OPTIK Anna Herrgott - Kunstmuseum Heidenheim

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OPTIK Anna Herrgott - Kunstmuseum Heidenheim
OPTIK
  Anna Herrgott
17.07. – 30.10.22
OPTIK Anna Herrgott - Kunstmuseum Heidenheim
Neu ist jedoch das Ausmaß der vi-
                                                                                                                                                                 suellen Optimierung, welches das
                                                                                                                                                                 digitale Zeitalter ermöglicht. Filter,
                                                                                                                                                                 Apps, Photoshop und auch für
                                                                                                                                                                 Laien erschwingliches Equipment
                                                                                                                                                                 haben so sehr in die alltägliche
                                                                                                                                                                 Darstellungen des Menschen ein-
                                                                                                                                                                 gegriffen, dass kaum mehr zu
                                                                                                                                                                 sagen ist, was echt und was mani-
                                                                                                                                                                 puliert ist.

                                                                                                                                                                 Die Arbeit LIVE SELFIE gewährt
                                                                                                                                                                 einen kleinen Einblick in die Me-
                                                                                                                                                                 chanismen hinter der heutigen
                                                                                                                                                                 Bildproduktion im Social Media.
                                                                                                        LIVE SELFIE, 2022, Ringlichter mit Stativ, Spiegel auf   Die Arbeit besteht aus sogenann-
Titelseite: Anna Herrgott: NAKED.2, 2016, Transfertechnik auf Holz, je 13 x 18 x 2 cm, © Anna Hergott

                                                                                                        Holz, Podest
                                                                                                                                                                 ten Ringlichtern. Diese sorgen für
                                                                                                                                                                 ein schattenarmes, gleichmä-
                                                                                                        Der Wahrheitsanspruch von Bil-                           ßig beleuchtetes Motiv. Auch als
                                                                                                        dern war schon immer mit Vor-                            Glamour- oder Schönheitslicht
                                                                                                        sicht zu genießen. Denn Darstel-                         bekannt, sind diese Hilfsmittel
                                                                                                        lungen von Personen, Objekten                            unverzichtbar für Influencer auf
                                                                                                        oder Gegebenheiten sind anfällig                         sämtlichen sozialen Plattformen.
                                                                                                        für Beschönigungen, Verzerrun-                           Denn auch wenn die Onlinestars
                                                                                                        gen oder Übertreibungen. Das                             der heutigen Zeit authentisch und
                                                                                                        zeigt auch ein Blick in die Kunst-                       nahbar wirken sollen, so steckt
                                                                                                        geschichte: Porträtierte ließen                          doch eine Menge Arbeit dahinter,
                                                                                                        sich gerne schöner, größer oder                          nicht gänzlich alltäglich, sondern
                                                                                                        mächtiger darstellen, als sie es in                      möglichst perfekt auszusehen.
                                                                                                        Wirklichkeit waren. Und auch die                         Herrgotts Installation ermöglicht
                                                                                                        vermeintlich neutrale Fotografie                         dem Publikum den direkten Ver-
                                                                                                        wurde schon früh zu politischen                          gleich des eigenen Spiegelbilds
                                                                                                        Zwecken manipuliert.                                     mit und ohne Hilfsmittel.

                                                                                                        Wenn sich Anna Herrgott in ihren                         Neben den Stars des Social Media
                                                                                                        Arbeiten mit geschönten Idealbil-                        werden vor allem Frauen auch
                                                                                                        dern beschäftigt, ist dies also                          über andere Plattformen mit per-
                                                                                                        erst einmal kein neues Thema.                            fekt inszenierten Schönheiten
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konfrontiert. Hierzu zählen neben                        dieser Magazine ist heute beinahe
Werbeclips und Plakaten vor al-                          so normal, dass Anna Herrgott
lem Beauty- oder Frauenmaga-                             sich fragte, ob die „ästhetische
zine. Diese sind nach den immer                          Fiktion“ unser Unterbewusstsein
gleichen Mustern aufgebaut und                           bereits so sehr in Beschlag ge-
unterscheiden sich im Inhalt nur                         nommen hat, dass wir den Anblick
marginal. Im Zentrum der Cover                           eines ungeschönten Fotos auf der
dieser Zeitschriften steht in der                        Frontseite eines solchen Druck-
Regel ein den aktuellen Schön-                           werks nicht akzeptieren würden.
heitsnormen entsprechendes Mo-                           Aus diesem Grund hat die Künst-
del. Dieses wird stundenlang ge-                         lerin mit LE PURTUREL Werke ge-
schminkt, frisiert, in Szene gesetzt                     schaffen, welche die visuelle Auf-
und fotografiert. Aus hunderten                          machung solcher Zeitschriften wie
von Fotos wird das Beste ausge-                          Vogue, Elle oder Cosmopolitan
wählt, das danach noch aufwendig                         zitieren, die Models jedoch durch
am Rechner optimiert wird. Das                           unretuschierte Gesichter ersetzt.
Ergebnis sind Gesichter ohne                             Zudem ersetzte die Künstlerin
Poren, ohne Falten, mit perfekten                        die schlagwortartigen Titel durch
weißen Zähnen und idealisierten,                         kritische oder auffordernde Bot-
manchmal physisch sogar un-                              schaften.
möglichen Körpern. Der Anblick

LE PURTUREL, 2011, Leuchtkasten, Fotografik, Diabelichtung auf Acrylglas

                                                                                          3
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eigene Aussehen gemeint ist. Die
                                                   trivialen Inhalte rund um Promis,
                                                   Mode und Körperoptimierung
                                                   wurden durch Hinweise auf die
                                                   Auswirkungen des Klimawandels
                                                   ersetzt. Damit weist die Künst-
                                                   lerin nicht nur auf die fehlenden
                                                   politischen und gesellschaftlich
                                                   relevanten Themen in Hoch-
                                                   glanzblättern hin, sondern stellt
                                                   einen direkten Zusammenhang
                                                   zwischen Modewelt und globaler
                                                   Erwärmung her. Denn die Mode-
                                                   industrie verbraucht unglaub-
                                                   liche Ressourcen. Gerade die
                                                   sogenannte Fast Fashion bringt
                                                   in unfassbarem Tempo neue Kol-
FEMME (SUR)VIVAL, 2020, XT-Spiegel, handgraviert   lektionen heraus und motivert
                                                   damit Käufer*innen zum noch
                                                   schnelleren Konsum. Dass ein
Frauen- und Fashionmagazine                        Großteil der Kleidung in Ländern
sind auch Thema der Spiegel-                       wie Bangladesch, Indien oder
und Glasarbeiten Herrgotts. Statt                  Pakistan produziert wird, durch
eines Models sehen sich die Be-                    die teils giftigen Stoffe dortige
sucher*innen nun aber selbst auf                   Flüsse verschmutzt und auf wei-
einem fiktiven Zeitschriftencover.                 ten Transportwegen in deutsche
Das eigene Spiegelbild betrach-                    Geschäfte reist, ist bekannt, findet
tend mag ein erster Impuls sein,                   in der glitzernden Welt der Mode-
sich vorzustellen, wie es wäre, auf                magazine aber keinen Platz.
einem aufwendig produzierten
Hochglanzmagazin abgelichtet                       Sämtliche Studien zum Thema
zu sein. Welche Pose würde ich                     Körperbilder kommen zu er-
einnehmen, welchen Gesichts-                       nüchternden Ergebnissen. Die
ausdruck wählen? Und empfindet                     britische Girls‘ Attitude Survey
man sich als „Hot or Not“, wie es                  belegte 2020, dass 80 % der
auf dem Titel heißt? Erst bei ge-                  Mädchen zwischen 11 und 21
nauerer Betrachtung zeigt sich,                    darüber nachdenken, ihr Aus-
dass mit „Heiß“ gar nicht das                      sehen zu verändern, da sie sich
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OPTIK Anna Herrgott - Kunstmuseum Heidenheim
BODYFICATION, 2007, Fotografie auf Papier, Schutzfolie (gerahmt)

nicht für gut genug halten. Eine                         rin es selbst formulierte. Ein Six-
Studie von Stern TV im Jahr 2017                         pack, eine breite Brust und mus-
hat ergeben, dass 91 Prozent der                         kulöse Waden, ein größerer Bu-
deutschen Frauen unzufrieden                             sen, eine schmalere Taille … Die
mit ihrem Körper sind. Und in jün-                       gezeichneten Linien geben Aus-
geren Studien wird immer deut-                           kunft über die jeweils individuel-
licher, Körperbildstörungen sind                         len Idealbilder. Der Blick von au-
vermehrt auch bei jungen Män-                            ßen lässt manche dieser Wünsche
nern zu verzeichnen. Social-Me-                          unverständlich erscheinen, zumal
dia-Kanäle befeuern diesen Trend                         die meisten der Änderungen rein
mit enormer Geschwindigkeit.                             optischer Natur sind, aber keiner-
Für ihr Projekt BODYFICATION be-                         lei funktionelle Verbesserungen
fragte Anna Herrgott verschiede-                         bewirken würden.
ne Personen nach ihren „Problem-
stellen“, die sie gerne beseitigen                       Schönheitsideale und unser Um-
oder verändern würden. Die Wün-                          gang mit ihnen unterliegen einem
sche wurden, wie bei Schönheits-                         steten Wandel. Ein Blick in die
operationen üblich, auf die Haut                         Kunstgeschichte macht dies deut-
gezeichnet. „Es entstanden tem-                          lich. Vor allem die „Rubens-Frau-
poräre Skizzen, Zeichnungen in                           en“ sind ein bekanntes Beispiel für
einer chirurgischen Geheimspra-                          Körperdarstellungen, die sich von
che, den Kürzeln eines Bildhauers                        heutigen Idealen unterscheiden.
gleichend, Wünsche in grafischen                         Um die Absurdität des heutigen
Linien formuliert“, wie die Künstle-                     Optimierungswahns zu entlarven
                                                                                           5
OPTIK Anna Herrgott - Kunstmuseum Heidenheim
BODYFICATION ON_No. 8, 2010, Mixed Media, Öl auf Leinwanddruck, Fineliner

oder auch notwendige Revisionen                        gott die veränderte Darstellung
sichtbar zu machen, greift Herr-                       von Nacktheit. Die Gesichter der
gott in einer Reihe von Werken                         Frauen auf den Kunstwerken der
immer auch historische Beispiele                       Vergangenheit sind hier verpixelt.
auf und bringt sie in einen Kontext                    Das Unkenntlichmachen von Per-
mit der Gegenwart.                                     sonen steht im Zusammenhang
                                                       mit Diskussionen um Persönlich-
Für BODYFICATION ON beispiels-                         keitsrechte. Gerade in der digi-
weise zeichnete sie, ähnlich wie                       talen Zeit ist die Debatte um das
bei dem ausgestellten Fotoprojekt                      Recht am eigenen Bild relevant,
Bodyfication, Zeichnungen der                          da Bilder in Sekundenschnelle
plastischen Chirurgie auf berühm-                      tausendfach geteilt werden kön-
te Aktdarstellungen der Geschich-                      nen. Heikel ist dies vor allem,
te. So wird deutlich, dass François                    wenn es sich um sensible Darstel-
Bouchers Diana aus heutiger                            lungen, etwa von Nacktheit han-
Sicht wohl keinen Modeljob be-                         delt. Denn durch eine Verpixelung
kommen würde.                                          wird die Identität der oder des
                                                       Dargestellten zwar unkenntlich
Für NAKED.2 thematisierte Herr-                        gemacht, der Körper bleibt jedoch
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OPTIK Anna Herrgott - Kunstmuseum Heidenheim
sichtbar und wird so zu einem                               LIKE YOURSELF. Auf einzelnen
Objekt der Betrachtung. Dadurch                             handgravierten Spiegeln sind Na-
bewegen sich Herrgotts Werke                                men von Körperteilen zu lesen. Zu
zwischen Voyeurismus und Exhi-                              Beginn des Museumsbesuchs er-
bitionismus, privat und öffentlich,                         halten alle Besucher*innen einen
anonym und sichtbar.                                        Sticker mit erhobenem Daumen,
                                                            der berühmte Like-Button, wie
In ihren Werken setzt sich Anna                             man ihn von Facebook kennt.
Herrgott kritisch mit der konflikt-                         Farblich unterschieden zwischen
geladenen Auseinandersetzung                                Männern, Frauen, Kindern und
mit dem eigenen Erscheinungs-                               divers dürfen Besucher*innen
bild auseinander. Immer wieder                              einen Sticker unter denjenigen
zeigt sie auf, wie sehr uns Medien                          Körperteil kleben, mit dem sie am
unter Druck setzen, einem bei-                              glücklichsten sind. So stehen am
nahe utopischen Bild zu entspre-                            Ende der Ausstellung ein positiv
chen. Ziel dieser Auseinanderset-                           gestimmtes Meinungsbild und
zung ist es, die medialen Stress-                           ein Aufruf, nicht nur auf vermeint-
mechanismen zu enttarnen, zu                                liche Fehlstellen, sondern auch
dekonstruieren und so zu positi-                            auf schöne Aspekte des Körpers
veren Selbstbildern zu verhelfen.                           zu achten.

Aus diesem Grund steht am Ende
der Ausstellung die Installation

LIKE YOURSELF, 2021, XT-Spiegel (handgraviert), Multiplex

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OPTIK Anna Herrgott - Kunstmuseum Heidenheim
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OPTIK Anna Herrgott - Kunstmuseum Heidenheim
DAS KÖRPERBILD IM KONFLIKT
Der heutige Mensch befindet sich      hierbei und welche Akteur*innen
in einem permanenten Kampf. Ei-       haben ein Interesse daran, dass
nem Kampf mit dem eigenen Kör-        wir uns unglücklich im eigenen
per. Ein Kampf, den wir, wie die      Körper fühlen?
Psychotherapeutin Susie Orbach        Die Geschichte der Körperbildstö-
schreibt, nur verlieren können.1      rungen geht einher mit der Ent-
Wir unterscheiden unseren Kör-        wicklung des Kapitalismus in der
per schon länger nicht mehr in        Spätmoderne sowie mit der Ent-
„gesund und arbeitsfähig“ und         wicklung von Freiheit und Demo-
„krank und nicht arbeitsfähig“,       kratie. Beide Aspekte weisen Ana-
sondern er ist zu einem Projekt       logien auf, sodass hier parallel
geworden, an dem fortwährend          verlaufende und miteinander ver-
gearbeitet werden muss, der zu        bundene Aspekte vermutet wer-
optimieren ist, um konkurrenzfä-      den können.
hig, fit und attraktiv zu sein. Der
Anfang des „Projekts“ beginnt         In seiner Abhandlung über das
schon mit jungen Jahren. Unter        Spiegelstadium von Kindern hat
den zehn- und elfjährigen Mäd-        der Psychoanalytiker Jacques La-
chen gibt bereits jedes vierte an,    can einen wichtigen Beitrag zum
schon einmal eine Diät gemacht        Thema des Selbst verfasst. Er ana-
zu haben.2 Beendet ist das Projekt    lysierte den Moment, in dem Kin-
auch im hohen Alter nicht mehr.       der fähig sind, das eigene Spiegel-
Angesichts von Antifaltencreme-       bild und damit sich selbst zu
werbungen beim Teleshopping,          erkennen.3
immer neuen und immer absur-          Die Auseinandersetzung mit dem
deren Diäten in Frauenzeitschrif-     Ich ist für die Entwicklung einer ei-
ten und der vermehrten Präsenz        genen Identität notwendig und
von sogenannten Best Ager Mo-         wird immer wieder am Spiegelbild
dels zeigt sich, dass auch Rent-      abgeglichen. Wie wir uns sehen,
ner*innen in den Fokus des Mar-       ist dabei jedoch nicht neutral. Wie
ketings der Kosmetik-, Mode- und      Homi K. Bhabha richtig festhielt,
Fitnessindustrie geraten sind.        ist Identität keine passive Abbil-
Doch wie kam es, dass sich das        dung gegebener Merkmale, son-
Körperempfinden der Gegenwart         dern wird stets neu verhandelt.
so stark verändert hat? Welche        Hierbei sei, so Bhabha, Dialektik,
Rolle spielt der Konsummarkt          also die Konklusion aus Wider-
                                                                          9
sprüchen von zentraler Bedeu-         was gerade in digitalen Zeiten der
tung.4                                Fall ist. Dazu später mehr.

Wer wir sind und wie wir uns se-      Nun hat sich die Gesellschaft im
hen, das sind Fragen, die eng mit     20. und 21. Jahrhundert radikal
sozialen Beziehungen, dem Ver-        verändert. Im Falle der oben ge-
gleich und der Sozialisation ver-     nannten Zusammenhänge sind
knüpft sind. In diesem Kontext ist    hier zwei Punkte wichtig. Zum ei-
geschichtlich gesehen das Einge-      nen ist die Einbindung in eine so-
bundensein in eine Gemeinschaft       ziale Gruppe nicht mehr so klar
bedeutsam: Religion, Riten, Tradi-    definiert, wie noch in früheren Zei-
tionen, Sprache und Regeln set-       ten. Die Grenzen sind fluider ge-
zen Grenzen und Normen, inner-        worden. Der britische Soziologe
halb derer sich eine Persönlichkeit   Anthony Giddens spricht hier von
entwickeln kann. Sie dient zur Ab-    „Entbettungsmechanismen“.5 War
grenzung von Anderen und zur          man in früheren Jahrhunderten
Festigung zwischenmenschlicher        womöglich Teil einer großen Fa-
Bindungen, gibt Richtung, Gewiss-     milie, eines überschaubaren
heit, Halt und definiert einen Teil   Dorfs, einer Religionsgemein-
der Identität.                        schaft, einer Gilde, einer Sprach-
                                      gemeinschaft und eines Fürsten-
Innerhalb unserer Beziehungs-         tums, so fallen viele dieser
komplexe finden immer wieder          beziehungs- und identitätsstiften-
Vergleichsprozesse statt. Ständig     den Bindungen weg. Städte und
vergleichen wir uns mit anderen       Dörfer werden größer und anony-
Menschen, was vor allem bei Ju-       mer, Familienstrukturen deutlich
gendlichen der Fall ist. Der ver-     kleiner und über größere Distan-
gleichende Blick ist dabei meis-      zen verteilt, Religionen verlieren
tens aufwärts gerichtet. Die Be-      an Einfluss und so weiter. Damit
trachteten können dabei zum Bei-      verlieren auch strukturgebende
spiel die Eltern, Führungskräfte,     Riten und Traditionen zunehmend
Gleichaltrige oder Prominente im      an Bedeutung. Sie weichen einer
weitesten Sinne sein.                 vernetzten Moderne, in der das
Die Vergleiche können motivie-        Internet eine völlig neue Reich-
rend sein, wenn versucht wird, die    weite an möglichen Kontakten zu-
eigenen Leistungen anzupassen.        lässt. Das hat auch Auswirkungen
Gleichsam können sie jedoch           auf das Abgleichen mit Anderen.
auch zu Selbstzweifeln führen,        Statt mit einzelnen Mitgliedern ei-
10
ner Gemeinschaft sehen wir uns        anderen Plattformen Inhalte, etwa
mit einer schier unendlichen Flut     Fotos, Videos oder Liveübertra-
an Bildern konfrontiert, die sich     gungen, hochladen. Werden die
uns zum Vergleich anbieten. Spit-     Inhalte häufig aufgerufen, gelikt
zensportler*innen, Influencer*,       oder kommentiert, steigen die
Supermodels, Popstars … Spätes-       Prominenz der Person und die
tens seit dem Aufkommen der           Zahl der Follower, die regelmäßig
Massenmedien haben wir es mit         die Inhalte konsumieren und
Superlativen zu tun, mit denen wir    kommentieren. Wem viele Men-
uns messen können und auch sol-       schen folgen, der wird auch at-
len. Hierbei wird man zwangsläu-      traktiv für Unternehmen. Influen-
fig schlecht abschneiden. Durch       cer erhalten von Unternehmen
Social Media wurden die Möglich-      Geld, Reisen oder Sachmittel, die
keiten des Vergleichens nochmals      dann zum Inhalt neuer Beiträge
vervielfacht und beschleunigt. 95     werden.
Prozent der 10- bis 18-Jährigen
nutzen heute Social-Media-Kanä-       Diese Form des Marketings ist
le und werden dort mit „Vorbil-       revolutionär. Ole Nymonen und
dern“ konfrontiert. Die Intimität,    Wolfgang M. Schmitt haben die-
die durch die Struktur des Social     sen Umstand in ihrem Buch „In-
Medias vorgetäuscht wird, macht       fluencer – die Ideologie des Wer-
die dortigen Stars scheinbar greif-   bekörpers“ analysiert.
barer. In einer Welt, die immer       Das Besondere an Influencern ist,
komplexer wird, kann diese ver-       dass sie „weder fiktive Personen,
meintliche Vertrautheit zu einem      noch Promis sind“.6 Sie wirken
Ersatz für die verloren gegange-      nahbar. Zum einen, weil es sich
nen Gemeinschaften früherer Zei-      um Personen handelt, die nicht
ten werden.                           unbedingt aus wohlhabenden
                                      oder einflussreichen Kreisen kom-
Wie Anna Herrgott in ihren Wer-       men. Social Media gibt sich de-
ken deutlich macht, sind diese        mokratisch: Jede*r kann senden,
Vorbilder jedoch alles andere als     jede*r kann empfangen und da-
echt. Photoshop, Beleuchtungen        durch kann auch jede*r zum Influ-
und Filter verzerren das Bild der     encer werden. Tatsächlich handelt
Realität. Doch wie funktioniert das   es sich jedoch um „Winner-
System Influencer?                    Takes-All-Märkte“7, die nur einem
Influencer sind Personen, die auf     kleinen Teil der Internetnutzer
Youtube, TikTok, Instagram oder       offenstehen.
                                                                     11
Zum anderen ist die Form der          geworden“.9 Beinahe sämtliche
Kommunikation eine andere. Fol-       menschliche Handlungen, vor al-
lower werden direkt ansprechen,       lem aber Akte des menschlichen
können im Chat und in Kommen-         Körpers, werden zur Perfor-
tarspalten direkt reagieren. Ge-      manz.10 Was zählt ist nicht unbe-
filmt wird in scheinbar privaten      dingt die Leistung, die ein Indivi-
Räumen. Dadurch wirken Stars          duum erbringt, sondern wie viel
des Social Media nicht wie un-        Effekt sie damit erreicht, wie ein-
greifbare Filmstars, sondern wie      zigartig die Handlung zu sein
die beste Freundin von Nebenan,       scheint und wie sehr sie andere
die von ihren alltäglichen Proble-    damit erreicht. Der Wahrheitsge-
men erzählt, ihre neueste Errun-      halt und der Diskurs gehen verlo-
genschaften präsentiert oder          ren. Fake News eignen sich besser
einfach zeigt, wie sie ihren Tag      zur Generierung von viel Auf-
beginnt.                              merksamkeit als trockene Infor-
                                      mationen. Dass der ehemalige
Dass die Beiträge massiv von          US-Präsident Donald Trump mit
Werbung durchzogen sind, ist gar      einer Unmenge an unsinnigen
nicht so augenscheinlich. Früher      Twitter-Posts ein unglaubliches
war Werbung eine eher als stö-        mediales Echo erfuhr, verwundert
rend empfundene Unterbrechung         dadurch nicht. Denn elektronische
eines Films oder eine Anzeige in      Massenmedien haben, wie By-
einem Printmedium. Im Social          ung-Chul Han es formulierte, eine
Media kommt sie stattdessen als       „amphitheatrale Struktur, bei dem
Unterhaltung daher. Die Influen-      das Publikum nicht zum Diskurs,
cer sind nicht bloß Werbefiguren.     sondern zur Passivität verdammt
Sie sind Werbekörper.8 Werbung        ist“.11 In der schieren Menge an In-
ist Teil ihres Alltags geworden.      formationen, die dieses digitale
Andreas Reckwitz sieht in den         Amphitheater sendet, bleiben vor
Auftritten des Social Media perfor-   allem solche Nachrichten im Kopf,
mative Authentizität, was eigent-     die uns berühren – im Positiven
lich ein Widersprich ist. Denn au-    wie im Negativen.
thentisch zu sein bedeutet,
selbstgenügsam zu sein und eben       Das bedeutet nicht nur einen neu-
nicht das Ziel zu haben, den Er-      en Status der Empfänger*innen,
wartungen anderer zu entspre-         sondern auch der Sender*innen.
chen. In der Spätmoderne ist „Au-     Social Media Stars können sich
thentizität jedoch [zur] Erwartung    nicht auf vergangenen Erfolgen
12
ausruhen. Wer nicht sendet, ist                           Vorbilder für einen gesunden und
nicht sichtbar und wer nicht sicht-                       fitten Lifestyle. Mit motivierenden
bar ist, verliert wertvolle Deals mit                     Sprüchen und Lebensweisheiten
Unternehmen. Das führt zu einem                           strahlen sie einen dauerhaften
erheblichen Druck.                                        Optimismus aus und senden die
                                                          Botschaft, dass jede*r so ausse-
Dass dieser Komplex an digitaler                          hen kann, wenn er oder sie nur
Vernetzung auch Auswirkungen                              ausreichend an sich arbeitet.
auf den Körper hat, leuchtet ein.
Denn der Kampf um Sichtbarkeit                            Wie das geht, erklären die Fitness-
ist primär ein visueller. Das zeigt                       Influencer in Videos, in denen sie
sich auch an der Menge soge-                              Übungen vormachen, Ernäh-
nannter Fitness-Influencer. Daniel                        rungstipps geben und natürlich
Fox (Instagram: @magic_fox)                               Produkte bewerben. Ihre Körper
gehört mit seinen 2,2 Millionen                           sind nicht mehr nur Körper, sie
Followern zu den Stars der Szene.                         werden verdinglicht, zur Ware und
Seine Followerzahl ist im Ver-                            Waren können optimiert werden.
gleich zu Pamela Reif (Instagram:                         Dass die Aufnahmen im Social
@pamela_rf) mit 6,8 Millionen                             Media natürlich nicht (nur) das
Followern (Stand 20.5.22) jedoch                          ‚Ergebnis eines ausgewogenen
deutlich geringer. Beide sind Sinn-                       Lebens sind, sondern durch har-
bilder eines Kults um den perfek-                         tes Training, Filter, Photoshop,
ten, den aktuellen Schönheits-                            eine einseitige bis krankhafte Er-
standards entsprechenden „Body“.                          nährung oder eben eine Essstö-
Sie präsentieren sich ihren Fans                          rung und Anabolika produziert
aber nicht als unerreichbare Idea-                        werden müssen, wird selbstre-
le, sondern mimen freundliche                             dend nicht thematisiert.

Posts von Daniel Fox und Pamela Reif, Quelle: Instagram

                                                                                           13
Influencern ablesen. Attraktivität
Impliziert wird auch eine sexuelle       wird durch Bilder vermittelt.
Attraktivität. Eva Illouz hat in ihrem   Um genauer zu sein geht es hier-
eindrucksvollen Werk „Warum              bei jedoch nicht um Schönheit.
Liebe endet – Eine Soziologie ne-        Vielmehr geht es, wie Illouz richtig
gativer Beziehungen“ dargelegt,          feststellt, um Sexyness. Schönheit
dass Beziehungen die Form eines          ist angeboren, Sexyness kann
Markts angenommen haben.12               künstlich erzeugt werden. „Sexy-
                                         ness ist demokratischer als
Der Kampf um sexuelle Selbstbe-          Schönheit, weil sie einer größeren
stimmung ab den 1960er Jahren,           Zahl von Menschen offensteht [...]
die Anti-Baby-Pille, die Sexualisie-     und weil sie das Ergebnis einer
rung durch Medien und die Frei-          Selbstinzenierung ist und nicht
heit in der Partnerwahl haben Ge-        von angeborener Schönheit.“13 Es
wissheiten und feste Gefüge wie          geht darum, einen aktuellen Look
die Ehe abgeschwächt. One-               zu präsentieren und der ist zu Tei-
Night-Stands, Partnerwechsel und         len künstlich produzierbar oder
die Möglichkeit, sich nicht binden       käuflich. „Durch Sport, Mode, Kos-
zu müssen, führen zu einer nie           metik, medizinische und pharma-
dagewesenen Wahlfreiheit, aber           zeutische Produkte verwandelt sie
auch zu erheblichen Unsicherhei-         [die Frau] den Körper in eine
ten. Der Liebesmarkt wird im Netz        Oberfläche, die visuell als ein über
immer größer, was zu neuen Aus-          seine Fähigkeit, sexuelles Begeh-
wahlmechanismen führt. Sinn-             ren auszulösen, definiertes Objekt
bildhaft stehen hierfür Datingapps       konsumiert werden soll.“14
wie Tinder. Hier werden Usern po-
tenzielle Partner*innen angezeigt.       Ob man sich selbst in dem Look
Innerhalb des Bruchteils einer Se-       wohl fühlt, ist nicht mehr wichtig.
kunde wird entschieden, ob das           Der Blick auf sich selbst ist zu ei-
präsentierte Bild attraktiv oder         nem Spiegel-Selbst (looking-
nicht attraktiv ist und entspre-         glass self) geworden. Das bedeu-
chend nach links (nicht interes-         tet, dass die (vermutete) Meinung
siert) oder nach rechts (interes-        von außen mit der eigenen iden-
siert) gewischt. Es entstehen            tisch wird. Die Werbebilder sind so
Attraktivitätsmärkte, in denen je-       selbstverständlich geworden, dass
weilige Schönheitsstandards              viele Menschen nicht mehr aus
punkten. Welche das jeweils sind,        dem eigenen ästhetischen Ge-
das lässt sich bei den angesagten        schmack urteilen. Unsere Mei-
14
nung ist von Bildern von außen        beitet, ist gesellschaftlich nicht re-
beeinflusst. Dies geschieht meist     levant. Auffällig ist zudem, dass
unterbewusst. In den 1990er und       sich Modetrends nicht mehr nur
2000er Jahren wäre eine sehr eng      auf Bekleidung konzentrieren,
anliegende Hose noch als unmo-        sondern längst den Körper selbst
disch und hässlich eingestuft wor-    zum Ziel gemacht haben. In ei-
den. In den 2010er Jahren trugen      nem Jahrzehnt ist der Silikonbu-
Stars vermehrt Skinny Jeans, was      sen stilvoll, dann wiederum sollen
bald weltweit zum Trend wurde.        Frauen möglichst dürr sein, dann
Nun kann man einwenden, dass          wieder sind es kurvige Hinterteile,
diese Trendwechsel nichts Neues       die als besonders schön angese-
sind, sondern die ganze Modege-       hen und präsentiert werden.
schichte durchziehen. Das ist rich-
tig. Neu sind jedoch die Globalität   Das Erstaunliche am Fall der Influ-
von Trends, ihre Schnelligkeit, die   encer ist, dass sie ihren Körper
Rolle der Medienbilder und die        nicht für das andere Geschlecht in
Einheitlichkeit der Erscheinungen.    Szene setzen. Am Beispiel der
Folgten in früheren Zeiten einige     weiblichen Social Media Stars hal-
modebewusste Menschen einem           ten Ole Nymonen und Wolfgang
Trend, umfasst dieser heute deut-     M. Schmitt fest, dass diese den
lich mehr Menschen weltweit und       „Male Gaze16 nicht primär für
mehrere Generationen. Manche          Männer reproduzieren, die ihre
Erscheinungen sind so umfas-          Bilder betrachten könnten, son-
send, dass man in den führenden       dern sie machen ihren Followerin-
Kleidungsgeschäften kaum mehr         nen vor, wie diese den männlichen
Alternativen hat. Und hierin liegt    Blick bestätigen sollen.“17 Das Ziel-
ein entscheidendes Merkmal der        publikum der weiblichen Influen-
Spätmoderne. Der Konsummarkt          cer sind also Frauen, das der
gibt vor, dass Konsument*innen        männlichen Männer. Die Botschaft
immer die Wahl haben. Sie wer-        ist jedoch: So solltest du ausse-
ben mit Individualität, die man       hen, um begehrenswert zu sein.
durch Fashion und Looks ausdrü-       Diesen Umstand betrachtend
cken kann. Tatsächlich handelt es     zeigt sich deutlich, womit wir es
sich aber um Scheinfreiheiten.        hier eigentlich zu tun haben: Es
„Die Verpflichtung des Konsums        geht in erster Linie um Werbung.
wird als Wahlfreiheit verkauft“,      Gerade in der digitalen Hyperkul-
schreibt Zygmunt Bauman.15 Wer        tur offenbart sich die enge Vernet-
nicht kauft, wer nicht an sich ar-    zung von Emanzipation, Freiheit
                                                                          15
und Konsum. Nymonen und                Objekte eklatant zu Tage tritt und
Schmitt nennen etwa die Serie          ihn zu einer “promethischen
„Sex in the City“ als Paradebeispiel   Scham” führt.20
für diesen Umstand. Die Frauen in
der Serie, die durchaus als Vorläu-    Der Markt wird täglich mit neuen
fer der heutigen Influencer gese-      Produkten gefüttert, bei denen
hen werden können, sind durch-         uns weisgemacht wird, dass wir
aus selbstbestimmt und emanzi-         sie unbedingt brauchen. Längst
piert, aber nur, weil sie es sich      zählen nicht mehr die Qualitäten
leisten können.18 Die meisten Zu-      eines Produkts, sondern sein Neu-
schauerinnen der Sendung kön-          heitsstatus, seine Attraktivität, sei-
nen es nicht, träumen aber den-        ne Originalität, seine Rarität und
noch von einem Paar Monolo             sein Versprechen.21 Es soll „die At-
Blahniks, um ebenso mondän und         traktivität und damit den Markt-
erfolgreich zu sein, wie die Titel-    wert des Käufers […] erhöhen, [es]
figur Carrie Bradshaw. Doch            findet sich im Groß- und Kleinge-
selbst, wenn sie eines hätten, wä-     druckten, zumindest aber zwi-
ren sie, entgegen der implizierten     schen Zeilen, in den Prospekten
Botschaft, nicht glücklicher.          aller Produkte – einschließlich je-
                                       ner, die augenscheinlich in erster
Es ist ein Markenzeichen der Kon-      Linie oder sogar ausschließlich
sumgesellschaft, dass Konsu-           dem reinen Vergnügen des Kon-
ment*innen nicht zufrieden ge-         sumenten dienen sollen.“22 [...].
stellt werden. Zygmunt Bauman          Anna Herrgott macht in ihren In-
hat dies in „Leben als Konsum“         stallationen die Bedeutung des
analysiert. „Die Konsumgesell-         Körpers in der konsumistischen
schaft floriert, solange sie erfolg-   Spätmoderne deutlich. Sie zeigt
reich dafür sorgt, dass die Nicht-     auf subtile Weise, welchen Stress
Befriedigung ihrer Mitglieder [...]    und welchen Druck die Medien
fortwährend ist.19 Günther Anders      auf uns ausüben. Sie deutet an,
hat hierfür den Begriff „promethi-     wie der Körper zur Ware wird, mit
sche Scham“ verwendet. Er stellt       der wir eigentlich ständig un-
fest, dass Produkte nicht mehr Be-     glücklich sein sollen, um durch die
dürfnisse stillen, sondern diese       Arbeit daran die Wirtschaft zu be-
erst wecken. Und er stellt eine Un-    feuern. Sie lässt uns darüber
vollkommenheit des Menschen            nachdenken, ob wir nicht weg-
fest, die angesichts der immer         kommen können von negativen
perfekteren von ihm produzierten       Selbstbildern, sondern uns viel-
16
mehr auf das Positive des Körpers
konzentrieren könnten, um so den
Griffen der Konsumgesellschaft
zu entkommen.

* Hinweis: Da Influencer und Follower eng-       9
                                                      Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der
  lische Begriffe sind, werden diese im vor-          Singularitäten: Zum Strukturwandel der
  liegenden Text nicht gegendert.                     Moderne, Suhrkamp Verlag, 2019, S. 247
1
  Susie Orbach: Bodies. Im Kampf mit dem         10
                                                      Ebd., S. 237
  Körper, Arche Verlag 2021, S. 8                11
                                                      Byung-Chul Han: Infokratie,
2
  Susanne P. Kreikebaum: Körperbild, Körper-          Verlag Matthes & Seitz Berlin, 2021, S. 24
  zufriedenheit, Diätverhalten und Selbst-       12
                                                      Eva Illouz: Warum Liebe endet – Eine Sozio-
  wert bei Mädchen und Jungen im Alter                logie negativer Beziehungen, suhrkamp
  von sieben bis dreizehn Jahren: Eine inter-         Verlag, Frankfurt am Main, 2020, S. 33
  kulturelle Vergleichsstudie (USA – D) und      13
                                                      Ebd. S. 159
  Längsschnittuntersuchung (D), unter:           14
                                                      Ebd.
  http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/d/2003/        15
                                                      Zygmunt Bauman: Leben als Konsum,
  uni-koeln/11w1031.pdf [Stand: 19.5.22]              Hamburger Edition, 2009, S. 99
3
  Vgl. Jacques Lacan: Das Seminar, Buch 1 :      16
                                                      Der „male gaze“, übersetzt das „männliche
  (1953 – 1954): Freuds technische Schriften,         Starren“ oder auch der „männliche Blick“,
  Turia + Kant Verlag, 2015                           bezeichnet eine Darstellung von Frauen
4
  Homi K. Bhabha: The Location of Culture,            durch die metaphorischen Augen eines
  Routledge, London/New York, 1994, S. 25             Mannes. Die Frau wird dadurch mehr als
5
  Vgl. Anthony Giddens: Konsequenzen der              Objekt betrachtet als als Mensch.
  Moderne, suhrkamp Verlag, Frankfurt am         17
                                                      Ole Nymonen und Wolfgang M. Schmitt,
  Main, 1997                                          S. 106f.
6
  Ole Nymonen und Wolfgang M. Schmitt:           18
                                                      Vgl. Ebd. S. 23
  Influencer – die Ideologie des Werbe-          19
                                                      Zygmunt Bauman, S. 64
  körpers, edition suhrkamp 2021, S. 9           20
                                                      Günther Anders: Die Antiquiertheit des
7
  Winner-Take-All Märkte heißt, dass sich ein         Menschen, Erster Band : Über die Seele im
  großer Teil des gesamten Erfolgs auf eine           Zeitalter der zweiten industriellen Revolu-
  kleine Gruppe verteilt. Wenige Firmen teilen        tion, Verlag C. H. Beck, München 1983
  sich den gesamten Markt. Je erfolgreicher      21
                                                      Vgl. Reckwitz, S. 119 – 179
  eine Marke oder ein Produkt, desto mehr        22
                                                      Zygmunt Bauman, S. 76f.
  weitere Erfolge lassen sich damit erzielen,
  selbst, wenn diese nicht unbedingt eine
  hohe Qualität haben. Hier spricht man vom
  sog. Matthäus-Effekt.
8
  Ebd. S. 52

                                                                                               17
18
Die Broschüre erscheint anlässlich der Ausstellung:
OPTIK
Anna Herrgott
17. Juli – 30. Oktober 2022
im Kunstmuseum Heidenheim

Herausgeber und Veranstalter:
Stadt Heidenheim, Fachbereich Kultur, Matthias Jochner

Texte:
Marco Hompes

Gestaltung:
Miriam Röhrig

Lektorat:
Helene Reich

Copyright, sofern nicht anders angegeben, bei der Künstlerin

© Kunstmuseum Heidenheim

Auflage: 800 Stück

Ein herzliches Dankeschön an unsere Sponsorinnen und Sponsoren,
an das gesamte Team des Kunstmuseums sowie an alle, die zum
Gelingen der Ausstellung beigetragen haben.

   Hermann-Voith-
      Stiftung
                                                                  19
Kunstmuseum Heidenheim
Hermann Voith Galerie
Marienstraße 4, 89518 Heidenheim
Tel. 07321 327-4810 oder -4814
kunstmuseum@heidenheim.de
www.kunstmuseum-heidenheim.de
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