Nosokomiale Pneumonie: Prävention, Diagnostik und Therapie

Die Seite wird erstellt Lui-Horst Schmidt
 
WEITER LESEN
PEG-Empfehlungen

                                                                                                Nosokomiale Pneumonie:
                                                                                                Prävention, Diagnostik und Therapie
                                                                                                Ein Konsensuspapier der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG) und der Deutschen
                                                                                                Gesellschaft für Pneumologie (DGP) unter Mitarbeit von Experten der Deutschen Gesellschaft für

                                                                                                                                                                                                                                             © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
                                                                                                Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                 K.-F. Bodmann*, J. Lorenz**, T. T. Bauer, S. Ewig, M. Trautmann,                       möglich ist, sind zumindest ausrei-
                                                                                                 F. Vogel                                                                               chende Abstände zwischen den Betten
                                                                                                                                                                                        einzuhalten.

                                                                                                         Epidemiologie                      werden, bis zu 50 % betragen, wobei
                                                                                                                                            die direkt auf die Pneumonie zurück
                                                                                                Die nosokomiale Pneumonie ist die           zu führende Letalität ebenfalls bis zu      *federführend für die PEG, **federführend
                                                                                                zweithäufigste Hospitalinfektion in den     50 % betragen kann. Eine allgemein          für die DGP
                                                                                                westlichen Industrieländern, wie zum        akzeptierte Standardtherapie der noso-
                                                                                                Beispiel die NIDEP-Studie bestätigt.        komialen Pneumonie gibt es nicht. Die       Priv.-Doz. Dr. med. T. T. Bauer, Abteilung für
                                                                                                                                                                                        Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin,
                                                                                                Die Prävalenz nosokomialer Infektionen      initiale antimikrobielle Therapie muss      Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmanns-
                                                                                                betrug in dieser repräsentativen Studie     in Unkenntnis des zugrunde liegenden        heil – Kliniken der Ruhr-Universität Bochum,
                                                                                                aus dem Jahr 1990 etwa 4 %. Die unte-       Erregers immer als kalkulierte Therapie     Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum
                                                                                                ren Atemwegsinfektionen lagen wie im        erfolgen. Dabei soll zwischen spontan       Dr. med. K.-F. Bodmann, Medizinische Klinik I,
                                                                                                                                                                                        Städtisches Krankenhaus Hildesheim, Weinberg
                                                                                                angelsächsischen Schrifttum mit 20,6 %      atmenden und maschinell beatmeten
                                                                                                                                                                                        1, 31134 Hildesheim
                                                                                                an der zweiten Stelle. Darunter entfielen   Patienten unterschieden werden.             Prof. Dr. med. S. Ewig, Klinik für Pneumologie,
                                                                                                75 % auf Pneumonien. In der Intensiv-                                                   Beatmungsmedizin und Infektiologie, Augusta-
                                                                                                medizin wurde die höchste Prävalenz                                                     Krankenanstalt Bochum, Bergstr. 26, 44791
                                                                                                der unteren Atemwegsinfektionen im                                                      Bochum
                                                                                                Krankenhaus ermittelt; ihr Anteil an                    Prävention                      Prof. Dr. med. J. Lorenz, II. Medizinische Klinik,
                                                                                                                                                                                        Klinikum Lüdenscheid, Paulmannshöher Str. 14,
                                                                                                allen nosokomialen Infektionen betrug                                                   58515 Lüdenscheid
                                                                                                53,4 %. Nosokomiale Pneumonien sind         Zur Vermeidung nosokomialer Pneumo-         Prof. Dr. med. M. Trautmann, Institut für Kran-
                                                                                                die häufigste Todesursache unter den        nien soll ein schlüssiges Hygienekonzept    kenhaushygiene, Klinikum Stuttgart, Kriegs-
                                                                                                                                                                                        bergstr. 60, 70174 Stuttgart
                                                                                                Krankenhausinfektionen.                     vorliegen. Das Präventionskonzept soll-     Prof. Dr. med. F. Vogel, Medizinische Klinik III,
                                                                                                Der wichtigste Risikofaktor für nosoko-     te von der jeweiligen Hygiene-Kommis-       Kliniken des Main-Taunus-Kreises, Lindenstr.
                                                                                                miale Pneumonien ist die maschinelle        sion für die eigene Institution auf dem     10, 65719 Hofheim a. T.
                                                                                                Beatmung mit endotrachealer Intuba-         Boden aktueller Leitlinien festgelegt
                                                                                                                                                                                        Weitere Teilnehmer der Konsensuskonferenz
                                                                                                tion; bei beatmeten Patienten ist das       werden. Auf den Intensivstationen sollte
                                                                                                                                                                                        vom 1./2. Februar 2002, Eltville, Deutschland:
                                                                                                kumulative Risiko vielfach höher als bei    eine Beauftragte oder ein Beauftragter      J. Barth, Halle; K. Dalhoff, Lübeck; B. Grabein,
                                                                                                anderen Patienten. Unter maschineller       für die Kontrolle der Einhaltung sowie      München; M. Kresken, Bonn; E. Müller, Düs-
                                                                                                Beatmung steigt das kumulative Risi-        des Erfolgs der Präventionsmaßnahmen        seldorf, T. Schaberg, Rotenburg a. d. W.; B.
                                                                                                ko, an einer Pneumonie zu erkranken,        ernannt werden. Von großer Bedeutung        Wiedemann, Bonn
                                                                                                                                                                                        Außerdem waren an der Entstehung des Kon-
                                                                                                proportional zur Beatmungsdauer. Die        ist dabei die Festlegung auf ein diagnos-   sensus beteiligt: K. Brodt, Frankfurt a. M.; G.
                                                                                                kumulative Inzidenz der nosokomialen        tisches Konzept zur Erfassung nosoko-       Höffken, Dresden; H. Lode, Berlin; J. Meyer,
                                                                                                Pneumonie beim beatmeten Patienten          mialer Pneumonien. Seit dem 1. Januar       Duisburg; U. Ullmann, Kiel; K. S. Unertl, Tü-
                                                                                                beträgt 10 bis 20 %.                        2001 ist die fortlaufende Erfassung und     bingen
                                                                                                                                                                                        Die Konsensuskonferenz und vorbereitende
                                                                                                Ergebnisse des Krankenhaus-Infek-           Dokumentation nosokomialer Infektio-        Treffen wurden von folgenden Firmen unter-
                                                                                                tions-Surveillance-Systems         (KISS)   nen durch § 23 Infektionsschutzgesetz       stützt: Aventis Pharma Deutschland GmbH,
                                                                                                lassen einen noch höheren Stellenwert       (IFSG) vorgeschrieben.                      Frankfurt; Bayer Vital GmbH, Leverkusen;
                                                                                                der nosokomialen Pneumonie erkennen.                                                    GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, München;
                                                                                                                                                                                        Wyeth Pharma GmbH, Münster
                                                                                                Sie stellt hier die häufigste nosokomiale
                                                                                                Infektion dar. Der größte Teil aller In-    Allgemeine Aspekte des                      Korrespondenzanschriften:
                                                                                                fektionen war mit dem Gebrauch von          Baukonzepts und der Raum-                   Dr. med. K.-F. Bodmann, Medizinische Klinik I,
                                                                                                intrakorporalen Fremdkörpern assozi-        aufteilung                                  Städtisches Krankenhaus Hildesheim, Weinberg
                                                                                                iert. So traten 89 % aller nosokomialen     Die Intensivstation sollte eine Raumauf-    1, 31134 Hildesheim, Tel.: (0 51 21) 89 0, Fax:
                                                                                                                                                                                        (0 51 21) 89 45 10, E-Mail: bodmanns_world@
                                                                                                Pneumonien bei intubierten und maschi-      teilung aufweisen, die eine individuelle    t-online.de
                                                                                                nell beatmeten Patienten auf.               Pflege des Patienten ermöglicht. Ideal      Prof. Dr. med. J. Lorenz, Klinik für Pneumologie
                                                                                                In Deutschland treten jährlich etwa         sind Einzelplätze mit eigenen Pflege-       und Internistische Intensivmedizin, Klinikum Lü-
                                                                                                200 000 Erkrankungsfälle an nosoko-         vorrichtungen, so dass eine individuelle    denscheid, Postfach, 58505 Lüdenscheid, Tel.:
                                                                                                                                                                                        (0 23 51) 46 33 60/61, Fax: (0 23 51) 46 33 66,
                                                                                                mialer Pneumonie auf. Die Sterblich-        Pflege ermöglicht und gleichzeitig das      E-Mail: innere2@kkh-luedenscheid.de
                                                                                                keit kann vor allem bei Patienten, die      Risiko einer Transmission exogener
                                                                                                auf einer Intensivstation behandelt         Erreger vermindert wird. Wo dies nicht      Chemother J 2003;12:33-44.

                                                                                                 Chemotherapie Journal                                                                        12. Jahrgang   |   Heft 2/2003   |      33
Bodmann et al.   |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                 Methodische Vorbemerkungen
                                                                                                  Grundlage dieser Empfehlungen sind die Publikationen der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG), der Deutschen Gesellschaft
                                                                                                  für Pneumologie (DGP) und der American Thoracic Society (ATS) über die nosokomiale Pneumonie des Erwachsenen. Ziel dieser Neufassung
                                                                                                  ist es nicht, eine neue Leitlinie zu entwickeln, sondern einen auch für den nicht speziell infektiologisch ausgebildeten Kliniker verständli-
                                                                                                  chen Leitfaden zu formulieren. Die bisher vorliegenden Empfehlungen haben schwerpunktmäßig das Problem der Differentialtherapie dar-
                                                                                                  gestellt und wichtige Therapieoptionen publiziert. In der täglichen Praxis erweist es sich jedoch als schwierig, diese auch umzusetzen. Aus

                                                                                                                                                                                                                                                  © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                  diesem Grunde haben wir in dem hier vorliegenden Konsensus der Praktikabilität Priorität eingeräumt.
                                                                                                  Wo immer möglich, liegen den Empfehlungen wissenschaftliche Daten zugrunde, die angelehnt an das Leitlinienmanual der Arbeitsge-
                                                                                                  meinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und der Ärztlichen Zentralstelle für Qualitätssicherung (ÄZQ)
                                                                                                  hinsichtlich ihrer Evidenz bewertet werden. Die Beurteilung der Aussagekraft erfolgt nach Evidenztypen, die in Evidenzgraden gewichtet
                                                                                                  werden (Tab. 1). Zusätzlich zu dieser Publikation wird eine ausführliche Fassung mit Literaturangaben im Internet veröffentlicht sowie eine
                                                                                                  Kurzfassung zum klinischen Gebrauch erarbeitet. Außerdem ist die Publikation dieser Empfehlungen in möglichst vielen wissenschaftlichen
                                                                                                  Zeitschriften beabsichtigt.
                                                                                                  Auf der Grundlage der Empfehlungen der DGP aus dem Jahre 1999 wurden durch eine repräsentative Expertengruppe beider Fachgesell-
                                                                                                  schaften, der PEG und der DGP, die vorliegenden Leitlinien zur Prävention, Diagnostik und Therapie der nosokomialen Pneumonie entwi-
                                                                                                  ckelt. Als federführend wurden K.-F. Bodmann für die PEG und J. Lorenz für die DPG ernannt. In Vorbereitung der Projektarbeit erhielten alle
                                                                                                  Beteiligten zeitgerecht einen Ordner mit der relevanten Literatur. Das erste Treffen der Expertengruppe fand am 13. und 14. August 2001 in
                                                                                                  Eltville-Erbach statt. Teilnehmer waren T. T. Bauer, K.-F. Bodmann, S. Ewig, J. Lorenz, M. Trautmann und F. Vogel. Hier wurden die Grundlagen
                                                                                                  für den Text der Empfehlung entwickelt. Ein zweites Treffen fand am 31. Oktober 2001 ebenfalls in Eltville-Erbach statt, wo die bisher er-
                                                                                                  arbeiteten Texte detailliert besprochen und diskutiert wurden.
                                                                                                  Am 1. und 2. Februar 2002 wurden im erweiterten Expertenkreis, der außer den zuvor genannten noch J. Barth, Halle; K. Dalhoff, Lübeck; B.
                                                                                                  Grabein, München; M. Kresken, Bonn; E. Müller, Düsseldorf; T. Schaberg, Rotenburg a. d. W. und B. Wiedemann, Bonn, einschloss, die bisher
                                                                                                  erarbeiteten Texte und Vorschläge vorgestellt und diskutiert. Außerdem waren an der Entstehung des Papiers K. Brodt, Frankfurt a. M.; G.
                                                                                                  Höffken, Dresden; H. Lode, Berlin; J. Meyer, Duisburg; U. Ullmann, Kiel sowie K. S. Unertl, Tübingen, beteiligt.
                                                                                                  In der Zeit zwischen dem 1. Februar und dem 8. August 2002 wurden die Empfehlungen in den Fachgruppen weiter diskutiert, bis die End-
                                                                                                  fassung des Konsensuspapiers erstellt werden konnte. Der erarbeitete Text wurde den Vorständen der beiden Gesellschaften zugeleitet.
                                                                                                  Es muss betont werden, dass Empfehlungen immer einen Kompromiss darstellen, wobei in der Konsensuskonferenz in den weitaus meisten
                                                                                                  Aussagen Übereinstimmung bestand.

                                                                                                  Tab. 1. Bewertung der publizierten Literatur gemäß Aussagekraft nach                              Epidemiologisch relevante
                                                                                                  Evidenztypen und Gewichtung in Empfehlungsgrade                                                   allgemeine Regeln aus Sicht
                                                                                                                                                                                                    des Klinikers

                                                                                                  Grad der             Evidenz                                                                      Die wichtigste Einzelmaßnahme zur
                                                                                                  Empfehlung                                                                                        Verhütung der nosokomialen Pneumonie
                                                                                                                                                                                                    ist die Händedesinfektion. Insbesondere
                                                                                                                                                                                                    auf Intensivstationen sind darüber hin-
                                                                                                  A                    Ia                 Evidenz aufgrund von Meta-Analysen randomisierter,
                                                                                                                                                                                                    aus zahlreiche Maßnahmen unterschied-
                                                                                                                                          kontrollierter Studien
                                                                                                                                                                                                    licher Wertigkeit geeignet, das Auftreten
                                                                                                  A                    Ib                 Evidenz aufgrund mindestens einer randomisierten,         und die Weitergabe von Infektionen zu
                                                                                                                                          kontrollierten Studie                                     vermeiden (Tab. 2). Unabhängig davon
                                                                                                                                                                                                    sind drei Präventionsschwerpunkte zu
                                                                                                                                                                                                    beachten:
                                                                                                  B                    IIa                Evidenz aufgrund mindestens einer gut angelegten
                                                                                                                                          kontrollierten Studie ohne Randomisierung                    Kontrolle der Ausbreitung typischer
                                                                                                                                                                                                        exogener Erreger: Hierunter fallen
                                                                                                  B                    IIb                Evidenz aufgrund mindestens einer gut angelegten
                                                                                                                                                                                                        Erreger wie Legionella spp. und As-
                                                                                                                                          quasi experimentellen Studie
                                                                                                                                                                                                        pergillus spp. Jeder Nachweis eines
                                                                                                  B                    III                Evidenz aufgrund gut angelegter nicht experimenteller         solchen Erregers bei Patienten mit
                                                                                                                                          deskriptiver Studien (z. B. Vergleichsstudien,                nosokomialer Pneumonie kann auf
                                                                                                                                          Korrelationsstudien, Fall-Kontroll-Studien)                   Defekte in der Umgebungshygiene
                                                                                                                                                                                                        zurück zu führen sein und sollte
                                                                                                                                                                                                        dann entsprechende Untersuchungen
                                                                                                  C                    IV                 Evidenz aufgrund von Berichten/Meinungen von Exper-           nach sich ziehen. Diese umfassen bei
                                                                                                                                          tenkreisen, Konsensus-Konferenzen und/oder klinischer         Legionella spp. die Untersuchung der
                                                                                                                                          Erfahrungen anerkannter Autoritäten                           Wasserleitungen und des Wassers, bei
                                                                                                                                                                                                        Aspergillus spp. die Untersuchung der

                                                                                                34          12. Jahrgang     |   Heft 2/2003   |
Bodmann et al.       |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                Tab. 2. Maßnahmen zur Prävention der beatmungsassoziierten Pneumonie
                                                                                                Aufgeführt sind die zusammenfassenden Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert-Koch-
                                                                                                Institut. Die Bewertung der Maßnahmen wurde aus den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts nach Prüfung auf das hier applizierte Be-
                                                                                                wertungssystem übertragen. Bezüglich zusätzlicher spezifischer Maßnahmen zur Prävention der postoperativen Pneumonie sowie ausführ-
                                                                                                licherer Begründungen dieser Empfehlungen sei auf den Text der RKI-Empfehlung verwiesen. Mit *gekennzeichnete Empfehlungen wurden
                                                                                                von uns zusätzlich eingefügt, da diese in den RKI-Empfehlungen nicht erwähnt sind.

                                                                                                                                                                                                                                                       © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
                                                                                                Maßnahme                Empfehlung                                                                                                       Grad der
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                                                                                                                                                          Evidenz

                                                                                                Händedesinfektion       Vor und nach jedem Kontakt mit Tubus, Tracheostoma oder Beatmungszubehör; nach jedem Kontakt                          A
                                                                                                                        mit Schleimhäuten oder respiratorischem Sekret oder Gegenständen, die mit respiratorischem Sekret
                                                                                                                        kontaminiert sind

                                                                                                Subglottische Sekret-   Eine Empfehlung für oder gegen die subglottische Sekretabsaugung kann nicht gegeben werden                            B
                                                                                                absaugung

                                                                                                Intubationsindikationen Vermeidung einer Intubation wo möglich: Anwendung nichtinvasiver Beatmungsverfahren (primär                           A
                                                                                                und -umstände*          oder als Entwöhnungsmethode)

                                                                                                                        Vermeidung einer Reintubation wo möglich: Implementierung von Strategien zur Vermeidung von                           A
                                                                                                                        ungeplanten Extubationen, Kontrolle über Extubationskriterien und Reintubationsraten

                                                                                                Intubationsvorgang      Maßnahmen zur Vermeidung einer Aspiration beachten; Händedesinfektion vor und nach Intuba-                            A
                                                                                                                        tion; Tragen Erreger-armer Handschuhe; Anreichung des Tubus unter aseptischen Kautelen

                                                                                                Intubationsweg          In der Regel Bevorzugung der oralen Intubation                                                                        B

                                                                                                Tracheotomie            Anlage des Tracheostomas und Auswechseln der Kanüle unter aseptischen Bedingungen. Verwen-                            A
                                                                                                                        dung desinfizierter oder sterilisierter Trachealkanülen

                                                                                                Extubation              Absaugung des im Oropharynx angesammelten Sekrets vor Extubation                                                      A

                                                                                                Beatmungsfilter (HME)   Eine Empfehlung für oder gegen Beatmungsfilter kann nicht gegeben werden                                              C

                                                                                                Beatmungsschläuche      Heizbare Schläuche: nicht obligat                                                                                     C

                                                                                                                        Regelmäßige Entfernung von Kondenswasser                                                                              A

                                                                                                                        Wechselintervall: 7 Tage (auch ohne Filter)                                                                           A

                                                                                                Absaugsysteme           Verwendung geschlossener Systeme: Absaugvorgang kann wiederholt werden; zur Entfernung von                            A
                                                                                                                        Sekret ausschließlich sterilisierte Spüllösung verwenden; maximale Verwendungsdauer kann nicht
                                                                                                                        angegeben werden
                                                                                                                        Verwendung sterilisierter Spüllösungen zur Entfernung von Sekret                                                      A

                                                                                                                        Verwendung offener Systeme: sterilisierte Einmalkatheter verwenden                                                    A

                                                                                                                        Bei einem Patienten kann innerhalb eines Absaugvorgangs derselbe Katheter mehrfach verwendet                          A
                                                                                                                        werden; zur Spülung ist dabei sterilisiertes Wasser zu verwenden
                                                                                                                        Nach Abschluss der Absaugung Durchspülung des Absaugsystems mit Leitungswasser                                        A

                                                                                                                        Aufhängung des Ansatzstücks des Absaugkatheters in senkrechter Position                                               A

                                                                                                                        Tägliche thermische Desinfektion von Absaugschlauch und Sekretauffangbehälter                                         B

                                                                                                                        Patientenbezogene Verwendung von Absaugschlauch und Sekretauffangbehälter                                             A

                                                                                                Medikamentenvernebler Entfernung des Kondenswassers aus den Beatmungschläuchen vor dem Befüllen des Verneblers                                A

                                                                                                                        Verwendung von Medikamenten aus Einzelampullen                                                                        B

                                                                                                                        Nach Gebrauch der Vernebler thermische oder chemische Desinfektion                                                    A

                                                                                                                        Nach chemischer Desinfektion Ausspülung des Verneblers mit sterilisiertem Wasser zur Beseitigung                      A
                                                                                                                        von Desinfektionsmittelrückständen und trockene Lagerung

                                                                                                Chemotherapie Journal                                                                               12. Jahrgang   |   Heft 2/2003   |            35
Bodmann et al.     |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                    Tab. 2. Fortsetzung

                                                                                                    Maßnahme                       Empfehlung                                                                                         Grad der
                                                                                                                                                                                                                                       Evidenz

                                                                                                                                                                                                                                                   © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                    Wiederaufbereitung von Gründliche Reinigung aller Gegenstände vor Desinfektion                                                           A
                                                                                                    Beatmungszubehör       Desinfektion von Gegenständen, die direkt oder indirekt mit den Schleimhäuten des Respirations-                   A
                                                                                                                           trakts in Berührung kommen
                                                                                                                           Bevorzugung thermischer Desinfektionsverfahren                                                                    A
                                                                                                                                   Nach chemischer Desinfektion Nachspülung mit sterilisiertem Wasser zur Beseitigung von Desinfek-          A
                                                                                                                                   tionsmittelrückständen
                                                                                                                                   Trockene Lagerung der desinfizierten Gegenstände                                                          A

                                                                                                    Muskelrelaxation*              Soweit möglich, Vermeidung von Muskelrelaxanzien                                                          A

                                                                                                    Lagerung des Patienten Hochlagerung des Oberkörpers um 30 bis 45 Grad (falls keine Kontraindikation)                                     A
                                                                                                                           Kinetische Betten können bei Schwerstkranken sinnvoll sein                                                        B

                                                                                                    Ernährung                      Frühzeitige enterale Ernährung                                                                            B
                                                                                                                                   Platzierung der Ernährungssonden distal des Pylorus: zur Zeit keine Empfehlung möglich                    C
                                                                                                                                   Prüfung der korrekten Lage der Ernährungssonde vor jeder Nahrungszufuhr                                   A
                                                                                                                                   Adaptation der Nahrungszufuhr an Darmtätigkeit                                                            A
                                                                                                                                   Ernährungssonden sind sobald als möglich zu entfernen                                                     A

                                                                                                    Stressulkusprophylaxe          Verzicht auf Stressulkusprophylaxe wenn vertretbar                                                        B
                                                                                                                                   Keine Empfehlung hinsichtlich spezifischer Maßnahmen möglich                                              B

                                                                                                    Orale Dekontamination          Keine Empfehlung für oder gegen die Anwendung oraler Dekontaminationsstrategien                           C

                                                                                                    Selektive Darmdekonta- Bei Patienten der konservativen Intensivmedizin nicht generell empfohlen, bei Polytrauma und selek-               C
                                                                                                    mination*              tierten chirurgischen Patienten (z. B. Apache-II-Score 20–29) kann die selektive Darmdekontamina-
                                                                                                                                   tion die Überlebensrate verbessern§

                                                                                                    §InKliniken mit hoher Prävalenz multiresistenter Erreger (vor allem MRSA) kann die selektive Darmdekontamination zur Erhöhung des
                                                                                                    Selektionsdrucks beitragen. Zur endgültigen Bewertung ist die Wirksamkeit der enteralen Antibiotika-Gabe als Komponente der selektiven
                                                                                                    Darmdekontamination gegenüber der oralen und systemischen Prophylaxe zu klären und mögliche Folgen für die Resistenzentwicklung im
                                                                                                    Langzeitverlauf zu untersuchen.

                                                                                                    Umgebung (z. B. Baustellen, offene                      tienten, das Tragen von Schutzkitteln          biellen Therapien dar. Somit kommt
                                                                                                    oder feuchte Wände, Klimaanlagen).                      und Handschuhen sowie spezielle                einer Kontrolle der antimikrobiellen
                                                                                                    Dies gilt mit Einschränkung auch für                    Maßnahmen der Raum- und Ober-                  Therapie höchste Priorität zu. Diese
                                                                                                    Pseudomonas aeruginosa und andere                       flächendesinfektion. Die Ausbreitung           umfasst
                                                                                                    Non-Fermenter.                                          von multiresistenten Erregern kann             a) die Definition kalkulierter Thera-
                                                                                                                                                            auf Mängel in der Krankenhaushy-               pieregime einschließlich Dosierung
                                                                                                   Kontrolle der Ausbreitung multiresis-                   giene zurück zu führen sein. Dies              und Anwendungsdauer für die wich-
                                                                                                    tenter Erreger: Nach § 23 Abs. 1                        gilt insbesondere für die epidemische          tigsten Indikationen;
                                                                                                    IFSG sind multiresistente Erreger im                    Ausbreitung von bestimmten MRSA.               b) eine kontinuierliche Überwachung
                                                                                                    Krankenhaus kontinuierlich zu erfas-                                                                   des Erreger- und Resistenzspektrums,
                                                                                                    sen. Multiresistente Bakterienstämme                   Kontrolle     der      antimikrobiellen        die wiederum als Grundlage zur
                                                                                                    wie Methicillin-resistente Staphylo-                    Therapie: Da eine prolongierte anti-           Überprüfung und gegebenenfalls zur
                                                                                                    coccus aureus (MRSA), Vancomycin-                       mikrobielle Therapie einen hohen               Korrektur der kalkulierten Therapie-
                                                                                                    resistente Enterokokken (VRE) oder                      Selektionsdruck auf Krankheitserre-            regime dient.
                                                                                                    mehrfach resistente gramnegative                        ger ausübt, stellt das Erregerspektrum
                                                                                                    Bakterien sind besonders gefährliche                    einer Intensivstation zusammen mit
                                                                                                    Erreger, ihr Nachweis muss spezielle                    den entsprechenden Resistenzmustern                      Diagnostik
                                                                                                    Hygienemaßnahmen nach sich zie-                         zu einem wesentlichen Teil eine Kon-
                                                                                                    hen. Diese umfassen zum Beispiel                        sequenz der in der Vergangenheit zur        Die klinische Diagnostik der nosokomi-
                                                                                                    bei MRSA die Isolierung der Pa-                         Anwendung gekommenen antimikro-             alen Pneumonie erfolgt über den Nach-

                                                                                                36              12. Jahrgang   |   Heft 2/2003   |
Bodmann et al.      |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                weis eines neuen und persistierenden          Einheiten [KBE] pro ml Material) (Grad      Candida-Antigens und -Antikörpers im
                                                                                                Infiltrats im Röntgenbild des Thorax,         B). Der Nutzen der quantitativen Kultur     Serum hat für die Diagnostik pulmona-
                                                                                                wenn zusätzlich mindestens zwei von           als unabhängiges Kriterium für die          ler Candida-Infektionen keinen klini-
                                                                                                drei der folgenden Kriterien Gültigkeit       Diagnosestellung einer Pneumonie ist        schen Stellenwert (Grad B).
                                                                                                besitzen:                                     umstritten. Eine hohe Erregerzahl kann
                                                                                                1. Leukozytose (≥12 x 109/l) oder Leu-        zwar zur Bestätigung des verantwort-        Antigen-Nachweis: Antigen-Nachwei-
                                                                                                    kopenie (≤ 4 x 109/l)                     lichen Erregers eingesetzt werden, im       se im Urin sind für Streptococcus pneu-
                                                                                                2. Fieber über 38,3 °C oder Hypother-         Umkehrschluss kann eine Pneumonie           moniae und Legionella pneumophila

                                                                                                                                                                                                                                          © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                    mie unter 36 °C                           aber bei niedriger Erregerzahl nicht        erhältlich. Pneumokokken-Antigennach-
                                                                                                3. Purulentes Bronchialsekret                 ausgeschlossen werden (Grad B). Dies        weise können eine nützliche Zusatz-
                                                                                                Mit bis zu 20 % falsch positiven Dia-         gilt insbesondere für antibiotisch vorbe-   information darstellen. Nosokomiale
                                                                                                gnosestellungen mit diesen Kriterien          handelte Patienten. Für die Beatmungs-      Legionellen-Pneumonien sind selten,
                                                                                                muss gerechnet werden. Alternativ             assoziierte Pneumonie wurde bisher die      daher ist der Nachweis von Legionellen-
                                                                                                kann auch ein klinischer Score heran-         invasive Diagnostik mit bronchosko-         Antigen im Urin in der Routine nicht
                                                                                                gezogen werden (z. B. Pugin-Score),           pischer Materialentnahme (geschützte        indiziert. Sollte jedoch der begründete
                                                                                                der neben den genannten Parametern            Bürste, bronchoalveoläre Lavage) als        Verdacht auf diese Ätiologie bestehen
                                                                                                auch Informationen wie den Grad der           Standard erachtet und gefordert. Diese      oder der Nachweis aus epidemiologi-
                                                                                                Gasaustauschstörung einbezieht (Evi-          Formen der Probenentnahme bieten            schen Gründen sinnvoll sein, so kann
                                                                                                denz-Grad B).                                 jedoch im Vergleich zum quantitativ un-     der Urintest für die initiale Antibiotika-
                                                                                                Die Erfüllung der klinischen Kriterien        tersuchten Trachealsekret keinen Vorteil    Therapie oder die Klärung von epidemio-
                                                                                                ist Voraussetzung für die Initiierung         im Hinblick auf das Therapieergebnis        logischen Zusammenhängen, aufgrund
                                                                                                eines mikrobiologischen Erregernach-          (Letalität, Beatmungsdauer und Ver-         seiner guten operativen Charakteristika,
                                                                                                weises. Der positive prädiktive Wert von      weildauer auf der Intensivstation) (Grad    indiziert sein (Grad B). Dieser Test hat
                                                                                                Surveillance-Kulturen – also Kulturen         A).                                         zwar eine hohe Spezifität, aus Gründen
                                                                                                ohne klinischen Hinweis auf eine Pneu-                                                    mangelnder Sensitivität sollte aber bei
                                                                                                monie – ist deutlich eingeschränkt. Zum       Nicht-invasive Methoden                     negativem Ergebnis und weiter beste-
                                                                                                mikrobiologischen        Erregernachweis                                                  hendem klinischen Verdacht einer Legio-
                                                                                                sollte die Probengewinnung vor Ein-           Sputum: Zur Gewinnung müssen                nellen-Pneumonie eine Kultur angelegt
                                                                                                leitung einer antimikrobiellen Therapie       die Patienten sorgfältig eingewiesen        werden und eventuell ein molekularbio-
                                                                                                erfolgen. Eine Erregeridentifizierung         werden. Es sollte nur makroskopisch         logischer Nachweis erfolgen.
                                                                                                bis zur Speziesebene (z. B. Klebsiella        eitriges Sputum eingesandt werden.
                                                                                                pneumoniae statt Klebsiella spp.) ist         Mikroskopisch sollte die Probe mehr als     Invasive Methoden
                                                                                                notwendig. Bei Verdacht auf eine Epi-         25 Granulozyten und < 10 Plattenepi-
                                                                                                demie ist eine zusätzliche Typisierung        thelien pro Gesichtsfeld (Vergrößerung      Ergusspunktat: Eine Thorakozentese
                                                                                                der Erreger sinnvoll. Falls eine antimi-      100-fach) enthalten, andernfalls muss       ist bei großem Erguss mit Dyspnoe oder
                                                                                                krobielle Therapie bereits durchgeführt       von einer nicht validen Probe ausgegan-     Verdacht auf Empyem indiziert (Grad
                                                                                                wird, sollte diese 72 Stunden vor der         gen werden.                                 C). Bei jedem punktionsfähigen Erguss
                                                                                                Probengewinnung nicht umgestellt wor-                                                     sollte eine Punktion angestrebt werden,
                                                                                                den sein (Grad B). Eine Therapiepause         Blutkulturen: Trotz niedriger Sensi-        wenn keine andere Ursache erkennbar
                                                                                                vor Durchführung der Diagnostik ist           tivität ist eine Blutkultur obligat, da     ist. Bei einem radiologisch oder sono-
                                                                                                grundsätzlich nicht erforderlich.             die hohe Spezifität eine gezielte anti-     graphisch nachweisbaren Pleuraerguss
                                                                                                Transport- und Lagerungszeiten der            mikrobielle Therapie ermöglicht und         kann die Punktion zur Differentialdia-
                                                                                                Materialien dürfen vier Stunden nicht         andererseits eine positive Blutkultur       gnostik indiziert sein (z. B. Verdacht auf
                                                                                                überschreiten, da sich ansonsten das          eine schlechtere Prognose anzeigt (Grad     Neoplasie). Im Pleurapunktat werden
                                                                                                Verhältnis von pathogenen zu nicht-           A). Es sollten mindestens zwei Blutkul-     bestimmt: pH, Eiweiß, Lactatdehydro-
                                                                                                pathogenen Erregern verschiebt. Ist dies      tursets (jeweils aerob und anaerob), von    genase (LDH), Glucose, Zytologie. Bei
                                                                                                nicht gewährleistet, ist die Interpretation   unterschiedlichen Punktionsstellen, ab-     einem Protein- oder LDH-Quotienten
                                                                                                der Befunde schwierig. Sofern keine           genommen werden. Über den optimalen         Serum/Pleuraerguss > 0,6 oder einer
                                                                                                spezielle Fragestellung formuliert wird,      Zeitpunkt für die Abnahme der Blutkul-      LDH im Erguss von > 200 U/l besteht
                                                                                                umfasst der routinemäßige Untersu-            turen liegen keine gesicherten Daten vor    ein Exsudat. Der Punktat-Ausstrich
                                                                                                chungsumfang die mikroskopische Be-           (Grad B). Insgesamt kann in etwa 5 bis      wird zusätzlich nach Gram und gegebe-
                                                                                                urteilung der Probe mittels Gram-Fär-         15 % der Fälle mit Hilfe der Blutkultur     nenfalls auf Mykobakterien untersucht.
                                                                                                bung sowie die kulturelle Untersuchung        eine Bakteriämie nachgewiesen werden.       Außerdem müssen Kulturen angelegt
                                                                                                auf schnellwachsende aerobe Bakterien         Im Falle einer positiven Blutkultur müs-    werden (Grad C).
                                                                                                und Pilze. Die quantitative Kultur erhebt     sen andere Infektionsquellen oder eine
                                                                                                den Anspruch, durch einen Keimzahl-           Kontamination ausgeschlossen werden.        Tracheobronchialsekret: Die Kon-
                                                                                                Trennwert eine Unterscheidung zwi-                                                        tamination durch kolonisierende Mi-
                                                                                                schen Kolonisation und Infektion leisten      Serologie: Die Serologie spielt für die     kroorganismen wird bei intubierten
                                                                                                zu können. Der Grenzwert richtet sich         Akutdiagnostik keine Rolle. Für epi-        Patienten gering gehalten durch initiale
                                                                                                nach den angewandten diagnostischen           demiologische Fragestellungen kön-          Absaugung des Sekrets im Tubus und
                                                                                                Verfahren (geschützte Bürste 103, BAL         nen serologische Untersuchungen von         danach tiefe Einführung eines neuen
                                                                                                104, Trachealsekret 105 koloniebildende       Bedeutung sein. Die Bestimmung des          Katheters mit angeschlossenem Auf-

                                                                                                 Chemotherapie Journal                                                                         12. Jahrgang   |   Heft 2/2003   |   37
Bodmann et al.   |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                                                                                                            Aminopenicilline
                                                                                                                                                                                            Substanzen: Amoxicillin, Ampicillin
                                                                                                                                                                                            Antibakterielles Spektrum: Strepto-
                                                                                                                                                                                            kokken und Pneumokokken, daneben
                                                                                                                                                                                            auch Haemophilus influenzae und
                                                                                                                                                                                            parainfluenzae, Escherichia coli und
                                                                                                                                                                                            Proteus mirabilis. Wegen der Beta-
                                                                                                                                                                                            Lactamasen-Instabilität besteht eine

                                                                                                                                                                                                                                        © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                                                                                                            unzureichende Wirksamkeit gegen
                                                                                                                                                                                            Staphylokokken, Moraxella catarrhalis,
                                                                                                                                                                                            Bacteroides fragilis und viele Entero-
                                                                                                                                                                                            bacteriaceae (bis zu 80 % der Stämme
                                                                                                                                                                                            sind resistent). In Kombination mit
                                                                                                                                                                                            einem Beta-Lactamase-Inhibitor (Cla-
                                                                                                                                                                                            vulansäure, Sulbactam) sind sie auch
                                                                                                                                                                                            gegen die Mehrzahl der oben genannten
                                                                                                                                                                                            Beta-Lactamase-produzierenden Stäm-
                                                                                                                                                                                            me wirksam.
                                                                                                                                                                                            Pharmakologische       Eigenschaften:
                                                                                                Abb. 1. Algorithmus der Diagnostik der nosokomialen Pneumonie                               Plasmahalbwertzeit 50 bis 60 Minuten,
                                                                                                                                                                                            dreimal tägliche Applikation; renale
                                                                                                                                                                                            Elimination (Dosisanpassung bei Nie-
                                                                                                fanggefäß (Grad C). Erst dann wird für           3. Lokalanästhetika vermieden werden       reninsuffizienz)
                                                                                                diagnostische Zwecke abgesaugt. Eine                (sind in der entnommenen Probe
                                                                                                vorherige Instillation von Kochsalz soll-           wachstumshemmend).                      Acylaminopenicilline
                                                                                                te nicht erfolgen.                                                                          Substanzen: Piperacillin, Mezlocillin
                                                                                                                                                 Nach Positionierung des Bronchoskops       Antibakterielles Spektrum: Die Acyl-
                                                                                                Geschützte Bürste („protected speci-             im betroffenen Lungenabschnitt erfolgt     aminopenicilline wirken im Vergleich
                                                                                                men brush“, PSB): Die geschützte                 das fraktionierte Einspülen von Koch-      zu Aminopenicillinen zusätzlich gegen
                                                                                                Bürste ist ein Doppellumen-Katheter,             salzlösung, die dann portionsweise as-     Enterobakterien und Pseudomonas
                                                                                                der an seinem distalen Ende mit einem            piriert werden kann. Das Spülvolumen       spp. (nur Piperacillin). Ampicillin-
                                                                                                Paraffin-Pfropf verschlossen ist. Die            ist so zu wählen, dass 50 ml Flüssigkeit   resistente Enterobakterien sind meist
                                                                                                PSB wird bis vor das zu untersuchende            zurück gewonnen, 200 ml aber nicht         auch resistent gegen Piperacillin und
                                                                                                Bronchialostium platziert, anschließend          überschritten werden. Die erste gewon-     Mezlocillin. In Kombination mit einem
                                                                                                wird der innere Katheter in das Ostium           nene Portion wird bei dieser Methode       Beta-Lactamase-Inhibitor sind sie auch
                                                                                                vorgeschoben und die sterilisierte Bürs-         verworfen. Auf die Lavage folgt ein        gegen die Mehrzahl der Beta-Lactama-
                                                                                                te ausgefahren. Die Entfernung erfolgt           reversibler Abfall des arteriellen Sau-    se-produzierenden Stämme wirksam,
                                                                                                in umgekehrter Reihenfolge. Das distale          erstoff-Partialdrucks, der bei bereits     nicht jedoch bei Piperacillin-resistenten
                                                                                                Ende der Bürste wird anschließend mit            vorliegender Ateminsuffizienz klinisch     Pseudomonas aeruginosa, Enterobacter
                                                                                                einer sterilisierten Schere abgeschnitten        relevant sein kann. Diese Methode ver-     spp., Citrobacter freundii, Serratia spp.
                                                                                                und dann in ein sterilisiertes Röhrchen          ursacht keine Zusatzkosten.                oder Providencia spp. Zur Verfügung
                                                                                                mit 1 ml sterilisierter physiologischer          Einen Algorithmus zum empfohlenen          stehen freie Kombinationen mit Sul-
                                                                                                Kochsalzlösung eingebracht (Grad C).             Vorgehen bei der Diagnostik der nosoko-    bactam oder die fixe Kombination von
                                                                                                Der Einmalkatheter verursacht Kosten             mialen Pneumonie zeigt Abbildung 1.        Tazobactam mit Piperacillin.
                                                                                                von etwa 30 . Komplikationen (Blu-                                                         Pharmakologische        Eigenschaften:
                                                                                                tungen) sind selten. Eine fortgesetzte                                                      Plasmahalbwertzeit 50 bis 80 Minuten,
                                                                                                Antibiotika-Therapie beeinträchtigt die                                                     dreimalige Dosierung; renale Elimina-
                                                                                                Sensitivität dieser Methode stärker als                     Antibiotika                     tion (Dosieranpassung bei Niereninsuf-
                                                                                                bei der BAL.                                                                                fizienz).
                                                                                                                                                 Im Folgenden werden die Antibiotika        Besonderheiten: Synergismus mit Ami-
                                                                                                Bronchoalveoläre Lavage (BAL): Das               genannt, die zur Behandlung der no-        noglykosiden (bei manchen Erregern).
                                                                                                wichtigste Problem bei der BAL ist               sokomialen Pneumonie geeignet sind
                                                                                                die Kontamination des Bronchoskopie-             und die parenteral verabreicht werden
                                                                                                arbeitskanals durch Mikroorganismen              können. Eine tabellarische Übersicht       Isoxazolylpenicilline
                                                                                                der Mundhöhle. Grundsätzlich kann die            mit Handelsnamen und empfohlenen           Substanzen: Oxacillin, Flucloxacillin
                                                                                                BAL ohne speziellen Katheter ausge-              Dosierungen findet sich in Tabelle 3.      Antibakterielles Spektrum: Schmales
                                                                                                führt werden, wenn:                              Besonderheiten der Dosierung aufgrund      Wirkungsspektrum; nur wirksam bei
                                                                                                1. der Zugang zum Lavage-Gebiet                  pathologisch veränderter Arzneimittel-     Staphylococcus aureus (nicht MRSA),
                                                                                                   durch Katheterabsaugung gereinigt             elimination, zum Beispiel bei Nieren-      die Hälfte der Koagulase-negativen Sta-
                                                                                                   wurde,                                        insuffizienz, können im Internet unter     phylokokken sind heute MRSE. Haupt-
                                                                                                2. keine Saugung durch den Arbeitska-            der Adresse www.dosing.de abgefragt        Einsatzgebiet: Infektionen, die durch
                                                                                                   nal erfolgte und                              werden.                                    Staphylokokken verursacht werden.

                                                                                                38          12. Jahrgang   |   Heft 2/2003   |
Bodmann et al.      |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                Tab. 3. Parenterale Antibiotika für die Therapie der nosokomialen Pneumonie (siehe Tabelle 5).
                                                                                                Nicht alle Substanzen sind für Behandlung der nosokomialen Pneumonie zugelassen. In dieser Tabelle sind die Dosierungen für die Therapie-
                                                                                                option II und III (Tab. 5) angegeben. In der Therapieoption I sind bei Beta-Lactam-Antibiotika (Penicillinen, Cephalosporinen und Carbapene-
                                                                                                men) und bei Fluorchinolonen niedrigere Dosierungen möglich. (BLI = Beta-Lactamase-Inhibitoren, KG = Körpergewicht)

                                                                                                Gruppe                                INN                               Handelsnamen®                           Dosierung
                                                                                                                                                                        (Beispiele)

                                                                                                                                                                                                                                                     © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                Penicilline
                                                                                                Aminopenicilline/BLI                  Amoxicillin/Clavulansäure         Augmentan                               3 x 2,2 g
                                                                                                                                      Ampicillin/Sulbactam              Unacid                                  3x3g

                                                                                                Acylaminopenicilline                  Piperacillin                      Pipril                                  3x4g
                                                                                                                                      Mezlocillin                       Baypen                                  3x5g

                                                                                                Acylaminopenicillin/BLI               Piperacillin/Tazobactam           Tazobac                                 3 x 4,5 g

                                                                                                Isoxazolylpenicilline                 Flucloxacillin                    Staphylex                               3–4 x 1–2 g
                                                                                                (Staphylokokken-Penicilline)
                                                                                                Cephalosporine
                                                                                                Gruppe 2                              Cefuroxim                         Zinacef                                 3 x 1,5 g
                                                                                                                                      Cefotiam                          Spizef                                  3x2g
                                                                                                Gruppe 3a                             Cefotaxim                         Claforan                                3x2g
                                                                                                                                      Ceftriaxon                        Rocephin                                1 x 2–4 g
                                                                                                Gruppe 3b                             Ceftazidim                        Fortum                                  3x2g
                                                                                                                                      Cefepim                           Maxipime                                3x2g
                                                                                                                                      Cefpirom                          Cefrom (Österreich)                     3x2g
                                                                                                Carbapeneme                           Imipenem                          Zienam                                  3x1g
                                                                                                                                      Meropenem                         Meronem                                 3x1g

                                                                                                Fluorchinolone
                                                                                                Gruppe 2                              Ofloxacin                         Tarivid                                 2 x 400 mg
                                                                                                                                      Ciprofloxacin                     Ciprobay                                3 x 400 mg
                                                                                                Gruppe 3                              Levofloxacin                      Tavanic                                 2 x 500 mg
                                                                                                Gruppe 4                              Moxifloxacin                      Avalox                                  1 x 400 mg

                                                                                                Aminoglykoside                        Amikacin                          Biklin                                  1 x 15 mg/kg KG
                                                                                                                                      Gentamicin                        Refobacin                               1 x 5–7 mg/kg KG
                                                                                                                                      Netilmicin                        Certomycin                              1 x 5–7 mg/kg KG
                                                                                                                                      Tobramycin                        Gernebcin                               1 x 5–7 mg/kg KG
                                                                                                Weitere
                                                                                                Makrolide                             Erythromycin                      Erythrocin                              4x1g
                                                                                                                                      Clarithromycin                    Klacid                                  2 x 500 mg
                                                                                                                                      Azithromycin                      Zithromax                               1 x 500 mg
                                                                                                Lincosamide                           Clindamycin                       Sobelin                                 3 x 600 mg
                                                                                                Glykopeptide                          Vancomycin                        Vancomycin                              2x1g
                                                                                                                                      Teicoplanin                       Targocid                                Initial 2 x 400 mg alle 12 h,
                                                                                                                                                                                                                dann 1 x 400 mg
                                                                                                Streptogramine                        Quinupristin/ Dalfopristin        Synercid                                3 x 7,5 mg/kg KG
                                                                                                Ansamycine                            Rifampicin                        Eremfat, Rifa                           1 x 600 mg
                                                                                                Oxazolidinone                         Linezolid                         Zyvoxid                                 2 x 600 mg
                                                                                                Fosfomycine                           Fosfomycin                        Fosfocin                                3 x 3–5 g

                                                                                                Chemotherapie Journal                                                                                  12. Jahrgang   |   Heft 2/2003   |       39
Bodmann et al.    |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                  Tab. 4. Ergebnisse der Resistenzstudie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie aus dem Jahr 2001
                                                                                                  Prozentualer Anteil empfindlicher und resistenter Stämme von fünf Enterobacteriaceae-Spezies, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus
                                                                                                  aureus (%-S = Prozentsatz sensibler Stämme; %-R =Prozentsatz resistenter Stämme; – = Konzentration nicht getestet)

                                                                                                                                         Escherichia              Proteus            Enterobacter         Klebsiella         Klebsiella
                                                                                                                                             coli                 mirabilis            cloacae           pneumoniae           oxytoca
                                                                                                                                           n = 619                 n = 227              n = 234            n = 268             n = 151

                                                                                                                                                                                                                                              © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                  Substanz                               %-S        %-R        %-S       %-R        %-S      %-R        %-S      %-R        %-S      %-R

                                                                                                  Amikacin                               93
Bodmann et al.      |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                  Tab. 4. Fortsetzung                                                                      er. Gegenüber Pseudomonas spp. keine
                                                                                                                                                                                           ausreichende Aktivität.
                                                                                                                                                                                           Pharmakologische        Eigenschaften:
                                                                                                                                                                                           Plasmahalbwertzeit von Moxifloxacin
                                                                                                                                                                                           8 bis 12 Stunden (einmal tägliche Do-
                                                                                                                                           Pseudomonas                Staphylococcus       sierung), renale und hepatische Elimi-
                                                                                                                                            aeruginosa                    aureus           nation (Dosisanpassung bei schwerer
                                                                                                                                              n = 717                     n = 787          Nieren- oder Leberinsuffizienz).

                                                                                                                                                                                                                                           © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                  Substanz                                %-S          %-R           %-S         %-R
                                                                                                                                                                                           Fosfomycine
                                                                                                  Amikacin                                 72           5             76          3        Substanz: Fosfomycin
                                                                                                  Ampicillin                                –           –              –          –        Antibakterielles Spektrum: Staphy-
                                                                                                  Cefepim                                  75           3              –          –        lococcus aureus (z. T. auch Methicil-
                                                                                                  Ceftazidim                               81           9              –          –        lin-resistente Stämme), Streptokokken,
                                                                                                  Ciprofloxacin                            79          15             77         23        viele gramnegative Bakterien (häufiger
                                                                                                  Clindamycin                               –           –             84         16        resistent: Klebsiella, Enterobacter und
                                                                                                  Co-trimoxazol                             –           –             98          1        Acinetobacter) und Anaerobier.
                                                                                                  Doxycyclin                                –           –             94          99
Bodmann et al.   |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                Legionellen und Chlamydien, sowie                Streptogramine                             Für die kalkulierte antimikrobielle The-
                                                                                                Mykobakterien.                                   Substanzen: Quinupristin/Dalfopristin      rapie ist zunächst die Tatsache entschei-
                                                                                                Pharmakologische Eigenschaften: Plas-            (als Mischung mit Anteilen von 30/         dend, ob ein Patient spontan atmet oder
                                                                                                mahalbwertzeit 3 Stunden, ein- bis               70 %)                                      maschinell (invasiv oder nichtinvasiv)
                                                                                                zweimal tägliche Dosierung, nur teil-            Antibakterielles Spektrum: Wirksam         beatmet wird. Bei spontan atmenden
                                                                                                weise renale Elimination, keine Do-              gegen Staphylokokken einschließ-           Patienten werden seltener multiresisten-
                                                                                                sisreduktion bei Niereninsuffizienz.             lich Methicillin-resistenter Stämme,       te Erreger gefunden (typisches frühes
                                                                                                Induktion von Cytochrom-P450-Enzy-               Streptokokken einschließlich Penicil-      Erregerspektrum bei diesen Patienten:

                                                                                                                                                                                                                                        © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                men, dadurch Absenkung von vielen                lin-resistenter Pneumokokken, keine        Staphylococcus aureus, Streptococcus
                                                                                                Medikamentenspiegeln.                            Wirkung gegen E. faecalis, empfindlich     pneumoniae, Enterobacteriaceae). Dar-
                                                                                                Besonderheiten: Nur als Kombina-                 sind E. faecium.                           über hinaus ist von großer Bedeutung,
                                                                                                tionspartner verwenden bei Verdacht auf          Pharmakologische        Eigenschaften:     ob die Pneumonie innerhalb der ersten
                                                                                                Infektionen durch grampositive Erreger           Plasmahalbwertzeit 60 (Quinupristin)       4 Tage nach der Krankenhausaufnah-
                                                                                                oder Legionellose. Schnelle Resistenz-           und 30 Minuten (Dalfopristin); drei-       me (Erregerspektrum: Staphylococ-
                                                                                                entwicklung unter Therapie.                      mal tägliche Dosierung, überwiegend        cus aureus, Haemophilus influenzae,
                                                                                                                                                 nichtrenale Elimination, keine Dosisan-    Streptococcus pneumoniae, Enterobac-
                                                                                                Lincosamide                                      passung bei Niereninsuffizienz, aber bei   teriaceae) oder später aufgetreten ist
                                                                                                Substanzen: Clindamycin                          Leberinsuffizienz: Medikamenteninter-      (Erregerspektrum: zusätzlich MRSA,
                                                                                                Antibakterielles Spektrum: Gute                  aktionen beachten.                         Pseudomonas spp., Acinetobacter spp.,
                                                                                                Wirksamkeit gegen grampositive Kok-              Besonderheiten: Gezielter Einsatz bei      Enterobacter spp., Proteus vulgaris und
                                                                                                ken (Staphylokokken zu 15 bis 20 %               resistenten grampositiven Erregern.        Serratia spp.). MRSA spielt in der Regel
                                                                                                resistent) und Anaerobier (Bacteroides                                                      nur bei spät auftretenden Pneumonien
                                                                                                fragilis zu 10 bis 20 % resistent). Gegen        Oxazolidinone                              eine Rolle. Erst bei einer örtlichen
                                                                                                Methicillin-resistente Staphylokokken            Substanz: Linezolid                        Häufigkeit von etwa 15 % und mehr der
                                                                                                (MRSA) ist Clindamycin meist nicht               Antibakterielles Spektrum: Gram-           Staphylococcus-aureus-Isolate sollte
                                                                                                wirksam, jedoch große regionale Un-              positive Kokken, einschließlich Me-        primär die Gabe eines Glykopeptids,
                                                                                                terschiede.                                      thicillin-resistenter Staphylokokken,      eines Streptogramins oder eines Ox-
                                                                                                Pharmakologische         Eigenschaften:          Penicillin-resistenter Pneumokokken        azolidinons erwogen werden. Zusätzli-
                                                                                                Plasmahalbwertzeit 2,5 Stunden, zwei             und Enterokokken (auch Glykopeptid-        che Faktoren, die das Erregerspektrum
                                                                                                bis dreimalige Dosierung, nur teilweise          resistente).                               beeinflussen sind: Alter, strukturelle
                                                                                                renale Elimination, Dosisanpassung bei           Pharmakologische       Eigenschaften:      Lungenerkrankungen, eine antibiotische
                                                                                                Niereninsuffizienz, gute Gewebegän-              Plasmahalbwertzeit 5 bis 7 Stunden,        Vorbehandlung sowie der Schweregrad
                                                                                                gigkeit.                                         zweimal tägliche Dosierung; überwie-       der Pneumonie. Alle Einfluss- und
                                                                                                Besonderheiten: Kombinationspartner              gend nichtrenale Elimination, keine        Risikofaktoren unterliegen einer un-
                                                                                                bei Verdacht auf Infektionen durch               Dosisänderung bei Niereninsuffizienz.      terschiedlichen Gewichtung (1 bis 4
                                                                                                grampositive oder anaerobe Erreger.              Besonderheiten: Gezielter Einsatz bei      Punkte), wie in Tabelle 5 dargestellt.
                                                                                                                                                 Infektionen durch resistente gramposi-     Die einzelnen Risikofaktoren haben
                                                                                                                                                 tive Erreger.                              einen unterschiedlich stark ausgepräg-
                                                                                                Aminoglykoside                                                                              ten Einfluss auf den Schweregrad der
                                                                                                Substanzen: Amikacin, Gentamicin,                Makrolide                                  Erkrankung und das zu erwartende Erre-
                                                                                                Netilmicin, Tobramycin                           Substanzen: Erythromycin, Clarithro-       gerspektrum. Aus diesem Grund werden
                                                                                                Antibakterielles Spektrum: Erfasst               mycin, Azithromycin                        sie mit 1 bis 4 Punkten bewertet.
                                                                                                werden Staphylokokken, Enterobacteria-           Antibakterielles Spektrum: Makro-          Beim Vorliegen mehrerer Einflussfakto-
                                                                                                ceae spp.und (unterschiedlich) Pseudo-           lide besitzen eine gute Wirksamkeit        ren werden die Punktwerte der Einzel-
                                                                                                monas spp. Amikacin teilweise wirksam            gegenüber Legionellen, hier ist ihre       faktoren addiert. Aus der errechneten
                                                                                                gegen Gentamicin- und Tobramycin-re-             Hauptindikation bei nosokomialer Pneu-     Punktzahl erfolgt eine Zuordnung der
                                                                                                sistente Stämme.                                 monie.                                     Patienten in drei unterschiedliche The-
                                                                                                Pharmakologische       Eigenschaften:            Die Resistenzrate von Pneumokokken         rapiekategorien:
                                                                                                Plasmahalbwertzeit zwei bis drei Stun-           gegenüber Makroliden liegt in Deutsch-      In der Therapieoption I (bis maximal
                                                                                                den. Wegen konzentrationsabhängiger              land bei Blutkulturisolaten bei bis zu        2 Punkte) stehen alternativ Cephalo-
                                                                                                Bakterizidie und zur Verringerung der            20 %.                                         sporine der Gruppe 2/3a, Aminope-
                                                                                                Toxizität werden alle Aminoglykoside                                                           nicilline in Kombination mit einem
                                                                                                bei der nosokomialen Pneumonie ein-                                                            Beta-Lactamase-Inhibitor (BLI) so-
                                                                                                mal täglich dosiert. Elimination renal,                                                        wie Fluorchinolone der Gruppe 3/4
                                                                                                daher unbedingte Dosisanpassung bei                           Therapie                         als Monotherapie zur Verfügung.
                                                                                                Niereninsuffizienz. Schlechte Gewebe-                                                        In der Therapieoption II (3 bis 5
                                                                                                penetration, nur geringe Spiegel in der          Die initiale antimikrobielle Therapie         Punkte) stehen Acylaminopenicilline
                                                                                                Lunge, unwirksam im sauren Milieu.               muss in Unkenntnis des zugrunde lie-          in Kombination mit einem Beta-Lac-
                                                                                                Besonderheiten: Bei manchen Erregern             genden Erregers als kalkulierte Thera-        tamase-Inhibitor*, Cephalosporine
                                                                                                Synergismus mit Beta-Lactam-Antibio-             pie begonnen werden. Resistenzdaten           der Gruppe 3b, Fluorchinolone der
                                                                                                tika; Kontrolle der Serumspiegel indi-           der PEG-Resistenzstudie aus dem Jahr          Gruppe 2/3 oder Carbapeneme als
                                                                                                ziert. Nur in Kombination verwenden.             2001 sind in Tabelle 4 aufgeführt.            Monotherapie zur Verfügung.

                                                                                                42          12. Jahrgang   |   Heft 2/2003   |
Bodmann et al.     |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                    Tab. 5. Kalkulierte Antibiotika-Therapie der nosokomialen Pneumonie unter Berücksichtigung von Risikofaktoren (BLI =
                                                                                                    Beta-Lactamase-Inhibitor; DIC = Disseminierte intravasale Gerinnung, ANV = Akutes Nierenversagen; ALV = Akutes Le-
                                                                                                    berversagen)
                                                                                                    I (bis 2 Punkte)                          II (3 bis 5 Punkte)                 III (6 Punkte und mehr)

                                                                                                                                                                                                                +

                                                                                                                                                                                                                                                             © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
                                                                                                    Aminopenicillin/BLI                       Acylaminopenicillin/BLI             Cephalosporin 3b                             Fluorchinolon 2/3
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                    Cephalosporin 2/3a                        Cephalosporin 3b                    Acylaminopenicillin/BLI                      oder
                                                                                                    Fluorchinolon 3/4                         Fluorchinolon 2/3                   Carbapenem                                   Aminoglykosid
                                                                                                                                              Carbapenem
                                                                                                    Risikofaktoren                                                                                  Punkte

                                                                                                    Alter > 65 Jahre                                                                                
                                                                                                    Strukturelle Lungenerkrankung                                                                    
                                                                                                    Antiinfektive Vorbehandlung                                                                      
                                                                                                    Late Onset (Erkrankung ab 5. Tag Krankenhausaufenthalt)                                           
                                                                                                    Schwere respiratorische Insuffizienz mit oder ohne Beatmung (maschinell oder nicht-invasiv)       
                                                                                                    Extrapulmonales Organversagen (Schock, DIC, ANV, ALV)                                              

                                                                                                  In der Therapieoption III (6 Punkte               Tab. 6. Wertung der Evidenz für die Wirksamkeit von Antibiotika in der
                                                                                                   und mehr) ist grundsätzlich eine                  initialen Therapie der nosokomialen Pneumonie
                                                                                                   Kombinationstherapie erforderlich.
                                                                                                   Hier werden Cephalosporine der
                                                                                                   Gruppe 3b, Acylaminopenicilline in
                                                                                                                                                     INN                                                   Handelsname®                      Grad der
                                                                                                   Kombination mit einem Beta-Lacta-
                                                                                                                                                                                                           (Beispiel)                         Evidenz
                                                                                                   mase-Inhibitor* oder Carbapeneme
                                                                                                   vorzugsweise mit einem Fluorchino-
                                                                                                   lon der Gruppe 2/3 oder mit einem                 Cefuroxim                                             Zinacef                               A
                                                                                                   Aminoglykosid kombiniert.                         Cefotiam                                              Spizef                                C
                                                                                                Diese Therapieempfehlungen gelten                    Cefotaxim                                             Claforan                              A
                                                                                                ausschließlich für die kalkulierte Anti-             Ceftriaxon                                            Rocephin                              A
                                                                                                biotika-Therapie vor oder ohne Erreger-              Amoxicillin/Clavulansäure                             Augmentan                             B
                                                                                                nachweis. Bei Nachweis von Pseudomo-                 Ampicillin/Sulbactam                                  Unacid                                B
                                                                                                nas spp. oder Acinetobacter spp. sollte              Mezlocillin                                           Baypen                                C
                                                                                                abweichend von diesem Schema immer                   Levofloxacin                                          Tavanic                               A
                                                                                                eine geeignete Kombinationstherapie                  Moxifloxacin                                          Avalox                                C
                                                                                                durchgeführt werden. Traditionell sind               Piperacillin/Tazobactam                               Tazobac                               A
                                                                                                Aminoglykoside die bevorzugten Kom-                  Piperacillin/Sulbactam                                Pipril + Combactam                    B
                                                                                                binationspartner für Beta-Lactam-Anti-               Ceftazidim                                            Fortum                                A
                                                                                                biotika. Die neue Option, Fluorchinolo-              Cefepim                                               Maxipime                              A
                                                                                                ne als bevorzugte Kombinationspartner                Ofloxacin                                             Tarivid                               B
                                                                                                für Beta-Lactam-Antibiotika einzuset-                Ciprofloxacin                                         Ciprobay                              A
                                                                                                zen, ist durch pharmakokinetische Vor-               Imipenem                                              Zienam                                A
                                                                                                teile, eine geringere Toxizität und die              Meropenem                                             Meronem                               A
                                                                                                fehlende Notwendigkeit von regelmäßi-                Ceftazidim + Fluorchinolon Gr. 2/3                                                          C
                                                                                                gen Spiegelbestimmungen trotz höherer                Ceftazidim + Aminoglykosid                                                                  A
                                                                                                direkter Therapiekosten begründet. Im                Cefepim + Fluorchinolon Gr. 2/3                                                             C
                                                                                                Gegensatz zur Therapieoption I müssen                Cefepim + Aminoglykosid                                                                     A
                                                                                                in den Therapieoptionen II und III alle              Piperacillin/Tazobactam + Fluorchinolon Gr. 2/3                                             C
                                                                                                Antibiotika parenteral und in hoher Do-              Piperacillin/Tazobactam + Aminoglykosid                                                     A
                                                                                                                                                     Piperacillin + Sulbactam + Fluorchinolon Gr. 2/3                                            C
                                                                                                                                                     Piperacillin + Sulbactam + Aminoglykosid                                                    C
                                                                                                                                                     Imipenem + Fluorchinolon Gr. 2/3                                                            C
                                                                                                *Bei der Kombination Acylaminopenicillin plus        Imipenem + Aminoglykosid                                                                    A
                                                                                                Beta-Lactamase-Inhibitor sollte aufgrund der
                                                                                                aktuellen Datenlage (nur die fixe Kombination
                                                                                                                                                     Meropenem + Fluorchinolon Gr. 2/3                                                           C
                                                                                                von Piperacillin mit Tazobactam ist in der In-       Meropenem + Aminoglykosid                                                                   A
                                                                                                dikation nosokomiale Pneumonie durch eine
                                                                                                Vielzahl von klinischen Studien dokumentiert)        Nicht alle Substanzen sind für die Behandlung der nosokomialen Pneumonie zugelassen.
                                                                                                in der Indikation nosokomiale Pneumonie die          Aminoglykosid nur als Bestandteil einer Kombinationstherapie; z. B. Amikacin (Biklin), Gen-
                                                                                                fixe Kombination von Piperacillin mit Tazobac-       tamicin (Refobacin), Netilmicin (Certomycin), Tobramycin (Gernebcin)
                                                                                                tam bevorzugt werden.

                                                                                                    Chemotherapie Journal                                                                                   12. Jahrgang   |   Heft 2/2003   |          43
Bodmann et al.   |   Nosokomiale Pneumonie

                                                                                                sierung appliziert werden, da weder die         III empfohlene Kombinationstherapie ist    die Therapie in der Therapieoption I
                                                                                                Empfehlung einer Sequenzialtherapie             eine derartige Einteilung problematisch,   mit oral applizierbaren Medikamenten
                                                                                                noch die einer Dosisreduktion in dieser         da entsprechende Studien vor allem für     fortgeführt werden (Sequenzialthera-
                                                                                                Indikation durch Studien belegt sind.           Kombinationen eines Pseudomonas-           pie). Die Therapie kann 3 bis 5 Tage
                                                                                                Tabelle 6 gibt die Evidenzgrade der ein-        wirksamen Beta-Lactam-Antibiotikums        nach klinischer Besserung, in der Regel
                                                                                                zelnen Substanzen in der Therapieoption         mit einem Fluorchinolon fehlen.            nach einer Gesamtdauer von höchstens
                                                                                                I und II, angelehnt an das Leitlinienma-        Die Therapiedauer sollte sich am Verlauf   10 bis 14 Tagen beendet werden (Grad
                                                                                                nual der Arbeitsgemeinschaft der Wis-           der klinischen Symptome orientieren.       C). Dies gilt nicht bei Komplikationen

                                                                                                                                                                                                                                      © Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Download von: www.chemotherapie-journal.de
Kein Nachdruck, keine Veröffentlichung im Internet oder Intranet ohne Zustimmung des Verlags!

                                                                                                senschaftlichen Medizinischen Fachge-           Bei klinischer Besserung (Entfieberung,    (z. B. Abszess) und bei der Legionellose
                                                                                                sellschaften (AWMF) und der ärztlichen          Besserung des Allgemeinzustands und        (Therapiedauer 3 Wochen).
                                                                                                Zentralstelle für Qualitätssicherung            des pulmonalen Gasaustausches sowie
                                                                                                „äzq“, an. Für die in der Therapieoption        extrapulmonaler Manifestationen) kann

                                                                                                                                           Die PEG im Internet
                                                                                                                                           http://www.p-e-g.de/
                                                                                                                        Resistenzdaten PEG – Neues aus den Arbeitsgemeinschaften –
                                                                                                                                       Neueste Forschungsergebnisse

                                                                                                                                      Die PEG-Empfehlungen im Internet
                                                                                                                              http://www.wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de/CTJ

                                                                                                                                    Das Chemotherapie Journal im Internet
                                                                                                                              http://www.wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de/CTJ

                                                                                                44         12. Jahrgang   |   Heft 2/2003   |
Sie können auch lesen