November 2021 Vladimir Jurowski - Rundfunk ...
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2 BEETHOVEN – SINFONIE NR. 7 „In der Oper die beiden Fausts von Gounod und Boito, im Konzertsaale die Faust-Ouvertüre von Wagner, Faust von Berlioz, Faust von Schumann, Faust von Liszt – wir gestehen, musikalisch faustmüde zu sein. Wenn irgend etwas uns Goethes Dichtung zu verleiden möchte, so wäre es die unersättliche Passion der Komponisten, diesen hohen Mast zu erklettern, um ihre eigene Fahne darauf zu pflanzen. Am unangenehmsten berührt uns die prahlerisch souveräne Miene, mit welcher Liszt dieses Kunststück produziert.“ Eduard Hanslick „Liszt (ist) der einzige Symphoniker …, der auf Beethoven kommen mußte und auf ihn einen riesigen Fortschritt bedeutet. Alles übrige ist purer Dreck. … Dabei ist die Verbindung der drei Sätze durch das Auftreten des Mephisto im ersten Satze, das Hereinspielen des Faustmotivs ins Gretchen so meisterhaft, daß man vor Bewunderung gar nicht weiß wohin und dabei diese blühende Erfindung, diese Präzision im poetischen musikalischen Ausdruck, diese Sicherheit in der Instrumentation, es hört sich einfach alles auf. Doch ich schwatze vielleicht vor lauter Begeisterung Unsinn – jedenfalls war’s herrlich!“ Richard Strauss
4 PROGRAMM 5 26. November 2021 Freitag / 20 Uhr Philharmonie Berlin Abo-Konzert Richard Wagner (1810 – 1883) „Eine Faust-Ouvertüre“ d-Moll WWV 59 › Sehr gehalten - Sehr bewegt VLADIMIR JUROWSKI Stuart Skelton Tenor Franz Liszt Herren des Rundfunkchores Berlin (1811 – 1886) Justus Barleben Choreinstudierung Zwei Episoden nach Nikolaus Lenaus „Faust“ Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) › „Der nächtliche Zug“ Ralf Sochaczewsky Assistent des Chefdirigenten › „Tanz in der Dorfschänke“ („Mephisto“-Walzer Nr. 1) Pause Franz Liszt „Eine Faust-Sinfonie“ in drei Charakterbildern nach Johann Wolfgang von Goethe für Tenor, Männerchor und Orchester Einführung von Steffen Georgi auf rsb-online.de › Faust. Lento assai – Allegro impetuoso – Allegro agitato ed appassionato assai › Gretchen. Andante soave › Mephistopheles. Allegro vivace, ironico – Andante mistico (Apotheosis) Konzert mit Übertragung am 12. Dezember 2021, 21.05 Uhr. Europaweit. In Berlin auf UKW 97,7 MHz; Kabel; Digitalradio (DAB); Satellit; online und per App.
6 7 Steffen Georgi Gleichwohl zieht sich das Phäno- men Faust nicht nur durch die Li- FAUST wagen teraturgeschichte, sondern auch durch die Musikgeschichte. Wir lernen: auch dort, wo es gerade nicht auftaucht. Nicht nur Johann Wolfgang von Goethes Drama oder Nikolaus Lenaus Dichtung, sondern zuerst der Ur-Faust, das Prinzip „Erkennen – Eingreifen – Kann man „Faust“ überhaupt Beherrschen“, berühren zentrale Richard Wagner komponieren? Wenn es nach und wiederkehrende Themen des „Eine Faust-Ouvertüre“ Johann Wolfgang von Goethe menschlichen Sichzurechtfindens gegangen wäre, eigentlich nicht. auf der Erde schlechthin. Fausts Besetzung Darauf angesprochen, äußerte Teufelspakt reicht mindestens Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, sich der 79-Jährige gegenüber zurück bis auf den Sündenfall Richard Wagner 2 Klarinetten, 3 Fagotte, dem Vertrauten Eckermann wie Adams und Evas. Die Vertreibung 4 Hörner, 2 Trompeten, folgt: „Eine solche Musik ist ganz der – nach christlichem Glauben 3 Posaunen, Tuba, Pauken, unmöglich. Das Abstoßende, – ersten Menschen aus dem mauserte sich angesichts der von Streicher Widerwärtige, Furchtbare was sie Paradies lastet bis heute als Liszt zu erwartenden Sinfonie stellenweise enthalten müßte, ist fürchterlichster aller Flüche auf doch noch zu veritabler Größe, Dauer der Zeit zuwider. Die Musik müß- all ihren Nachfahren. Die schei- als „Eine Faust-Ouvertüre“. ca. 11 Minuten te im Charakter des ‚Don Juan‘ nen sich partout nicht als kleiner Das kam so: Richard Wagner sein; Mozart hätte den ‚Faust‘ Teil des großen Ganzen auf ihrem langte im September 1839 Verlag komponieren müssen“. Nun gut, wunderschönen Planeten identi- nach abenteuerlicher Flucht vor Breitkopf & Härtel Mozart kam 1808, im Jahr der fizieren zu können und sägen diversen Gläubigern und nach Leipzig u.a. Veröffentlichung von Goethes unablässig an dem Ast, auf dem einer denkwürdigen Seereise von Drama, nicht mehr in Frage. Aber sie sitzen. Die Menschen sind im Riga kommend in Paris an, dem Entstehung Beethoven! Doch der winkte ab, Begriff, dem Paradies selber den Sehnsuchtsort aller Künstler in 1839/1840, 1855 sogar im direkten Gespräch mit Garaus zu machen. der Mitte des 19. Jahrhunderts. Goethe, 1810 in Teplitz. Bettina Der deutsche Musiker gedachte, Uraufführung von Arnim, die das „Gipfeltreffen“ sein Glück auf zweierlei Weise 22. Juli 1844, Dresden eingefädelt hatte, erfuhr: Es sei Ein faszinierendes Netz zu versuchen. Erstens unterwarf (Urfassung) schon alles gesagt vom Dichter. er sich chamäleonartig dem Richard Wagner, Dirigent Der Musiker entzünde sich dort, „Eine Faust-Sinfonie“ von Franz Pariser Musikgeschmack, indem 23. Januar 1852, Weimar wo für ihn etwas zu sagen bleibe, Liszt gäbe es wohl nicht ohne er wie Giacomo Meyerbeer oder (überarbeitete Fassung) so Beethoven. Richard Wagners ursprünglich Gaspare Spontini komponier- Franz Liszt, Dirigent geplante „Faust-Sinfonie“. Die te. Daraus ging 1840 „Rienzi“ wiederum war nach einem Sin- hervor. Zweitens schrieb er 1841 foniesatz zwar steckengeblieben, eine Oper über die Seereise (für
8 RICHARD WAGNER – „EINE FAUST-OUVERTÜRE“ 9 die er sich so kräftig wie heimlich Satz ging gut voran. Als jedoch vertüre. Wagner schickte sie ihm, Anfangs hatte sich Wagner den bei Heinrich Heine bediente): Wagner alsbald bei Berlioz vor- raffiniert tiefstapelnd, um damit einsamen Faust vorgestellt, „in „Der Fliegende Holländer“. Beide stellig wurde, verschwieg er einer möglichen Kritik Liszts seinem Sehnen, Verzweifeln Versuche gingen zunächst gründ- – verschämt? – die entstehende zuvorzukommen. Der aber war und Verfluchen“, wie er schrieb. lich schief. Zur Verunsicherung Komposition, reichte vielmehr nach der Aufführung im Januar Gegenstand der Sehnsucht war Wagners trug überdies der in Älteres, Belangloses zur Auffüh- 1852 davon angetan, worauf Gretchen, für Wagner damals Paris keineswegs etablierte, aber rung ein. Berlioz nahm Wagners Wagner seine eigene Musik um- möglicherweise personifiziert von ihm in einer Art Hassliebe Angebote wohlwollend an, ohne gehend doch wieder mochte und in Mathilde Wesendonck. 1852 bewunderte, vier Jahre ältere sich freilich daran zu begeistern. versprach, sie noch einmal zu hieß das Werk noch „Faust in der französische Kollege Hector Wagner wiederum projizierte überarbeiten. Tatsächlich hielt er Einsamkeit.“ Dem Partiturdruck Berlioz bei. Berlioz hielt in seiner seinen Frust auf den Gönner, das Versprechen, wenn auch erst 1855 vorangestellt sind diese Musik und im Pariser Kulturleben würdigte ihn und seine Musik drei Jahre später – in direkter „Faust“-Verse Goethes: „Der vor allem zwei Fahnen hoch: später gründlich herab, nicht Reaktion auf Liszts entstehende Gott, der mir im Busen wohnt, / jene von Shakespeare und die ohne zahlreiche musikalische „Faust“-Sinfonie. Denn als Liszt Kann tief mein Innerstes erregen; von – Beethoven. So geschah Errungenschaften des Franzosen 1852 erkannt hatte, dass Wagner / Der über allen meinen Kräften es, dass der eben angekommene weiterhin kräftig zu nutzen. keine Sinfonie mehr aus dem thront, / Er kann nach außen Wagner am 24. November 1839 „Faust“-Stoff machen würde, nichts bewegen; / Und so ist einen tiefen Eindruck erfuhr bei war für ihn der Weg frei zu einer mir das Dasein eine Last, / Der der Uraufführung von Berlioz‘ Von der Sinfonie eigenen „Faust“-Sinfonie. Der Tod erwünscht, das Leben mir Dramatischer Sinfonie „Roméo zur Ouvertüre glühende Berlioz-Verehrer ging verhasst!“ et Juliette“. Literatur und Musik 1854 ans Werk, 1855 berichtete „Eine Faust-Ouvertüre“ kann hatten sich in einem Instrumen- Wagners „Faust“-Sinfonie verlor er Wagner davon, 1857 vollende- für sich beanspruchen, das ge- talwerk namens Sinfonie zusam- im Frühjahr 1840 zugunsten der te er die Sinfonie. lungenste reine Orchesterwerk mengefunden. Das gab es erst erwähnten Opern an Priorität. Wagner seinerseits fühlte sich von Richard Wagner zu sein. Es seit und eben wegen Beethoven, Er entschied sich, aus der Not herausgefordert, die „Faust“- ist auf vielfältige Weise mit Liszt, namentlich seit dessen Sinfonie eine Tugend zu machen und de- Ouvertüre nunmehr doch noch Berlioz und Goethe verknüpft. Am Nr. 9 – die Wagner dann vermut- klarierte den abgeschlossenen gedruckt herauszugeben und ver- Ende heißt jedoch die Schlüssel- lich zum ersten Mal (entgegen ersten Satz als Ouvertüre zu stärkte dafür den Ouvertürencha- figur für fast alle einschlägigen seinen bisweilen mystifizierenden Goethes „Faust“. Noch waren rakter durch Hinzunahme neuer Vertonungen des verhängnisvol- biographischen Angaben) am 8. darin typische Merkmale eines Themen und Motive, die charak- len mittelalterlichen deutschen März 1840 in Paris hörte. Unter- Sonatensatzes zu erkennen. In teristisch für die Protagonisten Alchemisten Dr. Johann Faust – dessen hatte er sich bereits im einer leicht überarbeiteten Form neben Faust selber sind, nämlich Ludwig van Beethoven. Herbst 1839 hingesetzt und eine dirigierte Wagner 1844 während für Gretchen und Mephisto. vergleichbare Idee konzipiert: seiner ersten Kapellmeisterzeit Möglicherweise finden sich in reine Instrumentalmusik auf ein in Dresden die Uraufführung den Ergänzungen Reste der einst literarisches Sujet, noch dazu des Werkes. Anfang 1849 er- geplanten übrigen Sätze der Sin- ein deutsches, womöglich das bat sich Franz Liszt in Weimar fonie. Die neu hinzugekommenen größte, was bis dahin hierzulande während der Vorbereitung auf musikalischen Gedanken werden verfasst worden war, Goethes die „Lohengrin“-Uraufführung ausdrücklich nicht mehr in einen „Faust“. Die Arbeit am ersten Wagners Partitur der „Faust“-Ou- sinfonischen Prozess integriert.
10 11 So eine Dirne lust nicht auf Goethe zurück, sondern vertont zwei Szenen aus der mehr als 3000 Verse umfassen- entbrannt schmeckt den „Faust“-Dichtung des ge- bürtigen Ungarn Nikolaus Lenau (1802-1850). Die erste Episode besser als ein Foliant „Der nächtliche Zug“ beschreibt bei Lenau einen Pilgerzug, dem Faust zu Pferde wohl sehnsüchtig zuschaut, dem er sich zugleich Franz Liszt, der Teufel unter den sehr fern fühlt. Nicht nur die Franz Liszt Göttern der Pianisten, der kühne feierlichen Klänge der Pilger, Zwei Episoden Spalter der Musikästhetik des ihre herausgestellte Frömmig- nach Lenaus „Faust“ 19. Jahrhunderts. Nachdem er als keit bekunden: Hier ist Wagners Pianist jahrzehntelang die Frauen „Tannhäuser“ nicht fern. Besetzung fernab ihres heimischen Herdes Franz Liszt Die zweite Episode, „Der Tanz in Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, zum Kochen und die Männer dito der Dorfschänke“, schildert die 2 Klarinetten, 2 Fagotte, zum Toben gebracht hatte, ließ er Sechzehn Jahre später zeigte sich Fähigkeiten des Teufels als vir- 4 Hörner, 2 Trompeten, sich 1865 zum Priester weihen. Liszt von Berlioz’ „La Damnation tuoser Geiger. „Welch ein Mann, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schon um 1845 wechselte er de Faust“ schwer ergriffen. 1854 welch eine Geige, welch ein Schlagzeug, Harfe, Streicher ins seriöse Fach und verbündete komponierte Liszt selbst eine Künstler! O Gott, was für Qualen, sich mit den Vorkämpfern einer „Faust“-Sinfonie, die er Berlioz für Elend, für Marter, in diesen Dauer „Musik der Zukunft“: mit seinem widmete. Doch es war vor allem vier Saiten!“, ergötzte sich Liszt – ca. 27 Minuten späteren Schwiegersohn Richard Fausts Verderber, Mephistophe- an Paganini! Wagner, mit Hector Berlioz (vor les, der „sarkastische Spötter, Jetzt aber spielt Mephisto in Verlag dem Liszt öffentlich nieder- der selbst das Heiligste durch einer Kneipe – sicher irgendwo in Breitkopf & Härtel kniete), mit Robert Schumann, sein Lachen in den Staub zieht“, Ungarn – zum Tanz auf, dass es Wiesbaden, Leipzig u.a. der seinerseits von Liszt sprach der Liszt faszinierte. kein Halten gibt. Mit einem ge- als einem „Göttlichen, und wir Nachdem er Mephisto in der mütlichen Walzer hat der rasende Entstehung lauschen auf den Knien!“ Es „Faust“-Sinfonie porträtiert hatte, Wirbel im 3/8-Takt nichts zu 1858/1859 war stets eine hoch emotionale widmete er ihm noch fünf Werke: tun, eher mit dem orgiastischen Atmosphäre um den deutsch- vier Walzer und eine Polka. Der Scherzo der Mab aus Berlioz’ Uraufführung sprachigen Ungarn, der sich der „Mephisto“-Walzer Nr. 1 wurde „Roméo et Juliette“. Im Zentrum 8. März 1861, Weimar französischen Kultur und Sprache schließlich der eigentliche. Er des dämonischen Tanzes spren- Franz Liszt, Dirigent sehr verbunden fühlte. ist bekannt als Klavieradaption gen Klänge die herkömmlichen 1830 schwärmte ihm Berlioz von und – im Original – als zweite Harmonien, die erst 50 Jahre Goethes „Faust“. Das war am der beiden „Episoden aus Lenaus später Skrjabins irrlichternde Vorabend der Uraufführung der ‚Faust’“ für großes Orchester, mit Chromatik erleuchten sollten. Symphonie fantastique. denen Liszt 1860 seine Weimarer Jahre krönte. Er greift diesmal
12 VERWENDETE „FAUST“-TEXTE 13 Nikolaus Lenau feierlicher Zug. In Gott verloren, hier so schön FAUST (1802 – 1850) Da scheucht es ihn, in’s Dunkel verschweben! Ich weiß nicht wie mir da hoher Eichen Er starrt hervor aus dunklem geschieht, Zwei Episoden aus „Faust“ Seitab des Wegs mit seinem Roß Buschesgitter, Wie mich’s an allen Sinnen zieht. zu weichen Die Frommen um ihr Glück So kochte niemals noch mein XI. Und abzuschreiten zwingt beneidend bitter. Blut, Der nächtliche Zug (Ausschnitt) unwiderstehlich Als sie vorüber, und der letzte Mir ist ganz wunderlich zu Mut. Der Zug ihn jetzt, der näher wallt Ton Was leuchtet dort so hell zum allmählich. Des immer fernem, leisem Lieds MEPHlSTOPHELES Wald herein, Mit Fackellichtern wandelt Paar entflohn, Dein heißes Auge blitzt es klar; Daß Busch und Himmel glüh’n in an Paar, Und als der fernen Fackel letzter Es ist der Lüste tolle Schar, Purpurschein? In weißen Kleidern, eine Schein Die eingesperrt dein Was singt so mild in feierlichen Kinderschar, Den Wald noch einmal zauberhell Narrendünkel, Tönen, Zur heilig nächtlichen verklärt, Sie brechen los aus jedem Als wollt’ es jedes Erdenleid Johannisfeier, Und nun dahin am Laube zitternd Winkel. versöhnen? In zarten Händen Blumenkränze fährt, Fang eine dir zum Tanz heraus Das ferne, dunkle, tragend; Als Faust im Finstern wieder Und stürze keck dich ins sehnsuchtsvolle Lied Jungfrauen dann, im ernsten steht allein: Gebraus! Weht süßerschütternd durch die Nonnenschleier Da faßt er fest und wild sein stille Luft. Freudvoll dem süßen Erdenglück treues Roß, FAUST Wie einem Gläubigen, der an der entsagend; Und drückt das Antlitz tief in Die mit den schwarzen Augen Gruft Mit Kreuzen dann, im dunkeln seine Mähnen dort Von seinen Lieben weinend, Ordensrocke, Und weint an seinem Halse heiße Reißt mir die ganze Seele fort. betend kniet, Ziehn priesterliche Greise, streng Tränen, Ihr Aug’ mit lockender Gewalt In seine hoffnungsmilden gereiht, Wie er noch nie so bitter sie Ein’ Abgrund tiefer Wonne Schmerzensträume Gesenkten Hauptes, und in Bart vergoß. strahlt. Hinter den Gräbern flüstern die und Locke Wie diese roten Wangen glüh’n, Gesänge Den weißen Morgenreif der Ein volles, frisches Leben Der Seligen: so säuseln diese Ewigkeit VI. sprüh’n! Klänge Sie schreiten singend fort die Der Tanz in der Dorfschenke ‘s muß unermeßlich süße Lust Wohllautend durch die Waldesbahnen. sein, aufhorchsamen Bäume. Horch! wie in hellen MEPHlSTOPHELES An diese Lippen sich zu Faust hält sein Roß und lauscht Kinderstimmen singt (als Jäger zum Fenster herein) schließen, gespannter Sinne, Die Lebensahnung, und Da drinnen geht es lustig zu; Die schmachtend schwellen, dem Ob nicht der helle Schein und zusammenklingt Da sind wir auch dabei. Bewußtsein Klang zerrinne Mit greiser Stimmen tiefem Juchhu! Zwei wollustweiche Sterbekissen. Vor Blick und Ohr, ein Todesahnen! (mit Faust eintretend) Wie diese Brüste ringend bangen träumerischer Trug? Horch, Faust, wie ernster Tod und So eine Dirne lustentbrannt In selig flutendem Verlangen! Doch kommts heran, ein heitres Leben, Schmeckt besser als ein Foliant Um diesen Leib, den üppig schlanken,
14 VERWENDETE „FAUST“-TEXTE 15 Möcht’ ich entzückt herum mich Und in der Schenk’ ein andres Wie wenn um ein Mädel zwei Sie tanzen taumelnd hinaus zum ranken. Springen! Buben sich streiten; Wald, Ha! wie die langen schwarzen Der eine, besiegte, verstummt Und leiser und leiser die Geige Locken Der Spielmann dem Jäger die allmählich, verhallt. Voll Ungeduld den Zwang Fiedel reicht, Die liebenden Beiden Die schwindenden Töne besiegen Der Jäger die Fiedel gewaltig umklammern sich selig, durchsäuseln die Bäume, Und um den Hals geschwungen streicht. Im Doppelgetön die Wie lüsterne, schmeichelnde fliegen, Bald wogen und schwinden die verschmolzenen Stimmen Liebesträume. Der Wollust rasche scherzenden Töne Aufrasend die Leiter der Lust Da hebt den flötenden Sturmesglocken! Wie selig hinsterbendes erklimmen. Wonneschall Ich werde rasend, ich Lustgestöhne, Und feuriger, brausender, Aus duftigen Büschen die verschmachte, Wie süßes Geplauder, so heimlich stürmischer immer, Nachtigall, Wenn länger ich das Weib und sicher, Wie Männergejauchze, Die heißer die Lust der Trunkenen betrachte; In schwülen Nächten verliebtes Jungferngewimmer, schwellt, Und doch versagt mir der Gekicher. Erschallen der Geige verführende Als wäre der Sänger vom Teufel Entschluß, Bald wieder ein Steigen und Weisen, bestellt. Sie anzugehn mit meinem Gruß. Fallen und Schwellen; Und alle verschlingt ein Da zieht sie nieder die Sehnsucht So schmiegen sich lüsterne bacchantisches Kreisen. schwer, MEPHlSTOPHELES Badeswellen Wie Närrische die Geiger des Und brausend verschlingt sie das Ein wunderlich Geschlecht Um blühende nackte Dorfs sich gebärden! Wonnemeer. fürwahr, Mädchengestalt. Sie werfen ja sämtlich die Fiedel Die Brut vom ersten Sündenpaar! Jetzt gellend ein Schrei in’s zu Erden. Der mit der Höll’ es hat gewagt, Gemurmel schallt: Der zauberergriffene Wirbel Vor einem Weiblein jetzt verzagt, Das Mädchen erschrickt, sie ruft bewegt, Johann Wolfgang von Goethe Das viel zwar hat an nach Hilfe, Was irgend die Schenke (1749 – 1832) Leibeszierden, Der Bursche, der feurige, springt Lebendiges hegt. Schluss aus „Faust – Der Doch zehnmal mehr noch an aus dem Schilfe. Mit bleichem Neide die Tragödie zweiter Teil“ Begierden. Da hassen sich, fassen sich dröhnenden Mauern, mächtig die Klänge, Daß sie nicht mit tanzen können, (zu den Spielleuten) Und kämpfen verschlungen im bedauern. Chorus mysticus Ihr lieben Leutchen, euer Bogen wirren Gedränge. Vor Allen aber der selige Faust Ist viel zu schläfrig noch gezogen! Die badende Jungfrau, die lange Mit seiner Brünette den Tanz Alles Vergängliche Nach eurem Walzer mag sich gerungen, hinbraust; Ist nur ein Gleichnis; drehen Wird endlich vom Mann zur Er drückt ihr die Händchen, er Das Unzulängliche Die sieche Lust auf lahmen Umarmung gezwungen. stammelt Schwüre, Hier wird‘s Ereignis; Zehen, Dort fleht ein Buhle, das Weib hat Und tanzt sie hinaus durch die Das Unbeschreibliche Doch Jugend nicht voll Blut und Erbarmen, offene Türe. Hier ist’s gethan; Brand. Man hört sie von seinen Küssen Sie tanzen durch Flur und Das Ewig-Weibliche Reicht eine Geige mir zur Hand, erwarmen. Gartengänge, Zieht uns hinan. ‘s wird geben gleich ein andres Jetzt klingen im Dreigriff die Und hinterher jagen die Klingen, lustigen Saiten, Geigenklänge;
16 17 Listiger Verführer eine qualitativ neue, besondere Verbindung aus geschriebenem den Liszt erst 1857 – nach der Komposition der ‚Dante’-Sinfonie Wort und komponierter Musik – ergänzte. Aber auch die „Fas- in Gestalt der „Sinfonischen sung mit Schlusschor, die bei der Dichtung“ ins Leben rufen und Uraufführung am 5. September damit zum kühnen Spalter der 1857 erklang, stellt, überspitzt Musikästhetik des 19. Jahrhun- gesagt, nur eine Station in der derts werden würde, das hätte Entstehungsgeschichte der er sicher selber am wenigsten ‚Faust’-Sinfonie dar, denn Liszt geglaubt. nahm noch zahlreiche Änderun- Seit dem 19. Lebensjahr lag er gen vor und wartete weitere vier Franz Liszt stets auf seinem Nachttisch, Jahre, bis er die Partitur in Druck „Eine Faust-Sinfonie“ reizte ihn mit freiem Geist und Ästhetisches Glatteis gab.“ (Dorothea Redepenning) wildem Leben, hielt ihm vor Au- Bis dahin erschienen u.a. „Tas- Orchesterbesetzung gen, wohin es führt, das Höchste Franz Liszt wusste, was auf dem so“, „Les Préludes“, „Orpheus“, Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 zu wollen und die ganze Welt be- Spiel stand, woran er gemessen „Prometheus“, „Mazeppa“ und Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, zaubern zu können. Er begleitete werden würde, wenn er im Ge- „Festklänge“, die Liszt 1856 mit 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, ihn im Handgepäck auf seinen folge Beethovens ein Werk unter aphoristischem Zungenschlag Pauken, Schlagzeug, Harfe, Reisen, trieb ihn an in trüben der Bezeichnung „Sinfonie“ an- sämtlich als Vorübungen zu Streicher; Stunden und lehrte ihn die Ruhe kündigte. Denn auch für ihn galt: seiner „Faust“-Sinfonie bezeich- im „Andante mistico“ zusätzlich im Rausch. Goethes „Faust“, „die Sinfonie … übte einen Zau- nete. Mögen die sinfonischen Orgel, Tenor solo, Männerchor anfänglich noch in französischer ber, der etwas von der Ehrfurcht Dichtungen zwar keine regulären Übersetzung, war eines der drei hat, mit welcher man heilige Sinfonien sein, so entwickelte Dauer Bücher (neben Dantes „Divina Stätten besucht.“ So verwundert Liszt in ihnen doch seine Kom- ca. 65 Minuten Commedia“ und einem Gebets- nicht die Vorsicht, mit der Liszt positionsprinzipien: seine Motiv- buch, einem Brevier), die Franz sein Werk an die Öffentlichkeit entwicklung und -transformation Verlag Liszt ein Leben lang begleiteten. gelangen ließ: „Das Ding oder aus oft winzigen Keimen, seine Breitkopf & Härtel Vormals der tüchtigste aller Tas- Unding ist sehr lang geworden, tätige Definition von Programm- Wiesbaden, Leipzig u.a. tentiger, hatte sich Liszt 1847 als und ich werde jedenfalls die 9 musik, wonach „das musika- Hofkapellmeister in der kleinen sinfonischen Dichtungen in Druck lisch Gegebene in der innigsten Entstehung Residenzstadt Weimar nieder- und Aufführungen voran gehen Verschmelzung mit dem aus- 1854/1857 gelassen. Er war sich der kultur- lassen, bevor ich den Faust in gesprochenen Gedanken (einem geschichtlichen Bedeutung des Bewegung setze“. Das „Ding“ Werktitel, einem vorangestellten Uraufführung Ortes bewusst und ausdrücklich entbehrte damals noch etlicher literarischen Text zum Beispiel)“ 5. September 1857, Weimar „damit einverstanden, die große sinfonischer Zuspitzungen und in Erscheinung träte, schließlich Franz Liszt, Dirigent Kunstperiode Weimars: Goethe dramaturgischer Übergänge, hat- seine Hochachtung sowohl vor – Schiller, einigermaßen fortzu- te noch keine Trompeten, Posau- der Sinfonie als Gattung als auch setzen.“ Dass Liszt dabei nicht nen und Schlaginstrumente im vor Goethes „Faust“ als einem nur „Eine ‚Faust’-Sinfonie nach Instrumentarium und vor allem einzigartigen Gipfelwerk der Goethe“ gelingen, sondern er fehlte noch der Chorus mysticus, Weltkunst.
18 FRANZ LISZT – „EINE FAUST-SINFONIE“ 19 Sinfonie trotz Wagner Unruhiger Faust verstehen oder die bunte Folge dreiteiligen Satz) sich wieder zur kontrastierender, scheinbar nicht urmütterlichen Ruhe begeben. Als musikalischer Sachwalter in Bei der genaueren Betrachtung zusammenhängender Formteile Vladimir Jurowski entscheidet Weimar war sich Liszt seiner Ver- der musikalischen Substanz der mit dem Bezug auf einzelne Sze- sich für jene zwölf zusätzlichen antwortung für Goethe über die „Faust“-Sinfonie kapitulieren die nen oder Verse zu begründen, Takte am Schuss dieses Satzes, eigenen Kompositionen hinaus Fachleute regelmäßig vor der Fül- wird der Komposition nicht die Liszt erst nachträglich hinzu- bewusst. 1849 leitete er die le der Gedanken, die Liszt schein- gerecht und schließt ein Missver- gefügt hat. Uraufführung der „Verklärung“ bar kaleidoskopartig aneinander- ständnis über Liszts Begriff der aus Robert Schumanns unvoll- reiht. Mancher Analytiker hat Programmmusik ein.“ Faust ver- endet gebliebenen „Szenen aus im ersten Satz, der mit „Faust“ körpert bei Liszt bis in die letzte Packender Mephisto Goethes ‚Faust’“. 1852 dirigierte überschrieben ist, fünf und mehr Sechzehntelnote – dem Manfred er Louis Spohrs Oper „Faust“ Themen ausgemacht und sie in Schumanns Ouvertüre (1848) Am Ende war es vor allem Fausts und – im Rahmen einer ganzen verschiedenen Aktivitäts- und und Tschaikowskys Sinfonie Verderber, Mephistopheles, der Berlioz-Woche – „La damnation Gemütszuständen des Helden (1885) nicht unähnlich und natür- „sarkastische Spötter, der selbst de Faust“ von Hector Berlioz. zugeordnet, wie sie bei Goethe lich den Wagnerschen Helden das Heiligste durch sein Lachen Und wie erwähnt, beschäftigte angelegt sind. Gar die Fausti- Holländer, Tannhäuser, Siegfried in den Staub zieht“, der Liszt ihn „Eine ‚Faust’-Ouvertüre“ von schen Worte „Im Anfang war die und Wotan vergleichbar – das faszinierte. Mephistopheles, der Richard Wagner. Nicht nur, dass Tat“ werden in textdeutender männliche Prinzip: Erkennen und Geist der Verneinung, besitzt Liszt sein Werk ebenso literarisch Auslegung wiedergefunden. Irren, Wandel und Wechsel, Akti- buchstäblich kein musikalisches ambitioniert „Eine ‚Faust’-Sinfo- Dorothea Redepenning wählt in vität bis hin zum Aktionismus. Gesicht. Er vermag sich nur zu nie“ nennt, auch die Wagnersche ihrer ausführlichen Werkmono- definieren über die karikieren- Absicht, die Hauptpersonen der graphie einen anderen Zugang: de, diabolische Verzerrung der Tragödie in sinfonischen Sätzen „Die Faust-Sinfonie trägt im Titel Holdes Gretchen musikalischen Themen, die Faust als Charakterbilder darzustellen, den Zusatz ‚in drei Charakterbil- eigen sind. Gegen Gretchens Un- übernimmt Liszt von Wagner. dern (nach Goethe)’. Daraus geht Auch das Frauenbild Liszts schuld allerdings ist er machtlos. Sogar ein Motiv von Liszt – das unmissverständlich hervor, dass scheint nicht weniger bedenklich So gelingt es ihrem Thema am zweite in der Einleitung – lehnt die Komposition nicht auf andere als jenes von Wagner, mithin Ende des Satzes, das Prinzip der sich an die Anfangstakte von Weise dasselbe sagen will wie typisch für das 19. Jahrhundert Verneinung abzudrängen. Diesen Wagners „Faust“-Ouvertüre an. ihre literarische Vorlage, dass sie zu sein. Gerade die ausschließ- Schluss hätte Richard Wagner Darüber hinaus finden sich zahl- sich nicht in einen erzählbaren lich liebliche Schönheit, mit der gern als den eigentlichen gehabt. reiche Anklänge an Berlioz und Handlungsablauf gleichsam Gretchen musikalisch gefasst Aber Liszt entschied (angeblich eine versteckte Huldigung an zurückübersetzen lässt. Goethes ist, ihre klingende Unschuld, die auf Anregung der Fürstin Caroly- Franz Schubert. Dessen „Szene Faust ist nicht der Inhalt der überaus schlicht und kontrast- ne zu Sayn-Wittgenstein) anders aus ‚Faust’“ (1814) beginnt mit Faust-Sinfonie, sondern ihr Sujet los daherkommt, mögen den und setzte damit die Freund- einer charakteristischen Figur – ein poetisches Material, das modernen Hörer betören und schaft zu Wagner aufs Spiel. und einer harmonischen Formel, musikalisch verarbeitet wird. Der gleichermaßen stören. Erst die auch Liszt dem Beginn seines Versuch, einen so irregulären Faust, der in die weibliche Idylle Werkes zugrunde legt. Sonatensatz wie den ersten mit seiner musikalischen Gestik Satz der Faust-Sinfonie allein einbricht, ruft zur Leidenschaft. als Illustration der Dichtung zu Hernach darf Gretchen (in dem
20 FRANZ LISZT – „EINE FAUST-SINFONIE“ 21 Chorus mysticus schlechthin, beschenkte die Mu- sikwelt mit einer „Faust“-Sinfo- Nach einer „langen Pause“, aber nie, deren musikalische Intensität ohne neue Satzüberschrift hebt von betörender Schönheit durch- als vierter (und kürzester Teil der drungen ist. Die Nähe zu Hector Sinfonie) der hinzukomponierte Berlioz‘ und Richard Wagners Chorus mysticus aus Goethes Klangverführungskünsten? Kein Tragödie an. In einer milden Zufall. Apotheose raunt der Männerchor Goethes berühmte Schlusswor- te, steigert sich zu grandioser Selbstvergewisserung. Ein Solotenor feiert das Ewig-Weib- DEUTSCHLANDS liche. Irgendwie fühlt man sich an den zeitgleich komponierten Pomp des Einzugs der Götter auf BESTES KINO Walhall am Ende des „Rheingol- des“ erinnert. Doch was Wagner derart macht- wie unheilvoll dem Ende der Götter vorausschickt, ist bei Liszt wohl ernst gemeint. Möchte doch ein Körnchen Wahrheit in Eduard Hanslicks beißender Ironie stecken, wenn er Goethes Worte auf Liszts FÜR EIN KULTURELL HERAUSRAGENDES KINOPROGRAMM kompositorische Leistung münzt: „Das Unzulängliche, hier wird’s Ereignis“? Franz Liszt als Wahl-Weimarer war einer derjenigen, die sich weder um Goethes Fußstapfen scherten, noch das Dämonische beim Umgang mit dem Teufels- paktierer scheuten. Abbé Liszt, wie er sich in späteren Jahren fühlte, nannte und kleidete, hatte keine Berührungsängste mit dem Bösen. Im Gegenteil, der einst legendäre Pianist, ein Verführer auf der Klaviatur des Lebens
22 SOLIST 23 außerdem Künstlerischer Leiter Spanien, Ungarn, Österreich, des Internationalen George-Enes- Korea, China und Hongkong zu cu-Festivals in Bukarest. Er arbei- erleben sein. tet regelmäßig mit dem Chamber Die erste gemeinsame CD von Orchestra of Europe und dem Vladimir Jurowski und dem RSB ensemble unitedberlin. Begin- aus dem Jahre 2015 wurde nend mit der Saison 2021/2022 sogleich zu einem Meilenstein. ist Vladimir Jurowski – parallel Alfred Schnittkes Sinfonie Nr. 3 zu seinem Engagement beim folgten 2017 eine Strauss-Mah- Rundfunk-Sinfonieorchester Ber- ler-Aufnahme und Violinkonzerte lin – Generalmusikdirektor der von Britten und Hindemith mit Bayerischen Staatsoper in Mün- Arabella Steinbacher und dem chen und bekleidet damit eine RSB. 2020 erschien eine von der Vladimir Jurowski der renommiertesten Positionen im deutschen und internationalen Kritik hochgelobte Einspielung von Gustav Mahlers „Das Lied Musikleben. von der Erde“, im August 2021 Vladimir Jurowski ist rund um die Richard Strauss‘ „Eine Alpensin- Welt als Gastdirigent gefragt. Er fonie“. hat Konzerte der bedeutendsten Vladimir Jurowski wurde vielfach Vladimir Jurowski ist seit 2017 sakows „Mainacht“ und im selben Orchester Europas und Nord- für seine Leistungen ausgezeich- Chefdirigent und Künstlerischer Jahr am Royal Opera House amerikas geleitet, darunter die net, darunter mit zahlreichen Leiter des Rundfunk-Sinfonie- Covent Garden mit „Nabucco“. Berliner, Wiener und New Yorker internationalen Schallplatten- orchesters Berlin (RSB). Der Anschließend war er u.a. Erster Philharmoniker, das Königliche preisen. 2018 kürte ihn die Jury Dirigent, Pianist und Musikwis- Kapellmeister der Komischen Concertgebouworchester Amster- der Royal Philharmonic Society senschaftler stellt sich allen mu- Oper Berlin (1997– 2001) und dam, das Cleveland und das Music Awards zum Dirigenten sikgeschichtlichen, stilistischen Musikdirektor der Glyndebourne Philadelphia Orchestra, die Sin- des Jahres. 2016 erhielt er aus oder dirigiertechnischen Heraus- Festival Opera (2001–2013). fonieorchester von Boston und den Händen von Prince Charles forderungen. 2003 wurde Vladimir Jurowski Chicago, das Tonhalle-Orchester die Ehrendoktorwürde des Ro- Ausgebildet zunächst an der zum Ersten Gastdirigenten des Zürich, die Sächsische Staatska- yal College of Music in London. Musikhochschule des Konserva- London Philharmonic Orchestra pelle Dresden und das Gewand- 2020 wurde Vladimir Jurowski toriums in Moskau, kam Vladimir ernannt und war von 2007 bis hausorchester Leipzig. Er gastiert in Anerkennung seiner Tätigkeit Jurowski 1990 nach Deutsch- Sommer 2021 dessen Principal zudem regelmäßig bei den BBC als Künstlerischer Leiter des land, wo er sein Studium an den Conductor. Ebenfalls bis Sommer Proms, dem Musikfest Berlin George-Enescu-Festivals vom Musikhochschulen in Dresden 2021 war er Künstlerischer Leiter sowie bei den Musikfestivals in Rumänischen Präsidenten mit und Berlin fortsetzte – Dirigieren des Staatlichen Akademischen Dresden, Luzern, Schleswig-Hol- dem Kulturverdienstorden aus- bei Rolf Reuter, Korrepetition und Sinfonieorchesters „Jewgeni stein und Grafenegg sowie beim gezeichnet. Liedbegleitung bei Semion Ski- Swetlanow“ der Russischen Rostropowitsch-Festival. Mit gin. 1995 debütierte er auf inter- Föderation und Principal Artist dem Rundfunk-Sinfonieorchester nationaler Ebene beim britischen des Orchestra of the Age of Berlin wird er 2021/2022 bei Wexford Festival mit Rimski-Kor- Enlightenment in Großbritannien, mehreren Konzerten in Bukarest,
24 SOLIST 25 Stuart Skelton Der australische Tenor Stuart Opera de Oviedo, dem New Na- Skelton ist einer der besten tional Theatre in Tokio sowie in Heldentenöre der heutigen Zeit. Konzerten u.a. mit dem London In der Saison 2020/2021 sang Philharmonic Orchestra unter er Tristan beim Festival d’Aix en Vladimir Jurowski, in Sydney, Provence, hinzu kommen Auftrit- San Francisco und Norwegen. te mit dem Cleveland Orchestra, Neben Konzerten an der Seite dem London Symphony Orches- von Sir Andrew Davis, Esa-Pek- tra, dem Orchestra dell’Accade- ka Salonen, Sir Simon Rattle, mia Nazionale di Santa Cecilia, Gianandrea Noseda, Sir Antonio dem Orchestre de Lyon, dem Pappano, Franz Welser-Möst und Orchestre de l’Opéra national de Sakari Oramo debütiert er heute Paris und beim Verbier Festival. mit dem Rundfunk-Sinfonieor- Zu den jüngsten Höhepunkten chester Berlin (RSB). zählen „Tristan und Isolde“ an Zu den Höhepunkten seiner um- der Metropolitan Opera unter der fangreichen Diskografie gehören Leitung von Sir Simon Rattle, das sein erstes Soloalbum „Shining Debüt am Royal Opera House Knight“ mit einem Programm von Covent Garden als Siegmund in Wagner, Griffes und Barber, Brit- „Die Walküre“ unter der Leitung tens „Peter Grimes“, Schönbergs von Sir Antonio Pappano, das „Gurre-Lieder“ und eine für den Debüt am Teatro alla Scala als Grammy Award nominierte „Gla- Florestan in „Fidelio“ unter golitische Messe“ von Janáček, der Leitung von Myung-Whun eine mit dem Grammy Award aus- Chung. An der Opéra national gezeichnete Aufnahme von Elgars de Paris war er Lohengrin. Eine „The Dream of Gerontius“ und Paraderolle von Stuart Skelton, Mahlers „Das Lied von der Erde“. die Titelrolle in „Peter Grimes“, sang er an der English National Opera, der Opera Australia, der
26 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin – Abendbesetzung 26. November 2021 Violine I Viola Kontrabass Horn Erez Ofer / Erster Konzertmeister Alejandro Regueira Caumel / Marvin Wagner / Solokontrabassist Daniel Ember / Solohornist Susanne Herzog / stellv. Solobratschist Stefanie Rau / Vorspielerin Uwe Holjewilken Konzertmeisterin Gernot Adrion / stellv. Solobratschist Georg Schwärsky Frank Stephan Kosuke Yoshikawa / Vorspieler Christiane Silber / Vorspielerin Iris Ahrens Felix Hetzel de Fonseka Marina Bondas Elizaveta Zolotova / Vorspielerin Axel Buschmann Philipp Beckert Emilia Markowski Nhassim Gazale Trompete Franziska Drechsel Jana Drop Fridtjof Ruppert Lars Ranch / Solotrompeter Steffen Tast Alexey Doubovikov Julian Schlootz ** Jörg Niemand Bettina Sitte Carolina Montes Simone Gruppe Maria Pflüger Lucia Ortiz Flöte Anna Morgunowa Iris Icellioglu Ulf-Dieter Schaaff / Soloflötist Posaune Anne Feltz Isabel Kreuzpoitner * Rudolf Döbler / stellv. Soloflötist Edgar Manyak / Soloposaunist Richard Polle Daniel Burmeister * Markus Schreiter / Piccoloflötist József Vörös Ferdinand Ries Dominik Hauer Chiaki Nishikawa Violoncello Oboe David Malaev * Hans-Jakob Eschenburg / Florian Grube / stellv. Solooboist Tuba Eva Wetzel * Solocellist Martine Varnik ** Fabian Neckermann Ringela Riemke / stellv. Solocellistin Thomas Herzog / Englischhornist Violine II Jörg Breuninger / Vorspieler Pauken Nadine Contini / Stimmführerin Volkmar Weiche / Vorspieler Klarinette Jakob Eschenburg / Solopaukist Maximilian Simon / stellv. Peter Albrecht Michael Kern / Soloklarinettist Stimmführer Georg Boge Peter Pfeifer / stellv. Soloklarinettist Schlagzeug Sylvia Petzold / Vorspielerin Andreas Weigle Christoph Korn / Bassklarinettist Tobias Schweda / stellv. Solopaukist Anne-Kathrin Seidel Andreas Kipp Hanno Vehling ** Brigitte Draganov Uschik Choi * Fagott Martin Eßmann Romane Montoux-Mie * Miriam Kofler / Solofagottistin Harfe Maciej Buczkowski Isa Tavares ** Maud Edenwald Juliane Manyak Clemens Königstedt / Juliane Färber Kontrafagottist Orgel Ania Bara Arno Schneider ** Enrico Palascino Neela Hetzel de Fonseka Elena Schwalbe * * Orchesterakademie Yuna Toki * ** Gäste
28 VORSCHAU 12. Dezember 2021 30. Dezember 2021 Sonntag / 16 Uhr Donnerstag / 20 Uhr 21. November 2021 Philharmonie Berlin Sonntag / 20 Uhr 31. Dezember 2021 Philharmonie Berlin 13. Dezember 2021 Freitag / 16 Uhr Montag / 20 Uhr Konzerthaus Berlin VLADIMIR JUROWSKI Konzerthaus Berlin Sonderkonzerte Daniel Hope, Violine Jelena Firssowa Aus Opernhäusern, RINALDO ALESSANDRINI KARINA CANELLAKIS „Nacht in Appen“ (Auftragswerk Philharmonien Siri Karoline Thornhill, Sopran Julia Kleiter, Sopran Reinhold Friedrich, Trompete Annika Schlicht, Alt des RSB, Uraufführung) und Konzertsälen. Andrew Staples, Tenor Alban Berg Johann Sebastian Bach Florian Boesch, Bass Konzert für Violine und Orchester Weihnachtliche Instrumentalmusik Rundfunkchor Berlin Pjotr Tschaikowsky und Solokantaten, u.a. Justus Barleben, Choreinstudierung Sinfonie Nr. 6 („Pathétique“) „Ich habe genug“ – Kantate Nr. 82 Konzert mit „Jauchzet Gott in allen Landen“ – Jelena Firssowa Kantate Nr. 51 „Ornaments of Joy“ Zwei Brandenburgische Konzerte für gemischten Chor und Orchester auf ein Gedicht von Dmitri Smirnow Konzert mit (Auftragswerk des RSB, Uraufführung) Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 26. November 2021 Freitag / 20 Uhr Konzerte, mit Schlusschor über Schillers Ode „An die Freude“ Philharmonie Berlin Konzert mit 23. Dezember 2021 VLADIMIR JUROWSKI jeden Abend. Stuart Skelton, Tenor Donnerstag / 19 Uhr Herren des Rundfunkchores Berlin Philharmonie Berlin Jederzeit. Richard Wagner VLADIMIR JUROWSKI „Eine Faust-Ouvertüre“ Franz Liszt Sergei Prokofjew Zwei Episoden aus Lenaus „Faust“ „Cinderella“ (Aschenbrödel) – Franz Liszt Musik zum Ballett in drei Akten op. 87 „Eine Faust-Sinfonie“ Konzert mit Konzert mit In der Dlf Audiothek App, im Radio über DAB+ und UKW deutschlandfunkkultur.de/ konzerte
30 DEINE Impressum OHREN D E N Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Bildnachweise: W ER (RSB) S. 7, 11 gemeinfrei S. 22 Foto: Robert Niemeyer Chefdirigent und Künstlerischer Leiter S. 25 Foto: Guðmundur Ingólfsson Vladimir Jurowski Orchesterdirektorin Gestaltung und Realisierung AUGEN Clara Marrero GRACO GmbH & Co. KG Ein Ensemble der Rundfunk- Druck Orchester und -Chöre gGmbH Berlin H. Heenemann GmbH & Co, Berlin Geschäftsführer Redaktionsschluss N . Anselm Rose 23. November 2021 CH E MADIO, TV, WEB. Kuratoriumsvorsitzender Ton- und Filmaufnahmen sind Ernst Elitz nicht gestattet. Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten! Gesellschafter Deutschlandradio, Bundesrepublik © Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Deutschland, Land Berlin, Steffen Georgi Rundfunk Berlin-Brandenburg Text und Redaktion Steffen Georgi IM RA
Besucherservice des RSB Charlottenstraße 56. 10117 Berlin Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr T 030 202 987 15 F 030 202 987 29 tickets@rsb-online.de www.rsb-online.de ein Ensemble der
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