Monatsbericht des BMF - Juli 2015

 
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Monatsbericht des BMF - Juli 2015
Monatsbericht des BMF

Juli 2015
Monatsbericht des BMF - Juli 2015
Zeichenerklärung für Tabellen
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                     -          nichts vorhanden
                                weniger als die Hälfte von 1 in der letzten besetzten Stelle, jedoch mehr als
                    0
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Monatsbericht des BMF - Juli 2015
Monatsbericht des BMF Juli 2015

     Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Editorial .........................................................................................................................................................4

Überblick zur aktuellen Lage .....................................................................................................................5

Analysen und Berichte ................................................................................................................................6

Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019.........................6
Die Finanzverfassungen von föderalistischen Staaten: ein internationaler Vergleich .............................18
Strukturreformen und Haushaltskonsolidierung: Gegensatz oder Ergänzung?.......................................25
Investieren in Europas Zukunft ...........................................................................................................................28

Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage ................................................................................................... 37

Konjunkturentwicklung aus finanzpolitischer Sicht ......................................................................................37
Steuereinnahmen im Juni 2015 ..........................................................................................................................43
Entwicklung des Bundeshaushalts bis einschließlich Juni 2015 ....................................................................47
Entwicklung der Länderhaushalte bis Mai 2015 ..............................................................................................51
Finanzmärkte und Kreditaufnahme des Bundes .............................................................................................53
Europäische Wirtschafts- und Finanzpolitik ....................................................................................................58
Termine, Publikationen ........................................................................................................................................61

Statistiken und Dokumentationen........................................................................................................ 63

Übersichten zur finanzwirtschaftlichen Entwicklung....................................................................................65
Übersichten zur Entwicklung der Länderhaushalte .......................................................................................96
Gesamtwirtschaftliches Produktionspotenzial und Konjunkturkomponenten des Bundes ................ 103
Kennzahlen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ............................................................................... 117

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Monatsbericht des BMF - Juli 2015
Monatsbericht des BMF Juli 2015

   Editorial

Editorial
Sehr geehrte Damen und Herren,

der Bund hält an seiner stabilen und verläss-
lichen Haushaltspolitik fest. Am 1. Juli 2015 hat
das Bundeskabinett den Regierungsentwurf
für einen schuldenfreien Bundeshaushalt 2016
beschlossen. Auch im Finanzplan bis zum
Jahr 2019 bleibt die „schwarze Null“ fest
verankert. Dabei verfolgt der Bund eine
generationengerechte Wachstumspolitik.
Während die Staatsverschuldung gemessen an
der Wirtschaftsleistung kontinuierlich sinkt,
werden gleichzeitig die Ausgaben für wichtige            europäische Partner nur in Verbindung mit
Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur, Bildung          ambitionierten Reformen in den Mitglied-
und Forschung erhöht. Damit stärkt der Bund              staaten zum Erfolg führt.
das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort
Deutschland und wappnet sich für kommende                Im Rahmen einer gemeinsamen Fachtagung
Herausforderungen.                                       mit dem IWF im März dieses Jahres wurden
                                                         zahlreiche Reformbeispiele präsentiert.
Die aktuellen Entwicklungen in Griechenland              Erfolgreiche Reformen zeichnen sich vor
führen einmal mehr vor Augen, wie wichtig                allem dadurch aus, dass sie solide öffentliche
ein glaubwürdiger und handlungsfähiger                   Finanzen mit nachhaltigen und wachstums-
Staat ist. Die Arbeit der Bundesregierung war            freundlichen Strukturreformen kombinieren.
und ist darauf ausgerichtet, Griechenland                Viele positive Beispiele aus der ganzen Welt
gemeinsam mit ihren europäischen Partnern                belegen: Haushaltskonsolidierung und
und dem Internationalen Währungsfonds                    Strukturreformen ergänzen und bestärken sich
(IWF) innerhalb des Euroraums zu stabilisieren           gegenseitig.
und auf einen wirtschaftlich erfolgreichen
Weg zurückzuführen. Hierzu sind verbindliche,
eigene Anstrengungen der griechischen
Regierung unerlässlich. Der Schlüssel zum
Erfolg liegt in Griechenland selbst. Die positiven
Erfahrungen mit anderen Programmländern                  Dr. Thomas Steffen
wie Irland, Spanien und Portugal haben                   Staatssekretär im Bundesministerium der
gezeigt, dass finanzielle Solidarität durch              Finanzen

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   ÜberblickWirtschafts-
   Aktuelle  zur aktuellen Lage
                         und Finanzlage

Überblick zur aktuellen Lage
Wirtschaft

 Die Gesamtheit der Wirtschaftsdaten spricht dafür, dass sich die konjunkturelle Aufwärts-
   bewegung im 2. Quartal mit moderatem Tempo fortgesetzt hat.

 Der Arbeitsmarkt profitiert vom Aufschwung. Die Beschäftigung nimmt zu und die Arbeits-
   losigkeit geht zurück.

 Die Preisniveaus auf der Konsumenten- und Produzentenstufe sind nach wie vor sehr stabil.
   Die Energiepreisentwicklung dämpft weiterhin die Inflation. Aber auch die inländischen
   Preisdeterminanten tragen zur Preisniveaustabilität bei.

Finanzen

 Im Juni 2015 sind die Steuereinnahmen (ohne reine Gemeindesteuern) im Vorjahresvergleich um
   insgesamt 2,1 % gestiegen. Die gemeinschaftlichen Steuern verzeichneten einen Anstieg von 3,7 %.
   Neben der Lohnsteuer trugen die veranlagte Einkommensteuer und die Körperschaftsteuer
   zum Aufkommenswachstum bei. Bei den Bundessteuern ergab sich erstmals in diesem Jahr ein
   Einnahmerückgang in Höhe von 8,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Neben erheblichen
   Mindereinnahmen bei der Energiesteuer und der Stromsteuer trug hierzu auch der Rückgang
   des Kraftfahrzeugsteueraufkommens bei, welcher aber aus einer überhöhten Vorjahresbasis
   resultiert.

 Die Einnahmen und Ausgaben entwickeln sich weiter positiv. Bis einschließlich Juni 2015 sanken
   die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,7 %. Hauptausschlaggebend ist weiterhin
   die günstige Entwicklung der Zinsausgaben. Die Einnahmen bis einschließlich Juni übertrafen das
   Ergebnis des Vorjahreszeitraums um 10,3 %.

 Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe betrug Ende Juni 0,76 %, die Zinsen im Dreimonats-
   bereich – gemessen am Euribor – beliefen sich auf - 0,014 %.

Europa

 Im Vordergrund der Gespräche der Wirtschafts- und Finanzminister der Eurogruppe am
   18. Juni 2015 in Luxemburg standen die Situation in Griechenland, Zypern und Portugal, der
   IWF-Artikel-IV-Bericht zum Euroraum, der Zusammenhang des Niedrigzinsumfelds mit der
   Finanzpolitik und die finanz- und wirtschaftspolitischen Empfehlungen an den Euroraum. Bei den
   Sondertagungen der Eurogruppe am 22., 24., 25. und 27. Juni 2015 in Brüssel ging es um die Lage in
   Griechenland.

 Beim ECOFIN-Rat am 19. Juni 2015 in Brüssel waren die Investitionsinitiative der Europäischen
   Kommission, die Bankenstrukturreform, die Banken- und die Kapitalmarktunion, verschiedene
   Steuerthemen, Beiträge zum Europäischen Rat vom 25. und 26. Juni 2015 sowie die Umsetzung des
   Stabilitäts- und Wachstumspakts Kernthemen der Beratungen.

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      Analysen und Berichte

Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016
und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019
Bundeshaushalt „fit machen“ für die Zukunft

   Die Bundesregierung setzt mit dem Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und dem
     Finanzplan bis 2019 ihre solide Haushaltspolitik konsequent fort. Wie bereits im laufenden Jahr
     kann der Bundeshaushalt in allen Jahren des neuen Finanzplans ohne neue Schulden ausgeglichen
     werden.

   Mit ihrer Haushaltspolitik hat die Bundesregierung zudem die Spielräume eröffnet, um ihre
     wachstumsfreundliche Haushaltspolitik fortzuschreiben. So wurde für die Jahre 2016 bis 2018
     ein Programm im Umfang von 10 Mrd. € für Zukunftsinvestitionen – insbesondere für öffentliche
     Infrastruktur und Energieeffizienz – auf den Weg gebracht.

   Mit dem Beschluss über den Regierungsentwurf 2016 und den Finanzplan bis 2019 wurde das BMF
     erstmalig beauftragt, federführend Haushaltsanalysen zu zwei ausgewählten Politikbereichen
     durchzuführen. Solche Haushaltsanalysen, sogenannte Spending Reviews, sind ein im Koalitions-
     vertrag verankertes Instrument, mit dessen Hilfe die Wirksamkeit von Haushaltsmitteln
     überprüft und gegebenenfalls verbessert werden soll. Die Ergebnisse dieser Analysen wird die
     Bundesregierung im Rahmen der Aufstellung des Bundeshaushalts 2017 und des Finanzplans
     bis 2020 berücksichtigen.

1        Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und finanzpolitische Ausgangslage .......................................6
2        Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan bis 2019 ......................................................................................7
2.1      Eckdaten des Regierungsentwurfs und der Finanzplanung................................................................7
2.2      Wesentliche Politikbereiche ....................................................................................................................10
2.3      Steuereinnahmen ......................................................................................................................................16
2.4      Personal und Verwaltung.........................................................................................................................17
2.5      Konzeptionelle Entwicklung künftiger Eckwerte ...............................................................................17

1 Gesamtwirtschaftliche                                                              sich die Dynamik. Zu Beginn dieses Jahres
  Entwicklung und finanz-                                                            kamen positive Wachstumsimpulse aus dem
                                                                                     Inland. So erhöhten die privaten Haushalte
  politische Ausgangslage                                                            und der Staat ihre Konsumausgaben. Die
                                                                                     privaten Konsumausgaben profitierten dabei
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung                                                    von einer anhaltenden Einkommens- und
                                                                                     Beschäftigungsexpansion. Zudem hat der
Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiter-                                        niedrige Ölpreis zu zusätzlichen Kaufkraft-
hin im Aufschwung. Im 1. Quartal 2015 nahm                                           steigerungen bei den Verbrauchern und
die gesamtwirtschaftliche Aktivität mit                                              Kostenentlastungen bei den Unternehmen
einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts                                              geführt. Aber auch die Ausweitung der
(BIP) preis-, kalender- und saisonbereinigt                                          Investitionstätigkeit trug zum Wirtschafts-
um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal erneut                                             wachstum bei. So stiegen die Investitionen in
zu. Nachdem im Schlussquartal 2014 das                                               Bauten und Ausrüstungen gegenüber dem
BIP um 0,7 % angestiegen war, verlangsamte                                           Vorquartal deutlich an. Der Außenhandel
                                                                              6
Monatsbericht des BMF Juli 2015

   Analysen und Berichte

Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

hingegen dämpfte das Wirtschaftswachstum.               Konsequente Konsolidierung und Sanierung
Die Exporte konnten zwar einen Zuwachs                  des Bundeshaushalts sind dabei eine Seite
gegenüber dem letzten Quartal 2014 verzeich-            der Medaille – Maßnahmen, die auf die
nen, gleichzeitig weiteten sich allerdings die          Wahrung und Stärkung der Leistungs- und
Importe sehr viel kräftiger aus.                        Wettbewerbsfähigkeit zielen, die andere.
                                                        Auch hier hat die Bundesregierung in den
Diese günstigen makroökonomischen Rahmen-               vergangenen Jahren bereits viel auf den
bedingungen lassen erwarten, dass sich                  Weg gebracht. So wurden die prioritären
der gesamtwirtschaftliche Aufschwung im                 Maßnahmen des Koalitionsvertrags, deren
weiteren Jahresverlauf fortsetzt. Auch die              Ziel die Steigerung der Zukunftsfähigkeit
weiter in die Zukunft weisenden Konjunktur-             unseres Landes ist, mit einem Gesamtvolumen
indikatoren, die eine Verbesserung der                  von 23 Mrd. € umgesetzt. Diese Mittel fließen
Stimmung von Unternehmen und Verbrau-                   schwerpunktmäßig in die Bereiche Bildung
chern anzeigen, stützen diese Annahme.                  und Forschung, Entlastung der Länder und
Die Bundesregierung geht daher in ihrer                 Kommunen, öffentliche Verkehrsinfrastruktur
Frühjahrsprojektion vom April dieses Jahres             und Entwicklungszusammenarbeit1.
für die Jahre 2015 und 2016 von einem realen
Wirtschaftswachstum von jeweils 1,8 % (Jahres-          Zudem hat die Bundesregierung im
projektion vom Januar 2015: 1,5 % und 1,6 %) aus.       November 2014 für die Jahre 2016 bis 2018 ein
                                                        10-Mrd.-€-Programm für Zukunftsinvestitio-
Finanzpolitische Ausgangslage                           nen – insbesondere für öffentliche Infrastruk-
                                                        tur und Energieeffizienz – beschlossen. Im
Noch im Jahr 2013 musste der Bund neue                  Nachtragshaushalt 2015 wurden entsprechende
Schulden in Höhe von 22,1 Mrd. € aufnehmen.             Verpflichtungsermächtigungen geschaffen,
Demgegenüber konnte der Bundeshaus-                     um damit eine Planungsgrundlage für die
halt 2014, der im Soll noch eine Nettokredit-           Ressorts zu schaffen.
aufnahme von 6,5 Mrd. € vorgesehen hatte, im
Ergebnis ohne Neuverschuldung ausgeglichen
werden. Gleichzeitig konnten rund 2,5 Mrd. €            2 Bundeshaushalt 2016 und
der Schulden des Sondervermögens Investi-                 Finanzplan bis 2019
tions- und Tilgungsfonds getilgt werden.

Ein weiterer Meilenstein der Konsolidierungs-           2.1 Eckdaten des Regierungsentwurfs
politik des Bundes ist der Bundeshaushalt 2015.             und der Finanzplanung
Erstmalig in der Geschichte der Bundesrepublik
ist es mit diesem Haushalt gelungen, die                Im Regierungsentwurf 2016 und dem Finanz-
Ausgaben und Einnahmen des Bundes                       plan bis 2019 werden die Veränderungen
bereits in der Planung ohne neue Schulden in            abgebildet, die sich aus Schätzabweichungen
Einklang zu bringen. Dies gilt sowohl für den           zwischen der gesamtwirtschaftlichen Voraus-
ersten Bundeshaushalt 2015 als auch für den             schätzung der Bundesregierung auf Grundlage
Nachtragshaushalt 2015 vom Juni dieses Jahres.          der Jahresprojektion 2015 und den Ergebnissen
Mit dem Nachtragshaushalt 2015 wurden u. a.             der Frühjahrsprojektion der Bundesregierung,
auch die haushalterischen Voraussetzungen               der Rentenschätzung sowie den Ergebnissen
geschaffen, um den „Kommunalinvestitions-               des Arbeitskreises „Steuerschätzungen“
förderungsfonds“ mit 3,5 Mrd. € auszustatten.           Anfang Mai 2015 ergeben.
Mit diesem Sondervermögen gewährt der
Bund den Ländern in den Jahren 2015 bis 2018
Finanzhilfen für Investitionen in finanz-
schwachen Kommunen.                                     1
                                                            Official Development Assistance (ODA).

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         Analysen und Berichte

      Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

Tabelle 1:           Eckdaten zum Regierungsentwurf 2015 und zum Finanzplan bis 2019
                                                                      Soll        Entwurf                          Finanzplan
                                                                                                                  
                                                                                                  LQ}0UG}b

Ausgaben                                                                                                       
Veränderung gegenüber Vorjahr in %                                                                                          
Einnahmen                                                                                                      
Steuereinnahmen                                                                                                
Nettokreditaufnahme                                                                                                                   
nachrichlich:
Ausgaben für Investitionen (im Jahr 2015 ohne
                                                                                                                    
Kommunalinvestitionen)

Abweichungen durch Rundung der Zahlen möglich.
Quelle: Bundesministerium der Finanzen.

     Im Finanzplan wird die „schwarze Null“ durch-                           So wird auch das angekündigte 10-Mrd.-€-Pro-
     gängig bis zum Jahr 2019 fortgeschrieben. Mit                           gramm für Zukunftsinvestitionen – insbe-
     ihrem Konsolidierungskurs hat sich die Bundes-                          sondere für öffentliche Infrastruktur und
     regierung zugleich die Spielräume eröffnet,                             Energieeffizienz – schwerpunktmäßig in den
     mit dem Regierungsentwurf zum Bundeshaus-                               Haushaltsjahren 2016 bis 2018 ausfinanziert.
     halt 2016 und dem Finanzplan bis 2019 weitere                           Insgesamt stehen im Jahr 2016 für zusätzliche
     wachstumsfreundliche Impulse zu setzen, die                             Zukunftsausgaben 3,1 Mrd. € zur Verfügung.
     Kommunen zu unterstützen und ihre Mittel                                In den Finanzplanjahren 2017 und 2018
     für die Entwicklungszusammenarbeit noch                                 sind rund 3,4 Mrd. € beziehungsweise rund
     einmal deutlich zu erhöhen.                                             3,5 Mrd. € vorgesehen.

  Abbildung 1:           Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben im Bundeshaushalt
                         in Mrd. €

      
                                                                                                                                
      
                                                                                                             
                                                                                                 
                                                                                           
                   
                                                                            
                                                                        
                                                        
                                      

                     

      
                                                                                        

                                          Ausgaben                   Steuern sowie sonstige Einnahmen

           Quelle: Bundesministerium der Finanzen.

                                                                      8
Monatsbericht des BMF Juli 2015

   Analysen und Berichte

Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

Mit dem Haushaltsentwurf 2016 steigert der              beigetragen: Seit dem Jahr 2013 findet eine
Bund seine Investitionsausgaben – bereinigt             Rückführung der Schuldenstandsquote statt.
um die Zuführung an den Kommunalinvesti-                Sie ist im Jahr 2013 um 2,2 Prozentpunkte
tionsfonds 2015 – um rund 14,6 % beziehungs-            auf 77,1 % des BIP und im Jahr 2014 um
weise absolut um rund 3,9 Mrd. € gegenüber              2,4 Prozentpunkte auf 74,7 % des BIP gesunken.
dem Nachtragssoll 2015. Damit erhöht der                Für den Prognosezeitraum bis zum Jahr 2019
Bundeshaushalt seine Investitionsquote gegen-           wird ein weiterer kontinuierlicher Rückgang
über dem Jahr 2015 – als Anteil der Investitions-       der Schuldenstandsquote bis auf 61 ½ % des
ausgaben an den Gesamtausgaben – um rund                BIP erwartet. Bereits im Jahr 2016 strebt die
1 Prozentpunkt auf rund 9,8 % für das Jahr 2016.        Bundesregierung eine Quote unter 70 %
                                                        des BIP an. Damit nähert sich die deutsche
Der Haushaltsentwurf 2016 und der Finanzplan            Schuldenstandsquote dem Maastricht-
berücksichtigen gleichzeitig auch die Auswir-           Referenzwert von 60 % des BIP an.
kungen des am 18. Juni 2015 vom Bundestag
beschlossenen Gesetzes zur Anhebung des                 Situation der Sozialversicherung
Grundfreibetrags, des Kinderfreibetrags, des
Kindergeldes und des Kinderzuschlags, mit               Die Sozialversicherungen konnten in den
dem die Bürger insgesamt um rund 5,4 Mrd. €             vergangenen Jahren eine positive Einnahme-
jährlich entlastet werden.                              entwicklung verzeichnen. Trotz der ab dem
                                                        1. Juli 2014 wirkenden Leistungsausweitungen
Insgesamt belegen der Regierungsentwurf                 aufgrund des Rentenpakets konnte die
sowie der Finanzplan erneut, dass das vorrangi-         gesetzliche Rentenversicherung im
ge Ziel – Haushaltsausgleich ohne Neuverschul-          Jahr 2014 einen Finanzierungsüberschuss
dung – nicht im Widerspruch zum Anspruch                von 3,3 Mrd. € erzielen. Im Jahr 2013 betrug
einer gestaltenden, zukunftsorientierten Politik        der Finanzierungsüberschuss 2,0 Mrd. €.
steht. Im Gegenteil: Anhand des Regierungsent-          Die Nachhaltigkeitsrücklage war zum
wurfs 2016 und des Finanzplans bis 2019 wird            Jahresende 2014 mit rund 35 Mrd. € so hoch
deutlich, dass erst die Entscheidung für eine           wie nie zuvor. Dementsprechend konnte
nachhaltige Haushaltspolitik ohne neue Schul-           der Beitragssatz zum 1. Januar 2015 um
den die Möglichkeiten eröffnet hat, mehr in die         0,2 Prozentpunkte auf 18,7 % gesenkt werden.
Politikfelder der Zukunft zu investieren.               Auf Basis der aktuellen Rentenschätzung
                                                        wird davon ausgegangen, dass dieser
Entwicklung wesentlicher Finanzkenn-                    Beitragssatz bis zum Finanzplanungsjahr 2018
ziffern                                                 beibehalten werden kann. Für das Jahr 2019
                                                        wird nach den derzeitigen Prognosen eine
Bei der Entwicklung des Maastricht-Saldos 2014          Beitragssatzsteigerung auf 19,1 % unterstellt.
und 2015 erreichte Deutschland im Jahr 2014 ei-
nen Überschuss in der Maastricht-Abgrenzung             Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA)
von 0,6 % des BIP. Auch im laufenden Jahr wird          ist finanziell stabil aufgestellt. Im Bereich
ein leichter Überschuss des gesamtstaatlichen           der Arbeitslosenversicherung beträgt
Finanzierungssaldos erwartet. Es besteht damit          der Beitragssatz weiterhin 3,0 %. Die BA
ein der konjunkturellen Lage angemessener               verfügte Ende 2014 über eine allgemeine
Sicherheitsabstand zum Referenzwert einer               Rücklage in Höhe von 3,4 Mrd. €. In den
Defizitquote von 3,0 % des BIP.                         Jahren 2015 bis 2019 wird die BA bei der von
                                                        der Bundesregierung erwarteten guten
Nachdem die Schuldenstandsquote jahrzehnte-             Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung
lang gestiegen war, haben die Konsolidierungs-          und dem damit einhergehenden Rückgang
erfolge zu der erforderlichen Trendumkehr               der Arbeitslosigkeit weiterhin jährliche

                                                    9
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Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

Überschüsse erzielen und somit kein über-               Innovationspolitik wird auf sechs prioritäre
jähriges Darlehen des Bundes benötigen.                 Zukunftsaufgaben konzentriert: Digitale
                                                        Wirtschaft und Gesellschaft, nachhaltiges
Ebenso stellt sich die Finanzlage der Gesetz-           Wirtschaften und Energie, innovative
lichen Krankenversicherung (GKV) weiterhin              Arbeitswelt, gesundes Leben, intelligente
positiv dar: Gesundheitsfonds und Kranken-              Mobilität und zivile Sicherheit. Für die
kassen verfügten Ende 2014 insgesamt über               Projektförderung im Bereich Forschung und
Finanzreserven in Höhe von 28 Mrd. €, davon             Entwicklung sind im Einzelplan des BMBF rund
rund 15,5 Mrd. € bei den Krankenkassen und              2,3 Mrd. € vorgesehen.
12,5 Mrd. € beim Gesundheitsfonds. Mit dem
GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiter-               Beim Bundesausbildungsförderungsgesetz
entwicklungsgesetz wurde der allgemeine Bei-            (BAföG) steigen ab Sommer/Herbst 2016 die
tragssatz zur GKV zum 1. Januar 2015 von 15,5 %         Bedarfssätze und Einkommensfreibeträge,
auf 14,6 % gesenkt. Zur Finanzierung der durch          flankiert von zusätzlichen strukturellen Ver-
die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds                besserungen. Insgesamt stehen für das BAföG
nicht gedeckten Ausgaben kann seither jede              rund 2,4 Mrd. € zur Verfügung.
Krankenkasse einen kassenindividuellen
einkommensabhängigen Zusatzbeitrag                      Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Moderni-
erheben. Der rechnerische Durchschnitt                  sierung und Stärkung der beruflichen Bildung:
der von den 123 Krankenkassen erhobenen                 Die Mittel steigen im Jahr 2016 auf rund
Zusatzbeitragssätze liegt seit Anfang 2015 bei          440 Mio. €. Sie sollen neben dem Meister-
rund 0,8 %.                                             BAföG insbesondere der Förderung der
                                                        Berufsorientierung und den überbetrieblichen
2.2 Wesentliche Politikbereiche                         Berufsbildungsstätten zugutekommen.

Bildung und Forschung                                   Entwicklungszusammenarbeit

Die Zukunftsbereiche Bildung, Wissenschaft              Die direkten deutschen Aufwendungen für
und Forschung genießen weiterhin hohe                   die Entwicklungszusammenarbeit konnten
Priorität. Insgesamt steigt der Etat des Bundes-        im Jahr 2014 deutlich gesteigert werden. Nach
ministeriums für Bildung und Forschung                  der aktuellen OECD-Statistik hat Deutschland
(BMBF) im Haushaltsjahr 2016 gegenüber dem              im vergangenen Jahr netto insgesamt rund
Vorjahr um gut 1,1 Mrd. € auf knapp 16,4 Mrd. €.        16,25 Mrd. US-Dollar an öffentlichen Mitteln für
Für den Hochschulpakt stehen rund 2,5 Mrd. €            die Entwicklungszusammenarbeit aufgewandt,
zur Verfügung. Der Pakt für Forschung und               nach rund 14,23 Mrd. US-Dollar im Jahr 2013.
Innovation wird fortgesetzt. Die Ausgaben               Absolut gemessen lag Deutschland damit
für die Deutsche Forschungsgemeinschaft,                hinter den USA (rund 32,73 Mrd. US-Dollar) und
die Max-Planck-Gesellschaft, die Mitglieds-             Großbritannien (rund 19,39 Mrd. US-Dollar) an
einrichtungen der Wissenschaftsgemeinschaft             dritter Stelle der Gebernationen.
Gottfried Wilhelm Leibniz, die Fraunhofer-
Gesellschaft und die Zentren der Helmholtz-             Die Bundesregierung beabsichtigt, die Ausga-
Gemeinschaft werden gegenüber dem Vorjahr               ben für die Entwicklungszusammenarbeit in
um 3 % gesteigert. Diese Steigerung finanziert          den kommenden Jahren weiter zu erhöhen.
der Bund allein.                                        Ziel der kommenden Jahre ist es, zusammen
                                                        mit den im Rahmen des „2-Mrd.-€-Pakets“
Mit der Hightech-Strategie wird die Position            bereits zugesagten Mitteln die ODA-Quote
Deutschlands im globalen Wettbewerb der                 bei mindestens 0,4 % des Bruttonational-
Wissensgesellschaft weiter gestärkt. Die                einkommens zu stabilisieren. Insgesamt
thematisch orientierte Forschungs- und                  werden im Finanzplanungszeitraum daher

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Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

nochmals zusätzlich mehr als 8,3 Mrd. € für              Auch im Haushalt 2016 wird die Personalaus-
ODA-anrechenbare Ausgaben mit den Schwer-                stattung beim Bundesamt für Migration und
punkten Entwicklungszusammenarbeit,                      Flüchtlinge (BAMF) zur Bewältigung der gestie-
humanitäre Hilfe und internationale Klima-               genen Asylbewerberzahlen weiter verstärkt.
schutzfinanzierung vorgesehen. Im Jahr 2016              Im Regierungsentwurf werden hierfür weitere
entfällt der Großteil dieser gegenüber dem gel-          300 Stellen ausgebracht, nachdem bereits
tenden Finanzplan zusätzlichen Mittel mit gut            mit dem Nachtragshaushalt 2015 750 Stellen
742 Mio. € auf den Einzelplan des Bundesminis-           sowie Haushaltsmittel für 250 Aushilfskräfte
teriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit               veranschlagt wurden. Im Rahmen des
und Entwicklung (BMZ). Das Auswärtige                    parlamentarischen Verfahrens zum
Amt (AA) erhält 370 Mio. € und das Bundes-               Haushalt 2016 wird über die Ausbringung von
ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und             bis zu 700 weiteren Stellen nebst Personal- und
Reaktorsicherheit (BMUB) 50 Mio. €. Der Ausga-           Sachmitteln für das BAMF entschieden. Damit
benansatz des BMZ kann mit den genannten                 wird die Zusage des Bundes eingehalten, in
sowie weiteren zusätzlichen Mitteln im                   den Jahren 2015 und 2016 bis zu 2 000 befristete
Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr um rund 14 %             Stellen auszubringen. Diese zusätzlichen Stellen
deutlich auf rund 7,42 Mrd. € gesteigert                 werden solange im Haushalt verbleiben, wie das
werden. Zu den gesamten direkten staatlichen             gegenwärtige Niveau der Asylanträge bestehen
Aufwendungen Deutschlands für Entwicklungs-              bleibt. Für Integrationskurse werden 50 Mio. €
zusammenarbeit tragen neben dem Bund u. a.               zusätzlich veranschlagt, die Mittel hierfür
auch die Länder und Kommunen bei.                        steigen somit auf rund 309 Mio. €.

Innenpolitik                                             Darüber hinaus hat der Bund den Ländern
                                                         beim Treffen der Bundeskanzlerin mit den
Der Einzelplan des Bundesministeriums des                Regierungschefs der Länder am 18. Juni 2015
Innern (BMI) weist im Regierungsentwurf zum              weitere finanzielle Zusagen zur Bewältigung
Bundeshaushalt 2016 Ausgaben in Höhe von                 der gestiegenen Asylbewerberzahlen
rund 6,8 Mrd. € auf. Dies bedeutet eine Stei-            gemacht. Die ursprünglich für das Jahr 2015
gerung um rund 8,2 % gegenüber dem Haus-                 vorgesehene pauschale Hilfe für Länder und
halt 2015.                                               Kommunen in Höhe von 500 Mio. € wird auf
                                                         das Jahr 2015 vorgezogen, sodass Länder und
Die zusätzlichen Mittel kommen insbesondere              Kommunen im laufenden Jahr insgesamt
dem Bereich der Inneren Sicherheit zugute,               1 Mrd. € erhalten. Ab 2016 wird sich der Bund
auf den mit über 4 Mrd. € auch weiterhin der             strukturell, dauerhaft und dynamisch an den
größte Anteil der Mittel insgesamt entfällt. Der         gesamtstaatlichen Kosten beteiligen, die in
Regierungsentwurf sieht für die Bundespolizei            Abhängigkeit von der Zahl der Aufnahme der
im Haushaltsjahr 2016 einen Ansatz in Höhe               Asylbewerber und Flüchtlinge entstehen.
von rund 2,7 Mrd. € vor. Für den Digitalfunk der
Behörden und Organisationen mit Sicherheits-             Die Sportförderung des BMI ist mit rund
aufgaben stehen 250 Mio. € zur Verfügung.                160 Mio. € dotiert. Für die Finanzierung der
Weitere größere Ausgabenbereiche sind das                politischen Stiftungen stehen rund 116 Mio. €
Bundeskriminalamt (BKA) mit rund 446 Mio. €,             bereit.
die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk
(THW) mit rund 189 Mio. €, das Bundesamt für             Verteidigung
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
(BBK) mit rund 98 Mio. € sowie das Bundesamt             Die für den Verteidigungshaushalt (Einzel-
für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)          plan 14) vorgesehenen Ausgaben liegen im
mit rund 89 Mio. €.                                      Regierungsentwurf zum Haushalt 2016 bei

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Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

rund 34,4 Mrd. € und damit rund 1,9 Mrd. €              Im Bereich Bau und Wohnungswesen werden
über dem bislang geltenden Finanzplan. Im               die Mittel für das Wohngeld mit dem Haus-
Finanzplan steigt der Plafond bis auf rund              haltsentwurf 2016 gegenüber dem Finanzplan
35,2 Mrd. € an. Maßgeblich für den Aufwuchs             um 100 Mio. € auf 730 Mio. € angehoben. Damit
sind vor allem die Auswirkungen der Tarif-              wird der Mehrbedarf aus dem Entwurf des Ge-
und Besoldungsrunde 2014, die Umsetzung                 setzes zur Reform des Wohngeldrechts und zur
der bisher im Einzelplan 60 veranschlagten              Änderung des Wohnraumförderungsgesetzes
Ausgaben zur Unterstützung des Abbaus von               berücksichtigt, welcher sich derzeit in den
Zivilpersonal im Rahmen der Strukturreform              parlamentarischen Beratungen befindet und
der Bundeswehr in den Einzelplan 14 sowie               zum 1. Januar 2016 in Kraft treten soll. Mit der
die Stärkung des verteidigungsinvestiven                Reform soll das Wohngeld an die Entwicklung
Bereichs.                                               der Einkommen und der Warmmieten seit der
                                                        letzten Reform im Jahr 2009 angepasst werden.
Umwelt und Bauwesen                                     Außerdem sind die finanziellen Auswirkungen
                                                        aus dem Entwurf des Gesetzes zur Anhebung
Für den Einzelplan des BMUB sind im Jahr 2016           des Grundfreibetrags, des Kinderfreibetrags,
insgesamt rund 4,07 Mrd. € vorgesehen. Dies             des Kindergeldes und des Kinderzuschlags
entspricht einem Anstieg von rund 207 Mio. €            auf die Wohngeldausgaben abgebildet. Die
gegenüber der bisherigen Finanzplanung.                 Leistungen für die Förderung des Städtebaus
                                                        werden auf dem hohen Niveau der Vorjahre
Zur Erfüllung der internationalen Zusagen und           mit einem Programmmittelvolumen von
der Aussage im Koalitionsvertrag, die Mittel für        insgesamt 700 Mio. € fortgeschrieben. Für den
die Entwicklungszusammenarbeit zu steigern              Bau des Humboldt-Forums im Schlossareal
(s. a. Abschnitt „Entwicklungszusammenar-               Berlin sind für das Jahr 2016 entsprechend dem
beit“), werden in den kommenden Jahren                  erwarteten Baufortschritt investive Zuschüsse
auch die Mittel für die internationale Klima-           in Höhe von 128 Mio. € veranschlagt. Zur Aus-
schutzinitiative deutlich erhöht (durchschnitt-         finanzierung des vom Deutschen Bundestag
lich um rund 75 Mio. € jährlich gegenüber dem           mit dem Nachtragshaushalt 2015 aufgelegten
bislang geltenden Finanzplan).                          Investitionszuschussprogramms „Kriminal-
                                                        prävention durch Einbruchssicherung“ sind
Im Jahr 2016 stehen hierfür nunmehr rund                Ausgaben in Höhe von 10 Mio. € vorgesehen.
338 Mio. € zur Verfügung. Zusammen mit zu-
sätzlichen im Haushalt des BMZ veranschlagten           Im Rahmen des Zukunftsinvestitionspro-
Mitteln für die Entwicklungszusammenarbeit              gramms werden für baubezogene Ansätze im
wird damit dem Finanzbedarf für die interna-            Jahr 2016 Ausgabemittel in Höhe von insgesamt
tionale Klimafinanzierung (Internationales              116 Mio. € sowie Verpflichtungsermächtigungen
Klimaschutzabkommen Paris 2015 und Kopen-               im Umfang von 165 Mio. € zur Verfügung ge-
hagen-Zusage) Rechnung getragen. Bei den                stellt. Sie sollen zur Finanzierung der neuen Pro-
Endlagerprojekten für radioaktive Abfälle,              gramme „Modellvorhaben nachhaltiges Woh-
für die 2016 insgesamt 400 Mio. € vorgesehen            nen für Studenten und Auszubildende“ und
sind, ergeben sich im Saldo Veränderungen               „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den
gegenüber der bisherigen Finanzplanung in               Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ dienen,
Höhe von insgesamt 10 Mio. € im Jahr 2016 und           die Förderung von Investitionen in nationale
von jährlich 20 Mio. € ab 2017. Für die weitere         Projekte des Städtebaus sowie das Zuschuss-
Sanierung des Sarkophags des ehemaligen                 programm der Kreditanstalt für Wiederaufbau
Kernkraftwerks in Tschernobyl werden in den             „Altersgerecht Umbauen“ verstärken und die
Jahren 2016 bis 2019 jährlich 2,8 Mio. € zusätz-        weitere Stärkung des Standorts der Vereinten
lich zur Verfügung gestellt.                            Nationen in Bonn ermöglichen.

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Monatsbericht des BMF Juli 2015

      Analysen und Berichte

    Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

Wirtschafts- und Energiepolitik                             Mittel ergänzt. Damit wird gemäß Koalitions-
                                                            vertrag ab dem Jahr 2016 ein Ansatz in Höhe
Der Etat des Bundesministeriums für Wirt-                   von 624 Mio. € für Zwecke der GRW zur
schaft und Energie (BMWi) wird im Jahr 2016                 Verfügung stehen.
rund 7,5 Mrd. € betragen. Die Erhöhung um
rund 300 Mio. € gegenüber dem bisherigen                    Neben den Ausgaben für die Gemeinschafts-
Finanzplan beruht zu einem erheblichen Teil                 aufgabe sind im Zukunftsinvestitionspro-
auf Ausgabensteigerungen zugunsten des                      gramm zugunsten des Haushalts des BMWi
deutschen Finanzierungsanteils an den Kosten                im Einzelplan 60 Mittel in Höhe von 8 Mio. €
für die Entwicklung der Ariane 62. Neben                    für Fortbildungseinrichtungen im Bereich
zusätzlichen Mitteln für das CO2-Gebäude-                   Berufliche Bildung für den Mittelstand vorge-
sanierungsprogramm sind auch höhere                         sehen sowie Ausgaben für zusätzliche Investi-
Personalausgaben aufgrund von Tarif-                        tionen in Höhe von 3 Mio. € für das Deutsche
steigerungen berücksichtigt.                                Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Die Finanzierung der seit 2014 im BMWi                      Verkehr und Digitale Infrastruktur
gebündelten Zuständigkeit für die Energie-
wende wird auf hohem Niveau fortgeführt. Die                Die Ausgaben im Einzelplan des Bundes-
Ausgaben für die Energieforschung werden                    ministeriums für Verkehr und digitale Infra-
zum Haushalt 2016 in einem Titel konzentriert.              struktur (BMVI) liegen im Jahr 2016 mit rund
Insgesamt sind die Ausgaben für Forschung                   24,4 Mrd. € um rund 0,9 Mrd. € über dem
und Entwicklung im Einzelplan gestiegen und                 geltenden Finanzplan.
belaufen sich auf einen Anteil von über 40 % am
Etat des BMWi.                                              Der Ausgabenanstieg reflektiert in erster Linie
                                                            die Ausweitung der Verkehrsinvestitionsmittel
Im Bereich der Schwerpunkte Wirtschafts-                    als prioritäre Maßnahme der Bundesregierung.
und Technologieförderung werden die                         Zur Stärkung der Investitionen in diesem Be-
Ausgaben für Aufgaben der Digitalen Agenda                  reich tragen neben konventionellen Haushalts-
aufgestockt. In der Mittelstandsförderung wird              mitteln – insbesondere aus dem 5-Mrd.-€-In-
ein neuer Titel eingerichtet, um Maßnahmen                  vestitionspaket 2014 bis 2017 und dem im
zur Förderung der Sozialkompetenz in der                    Einzelplan 60 verorteten Zukunftsinvestitions-
Ausbildung anstoßen zu können. Im Rahmen                    programm 2016 bis 2018 – auch Mittel aus der
der Erschließung von Potenzialen in der                     zusätzlichen Nutzerfinanzierung bei. Mit der
Dienstleistungswirtschaft sind erstmalig                    diesjährigen Ausdehnung der Lkw-Maut auf
auch Ausgaben zugunsten der Filmförderung                   rund 1 100 km zusätzliche Bundesstraßen und
sowie Ausgaben zugunsten der Förderung der                  leichtere Lkw ab einem zulässigen Gesamt-
gesellschaftlichen Akzeptanz der Industrie                  gewicht von 7,5 t werden hier wichtige Akzente
etatisiert.                                                 gesetzt. Insgesamt stehen im kommenden Jahr
                                                            für Investitionen in die klassischen Verkehrs-
Die Ausgaben für die Gemeinschaftsaufgabe                   träger (Straße, Schiene, Wasserstraße) und
„Verbesserung der regionalen Wirtschafts-                   den kombinierten Verkehr rund 12,3 Mrd. €
struktur“ (GRW) werden auf dem zum                          (einschließlich Einzelplan 60) zur Verfügung
Haushalt 2015 erhöhten Niveau fortgeführt.                  (rund 1 Mrd. € gegenüber dem geltenden
Zusätzlich werden sie durch im Rahmen                       Finanzplan), die schwerpunktmäßig zum
des Zukunftsinvestitionsprogramms im                        Erhalt und Ausbau der Infrastruktur und für
Einzelplan 60 hierfür veranschlagte weitere                 neue Impulse, beispielsweise zur Bekämpfung
                                                            des Schienenlärms oder Schaffung barriere-
                                                            freier Bahnhöfe, eingesetzt werden. Die
2
    Serie von europäischen Trägerraketen.                   „Verkehrsinvestitionslinie“ steigt bis zum Ende

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Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

der Legislaturperiode auf rund 12,8 Mrd. €               dahin befristete Kürzung des allgemeinen Bun-
weiter an.                                               deszuschusses an die allgemeine Rentenversi-
                                                         cherung aus dem Haushaltsbegleitgesetz 2013.
Im Bereich der digitalen Infrastruktur stärkt die
Bundesregierung die Rahmenbedingungen für                Der Bundeszuschuss zur pauschalen Abgeltung
den Breitbandausbau. Nach der erfolgreichen              der Aufwendungen der Krankenkassen für
Versteigerung der vom Rundfunk genutzten                 versicherungsfremde Leistungen beläuft
Frequenzen mit einem auf den Einzelplan 12               sich im Jahr 2016 auf 14 Mrd. € und ist ab
entfallenden Erlös von 1,33 Mrd. € (Digitale             dem Jahr 2017 langfristig auf 14,5 Mrd. €
Dividende II) wird der Bund – nach Abzug                 festgeschrieben.
umstellungsbedingter Kosten – seinen
50%igen Anteil zusammen mit den im Rahmen                Arbeitsmarkt
des Zukunftsinvestitionspakets sowie im
Finanzplan veranschlagten Ausgabemitteln                 Für die nächsten Jahre wird weiterhin eine
in Höhe von 1,4 Mrd. € (davon 400 Mio. €                 gute Wirtschafts- und Beschäftigungs-
im Jahr 2016) für den flächendeckenden                   entwicklung erwartet. Nach der aktuellen
Breitbandausbau einsetzen.                               Frühjahrsprognose 2015 wird der Rückgang
                                                         der Arbeitslosenzahl höher eingeschätzt als
Mit dem Regierungsentwurf zum Bundes-                    noch auf Basis der Frühjahrsprognose 2014
haushalt 2016 und dem Finanzplan bis 2019                bisher angenommen. Auch die Erwerbstätig-
werden auch die Voraussetzungen für die                  keit wird sich voraussichtlich weiter positiv
Fortführung des Nationalen Innovations-                  entwickeln. Von dieser Arbeitsmarktent-
programms Wasserstoff- und Brennstoff-                   wicklung ausgehend ergeben sich folgende
zellentechnologie geschaffen, für das aus                Auswirkungen auf den Bundeshaushalt:
dem Zukunftsinvestitionsprogramm und im
Einzelplan 12 zusätzliche Mittel in Höhe von             Die passiven Leistungen beim Arbeitslosen-
rund 250 Mio. € für die Jahre 2016 bis 2019              geld II und bei der Beteiligung des Bundes
bereitgestellt werden.                                   an den Kosten der Unterkunft und Heizung
                                                         (BBKdU) steigen im Jahr 2016 gegenüber
Renten- und Krankenversicherung                          dem geltenden Finanzplan leicht um
                                                         0,1 Mrd. €, in der Summe auf 23,9 Mrd. €.
Die Leistungen des Bundes an die gesetzliche             Hierbei wirken die im Vergleich zu den
Rentenversicherung erhöhen sich gegenüber                früheren gesamtwirtschaftlichen Annahmen
dem Vorjahr um rund 2,3 Mrd. € und belaufen              gesunkenen Arbeitslosenzahlen ausgaben-
sich im Haushaltsjahr 2016 auf insgesamt                 mindernd. Zugleich sind aber die Regel-
86,6 Mrd. €. Gegenüber dem geltenden                     bedarfsanpassungen und auch die in
Finanzplan fallen sie um mehr als 0,6 Mrd. €             den Jahren 2015 bis 2017 vorgesehenen
niedriger aus. Ursächlich hierfür ist ein                zusätzlichen Entlastungen der Kommunen
gegenüber dem geltenden Finanzplan um                    im Vorfeld des Bundesteilhabegesetzes
0,2 Prozentpunkte niedrigerer Beitragssatz               anteilig über eine vorübergehend erhöhte
von 18,7 %. Nach wie vor stellen die Leistungen          BBKdU im Umfang von 500 Mio. € jährlich
an die Rentenversicherung jedoch den größten             ausgabensteigernd. Außerdem wurde
Ausgabenblock im Bundeshaushalt dar. Weiter              die Bundesbeteiligung im Jahr 2017 im
berücksichtigt sind in den Ansätzen die ge-              Rahmen der Förderung von Investitionen
samtwirtschaftlichen Eckwerte des Jahres-                finanzschwacher Kommunen um weitere
wirtschaftsberichts 2015, die Ergebnisse der             500 Mio. € aufgestockt. Im weiteren Finanz-
aktuellen Rentenschätzung vom April 2015                 planzeitraum steigen die Ausgaben für
sowie der Steuerschätzung vom Mai 2015. Im               die passiven Leistungen auf 24,9 Mrd. € im
Haushaltsjahr 2016 wirkt zudem noch die bis              Jahr 2019.

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Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

Die veranschlagten Eingliederungs- und                  Damit wird gewährleistet, dass diese Pro-
Verwaltungsausgaben in der Grundsicherung               gramme – insbesondere Kinder- und Jugend-
für Arbeitsuchende bleiben über den                     plan, Freiwilligendienste, Maßnahmen im
gesamten Finanzplanungszeitraum verstetigt              Rahmen der Qualifizierungsoffensive – auf
auf dem 2013 erreichten Niveau von knapp                hohem Niveau fortgeführt werden können.
8 Mrd. €. Darüber hinaus dürfen in Umsetzung
des Koalitionsvertrags – wie bereits in                 Aus den Mitteln des Zukunftsinvestitions-
den Haushaltsjahren 2014 und 2015 – bis                 programms hat das Ressort für das Bundes-
zum Jahr 2017 zu Lasten aller Einzelpläne               programm „KitaPlus“ einen Betrag von
Ausgabereste in Höhe von 350 Mio. € je Jahr in          100 Mio. € erhalten. Im Jahr 2016 sind hierfür
Anspruch genommen werden.                               Mittel in Höhe von 33,5 Mio. € vorgesehen; für
                                                        die restlichen Mittel ist im Finanzplan 2017
Familie                                                 und 2018 Vorsorge getroffen worden.

Gemeinsam mit dem bereits vom Deutschen                 Ernährung und Landwirtschaft
Bundestag beschlossenen Gesetz zur
Anhebung des Grundfreibetrags, des Kinder-              Der Regierungsentwurf 2016 sieht für den
freibetrags, des Kindergeldes und des Kinder-           Haushalt (Einzelplan 10) des Bundesminis-
zuschlags, das im Jahr 2016 zu einer Entlastung         teriums für Ernährung und Landwirtschaft
der Bürger von rund 5,5 Mrd. € führt, werden            (BMEL) Ausgaben in Höhe von rund 5,5 Mrd. €
die familienpolitischen Leistungen des Bundes-          vor. Den Schwerpunkt bildet hierbei die
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen              Agrarsozialpolitik. Zur Förderung des eigen-
und Jugend (BMFSFJ) deutlich ausgeweitet.               ständigen agrarsozialen Sicherungssystems
Der Ressortansatz steigt auf 9,183 Mrd. € im            stellt der Bund im Jahr 2016 Zuschüsse in Höhe
Jahr 2016. Der weitaus größte Anteil davon              von rund 3,7 Mrd. € zur Verfügung und trägt
entfällt auf das Elterngeld mit 5,795 Mrd. €.           damit dazu bei, den Strukturwandel in der
Die Einführung des Elterngeld Plus und des              Landwirtschaft sozial abzufedern.
Partnerschaftsbonus ab dem 1. Juli 2015 wurde
berücksichtigt. Für den Kinderzuschlag ist im           Für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung
Jahr 2016 ein Betrag von 385 Mio. € vorgesehen.         der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“
Für das Betreuungsgeld beträgt der Ansatz               (GAK) als das wichtigste nationale Förderinstru-
1 Mrd. €.                                               ment für die Agrarwirtschaft, den Küsten-
                                                        schutz und die ländlichen Räume werden im
Dem Sondervermögen „Kinderbetreuungs-                   Jahr 2016 Bundesmittel in Höhe von 620 Mio. €
ausbau“ werden 230 Mio. € im Jahr 2016                  bereitgestellt. Die Erhöhung um 30 Mio. €
zugeführt, für die restlichen 320 Mio. € ist im         im Vergleich zur bisherigen Finanzplanung
Finanzplan Vorsorge getroffen worden.                   soll Impulse für zusätzliche Investitionen in
                                                        ländlichen Räumen geben. Auch im Rahmen
Die Hilfen im Rahmen des Fonds „Heimerzie-              des Zukunftsinvestitionsprogramms sind in
hung in der DDR in den Jahren 1949 bis 1990“            den Jahren 2016 bis 2018 Mittel in Höhe von
werden entsprechend der Zahl der gemeldeten             100 Mio. € jährlich zugunsten des Sonder-
Betroffenen bedarfsgerecht aufgestockt. Das             rahmenplans für Maßnahmen des präventiven
Modellprogramm Mehrgenerationenhäuser                   Hochwasserschutzes der GAK vorgesehen.
wird im Jahr 2016 mit 14 Mio. € etatisiert; für
die Folgejahre bis 2019 ist Vorsorge getroffen          Die auf den Einzelplan 10 entfallende Globale
worden. Insgesamt stehen neben den                      Mehrausgabe für Zukunftsinvestitionen in
Ausgaben für gesetzliche Leistungen rund                Höhe von knapp 17 Mio. € wird im Jahr 2016
780 Mio. € für die vielfältigen Programme               insbesondere für zukunftsorientierte
innerhalb des Einzelplans zur Verfügung.                Maßnahmen in den Bereichen Modell- und

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  Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

Abbildung 2:           Verteilung der Ausgaben im Bundeshaushaltsentwurf nach einzelnen
                       Aufgabenbereichen in %
                                 1,9% 1,7%
                   6,0%                                       Soziale Sicherung, Familie und Jugend,
                                                              Arbeitsmarktpolitik
                                                   50,7%
         7,0%                                                 Allgemeine Dienste (Verteidigung, Auswärtige
                                                              Angelegenheiten etc.)

                                                              Finanzwirtschaft

 10,2%
                                                              Bildungswesen, Wissenschaft, Forschung, kulturelle
                                                              Angelegenheiten

                                                              Verkehrs- und Nachrichtenwesen

                                                              Energie- und Wasserwirtschaft, Gewerbe,
                                                              Dienstleistungen

                                                              Weiteres (Gesundheit, Umwelt, Landwirtschaft etc.)
            22,6%

Quelle: Bundesministerium der Finanzen.

 Demonstrationsvorhaben, nachwachsende                     steigender Beschäftigung, wachsenden
 Rohstoffe und bilaterale technische Zusam-                Einkommen der privaten Haushalte und
 menarbeit mit dem Ausland sowie für investive             stabilen Gewinnen der Unternehmen äußert.
 Ausgaben bei den Forschungsinstituten
 verwendet.                                                So prognostiziert der Arbeitskreis „Steuer-
                                                           schätzungen“ für das Jahr 2015 Steuerein-
 Darüber hinaus werden 15 Mio. € im Jahr 2016              nahmen in Höhe von insgesamt 666,5 Mrd. €;
 sowie jeweils 25 Mio. € in den beiden Folge-              davon entfallen auf den Bund 280,3 Mrd. €.
 jahren bereitgestellt, um den Energieeinsatz              In den Folgejahren wird ein wachsendes
 in Landwirtschaft und Gartenbau effizienter               Aufkommen von 691,4 Mrd. € im Jahr 2016
 zu gestalten und damit dazu beizutragen,                  (Bund: 293,0 Mrd. €) über 715,5 Mrd. € im
 die Umweltverträglichkeit und Wett-                       Jahr 2017 (Bund: 302,4 Mrd. €) und 742,7 Mrd. €
 bewerbsfähigkeit dieser Sektoren zu stärken.              im Jahr 2018 (Bund: 314,7 Mrd. €) bis hin zu
                                                           768,7 Mrd. € im Jahr 2019 (Bund: 326,3 Mrd. €)
 2.3 Steuereinnahmen                                       vorausgeschätzt.

 Basierend auf den gesamtwirtschaftlichen Eck-             Die größte Dynamik ist weiterhin bei den ge-
 werten und auf der Grundlage des geltenden                meinschaftlichen Steuern zu erwarten: Deren
 Steuerrechts wird im gesamten Schätzzeitraum,             Anteil am Gesamtsteueraufkommen wird vo-
 ausgehend vom vergangenen Ist-Jahr 2014,                  raussichtlich von 71,7 % im Jahr 2014 auf 74,4 %
 bis zum Ende des Schätzzeitraums 2019 ein                 im Jahr 2019 steigen. Jedoch verbergen sich
 Zuwachs der Steuereinnahmen um 19,4 %                     hinter der Entwicklung deutlich divergierende
 erwartet. In der Steuerschätzung spiegelt sich            Änderungsraten bei den einzelnen Steuerar-
 die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung               ten, aus denen sich die gemeinschaftlichen
 in Deutschland wider, die sich in weiter                  Steuern zusammensetzen. Der stärkste Auf-

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Monatsbericht des BMF Juli 2015

   Analysen und Berichte

Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2016 und Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019

kommensanstieg wird für die Lohnsteuer mit               2.5 Konzeptionelle Entwicklung
einem Zuwachs von 32,1 % im Jahr 2019 gegen-                 künftiger Eckwerte
über dem Basisjahr 2014 erwartet.
                                                         Um das seit dem Jahr 2012 geltende Eckwerte-
Für die reinen Bundessteuern werden bei                  Verfahren der Haushaltsaufstellung stärker
den meisten Steuerarten im Schätzzeitraum                inhaltlich auszurichten und die Wirkungs-
leichte Rückgänge projiziert. Dies betrifft              orientierung des Haushalts zu verbessern,
beispielsweise die beiden großen Verbrauch-              wurde im Koalitionsvertrag vereinbart,
steuern Energiesteuer und Tabaksteuer, bei               das Haushaltsaufstellungsverfahren um
denen mittelfristig mit weiteren Verbrauchs-             einnahme- und ausgabeseitige Haushalts-
einschränkungen gerechnet wird. Lediglich die            analysen in ausgewählten Politikbereichen,
guten Entwicklungen der Versicherungsteuer               sogenannte Spending Reviews, zu ergänzen.
(13,7 % bis 2019) sowie des Solidaritätszuschlags
(22,0 % bis 2019), der an die Zuwächse bei               Im Rahmen eines jeden Review-Zyklus wird
seinen Bemessungsgrundlagen (Lohn- und                   sich ein Lenkungsausschuss auf Staatssekretärs-
Einkommensteuer; Körperschaftsteuer)                     ebene konstituieren. Ständige Mitglieder
gekoppelt ist, sorgen für ein leichtes Plus bei          des Ausschusses werden das federführende
den reinen Bundessteuern (4,5 % bis 2019).               BMF sowie das Bundeskanzleramt sein;
                                                         hinzu treten die jeweils fachlich betroffenen
Die volkswirtschaftliche Steuerquote sinkt               Ressorts. Der Lenkungsausschuss konkretisiert
im Jahr 2015 voraussichtlich auf 22,10 %                 den Arbeitsauftrag des Bundeskabinetts,
(2014: 22,16 %). Bis zum Ende des Schätz-                steuert die Spending Reviews und setzt pro
zeitraums nimmt die Quote nach Einschätzung              Thema eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern
des Arbeitskreises „Steuerschätzungen“ wieder            des thematisch betroffenen Ressorts und
leicht zu und wird im Jahr 2019 bei 22,45 %              des BMF – und gegebenenfalls externen
liegen.                                                  Experten – ein. Die Arbeitsgruppen haben
                                                         den Auftrag, Entscheidungsvorschläge zu
2.4 Personal und Verwaltung                              entwickeln, die in das nachfolgende Verfahren
                                                         zur Aufstellung des Haushalts eingehen
Im Bundeshaushalt 2016 wurden – unter                    können. Der Lenkungsausschuss entscheidet,
Berücksichtigung von Kompensationen durch                ob und wie die Vorschläge der Arbeitsgruppen
den Wegfall von Stellen und refinanzierten               berücksichtigt werden.
Stellen – insgesamt rund 1 390 Stellen neu
ausgebracht; davon allein 450 zur Steigerung             Bis zum Eckwertebeschluss für den Bundes-
der Kapazitäten bei der Durchführung von                 haushalt 2017 und den Finanzplan bis 2020
Asylverfahren. Der Stellenbestand des Bundes             im März kommenden Jahres sollen zu den
im Jahr 2016 (rund 248 570 Stellen) ist gegen-           Themen Förderung des kombinierten
über dem Jahr 2015 (einschließlich Nachtrags-            Verkehrs und Förderung der beruflichen
haushalt 2015: rund 249 190 Stellen) durch den           Mobilität von ausbildungsinteressierten
Wegfall von Stellen infolge der Auswirkungen             Jugendlichen aus Europa (MobiPro-EU) erste
der Strukturreform der Bundeswehr, durch den             Spending Reviews durchgeführt werden.
Ausgleich für neu ausgebrachte Stellen sowie             Dabei wird ergebnisoffen geprüft, ob die mit
den planmäßigen Stellenabbau in einzelnen                der jeweiligen Maßnahme intendierten Ziele
Bereichen leicht gesunken. Weitere Schwer-               weiterhin prioritär sind, diese Ziele erreicht
punkte bei der Ausbringung von Stellen waren             werden und dies gegebenenfalls wirtschaftlich
die Bereiche Innere Sicherheit (Bundespolizei:           geschieht. Dann soll auch entschieden werden,
350 Stellen) und IT-Sicherheit (85 Stellen).             ob eine Mittelumschichtung sinnvoll wäre.

                                                    17
Monatsbericht des BMF Juli 2015

      Analysen und Berichte

    Die Finanzverfassungen von föderalistischen Staaten: ein internationaler Vergleich

Die Finanzverfassungen von föderalistischen
Staaten: ein internationaler Vergleich
Kurzfassung der Ergebnisse eines Forschungsvorhabens
der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) im Auftrag des BMF1

       Im Ergebnis der Untersuchung verschiedener Föderalstaaten und Quasi-Föderalstaaten lassen
         sich zwei Arten von Finanzverfassungen unterscheiden: die dezentralisierte und die integrierte
         Finanzverfassung.

       Die Vereinigten Staaten, Kanada, die Schweiz, Australien, Argentinien und Mexiko weisen
         dezentral ausgerichtete Finanzverfassungen auf, während die Finanzverfassungen von
         Österreich, Belgien, Brasilien, Deutschland, Indien, Italien, Russland, Südafrika und Spanien
         integriert sind. Die Finanzverfassung der Bundesrepublik Deutschland gehört, neben
         jener von Spanien, zu den integriertesten aller in den föderalistischen Staaten geltenden
         Finanzverfassungen.

       Finanzverfassungen unterscheiden sich in Bezug auf die Kohärenz ihrer institutionellen
         Regelungen. Kohärente Finanzverfassungen sind solche, deren Regeln „zusammenpassen“, also
         gut aufeinander abgestimmt sind.

       Sehr vorläufige Evidenz deutet darauf hin, dass der Grad der Dezentralisierung der
         Finanzverfassungen kaum Auswirkungen auf die Wirtschafts- und Haushaltsergebnisse hat – die
         Kohärenz der Finanzverfassungen aber sehr wohl.

       Verfassungsreformen, die den Finanzföderalismus und den Haushaltsrahmen betreffen, müssen
         sorgfältig aufeinander abgestimmt sein, wenn sie finanz- und wirtschaftspolitisch erfolgreich
         sein sollen. Dies wird auch als „Reform-Kohärenz“ bezeichnet.

1         Was ist eine Finanzverfassung? ..............................................................................................................19
2         Bausteine und Elemente von Finanzverfassungen ..............................................................................19
3         Finanzverfassungen unterscheiden sich erheblich voneinander .....................................................20
4         Entwicklung der Finanzverfassungen im Zeitverlauf .........................................................................21
5         Finanzverfassungen und Haushaltsergebnisse....................................................................................22
6         Was zeichnet die deutsche Finanzverfassung aus? .............................................................................23
1

1
    Der vorliegende Artikel wurde von Hansjörg Blöchliger und Jaroslaw Kantorowicz vom Fiscal Relations Network
    der OECD verfasst. Die vollständige Studie mit Quellenangaben und Literaturverzeichnis ist als Working
    Paper 1247 des Economics Department der OECD erschienen (http://www.oecd.org/eco/OECD-Economics-
    Department-Working-Papers-by-year.pdf).

                                                                           18
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