: Klaus Frahm                                                                         je zur vollen und halben Stunde
                                    8.6., 15–20 Uhr | 9. & 10.6., 10–20 Uhr
                                    Eintritt frei                                                                                        Eintritt frei

                                    ELBPHILHARMONIE VORPLATZ
                                    Festivalcontainer mit Infopoint und
                                    gastronomischem Angebot
                                    8.–9.6., 14–21 Uhr | 10.6., 14–20 Uhr
NILS FRAHM - Elbphilharmonie
NILS
FRAHM
NILS FRAHM - Elbphilharmonie
PORTRÄT

    DIE KATHEDRALE IM OHR
    Leise Töne am Klavier sind so etwas wie die Musik zur Zeit. Doch was Nils
    Frahm daraus macht, ist einzigartig – und aufs Schönste unvorhersehbar.

    Im Laufe seiner noch jungen Karriere hat Nils Frahm bereits erreicht, was nicht
    viele Musiker von sich behaupten können: Er hat diesen eigenen, unverwech-
    selbaren Sound. Und was er damit ausdrückt, ist aufs Schönste unvorherseh-
    bar, nachzuhören etwa auf seinem 2018 erschienenen, opulenten Solo-­Album
    All Melody. Das hat er in einem von ihm selbst vollständig entkernten und neu
    aufgebauten Tonstudio in Berlin aufgenommen, im Funkhaus Nalepastraße, wo
    bis 1990 der Rundfunk der DDR residierte. Dort hat Frahm akustisches und elek-
    tronisches Instrumentarium so ineinander verblendet, dass es klingt wie nichts
    Zweites auf der Welt. Chorgesang, Harmonium, Jazz-Trompete, alte analoge
    Synthesizer, modulare Synthesizer und Keyboards gruppieren sich um sein filz-
    bewehrtes Klavier. Das Spiel mit Dynamik und Klangräumen ist meisterlich,
    und am Ende der das Album beschließenden Harm Hymn, einem todtrauri-
    gen, empfindlichen, herrlichen Stück Trostmusik, geht in der letzten Minute ein
    Firmament an Obertönen auf.
       Oft wurde Nils Frahm, der Hamburger Jung aus Bergedorf, mit dem irrefüh-
    renden Etikett Neoklassik versehen. Doch es gibt einen entscheidenden Unter-
    schied zu Kollegen wie dem Italiener Federico Albanese oder dessen Lands-
    manns Ludovico Einaudi, dem Isländer Ólafur Arnalds, dem Briten Max Richter       Wer sich hingegen mit Frahms Schaffen näher beschäftigt, entdeckt einen emi-
    oder dem Deutschen Lambert. Keiner von ihnen begreift mehr die Tasten des         nent radikalen, wagemutigen, eigen­sinnigen, umstürzlerischen Hochsensiblen
    Klaviers als Hebel zum Aushebeln der bestehenden Ordnung. Das Zertrüm-            am Klavier, der seinen weltweit rasant wachsenden Ruhm schon deswegen ver-
    mern der vermeintlich heilen Welt auf dem Wege avancierter Faustkämpfe mit        dient, weil er alles anders macht als die anderen und mit Besessenheit so lange
    der Tastatur, dem Korpus und den Saiten eines Flügels hat für sie keinen Reiz,    in die Musik hineinhorcht, bis sie völlig unkopierbar aus ihm heraustönt. Und
    oder sie sehen keine Notwendigkeit mehr dafür. Auch rhythmische Komple-           aus den Lautsprechern. Denn Frahm, Jahrgang 1982, ist als sein eigener Tonin-
    xität, harmonische Kühnheit oder eine unberechenbare Melodik gelten ihnen         genieur mindestens so gut wie als Musikerfinder.
    wenig. Sie pflegen eine Kunst des pianistischen Wohlklangs, stellen dem Hörer        Als Kind hatte er Unterricht bei dem Russen Nahum Brodski, dessen Lehrer
    keine Hürden in den Weg und reichern das akustische Klavier durch mehr oder       wiederum bei Alexander Siloti studiert hatte, einem russischen Virtuosen, des-
    weniger subtile elektronische Spurenelemente an. Das Ergebnis ist eine ver-       sen Be­arbeitung von Bachs h-Moll-Präludium Besucher von Klavier-Recitals als
    gleichsweise schlichte, tröstende, in ihren bes­seren Momenten auch mit etwas     gern gespielte Zugabe kennen. Schon zu Schulzeiten hat Frahm aber nicht nur
    Geheimnis aufgeladene Musik. Viele empfinden sie als Balsam für die Seele in      Klavier geübt, sondern heimlich auch mit Aufnahmegeräten herumexperimen-
    unruhigen Zeiten. Andere erblicken darin restauratives Neo-Biedermeier.           tiert. »Klang aufzunehmen war für mich etwas so Magisches, dass ich darüber
NILS FRAHM - Elbphilharmonie
P O R T R ÄT

                  nicht mal mit meinen Freunden sprach, weil ich Angst hatte, dass sie mich aus-   der Not nachbarschaftlicher Beschwerden eine Tugend und
                  lachen würden«, erzählte er einmal in einem Interview.                           bedeckte zusätzlich die Saiten seines Klaviers mit schallschlu-
                     Der Soundtrack seiner Kindheit war durch Jazz geprägt. Durch ECM-Jazz.        ckenden Filztüchern.
                  Sein Vater Klaus Frahm hatte der damaligen Hausgrafikerin des Labels ge-            Das klingt dann zunächst auch entsprechend dumpf, ober-
                  legentlich Fotos für ECM-Covers zugeliefert, und die Münchner Plattenfirma       tonarm und abtörnend. Frahm aber geht mit Mikrofonen und
                  revanchierte sich mitunter durch die f­ reundliche Übersendung von Muster-       Pickups so dicht an die abgedämpften Saiten heran und stellt
                  exemplaren ihrer Neuerscheinungen. So hörte Frahm in jungen Jahren Musik         auch die Raummikrofone so nah an die Position der eigenen
                  von Keith Jarrett, Ralph Towner oder Arvo Pärt, deren Kunst fraglos in seinem    Ohren, dass sein Klavier an eine Druse denken lässt, an einen
                  eigenen Schaffen Spuren hinterlassen hat. Aber ebenso früh war ihm klar, dass    dieser Gesteinshohlräume, deren Innenwände mit Kristallen
                  – neben der überlegenen Klasse der Interpreten – bei diesen Aufnahmen mehr       besetzt sind. Das stumpfe, gewöhnliche Äußere gibt nicht preis,
                  noch als sonst auch der Ton die Musik macht. Der Raum. Die richtige Mikrofo-     welch glitzernder Reichtum sich im Inneren verbirgt.
                  nierung. Und die Stille.                                                            Frahm ist auch ein Erfinder. Weil ihm nicht einleuchten
                     Keiner seiner vermeintlichen Stilgenossen aus der sogenannten Neoklassik      wollte, weshalb die Klavierbauer ihr von Haus aus so voll tönen-
                  hat das Spiel mit dem Flüsterklavier so weit, so konsequent und klanglich so     des Instrument umständlich mit einem Holzkasten verkleiden,
                  bahnbrechend neu betrieben wie Nils Frahm. Bei ihm sind nicht nur die Ham-       ließ er sich vom lettischen Klavierbauer David Klavins einen Flü-
                  merköpfe, die im Klavier die Saiten anschlagen, mit Filz umspannt. Als er von    gel entwerfen, bei dem kein Korpus den Schall begrenzt. Und in
                  Hamburg nach Berlin gezogen war, machte er in seiner ersten Wohnung aus          seiner Berliner Wohnung ließ er ein Klavier installieren, dessen
                                                                                                   Saiten hochkant verlaufen und über mehrere Etagen reichen
                                                                                                   wie Orgelpfeifen. Solche Sonderanfertigungen nutzt er wie ein
Nils Frahm in seinem Studio in Berlin                                                              Experimentallabor als Basis für seinen unnachahmlich diskre-
                                                                                                   ten, inwendig leuchtenden Frahm-Sound.
                                                                                                      Es lohnt sich, dem Subtext dieses Sounds nachzulauschen.
                                                                                                   Er lässt an das Bonmot des Klang-Eremiten Arvo Pärt denken,
                                                                                                   nach dem es genügt, einen einzigen Ton schön zu spielen. Das
                                                                                                   funkelnd Leise dieses Klangs macht das Ohr zur Kathe­drale. Es
                                                                                                   bringt die Schüchternheit zum Leuchten und lässt das Unspek-
                                                                                                   takuläre triumphieren. Es feiert die Mauerblümchen, legt ihre
                                                                                                   sorgsam verborgenen Gefühle unter das Vergrößerungsglas
                                                                                                   einer Musik, die versteht, und macht sie dadurch groß und erha-     Das Porträt ist ein Auszug aus
                                                                                                   ben.                                                                dem aktuellen Elbphilharmonie
                                                                                                                                                                       Magazin – erhältlich im Zeit-
                                                                                                      Frahms Musik ist die Musik zur Zeit. Man stellt sich vor, wie
                                                                                                                                                                       schriftenhandel und im Shop
                                                                                                   sie – womöglich unterm Kopfhörer – in den massenhaft verein-        auf der Elbphilharmonie Plaza
                                                                                                   zelten Haushalten großer Städte läuft, wo beim Blick aus dem
                                                                                                   Fenster der Zweizimmer-Apartments in den höheren Stockwer-
                                                                                                   ken weit hinten am Horizont, jenseits des Lichtermeers, das
                                                                                                   Dunkel der Natur zu erahnen ist, aus der diese Musik kam,
                                                                                                   ehe sie durch die Frahm’sche Klangraffinerie ging, damit sie so
                                                                                                   naturähnlich klinge, wie sie nie war.
                                                                                                                                                    TOM R. SCHULZ
NILS FRAHM - Elbphilharmonie
DAS
    RAHMEN-
PROGRAMM
RAHMENPROGRAMM

FOTOAUSSTELLUNG KLAUS FRAHM                                                                           FILM ELLIS

Klaus Frahm, Vater von Nils Frahm, wurde 1953 bei Hamburg          8.6. | 15–20 Uhr
geboren und studierte Anthropologie (Ethnologie) und Publi-        9. & 10.6. | 10–20 Uhr
                                                                   Elbphilharmonie Kaistudios Foyer
zistik. Als Fotograf ist er Autodidakt. Der Schwerpunkt seiner
Arbeit ist die Architekturfotografie – durchaus auch mit poli-     Eintritt frei
tisch-ethischem oder sozialem Subtext. Seit 1976 werden Klaus                                         Der 13-minütige Kurzfilm ist eine poetische Parabel auf unsere      8.–10.6. | 10–17:30 Uhr
Frahms Werke ausgestellt und weltweit veröffentlicht. Seine                                           Gesellschaft und eine Erinnerung daran, dass wir alle Flücht-       alle 30 Minuten
                                                                                                                                                                          letzte Vorführung 17:30 Uhr
Fotografien finden sich in zahlreichen Kunstsammlungen. Auch                                          linge sein könnten. Es ist die Geschichte eines Paares, das zu
                                                                                                                                                                          BallinStadt Auswanderermuseum
für das Label ECM hat er einige Albumcover fotografiert. Er lebt                                      Beginn des vergangenen Jahrhunderts auf seiner Reise in die         Hamburg
in Hamburg und Berlin.                                                                                USA in der Auffangstation Ellis Island festgehalten wird. Von der
                                                                                                                                                                          Transfer per Barkasse zwischen
   Mit der Serie The Fourth Wall spezialisiert sich Klaus Frahm                                       kleinen Insel vor Manhattan kann es die neue Welt zwar sehen,
                                                                                                                                                                          Anleger Elbphilharmonie und
seit 2010 auf die Fotografie von europäischen Theatern und                                            aber nicht betreten. Der französische Fotograf und Streetart-       BallinStadt
Opernhäusern. Dabei wendet er den Blick vom Bühnen- in den                                            Künstler »JR«, der hier Regie geführt hat, mischte historische
                                                                                                                                                                          Eintritt frei / Ticket erforderlich
Zuschauerraum, durch die imaginäre »vierte Wand.« Die zwei                                            Aufnahmen mit Flüchtlingsbildern der Gegenwart und schuf
                                                                                                                                                                          (inkl. 20 % Nachlass auf den
Welten vor und hinter der Bühne werden so in reizvollen Kon-                                          so einen bildgewaltigen Film an Originalschauplätzen, durch         Museumsbesuch)
trast gesetzt.                                                                                        den Robert de Niro als Erzähler führt. Den Text schrieb For-
                                                                                                      rest-Gump-Autor und Oscar-Preisträger Eric Roth, die Musik
                                                                                                      stammt aus der Feder von Nils Frahm und dem französischen
                                                                                                      Musiker Woodkid.
RAHMENPROGRAMM

                                                                                                 FILM MANIFESTO
                                                                                                 Ein Film, eine Schauspielerin, 13 Rollen. Was viele andere          9.6. | 17 Uhr | € 14
                                                                                                 Schauspieler einschüchtern würde, begeisterte die zweifache         10.6. | 11 Uhr | € 12
                                                                                                                                                                     Astor Film Lounge HafenCity
                                                                                                 Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett. Der deutsche Filmkünstler

FILM VICTORIA                                                                                    und Regisseur Julian Rosefeldt gewann die australische Schau-
                                                                                                 spielerin für sein Filmprojekt und lässt sie in verschiedenste
                                                                                                                                                                     Tickets unter
                                                                                                                                                                     hamburg.astor-filmlounge.de
Selbstvergessen tanzt die junge Spanierin Victoria in einem Ber-   8.6. | 17 Uhr | € 14          Rollen schlüpfen: Ob als Obdachloser, als Kranarbeiterin auf
liner Szene-Lokal und lernt dort vier Jungs kennen. Sie flirten,   10.6. | 11 Uhr | € 12         einer Müllhalde, Lehrerin, Society-Lady oder Theaterchoreo-
                                                                   Astor Film Lounge HafenCity
doch bald wird aus Spaß bitterer Ernst: Ihre neuen Bekannten                                     grafin – Cate Blanchett spielt mit allen Facetten und beweist
müssen als Gefallen für einen Knastbruder eine Bank überfal-       Tickets unter                 ihre enorme Wandelbarkeit.
len – und schließen Victoria in ihren Plan mit ein …               hamburg.astor-filmlounge.de      Die Grundlage des preisgekrönten Films bilden zahlreiche
   Der Regisseur Sebastian Schippers folgt seiner Protagonistin                                  Manifeste, die von Julian Rosefeldt zum Teil neu collagiert, edi-
in Echtzeit durch das nächtliche Berlin – ohne Schnitt, in einer                                 tiert oder gekürzt wurden und die allesamt die verschiedenen
einzigen 140-minütigen Kameraeinstellung. Auf der Berlinale                                      Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts behandeln. »Ein Künst-
2015 feierte der Film seine Premiere und wurde gleich mehr-                                      lermanifest ist ein Text voller Lebensfreude, Energie und abso-
fach ausgezeichnet: Unter anderem mit dem Silbernen Bären                                        luter Überzeugung, der nicht nur die Kunst, sondern die ganze
für den norwegischen Kameramann Sturla Brandth Grøvlen.                                          Welt verändern will«, beschrieb der Regisseur seine Inspiration
Auch beim Deutschen Filmpreis gewann Victoria insgesamt                                          für den Film. Den Soundtrack dazu entwarf Nils Frahm.
sechs Auszeichnungen, darunter eine für die von Nils Frahm,
DJ Koze und Deichkind komponierte Filmmusik.
DIE
KONZERTE
S A , 8. J U N I | 17 U H R | K L E I N E R S A A L

                          THE GENTLEMAN LOSERS                                                                   MARTYN HEYNE
                          Seit sie Teenager sind, machen die Brüder Samu und Ville                               Der in Hamburg geborene Komponist und Gitarrist Martyn
                          Kuukka gemeinsam Musik. Die beiden Finnen probierten eine                              Heyne lernte schon in jungem Alter größtenteils autodidaktisch
                          Vielzahl an Stilen aus, bis sie ihren unverwechselbaren Sound                          Gitarre und Klavier und gab mit zehn Jahren seine erste Live-
                          entdeckten – damit war 2004 die Band The Gentleman Losers                              Performance. Schließlich folgte eine klassische Musikausbil-
                          geboren. Ihr Anspruch ist kein geringer: Die Kuukka-Brüder                             dung am Konservatorium in Amsterdam.
                          wollen Musik kreieren »aus einer Vergangenheit, die noch nicht                            2009 zog Martyn Heyne nach Berlin und arbeite in seinem
                          stattgefunden hat«. Mit ihrem Mix aus atmosphärischer Musik,     Martyn Heyne          dortigen Musikstudio in Tempelhof mit verschiedensten Musi-
                          Americana, Post-Rock-Anklängen und einem dunklen Unter-          guitar, electronics   kern und Bands zusammen, darunter Nils Frahm, The Natio-
                          ton gewannen sie viele Bewunderer; das erste selbstproduzierte     Tatu Rönkkö         nal und Lubomyr Melnyk. In Zusammenarbeit mit dem Kompo-
                          Album eroberte 2006 die Musikcharts.                                    percussion     nisten Dustin O’Halloran arbeitete er am Soundtrack der Serie
                             Die jüngste Einspielung Make We Here Our Camp of Winter                             Transparent, der mit einem Emmy ausgezeichnet wurde. Es
     Samu Kuukka          entstand 2018 in einer Holzhütte an einem See in Südfinnland.                          entstanden auch erste eigene Einspielungen: Nach dem Mini-
keyboards, electronics    Der Sound kommt spontaner daher, mit dem die beiden Brü-                               Album Shady and Light von 2016 kam 2017 die CD Electric Inter-
      Ville Kuukka        dern vor allem ein Gefühl einfangen wollten: eine Wendung nach                         vals heraus, von der im heutigen Konzert Auszüge zu hören sind.
   guitars, electronics   innen, wo sich der herannahende Winter bemerkbar macht. So                             Das Musikmagazin Intro schrieb dazu: »Fließende Musik ohne
                          entstand ein sublimes Album, das sowohl auf traditionell-ana-                          einfache Lösungen, aber sie fordert auch zum Verfolgen, Rein-
                          logem Equipment als auch auf modernen Produktionstechniken                             wühlen und Entdecken auf.«
                          basiert. Konsequenterweise erscheint das gefeierte Werk die-                              Mit seinen Werken will Martyn Heyne das Publikum zu einem
                          sen Monat auch auf Vinyl. So wollen die Brüder eine einzigar-                          aktiven Zuhören und zum Suchen nach Verbindungen ermu-
                          tige künstlerische Handarbeit kreieren, die sowohl das Ohr als                         tigen. Deshalb wählt er die Reihenfolge der Stücke stets mit
                          auch das Auge anspricht. Ein ähnliches Konzept verfolgen sie                           Bedacht und erklärt, dass einige unter ihnen wirken sollen »wie
                          bei ihrem heutigen Reflektor-Konzert, für das Samu Kuukka                              ein Espresso am Nachmittag«.
                          eine Video-Montage entwarf.
S A , 8. J U N I | 21 U H R | G R O S S E R S A A L

                         1982 in Hamburg geboren, erhielt Nils Frahm früh Klavierun-
                         terricht und kam dadurch mit Musik verschiedenster Stile und
                         Epochen in Berührung. Die Freude am musikalischen Experi-
                         ment und das Spiel mit verschiedenen Genres sind seit jeher
                         sein Markenzeichen. Frahm kombiniert Klassik und Elektro und
                         nähert sich einem traditionsreichen Instrument wie dem Kla-
                         vier auf unkonventionelle Art: Seine kontemplativen, eine hyp-
                         notisch-intime Wirkung entfaltenden Musikexperimente begeis-
                         tern Fans auf der ganzen Welt. Als Solo-Künstler arbeitete der
                         36-jährige Komponist bereits mit zahlreichen Musikern. Auch
                         etliche Soundtracks sind so entstanden, für die Nils Frahm
                         unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet
                         wurde. Seine künstlerischen Facetten bündeln sich nun im von
                         ihm kuratierten Reflektor-Festival in der Elbphilharmonie.
                            Im Zentrum steht dabei Frahms 2018 erschienenes Album
                         All Melody, mit dem er bereits im Sydney Opera House und im
                         Barbican Centre in London Erfolge feierte. Seinen zuvor ver-
                         öffentlichten Platten liegt oft eine Geschichte zugrunde: Felt
                         (2011) entzündete sich an jenem dumpfen Klavierklang, den er
                         aus Rücksicht gegenüber seinen Nachbarn mit filzumspannten
                         Hammerköpfen erzeugt hatte. Screws (2012) verarbeitet die kör-
                         perliche Einschränkung, als der Komponist nach einer Verlet-
                         zung nur noch mit neun Fingern spielen konnte. All Melody hin-
                         gegen feiert die Grenzenlosigkeit der Musik – denn zum ersten
                         Mal hatte Frahm nicht mit Hindernissen zu kämpfen. Als stol-
                         zer Besitzer eines eigenen Tonstudios im renommierten Berli-
                         ner Funkhaus schöpfte er die neu gewonnenen Möglichkeiten
                         voll aus. Immer wieder baute er den Raum um, bis er mit Ver-
                         kabelung, Elektrizität und Holzeinkleidung zufrieden war und
                         zu Details übergehen konnte, etwa dem Bau einer Pfeifenorgel
                         oder dem Mischpult. Und so kommt das Album All Melody Nils
                         Frahms ursprünglicher musikalischer Idee bisher am nächsten:
                         »Die Musik, die ich in mir höre, wird nie auf eine CD gebrannt
                         werden – wie es scheint, kann ich sie nur für mich selbst spie-

NILS FRAHM: ALL MELODY   len. Aber diese Aufnahme beinhaltet im besten Sinne alles, was
                         meine Musik ausmacht.« Mit Encore 1+2 erschien zudem bereits
                         weiteres unveröffentlichtes Material zum Album.
S 0, 9. J U N I | 16 U H R | G R O S S E R S A A L

PENGUIN CAFE                     Vor zehn Jahren trommelte der Komponist Arthur Jeffes einen bunten Haufen
                                 hochtalentierter Musiker aus so verschiedenen Bands wie Suede, Gorillaz und
                                 Razorlight zusammen. Gemeinsam riefen sie die Band Penguin Cafe ins Leben.
                                 Ihre Mission: das Erbe von Arthurs verstorbenem Vater Simon Jeffes wieder-
                                 zubeleben, dessen wunderbar verschrobenes Musikerkollektiv Penguin Cafe
                                 Orchestra (PCO) die britische Musikszene in den Siebzigern mit einer Mischung
                                 aus überschwänglichem Folk und moderner Kammermusik auf klassischen,
                                 elektronischen und exotischen Instrumenten aufgemischt hatte.
                                     So kurios wie der Stil des Ensembles war auch dessen Ursprung: Eine
                                 Lebensmittelvergiftung hatte Simon Jeffes einst einige Tage in einen wachtrau-
                                 martigen Zustand versetzt. Währenddessen plagten ihn Albträume von einer Welt
                                 aus Überwachung und zwischenmenschlicher Kälte. Einziger Ort der Lebens-
                                 freude war darin eine Musikkneipe: das Penguin Cafe. Dort erklang Musik, die
                                 jedem Zuhörer seltsam vertraut schien. Diese musikalische Vision ließ Jeffes
                                 mit seinem Penguin Cafe Orchestra in den folgenden 25 Jahren Wirklichkeit wer-
                                 den – bis er 1997 nach vielen gefeierten Alben und Tourneen überraschend starb.
                                     Als sein Sohn Arthur Jeffes das Projekt 2009 neu belebte, strich er das
                                 »Orchestra« aus dem Bandnamen, um Verwechslungen zu vermeiden. Der Spi-
                                 rit und die musikalische Ausrichtung aber sind gleich geblieben: Wie einst der
                                 Vater lässt sich auch Arthur mit seinen Kompositionen in kein Genre zwängen
                                 – und erfreut damit Liebhaber genial-absonderlicher Musik und die väterliche
                                 Fangemeinde gleichermaßen. Mit einem gewaltigen Instrumentarium von Geige
                                 bis Loop-Station finden sich darin Einflüsse aus Afrika bis Venezuela und Bra-
                                 silien, aus Klassik, Art-Rock und Avantgarde, Bluegrass und Minimal. Auch die
                                 Eindrücke seiner Arktis-Expeditionen ließ der studierte Archäologe Jeffes in den
                                 Klang des Penguin Cafe einfließen.
                                     Auf bislang drei erfolgreichen Alben mit wechselnden Musikern gelang der
                                 Band damit das Kunststück, den Geist des Vorläufer-Kollektivs zu bewahren
                                 und gleichzeitig aufregend Neues zu schaffen. The Imperfect Sea von 2017 etwa
                                 versammelt Tanzbares, gespielt auf reellen Instrumenten. Im vergangenen Jahr
Arthur Jeffes piano
                                 nahmen die Musiker Werke der CD Union Cafe des väterlichen Kollektivs neu auf;
Darren Berry violin
                                 im Herbst soll ein neues Album erscheinen. Am heutigen Abend kommt Penguin
Clem Browne violin
                                 Cafe nun als siebenköpfiges Kammermusik-Ensemble in die Elbphilharmonie –
Oli Langford violin
                                 und fügt dem »Reflektor« damit eine ganz besondere Note hinzu.
Vincent Greene viola
Rebecca Waterworth violoncello
Andy Waterworth double bass
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SCHNEIDER KACIREK                                                                     SZUN WAVES
»Ein Geniestreich! Es zeigt, wie Musik noch immer in neue                             Die Band Szun Waves besetzt eine seltene Nische zwischen Vir-
Dimensionen überführt werden kann«, schrieb das Musikma-                              tuosität, an Jazz geschulter Musikalität und Experimenten mit
gazin Electronic Sound ekstatisch über das neue Album Radius       Stefan Schneider   elektronischer Musik. Ihr 2016 selbst veröffentlichtes Debütal-
Walk des Duos Schneider Kacirek. Die aus Hamburg und Düs-          live electronics   bum At Sacred Walls besticht durch einen natürlichen Groove.
seldorf stammenden Musiker Stefan Schneider und Sven Kaci-         Sven Kacirek       Mit dem aktuellen Album New Hymn To Freedom betritt das
rek gehen für die Suche nach neuen Sounds sogar auf Expedi-        drums              Trio einen Raum grenzenloser Spontaneität. Die Platte doku-
tion bis nach Kenia. Ihr erstes gemeinsames Album Shadows                             mentiert sechs live aufgenommenen Improvisationen, die mit
Documents zieht daraus seine ungeschliffene Energie: Es ist                           ihrem Facettenreichtum Publikum und Presse begeisterten. So
eine traumwandlerische Interpretation kenianischer Musik,                             schrieb die Online-Zeitung The A. V. Club: »Einerseits ist New     Luke Abbott
umgesetzt mit Drums und analogen Synthesizern, ohne Sam-                              Hymn ein Annäherung an den spirituellen Jazz, von anderer          live electronics
ples.                                                                                 Warte betrachtet wandelt es sich zu einer New-Age-Sinfonie         Jack Wyllie
   In das aktuelle Album Radius Walk flossen dagegen Erfah-                           mit bernsteinfarbenen Lichtreflexen. Wer es erneut wendet, ent-    saxophone
rungen ein, die Schneider Kacirek auf gemeinsamen Tourneen                            deckt ein fantastisches Werk voll atmosphärisch-perkussiver        Laurence Pike
sammelten. Die Live-Situation intensivierte das Zusammen-                             Experimente. New Hymn schimmert wie ein grob geschliffener         drums
spiel, das ist auch auf dem neuen Album zu hören. Sven Kaci-                          Diamant.«
rek präparierte sein Studio so, dass die spezifischen Klänge der                         Das Trio setzt sich aus drei erfolgreichen Musikern zusam-
Drums und analogen Synthesizer zu einem kompakten Gan-                                men: Luke Abbott hat sich durch sein Spiel mit atmosphäri-
zen verschmolzen. So schufen die Klangkünstler einen Sound,                           schen Sounds und Jazz Fringes international einen Namen
der noch konzentrierter und transparenter daherkommt als auf                          gemacht. Jack Wyllie gibt mit der Gruppe Portico Quartet Kon-
dem Vorgängeralbum. Eine zentrale Rolle in ihrer Musik spie-                          zerte weltweit; die Formation wurde bereits für einen Mercury
len dunkle Bass-Drones und flirrende Percussion. Im heutigen                          Prize nominiert. Und Laurence Pike fand seine eigene Stimme
Reflektor-Konzert präsentiert das Duo nebst den beiden Alben                          im Bereich der Improvisation und experimentellen Musik. Mit
auch einige Solostücke.                                                               seinen Bands PVT und Triosk brachte er zahlreiche gefeierte
                                                                                      Alben heraus.
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                                    AN EVENING WITH
                                    DEVENDRA BANHART AND GUESTS
                                    1981 in Texas geboren, wuchs Devendra Banhart zunächst in
                                    Venezuela auf. Als Teenager kehrte er mit seiner Familie in die
                                                                                                       STARGAZE
                                    USA zurück, nach Südkalifornien, wo er sich bald in die Skate-     Stargaze ist ein internationales Netzwerk aus vielseitig talen-       Mayah Kadish
                                    board-Kultur verliebte. Sowohl während seiner Kindheit in          tierten und klassisch ausgebildeten Musikern aus ganz Europa.         violin
                                    Caracas als auch später an der High School kam er mit einer        Seit 2013 arbeitet das Kollektiv nicht nur als Orchester, sondern     Thora Sveinsdottir
                                    Vielzahl an musikalischen Strömungen und Stilen in Berührung,      ist auch als Kurator aktiv und initiiert zahlreiche Zusammenar-       viola
                                    die allesamt in seine Musik einflossen – von Salsa, Merengue       beiten und neue Projekte auf dem Feld von zeitgenössischem            Antonios Pratsinakis
                                    und Bossa Nova über Rocksteady, Ska bis hin zu Folk, Blues und     Pop, elektronischer oder klassischer Musik. So entstanden Kol-        violoncello
         Devendra Banhart           Avantgarde. Auch als Maler ist Devendra Banhart erfolgreich,       laborationen mit Künstlern wie unter anderem Lisa Hannigan,           Maaike van der Linde
                          vocals    seine Werke wurden unter anderem im San Francisco Museum           Poliça, Nils Frahm und Matthew Herbert.                               flute
           Noah Georgeson           of Modern Art, im Palais des Beaux-Arts in Brüssel und im              In diesen Konstellationen trat Stargaze bereits an weltbe-        Marlies van Gangelen
guitar, bass, vocals, synthesizer   Museum of Contemporary Art in Los Angeles ausgestellt. Die         kannten Konzerthäusern und Festivals auf wie dem Barbican             oboe
                                    Cover zu seinen Alben entwarf er ebenfalls meist selbst.           Centre in London, der Kölner Philharmonie, dem Holland Fes-           Romain Bly
                                       Mit Noah Georgeson verbindet ihn eine lange Zusammen­           tival und der Ruhrtriennale. Neben den zahlreichen Zusam-             trumpet, horn
                                    arbeit. Bereits 2004 tourten sie gemeinsam, 2005 nahmen sie        menarbeiten mit anderen Künstlern pflegt Stargaze sein eige-          Christophe Schweizer
                                    das Album Cripple Crow auf. Seitdem hat Georgeson vier wei-        nes Repertoire und führt vor allem Werke von Songwritern und          trumpet
                                    tere Alben von Banhart produziert. Geboren wurde Noah Geor-        Komponisten wie Greg Saunier, Sufjan Stevens, Bryce Dessner,          Kobi Arditi
                                    geson in Kalifornien, wo er schon als Teenager in verschiedenen    David Lang und Richard Reed Parry auf.                                trombone
                                    Punkbands spielte. Er teilte sich zudem einen Gitarrenlehrer mit       In Rahmen des »Reflektor Nils Frahm« ist das Ensemble
                                    Gyan Riley, dem Sohn von Terry Riley, der ihn zum Komponie-        gleich an zwei Abenden zu erleben: Im heutigen Konzert mit
                                    ren anregte. Neben vier Grammys erhielt er auch eine Emmy-         Devendra Banhart sowie morgen an gleicher Stelle mit Erlend
                                    Nominierung für die Produktion der Titelmusik zur Fernsehse-       Øye und La Comitiva.
                                    rie Narcos.
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BJÖRN MEYER
Der Stockholmer Musiker Björn Meyer kam kurz vor seinem 18. Geburtstag zum
ersten Mal in Kontakt mit dem E-Bass. Ein paar Noten, eher per Zufall gespielt,
eröffneten ihm ein Klanguniversum, in dem er ungeahnte Inspiration fand. Nach
Abschluss seines Informatik- und Physikstudiums widmete er sich 1989 zum
ersten Mal ganz der Musik und seiner Leidenschaft für den Bass. Bis heute
                                                                                   NUBYA GARCIA
erforscht Meyer unermüdlich das klangliche Potenzial seines Instruments und        Erst 28 Jahre alt, mischt die Londonerin Nubya Garcia mit ihrem
entwickelt es weiter.                                                              intensiven, hitzigen Saxofonspiel gerade die internationale
   »In der Tiefe vibriert alles, zugleich glimmen in der Höhe klangliche Silber-   Jazz-Szene auf. Bereits jetzt gehört sie in Großbritannien zu
fäden. Ein elektrischer Orchesterklang, den uns Meyer unterm Klang-Mikros-         den treibenden Kräften bei der Wiederentdeckung jazz-basier-        Nubya Garcia
kop zeigt«, beschreibt der Schweizer Tages-Anzeiger die Kompositionen des          ter Sounds. Ihr Ton auf dem Tenorsaxofon und die Power ihres        saxophone
Schweden. Bei Solo-Auftritten schwebt Meyer mühelos zwischen vermeintlichen        Spiels lassen an große Namen wie John Coltrane oder Pharoah         Al MacSween
Gegensätzen wie Komposition und Improvisation, Elektro und Akustik, Moderne        Sanders denken.                                                     piano
und Tradition. Ein selbstverständliches Zusammenspiel entfaltet sich zwischen         Aufgewachsen im kreativen Umfeld der karibischen Eltern,         Daniel Casimir
pulsierenden Stimmungen, archaischen Hymnen und rhythmischen Pattern-              macht ihr Markenzeichen – afrikanisch gefärbter Jazz – die          double bass
Strukturen. Mit der Erfahrung von gut dreißig Jahren intensiver Auseinander-       Musikerin zu einer Schlüsselfigur in einer Reihe neuer wie eta-     Sam Jones
setzung mit dem Bass eröffnet Björn Meyer einen neuen Zugang zu seinem             blierter Bands. So arbeitete Garcia bereits mit dem legendären      drums
Instrument. Sein erstes Soloalbum Provenance erschien im Herbst 2017, wei-         Elektro-Produzenten Congo Natty zusammen und war mit eige-
tere CDs entstanden mit Musikern wie dem Oud-Spieler Anouar Brahem oder            nen Arbeiten Teil des Theon Cross Trios, des Jazz-Ensembles
der Band Bazar Blå.                                                                Maisha und des Nérija Septetts.
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                             Riesige, dicke Brillengläser, die Gitarre und
                             eine samtweiche Stimme – das sind Erlend
                             Øyes Erkennungszeichen. Der Blondschopf
                             gibt sich als schlacksiger Nerd, und gerade
                             das macht ihn zum Popstar. Durch die Musik
                             des Norwegers zieht sich ein relaxter Vibe,
                             der die Augen und Ohren für Orte, Situationen
                             und Begegnungen öffnet. In Øyes Liedern ste-       Erlend Øye
                             hen Geschichten im Zentrum. Immer wieder           vocals, guitar, ukulele
                             aber erfindet er seine Musik neu, sucht sich
                             neue Mitstreiter, neue Orte und neue Themen.       Stefano Ortisi
                             Es gibt kaum eine Musikrichtung, die ihn nicht     guitar
                             reizt – ob elektronische Musik, Indie-Rock oder    Luigi Orofino
                             alternative Strömungen des Reggae. Diesen          guitar
                             geht er nach, ohne seine Markenzeichen, den        Marco Castello
                             intimen, akustischen Einschlag, abzulegen.         guitar
                                Bekannt wurde Erlend Øye, als er Ende
                             der Neunziger mit seinem Kindheitsfreund           und
                             Eirik Glambek die Band Kings of Convenience        Stargaze
                             gründete und mit zweistimmigem Gesang und
                             Akustikgitarren eine neue Ära des Folk ein-
                             läutete. Bald darauf machte er mit dem Solo-
                             Album Unrest von sich reden. Seit Øye auf Sizi-
                             lien lebt, hat es ihm die italienische Popmusik
                             der 60er und 70er Jahre angetan. Auf seiner
                             aktuellen Tournee begleitet ihn deshalb das
ERLEND ØYE UND LA COMITIVA   sizilianische Kollektiv La Comitiva, dessen
                             Sound auch von lateinamerikanischen Stilen
                             geprägt ist.
VORSCHAU

                                            REFLEKTOR MANFRED EICHER
                                            Das Label ECM Records, 1969 von Manfred Eicher in München

EXKLUSIV
                                            gegründet, genießt eine Sonderstellung in den Plattenschrän-
                                            ken der Welt – nicht nur bei all jenen, die in der Musik »The
                                            most beautiful sound next to silence« suchen, wie der einzige
                                            je formulierte Werbeslogan der Firma lautet. Auch Klang- und
                                            Bildästheten schätzen ECM seit nunmehr 50 Jahren als Hort
                                            exzellent aufgenommener Musik und einer Cover-Gestaltung

     FÜR
                                            von höchstem ästhetischen Anspruch. Nun wird Eicher beim
                                            nächsten »Reflektor« mit einem von ihm selbst gestalteten Pro-
                                            gramm und zahlreichen ECM-Künstlern die ganze Elbphilhar-
                                            monie auf seine unverwechselbare Weise zum Klingen bringen.

   ALLE
                                            3.– 6. Februar 2020 | Elbphilharmonie
                                            Tickets ab 20. Juni auf www.elbphilharmonie.de

                                                              Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

                                                              IMPRESSUM
                                                              Herausgeber: HamburgMusik gGmbH
                                                              Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant
                                                              Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler
                                                              Lektorat: Reinhard Helling
                                                              Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer
                                                              Druck: Flyer-Druck.de

                                                              Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com
  TICKETS FÜR DIE SAISON 2019/20 AB 20.6.
                                                              BILDNACHWEIS
    IN DEN VORVERKAUFSSTELLEN UND
                                                              soweit bezeichnet: Nils Frahm, (Cover, Porträt und Zwischenseiten: Daniel Dittus);
    UNTER WWW.ELBPHILHARMONIE.DE                              Astor Film Lounge (Jan Bitter); Auswanderermuseum (Auswanderermuseum BallinStadt
                                                              Hamburg); Martyn Heyne (Dan Lezz); Nils Frahm (Porträt Seite 2: Alexander Schneider);
                                                              Schneider Kacirek (Andreas Schiko); Szun Waves (Mike Massaro); stargaze (Maarit
                                                              Kytöharju); Björn Meyer (Fotini Potamia); Nubya Garcia (Fabrice Bourgelle); Manfred Eicher
                                                              (Richard Schröder / ECM)
Es ist das Besondere,
                                                                                          das Wellen schlägt.
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORS   PRODUCT SPONSORS                  FÖRDERSTIFTUNGEN
BMW                  Coca-Cola                         Kühne-Stiftung
Montblanc            Hawesko                           Körber-Stiftung
SAP                  Lavazza                           Hans-Otto und
Julius Bär           Meßmer                            Engelke Schümann Stiftung
Deutsche Telekom     Ricola                            Haspa Musik Stiftung
                     Ruinart                           Hubertus Wald Stiftung
                     Störtebeker                       Ernst von Siemens Musikstiftung
                                                       Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung
                                                       Mara & Holger Cassens Stiftung
                     CLASSIC SPONSORS                  Programm Kreatives Europa
                     Aurubis                           der Europäischen Union
                     Bankhaus Berenberg                Adam Mickiewicz Institut
                     Commerzbank AG
                                                       Stiftung Elbphilharmonie
                     DZ HYP
                     GALENpharma                       Freundeskreis Elbphilharmonie
                     Hamburg Commercial Bank           + Laeiszhalle e.V.
                     Hamburger Feuerkasse
                     Hamburger Sparkasse
                     Hamburger Volksbank
                     HanseMerkur Versicherungsgruppe
                     Jyske Bank A/S
                     KRAVAG-Versicherungen
                     Wall GmbH
                     M.M.Warburg & CO

                     ELBPHILHARMONIE CIRCLE

                                                                                              Der offizielle Weinpartner
                                                                                                der Elbphilharmonie

                                                                                                                             Mehr Infos unter:
                                                                                                                           hawesko.de/elphi
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                   Julius Bär ist Principal Sponsor
                   der Elbphilharmonie Hamburg.

                                   juliusbaer.com
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