OA2020 wirbt um Unterstützung - B.I.T. online
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170 REPORTAGEN Horka OA2020 wirbt um Unterstützung Konferenzbericht zur 13. Berlin Open Access Conference „Building Capacity for the Transformation“, Berlin, 21./22. März 2017 Tessa Horka Es ist auf den Tag genau ein Jahr her, dass die Max-Planck Gesellschaft (MPG) die von ihr ins Leben gerufene OA2020 Initiative öffentlich annoncierte. Die Berlin13 Konferenz befasste sich vornehmlich mit dem Status Quo und den Transformationsmaßnahmen, die ergriffen werden könnten, um das Ziel zu erreichen. vorbehalten, die im Vorfeld eine In- teressenserklärung (Expression of Interest) zur Beteiligung an OA2020 abgegeben hatten. Durch die Eröffnung und Willkom- mensgrüße führten Professor Dr. Ulrich Pöschl, Direktor des Max- Planck-Instituts für Chemie in Mainz und der Präsident der MPG, Pro- fessor Dr. Martin Stratmann. Dar- auf folgte Colleen Campbell, die seit kurzem das Open Access Team der Max-Planck Digital Library (MPDL) um Dr. Ralf Schimmer, stellvertreten- © Berlin 13 der Leiter der MPDL, und Forscherin Kai Karin Geschuhn verstärkt. Camp- bell formulierte als Kernziele der Ber- Professor Dr. Ulrich Pöschl, Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie in lin13 Konferenz neben dem Gewin- Mainz, führte durch die Eröffnung der Berlin13 nen weiterer Unterstützer, dass na- tionale Kontaktstellen (NCPs – Na- ❱ Open Access 2020 ist eine interna- Swiss National Science Foundation tional Contact Points) im eigenen tionale Initiative, welche die rasche, SNSF nationale und regionale Bib- Land aufgestellt werden müssen. Die reibungslose und wissenschaftlich liothekskonsortien, viele Universitä- lokalen Netze in den Ländern soll- orientierte Transformation der heu- ten, Universitätsbibliotheken, For- ten erweitert und die Zusammen- tigen Fachzeitschriften vom Abonne- schungsinstitute, Verlage sowie Re- arbeit mit nationalen Ausschüssen ment zum Open Access Publizieren gierungsstellen2. und Regierungsstrukturen verbes- vorantreibt. Sie baut auf der Berliner sert werden. Es sei an der Zeit, mit Erklärung1, zu Open Access auf, die NPC’s – National Contact Points einer sinnvollen und gezielten Lob- von über 560 unterstützenden Insti- für OA2020 byarbeit für Open Access zu starten. tutionen unterzeichnet wurde. Die In- Der erste Konferenztag der Berlin13 Campbell hat auch einen persönli- itiative OA2020 konnte bis dato 83 stand unter dem positiven Einfluss chen Ansporn. Sie würde sich sehr Unterzeichner und Befürwörter für von Vitamin D. Die Sonne suchte wünschen, dass ihre eigene Tochter sich gewinnen. Darunter befinden sich ihren Weg durch die Wolkende- noch während ihres derzeitigen Stu- sich neben den großen deutschen cke und das Harnack-Haus der Max- diums von OA2020 profitieren könn- außeruniversitären Wissenschafts- Planck-Gesellschaft strahlte, um sei- te. Dann müsse sie nicht mehr ihre organisationen MPG, Leibniz- und ne ersten Besucher in Empfang zu Mama darum bitten, dass diese über Helmholtz-Gemeinschaft sowie der nehmen. Dieser Tag war denjenigen ihre Kontakte versucht, ihr benötig- te Forschungsliteratur kostengünstig 1 https://openaccess.mpg.de/Berliner-Erklaerung 2 https://oa2020.org/mission/ bereitzustellen. online 20 (2017) Nr. 2 Bibliothek. Information. Technologie. www.b-i-t-online.de
Horka REPORTAGEN 171 „SciHub ist Realität“ Als nächstes berichtete Schimmer über die Fortschritte von OA2020 und die Aussichten. Seine Schlüs- selfrage war klar definiert: „Was braucht es, um Open Access zum Standard der Forschungskommuni- kation zu machen? Wir können viel- leicht tolerieren, 15% von 100% ent- fernt zu sein. Aber wir können ein- fach nicht akzeptieren, dass wir nur 15% von 0% entfernt sind.“ Schließ- lich basiere OA2020 auf dem Credo, dass die Forschungsgemeinschaf- ten selbst den Schlüssel zum Erfolg in der Hand halten. Die Geschäfts- modelle der vorhandenen wissen- schaftlichen Zeitschriften bedürf- ten Änderungen und man sollte das © Berlin 13 Abo-System final hinter sich lassen. Dies würde schließlich nur die zu- grunde liegenden Cashflows beein- Dr. Lidia Borrell-Damián von der European University Association (EUA) betonte u.a., die Verwen- flussen und nicht, wie oft vermutet, dung öffentlicher Gelder für Open Access müsse zu einem System mit allgemeinem Nutzen für den Verlagsprozess selbst oder die die Gesellschaft führen. Rollen von Zeitschriften und Verla- gen. „Wir müssen das bestehende Verlegern Springer, Royal Society of te Schimmer die 20:80 Regel vor. 20 Abonnement-System unterbrechen Chemistry und Taylor&Francis abge- Länder machen 80% des jährlichen und neue Wege für die Finanzierung schlossen. Bis 2020 sollen noch bis weltweiten Forschungs-Outputs aus. der Verlagsleistungen finden, die im zu fünf weitere Verträge folgen. Mit Demnach benötigt die Initiative nicht 21. Jahrhundert sowohl benötigt als klaren Worten führte Schimmer sei- mehr als 100 feste Unterstützer, vo- auch gefordert werden.“ Mit der be- nen Vortrag weiter und nahm damit rausgesetzt diese gehörten zu den reits geplanten Berlin14 Konferenz vielleicht auch dem einen oder an- führenden Institutionen der Länder in 2018 soll die dritte OA2020 Pha- deren Konferenzteilnehmer die Be- und seien in diesen geografisch gut se „Activity building“ beginnen. In fürchtung, dass eine Transformati- verteilt. Die Unterschrift unter der dieser sollen die NCPs vollständig onsstrategie aus dem bestehenden „Expression of Interest“ allein genü- etabliert, die Transformationslizenz- klassischen Abonnement-Modell ge nicht, um das gemeinsame Ziel verträge erweitert und eine „one by zu großen Problemen führen könn- zu erreichen, erklärte er. Man müs- one“ Integration der Verlage vorge- te. Das „Ziehen des Steckers“ sei se kämpfen und sich dafür einset- nommen werden. Es folgte ein Sta- eine lebensfähige Option. Selbst zen, die Gelder aus dem Abonne- tusbericht über die Transformations- Verlage würden sich eingestehen, ment-System auszugliedern und in strategie der MPG. Dabei war nicht dass der Zugang zu wissenschaftli- die Budgets und operativen Abläufe schwer zu erkennen, was auch seit chen Publikationen nicht mehr aus- der Open Access-bezogenen Dienst- dem 2015 veröffentlichten Open Ac- schließlich über die Verlagsplatt- leistungen umzuschichten. Nur dann cess White Paper der MPDL mehr als form selbst möglich ist. Auch wenn erreiche man den Punkt, an dem es offensichtlich ist: Die MPG besetzt Zeitschriften oder Big Deal-Lizenzen keine Rückkehr mehr gibt. im globalen Open Access-Transfor- gekündigt würden, gäbe es alterna- mationsprozess eine Vorreiterrolle. tive Zugangswege für die Forscher. Transformation praktisch und Sie verfolgt konsequent ihre Ziele „Sci-Hub ist Realität“, so Schimmer. aus internationaler Perspektive und ist damit erfolgreich. Doch man Nach einer Kaffeepause folgten ist sich bei der MPG im Klaren darü- 20:80 Regel: 20 Länder liefern Open Access-Länderberichte aus ber, dass nicht alle der OA2020-Part- 80% der Forschung Japan, der Schweiz, Australien und ner gleichauf agieren oder sich in Abschließend gab er den Konferenz- Neuseeland sowie Deutschland. Aus der gleichen Transformationsphase teilnehmern noch eine realistische den einzelnen Berichten ging hervor, befinden können. Die MPG hat seit Darstellung, inwiefern OA2020 über- dass, wie auch Schimmer bereits er- 2016 Open Access-Verträge mit den haupt zu erreichen sei. Hierzu stell- örtert hatte, nicht alle Länder und www.b-i-t-online.de 20 (2017) Nr. 2 online Bibliothek. Information. Technologie.
172 REPORTAGEN Horka und Förderern sowie Regierungen stärken. Abschließend erklärte sie, dass der Übergang zu Open Access ein unaufhaltsamer Prozess sei. Die- ser müsse allerdings zu einem Sys- tem führen, das für die Gesellschaft einen allgemeinen Nutzen bringt, vor allem in Bezug auf die Verwendung öffentlicher Mittel. Die Teilnehmenden sind nicht einer Meinung Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Berlin13 Konferenz sehr spannend und aufschlussreich war. Es wurden unterschiedliche Trans- formationsprozesse präsentiert und in den Pausen heiß diskutiert. Hier- bei waren die Teilnehmenden bei © Berlin 13 Weitem nicht immer einer Meinung. Nach den gemeinsamen Tagen in Berlin kann man feststellen, dass der Die Open Access-Transformation sorgt noch immer für viel Diskussionsstoff, auch in den Pausen. Open Access-Zug am Rollen ist. Ob die OA2020-Initiative tatsächlich ih- Institutionen derzeit gleichauf im bis auf den letzten Platz besetzt. Die re sich selbst vorgegebenen Ziele Transformationsprozess stehen. Un- Programmpunkte des zweiten Tages erreicht, bleibt abzuwarten. Aus der ter dem Programmpunkt „Wesent- befassten sich mit Perspektiven aus idealistischen Forschungsperspekti- liche Transformationsmechaniken“ der Sicht diverser Unterstützer der ve wäre es auf jeden Fall wünschens- wurde es dann praktisch. Besonders OA Initiative sowie komplementären wert. Dirk Pieper, ständiger Vertreter der Konzepten zur Transformation. Nach Alle weiteren Informationen rund um Leitenden Bibliotheksdirektorin der der Eröffnung verlas Daniel Spichtin- OA2020 finden Sie auf der offiziel- UB Bielefeld, als auch Kai Karin Ge- ger, Mitarbeiter der Europäischen lem Webseite: schuhn präsentierten ausführlich, Kommission (EC), die Unterstüt- https://oa2020.org/ ❙ wie der Transformationsprozess vom zungserklärung der Kommission für Abonnement- zum Open Access-Sys- OA2020. Es folgten diverse Präsen- tem aussehen kann. tationen zu Transformationskonzep- Der erste Konferenztag endete mit ten, u.a. von IOP Publishing in Zusam- der Sitzung „Auf dem Weg zu einem menarbeit mit einem Bibliothekskon- NCP-Netzwerk und einer Regierungs- sortium in Österreich. Abschließend struktur für OA2020“, bevor es zum referierte Dr. Lidia Borrell-Damián, Konferenzdinner im Harnack-Haus Director of Research and Innovati- ging. Dort wurden die Programm- on, European University Association punkte und Erkenntnisse des Tages (EUA). Sie fasste aus der Sicht der unter den Teilnehmern ausführlich EUA die Herausforderungen zusam- diskutiert. men, die OA2020 mit sich bringt und die zuvor bereits mehrfach in ande- Volles Haus am zweiten ren Vorträgen aufgeführt worden wa- Konferenztag ren. Borrell-Damián verwies darauf, Am zweiten Konferenztag öffneten dass die Rolle der Förderer und der Tessa Horka sich die Türen für alle. Die tags zuvor Regierungen, die sich für einen trag- Regional Manager freigebliebenen Stühle füllten sich baren Übergang zu OA einsetzen, für DACH, Accucoms, mit Interessierten aus der Wissen- das breite Spektrum der Disziplinen Leiden NL schaftslandschaft sowie Vertretern unerlässlich sei. Besonders Universi- tessa@accucoms.com aus der Verlagsbranche. Der Goe- täten und Forschungseinrichtungen http://www.accucoms.com/ the-Saal des Harnack-Hauses war müssten den Dialog mit Verlagen online 20 (2017) Nr. 2 Bibliothek. Information. Technologie. www.b-i-t-online.de
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