Zielmarktanalyse Japan - Kernkraftwerk Rückbau und Modernisierung - iXPOS
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Impressum Das Bundesministerium für Wirtschaft und Herausgeber Energie ist mit dem audit berufundfamilie® Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) für seine familienfreundliche Personalpolitik Öffentlichkeitsarbeit ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von 11019 Berlin der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative www.bmwi.de der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Text und Redaktion Nicole Maria Plewnia AHK Japan, Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan Gestaltung und Produktion AHK Japan, Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan Stand Juni 2016 Bildnachweis Einzelner Bildnachweis Die Studie wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms für das Projekt "KKW Rückbau und Modernisierung in Japan" erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Inhaltsverzeichnis 1. Executive Summary ..............................................................................................................................................................................4 2. Japan im Überblick ...............................................................................................................................................................................5 2.1 Politischer Hintergrund ..................................................................................................................................................................5 2.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ...........................................................................................................................................6 2.3 Internationale Beziehungen ............................................................................................................................................................7 2.4 Investitionsklima und Förderung ...................................................................................................................................................7 3. Zielmarkt Kernkraftwerkrückbau .........................................................................................................................................................9 3.1 Einführung .....................................................................................................................................................................................9 3.2 Entwicklung der Kernenergie in Japan ........................................................................................................................................10 3.3 Der Rückbauprozess ....................................................................................................................................................................14 3.4 Aktuelle Rückbauprojekte ............................................................................................................................................................15 3.4.1 Kernkraftwerk Tokai-1 .........................................................................................................................................................16 3.4.2 Kernkraftwerk Hamaoka-1 & 2 ............................................................................................................................................18 3.4.3 Kernkraftwerk und Rückbau Forschungscenter Fugen .........................................................................................................19 3.4.4 Kernkraftwerk Tsuruga-1 .....................................................................................................................................................20 3.4.5 Kernkraftwerk Mihama-1 & 2 ..............................................................................................................................................21 3.4.6 Kernkraftwerk Shimane-1 ....................................................................................................................................................21 3.4.7 Kernkraftwerk Genkai-1 .......................................................................................................................................................22 3.4.8 Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi .......................................................................................................................................22 3.4.8.1 Jüngsten Entwicklungen & Fortschritte .............................................................................................................................26 3.5 Eigenschaften des Marktes ...........................................................................................................................................................26 3.6 Marktpotenzial spezieller Technologie ........................................................................................................................................28 3.6.1 Messsysteme .........................................................................................................................................................................28 3.6.2 Dekontaminierung ................................................................................................................................................................29 3.6.3 Bergung der Brennelemente .................................................................................................................................................29 3.6.4 Zerlegeverfahren ..................................................................................................................................................................30 3.6.5 Entsorgung ...........................................................................................................................................................................31 3.6.6 Beratende Tätigkeiten ...........................................................................................................................................................31 3.6.7 Forschungs- und Entwicklungsbedarf ..................................................................................................................................32 3.6.8 IT-Technologie und Wissenstransfer ....................................................................................................................................32 3.7 Spezialfall Fukushima Daiichi-1 ..................................................................................................................................................32 4. Regulierungen.....................................................................................................................................................................................35 4.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen ................................................................................................................................................35 4.2 Änderungen nach Fukushima .......................................................................................................................................................35 4.3 Neue Sicherheitsstandards und Regulierungen ............................................................................................................................35 4.4 Freigabe des Rückbauprozesses ...................................................................................................................................................37 4.5 Regulierungen beim Abfallmanagement ......................................................................................................................................37
ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG 3 5. Institutionen ........................................................................................................................................................................................41 5.1 Staatliche Organisationen ............................................................................................................................................................41 5.2 Regulierungsbehörden .................................................................................................................................................................41 5.3 Forschungsinstitute ......................................................................................................................................................................42 5.4 Betreiber und Auftragnehmer ......................................................................................................................................................43 6. Abschließende Gedanken ...................................................................................................................................................................45 7. Unternehmensprofile ..........................................................................................................................................................................47 7.1 Energieversorger ..........................................................................................................................................................................47 7.2 Japanische Unternehmen ..............................................................................................................................................................49 7.3 Weitere Organisationen................................................................................................................................................................50 7.4 Standortagenturen und Beauftragte für Auslandsinvestitionen ....................................................................................................51 Abbildungsverzeichnis ...........................................................................................................................................................................53 Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................................................................53 Quellenverzeichnis .................................................................................................................................................................................54
ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG 4 1. Executive Summary Bis zur Dreifachkatastrophe im März 2011 galt die Nuklearenergie als wichtiger Pfeiler für den stabilen, erschwinglichen und insbesondere unabhängigen Energiemix im rohstoffarmen Japan. Um die Unabhängigkeit von Energieimporten noch weiter zu forcieren, sollte der Anteil der Nuklearenergie auf 60 Prozent und die Kapazität auf rund 90 GWe bis zum Jahr 2050 sogar verdoppelt werden. Mit insgesamt nur drei kommerziellen Kernreaktoren und einem Forschungsreaktor im Rückbau, konnte bis dato von keinem eigenen Markt gesprochen werden. Erst mit dem Reaktorunfall am 11. März 2011 im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi und dem Meinungsumschwung in der Gesellschaft und in der Politik, ergaben sich grundlegende Änderungen im nuklearen Rückbausektor, die neue Potenziale auf dem noch relativ jungen Markt eröffnen. Insbesondere deutsche Unternehmen konnten sich in den letzten Jahren im Zuge der Energiewende und des Beschlusses des Atomausstiegs Know-how und weiteres Fachwissen im Bereich des Kernkraftwerkrückbaus aneignen. Obwohl deutsche Unternehmen mit einigen Referenzprojekten und fortgeschrittener Technologie einen deutlichen Know-how Vorsprung aufweisen, ist der Eintritt in den japanischen Markt mit Hemmnissen verbunden. Das liegt insbesondere an den festen Strukturen, die sich trotz der jungen Geschichte des Rückbaumarktes etabliert haben. Der Markt gilt als relativ geschlossen und wird von großen japanischen Industrie- und Bauunternehmen dominiert, die einen starken Einfluss auf die gesamte Branche ausüben können. Für die Vergabe von Aufträgen spielen insbesondere in der Nuklearindustrie persönliche Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen eine enorm große Rolle. Die genannten Eigenschaften sowie eine hohe Reputation haben insbesondere Großunternehmen inne, während für viele Klein- und Mittelständler gilt, dass diese zunächst aufgebaut werden müssen. Die japanische Industrie vertraut zudem sehr stark in ihre eigene Leistungsfähigkeit. Komplettlösungen sowie elementare Technologien werden daher weniger aus dem Ausland nachgefragt. Gesucht werden aber hochspezialisierte Komponenten und Produkte, die verstärkt auch im havarierten Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi zum Einsatz kommen können. Obwohl das einschneidende Ereignis bereits mehr als fünf Jahre zurückliegt, sind noch immer nicht alle Fragen bezüglich des Rückbaus in Fukushima geklärt. Die bereits beschlossenen Rückbauprojekte sowie die neu eingeführten Sicherheitsstandards lassen darauf schließen, dass der gesamte Rückbaumarkt in Zukunft in Japan noch weiterwachsen wird und neuer technischer und technologischer Lösungen bedürfen. Viele weitere Rückbauprojekte wurden bisher noch nicht endgültig entschieden und sind abhängig von den Ergebnissen der aktuell laufenden Sicherheitsinspektionen durch die oberste Aufsichtsbehörde. Zwischen dem Beschluss eines Projektes und der tatsächlichen Umsetzung können einige Jahre vergehen. Für deutsche Unternehmen, die noch nicht im Markt aktiv sind, bedeutet das, dass sich ein günstiger Zeitpunkt ergibt, um in den Markt einzusteigen und die wichtigen Beziehungen zu den einflussreichen Multiplikatoren der Branche aufzubauen. Über Kooperationen und Joint-Ventures mit japanischen Kooperationen können die Chancen für eine Auftragsvergabe deutlich verbessert werden. Auch wenn aktuelle Beobachtungen zeigen, dass sich die Struktur des japanischen Marktes in naher Zukunft nicht stark verändern wird, so zeigen bereits laufende Kooperationen zwischen japanischen und ausländischen Unternehmen, dass dennoch ein Interesse an einem Know-how Transfer in bestimmten Bereichen besteht, insbesondere, wenn dadurch die Kosten- und Zeiteffizienz verbessert werden kann. Schon heute wird deutlich, dass viele Probleme in die Zukunft vertagt werden, weil aktuell vielversprechende Lösungsansätze fehlen. Schon heute ist außerdem klar, dass in den kommenden 15 Jahren viele Experten und Fachleute aus der Nuklearindustrie ihr Pensionierungsalter erreichen werden. Dadurch besteht die Gefahr von Know-how Verlust. Hierdurch zeigt sich, dass auch ein hoher Bedarf an Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie an beratenden Tätigkeiten besteht, um den hohen Standard in der Kerntechnik nachhaltig zu gewährleisten. Um dem Verlust an Know-how schon heute präventiv entgegenzuwirken, werden neue Technologien speziell im Bereich der Kommunikation und IT notwendig, um einen Zugriff auf alle relevanten Daten und Informationen zu ermöglichen. Der Bedarf an zusätzlichen Technologien, Produkten und Dienstleistungen scheint, wenn nicht auch in allen Bereichen, gegeben zu sein. Insbesondere deutschen Unternehmen und ihren Technologien wird ein hoher Qualitätsstandard und Zuverlässigkeit zugeschrieben, die auf diesem Markt von enormer Wichtigkeit sind. Ebenso kann von dem guten Ruf der Marke „Made in Germany“ profitiert werden. Einige wenige Unternehmen sind bereits in Rückbauaktivitäten involviert, stehen aber starken Wettbewerbern aus Frankreich und den USA gegenüber.
ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG 5 2. Japan im Überblick Tabelle 1: Japan – allgemeine Informationen1 Hauptstadt Tokyo Fläche 377.915 qkm Einwohner 126,9 Millionen Bevölkerungsdichte 335,8 Einwohner / qkm Bevölkerungswachstum - 0,2 % Fertilitätsrate 1,4 Geburten pro Frau Geburtenrate 7,9 Geburten / 1.000 Einwohner Altersstruktur 0-14 Jahre: 13,11%; 15-24 Jahre: 9,68%; 25-54 Jahre: 37,87%, 55-64 Jahre: 12,76%, 65+ Jahre: 26,59% Hochschulabsolventen 977.214 Abschlüsse insgesamt (2013) Geschäftssprache(n) Japanisch, (Englisch) Mitglied in internationalen ADB, ASEAN, ASEAN+3, APEC, G-20, G-5, G-7, G-8, G-10, IFC, IFRCS, OECD, UN, Wirtschaftszusammenschlüsse und - UNCTAD, Weltbankgruppe, WTO, abkommen Abkommen der EG und Japan über die Zusammenarbeit bei wettbewerbswidrigen Verhaltensweisen (vom 10.7.03; in Kraft seit 9.8.03), Abkommen zwischen der EU und Japan über Zusammenarbeit und gegenseitige Amtshilfe im Zollbereich (vom 30.1.08; in Kraft seit 1.2.08), zu bilateralen Abkommen siehe www.wto.org --> Trade Topics, Regional Trade Agreements, RTA Database, By Country Währung (Kurs) Japanische Yen, JPY (1 Euro = 129,2 JPY ; 1US$ = 122,1 JPY) BIP (nom.) 506.213 Mrd. Yen (2016 Schätzung) BIP je Einwohner (nom.) 3.998.684 Yen (2016 Schätzung) Inflationsrate 0,2 (2016, Schätzung) 2.1 Politischer Hintergrund Mit Inkrafttreten der Verfassung am 3. Mai 1947 ist Japan eine zentralistisch organisierte, parlamentarische Monarchie. Der japanische Kaiser (Tenno) repräsentiert zwar als Monarch das japanische Volk im In- und Ausland, ist aber lediglich als Symbol für Japan ohne jegliche politische Kompetenz oder Einfluss in der Verfassung verankert. Die Souveränität liegt im japanischen Volk begründet. Die Legislative besteht, ähnlich wie das britische Modell, aus Zweikammerparlament mit Ober- und Unterhaus. Die stärkste Partei des Unterhauses stellt durch Wahl das Kabinett und den Premierminister. Diese bilden die exekutive Gewalt. An der Spitze der Judikative steht der Oberste Gerichtshof. Seit 2012 stellt die Liberaldemokratische Partei (LDP), nach einer kurzen Unterbrechung von drei Jahren, wieder die Regierung. Der amtierende Ministerpräsident ist Shinzo Abe, der das Amt zum zweiten Mal bekleidet. Auch davor wurde die japanische Politik mit kurzen Unterbrechungen fast durchgehend durch die LDP geprägt, die 50 Jahre lang den Ministerpräsidenten gestellt hatte. Die japanische Politik ist stark vom Einfluss durch die Bürokratie geprägt. Zusammen mit der engen Verbindung zur Wirtschaft bildeten Politik und Bürokratie bis 2001 die drei Seiten des sogenannten „Eisernen Dreiecks“, welches durch sein enges und nach außen hin geschlossenes Netzwerk bis zum Anfang der 2000er und teilweise bis heute die japanische Politik und Wirtschaft entscheidend geformt hat. Maßnahmen, diese zu zerschlagen, scheiterten lange an den eingefahrenen politischen Strukturen, welche durch die Jahrzehnte dauernde Dominanz der LDP erstarrt waren. Eine Wende läutete erst 2001 die Umstrukturierung des Finanzministeriums (MOF) und des Ministeriums für Internationalen Handel und Industrie (MITI) zum heutigen Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) ein. Unter der weiterhin starken Verflechtung von Politik und Administration leidet die politische Handlungsfähigkeit und Reformen werden oft nur eingeschränkt vorangetrieben. Die Durchsetzung von Reformen wird seit der Nachkriegszeit durch die kurzen 1 GTAI - Wirtschaftsdaten kompakt, Japan
6 ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG Amtszeiten der japanischen Ministerpräsidenten erschwert. Die letzten großen Reformen setzte der Ausnahmepremierminister Junichiro Koizumi in seiner fünfjährigen Amtszeit von 2001 bis 2006 durch, zu dessen politischen Erfolgen die Privatisierung der japanischen Post, die Umstrukturierung des Bankenwesens und die Rentenreform gehören. Seit sein politischer Ziehsohn Shinzo Abe wieder an die Macht gekommen ist, sind sich viele Experten einig, dass Japan das erste Mal seit langer Zeit wieder eine stabile Regierung hat. 2.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung Die Ressourcenarmut Japans führt zum einen zu einer starken Abhängigkeit der japanischen Wirtschaft von Importen, zum anderen ist sie aber auch Motor für Innovationen und die Entwicklung neuer Technologien. Die japanische Wirtschaftslandschaft ist geprägt von einem ungleichen Dualismus zwischen Unternehmensnetzwerken, den sogenannten Keiretsu, die meist auch international tätig sind, und kleinen und mittleren Unternehmen, welche vor allem als Zulieferer dienen. 2015 wurden rund 98% aller japanischen Unternehmen zum Mittelstand gezählt. Aufgrund des Drucks durch die Finanzkrisen der vergangenen Jahre sehen sich die oft stark vernetzten und gegen ausländischen Einfluss abgeschotteten Keiretsu gezwungen, Umstrukturierungen durchzuführen und sich dem Ausland weiter zu öffnen. Japan hat die höchste Staatsverschuldung aller Industrieländer. Diese ist im Jahr 2014 als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie dem Wiederaufbau der betroffenen Region nach dem Erdbeben vom 11. März 2011 auf über 227% des Bruttoinlandsproduktes gestiegen. Der größte Gläubiger des japanischen Staates sind allerdings dessen Bürger selbst, was lange Zeit durch die staatliche Führung der Japan Post bis 2001 zurückzuführen war. Damit hatte die japanische Regierung über fast fünf Jahrzehnte Zugriff auf japanische Haushaltssparguthaben in Höhe von bis zu 224 Billionen Yen (ca. 1,7 Billionen Euro) und weiteren 126 Billionen Yen (ca. 950 Mrd. Euro) in Form von Lebensversicherungen. Auch nach der Privatisierung der Japan Post ist das japanische Finanzministerium weiterhin der größte Aktionär der heutigen Japan Post Holdings Company.2 Hinzu kommt eine hohe Unternehmensbesteuerung und geringe Produktivität im Dienstleistungssektor. Trotzdem setzt Japan unverändert und weltweit Maßstäbe für Zukunftsmärkte. Innovationsfähigkeit, Kaufkraft und die Stärke der japanischen Industrie gewährleisten, dass das Land weiterhin eine globale Spitzenposition einnimmt. So gehört Japan zu den führenden Ländern mit einer hohen Innovationskraft in wichtigen Zukunftssektoren wie z. B. der Robotik, der Automobilindustrie, der Medizintechnik und im Bereich Elektromobilität. Nach deutschem und amerikanischem Vorbild, steigt auch in Japan das Interesse an neuen Kommunikations- und IT-Technologien, konkret Industrie 4.0 und IoT.3 Die sogenannten ICI (Industrial Value Chain Initiative) ist stellt dabei die japanische Antwort auf deutsche und amerikanische Industrie 4.0-Cluster dar, mit der die japanische Regierung den Fokus von der Industrie auf die Gesellschaft im Allgemeinen lenken will und ihr Zukunftsmodell der Society 5.0 propagiert. 4 Gleichwohl befindet sich Japan in einer angespannten wirtschaftlichen Lage. Nachdem das Land seit der Jahrtausendwende wieder ein leichtes, aber stabiles Wirtschaftswachstum erreichte, schrumpfte die Wirtschaftsleistung nach dem Ausbruch der Weltfinanzkrise dramatisch. Das Fiskaljahr 2010 brachte zwar Linderung, doch trug die Wirtschaft Japans durch das Dreifachdesaster Erdbeben/Tsunami/Nuklearkatastrophe im Frühjahr 2011 erneut schwere Schäden davon. Infolge dessen schrumpfte die japanische Wirtschaft im Fiskaljahr 2011 leicht. Unter anderem durch Investitionen in den Wiederaufbau konnte die japanische Wirtschaft 2012 zwar wieder wachsen, allerdings blieb der Zuwachs hinter den Voraussagen von Beobachtern zurück. Die aktuelle Wirtschaftspolitik, die 2012 unter dem Namen „Abenomics“ eingeführt wurde, führte zwar zu Rekordgewinnen bei Japans exportierenden Großunternehmen, allerdings profitierten die japanischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die 98% der Unternehmenslandschaft im Land ausmachen, davon nur gering. Viele Japanische KMU sind traditionell durch das vorher angesprochene Keiretsu-System von Großunternehmen abhängig und mussten sich in der Vergangenheit nicht um eine Globalisierungsstrategie kümmern, da diese nur für Großunternehmen relevant war. Dringend benötigte strukturelle Reformen, wie eine Lockerung des Kündigungsschutzes oder die Frauenförderung, die ursprünglich angekündigt waren, lassen bis heute auf sich warten. Auf der anderen Seite ist die Regierung aber deutlich bemüht, den japanischen Arbeitsmarkt zu reformieren. Beispielsweise wurde eine White-Collar Exemption für Arbeitnehmer mit einem Gehalt von mehr als 10,75 Millionen Yen eingeführt. Dies bedeutet, dass Angestellte, die diese Gehaltsgrenze erreicht haben, nicht mehr nach Arbeitszeit, sondern nach Leistung bezahlt werden sollen. Eine große Herausforderung für die Wirtschaft, aber auch die Politik im Land wird der Demografische Wandel darstellen. Die stark 2 Japan Post Holdings Company, Company Information 3 Internet of Things 4 Industrial Value Chain Initiative IVI
ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG 7 abnehmende Geburtenrate mit nur 1,4 Kindern pro Frau und der Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter führt zu einer drastischen Überalterung der japanischen Gesellschaft. Schon jetzt haben fast 40 Prozent der Gesellschaft ein Lebensalter von über 55 Jahren erreicht. 2.3 Internationale Beziehungen Japan ist, wie Deutschland, von einer stark exportorientierten Wirtschaft geprägt. Da der Binnenmarkt aufgrund der Überalterung und Schrumpfung der Gesellschaft stagniert, wurde ein unzureichendes Wachstum nach der Immobilienkrise im Jahr 1989 über einen Zuwachs in der Ausfuhrleistung ausgeglichen. Allerdings wurde die japanische Wirtschaft im Jahr 2011 nicht nur von der Dreifach- Katastrophe, sondern auch von einem starken Yen unter Druck gesetzt, sodass das Land sein erstes Handelsdefizit seit 1980 verzeichnen musste. Dieser Trend setzte sich auch in den folgenden Jahren weiter fort und letztendlich gab die Regierung bekannt, dass das Handelsdefizit des Jahres 2013 mehr als 14 Billionen Yen (134 Milliarden Euro) betrug. Im Folgejahr ging das Handelsdefizit zwar zurück, betrug aber immer noch rund 9 Billionen Yen (67 Milliarden Euro). In den vergangenen Jahren hat sich die Volksrepublik (VR) China zu Japans wichtigstem Außenhandelspartner entwickelt. Dabei spielt China nicht nur eine wichtige Rolle als Lieferant, sondern zunehmend auch als Absatzmarkt für japanische Produkte. Traditionell starke Handelspartner sind zudem die USA, Australien, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate als Rohstofflieferanten. Um die Handelsbeziehungen mit den EU-Staaten zu vertiefen, wird seit 2013 ein bilaterales Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan verhandelt. Dadurch sollen vor allem auf japanischer Seite nicht-tarifäre Handelshemmnisse im Automobilmarkt abgebaut werden. Die EU strebt das Jahr 2016 für den Abschluss der Verhandlungen an. Die USA schaffte es im Oktober 2015 nach fünfeinhalb Jahren Japan und andere wichtige Pazifikanrainerstaaten für ihr Freihandelsabkommen TPP (Trans-Pacific Partnership) zu gewinnen, welches im Februar dieses Jahres in Neuseeland von allen Vertragspartnern unterschrieben wurde. Das TTP soll als Gegengewicht zur aufstrebenden chinesischen Wirtschaft dienen. Auch hierin spielt die Reduktion von Handelshemmnissen in der Automobilbranche eine Schlüsselrolle. Im Jahr 2014 wurden Güter im Wert von 83,8 Billionen Yen (618 Milliarden Euro) eingeführt, ein Anstieg von fast 19% im Vergleich zu 2012. Dies ist hauptsächlich auf die erhöhten Importe von Erdöl und Erdgas zurückzuführen. Die Ausfuhren nahmen im gleichen Zeitraum ebenfalls um fast 15% zu und hatten einen Wert von 74 Billionen Yen (551 Milliarden Euro). Die Zunahme bei den Ausfuhren ist auf die Wechselkursentwicklung zurückzuführen. Deutschland ist innerhalb Europas der wichtigste Handelspartner Japans. So betrug das Handelsvolumen 2015 20,2 Milliarden Euro (2,4 Billionen Yen). Umgekehrt war Japan bis 2002 der wichtigste asiatische Markt für deutsche Unternehmen. Top drei der deutschen Exporte nach Japan sind aus der Automobilindustrie, mit 29,2 % in der Kategorie Kraftfahrzeuge und –teile, 24,4% aus der chemischen Industrie sowie 13,6% aus der Maschinenbauindustrie. Heute rangiert Japan allerdings an zweiter Stelle hinter der VR China. Genaue Zahlen in Bezug auf Nuklearindustrie und die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Japan gibt es bisher noch keine statistischen Erhebungen. Im Gegensatz zu Frankreich und den USA lässt sich aber sagen, dass bisherige Kooperationen auf politischer, Wirtschaftliche und wissenschaftlicher Ebene noch nicht ausgereift sind. Im Rahmen des Umweltministertreffens der G7 im Mai 2016, besuchte Bundesumweltministerin Hendricks das Kernkraftwerk in Fukushima und betonte Deutschlands Ambitionen, Rückbau Technologien in Zukunft verstärkt zu exportieren und forderte zur internationalen Zusammenarbeit auf.5 Zu den wichtigen Exportgütern von Deutschland nach Japan gehören Maschinen (13,6%), Mess- und Regeltechnik (7,7%) und Elektrotechnik (6,6%), die auch Anwendung in der Nuklearbranche finden können.6 Zurzeit sind zwar nur wenige deutsche Unternehmen auf dem japanischen Markt aktiv, aber vergangene Symposien zwischen deutschen und japanischen Experten zeigen durchaus gegenseitiges Interesse an Kooperationen auf wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene.7 2.4 Investitionsklima und Förderung Die Bank of Japan veröffentlicht quartalsweise ihren Tankan-Index, der die Stimmung der japanischen Wirtschaft widerspiegelt. Das Investitionsklima im ersten Quartal 2016 ist im Vergleich zum vorherigen Quartal leicht zurückgegangen, aber weiterhin optimistisch. 5 Japantimes, Mai 2016 6 AHK Japan, Geschäftsklimaumfrage „German Business in Japan 2016“, Mai 2016 7 DWIH, Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus Tokyo
8 ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG Große, exportierende Unternehmen profitierten von der Wechselkursentwicklung des Yen, während KMU in der herstellenden Industrie sowie dem Dienstleistungssektor ein leichtes Plus im Binnenkonsum von 4 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2015 zugutekam. Allerdings ist die Unsicherheit bzgl. der sich verlangsamenden wirtschaftlichen Entwicklung Chinas und im Hinblick auf die Entwicklung des chinesischen Aktienindexes ein Grund zur Sorge. Die Aufträge im Maschinenbau von April bis Juni 2015 nahmen zu und der Ausblick auf das weitere Jahr ist ebenfalls positiv. Der Dienstleistungssektor konnte sich von einem starken Rückgang im letzten Jahr erholen und es wird erwartet, dass sich dieser Trend bis in den November fortsetzt. Für das Geschäftsjahr 2015 (01. April bis 31. März) wird ein Zuwachs der Kapitalinvestitionen um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet.8 Die versprochenen positiven Effekte von „Abenomics“ machen sich hauptsächlich bei großen, exportierenden Unternehmen bemerkbar. Japanische KMU leiden aber weiterhin unter der Entwicklung des Yen, der auch nicht durch einen höheren Binnenkonsum auszugleichen ist. Auch fast die Hälfte der deutschen Unternehmen in Japan, die bei der Geschäftsklimaumfrage 2016 der AHK Japan teilnahmen9, antworteten, dass sie keine nennenswerten Auswirkungen der „Abenomics“ spüren. Dennoch rechnen 70 Prozent mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten. Insgesamt ist das Geschäftsklima unter deutschen Firmen in Japan wider aller Schwarzmalerei sehr positiv. So erzielen 89 Prozent aller Befragten Gewinne vor Steuern, bei 37 Prozent sind es sechs Prozent und mehr. Auch betrachtet der Großteil deutscher Unternehmen ihre eigenen Erfolgsaussichten als relativ unabhängig von der Konjunkturentwicklung Japans. Als nennenswerte Vorteile ihre Geschäfte in Japan wurden von den befragten Unternehmen mit deutlicher Mehrheit Stabilität und Zuverlässigkeit von Geschäftsbeziehungen, hochqualifizierte Arbeitnehmer, Stabilität der Wirtschaft sowie die hoch entwickelte Infrastruktur angebracht. Große Herausforderungen stellen hingegen die Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte, das schwereinschätzbare Wechselkursrisiko, hohe Lohnkosten und das dauerhafte Binden der Arbeitnehmer an den eigenen Betrieb dar. Gründe, warum das eigene Unternehmen in Japan präsent ist, sind das große Absatzpotential des heimischen Marktes mit 91 Prozent, das große Potential für Geschäfte mit japanischen Kunden mit 53 Prozent weltweit und die Beobachtung japanischer Wettbewerber mit 41 Prozent. Alles in Allem spiegelt die Geschäftsklimaumfrage ein überraschend positives Bild der deutschen Geschäfte in Japan. 8 Bank of Japan, Tankan-Index 9 AHK Japan, Geschäftsklimaumfrage „German Business in Japan 2016“, Mai 2016
ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG 9 3. Zielmarkt Kernkraftwerkrückbau 3.1 Einführung Noch im Jahr 2010 wurden knapp 20 Prozent des Strombedarfs in Japan durch nukleare Energie gedeckt. Dieser Anteil sollte sich bis zum Jahr 2030 noch weiter auf 50 Prozent erhöhen. Japan lag mit 54 sich im Einsatz befindenden Kernreaktoren und einer Leistung von insgesamt 288 Terrawattstunden im internationalen Vergleich auf Platz drei der „Atom-Nationen“ weltweit hinter den USA und Frankreich. Durch die Dreifachkatastrophe – Erdbeben, Tsunami und Reaktorunfall - am 11. März 2011 wurde der japanische Inselstaat jedoch gezwungen, seine Energiepolitik und insbesondere seinen Umgang mit nuklearer Energie grundlegend zu überdenken. Aufgrund des öffentlichen Drucks und der allgemeinen Befürwortung des Kernkraftausstiegs durch die japanische Bevölkerung verkündete die damalige Regierung unter Yoshihiko Noda, DPJ (Demokratische Partei Japan) im September 2012 die Umstrukturierung des Energiesektors und den atomaren Ausstieg bis zum Jahr 2040. Ein entsprechender Strategieentwurf, faktisch ein Neubaustopp für Kraftwerke, wurde aber durch das Kabinett unter hohem Druck der Wirtschaftslobby verworfen. Die sogenannte Keidanren10 (Japanese Business Federation) argumentierte, dass ein Atomausstieg die inländischen Strompreise in die Höhe treiben und die zusätzlich notwendigen Energieimporte, bestehend aus Öl, Kohle und Gas die Handelsbilanz weiter negativ beeinflussen würde. Trotz des Gegenwinds wurden bis zum Herbst 2013 schrittweise alle Kernreaktoren aufgrund von Wartungsarbeiten vom Netz genommen. Mit dem Regierungswechsel im Dezember 2012 und der Machterlangung durch die LDP (Liberaldemokratische Partei) unter Premierminister Shinzo Abe wurde aber - trotz des anfangs großen öffentlichen wie auch politischen Widerstands – endgültig von den Atomausstiegsplänen der früheren Regierung abgerückt. Dies verdeutlichte auch der 2013 durch das METI (Ministry of Economy, Trade and Industry) veröffentlichte vierte „Basic Energy Plan“. Dieser stellt Nuklearenergie als wichtigen Pfeiler für den stabilen, unabhängigen und erschwinglichen japanischen Energiemix dar11. Obwohl mit dieser politischen Entscheidung die Richtung für die Zukunft der Kernenergie grob vorgegeben wurde, soll die Abhängigkeit von nuklearer Energie langfristig verringert und gleichzeitig die Sicherheit des Reaktorbetriebs erhöht werden. Dies liegt seit 2012 in der Verantwortung der obersten Aufsichtsbehörde NRA (Nuclear Regulation Authority), die ein Jahr nach ihrer Gründung neue, strengere Sicherheitsstandards und Richtlinien formulierte und nun für deren Einhaltung und Überprüfung verantwortlich ist. Ferner gilt allgemein eine Altersgrenze von 40 Jahren für alle Kernreaktoren, die unter besonderen Auflagen einmalig um nicht mehr als 20 Jahre verlängert werden kann. Für den Großteil der älteren Kraftwerke sowie für Reaktoren mit relativ geringen Kapazitäten ist der mit den neuen Sicherheitsstandards verbundene finanzielle Aufwand aber nicht wirtschaftlich. Aus diesem Grund bleibt für viele Betreiber von Reaktoren, die kurz vor Erreichen der Altersgrenze stehen und eine geringe Kapazität aufweisen eine Stilllegung die einzige Alternative. Aktuell befinden sich bereits zehn Kernreaktoren (Tokai-1, Hamaoka-1 & 2, Fugen, Fukushima-1 bis 6) im Rückbauprozess. Fünf weitere Reaktoren (Tsuruga-1, Mihama-1 & 2, Shimane-1, Genkai-1) werden zurzeit für den Rückbau vorbereitet, nachdem ihre Stilllegung entschieden und sie bereits Anfangs 2015 vom Netz genommen worden sind. Anfang des Jahres – am 25. März 2016 – wurde die Stilllegung eines weiteren Kernreaktors entschieden. Der in Shikoku liegende Druckwasserreaktor (DWR) Ikata-1 soll ab 2016 offiziell in Rückbauphase treten. Das durchschnittliche Alter der betriebsfähigen 45 Kernreaktoren in Japan liegt bei 26,8 Jahren. Bei der aktuell beschlossenen Altersgrenze müssen in den nächsten 15 Jahren rund 60 Prozent der noch nicht stillgelegten Meiler endgültig vom Netz genommen werden. Eine besondere Rolle nimmt das 2011 havarierte Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi ein, dessen mittel- und langfristiger Stilllegungsplan letztes Jahr aufgrund unrealistischer Annahmen von dem Stromversorger TEPCO (Tokyo Electric Power Company) und der Regierung überarbeitet werden musste. Noch immer dringt vermehrt Grundwasser in das Reaktorgehäuse ein und wird dadurch radioaktiv belastet. Im Februar dieses Jahres wurde nun eine Anlage fertiggestellt, die eine unterirdische Eisbarriere schaffen und auf diese Weise das Einfließen von Wasser und dessen Kontaminierung verhindern soll. Aufgrund der hohen Kosten und dem nicht 10 Die Keidanren ist mit 1.329 Mitgliedsunternehmen der wichtigste japanische Wirtschaftsverband (Stand 2015) 11 METI, Strategic Energy Plan, April 2014
10 ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG absehbaren Erfolg der Maßnahme, wurden bereits im Vorfeld kritische Stimmen laut. Dies zeigt auch, dass selbst fünf Jahre nach dem Reaktorunfall noch viele technische Fragen offen sind und es der Entwicklung neuer Methoden mit einem besonderen Augenmerk auf Sicherheitsaspekte bedarf. Die veränderten Bedingungen auf dem japanischen Energiemarkt und die Folgen für die Kernenergie steigern das internationale Kooperationsinteresse und eröffnen neue Geschäftsmöglichkeiten im Bereich des Rückbaus und der Modernisierung. Seit dem Beschluss der Energiewende und dem damit verbundenen Kernkraftausstieg bis zum Jahr 2022 werden aktuelle Entwicklungen in Deutschland auf diesem Gebiet mit großem Interesse von japanischen Experten und Unternehmen verfolgt. Für deutsche Unternehmen bietet dies große Potenziale, ihr bereits vorhandenes Know-how und ihre technischen Problemlösungen in Japan gewinnbringend einzusetzen. Zusätzlich wird die Marke „Made in Germany“ in Japan hochgeschätzt und mit Qualität und Zuverlässigkeit assoziiert. 3.2 Entwicklung der Kernenergie in Japan Japan begann sein nukleares Forschungsprogramm im Jahr 1954 mit einem Budget von rund 230 Millionen Yen. Im Atomic Energy Basic Law, das ein Jahr darauf, im Jahr 1955, verabschiedet wurde, wird der friedliche Gebrauch der nuklearen Technologie strikt vorgeschrieben. Zusätzlich umfasst das Gesetz drei Prinzipien, namentlich demokratische Methoden, ein unabhängiges Management und Transparenz, die das Fundament für die nukleare Forschung sowie die internationale Zusammenarbeit schaffen. Mit der Aufnahme ihrer Arbeit 1956, förderte die AEC (Atomic Energy Commission) die Entwicklung der Kernkraft und ihren Nutzen. Weitere mit nuklearer Technologie in Verbindung stehende Organisationen wurden im selben Jahr gegründet. Darunter die NSC (Nuclear Safety Commission), JST (Japan Science & Technology Agency); JAERI (Japan Atomic Energy Research Institute) sowie die Atomic Fuel Corporation, die 1967 in PNC (Power Reactor and Nuclear Fuel Development Corporation) umbenannt wurde. Der erste Reaktor in Japan mit dem Strom erzeugt wurde, war der Prototyp eines Siedewasserreaktors (SWR), der sogenannte Japan Power Demonstration Reactor (JPDR), welcher sich von 1963 bis 1976 im Einsatz befand und wichtige Informationen für die spätere Einführung von kommerziellen Reaktoren lieferte. Nach Ende seiner Betriebszeit diente dieser als Testobjekt für den Rückbauprozess. Der erste kommerziell genutzte Kernkraftreaktor (Tokai-1), ein 160 MWe Magnox-Reaktor12, wurde aus Großbritannien importiert. Seine Laufzeit begann im Juli 1966 und endete im März 1998. In der Folgezeit wurden nur noch Leichtwasserreaktoren (LWR), Siedewasserreaktoren (SWR) und Druckwasserreaktoren (DWR) gebaut. Im Jahr 1970 wurden drei dieser Typen vollendet und in Betrieb genommen. Später wurden Konstruktionsdesigns von US- amerikanischen Anbietern angekauft, die dann von japanischen Unternehmen, Hitachi Co Ltd, Toshiba Co Ltd. und Mitsubishi Heavy Industries Co. Ltd. gebaut wurden. Diese drei Unternehmen erhielten ebenfalls die Lizenz, die Konstruktionsdesigns für zukünftige Projekte zu nutzen. Sie konnten ihre Kapazitäten in den Folgejahren weiterentwickeln und eigneten sich das Know-how an, eigene Leichtwasserreaktoren (LWR) zu konstruieren. Bis zum Ende der 70er Jahre konnte die japanische Industrie größtenteils ihre eigene Kernenergie produzieren und diese an andere ostasiatische Staaten exportieren. Japan war zudem maßgeblich an der Entwicklung neuer Reaktoren, die in Europa eingesetzt wurden, beteiligt. Aufgrund der geringen Ausfallsicherheit, langer Wartungszeiten und einer durchschnittlichen Kapazitätsauslastung von nur rund 46 Prozent bei alten Reaktoren, beschloss das MITI (Ministry of International Trade and Industry) 1975 ein Nachrüstungs- und Standardisierungsprogramm für LWR. Bis zum Jahr 1985 sollte die Bauweise und das Design aller LWR in drei Phasen standardisiert werden. In den ersten beiden Schritten wurden die Konstruktionspläne von sowohl DWR als auch SWR so verändert und angepasst, dass der Betrieb verbessert und Wartungsarbeiten vereinfacht wurden. In einer dritten Phase sollte die Leistung der Reaktoren auf 1300 bis 1400 Watt erhöht werden. Die nachgerüsteten Reaktoren werden als ABWR (Advanced Boiling Water Reactor) und Advanced APWR (Pressurized Water Reactor13) bezeichnet14. Das Forschungscenter PNC (Power Reactor and Nuclear Fuel Development Corporation) gewann während der 90er Jahre an Bedeutung und war in viele Projekten involviert, wie Z.B. die Uranerkundung in Australien und die Erforschung von Endlagerungsmöglichkeiten hochradioaktiver Reststoffe. Zwei schwere Unfällen sowie die unzureichende Berichterstattung gegenüber der Regierung, führten dazu, dass die PNC 1998 umstrukturiert und fortan als JNC Japan (Nuclear Cycle Development Institute) 12 Magnesium nicht-oxidierend 13 Fortgeschrittener Siedewasserreaktor und Fortgeschrittener Druckwasserreaktor 14 World Nuclear Association, Country Profiles, Japan: Nuclear Energy, April 2016
ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG 11 bekannt war. Hauptfelder waren die Erforschung und die Entwicklung von Brutreaktoren, die Aufbereitung von Brennelementen, die einen hohen Abbrand aufweisen, Herstellung von Mischoxid-Brennelementen (MOX) und Beseitigung hochradioaktiver Reststoffe. Aus dem Zusammenschluss zwischen JNC und JAERI (Japan Atomic Energy Research Institute), ging die heutige JAEA (Japan Atomic Energy Agency) unter Führung des MEXT (Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology) hervor und ist nach wie vor für die Forschung und Entwicklung im nuklearen Bereich zuständig15. Kurz nach der Jahrtausendwende, im Jahr 2002, verkündete die damalige Regierung unter Leitung der LDP, dass Nuklearenergie zukünftig einen noch größeren Anteil am japanischen Energiemix ausmachen solle. Ein Treiber für diesen Beschluss, waren die Vorgaben zur Reduzierung der Treibhausgase, die im Kyoto Protokoll festgelegt worden sind. Geplant war der Start von zwölf neuen Kernkraftwerken und einem Anstieg von rund 30% (13.000 MWe) bis zum Jahr 2011. Laut einer Zukunftsstudie des JAIF (Japan Atomic Industrial Forum), der wichtigste Verband der Kernkraftindustrie, aus dem Jahr 2005 sollte sowohl die Kapazität als auch der Anteil der Nuklearenergie um fast das doppelte auf 60% bis zum Jahr 2050 ansteigen.16 Bis zur Katastrophe in Fukushima, hat sich aufgrund der zuvor genannten politischen Ausrichtung in Japan ein eigener Industriesektor für den nuklearen Bereich entwickelt. Neben den Betreibern der Kernkraftwerke und Reaktorherstellern, gehören unterstützende Unternehmen, die für den Abbau von Uran sowie Fabrikation und Transport von Kernbrennstoffen verantwortlich sind, ebenso zu diesem Industriezweig. Involviert sind außerdem die drei genannten Mischkonzerne, große Handelshäuser, Stahlproduzenten und Unternehmen aus dem Bausektor. Mit dieser Struktur schaffte es Japan an die Weltspitze und wurde mit über 400 Unternehmen, die in dieser Industrie tätig sind17, Marktführer im Bereich der Reaktorkonstruktion. Insgesamt wurden bis dato 62 Reaktoren an 21 Standorten in Japan gebaut (siehe Abb. 1). Infolge der Dreifachkatastrophe am 11. März 2011 wurden schrittweise alle Kernreaktoren zu Wartungsarbeiten vom Stromnetz genommen.18 15 JAEA, Japan Nuclear Cycle Development Institute 16 JAIF, 2050 Vision und Roadmap der Nuklearenergie, November 2011 17 JAIF, Nuclear Energy Buyers Guide in Japan 2014-2015, September 2014 18 World Nuclear Association, Country Profiles, Japan: Nuclear Energy, April 2016
12 ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG Abbildung 1: Standorte der Kernkraftwerke in Japan (Stand 2010)19 Von den 62 oben aufgeführten Reaktoren befinden sich bereits zehn Kernreaktoren (Tokai-1, Hamaoka-1 &-2, Fugen, Fukushima-1 bis -6) im Rückbauprozess. Fünf weitere Reaktoren (Tsuruga-1, Mihama-1 & -2, Shimane-1, Genkai-1) befinden sich zurzeit in der Vorbereitungsphase, obwohl ihre Stilllegung entschieden und sie bereits Anfang 2015 vom Netz genommen worden sind. Zusätzlich wurde Anfang des Jahres die Stilllegung und der Rückbau des in Shikoku liegenden DRW Ikata-1 beschlossen. Die Rückbauphase begann offiziell am 10. Mai 2016. Lediglich die beiden Reaktoren des Kernkraftwerks Sendai-1 & 2 sind aktuell in Betrieb. Nach einer kurzen Laufzeit von nur knapp zwei Wochen wurde der Reaktor Tahama-3 aufgrund eines gerichtlichen Beschlusses am 10. März 2016 wieder vom Netz genommen. Von den insgesamt 43 betriebsfähigen Kernreaktoren liegen der NRA bisher nur 26 Anträge für eine Prüfung für einen Wiederanlauf vor.20 Tabelle 2: Übersicht der Kernreaktoren in Japan (Stand Mai 2016)21 Name Typ Status Standort Leistung [in MWe] Erster Netzanschluss Fugen ATR HWLWR Stillgelegt Tsuruga 165 29. Juli 1978 Fukushima-Daiichi-1 BWR Stillgelegt Ōkuma 460 17. November 1970 Fukushima-Daiichi-2 BWR Stillgelegt Ōkuma 784 24. Dezember 1973 Fukushima-Daiichi-3 BWR Stillgelegt Ōkuma 784 26. Oktober 1974 19 NRA Japan, Convention on Nuclear Safety National Report of Japan for the Fifth Review Meeting, September 2010 20 NEI, Nuclear Energy Institute 21 IAEA, International Atomic Energy Agency, Country Statistic, Japan, Juni 2016
ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG 13 Fukushima-Daiichi-4 BWR Stillgelegt Ōkuma 784 24. Februar 1978 Fukushima-Daiichi-5 BWR Stillgelegt Ōkuma 784 22. September 1977 Fukushima-Daiichi-6 BWR Stillgelegt Ōkuma 1100 4. Mai 1979 Fukushima-Daini-1 BWR Betriebsbereit Ōkuma 1100 31. Juli 1981 Fukushima-Daini-2 BWR Betriebsbereit Ōkuma 1100 23. Juni 1983 Fukushima-Daini-3 BWR Betriebsbereit Ōkuma 1100 14. Dezember 1984 Fukushima-Daini-4 BWR Betriebsbereit Ōkuma 1100 17. Dezember 1986 Genkai-1 PWR Stillgelegt Genkai 559 12. Februar 1975 Genkai-2 PWR Betriebsbereit Genkai 559 3. Juni 1980 Genkai-3 PWR Betriebsbereit Genkai 1180 15. Juni 1993 Genkai-4 PWR Betriebsbereit Genkai 1180 12. November 1996 Hamaoka-1 BWR Stillgelegt Omaezaki 540 13. August 1974 Hamaoka-2 BWR Stillgelegt Omaezaki 840 13. August 1978 Hamaoka-3 BWR Betriebsbereit Omaezaki 1100 20. Januar 1987 Hamaoka-4 BWR Betriebsbereit Omaezaki 1137 27. Januar 1993 Hamaoka-5 BWR Betriebsbereit Omaezaki 1380 30. April 2004 Higashi-Dori-1 BWR Betriebsbereit Higashidori 1100 9. März 2005 Ikata-1 PWR Betriebsbereit Ikata 566 17. Februar 1977 Ikata-2 PWR Betriebsbereit Ikata 566 19. August 1981 Ikata-3 PWR Betriebsbereit Ikata 890 29. März 1994 JPDR BWR Stillgelegt Tokai 13 26. Oktober 1963 Kashiwazaki Kariwa-1 BWR Betriebsbereit Kashiwazaki 1100 13. Februar 1985 Kashiwazaki Kariwa-2 BWR Betriebsbereit Kashiwazaki 1100 8. Februar 1990 Kashiwazaki Kariwa-3 BWR Betriebsbereit Kashiwazaki 1100 8. Dezember 1992 Kashiwazaki Kariwa-4 BWR Betriebsbereit Kashiwazaki 1100 21. Dezember 1993 Kashiwazaki Kariwa-5 BWR Betriebsbereit Kashiwazaki 1100 12. September 1989 Kashiwazaki Kariwa-6 BWR Betriebsbereit Kashiwazaki 1356 29. Januar 1996 Kashiwazaki Kariwa-7 BWR Betriebsbereit Kashiwazaki 1356 17. Dezember 1996 Mihama-1 PWR Stillgelegt Mihama 340 8. August 1970 Mihama-2 PWR Stillgelegt Mihama 500 21. April 1972 Mihama-3 PWR Betriebsbereit Mihama 826 19. Februar 1976 Monju FBR Langzeit stillgelegt Tsuruga 280 29. August 1995 Ohi-1 PWR Betriebsbereit Ohi 1175 23. Dezember 1977 Ohi-2 PWR Betriebsbereit Ohi 1175 11. Oktober 1978 Ohi-3 PWR Betriebsbereit Ohi 1180 7. Juni 1991 Ohi-4 PWR Betriebsbereit Ohi 1180 19. Juni 1992 Ohma BWR Im Bau Ohma 1383 Onagawa-1 BWR Betriebsbereit Onagawa 524 18. November 1983 Onagawa-2 BWR Betriebsbereit Onagawa 825 23. Dezember 1994 Onagawa-3 BWR Betriebsbereit Onagawa 825 30. Mai 2001 Sendai-1 PWR In Betrieb Satsumasendai 890 16. September 1983 Sendai-2 PWR In Betrieb Satsumasendai 890 5. April 1985 Shika-1 BWR Betriebsbereit Shika 540 12. Januar 1993 Shika-2 BWR Betriebsbereit Shika 1206 4. Juli 2005
14 ZIELMARKTANALYSE JAPAN – KKW RÜCKBAU UND MODERNISIERUNG Shimane-1 BWR Stillgelegt Matsue 460 2. Dezember 1973 Shimane-2 BWR Betriebsbereit Matsue 820 11. Juli 1988 Shimane-3 BWR Im Bau Matsue 1373 Takahama-1 PWR Betriebsbereit Takahama 826 27. März 1974 Takahama-2 PWR Betriebsbereit Takahama 826 17. Januar 1975 Takahama-3 PWR Betriebsbereit Takahama 870 9. Mai 1984 Takahama-4 PWR Betriebsbereit Takahama 870 1. November 1965 Tokai-1 GCR Stillgelegt Tokai 166 10. November 1965 Tokai-2 BWR Betriebsbereit Tokai 1100 13. März 1978 Tomari-1 PWR Betriebsbereit Tomari 579 6. Dezember 1988 Tomari-2 PWR Betriebsbereit Tomari 579 27. August 1990 Tomari-3 PWR Betriebsbereit Tomari 912 20. März 2009 Tsuruga-1 BWR Stillgelegt Tsuruga 357 16. November 1969 Tsuruga-2 PWR Betriebsbereit Tsuruga 1160 19. Juni 1986 3.3 Der Rückbauprozess Die NRA definiert den Rückbauprozess eines Kernkraftwerkes mit vier Maßnahmen, namentlich der Abbau kerntechnischer Anlagen, das Entfernen der Brennelemente, die Dekontaminierung und die Behandlung radioaktiver Abfälle22. Die Verantwortung für diese Prozesse liegen beim Betreiber der kerntechnischen Anlagen. Innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen und Sicherheitsvorschriften sind die Betreiber relativ frei bei der Ausgestaltung ihrer Rückbaustrategie. Aktuell präferierte Strategien sind aber zum einen der sofortige Rückbau (immediate dismantling) und zum anderen der sichere Einschluss (deferred dismantling oder safe storage). Bei dem sogenannten sofortigen Rückbau wird innerhalb eines kurzen Zeitrahmens nach der Genehmigung der Stilllegung mit den Rückbaumaßnahmen begonnen, während bei der sicheren Einschluss Strategie, wie der Name suggeriert, die Anlage über einen Zeitraum von mehreren Jahren sicher verschlossen wird. Dadurch soll die Strahlung innerhalb des Reaktors abklingen, bevor mit den eigentlichen Rückbaumaßnahmen begonnen wird. Der grundsätzliche Rückbauplan basiert, wie in vielen anderen Staaten, auch in Japan auf einem Konzept, das von unterschiedlichen aufeinanderfolgenden Phasen ausgeht: Vorbereitende Maßnahmen (Charakterisierung der Anlage, Entladung und Dekontaminierung), Sicherheitslagerung, Rückbau und Demontage. Eine wichtige Rolle während des gesamten Prozesses spielt das Abfallmanagement radioaktiver Reststoffe. In der ersten Phase werden die Brennelemente aus dem Reaktorkern sowie aus den Abklingbecken geborgen und dann entweder zu einer temporären Lagerstelle oder zur Wiederaufbereitung zu einer entsprechenden Anlage transportiert. Zwei solcher Anlagen befinden sich in Rokkasho und in Tokai im Norden Japan. Die Wiederaufbereitungsanlage Tokai stellte ihre Aktivitäten allerding im Jahr 2007 ein und die Anlage in Rokkasho befindet sich seit 2006 unter baulichen Maßnahmen. Plänen zufolge wird die Anlage auch nicht vor 2018 wieder in Betrieb genommen. Aufgrund dessen fanden die bisherigen Aufbereitungsmaßnahmen vor allem in Frankreich und in Großbritannien statt. Bevor mit den Dekontaminierungsarbeiten begonnen wird, müssen Untersuchungen bezüglich Zusammensetzung und Menge des radioaktiven Materials unternommen werden. Die zweite Phase soll grundlegend dazu dienen, die Strahlung innerhalb des Reaktors durch den natürlichen Verfall der radioaktiven Teilchen zu vermindern. Dazu wird der Reaktorkern sicher verschlossen, gekühlt und stetig überwacht. Gleichzeitig wird mit ersten Rückbaumaßnahmen von peripheren Komponenten begonnen. In der Regel geht man von einem Zeitrahmen von ca. zehn Jahren für den sicheren Einschluss aus. Nach Abschluss der vorangegangenen Phase, folgt die Demontage und der Rückbau der Anlage, in der in mehreren Schritten die verschiedenen Komponenten des Reaktors rückgebaut werden. Insbesondere dieser Bereich erfordert hochspezialisiertes Equipment. Bei der inneren Behandlung des hochradioaktiven Reaktordruckbehälters werden z.B. fernbediente und gleichzeitig wasserfeste Maschinen gebraucht. Nachdem der Reaktor vollständig zurückgebaut wurde, bleiben allgemeine Bauarbeiten am Gebäude erforderlich. Obwohl während des gesamten Rückbauprojektes verschiedene Arten an radioaktiven und nicht-radioaktiven Reststoffen 22 Satoru Tanaka, NRA, “Safety Regulations for Decommissioning of Nuclear Power Plants in Japan and Future Challenges”, 8. April 2015
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