Olympische Spiele und Politik ? - Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?

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Olympische Spiele und Politik ? - Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?
Olympische Spiele und
      Politik ?

Ein Fest zur Völkerverständigung
    oder Krieg der Nationen?

       Amanda Duvoisin

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Olympische Spiele und Politik ? - Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?
Maturaarbeit

Amanda Duvoisin

Klasse 12, Theodor Heuss Gymnasium, Schopfheim/
2MS3 Gymnase Auguste Piccard, Lausanne (2004-2005)

Lehrer: Herr Seybold

Titel

Von links nach rechts:
Pierre Frédy Baron de Coubertin; das Publikum der Spiele von Barcelona 1992; eine Demons-
tration während der Spiele von München 1972.
Japanische Fans in Nagano 1998; Joan Benoit gewinnt den ersten Damenmarathon für die
USA in Los Angeles 1984; die Terroristen der Gruppe „Schwarzer September“ gehen in das
Olympische Dorf am 5. September 1972 in München; der schwarze Amerikaner Jesse Owens
gewinnt vier Gold Medaillen während der nationalsozialistischen Spiele in Berlin 1936; das
offizielle Plakat der Spiele in Berlin 1936.
Der australische Schwimmer Ian Thorpe gewinnt 3 Gold und zwei Silber Medaillen in Sydney
2000; die nigerianische Fußballmannschaft gewinnt die Goldmedaille in Atlanta 1996; die
para-lympische Spiele in Athen 2004; Juan Antonio Samaranch, Marques de Samaranch, IOC
Präsident von 1980 bis 2001; eine Strasse in Berlin 1936; ein Button der amerikanische Kam-
pagne für den Boykott, der Spiele Moskau 1980.
Juan Antonio Samaranch bei einer Siegerehrung; Katy Freeman zündet die Olympische
Schale in Sydney 2000 an; John Carlos and Tommie Smith bei der Siegerehrung in Mexiko
1968.
Eine Siegerehrung in Athen 2004; Carl Lewis in Atlanta 1996; eine Karikatur für den Boykott
der Spiele Moskau 1980; die Olympische Fahne hängt auf Halbmast in Gedanken an die 11
Ermordeten in München 1972.

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Olympische Spiele und Politik ? - Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?
Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung……………………………………………………………………………4
  2. Die Olympische Idee durch die Zeit………………………………………………...5
     2.1 Die antiken Olympischen Spiele………………………………………………...5
     2.2 Die modernen Spiele……………………………………………………………..7
        2.2.1   Pierre de Coubertin……………………………………………………....7
        2.2.2   Die Wiedereinführung der Olympischen Spielen………………………..7
        2.2.3   Die ersten Versuche……………………………………………………...8
        2.2.4   Die Olympischen Symbole………………………………………………9
  3. Rolle und Einfluss der Politik auf den Olympischen Spiele………………………..11
     3.1 Mittel der Einflussnahme……………………………………………………….11
     3.2 Beispiele……………………………………………………………………...…13
        3.2.1   Berlin 1936: Nationalismus und Propaganda……….………………......13
        3.2.2   Mexico 1968: The Black Power………………………………………...14
        3.2.3   München 1972: Schwarzer September………………………………….15
        3.2.4   Moskau 1980 & Los Angeles 1984: Boykotts………………………….16
  4. Schlusswort…………………………………………………………………………19
  5. Literaturverzeichnis…………………………………………………………………20
     5.1 Bücher…………………………………………………………………………...20
     5.2 Internet Adressen………………………………………………………………..21

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Olympische Spiele und Politik ? - Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?
1. Einleitung: Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?

Ausschließlich optimistisch betrachtet, sind die Olympischen Spiele ein perfektes Symbol für
den Frieden. Diesen Eindruck vermitteln die Medien mit bunten Bildern aus Zeremonien, mit
Menschen, die lachen und sich freuen – ob Sportler oder Zuschauer. Die Völker präsentieren
nur das Beste, ein Olympischer Sieg ist der Traum aller Sportler. Als Außenstehender könnte
man meinen, dass das Leben der Elitesportler nur schön ist, dass es nur aus dem Moment der
Medaillenzeremonie besteht. Gern lässt man sich auch vor dem Bildschirm mitreißen, wenn
das ganze Stadion auf den Beinen ist, wenn die Hymne spielt, um die erfolgreichen Sportler
hochleben zu lassen und das jeweilige Herkunftsland ihm durch die Hymne Respekt zollt.
Gerne lässt man in diesem Moment alle Probleme hinter sich, auch jene, die es im Zuge der
Olympische Spiele gibt, wie Betrug, Doping sowie Chauvinismus und politische Einfluss-
nahme.

Nur wenige Menschen glauben heute noch daran, dass man den Sport von der Politik getrennt
betrachten kann, obwohl die Hoffnung natürlich bleibt. Dennoch ist es unmöglich für den
internationalen Sport, sich aus politischen Fragen gänzlich herauszuhalten, besonders wenn es
um die Annerkennung der Staaten geht. Dies gilt für alle sportlichen Veranstaltungen, doch
besonders augenscheinlich wird dies bei den Olympischen Spielen. weil es eine sportliche
Großveranstaltung ist, an der für zwei Wochen die gesamte Weltbevölkerung Anteil nimmt.
Nicht zu vergessen, dass es um große Gewinnsummen geht. Aus der Medialisierung der Spie-
le ergeben sich für die Politiker der Teilnehmerländer zahlreiche Möglichkeiten, das von
ihnen regierte Land im Ausland darzustellen, oder aber, um politische Ideen im Heimatland
zu präsentieren. Doch sollten die Olympischen Spiele wirklich als Plattform der Politik miss-
braucht werden können? Zumal man dies oftmals nicht vermeiden kann, da Minderheiten sich
manchmal auf diesem Wege versuchen durchzusetzen – pazifistisch oder gar mit Gewalt.

Behält die Olympische Idee dennoch ihre Gültigkeit?

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2. Die Olympische Idee durch die Zeit

2.1 Die antiken Olympischen Spiele

Die ersten Anzeichen von sportlichen Wettbewerben sind mehr als 4000 Jahre alt, doch man
geht davon aus, dass die ersten Olympischen Spiele erst später stattgefunden haben. Es ist
schwierig die genauen Gründe dafür zu finden, warum es Olympische Spiele gibt, weil sich
Mythologie mit Geschichte vermischt und Ereignisse der Antike oft mit Taten der Götter be-
gründet werden. Es gibt viele verschiedene Mythen über den Ursprung der Olympischen
Spiele. Für den Dichter Pindare hat Pelops einen Tempel für Zeus gebaut, um seine Siege zu
rühmen. Das Gelände um dieses Gebäude ist sakral, man sagt, die Geschichte der Olym-
pischen Spiele hätte dort begonnen: als religiöses Fest. Für den Geografen und Schriftsteller
Pausanias hat Herakles ein Rennen mit seinen Brüdern gemacht, um sich an den Sieg von
Zeus über Chronos zu erinnern. Der Sieger bekam einen Kranz aus Ölbaum. Viel liest man
von Iphitos, dem König von Elis, der im Jahr 884 vor Christus den Krieg zwischen Sparta und
Athen beenden wollte. Andere Quellen besagen, dass man damit die Pest verhindern wollte.
Auf jeden Fall verlangte er eine Waffenruhe während den Olympischen Spielen, die
„Ekecheiria“ hießen, um die Hilfe von Zeus zu erlangen.
Das erste offizielle Datum ist 776 vor Christus, dort wurde erstmals ein Sieg verzeichnet.

In dieser Zeit beginnen die Spiele als ein religiöses Fest und wer-
den erst später als sportlicher Wettbewerb ausgetragen. Die Dis-
ziplinen sind Laufen, Springen, Diskuswurf, Ringkampf, Pugilat,
Pancrace und Pferdrennen. Sport war sehr wichtig für die
Griechen, es gab ein Stadion oder eine Turnhalle oder sogar beides
in jeder großen Stadt und war eine große Inspirationsquelle für
Künstler. Der Olymp war ein religiöses und sportliches Zentrum.
Es war eine neutrale Zone, in der die Armee keinen Zutritt hatte.
Deshalb war es ein Symbol der griechischen Einheit in einer Zeit,
in der es fast keine gab. Tatsächlich standen sich damals alle gro-
ßen Städte von Griechenland feindselig gegenüber.
Die Menschen der Antike hätten es nicht verstanden, dass es 1916,
1940, 1944 aufgrund des Krieges keine Olympischen Spiele gab,
                                                                             Pancrace
schließlich war das Ziel der Olympischen Spiele in dieser Zeit das
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genaue Gegenteil: Die Spiele sollten Frieden bringen und nicht der Krieg die Spiele ver-
hindern. Wenn eine Stadt die Waffenruhe nicht einhielt, bekam sie eine Strafe und durfte lan-
ge nicht mehr an den Olympischen Spielen teilnehmen.

Jedes vierte Jahr wanderten alle Griechen nach Olympia, um Zeus Andenken mit den Olym-
pischen Spielen in Ehren zu halten. Die Zeit zwischen zwei Olympischen Spielen, nämlich
                                                                                  Ein Fest
vier Jahre, heißt „Olympiade“. Die Olympischen Spiele sind immer einem sehr genauen    Ka-      zur Völk
lender gefolgt. Sie fanden immer in der Mitte des Sommers bei Vollmond statt und dauerten 1
bis 5 Tage. Es gab auch andere sportliche Ereignisse, doch die Olympischen Spiele waren die
glanzvollsten.
Im Gegensatz zu den modernen Spielen konnten diese nur in Olympia stattfinden und nur
griechische, freie Männer durften teilnehmen. Das heißt, Sklaven, Kriminelle und Ausländer
waren ausgeschlossenen. Frauen durften weder teilnehmen noch zuschauen, weil die Athleten
nackt waren. Sie hatten eigene Spiele, meist später im selben Jahr.

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Olympische Spiele und Politik ? - Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?
Es gab einen einzigen Sieger pro Prüfung und keine Medaillen wie heute. Das bedeutet, dass
  der Zweitplatzierte ebenso unbekannt war wie der Letzte und auch ebenso schnell in Ver-
  gessenheit geriet. Der Sieger bekam einen Ölbaumkranz, einen „Kotinos“, ein Symbol für den
  Frieden. Seine Stadt opferte Tiere für Zeus und schenkte ein Festessen.
  Einen der Sieger wird man aber sicher nicht so schnell vergessen: Nero. Im Jahr 67 nach
  Christus nahm er als römischer Kaiser an den Olympischen Spielen teil. Er fiel runter wäh-
  rend des Pferderennens, wurde aber dennoch Sieger, weil er die Richter bestach. Er bleibt das
  Symbol vom Niedergang der Olympischen Spiele, doch er war nicht der Einzige, der die
  Olympischen Spiele mit Politik vermischt hat. Für viele Historiker waren die antiken Spiele
  ein Ersatz für den Krieg, denn dieselben Städte kämpfen gegeneinander, mit Waffen oder
  Sport, der Hass ist noch da… Seit 2700 Jahren hat sich die Haltung der Staaten und der Po-
  litik kaum verändert, wir haben nur mehr Medien und bekommen deshalb mehr davon mit.
  Die Athleten werden oft mit der politischen Situation ihrer Stadt verglichen. Ein guter Kon-
  kurrent war immer gut für den Ruf seiner Stadt und die Politiker hatten es schnell verstanden
  sich das zunutzen zu machen. So haben sie die Olympischen Spiele benutzt, um ihre Wich-
  tigkeit und die ihrer Stadt der Welt zu zeigen. Die Spiele verloren ihren religiösen Aspekt und
  mit dem Auftauchen des Christentums spielten sie überhaupt keine Rolle mehr. Im Jahr 393
  nach Christus verbot der Kaiser Theodose die Olympischen Spiele, weil sie ein Symbol des
  Heidentums waren. 33 Jahre später wurde der Tempel verbrannt und er verschwand später
  aufgrund eines Erdbebens.

  Viele Informationen stammen von Ausgrabungen am Ende des 19. Jahrhunderts. Ein noch
  unbekannter junger Mann hatte sich dafür interessiert: Pierre Frédy, Baron de Coubertin…

Pindare: (-518 - -438) griechischer Dichter, hat viele Mythen geschrieben.
Pelops: Figur aus der Mythologie. Der Held vom Peloponnes.
Pausanias: 2. Jahrhundert n. Chr., Griechischer Schriftsteller. Seine Texte sind eine große Quelle an Informationen über das antike
Griechenland.
Herakles: Figur der Mythologie. Sohn des Zeus, berühmt für die „12 Taten des Herakles“
Zeus & Chronos: Figuren der Mythologie. Chronos hatte Angst, dass eines seiner Kinder ihn entthronen könnte, deshalb hat er alle
seine Kinder gegessen, bis seine Frau den kleinen Zeus versteckt hat. Als er gro_ geworden ist, hat er seinem Vater Brecharznei
gegeben und alle seine Geschwister gerettet.
Pugilat: Vorform des heutigen Boxens
Pancrace: Mischung zwischen Pugilat und Ringkampf

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Olympische Spiele und Politik ? - Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?
2.2 Die modernen Spiele

2.2.1 Pierre de Coubertin

Pierre de Coubertin wurde am 1. Januar 1863 in Paris ge-
boren, sein richtiger Name ist Pierre de Frédy Baron de
Coubertin. Er ist das vierte und letzte Kind einer aristo-
kratischen Familie. Seine Eltern waren kultivierte katho-
lische Royalisten. Im Alter von 17 Jahren schloss er die
Jesuitenschule im Jahr 1881 mit Abitur in Geisteswissen-
schaften und Naturwissenschaften ab. Anschließend
studierte er Politik und Jura.
Pierre de Coubertins Interesse für die griechische Antike,
ihre Kultur, Philosophen und Künstler war sehr stark.
Von der Rolle des Sports in der griechischen Erziehung
und der Vereinigung von Sport und Kunst in dieser
Gesellschaft war er tief beeindruckt. Er hat gern musiziert
und gezeichnet aber auch viele Sportarten beherrscht, wie
Fechten, Boxen und Rudern. Er war auch ein sehr guter
                                                                Pierre de Frédy baron de Coubertin
Reiter und hat gern Tennis gespielt. In der damaligen Zeit
war der Sport ausschließlich wohlhabenden Menschen vorbehalten Pierre de Coubertin wollte
dies ändern und den Sport in die „Standarderziehung“ integrieren.
Mit 20 Jahren wurde er nach England entsandt, um dort ein Schulsystem zu beobachten, in
dem Sport in der Schule eine größere Rolle spielte. Er war davon sehr begeistert: alle seine
Ideen sah er dadurch bestätigt. Er hat daraufhin das französische Schulsystem nach dieser
Idee reformiert. Die schulische Erziehung sollte fortan nicht nur das Theoretische vermitteln,
sondern auch die künstlerische Inspiration und die körperlichen Fähigkeiten fördern. Kultur,
Kunst und Sport sollten fusionieren mit dem Ergebnis vollständig ausgebildeter Menschen.
Wie ein berühmtes lateinisches Sprichwort sagt: „Mens sana in corpore sano“.
Nach vielen Reisen nach Griechenland sind die antiken Olympischen Spiele ein Vorbild für
ihn geworden. Anschließend widmete er sein ganzes Leben der Wiederherstellung der Olym-
pischen Spiele, in der Hoffnung, dass Elitesportler zum Leitbild für Jugendliche würden und
es die Menschen motivieren würde Sport zu treiben. Durch die Internationalisierung des
Sportgedankens wollte er die Völker einander näher bringen und ihr gegenseitiges Ver-
ständnis fördern und so Frieden bringen. Er stellte sich die Spiele wie ein riesiges Fest vor,
bei denen die besten Athleten der Welt und alle Disziplinen sich treffen könnten, ohne Dis-
kriminierung, stattdessen mit Freundschaft und Fairplay. Sein Ziel war, dass der Sport der
harmonischen Entwicklung des menschlichen Miteinanders hilft, um eine friedliche Gesells-
chaft zu bilden, die die menschliche Erhabenheit bewahrt.
Am 2. September 1937, ist er im Alter von 74 Jahren in einem Park in Genf plötzlich ver-
storben. Sein letzter Wille war, dass sein Herz in einer Stele im Olymp liegt und sein Körper
in Lausanne begraben wird.

2.2.2 Die Wiedereinführung der Olympischen Spiele

Pierre de Coubertin ist nicht der Einzige, der versucht hat die Olympischen Spiele wieder-
einzuführen. Allerdings weiß man wenig darüber, weil die anderen Versuche gescheitert sind.
Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es bereits sportliche Föderationen, doch diese wollten sich
nicht verbinden oder Kontakte miteinander pflegen. Viele Athleten verstanden die Ideen
dieses „komischen“ Franzosen nicht: Das Wort „Sport“ hatte noch nicht die Bedeutung, die es

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heute hat. Man kann sogar sagen, dass dieser Begriff noch keine Definition besaß. Am 23.
Juni 1894 gelang es ihm dennoch einen Kongress zu bilden mit verschiedenen Abgeordneten
von verschiedenen Organisationen in La Sorbonne, in Frankreich. Niemand hat vorher ge-
wusst, dass sie sich über die Wiedereinführung der Olympischen Spiele aussprechen musste.
Der Plan von Pierre de Coubertin jedoch ging auf: aus seiner Versammlung gründete sich, das
„comité international des jeux olympiques“ (internationales Komitee der Olympischen
Spiele), das heute „comité international olympique“- Internationales Olympisches Komitee
(IOC) heißt. Die ersten offiziellen Olympischen Spiele fanden dann zwei Jahre später in
Athen statt.
Griechenland war seit 1821 nicht mehr Teil des Ottomanen Imperiums und war auf der Suche
nach einer nationalen Identität. Die Griechen waren von der Wiedereinführung der Olym-
pischen Spiele begeistert, weil es ein Symbol ihrer Geschichte ist. De Coubertin profitierte da-
von, und die ersten modernen Olympischen Spiele waren ein großer Erfolg.
                     Damit die Politiker es besser verstanden, war der erste offizielle Präsident
                     des IOC ein Grieche, Démétrius Vikélas, ein intellektueller Mann, der in
                     Frankreich schon bekannt war. Pierre de Coubertin war „nur“ General-
                     sekretär, konnte aber trotzdem alles kontrollieren und nach 1896 übernahm
                     Vikélas die Stelle des Generalsekretärs. Zu Beginn war geplant, dass die
                     Olympischen Spiele in Griechenland bleiben würden, wie es sich das Land
                     gewünscht hat. Pierre de Coubertin hat aber schnell realisiert, dass sie
                     dann ihr internationales Prestige verlieren würden und hat seine Ansicht
   Démétrius Vikélas geändert. Er hat dann daran gearbeitet, dass die Olympischen Spiele alle
                     vier Jahre in einer anderen Stadt stattfinden können. Er hat Olympische
Symbole erfunden und den Olympische Freibrief („Charte Olympique“) geschrieben, in dem
die Werte des olympischen Ideals definiert sind. Er führte die Olympische Revue ein, eine
Zeitschrift, in der man alle offiziellen Reden und aktuelle Texte über das IOC lesen konnte.
Heute kann man sie auch per E-Mail erhalten.

2.2.3 Die ersten Versuche

Im Jahr 1900 fanden die zweiten Olympischen Spiele in Paris statt,
sie waren schlecht organisiert und hatten viel zu lange gedauert,
weil die Spiele in die Weltausstellung integriert waren. Coubertin
selbst hat gesagt, dass es ein Wunder sei, dass die Olympischen
Spiele so etwas überlebt haben. 1904 in Saint Louis war es noch
schlimmer: Amerika war für viele potenzielle Teilnehmer viel zu
weit weg und die Reise zu teuer. Es gab viel Betrug, die Schwar-
zen wurden diskriminiert und durften nicht teilnehmen.
England, das bisher nicht teilgenommen hatte, hat wirtschaftliche
Vorteile gesehen und die Spiele 1908 in London organisiert, vier
Jahre später war Stockholm für die Organisation verantwortlich
und dies waren die zweiten erfolgreichen modernen Spiele. Cou-
bertin hat sich darüber gefreut. Es gab Teilnehmer von fünf Kon- Ein Plakat von den Olympischen
tinenten und auch Frauen haben teilgenommen. Im Jahr 1915 wur- Spielen im Jahr 1912, in Stockholm
de das Olympische Institut in Lausanne gegründet, doch ein Jahr
später geriet sein Traum schon wieder in Vergessenheit: die Spiele von 1916 wurden aufgrund
des Krieges annulliert, das Gegenteil von dem, was die Spiele bringen sollten, trat ein. Die
Spiele sollten eine Waffenruhe bringen und damit den Kriegverhindern. Damit hatten die
Spiele viel an Glaubwürdigkeit verloren.

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Olympische Spiele und Politik ? - Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?
1920 fanden die Spiele in Antwerpen (Belgien) statt. Deutschland und Österreich waren nicht
eingeladen, aufgrund der politischen Spannungen. Der IOC wollte keine Probleme haben, was
Coubertin missfiel: das sportliche Ideal war mit Politik vermischt. 1924 waren die ersten
Winterspiele und die letzten Spiele unter der Präsidentschaft von Coubertin. Zu seinen Ehren
wurden die Spiele in Chamonix und in Paris organisiert. Deutschland war immer noch nicht
eingeladen, das französische Publikum sehr patriotisch, es gab schon wieder Gewalt und Be-
trug. Im Jahr 1925 zog sich Pierre de Coubertin vom Vorsitz zurück, blieb aber aktiv im IOC.

2.2.4 Die Olympischen Symbole

Die Bedeutung und die Werte der modernen Olympischen Idee werden mit drei offiziellen
Symbolen ausgedrückt: Die Ringe, die Devise und die Flamme.
Sie sollen den Gedanken der Allgemeingültigkeit, der Vorzüglichkeit, des Friedens und der
Öffnung in die Welt hinaustragen. Sie geben den Spielen ihre Identität. Es soll die Mischung
zwischen den antiken Spielen und dem neuen Vorbild des Sports repräsentieren.

                              Die Olympischen Ringe sind eine Idee von Pierre de Cou-
                              bertin. Er hat sie im Jahre 1914 hergestellt. Sie sind geflochten,
                              um die Universalität der Spiele zu repräsentieren. Die Anzahl
                              der Ringe steht für die fünf Kontinente, sie müssen auf weiß ge-
                              zeichnet sein und es gibt mindestens eine von den sechs Farben
       Die Olympischen Ringe.
                              auf der Fahne jedes Landes, doch die Farben stehen nicht für
einen bestimmten Kontinent. Eine Olympische Fahne hängt in der Stadt, in der Spiele statt-
finden und in der Stadt, die die nächsten Spiele organisiert. In Antwerpen, im Jahr 1920 hat
man das erste Mal die Fahne im Stadion aufgehängt. In dieser Zeit war die Fahne eher scho-
ckierend für Nationalisten, denn es war neu an so viel Einheit zu denken.
Die Ringe sind auf den Medaillen, auf den Plakaten, auf Briefmarken und Andenken. Es gibt
sehr präzise Regeln, die besagen, wie man die Ringe zeichnen soll. Man darf sie auch nicht
benutzen ohne die Erlaubnis des IOC.

Die Devise besteht aus drei lateinischen Wör-
tern: „CITIUS-ALTIUS-FORTIUS“, die be-
deuten: Schneller, höher, stärker. Diese drei
Wörter sollen die Athleten zu Höchstleistun-                  Schneller höher stärker, die Olympische Devise.
gen anspornen. Man muss nicht der erste sein,
aber man soll das Beste von sich geben. Man kann es auch so verstehen, dass es nicht das
Wichtigste ist zu gewinnen, sondern dabei zu sein. Die Devise ist seit 1894 das offizielle
Sprichwort der Olympischen Spiele. Es ist auf der Schale geschrieben, in der die Flamme
brennt.
                                         Die Olympische Flamme soll sich einige Monate vor den
                                         Spielen entzünden, im griechischen Olympia und nur mit
                                         Hilfe der Sonne. Sie wird dann normalerweise durch viele
                                         Länder getragen, sie soll die Spiele bekannt machen, damit
                                         sich die Menschen der verschiedenen Länder treffen und
                                         sich der Olympische Friede ausbreiten kann. Im Stadion
                                         zündet der letzte Staffelteilnehmer die Schale an und die
                                         Flamme brennt ununterbrochen bis zum Ende der Spiele.
  Die Olympische Flamme wird angezündet.
                                         Die erste Olympische Flamme war eine Idee von Pierre de
                                         Coubertin. Im Jahr 1928 in Amsterdam, brannte sie das erste
                                         Mal.

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Olympische Spiele und Politik ? - Ein Fest zur Völkerverständigung oder Krieg der Nationen?
Die Eröffnungsfeier ist auch ein sehr wichtiges sym-
bolisches Ereignis. Seit den Spielen in London 1908
machen die Sportler eine Parade, mit der sie sich dem
Publikum vorstellen. Die Olympische Fahne wird
aufgehängt, und die Olympischen "Friedens-tauben"
losgelassen. Seit Antwerpen im Jahr 1920 wird der
Olympische Eid vorgelesen: "Wir schwören bei den
Olympischen Spielen ehrenhafte Kämpfer zu sein und
die Regeln der Spiele zu achten. Wir nehmen teil, in
ritterlichem Geiste, zur Ehre unserer Vaterländer und
zum Ruhme des Sports."1968 in Mexiko musste der            Der Olympische Eid wird vorgetragen.
Schwur anders geschrieben werden, weil es zu patrio-
tisch war: "Im Namen aller Teilnehmer verspreche ich, dass wir uns bei den Olympischen
Spielen als loyale Wettkämpfer erweisen, ihre Regeln achten und teilnehmen in ritterlichem
Geist zum Ruhme des Sports und zur Ehre unserer Mannschaften." Seit 2000 und den Spie-
len in Sydney wurde ein Wort zum Doping aufgenommen: "Im Namen aller Athleten ver-
spreche ich, dass wir an den Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die gültigen Regeln
respektieren und befolgen und uns dabei einem Sport ohne Doping und ohne Drogen ver-
pflichten, im wahren Geist der Sportlichkeit, für den Ruhm des Sports und die Ehre unserer
Mannschaft." Die Kampfrichter haben ihren eigenen Eid.

Seit den Spielen von Amsterdam im Jahre 1928 wird auch die Olympische Schale entzündet.
Das Olympische Podium und die Medaillen sind auch Neuheiten der modernen Spiele. Wäh-
rend der ersten drei modernen Olympische Spiele haben die Sieger Ölbaumkränze erhalten,
wie in der Antike. Erst seit den Spielen von London 1908 erhalten die ersten drei Sieger Me-
daillen und stellen sich auf ein Podium, während ihre Fahnen aufgehängt werden und die
Nationalhymne des Siegers gespielt wird.

   In Athen 2004, haben die drei beste wieder
   Ölbaumkranze bekommen.

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3. Rolle und Einfluss der Politik auf die Olympischen Spiele

„Sport wird von allen verstanden, überall auf der Welt“ hat Horst Dassler gesagt, der ehe-
malige Chef von Adidas.1 Deshalb benutzen es manche Länder als politische Waffe. Fußball,
Schwimmen oder Leichtathletik haben keine Grenzen, keine Sprachbarrieren oder religiösen
Barrieren anders als die Presse, die Musik oder die Kunst zum Beispiel. Alle können es
verstehen, die Klugen ebenso wie solche, die nicht lesen können. Menschen aller sozialen
Schichten interessieren sich für Sport. So ist dies eine gute Möglichkeit eine Idee zu
verbreiten. Die Olympischen Spiele eignen sich aber am besten dafür, da sie die größte
sportliche Veranstaltung der Welt sind: Menschen auf der ganzen Welt interessieren sich sehr
dafür, zwei Wochen lang alle vier Jahre. Die Spiele sind auch eine gute Sache für Politiker,
die sich Gehör verschaffen wollen. Fast alle Länder sind vertreten und alle Medien dieser
Länder registrieren jede Kleinigkeit. Sport und Medien sind voneinander abhängig. Ein
großes sportliches Ereignis kann heute nicht mehr stattfinden, ohne dass das Fernsehen da ist;
das Fernsehen wiederum braucht den Sport und die Werbung. Die Politiker haben dies sehr
gut verstanden und es passiert immer etwas während der Olympischen Spiele.

3.1 Mittel der Einflussnahme

Die Politiker haben verschiedene Möglichkeiten gefunden die Spiele zu beeinflussen, um ihre
Ideen kund zu tun. Das erste Mittel ist natürlich die Leistung der Sportler. Wenn ein Staat
viele Medaillen bekommt, zeigt er, dass sein Volk gesund ist, dass sein System funktioniert.
Die Länder kaufen keine Athleten mehr wie in der Antike, aber nutzen manchmal die Pro-
bleme der anderen Ländern mit einem ihrer Athleten, um einen guten
Sportler für sich zu gewinnen.
Zola Budd ist ein gutes Beispiel dafür. Anfang 1984 ist sie 17 Jahre
alt, 1,58m groß und 38 Kilogramm schwer. Sie ist das Wunderkind des
Laufsports, aber ihre Leistungen können nicht eingetragen werden,
weil sie aus Südafrika kommt und in ihrem Land noch die Apartheid
herrscht. Sie wird nie an internationalen Wettbewerben teilnehmen
dürfen, das heißt, es würde auch keine Olympischen Spiele für sie
geben. Doch zum Glück ist ihr Großvater in Großbritannien geboren,
und so hat sie nur zehn Tage gewartet, um die britische Nationalität zu
bekommen – worauf andere zehn Jahre warten mussten. Die
Olympische Charta ist klar definiert. Danach sind die Olympischen                Zola Budd.
Spiele Wettbewerbe zwischen Sportlern oder Mannschaften, nicht aber
zwischen Ländern. Die Athleten tragen dennoch die Fahnen, ziehen die nationalen Trikots an,
bekommen ihre Medaillen, während man die Nationalhymne spielt. Der erste Olympische
Schwur passt auch nicht zur Aussage der Olympischen Charta: "[…] Wir nehmen teil, in
ritterlichem Geiste, zur Ehre unserer Länder und zum Ruhme des Sports." (Eid der Athleten,
seit 1920, Antwerpen, bis 1964, Tokio). Die Medien senden die ganze Zeit über „Medaillen-
tabellen“, die zeigen, welches Land das Beste ist. Die Länder geben sich viel Mühe, um in
dieser Tabelle die besten Plätze zu besetzen. Die damalige Deutsche Demokratische Republik
(DDR) zum Beispiel hat diese benutzt, um die Anerkennung anderer Länder zu bekommen.
Dafür hat sie sehr viel investiert: es gab ein sehr gutes Trainingssystem, viele Orte, an denen
die Menschen kostenlos Sport treiben konnten und das Land hat immer die besten Trainer

   1
    In: LACHAT Alexandre, DES JEUX POLITISÉS, analyse historique de l’intrusion de la politique dans le
   cadre de l’Olympisme, mémoire de licence ès sciences politiques, Neuchâtel 1985, Seite 34.

                                                   11
bezahlt. Aber der größte Vorteil für einen Elitesportler der DDR war, dass er viel reisen
durfte, was für die übrigen DDR-Bürger nicht möglich war. Auch bekam er Unterstützung
vom Staat, konnte leichter studieren und bekam auch leichter einen Arbeitsplatz. Die
Nachteile der sportlichen Laufbahn waren, dass die Sportler oft Doppingmittel nehmen
mussten und körperliche Langzeitschäden nicht ausblieben – und das nicht nur in der DDR…

Eine andere Möglichkeit der Länder um ihre Macht der Welt zu zeigen, ist die Organisation
der Spiele. Diese bringt die Touristen ins Land, was wiederum gut ist für die Wirtschaft und
die Politik. Deshalb bewerben sich immer viele Städte dafür die Olympischen Spiele aus-
tragen zu dürfen. Das Fernsehen spielt auch eine große Rolle. Dadurch kann das Land, das die
Spiele organisiert, zeigen, wie gut das eigene System funktioniert und wie gut ihre Ideen sind.
Andererseits ist es aber sehr teuer die Spiele zu organisieren, die gut und groß genug sind, um
andere Länder zu beeindrucken. Deshalb können Länder wie Äthiopien, Mali oder Nigeria
keine Spiele organisieren, weshalb der Graben zwischen diesen Ländern und den reichen
Ländern wie Amerika, Australien oder Kanada immer größer wird.

                                          Manche Minderheiten nutzen die Spiele aus, um die
                                          Aufmerksamkeit der Welt zu erregen. Sie haben selten etwas
                                          mit Sport zu tun, wissen aber, dass alle Medien da sind, um die
                                          Informationen schnell zu verbreiten. Es können religiöse
                                          Gruppen, oder Rassen Gruppen sein zum Beispiel. Diese
                                          können pazifistisch sein oder auch ein Attentat planen und sogar
                                          durchführen, wie die Terroristengruppe „Schwarzer Sep-
                                          tember“, die 1972 in München einen Anschlag gegen die
                                          israelische Mannschaft ausgeführt hat, oder wie „The Black
                                          Power“ in Mexiko, 1968. Bei der Siegerehrung des 200-Meter-
                                          Laufs demonstrierten Tom Smith (Gold) und John Carlos
                                          (Bronze) mit einem schwarzen Handschuh über der rechten
                                          Faust. Nach diesem Ereignis war diese Gruppe gegen Rassen-
München 1972 : Anschlag der.Terroriste-   diskriminierung in Amerika in der ganzen Welt bekannt. Sie
ngruppe „Schwarzer September“. Die
Fernsehkanäle der ganzen Welt waren
                                          mussten aber daraufhin das Olympische Dorf verlassen und
da…                                       durften an den nächsten Olympischen Spielen nicht teilnehmen.

Eine andere politische Methode, die die Olympischen Spiele benutzt, ist der Boykott. Es
findet normalerweise statt, wenn zwei Länder oder mehr einen Konflikt miteinander haben
und ein Land das andere mittels der Olympischen Spiele erpresst, indem es droht nicht an den
Spielen teilzunehmen, das heißt ein Land droht an nicht zu den Spielen zu kommen, wenn das
andere nicht macht, was es will. Im Jahr 1976 zum Beispiel verlangten 22 afrikanische
Staaten den Ausschluss Neuseelands, weil es Kontakte mit Südafrika pflegte. Der IOC hat
sich nicht erpressen lassen. Daraufhin boykottierten die 22 afrikanischen Mannschaften die
Spiele und reisten nicht an.
Alle nationalen Komitees, die beim IOC registriert sind, sind zu den Olympischen Spielen
eingeladen (Ausnahme: Antwerpen 1920, erste Spiele nach dem Krieg: Deutschland, Öster-
reich, Ungarn, Tschechoslowakei, die Türkei und Bulgarien waren nicht eingeladen) und
dürfen ohne auf ihre Regierung zu hören, an den Olympischen Spielen teilnehmen. In
Wirklichkeit ist es aber so, dass die Regierung ihre Meinung sagt und das Komitee diese
meist befolgt.

                                                         12
3.2 Beispiele

3.2.1 Berlin 1936 : Nationalismus und Propaganda

Die Olympischen Spielen sollten 1916 schon in Berlin
stattfinden, aber es hatte dann nicht geklappt aufgrund des
Krieges. 1931 in Barcelona gab der IOC die Spiele, die
1936 stattfinden, wieder nach Berlin. Zu diesem Zeitpunkt
hat man noch nicht gewusst, dass Hitler gewählt würde und
dass die Olympischen Spiele ein Schaufenster des NS für
die Welt sein würden. Deutschland durfte an den Spielen in
Antwerpen, Paris und Amsterdam - die drei Spiele nach
dem Ersten Weltkrieg - nicht teilnehmen. Die Spiele von
1936 sollten der Welt zeigen, dass alles wieder in Ordnung
war mit Deutschland. 1933 wurde Hitler gewählt, 1935
waren die Nürnberger Gesetze verabschiedet und Deutsch-
land wurde langsam eine Diktatur der NSDAP. Die Mino-
ritäten wurden diskriminiert und die Juden durften nicht
einmal mehr Sportvereine besuchen. Die besten jüdischen
Sportler wanderten nach Amerika aus. Die USA, Frank-
reich und Holland drohten mit Boykott zu machen, sollten
die Spiele nicht in einem anderen Land stattfinden. Der
IOC auch ahnte die Bedrohung, Hitler ließ dann doch                    August 1936 in Berlin.
einige berühmten Juden an den Spielen teilnehmen und
schwor, dass er die Olympische Charta befolgen und keine politische Rede halten würde. Der
Diktator war so glaubwürdig, dass die keine Wahl hatte und die Olympischen Spiele in Berlin
stattfinden ließ. Die Länder die für den Boykott waren, wollten „Gegen-Spiele“ organisieren
beispielsweise in Spanien. Doch dort begann gerade der Bürgerkrieg und so fanden die Spiele
dort nicht statt. Alle eingeladenen Länder außer des UDSSR und Spanien nahmen an den
Spielen in Berlin teil.
Im August 1936 waren „die Berliner“ viel freundlicher als man gedacht hatte. Alle Plakate
mit Judenhetze waren verschwunden und die Artikel in den Zeitungen waren nicht mehr so
aggressiv. Hitler wollte den Zuschauern und Journalisten zeigen, dass seine Politik pazifis-
tisch und tolerant war. Er beließ sogar Théodore Lewald im Amt des Präsident des nationalen
Olympischen Komitees, obwohl sein Vater ein Jude war. Das Reichsportsfeld – ein riesiges
Stadion mit 100 000 Plätzen – haben die Deutschen gebaut, um ihre Macht der Welt zu zei-
gen. Überall prangten Olympische- oder Hakenkreuzfahnen; alle Straßen waren voller Men-
schen. Die Besucher wussten allerdings nicht, dass es sonst überall Schilder mit Anti-Juden-
Parolen gab, oder die Polizei nur ausnahmsweise die Homosexuellen nicht verhaftete.
                   Die berühmteste Figur der Berliner Spiele ist bestimmt der schwarze Ame-
                   rikaner, Jesse Owens, der vier Leichtathletikgoldmedaillen gewonnen hat,
                   im 100-, 200- und 4x100- Meterlauf sowie Weitsprung. Während dieser
                   Prüfung lernte er seinen Gegner kennen, den Deutschen Luz Long, und hat
                   sich mit ihm sehr gut verstanden, was den Führer verärgerte.
                   Es wird berichtet, dass das deutsche Publikum sich unfair verhalten hat, und
                   dass Hitler das Stadion verließ, um dem Farbigen nicht gratulieren zu müs-
                   sen. Nach anderen Quellen sei dies Mythos, und das Publikum hatte sich
                   ebenso gefreut für Owens wie für die deutschen Sportler. Owens schrieb so-
                   gar in seiner Biographie, dass er die Deutschen freundlich fand und dankbar
    Jesse Owens.   dafür war. Der Führer hat in den ersten Tagen manchen Siegern gratuliert

                                              13
und anderen nicht, woraufhin anwies der IOC er solle entweder allen oder keinem gratulieren.
Als Owens gewonnen hatte, hätte er sich beeits entschieden keinem mehr zu gratulieren und
alles wäre nur eine Fehlinterpretation und dennoch war die erfolgreiche Teilnahme von
Owens ein Beweis, dass Hitlers Theorien nicht stimmten. Ein sportlicher Sieg hat den Vorteil,
dass ihn niemand verneinen kann, alle haben gesehen, dass er gewonnen hat, dass er schneller
war als die arischen Deutschen.
Von der Organisation her waren es aber die besten
Spiele, die es bisher gab, und die einzigen Spiele,
an denen so viele Sportler teilgenommen haben. Es
gab tatsächlich 4000 Teilnehmer aus 49 Nationen.
Das Olympische Feuer war das erste Mal mit einem
Relais von Läufern über eine Strecke von 3000km
von Olympia nach Berlin transportiert. Es hatte
auch viel Werbung für die Spiele gegeben, überall
in den Zeitschriften und viele bunte Plakate in der
Stadt. Es waren die ersten Spiele, die im Fernsehen
übertragen wurden und auch die ersten Spiele, die
von der Politik so benutzt wurden sind: für Hitlers       Das Publikum war immer sehr expressiv…
Propaganda. Obwohl Jesse Owens der Held der
Spiele war, hat Deutschland die Spiele „gewonnen“: es hat die höchste Anzahl von Medaillen
bekommen und bekam von allen anderen Ländern Gratulationen für die Organisation.
Zwei Tage nach dem Ende der Spiele fing die Diskriminierungspolitik wieder an. Wolfgang
Fürstener, der Direktor des Olympischen Dorfs, wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft
entlassen und beging Selbstmord.

3.2.2 Mexiko 1968: The Black Power

In diesem Jahr gab es viele revolutionäre Tendenzen in Prag und Frankreich beispielsweise.
In Amerika demonstrierten viele Jugendliche gegen den Krieg in Vietnam, Martin Luther
King und John F. Kennedy waren noch nicht sehr lange tot. Am 3. Oktober 1968, zwei
Wochen vor dem Beginn der Spiele, trafen sich fast über 2000 Studenten in der Stadtmitte
von Mexiko zu einer Demonstration, der Präsident Diaz Ordaz hatte Angst um seine
Olympischen Spiele bekommen und wollte die Studenten hart bestrafen, so dass sie sich nicht
mehr trauen würden die Ruhe in Mexiko zu stören. Schlussendlich war es aber zu hart: es gab
267 Todesopfer und über 1200 Verletzte…
Viele Nationen beklagten sich über die Spiele, bevor sie überhaupt angefangen hatten, weil
die Stadt Mexiko 2250m über dem Meer liegt. Die Ärzte sagten, dass die Höhe sehr schlecht
sein konnte für die Gesundheit der Athleten wäre. Die Mexikaner waren damit natürlich nicht
einverstanden und befürchteten die Teilnehmer könnten ausbleiben. Die Spiele begannen
dennoch am 12. Oktober 1968 mit zahlreichen Teilnehmern.
Farbige wie Weiße Sportler trugen zum Zeichen der Solidarität, ein Logo auf ihren Kleidern,
das sagte: „Olympic project for human rights.“ (= Olympisches Projekt für die
Menschenrechte). John Carlos hat es so erklärt: „Wir werden keinen Boykott und keine
Sabotage der Spiele machen, um gegen Rassismus und Diskriminierung zu protestieren, wie
es Anfang des Sommers geplant war. Wir arbeiten zusammen mit unserem Team, aber wir
werden öffentlich machen während der Spiele, was wir von der Ungerechtigkeit und der
Diskriminierung der Afroamerikaner denken“2

2
    In : http://johistoire.ifrance.com/pages/mexico1.html

                                                            14
In der Mitte des Nachmittags, am 9.Oktober, gehen schwarze amerikanische Teilnehmer zum
senegalesischen Team von Senegal und leihen sich typisch afrikanische Kleider aus. Zwei
Wochen trugen sie diese Kleidung dann durchs Olympische
Dorf und erregten die Neugier aller. Der Sprinter Pender hat
gesagt: „Die amerikanischen Schwarzen müssen ihre eigene
Identität finden, wie es die afrikanischen Völker bereits getan
haben. Alle Schwarzen der Welt sollten sich von nun an
gegenseitig unterstützen.
Tommie Smith und John Carlos, zwei afroamerikanische Teil-
nehmer, wurden Erster und Dritter im 200-Meter-Lauf. Bei der
Siegerehrung, bekamen sie ihre Medaillen und als die ameri-
kanische Hymne spielte blickten sie zu Boden und reckten ihre
Hände mit geschlossenen Fäusten in die Luft.
Nach der Siegerehrung haben sie gesagt: „Wir protestieren
gegen das, was den Schwarzen passiert, gegen die Demüti-
gung, die sie in den Vereinigten Staaten und an anderen Stellen
der Welt erleiden. Die Vereinigten Staaten sind nicht vereinigt,
weil nicht alle Bürger gleich behandelt werden. Deswegen
können wir nicht sagen, dass wir die Vereinigten Staaten ver- Siegerehrung von dem 200m Wettrennen :
treten, wir vertreten das schwarze Volk von Amerika […] Wir Tommie Smith und John Carlos de-
haben Medaillen bekommen und man hat uns applaudiert, aber monstrieren gegen Rassismus in Amerika.
die Weißen denken, dass wir Tiere sind, die nicht denken können. Als wir demonstrierten
haben wir Weiße gesehen, die mit dem Daumen nach unten deuteten. […] Wir wollen allen
Weißen sagen: „Interessiert euch für die Ungerechtigkeit, die es in der Welt gibt, interessiert
euch für alle unsere Probleme oder schaut uns auch nicht beim Wettrennen zu““3
Das IOC hat sie dann gezwungen, das Olympische Dorf zu verlassen, andernfalls hätte das
ganze amerikanische Team eine Strafe bekommen. Smith und Carlos durften auch nicht an
den Olympischen Spielen in München teilnehmen und waren lange arbeitslos. Trotzdem
wurden sie imitiert: Während der Siegerehrung für den 400-Meter-Lauf, trugen Evans, James
und Freeman - die Sieger - schwarze Baskenmützen, warten ihre Fäuste in die Luft, lachten
und ignorierten die amerikanische Flagge während „The Star-Spangled Banner“ spielte…

3.2.3 München 1972: Schwarzer September

Mit den Spielen 1972 in München, wollten die Deutschen, dass die Welt Berlin, seine natio-
nalsozialistischen Spiele von 1936 und seine aktuelle Mauer vergisst. Sie haben alles dafür
getan, dass die Spiele ein erfolgreiches Fest würden. Es gab mehr als 7000 Teilnehmer und
alle Nationen waren da, außer Südafrika und China – wie sonst auch – und Rhodesien. 35
afrikanische Staaten drohten mit einem Boykott, sollte dieses Land teilnehmen, denn es war
ein rassistisches Land. Der IOC hat dann die Einladung Rhodesiens zurückgenommen.
Die ersten Tage waren die Spiele ein Erfolg, bis zum 5. September… Am Vormittag ging eine
Terroristengruppe aus acht Palästinensern ins Olympische Dorf, nahm neun israelische Sport-
ler als Geiseln und tötete zwei weitere. Drei Minuten später waren 300 Polizeibeamte da. Die
Terroristen, die sich „Schwarzer September“ nannten, wollten, dass Israel 234 politische Ge-
fangene befreit, und ein Flugzeug stellt, so dass sie fliehen können, ausrüsten sollen die neun
Geiseln sterben. Tel Aviv wollte aber seine Gefangenen nicht befreien. Arthur Genscher, der
Innenminister, schlug vor, dass er den Platz anstelle der Geiseln einnimmt. Doch die
Terroristen akzeptierten das nicht. Am Nachmittag wurden die Olympischen Spiele unter-
3
    In : http://johistoire.ifrance.com/pages/mexico1.html

                                                            15
brochen. Genscher schlug den Terroristen vor, mit einem Hubschrauber zum militärischen
Flughafen von Fürstenfeldbruck zu fliegen, wo ein Flugzeug auf sie warte. Was die Terro-
risten jedoch nicht wussten: Eliteschützen warteten auf dem Dach des Flughafens… Eine an-
schließende Schießerei hatte 15 Tote – neun Israeliten, fünf Palästinenser und ein Polizist –
                                              zur Folge.
                                              Am nächsten Tag kamen 80 000 Personen in das
                                              Olympische Stadion zur Trauerzeremonie. Alle Fahnen
                                              hingen auf Halbmast. Aber die arabischen Länder, die
                                              UDSSR und die DDR kamen nicht. Avery Brundage, der
                                              Präsident des IOC sagte, dass die Spiele fortgesetzt
                                              werden, mit einem Satz, der heute noch berühmt ist: „The
                                              show must go on“. Nicht Alle teilten seine Meinung, doch
                                              er hat es nicht bereut und hat sogar einige Jahre später
                                              gesagt: „Nein, ich denke nicht, dass die Spiele in München
                                              hätten abgebrochen werden sollen. Das wäre eine Kapitu-
                                              lation gewesen. Man hätte sonst zugelassen, dass Terror
                                              stärker ist. Die Spiele mussten also weitergehen. Ich habe
                                              es damals gesagt und ich sage es nochmals heute: Das Ide-
                                              al wäre natürlich, dass die Politik mit den Olympischen
                                              Spielen und mit dem Sport allgemein nichts mehr zu tun
                                              hätte. Ich hoffe dieser Wunsch wird in Erfüllung gehen,
                                              obwohl ich weiß, dass ich an diesem Tag nicht da sein
  Die Olympische Fahne wurde in Gedanken an
  die 11 ermordeten Israelischen Sportler auf
                                              werde. In meinem Herz bin ich aber sicher, dass wir es
  Halbmast gehängt.                           schaffen werden“4

3.2.4 Moskau 1980 & Los Angeles 1984: Boykotte

Ende Dezember 1979 fiel die UDSSR in Afghanistan ein. Sieben Monate später sollten sie die
Olympischen Spiele in Moskau organisieren, die ersten Spielen, die in einem sozialistischen
Land stattfinden sollten. Dieser Einfall schockierte den ganzen Westen, Jimmy Carter rea-
gierte als erstes: „Es ist sehr wichtig, dass die Welt versteht wie ernst die Bedrohung der Welt
mit dem Einfalls Afghanistans ist. Ich will nicht, dass amerikanische Athleten in Moskau teil-
nehmen, wenn es noch sowjetische Panzer in Kabul gibt“. Die Diskussion über die Teilnahme
oder Nicht-Teilnahme an den Spielen von Moskau wurde sehr wichtig in Europa. Margareth
Thatcher und Helmut Schmid wollten dasselbe machen wie Carter doch Valéry Giscard
d’Estaing war nicht damit einverstanden.
Alexander Zinoviev, ein emigrierter Schriftsteller hat in Zürich gesagt: „Die Sowjetunion will
wahrscheinlich einen Boykott. Das Problem der Spiele ist nicht so wichtig wie man es gern
glaubt im Westen. Sogar dass die sowjetische Behörde ein Boykott wirklich will und immer
mehr provoziert“ 5Carter ließ sich aber trotzdem ködern. Zwei Wochen später, kurz vor den
Olympischen Spielen von Lake Placid, hat Staatsekretär Cyrus Vance ausgesprochen, dass er
gegen eine Teilnahme an Spielen war, die in einem Land stattfinden, das in ein anderes ein-
fiel. Der IOC wollte seinem Vertrag mit der Stadt Moskau trotzdem nachkommen. Am 13.
April fügte sich das amerikanische Olympische Komitee dem Präsidenten und verzichtete auf
die Olympischen Spiele. Deutschland, China, Japan, Kanada und Argentinien haben dann das-
selbe gemacht. Schlussendlich boykottierten 29 Staaten die Russischen Spiele. 27 Länder

4
  In : SUN BYUNG KEE, LEE SEI KEE, KIM SUNG KYU, KOGH YOUNG KEE, Olympics and politics,
Hyung-Seul Publishing co., Seoul, 1984, Seite 43.
5
  In: LACHAT Alexandre, DES JEUX POLITISÉS, analyse historique de l’intrusion de la politique dans le
cadre de l’Olympisme, mémoire de licence ès sciences politiques, Neuchâtel 1985, Seite 82.

                                                    16
werden beantworteten nicht einmal die Einladung. Die Franzosen, die Italiener und die Briten,
die nicht gemacht haben, was Margareth Tatcher geplant hatte, haben trotzdem teilgenom-
men. Die Schweiz war geteilt, das schweizerische Komitee hat sich entschieden zu gehen,
doch die Schuss-, Gymnastik-, Fecht- und Pferdesport- Föderationen sind trotzdem nicht ge-
gangen. Die Schweizer verzichteten auf die Nationalfahne für die Parade, und nahmen statt-
dessen die Olympische Fahne, die noch einmal benutzt wurde bei den Siegerehrungen. Ge-
sungen wurde die Olympische Hymne, wenn die Schweiz etwas gewonnen hatte.
Da die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner
nicht teilgenommen haben, gewann die UDSSR die
meisten Medaillen, das heißt fast ein Drittel der 630
Medaillen... Der Boykott hat den USA überhaupt nichts
gebracht. Das Russische Volk war sehr froh, dass sein
Feind in des Kalten Krieges nicht gekommen war und
so feierten sie ihre Meister. Es war ein riesiges Fest, die
Panzer des Sowjetunion blieben dennoch in Kabul…
Für die USA war es ein politischer Misserfolg sowie
eine Enttäuschung für die Sportler, die sich qualifiziert
hatten und sich für das politische Spiel opfern mussten.

Nach dem Drama von München 1972 und die Spiele
von Montréal 1976, die eine finanzielle Katastrophe Ein amerikanischer Button für den Boykott,
waren, gab es fast nur Los Angeles, das die Spiele von der Spiele in Moskau 1980.
1984 organisieren wollte. Um finanzielle Verluste zu vermeiden, nahmen sie kein Geld vom
Land, sondern nur Geld von Sponsoren und nutzten die Infrastruktur, die schon existierte. Da-
mit haben sie 200 Millionen Dollar verdient. Das System, mit dem die Spiele wirtschaftlich
sehr interessant wurden, wird heute noch genutzt.
Alles fing im April 1984 an, als die offizielle sowjetische Presse eine Kampagne gegen die
Veranstalter der Spiele und die amerikanische politische Führung durchgeführte. Nach Mei-
nung der Sowjetunion sind die Probleme folgende: die Unsicherheit der Athleten, die Ver-
marktung der Spiele, die Abwesenheit eines Olympischen Dorfes und dass die Sowjets sich
nicht viel bewegen dürfen in Amerika. Sogar die Athleten machten sich Sorgen über den poli-
tischen Druck während den Spielen in Los Angeles. Man fing langsam an zu reden über einen
möglichen sowjetischen Boykott. Am 9. Mai, wollten die UDSSR, dass der IOC sich trifft,
um manche Punkte zu diskutieren. Die UDSSR behauptete, dass: es in Amerika eine Kam-
pagne gegen die sowjetische Teilnahme an den Spielen gebe und dass Präsident Reagan aus
politische Gründen die Spiele nutze. Dass die USA die Olympische Charta nicht respektiere,
die Spiele als politische Waffe und benutze, das Olympische Feuer, um damit Geld für die
Wirtschaft zu verdienen. Sie erlangten, dass die USA Sicherheitsvorkehrungen für sow-
jetische Teilnehmer traf, die sich bedroht fühlten. Don Miller, der Präsident des ameri-
kanischen olympischen Komitees verneinte, dass die Vereinigten Staaten die Olympische
Charta gebrochen hätten und sagte sogar, dass es im Sinne des Allgemeinwohls sei, dass die
UDSSR an den Spielen in Los Angeles teilnehme. Peter Ueberroth, der Präsident des Organi-
sationskomitees der Spiele versicherte, dass die sowjetischen Athleten genau wie alle anderen
behandelt sein würden und werden kein Visa bräuchten um nach Amerika einzureisen.
Viele Demonstrationen gegen die kommunistischen Staaten fanden in Amerika statt. Während
einem Treffen des IOC in Lausanne, sagte Gramov der Präsident des sowjetischen Komitees:
„Wir haben nicht gewollt, dass es einen Boykott gibt, aber die westliche Presse war sehr
kritisch gegenüber die UDSSR. Unsere Sportler werden an die Spiele in Los Angeles teil-

                                             17
nehmen, aber nur wenn die Olympische Charta respektiert wird.“ 6Man dachte dann, dass die
UDSSR an den Spielen wirklich teilnehmen würde, bis zum 8. Mai, als die Sowjetunion ihre
offizielle Entscheidung veröffentlichte: Die UDSSR werden nicht an den Spielen teilnehmen.
Gramov erklärte warum: „Die amerikanische Regierung will immer noch die Spiele für ihre
Politik benutzen. […] Patriotische Gefühle und Hysterie gegen die kommunistischen Länder
entwickeln sich in Amerika[…] Es sieht nicht so aus als ob die USA etwas für die Sicherheit
aller Athleten machen wollen[…]“7
                               Nachdem diese Entscheidung öffentlich gemacht wurde, haben
                               fast alle kommunistische Länder abgesagt, abgesehen von Ru-
                               mänien, Jugoslawien und China. Insgesamt nahmen 18 Länder
                               an dem Boykott teil.
                               Am 28. Juli fingen die Olympischen Spiele im Memorial Coli-
                               seum in Los Angeles vor 88 000 Zuschauern an. Obwohl es
                               einen Boykott gab, haben 140 Länder teilgenommen, mehr als
                               es je gab in der Vergangenheit gab. Das amerikanische Volk
                               war eigentlich ganz froh, dass so wenig kommunistische Län-
                               der teilgenommen hatten und feierte seine Helden, wie Carl
                               Lewis, der vier Medaillen gewonnen hatte, wie Jesse Owens
                               1936 in Berlin. Wirtschaftlich war es auch ein Erfolg. Für die
                               UDSSR hat es nichts gebracht, weil viele westliche Länder es
                               als kindische Rache der Spiele in Moskau betrachtet haben.
              Carl Lewis

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  In: LACHAT Alexandre, DES JEUX POLITISÉS, analyse historique de l’intrusion de la politique dans le
cadre de l’Olympisme, mémoire de licence ès sciences politiques, Neuchâtel 1985, Seite 86
7
  In: LACHAT Alexandre, DES JEUX POLITISÉS, analyse historique de l’intrusion de la politique dans le
cadre de l’Olympisme, mémoire de licence ès sciences politiques, Neuchâtel 1985, Seite 87

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4. Schlusswort

Wenn ich an die Olympischen Spiele dachte, habe ich mir immer ganz schöne, bunte Zere-
monien vorgestellt, bei denen die besten Sportler der Welt, die ihr ganzes Leben lang mit
Begeisterung Sport getrieben haben, endlich mal belohnt werden. Ein multikulturelles Publi-
kum, entzückt von den Leistungen der Sportler, bringt sie dazu das Beste zu geben, in einer
schönen Umgebung. Ich nehme selbst an sportlichen Wettbewerben teil, und ich würde lügen,
wenn ich sagen würde, dass ich nie von den Olympischen Spielen geträumt hätte… Auf dem
Podium zu stehen während man seine Nationalhymne hört, die Flagge seines Landes und die
begeisterte Menschenmenge, die von ihren Sitzen aufgestanden ist anschaut, ist ein sehr
schöner Traum für die meisten Sportler. Man kann sein Foto in den Zeitungen sehen, man
wird im ganzen Land berühmt, und bekommt die Annerkennung von seinem Umfeld. Man
wird eine Schlüsselfigur, man ist Olympiasieger… Sogar wenn nicht alles so klappt, wie man
es sich vorgestellt hatte, ist es schon eine Leistung, überhaupt für die Olympischen Spiele
qualifiziert zu sein und die Konkurrenz ist so hart, dass sogar die Favoriten sich mit dem
Spruch von Coubertin begnügen müssen: „Dabei sein ist alles“
Da die Spiele nur jedes vierte Jahr stattfinden und sich alle Sportdisziplinen in einem einzigen
Turnier treffen, haben die Olympischen Spiele viel Prestige. Durch ihre antike Herkunft gibt
es viele Traditionen und sie wurden später noch verstärkt mit den Bildungszielen, die Pierre
de Coubertin, der die Olympischen Spiele wieder ins Leben gerufen hat. Die Olympische
Bewegung will ein Symbol für den Frieden und damit ein Beispiel für die Jugendlichen sein.
Die Begeisterung für die Olympischen Spiele bringt uns dazu, alle Probleme, die sie mit sich
bringen können zu vergessen. Wie zum Beispiel die irrsinnigen Geldmengen, die solche
Veranstaltung kostet, oder politische Probleme. Die Sportler würden alles machen um für ihr
Land eine Medaille zu gewinnen und werden deshalb oft dazu verleitet illegale Sachen zu
machen um ihre Leistungen zu steigern. Dazu kommt die übermäßige Macht der Medien, die
die Athleten stark unter Druck setzt. Dies löst einen erbitterten Kampf zwischen den Nationen
aus. Die Politiker aller teilnehmenden Nationen wollen das Beste von ihrem Land zeigen, um
die anderen Länder zu beeindrucken. Viele Medaillen bedeuten ein gesundes Land und ein
gut funktionierendes System und stärken die Länder innenpolitisch. Die Politiker sowie
andere Gruppen, welche ihre Ideen publik machen wollen, haben es sehr gut verstanden:
„Olympische Nachrichten verbreiten sich rasch und werden nicht so schnell vergessen.
Deswegen werden die Olympische Spiele zu Boykotten, Demonstrationen, Attentaten und
ähnliche Sachen missbraucht. Manche Menschen sagen, dass die Spiele ihre Glaubwürdigkeit
dadurch verlieren. Es stimmt, dass die Olympischen Spiele oft Gewalt angezogen haben, aber
ich denke nicht, dass es ein Grund ist nicht mehr an sie zu glauben. Die Bewegung will ein
Friedensbringer sein und egal was passiert, bin ich der Meinung das bei jeden Olympischen
Spiele ein bisschen vom sportlichen Gedanken, von Frieden, Glück, Solidarität, Erziehung
und dem über sich selbst hinauswachsen – die sechs Olympischen Werte – dabei ist. Nach
Pierre de Coubertin sollen die Spiele ein Fest zur Völkerverständigung sein und ich denke,
dass man eine Organisation, die die Völker zur Kommunikation bringt nicht als schlecht
bezeichnet werden kann.
Es ist nicht zu verachten, dass die Spiele oft ein Krieg der Nationen waren, aber das ist meiner
Meinung nach kein Grund, sie nicht mehr zu organisieren. Tatsächlich ist die Theorie gut, das
einzige was geändert werden sollte ist das was man daraus macht.

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