Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten Oktober 2016 - Neue Wege zur Frakturprävention - Orthopädie und Unfallchirurgie
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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten Oktober 2016 Kostenunterdeckung Vermeidung noso- Neue Wege zur im SAV komialer Infektionen Frakturprävention
Editorial Der DKOU 2016: Zurück in die Zukunft Wir laden Sie herzlich im Oktober nach gere und Erfahrene in gleicher Weise Hüftchirurgie. In seinem wissenschaft- Berlin zum Deutschen Kongress für interessant zu sein. Wir haben versucht, lichen Fokus stehen die Erforschung von Orthopädie und Unfallchirurgie 2016 ein! im gesetzten Programm die ganze Bre- frühen Hüftgelenkspathologien sowie ite von O & U in verschiedenen Differ- die gelenkerhaltenden Korrekturmögli- In den letzten Jahren hat sich der DKOU enzierungen abzubilden. Das Spektrum chkeiten und ihre Langzeitergebnisse. mit etwa 12. 000 Teilnehmern zum reicht von den Expertenrunden, den Siebenrock entwickelte das erste Schaf- größten medizinischen Fachkongress in beliebten Tipps und Tricks über Sitzun- modell zur Erforschung der Pathogenese Deutschland und zum drittgrößten Kon- gen zur Forschungs-, Gesundheits- und des femoro-azetabulären Impingements. gress für Orthopädie und Unfallchirurgie Berufspolitik bis hin zu Forumsveran- Dies erlaubte ein wissenschaftliches weltweit entwickelt. Das diesjährige Mot- staltungen, Seminaren und internation- Monitoring von Knorpeldegenerationen to „Zurück in die Zukunft“ beschreibt den alen Sitzungen. Erstmalig wird es im in- und von möglichen therapeutischen Ef- dynamischen Prozess zwischen Tradi- ternationalen Programm an allen Tagen fekten mit modernen MRT-Techniken tion und Moderne – Rückbesinnung und zwei komplette englischsprachige Sitzu- und begleitenden histopathologischen Vorausschau – in unserem Fach. Unser ngsstränge für nicht-deutschsprachige Untersuchungen. Er erforschte patho- tägliches Handeln wird durch das Abwä- Kongressteilnehmer geben. Aus der Vi- genetische Zusammenhänge von Hüft- gen zwischen Erfahrungen und neuen elzahl an Programmpunkten haben wir deformitäten im Wachstumsalter sowie technischen Entwicklungen bestimmt. nachfolgend einige besondere Highlights die Auswirkungen von residuellen Hüft- Auch wenn heutzutage unser Fach zuneh- herausgesucht. deformitäten und Torsionsfehlern im mend durch Innovationen und High-Tech Erwachsenenalter. Wir sind gespannt charakterisiert wird, basiert doch vieles Pauwels-Gedächtnisvorlesung auf seine Vorlesung „Licht im Dunkel – auf zum Teil Jahrhunderte alten Erfahrun- modernes Verständnis der Hüftgelenk- gen der Orthopädie und Traumatolo- Diese Mittagsvorlesung am Donnerstag spathologien“ und laden Sie herzlich hi- gie. Das Motto soll zugleich einen Bogen ist traditionell ein wissenschaftlicher erzu ein. spannen von der konservativen Therapie Schwerpunkt des Kongresses. In diesem zu den neuen operativen Möglichkeiten Jahr wird Prof. Dr. Klaus-Arno Sieben- Gelenkerhalt vor Gelenkersatz und von der aktuellen Versorgungssitua- rock mit der Pauwels-Gedächtnisvor- tion zu den zukünftigen Herausforderun- lesung und der gleichnamigen Medaille Dieses Hauptthema des Kongresses hat gen einer alternden Gesellschaft. geehrt. Siebenrock ist seit 2005 Direktor große Resonanz bei den eingereichten der Universitätsklinik für Orthopädis- Abstracts gefunden. Gelenkerhaltende Grundlage des wissenschaftlichen Pro- che Chirurgie und Traumatologie am Behandlungsmöglichkeiten am Kniege- gramms des DKOU waren 1335 Abstract- Inselspital Bern. Sein Schwerpunkt ist lenk stehen im Mittelpunkt mehrerer anmeldungen zu den verschiedenen Kon- die Hüft- und Beckenchirurgie, er gilt wissenschaftlicher Sitzungen, Experten- gressthemen aus Klinik und Forschung, wie sein Vorgänger, Prof. Reinhold Ganz, runden und Seminare. Bekanntlich ent- aus denen wir die Sitzungen gestalten als einer der herausragenden Experten steht etwa die Hälfte aller Arthrosefälle konnten. Unser Dank gilt an dieser Stelle auf dem Gebiet der gelenkerhaltenden ohne erkennbare Ursache. Bei den Fällen, allen Gutachtern, die die Abstracts nach bei denen sich die Funktionsstörungen al- objektiven Kriterien bewertet haben. Die lerdings infolge anlagebedingter Fehlstel- Foto: privat Annahmequote der Vorträge und Post- lungen oder unfallbedingter Vorschäden er lag bei 60 %. Hervorzuheben sind 15 entwickeln, ist die Behandlung der zu- Sitzungen zu Themen der Grundlagen- grundeliegenden Ursachen essentiell. forschung, die von der gleichnamigen Dies sind am Kniegelenk in erster Linie Sektion der DGOU unter Leitung von Prof. Achsfehlstellungen, Kapsel-Band-Schäden Hildebrand, Aachen, strukturiert wurden. sowie Meniskus- und Knorpelschäden. Das wissenschaftliche Programm wird Deren bestmögliche Rekonstruktion im ergänzt durch eine hochwertige Poster- Verletzungsfall ist zugleich die optimale ausstellung zu 20 Themenkomplexen, Arthroseprophylaxe. Umschriebene die mit Unterstützung von Prof. Mad- Knorpelschäden können in frühen Sta- ry, Homburg, geplant wurde und deren dien heute, etwa durch eine Knorpel- Höhepunkt die gemeinsame Posterdisk- transplantation, erfolgreich behandelt ussion bei Bier und Brezel am Mittwoch- werden. Gerade auf diesem Gebiet hat die abend sein wird. Ein Dank geht ebenfalls Forschung in letzter Zeit neue Behand- an Prof. Renkawitz, Bad Abbach, der die lungsmöglichkeiten hervorgebracht, die Vorauswahl für den EbM-Preis getroffen auch in den Sitzungen der Grundlagen- und die EbM-Bewertung organisiert hat. forschung diskutiert werden. Der DKOU erhebt den Anspruch, als zen- Prof. Dr. Klaus-Arno Siebenrock hält die Pauwels- Im Bereich der gelenkerhaltenden Chirur- traler Kongress unseres Faches für Jün- Gedachtnisvorlesung gie des Hüftgelenkes konnten in den letz- Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016 429
Editorial Foto: privat ten Jahrzehnten herausragende Erfolge nationalen Vergleich „Operationswelt- erreicht werden. Auf dem DKOU werden meister“ sei, ist nicht haltbar. in zwei wissenschaftlichen Sitzungen wichtige Studien zu diesem Thema vorg- Fortschritte in der Endoprothetik werden estellt. Besonders erwähnenswert ist eine sich zukünftig vor allem durch verbes- Berner Arbeit, die die 30-Jahres-Ergeb- serte Struktur- und Prozessqualität er- nisse der periazetabulären Osteotomie zielen lassen, wie dies durch das Zer- nach Ganz analysiert. Alle Patienten, die tifizierungssystem EndoCert gefordert zum Zeitpunkt der Operation zwischen und umgesetzt wird. Die seit 2012 bun- 13 und 56 Jahre alt waren, hatten vor der desweit eingeführten Endoprothetikz- Operation schmerzhafte, dysplastische entren waren ein Meilenstein in der Hüftgelenke, ein Viertel von ihnen sog- Qualitätssicherung der Endoprothetik ar fortgeschrittene Arthrosen. Dreißig in Deutschland, aktuell besitzen rund Jahre nach dem Eingriff war noch ein 550 Kliniken dieses Zertifikat. Positive Drittel der operierten Hüftgelenke erh- Ergebnisse dieser Zertifizierung wurden alten und funktionsfähig, 60 % der Hüften bereits veröffentlicht und werden in ak- wurden in den letzten Jahren endopro- tualisierter Form auf dem DKOU vorg- thetisch versorgt. Die Studie zeigt, dass estellt. Ergänzt wird dieses Qualitäts- auch schwere Dysplasiefälle mit der PAO sicherungssystem durch das seit 2014 Prof. Dr. Volker Damann hält den Festvortrag zuverlässig korrigiert werden können. bundesweit eingeführte Endoprothesen- Je geringer der präoperative Schwere- register Deutschland. Erfahrungen aus grad der Arthrose, desto länger kann das Schweden, Finnland, Island und Nor- Nicht nur, dass „Space medicine“ sehr Gelenk erhalten werden. Auch andere wegen, in denen solche Register bereits nahe an dem diesjährigen Motto „Zu- Vorstufen der Koxarthrose, wie das fem- in den 70er und 80er Jahren gegründet rück in die Zukunft“ ist, auch die ISS ist oroazetabuläre Impingement, können – wurden, zeigen, dass dort in der Folge mit den deutschen Astronauten spätes- zunehmend in arthroskopischer Technik die Revisionsrate um bis zu 10 % gesunk- tens seit Alexander Gerst vermehrt in die – zuverlässig behandelt werden. In aus- en ist, in Schweden sogar auf die Hälfte Öffentlichkeit gerückt. „Kein Arzt weit gewählten Fällen kann heute auch die des Ausgangswertes. Auffällige Implan- und breit“ – in Zeiten des Ärztemangels Knorpeltransplantation am Hüftgelenk tate, aber auch auffällige Kliniken kön- ein Satz, der bekannt vorkommt. Aber erfolgreich eingesetzt werden. nen in solch einem Register schneller zwischen Volker Damann und seinen Pa- identifiziert werden. Die endoprothe- tienten liegen manchmal 400 Kilometer. Endoprothetik 2016 tischen Sitzungen auf dem DKOU werden Für uns als Mediziner stellt sich die Frage, sich neben der Analyse von innovativen ob sich jemand von uns schon einmal Traditionell nimmt dieses Thema ein- Ansätzen und klinischen Ergebnissen Gedanken gemacht hat, wie es ist, sich en großen Teil der Sitzungen, Experten- auch mit der Behandlung von Komplika- in der Schwerelosigkeit in den Finger zu runden und Seminare des DKOU ein. Der tionen wie periprothetischen Infektionen schneiden? Wohin fließt das Blut? Nach endoprothetische Gelenkersatz kann oder Frakturen beschäftigen. oben, nach unten oder gar nicht? Und heute als die Erfolgsgeschichte in O & U was ist, wenn ein Astronaut sich auf der bezeichnet werden. Dies wird durch das Festvortrag: “Doc, we have a problem….” ISS verletzt? Welcher Notarzt steht zur am 7. Juni 2016 vorgestellte Weißbuch Verfügung, wer kann ihm schnell helfen? Gelenkersatz eindrucksvoll belegt, das Ein besonderes Highlight wird auch in Mit diesen und anderen Fragen haben auf Initiative des BVMed vom unabhän- diesem Jahr der Festvortrag im Rahmen sich wohl nur wenige von uns bisher bes- gigen IGES-Institut in Zusammenarbeit der Eröffnungsveranstaltung am Dien- chäftigt. Umso mehr können wir uns auf mit namhaften Endoprothetik-Experten stag sein. Prof. Volker Damann ist Leiter den Festvortrag freuen, der uns die eine erstellt wurde und die endoprothetische der Raumfahrtmedizin der Europäischen oder andere Antwort diesbezüglich ge- Versorgungssituation in Deutschland Weltraumorganisation (ESA). Sein Team ben wird. analysiert. Die hier dokumentierten Qual- kümmerte sich um die medizinische Be- itätskennzahlen zeigen, dass Patienten treuung und Ausbildung vieler Astronaut- Internationalisierung bundesweit im Bereich des Gelenkersatzes en in Vorbereitung auf ihre Missionen auf sehr gut versorgt sind. Rund 370 000 Men- der internationalen Raumstation ISS. Er Auf dem DKOU 2015 mit dem berühmten schen haben in Deutschland im Jahr 2014 ist Leiter der Operationellen Medizin der „Blick hinter den Horizont“ wurde die In- ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk er- ESA am European Astronaut Centre Köln ternationalisierung des DKOU vermehrt halten. Die überwiegende Mehrzahl der und etablierte dort ein eigenes medizinis- sichtbar gemacht. Dem Erfolg des Vor- Patienten ist Befragungen zufolge mit dem ches Kontrollzentrum zur Versorgung der jahres folgend haben wir die International- Ergebnis des Eingriffs zufrieden. Seit 2005 ESA-Astronauten auf der ISS. Seit Januar isierung weiter ausgebaut. Wie bereits er- hat die Zahl der jährlichen Hüft- bzw. 2016 hat er eine Professur an der Interna- wähnt stehen dieses Jahr erstmalig jeden Knieersatzoperationen um 1,4 % bzw. 1,7 % tional Space University (ISU) in Straßburg Tag in den Vortragssälen New York 1 und zugenommen, die Eingriffszahlen folgen inne und lehrt dort im Bereich Human 3 zwei komplette Sitzungsstränge in Eng- damit der zunehmenden Alterung unserer Health and Perfomance in Space. Schon lisch zur Verfügung. Mehrere Sektionen Bevölkerung. Der gelegentlich gemachte jetzt gilt als sicher: sein Vortrag wird ein der DGOU (z. B. Wirbelsäule, AGA, VKO, Vorwurf, dass Deutschland hier im inter- Highlight werden! D.A.F. ) haben sich bereit erklärt, ihre Sek- 430 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016
Editorial tionssitzungen in Englisch durchzuführen. wohnermäßig zwei kleine Länder, die es Traumatologie), dem traditionellen Part- Am Dienstag gibt es zudem mehrere inter- aber in sich haben! Israel ist führend in ner unserer DGU, und O & U-übergreifend nationale Sitzungen der Sektion Grundla- der Entwicklung von moderner Mediz- durch die AO Foundation. Wir dürfen Sie genforschung, die in Kooperation mit der intechnik. Viele kleine Startup-Firmen herzlich einladen, die Top-Referenten aus Orthopaedic Research Society (ORS) und aus dem MedTech-Bereich in Israel ha- unserem Nachbarland Schweiz live auf der AO Foundation gestaltet werden. Wir ben grundlegende Entwicklungen oder dem DKOU 2016 zu erleben und in leb- konnten in diesem Jahr die Partnerschaft Erfindungen für Medizin und Chirurgie hafte Diskussionen einzusteigen. mit der ORS weiter vertiefen und durch auf die Reise gebracht, die später von einen Kooperationsvertrag für die näch- großen Firmen aufgekauft und vermark- Choosing wisely sten drei Jahre institutionalisieren. Auch tet wurden. Wussten Sie, dass wichtige unsere Gastländer Israel und die Schweiz CT-Entwicklungen aus Israel kommen? Das amerikanische „Choosing wisely“ tragen mit herausragenden englischspra- Oder dass – als Beispiel aus der Robotic – in Deutschland „Klug entscheiden“ – chigen Sitzungen zur Internationalisierung – kleine Hexapod-Roboter, die im Bere- ist in der deutschen Medizinlandschaft bei. Ebenfalls zu erwähnen sind interna- ich der Wirbelsäulenchirurgie eingesetzt angekommen. Eine einfache Übertra- tionale Sitzungen, die wiederum zusam- werden, aus Israel stammen? Orthopädie gung der amerikanischen Initiative auf men mit der OTA (Orthopaedic Trauma und Unfallchirurgie wird in Israel heute deutsche Verhältnisse ist natürlich nicht Association) gestaltet werden. Natürlich auf sehr hohem Niveau betrieben. Durch möglich und sinnvoll, dazu sind die Ge- ist auf dem DKOU auch die AO Founda- die geographische Lage und Geschichte sundheitssysteme in beiden Ländern zu tion präsent, die als führende Einrichtung hat Israel sehr große Erfahrung in der unterschiedlich. Einige Fachgesellschaf- für Fort- und Weiterbildung in O & U ihren Behandlung von komplexen Verletzu- ten, allen voran die Internisten, haben Stammsitz in unserem Gastland Schweiz ngsmustern, die inzwischen auch Mit- aber bereits angefangen, eine Reihe von hat. Bei der Mehrzahl der englischsprachi- teleuropa erreicht haben. Wir freuen uns, Positiv- und Negativempfehlungen zu en- gen Sitzungen wird es eine Kombination dass wir die führenden Persönlichkeiten twickeln. Negativempfehlungen benen- aus deutscher und internationaler Faculty aus O & U in Israel als Referenten gewin- nen dabei häufig durchgeführte diagnos- geben. nen konnten, und laden Sie herzlich ein, tische und therapeutische Maßnahmen, an den internationalen Sitzungen, die die aber nachweislich keinen Nutzen Als besondere Highlights sind folgende von unserem Gastland Israel gestaltet haben. Positivempfehlungen beziehen Sitzungen hervorzuheben: „Acute carti- werden, teilzunehmen. sich auf Maßnahmen, die meist unter- lage injury“ am Dienstag (ORS und AO) lassen werden, deren Sinn und Nutzen sowie „Stem cells and tissue repair“ (ge- Die Schweiz – in der Mitte Europas gele- aber durch Studien belegt ist. Andere meinsam mit ORS), „Israeli Orthopedic gen – ist ebenfalls ein für Orthopädie und Fachgesellschaften werden sicher folgen. and Trauma Care“ (IOA) und „Humerus Unfallchirurgie wichtiges Land. Maßge- Es geht insgesamt um eine Verbesserung fractures: surgery or sling“ (gemeinsam bliche Entwicklungen in der Endoprothe- der Indikationsqualität und damit um mit OTA) am Mittwoch. Als besonderen tik, aber auch speziell in der Unfallchirur- eine transparente Entscheidungsfindung, Beitrag zur Polytraumaversorgung emp- gie, kommen aus diesem Land der Tüftler. die für den Patienten verständlich ist und fiehlt sich die Sitzung „Midface trauma – Erwähnt sei hier nur die Müller-Gerad- in die er besser miteinbezogen werden who cares“. Höhepunkte am Donnerstag schaft-Prothese und ihr Entwickler kann. Über die Qualität einer medizinis- sind zwei Sitzungen zum Thema „Preven- Maurice E. Müller, auf den viele weitere chen Maßnahme braucht man nur dann tion and management of periprosthetic Innovationen in der Endoprothetik zu- zu urteilen, wenn sie angebracht und in- fractures“ (in Kooperation mit AORecon) rückgehen. Maurice Müller war aber diziert ist. sowie die Sitzungen „Rotator cuff tear auch Gründungsmitglied der AO, einer and repair – yesterday, today, tomorrow” Arbeitsgemeinschaft, die Ende der 50er In diesem Zusammenhang gilt es auch, sowie “Joint preserving hip surgery” Jahren begonnen hatte, die Knochen- Überversorgung zu vermeiden. Un- (jeweils Swiss Orthopaedics). Am Freitag bruchbehandlung systematisch zu bes- terversorgung scheint im deutschen möchten wir besonders die Sitzung „HSS chreiben und die hierzu erforderlichen Gesundheitssystem ohnehin nur eine meets DKOU – arthroplasty concepts at Implantate zu entwickeln und zu testen. untergeordnete Rolle zu spielen. In einer the HSS“ hervorheben. Zu empfehlen Begünstigt wurden diese Entwicklungen Umfrage bei über 4000 Internisten gab sind außerdem gemeinsame Sitzungen durch die hohe Expertise der Schweizer eine große Mehrheit von ihnen an, mehr- mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr. Feinmechanik-Industrie. Auch die „Bibel“ fach pro Woche mit Überversorgung Wir sind sicher, dass diese internation- der Unfallchirurgie, das „AO Manual“, konfrontiert zu werden. Ursachen sind alen Sitzungen nicht nur bei unseren kommt aus der Schweiz. Heute ist die AO vor allem die Angst der Ärzte vor Be- englischsprachigen Kongressteilnehmern Foundation die weltweit größte Organ- handlungsfehlern und den juristischen Anklang finden, sondern hoffentlich auch isation zur Fort- und Weiterbildung im Konsequenzen, aber auch Unkenntnis viele genuin deutschsprachige Kollegen Bereich der muskuloskelettalen Chirur- von Leitlinien sowie finanzielle Fehlan- und Kolleginnen anziehen. gie. Das breite Spektrum der Schweizer reize. In Orthopädie und Unfallchirurgie Spitzenmedizin in O & U wird vertreten stehen wir noch am Anfang einer solchen Gastländer durch die Swiss Orthopaedics (Schweiz- „Klug entscheiden“-Debatte. Dabei ist erische Gesellschaft für Orthopädie und die Indikationsstellung in unserem Fach Auf dem diesjährigen Kongress haben Traumatologie), dem Pendant unserer oft schwierig und wenig standardisiert. wir zwei gleich Gastländer: Israel und DGOOC, die SGACT (Schweizerische Ge- Es handelt sich meist um relative Indika- die Schweiz. Es sind flächen- und ein- sellschaft für Allgemeinchirurgie und tionen, die genau auf den einzelnen Pa- Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016 431
Editorial tienten und seine Situation abgestimmt sein müssen. „Klug entscheiden“-Empfe- hlungen könnten dabei hilfreich sein. Auf dem DKOU werden wir am Mittwoch- vormittag in einem hochkarätig besetz- ten Round table-Gespräch diese Prob- lematik erörtern. O & U: Konservativ und operativ Beide Therapieoptionen gehören zum Behandlungsspektrum unseres Faches – und machen damit eine große Stärke von O & U aus. Auch wenn die Erfolge und Misserfolge der operativen Verfahren Foto: ©Joey Kelly eher die Schlagzeilen bestimmen, erfol- gt die ganz überwiegende Anzahl der Behandlungen mit konservativen Meth- oden in den Praxen der Niedergelasse- nen. Es ist gut, dass sich dieses gesamte Joey Kelly ist auch ein herausragender Ausdauer- und Extremsportler. Spektrum auch inhaltlich auf dem Kon- gress widerspiegelt. Es gibt in diesem Jahr ein großes Angebot an konservativen lagerungen aus dem stationären Sektor tercongress sowie bei allen Kolleginnen Themen über alle Bereiche von O & U: in den ambulanten Bereich ergeben. und Kollegen sehr herzlich für die um- von multimodalen Konzepten beim fassende Unterstützung bei der Vorbere- Rückenschmerz über die konservative Lauftreff itung des Kongresses, bei der Program- Arthrosetherapie bis hin zu konserva- merstellung sowie für die Übernahme tiver Frakturbehandlung, die auf Grund Auch in diesem Jahr werden wir wie- vieler Aufgaben und Beiträge bedanken. neuer Studien eine Renaissance feiert. der einen Charity-Lauf veranstalten. Auf Auch klassische orthopädische Verfahren internationalen Kongressen sind solche Wir laden Sie herzlich zum DKOU 2016 wie manuelle Medizin und Chirother- Läufe inzwischen ein fester Bestandteil nach Berlin ein! apie sind in Seminaren und Sitzungen des Programmes. Es ist zu begrüßen, dass vertreten. Dies ist im Besonderen auch ein solcher Lauf mittlerweile bereits zum auf die Bedürfnisse und Interessen der dritten Mal auch auf dem DKOU stattfin- niedergelassenen Kollegen ausgerichtet, den wird. Als prominenten Lauftreffpaten Foto: privat die sich ebenfalls auf dem Kongress ver- konnten wir in diesem Jahr Joey Kelly ge- treten fühlen sollen. Der DKOU ist für alle winnen, den meisten bekannt als Musiker attraktiv: Kliniker und Niedergelassene! und Mitglied der legendären „Kelly Fam- ily“. Aber Joey Kelly ist auch ein heraus- Ein besonderes Augenmerk gilt der zu- ragender Ausdauer- und Extremsportler. nehmenden Bedeutung endoskopischer Er hat zahlreiche Marathons absolviert, Prof. Dr. Heiko Reichel und minimalinvasiver Verfahren in O & U. am Ironman auf Hawaii teilgenommen, Präsident DGOOC, Mit dem geringeren Operationstrauma mehrere Ultratriathlons gemeistert und Präsident DGOU und der damit verbundenen geringeren war beim ultralangen Radrennen „Race Foto: privat postoperativen Morbidität werden sich Across America“ von der West- zur Ost- für die Patienten und Behandler in Zuku- küste dabei. Außerdem ist er in zahlre- nft ganz neue therapeutische Optionen ichen sozialen Projekten engagiert und eröffnen. Diese Verfahren erstrecken sich tritt bei unterschiedlichsten Wohltätig- zunehmend über die gesamte Breite des keitsveranstaltungen auf. Mit diesen Ei- Faches: von endoskopisch kontrollierten genschaften ist er der geeignete Pate für Prof. Dr. Florian Gebhard Osteosynthesen bei bestimmten Gelenk- unseren Charity-Lauf. Wir werden durch Präsident DGU, frakturen bis zu semiinvasiven Verfahren den Tiergarten laufen – mit Start und Ziel stellv. Präsident DGOU an der Wirbelsäule einschließlich perku- vor der historischen Kulisse des Branden- Foto: privat taner Kyphoplastien und Spondylodesen. burger Tores. Wie schon in den letzten Besonders hinzuweisen wäre hier z. B. Jahren werden die Startgelder der Babelu- auf die Sitzung: „Rückenschmerz: Mini- ga e. V. gespendet. Also bitte vormerken: malinvasive Interventionen“ am Donner- Donnerstag, den 27.10.16, um 7.15 Uhr – stag. Die genannten Verfahren sind bere- RUN AND WALK FOR CHARITY. its heute sowohl für Niedergelassene als Dr. Manfred Neubert auch für Kliniker von Interesse. Zukünftig Abschließend möchten wir uns bei un- Kongresspräsident könnten sich hier auch vermehrt Ver- seren Fachgesellschaften, der Firma In- BVOU 432 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016
Editorial FL S (FR AC TURE LIAISON SERVICE) Der DKOU 2016: Neue Wege zur Frakturprävention 461 Zurück in die Zukunft 429 Recht Impressum 438 B U N D E S R AT Verbesserung der Finanzsituation der Hochschulkliniken in Nachrichten Deutschland 464 Kurz und bündig 440 P R I VAT E K R A N K E N V E R S I C H E R U N G 442 Kostenunterdeckung im SAV: Nach zwei Jahren Erfahrung mit dem SAV lässt sich feststellen, dass die gefor- Deutsche Hüftgesellschaft Auskunftspflicht besteht auch bei lästigen Fragen 466 derten Verbesserungen durchgesetzt wurden. ist neue Sektion der DGOU 440 Die Erlöse für die komplexen Versorgungen sind allerdings nicht ausreichend im DRG-System AUC intensiviert abgebildet. Kooperation mit INM 441 Unterwegs Summer School Sommerfeld 2016 441 C AOS DGOU-Symposium bei Rückenschmerzen bei Kindern 441 CAOS-Congress 2016 in Chengdu / China 467 DEUTSCH POLNISCHER Aus unserem Fach FREUNDESKREIS 17. Kongress in Danzig D I E N E U E N H E I LV E R FA H R E N auf der berühmten Leninwerft 469 DER DGUV Kostenunterdeckung im SAV Forderung nach Ausgleich 442 Namen JUNGES FORUM O & U Gemeinsames Engagement Personalia 470 454 Vermeidung nosokomia- ler Infektionen: Nach dem Beschluss des G-BA wird das gesetzliche für den Nachwuchs in O & U 446 Wir gratulieren ... 471 Qualitätssicherungsverfahren zum 1.1.2017 mit STR ASSENVERKEHRSORDNUNG der fallbezogenen Dokumentation postoperati- DGOU begrüßt gesetzliche ver Wundinfektionen beginnen. Klarstellung zur Bildung der Rettungsgasse 448 Für Sie gelesen 508 WEITERBILDUNG IN AUSTR ALIEN Projekt der Australian Orthopaedic Association AOA 21 451 Qualität und Sicherheit IQTIG Vermeidung nosokomialer Infektionen – postoperative Wundinfektion 454 461 Neue Wege zur Fraktur- prävention: Als Fracture Liaison Service (FLS) bezeichnet man KR ANKENHAUSSTRUK TURGESE TZ Qualität und Krankenhausplanung – planungsrelevante Qualitätsindika- Versorgungsmodelle, welche die Lücke zwi- schen Krankenhaus, Hausarzt und Osteoporose- toren des IQTiG 458 Spezialisten schließen sollen. 434 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016
BVOU DGOU DGU Debatte um Pharmagelder Tätigkeitsbericht Die Anordnung von Polytrauma-CTs für Ärzte 473 Sektion Osteologie 480 Eine unterschätzte Rechtslage 498 Neue Mitglieder 474 Mitgliederbefragung zur Psycho- Übergabe des Lehrstuhls somatischen Grundversorgung 481 für Unfallchirurgie am OUC Hygienebeauftragter Arzt 475 in Dresden 501 Bericht der AG Psychosomatik Nachruf Dr. Richard Thiele 476 in O & U 482 Tätigkeitsbericht der AG Becken III 503 Was tun, wenn der Praxisinhaber Neue Mitglieder 482 ausfällt? 477 Neue Mitglieder 504 31. Jahreskongress der GOTS Nachruf Dr. Uto Kleinstäuber 478 in München 483 Jahresbericht der Sektion Handchirurgie 505 Mitgliederangebote 479 AG Klinische Geweberegeneration 485 TraumaRegister DGU® erfasst über 30.000 Schwerverletzte 506 Bericht der Deutschen Assoziation Für unsere Mitglieder für Fuß und Sprunggelenk e. V. 487 VLOU Kursangebote 510 Kooperation mit ORS 489 Externe Qualitätssicherung versus Ökonomisierung 507 Service / Preise 520 Bericht vom Trustee Meeting 2016 der AO Stiftung in Amsterdam 490 OU Medizin und Markt 524 DGOOC Neues von den „Orthopädinnen e. V.“ 493 Neue Mitglieder 493 3. interdisziplinärer Kongress „Focus Cerebralparese“ 494 Millionenspende bringt Arthroseforschung in Bewegung 496 F O L G E N S I E U N S A U F FA C E B O O K : www.facebook.de/dgou.ev 436 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016
Impressum Herausgeber Für den Berufsverband für Berufsverband für Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. Unfallchirurgie Präsident Dr. med. Johannes Flechtenmacher Für die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V. Vorstand Geschäftsführender Vorstand Generalsekretär Präsident Präsident Prof. Dr. med. Bernd Kladny Für die Deutsche Gesellschaft für Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe Prof. Dr. med. Florian Gebhard, Ulm Unfallchirurgie e. V. Generalsekretär Vizepräsident Erster Vizepräsident Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Brandenburg Prof. Dr. med. Michael Nerlich, Regensburg Schriftleitung DGOOC Prof. Dr. med. Bernd Kladny (V.i.S.d.P.) Vizepräsident Zweiter Vizepräsident Geschäftsstelle DGOOC Prof. Dr. med. Karsten Dreinhöfer, Berlin Prof. Dr. med. Ingo Marzi, Frankfurt/ Main Straße des 17. Juni 106–108 10623 Berlin Vizepräsident Dritter Vizepräsident Tel.: (0 30) 340 60 36 30 Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig Prof. Dr. med. Joachim Windolf, Düsseldorf Fax: (0 30) 340 60 36 31 E-Mail: bernd.kladny@fachklinik- Schatzmeister Generalsekretär herzogenaurach,de Dr. med. Helmut Weinhart, Starnberg Prof. Dr. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/ Schriftleitung BVOU Main Prof. Dr. med. Karsten Dreinhöfer (V.i.S.d.P.) Vorstandsmitglied Geschäftsstelle BVOU PD Dr. med. habil. Axel Sckell, Greifswald Schatzmeister Straße des 17. Juni 106–108 10623 Berlin Prof. Dr. med. Bertil Bouillon, Köln Vorstandsmitglied Tel.: (0 30) 30 02 40 92 12 Fax: (0 30) 30 02 40 92 19 Dr. med. Andreas Gassen, Düsseldorf Schriftführer E-Mail: dreinhoefer@bvou.net Prof. Dr. med. Andreas Seekamp, Kiel Schriftleitung DGU Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dr. med. Reinhard Hoffmann Prof. Dr. med. Alexander Beck, Würzburg Geschäftsführer der AUC – Akademie der Joachim Arndt Unfallchirurgie GmbH Geschäftsstelle der DGU Generalsekretär der DGOU Prof. Dr. med. Johannes Sturm, München/ Straße des 17. Juni 106–108 Prof. Dr. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Frankfurt Münster 10623 Berlin / Main Tel.: (0 30) 340 60 36 20 Fax: (0 30) 340 60 36 21 E-Mail: office@dgu-online.de Geschäftsstelle der DGU Geschäftsstelle des BVOU Straße des 17. Juni 106–108 Schriftleitung VLOU Straße des 17. Juni 106–108 10623 Berlin Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller Geschäftsstelle VLOU 10623 Berlin Tel.: (0 30) 340 60 36 20 Straße des 17. Juni 106-108 Tel.: (0 30) 79 74 44 44 Fax: (0 30) 340 60 36 21 10623 Berlin Fax: (0 30) 79 74 44 45 E-Mail: office@dgu-online.de Tel.: (030) 340 60 36 60 E-Mail: bvou@bvou.net Fax: (030) 340 60 36 61 www.dgu-online.de E-Mail: info@vlou.de www.bvou.net Redaktion Ines Landschek Tel.: (0 30) 340 60 36 00 E-Mail: oumn@dgou.de Verlag Georg Thieme Verlag KG Dr. Grit Vollmer Rüdigerstr. 14 70469 Stuttgart Mitglieder der oben genannten Verbänden Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Tel.: (07 11) 89 31 630 und Gesellschaften erhalten die Zeitschrift LA-MED Kommunikationsforschung Fax: (07 11) 89 31 408 im Rahmen der Mitgliedschaft. JHSUIW)DFKDU]W6WXGLH im Gesundheitswesen e. V. E-Mail: grit.vollmer@thieme.de www.thieme.de/oumn Mitglied der Informationsgesellschaft www.thieme-connect.de/products/oumn zur Feststellung der Verbreitung von Verantwortlich für den Anzeigenteil Werbeträgern e. V. Christine Volpp, Thieme Media, Pharmedia Anzeigen- und Verlagsservice GmbH Rüdigerstr. 14 70469 Stuttgart Tel.: (07 11) 89 31 603 Fax: (07 11) 89 31 470 Bezugspreise 2016* Abo Versandkosten Gesamtkosten E-Mail: christine.volpp@thieme.de Erscheinungsweise Inland Europa Weltweit Inland Europa Weltweit 6 x jährlich: Februar/April/Juni/August/ Oktober/Dezember Persönliches Abonnement 239,00 36,80 38,00 47,40 275,80 277,00 286,40 Zur Zeit gültiger Anzeigentarif Nr. 20 vom 1. Oktober 2015 Institutionelles Abonnement 438,00** 36,80 38,00 47,40 474,80 476,00 485,40 ISSN 2193-5254 * Jährliche Bezugspreise in € (D); unverbindlich empfohlene Preise. Preisänderungen vorbehalten. Preis für ein Einzelheft 45,00 € Satz und Layout zzgl. Versandkosten ab Verlagsort. Das Abonnement wird zum Jahreswechsel im voraus berechnet und zur Zahlung fällig. L42 AG, Berlin Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung zum 30. September vorliegt. Druck **der institutionelle Jahresbezugspreis inkludiert Online-Zugriff für 1 Standort Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG Gewerbering West 27 39240 Calbe 438 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016
Impressum Deutsche Gesellschaft für Deutsche Gesellschaft für Orthopädie Österreichische Gesellschaft für Orthopädie Orthopädie und Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie e. V. und orthopädische Chirurgie Geschäftsführender Vorstand Geschäftsführender Vorstand Vorstand Präsident (und Präsident der DGOOC) Präsident Präsident Prof. Dr. med. Heiko Reichel, Ulm Prof. Dr. med. Heiko Reichel, Ulm Prim. Univ. Prof. Dr. Mag. Bernd Stöckl, Klagenfurt/ Österreich Stellv. Präsident (und Präsident der DGU) 1. Vizepräsident Prof. Dr. med. Florian Gebhard,, Ulm Prof. Dr. med. Rüdiger Krauspe, Düsseldorf 1. Vizepräsident Prim. Dr. Peter Zenz, Wien/Österreich 2. Vizepräsidenten von DGU und DGOOC Prof. Dr. med. Ingo Marzi, Frankfurt/Main 2. Vizepräsident 2. Vizepräsident Prof. Dr. med. Andrea Meurer, Frankfurt/Main Prof. Dr. med. Andrea Meurer, Frankfurt/Main Univ. Prof. Dr. Klemens Trieb, Wels/ Österreich Generalsekretär (und Generalsekretär der Generalsekretär Generalsekretär DGU) Prof. Dr. med. Bernd Kladny, Herzogenaurach Univ. Prof. Dr. Andreas Leithner, Graz/Österreich Prof. Dr. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/ Schatzmeister Kassierer Main Prof. Dr. med. Andreas Halder, Kremmen Prim. Univ. Prof. Dr. Martin Dominkus,Wien/ Präsident des Berufsverbandes BVOU Österreich Stellv. Generalsekretär (und Generalsekretär der DGOOC) Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe Schriftführer Prof. Dr. med. Bernd Kladny, Herzogenaurach Orthopädischer Vertreter des "Konvent der Univ. Prof. Dr. Catharina Chiari, Wien/Österreich Schatzmeister (und Schatzmeister der DGOOC) Universitätsprofessoren für Orthopädie und Fachgruppenobermann Prof. Dr. med. Andreas Halder, Kremmen Unfallchirurgie " (KUOU) Dr. Rudolf Sigmund, Oberwart/Österreich Vertreter der nichtselbständigen Ärzte aus Prof. Dr. med. Volkmar Jansson, München dem nichtständigen Beirat Vorsitzender VLOU Sekretariat der ÖGO PD Dr. med. Hansjörg Heep, Essen Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig c/o Medizinische Akademie Alserstraße 4 Leiter des Ausschusses Versorgung, Qualität A-1090 Wien und Sicherheit Geschäftsstelle der DGOOC Kontakt: Dagmar Serfezi Prof. Dr. med. Christoph Lohmann, Magdeburg Straße des 17. Juni 106–108 Tel.: +43-1 - 405 13 83 21 (Eingang Bachstraße) Fax: +43-1 - 407 13 82 74 Leiterin des Ausschusses Bildung 10623 Berlin E-Mail:ds@medacad.org und Nachwuchs Tel.: (0 30) 340 60 36 30 Prof. h.c. Dr. med. Almut Tempka, Berlin Fax: (0 30) 340 60 36 31 Leiter des Ausschusses Wissenschaft E-Mail: info@dgooc.de und Forschung www.dgooc.de Prof. Dr. med. Dr. h.c. Joachim Grifka, Bad Abbach Vertreter des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe Verband leitender Orthopäden und Vertreter des Berufsverbandes Deutscher Unfallchirurgen Deutschland e.V. Chirurgen (BDC) Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg, Bremen Geschäftsführender Vorstand Vertreter des Jungen Forums der DGOU 1. Vorsitzender Dr. med. Manuel Mutschler, Köln Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig 2. Vorsitzender DGOU-Geschäftsstelle Prof. Dr. med. Dietmar Pennig, Köln Straße des 17. Juni 106–108 Schatzmeister 10623 Berlin Dr. med. Wilhelm Baur, Schwarzenbruck Tel.: (0 30) 340 60 36 00 Fax: (0 30) 340 60 36 01 Schriftführer office@dgou.de Dr. med. Walter Schäfer, Gummersbach www.dgou.de Geschäftsstelle des VLOU Straße des 17. Juni 106-108 (Eingang Bachstraße) 10623 Berlin Tel.: (030) 340 60 36 60 Fax: (030) 340 60 36 61 E-Mail: info@vlou.de www.vlou.de Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016 439
Kurz und bündig IQTiG publiziert Dialog-Bericht über Kliniken Das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) hat seinen Bericht zum „strukturierten Dialog“ mit den Krankenhäusern publiziert. Einbezogen waren 1.557 Kliniken, die 3,25 Millionen Datensätze dokumentiert haben. Anhand von 250 Qualitätsindikatoren hatte das IQTiG 16.428 „rechnerische Auf- Deutsche Hüftgesellschaft ist neue IlOOLJNHLWHQ´ IHVWJHVWHOOW 'LHVH $X̥lOOLJNHLWHQ ZXUGHQ PLW GHQ Sektion der DGOU Krankenhäusern in einem sogenannten strukturierten Dialog ge- klärt. Dazu wurden 9.600 Stellungnahmen angefordert und be- Um die Versorgungsqualität von Erkrankungen und Verletzun- arbeitet, mit 119 Kliniken wurden „kollegiale Gespräche“ geführt, gen des Hüftgelenks und des Beckens in jedem Lebensalter an 28 Standorten wurden Klinikbegehungen durchgeführt und deutschlandweit zu verbessern, hat sich im Dezember 2015 die =LHOYHUHLQEDUXQJHQJHWUR̥HQ1DFK$EVFKOXVVGHVVWUXNWX- Deutsche Hüftgesellschaft (DGH) gegründet. Seit 2016 ist die ULHUWHQ'LDORJVKDWPDQ3UR]HQWGHUVWDWLVWLVFKHQ$X̥lOOLJ- DHG im Vereinsregister von Berlin eingetragen und wurde nun NHLWHQDOVÅTXDOLWDWLYDX̥lOOLJ´EHZHUWHW,P9HUJOHLFK]XP9RU- offiziell von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Un- MDKULVWGLH=DKOGHUVWDWLVWLVFKHQ$X̥lOOLJNHLWHQXPNQDSS fallchirurgie (DGOU) als selbstständige Sektion aufgenommen. UFNOlXÀJ'HU,47L*%HULFKWOLHIHUWHLQZHLVHQGHQbU]WHQNHLQHQ Die DHG möchte eine Plattform schaffen, auf der sich Interes- +LQZHLV DXI GLH NRQNUHWH 4XDOLWlW YRQ .UDQNHQKlXVHUQ VFKD̥W sierte über Aktivitäten zu Forschung, Entwicklung und Fortbil- DOVRNHLQH7UDQVSDUHQ]IUbU]WHXQG3DWLHQWHQ$OOHQIDOOVJHQH- dung auf dem Gebiet von Hüft- und Beckenerkrankungen aus- relle Aussagen über die Entwicklung der Qualität von Kliniken sind tauschen können. Zudem sollen wissenschaftliche, technologi- möglich. (red) sche, biologische und praktische Belange in diesem Bereich ge- fördert werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist der wissenschaft- liche Austausch von existierenden und geplanten Forschungs- E-Card im Dauerverzug vorhaben sowie die Abstimmung über Qualitätssicherheits- Im Juli hätten die Online-Tests maßnahmen. Darüber hinaus strebt die DGOU-Sektion eine der elektronischen Gesund- enge Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Gre- heitskarte (eGK) starten sollen. mien, Gesellschaften und Arbeitsgruppen an. Foto:fotolia_blende11 photo $OV 9RUEHUHLWXQJ DXI GHQ VXN- zessiven bundesweiten Rollout Die Leitung der DHG haben Präsident Prof. Dr. Rüdiger von Ei- der ersten Online-Anwendung senhart-Rothe sowie die Vizepräsidenten Prof. Dr. Bernd Klad- der Karte, dem Abgleich der ny, Prof. Dr. Ulrich Stöckle, Prof. Dr. Carsten Perka und Prof. Dr. 9HUVLFKHUWHQVWDPPGDWHQ Karl-Dieter Heller übernommen. Als Schriftführer wurde Pri- 96'0 'RFK EHUHLWV 0RQDWH vatdozent Dr. Robert Hube gewählt. Die Mitgliedschaft erfolgt vorher war klar: Die Frist, die das ausschließlich auf Einladung durch das Präsidium. Aufgenom- E-Health-Gesetz hier vorgibt men werden ausgewiesene Experten und Meinungsbildner auf und die mit Sanktionen für die Selbstverwaltung verbunden ist, dem Gebiet der Diagnostik, Behandlung und Erforschung von wird nicht gehalten. Experten gehen mittlerweile davon aus, dass Hüftgelenkserkrankungen und -verletzungen. die Tests frühestens Anfang 2017 starten. Zumindest für die E-Si- gnatur kann Teilentwarnung gegeben werden. Die elektroni- www.dgou.de/gremien/sektionen/hueftgesellschaft.html schen Heilberufeausweise (eHBA) mit elektronischem Signatur- schlüssel wurden von der gematik bereits am 21. Juni zugelassen, Erratum GLHVH.DUWHQZHUGHQEHUHLWVYRQGHQbU]WHNDPPHUQDXVJHJHEHQ Für die E-Signatur benötigen die Praxen zunächst nur ein Gerät, das ihren eHBA einliest, und eine Signatursoftware, letztere wird Zu OUMN 4_16 S. 346 ff unter: Stellungnahme Manuelle Medi- meist ins Praxisverwaltungssystem integriert. (ÄZ) zin: Einsatz von Röntgennativaufnahmen in der manuellen Me- dizin: Neuer Notdienst der Kassenärzte kaum bekannt Leider wurden im Abschnitt „Risikoprofil Röntgenstrahlung“ /DQJH KDEHQ GLH QLHGHUJHODVVHQHQ bU]WH GDUDQ JHDUEHLWHW falsche Angaben zum Risiko schwerwiegender Schädigungen GDVV HV HLQH HLQKHLWOLFKH 1RWIDOOQXPPHU JLEW :HU DP :R- durch manuelle Medizin und strahleninduzierter Tumoren pu- chenende Bauchschmerzen hat oder nachts Fieber bekommt, bliziert. Bitte beachten Sie die folgenden korrekten Angaben: GHUVROOWHVLFKQXUHLQH7HOHIRQQXPPHUPHUNHQPVVHQ9RU vier Jahren ging die Ziffernkombination 116 117 für den ärzt- „Abhängig von Alter und Wirbelsäulenabschnitt liegt das Risi- lichen Bereitschaftsdienst an den Start. Sie soll an die 112 er- ko, infolge einer Röntgenaufnahme an einem strahleninduzier- innern, die nur für lebensbedrohliche Fälle gedacht ist. Der Er- ten Tumor zu versterben, im Bereich von 10–4 bis 10–7. Das aus IROJGHUQHXHQ1XPPHULVWMHGRFKEHVFKHLGHQ1XUGLH+lOIWH bisherigen Literaturdaten abzuschätzende Risiko einer schwer- GHU.DVVHQSDWLHQWHQNHQQWVLH'DVHUJDEGLH9HUVLFKHUWHQEH- wiegenden Schädigung durch einen manualmedizinischen Ein- IUDJXQJGHU.DVVHQlU]WOLFKHQ%XQGHVYHUHLQLJXQJ .%9 Å9LHOH griff liegt im Vergleich bei 10–5 bis 10–6 und ist somit nicht ge- QXW]HQGDKHUGLH1RWIDOODPEXODQ]DXFKGDQQZHQQNHLQHFK- nerell höher als das Strahlenrisiko.“ WHU1RWIDOOYRUOLHJW´VDJW.%9&KHI$QGUHDV*DVVHQÅ+LHUPV- sen wir noch besser aufklären.“ (KBV) Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen. Die Redaktion 440 2UWKRSlGLHXQG8QIDOOFKLUXUJLH0LWWHLOXQJHQXQG1DFKULFKWHQ_2NWREHU
Nachrichten )RWR$8& Prof. Dr. Johannes Sturm (r.) und Dr. Stephan Prückner unterzeichneten den Foto: Sana-Kliniken Kooperationsvertrag. AUC intensiviert Kooperation mit INM Die AUC – Akademie der Unfallchirurgie GmbH und das Institut Studierende sind glücklich über ihr Zertifikat. für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) der Lud- wig-Maximilians-Universität München pflegen seit mehreren Jahren eine enge Zusammenarbeit. Um diese Zusammenarbeit Summer School Sommerfeld 2016 auf wissenschaftlichen, technischen und edukativen Feldern zu intensivieren, wurde durch Professor Johannes Sturm, Ge- Die Klinik für Operative Orthopädie der Sana Kliniken Sommer- schäftsführer der AUC und Dr. Stephan Prückner, Geschäftsfüh- feld veranstaltete vom 1.8. bis 12.8.2016 zusammen mit dem render Direktor des INM, ein Kooperationsvertrag ausgearbei- Jungen Forum der DGOU einen orthopädischen Untersuchungs- tet. kurs für interessierte Studierende der Humanmedizin. Der Kurs hat eine lange Tradition und fand vor mehr als zehn Jahren re- Am 6. Juli 2016 fand die Unterzeichnung dieses Kooperations- gelmäßig für Studierende der Charité statt. In diesem Jahr ka- vertrages zwischen den beiden Institutionen statt. Das INM ist men die Teilnehmer vor allem von der Medizinischen Hoch- eine interdisziplinäre Einrichtung am Klinikum der Universität schule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), aber auch von der München. Seine zentralen Aufgaben sind Lehre und Forschung Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Zwei Gruppen mit in der Notfallmedizin und im Medizinmanagement. jeweils acht Studierenden waren jeweils für eine Woche zu Gast in Sommerfeld und nahmen aktiv an Visiten, Sprechstun- Zukünftig sollen auf Basis dieses Vertrages gemeinsame For- den, Untersuchungskursen, Hygieneschulungen, chirurgischen schungs- und Entwicklungsvorhaben koordiniert, bei Entwick- Nahtkursen und natürlich an Operationen teil. Ein abwechs- lung und Durchführung von Trainings und Kursen zusammen- lungsreiches Freizeitprogramm rundete das Programm ab. Den gearbeitet und auch im Bereich medizinischer Register und da- Abschluss des Kurses bildete die Zertifikatserteilung und Evalu- mit verbundener Technologien kooperiert werden. Somit wur- ierung. Die Teilnehmer gaben dem Kurs Bestnoten für Inhalt, de eine langjährige Kooperation gefestigt und zukunftssicher Organisation und Atmosphäre, weshalb er sicher im nächsten gestaltet. Markus Blätzinger, AUC Jahr wiederholt werden wird. Prof. Dr. Andreas M. Halder Rückenschmerzen bei Kindern Bewegungsmangel Rückenschmerzen sind auch bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet und haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Als häufigste Ursachen für die Zunahme vermuteten die Ärz- Eine aktuelle Studie kommt zu erschreckenden Ergebnissen. te: zu wenig Bewegung (98 Prozent), Eltern regen nicht genug Mehr als drei Viertel der befragten 11- bis 17-Jährigen gaben die motorische Entwicklung ihrer Kinder an (91 Prozent) und an, in den letzten drei Monaten Schmerzen gehabt zu haben. die Kinder erhalten zu wenig oder schlechten Sportunterricht Rückenschmerzen bei Kindern waren früher ein seltenes Phä- in der Schule (60 Prozent). Auswirkungen des Bewegungs- nomen. Dass sich das geändert hat, zeigt die europaweit größte mangels sehen vor allem Sportmediziner. Nach einer aktuel- Kinderstudie KiGGS des Robert Koch-Instituts mit 17.641 Kin- len Studie am Institut für Sport und Sportwissenschaft der dern und Jugendlichen. Mehr als drei Viertel der 11- bis 17-Jäh- Universität Karlsruhe mit über 1000 Grundschülern ver- rigen gaben an, in den letzten drei Monaten Schmerzen gehabt brachten diese täglich etwa neun Stunden im Sitzen, neun zu haben. Fast die Hälfte davon klagten dabei über Rücken- Stunden im Liegen, fünf Stunden stehend und lediglich eine schmerzen. Treten solche Beschwerden regelmäßig auf, dann Stunde in Bewegung. Die Folgen: In einer weiteren Studie er- sollten Eltern unbedingt die Ursache vom Arzt abklären lassen, reichten 43 Prozent der Kinder und Jugendlichen beim betonte Professor Berthold Koletzko, der Vorsitzende der Stif- Rumpfbeugen nicht das Fußsohlenniveau, 35 Prozent schaf- tung Kindergesundheit. Bei einem Teil der Betroffenen sind or- fen es nicht, auf einem drei Zentimeter breiten Balken min- ganische Erkrankungen wie Skoliose oder Morbus Scheuer- destens zwei Schritte rückwärts zu balancieren. Fazit: 30 bis mann zu erwarten. Aber vor allem auch ein bewegungsarmer 50 Prozent aller Grundschulkinder brauchen eine motorische Lebensstil führt bei Kindern zu Beschwerden. Förderung. (ÄZ) 2UWKRSlGLHXQG8QIDOOFKLUXUJLH0LWWHLOXQJHQXQG1DFKULFKWHQ_2NWREHU 441
Aus unserem Fach Foto: Fotolia_benjaminnolte D I E N E U E N H E I LV E R FA H R E N D E R D G U V Kostenunterdeckung im SAV Forderung nach Ausgleich Die Anforderungen der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) für die Neuen Heilverfahren wur- den am 1.1.2013 im neuen Katalog vorgestellt. Die Umsetzung für die Zulassungen zum SAV (Schwerst- verletzungsartenverfahren) sollten 2014 abgeschlossen sein. Diese Anforderungen stellten viele Unfallchi- rurgische Kliniken vor große strukturelle und personelle Herausforderungen. Hintergrund war der Wunsch der DGUV nach einer Qualitätsverbesserung in der Behandlung der Patienten mit schwersten Arbeits- und Wegeunfällen durch Lenkung in qualifizierte Zentren mit hohen Fallzahlen. Dass die Erlöse für diese Klini- ken den geforderten Qualitätsverbesserungen angepasst werden sollten, war nicht vorgesehen. Nach zwei Jahren Erfahrung mit dem rechnung eines Zentrumszuschlags zu- gangsartenverfahren (DAV) zugelassene SAV können wir feststellen, dass die ge- sätzlich zu den DRG-Erlösen erfolgt nicht. Krankenhäuser eine Verlegungspflicht forderten Verbesserungen durchgesetzt Die von der DGUV geplanten SAV-Qua- für Patienten mit Verletzungen aus dem wurden. Die hohen Anforderungen an die litätszirkel gehen einseitig zu Lasten der Verletzungsartenkatalog haben, die un- Qualifikation und Anwesenheit der Ärz- Kliniken. ter Schwerstverletzungen fallen (fett ge- te stellt allerdings ein ständiges Problem druckt im derzeit gültigen VAV-Katalog). dar. Die Zahl der Patienten mit schwe- Entwicklung Neue Heilverfahren Dies trifft für alle Häuser zu, auch wenn ren und schwersten Verletzungen in den sie einen Antrag auf die Beteiligung am SAV-Kliniken hat im Jahr 2015 deutlich Ab 1.1.2014 war bei den neuen Heil- SAV gestellt haben, der noch nicht ab- zugenommen. Die Erlöse für die komple- verfahren der DGUV ein neuer Stand schließend überprüft ist. Die neuen xen Versorgungen sind allerdings nicht erreicht: das neu eingeführte Schwerst- stationären Heilverfahren kopieren die ausreichend im DRG-System abgebildet verletzungsartenverfahren (SAV) trat Entwicklung für die Versorgung ihrer und damit weit unterdeckt. Es sind hier- in Kraft. Diese Neuerung beinhaltet für Versicherten mit einem 3-stufigen stati- für keine gesonderten Fallpauschalen im die Kliniken, dass zum Verletzungsar- onären Heilverfahren. Die DGUV fordert DRG-Entgeltkatalog vorgesehen. Die Ab- tenverfahren (VAV) und zum Durch- zusätzlich Qualität sichernde Maßnah- 442 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016
Aus unserem Fach men und Nachweise. Für die neu instal- Entwicklung der Wirtschaftlichkeit und Für Orthopädie / Unfallchirurgie ist es lierten SAV-Häuser wurden die Anforde- Darstellung gegenüber der Geschäfts- wichtig, diese beiden Zählweisen zu ken- rungen noch höher geschraubt als für die führung nen und vom Controlling einzufordern, Überregionalen TraumaZentrenDGU®. So um Transparenz in der Leistungserbrin- wird beispielsweise die Existenz einer Die Zahl der verlegten Patienten in gung zu erhalten und eventuell zusätz- Neurochirurgischen Abteilung mit 24 SAV-Kliniken hat 2015 deutlich zuge- Stunden Präsenz eines Arztes in der Kli- nommen. Belastbare Zahlen liegen hier- nik gefordert. Damit haben nicht wenige zu nicht vor, auch der DGUV nicht. Der Foto: Bonnaire Foto: Bonnaire Kliniken ein Problem. Case Mix Index (CMI) steigt deutlich und entsprechend die insgesamt erlös- Neu ist die Verlegungspflicht der ten DRG-Punkte (Bewertungsrelationen VAV-Häuser in die SAV-Häuser nach dem bzw. BWR). Je nach Zählweise (aufneh- Verletzungsartenkatalog (siehe home- mende bzw. entlassende Abteilung) ent- page bdd: www.bv-d-arzt.de). Von Seiten wickelt sich ein Zuwachs von zusätzli- der DGUV sind Sanktionen beim Überge- chen BWR gegenüber 2014. Es kommt hen dieser Vorgaben wie die Zurückwei- zu einer erheblichen Umverteilung der sung von Erlösanforderungen vorgesehen DRG-Erlöse zu Gunsten der entlassen- und werden auch zunehmend häufig den Kliniken auf die Intensivstation der Abb. 1 22-jährige, gesunde Patientin mit einfa- cher Fibulafraktur / SE 1 nach Lauge-Hansen und durchgesetzt. An die SAV-Häuser wurden Anästhesie oder eine IMC-Station (wenn Versorgungsbild intraoperativ mit einer einfachen besonders harte Bedingungen gestellt, in nicht unter eigener Leitung der Un- Drittelrohrplatte. Erlös nach DRG etwa 3100 €. erster Linie an die ärztliche Besetzung im fallchirurgie). ̂ Tab. 2 Operationszeit 45 Minuten. Dienstgeschehen, aber auch an räumli- che und strukturelle Gegebenheiten (z. B. Nähe von Hubschrauber-Landeplatz zum Foto: Bonnaire Foto: Bonnaire Foto: Bonnaire Foto: Bonnaire Foto: Bonnaire Schockraum). In der folgenden Tabelle sind die Anfor- derungen an die Dienstbesetzung in den drei Versorgungsstufen dargestellt. Be- sonders die Anwesenheit eines Neuro- chirurgen im Dienst ist für viele Kliniken eine organisatorische und finanzielle He- rausforderung. Ärztliche Besetzung im Dienst Abb. 2 Polytraumatisierte, 36-jährige Patientin, verlegt aus einem VAV-Haus. Die Pilonfraktur war erst- Anforderungen der DGUV (2) versorgt mittels Plattenosteosynthese an der Fibula und Fixateur externe, die Skapulahalsfraktur ruhig gestellt. Die Übernahme erfolgte wegen der SAV Bestimmungen. Das verlegende Krankenhaus kann die Fixateur-Anlage und die Fibula-Osteosynthese sowie die Primärversorgung zur Transportfähigkeit be- Kompetenz DAV VAV SAV rechnen. Es resultiert nach DRG alleine für die Pilonversorgung ein Erlös von 6381,62 €. Die Versorgung der Pilonfraktur mit Plattenkorrektur an der Fibula, Metaphysenplatte und ventraler Winkelstabiler Ra- Unfallchirurgie A A A diusplatte, die insgesamt 3 h Operationszeit brauchte, führte zu einem deutlich geringeren Erlös als die Anästhesie A A A einfache Anlage eines Fixateurs externe. Die zusätzlich notwendige Skapulaosteosynthese, die eine in- traoperative Umlagerung verlangte und nach 2 Wochen sehr schwierig zu reponieren war, führte nicht zu Allg.- / Viszeralchirurgie B A A einer Erhöhung der DRG- Erlöses (OP-Zeit insgesamt 6 h, siehe Grouper-Ausdruck). Allein über die Ver- Radiologie B B A weildauer kann sich der Erlös erhöhen! Neben der Frakturversorgung mit Physiotherapie und Mobilisati- on erfolgte die Behandlung der Lungenkontusion und eines posttraumatischen Belastungssyndromes. Neurochirurgie C B A Gefäßchirurgie C C B Handchirurgie C C B Fach- Zählung nach Entlassung Zählung nach Aufnahme Differenz 01-06 2015 Kinder C C B abteilung Fälle BWR Fälle BWR Fälle BWR Wirbelsäule C C B UCH/NCH 1 593 1 975,713 1 653 2 364,145 60 388,432 Plastische Chirurgie C C B Tab. 2. Darstellung der Erlöse der Unfallchirurgie Dresden-Friedrichstadt nach Aufnahme- und MKG C C B Entlass-Zählweise, exemplarisch im ersten Halbjahr 2015: Da im Zeitalter von Fallpauschalen bei in- Urologie C C B terdisziplinären Patientenkarrieren der DRG-Fall einer Fachabteilung systembedingt zugewiesen wird, kommt in externen Statistiken regelmäßig die Zählweise auf die entlassende Abteilung zum Ansatz. Herz- / Thoraxchirurgie C C B Betrachtet man jedoch dieselbe Patientenmenge gedanklich mit Zuordnung auf die aufnehmende Abteilung, hat die unfallchirurgische Klinik im zitierten Zeitraum etwa 390 Bewertungsrelationen Rehabilitation C C B mehr „mit-erwirtschaftet“. Die über andere Kliniken entlassenen Patienten wurden im Sinne von Tab.1 Notwendige Anwesenheiten (A), Service-Leistungen operiert, aber nicht von der Unfallchirurgie entlassen. Dieser Vorgang ist für Bereitschaften (B), Kooperationen (C) in den unfallchirurgische Kliniken typisch und muss den Controllern und Geschäftsführern klargemacht wer- verschiedenen Verfahren: Übersicht über die den, damit die Leistungsmengen korrekt interpretiert werden. Alternativ wären geeignete Modelle Fachgebiete, die für das SAV benötigt werden. zum statistischen Leistungssplit auf die behandelnde Abteilung zu diskutieren. 444 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Oktober 2016
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