Die Alpen: Quelle erneuerbarer Energie - Publikation zur Tagung "Wege zur Energiestadt" vom 3./4. Mai 2012 in St. Gallen
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Die Alpen: Quelle erneuerbarer Energie Publikation zur Tagung «Wege zur Energiestadt» vom 3./4. Mai 2012 in St. Gallen
Inhaltsverzeichnis 4 Vorwort 5 Arge Alp-Tagung in St. Gallen Erfolgreiche Strategien aufzeigen und weitergeben 8 European Energy Award Zielgerichtete Energie- und Klimapolitik in Städten und Gemeinden 10 Bayern Aufbruch in ein neues Energiezeitalter 12 Wildpoldsried Ein Dorf geht seinen Weg 16 St. Gallen 15 Prozent weniger fossile Brennstoffe bis im Jahr 2020 18 Buchs Naturstrom gezielt fördern 22 Graubünden sorgt für mehr Naturstrom 24 Landquart und die Wunderlampen 28 Salzburg Energieautonomie bis 2050 30 Weißbach bei Lofer Ölkessel sollen Biomasse-Energieträgern weichen 34 Südtirol Umweltbelastung reduzieren − heimische Wertschöpfung steigern 36 Toblach Größtmögliche Unabhängigkeit dank erneuerbarer Energie 40 Tirol Mit frischer Energie in die Zukunft 42 Virgen Das Sonnendorf setzt auf Sonnenenergie 46 Vorarlberg ist auf dem Weg in die Energieautonomie 48 Wolfurt Mit gutem Beispiel vorangehen 52 Trentino Saubere Energie dank grüner Technologie 54 Trient Von verantwortungsvollem Handeln profitieren alle 58 Tessin Neue Technologien und innovative Projekte fördern 60 Mendrisio Am Anfang waren die Elektrofahrzeuge 3
Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren Ein abwechslungsreiches, lehrreiches und spannendes Präsidialjahr geht zu Ende. Unter dem Thema «Die Alpen: Quelle er- neuerbarer Energie» durfte der Kanton meinden haben sich in den Räumen des St. Gallen während eines Jahres der Ar- Bundesverwaltungsgerichts St. Gallen vor- beitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) gestellt und ihre Erfolgsrezepte weiterge- vorstehen und interessante länderüber- ben. Grenzübergreifende Themen und so- greifende Fachkontakte knüpfen. mit gemeinsame Probleme und Anliegen Die Thematik rund um erneuerbare wurden diskutiert. Das gegenseitige Ver- Energien ist aktueller denn je. Die Arge Alp ständnis der Völker im Alpenraum wurde beschäftigt sich mit den daraus verbunde- gefördert und das Bewusstsein der ge- nen Fragen schon seit einigen Jahren. Un- meinsamen Verantwortung für den alpi- ter dem Vorsitz Salzburgs wurde im ver- nen Lebensraum gestärkt. Das Resultat der gangenen Jahr der Arge Alp-Preis für die Tagung halten Sie mit dieser Broschüre in Erzeugung erneuerbarer Energien verlie- den Händen. Ich bin mir sicher, dass Sie da- hen. Der Kanton St. Gallen knüpfte in sei- raus Erkenntnisse oder Ideen für Ihre Re nem Vorsitzjahr daran an und wollte erfah- gion gewinnen können. ren, wie die unterschiedlichen Regionen Mir bleibt nur noch, das präsidiale Zep- im Arge Alp-Einzugsgebiet die Themen ter an das Land Tirol zu übergeben. Ich Energieeffizienz und Nutzung erneuerba- sage: Danke, grazie und grazia fitg für die- rer Energien in Angriff nehmen. ses spannende Jahr. Auf ein baldiges Wie- An zwei schönen Frühlingstagen im Mai dersehen im Kanton St. Gallen! 2012 trafen sich die Arge Alp-Mitglieds länder an der Tagung «Wege zur Energie- Willi Haag, Präsident der Arge Alp 2011/12 stadt». Neun energetisch vorbildliche Ge- Mitglied der Regierung des Kantons St. Gallen Die Arbeitsgemeinschaft Alpenländer Anliegen der Arge Alp ist es, das Bewusstsein um die Verantwortung für den alpinen Lebensraum zu vertie- fen und zum Wohle der Einwohner nachhaltig zu entwickeln. Der 1972 in Tirol gegründeten Arbeitsgemein- schaft gehören neun Länder/Regionen/Kantone in vier Staaten an. Mitglieder sind die Kantone St. Gallen, Graubünden und Tessin, die österreichischen Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg, der Freistaat Bayern sowie die italienischen Regionen Südtirol und Trient. Der Vorsitzende der Arge Alp wird jeweils für ein Jahr von einem Mitgliedsland gestellt. Sitz der Geschäftsstelle ist Innsbruck. Die Arge Alp-Region um- fasst eine Fläche von 118 504 Quadratkilometern und wird von 16 Millionen Menschen bewohnt. www.argealp.org 4 | Wege zur Energiestadt
Arge Alp-Tagung in St. Gallen Erfolgreiche Strategien aufzeigen und weitergeben Wie wird eine Gemeinde Vorreiterin in Sachen Energie? Neun Gemeinden aus Bayern, Graubünden, Salzburg, St. Gallen, Südtirol, Tessin, Tirol, Trentino und Vor- arlberg stellten an der Arge Alp-Tagung «Wege zur Energiestadt» in St.Gallen ihre erfolgreichen Projekte vor und zeigten ihren individuellen Weg auf. Der Kanton St. Gallen, der momentan der vom 3. und 4. Mai in St. Gallen wurden Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge neun Gemeinden aus dem Arge Alp-Ge- Alp) vorsteht, stellt sein Vorsitzjahr unter biet in Deutschland, Italien, Österreich und das Thema «Die Alpen: Quelle erneuerba- der Schweiz eingeladen, damit diese ihren rer Energie». Insbesondere die Rolle der individuellen Weg zur Energiestadt vor- Gemeinden sowie deren Anstrengungen stellen. Rund 90 Personen, darunter auch und Leistungen sollen gewürdigt werden. Vertreterinnen und Vertreter von St. Galler An die Tagung «Wege zur Energiestadt» Gemeinden sowie von den Energiefach- 5
stellen der Arge Alp-Länder, -Regio nen bach bei Lofer mit 420 Einwohnerinnen und und -Kantone, tauschten sich an der Ta- Einwohnern – haben alle etwas gemein- gung aus. Der St. Galler Regierungsrat und sam: Sie haben im Bereich der erneuerba- Vorsitzende der Arge Alp, Willi Haag, sagte ren Energien Herausragendes geleistet und einleitend: «Wir wollen die vielfältigen, ge- gelten in ihren Ländern, Regionen und Kan- meindespezifischen Themen im Energie- tonen als Vorbilder. bereich aufzeigen, Netzwerke bilden und Alle teilnehmenden Gemeinden und Handlungsspielräume ausloten. Wir wol- Energiefachstellen betonten an der Tagung, len erfahren, wie andere Regionen die The- wie wichtig die Vorbildfunktion der Gemein- men Energieeffizienz und Nutzung erneu- den ist. Vertrauen und Glaubwürdigkeit erbarer Energien in Angriff nehmen und entstehen nur durch gelebte Praxis. Wenn inwiefern solche Maßnahmen – vielleicht zusätzlich die Bürgerinnen und Bürger in sogar regional übergreifend – realisierbar die Projekte und Maßnahmen einbezogen sind.» Er wünsche sich, dass an dieser Zu- werden, ist es möglich, den eingeschlage- sammenkunft viel Neues, Uner wartetes nen Weg weiter zu beschreiten und sich und Hilfreiches erfahren werde, das dann neue, auch ehrgeizige Ziele zu stecken. in den einzelnen Gemeinden umgesetzt Die Tagungsteilnehmerinnen und -teil- werden könne. nehmer waren sich einig, dass sich der Auf- Obwohl die teilnehmenden neun Ge- wand lohnt: Die erneuerbaren Energien meinden unterschiedlicher nicht sein könn eröffnen dem Alpenraum vielfältige Chan- ten – von der italienischen Großstadt Trento cen im technischen, ökonomischen, tou- mit 117 200 Einwohnerinnen und Einwoh- ristischen, ökologischen und kulturellen nern bis zum österreichischen Dorf Weiß- Bereich. 6 | Wege zur Energiestadt
1 European Energy Award Zielgerichtete Energie- und Klimapolitik in Städten und Gemeinden Der European Energy Award (eea) ist ein Gütezertifikat für eine nachhaltige Ener- gie- und Klimaschutzpolitik von Gemeinden. Das Zertifizierungsverfahren basiert auf einem Qualitätsmanagementsystem, mit dem die Aktivitäten der Kommune er- fasst, bewertet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft werden. So können Potenziale des nachhaltigen Klimaschutzes identifiziert und genutzt werden. 1 Das Zertifizie- Energie greift in praktisch alle Bereiche un- Durch den European Energy Award wird rungsverfahren des seres Lebens – auch auf kommunaler Ebe- garantiert, dass in der Energiepolitik keine European Energy ne. Viele Gemeinden der Arge Alp-Länder, wichtigen Bereiche vergessen gehen. Die Award (eea) wird zurzeit von Deutsch- -Regionen und -Kantone belegen bereits Kommunen werden in den Punkten land, Österreich, der Spitzenplätze im Benchmarking des Euro- • Entwicklungsplanung/Raumordnung Schweiz, Frankreich, pean Energy Award (eea). Sie stellen ein • Kommunale Gebäude und Anlagen Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Monaco Viertel der mit dem eea-Gold-Award aus- • Versorgung/Entsorgung und Ungarn ange- gezeichneten Gemeinden in Europa. • Mobilität wendet. • Interne Organisation • Kommunikation/Kooperation bewertet. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wo weitere Maßnahmen möglich und nötig sind. Dies erlaubt es, ein umfassendes Bild über den Stand und die Entwicklung der Gemeinden und Städte in energiepoliti- schen Belangen abzugeben. 8 | Wege zur Energiestadt
Vergleichbarkeit auf allen Ebenen Gemeinden und Städte, die sich für das eea-Zertifizierungsverfahren oder für ein In Kürze nationales, dem Forum angeschlossenes Der European Energy Award Programm entscheiden, arbeiten alle mit Städte und Gemeinden sind entschei- demselbem Qualitätsmanagement. In der dend für den Erfolg einer nationalen Bewertung werden die jeweiligen Hand- Energiepolitik. Mit ihren Aktivitäten lungsspielräume und die vorhandenen und Maßnahmen sind sie Vorbild für Kompetenzen berücksichtigt. Dank die- die Bevölkerung und Wirtschaft. In sem System können große Städte mit der Schweiz, in Vorarlberg (A) und Kleinstgemeinden aus verschiedenen Län- Nordrhein-Westfalen (D) wurden dern miteinander verglichen werden. Zer- unabhängig voneinander Programme tifiziert werden Kommunen, die mehr als für energieeffiziente und nachhaltige 50 Prozent der möglichen Maßnahmen Gemeinden entwickelt: Energiestadt, umgesetzt haben. Die höchste Auszeich- e5 und das Aktionsprogramm 2000 nung im eea-Verfahren ist der European plus. Seit 2003 ist die Zusammenar- Energy Award Gold (mehr als 75 Prozent beit dieser drei Länder und Program- Umsetzung). Bisher erreichten nur Ge- me institutionalisiert – im Verein meinden und Städte aus Deutschland, der Forum European Energy Award e. V. Schweiz und Österreich diese Auszeich- Daraus ist das gemeinsame Qualitäts- nung. Langenegg (A) führt die Tabelle mit management und Zertifizierungs- 86 Prozent an. verfahren European Energy Award (eea) entstanden, das zurzeit neben Deutschland, Österreich und der Schweiz von sechs weiteren Ländern angewendet wird (Frankreich, Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Monaco und Ungarn). Das Forum ist zuständig für die Weiterentwicklung des Ma- nagementsystems, die Koordination der Aktivitäten zwischen den Ländern sowie die Verbreitung in andere Länder. European Energy Award in Zahlen (Stand Ende 2011) Teilnehmende Länder 9 Länder in Pilotphase 6 Teilnehmende Kommunen 954 Mit European Energy Award zertifizierte Kommunen 501 Mit European Energy Award Gold zertifizierte Kommunen 49 www.european-energy-award.org 9
1 Bayern Aufbruch in ein neues Energiezeitalter Eine sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Energieversorgung ist wichtig für den Erhalt der wirtschaftlichen Vitalität und den hohen Lebensstandard in Bayern. Das schwere Reaktorunglück in Fukushima cher bezahlbare Stromversorgung zu ge- hat in Deutschland zu einer Neubewertung währleisten, ist gleichzeitig eine optimierte der mit der Kernenergie verbundenen Risi- Markt- und Systemintegration von erneu- ken und im Juni 2011 zum Beschluss des erbaren Energien unabdingbar. Es gilt, den Ausstiegsfahrplans durch die Bundesre- Netzausbau auf allen Spannungsebenen gierung geführt. Die Bayerische Staats voranzutreiben und innovative Speicher- regierung hat am 24. Mai 2011 mit dem konzepte zu erforschen. Zukunftsgerechte neuen Energiekonzept «Energie innovativ» Energiepolitik fordert zudem konsequen- den Aufbruch Bayerns in ein neues Ener- tes Energieeinsparen und Steigerung der giezeitalter beschlossen. Energieeffizienz. Eine Schlüsselrolle für den Umbau der Dabei ist es von elementarer Bedeutung, Energieversorgung spielt der Ausbau der die Bürgerinnen und Bürger vor Ort mit Nutzungspotenziale erneuerbarer Ener zunehmen. Bayern setzt dabei auf Trans gien. Wasserkraft, Windkraft, Fotovoltaik, parenz, Information und Dialog. Wirt- Biomasse und Geothermie sollen bis 2021 schaftsminister Martin Zeil betont: «Die einen Anteil von 50 Prozent des bayeri- Energiewende kann nur gelingen, wenn schen Stromverbrauchs decken. Bereits alle Beteiligten intensiv eingebunden wer- jetzt ist Bayern mit einem Anteil von mehr den. Das ist eine zentrale Aufgabe der neu- als 25 Prozent erneuerbarer Energien an en bayerischen Energieagentur ‹ Energie der Stromerzeugung in Deutschland füh- Innovativ› ». rend. Um eine sichere und für die Verbrau- 10 | Wege zur Energiestadt
Bayern ist ein vielseitiges Land, es ver- eint unberührte Natur und pulsieren- In Kürze des Leben. Das eindrucksvolle Alpenpa- norama mit Deutschlands höchstem Freistaat Bayern Berg, der Zugspitze, und die romanti- Landeskennzahlen sche Felskulisse der Fränkischen Einwohner 12 500 000 Schweiz prägen das Gesicht Bayerns Fläche 70 549 km2 ebenso wie die ausgedehnten Fluss- Wirtschaftssektoren landschaften um Main und Donau und Land- und Forstwirtschaft 0,9 % die oberbayerische Seenplatte mit Industrie und Gewerbe 29,5 % Chiemsee, Tegernsee, Königssee, Am- Dienstleistungen 69,6 % mersee und Starnberger See. Bayern gehört daher zu den beliebtesten Rei- Primärenergieverbrauch sezielen in Europa. pro Jahr 561 282 GWh Bayerns innovationsstarke Industrie Erneuerbare Eigenproduktion und ein vielfältiger Dienstleistungsbe- pro Jahr reich machen den Freistaat zu einer der erneuerbare Wärme 16 086,34 GWh dynamischsten Wirtschaftsregionen in erneuerb. Elektrizität 23 810,62 GWh Europa. Eine gesunde Mischung aus CO2-Ausstoß pro Kopf 6,4 Tonnen marktstarken Global Players und vielen mittelständischen Unternehmen sorgt www.bayern.de 1 Wasserkraft, für eine robuste Wirtschaftsstruktur Windkraft, Fotovol- und sichert wirtschaftliche Stabilität. taik, Biomasse und Geothermie sollen Die Menschen in Bayern leben in einer bis 2021 einen Anteil der ältesten europäischen Kulturland- von 50 Prozent des schaften und zugleich in einem der mo- bayerischen Stromver- dernsten Staaten Europas. Tradition brauchs decken. und Zukunft gehen in Bayern Hand in 2 Wasserkraftwerk Mühltal. Hand. © by Rolf Sturm / D-84034 Landshut Germany 2 11
Wildpoldsried BY Ein Dorf geht seinen Weg SG V T S GR BZ TI TN «WIR – Wildpoldsried innovativ richtungsweisend – Ein Dorf geht seinen Weg»: Un- ter diesem Motto wird in der kleinen Oberallgäuer Gemeinde seit 1999 ein ökologi- sches Profil mit Einbindung der Einwohnerinnen und Einwohner erarbeitet. Schritt für Schritt konnte dabei das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger für erneuerbare Energien gewonnen, Anreize geschaffen und die örtliche Wertschöpfung ausge- baut werden. Wer in Richtung Wildpoldsried schaut, Dafür erhielt die Gemeinde ein Jahr später sieht die Windräder schon von Weitem. Be- den Umweltpreis der Bayerischen Landes- reits im Jahr 2000 wurde die erste «Bürger- stiftung für die gröβte Bandbreite an rege- windkraftanlage» erbaut: Die Bevölkerung nerativer Energieerzeugung (Wind, Wasser, erhielt die Möglichkeit, sich mit Eigenkapi- Sonne, Biogas) in Bayern. Ansporn genug tal an der eigens für das Projekt gegründe- für die 2500 Einwohnerinnen und Einwoh- ten Gesellschaft zu beteiligen. 30 Bürgerin- ner, den eingeschlagenen Weg weiterzu- nen und Bürger waren damals bereit zu gehen. investieren. Mittlerweile stehen fünf Wind- kraftanlagen mit 180 Beteiligungen auf Wildpoldsrieder Flur. Zwei weitere – mit « Wir haben im Ort 110 Beteiligungen – sind zurzeit im Bau. einige Idealisten, denen wir Geplant wurden die Anlagen von einem es zu verdanken haben, Wildpoldsrieder Landwirt und Agraringe- dass in Wildpoldsried nieur, der auch Geschäftsführer dieser Bür- gergesellschaften ist. regenerative Energien Einzelne kleine Wasserkraftanlagen, Bio- in einer solchen Bandbreite gasanlagen und Fotovoltaikanlagen waren im Jahr 2000 ebenfalls schon in Betrieb. erzeugt werden. » 2 3 12 | Wege zur Energiestadt
1 Der Ausbau von thermischen Solaran 210 Pumpen ausgetauscht – eine weitere lagen und Fotovoltaikanlagen wurde Einsparung von 88 Tonnen CO2 pro Jahr. durch drei Sammeleinkaufsaktionen vor- angetrieben. Organisiert wurden diese von der Gemeinde zusammen mit ört « Klimaschutz kann nur zusam- men mit den Bürgerinnen und lichen Handwerkern und Planern. Alle ge- eigneten Dächer der kommunalen Gebäu- Bürgern umgesetzt werden de wurden mit Fotovoltaikanlagen belegt. und funktioniert nur mit Be- Mittlerweile sind 3985 kWp verlegt, dazu geisterung und Überzeugung kommen 1900 m² thermische Anlagen. Über 230 Hausbesitzerinnen und -besitzer – und nicht mit Zwang. » in Wildpoldsried freuen sich deshalb ganz Bürgermeister Arno Zengerle besonders, wenn die Sonne scheint. Im Jahr 2008 wurde eine Pumpenaus- Rund 180 Bürgerinnen und Bürger beteilig- 1 Die Windräder von tauschaktion gestartet. Ziel war es, mög- ten sich daran und sparen seitdem jährlich Wildpoldsried sind von Weitem sichtbar. lichst viele alte Heizungspumpen gegen ca. 100 Euro Stromkosten pro Pumpe ein. 2 Energiewoche im Hocheffizienzpumpen auszutauschen. So Seit 2005 ist in Wildpoldsried ein Nahwär- Kindergarten. konnten pro Pumpe 80 Prozent Strom ge- menetz in Betrieb. Zunächst wurden alle 3 Die größte Biogas- spart werden. Wiederum mit Einbindung kommunalen, kirchlichen und öffentlichen anlage im Ort. der örtlichen Handwerker und einer inten- Gebäude sowie acht private Anwesen am 4 Heizzentrale der Biogaszentrale mit siven Beratung durch einen Gemeinderat 800 m langen Netz angeschlossen. Auf Ini- 400-kW-Pelletskessel. wurden innerhalb eines halben Jahres über tiative von Bürgerinnen und Bürgern wur- de die Leitung zwischenzeitlich dreimal ausgebaut und auf 2,5 km verlängert. Nun sind 42 Gebäude (mit mehr als 100 Woh- nungen) am Netz. Beheizt wurde die Anla- ge zunächst nur mit einem 400-kW-Pellets- kessel (und 385-kW-Heizölkessel für reine Spitzenlast). Seit 2009 wird zusätzliche Ab- wärme aus Biogas-Blockheizkraftwerken (BHKW) eingespeist. Der Pelletskessel steht im Sommer still. Große Abnahme ga- rantiert ein Hersteller von Lehmbauplat- ten, der auch im Sommer Wärme für seine 4 Trocknung benötigt. 13
Auch Information und Bildung sind zen- tral. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten « Nur durch erneuerbare Energien können wir Frieden seit über zehn Jahren im Rathaus kosten lose Energieberatung. Über Energiethe- sichern, unseren Wohlstand men und -projekte wird im Gemeindeblatt und Komfort halten und «Wildpoldsrieder Duranand» informiert. gegenüber der Schöpfung Be deutend ist zudem die «Energiebil- dung» für die Kleinsten. Im Jahr 2009 wur- und den kommenden Gene- de erstmals eine Energiewoche für die rationen verantworten. » Kindergartenkinder durchgeführt. Im Jahr 2011 machten alle 110 Wildpoldsrieder Wendelin Einsiedler Schulkinder von der 1. bis zur 4. Klasse den Energieführerschein. Sie wissen somit die nennenswerte Widerstände umgesetzt Vorteile ihrer energetisch sanierten Schule werden konnten. Die frühe Information und voll und ganz zu schätzen. Einbindung der Einwohnerinnen und Ein- Wichtig ist der Gemeinde auch, die wohner schaffte Akzeptanz und Verständ- vielen Erfahrungen, die durch erfolgreich nis. Die Wertschöpfung (über 4 Mio. Euro umgesetzte Projekte gesammelt werden pro Jahr in Wildpoldsried) bleibt vor Ort konnten, an andere Gemeinden und Kom- und fließt nicht an auswärtige Investoren munen weiterzugeben. Über 200 Besucher ab. Wichtig ist auch die Vorbildfunktion der gruppen waren bereits in Wildpoldsried. Gemeinde. Diese treibt Projekte nicht nur Um der enormen Anfrage nachzukom- voran, sondern macht als Vorreiterin mit. men, wurde das Ökologische Bildungszen- trum mit breitem Exkursionsangebot ins Der Weg geht weiter Leben gerufen. Derzeit produziert die Gemeinde ca. 400 1 Etwa 100 internati- onale Besuchergrup- Prozent ihres Stromverbrauches regenera- pen, meist Entschei- Learnings tiv. Im Klimaschutzleitbild wurde das Ziel dungsträgerinnen und Es war die starke Einbindung lokaler Akteu- definiert, bis im Jahr 2020 100 Prozent des -träger aus anderen Kommunen, besuchen re, die dazu beigetragen hat, dass Projekte gesamten Energiebedarfs (Strom, Wärme, jährlich Wildpoldsried. wie Bürgerwindkraftanlagen, Solar-Sam- Mobiliät) rechnerisch regenerativ zu er- 2 Auf den Dächern meleinkäufe, Nahwärmenetz, Pumpenaus- zeugen. Dafür gibt es noch einiges zu tun: der öffentlichen Ge- tauschaktion, kostenlose Energieberatung • Bis 2013 läuft das vom Bundeswirt- bäude wurden Foto- voltaikanlagen ins- und Thermografieaktion mit einer breiten schaftsministerium geförderte Projekt talliert. Beteiligung der Bürgerschaft und ohne «Irene» (Integration regenerativer Ener- 1 2 14 | Wege zur Energiestadt
gien und Elektromobilität). Siemens und das Allgäuer Überlandwerk sowie die Partner Rheinisch-Westfälische Techni- In Kürze sche Hochschule (RWTH) Aachen und Wildpoldsried die Hochschule Kempten starteten das Landeskennzahlen Gemeinschaftsprojekt, um ein intelli- Einwohner 2570 gentes Stromnetz (Smart Grid) in der Fläche 21,3 km2 Praxis zu testen. Neben dem Einsatz von eea-Rating 65 % über 30 Elektroautos wird mit einer 300- kW-Batterie die Speicherung von über- Energieverbrauch schüssigem Strom getestet. Elektrizität 6,4 GWh • Im ersten Halbjahr 2012 wurden in Wild- Eigenproduktion poldsried alle Straßenlampen mit LED- erneuerbare Wärme 2,2 GWh Leuchtmitteln bestückt. Die Kosten für erneuerbare Elektrizität 20,5 GWh den Wechsel der 200 Lampen liegen bei – 400 % Selbstversorgung mit erneu- « Auf den Umweltpreis erbarer Elektrizität – Ziel: 100 % erneuerbar (rechnerisch) der Bayerischen Landes- in allen Bereichen stiftung waren die 2500 – Intelligentes Stromnetz – Speiche- Wildpoldsrieder schon etwas rung – Projekt «Irene» stolz und – machten ener- www.wildpoldsried.de gisch weiter. » Bürgermeister Arno Zengerle ca. 15 000 Euro. Bei einer jährlichen Strom ersparnis von 8000 Euro hat sich diese Investition in zwei Jahren amortisiert. • Das Nahwärmenetz wird in den kom- menden Jahren um weitere Straßenzü- ge erweitert. • Die Verarbeitung von überschüssigem Windstrom in Kombination mit CO2 zu reinem Methan ist ein weiteres – hoch- gestecktes – Ziel. • Energiebildung: Im Ökologischen Bil- dungszentrum werden Energiesemina- re, Exkursionen und Tagungen rund um den Klimaschutz für Entscheidungsträ- gerinnen und -träger, Bürgermeisterin- nen und Bürgermeister sowie Gemein- derätinnen und -räte angeboten. 15
1 St. Gallen 15 Prozent weniger fossile Brennstoffe bis im Jahr 2020 Das Energiekonzept des Kantons St.Gallen bewährt sich seit 2008 als Grundlage der Energiepolitik. Es orientiert sich an der Vision der 2000-Watt-Gesellschaft, die um das Jahr 2100 erreicht werden soll. Der Kanton St. Gallen strebt mit dem Energie- konzept einen deutlich effizienteren Umgang mit Energie und eine Energieversor- gung an, die vermehrt regionale Ressourcen verwendet und die Auslandabhängig- keit verringert. In einer ersten Umsetzungsetappe bis zum werden acht Massnahmen unterstützt: Jahr 2020 konzentriert sich der Kanton auf Wärmeerzeugung mit Sonnenkollektoren, folgende Hauptziele (Basis jeweils 2005): Wärmenetze, Biogasproduktionsanlagen, • Die Energieeffizienz im Gebäudebereich Vorgehensberatung, automatische Holzfeu- soll gesteigert werden. Ziel sind 15 Pro- erungen, Ersatz von Elektroboilern, Ersatz zent weniger fossile Brennstoffe und in von Beleuchtungsanlagen in Nicht-Wohn- der Elektrizitätsanwendung höchstens bauten sowie Information und Beratung. fünf Prozent mehr Stromverbrauch. Das Energiekonzept zeigt bereits die ge- • Die Produktion neuer erneuerbarer wünschte Wirkung, seine Umsetzung ist Energien aus Holz/Biomasse, Biogas, grundsätzlich auf Kurs. Es ist jedoch abseh- Sonne, Wind und Geothermie soll bis ins bar, dass in den meisten Bereichen zusätz- Jahr 2020 verdoppelt werden. liche Anstrengungen nötig sein werden, um die Ziele zu erreichen. Ein Mix aus Eigenverantwortung, Anreizen Im Frühjahr 2011 haben der Bundesrat und Vorschriften unterstützt den optima- und das eidgenössische Parlament infolge len Einsatz der Mittel zur Zielerreichung. der Reaktorkatastrophe in Fukushima ei- Bei der Förderung geht der Kanton sorgfäl- nen schrittweisen Ausstieg aus der Atom- tig mit den Steuergeldern um. Im Jahr 2012 energie beschlossen. Die St. Galler Regie- 16 | Wege zur Energiestadt
Im Vier-Länder-Eck Schweiz-Deutschland-Österreich-Fürsten- tum Liechtenstein gelegen, ist der Kanton St. Gallen eine In Kürze «Schweiz im Kleinen» und gilt als Wirtschaftszentrum der Kanton St. Gallen Ostschweiz. Er setzt sich aus geografisch und kulturell unter- schiedlichsten Regionen rund um den 2501 Meter hohen Landeskennzahlen Säntis zusammen, die sich sehr gut ergänzen. Die Ringform Einwohner 478 907 und die regionale historische Entwicklung machen den Kan- Fläche 2026 km2 ton, seine Bewohnerinnen und Bewohner, seine Wirtschaft und Wirtschaftssektoren Kultur außerordentlich vielfältig. Der Kanton St. Gallen ist der Land- und Forstwirtschaft 3,9 % sechstgrößte Wirtschaftsraum in der Schweiz und zählt zu den Industrie und Gewerbe 38,8 % produktivsten Standorten Europas. In den letzten Jahren etab- Dienstleistungen 57,3 % lierten sich hier zahlreiche internationale Unternehmen der Metall-, Elektro-, Maschinen- und Hightechindustrie. Die St. Gal- Primärenergieverbrauch ler Bildungs- und Forschungsinstitutionen, allen voran die Uni- pro Jahr 16 600 GWh versität mit ihrem hervorragenden nationalen und internatio- fossil 70 % nalen Ruf, tragen ebenfalls zur Attraktivität dieses vielfältigen nuklear 18 % Wirtschafts- und Lebensraums bei. erneuerbar 12 % Erneuerbare Eigenproduktion pro Jahr rung unterstützt diesen Entscheid im erneuerbare Wärme 1100 GWh Grundsatz. Der Kantonsrat hat die Regie- erneuerbare Elektrizität 810 GWh rung mit der Ergänzung des kantonalen Energiekonzeptes für den Teilbereich CO2-Ausstoß pro Kopf 6,5 Tonnen 1 Stiftsbezirk St. Gallen. Strom beauftragt. Der Bericht soll die Pers- 2 Diese Produktions- pektiven für die Stromzukunft im Kanton www.sg.ch und Montagewerkstatt der Firma Heizplan AG St. Gallen aufzeigen. Zur Umsetzung dieser in Gams hat eine Eigen- Politik sollen konkrete Maßnahmen erar- energieversorgung beitet werden, so dass Strom in Zukunft von 448 Prozent. sparsamer und effizienter verwendet und 3 «Zündholz» – Nach- haltige Strom- und im Kanton St. Gallen vermehrt Strom aus Wärmeproduktion. erneuerbaren Quellen produziert wird. 2 3 17
Buchs BY Naturstrom gezielt fördern SG V T S GR BZ TI TN Die Stadt Buchs im St. Galler Rheintal ist der Hauptort der Region Werdenberg. Sie ist mit 11 500 Einwohnerinnen und Einwohnern eines der größten städtischen Zentren zwischen Bodensee und Chur. Die Gemeinde legt Wert auf die Qualität des Lebensraumes: Der nachhaltige Umgang mit der natürlichen Umwelt ist im Ge- meindeleitbild verankert. Dass dieses Bekenntnis für Behörden und einem Solarpreis und einem Recycling- Bevölkerung nicht nur eine Floskel ist, ver- preis ausgezeichnet. deutlicht eine Vielzahl vorbildlicher Projek- Seit Dezember 2001 ist Buchs Energie- te, die Buchs letztlich das Qualitätslabel stadt. Die Gemeinde belegte damals Rang «Energiestadt» eingetragen haben. Die 20 von 67 zertifizierten Schweizer Energie- Stadt fördert mit ihrem gemeindeeigenen städten. Dank Anstrengungen in verschie- Wasser- und Elektrizitätswerk (EWB) ge- densten Bereichen konnte Buchs das Ni- zielt den Absatz von Naturstrom. Gewon- veau weiter anheben und sich laufend nen wird dieser aus Sonnenkraft und aus steigern. Ende 2011 war Buchs im vorde- Turbinen, durch die das von den Quellen ren Fünftel der nationalen Rangliste klas- im Berggebiet gefasste Trinkwasser ins Tal siert, 2013 will die Stadt das Energiestadt- schießt. Große Fotovoltaikanlagen befin- Label Gold erreichen und damit die den sich auf den Dächern der Interstaat höchste Auszeichnung erhalten, die Ener- lichen Hochschule für Technik und des Al- giestädte anstreben können. tersheims. Eine dritte Großanlage schwebt auf Stützen über dem Ausgleichsbecken Auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft des EWB auf 1000 m ü. M. Die Gemeinde Buchs verbraucht einen Drittel weniger Buchs wurde für ihren nachhaltigen Ein- Primärenergie als der schweizerische satz zum Schutz der Umwelt bereits mit Durchschnitt. Dieses Resultat wird erreicht 2 3 18 | Wege zur Energiestadt
1 durch die Wärmeversorgung aus der Keh- eines Windkraftwerkes geprüft. Leider richtverbrennungsanlage (KVA) und dem musste aufgrund der wenig idealen Wind- hohen Anteil an erneuerbaren Energien im bedingungen von diesem Vorhaben vor- atomfreien Strommix. Seit April 2009 wird erst wieder Abstand genommen werden. die öffentliche Beleuchtung in Buchs Gegenwärtig wird in die Erneuerung der nachts ausgeschaltet. Damit leistet die Ge- Wasserversorgungs- und Stromproduk meinde einerseits einen kleinen Beitrag tionsanlagen investiert, damit die jährliche mittlere Energieproduktion um drei Pro- « Wir handeln und zent gesteigert werden kann. Neben För- derbeiträgen von Bund und Kanton betei- 1 Der Werdenberger- machen uns gemeinsam ligt sich die Gemeinde an energiesparen- den Maßnahmen aus dem Energiefonds. see bei Buchs. auf den Weg zur » 2 Dank der Wärmever- Mit dem Energiekonzept «Buchs 2020» sorgung aus der Keh- 2000-Watt-Gesellschaft. haben die Gemeindebehörden die Wei- richtverbrennungsan- chen in Richtung 2000-Watt-Gesellschaft lage verbraucht Buchs Daniel Gut, Gemeindepräsident Buchs weniger Primärenergie. gestellt. Buchs hat schon heute eindrückli- 3 Fotovoltaikanlage che Leistungen vorzuweisen: Pro Einwoh- auf Stützen über den gegen den zunehmenden Lichtsmog, an- nerin und Einwohner sind sechsmal mehr Ausgleichsbecken des EWB auf 1000 m ü. M. dererseits wird der Energieverbrauch um Solarstromzellen installiert als im schwei- 4 Kraftwerk EWB einen Viertel (235 689 Kilowattstunden) zerischen Durchschnitt. Die Ökostrompro- Buchs. reduziert. Im Herbst 2010 wurde der Bau duktion ist dreimal höher als der Durch- « Es ist für mich sehr schön, in einer Gemeinde leben und arbeiten zu dürfen, in der mit den Energieressourcen sparsam umgegangen wird. Das Ziel der 2000-Watt-Gesell- schaft finde ich sehr gut und ich stehe voll dahinter. » Angelina von Siebenthal, Buchs 4 19
schnitt − vor allem wegen der Strom- • Mehr Fernwärme: Die Kehrichtverbren- erzeugung aus Trinkwasser. Über ein Drit- nungsanlage KVA Buchs investiert jähr- tel des Endenergieverbrauchs der gesam- lich mehrere Millionen Franken in das ten Gemeinde wird aus erneuerbaren Fernwärmenetz Buchs. Ziel ist es, den Quellen und Abwärme gedeckt. Mehr als Anteil der angeschlossenen Gebäude im zwei Drittel des Wärmebedarfs aller öffent- aktuellen Fernwärmeperimeter von heu- lichen Bauten liefert die Fernwärme aus te 60 Prozent bis 2020 auf 90 Prozent zu der KVA Buchs. Von den Energiestädten erhöhen. Der Verein für Abfallentsor- der Schweiz wurden 2011 sechs als Pio- gung (VfA) Buchs erstellte 2011 eine nierstädte ausgewählt, um sich am 2000- Heisswasser-Speicheranlage mit einem Watt-Benchmark zu messen. Dabei hat es Volumen von 800 m3 und einer Spei- cherkapazität von 80 MWh Wärme. Da- « Den Weg in die mit kann, je nach Bedarf, die Nutzung der überschüssigen beziehungsweise 2000-Watt-Gesellschaft kann schlecht vergüteten Energie von der ich nur unterstützen. Nacht auf den Tag verschoben werden. Mit dem Bau dieses Großboilers ist die Früher haben wir den Kehricht KVA Buchs für die zukünftigen Anforde- ohne Zusatznutzen einfach rungen des Energiemarktes gerüstet. verbrannt, heute gewinnen • Mehr Solarwärme: Durch finanzielle Anreize soll die Kollektorenfläche von wir Energie daraus. Gewinner heute 0,02 m2 pro Einwohnerin/Einwoh- sind wir alle, die Gemeinde ner langfristig auf 0,5 m2 pro Kopf erhöht und die Bevölkerung. » werden. • Mehr Umweltwärme: Mit einem Wär- Silvio Freund, Buchs mepumpentarif fördert das Wasser- und Elektrizitätswerk Buchs (EWB) die Nut- Buchs auf den zweiten Platz geschafft und zung von Umweltwärme. liegt mit 4200 Watt über 2000 Watt unter • Mehr Beratung: Ergänzend zum nationa- dem aktuellen schweizerischen Durch- len Gebäudesanierungsprogramm baut schnittswert. Es sind aber noch weitere An- die Gemeinde die Energieberatung und strengungen nötig: das Energiecoaching für Hauseigentü- mer aus. 1 Die Sonnenkollekto- renfläche soll in Buchs weiter erhöht werden. 1 20 | Wege zur Energiestadt
Buchs liegt in einem ländlichen Raum inmitten einer einzigartigen Naturkulis- In Kürze se. Das 15,96 km2 große Gemeindege- Buchs biet erstreckt sich von den Landwirt- schaftszonen im Talgrund (441 m ü. M.) Landeskennzahlen über Industrie- und Wohngebiete, Einwohner 11 388 Bergwälder und Alpen bis auf den Gip- Fläche 15,96 km2 fel des Glannachopfs (2232 m ü. M.). eea-Rating 66,3 % Eingebettet zwischen dem Rhein und Wirtschaftssektoren der Alvier-Gebirgskette wird die kont- Land- und Forstwirtschaft 4,6 % rastreiche Landschaft weiträumig um- produzierendes Gewerbe 16,6 % rahmt von den bizarren Formationen Dienstleistungsbereich 78,8 % des Alpsteins. Bei Föhnwetter scheinen die Berge zum Greifen nah. Energieverbrauch 171 GWh Buchs bietet auf engem Raum sehr viel: Eigenproduktion Mit knapp 6000 Arbeitsplätzen in allen elektrizität aus KVA 109 GWh Sektoren und Branchen ist die Stadt zu- erneuerbare Elektrizität 11,12 GWh nächst ein wirtschaftlich starker Werk- platz. Buchs ist zudem ein beliebter Ein- – Erneuerung der Wasserversorgungs- kaufsort und − dank der Interstaatlichen und Stromproduktionsanlagen Hochschule für Technik, der Internatio- des Wasser- und Elektrizitätswerks nal School Rheintal und des Berufs- und der Gemeinde Buchs, 2012 – 2016, Weiterbildungszentrums − ein regiona- geschätzter Finanzbedarf 6,77 Mio les Bildungszentrum. Buchs ist aber Franken. auch eine Wohngemeinde mit weit über – Das eea-Gold-Label wird angestrebt dem Durchschnitt liegender Lebens- – Pilotanlage für hydrothermale Car- qualität und einem vielfältigen Lebens- bonisierung (HTC) ist geplant raum − sozusagen vor der Haustür. www.buchs-sg.ch Weil der Ort verkehrsgünstig liegt und gut erschlossen ist, sind die Städte St. Gallen, Chur und Zürich sowie Feld- kirch (A) und Bregenz (A) innerhalb ei- ner Fahrzeit von rund einer Stunde erreichbar. Bis zum Flughafen St. Gal- len-Altenrhein sind es nur 40 Kilometer. 21
1 Graubünden Graubünden sorgt für mehr Naturstrom Graubünden – der einzige dreisprachige Kanton der Schweiz – bildet zusammen mit anderen Gebirgskantonen und -ländern das Wasserschloss Europas. Die Bünd- ner Stromproduktion aus der Wasserkraft ist viermal größer als der eigene Strom- bedarf. In Zukunft will Graubünden einen noch stärkeren Beitrag an die ökologi- sche Stromversorgung leisten. So beliebt der Kanton bei seinen Gästen Der Kanton Graubünden ist wirtschaftlich, kulturell und politisch ist, so bekannt ist er auch für seinen Bei- vielfältig. Die romanische Sprache und Kultur sind ein wesentlicher trag an eine nachhaltige Stromversorgung: Teil der Bündner Eigenart. Graubünden ist aber auch ein Kanton der Heute erzeugen über 200 Anlagen im Ge- landschaftlichen Schönheiten: 615 Seen, über 900 Berggipfel und birgskanton erneuerbare Energie aus ein- 150 Täler darf der Gebirgskanton sein Eigen nennen. Graubünden ist flächenmäßig zwar der größte, mit rund 192 600 Einwohnerinnen und Einwohner zugleich aber auch der am dünnsten besiedelte Kan- ton der Schweiz. Die Mehrheit der Beschäftigten arbeitet im Dienst- leistungssektor. Die kulturelle Vielfalt, die landschaftlichen Schönhei- ten und eine leistungsfähige Infrastruktur mit gastfreundlichen Hotels, Bergbahnen, Bädern, Wellness- und Sportanlagen machen Graubünden sowohl im Winter als auch im Sommer zu einer Top feriendestination. 2 22 | Wege zur Energiestadt
heimischer Wasserkraft. Die Stromproduk- tion beträgt rund 8000 GWh pro Jahr. Zum Vergleich: Der eigene Strombedarf der In Kürze Bündnerinnen und Bündner liegt bei jähr- Kanton Graubünden Landeskennzahlen « Der Stromverbrauch Einwohner Fläche 192 621 7106 km2 im Kanton Graubünden soll Wirtschaftssektoren auch in Zukunft die Marke Land- und Forstwirtschaft 8% von 2000 Gigawattstunden Industrie und Gewerbe 24 % pro Jahr nicht übersteigen. » Dienstleistungen 68 % Primärenergieverbrauch Regierungsrat Mario Cavigelli pro Jahr 8834 GWh Wärme 35,2 % lich 2000 GWh. Bündner Naturstrom ist Mobilität 42,4 % quasi ein erfolgreiches und nachhaltiges Elektrizität 22,4 % Exportprodukt. Für die Zukunft hat sich der Kanton ehr- Erneuerbare Eigenproduktion 1 Bestehende Wasser- pro Jahr geizige Ziele gesteckt. Bei gleichzeitig sta- kraftwerke in Graubün- erneuerbare Elektrizität 8000 GWh bil bleibendem Stromverbrauch soll die den – wie etwa in der Val Russein – werden Stromproduktion aus der Großwasserkraft CO2-Ausstoß pro Kopf 8,8 Tonnen je nach Möglichkeit bis zum Jahr 2035 um rund zehn Prozent ausgebaut, um die gesteigert werden. Auch die Energieeffizi- www.gr.ch Stromproduktion zu erhöhen. enz wird verbessert: Der Verbrauch fossiler 2 Bündner Bergbäche Energien für die Beheizung von Gebäuden liefern reichhaltig die und für die Warmwassererzeugung wird Bündner Regierungsrat und Energiedirek- wichtige Ressource Wasser. bis 2035 für alle Wohnbauten im Kanton tor Mario Cavigelli ist klar, dass dieses 3 Graubünden steht um 25 Prozent reduziert und zusätzlich um Ansinnen nur gelingen kann, wenn sich für eine imposante 40 Prozent durch erneuerbare Energien er- Gesellschaft, Wirtschaft, Vertreter der Bergwelt mit einer setzt. Raumplanung und des Natur- und Um- gesellschaftlichen, kulturellen und wirt- Mit diesen Zielen will Graubünden einen weltschutzes einem breiten Konsens ver- schaftlichen Vielfalt. Beitrag zur Energiewende leisten. Für den pflichten. 3 23
Landquart BY Landquart und die Wunder- SG V T S lampen TI GR BZ TN Landquart ist die erste Gemeinde der Schweiz mit flächendeckender LED-Straßen- beleuchtung. Doch nicht nur dieses Leuchtturmprojekt zeichnet die Bündner Ge- meinde aus: Landquart setzt auch auf die lokalen Energiepotenziale. Das Thema Energieeffizienz wurde ur- sprünglich an einer strategischen Tagung « Unsere Aktivitäten helfen mit, das Energie- des Gemeindevorstandes aufgenommen – mit dem Ziel, Geld zu sparen. Bei genau- bewusstsein in der erer Betrachtung wurde später festgestellt, Bevölkerung zu fördern. dass das Label Energiestadt die Gemeinde Zudem können damit neue – zumindest mittelfristig – vor allem Geld kostet. Dennoch wurde der Prozess be- Arbeitsplätze geschaffen gonnen. Nicht zuletzt aus der Verantwor- werden. » tung heraus, mit Energie haushälterisch Ernst Nigg, Gemeindepräsident umzugehen und auf erneuerbare Energien zu setzen. Landquart wurde also «von oben herab» zur Energiestadt. fläche von anfänglich 600 m² in vier Jahren Zwei Hauptinstrumente wurden dabei verdoppelt werden – was auch erreicht ins Zentrum gestellt: Die ökologischen Be- wurde. Die Bevölkerung wurde neben jähr- schaffungsrichtlinien für Verwaltung und lichen Aktionen kontinuierlich mit Artikeln Schulen sowie ein Förderprogramm für in der Gemeindezeitschrift über die Aktivi- Umbauten und Solaranlagen Privater, do- täten der Verwaltung informiert und zum tiert mit 250 000 Franken über vier Jahre. Mitmachen motiviert. Auch Wirtschaft und Außerdem sollte die Sonnenkollektoren- Gewerbe wurden mehrmals an Anlässen 2 24 | Wege zur Energiestadt
1 informiert. Diese gemächliche Vorgehens- weise gab vor allem den kritischen Mit- « In der Energiepolitik reicht bescheidenes Mittel- menschen Zeit. Das hat sich bewährt. Mit 53 Prozent der möglichen Punkte wurde maß nicht mehr aus. 1 Zielgerichtete LED- 2008 das Label «Energiestadt» erlangt. Wir brauchen ambitiöse Dieses ist heute breit akzeptiert und hat Straßenbeleuchtung Ziele und kompromisslose » auf die Fahrbahn und viele positive Reaktionen ausgelöst. Eine nicht an die Hausfassa- Euphorie wurde bis dato aber nicht ausge- Schritte. den: Lichtverschmut- zung existiert nicht löst. Andreas Thöny, mehr in Landquart. Gemeindevorstand Ressort Energie 2 Blick vom alten Bau- Learnings erndorf Igis Richtung Bündner Herrschaft, • Zentral ist der glaubwürde Umgang mit dem bekannten Wein- dem Label Energiestadt. Wer Energie- gen. Ein geeignetes Instrument sind anbaugebiet. stadt werden möchte, muss bereit sein, ökologische Beschaffungsrichtlinien. Da- 3 680 Straßenlampen Maßnahmen zu ergreifen und sich kon mit können Lehrpersonen und Verwal- mit Leuchtdioden: Gemeinderat Andreas tinuierlich weiterzuentwickeln. Energie- tungsangestellte von Anfang an sensibi- Thöny (links) sowie der stadt sein ist nicht das Ziel, sondern der lisiert werden. Kritische bis ablehnende Bündner Energiedi- Weg. Neben einer Energiekommission Haltungen werden früh aufgenommen. rektor Mario Cavigelli montieren in Land- mit engagierten Personen ist es uner- Die Themen Energieeffizienz und Res- quart eine LED-Lampe. lässlich, die Mitarbeitenden zu überzeu- sourcenschonung können so fassbar ge- macht werden und begleiten durchs ganze Jahr. • Die Finanzierung muss gesichert werden. Viele Energiestadtmaßnahmen kosten Geld und binden personelle Ressourcen. Ohne gesicherte Finanzie- rung ist der Handlungsspielraum einge- schränkt, der Status Energiestadt bleibt lediglich ein Lippenbekenntnis. Land- quart kennt deshalb ein Energiegesetz. Darin ist festgehalten, dass auf den Stromverbrauch eine Abgabe von maxi- mal zwei Rappen pro kWh erhoben wird. Private Unternehmen, die nachweislich 3 Energieeffizienzmaßnahmen umsetzen, 25
erhalten einen Rabatt von 0,7 Rappen Prozent Strom gespart werden, und pro kWh. Im Gesetz wird auch aufge- auch Lichtverschmutzung existiert nicht führt, wofür die Mittel verwendet wer- mehr. Die Umrüstung der 680 Lampen den (etwa öffentlicher Verkehr, Bauten kostete rund 620 000 Franken. Die ein- und Anlagen für erneuerbare Energie gesparten Kosten von jährlich 80 000 oder für Energiestadtmaßnahmen). Die Franken werden die Investitionen in Bevölkerung hat das Gesetz mit knapp acht Jahren amortisieren. 70 Prozent angenommen. • Leuchtturmprojekte helfen, in der Be Blick in die Zukunft völkerung die Akzeptanz gegenüber Auf das Jahr 2014 wird das eea-Gold-Label dem Label Energiestadt zu erhöhen und angestrebt. Eine zentrale Aufgabe wird in den nächsten Jahren sein, den kommuna- « Der Unterschied len Energierichtplan umzusetzen. Dieser soll die Nutzung der lokalen Energiepoten- mit der neuen LED-Straßen- ziale verbessern. Energieangebot und beleuchtung ist phänomenal. -nachfragen sollen räumlich koordiniert und erneuerbare Energien und Abwärme Ich sehe zwei- bis dreimal mehr vermehrt genutzt werden. Weitere Ziele Sterne als zuvor. » sind: Den gemeindeeigenen Wärmever- brauch pro Quadratmeter beheizter Fläche Theo Hess, um 20 Prozent zu reduzieren und den Einwohner und Hobby-Astronom gemeindeeigenen Stromverbrauch um 10 Prozent zu verringern. Gleichzeitig soll das stolz auf das Erreichte zu sein. Landquart Förderprogramm für Private weitergeführt hat deshalb im Jahr 2011 die gesamte werden und die bestehenden Nahwärme- Straßenbeleuchtung saniert und ist die netze von Öl auf erneuerbare Energien erste Gemeinde der Schweiz mit flächen- umgestellt werden. Auch sollen Wärme- deckender Straßenbeleuchtung durch kraft-Koppelungsanlagen des Gasnetzes Leuchtdioden (LED). Damit können 60 gefördert werden. 1 Die Rhätische Bahn am Bahnhof Landquart, ihrem Gründungsort und dem Sitz der Hauptwerkstätte. 2 Das ehemalige Was- serschloss Marschlins aus dem 13. Jahrhun- dert. 1 26 | Wege zur Energiestadt
Landquart ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Als «Tor zu Graubünden» verdankt es seine Existenz der Rhätischen Bahn, In Kürze welche im Jahr 1889 die erste Strecke Landquart-Klosters eröff- Landquart nete. In Landquart wird von den normalspurigen Schweizeri- schen Bundesbahnen (SBB) auf die Rhätische Bahn umgestie- Landeskennzahlen gen, um die Tourismusregionen Klosters, Davos oder Engadin Einwohner 8488 zu erreichen. Pro Jahr steigen mehr als 1,6 Mio. Gäste in Land- Fläche 18,9 km2 quart um. eea-Rating 53 % Die drittgrößte Gemeinde des Kantons Graubünden besteht Energieverbrauch 67 GWh aus den drei Ortsteilen Igis, Landquart und Mastrils. Während in Landquart Industrie und Gewerbe beheimatet sind, verfü- – Flächendeckende LED-Straßenbe- gen Igis und Mastrils vor allem über Wohnmöglichkeiten sowie leuchtung. Landwirtschaft und Kleingewerbe. Landquart ist ein wichtiger – Das eea-Gold-Label wird angestrebt Einkaufs- und Arbeitsort für die ganze Region: In der Gemeinde – Verdoppelung der Sonnenkollek- gibt es rund 4000 Arbeitsplätze, vor allem im Sekundär- und torenfläche von 600 auf 1200 m2 in Tertiärsektor. Landquart ist auch Bildungs- und Forschungs vier Jahren standort für das landwirtschaftliche Beratungs- und Bildungs- www.landquart.ch zentrum Plantahof, die Hochschule für Physiotherapie sowie das Centre Suisse d‘Electronique et Microtechnique. Neben der Forschungstätigkeit werden hier innovative Jungunternehmer über «Start-Ups» begleitet. 2 27
1 Salzburg Energieautonomie bis 2050 Damit Salzburg auch weiterhin von seinen Vorzügen profitieren kann, setzt das Land in seiner Energiepolitik vor allem auf umweltfreundliche und erneuerbare Ressourcen. Die Regierung verfolgt das ehrgeizige Ziel, der Energieerzeugung aus erneuerbaren den Anteil der erneuerbaren Energie am Quellen in der Region erreicht werden. Gesamtenergieverbrauch bis ins Jahr 2020 Zur Unterstützung des angestrebten auf 50 Prozent zu steigern. Bis 2050 will Ziels baut Salzburg sein «e5-Programm für Salzburg energieautonom sein, also unab- energieeffiziente Gemeinden» weiter aus. hängig vom Import fossiler Energieträger. Aktuell sind 24 Gemeinden in dem Pro- Dies soll einerseits durch Energiesparen gramm aktiv und zeigen Wege zu einer und andererseits durch eine Steigerung fossilfreien Energieversorgung auf. Die 2 28 | Wege zur Energiestadt
Salzburg ist vor allem als Kulturland weltbekannt. Die Schön- heiten der Natur, die vielen Sehenswürdigkeiten, das breite In Kürze Angebot an Freizeitaktivitäten, die jahrhundertelange Ge- Land Salzburg schichte sowie die reiche volkskulturelle Tradition bilden die Basis für den Erfolg als Tourismusland mit jährlich 24 Millionen Landeskennzahlen Übernachtungen. Salzburg ist auch ein ökonomisch starkes Einwohner 533 000 Bundesland und zählt europaweit zu den dynamischsten Regi- Fläche 7156 km2 onen und besten Investitionsstandorten. Klein- und Mittelbe- Wirtschaftssektoren triebe bilden das Rückgrat der Wirtschaft. Viele ausgezeichnete Land- und Forstwirtschaft 0,9 % Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen und vier Universi- Industrie und Gewerbe 24,0 % täten haben hier ihren Sitz. Dienstleistungen 75,0 % Primärenergieverbrauch Projekte reichen von Effizienzkriterien bei pro Jahr 22 068 GWh Baulandverträgen über energieoptimierte fossil 57,5 % Gemeindegebäude und Straßenbeleuch- erneuerbar 42,5 % tungen bis zu Trinkwasserkraftwerken. Zurzeit werden 42,5 Prozent des Gesam- Erneuerbare Eigenproduktion pro Jahr tenergieverbrauchs (Österreich: 30,6 Pro- erneuerbare Wärme 4387,5 GWh 1, 4 Damit Salzburg zent), in den auch der Heizenergiever- auch künftig für erneuerbare Elektrizität 4503,7 GWh brauch sowie der Verkehr eingerechnet Einheimische und Tou- sind, aus erneuerbaren Quellen bezogen. CO2-Ausstoß pro Kopf 7,7 Tonnen risten lebenswert ist, setzt das Land unter Die Hälfte davon entfällt auf Wasserkraft. anderem auf erneuer- Betrachtet man den Stromverbrauch www.salzburg.gv.at bare Energie. isoliert, schaut die Bilanz noch günstiger 2 Bereits 92 Prozent des in Salzburg erzeug- aus: In Salzburg werden bereits 92 Prozent ten Stroms werden aus des elektrischen Stroms aus erneuerbaren 1984 entstanden 122 Biomasseheizwerke erneuerbaren Quellen Quellen (fast 500 Wasserkraftwerken) ge- sowie Anlagen zur Nutzung der Abwärme erzeugt, vorwiegend in knapp 500 kleinen, wonnen. Zudem erzeugen zehn Biomasse- großer Firmen, die über insgesamt 480 Kilo mittleren und großen Heizkraftwerke Ökostrom, der in das meter Fernwärmeleistungen 6500 Objekte Wasserkraftwerken. Stromnetz eingespeist wird und mit dem mit Wärme versorgen. Dadurch werden 3 122 Biomasseheiz- rund 35 000 Haushalte versorgt werden. pro Jahr 65 Millionen Liter Heizöl bzw. werke versorgen in Salzburg 6500 Gebäu- In der Wärmeerzeugung hat Salzburg 173 000 Tonnen CO2 eingespart. de mit Wärme. bereits früh auf Biomasse gesetzt. Seit 3 4 29
Weißbach bei Lofer BY Ölkessel sollen Biomasse- SG V T S Energieträgern weichen TI GR BZ TN Seit Jahrzehnten werden in Weißbach verschiedene Impulse gesetzt, die das Wohnen im Ort lebenswert machen. So ist die Gemeinde seit 1998 im e5-Programm aktiv und hat sich Energieautarkie zum Ziel gesetzt. In den vergangenen Jahren ist Weißbach diesem Vorhaben deutlich näher gekommen und lebt heute einen ganz- heitlichen Ansatz für eine nachhaltige Entwicklung als e5-Gemeinde, Bergsteiger- dorf des Österreichischen Alpenvereins und Naturpark. Begonnen haben die Bestrebungen für Energiebewusstsein und Energieeffizienz « In Weißbach steht ganz klar Qualität eher punktuell, etwa durch die Positionie- rung als fahrradfreundliche Gemeinde. vor Quantität. Seit den 1990er-Jahren wurden Gemeinde- Wichtig ist, dass die gebäude wie Feuerwehrhaus, Volksschule Bevölkerung aktiv bei der und Kindergarten saniert (beziehungsweise neu errichtet), und auf dem Schulhausdach Gemeindegestaltung wurde eine 30-kWp-Fotovoltaikanlage ins- mitwirkt. » talliert. Vor allem unter Bürgermeister Egon Fröschl wurde das B ewusstsein für Josef Michael Hohenwarter, Bürgermeister Energieeffizienz gefördert, etwa durch den Einbau von Wärmepumpen in öffentlichen Gebäuden. de im Jahr 2006. Dadurch kam der Prozess Ein großer Einschnitt war das unerwar- der aktiven e5-Arbeit fast zum Erliegen, tete Ableben des Amtsleiters der Gemein- auch wenn die grundlegenden Ideen im- 2 3 30 | Wege zur Energiestadt
1 mer präsent waren. Mit der anstehenden Auditierung sowie einigen geplanten gro- « Ein großer Schritt war ßen Projekten (etwa der Biomasse-Nah die Energieversorgung mit wärmeversorgung) wurde das Energie- dem Nahwärmeheizwerk, team neu aufgestellt und die e5-Arbeit das mit der neuen Thermo- 1 Landschaftsschutz in wiederbelebt. Die Leitung des Energie- Weißbach: «Pinzgauer holzproduktion einer örtlichen Zaun» auf der Litzlalm. teams wurde auf zwei Personen aufgeteilt, 2 Weißbach ist seit die Vizebürgermeisterin und die Natur- Tischlerei kombiniert wurde 1998 im e5-Programm parkbetreuerin. Die Aktivitäten des im Jahr und nun fast den gesamten » aktiv und hat sich 2007 eröffneten Naturparks passen näm- Ort mit Wärme versorgt. Energieautarkie zum Ziel gesetzt. lich perfekt zur e5-Philosophie. Die Ge- 3 Das Naturdenkmal meinde versucht bei jeder Gelegenheit, Josef Michael Hohenwarter, Seisenbergklamm ist Synergien zu nutzen, etwa bei der Organi- Bürgermeister ein Anziehungspunkt für Familien. sation von Veranstaltungen. 4 Almerlebnisbus: tung und Modernisierung von Ökostrom- grenzüberschreitend Auch zwischenmenschliche Energie anlagen fördert. Der Beitritt half mit, das und sanft den Natur- wichtig Projekt «Biomasse-Nahwärmeversorgung» park Weißbach und den Nationalpark Berchtes- Weißbach ist auch der «Ökostrombörse» erfolgreich umzusetzen. Mittlerweile wer- gaden kennenlernen. beigetreten, die unter anderem die Errich- den 90 Prozent des Wärmebedarfs durch Biomasse gedeckt. In diesem Bereich soll möglichst rasch Energieautarkie erreicht werden, so dass auch die letzten Ölkessel durch Biomasse-Energieträger ausgetauscht werden können. Weißbach ist auf dem besten Weg in eine nachhaltige Zukunft und integriert den eingeschlagenen Weg in Richtung Energieeffizienz und erneuer- bare Energie in ein ganzheitliches Gemein- deentwicklungskonzept. Das Energieleit- bild, das zurzeit erstellt wird, berücksichtigt darum nicht nur die wichtigen Aspekte von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Denn Energie wird in Weißbach nicht nur als Wärme- und Stromspender 4 gesehen. Besonders wichtig sind auch die 31
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